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Buchvorstellung (05/2006)
1. Über den Autor
2. Buchausschnitt
3. Gespräch
4. Das Märchen vom „Terror-Fritz“
Jürgen Elsässer:

"Comment le Djihad est arrivé en Europe"

„Wie der Dschihad nach Europa kam“
Présentation du livre (05/2006)
1. À propos de l'auteur
2. Extrait du livre
3. Entretien
Über den Autor

Jürgen Elsässer hat im letzten Jahrzehnt ein Dutzend Bücher verfasst, über Geopolitik im Allgemeinen und die deutschen Interessen im Besonderen. Zum Teil liegen zusätzlich französische, italienische, serbokroatische und japanische Ausgaben vor. Elsässer arbeitet zurzeit hauptsächlich für die Berliner Tageszeitung Junge Welt und den wöchentlichen Freitag. Er war jahrelang Redakteur des Hamburger

Magazins Konkret, schrieb regelmäßig für die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung und das „Kursbuch“. Der ausgewiesene Balkan-Kenner machte sich als „unerbittlicher Ankläger der deutschen Jugoslawienpolitik“ einen Namen, hieß es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Die Presse“ aus Wien urteilte in einer Besprechung von Elsässers Kosovo-Standardwerk „Kriegslügen“: „Wenn Joschka Fischer zurücktreten muß, dann hoffentlich deswegen.“ Über sein aktuelles Buch „Wie der Dschihad nach Europa kam“ meinten andere:

„Eine Goldgrube an Enthüllungen“
Jean-Pierre Chevènement,
ehemaliger französischer Verteidigungsminister, Vorwort zur französischen Ausgabe


„Ich wünschte mir, es gäbe mehr solche Bücher“
Bundestagsabgeordneter Willy Wimmer, CDU, in der Laudatio

„Spannend wie ein Thriller“
Tageszeitung junge Welt

„Solche Eröffnungen gehen unter die Haut. Es ist das Verdienst Jürgen Elsässers, diese Fakten, das Ergebnis beinahe zehnjähriger journalistischer Recherche, in dieser nachvollziehbaren Buchform zusammengetragen zu haben. Eigentlich müsste dies international Schlagzeilen machen und Wogen der Empörung hoch schlagen lassen.“
Deutschlandfunk

„Vom Balkan ist selten die Rede, wenn es um den 11. September geht, und Elsässer kommt das Verdienst zu, diese Lücke mit einem gut lesbaren Buch geschlossen zu haben.“
Frankfurter Rundschau

Bibliografie Jürgen Elsässer

- Wie der Dschihad nach Europa kam – Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan (NP-Verlag, St. Pölten/Wien, 2005)****
- Kriegslügen. Vom Kosovokonflikt zum Milosevic-Prozeß (Kai Homilius-Verlag, Berlin, 2004)**
- Der deutsche Sonderweg. Historische Last und politische Herausforderung (Diederichs-Verlag, München, 2003)
- Deutschland führt Krieg. Seit dem 11. September wird zurückgeschossen (KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 2002)
- Make Love and War. Wie Grüne und 68er die Republik verändern (Pahl-Rugenstein-Verlag, Bonn, 2002)
- Kriegsverbrechen. Die tödlichen Lügen der Bundesregierung und ihre Opfer im Kosovo-Konflikt (KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 2000) *
- „Die Fratze der eigenen Geschichte“ (zus. mit Andrei S. Markovits – Elefantenpress, Berlin, 1999)
- Nie wieder Krieg ohne uns. Das Kosovo und die neue deutsche Geopolitik (KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 1999)
- Braunbuch DVU (Vorwort Jürgen Trittin, KVV-Konkret Verlag, Hamburg,1998)
- Vorwärts und vergessen? (zus. mit Sahra Wagenknecht – KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 1996)
- Wenn das der Führer hätte erleben dürfen (KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 1995)
- Antisemitismus – das alte Gesicht des neuen Deutschland (Dietz-Verlag, Berlin, 1992)

Ausländische Lizenzausgaben

**** Dzihad na Balkanu (Jasen, Beograd, Mai 2006)
**** Comment le Djihad est arrivé en Europe (Xenia, Genève/Vevey, April 2006)
***Ratne Lazi (Jasen, Beograd, April 2005)
**Haisenkoku Doitsu no Jitsuzo. Sekai Kyohkoku eno Michi? Nihon eno Kyohkun?(Showado, Kyoto, November 2005)
*La RFA dans la guèrre au Kosovo (L'Harmattan, Paris, Dezember 2002)
*Menzogne di guerra (La Citta del Sole, Napoli, Juli 2002)
*Ratni Zlocini (Jasen, Beograd, April 2002)



Link:

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Rezensionen FR und taz
À propos de l'auteur

Au cours des dix dernières années, Jürgen Elsässer a publié une dizaine de livres qui traitent de géopolitique en générale et des intérêts allemands en particulier. Une partie de son œuvre a été traduite en français, en allemand, en serbo-croate et en japonais. Elässer travaille actuellement, pour l'essentiel, pour le quotidien berlinois "Junge Welt" et pour

l'hebdomadaire "Freitag". Il a été des années durant rédacteur pour le magazine "Konkret" de Hambourg, il a aussi écrit régulièrement dans la "Allgemeine Jüdische Wochenzeitung" et dans "Kursbuch". Ce connaisseur averti des Balkans s'est fait un nom comme " critique serein de la politique allemande en Yougoslavie." C'est ce qu'il a déclaré à la "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Voici ce que "Die Presse" de Vienne rapport de son ouvrage de référence sur le Kosovo, "Kriegslügen" ("mensonges de guerre") : "Si Joschka Fischer démissionne, ce sera à cause de cela." Voici un extrait des critiques parues sur son dernier livre, "Comment le Djihad est arrivé en Europe" (éditions Xenia, 2006):

"Une mine de renseignements"
Jean-Pierre Chevènement, ancien ministre de la Défense, préface à l'édition française

"Je voudrais qu'il y ait plus de livres de cette eau."
Willy Wimmer, chargé de mission parlementaire allemand

"Passionnant comme un thriller"
Junge Welt, Berlin

"Ce genre de révélations fait froid dans le dos. C'est tout le mérite de Jürgen Elsässer que de publier sous une forme livresque, accessible, le résultat de dix ans de recherches journalistiques. Ce livre devrait faire les grands titres de la presse internationale et déclencher des mouvements d'indignation."
Deutschlandfunk

"On parle rarement des Balkans quand on évoque le 11 septembre, et c'est à Elsässer qu'on doit d'avoir rempli cette lacune."
Frankfurter Rundschau


Bibliographie de Jürgen Elsässer

- Wie der Dschihad nach Europa kam – Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan (NP-Verlag, St. Pölten/Wien, 2005)****
- Kriegslügen. Vom Kosovokonflikt zum Milosevic-Prozeß (Kai Homilius-Verlag, Berlin, 2004)**
- Der deutsche Sonderweg. Historische Last und politische Herausforderung (Diederichs-Verlag, München, 2003)
- Deutschland führt Krieg. Seit dem 11. September wird zurückgeschossen (KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 2002)
- Make Love and War. Wie Grüne und 68er die Republik verändern (Pahl-Rugenstein-Verlag, Bonn, 2002)
- Kriegsverbrechen. Die tödlichen Lügen der Bundesregierung und ihre Opfer im Kosovo-Konflikt (KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 2000) *
- "Die Fratze der eigenen Geschichte" (zus. mit Andrei S. Markovits – Elefantenpress, Berlin, 1999)
- Nie wieder Krieg ohne uns. Das Kosovo und die neue deutsche Geopolitik (KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 1999)
- Braunbuch DVU (Vorwort Jürgen Trittin, KVV-Konkret Verlag, Hamburg,1998)
- Vorwärts und vergessen? (zus. mit Sahra Wagenknecht – KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 1996)
- Wenn das der Führer hätte erleben dürfen (KVV Konkret-Verlag, Hamburg, 1995)
- Antisemitismus – das alte Gesicht des neuen Deutschland (Dietz-Verlag, Berlin, 1992)

Editions étrangères

**** Dzihad na Balkanu (Jasen, Beograd, Mai 2006)
**** Comment le Djihad est arrivé en Europe (Xenia, Genève/Vevey, April 2006)
***Ratne Lazi (Jasen, Beograd, April 2005)
**Haisenkoku Doitsu no Jitsuzo. Sekai Kyohkoku eno Michi? Nihon eno Kyohkun?(Showado, Kyoto, November 2005)
*La RFA dans la guèrre au Kosovo (L'Harmattan, Paris, Dezember 2002)
*Menzogne di guerra (La Citta del Sole, Napoli, Juli 2002)
*Ratni Zlocini (Jasen, Beograd, April 2002)

Buchausschnitt

Ausschnitt aus Kapitel 7/7 ("London"), das für die französische Ausgabe neu geschrieben wurde. 10 Seiten. Autorisierte Fassung.

„Er war es nicht. Es müssen Kräfte hinter ihm gewesen sein.“ (Der Onkel des angeblichen 7/7-Selbstmordbombers Shehzad Tanweer)1

MI-6 schützt Dr. No
Der mutmaßliche Drahtzieher der Bombenanschläge vom 7. Juli in London hat im Auftrag des britischen Geheimdiensts Dschihadkämpfer für das Kosovo rekrutiert. Von Jürgen Elsässer

Die Terroristen besorgten sich den Plastiksprengstoff im Kosovo, von der dortigen Untergrundbewegung UCK. „Wir kauften genug kam Semtex, um die Oxford Street oder das Parlament hochzujagen oder 40 Lockerbie Jets herunterzuholen“, gibt später einer der Einkäufer zu Protokoll. Geliefert wurde vom UCK-Feldkommandanten Niam Behljulii, Kampfname Hulji. „Wir trafen ihn unter der Nase der Britischen Armee und der UN-Streitkräfte“, wundert sich der Mann in Anspielung auf die in der serbischen Provinz nach dem Krieg 1999 stationierten internationalen Friedensschützer von der Kfor. „Hulji ... wird beschuldigt, während des Krieges serbische Frauen und Kinder massakriert zu haben. Er posierte sogar grinsend für einen Fotografen, in der Hand den abgeschnittenen Kopf eines seiner Feindes. Aber wir zogen ihn auf unsere Seite, indem wir uns eine seiner Schwächen zunutze machten: Er ist ein großer Fan der irischen Rockband U2. Als wir ihm eine der CDs der Band versprachen, die wir mit einem gefälschten Autogramm von Leadsänger Bono verziert hatten, wollte er unbedingt mit uns ins Geschäft kommen.“ Huji soll demnach gesagt haben: „Ich kann Euch genug Semtex für einen kleinen Krieg besorgen. Braucht Ihr es für Terrorismus?“ Und er versprach: „Der Plastiksprengstoff ist vom alten Typus: Ohne Metallstreifen im Innern. Kann an Flughäfen nicht entdeckt werden. Man kann ihn nicht aufspüren – es gibt auch keine chemischen Marker.“

Insgesamt wechselten 13,5 Kilo Semtex in 108 Stangen für 10 000 Pfund den Besitzer. Die Albaner waren vorsichtig: Sie wollten eine Anzahlung auf drei Viertel des Betrages und eine Geisel als Pfand. Die wurde in einem Bungalow der Terroristen eingesperrt, der genau gegenüber der Residenz des britischen Botschafters in der kosovarischen Hauptstadt Pristina lag. Nach vier Tagen war die Ware angekommen und wurde übergeben. Die Käufer waren skeptisch, das Zeug fühlte sich wie Spielzeugknete an. „Aber als wir es mit einem Feuerzeug anzündeten, brannte es mit einer intensiven blauen Flamme – der Beweis für Semtex.“ Nun war alles bereit für den Big Bang in London.

Gottseidank wurde nichts draus. Zwar war die von der UCK gelieferte Ware von mörderischer Qualität – doch die Einkäufer waren keine Terroristen, sondern Journalisten des britischen Wochenblattes Daily Mirror. Zu Jahresende 2003 hatten sie sich in den albanischen Untergrund mit der Tarnung einschleusen lassen, sie seien Kämpfer der nordirischen IRA und an modernsten Waffen interessiert. Unmittelbar nachdem der Deal gelaufen war, benachrichtigen sie über Satellitentelefon britische Polizeieinheiten in Pristina. Die stellten das Semtex sicher – und nahmen die beteiligten albanischen Terroristen innerhalb kurzer Zeit fest, darunter übrigens zwölf einheimische Polizisten. Für Kommandant Hulji endete die Operation tragisch: „Letzte Nacht gab es viele Gerüchte, daß Hulji ermordet worden ist, weil er eine Terroroperation der UCK gefährdet hatte.“

Bemerkenswert ist, daß die Journalisten ihren Undercovererfolg noch andernorts wiederholen wollten. Tatsächlich war sowohl die kroatische wie die serbische Mafia in höchstem Maße geschäftsbereit. Allerdings konnten die Einkäufer weder in Zagreb noch in Belgrad Semtex auftreiben – das hatte es nur in Pristina gegeben.2

Von der Drina an die Themse

Am 7. Juli 2005 zerrissen morgens um exakt 8.50 Uhr drei Bomben innerhalb von 50 Sekunden Zugwaggons in oder kurz vor den Londoner U-Bahnhöfen Aldgate, Edgware Road und Russell Square. 57 Minuten später detonierte eine vierte Bombe im Doppeldeckerbus Nummer 30 nahe Tavistock Square. Insgesamt starben 56 Menschen, darunter die vier angeblichen Attentäter. Am 21. Juli sollten vier weitere Bomben im Londoner Nahverkehrsnetz explodieren. Es kam jedoch nur zu relativ harmlosen Verpuffungen ohne Personenschäden.

Vor dem Hintergrund des eingangs geschilderten Semtex-Kaufs im Kosovo mußte es einigermaßen elektrisieren, daß unmittelbar nach 7/7 von verschiedensten Seiten Hinweise kamen, daß die verwendeten Bomben balkanischer Herkunft waren. Die Times schrieb, „daß die für die vier Anschläge verwendeten Sprengsätze sehr wahrscheinlich von ein und demselben Hersteller stammen. Dieser habe Militärsprengstoff für die Bomben benutzt, der aus dem Balkan gekommen sein könnte.“ 3 „Nach einem vertraulichen Bericht, der am Tag nach den Bombenanschlägen von der privaten Londoner Sicherheitsfirma Aegis Defense Services Ltd. erstellt worden ist, den auch Beamte des Pentagon gesehen und gelesen hatten, ... ist es möglich, daß der Sprengsatz von einem erfahrenen Bombenbauer konstruiert worden ist, der möglicherweise nur zu diesem Zweck nach London gekommen ist.“4 Am 13. Juli berichtete die Londoner Times: „Spuren von Plastiksprengstoff ... sind angeblich in den Trümmern der zerstörten U-Bahn-Wagen und dem Bus gefunden worden ... Der Sprengstoff wird vor allem in den USA hergestellt, aber es gibt Beweise, daß militärischer Sprengstoff von Terroristengruppen auch aus Quellen in Kroatien und anderswo auf dem Balkan besorgt worden ist.“5 Nach Gesprächen mit britischen Kollegen gab auch Christophe Chaboud, Leiter einer französischen Koordinationsstelle zur Terrorbekämpfung, einen entsprechenden Hinweis auf „Schmuggel, zum Beispiel vom Balkan“.6 Für Yossef Bodansky, den Terrorbeauftragte des US-Senats, war der Sprengstoff „wahrscheinlich aus Bosnien-Herzegowina“ gekommen.7 Doch innerhalb einer knappen Woche verschwand die Balkan-Connection wieder aus der öffentlichen Diskussion, und die Bomben, so die neue Sprachregelung, sollten nicht aus hochmodernem Plastiksprengstoff hergestellt worden sein, sondern aus handelsüblichen Chemikalien (dazu unten mehr).

Die Jagd nach dem Mastermind

In dem ganzen Infotainment der Behörden und angeschlossener Medien ging die Balkanspur und viele andere interessante Details schnell unter. Dazu gehörte auch der dringende Verdacht, daß der britische Geheimdienst MI6 den Dr. No – den unsichtbaren Mastermind – von London 7/7 nicht, wie in den Filmen mit James Bond, gejagt, sondern, ganz im Gegenteil, angeheuert hat. Diese Behauptung stammt nicht von einem der üblichen Verschwörungstheoretiker auf einer der einschlägigen Websites, sondern von einem früheren US-Bundesanwalt und Geheimdienstexperten. Mit diesem John Loftus führte der US-Fernsehsender Fox News – die super-patriotische Alternative zu CNN ist in den Vereinigten Staaten mittlerweile stärker als die Konkurrenz! – am 29. Juli 2005 ein längeres Live-Interview.

Wer ist dieser Loftus? Seiner Website kann man entnehmen, daß er als junger Offizier der US-Armee israelische Soldaten für Geheimoperationen im Yom Kippur-Krieg 1973 trainierte. Während der Präsidentschaft von Jimmy Carter und Ronald Reagan ermittelte er im Auftrag des US-Generalbundesanwaltes gegen NS-Kriegsverbrecher. Im Jahre 1982 gewann sein TV-Feature über Nazis auf der Gehaltsliste der US-Regierung den Emmy Award. In seiner Zeit als Bundesanwalt hatte Loftus Zugang zum NATO-Archiv Cosmic, den CIA-Codeworten und streng geheimen Atomakten.8

Im Zentrum des Gesprächs auf Fox News stand ein gewisser Haroon Rashid Aswat, der einige Tage zuvor in Sambia festgenommen worden war. Er stammt aus Dewsbury in West Yorshire, wo auch drei der vier Tatverdächtigen des 7. Juli gewohnt hatten. Nach Auswertung der Telefongespräche gilt Aswat für das FBI als deren „Schlüsselkontakt“9 Gleichfalls verdächtig: Er reiste zwei Wochen vor den Anschlägen nach Großbritannien ein – und wenige Stunden danach wieder aus.10

Loftus: Ja, Aswat wird für den Drahtzieher (Mastermind) all der Anschläge in London gehalten.

Jerrick (Fox-Moderator): Am 7. und am 21. Juli, das ist der Kerl ...

Loftus: Das ist der Kerl, und was wirklich bestürzend ist, daß die ganze britische Polizei draußen ist und ihn jagt, und ein Flügel der britischen Regierung, MI-6 oder britischer Geheimdienst, hat ihn versteckt. Und das war eine echte Ursache für Spannungen zwischen der CIA, dem Justizministerium und Großbritannien.

Jerrick: MI6 hat ihn versteckt. Wollen Sie damit sagen, daß er für sie gearbeitet hat?

Loftus: Oh, nicht ich sage das. Das sagte der muslimische Scheich ((gemeint: Scheich Abu Hamza von der Londoner Finsbury Moschee)) in einem Interview mit einer britischen Zeitung 2001.

Jerrick: Also ist er ein Doppelagent, oder was?

Loftus: Er ist ein Doppelagent.

Jerrick: Also arbeitet er für die Briten und versucht ihnen Informationen über Al Qaida zu geben, aber in Wirklichkeit ist er immer noch ein Al Qaida-Agent.

Loftus: Yeah. Die CIA und die Israelis klagten MI6 an, daß sie diese Terroristen in London leben lassen, und zwar nicht, um (von ihnen) Al Qaida-Informationen zu bekommen, sondern nur um des lieben Friedens willen (for appeasement). Das war so ein Ding nach der Art Ihr lasst uns in Ruhe, wir lassen Euch in Ruhe.

Jerrick: Offensichtlich ließen wir sie dann zu lange in Ruhe.

Loftus: Absolut. Nun kennen wir diesen Kerl Aswat. 1999 kam er nach Amerika. Das Justizministerium wollte ihn in Seattle anklagen, weil er und sein Kumpel eine Terrorschule in Oregon aufmachen wollten.

Jerrick: Also haben sie seinen Kumpel angeklagt, ja? Aber warum klagten sie ihn nicht an?

Loftus: Nun, es ist raus, gerade haben wir es erfahren, daß das Hauptquartier des US-Justizministeriums die Staatsanwälte in Seattle anwies, Aswat nicht anzurühren.

Jerrick: Hallo? Moment mal, warum?

Loftus: Offensichtlich arbeitete Aswat für den britischen Nachrichtendienst. Dann wurde Aswats Boss, der einarmige Captain Hook ((Spitzname für den oben erwähnten Scheich Abu Hamza von der Finsbury Moschee)) zwei Jahre später angeklagt. Also man hat den Kerl unter ihm und den über ihm angeklagt, aber nicht Aswat ...

An anderer Stelle holt Loftus etwas weiter aus.

Loftus: „Glauben Sie es oder nicht, der britische Nachrichtendienst hat tatsächlich einige Al Qaida-Jungs angeheuert, die bei der Verteidigung muslimischer Rechte in Albanien und im Kosovo mithelfen sollten ... Die CIA finanzierte die Operation zur Verteidigung der Muslime, der britische Nachrichtendienst kümmerte sich um die Anwerbung. Nun wissen wir eine Menge Einzelheiten, weil Captain Hook ... Al Sharq al Aswat, einer arabischen Zeitung in London, am 16. Oktober 2001 ein detailliertes Interview gab, das die Beziehungen zwischen dem britischen Nachrichtendienst und den Operationen im Kosovo ... beschreibt. Auf diese Weise können wir alle diese Kerle miteinander in Verbindung bringen. Es begann im Kosovo, Haroon (Rashid Aswat) war 31 Jahre alt, er stieg ungefähr 1995 ein.“11

Unwissende Marionetten

Die Frage nach einem möglichen Mastermind der Anschläge und der Rolle Aswats stellt sich unter anderem deswegen, weil die als Täter Stigmatisierten offensichtlich weder den Fanatismus, noch das Know-How hatten, um solche Verbrechen zu begehen.

Sowohl die mutmaßlichen Bombenleger des 7. wie des 21. Juli waren alles andere als islamistische Eiferer, sondern – so der Spiegel – „die netten Attentäter von nebenan“.12 Über die 7/7-Verdächtigen schreibt das Hamburger Magazin weiter: „Nach allem, was über Hussein, Khan und Tanweer bislang bekannt ist, passen sie einerseits in das Bild der völlig unauffälligen Attentäter vom Schlage eines Mohammed Atta, die wie die Terroristen des 11. September keinerlei Verdacht erregten. Andererseits scheint es sich bei den Tätern – ganz anders als bei Atta & Co. – um junge Männer gehandelt zu haben, die fest in einer westlichen Gesellschaft integriert waren. Einer von ihnen, Tanweer, war sogar ein begeisterter Anhänger der urbritischen Sportart Kricket.“13 Ein anderer, Khan, hatte mit behinderten Kindern gearbeitet. Seine Familie reagierte ungläubig, als Indizien für seine Täterschaft präsentiert wurden – ihr Sohn sei „mit einer Gehirnwäsche dazu gebracht worden, solch eine Scheußlichkeit auszuführen“.14 Die vier, die wegen des 21. Juli verhaftet worden waren, dürften Allah noch weniger Freude gemacht haben. Sie „tranken, rauchten Haschisch und waren hinter Frauen her“.15

Etliche Indizien sprechen dafür, daß diese Männer die Anschläge nicht hatten begehen oder sich zumindest nicht hatten opfern wollen. „Warum kauften sie sich Rückfahrkarten, wenn sie sterben wollten?“, fragte etwa der Independent on Sunday Mitte Juli.16 Auch Scotland Yard räumte zu diesem Zeitpunkt ein: „Wir haben keine eindeutigen Beweise, daß die Männer Selbstmordattentäter waren.“ „Das Quartett sei unter Umständen von Hintermännern in eine Falle gelockt worden“, zitierte der Sunday Telegraph aus Geheimdienstkreisen. Und weiter: Die Hintermänner wollten womöglich „nicht riskieren, daß die vier Männer gefaßt werden und alles verraten“.17 Diese These erscheint plausibel, weil die Verdächtigen nicht nur Rückfahrkarten gelöst, sondern auch ihre Parkscheine brav bezahlt hatten. Außerdem hatten sie die Bomben nicht um den Körper geschnallt, wie ansonsten bei Selbstmördern üblich. Wenn sie sie aber schon in Rucksäcken herumschleppten – warum stellten sie diese dann nicht rechtzeitig ab und brachten sich in Sicherheit, wie es die Attentäter im Vorjahr in Madrid gemacht hatten? Weiterhin sahen zwei Verdächtige Vaterfreuden entgegen, ihre Frauen waren schwanger – ein weiteres Motiv, um sich ein Weiterleben zu wünschen. Übrigens: Kein einziger der Verdächtigen wurde überhaupt in der U-Bahn gesehen. Ein schwammiges Überwachungsvideos zeigt sie nur ein Mal, und zwar beim Betreten des U-Bahnhofes Luton.

Auch das Verhalten des Attentäters im Doppeldeckerbus spricht für die Theorie vom unfreiwilligen Ableben. „Wurden die Bomber gelinkt? Das würde Berichte erklären, wonach ein Mann im Bus kurz vor der Explosion in seiner Tasche herumwühlte“, schrieb der Independent on Sunday.18 Insbesondere diese, die vierte Detonation, gibt den Ermittlern Rätsel auf. Warum erfolgte sie erst um 9.47 Uhr, fast eine Stunde nach den beinahe synchronen ersten drei? Warum stellte sich der Attentäter nicht an den Aufstieg zur Wendeltreppe, wo die Explosion die maximale Verwüstung hervorgerufen hätte?

Nach sieben Wochen präsentierte Scotland Yard eine Theorie, die diese Widersprüche auflösen sollte. Demnach wurden die Bomben nicht über einen Zeitzünder oder über ein Mobiltelefon (wie in Madrid) aktiviert, sondern von den Attentätern selbst per Knopfdruck gezündet.19 Damit wäre die These, daß sie in eine Falle gelockt wurden, vom Tisch. Doch auch dieser Erklärungsansatz scheitert an der vierten Explosion, der im Doppeldeckerbus. Die Behörden wollen herausgefunden haben, daß der mutmaßliche Bombenleger Nummer vier im letzten Augenblick nicht mehr mitmachen wollte. Das sei der Grund gewesen, warum er die vorgesehene U-Bahn nicht nehmen wollte – die Nordlinie fuhr nämlich an diesem Vormittag, anders als zunächst angenommen, durchaus. Demnach flüchtete er aus dem U-Bahnhof, ging in ein McDonalds-Restaurant und tätigte drei hektische Telefongespräche mit seinen drei Freunden, angeblich um sie von seinem Entschluß zu unterrichten.20 Doch würde die Theorie von der Verabredung zum gleichzeitigen Knopfdruck stimmen, hätte er natürlich wissen müssen, daß seine Telefonanrufe zu spät kamen – er telefonierte kurz vor neun Uhr, die Untergrund-Sprengsätze gingen bereits um 8.50 Uhr hoch. Daß Augenzeugen ihn gesehen haben, wie er im Bus hektisch in seinem Rucksack herumsuchte, wird in dieser Theorie als Zeichen seines Aussteigewunsches gedeutet. Doch beim Vergleich der Aussagen stellt man fest: Der Rucksack-Wühler saß unten im Bus. Die Bombe aber explodierte auf dem Oberdeck.

Vor allem ein Widerspruch der Druckknopf-Theorie bleibt unauflösbar: Wenn Attentäter vier wirklich aus der Operation aussteigen wollte, warum zündete er dann die Bombe überhaupt noch?21 All dies deutet darauf hin, daß er die Explosion nicht selbst auslöste.

Rucksackbomben und andere Hexereien

Ein weiterer Widerspruch: Laut ersten Untersuchungen soll es sich am 21. Juli „um eine ähnliche Sprengsatz-Konstruktion“ wie am 7. Juli gehandelt haben,22 die „Times“ berichtete sogar, „derselbe Bastler“ habe für beide Tage die Bomben zusammengebaut.23 Warum war die Wirkung dann aber bei der zweiten Anschlagserie so bescheiden – es gab bekanntlich nicht einmal Verletzte? Weil die Trittbrettfahrer des 21. Juli keine Tötungsabsicht hatten, wie der in Rom festgenommene Hussain Osman sagte?24 Oder weil in den Rucksäcken auch am 7. Juli keine Höllenmaschinen waren, sondern wie am 21. Juli nur harmlose Knallfrösche? Wurde also die mörderische Wirkung bei den ersten Anschlägen durch Sprengsätze anderer Herkunft verursacht, mit denen die offiziell Tatverdächtigen und ihre Rucksäcke gar nichts zu tun hatten?

Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Augenzeugenberichten, die auf Sprengsätzen hindeuten, die nicht in, sondern unter den Zügen plaziert worden waren. So gab der leichtverletzte Tanzlehrer Bruce Lait aus Cambridge noch vom Krankenhaus aus zu Protokoll: „Der Polizist sagte: ‚Kümmern Sie sich um das Loch, da war die Bombe‘. Das Metall war noch oben gebogen, als ob die Bombe unter dem Zug war. Die denken anscheinend, die Bombe war in einer Tasche abgestellt worden, aber ich erinnere mich an keinen dort, wo die Bombe war, und auch an keine Tasche.“25

Sehr aufschlußreich ist auch der Bericht von Danny Belsten aus Manchester, der in der U-Bahn saß, die in Edgware Road von der Bombe zerrissen wurde. Ein anderer Fahrgast habe ihn unter den Trümmern geborgen, und dann seien sie beide „durch den ersten Wagen gegangen, wo die Einstiegsluken herausgeflogen waren.“26 Die Einstiegsluken befinden sich am Boden des Waggons und öffnen sich nach oben beziehungsweise innen. Wenn ihre Deckel herausflogen, konnte das also nur nach oben oder innen geschehen – das bedeutet, der Explosionsdruck muß von unten beziehungsweise außen gekommen sein.

Es gibt andere Überlebende, die beschreiben, wie Fensterglas nach außen splitterte, was eher auf Bomben im Innern des Zuges hindeutet, aber einen Sprengsatz unter dem Zug (dessen Explosionsdruck durch den Waggonboden nach oben geht und dann die Decken/Wände/Fenster nach außen drückt) nicht ausschließt.

Erneut wirft ein Detail der Busexplosion die verstörendsten Fragen auf. Auf einem Foto der BBC ist festgehalten, wie unmittelbar nach der Explosion – einen Teil der Passagiere sieht man noch panisch fliehen – ein Lieferwagen der Firma Kingstar unmittelbar vor dem Doppeldecker steht.27 Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben auf "kontrollierte Zerstörung" (controlled demolition) spezialisiert, seine Geschäftsräume sind knapp 20 Kilometer vom Tatort entfernt.28

Eine Parallelübung

Klärungsbedürftig ist auch eine weitere zeitliche Koinzidenz: Eine Beraterfirma mit Verbindungen zu Regierungs- und Polizeikreisen hat am 7. Juli eine Antiterrorübung in London durchgeführt – gleichzeitig zu den Bombenanschlägen und an denselben U-Bahnhöfen. Peter Power, Leiter dieser Firma Vigor Consultants und früher von Scotland Yard beispielsweise nach den Bombenanschlägen auf die BBC im März 2001 und den Raketenagriff auf die MI6-Zentrale im September 2000 als Experte angeheuert,29 gab dazu auf BBC Radio 5 am Abend des 7. Juli ein Interview.

Power: Um halb neun an diesem Morgen führten wir für einen Betrieb mit über tausend Mitarbeitern eine Übung durch. Zugrunde gelegt waren gleichzeitige Bombenanschläge exakt an den Bahnhöfen, wo es an diesem Morgen passierte, deswegen stellen sich mir noch jetzt die Nackenhaare hoch.

Moderator: Habe ich das richtig verstanden: Sie führten eine Übung durch, wie man mit so etwas umgehen könnte, und es ist während dieser Übung passiert?

Power: Genau, und es war ungefähr halb neun diesen Morgen, wir planten das für ein Unternehmen und aus offensichtlichen Gründen. Ich will seinen (des Unternehmens) Namen nicht aufdecken, aber sie hören zu und sie werden es wissen. Und wir hatten den Raum voller Krisenmanager, die sich zum ersten Mal trafen, und innerhalb von fünf Minuten entschieden wir uns ganz schnell, daß das jetzt echt ist. Dann nahmen wir uns die richtigen Schritte im Krisenmanagement vor und schalteten vom langsamen zum schnellen Nachdenken um und so weiter.30

In einer späteren Erklärung bestätigte Power die Übung, machte allerdings darauf aufmerksam, daß "lediglich ein paar Krisenmanager" beteiligt waren, die den Ernstfall für die 1000 Firmenangehörigen simulierten.

Mörderisches Aftershave

Die Frage, ob die tödlichen Bomben von den Verdächtigen mittels ihrer Rucksäcke plaziert worden sind, oder ob sie von anderen Personen gebaut, gelegt und gezündet wurden, hängt auch mit der Frage des verwendeten Sprengstoffes zusammen. Die zunächst aufgetauchten Indizien über Plastiksprengstoff aus dem Balkan (siehe oben) wurden schon bald von den Behörden nicht mehr weiterverfolgt, obwohl sie sehr überzeugend gewesen waren. So konnte man wenige Tage nach den Anschlägen in der Presse lesen: „Forensische Fachleute haben der Times gesagt, daß die Herstellung der vier in London detonierten Sprengsätze technisch sehr anspruchsvoll gewesen war. Man hört immer, daß Terroristen leicht eine Bombe aufgrund von Anleitungen aus dem Internet machen können. Man kann, aber nicht mit dem Design und der Qualität dieser Dinger. Die waren gut zusammengebaut, und es sieht danach aus, daß der Bombenbauer ein erfahrener Experte war.“31 Die Balkan/Semtex-Spur mußte verwischt werden, denn sie hätte zwingend auf die Verwicklung von militärischen Experten hingedeutet, ohne die die verdächtigen Jugendlichen das Material nicht hätten beschaffen und die Bombe nicht hätten herstellen können.

Statt dessen wurde von den Ermittlern eine neue These vertreten: Die Kids hätten sich handelsübliche Chemikalien besorgt und selbst zu Höllenmaschinen zusammengebaut. So verbreitete Scotland Yard ab dem 15.07.2005 die Theorie, daß die Bomben auf der Basis von Azetonperoxid (APEX) oder Triacetontriperoxid (TATP) hergestellt worden. Die Bestandstandteile der Mischung könnten in jeder örtlichen Drogerie gekauft werden, etwa Abflußreiniger, Mittel zum Haarebleichen oder Nagellackentferner, ja sogar Aftershaves und Designer-Parfumes wurden als Ausgangssubstanzen ausgemacht.32

Doch diese Version ist höchst widersprüchlich. So sind APEX-bzw. TATP-Mischungen so unstabil und so gefährlich, daß die Polizei beim Abtransport von Resten aus einer angeblichen konspirativen Wohnung der 7/7-Viererbande das ganze Viertel absperren und sogar ein Überflugverbot verhängen mußten.33 Packt man so ein Zeug in den Rucksack und reist zwei Stunden durch halb London? Ja, sagt Scotland Yard, denn ein Fachmann habe das Ganze professionell zusammengebaut, und zwar der Chemiker Magdi el-Nashar. Der reiste vor den Anschlägen in sein Heimatland Ägypten und wurde dort verhaftet und verhört. Doch eine Verbindung zu den vier Verdächtigen konnte ihm nicht nachgewiesen werden, er wurde wieder auf freien Fuß gesetzt.34

Nach der Balkan/Semtex-Theorie und der Abflußreiniger-Version kam eine Phase der durchaus produktiven Verwirrung: Am 19. Juli gab Scotland Yard bekannt, daß man gar nicht mehr sagen könne, woraus die Bomben fabriziert worden seien.35 Den wankelmütigen Briten sprangen aber rasch US-amerikanische Kollegen zur Seite. Anfang August verkündete Raymond Kelly, der Polizeichef von New York, erneut die ausgelutschte Kamelle als Wahrheit, daß „einfache Stoffe wie Haarbleicher“ verwendet worden seien.36 Nach seiner Erkenntnis soll die böse und doch so preisgünstige Chemikalie nicht APEX oder TATP gewesen sein, sondern HMDT (Hexanethylentriperoxid Diamin). Die britischen Kollegen ließen durchblicken, daß sie „unglücklich“ mit der Schützenhilfe des großen Bruders seien. Kein Wunder: Kelly hatte nicht nur die Drogeriebomben-Theorie wieder aufgewärmt, sondern auch von Mobiltelefonen als "möglichen" Auslösern der Detonationen gesprochen. Dies paßte aber gar nicht zu der Knopfdruck-Version, die Scotland Yard selbst – siehe oben – drei Wochen später präsentieren sollte.

Unabhängig vom verwendeten Sprengmaterial stellt sich noch die Frage des Zünders – für eine exakte Explosion wohl das wichtigste Teil der Bombe. Hierzu stellte die Times am 13. Juli mit Verweis auf die forensischen Untersuchungen fest: „Der Zünder war ‚fast identisch‘ mit denen, die man in den Rucksackbomben gefunden hat, die man letztes Jahr bei den Madrider Bombenanschlägen verwendet hat.“38 Damals kamen die Zünder aus Bosnien-Herzegowina.37

Schon wieder ein Bekennervideo

Die oben referierten Zweifel und Widersprüche schienen gegenstandslos geworden, als Anfang August 2005 über den arabischen Sender Al Jazeera ein Video ausgestrahlt wurde, in dem Mohammad Sidique Khan, einer der tatverdächtigen 7/7-Bomber, militante Drohungen ausstieß und, in einem zweiten Teil, Bin Laden-Stellvertreter Ayman al Zawahiri die Bombenanschläge auf London als Vergeltung von Al Qaida für die britische Beteiligung an der Besetzung des Irak pries. War dies die Smoking Gun?

Khan sagt auf dem Video unter anderem: „Eure demokratisch gewählten Regierungen verüben unaufhörlich Grausamkeiten gegenüber meinem Volk und Euere Unterstützung für sie macht Euch verantwortlich, genau so wie ich direkt verantwortlich bin für den Schutz und die Rache meiner moslemischen Brüder und Schwestern. Solange wir keine Sicherheit haben, werdet Ihr ein Ziel sein. Solange Ihr nicht die Bombardierung, Vergasung, Einkerkerung und Folterung meines Volkes stoppt, stoppen wir unseren Kampf nicht. Wir sind im Krieg, und ich bin ein Soldat. Nun werdet Ihr auch die Wirklichkeit dieser Situation zu spüren bekommen.“39

Das sind böse Drohungen und offensichtlich nicht nur an westliche Regierungen gerichtet, sondern auch an deren Wähler. Allerdings fehlt jeder explizite Bezug auf die Londoner Anschläge. Seltsam ist auch, daß Khan in dieser Aufnahme wesentlich jünger aussieht als auf den Videoaufnahmen am Tag des Anschlages. Daraus zogen Terrorermittler den Schluß, daß die Botschaft „Monate vorher“ aufgenommen worden sei.40

Andere Geheimdienstler vertraten gegenüber der „Times“ die Theorie, „daß Khan nicht von Al Qaida geschickt worden sei, sondern daß die Gruppe sich irgendwie sein Video beschafft hat, um damit ihre angeschlagene Reputation aufzumöbeln“.41 Der direkte Zusammenhang zu London 7/7 wird erst durch Zawahiris Ansprache hergestellt – ein Mann, von dessen unklarem Hintergrund und möglichen Geheimdienstverbindungen in diesem Buch schon mehrfach die Rede war (vgl. S. xy).

Jedenfalls beweist das Video höchstens, daß Khan sich im Krieg gegen den Westen wähnte – nicht aber die Beteiligung an 7/7. Ganz auszuschließen ist nicht einmal, daß das Video oder zumindest seine Vertonung eine Fälschung ist. „Es ist ein Fake“, sagte einer von Khans-Freunden, „man muß nur sehen, wie er seine Lippen bewegt, sie sehen komisch aus, die ganze Sache ist ein Fake.“42 Es wäre allerdings nicht das erste Mal, daß ein prospektiver Killer seine Umgebung über seine Mordabsichten täuschen kann.

Gehen wir also für einen Augenblick davon aus, daß Khan einer der Täter des 7. Juli war. Auch in diesem Fall wäre der britische Geheimdienst noch nicht aus dem Schneider, denn Khan war dem MI-6 bereits vor 7/7 bekannt gewesen. Einen entsprechenden Hinweis hatte gleich nach den Anschlägen der französische Innenminister Nicolas Sarkozy gegeben. Er behauptete, „ein Teil dieses Teams“, also der 7/7-Attentäter, sei von den britischen Behörden „schon einmal festgenommen worden“.43 In derselben Pressekonferenz meinte der Franzose auch, der Bombenstoff sei „vom Balkan oder Osteuropa“ gekommen.44 Sarkozys britischer Amtskollege Charles Clarke war empört, doch Nachforschungen der britischen Presse gaben Sarkozy bald Recht. Denn nur die von dem Franzosen erwähnte frühere Verhaftung der 7/7-Verdächtigen macht überhaupt plausibel, wie die britischen Behörden später die Spur zu ihnen so schnell hatten finden können.

Rekapitulieren wir: Am 7. Juli gingen nach den Anschlägen bei Scotland Yard Hunderte Hinweise auf vermißte Personen ein. Einer der Anrufer war die Mutter von Hasib Hussain, und sie gab den Beamten auch die Namen der Freunde, mit denen sich ihr Sohn an jenem Tag hatte treffen wollen. Hussains sterbliche Überreste wurden bald in den Trümmern von Bus Nummer 30 identifiziert, aber bis zu diesem Zeitpunkt galt er nur als Opfer, nicht als Täter. Alles änderte sich, als die Namen seiner Freunde in die Computer eingegeben werden. Darunter war nämlich auch der erwähnte Khan, den MI5 und MI6 bei einer gemeinsamen Razzia – der Operation Crevice – schon im Jahre 2004 geschnappt, aber dann wieder freigelassen hatten. Es waren diese Festnahmen bei Crevice, auf die Sarkozy vermutlich angespielt hatte. Erst diese Verbindung zwischen Hussain und Khan und Khan und Crevice führte jedenfalls Scotland Yard überhaupt erst auf die Spur der vier 7/7-Verdächtigen.45 Halten wir also fest: Die britischen Behörden hatten Khan schon einmal in ihren Fängen, ließen ihn dann aber laufen. Weckte diese unfreiwillige Bekanntschaft mit der Staatsmacht in Khan den tödlichen Haß, den er am 7. Juli auslebte? Oder wurde, ganz im Gegenteil, Khan mit dieser Festnahme zur Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst erpreßt?

Pakistanis auf dem Balkan

Drei der vier angeblichen 7/7-Selbstmordbomber sind pakistanischer Herkunft und sollen sich in den Jahren vor den Anschlägen zeitweilig in Koranschulen in Pakistan aufgehalten haben. Vor diesem Hintergrund wird in den Medien über die Bedeutung des asiatischen Staates für die Dschihad-Kämpfer diskutiert. Dabei wird in aller Regel übersehen, daß die Pakistan-Connection von der Balkan-Connection nicht zu trennen ist. Das Bindeglied ist die Organisation Al Muhajiroun, übersetzt: Die Emigranten. Sie bestand nur in Großbritannien, ihre Mitglieder sind moslemische Einwanderer bzw. deren Kindern, die zumeist britische Pässe besitzen.

Nach Loftus' Angaben kommt sowohl Aswat wie der Londoner Haßprediger Abu Hamza („Captain Hook“) als auch Osman Hussain, ein wegen der Anschläge vom 21. Juli später in Rom Verhafteter, aus dieser Gruppe. Der Labour-Abgeordnete Michael Meacher, von 1997 bis 2003 Umweltminister im Kabinett von Tony Blair, macht darauf aufmerksam, daß die von Al Muhajiroun für Bosnien Angeworbenen von der pakistanischen Terrorgruppe Harkat al Ansar (HUA) militärisch ausgebildet wurden. „Ungefähr 200 pakistanische Moslems, die im Vereinigten Königreich lebten, gingen (ab 1992) nach Pakistan, trainierten in HUA-Lagern und schlossen sich dann den HUA-Kontingenten in Bosnien an“. Natürlich geschah all das, so Meacher weiter, „mit der vollen Kenntnis und dem Einverständnis der britischen und amerikanischen Nachrichtendienste“.46 Die pakistanische Bosnien-Brigade war zwar von HUA zusammengestellt worden, aber eigentlich steckte der pakistanische Geheimdienst ISI dahinter. Der wiederum handelte im Auftrag der Regierung in Islamabad unter Premierministerin Benazir Bhutto, und die wiederum war „auf Bitten der Clinton-Administration“ aktiv geworden.47

Zu den 200 Balkankämpfern der HUA/Al Muhajiroun gehörte nun nicht nur Aswat, sondern auch ein bekannterer pakistanischer Brite, Ahmed Omar Saeed Sheikh, der angebliche Mörder des Journalisten Daniel Pearl. Sheikh, der „Musterschüler des Todes“ – so die Buchautoren Nick Fielding und Yosri Fouda48  – wuchs in London auf, wollte dann 1992 zum Kämpfen nach Bosnien, landete aber schließlich mit Hilfe der HUA in Kaschmir. Nach mehreren Jahren in indischer Haft wurde er freigepreßt, flüchtete nach Pakistan und arbeitete dort für den Geheimdienst ISI. Nachdem er auch dort verhaftet wurde, brüstete er sich, daß er am Bombenattentat auf das Parlament in Kaschmir im Oktober 2001 und beim Anschlag auf das indische Parlament im Dezember 2001 beteiligt gewesen sei, stritt aber gleichzeitig jede Schuld am Pearl-Mord ab.

Heute sitzt Sheikh in der Todeszelle in Pakistan. Er mußte offensichtlich trotz seiner Verdienste für den ISI aus dem Verkehr gezogen werden, weil er zu viel über eine hochbrisante Spezialoperation weiß. Der Chef des ISI, Mahmud Ahmed, soll Sheikh im September 2001 angewiesen haben, 100 000 Dollar an den 9/11-Bomber Mohammed Atta zu überweisen – das behauptet jedenfalls die Regierung in Neu Delhi. „Die Beweise, die wir (die indische Regierung) an die USA gegeben haben, bestehen aus weitaus mehr als nur einem Stück Papier, das einen Schurkengeneral zu einem falsch plazierten Terrorakt in Verbindung setzt“, zitierte die Nachrichtenagentur AFP.49 Die Times of India schrieb nach dem unerwarteten Rücktritt von General Mahmud kurz nach dem 11. September: „Hochrangige Informanten bestätigten hier am Dienstag (9. Oktober 2001, Anm. J.E.), daß der General seinen Posten wegen der Beweise verlor, die seine Verbindungen mit einem der Selbstmordbomber aufzeigen, die das World Trade Center in Schutt und Asche legten. Die US-Behörden suchten um seine Entfernung nach, nachdem sich der Fakt bestätigt hatte, daß 100 000 Dollar an den WTC-Attentäter Mohammed Atta von Pakistan aus überwiesen worden waren, und zwar von Ahmed Omar Sheikh im Auftrag von General Mahmud.“50

Abgeschirmte Schlüsselpersonen

Offensichtlich war die britische Organisation Al Muhajiroun, die sich während des und für den bosnischen Dschihad gegründet hat, sowohl für 9/11 wie für 7/7 von großer Bedeutung: Eines ihrer Mitglieder, Sheikh, überwies das Geld für die Anschläge am 11. September; ein anderes, Aswat, könnte der Mastermind hinter den Bombenlegern des 7. Juli gewesen sein. Über Sheikh wird gesagt, er sei ein Mann des pakistanischen Geheimdienstes, über Aswat, er arbeite für den MI 6. Bösartige Unterstellungen?

Seltsam ist allerdings, wie sehr die Geheimdienste beide Herren abschirmen. So sitzt Sheikh zwar in Pakistan in einer Todeszelle (wegen des Mordes an Daniel Pearl); aber die US-amerikanischen Ermittler haben ihn nie wegen der ominösen 100 000 Dollar-Überweisung an Mohammed Atta befragt. Statt dessen heißt es im Abschlußbericht der 9/11-Kommission des US-Kongresses lapidar: „Bis heute konnte die US-Regierung den Ursprung des Geldes für die 9/11-Anschläge nicht ermitteln.“ Den nächsten Satz muß man zwei Mal lesen: „Letzten Endes ist die Frage von geringer praktischer Bedeutung.“51 Weil die Geldspur von Sheikh zum ISI und von da zur CIA führt?

Aswat wurde am 17. Juli 2005 in Pakistan festgenommen. Obwohl er neben einem britischen Paß auch noch einen Sprengstoffgürtel bei sich hatte, wurde er – auf wessen Veranlassung? – innerhalb von 24 Stunden wieder freigelassen.52 Drei Tage später gelang seine erneute Festnahme, diesmal in Sambia, von wo er nach London überstellt wurde. London wiederum hält Aswat nicht in Untersuchungshaft wegen der Anschläge am 7. Juli, sondern in Auslieferungshaft zur Überstellung in die USA. Dort wird er wegen seiner Rolle beim Aufbau eines Terrorcamps in den Jahren 1999/2000 im Bundesstaat Oregon gesucht.

Wegen seiner – erwiesenen! – Kontakte zu den mutmaßlichen Bombenlegern des 7. Juli sowie seiner – möglichen – Rolle als ihr Auftraggeber, Semtex-Beschaffer und Todesengel wurde Aswat nie befragt. So genau will es Scotland Yard nicht wissen – oder MI 6 nicht wissen lassen.

Extrait du livre

Extrait de Kapitel 7/7 ("Londres"), réécrit pour l'édition française. 10 pages. Version autorisée.




Quand le MI-6 protège le Docteur No

Comment les marionnettistes des attentats de Londres, le 7 juillet 2005, ont recruté des djihadistes du Kosovo sur mandat des services secrets britanniques
Jürgen Elsässer

Des terroristes se sont procuré du plastic auprès de l'UCK, au Kosovo. " Nous avons acheté assez de Semtex pour faire sauter Oxford Street ou le Parlement, ou pour abattre 40 avions comparables à celui de Lockerbie ", dira plus tard l'acheteur, dans sa déposition. La livraison est effectuée par le commandant de l'UCK au front, Niam Behljulii, nom de guerre : Hulji. " Nous nous sommes réunis sous le nez de l'armée britannique et de la force de stabilisation de l'ONU, rapporte l'homme avec amusement, en faisant allusion à la force internationale de maintien de la paix, la KFOR, stationnée dans la province serbe depuis la fin de la guerre en 1999. " Hulji […] est accusé d'avoir massacré des femmes et des enfants serbes pendant la guerre. Il a même posé en souriant, une tête coupée à la main. Mais nous l'avons attiré de notre côté, parce que nous connaissions sa faiblesse : c'est un grand fan du groupe de rock irlandais U2. Nous lui avons promis des CD et nous lui avons remis un faux autographe de la star du groupe, Bono. Il nous a mangé dans la main. " Huji leur aurait dit " je peux vous fournir assez de Semtex pour une petite guerre. En avez-vous besoin pour des actions terroristes ? " et de leur promettre que " l'explosif était à l'ancienne, sans limaille à l'intérieur. Indétectable à l'aéroport. Pas de marqueurs chimiques non plus, les chiens ne peuvent pas le repérer. "

En tout, treize kilos et demi de Semtex, en 108 paquets. Le prix ? 10'000 livres sterling. Les Albanais, prudents, ont exigé les trois quarts de la somme et un otage en gage de paiement. Ce dernier a été bouclé dans un bungalow appartenant aux terroristes à Priština, le chef-lieu du Kosov. Juste en face de la résidence de l'ambassadeur britannique. Quatre jours plus tard, la marchandise est livrée. Les acheteurs sont sceptiques : la marchandise ressemble à de la pâte à modeler. " Mais lorsque nous avons approché un briquet, une grande flamme bleue a jailli. C'était bien du Semtex. " Tout était prêt pour le Big Bang à Londres.

Dieu merci, ce n'est pas arrivé. Certes, la marchandise livrée par l'UCK était d'une qualité qui en faisait une arme mortelle. Mais les acheteurs n'étaient pas de vrais terroristes, mais des journalistes du Daily Mirror. Fin 2003, ils avaient infiltré le milieu albanais. Leur couverture : combattants de l'IRA, intéressés par l'armement le plus moderne. Immédiatement après la conclusion du deal, ils appellent la police anglaise par téléphone satellite, mettent le Semtex en lieu sûr et mènent les forces de l'ordre aux terroristes albanais – parmi lesquels douze policiers locaux. L'affaire finit mal pour le commandant Hulji : " la nuit suivante, beaucoup de rumeurs ont circulé selon lesquelles il a été abattu pour avoir mis en danger une opération terroriste menée en même temps par l'UCK. "

Il faut remarquer qu'un tel exploit n'aboutirait pas partout. La mafia croate et son homologue serbe seraient naturellement toutes prêtes à entrer en négociations. Mais les acheteurs n'auraient pas pu se fournir en Semtex à Zagreb ni à Belgrade, il n'y en a qu'à Priština.1

De la Drina à la Tamise

Le 7 juillet 2005, à 8h50 exactement, trois bombes explosent en 50 secondes dans les wagons de métro dans ou près des stations d'Aldgate, Edgware Road et Russell Square. 57 minutes plus tard, une quatrième bombe explose dans le bus à impériale numéro 30, à proximité de Tavistock Square. Bilan : 56 morts, dont les quatre terroristes présumés. Le 21 juillet, quatre autres machines infernales sautent dans le réseau de transport public londonien. Mais ce ne sont que des pétards qui font du bruit sans blesser personne.

Dans le contexte des achats de Semtex au Kosovo que nous venons d'évoquer, il faut souligner qu'immédiatement après le 7 juillet, plusieurs sources ont indiqué que les bombes étaient d'origine balkanique. Le Times écrit ainsi " que l'explosif utilisé pour les quatre attentats a été fabriqué par un seul et unique producteur, qui a utilisé un explosif militaire, sans doute d'origine balkanique. "2 Selon un rapport confidentiel écrit le lendemain des attentats par une société privée de sécurité de Londres, Aegis Defense Services Ltd., rapport que des fonctionnaires du Pentagone ont eu l'occasion de voir et de lire, " il est possible que les bombes aient été construites par un artificier expérimenté, qui a peut-être fait le déplacement jusqu'à Londres à cet effet. "3 Le 13 juillet le Times ajoute que " des traces de plastic […] ont été retrouvées, selon certaines sources, dans les débris des wagons de métro […] Cet explosif est fabriqué aux États-Unis, mais il y a des preuves que des mouvements terroristes se fournissent en explosifs militaires de ce type auprès de sources croates et ailleurs dans les Balkans "4 Après avoir rencontré ses homologues britanniques, Christophe Chaboud, chef de l'équipe de coordination antiterroriste française, parla lui aussi de " contrebande, par exemple en provenance des Balkans "5 Pour Yossef Bodansky, l'explosif provenait " probablement de Bosnie-Herzégovine ".6 Pourtant, en quelques semaines, la Balkan-Connection disparaît du débat public et selon la version officielle, les bombes n'auraient pas été faites de plastic ultramoderne, mais de produits chimiques courants sur le marché. Nous allons en reparler dans un instant.

La chasse au cerveau

Dans le monde de l'infotainment7 orchestré par les autorités et les médias qui sont aux ordres, la piste balkanique a vite passé à l'as, comme bien d'autres détails intéressants. Parmi ces derniers, le soupçon selon lequel les services secrets militaires britanniques, le MI-6, ne combat pas le diabolique Dr No qui tire les ficelles de ces attentats, mais qu'au contraire c'est le MI-6 qui a embauché ce criminel. Cette affirmation n'est pas signée d'un quelconque théoricien du complot, sur un site web crapoteux. Elle provient d'un ex-procureur américain, de surcroît expert ès services secrets, John Loftus. Le 29 juillet 2005, ce dernier a donné une interview très intéressante, en direct, sur la chaîne de télévision américaine Fox News (chaîne qui joue le rôle d'alternative ultrapatriotique à CNN, le leader du marché aux États-Unis).

Mais qui est donc ce Loftus ? On retire de son site web qu'au début de sa carrière d'officier, il a entraîné des soldats israéliens à mener des opérations secrètes au cours de la guerre de Kippour en 1973. Sous Jimmy Carter et Ronald Reagan, il a mené des enquêtes sur les criminels de guerre nazis, sous les ordres du procureur général des États-Unis. En 1982, son reportage télévisuel sur les nazis qui figuraient sur la liste tenue par les États-Unis a remporté l'Emmy Award. En tant que procureur fédéral, Loftus a eu accès au système d'archives de l'OTAN, Cosmic, aux mots de passe de la CIA et à certains documents top-secrets relatifs à l'arme atomique.8

Au centre de l'interview de Fox News se trouvait un certain Haroun Rachid Aswat, arrêté quelques jours auparavant en Zambie. Il était de Dewsbury dans le West Yorkshire, là où trois des quatre suspects du 7 juillet habitaient. Selon les écoutes téléphoniques, Aswat était un " contact-clé " du FBI.9 Un contact étrange : il a débarqué en Grande-Bretagne deux semaines avant les attentats et il en est reparti quelques heures après les explosions.10

Loftus :Oui, on tient Aswat pour l'instigateur, le cerveau de toutes les attaques de Londres.

Jerrick (le modérateur de Fox News) : Le 7 et le 21 juillet, c'est l'homme qui…

Loftus : C'est l'homme qui, et c'est cela qui est renversant, c'est l'homme qui a toute la police britannique à ses trousses, c'est l'homme qu'une aile du gouvernement britannique, le MI-6, le service secret, a caché. Et c'est une pomme de discorde entre la CIA, le ministère de la Justice et la Grande-Bretagne.

Jerrick : Le MI-6 l'a caché. Voulez-vous dire qu'il travaillait pour eux ?

Loftus : Oh, ce n'est pas moi qui le dis. C'est le cheikh11 dans une interview qu'il a donnée à un journal anglais en 2001.

Jerrick : C'est un agent double, alors ?

Loftus : C'est un agent double.

Jerrick : Donc il travaille à fournir aux Britanniques des informations sur al Qaïda, mais en réalité c'est encore un agent d'al Qaïda.

Loftus : Oui. La CIA et les Israéliens se sont plaints devant le MI-6 que Londres laisse des terroristes vaquer à leurs occupations, et cela sans qu[e ces terroristes] leurs fournissent d'informations sur al Qaïda, mais par gain de paix .12 Quelque chose comme " tu me laisses en paix, je te laisse en paix. "

Jerrick : Mais de toute évidence, ils ne nous laissent plus en paix !

Loftus : Absolument. Ceci dit, nous connaissons ce gaillard. Aswat est venu en Amérique en 1999. Le ministère de la Justice voulait le poursuivre, parce que lui et son acolyte voulaient ouvrir une école de terrorisme dans l'Oregon.

Jerrick :Alors vous avez poursuivi son associé, c'est ça ? Mais pourquoi ne pas le poursuivre lui aussi ?

Loftus : Aujourd'hui c'est public : nous avons appris que le ministère de la Justice a donné l'ordre au procureur de Seattle de ne pas inquiéter Aswat.

Jerrick : Hein ? Mais pourquoi ?

Loftus : D'évidence, Aswat travaillait pour les services secrets britanniques. Son chef, le Capitaine Cook, le manchot,13 a été poursuivi deux ans plus tard. On a ainsi inquiété son supérieur et son subordonné, mais pas Aswat…

Ailleurs, Loftus en dit plus. " Qu'on le veuille ou non, les services de sécurité britanniques ont embauché, c'est un fait, quelques membres d'al Qaïda pour les aider à la défense des droits des Musulmans en Albanie et au Kosovo […] La CIA a financé l'opération de défense des Musulmans, les services secrets anglais se sont chargés du recrutement. Nous en savons aujourd'hui quelques détails, car le Capitaine Cook […] a donné une interview détaillée à Al Sharq, un journal arabe de Londres, le 15 octobre 2001. Il y décrit […] les liens entre les services de renseignement britanniques et les opérations au Kosovo. C'est ainsi qu'on arrive à faire le lien entre tous ces personnages. Tout a commencé au Kosovo, [quand] Haroun [Rachid Aswat] avait 31 ans. Il a été embauché en 1995 environ. "14

D'inconscientes marionnettes

La question du cerveau de ces attaques, et de savoir quel a été le rôle d'Aswat, se pose entre autres parce que ceux qu'on a stigmatisés comme étant les coupables des attaques n'avaient ni le fanatisme ni le savoir-faire nécessaire pour les commettre.

Les poseurs de bombes présumés du 7 comme du 21 juillet n'avaient rien de kamikaze islamistes, mais, comme le dit le Spiegel, c'étaient plutôt " les gentils voisins terroristes. "15 Le magazine hambourgeois ajoute à leur sujet " qu'en somme, ce qu'on sait de Hussein, Khan et Tanweer ne colle pas avec l'image de terroristes au sang froid, de la trempe d'un Mohammed Atta. Personne ne les voit comme ça. Il semble qu'à la différence d'Atta et compagnie, il s'agisse là de jeunes gens bien intégrés à la société occidentale. L'un d'entre eux, Tanweer, était même connu pour être un fan de cricket – un sport tout britannique. "16 Un autre de ces hommes, Khan, aurait travaillé avec des enfants handicapés. Sa famille a réagi avec incrédulité lorsqu'on lui a présenté les indices à charge – leur fils aurait dû d'abord " subir un lavage de cerveau complet, pour aboutir à une telle absence de scrupules.17 " Les quatre personnes arrêtées en lien avec les attentats du 21 juillet étaient encore moins en odeur de sainteté devant Allah : ils " buvaient, fumaient du haschisch et frayaient avec des femmes. "18

Plusieurs indices mènent à la conclusion que ces hommes n'auraient pas pu commettre les attaques ou, tout au moins, n'auraient pas voulu y laisser leur peau. " Pourquoi acheter des billets aller-retour lorsqu'on s'apprête à mourir ? " se demande mi-juillet The Independent on Sunday.19 Scotland Yard n'en était pas loin à cette époque : " nous n'avons aucune preuve univoque que ces hommes étaient des terroristes-suicides. " " Le quatuor serait tombé dans un piège ", cite le Sunday Telegraph en se basant sur une source proche des services secrets. Et encore : des hommes de l'ombre auraient voulu, autant que faire se pouvait, " éviter le risque que ces hommes se fassent prendre et crachent le morceau. "20 Cette thèse paraît plausible, parce que les suspects n'ont pas seulement acheté des billets aller-retour, ils ont aussi bravement payé leur parcmètre. D'ailleurs ils ne portaient pas leur bombe contre eux, comme c'est la coutume parmi les terroristes-suicides, mais dans un sac à dos. Pourquoi ne l'ont-il pas posé quelque part avant de se mettre à l'abri, comme l'avaient fait les terroristes de Madrid l'année précédente ? De plus, deux des suspects attendaient un heureux événement, leur femme étant enceinte – une bonne raison de vouloir vivre. D'ailleurs aucun des suspects n'a été aperçu dans le métro. On ne les voit qu'une fois sur une bande de vidéosurveillance de mauvaise qualité, et dans la gare de Luton encore.

Le comportement de l'homme qui a commis l'attentat du bus à impériale parle, lui aussi, en faveur de la théorie des suicidaires involontaires. " Les poseurs de bombes étaient-ils en contact ? Voilà qui expliquerait les témoignages selon lesquels l'homme fouillait dans son sac, juste avant l'explosion du bus ", écrit The Independent on Sunday.21 C'est cette quatrième explosion qui donne du fil à retordre aux enquêteurs. Pourquoi a-t-elle eu lieu à 9h47, presque une heure après les trois autres qui étaient, elles, presque synchrones ? Pourquoi le porteur de la bombe n'a-t-il pas pris position sur l'escalier du bus, là où sa bombe aurait fait le plus de dégâts ?

Sept semaines plus tard, Scotland Yard a présenté une théorie censée résoudre ces contradictions. Les bombes n'auraient pas été activées par une minuterie ni, comme à Madrid, par un téléphone portable, mais par les responsables des attentats eux-mêmes, en appuyant sur un bouton.22 La thèse selon laquelle ils auraient été pris au piège serait ainsi balayée. Mais cette théorie peine à expliquer la quatrième explosion, celle du bus à impériale. Les autorités expliquent avoir mis au jour que le poseur de bombe numéro quatre aurait renoncé au dernier moment. Ce serait la raison pour laquelle il n'a pas voulu prendre le métro prévu – la ligne Northern fonctionnait, ce matin-là, contrairement à ce qu'on a d'abord cru. D'abord, il est sorti de la station de métro, puis il s'est rendu dans un McDonald's et y a donné trois coups de fil frénétiques à ses trois amis, censément pour leur faire part de sa décision.23 Mais si la théorie des boutons-détonateurs que les trois terroristes s'étaient mis d'accord pour actionner simultanément tenait debout, il aurait dû savoir que ses appels téléphoniques arriveraient trop tard – il a appelé juste avant neuf heures, et les explosions du métro avaient déjà eu lieu, à 8h50 précises. Des témoins oculaires l'ont vu farfouiller frénétiquement dans son sac, à bord du bus. La théorie du repenti interprète cela comme un signe qu'il voulait descendre. Mais si l'on examine les témoignages, il en ressort que l'homme au sac à dos était assis sur la plate-forme du bas. La bombe, elle, a explosé sur l'impériale.

Il reste quelque chose d'inélucidé, comme une épine au pied de la théorie du bouton-poussoir : si le terroriste numéro quatre avait voulu sortir de l'opération au dernier moment, pourquoi est-ce que sa bombe a explosé ?24 Tout concorde pour dire qu'il ne l'a pas déclenchée lui-même.

Sacs à dos et autres sorcelleries

Une autre contradiction. Selon les premières enquêtes, les bombes du 7 et du 21 juillet seraient de " facture analogue "25 ; le Times rapporte même que " le même bricoleur " serait derrière les bombes des deux jours d'attentats.26 Mais pourquoi leur effet a-t-il été si différent ? Lors de la deuxième attaque il n'y a pas eu un seul blessé. Est-ce que les artificiers du 21 juillet n'avaient simplement pas l'intention de tuer, comme l'affirme Hussein Osman, arrêté à Rome ?27 Ou est-ce parce qu'aussi bien dans les sacs à dos du 7 juillet que dans les bombes du 21 juillet il n'y avait pas de bombes mais d'inoffensifs pétards ? Est-ce que les morts des premières attaques ont été provoquées par d'autres explosifs, sans rapport avec les suspects officiels et leurs petits sacs à dos ?

De fait, il y a toute une série de dépositions par des témoins oculaires selon lesquels les bombes n'étaient pas placées dans mais sous les wagons. Ainsi un professeur de danse de Cambridge, Bruce Lait, légèrement blessé au cours de l'attentat, a affirmé, encore à l'hôpital : " le policier m'a dit de regarder où était le trou, car c'est qu'était la bombe. Le métal était tordu vers le haut, comme si la bombe avait été sous le train. Ils ont l'air de penser que la bombe a été transportée dans un sac, mais je ne me rappelle pas qu'il y ait eu quelqu'un à cet endroit précis, ni d'y avoir vu un sac. "28

Le témoignage de Danny Belsten, de Manchester, est lui aussi riche d'enseignements. Il était dans le métro qui a été détruit par une bombe à la station d'Edgware Road. Un autre voyageur l'aurait tiré de sous les décombres et les deux auraient " traversé le premier wagon, là où le sol avait éclaté ".29 Le cratère est sur le plancher du wagon et les lambeaux sont orientés vers le haut, c'est-à-dire vers l'intérieur. Le revêtement a été soufflé par l'explosion, ce qui n'a pu se produire que de bas en haut, de l'extérieur vers l'intérieur. Ce qui signifie que le souffle de l'explosion est venu de l'extérieur, par en-dessous.

Il y a d'autre survivants qui décrivent comment le verre des fenêtres à éclaté en mille morceaux vers l'extérieur, ce qui plaide pour une explosion provenant de l'intérieur du train, mais qui n'exclut pas qu'une bombe ait pu exploser sous le wagon et ensuite générer une pression qui fasse éclater les fenêtres, les parois, les revêtements vers l'extérieur.

Un autre détail de l'explosion du bus pose des questions dérangeantes. Sur une photo de la BBC, on peut voir une camionnette de livraison de la société Kingstar, à proximité immédiate du bus,30 immédiatement après l'explosion – on voit encore des passagers en proie à la panique. Cette entreprise est spécialisée, selon ses propres dires, dans la " destruction contrôlée " (controlled demolition) ; sa zone d'activité est éloignée de près de 20 kilomètres du lieu de l'explosion.31

Un exercice parallèle

Une autre coïncidence temporelle nous éclairera peut-être : une société de consulting liée aux cercles gouvernementaux et policiers a conduit un exercice antiterroriste à Londres le 7 juillet – en même temps et au même endroit (dans les mêmes lignes de métro) que les attaques à la bombe. Peter Power, dirigeant de la société Vigor Consultants, expert de Scotland Yard pour les attentats à la bombe contre la BBC en mars 2001 et pour l'attaque au missile contre le quartier général du MI-6 en septembre 2000,32 a donné une interview à ce sujet sur BBC Radio 5, le soir du 7 juillet.

Power : À huit heures et demie ce matin, nous avons conduit un exercice, pour le compte d'une entreprise, à l'aide de plus de mille collaborateurs. Des attaques à la bombe ont eu lieu en même temps et dans les mêmes stations. J'en ai les cheveux qui se dressent sur la tête rien que d'en parler.

Le modérateur : Est-ce que j'ai bien compris : vous avez mené un exercice sur la conduite à tenir en pareille circonstance, et cette circonstance s'est produite pendant l'exercice même ?

Power : Exactement, et il était environ huit heures et demie ce matin, nous avions prévu cet exercice pour une entreprise dont, pour des raisons évidentes, je ne vais pas dévoiler le nom. Mais ils nous écoutent et ils se reconnaîtront. L'endroit était rempli de gestionnaires de crise qui se voyaient pour la première fois, et en l'espace de cinq minutes il nous a fallu nous rendre compte que cette fois, c'était vrai. Alors nous avons pris les mesures appropriées pour gérer la crise et nous avons passé alternativement de la réflexion approfondie à la réflexion d'urgence.33

Dans une déclaration ultérieure, Power confirma l'existence de l'exercice, mais en disant cette fois que " quelques gestionnaires de crise seulement " avaient été impliqués dans le cadre d'une simulation.

Mortel after-shave

La question de savoir si les bombes mortelles ont été transportées dans un sac à dos par les principaux suspects, ou si elles ont été construites, placées et détonnées par d'autres, est liée au choix de l'explosif utilisé. Les indices initiaux, qui plaidaient en faveur du plastic en provenance des Balkans (voir plus haut) ont été vite abandonnés par les autorités, bien que très convaincants. C'est ainsi que quelques jours après les attaques, on pouvait lire dans la presse que " les spécialistes en forensique ont affirmé au Times que la fabrication des quatre machines infernales mises à feu à Londres avait été très exigeante techniquement parlant […] On dit toujours que les terroristes peuvent facilement construire une bombe en suivant les modes d'emploi diffusés sur Internet. On peut, mais on n'aboutit pas à une conception et à une qualité pareilles. Elles étaient bien bâties, et on voit que l'artificier était un expert expérimenté. "34 La piste du Semtex balkanique a dû être abandonnée parce qu'elle aurait vite mené à la découverte de l'implication d'experts militaires, sans lesquels ces jeunes gens n'auraient ni pu se procurer le matériau, ni pu construire la bombe. Et sans lesquels, peut-être, ils seraient toujours en vie.

Au lieu de cela, les enquêteurs se sont évertués à présenter une nouvelle thèse : ces gamins auraient acheté des produits chimiques couramment vendus dans le commerce et construit eux-mêmes les machines infernales. C'est ainsi que, le 15 juillet 2005, Scotland Yard a émis la théorie selon laquelle les bombes avaient été produites en utilisant du peroxyde d'acétone (APEX) ou du triperoxyde d'acétone (TATP). Les ingrédients de ces substances se trouvent dans toutes les drogueries. On peut aussi les extraire des déboucheurs de canalisations, des décolorants à cheveux, du dissolvant pour vernis à ongles et même des after-shave et des parfums de marque.35

Mais cette version est très difficile à croire. Les mélanges à base d'APEX ou de TATP sont très instables et si dangereux que lorsque la police londonienne a perquisitionné l'appartement des quatre terroristes présumés, tout le quartier a dû être évacué et une interdiction de survol a même été édictée.36 Embarque-t-on ce genre de chose dans un sac à dos pour traverser la moitié de Londres ? Oui, répond candidement Scotland Yard, car un spécialiste les a amalgamés de façon professionnelle. Nommément : Magdi al Nashar. Celui-ci a regagné son pays, l'Egypte, avant les attaques, y a été arrêté et interrogé. Un lien avec les quatre suspects n'a pourtant pas pu être établi et il a été libéré.37

Après la théorie du Semtex balkanique et après la version du débouche-évier, une phase de confusion constructive s'épanouit, au cours de laquelle Scotland Yard rendit public qu'on ne pouvait plus dire au juste d'où les bombes étaient venues.38 Devant les doutes qui envahissaient leurs collègues britanniques, les agents US se sont précipités à la rescousse. Début août, Raymond Kelly, chef de la police de New York, réveille le serpent de mer en affirmant que de " produits tout bêtes, aussi courants que des décolorants pour cheveux " auraient été utilisés.39 Mais selon lui, ce ne sont pas les peu fiables et onéreux APEX ou TATP qui auraient été utilisés, mais de l'HMDT (diamine de triperoxyde d'hexanéthylène). Les Britannique avouent, soulagés, que sans l'aide bienveillante de leur grand frère, ils auraient été " bien en peine ". Ce n'est pas étonnant : Kelly n'a pas fait que ressusciter la théorie de l'explosif acheté en droguerie, il a aussi parlé de téléphones portables utilisés comme " possibles " détonateurs. Voilà qui ne s'articulait guère avec la version des boutons-poussoirs présentée par Scotland Yard elle-même trois semaines plus tôt (voir plus haut).

Parlons-en, du détonateur. Un élément crucial pour toute bombe à détonation précise. Le 13 juillet, le Times s'appuie sur les expertises forensiques pour dire que " le détonateur était " presque identique " à ceux qu'on a trouvés dans les sacs à dos de Madrid, l'année précédente. "40 Dans ce dernier cas, les détonateurs venaient de Bosnie-Herzégovine.41

Encore une vidéo dans les règles de l'art

Les doutes et les contradictions relevés plus haut sont apparus sans objet lorsque, début août 2005, la chaîne Al Djazira a diffusé une bande vidéo sur laquelle on voit Mohammad Sidique Khan, l'un des auteurs présumés des attaques du 7 juillet, proférer des menaces puis Ayman al Zawahiri, un représentant de ben Laden, revendiquer les attentats de Londres, présentées comme autant de représailles pour l'implication des troupes britanniques en Irak. La main dans le sac ?

Sur la vidéo, on peut entendre Khan dire entre autres : " Vos gouvernements démocratiquement élus perpètrent sans répit des atrocités envers mon peuple et votre soutien à ces gouvernements vous rend coresponsables, tout à fait de la même façon que je suis coresponsable de protéger et de venger mes frères et mes sœurs musulmans. Aussi longtemps que nous ne vivrons pas en sécurité, vous serez notre cible. Aussi longtemps que mon peuple sera bombardé, gazé, incarcéré, torturé, et jusqu'à ce que cela cesse, nous ne cesserons pas le combat. Nous sommes en guerre, et je suis un soldat. Dorénavant, vous allez comprendre notre situation de l'intérieur. "42

Voilà des menaces lourdes de sens. Manifestement, elles ne sont pas dirigées contre des gouvernements seuls, mais aussi contre leurs électeurs. Quoi qu'il en soit, il y manque une allusion directe aux attaques de Londres. Il faut aussi relever que Khan paraît nettement plus jeune, sur cette bande, que sur celles qui ont été enregistrées par les caméras de surveillance le 7 juillet 2005. Les enquêteurs antiterroristes en ont tiré la conclusion que l'allocution aurait été enregistrée " des mois auparavant ".43

D'autres agents des services secrets ont laissé transpirer la théorie, reprise par le Times, selon laquelle " Khan n'aurait pas été envoyé par al Qaïda, mais par le groupe qui a créé cette vidéo d'une façon ou d'une autre afin de se faire une réputation. "44 Le rapport direct avec les attentats du 7 juillet à Londres est formé par le discours de Zawahiri – un homme dont le profil peu clair et les liaisons avec les services secrets ont été plusieurs fois l'objet des attentions de ce livre.

En tout état de cause, la vidéo prouve tout au plus que Khan se sentait impliqué dans une guerre contre l'Occident. Elle ne dit rien de son implication dans les événements du 7 juillet 2005. On ne peut même pas exclure que ce soit un faux, ou tout au moins que la bande sonore soit un faux. " C'est un faux ", dira d'ailleurs un ami de Khan, " on le voit très bien, ses lèvres remuent bizarrement, toute cette histoire est un faux. "45 Ce ne serait d'ailleurs pas la première fois qu'on prêterait des intentions à un tueur en herbe.

Pour un instant, partons du principe que Khan est l'un des responsables du 7 juillet. Les services secrets anglais ne seraient pas pour autant sortis d'affaire, car Khan était connu du MI-6 bien avant. Immédiatement après les attentats, le ministre français de l'Intérieur, Nicolas Sarkozy, a donné des indications dans ce sens, affirmant alors " qu'une parti de cette équipe " – les coupables du 7 juillet – avaient " déjà été arrêtés par les autorités britanniques. "46 Dans la même conférence de presse, le ministre affirme que l'explosif était " de provenance balkanique ou est-européenne ".47 L'homologue britannique de Sarkozy, Charles Clarke, en a fait un incident diplomatique. Mais les enquêtes menées par la presse du Royaume-Uni devait rapidement donner raison au ministre français. Car en tout état de cause, l'arrestation précoce des principaux suspects, mentionnée par Sarkozy, pose la question de savoir comment les autorités britanniques ont si vite retrouvé leurs traces.

Reprenons la chronologie : le 7 juillet, après les attaques, des centaines de dépositions sont recueillies par Scotland Yard. L'une des personnes qui a pris contact avec la police était la mère de Hassib Hussein. Elle donne aux fonctionnaires de police le nom des amis que son fils était censé voir ce jour-là. La dépouille mortelle de Hussein a été rapidement identifiée au milieu des débris du bus numéro 30, mais à ce moment-là, on le considère comme victime, pas comme assassin. Tout change lorsque les noms de ces amis sont rentrés dans le système informatique de la police. Parmi eux, le nom de Khan, déjà emprisonné, puis libéré, suite à un coup de filet mené de concert par le MI-5 et le MI-6, l'Opération Crevice, en 2004. Ce sont sans doute ces arrestations dont parlait Sarkozy. Ce lien entre Hussein et Khan, entre Khan et Crevice, c'est Scotland Yard qui le fait en suivant la piste des suspects du 7 juillet.48 Tenons-nous en à cela : les autorités britanniques avaient déjà mis la main sur Khan, mais l'avaient laissé en liberté. Est-ce que cette mise en contact un peu brutale avec le monopole étatique de la violence avait donné naissance à la haine mortelle de Khan, finalement exprimée le 7 juillet ? Ou est-ce que, au contraire, on l'avait alors convaincu de collaborer?

Des Pakistanais dans les Balkans

Trois des quatre terroristes-suicides présumés du 7 juillet sont d'origine pakistanaise et, selon certaines sources, ils ont suivi une école coranique au Pakistan, quelques temps avant les attentats. Sur cette base, les médias se sont interrogés sur la signification que ce pays peut revêtir pour les terroristes. Ce qu'on voit tout de suite, c'est que la Pakistan-Connection est indissociable de la Balkan-Connection. La courroie de transmission, c'est l'organisation al Mouhajiroun. Traduction : les Émigrés. Elle se compose uniquement de personnes qui vivent sur sol britannique, des émigrants musulmans et leurs enfants, dont la plupart sont sujets britanniques.

Selon ce qu'en dit Loftus, Aswat appartenait à cette organisation, tout comme le haineux prédicateur Abou Hamza (le " Capitaine Crochet ") et Osman Hussein, arrêté plus tard à Rome en liaison avec les attaques du 21 juillet. Le politicien travailliste Michael Meacher, ministre de l'Environnement du cabinet Blair de 1997 à 2003, fait remarquer que les membres d'al Mouhajiroun qui ont été recrutés pour combattre en Bosnie ont été instruits militairement par le groupe terroriste pakistanais Harkat al Ansar (HUA). " Environ 200 musulmans pakistanais qui vivaient au Royaume-Uni sont partis (dès 1992) au Pakistan, se sont entraînés dans des camps de l'HUA et ont été incorporés dans des contingents de l'HUA en Bosnie. " Naturellement, tout ceci s'est déroulé, toujours selon Meacher, " avec l'accord, en pleine connaissance de cause, des services de renseignements anglais et américains. "49 La brigade pakistanaise a été mise sur pied par l'HUA, mais il y avait le service secret pakistanais, l'ISI, derrière. Tout ceci a eu lieu sur mandat du Premier ministre pakistanais Benazir Bhutto, qui a repris du service " à la demande de l'administration Clinton. "50

Il n'y avait pas qu'Aswat qui appartenait à l'HUA et à al Mouhajiroun, mais aussi un autre Anglo-Pakistanais très connu, Ahmed Omar Saeed, le Cheikh, qu'on considère comme responsable du meurtre du journaliste Daniel Pearl. Le Cheikh, " l'élève modèle de la mort " selon Nick Fielding et Yosri Fouda,51 a grandi à Londres, puis s'est engagé en Bosnie en 1992, et a fini par atterrir au Cachemire avec l'aide de l'HUA. Après avoir croupi plusieurs années dans une prison indienne, il a été libéré, a fui au Pakistan et y a travaillé pour l'ISI. Après y avoir été de nouveau emprisonné, il s'est vanté d'avoir été impliqué dans l'attentat à la bombe contre le Parlement du Cachemire en octobre 2001 et dans l'attaque du Parlement indien en décembre 2001, mais il a toujours nié toute implication dans le meurtre de Pearl.

Aujourd'hui, le Cheikh attend son exécution dans une geôle pakistanaise. Visiblement, malgré ses états de services au sein de l'ISI, on a dû le retirer de la circulation, parce qu'il en savait trop sur trop d'opérations spéciales. Le chef de l'ISI, Mahmoud Ahmed, est ainsi censé avoir transmis 100'000 dollars à Mohammed Atta, l'un des principaux pilotes-suicides du 11 septembre, en septembre 2001. C'est en tout cas ce qu'affirme la Nouvelle-Delhi. " Les preuves que nous [le gouvernement indien, N.d.A.] avons fournies aux USA sont bien plus que des morceaux de papier. Elles démontrent qu'un général corrompu est lié à des actes terroristes ", cite l'AFP.52 Le Times of India écrira, à propos de la démission du général Mahmoud peu après le 11 septembre : " Des informateurs haut placés ont rapporté mardi [le 9 octobre 2001, N.d.A.] que le général a perdu son poste parce qu'il a été prouvé qu'il était lié aux pilotes-suicides qui ont réduit le World Trade Center en cendres. Les autorités US ont exigé son limogeage après que le fait a été établi qu'il a chargé Ahmed Omar cheikh de faire porter 100'000 dollars à Mohammed Atta, l'un des responsables des attaques, depuis le Pakistan.53

Des personnages-clés bien couverts

De toute évidence, l'organisation britannique al Mouhajiroun, fondée pendant et pour le djihad bosniaque, a joué un rôle significatif aussi bien pour le 11 septembre que pour le 7 juillet : l'un de ses membres, le Cheikh, a versé de l'argent pour les attaques du 11 septembre ; un autre, Aswat, est peut-être le cerveau des attaques du 7 juillet. On dit du Cheikh que c'est un homme des services secrets pakistanais et d'Aswat qu'il travaillait pour le MI-6. Des insinuations mal intentionnées ?

Quoi qu'il en soit, il est curieux de voir les liens de ces deux messieurs avec les Services. Certes, Cheikh attend son exécution dans une prison pakistanaise (pour le meurtre de Daniel Pearl) ; mais les enquêteurs américains ne l'ont pas interrogé sur ces fameux 100'000 dollars versés à Mohammed Atta. Au lieu de cela, le Rapport final de la Commission du 11 septembre conclut de façon lapidaire que " jusqu'à aujourd'hui, le gouvernement américain n'a pas pu mettre au jour l'origine de l'argent qui a permis les attaques du 11 septembre. " Il faut lire la phrase suivante deux fois de suite pour y croire : " Quoi qu'il en soit, la question n'a pas réellement de portée pratique. "54 Pourquoi ? Parce que cette piste mène jusqu'à Cheikh, jusqu'au ISI, jusqu'à la CIA ?

Aswat a été arrêté le 17 juillet 2004 au Pakistan. Bien qu'il ait sur lieu une ceinture d'explosifs en plus de son passeport britannique, on l'a libéré après 24 heures – sur l'ordre de qui ?55 Trois jours plus tard, une seconde arrestation plus durable a lieu, en Zambie, d'où il est extradé vers Londres. À leur tour, les Britanniques ne le placent pas en détention préventive pour l'interroger sur les attentats du 7 juillet, mais l'extradent vers les États-Unis. Il y est recherché pour le rôle qu'il a joué dans la mise sur pied d'un camp d'entraînement pour terroristes dans l'Oregon, en 1999-2000.

On n'a jamais posé de questions à Aswat sur ses contacts – prouvés ! – avec les poseurs de bombes du 7 juillet, ni sur son rôle – possible – en tant que mandant, en tant que fournisseur de Semtex, en tant qu'ange de la mort. Scotland Yard ne veut pas le savoir – ou le MI-6 ne veut pas qu'on le sache.

1: N.N., Die netten Attentäter von nebenan, in: Spiegel Online, 13.07.2005 (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,365033,00.html ) (zurück)
2: Graham Johnson, We buy a bag of Semtex from terroritsts, in: The Sunday Mirror (London), 7.12.2003 (zurück)
3: nach N.N., Londoner Anschläge, 12.07.2005 (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,364797,00.html ) (zurück)
4: Michael Elliot, (Titel), Time, 18.07.2005; z.n. Larry Chin, London plot thickens, as does propaganda, unter: www.uruknet.info (zurück)
5: Daniel McGrory / Michael Evans, Hunt for the master of explosives, Times, 13.07.2005 (www.timesonline.co.uk/printFriendly/0,,1-20749-1692033-20749,00.html) (zurück)
6: z.n. N.N., Londoner Anschläge, 12.07.2005, a.a.o. (zurück)
7: AP, Londoner Polizei fahndet auf Flugblättern nach Terrorverdächtigen, 14.07.2005 (zurück)
8: http://www.john-loftus.com/bio.asp (zurück)
9: Dominic Johnson, Der Terrordrahtzieher von der Dog Cry Ranch, In: Taz, 30.07.2005 (zurück)
10: Dominic Johnson, Der Terrordrahtzieher, a.a.o. (zurück)
11: Die transkribierten Teile des Fox News-Interviews finden sich u.a. bei: Michel Chossudovsky, London 7/7 Terror Suspect Linked to British Intelligence?, 01.08.2005 (www.GlobalResearch.ca) (zurück)
12: N.N., Die netten Attentäter von nebenan, a.a.o.. (zurück)
13: N.N., Die netten Attentäter von nebenan, a.a.o.. (zurück)
14: vgl. BBC, Biochemist has 'no al-Qaida link', 16.07.2005 (zurück)
15: CBC News, Suspected London bombers 'dopey,' former Scotland Yard officer says, 30.07.2005 (http://www.cbc.ca/story/world/national/2005/07/30/bombings-italy040730 ) (zurück)
16: Cole Moreton, The reconstruction: 7/7 – What really happened?, Independent on Sunday , 17.07.2005, (http://news.independent.co.uk/uk/crime/article299674.ece ) (zurück)
17: z.n. Jürgen Elsässer, Ins Jenseits – und retour, jW, 19.07.2005 (zurück)
18: Cole Moreton, The reconstruction …, a.a.o. (zurück)
19: Thair Shaikh, Button device set off bombs, in: Times, 24.08.2005 (zurück)
20: vgl. Daniel McGrory, Did the 7/7 bus bomber lose his nerve for train blast mission?, in: Times, 25.08.2005 (zurück)
21: Daniel McGrory , Did the 7/7 bus bomber lose his nerve for train blast mission?, Times 25.08.2005 (zurück)
22: N.N., Stand der Ermittlungen von Scotland Yard, Tagesschau, 08.08.2005 (http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4579886_REF1_NAV_BAB,00.html ) (zurück)
23: z.n. N.N., Bombenfund deutet auf schlagkräftige Terrorzelle hin, Spiegel Online, 28.07.2005 (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,367129,00.html) (zurück)
24: Alan Cowell / Raymond Bonner, New questions asked in London bombings, IHT, 16.08.2005 (zurück)
25: Von der BBC gesammelte Zeugenaussagen unter: http://news.bbc.co.uk/1/hi/talking_point/4659237.stm (zurück)
26: Von der BBC gesammelte Zeugenaussagen unter: http://news.bbc.co.uk/1/hi/talking_point/4659237.stm (zurück)
27: zu sehen auf news.bbc.co.uk/nol/shared/spl/hi/pop_ups/05/uk_number_30_bus_bomb_aftermath/img/3.jpg (zurück)
28: Firmenwebsite unter http://www.kingstar.co.uk/demoli.htm (zurück)
29: Steve Watson, London Bombings – Web of Deceit: Peter Power, The Terror Drill, Giuliani and The CIA, 16.07.2005 (www.prisonplanet.com) (zurück)
30: Internetadresse der Sendung: www.bbc.co.uk/fivelive/programmes/drive.shtml. Leider nimmt BBC seine Sendungen nach sieben Tagen aus dem Netz – heute ist das Interview unter der angegebenen Adresse also nicht mehr zu finden (zurück)
31: Daniel McGregory / Michael Evans, Hunt for the master of explosives, in: Times, 13.07.2005 (www.timesonline.co.uk/printFriendly/0,,1-20749-1692033-20749,00.html ) (zurück)
32: N.N., Exclusive: Scent from Hell, The Daily Mirror, 18.07.2005 (http://www.mirror.co.uk/news/tm_objectid=15747958&method=full&siteid=94762&headline=7-7--war-on-britain--scent-from-hell----name_page.html ) (zurück)
33: z.n. Jürgen Elsässer, Ins Jenseits – und retour, jW, 19.07.2005 (zurück)
34: vgl. BBC, Biochemist has 'no al-Qaida link', 16.07.2005 (zurück)
35: Rosie Cowan, Type of explosive still not identified, in: Guardian, 20.07.2005 (zurück)
36: Reuters, London bombers used everyday materials – US-Police, 04.08.2005 (zurück)
37: Daniel McGregory / Michael Evans, Hunt for the master of explosives, in: Times, 13.07.2005 (www.timesonline.co.uk/printFriendly/0,,1-20749-1692033-20749,00.html ) (zurück)
38: Ralf Streck, Drohung neuer Anschläge, indymedia, 22.07.2005. Streck beruft sich auf mehrere unabhängig voneinander erfolgte Hinweise aus Ermittlerkreisen. (http://de.indymedia.org/2005/07/123474.shtml); sowie Darko Trifunovic, Exclusiv: Pattern of Bosnian and Other Links to Madrid Bombings Becoming Increasingly Clear, Defense & Foreign Affairs Special Analysis – 21.06.2005 (zurück)
39: z.n. dem Gesamtwortlaut, veröffentlicht in Guardian, 02.09.2005 (zurück)
40: Janathan Calvert / Nick Fielding, Tape links Al Qaida to London, in: Times, 04.09.2005 (zurück)
41: Janathan Calvert / Nick Fielding, a.a.o. (zurück)
42: Sandra Laville, Friends claim Khan's statement was faked, in: Guardian, 03.09.2005 (zurück)
43: Jean-Pierre Stroobants avec Philippe Ricard, Une querelle entre Nicolas Sarkozy et Charles Clarke ternit l'unanimité de façade des ministres de l'intérieur et de la justice européens, in: Le Monde, 14.07.2005 (http://www.lemonde.fr/web/article/0,1-0@2-669420,36-672380@51-670630,0.html ) (zurück)
44: BBC, Bomb suspect's family 'shattered', 14.07.2005 (http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/4679001.stm ) (zurück)
45: Cole Moreton, The reconstruction: 7/7 – What really happened?, Independent on Sunday , 17.07.2005, (http://news.independent.co.uk/uk/crime/article299674.ece ) (zurück)
46: Michael Meacher, Intelligence interests may thwart the July bombings investigation, in: Guardian (London), 10.09.2005 (zurück)
47: Michael Meacher, Intelligence ... (a.a.o.) (zurück)
48: Nick Fielding / Yosri Fouda, Mastermindes …., a.a.o., S. 56 (zurück)
49: AFP, 10.10.2001 (zurück)
50: Times of India (Neu Delhi), 9.10.2001 (zurück)
51: z.n. Michael Meacher, Intelligence ... (a.a.o.) (zurück)
52: John Loftus im Fox News Interviewg, vgl. Fn 11 (zurück)

1: Graham Johnson, We buy a bag of Semtex from terrorists, in: The Sunday Mirror (Londres), 07.12.2003 (retour)
2: Selon Londoner Anschläge, 12.07.2005 (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,364797,00.html ) (retour)
3: Michael Elliot de Time, 18.07.2005; cité par Larry Chin, London plot thickens, as does propaganda, sous: www.uruknet.info (retour)
4: Daniel McGrory / Michael Evans, Hunt for the master of explosives, in: The Times, 13.07.2005 (www.timesonline.co.uk/printFriendly/0,,1-20749-1692033-20749,00.html) (retour)
5: in Londoner Anschläge, 12.07.2005, op.cit. (retour)
6: AP, Londoner Polizei fahndet auf Flugblättern nach Terrorverdächtigen, 14.07.2005 (retour)
7: Néologisme anglo-saxon mêlant information et entertainment (divertissement) difficile à rendre en français : divormation et infortissement ont d'autres consonances (N.d.T.) (retour)
8: http://www.john-loftus.com/bio.asp (retour)
9: Dominic Johnson, Der Terrordrahtzieher von der Dog Cry Ranch, In: Taz, 30.07.2005 (retour)
10: Ibid. (retour)
11: Loftus parle de cheikh Abou Hamza, qui prêche à la mosquée londonienne de Finsbury (retour)
12: Dans la version originale: for appeasement (N.d.A.) L'appeasement renvoie à la politique britannique de l'Entre-deux-guerres, connue dans le monde francophone sous le label des accords de Munich en 1938 (N.d.T.) (retour)
13: Il s'agit du surnom de cheikh Abou Hamza, v. plus haut (N.d.A.) (retour)
14: Des fractions des inverviews de Fox News peuvent être consultées in: Michel Chossudovsky, London 7/7 Terror Suspect Linked to British Intelligence?, 01.08.2005 (www.GlobalResearch.ca) (retour)
15: Die netten Attentäter von nebenan, op.cit.. (retour)
16: Ibid. (retour)
17: cf. BBC, Biochemist has 'no al-Qaida link', 16.07.2005 (retour)
18: CBC News, Suspected London bombers 'dopey,' former Scotland Yard officer says, 30.07.2005 (http://www.cbc.ca/story/world/national/2005/07/30/bombings-italy040730 ) (retour)
19: Cole Moreton, The reconstruction: 7/7 – What really happened? in: The Independent on Sunday , 17.07.2005, (http://news.independent.co.uk/uk/crime/article299674.ece ) (retour)
20: Jürgen Elsässer, Ins Jenseits – und retour, in: jW, 19.07.2005 (retour)
21: Cole Moreton, op.cit. (retour)
22: Thair Shaikh, Button device set off bombs, in: The Times, 24.08.2005 (retour)
23: cf. Daniel McGrory, Did the 7/7 bus bomber lose his nerve for train blast mission?, in: The Times, 25.08.2005 (retour)
24: Daniel McGrory , Did the 7/7 bus bomber lose his nerve for train blast mission?, in: The Times, 25.08.2005 (retour)
25: Stand der Ermittlungen von Scotland Yard, in: Tagesschau [Journal télévisé – N.d.T.] 08.08.2005 (http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4579886_REF1_NAV_BAB,00.html ) (retour)
26: Bombenfund deutet auf schlagkräftige Terrorzelle hin, in: Spiegel Online, 28.07.2005 (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,367129,00.html) (retour)
27: Alan Cowell / Raymond Bonner, New questions asked in London bombings, in: IHT, 16.08.2005 (retour)
28: Témoignages recueillis par la BBC sous: http://news.bbc.co.uk/1/hi/talking_point/4659237.stm (retour)
29: Ibid. (retour)
30: À consulter sous news.bbc.co.uk/nol/shared/spl/hi/pop_ups/05/uk_number_30_bus_bomb_aftermath/img/3.jpg (retour)
31: Site web de la société: http://www.kingstar.co.uk/demoli.htm (retour)
32: Steve Watson, London Bombings – Web of Deceit: Peter Power, The Terror Drill, Giuliani and The CIA, 16.07.2005 (www.prisonplanet.com) (retour)
33: Cette émission était visible sous www.bbc.co.uk/fivelive/programmes/drive.shtml (la BBC efface ses retransmissions de son site web, après une semaine) (retour)
34: Daniel McGregory / Michael Evans, Hunt for the master of explosives, in: The Times, 13.07.2005 (www.timesonline.co.uk/printFriendly/0,,1-20749-1692033-20749,00.html ) (retour)
35: Exclusive: Scent from Hell, in: The Daily Mirror, 18.07.2005 (http://www.mirror.co.uk/news/tm_objectid=15747958&method=full&siteid=94762&headline=7-7--war-on-britain--scent-from-hell----name_page.html ) (retour)
36: in Jürgen Elsässer, Ins Jenseits – und retour, op.cit. (retour)
37: cf. BBC, Biochemist has 'no al-Qaida link', 16.07.2005 (retour)
38: Rosie Cowan, Type of explosive still not identified, in: Guardian, 20.07.2005 (retour)
39: Reuters, London bombers used everyday materials – US-Police, 04.08.2005 (retour)
40: Daniel McGregory / Michael Evans, Hunt for the master of explosives, in: Times, 13.07.2005 (www.timesonline.co.uk/printFriendly/0,,1-20749-1692033-20749,00.html ) (retour)
41: Ralf Streck, Drohung neuer Anschläge, indymedia, 22.07.2005. Streck se base sur plusieurs opinions émises indépendamment au sein des enquêteurs (http://de.indymedia.org/2005/07/123474.shtml); et Darko Trifunovic, Exclusive : Pattern of Bosnian and Other Links to Madrid Bombings Becoming Increasingly Clear, in: Defense & Foreign Affairs Special Analysis – 21.06.2005 (retour)
42: selon l'opinion publique, in Guardian, 02.09.2005 (retour)
43: Janathan Calvert / Nick Fielding, Tape links Al Qaida to London, in: The Times, 04.09.2005 (retour)
44: Ibid. (retour)
45: Sandra Laville, Friends claim Khan's statement was faked, in: Guardian, 03.09.2005 (retour)
46: Jean-Pierre Stroobants et Philippe Ricard, Une querelle entre Nicolas Sarkozy et Charles Clarke ternit l'unanimité de façade des ministres de l'intérieur et de la justice européens, in: Le Monde, 14.07.2005 (http://www.lemonde.fr/web/article/0,1-0@2-669420,36-672380@51-670630,0.html ) (retour)
47: BBC, Bomb suspect's family 'shattered', 14.07.2005 (http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/4679001.stm ) (retour)
48: Cole Moreton, The reconstruction: 7/7 – What really happened?, in: The Independent on Sunday , 17.07.2005, (http://news.independent.co.uk/uk/crime/article299674.ece ) (retour)
49: Michael Meacher, Intelligence interests may thwart the July bombings investigation, in: Guardian (London), 10.09.2005 (retour)
50: Michael Meacher, op.cit. (retour)
51: Nick Fielding / Yosri Fouda, op.cit., p. 56 (retour)
52: AFP, 10.10.2001 (retour)
53: Times of India (La Nouvelle-Delhi), 9.10.2001 (retour)
54: in Michael Meacher, op.cit. (retour)
55: John Loftus dans l'interview qu'il a donnée à Fox News. (retour)

Gespräch

Frage: Sie haben kürzlich die französische Ausgabe Ihres Buches „Wie der Dschihad nach Europa kam“ auf der Buchmesse in Genf vorgestellt. Wie waren die Reaktionen?

Jürgen Elsässer: Zur Vorstellung im renommierten „Schweizerischen Presseclub“ waren etwa 25 Kollegen gekommen, ich gab zahlreiche Interviews, unter anderem für den Schweizer Rundfunk (französische Welle).

Frage: Das Buch wurde vom ehemaligen französischen Verteidigungsminister Jean-Pierre Chevènement gelobt, der das Vorwort schrieb. Hat es seit der Publikation im Mai 2005 neue Untersuchungen gegeben, gibt es Anzeichen von Bewegung?

Jürgen Elsässer: Für die französische Ausgabe, die Ende April 2006 erschien, habe ich ein ganz neues Kapitel geschrieben, und zwar über die Terroranschläge in London im Juli letzten Jahres. Dort hat ein Agent des MI-6 die Fäden gezogen, der zuvor im Auftrag der Biten die kosovo-albanische Untergrundbewegung UCK unterstützt hat. Es ist wie bei 9/11, wie bei Madrid 3/11: Ein balkanisches Netzwerk steckt überall drin.

Frage: Das Verblüffende an dem Textausschnitt und dem Buch ist, dass man in unseren Öffentlichkeiten solchen Ungereimtheiten anscheinend nicht hinreichend nachgeht. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Jürgen Elsässer: Verwicklungen westlicher Geheimdienste werden tabuisiert, als Verschwörungstheorien abgetan. So hat man das auch jahrzehntelang beim JFK-Mord getan. Trotzdem glaubt heute kein Mensch mehr an den Einzeltäter Lee Harvey Oswald. Jeder weiß, daß die CIA mit drinhing.

Frage: Wäre es nicht sinnvoll, Geheimdienste ganz abzuschaffen? Man fragt sich ja bei manchen Ländern, was die Regierungen zu verbergen haben, wenn sie einen Geheimdienst brauchen. Außerdem neigen diese Institutionen dazu, sich zu verselbständigen und ein eigenes Leben zu führen, das keiner kontrollieren kann.

Jürgen Elsässer: Geheimdienste kann man nicht abschaffen. Versucht man es trotzdem, werden private Auftragnehmer dieselbe Schmutzarbeit machen. Aber demokratische Kontrolle müßte möglich sein.

Frage: Wie steht es mit weiteren Übersetzungen? Bestimmt planen Sie bereits die englische Ausgabe.

Jürgen Elsässer: In diesem Jahr ist noch eine türkische Ausgabe geplant, für eine englische interessieren sich zwei Verlage.

Die Fragen stellte Anis, 15.05.06

Entretien

Question : Vous avez récemment présenté l'édition française de votre livre "Comment le djihad est arrivé en Europe" à la foire du livre de Genève. Quelles ont été les réactions ?

Jürgen Elsässer : Environ 25 collègues sont venus à la présentation au prestigieux "Club suisse de la presse", j'ai donné de nombreuses interviews, notamment pour la radio suisse (onde française).

Question : Le livre a été salué par l'ancien ministre français de la Défense Jean-Pierre Chevènement, qui en a écrit la préface. Y a-t-il eu de nouvelles enquêtes depuis la publication en mai 2005, y a-t-il des signes de mouvement ?

Jürgen Elsässer : Pour l'édition française, qui est parue fin avril 2006, j'ai écrit un tout nouveau chapitre, sur les attentats terroristes de Londres en juillet dernier. C'est un agent du MI-6 qui y a tiré les ficelles, un agent qui avait auparavant soutenu le mouvement clandestin albanais kosovar UCK pour le compte des Biten. C'est comme le 11 septembre, comme le 3/11 de Madrid : un réseau balkanique est partout.

Question : Ce qui est étonnant dans cet extrait de texte et dans le livre, c'est que nos opinions publiques ne semblent pas suffisamment se pencher sur de telles incohérences. A quoi cela est-il dû selon vous ?

Jürgen Elsässer : Les implications des services secrets occidentaux sont taboues et considérées comme des théories du complot. C'est ce qui s'est passé pendant des décennies avec l'assassinat de JFK. Pourtant, plus personne ne croit aujourd'hui à l'acte isolé de Lee Harvey Oswald. Tout le monde sait que la CIA était impliquée.

Question : Ne serait-il pas judicieux de supprimer complètement les services secrets ? On se demande en effet, pour certains pays, ce que les gouvernements ont à cacher s'ils ont besoin d'un service secret. En outre, ces institutions ont tendance à devenir autonomes et à mener leur propre vie, que personne ne peut contrôler.

Jürgen Elsässer : On ne peut pas supprimer les services secrets. Si l'on essaie malgré tout, des entrepreneurs privés feront le même sale boulot. Mais un contrôle démocratique devrait être possible.

Question : Qu'en est-il des autres traductions ? Vous prévoyez certainement déjà l'édition anglaise.

Jürgen Elsässer : Une édition turque est encore prévue cette année, deux maisons d'édition s'intéressent à une édition anglaise.

Les questions ont été posées par Anis, 15.05.06

 
Das Märchen vom „Terror-Fritz“
Die angeblichen Bombenbauer von Oberschledorn taten ihr Möglichstes, um verhaftet zu werden.
Von Jürgen Elsässer, 11.9.2007

Dieser Artikel erschien zuerst auf dem Newsportal www.hintergrund.de

Böse, böse, böse Dinge spielen sich ab in Deutschland. Rechtzeitig zum Jahrestag des 11. September wollten islamische Terroristen ein „entsetzliches Attentat“ mit einer „riesigen Zahl von Toten“ (Spiegel-Online) verüben, das „eine bisher nicht gekannte Dimension des Schreckens nach Deutschland gebracht“ hätte (Frankfurter Allgemeine Zeitung) und erst „in letzter Minute“ (Lausitzer Rundschau) durch den beherzten Zugriff der Sicherheitskräfte verhindert worden sei. Ähnliche Kassandrarufe gab es bereits vor einem Jahr, rund um die sogenannten Kofferbomber vom Kölner Hauptbahnhof. Doch seither habe sich die Lage weiter zugespitzt, wie FAZ-Leitartikler Berthold Kohler zusammenfaßt: „Die Bomben werden größer und ihre Leger offenbar professioneller. Das ist eine Realität, der man sich auch hierzulande stellen muß. Sie ist durch die jüngste Polizeiaktion so augenfällig geworden, daß Schäuble darauf verzichten konnte, sein Ceterum censeo zur Online-Durchsuchung anzufügen.“

Doch zum Pech des Bundesinnenministers und seiner Frankfurter Bauchredner hat der Anschlag das Gegenteil gezeigt: Die vermeintlichen Bombenleger werden immer unprofessioneller und stellen sich immer doofer an. Fritz G., der angebliche Rädelsführer des am vergangenen Dienstag im sauerländischen Oberschledorn gefaßten Trios, erinnert unfreiwillig an Virgil Starkwell, die Hauptfigur in Woody Allens Komödie „Woodie, der Unglücksrabe“. Im Internet-Lexikon Wikipedia heißt es über den Pechvogel: „Hineingeboren in ein Umfeld der Armut, mußte er sich schon früh mit den Schwierigkeiten des Unterschichtmilieus auseinandersetzen. Ein ums andere Mal wird seine Brille zertreten. später auch das geliebte Cello zerstört. Deshalb beschließt er, sich einfach zu nehmen, was er will. Es wird freilich rasch klar, daß Virgil zwar voll krimineller Energie steckt, die Umsetzung seiner dreisten Pläne aber stets an seiner tollpatschigen Art scheitert. Nach mehreren Gefängnisausbrüchen und Versuchen der Besserung wird Virgil letztlich zu achthundert Jahren Haft verurteilt, wobei er sich erhofft, bei guter Führung davon nur die Hälfte absitzen zu müssen.“

(Null komma) Sieben Tonnen auf einen Streich

„Terror-Fritz und seine gefährlichen Freunde“ - so die Schlagzeile in der Welt vom 8. September - stellten sich jedenfalls ähnlich tollpatschig an. Obwohl angeblich in einem Ausbildungslager in Nordpakistan im Terrormachen geschult, wollten sie ihre Bomben ausgerechnet aus einer Chemikalie mixen, die dafür höchst ungeeignet ist: Wasserstoffperoxid, ein bis dato eher als Ausgangsstoff für die Herstellung der berüchtigten Wasserstoffblondinen bekanntes Haarbleichemittel. Die FAZ prägte bereits den Ausdruck „Wasserstoffperoxidbomben“, was zwar Nonsens ist, aber durch den Anklang an Wasserstoffbomben höchst gefährlich klingt. „Die zwanzigfache Menge des Madrider Sprengstoffes“ habe das Trio bereits vorbereitet, heißt es in Anspielung auf die Anschläge in der spanischen Hauptstadt am 11. März 2004 mit knapp 200 Toten.

Erwiesen ist lediglich, daß die Gruppe zwölf Fässer mit insgesamt 730 Kilogramm Wasserstoffperoxid gekauft und in einem Haus bei Freudenstadt im Schwarzwald zwischengelagert hat. Dieser Stoff an sich ist jedoch ungefährlich. Das ändert sich erst, wenn die Chemikalie mit Aceton und weiteren Säuren reagiert; dann entsteht Triaceton-Triperoxid (TATP) oder Apex. Die Mischung ist jedoch zum Bombenbauen höchst unpraktikabel, da sie zu leicht und zu unkontrolliert explodiert. „Insbesondere gegen Schlag, Reibung und Wärme ist 'Apex' besonders empfindlich. Wird der Sprengstoff in einem Gefäß aufbewahrt, das einen Schraubverschluß hat, kann schon die Reibung beim Öffnen zur Explosion führen. Wichtig ist, daß das Gemisch schon bei der Produktion ausreichend gekühlt wird, weil es sonst explodiert,“ muß selbst die FAZ einräumen. Wie hätten die Täter die Apex-Bomben aus ihrer Ferienhaus-Garage herausbringen, geschweige denn zu ihrem angeblichen Bestimmungsort in irgendeiner US-Einrichtung transportieren wollen, ohne daß sie ihnen um die Ohren fliegt?

Mit dem Bombenanschlag in Madrid hat Apex übrigens nichts zu tun - dort wurde bekanntlich Dynamit aus asturischen Bergwerken verwendet. Auch für die Attacken auf das Londoner Nahverkehrsnetz am 07. Juli 2005 wird TATP immer wieder als Sprengstoff in den Medien genannt - aber die offiziellen Untersuchungsberichte des britischen Unterhauses bzw. der britischen Geheimdienste schweigen sich dazu aus. Obwohl bis dato keiner der Anschläge in den westlichen Metroplen mit Wasserstoffperoxid-Bomben begangen wurde, taucht der Bölkstoff immer wieder in den Geschichten der Terrorjäger auf: Weil er zu den handelsüblichen Chemikalien gehört, läßt sich damit leicht die Furcht vor dem „Terroristen von nebenan“ schüren, der sich alles zum Massenmord Notwendige im Drogeriemarkt besorgen kann.

Trotz der bestenfalls harmlosen, bei Vermischung sogar kontraproduktiven Wirkung von Wasserstoffperoxid besorgten sich „Terror-Fritz“ und seine Kumpane sukzessive mehr als 0,7 Tonnen der Chemikalie bei einem Hannoveraner Großhändler und karrten sie in mehreren Transporten quer durch die Republik zu ihrem Unterschlupf im Schwarzwald. Als wollten sie den Ermittlern eine Fährte legen ...

Fritz macht, was er will

Auch ansonsten unterließ insbesondere Fritz G., der mutmaßliche Anführer des Trios, nichts, um die Aufmerksamkeit auf sich und sein Vorhaben zu lenken. Obwohl gegen ihn bereits im Jahre 2005 wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Volksverhetzung ermittelt und er kurzfristig festgenommen worden war, tauchte er nicht in den Untergrund ab, änderte nicht sein Erscheinungsbild, besorgte sich keine neue Identität. Spätestens im Frühjahr 2007 hätte er merken müssen, daß der Staatsschutz es wieder auf ihn abgesehen hat: Seine Ulmer Wohnung wurde durchsucht. „Daß Fritz G. und seine mutmaßlichen Komplizen sich von der Hausdurchsuchung nicht abschrecken ließen, daß sie im Gegenteil erst danach begannen, kanisterweise Explosivstoffe zu beschaffen, Häuser und Garagen zu mieten, militärische Zünder zu besorgen und in ihren (abgefangenen) E-Mails angeblich sogar die Fahnder zu verhöhnen, wirft ernste Fragen auf“, wundert sich die FAZ.

Anfang Mai erschien ein alarmierender Bericht in der Zeitschrift Focus. „Darin wurde die Gruppe ziemlich detailliert beschrieben, von den Beziehungen nach Pakistan und Usbekistan berichtet und davon, daß die Männer schon Abschiedsvideos nach Art der Selbstmordattentäter gedreht hätten. Für die Sicherheitsbehörden war dieser Focus-Bericht eine kleine Katastrophe. Sie erwarteten das unmittelbare Abtauchen der Gruppe ...“ Doch wieder geschah das Gegenteil: Fritz und Co. machten seelenruhig weiter.

Schließlich wählte das Trio zum Bombenbauen ausgerechnet das idyllische Sauerland-Dörfchen Oberschledorn aus. „Man kennt sich und die Feriengäste in dem Dorf, in dem rund 900 Menschen leben“, schreibt die FAZ über das Kaff. In dieser Umgebung, inmitten der Sommerfrischler und Wanderfreunde, mußten die langhaarigen, bärtigen bzw. glatzköpfigen Finsterlinge auffallen wie die Panzerknacker bei einem Donald Duck-Kindergeburtstag. Warum mieteten sie sich nicht, wie weiland die RAF-Leute, in einem anonymen Hochhaus mit Tiefgarage und Autobahnanschluß ein?

Aufschlußreich ist auch die unmittelbare Vorgeschichte des polizeilichen Zugriffs am 4. September: Am 3. September fuhren die drei tagsüber mit aufgeblendetem Licht und wurden deshalb von einer Verkehrskontrolle angehalten. Obwohl einer der Streifenpolizisten bei der Kontrolle unvorsichtig laut zu einem Kollegen sagte, daß die PKW-Insassen „auf einer BKA-Liste“ stünden, konnten sie weiterfahren.

Das deutlichste Beispiel für das Verhältnis von vermeintlichen Jägern und vermeintlichen Gejagten gab schließlich Spiegel-Online zum besten, leider ohne Hinweis auf den genauen Zeitpunkt des Geschehens. Eines Tages jedenfalls hätten sich die drei über ihre Observanten geärgert. Daraufhin „stieg einer der Islamisten ... an einer roten Ampel aus und schlitzte die Reifen eines Verfolger-Wagens des Verfassungsschutzes auf“.

Vieles ist noch aufzuklären an der Geschichte vom „Terror-Fritz“ und seinen zwei Komplizen. Aber eines ist klar: So, wie sie vorgegangen sind, hätten sie niemals einen Mega-Anschlag durchführen können.

Zur Auflösung des Rätsels gibt es drei Theorien. Entweder die Truppe war zu blöd, ihre kriminelle Energie zielführend einzusetzen - so wie im Film von Woody Allen gezeigt. Oder - das vermutet FAZ-Autor Peter Carstens - sie wollte durch ihr auffälliges Agieren die Sicherheitsbehörden von anderen Terrorzellen ablenken, die in der Zwischenzeit unbehelligt ihre eigenen Planungen weitertreiben konnten. Oder die drei fühlten sich vor Verhaftung geschützt, weil sie einen Inside-Job ausführten und glaubten, Protektion von höchster Stelle zu genießen.

Beim gegenwärtigen Erkenntnisstand sollte man keine dieser Möglichkeiten ausschließen. Vielleicht sind auch alle drei wahr: Drei besonders irre Typen wurden von einer Geheimdiensttruppe angefixt, um den Rest des Sicherheitsapparats auf Trab zu halten und von den wirklich gefährlichen Terroristen abzuziehen. Schäubles Aussage, von Entwarnung könne keine Rede sein, wäre dann auf perverse Weise richtig.

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