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Die GRACE-Pilger
Ein Miniblog

von Anis Hamadeh


(25.11.2007) Die Pilger sind in die Westbank gereist und haben Beduinen und andere Leute getroffen. In Bethlehem fand die Grace-Meditation am 9.11. statt. Es ist gar nicht so leicht zu beurteilen, welchen Erfolg oder welche Folgen diese Reise hatte. Die GRACE-Website zeigt zwar allerhand Video- und Artikel-Material, doch hat man das Gefühl, dass man dabei gewesen sein muss, um angemessen darüber zu schreiben. Daher werde ich in einiger Zeit noch ein Interview zu dem Thema machen.

So schwierig es auch scheint, sich aktiv und sogar vor Ort für den Frieden in Nahost einzusetzen – gerade in der heutigen Zeit –, so wichtig und mutig ist es auch. Die Gruppe aus Tamera hat ein Zeichen gesetzt. Es ist absehbar, dass es nicht bei dieser Pilgerreise bleiben wird. Neue Kontakte sind geknüpft worden, neue Erfahrungen gemacht. Es gibt nur sehr wenige Gruppen oder auch Einzelpersonen, die zu einer solchen Aktion und zu einem solchen Engagement bereit sind.


(28.10.2007) Die GRACE-Pilger sind jetzt in Palästina/Israel. Mich erreichten einige Berichte und es gibt inzwischen auch eine eigene Website auf Deutsch, Englisch, Hebräisch und Arabisch: grace-pilgrimage.com [Link erloschen, 2023]. Alle Achtung, gute Organisation. Mit Hintergründen, Berichten und sogar Videos. Es ist schön, dass die Reise so gut dokumentiert wird, denn sie ist wichtig. Die Videos von einzelnen Tagen der Pilgerschaft sind besonders aussagekräftig.

Ich kann auch ein wenig Skepsis in mir beobachten. Der Grund dafür, warum ich selbst nicht mit dabei bin, ist nicht nur in meiner derzeitigen Lebenssituation mit neuen Jobs begründet. Ich wollte nicht in das Land der israelischen Soldaten ... Konfrontiert werden mit dieser Arroganz ... Zwei kolumbianische Teilnehmer wurden sechs Tage lang verhaftet und nur gegen eine hohe Kaution entlassen. Eine vernünftige Begründung für dieses Verhalten gibt es nicht, es scheint sich um die typische Drangsalierung der Behörden zu handeln, ähnlich wie die Schikanen am Flughafen und an den Checkpoints.

Aber wenn ich etwa den Blog der Teilnehmerin Aida Shibli auf der obigen Website lese, dann erweitert sich mein Bild und ich sehe die vielen Möglichkeiten, die die Reise eröffnet und die man nicht vorhersehen kann. Was hatte die Mit-Organisatorin Leila Dregger mir auf meine Bedenken geschrieben? Sie meinte sinngemäß, dass es eine Gruppenerfahrung sei und dass die Gruppe zu Erkenntnissen kommen wird, wenn sie sich der Situation stellt. Das ist plausibel.

Das Video von Tag 10 handelt von der Vision eines Friedensdorfes im Land, PRV, Peace Research Village. Die Planung eines solchen Dorfes ist einer der Hauptbestandteile dieser Inspirationssuche im Heiligen Land. Im derzeit letzten Video von Tag 16 fällt die Aussage von Maria Kessler auf. Sie ist ein deutsches Kind, das verblüffend gut englisch spricht. Man merkt an diesem Beispiel, dass Tamera-Kinder anscheinend freier und mit weniger Lügen aufwachsen. Das ist eine Hoffnung. Sie machte den Eindruck eines Kindes, das sich entwickeln kann. Warum das etwas Besonderes ist? Nun, wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, erinnere ich mich an eine Zeit, in der ich weit von meinem inneren Kern entfernt war und gar nicht den Rahmen hatte, um mich angemessen zu entwickeln. Ich habe viele Jahre gebraucht, um wieder zurückzufinden. Das ist der Grund, warum ich unser Bildungssystem ablehne. Es ist ungenügend und schadet der Gesellschaft mehr als es ihr nützt.

Ich bin sehr gespannt, wie es mit GRACE weitergeht, denn nun nähert sich die Gruppe der Westbank. Sie wird stärker konfrontiert mit dem „Konflikt“, also der Diskriminierung von Palästinensern im Judenstaat. Es ist bestimmt nicht leicht, damit umzugehen. Viele gehen der ganzen Sache deshalb aus dem Weg. Die GRACE-Pilger nicht. Sie gehen mitten hinein. Und das gefällt mir an ihnen ...


(Mainz, 24.09.2007) Vor einem knappen Jahr habe ich das Buch „GRACE. Pilgerschaft für eine Zukunft ohne Krieg.“ von Sabine Lichtenfels besprochen. Nun machen sich erneut einige Pilgerinnen und Pilger aus der Tamera-Gemeinschaft auf den Weg ins Heilige Land und diese Reise 2007 begleite ich hier ein wenig. Sabine Lichtenfels ist am 17. September zu einer Vorpilgerreise mit einer kleinen Gruppe von Leuten aus Tamera in Richtung Sinai aufgebrochen. Ab dem 12. Oktober werden über 100 weitere Teilnehmer angereist kommen. Am 09. November erreichen sie Bethlehem, wo sie einen „Global GRACE Day“ feiern werden, eine Meditation. Im Einladungsschreiben heißt es:

In der Nacht vom 8. zum 9. November 2007 findet in Bethlehem/Palästina vor der israelischen Trennungsmauer eine Mahnwache statt. Bei Sonnenaufgang wird eine Friedensmeditation durchgeführt von Sabine Lichtenfels (Friedensforschungszentrum Tamera, Portugal) Annette Kaiser (Villa Unspunnen, Schweiz) und einer 200-köpfigen Pilgergruppe von internationalen, israelischen und palästinensischen Friedensarbeitern.

Es ist eine Meditation für die Öffnung aller Mauern, für das Ende von Krieg und Besatzung, für die Idee von Gemeinschaft und Versöhnung und für den Aufbau eines globalen heiligen Landes. Der Tag markiert den Höhepunkt der 4-wöchigen Pilgerwanderung durch die Wüste Arava, über Masada und durch die Westbank nach Bethlehem.

Wir laden ein, sich an diesem Tag, dem 9. November 2007, an vielen Orten rund um die Erde an dieser Meditation zu beteiligen, ob allein, im Freundeskreis oder in einer öffentlichen Veranstaltung, – wichtig ist, dass sie im Geist von GRACE geschieht. Wer teilnehmen will, möge sich bitte bei uns melden! Wir wollen eine „GRACE-Weltkarte“ erstellen, auf der die teilnehmenden Gruppen und Einzelpersonen verzeichnet werden.

Der 9. November wurde zum Global GRACE Day ausgewählt, in Gedenken an die sogenannte Reichskristallnacht vom 9. November 1938, in deren Folge Millionen von Juden und Gegnern des Nazi-Regimes in Deutschland gefoltert und auf grausame Weise vernichtet wurden. Ebenso gedenken wir der Öffnung der Mauer in Deutschland, die am 9. November 1989 der Erfolg der ostdeutschen Revolutionsbewegung war. Von einem Tag auf den anderen geschah das Wunder, und die Mauer, die über Jahrzehnte die Ost- und Westdeutschen voneinander trennte, wurde zu einem Symbol der Wiedervereinigung.

Die Meditation von Sabine Lichtenfels hat bereits Tradition. 2005 fand sie statt an der Mauer in Baqqa al Garbye in Israel/Palästina, 2006 am Holocaust Memorial in Berlin, Deutschland. 2008 wird sie voraussichtlich in Kolumbien stattfinden.

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