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Rundfunk Berlin Brandenburg:
Gespräch mit dem Duo Rubin, Anis und Dagmar Schmidt

über die Benefiztournee „Schalom-Salam“ zugunsten von Givat Haviva
Sendung „Zeitpunkte“ am 23.05.2004, 17.05-18.00 h
Redaktion: Birgit Ludwig, Moderation: Gesine Strempel, Technik Annette Kruschke
Rundfunk Berlin Brandenburg:
Conversation with the Duo Rubin, Anis and Dagmar Schmidt

about the Benefice Tour "Shalom-Salam" for the benefit of Givat Haviva
Program: "Zeitpunkte" on May 23, 2004, 05.05-06.00 p.m.
Editor: Birgit Ludwig, Host: Gesine Strempel, Technician: Annette Kruschke
Intro-Musik: „Schlittenfahrt“ von Jaques Offenbach (Duorubin)

GS: ...und am Mikrofon heute begrüßt Sie Gesine Strempel. Täglich neue erschreckende Meldungen weltweiter Gewalt, täglich neue Meldungen vom Konflikt zwischen Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten, und immer wieder Selbstmord- und Mordanschläge in Israel. Die Auseinandersetzungen zwischen israelischen Soldaten und bewaffneten Palästinensern eskalierten in den letzten Tagen im Gazastreifen. Das Thema in den Zeitpunkten heute ist also von trauriger Aktualität. „Shalom-Salam“ heißt die Benefiztournee unter der Schirmherrschaft von Johannes Rau, die zur Zeit durch deutsche Städte geht. Eine Benefiztournee zugunsten des jüdisch-arabischen Friedenszentrums Givat Haviva. Wir stellen Ihnen das Duo Rubin vor, das sind Ithay Khen und Gabriella Gonda-Khen, und den Essayisten Anis Hamadeh sowie die Bundestagsabgeordnete Dagmar Schmidt, vier Menschen, die mit den Mitteln der Kunst und der Politik für den Frieden zwischen Juden und Palästinensern arbeiten, gegen Hass und Gewalt, für Völkerverständigung. Kein Krieg dauert ewig, sagen sie, Frieden muss von unten wachsen. Wir investieren in die Zukunft.

(Musikbeitrag: „Schlittenfahrt“)

GS: Das war das Duo Rubin mit der „Schlittenfahrt“ von Jaques Offenbach, Cello: Ithay Khen, Piano: Gabriella Gonda-Khen. „Wer keine Kraft zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Leben“, schrieb Ernst Toller, deutscher Dramatiker und Pazifist, der vor genau 65 Jahren im New Yorker Exil gestorben ist. „Shalom-Salam“, das hebräische und das arabische Wort für „Frieden“ bilden den Titel Ihrer Benefiztournee durch Deutschland. Am 26. Mai wird sie in Berlin enden. Wie kam das Engagement für Givat Haviva, das jüdisch-arabische Friedenszentrum in Israel, über dessen Arbeit wir schon in den „Zeitpunkten“ berichtet haben, zu Stande? Und die Frage geht zunächst an das Duo Rubin, an Ithay Khen und Gabriella Gonda-Khen. Ithay Khen ist preisgekrönter israelischer Cellist, Stipendiat des Berliner Philharmonischen Orchesters, und seine Frau Gabriella Gonda ist ebenfalls preisgekrönt und sie ist eben Pianistin. Wie sind Sie also zu diesem Projekt gekommen? Was hat Sie dazu angestoßen, sozusagen?

GGK: 2000 waren wir in Israel zu Besuch. Wir fahren jedes Jahr hin ... An diesem Morgen haben wir keine Nachrichten gehört. Wir haben das Radio nicht angemacht und wir fuhren durch ein Tal, das heißt Vadi Ara. Wir haben plötzlich ganz erschreckende Bilder gesehen. Wir haben uns befunden in einer Situation, wo wir – man könnte sagen – lebensgefährliche Angst hatten. Und wir haben zertrümmerte Autos, ausgebrannte Autoreifen, herausgerissene Ampeln gesehen, und es war ein schockierendes Bild. Wenn man in Deutschland lebt und nur die Nachrichten sieht und es nicht an der eigenen Haut erfährt, was es bedeutet, in einer Kriegssituation zu sein, kann man das vielleicht gar nicht so verstehen, wie brennend diese Problematik in Israel ist. Also diese Bilder haben uns so schockiert ... Dass selbst die israelischen Araber den Palästinensern (Solidarität) ausgedrückt haben ... dass etwas nicht in Ordnung ist. Es muss etwas getan werden. Wir kamen zurück nach Berlin und wir hatten das Gefühl: Was passiert hier? Die Politiker verhandeln und verhandeln, aber die Zivilbevölkerung leidet, auf beiden Seiten. Und wir Künstler, was können wir als Künstler unternehmen, dass wir bei diesem Leid etwas helfen können? In Berlin haben wir eine große Forschung (angestellt), Telefonate, Briefe schreiben, Freunde fragen ... Wir haben eine ganze Reihe von Fragen gestellt: Wo gibt es so eine Institution, wo wir helfen können? Unsere Freundin vom Jüdischen Gymnasium, Frau Otterbach, hat uns geholfen. Sie sagte: Es gibt so eine Institution, die heißt Givat Haviva, wo beide Völker die Möglichkeit haben, einander kennen zu lernen, ihre Vorurteile abzubauen, einander riechen und tasten können, und ganz besonders ein Projekt hat uns sehr bewegt: „Kinder lehren Kinder“, weil wir selbst einen Sohn haben, Giora, und das hat uns sehr bewegt, dass man bei den Kindern noch sehr viele Vorurteile abbauen kann, bei der Erziehung. Es gibt also eine Zukunft. Und so sind wir zu Givat Haviva gestoßen.

GS: Gabriella Gonda-Khen war das, die Pianistin, sie stammt aus Ungarn, lebt jetzt in Berlin und ist verheiratet mit dem Israeli Ithay Khen. Waren Sie auch gleich dafür, dass unbedingt etwas getan werden muss für die Verständigung dieser beiden Gruppen?

IK: Selbstverständlich. Wir haben das auch gemeinsam gemacht, die ganze Recherche und danach auch den Kontakt zu Anis Hamadeh und zu Givat Haviva. Da waren wir beide gleichermaßen aktiv und auch begeistert von der Idee, dass man doch etwas machen kann.

GS: Wie sind Sie jetzt zu den beiden gestoßen, Anis Hamadeh?

AH: Ithay und Gabriella haben mich über das Internet gefunden, wohl über meine Homepage, weil ich auch sehr aktiv bin und über das Internet auch viele Leute kenne. Ich habe mir das überlegt und gleich gesehen, wenn es für den Frieden und die Kinder ist ... und da Ithay auch meine kritischen Texte gelesen hatte zu dem Thema, bin ich dazugekommen. Ich bin sehr glücklich und froh darüber jetzt, weil ich auch im Laufe der Zeit, die wir miteinander verbracht haben, die beiden näher kennen gelernt habe und es sich eigentlich zunehmend herzlich entwickelt hat zwischen uns ...

GS: Sie sind ja schon seit dem neunten Mai auf Tour ...

AH: Wir sind eine Weile unterwegs, genau. Auf der anderen Seite spüre ich auch eine starke Zerrissenheit manchmal, gerade jetzt in den letzten Tagen sind ja schlimme Sachen passiert in Gaza und in Rafah vor allen Dingen. Vierzig bis fünfzig Tote sagt man, und das erschüttert mich wirklich und ist auch immer präsent.

GS: Erzählen Sie noch etwas zu Ihren Wurzeln, Anis.

AH: Mein Vater stammt aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Jenin in der Westbank. Ich selbst bin in Deutschland, in Hamburg, geboren. Meine Mutter ist ursprünglich aus Ostpreußen. Meine Eltern haben sich in Deutschland kennen gelernt und ich habe Islamwissenschaft studiert und mich zunehmend auch als Künstler mit der Problematik beschäftigt. Ich war auch mal Arabischlehrer an der Uni Kiel, jetzt bin ich aber hauptsächlich in diesem Grenzgebiet zwischen Journalismus, Kunst und Politik (tätig).

GS: Vielen Dank erst mal, Anis. Über die Konflikte zwischen Ihnen dreien auf der Bühne möglicherweise, und die Spannungen, die sich daraus ergeben, auch durch die aktuelle politische Situation, über die wollen wir noch reden. Jetzt möchte erst einmal Dagmar Schmidt bitten, sich vorzustellen. Sie ist SPD-Politikerin, sie engagiert sich für Israel, für den Nahen Osten, sie ist Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, sie ist Vorstandsvorsitzende von Givat Haviva Deutschland und sie ist Sprecherin des Israel-Gesprächskreises ihrer Fraktion. Wie kommt dieses Engagement zu Stande, Frau Schmidt?

DS: Vielleicht war es ein Zufall, vielleicht war es aber auch eine Fügung, ich weiß es nicht. Es sind auf jeden Fall einige Schlüsselerlebnisse, die mich dabei lassen, bei dieser Problematik, bei diesen beiden Ländern, und ich will diese Schlüsselerlebnisse vielleicht benennen: Das erste war, als wir mit dem damaligen Fraktionsvorsitzenden Rudolf Scharping im Gazastreifen ein Gespräch hatten und ein Überlebender von Auschwitz, Max Mannheimer, der heute in Bayern lebt, dort zu den Palästinensern gesagt hat: Ich wünsche Ihnen alle Freiheit, die Sie sich wünschen, und Sie dürfen mir glauben: ich weiß, was Freiheit ist. Und da lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Es war sowieso so eine nachhaltige Reise, weil wir zwei Tage, bevor Rabin ermordet wurde, Gespräche mit ihm hatten und ich dann zwei Tage später in Deutschland über diesen schrecklichen Mord gehört habe. Und Fakt ist, ich war danach Wahlbeobachterin im Gazastreifen, in Khan Yunis, und ich habe die Palästinenser als Menschen erlebt, die wirklich mit einer großen Vorfreude auf „Jetzt gehts los“ und „Jetzt wird es etwas mit dem Staat“ gewählt haben, mit einer Würde sich in Schlangen angestellt und gewartet haben, bis sie endlich das Kreuzchen machen konnten ... Und ich möchte gerne mich ganz dafür einsetzen, dass diese Verständigung von Mensch zu Mensch auch zu Stande kommt in solchen Zeiten, wo Gespräche scheinbar nicht mehr möglich sind.

GS: Nun sind Sie ja auch Vorstandsvorsitzende von Givat Haviva in Deutschland. Erzählen Sie doch bitte ganz kurz, was das für ein Zentrum ist. Also jetzt nicht über einzelne Projekte, sondern über Givat Haviva an sich.

DS: Kurz ist es fast gar nicht möglich, aber das Zentrum hat sich neben dem Geschichtsbewusstsein und der Aufarbeitung jüdischen Widerstands als aus der Kibbuzbewegung erwachsen, einen Namen gegeben, nämlich den Namen „Givat Haviva“, was so viel heißt wie „Hügel der Haviva“. Haviva ist ein Frauenname, und diese Frau, Haviva Reik, ist eine Widerstandskämpferin gewesen, die sich vor den feindlichen Linien mit einem Fallschirm hat abwerfen lassen und versucht hat, damit die Partisanenkämpfer zu unterstützen. Sie ist später geschnappt worden, umgekommen, ermordet worden von den Nazis. Zum Gedenken an diese mutige, tolle Frau, hat dieses Zentrum sich den Namen gegeben. Sie arbeiten aber heute in erster Linie dafür, dass es zur Verständigung zwischen den beiden Ethnien kommt.

Musikbeitrag: arabisches Lied „Ya 'Uud“ von Amal Murkus

GS: Das war Amal Murkus, die über die Ud gesungen hat. Amal Murkus arbeitet mit palästinensischen und israelischen Musikern zusammen in Israel. Meine Studiogäste hier sind das Duo Rubin, Ithay Khen, preisgekrönter israelischer Cellist und Stipendiat – habe ich ja bereits gesagt – des Berliner Philharmonischen Orchesters, sowie Gabriella Gonda-Khen, Dagmar Schmidt von der SPD und Anis Hamadeh. Und Anis, Sie würde ich gerne fragen, Sie sind ja hier in Ihrer Eigenschaft als Essayist, als Lyriker, als Islamwissenschaftler, geboren in Deutschland, Mutter ist ursprünglich Ostpreußin, Vater ist aus dem Westjordanland ... Sie würde ich fragen wollen: Was ist eine Ud, die eben Amal Murkus besungen hat?

AH: Die Ud ist ein altes arabisches Lauteninstrument, und das Wort „Laute“ kommt vom arabischen „al-Ud“, das „L“ wurde dann mit in das neue deutsche Wort genommen, also ein Vorläufer der Gitarre eigentlich, mit dem typischen Melonenbauch und sie ist sehr beliebt im Orient, nicht nur bei arabischen Kulturen, sondern auch im Orient ganz allgemein.

GS: Nun sprechen wir über das Projekt, bei dem Sie gerade mittendrin sind, die Benefiztournee für Givat Haviva, „Schalom-Salam“, und ich würde gerne wissen, was auf der Konzertbühne passiert, wenn Sie auftreten. Was machen Sie zum Beispiel? Also, ich meine, Musik ist international – wir alle denken, wir verstehen Musik -, bei Worten ist es schon etwas schwieriger.

AH: Stimmt, aber es ist auch eigentlich eine gute Verbindung, wenn man auf der einen Seite etwas ohne Worte hat, was sehr viel Gefühl rüberbringt, und auf der anderen Seite dann auch noch Wortbeiträge, die das Ganze auf einer anderen Ebene noch einmal zeigen. Ich lese aus verschiedenen Büchern, aus zwei Büchern, zweieinhalb vielleicht, einmal aus meinem Lyrikband „Loving Jay. Eine zeitlose Geschichte“, daraus lese ich einige Stücke, die zum Teil auch vom Duo Rubin musikalisch untermalt werden, und ich lese auch noch aus dem Buch „Wir wollen beide hier leben. Eine schwierige Freundschaft in Jerusalem“ von Sylke Tempel herausgegeben, von Odelia Ainbinder und Amal Rifai, im Rowohlt Berlin Verlag letztes Jahr herausgekommen, Dialoge zwischen einer Israelin und einer Palästinenserin.

GS: Können Sie uns etwas vorlesen?

AH: Ich würde gerne ein ganz kleines Gedicht aus „Loving Jay“ vielleicht vortragen, das radiomäßig besser rüberkommt als ein längerer Text, möchte aber noch kurz vorher erwähnen, dass ich auch zum Schluss eins meines Lieder spiele mit Ithay zusammen, der mich dann am Cello begleitet, ich spiele dann Gitarre, weil ich auch Songwriter bin. Und das kurze Gedicht, das ich habe, was eigentlich immer ganz gut auf der Bühne ankommt, heißt: „Arten der Liebe“. Das ist ein Dreizeiler und der geht so: „Herrschen will die menschliche Liebe. Heilen will die göttliche Liebe. Könige sind wir, mit Flügeln aus Staub.“

GS: Wie merken Sie, ob etwas gut ankommt, wenn Sie auf der Bühne stehen? Was kommt rüber vom Publikum?

AH: Man spürt es eigentlich, man braucht gar nicht mal immer den Beifall, sondern es ist schon eine Verbindung da mit dem Publikum. Wir hatten zum Teil in Leipzig und auch an anderer Stelle sogar Standing Ovations, zum Schluss, in anderen Fällen, in Oldenburg beispielsweise, waren die Leute etwas schwerfällig. Man merkte, da war eine Distanz da. Aber allgemein bekommen wir sehr gutes Feedback, sowohl, dass wir es spüren, als auch, dass es uns hinterher gesagt wird. Da sind sehr viele Herzlichkeiten und sehr viele freundliche Gesichter, die uns da ankucken.

GGK: Ich möchte noch hinzufügen, unser Gefühl zeigt, dass das eigentlich ein Thema ist, das jeden Menschen sehr interessiert, nur jemand muss die Initiative in die Hand nehmen und anfangen. Bei jedem Publikum, egal ob es Ältere oder Jugendliche waren, hatten wir sehr viel Engagement gespürt, dass wir ihnen einen Weg gezeigt haben. Und sie versuchen jetzt, sich darüber Gedanken zu machen, wie sie jetzt selbst weiter bei dieser Sache helfen können. Und auch dadurch, dass sie nach dem Konzert aufgestanden sind ... das ganze Publikum, das war natürlich für uns Künstler ein unglaublich berührender und sehr aufregender Moment ... wo wir sehen, das Publikum steht auf, klatscht, und das ist nicht nur für unsere Kunst, sondern für die ganze Menschlichkeit. Das ist etwas Wunderschönes.

GS: Also Sie sagen, da kommt eine Friedenssehnsucht zum Ausdruck, der Sie Flügel verleihen, etwa wie in dem Gedicht von Anis Hamadeh?

GGK: Ja, richtig. Genau.

GS: Welche Musik spielen Sie? Spielen Sie ausschließlich klassische Musik?

IK: Nein, in der ersten Hälfte spielen wir auch ein Stück von einem arabischen Komponisten, von Alberto Hemsi, „Meditation“, und noch zwei Lieder ohne Worte von Paul Ben Chaim, der ist israelischer Komponist, und das ist, um zu symbolisieren, wie ähnlich die Musik von den beiden Seiten ist, von der arabischen und von der israelischen, um also etwas von der Stimmung von Außen hereinzubringen, wobei wir aber nicht lang dort bleiben.

GS: Hören wir uns diese Musik doch mal an ...

Musikbeitrag: „Sepharadische Melodie“ von Paul Ben Chaim

GS: Was war das für ein Titel?

IK: Das war die „Sepharadische Melodie“ von Paul Ben Chaim, israelischer Komponist, und das spielen wir auch in unserem Programm, aber wie gesagt: Wir spielen nicht nur arabische und israelische Kompositionen, sondern in der zweiten Hälfte spielen wir überwiegend klassische Werke. Was wir präsentieren wollten, (war,) dass es möglich ist, dass israelische und palästinensische Künstler auf der Bühne etwas zusammen machen, und es muss nicht unbedingt nur mit der Schwerfälligkeit des Nahostkonflikts verbunden sein. Es können auch einfach Highlights der klassischen Musik sein oder die wunderschönen Gedichte, die Lyrik von Anis Hamadeh sein, oder sonstiges.

GS: Möchte jemand etwas ergänzen?

GGK: Wir spielen klassische Highlights, und das ist für ein breiteres Publikum gedacht, wir haben auch kleine Eintrittspreise für dieses Konzert genommen, weil wir möchten, dass sehr viele Leute kommen zu dem Konzert in Berlin. Die klassischen Stücke sind für viele Menschen gedacht, die nicht unbedingt jeden Tag klassische Musik hören, zum Beispiel Paganini oder Monti: Csardas, oder Piazzolla: Der Große Tango ...

GS: Aber eben auch arabische und israelische Komponisten. Das ist eine Musik, die fesseln soll, die zum Zuhören und zum Nachdenken bewegen soll, und sie soll dazu bewegen, Geld zu spenden, also eine Eintrittskarte zu kaufen, und dieses Geld ist an ein bestimmtes Projekt gebunden, das ist der Reinerlös der Konzerte, die Sie jetzt machen, an Givat Haviva und die Projekte, die dort entstehen oder schon entstanden sind und weitergeführt werden sollen. Und deswegen möchte ich jetzt Dagmar Schmidt fragen, was für Projekte das sind. Dagmar Schmidt als Vorsitzende von Givat Haviva Deutschland, SPD-Bundestagsabgeordnete:

DS: Ja schönen Dank. Erst einmal möchte ich wirklich auch diesen jungen Leuten dafür danken, dass sie dieses Engagement aufbringen, und dass gerade Gabriella so resolut diesen Gedanken vorangetrieben hat und trotz vieler Schwierigkeiten am Ball geblieben ist und das durchzieht. Wir haben einen Sponsor gefunden, also, sie selber haben den gefunden ...

GGK: Genau. Wenn ich ein ganz kurzes Wort noch an unseren Sponsor sagen darf, das muss hier sein, weil wir haben natürlich auch viele Absagen bekommen, als wir Sponsoren gesucht haben. Aber DaimlerChrysler Services ... und ganz besonders geht unser Dank an unseren Mentor Schlomo Ben Hur, der richtig, hundertprozentig, oder tausendprozentig hinter der Sache stand und sagte: Mit eurer Kunst könnt ihr so viele Menschen bewegen. Und ich stehe so sehr zu diesem Frieden zwischen den beiden Völkern, dass ich (euer Projekt) unterstütze. Er hat uns ermöglicht, dass diese Tournee überhaupt stattfinden kann und noch mal vielen Dank an ihn.

GS: Das ist immer wichtig, Freunde zu haben, die Geld geben, die unterstützen, also Mäzenatentum, was heutzutage Sponsoring heißt, ist sehr sehr wichtig. Und Givat Haviva lebt eben auch von Mäzenatentum, von Sponsoring, und deswegen ist auch Dagmar Schmidt hier in dieser Runde so wichtig, weil sie als Politikerin etwas bewegen kann.

DS: Givat Haviva lebt leider fast ausschließlich davon, und deshalb ist es gerade in diesen Zeiten wichtig, dass Menschen nicht resignieren, sondern dass sie vielleicht über den Eintrittspreis hinaus auch etwas an Spenden dalassen. Einmal, damit diese tolle Idee unterstützt wird – wir hoffen, dass wir auch noch weitere Konzerte zu Stande kriegen, das heißt, wir suchen auch noch Sponsoren für weitere Konzerte, eine weitere Reihe ... Denn diese Projekte sind immens wichtig. Gerade dieses „Kinder lehren Kinder“. Jeder weiß, dass die frühkindliche Sozialisation die wichtigste ist, und ich würde dieses Projekt „Kinder lehren Kinder“ eigentlich schon umtaufen mögen. Diese Kinder, die sich gegenseitig etwas beigebracht haben, die sollten jetzt mal langsam Erwachsene lehren.

GS: Was passiert in „Kinder lehren Kinder“? Erzählen Sie mehr über das Projekt, über diese Begegnungsstätte Givat Haviva. Das ist ein Zentrum in der Scharon-Gegend, in ...(?) ... zwischen Haifa und Tel Aviv, ziemlich nah an der Grenze.

DS: Ja, wir haben selber einmal bei einem kurzen Besuch Kinder getroffen ... Es ist ja sonst kaum möglich, dass arabische Israelis und jüdische Israelis jeweils in die anderen Familien gehen. Man lebt sein Leben, aber getrennt. Und hier in diesem Begegnungszentrum kommen die Kinder zusammen. Sie erfahren, dass sie die gleichen Sorgen haben, sich über die gleichen Dinge ärgern. Daraus ist des weiteren erwachsen ein Zeitungsprojekt von jungen Leuten. Sie arbeiten im künstlerischen Bereich, sie arbeiten auf vielen Gebieten zusammen und merken: Wir sind uns doch gar nicht so fremd, sondern wir haben in sehr vielen menschlichen Begegnungen doch die gleichen Anlässe, uns zu ärgern, die gleichen Anlässe, uns zu freuen, und Kinder kriegen das viel eher gebacken als Erwachsene.

GS: „Kinder lehren Kinder“, ist das so ein Oberbegriff oder ist das ein ganz bestimmtes Projekt?

DS: Es sind immer wieder neue Projekte, wo immer wieder Kinder zusammengebracht werden, Schulklassen, manchmal auch freiwillig nachmittags, zum Wochenende ... Jugendlichere, also schon etwas ältere Kinder ....

GS: Wir haben in den Zeitpunkten einmal berichtet über ein Projekt von Givat Haviva, das hieß „Mit den Augen des anderen“. Da bekam jedes Kind eine Kamera in die Hand und es wurde ihnen auch gezeigt, falls sie es noch nicht gewusst haben, wie mit einer Kamera gearbeitet wird. So etwas kostet natürlich auch Geld. Sind solche Projekte weiterhin gefragt? Das war ziemlich irre: Da gehen die in das Haus des anderen und machen die Kühlschranktür auf und fotografieren den Inhalt des Kühlschranks, sie gehen ins Badezimmer, sie gehen ins Wohnzimmer, sie kucken, was es für Süßigkeiten da gibt ... Aber so etwas muss man bezahlen können, solche Kameras und solche Initiativen.

DS: Man ist mit der Kamera genauso neugierig, wie man ohne die Kamera wäre, aber die Kamera bietet so einen gewissen Schutz. Man ist nicht so direkt der Voyeur und beobachtet und schaut und hat den Abstand. Und hinterher wird ja über die Bilder geredet. Und man merkt dann plötzlich: Aha, kuck mal an, der andere hat doch ein Interesse an mir, denn er hat genau das und das fotografiert, warum denn wohl? Man redet darüber. Man baut Klischee-Vorstellungen ab. Gerade diese Projekte haben mich sehr beeindruckt, auch als wir die Fotoausstellung mal vor Ort gesehen haben. Inzwischen gibt es eine Wanderausstellung auch in Deutschland, die durch verschiedene Städte reist ... Dieser Versuch, Menschen über dieses Medium Fotografie dazu zu kriegen, auch über das Gesehene zu reden und die Hemmungen zu verlieren, auch mal genau hinzukucken, das ist mit der Kamera gelungen. Und Kinder haben plötzlich dann die Möglichkeit – oder Jugendliche waren es auch –, gerade diese Typisierungen abzubauen: Israelis sind nicht immer die Soldaten mit der Uzi, und Palästinenser sind nicht immer die Terroristen mit dem Bombengürtel um den Bauch, sondern hier gibt es tatsächlich doch bei Jugendlichen auch Parallelen in der Empfindung, im Leben, und Neugierde, jeweils von dem anderen mehr zu wissen.

GS: Nun ist es eine Sache, Vorurteile hier abzubauen und auf Givat Haviva hinzuweisen und eine andere Sache, das in dem Land selbst zu machen, in Israel. Wie schwer ist das?

DS: Das wird zunehmend schwieriger, weil auch das, was an staatlicher Unterstützung seitens der staatlichen Einrichtungen kam, das ist fast weggefallen. Auch gibt es immer wieder ein Auf und Ab. Es gibt immer wieder Höhen und Tiefen in der Arbeit von Givat Haviva, und trotz alledem, trotz dieser Tiefen auch, wo man sich gar nicht mehr treffen mag, wo man sagt: Es ist sowieso eigentlich alles zwecklos, weil, gerade wenn man jetzt die aktuellen Nachrichten hört, dann könnte es sein, dass Menschen ja wieder eher resignieren. Aber dass hier wie ein Stehaufmännchen Leute immer wieder bereit sind zu sagen: Und jetzt erst recht, und: Wir müssen weitermachen an diesem Thema. Wir sind diejenigen, die den Durchblick haben, wie man wirklich langfristig, dauerhaft etwas verändern kann, indem man bei den Menschen ansetzt, indem man den Dialog fördert, indem man Treffen fördert, und nicht Abkapselung und Abschottung und keine Treffen und Sprachlosigkeit.

GS: Neben Ihnen, also neben Dagmar Schmidt, sitzt Anis Hamadeh, und ich sehe ihn so an, und er kuckt halb skeptisch, halb warmherzig liebevoll zunickend. Was ist das für ein Zwiespalt, den ich in Ihnen da wahrnehme?

AH: Sie fragten ja vorhin selbst: Wie ist das in Israel/Palästina selbst mit dem Friedenswillen oder den Möglichkeiten. Und da habe ich natürlich auch nachgedacht, was ich dazu denke ... Ich denke auch, dass ... letztlich hat kein Krieg ewig gedauert, und es wird irgendwann Frieden geben, und wir müssen solche Muster schaffen, um zu zeigen, es gibt diese Arten von Zusammenarbeiten, weil irgendwann kommt es. Aber auf der anderen Seite bin ich eben auch mit betroffen, weil ich auch Verwandte dort habe und mich auch stark damit beschäftige ... und sehe eben auch, dass die aktuelle politische Lage schon nicht gerade schön ist, um den Dialog zu fördern.

GS: Wir reden gleich weiter. Wie können wir die Schwierigkeiten überwinden? Wie können wir zum Frieden finden? Wie können wir in die Zukunft investieren durch unsere Arbeit, durch unser Engagement? Wir hören jetzt erst einmal Timna Brauer mit „We shall Overcome“, wo sie sehr schön dieses Friedenslied „We shall Overcome“ mixt mit John Lennon, und wir hören eine Live-Aufnahme mit ihrem Chor „Voices for Peace“ live aus Wien 1999.

Musikbeitrag: „We shall Overcome“ von Timna Brauer

GS: Das war Timna Brauer mit ihrem Live-Auftritt in Wien, „Voices for Peace“, 1999. Wir reden hier über das Benefizkonzert „Shalom-Salam“. Drei Künstler sehr unterschiedlicher Herkunft stehen auf der Bühne und singen und rezitieren für Givat Haviva, das Friedenszentrum in Israel, Künstler sehr unterschiedlicher Herkunft – habe ich schon gesagt – Ungarn, Israel, Deutschland, und deutsch-palästinensischer Hintergrund. Drei Künstler auf einer Konzertbühne ... Wie bringen Sie denn überhaupt Givat Haviva dem Publikum nahe?

IK: Unser Programm fängt mit einem Dokumentations-Filmausschnitt von Givat Haviva an, „Mit den Augen des Anderen“, und dort zeigt man auch das Projekt mit den Kameras. Ich finde, es ist schon sehr interessant zu sehen, wie sie eine arabische Familie besuchen, und dann auch eine israelische Familie ... Und dann durch die Reden. Es gibt verschiedene Reden ...

GS: Wer redet?

IK: In Berlin wird zum Beispiel Frau Dagmar Schmidt – hoffe ich – reden und auch etwas über die Projekte erzählen können, über unsere gemeinsamen Ziele ...

GGK: Und Bürgermeister und Oberbürgermeister und stellvertretende Bürgermeister, während der ganzen Tournee, und wir haben immer ein Wort gefunden für Givat Haviva ...

IK: Unter anderem ...

GS: Habe ich jetzt nicht verstanden. Was für ein Wort haben Sie gefunden für Givat Haviva?

IK: Natürlich lobende Worte. (lacht)

GS: Ach so, also Sie haben wirklich Interesse wecken können, dass die Leute jetzt wissen: Aha, da gibt es dieses Zentrum, da können wir uns nützlich machen ... entweder durch Geld oder durch Einsatz.

GGK: Genau. Und es gibt auch einen Infostand während der Pause oder nach dem Konzert und jeder kann sich noch mal informieren, und auf unserem Flyer stehen auch noch mal ein paar Wörter über Givat Haviva.

GS: Und stehen Sie dann da und geben auch Auskunft oder sind Sie dann in den Kulissen verschwunden?

IK: In der Pause sind wir präsent. Jeder kann zu uns auch kommen und mit uns reden. Normalerweise im klassischen Konzert zieht man sich zurück und übt noch ein paar Stellen und man konzentriert sich, aber ich denke, dass es in diesem Konzert auch sehr wichtig ist, den direkten Kontakt mit dem Publikum (zu haben). Und wenn jemand irgendwelche Fragen hat, dann sollte er dazu auch die passende Antwort finden.

GS: Anis Hamadeh, der deutsch-palästinensische Essayist, der Islamwissenschaftler, hat an einer Stelle mal gesagt: „Wir haben unterschiedliche Geschichtsbücher“. Was unterscheidet Ihr Geschichtsbuch, Anis Hamadeh, zum Beispiel von dem Geschichtsbuch von Ithay Khen, dem Israeli?

AH: Ja, also, ohne jetzt zu sehr in die Details zu gehen, kann man sagen, dass es zwei ... (lacht) ja Du möchtest das auch nicht Ithay ...

IK: Nee, nicht unbedingt ...

AH: Also es gibt einige Punkte, in denen wir einfach unterschiedlicher Ansicht sind, das ist auch nicht unbedingt auf Israel beschränkt oder Palästina, sondern hat zum Teil damit zu tun, welches Verhältnis wir zum Staat haben, und auch, was wir denken, was ein Staat darf und was nicht. Das ist sicherlich so einer der Punkte. Es geht aber auch um die Gründung Israels, und zum Beispiel das Thema der Vertreibungen, wo wir auch nicht so ganz einer Meinung sind. Wobei wir da aber auch in einem Prozess sind und uns beide informieren. Auch bin ich kein Politologe in dem Sinne, möchte ich auch nicht sein, ich betrachte die Gesellschaften eigentlich eher, als dass ich die Parteien oder parteipolitische Details betrachte. Es gibt so einige Punkte, aber es ist ein Prozess, und wir sprechen schon öfter darüber und das geht auch nicht ohne ...

GS: Ich habe jetzt so ganz die Konflikte noch nicht verstanden. Sie wollen einen umschiffen, nämlich den der Gründung des Staates Israels, wie es dazu gekommen ist und was es für die Palästinenser bedeutet hat, für die arabische Bevölkerung dort. Darüber wollen Sie jetzt nicht reden. Gibt es aber aktuelle Probleme zum Beispiel?

IK: Es ist ein breites Thema und das Problem, was Anis vorhin gemeint hat – nehme ich an – das ist: Es wird anders erzählt und es gibt Details, die verkleinert werden oder verschwiegen werden, auf beiden Seiten, und es gibt andere Teile, die vergrößert werden, und darüber haben wir sehr große Diskussionen auch miteinander. Wir diskutieren oft. Wir reisen sehr viel zusammen, da haben wir auch Zeit dazu. Aber dazu können wir wirklich jetzt nicht detaillierter kommen, weil das dauert zu lange.

GGK: Wir haben uns entschieden: wenn wir immer wieder nur in der Vergangenheit wühlen und versuchen, Recht zu geben: Du hast Recht oder ich habe Recht .... davon wird die Situation nicht besser. Und deswegen haben wir gesagt: Wir sind Künstler, unser Kommunikationsmittel ist die Kunst, und was wir verbessern können, das eigentlich ... also die Zukunft, wir blicken in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit, sondern wir stellen uns die Frage: Was können wir für die Zukunft machen? Und Politik ist nicht unser Territorium sozusagen ... natürlich, ich genieße das immer wieder, diese Diskussionen zwischen den beiden Jungs, wenn wir im Auto sitzen, aber ich bin sehr berührt auf der Bühne, wenn ich die zwei sehe – sie symbolisieren für mich die zwei Völker – und die große Einheit und die Harmonie, die sie dann zusammen auf der Bühne ausstrahlen ... und ich denke immer: Es ist möglich. Wenn man viel Zeit miteinander verbringt und bereit ist, auch zuzuhören, was der andere sagt, und bereit ist, (sich) auch zu verbessern oder zu sagen: Versuchen wir jetzt, „das Vergessen zu vergessen“, von Anis, dann haben wir überhaupt Hoffnung für die Zukunft.

GS: Es ist ja bemerkenswert, dass von allen drei Künstlern, die hier sind, nur eine nicht deutsche Wurzeln hat, und das ist Gabriella, die nämlich Ungarin ist und mit einem Israeli verheiratet ist und jetzt hier in Deutschland lebt. Alle anderen hier haben deutsche Wurzeln. Wie ist das, wenn Sie Ihren Freunden von Ihrem Engagement erzählen, zum Beispiel Ithay, wie ist das, wenn Sie in Israel erzählen, was Sie hier machen? Stoßen Sie dann hundertprozentig auf Zustimmung?

IK: Zustimmung schon. Aber die Reaktion ist typisch israelisch: Man fragt mich, ob es nicht gefährlich ist, so etwas zu machen. Man denkt sofort an die Sicherheit, an möglichen Terror ... ich weiß nicht was ... dass uns etwas passieren könnte. Das ist Gott sei Dank aber nicht der Fall. Wir fühlen diese Gefahr überhaupt nicht.

GGK: Wir denken gar nicht nach über die Gefahr, weil für uns gibt es keine Gefahr. Wir setzen uns ein für eine humanitäre Sache, und das hat nichts mit Politik zu tun ...

GS: Und für Sie ist es gefährlich, sich nicht dafür einzusetzen, gefährlich für die Zukunft der Kinder. Sie haben ja auch einen Sohn.

GGK: Richtig. Genau.

AH: Ich finde auch, es ist auch eine Frage der Verantwortung, wenn man etwas tun kann und etwas weiß, dann sollte man es tun. Ich habe von meiner Seite aus sehr viel Zustimmung erfahren. Meine Eltern sind in Bocholt beim Konzert mit dabei gewesen, waren sehr begeistert, auch aus der Internetgemeinde bekomme ich sehr viele schöne nette Zuschriften, auch Kritik zum Teil von Palästinensern, die sagen: Ja, dann machst du da etwas für die Israelis und so, wo es dann auch manchmal auch zu Streitigkeiten – in positivem Sinne -, zu Dialogen kommt. Das finde ich sehr konstruktiv. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, habe ich sehr viel Tagebuch geschrieben in dieser Zeit, die sehr ereignisreich gewesen ist, und das brauche ich auch, weil ich doch merke, ich kann mit solchen Konzerten oder auch solchen Gesprächen wie hier schon viel erreichen, aber da fehlt immer noch sehr viel. Also gerade jetzt die Themen, die wir zum Schluss angesprochen haben: Das offizielle Israel und die israelische Gesellschaft zum Beispiel als so ein Problemfall. Und ich schreibe über alle diese Dinge. Und ich muss noch mal mit Ithay und Gabriella darüber sprechen, in welcher Form ich das dann zugänglich mache. Aber ich möchte, dass die Diskussion weitergeht und dass die Kunst nicht das einzige bleibt.

GS: Die Kunst soll nicht das einzige bleiben. Schwebt Ihnen schon etwas vor, was nach dieser Benefiztour, die ja am 26sten in Berlin enden wird, was dann passiert? Sie haben so etwas angedeutet ... Also es wird ja nicht die Gründung einer Partei sein.

AH: Nein.

IK: Also ich denke, erst einmal sollten wir diese Tournee bis zum Ende meistern und hoffentlich bringt es auch etwas für Givat Haviva. Ich denke, das ist schon der Fall. Und danach planen wir eventuell noch eine zweite Runde, mit dieser Tournee, eventuell auch in anderen Ländern.

GS: In welcher Form kann denn die Politik das Engagement für Givat Haviva, das Engagement für den Frieden zwischen dem jüdischen Volk und dem palästinensischen Volk unterstützen, Dagmar Schmidt? Also über eine Rede zum Konzert am 26sten hinaus.

DS: Politik kann bei knappen Haushalten sicherlich nicht mehr viel über die Finanzen machen ...

GS: Tatsächlich nicht?

DS: ...Das heißt, wir können überall vermerken, dass da, wo von den Ländern Unterstützung kam für Givat Haviva, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, dass da die Kassen eben leerer werden und nichts mehr kommt, bzw. weniger. Das heißt, wir sind darauf angewiesen, dass engagierte Zivilpersonen, Vereine, Unternehmen, diese Sache unterstützen. Was kann ein Unternehmen für den Frieden tun? Es kann diese Sache, Givat Haviva, unterstützen. Dass es bekannter wird. Und ein ganz toller Unterstützer bekommt ja auch den Friedenspreis, das ist der Herr Barenboim, der bekommt den Friedenspreis von Givat Haviva ... und ich weiß nur, dass dadurch auch der Name dieser Einrichtung bekannter wird und Menschen mehr Zutrauen kriegen. Und die wissen: Das Geld kommt an. Das geht nicht irgendwo verschütt oder versickert, oder dass davon ein teurer Vorstand bezahlt wird ... Alle machen das ehrenamtlich und verzichten auf tolle Gagen in diesem Fall. Und das Geld kommt an und wird direkt vor Ort eingesetzt. Das ist das Gute daran. Und ich glaube, was auch ganz toll ist, wenn nicht nur von diesem Konzert berichtet wird, sondern wenn man hinterher weiß: dass, was hier individuell im Kleinen passiert, das ist im Großen auch möglich. Man kann Geschichte aufarbeiten, man kann ... Jedes Handeln, jeder Dialog ist irgendwo politisch, und wenn man merkt, dass das hier geht und man sich weiterentwickelt und Vorurteile abbaut, dann müsste das im Großen auch möglich sein. Das ist das, was neben dem Effekt, Givat Haviva bekannter zu machen, Geld einzuspielen, ganz sicherlich ein wichtiger, wertvoller Aspekt ist.

GS: Givat Haviva und der Konflikt zwischen dem jüdischen und dem palästinensischen Volk hat ja auch sehr viel zu tun mit der deutschen Geschichte, mit der Vergangenheit. Kommen denn schon manchmal Leute nach dem Konzert zu Ihnen und sagen: Ich habe aufgrund Ihrer Musik oder der Ruhe, die Sie mir vermittelt haben oder des Engagements plötzlich begriffen, dass ich mehr tun muss und fängt an, über die Vergangenheit der Eltern, der Großeltern zu erzählen? Erfahren Sie etwas von Ihrem Publikum, auch in dieser Hinsicht, oder nie?

IK: Nicht so viel.

(GGK: Nein)

AH: Eigentlich doch ...tschuldigung aber ... Also ich habe doch den Eindruck, wenn man das mal zusammenrechnet, dass ... Ich habe sehr viel gehört eigentlich ... Sowohl direkt, dass Leute nach dem Konzert gekommen sind und ... vielleicht jetzt nicht gerade, dass sie dann ...

GS: Also sie sagen nicht: Opa war ein Nazi, aber ...

AH: Ja, vielleicht jetzt nicht unbedingt, dass sie ausflippen, aber dass Leute angeregt werden und anfangen zu erzählen von ihren eigenen Sachen und was sie so machen, das ist schon sehr häufig.

IK: Aber das gibt es auch im Alltag, das ist nicht besonders, bezogen auf unsere Tournee.

AH: Auch zum Beispiel die Tatsache, dass wir öfter mal vor der Veranstaltung von Bürgermeisterseite eingeladen worden sind, das fand ich eigentlich ein sehr schönes Zeichen auch, dass die Politik sagt: Ja, nee, wir interessieren uns da wohl auch für und wollen da was drüber wissen, das fand ich eigentlich schon auch sehr erfreulich.

Zustimmung von Ithay und Gabriella

GS: Die Zeitpunkte gehen zuende. Mir bleibt jetzt nur noch übrig, auf das Abschlusskonzert hinzuweisen, das Abschlusskonzert von „Shalom-Salam“, der Benefiztournee. Es findet statt in Berlin, am 26. Mai, bei Daimler Chrysler in der Eichhornstraße Nummer 3 am Potsdamer Platz. Beginn ist 19 Uhr. Der 26.05. ist der Mittwoch. Es ist, wie gesagt, eine Benefizveranstaltung, deswegen wollen wir jetzt hier keine Freikarten verschenken. Eine Karte kostet 15 Euro und für Kinder und Jugendliche kostet sie weniger. Aber man natürlich auch mehr Geld geben, also 15 Euro wäre schon ganz prima.

Musikbeitrag

GS: Das waren die Zeitpunkte vom 23. Mai 2004, Redakteurin was Birgit Ludwig, die auch die Musik zusammenstellte. Technik Annette Kruschke, Moderation Gesine Strempel. Mehr Musik vom Duo Rubin finden Sie auf der CD „On Tour“ und ich empfehle Ihnen die Homepage von Anis Hamadeh, www.anis-online.de. Und ich bedanke mich noch einmal ganz herzlich bei meinen Studiogästen, vielen Dank, dass Sie mitten in der Tournee zu uns ins Studio gekommen sind. Danke, auf Wiedersehen, viel Erfolg, und Sie kennen ja das Sprichwort: „A bissel und a bissel gibt a volle Schüssel“. Das ist ein jiddisches Sprichwort, was mir sehr gut gefällt. Tausend Dank, viel Erfolg.

AH/IK/GGK: Ihnen auch.

Intro music: "Schlittenfahrt" ("Sled") by Jaques Offenbach (Duorubin)

GS: ...and at the microphone welcoming you today is Gesine Strempel. Day by day new terrifying news about worldwide violence, day by day news from the conflict between Israel and the occupied Palestinian territories, and again and again new suicide and killing assaults in Israel. The confrontations between Israeli soldiers and armed Palestinians have been escalating in the last days in the Gaza Strip. Therefore the subject of the "Zeitpunkte" today is of sad current significance. "Shalom-Salam" is the name of the benefice tour under the patronage of Johannes Rau, it is on stage at the moment in German cities. A beneficiary tour for the benefit of the Jewish Arab peace center Givat Haviva. We will introduce the Duo Rubin for you, they are Ithay Khen and Gabriella Gonda-Khen, and the essayist Anis Hamadeh as well as the legislator Dagmar Schmidt, four people who are working with the means of art and of politics for the peace between Jews and Palestinians, against hate and violence, for the mutual understanding of the peoples. No war lasts forever, they say, peace must grow bottom-up. We invest in the future.

(Musical contribution: "Schlittenfahrt")

GS: This was the Duo Rubin with the "Sled" by Jaques Offenbach, Cello: Ithay Khen, Piano: Gabriella Gonda-Khen. "Who has no power for dreaming has no power for living", wrote Ernst Toller, German playwright and pacifist, who exactly 65 years ago died in the New York exile. "Shalom-Salam", the Hebrew and the Arabic words for "peace", form the title of your benefice tour through Germany. On May 26 it will end in Berlin. How did the engagement for Givat Haviva, the Jewish Arab peace center in Israel, about the work of which we have already reported in the "Zeitpunkte", come about? And the question at first is for the Duo Rubin, for Ithay Khen and Gabriella Gonda-Khen. Ithay Khen is a decorated Israeli cellist, scholarship holder of the Berlin Philharmonic Orchestra, and his wife Gabriella Gonda is also decorated with awards and she is a pianist. So how did you get to this project? What has motivated you, as it were?

GGK: In 2000 we visited Israel. We go there every year ... On this morning we did not hear the news. We did not turn on the radio and we rode through a valley which is called Vadi Ara. Suddenly we saw utterly frightening pictures. We found ourselves in a situation in which – one could say – we were afraid for our lives. And we saw shattered cars, burnt-out car-tyres, pulled-out traffic lights, and it was a shocking picture. When you live in Germany and only watch the news and don't experience it yourself, what it means to be in a war situation, then maybe you cannot really understand how burning this problem is in Israel. You know, these pictures have so much shocked us ... That even the Israeli Arabs have expressed (their solidarity) to the Palestinians ... that there is something not in order. Something must be done. We came back to Berlin and we had the feeling: what is going on here? The politicians negotiate and negotiate, but the civil population is suffering, on both sides. And we artists, what can we as artists do to help in this suffering? In Berlin we made a big research, phone calls, writing letters, asking friends ... We asked a number of questions: where is such an institution where we can help? Our friend from the Jewish High School, Ms. Otterbach, helped us along. She said: there is such an institution, it is called Givat Haviva, where both peoples have the opportunity to make each other's acquaintance, to overcome their prejudice, to smell and touch each other, and there was one project which has specifically moved us: "Children Teach Children", because we have a son ourselves, Giora, and this has really moved us that in children there is a chance to overcome prejudice, in the education. So there is a future. And this is how we got to Givat Haviva.

GS: This was Gabriella Gonda-Khen, the pianist, she comes from Hungary, now lives in Berlin and is married to the Israeli Ithay Khen. And you, have you supported the idea right away, that urgently something has to be done for the mutual understanding of these two groups?

IK: Of course. We did that together, the whole research and afterwards also the contact with Anis Hamadeh and with Givat Haviva. In this thing we were both active in the same way and also enthusiastic about the idea that you can really do something yourself.

GS: And how did you meet the two now, Anis Hamadeh?

AH: Ithay and Gabriella found me via internet, my homepage, because I am very active, too, and know several people by way of the internet. I thought about the idea and soon thought, if it is for peace and the children ... and as Ithay had also read my critical texts on the subject I joined them. I am very happy and glad about it now as in the course of the time we spent together I learnt more about them and our relationship actually has developed increasingly hearty ...

GS: You have been on tour since the ninth of May ...

AH: We have been on the road together for a while, that's right. On the other hand I sometimes also sense a deep inner strife, especially now in the past days there have been terrible things going on in Gaza and in Rafah most of all. Forty up to fifty dead is what they say, and this really shakes me and it is always present.

GS: Do tell us something about your roots, Anis.

AH: My father comes from a small town near Jenin in the Westbank. I myself was born in Germany, in Hamburg. My mother originally is from East Prussia. My parents met in Germany and I have studied Islamic Studies and increasingly have dealt with the subject as an artist, too. Once I also was Arabic teacher at the University of Kiel, but now I am mainly active in this border area between journalism, art and politics.

GS: Thank you so far, Anis. The conflicts between the three of you on stage maybe, and the tensions which spring from that, also from the current political situation, this is something I would want to talk about later on. Now I would like to ask Dagmar Schmidt to introduce herself. She is a politician from the Social Democratic Party (SPD), she is engaged for Israel, for the Middle East, she is a member of the German Israeli Society, she is chairwoman of Givat Haviva Germany and she is speaker of the Israel Discussion Circle in her parliamentary party. How does this engagement come about, Ms. Schmidt?

DS: Maybe it was an accidence, maybe also it was a providence, I don't know. In any case there were some key experiences which let me stay with this issue, with these two countries, and maybe I can name these key experiences: the first was when we had a meeting in the Gaza Strip together with the former chairman of the parliamentary party, Rudolf Scharping, and an Auschwitz survivor, Max Mannheimer, who today lives in Bavaria, said to the Palestinians there: "I wish you all the freedom which you wish and you may believe me: I know what freedom is." At that I felt a cold shiver running down my spine. It was, at any rate, a significant journey, because we had talks with Rabin, two days before he was killed, and then two days later in Germany I heard about this terrible murder. And fact is, afterwards I had been an election observer in the Gaza Strip, in Khan Yunis, and I experienced the Palestinians as human beings who really have voted with a huge pleasure of anticipation of "Now it is starting" and "Now this state will come into being", and with dignity they stood in rows and waited until finally they could vote with their crosses ... And I also would like to fully engage in that this mutual understanding from human to human also takes place in those times when dialogues do not seem to be possible anymore.

GS: You also are chairwoman of Givat Haviva Germany. Please tell us in short what kind of center this is. Now, I don't mean single projects, but Givat Haviva as such.

DS: In short this is hardly possible, but the center has next to the historical awareness and the analysis of Jewish resistance given itself a name which springs from the kibbuz movement, and that is the name "Givat Haviva", which means as much as "Hill of Haviva". Haviva is a women's name, and this woman, Haviva Reik, was a resistance fighter who in front of the enemy lines had let herself be dropped with a parachute and tried to support the partisan fighters in this way. Later she got arrested and killed, murdered by the Nazis. In rememberance of this courageous, great woman this center gave itself the name. Yet today in the first place they work for a mutual understanding between the two ethnic groups.

Musical contribution: Arabic song "Ya 'Uud" by Amal Murkus

GS: This was Amal Murkus singing about the Ud. Amal Murkus works together with Palestinian and Israeli musicians in Israel. My guests in the studio are the Duo Rubin, Ithay Khen, decorated Israeli cellist and scholarship holder – I said that before – of the Berlin Philharmonic Orchestra, as well as Gabriella Gonda-Khen, Dagmar Schmidt from the SPD and Anis Hamadeh. And Anis, you I would like to ask ... as you are here in your capacity as an essayist, a poet, absolver of Islamic Studies, born in Germany, mother originally from East Prussia, father from the West Jordan Land ... You I would like to ask: what is an Ud, the thing which Amal Murkus just sang about?

AH: The Ud is an old Arabian lute instrument, and the word "lute" (in German "Laute") is derived from the Arabic "al-Ud", the "l" being included in the new German word, so it is a forerunner of the guitar, basically, with the typical melon belly and it is very popular in the Orient, not only in the Arab cultures, but also in the Orient in general.

GS: Let us talk about the project now which you are in the middle of right now, the beneficiary tour for Givat Haviva, "Shalom-Salam", and I would like to know what is going on on stage when you appear. What are you doing, for example? Well, I mean music is international – we all think we understand music -, but concerning the words this is a bit more difficult.

AH: Right, but it is also a good combination, when you have something without words, which conveys a lot of feeling, on the one hand, and on the other hand verbal contributions which show the same thing again, on another level. I read from different books, two books, two and a half, maybe, for one thing from my poetry album "Loving Jay. A Timeless Story", I read a couple of pieces from that which partly also are enriched musically by the Duo Rubin, and I also read from the book "We Both Want to Live Here. A Difficult Friendship in Jerusalem" edited by Sylke Tempel, by Odelia Ainbinder and Amal Rifai, appeared last year in the Rowohlt Berlin Publishing House, dialogues between an Israeli and a Palestinian.

GS: Could you read something for us?

AH: I would like to recite a tiny poem from "Loving Jay", maybe, which might be better for the radio purpose than a longer text, would, anyway, like to mention before that at the end (of the stage appearances) I also play one of my songs together with Ithay, who accompanies me on the cello, while I play guitar, because I am also a songwriter. And the short poem, which normally is well-received on stage, is called: "Kinds of Love". It is a three-line-poem and it goes like this: "To rule wants human love. To heal wants divine love. Kings we are, with wings of dust."

GS: How do you know whether something is well-received when you are on stage? What does the audience convey to you?

AH: Normally one can sense this, it does not even always need the applause, there is a kind of connexion to the audience. Sometimes, like in Leipzig, we even had standing ovations, at the end, in other cases, like in Oldenburg, people were a bit more reserved. There had obviously been a distance. But generally we are receiving very good feedback, both that we feel it and that people tell us afterwards. There are a lot of cordialities and many friendly faces looking at us.

GGK: I would like to add that our feeling shows that this, actually, is a subject which is interesting for everybody, only that somebody has to start and take the initiative. In each audience, no matter whether seniors or juniors, we sensed a good deal of engagement, that we have shown them a way. And they now try to think about how they themselves can further promote this thing. Also that they had stood up after the concert ... the whole audience, this of course for us artists was an unbelievably touching and very exciting moment ... when we saw, the audience is standing up, applauds, and this is not only for our art, but for the whole humanity. This is something exquisitely beautiful.

GS: So you are saying that a longing for peace is being expressed there which you are giving wings to, kind of like in the poem by Anis Hamadeh?

GGK: Yeah, right. Exactly.

GS: Which music do you play? Are you exclusively playing classical music?

IK: No, in the first half we also play a piece of an Arab composer, by Alberto Hemsi, "Meditation", and also two songs without words by Paul Ben Chaim, who is an Israeli composer, and this is to symbolize how similar the music on both sides is, on the Arab and on the Israeli, meaning that we try to convey something of this mood from the outside, yet we do not stay there long.

GS: So let us listen to some of this music ...

Musical contribution: "Sepharadic Melody" by Paul Ben Chaim

GS: What was this title?

IK: This was the "Sepharadic Melody" by Paul Ben Chaim, Israeli composer, and we also play this in our program, but as I said: we don't only play Arab and Israeli composers, but in the second half we mostly play classical works. What we wanted to present was that it is possible that Israeli and Palestinian artists can do something together on stage and it does not necessarily have to be connected with the clumsiness of the Middle East conflict. It could simply be highlights from classical music or the beautiful poems, the poetry of Anis Hamadeh, or other things.

GS: Does anybody want to add anything?

GGK: We play classical highlights, and this is meant for a broader audience, we also took low entrance fees for this concert, because we want a lot of people to come to the concert in Berlin. The classical pieces are meant for many people who might not listen to classical music every day, for example Paganini or Monti: Csardas, or Piazzolla: The Great Tango ...

GS: But also Arab and Israeli composers. This is a kind of music which is meant to fascinate, to motivate listening and thinking. And it is also to motivate donations, so that the purchase of a ticket is money which is connected to a specific project, that is the net profit of the concerts you are conducting now, for Givat Haviva and the projects which come into being there, or came into being already and which are to be continued. And for this reason I want to ask Dagmar Schmidt now about what kind of projects these are. Dagmar Schmidt as the chairwoman of Givat Haviva Germany, SPD member of Parliament:

DS: Yes thank you very much. First of all I would really like to thank these young people that they have all this engagement, and that especially Gabriella so resolutely has brought this idea forward and continued despite all difficulties and that she is doing all this. We found a sponsor, well, they found him themselves ...

GGK: Right. If I am allowed to say a very short word to our sponsor, this is necessary in this place, because certainly we have received a lot of refusals, too, while we were looking for sponsors. But DaimlerChrysler Services ... and our very special thanks goes to our mentor Schlomo Ben Hur, who completely, a hundred percent, or a thousand percent, has promoted the cause and he said: with your art you can move so many people. And I am so much for this peace between the two peoples that I support your project. He has made it possible that this tour could happen at all and again many thanks to him.

GS: This is always important, to have friends who make donations, who support, patronages, which today is called sponsoring, is very very important. And Givat Haviva does also live by patronages, from sponsoring, and this is why Dagmar Schmidt is so important in this circle, because she as a politician can move something.

DS: Unfortunately, Givat Haviva almost entirely subsists on that, and therefore it is especially important in these times that people do not resign, but that they maybe leave something there beyond the entrance fee as a donation. For one thing in order to support this great idea – we hope that we can bring about further concerts, that means, we are also looking for sponsors for further concerts, another series ... Because these projects are immensely important. Especially this "Children Teach Children". Everybody knows that the socialisation of infants is the most significant one, and I would actually like to start renaming this project "Children Teach Children". These children, who taught each other, should now start to go and teach the adults.

GS: What is going on in "Children Teach Children"? Do tell us more about the project, about this communication center Givat Haviva. It is a center in the Sharon area, in ...(?) ... between Haifa and Tel Aviv, rather close to the border.

DS: Yes, we have met children there ourselves during a short visit ... Apart from this there is hardly any possibility for the Arab Israelis and the Jewish Israelis to go into the families of the respective other. They live their lives, but they do it separately. And here in this communication center the children come together. They experience that they have the same troubles, that they are angry about the same things. This has also led to another project, a newspaper project by young people. They work in the artistic field, they cooperate in many areas and realize: we are, in the end, not so alien to each other, but in many human encounters we have the same reasons for being angry, the same reasons for being happy, and children are much better in coping with these things than grown-ups.

GS: "Children Teach Children", is this a kind of superposed concept or is it one specific project?

DS: They are new projects generated again and again, wherever children are brought together, school classes, sometimes even voluntarily, in the afternoons, at the weekends ... Adolescents, I mean somewhat grown children ....

GS: In the "Zeitpunkte" we have reported about a project of Givat Haviva's before, that was called "With the Eyes of the Other". In it, each child got a camera into the hand and people also showed them, in case they did not know it before, how to work with a camera. Such a thing of course also costs money. Are such projects still demanded? This was really bizarre: they just went into the house of the other and open the door of the fridge and take pictures of the inside of the fridge, they enter the bathroom, they enter the living-room, they watch out for the kinds of sweets which are there ... But this is something that has to be paid for, such cameras and such initiatives.

DS: You are as curious with a camera as you are without one, but the camera provides a certain kind of protection. One is not so directly the voyeur and observes and watches and has a distance. And afterwards there is a discussion about the pictures. And people suddenly realize: Ah look-a-there, the other does have an interest in me, because he or she has photographed this and that, well why? People talk about it. People overcome their clichès. Especially these projects have largely impressed me, also when at one point we saw the photo exhibition on the spot ourselves. Meanwhile there is a touring exhibition also in Germany, which travels through several cities ... This attempt, to motivate people via this medium of photography, to also talk about the things they saw and to lose their inhibitions and take a closer look, this has been successfull with the camera. And children suddenly have the opportunity – or youth also – to reduce these very typifications: Israelis are not always the soldiers with the Uzis, and Palestinians are not always the terrorists with the belt of bombs around their bellies, but there are indeed parallels in young people, in the sentiment, in life, and a curiosity to know more about the respective other.

GS: Now it is one thing to reduce prejudices here and to refer to Givat Haviva, and another thing to do this in the country itself, in Israel. How difficult is that?

DS: This is getting increasingly difficult, also because the part which had been coming in from governmental support by the governmental offices, this has almost stopped. Also, there is a continuous up and down. There always are highlights and valleys in the work of Givat Haviva, and despite all this, despite the valleys also, where one says to oneself: isn't everything useless, anyway? Because, right now when you listen to the current news it could be that people tend to resign again. But the fact that here people like tumbler-dolls are ready again and again to say: now more than ever! And: we have to carry on with this issue. We are the ones who know how to change the situation in a long-lasting and sound way, by starting with the people who promote the dialogue, by supporting meetings, and not by isolation and insulation and no meetings and speechlessness.

GS: Next to you, that is next to Dagmar Schmidt, sits Anis Hamadeh, and I look at him and he looks half sceptically, half warmly nicely in agreement. What is this doubt that I perceive in you?

AH: You did ask yourself in the beginning: what about the will for peace and the possibilities in Israel/Palestine on the spot. And there I also thought about what my opinion is ... I think that ... in the end, no war has lasted forever, and one day there will be peace, and we have to provide such patterns, to show there are these kinds of cooperations, because one day this will happen (broadly). Yet, on the other hand I am also concerned myself, because I have relatives there and devote a lot of time to it ... And I can also see that the current political situation is not exactly beautiful to promote the dialogue.

GS: We will soon continue. How can we overcome the difficulties? How can we find the way to peace? How can we invest into the future in our work, in our engagement? For now we will listen to Timna Brauer with "We shall Overcome", where she beautifully mixes this peace song "We shall Overcome" with John Lennon, we will hear a live recording with her choir "Voices for Peace", live in Vienna in 1999.

Musical contribution: "We shall Overcome" by Timna Brauer

GS: This was Timna Brauer with her live appearance in Vienna, "Voices for Peace", in 1999. We are talking here about the beneficiary concert "Shalom-Salam". Three artists of very different descent stand on stage together and sing and recite for Givat Haviva, the peace center in Israel. Artists of very different descent – I already said that – Hungary, Israel, Germany, and German Palestinian background. Three artists on a concert stage ... And how do you convey Givat Haviva to the audience at all?

IK: Our program starts with a documentary excerpt from a film by Givat Haviva, "With the Eyes of the Other", and there the project with the cameras is also shown. I think it is rather interesting to see how they visit an Arab family, and then also an Israeli family ... And also through the speeches. There are several speeches ...

GS: Who holds these speeches?

IK: In Berlin, for example, Ms. Dagmar Schmidt – I hope – will give a speech and also talk a little about the projects, about our common aims ...

GGK: And mayors and first mayors and vice mayors, during the whole tour, and we have always found a word for Givat Haviva ...

IK: Among other things ...

GS: I did not get that. What word did you find for Givat Haviva?

IK: Of course praising words. (laughs)

GS: I see, so you have been able to really stimulate an interest, so that people now know: ah there is this center, there we can make ourselves helpful ... be it through money or through activity.

GK: Exactly. And there also is an info table in the break and after the concert and everybody can inform themselves one more time, and on the flyer there also are some words about Givat Haviva.

GS: And you are standing there and give information, or have you disappeared backstage then?

IK: In the break we are present. Everybody can come to us and talk with us. Normally in the classical concert one withdraws and rehearses a couple of details and concentrates, but I think that in this concert it is also very important to have the direct contact with the audience. And if somebody has any questions then he or she should find the suitable answer, too.

GS: Anis Hamadeh, the German Palestinian essayist, absolver of Islamic Studies, once said in a specific context: "We have different history books". What, for example, is the difference between your history book, Anis Hamadeh, and the history book of Ithay Khen, the Israeli?

AH: Well, yes, without going to deeply into the details now, one can say that there are two ... (laughs) yeah, you don't want that, either, Ithay ...

IK: Nay, not necessarily ...

AH: Well, there are a couple of issues where we simply disagree in opinion, and this is not even restricted to Israel or Palestine, but partly is due to our respective understandings of the state, and also what we think what a state may do and must not do. This surely is one of these issues. Another point is the foundation of Israel, for example the subject of expulsions, where we also are not exactly of the same opinion. And having said that there is to add that we also are in a process and we both collect information. Also, I am not a political scientist in this sense, and don't want to be, I rather observe the societies than parties or party political details. There are quite some issues, but it is a process, and we do speak about it regularly and could not do without ...

GS: I did not yet exactly understand the conflicts. One you want to escape, the one about the foundation of Israel, how it came about and what it means for the Palestinians, for the Arab population there. This is what you do not want to talk about now. But are there any topical problems, for example?

IK: It is a broad issue and the problem which Anis mentioned above – I assume – is this: there are different narratives and there are details which are minimized or which there is silence about, on both sides, and there are other parts which are maximized, and this is something about which we have great discussions among each other as well. We often discuss things. We travel a lot together, there we also have the time for it. But we can really not get to this in more details now, because this takes too much time.

GGK: We have decided: when we always only dig in the past and try to distribute rights: you are right or I am right ... this will not improve the situation. And therefore we have said: we are artists, our means of communication is art, and what we can improve, that basically ... well, the future, we are looking into the future and not into the past. But we pose ourselves the question: what can we do for the future? And politics is not our department, as it were ... of course, I always enjoy this again, these discussions between the two boys, when we are sitting in the car, but I am very touched on stage when I see the two – for me they symbolize the two peoples – and the big unity and the harmony which they personalize on stage together ... And I always think: it is possible. When you spend a lot of time together and when you are also ready to listen to what the other one says, and when you are prepared to improve or to say: let us try now "to forget the forgetting", by Anis, then we have hope for the future at all.

GS: It is remarkable that from all the three artists, who are present here, only one has no German roots, and this is Gabriella who is Hungarian and married to an Israeli and now living here in Germany. All others here have German roots. How is it, when you tell your friends about your engagement, Ithay for example, how is it when you talk in Israel about what you are doing? Do you meet a hundred percent of agreement?

IK: Agreement yes. But the reaction is typical Israeli: they ask me if it would not be dangerous to do such a thing. People immediately think about security, about possible terror ... I don't know what ... that something could happen to us. This, thank God, is not the case. We do not feel this danger at all.

GGK: We do not even think about the danger, because for us there is no danger. We are supporting a humanitarian cause, and this has nothing to do with politics ...

GS: And for you it is dangerous to not be engaged, dangerous for the future of the children. You also have a son.

GGK: Right. Precisely.

AH: I also think it is a matter of responsibility. When you can do something and when you know something, that you should do it. I have met a lot of agreement from my part. My parents were attending the concert in Bocholt and were very enthusiastic about it. Also from the internet community I receive many nice mails, also criticism in parts, from Palestinians who say: yeah, you are doing something for the Israelis and so on, where it also sometimes comes down to quarrels, in the positive sense, to debates. I find that rather constructive. At the same time I have to say that I have written a lot into my diary in this time wich has been very rich in experiences, and I need that, because I realize that surely I can reach something with such concerts or such discussions like this one, but there is still a lot missing. Especially the subject matters which we have mentioned in the end: the official Israel and the Israeli society, for example, as such a problematic case. And I write about all these things. And I do have to talk to Ithay and Gabriella about the way I can make this accessible. But I want this discussion to continue and that art does not remain to be the only thing.

GS: Art should not remain the only thing. Have you any plans already, about what is going to happen after this benefice tour, which will have ended on the 26th in Berlin? You made some allusions ... Well, it will not be the foundation of a new party, will it?

AH: No.

IK: Well, I think we should for now master this tour until the end and hopefully this will also bring about something for Givat Haviva. I do believe this is the case. And afterwards we might plan a second round, with this tour, possibly also in other countries.

GS: And in which form can politics support the engagement for Givat Haviva, the engagement for peace between the Jewish and the Palestinian people, Dagmar Schmidt? I mean, beyond a speech at the concert on the 26th.

DS: The political sector can surely not effect a lot with finances in times of low budgets ...

GS: Really not?

DS: ...This is to say that we can notice everywhere that the places where the federal countries had supported Givat Haviva, Northrhine-Westfalia, Hessen, Niedersachsen, that the tills there are getting more and more empty and nothing is given anymore, or less. This means we are relying on the support of engaged individuals, associations, companies. What can a company do for peace? It can support this thing, Givat Haviva. So that it gets more known. And one of the really nice supporters also receives the peace prize, this is Mister Barenboim, he will receive the peace prize of Givat Haviva ... and I only know that through this the name of this institution will become more popular and people will trust it more. And they know: the money will arrive. It does not get lost on the way or seeps away, nor does it pay an expensive chair counsil ... Everybody is doing this voluntarily and they go without high salaries, in this case. And the money arrives and is applied directly on the spot. This is the good thing about it. And I think what is also super is when there are not only reports about this concert, but when you know afterwards this, what is happening here individually in the small, this is also possible in the big. You can digest history, you can ... Every behavior, every dialogue is political in a sense, and when you notice that it is working here and when you develop and reduce prejudice, then this should be possible in the bigger contexts. This surely is, next to the effect of making Givat Haviva more popular and to collect some money, a significant, valuable aspect.

GS: Givat Haviva and the conflict between the Jewish and the Palestinian people also has a lot to do with German history, with the past. Is it so that sometimes people come to you after the concert to say: I have, due to your music or the calm, which you have conveyed to me, or the engagement, suddenly realized that I have to do more, and starts to tell about the past of the parents or the grandparents? Do you learn something about your audience, also in this respect, or never?

IK: Not so much.

(GGK: No)

AH: Actually yes ... sorry but ... Well I do have the impression that, when you count all the things together ... I did hear a lot, actually ... Both directly, that people came up after the concert and ... well, maybe not that they ...

GS: You mean they don't say: Granddad was a Nazi, but ...

AH: Yeah, well, maybe not exactly that people freak out, but it is rather frequent that people are stimulated and start to talk about their own things and what they are doing.

IK: But this is also so in everyday life, this is not special, concerning our tour.

AH: Also, for instance, the fact that we have been often invited before the performances from the side of mayors, this for me also was a nice sign, that the politicians say: yeah, well, actually we also are interested in this and want to know more about it, this I actually found very delightful.

Ithay and Gabriella agreeing

GS: The Zeitpunkte are coming to an end. What is left for me is to point to the final concert, the final concert of "Shalom-Salam", the benefice tour. It takes place in Berlin, on May 26, at Daimler Chrysler's in the Eichhornstraße number 3 on the Potsdamer Platz. Start is at 7 p.m. The 26th is a Wednesday. It is, as I said, a beneficiary performance, this is also why we do not want to give away any free tickets. A ticket costs 15 Euros and less for children and juveniles. But you can also give more money of course, so 15 Euros would be quite OK.

Musical contribution

GS: These were the Zeitpunkte on May 23, 2004, editor was Birgit Ludwig who also selected the music. Technician was Annette Kruschke, host at the microphone Gesine Strempel. More music of the Duo Rubin you can find on the CD "On Tour" and I recommend to you the homepage of Anis Hamadeh, www.anis-online.de. And I say a big and warm thank you very much to my guests in the studio, thanks for having come to the studio in the middle of the tour. Thanks, goodbye, lot of success, and you know the proverb: "A bissel und a bissel gibt a volle Schüssel". (A little and a little makes a full bowl) This is a Yiddish proverb which I like very much. Thanks a lot, wish you a lot of success.

AH/IK/GGK: To you, too.

                                  hoch
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