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Besprechungen / Reviews
Das Land von Kanaan miteinander teilen
Studie von Mazin B. Qumsiyeh,
rezensiert von Anis Hamadeh im Juni 2005


Rezension von: „Sharing the Land of Canaan. Human Rights and the Israeli-Palestinian Struggle“ von Mazin B. Qumsiyeh (US, UK 2004). Pluto Press (London & Sterling, Virginia). Vorwort von Dr. Salman Abu Sitta. Mit 2 Tabellen, 5 Dokumenten, 2 Schaubildern, Glossar und Register. Internet-Infos unter: www.qumsiyeh.org/sharingthelandofcanaan


Dr. Mazin B. Qumsiyeh ist ein palästinensischer Christ, der in Beit Sahour bei Bethlehem geboren und aufgewachsen ist. Er lebt in den USA und hat mehr als 120 wissenschaftliche Artikel in den Bereichen Zoologie und Genetik publiziert. Dies ist sein erstes Buch über das Nahostproblem. Qumsiyeh ist Menschenrechtler, Mitgründer einer Anzahl von Organisationen und Gruppen und wird regelmäßig in nationalen und internationalen Medien interviewt.


Zweck der folgenden Rezension ist, den Inhalt, die Hauptthesen, die Art der Argumentation und eine kurze Einschätzung für eine deutsche Leserschaft darzustellen, die Details über diese neue Studie erfahren möchte, ohne Zugang zu der amerikanisch-englischen Quelle zu haben. Die Kapitel sind in ihrer Reihenfolge in je einem Absatz zusammengefasst, auf Seitenangaben wurde verzichtet.

Die Menschenrechte, das internationale Recht und die Genfer Konventionen bilden Ausgangspunkt und Maßstab für diese umfassende Studie über die Vergangenheit und die Zukunft des Landes Kanaan, also Israel und Palästina (und Jordanien). Auf 236 Seiten werden alle zentralen Fragen des Konflikts dargestellt und analysiert, beginnend mit einem Abriss der 6000-jährigen Geschichte der Bewohner dieses Landes, ihrer Sprachen, Errungenschaften, Stadtstaaten und Königreiche. Von Jabusiten liest man, Nabatäern, Phöniziern und Hebräern ('Abiru/Habiru), die im kulturellen und religiösen Schmelztiegel Kanaan lebten. Betrachtet man die ganze Geschichte der Region, relativiert sich der politische Pessimismus, der mit unauflöslich scheinenden Konflikten zu tun hat. Der Grundgedanke des Autors ist der der Selbstbestimmung der Bevölkerung des Landes.

Qumsiyeh bündelt die fundamentalen Fragen des Konflikts und geht ihnen Kapitel für Kapitel nach. Er betrachtet die These, dass das Judentum durch die Geschichte eine nationale ethnische Gemeinschaft bildete, abstammend von den zwölf Stämmen Israels, denn diese These führte zur Idee des so genannten Rückkehrrechts von Juden nach Palästina. Heute dürfen jeder Jude und jede Jüdin nach Israel einwandern, selbst wenn sie noch nie dort gewesen sind, während Nicht-Juden das nicht gestattet ist. Seriöse Studien unterschiedlicher Wissenschaftler aus der genetischen Anthropologie allerdings bestätigen, was Sprachforscher bereits seit längerem nahe legten, dass nämlich arabische Palästinenser genetisch näher zu sefardischen (orientalischen) Juden stehen als beide Gruppen zu aschkenasischen, europäischen Juden. Diese weisen mehr Ähnlichkeiten mit Menschen aus der Schwarzmeer-Region auf. Äthiopische Juden wiederum stehen weit entfernt von allen der genannten Gruppen. Dass der Mythos eines gesamtjüdischen Genpools politisch verwendet wird, zeigt Qumsieh an vielen Beispielen aus der US-Presse und dem akademischen Diskurs. Die tatsächlichen genetischen Ähnlichkeiten zwischen orientalischen Juden, Christen und Muslimen seien indes dazu geeignet, die Verbundenheit der Kanaaniter zu belegen und eine friedliche Koexistenz zu begünstigen.

Das Problem der palästinensischen Flüchtlinge wird im vierten Kapitel behandelt. Qumsiyeh stellt zunächst die beiden Sichtweisen zu diesem Thema nebeneinander. Nach traditioneller israelischer Darstellung verließen die Palästinenser zwischen 1947 und 49 ihr Land weitgehend freiwillig und wurden von ihren Führern dazu ermuntert. Nach Darstellung der Flüchtlinge selbst hingegen handelte es sich um brutale ethnische Vertreibung (Qumsiyeh verwendet den Begriff „ethnische Säuberung“ und beruft sich auf das hebräische Wort „nikayon“ aus der Militärsprache). Er nennt israelische Historiker, die Akten-Einsicht hatten und diese Periode neu analysierten. Demnach begannen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg und intensiv mit dem UNO-Teilungsplan die Vorbereitungen zur massenhaften Vertreibung und Enteignung der lokalen Bevölkerung, nachdem seit 1920 eine starke Einwanderung europäischer Juden nach Palästina zu verzeichnen gewesen war. Die Vertreibungen begannen deutlich vor der Staatsgründung Israels und vor der Involvierung arabischer Armeen. Ebenso gelte es heute als erwiesen, dass die israelische Armee 1948 zu keinem Zeitpunkt zahlenmäßig unterlegen gewesen ist. Um die Staatsgründung Israels herum wurden Hunderte von Dörfern und Städten zerstört, aus denen etwa 800.000 Flüchtlinge stammen. 1967 wurden noch einmal 300.000 vertrieben, viele zum zweiten Mal. Da diese Vertreibungen sowohl gegen Artikel 13 der Menschenrechte als auch gegen die Vierte Genfer Konvention verstoßen, wurde im Dezember 1948 die UN-Resolution 194 verabschiedet, die den Flüchtlingen ausdrücklich ihr Rückkehrrecht und/oder eine Entschädigung zugestanden. Diese Forderung der Vereinten Nationen wurde seitdem fast jährlich erneuert. Israels Eintritt in die Vereinten Nationen wurde sogar davon abhängig gemacht. Dennoch hat sich die Lage der inzwischen etwa 5,3 Millionen palästinensischen Flüchtlinge bis heute nicht geändert. Da die Rückkehr der Flüchtlinge mehrfach und ausdrücklich gesetzlich verankert ist und weil eine solche Rückkehr technisch ohne weiteres möglich ist, ohne dass Israelis dafür umgesiedelt werden müssten, betont Qumsiyeh diesen Punkt, den er für zentral im Diskurs hält, mit einer ausführlichen Analyse aller in diesem Kontext relevanten Argumente und vieler empirischer Daten.

Um Jerusalem geht es in Kapitel 5. Wieder werden historische Details als Ausgangspunkt verwendet, wieder wird von der Geschichte der Bevölkerung ausgegangen, nicht von der Herrschergeschichte. Biblische Passagen hinsichtlich Jerusalem werden auf ihren historischen Gehalt geprüft. Die zahlreichen Eroberungen der Stadt werden aufgezeigt und mit den Eroberungen von 1948 und 1967 verglichen. Trotz aller Umbrüche sei demnach Jerusalem durch die Jahrtausende eine multiethnische und multireligiöse Gemeinschaft geblieben, bis zu den Ereignissen von 48 und 67. Qumsiyeh sieht keine Möglichkeit dafür, dass sich die jetzt gültigen diskriminierenden Gesetze halten können und verweist auf die UNO-Resolution 181 zum internationalen Status von Jerusalem. Für ihn ist die plausibelste und einzig mögliche Lösung, dass Jerusalem zur Hauptstadt eines pluralistischen einigen (unitary) Landes all seiner Bürger wird.

Der Zionismus ist das nächste Thema. Da dieser unbestritten seit über 100 Jahren im Zentrum des Konflikts stehe, müsse er mit den neu zugänglichen Quellen wie Herzls Tagebücher untersucht werden. Qumsiyeh zeigt die Ursprünge und Entwicklung des Zionismus, beginnend mit Napoleon und mit der christlich-zionistischen Bewegung, die bis zum Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nur marginale Bedeutung hatte. Erst das Argument, nach dem die (koloniale) Besiedelung Palästinas eine Sicherheitsmaßnahme gegen den Antisemitismus ist und Ausdruck jüdischer Emanzipation und nationaler Unabhängigkeit, machte den Zionismus in jüdischen Gemeinschaften Europas populär. Nach 1948, als der zionistische Traum erfüllt war, kam es zu einer Neuinterpretation, etwa in den Programmen von 1951 und 1968, in denen es um Schutz und Ermutigung „jüdischer Rechte“ geht. Der Autor weist darauf hin, dass eine Ersetzung des Begriffs „jüdisch“ durch „christlich“ oder „muslimisch“ die Unfairness dieser Programme zeigt. Auch fragt er, ob der Zionismus faktisch wirklich für eine Verringerung antijüdischer Vorurteile und für Sicherheit im Staat der Juden gesorgt hat oder ob das Gegenteil der Fall sei. Qumsiyeh macht in seiner historischen Analyse auf den Umstand aufmerksam, dass es in den Mittdreißigern zu Kooperationen zwischen Nationalsozialisten und Zionisten kam, da beide für eine Segregation der Juden waren. Die meisten Juden des 19ten und des frühen 20sten Jahrhunderts waren keine Zionisten, oft mit dem Argument, dass hier Religion zu Staatsmachtzwecken ausgenutzt würde. Zu den prominenten nichtzionistischen Juden zählt der Autor Einstein und Freud. Parallelen zwischen dem Zionismus und der Apartheid in Südafrika werden aufgezeigt und die jüdische Opposition gegen den Zionismus. Die Lehre, die der Autor aus den historischen Resultaten solcher Ideologien zieht, ist die, nicht mehr tribalistisch und gruppenbezogen zu denken, sondern als Mensch. Dies gelte genauso auch für die Palästinenser.

Um die Problempunkte des Zionismus zu verdeutlichen, betrachtet der Autor das israelische Staatsgebilde und beginnt mit den beiden unterschiedlichen Sichtweisen, nämlich der von der einzigen Demokratie in der Region auf der einen Seite und der eines ethnozentrischen rassistischen Staates auf der anderen. Um sich diesem Widerspruch zu nähern, analysiert Qumsiyeh einige israelische Gesetze hinsichtlich der Unterscheidung von Bürgern des Staates. Er hält fest, dass es eine nationale Zugehörigkeit zu Am Yisrael, den Leuten von Israel (=alle Juden) gebe (genannt „le'om“), die sich von der Staatsangehörigkeit („ezrahut“) unterscheide. Eine tatsächlich israelische Nationalität gebe es demnach im Eigenverständnis nicht. So können etwa Palästinenser nicht zu Am Yisrael gehören, dafür können Juden aus aller Welt ohne weiteres die israelische Staatsangehörigkeit annehmen. Für nichtjüdische Einwanderer hingegen gibt es ein anderes Set von Gesetzen. Ebenso verhalte es sich mit Gesetzen für nichtjüdische Bürger, die von den Landrechten, den ökonomischen, kulturellen und politischen Rechten nicht profitieren, die nur für Juden gelten. Daher sei es notwendig, israelische Gesetze zu hinterfragen, wie das von 1985, in dem die politische Beteiligung einer Partei nur dann erlaubt sei, wenn diese Partei die Priorität von Israels jüdischer Identität sowie die Staatsräson anerkenne. Nach diesem Gesetz ist es beispielsweise verboten, die demokratische Natur des Staates zu leugnen. Widersprüche zu demokratisch-pluralistischen Grundsätzen finden sich auch in anderen Gesetzen wie dem Abwesendenbesitz-Rechts, nach dem jeder Einwohner, der zwischen November 47 und Mai 48 auch nur für einen Tag von seinem Land wegging, dieses Land und die Einkünfte daraus an den jüdischen Staat verlor.

Gewalt und Terrorismus sind das Thema des achten Kapitels. Qumsiyeh weist auf die Ungenauigkeit des Terrorismusbegriffs hin und darauf, dass er häufig als Kampfbegriff verwendet wird und dass manche terroristischen Akte nicht als solche bezeichnet werden. Es wird gezeigt, dass die Terrorismusdefinition der US-Regierung auch auf Hiroshima und Nagasaki und sehr viele andere Ereignisse passt. Es wird argumentiert, dass der Elfte September in seiner Gewalttätigkeit weder qualitativ noch quantitativ einzigartig war und in Relation gesetzt werden muss zu den Dingen, die der Rest der Welt erfahren hat. Hier folgen viele Beispiele. Die These wird aufgestellt, dass regierende Kräfte in der Geschichte oft die Angst der Bürger benutzt haben, um politische Entscheidungen durchzusetzen. Es folgt ein Abriss terroristischer Präzedenzfälle in Palästina/Israel durch Zionisten mit dem Schwerpunkt auf den 40er Jahren. Qumsiyeh führt an, dass Besatzungs- und Kolonialmächte den Widerstand gegen die Besatzung im Allgemeinen Terrorismus nennen und gibt Beispiele, wobei er auf die UN-Charta verweist, in der Widerstand gegen Unterdrückung und Besatzung legitimiert wird. Palästinensischer Terror gegen Zivilisten wird dabei nicht ausgeklammert, sondern ebenfalls konsequent abgelehnt. In diesem Kapitel wird auch die Frage nach Gruppenverantwortlichkeiten gestellt, wenn Gesellschaften über Gewaltakte schweigen und am Beispiel der gescheiterten Oslo-Verhandlungen wird argumentiert, dass das Nicht-Enden der Gewalt mit dem Mangel an Gerechtigkeit in Beziehung steht. Die These, dass Terrorismus das Phänomen gewisser Kulturen oder Religionen sei, sei falsch und könne nicht zu einem rationalen Diskurs führen. Die Geschichte zeige, dass Gewalt immer wieder Gewalt gebiert und dass Gewalt kein zufälliges Nebenprodukt von Besatzung, Unterdrückung und Enteignung sei, sondern „ausgewähltes Werkzeug und Konsequenz“. Gewaltverweigerung und Hoffnung in schlechten Zeiten seien keine romantischen Gedanken, sondern der Beweis der positiven Möglichkeiten menschlichen Verhaltens.

Um den allgemeingültigen Maßstab einer Menschenrechtsvorstellung genauer zu erfassen, dokumentiert der Autor die 30 Artikel der Menschenrechte, die 1948 von der UNO adaptiert wurden, sowie zehn Menschenrechtsprinzipien, die Amnesty International 2001 formuliert hat, wobei Amnesty ausdrücklich darauf hingewiesen hat, dass der Oslo-Prozess wegen mangelnder Applikation von Menschenrechten gescheitert ist. Zu den eklatantesten Menschenrechtsverletzungen in Israel/Palästina gehören die Tötung von Zivilisten und die Folter als Verhörmethode. Alle namhaften Menschenrechtsorganisationen weisen öffentlich darauf hin, dass Israel sich hier nicht an die Standards hält. Nach einem Amnesty-Report wurden zwischen 1987 und 1999 rund 2650 palästinensische Häuser zerstört. Tausende Hektar Land wurden konfisziert, um illegale Siedlungen in der Westbank zu bauen. Über die 650 km lange und 1,2 Milliarden Dollar teure Sperranlage sagt Qumsiyeh, dass sie kein Sicherheitszaun an der Grünen Linie sei. Ihr Hauptzweck sei die Expansion illegaler Siedlungen. Auf den folgenden Seiten beschreibt der Autor, warum das von Menschenrechtlern „Apartheid-Mauer“ genannte Bauwerk diesen Namen zu Recht trägt. Zu denken, man könne die Menschenrechte beiseite stellen und dennoch Sicherheit oder Frieden erreichen, sei eine Selbsttäuschung.

All diese Faktoren haben die gesellschaftliche Entwicklung in Palästina/Israel bestimmt und ungleiche ökonomisch-soziale Voraussetzungen geschaffen. Im Land leben heute etwa neun Millionen Menschen und etwa die Hälfte von ihnen sind native Palästinenser. Um den jüdischen Charakter des Staates zu erhalten, werden Flüchtlinge an der Rückkehr gehindert, werden Juden, die sich mit dem Zionismus identifizieren, ins Land gebracht und wird das Leben der verbleibenden Palästinenser so schwer wie möglich gemacht, um sie zum Gehen zu bewegen. Der Autor fasst an dieser Stelle die Hintergründe der ökonomischen Situation und Hierarchie in Israel/Palästina analytisch zusammen. Dabei geht er auch auf UNO-Dokumente ein, die die Wasserfrage im Land betreffen, ebenso wie auf die Umweltzerstörung als Folge der Politik. Die Ein-Staat-Lösung gebe auf all diese Probleme positive Antworten wie: Wohlstand durch Stabilität, ökologische Nachhaltigkeit, Effizienz der Infrastruktur, Beendigung der demographischen Kämpfe, niedrigere Geburtenrate bei Palästinensern durch ökonomische Sicherheit, Öffnung der Märkte.

In Kapitel 11 geht es um die politischen „Player“ und ihre Motivationen, die zu verstehen zur Beendigung des Konflikts notwendig sei. Aus Zitaten von Theodor Herzl geht hervor, wie die nativen Palästinenser von den damaligen Zionisten gesehen wurden, nämlich bestenfalls als Ansiedler ohne Rechtstitel in einem „verlassenen“ Land. Gleichzeitig gab es auch Konflikte zwischen osmanisch ausgerichteten palästinensischen Intellektuellen und den ansässigen Bauern, den Fellahin. Qumsiyeh zeichnet die Vorgänge nach, die zur britischen und französischen Unterstützung des Zionismus und zu den Jules- und Balfour-Deklarationen geführt haben, ebenso wie den Übergang zur US-amerikanischen Adoption der zionistischen Idee zur Zeit Trumans, der anfangs noch auf das Rückkehrrecht der Flüchtlinge insistiert hatte. Zwei Richtungen des Zionismus, die Vorläufer der heutigen politischen Lager von Likud und Labor seien, seien damals bereits sichtbar und aktiv gewesen. Die Rolle König Abdullahs von Jordanien wird beleuchtet und die palästinensische politische Elite bis 1974, als die PLO von den arabischen Staaten als Vertreter des palästinensischen Volkes anerkannt wurde. Mit einem Zitat des israelischen Generals Peled identifiziert der Autor die These als Mythos, nach der der Krieg von 1967 ein israelischer Defensivkrieg gewesen sei. Die Übereinkünfte mit Ägypten 1978 und der Übergang zu den Oslo-Verträgen führten unter anderem zu einer Verdopplung der Landenteignungs- und Siedlungstätigkeit Israels im Rahmen der Ausführung des Allon-Planes, nach dem ursprünglich 35 bis 40 % der Westbank annektiert werden sollten, während der Rest unter palästinensisch-jordanische Hoheit käme. Dieser Plan wurde später von Ariel Sharon modifiziert und von Yasir Arafat letztlich akzeptiert, obwohl dies mit dem internationalen Recht nicht vereinbar war. An dieser Stelle wird der palästinensische politische Diskurs untersucht, etwa die Unabhängigkeitserklärung der PLO von 1988, in der die „offenkundig ungerechte“ UN-Teilungsresolution 181 akzeptiert wurde, oder die Folgen des Golfkriegs 1990/91 für die PLO und für die Palästinenser. Besonders intensiv geht Qumsiyeh in diesem langen Kapitel auf die Oslo-Verträge ein. Er nennt sie eine Kapitulation und sagt, sie seien gewollt vage hinsichtlich palästinensischer Rechte und präzise hinsichtlich der Macht und Befugnisse Israels. Die Kantonisierung der Westbank unter anderem durch die Umgehungsstraßen für Siedlungen wird genannt und andere Details. Die Rolle der USA in diesem Prozess wird als destruktiv eingeschätzt, weil sie aktiv daran beteiligt sei, internationales Recht und Menschenrechte auszuhöhlen und israelische Übertritte zu euphemisieren. Unzureichendes Ziel der herrschenden Politik sei es, den Nahen Osten zu „managen“ und ansonsten den Status Quo beizubehalten. Dass eine solche Politik auf lange Sicht versagt, leitet Qumsiyeh aus den Erfahrungen der Weltgeschichte ab. Die israelische Öffentlichkeit sei fehlgeleitet worden zu glauben, dass es Sicherheit ohne Gerechtigkeit oder Gleichberechtigung der Palästinenser geben könne. Die US-amerikanischen Steuerzahler erinnert der Autor an 140 Milliarden Dollar, die in den letzten dreißig Jahren als Hilfe an Israel gegeben wurde, eine Summe, mit der man das gesamte fehlende Trinkwasser auf der Erde bezahlen könnte. Dies, obwohl die USA sich selbst eine Militärhilfe an Länder untersagt, die ständig die Menschenrechte und das internationale Recht brechen. In diesem Zusammenhang nennt der Autor auch die Affäre um die USS Liberty von 1967 und die fehlende anschließende Untersuchung, die ein Novum in der amerikanischen Militärgeschichte darstellte. Die US-Unterstützung der Road-Map wird erwähnt, in deren 2.221 Wörtern die Begriffe „Menschenrechte“ und „internationales Recht“ nicht vorkommen.

Kapitel 12 handelt vom internationalen Kontext und internationalem Recht. Qumsiyeh geht von zwei möglichen Szenarien aus: entweder setze sich eine Lösung durch, die auf Machtpolitik beruhe, dann setze sich der Stärkere über den Schwächeren durch, oder eine allgemeingültige und für alle verbindliche Rechtsvorstellung werde angewandt. Auf den folgenden fünfzehn Seiten werden viele internationale Vereinbarungen untersucht und in den zentralen Teilen zitiert, beginnend mit dem Sykes-Picot-Abkommen von 1916, über Dokumente des Völkerbunds, den UNO-Teilungsplan 181, die UN-Charta, UN-Resolution 194, Briefe von Ben-Gurion und andere, die Vierte Genfer Konvention, Artikel 13 der Menschenrechte, und die Resolutionen 273, 242, 338, 446, 2727, 1322, 3236, 42/159, 51/124, 51/126, 51/114. Minutiös wird aufgezeigt, dass die USA zwar 35 israelkritische Resolutionen im Sicherheitsrat blockiert haben, dass aber die übrigen der verabschiedeten Resolutionen zusammen mit den Mindestanforderungen des internationalen Rechts drei Punkte inakzeptabel machen: die Weigerung Israels, sich aus den 1967 besetzen Gebieten zurückzuziehen, die Weigerung Israels, Resolution 181 zu implementieren, auf der die Gründung eines Staates Israels in Palästina beruhe und die Weigerung Israels, Flüchtlinge zurückkehren zu lassen und sie zu entschädigen. Qumsiyeh vergleicht hier auch, wie die UNO hinsichtlich anderer Länder entschieden hat, etwa bei der irakischen Besatzung Kuwaits oder den Flüchtlingen im Kosovo, wo im Gegensatz zu Israel sehr konkrete Maßnahmen und präzise Vorstellungen formuliert wurden. Die Selbstbestimmung der Palästinenser sei zu einer Ausnahme gemacht worden.

Im letzten Kapitel des Buches wird bekräftigt, dass ein Frieden, der auf den Menschenrechten und internationalem Recht beruht, möglich und erreichbar sei. Zunächst stellt der Autor einen Plan der arabischen Länder vor, der 1947 entstand, als die USA, die Sowjetunion und Frankreich den Teilungsplan unterstützten. Diese Alternative, die damals in der New York Times vorgestellt wurde, basierte auf einem föderalen Konzept mit Proporzberücksichtigungen und war inspiriert von den Prinzipien der US-amerikanischen Verfassung. Die zionistischen Kräfte kontrollierten zu dieser Zeit bereits 78 % des Landes, weit mehr als die 55 %, von denen in Resolution 181 die Rede ist. Unilateral wurde 1948 der Staat gegründet, einhergehend mit ethnischen Vertreibungen. Da Israel nur unter der Bedingung in die UNO aufgenommen wurde, dass es 181, 194 und andere Texte implementiere, was es definitiv nicht getan hat, schließt der Autor, dass die Befolgung internationalen Rechts in der Tat bedeute, Israel von der UN auszuschließen und zu sanktionieren, bis es seine Verpflichtungen erfüllt habe. Da dies die einzige legale und moralische Lösung sei, müsse neu über den Zionismus nachgedacht werden. Dieser habe auch nach eigenen Maßstäben versagt, etwa in dem Punkt der Sicherheit für Juden. Die wenigen positiven Errungenschaften hingegen würden zu wenig wahrgenommen, wie die Schaffung einer neuen Sprache. Es sei heute zeitgemäß, von einer israelischen Nationalität zu sprechen anstatt von einer jüdischen. Ebenso würden auch solche Palästinenser in der Vergangenheit leben, die von der Wiederherstellung eines arabischen Palästina träumten. Dies bringt Qumsiyeh zur Grundsatzdiskussion über die Zwei-Staaten-Lösung. Zunächst zählt er die Punkte des historischen Kompromisses der PLO auf, also die Grenzziehung auf der Waffenstillstandslinie von 1967 (nicht auf der von der UNO gezogenen Linie), ein unabhängiger, souveräner Staat in der Westbank, Ostjerusalem und dem Gazastreifen, Hauptstadt Jerusalem mit freiem Zugang für alle Glaubensrichtungen, Auflösung der illegalen Siedlungen, Rückkehr der Flüchtlinge, gerechte Wasserverteilung, gute Nachbarschaft und Kooperationen. Zur Zeit von Camp David und Taba, 2000-2001, machte die palästinensische Führung weitere Zugeständnisse, nämlich: die Aufgabe von 78 % ihres Landes gegen den Wunsch der Bevölkerung; Akzeptanz eines Staates, der sich als Nation „für das jüdische Volk“ versteht, inklusive diskriminierender Gesetze, und nicht als Land für seine Bürger; das Abhängigmachen von Rückkehrrechten von der Gewährleistung einer jüdischen Mehrheit (was der Autor eine rassistische Ansicht nennt); das Akzeptieren von Landaustausch, sodass die meisten der illegalen Siedlungen an Israel angeschlossen werden können; Zustimmung zur Verteilung von Wasser, das den einheimischen Menschen gehört; das Verlassen von Resolution 181 hinsichtlich Landverteilung und der Jerusalemfrage. Im Folgenden fasst Qumsiyeh die Argumente zusammen, die gegen eine Zwei-Staaten-Lösung und für eine Ein-Staat-Lösung sprechen. Dazu gehören die faktisch bereits eingetretene Vermischung der Bevölkerungen, die Schaffung von Gerechtigkeit für alle nach einem Maßstab, wirtschaftlich-ökologische Vorteile und die allgemeine Desillusionierung hinsichtlich der Zwei-Staaten-Lösung auf beiden Seiten. Es folgt eine Kritik an der einflussreichen Philosophie von Leo Strauss, der eine altruistische Philosophie gegenübergestellt wird. Gruppen werden erwähnt, die vom Status Quo profitieren: Waffen- und Ölindustrie, Washingtoner Think-Tanks, viele zionistische Führer, religiöse Eiferer, viele arabische Führer, US-Repräsentanten, die Wahlspendengelder von pro-zionistischen Gruppen erhalten. Diese Gruppen allerdings bilden nur eine winzige Minderheit der vom Konflikt betroffenen Menschen. Die Geschichte des Heiligen Landes während der letzten 100 Jahre und die Geschichte ähnlicher Kämpfe wie in Südafrika würden beweisen, dass es bestimmte Politiken gibt, die nicht funktionieren: gewaltsame Aneignung von Land, Unterdrückung, Entfernung und Isolation von Einheimischen, Versuche, göttliche oder andere religiöse „Landrechte“ zu beanspruchen, Nichtbeachtung von Menschenrechten und allgemeinen Rechtsstandards, Gewalt als Methode zur Reaktion auf Widerstand, Nichtbeachtung der Möglichkeiten gemischter Gesellschaften. Qumsiyeh kritisiert die „defätistische Haltung“ vieler Analysten und betont die Kraft der Gewaltlosigkeit. Er malt positive Szenarien, die sich ergeben können, und fragt, welche Elemente aus der Geschichte wir betonen und in den Vordergrund stellen sollten. Seiner Einschätzung nach sind Geschichte und Kontext ebenso verloren wie der rationale Diskurs, wenn man auf Gewalt fixiert ist und wenn man sich von Angst und von falschen Mythen leiten lässt. Es gebe drei mögliche Lösungen für kolonialistische Situationen: dass der Kolonialist vertrieben wird wie in Algerien, dass die einheimische Bevölkerung ganz oder weitgehend ausgelöscht wird wie in Nordamerika und Australien, und die Einführung eines demokratischen Staates wie in Südafrika. Schließlich teilt der Autor die Ziele in lang-, mittel, und kurzfristige Ziele ein und ruft dazu auf, eine bessere Zukunft ins Auge zu fassen und dafür zu arbeiten. Im Anhang folgt der Wortlaut eines 10-Punkte-Entwurfs, der als Diskussionsgrundlage dienen soll.

„Sharing the Land of Canaan“ von Mazin Qumsiyeh ist ein informationsreiches und praktisches Handbuch für jeden, der den Konflikt aus der Sicht der Menschenrechte und der internationalen Standards verstehen möchte. Es wird ohne Zweifel ein Standardwerk in vielen Bibliotheken der Welt werden. Jedes Kapitel ist in sich abgeschlossen und wird mit Hinweisen auf ausgewählte weiterführende Literatur beendet. Diese Darstellungsart führt zu einer gewissen Redundanz der Argumente und einem Spielraum in der Zuordnung historischer Sequenzen, sie hat jedoch den Vorteil, dass die einzelnen Themen leicht auffindbar sind und nachgeschlagen werden können, wobei auch das vierseitige Sach- und Personenregister hilft. Die Quellen sind hauptsächlich Texte von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Human Rights Watch, die Vereinten Nationen, das Rote Kreuz, israelische Gruppen, dazu viele Zitate israelischer Politiker und Wissenschaftler, Zeitungen wie die New York Times, die Jerusalem Post, Haaretz sowie arabische Wissenschaftler. Strikt antizionistisch ist Qumsiyeh übrigens nicht, er spricht im Gegenteil anerkennend über Levi Eshkols und Martin Bubers Art des Zionismus. Die im Buch behandelten Gruppen untersucht Qumsiyeh nach deren eigenen Maßstäben. Daher repräsentiert die Studie eine fundierte Situationsanalyse, und nicht etwa die Ansicht eines Außenseiters. Mazin Qumsiyeh ist nicht der erste, der die Vision des einen demokratischen Staates formuliert oder verficht, doch tut er es auf brillante Weise und auf der Höhe der Zeit, unter Berücksichtigung neu veröffentlichter offizieller Dokumente und aktueller Ereignisse. Trotz seiner Leidenschaft wirkt er dabei nüchtern und hat den Blick immer auf den zentralen Konfliktpunkten, die er durch Faktenanalyse entmythifiziert. Obwohl er sich als Palästinenser versteht, hat Qumsiyeh das Ganze im Sinn und verfolgt kein Lagerdenken und Angstdenken. Es ist ein aufgeklärtes, modernes und auch ein amerikanisches Buch. Ein bedeutendes Stück Gelehrsamkeit. Die gesamte Argumentation ist ebenso nachvollziehbar wie zwingend, wenn man durch die Brille der Menschenrechte schaut. Dem Autor ist klar, dass es nicht einfach ist, diese humanistische Vision in Erfüllung gehen zu lassen und dass sie auf Widerstände stößt wegen der langen Geschichte des Konflikts. Andererseits vertraut Mazin Qumsiyeh auf die Synergien der beteiligten Menschen und schreibt am Schluss seiner Betrachtungen: „Wir Kanaaniten, die wir das Alphabet erfunden haben, Tiere domestiziert und eine Landwirtschaft entwickelt haben und dieses öde Land zu einem Land von Milch und Honig gemacht haben, können es bestimmt schaffen.“

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Sharing the Land of Canaan
Study by Mazin B. Qumsiyeh,
reviewed by Anis Hamadeh in June 2005


Review of: "Sharing the Land of Canaan. Human Rights and the Israeli-Palestinian Struggle" by Mazin B. Qumsiyeh (US, UK 2004). Pluto Press (London & Sterling, Virginia). Foreword by Dr. Salman Abu Sitta. Including 2 tables, 5 exhibits, 2 figures, glossary and index. Internet infos at: www.qumsiyeh.org/sharingthelandofcanaan


Mazin B. Qumsiyeh, PhD, is a Palestinian Christian who was born and raised in Beit Sahour, on the outskirts of Bethlehem. He is living in the USA and published over 120 scientific papers in areas ranging from zoology to genetics. This is his first book on the Middle East issue. He is a human rights activist, co-founder of a number of organizations and groups and regularly interviewed in national and international media.


The purpose of this review at hand is to give an account of the contents, main theses, line of argumentation and a short evaluation, originally with a German readership in mind which wants to know some details about this new study without having access to the American English source. Each chapter is summarized in a paragraph in subsequent order. For better reading no further references to page numbers were made.

The human rights, international law and the Geneva Conventions are starting-point and measure in this comprehensive study about the past and the future of the land of Canaan, i.e. Israel and Palestine (and Jordan). On 236 pages all the central issues of the conflict are addressed and analyzed, starting with a sketch of the 6000 years of the history of the country's inhabitants, their languages, achievements, city states and kingdoms. We read about Jabusites, Nabateans, Phoenicians and Hebrews ('Abiru/Habiru) who have been living in the cultural and religious melting-pot of Canaan. When the whole history of the region is considered in observation the political pessimism, which has to do with the ostensibly irresolvable conflicts, becomes relative. The author's basic idea is the one of self-determination of the inhabitants of the country.

Qumsiyeh bundles the fundamental questions of the conflict and deals with them chapter by chapter. He reviews the thesis that Jews throughout history have been a national ethnic community, descending from the twelve tribes of Israel, for this thesis led to the idea of a so-called right of return of Jews to Palestine. Today every Jew may immigrate to Israel, even if they have never been there before, while this is not permitted for non-Jews. Serious studies by different scientists from genetic anthropology, though, affirm what linguists had been pointing to for some time and that is that Arab Palestinians are genetically closer to Sephardic (oriental) Jews than each group is to Ashkenazi, European Jews. Those in turn share more similarities with people from the Black Sea region. Ethiopian Jews again would be remote from all of these groups. With examples from US press quotes and the academic discourse Qumsiyeh demonstrates that the myth of an overall Jewish genetic pool is being used for political ends. Yet the factual genetic similarities between oriental Jews, Christians and Muslims seem suitable to prove the kinship of the Canaanites and to foster a peaceful co-existance.

The problem of the Palestinian refugees is the subject of the forth chapter. Qumsiyeh begins with reporting the two competing points-of-view concerning this issue. According to the traditional Israeli account the Palestinians left their land between 1947 and 49 mostly voluntarily and were encouraged by their leaders. According to the accounts of the refugees themselves, however, it was a matter of brutal ethnic expulsion (Qumsiyeh uses the concept "ethnic cleansing" referring to the Hebrew word "nikayon" from military language). He names Israeli historians with access to declassified material who newly analyzed this period of time. In this light the preparations for mass expulsion and expropriation of the local inhabitants have commenced immediately after World War 2 and intensely with the UN partition plan, subsequent to a high immigration rate of European Jews to Palestine since 1920. The expulsions started visibly before the founding of the State of Israel and before the engagement of Arab armies. It would also be proven today that the Israeli army in 1948 was at no point outnumbered by rival forces. Around the building of the State of Israel hundreds of villages and cities were destroyed which generated about 800.000 refugees. There were another 300.000 expelled in 1967, many for the second time. As these expulsions violate both article 13 of the Human Rights and the Forth Geneva Convention UN resolution 194 was issued in December 1948, positively affirming the right of return of the refugees and/or a compensation. This demand of the United Nations has been renewed almost every year since. Israel's membership to the United Nations was even made dependent on this issue. Still the situation of the meanwhile 5.3 million Palestinian refugees has not changed up to this day. As the repatriation of the refugees is explicitly and in several ways rooted in law and as such a return would be technically possible without having to displace Israelis Qumsiyeh emphasizes the refugee issue which seems central in the discourse and he analyzes in detail all relevant arguments and a lot of empirical data.

Jerusalem is the topic of chapter 5. Again historical details are taken as a starting-point, again it is the history of the people he is looking for, not the history of the ruling. Biblical passages about Jerusalem are quoted and checked on their historical content. The numerous conquests of the city are described and compared with the conquests from 1948 and 1967. According to this analysis, Jerusalem through the millenia has remained a multi-ethnic and multi-religious community despite all changes until the events of 48 and 67. Qumsiyeh does not see a possibility for the now valid discriminating laws to prevail and refers to UN resolution 181 calling for the international status of Jerusalem. To him the most plausible and actually only solution is that Jerusalem becomes the capital of a pluralistic unitary country for all its citizens.

Zionism is the next topic. As Zonism has undisputedly been standing in the center of the conflict for more than 100 years it would be adequate to newly investigate it together with the newly accessible sources like Herzl's diaries. Qumsiyeh shows the origins and developments of Zionism, starting with Napoleon and with the Christian Zionist movement which had had only a marginal significance until the beginning of the twentieth century. Only the argument that (colonial) settlement in Palestine was a security measure against anti-Semitism and an expression of Jewish emancipation and national independence led to the popularity of Zionism in Jewish communities in Europe. After 1948, when the Zionist dream had come true, a re-interpretation took place, e.g. in the programs of 1951 and 1968 which deal with the protection and encouragement of "Jewish rights". The author notes that a replacement of the concept "Jewish" by "Christian" or "Muslim" shows the unfairness of these programs. He also asks whether Zionism factually had provided a reducement of anti-Jewish prejucide and safety in the state of the Jews or whether the opposite is the case. In his historical analysis, Qumsiyeh also brings the attention to the circumstance that there had been cooperations between National Socialists and Zionists in the mid-thirties, because both promoted a segregation of Jews. Most of the Jews in the 19th and 20th centuries were no Zionists, though, often argueing that here religion would be misused for purposes of stately power. The author names Einstein and Freud as examples for prominent non-Zionist Jews. Parallels are described between Zionism and apartheid in South Africa and the Jewish opposition to Zionism today is referred to. The author concludes that the lesson to arrive at from the historical results of such ideologies should be to leave tribal and camp thinking and to think only as a human being. This would be true for the Palestinians just the same.

In order to clarify the problematic points in Zionism the author takes a look at the Israeli state and starts with the two competing notions, namely the one of the only democracy in the region on the one hand and the one of an ethnocentric racist state on the other. Approaching this contradiction Qumsiyeh analyzes some Israeli basic laws in respect to the differenciation of citizens of the state. He states that there is a national membership of Am Yisrael, i.e. the people of Israel (=all Jews), called "le'om", which would be distinct from the citizenship ("ezrahut"). There would exist no actual Israeli nationality in the self-understanding. Thus Palestinians cannot belong to Am Yisrael while Jews from all over the world can obtain the Israeli citizenship without difficulties. Non-Jewish immigrants face a different set of laws. The same is true for laws for non-Jewish citizens who do not profit from the land laws, the economic, cultural and political laws provided only for Jews. Therefore it would be necessary to address Israeli laws like the one from 1985 after which the participation of a political party is only allowed when this party acknowledges the primacy of Israel's Jewish identity as well as the raison d'être. According to this law it is, for instance, prohibited to deny the democratic nature of the state. Contradictions with democratic pluralist principles can be found in other laws, too, like the absentee-law, according to which every inhabitant, who was away from his land for even one day between November 47 and May 48, lost this land and its revenues to the Jewish state.

Violence and terrorism are the subject of chapter 8. Qumsiyeh points to the vagueness of the concept of terrorism, the fact that it is often used as a battle concept and the fact that some terrorist acts are not called by their name. It is demonstrated that the definition of terrorism as provided by the US government also fits Hiroshima and Nagasaki and many other events. The argumentation goes that September 11 in its violence was neither qualitatively nor quantitatively unique and must be viewed in relation to incidences which occurred to the rest of the world. Here follow many examples. The thesis is formulated that ruling forces in history have often used the fear of the citizens to reach political decisions. It follows an outline of terrorist precedences in Palestine/Israel through Zionists with an emphasize on the 1940s. Qumsiyeh notes that occupying and colonial powers use to call resistance against their occupation terrorism and gives examples, while referring to the UN Charta in which resistance against oppression and occupation is legitimized. Palestinian terror against civilians is not omitted in this context, but consequently rejected, too. The problem of group responsibilities is tackled in this chapter also, when societies acquiesce to acts of terrorism, and at the example of the failure of the Oslo negotiations the argumentation is that the continuity of violence is related to a lack of justice. The thesis, after which terrorism is the phenomenon of certain cultures or religions, would be false and could not lead to a rational discourse. History would show that violence always breeds violence and that violence is not a random by-product of occupation, oppression and dispossession, but "their chosen tool and consequence". To reject violence and to hope in bad times would not be romantic ideas but the proof of positive possibilities in human behavior.

Motivated by the necessity of overall human rights standards the author documents the wording of the 30 articles of the Human Rights which were adopted by the UN in 1948, as well as ten human rights principles formulated by Amnesty International in 2001, noting that Amnesty had deliberately pointed to the failure of the Oslo process as being due to lack of application of the human rights. The most grave human rights violations in Israel/Palestine concern the killing of civilians and torture as a means of interrogation. All renowned human rights organizations publically point to the fact that Israel does not fulfill the standards here. According to an Amnesty report there were about 2650 Palestinian houses demolished between 1987 and 1999. Thousands of acres of land were confiscated in order to build illegal settlements in the West Bank. About the 650 km long and 1.2 billion USDs expensive separation device Qumsiyeh says that it would not be a security fence on the Green Line. Its main purpose rather is the expansion of illegal settlements. On the following pages the author describes why this edifice is rightly called an "apartheid wall" by human rights advocates. To think one could put the human rights aside and still achieve security or peace would be a self-delusion.

All these factors have determined the social development in Palestine/Israel and have generated unequal economic and social conditions. Today, about nine million people are living in the country and about half of them are native Palestinians. In order to maintain the Jewish character of the state refugees are prevented from returning, Jews who identify with Zionism are brought into the country, and the life of the remaining Palestinains is being made as difficult as possible to motivate their departure. At this point, the author analytically summarizes the background data of the economic situation and hierarchy in Palestine/Israel. Here he also reviews the UN documents concerning the water issue in the country, as well as he deals with environmental damages as a consequence of politics. To all these problems the one-state solution would give positive answers like: prosperity via stability, ecological sustainability, efficiency of infrastructure, end of demographic struggles, reduced birth-rate in Palestinians due to economic security, opening of the markets.

Chapter 11 is about the political players and their motivations which are necessary to understand in the attempt of ending the conflict. Quotes by Theodor Herzl indicate how the native Palestinians were seen by Zionists in that time, namely in the best case as squatters in a "deserted" land. Simultaneously, there had been conflicts between Palestinian intellectuals tending to the Ottoman rule and local farmers, the fellahin. Qumsiyeh reflects the events which had led to British and French support of Zionism and to the Jules and Balfour Declarations, followed by the transition and adoption of the Zionist cause in the time of Truman who in the beginning had insisted on the right of return of the refugees. Two branches of Zionism, identified as forerunners of the political camps of Likud and Labor, had been visible and active in this time. The role of King Abdullah of Jordan is analyzed and the role of the Palestinian political elite until 1974, when the PLO was acknowledged by the Arab states as the representative of the Palestinian people. With a quote of the Israeli general Peled the author identifies the thesis as a myth according to which the war of 1967 for the Israelis was a war of defense. The agreements with Egypt in 1978 and the transition to the Oslo Accords led, among other things, to a doubling of land confiscation and settlement activity of Israel's in the executive framework of the Allon Plan, according to which originally 35 up to 40 % of the West Bank were to be annexed, while the rest was to fall under Palestinian-Jordanian sovereignty. This plan later was modified by Ariel Sharon and finally accepted by Yasir Arafat, although this was not compatible with international law. At this point the Palestinian political discourse is examined, for example the Declaration of Independence by the PLO from 1988, in which the "patently unjust" UN partition resolution 181 was accepted, or the effects of the Gulf War in 1990/91 for the PLO and for the Palestinians. Especially intensely Qumsiyeh analyzes the Oslo Accords in this long chapter. He calls them a capitulation and says they would be deliberately vague in respect to Palestinian rights while precise on the power and authorities of Israel. The cantonization of the West Bank, e.g. through bypass road for settlements, is mentioned and other details. The role of the USA in this process is assessed to be destructive, as the USA is participating in the devaluation of international law and human rights and euphemizing Israeli violations. It would be the insufficient goal of the prevailing policy to just "manage" the Middle East and, apart from that, to keep the status quo. That such a policy fails in the long run is deduced by Qumsiyeh from the experiences in world history. The Israeli public had been misled to believe that there could be security without justice or equality for the Palestinians. The author reminds US-American tax payers of 140 billion dollars given as aids to Israel in the past thirty years, a sum which could pay all lacking drinking water in the world. This is happening although the USA prohibits itself to give military aid to countries which perpetually breach the human rights and international law. In this context the author mentions the USS Liberty affair from 1967 and the lacking subsequent investigation, a new experience in US American military history. The US support for the Road Map is mentioned, in the 2.221 words of which the concepts "human rights" and "international law" are missing.

Chapter 12 deals with the international context and international law. Qumsiyeh sees two possible scenarios at the outset: either a solution will prevail which bases on power politics in which case the stronger would win over the weaker, or a universal and binding legal principle will be applied. On the following fifteen pages many international agreements are examined and quoted in central parts, beginning with the Sykes-Picot Agreement from 1916, then documents of the League of Nations, the UN partition plan 181, the UN Charta, UN Resolution 194, letters from Ben-Gurion and others, the Forth Geneva Convention, article 13 of the Human Rights and resolutions 273, 242, 338, 446, 2727, 1322, 3236, 42/159, 51/124, 51/126, 51/114. In detail it is shown that despite the US blockage of 35 UN Security Council resolutions critical of Israel the remaining of the accepted resolutions together with the minimum requirements of international law makes three points unacceptable: the refusal of Israel to withdraw from the areas occupied in 1967, the refusal of Israel to implement Resolution 181 on which the creation of a State of Israel in Palestine was based, and the refusal of Israel to allow refugees to return to their homes and lands and to compensate them. Qumsiyeh draws a comparison here and shows how the UN had decided in respect to other countries, for example in the Iraqi occupation of Kuwait or in the refugees of the Kosovo, where contrary to the case of Israel very concrete measures and precise frameworks were formulated. The self-determination of the Palestinians apparently is an exceptional issue.

In the concluding chapter of the book the author affirms that a peace based on human rights and international law is possible and feasible. At first, he introduces a plan of the Arab countries dating from 1948, when the USA, the Soviet Union and France were supporting the partition plan. This alternative, then printed in the New York Times, based on a federal concept under consideration of proportional representation and was inspired by the principles of the US Constitution. The Zionist forces by this time had control over 78 % of the country, far more than the 55 % of which Resolution 181 speaks. The state was created unilaterally in 1948, hand in hand with ethnic expulsions. As Israel was allowed into the UN only under the condition that it implements 181, 194 and other texts, which definitively did not happen, the author concludes that applying international law does indeed mean to exclude Israel from the UN and to sanction it until the obligations are fulfilled. As this would be the only legal and moral solution Zionism would have to be rethought. It has failed according to its own standards, for example in the issue of security for Jews. The few positive achievements, on the other hand, would be neglected in observation, like the creation of a new language. For the author it seems adequate today to speak about an Israeli nationality rather than a Jewish one. Likewise, those Palestinians, who dream of a reinstallation of an Arab Palestine, live in the past. This brings Qumsiyeh to a fundamental discussion of the two-states solution. He begins by rendering the points of the historical compromise of the PLO, i.e. the acceptance of a border on the ceasefire line of 1967 (not on the line drawn by the UN), an independent sovereign state in the West Bank, East Jerusalem and the Gaza Strip, a capital Jerusalem with free access for all religions, dismantling of the illegal settlements, return of the refugees, just distribution of water, good neighborhood and cooperation. By the time of Camp David and Taba, 2000-2001, the Palestinian leadership made further concessions, namely: giving up 78 % of their country against the will of the inhabitants; acceptance of a state which views itself as a nation "for the Jewish people", including discriminating laws, and not as a country for its citizens; making rights of return dependent on the guarantee of a Jewish majority (which the author calls a racist view); the acceptance of land exchange, so that most of the illegal settlements can be annexed to Israel; agreeing to distribute water which belongs to native people; the abandoning of Resolution 181 in respect to land distribution and the Jerusalem question. In the following Qumsiyeh summarizes the arguments which speak against a two-states solution and in favor of a one-state solution. Belonging to this is the fact that the populations are, in fact, already mixed, then the creation of justice for all with one measure, economic-ecological advantages and the general disillusion about the two-states solution on both sides. Here follows a critique of the influential philosophy of Leo Strauss which is juxtaposed with an altruistic philosophy. Groups are mentioned which profit from the status quo: weapon and oil industry, Washington think-tanks, many Zionist leaders, religious zealots, many Arab leaders, US representatives which receive election donations from pro-Zionist groups. These groups, however, constitute only a tiny minority of the people who are affected by the conflict. The history of the Holy Land during the past 100 years and the histories of similar struggles like in South Africa would prove that certain policies do not function: acquisition of territory by force; suppression, removal, and isolation of natives; attempts to claim divine or other religious "rights" to land; ignorance of human rights and basic legal standards; violence as a method of reaction to resistance; ignorance of the potential of mixed societies. Qumsiyeh criticizes the "defeatist attitude" of many analysts and stresses the power of nonviolent action. He draws positive scenarios which are possible to happen and asks which elements from history we should emphasize and focus on. According to his assessment history and context are lost, as is the rational discourse, when one is fixated on violence and when one is guided by fear and by wrong myths. There would be three options in colonialist situations: that the colonizer is expelled like in Algeria, that the complete or near-complete native population is annihilated like in North America and in Australia, and the introduction of a democratic state like in South Africa. Finally, the author devides the goals into ultimate, intermediate and short-term goals and calls for envisioning and working for a better future. Attached is the wording of a 10 points draft which is meant as a basis for discussion.

"Sharing the Land of Canaan" by Mazin Qumsiyeh is an informative and practical handbook for everybody who wants to understand the conflict from the perspective of the human rights and of international standards. It will beyond doubt become a standard reference book in many libraries in the world. Each chapter is complete in itself and ends with references to selected further reading. This form of presentation leads to a certain redundance of the arguments and to crossovers in the ordering of historical sequences, yet it has the advantage that the individual topics are easy to look up, with more support in the four-page index at the end of the book. The main sources are texts by human rights organizations like Amnesty International, Human Rights Watch, the United Nations, the Red Cross, Israeli groups, enriched with many quotes from Israeli politicians and scientists, newspapers like the New York Times, the Jerusalem Post, Haaretz as well as Arab scientists. Qumsiyeh, by the way, is not strictly anti-Zionist, he speaks on the contrary with appreciation about Levi Eshkol's and Martin Buber's brand of Zionism. The groups, which the book deals with, are examined by Qumsiyeh according to their own measures. Therefore the study represents a well-founded analysis of the situation and not an outsider's view. Mazin Qumsiyeh is not the first one to formulate or advocate the vision of the one democratic state, but he does it in a brilliant way and on the level of time, considering newly published official documents and topical events. Despite his passion he appears sober and always has his eyes on the central points of the conflict, taking away the myths by the analysis of facts. Although he regards himself as a Palestinian, Qumsiyeh has the whole on his mind and does not follow camp thinking and fear thinking. It is an enlightened, a modern, and also an American book. A significant piece of scholarship. The whole argumentation is as plausible as it is inevitable when the conflict is seen from the perspective of the human rights. It is clear to the author that it will not be easy to make this humanistic vision come true and that it will face opposition due to the long history of the conflict. On the other hand, Mazin Qumsiyeh trusts in the synergies of the people and writes at the end of his work: "We Canaanites, who invented the alphabet, domesticated animals and developed agriculture, and made this arid land into a land of milk and honey, surely can do this."

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Frieden mit den arabischen Nachbarn machen

Rezension von "Israels Irrweg. Eine jüdische Sicht." von Rolf Verleger
Anis Hamadeh, 20.04.2008

Das Beziehungsgeflecht zwischen Deutschland, Juden, Israel, Palästinensern, Muslimen und Arabern ist komplex und birgt ein Konfliktfeld auf mehreren Ebenen. Wer eine fundierte und dabei gut lesbare Einführung in dieses Thema sucht, dem sei die Neuerscheinung von Professor Verleger aus Lübeck empfohlen. „Israels Irrweg. Eine jüdische Sicht“ fasst die Problematik auf 160 Seiten kompakt zusammen. „Jüdisch zu sein und pro-israelisch zu sein, das gehört in den Augen vieler Menschen - Juden wie Nicht-Juden - zusammen“, schreibt er in der Einleitung und zeigt im Verlauf des Buches auf, wie der zionistische Staat zu einem Religions- und Identitätsersatz für Juden geworden ist und zu einem formalen Solidaritäts-Symbol zum Beispiel für Deutsche, um sich durch vermeintlich pro-Jüdisches von der Nazivergangenheit zu distanzieren, die auf diese Weise stark auf den Aspekt des anti-Jüdischen reduziert wird.

Rolf Verleger (*1951) war 2001 Mitbegründer der Jüdischen Gemeinde Lübeck e.V. Er wuchs in Deutschland mit jüdischen Traditionen auf und war oft in Israel zu Besuch, wo er Verwandte hat. Viele Mitglieder seiner Familie waren dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer gefallen. Seine Biografie arbeitet er im ersten Teil „Wisse, woher Du kommst ...“ in das Buch ein. Er sieht das Judentum in erster Linie als eine Religion und Kultur der moralischen Befreiung und der Nächstenliebe. Sein Lieblingszitat ist das von Hillel (*70 v. Chr.): „Was dir verhasst ist, tu Deinem Nächsten nicht an.“ Im August 2006, anlässlich des Libanonkriegs, hatte Verleger in einem offenen Brief an den Zentralrat der Juden in Deutschland die absolute Solidarität des Zentralrats mit der israelischen Gewaltpolitik kritisiert. Kurz darauf initiierte er mit anderen Juden die Online-Petition Schalom 5767 (www.schalom5767.de), die auch als „Berliner Erklärung“ bekannt wurde. Darin setzen sich die Unterzeichner für einen Stopp der Menschenrechtsverletzungen und der Verletzungen des internationalen Rechts ein. Kurz gesagt wird dort das gleichberechtigte Existenzrecht der Palästinenser gefordert. Den Weg zu dieser Petition dokumentiert der Autor in Teil 2: „... und wisse, wohin Du gehst ...“

Verleger zeichnet die öffentlichen Reaktionen auf Schalom 5767 nach, indem er einen Briefwechsel aus der Jüdischen Zeitung dokumentiert, die Schalom 5767 gedruckt hatte. Diese Beiträge sind exemplarisch und zeigen die Palette der Argumentationen von pro-Israelis à la Zentralrat ebenso wie von Menschenrechtlern kurz und knapp auf. Existenzrecht versus Menschenrecht, Hamas-Charta versus Jabotinsky, undemokratische Araber versus verklärtes Israelbild, terroristische Bedrohung versus dauernde Unterdrückung. Zum Gesamtbild gehören nach Verleger auch die „Gespensterkämpfe“ (S. 90), bei denen die Nazivergangenheit auf Palästina projiziert wird. Dem israelischen Ministerpräsidenten Begin zum Beispiel kam es im Libanonkrieg 1982 so vor, als würde er die Deutschen aus seiner Heimatstadt Minsk vertreiben. (S. 82) Gerade dieser Aspekt macht das Buch wichtig für arabische Leser, denen das israelische Verhalten ohne den geschichtlichen Rückblick in weiten Teilen irrational und Gewalt besessen vorkommen muss. Daher ist zu hoffen und dazu zu ermutigen, dass „Israels Irrweg“ möglichst umgehend ins Arabische übersetzt wird.

Ein weiterer Schwerpunkt des Buchs liegt auf dem Antisemitismus-Vorwurf und dem so genannten „Neuen Antisemitismus“, vor allem im Schlussteil 3 „... und vor wem Du zukünftig Rechenschaft ablegen musst“. Präzise und sachlich analysiert Verleger den historischen Zusammenhang dieses Begriffs und bezweifelt, dass eine Ablehnung von Israels derzeitiger Staatspolitik Judenhass bedeutet. Er fragt sogar: „Gibt es aktuell irgendeinen einsehbaren Grund für Palästinenser, den israelischen Staat nicht zu hassen?“ (S. 115) Und er fragt: „Was würden wir machen, wenn es keine Judenhasser mehr gäbe? Wo sollen wir dann hin mit unserer Wut?“ (S. 90) Diese Bemerkung, die im Zusammenhang mit den oben zitierten „Gespensterkämpfen“ zu sehen ist, sollte einem Deutschen zu denken geben, denn er kann daran erkennen, warum er für Palästina mitverantwortlich ist. Schon seit langem ist es fällig, dass wir uns mit diesen Fragen beschäftigen und es scheint auch nicht die Mehrheit zu sein, die sich dagegen sträubt.

Rolf Verleger sieht das Phänomen des Fremdenhasses nicht prinzipiell mit dem Judentum verknüpft. Damals in Europa gab es kaum „Fremde“ außer den Juden, daher waren sie in diesem historischen Kontext Prototypen. Das Phänomen selbst aber sei überparteilich, und beim Hass gegen den Islam handele es sich „um den gleichen Fremdenhass“ (S. 93) wie beim Judenhass. Er zählt viele Personen auf, darunter Jimmy Carter, und resümiert: „Die Unterstellung, dass die Kritiker der israelischen Gewalt- und Besatzungspolitik 'in Wirklichkeit' 'antisemitische' Motive haben, lässt sich in vielen Fällen nicht überzeugend belegen. Dagegen ist in jedem der beschriebenen Fälle die Vermutung plausibel: Das Motiv all dieser Kritiker ist, dass die Menschenrechte auch für Palästinenser gelten sollen.“ (S. 118)

Zum Israel-Palästina-Problem bemerkt er ferner, dass die Saat des Konflikts nicht erst mit der Nazizeit gelegt wurde, auch wenn der Schock des Genozids die Sympathieverhältnisse in der Welt stark beeinflusst hat. Den wesentlichen Auslöser des Problems sieht Verleger bereits im Egoismus der ersten Siedler und den Folgen der Dreyfus-Affäre von 1894. Mit zeitgenössischen Zitaten zeigt er auf, dass das Problem unter jüdischen Intellektuellen der Jahrhundertwende nicht unbekannt war, etwa in den Werken von Ascher Ginsburg alias Achad ha'Am (1856-1927): „Die Diskriminierungen und feindseligen Akte gegen die arabischen Palästinenser, die Achad ha'Am, Martin Buber, Chaim Weizman und andere kritisierten, all das geschah bereits 1890 und 1913 und lange bevor ein Hitler überhaupt deutscher Reichskanzler wurde.“ (S. 81) Verleger kommt ebenda zu dem Schluss: „Jude sein bedeutet, neben dem Stolz auf die jüdische religiöse Tradition, sich dem jüdischen Staat zugehörig zu fühlen. Und dieses Gefühl der Zugehörigkeit bedeutet, sich dafür einzusetzen, dass dieser Staat seinen Frieden mit seinen arabischen Nachbarn macht, indem er endlich aufhört, die arabischen Palästinenser als Menschen zweiter Klasse zu behandeln.“

Rolf Verleger (2008): „Israels Irrweg. Eine jüdische Sicht.“ Papyrossa Verlagsgesellschaft, 12,90 Euro

Make Peace with the Arab Neighbors

Review of "Israel's Irrweg. A Jewish Point of View" (in German) by Rolf Verleger
Anis Hamadeh, April 20, 2008

The network of relations between Germany, Jews, Israel, Palestinians, Muslims and Arabs is complex and entails a field of conflict on several levels. For those, who are looking for a well-grounded and at the same time easy to read introduction into the subject, the new publication of Professor Verleger from Lübeck in Germany can be recommended. "Israel's Irrweg. A Jewish Point of View " (in German) summarizes the set of problems in 160 compact pages. "To be Jewish and pro-Israeli, this in the eyes of many - Jews and non-Jews alike - belongs together", he writes in the introduction and he shows in the course of the book how the Zionist state has become a substitute for religion and for identity in Jews as well as a formal symbol of solidarity e.g. for Germans in an attempt to distance themselves from the Nazi past via an alleged pro-Jewish behavior which thus strongly reduces the Nazi past to the aspect of being anti-Jewish.

Rolf Verleger (*1951) was one of the founders of the Jewish Community in Lübeck in 2001. He grew up in Germany with Jewish traditions and often visited Israel where some of his relatives live. Many members of his family had fell prey to the racial delusion of the Nazis. He includes his biography in the first part of the book, entitled "Know where you come from ...". He views Judaism predominantly as a religion and culture of moral liberation and altruism. His favorite quotation is the one of Hillel (*70 B.C.): "That, what is odious to you, do not inflict on others." In August 2006, on the occasion of the war on Lebanon, Verleger in an open letter to the Central Council of the Jews in Germany had criticized the absolute solidarity of the Central Council with the Israeli policy of violence. A short time later he initiated the online petition Schalom 5767 (www.schalom5767.de) together with other Jews. The document is also known as the "Berlin Declaration". In it, the signatories call for a stop of the human rights violations and the breaches of international law. In short, the equal right of existence for Palestinians is demanded there. The author documents the development of this petition in part 2: "... and know where you are going ..."

Verleger traces the public reactions on "Schalom 5767" by documenting a correspondence that appeared in the "Jüdische Zeitung", a monthly newspaper that had printed "Schalom 5767". These contributions are exemplary in that they precisely map the palette of argumentations both of pro-Israelis à la Central Council and of human rights advocates. Right of existence versus human rights, Hamas Charta versus Jabotinsky, undemocratic Arabs versus romanticized Israel, terrorist threat versus enduring oppression. According to Verleger, "ghost struggles" (p. 90) add to the overall picture, when the Nazi past is being projected onto Palestine. Thus, for example, during the Lebanon War of 1982 Prime Minister Begin felt as if he expelled the Germans from his hometown of Minsk (p. 82). This aspect in particular gives the book significance for Arab readers who without this historical review are likely to experience Israeli behavior to be largely irrational and obsessed with violence. Therefore a quick translation of "Israel's Irrweg into Arabic it is to be hoped for and encouraged.

Another focus of the book is on the reproach of anti-Semitism and the so-called "New anti-Semitism", especially in the final chapter 3 "... and to whom you will have to render account in the future". In a precise and objective way Verleger analyzes the historical context of this concept, doubting that a rejection of Israel's current state policy means hatred toward Jews. He even asks: "Is there currently any understandable reason whatsoever for Palestinians to not hate the Israeli state?" (p. 115) And he asks: "What would we do if there were no more Jew haters? What can we do with our anger then?" (p. 90) This assertion, which is to be viewed in context with the above-mentioned "ghost struggles", gives a German something to think about, for it indicates to him why he is co-responsible for Palestine. It is long over-due that we confront ourselves with these questions and it does not appear to be the majority that is reluctant.

Rolf Verleger views the phenomenon of xenophobia to not be principally tied to Judaism/Jewry. Back then in Europe there had hardly been any outsiders except for the Jews which made them prototypes in this specific historical context. The phenomenon itself, though, according to the author, is not restricted to any party. Hatred against Islam is "the same xenophobia" (p. 93) as Judeophobia. He discusses several personalities, including Jimmy Carter, and resumes: "The allegation that critics of the Israeli policy of violence and occupation 'in reality' have 'anti-Semitic' motifs, cannot be backed with convincing evidence in many cases, whereas each of the cases decribed above makes plausible the assumption that the motif of all these critics is the human rights to be valid for Palestinians, too." (p. 118)

Concerning the Israel Palestine problem he further states that the seed of the conflict was not only laid with the Nazi period, even if the shock of the genocide had strongly biased general sympathies in the world. To Verleger, the crucial trigger of the problem is to be seen in the egoism of the first settlers and the events following the Dreyfus scandal of 1894. By means of contemporary quotations he shows that the problem had not been unknown to Jewish intellectuals by the turn of the century, like in the works of Asher Ginsburg alias Achad ha'Am (1856-1927): "The discrimination and hostile acts against the Arab Palestinians, which Achad ha'Am, Martin Buber, Chaim Weizman and others had criticized, all this happened as early as 1890 and 1913 and long before a Hitler had become German Reich Chancellor, at all." (p. 81) Verleger concludes on the same page: "To be a Jew means, beside taking pride in the Jewish religious tradition, to feel affiliated to the Jewish state. And this feeling of affiliation means to stand up for this state to make his peace with his Arab neighbors by finally stopping to treat the Arab Palestinians as second class people."

Rolf Verleger (2008): "Israels Irrweg. Eine jüdische Sicht." Papyrossa Verlagsgesellschaft, 12,90 Euro

 
Buchankündigung: Antisemitismus und Islamophobie - ein Vergleich

von Sabine Schiffer und Constantin Wagner
im HWK-Verlag in der Reihe Bücher, die unsere Weltsicht verändern

Sommer 2009

Erinnern alleine reicht nicht…
Auch so könnte man die Auseinandersetzung überschreiben, die die Autoren in ihrem Buch austragen. Denn offensichtlich verhindert die Erinnerungskultur um den Holocaust nicht, dass der Antisemitismus weiterlebt und neue Formen von Rassismus am Horizont aufscheinen. Etwa das Feindbild Islam. Aber gerade das Thema Islamfeindlichkeit scheint jene aufzuschrecken, die sich eingerichtet haben im Wohnzimmer der rückwärtsgewandten Betrachtung der Geschichte - ohne etwaige Erkenntnisse auf die Gegenwart zu beziehen. Dieser Prozess ist mit diesem Buch nicht mehr aufzuhalten.
In fast regelmäßigen Abständen ergibt sich die Diskussion, ob die heute feststellbare Islamfeindlichkeit mit dem Antisemitismus früherer Zeiten vergleichbar sei. Meist aufgeregt und schnell unsachlich kochen die Polemiken hoch. Unvergleichlichkeitsdogmen werden formuliert, Tabus beschworen sowie vermeintliche Tabus gebrochen und mit viel Verve und vergleichsweise wenig Sachverstand an Moral und Political Correctness appelliert. All dies dient nicht der Klärung.
Auch als sich das renommierte Zentrum für Antisemitismusforschung in seinem Jahrbuch 2008 und auf Tagungen mit diesen Fragestellungen befasste, erntete es vorgefasste Ablehnung statt sachdienlicher Auseinandersetzung. Der Streit deutet auf tiefsitzende Ängste einerseits, und ebenso tiefsitzendes Unverständnis und Unwissen andererseits hin. Haben wir die richtigen Lehren aus der deutschen Geschichte gezogen? Welche genau sind dies? Was wurde nicht erkannt? Und vor allem, warum gelingt es uns so schlecht, uns antisemitische Muster außerhalb des Nationalsozialismus zu vergegenwärtigen? Und wie kommen wir dazu zu glauben, dass wir heute davor gefeit seien, andere zu diskriminieren - ja gar zu verachten und schließlich zu entmenschlichen?
Dieser Fragenstrang bildet eine Grundlinie im Buch von Sabine Schiffer und Constantin Wagner "Antisemitismus und Islamophobie - ein Vergleich", das im Herbst 2009 im HWK-Verlag erscheint. Ein zweiter Fragenstrang betrifft die nüchterne Analyse und den Vergleich des antisemitischen Diskurses - vor allem Ende des 19. Jahrhunderts - mit dem antiislamischen von heute. In der Zusammenschau der jeweiligen Argumentationslinien und der Polemiken bzw. Verbalattacken ergeben sich sowohl Parallelen, etwa die Argumente der Synagogen- und Moscheebaustreitigkeiten, als auch Unterschiede, etwa in Bezug auf eine mehr oder weniger eingebildete globale Gefahr durch die jeweils dämonisierte Gruppe.
Neben diesen historisch ausgerichteten Diskursanalysen beschäftigen sich die Autoren aber auch mit vielen aktuellen Diskussionen. Weder wird der Fall Faruk Sen ausgespart, noch der sich zuspitzende Judenhass unter einigen Muslimen, wie auch der zunehmende Muslimhass unter einigen Juden. Auch der Nahostkonflikt als neuralgischer Punkt für Polarisierungen wird in seiner Funktion für die ein oder andere Argumentation mit einbezogen - denn gegenseitige Ressentiments speisen sich einerseits immer aus einem wahren Kern und andererseits aus den darum herum konstruierten Mythen, Verschwörungstheorien und Dämonisierungen, die teils gewollt sind, teils auf Missverständnissen beruhen, wie die Autoren aufzeigen.
Der Hauptfokus des Buches liegt aber auf der aktuellen Situation in Deutschland und auf den Wirkungen, die die immer aggressiver werdenden Verbalattacken auf einzelne Gruppenmitglieder haben. Dabei gelingt es nachzuvollziehen, dass Zuspitzungen und Diskriminierungen sich nicht im luftleeren Raum entwickeln, sondern das Produkt eines komplexen Wechselspiels im täglichen Miteinander und den alles überlagernden öffentlichen Diskursen ist. Ohne die Akteure ihrer Verantwortung für die dann vollzogenen Handlungen zu entheben, eröffnen die Autoren jedoch eine Perspektive auf mögliche Ansätze zur Bearbeitung der entstandenen Vorurteile. Dazu führen sie am Schluss des Buches und sozusagen als Ausblick auf eine mögliche Zukunft eine Reihe von Beispielen an, die durch ihre Existenz alleine belegen, dass die künstlich aufgebauten Grenzen überwindbar sind.
Ohne Schönfärberei, aber auch ohne Dramatisierung und trotzdem höchst interessant und oft spannend, tragen die Autoren auf 288 Seiten alles Relevante zum Thema zusammen. Sie zeichnen ein menschliches Bild von Konflikten und erklären Zusammenhänge, die eigentlich auf der Hand liegen, aber oft von kontraproduktiver Aufgeregtheit überdeckt werden. Es gehört zur Pflichtlektüre derer, die sich ernsthaft mit den Themen Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Rassismus, Gruppendynamik, diskriminierende Diskurse und Feindbilder auseinander setzen wollen.

Das Autorenteam
Dr. Sabine Schiffer
Nach dem Studium der Sprachwissenschaft, Promotion zur Islamdarstellung in den Medien. Vorträge, Seminare und Publikationen zu gesellschaftsrelevanten Themen wie Medienbildung, Diskriminierende Diskurse, Kriegspropaganda und Fragen der Vierten und einer erstarkenden Fünften Gewalt. Gründung und Leitung des Instituts für Medienverantwortung.

Constantin Wagner
Doppelstudium Soziologie / Religionswissenschaft in Frankfurt a.M. und Genf mit den Schwerpunkten soziale Teilhabe und Ausschließungsprozesse sowie Religions- und Migrationssoziologie. Er arbeitet zum Thema "soziale Funktionen des Islam-Diskurses in Deutschland".

Book Announcement: Antisemitism and Islamophobia - A Comparative Analysis

by Sabine Schiffer and Constantin Wagner
Summer 2009, in German

"Remember!" is not enough …
Is it possible that the commemoration of the Shoa leads away from its lessons? Obviously, racism and anti-Semitism are still alive and even new forms of racism come into existence - as does e.g. the "Feindbild" (image of an enemy) Islam. The discrimination against Muslim faith and communities seem to particularly affect those who had hoped to be safe from these reflexes. But dealing with the past does not guarantee that racist discourses are stopped and not spread anymore. The book "Anti-Semitism and Islamophobia - a Comparative Analysis" (in German) by Sabine Schiffer and Constantin Wagner (HWK-Verlag, appears in June 2009) will help understand contemporary racist discourses. It invites the reader to review the conclusions that were drawn in order to fight hate speech of today - anti-Semitism, anti-Americanism, Sexism, xenophobic discourses, anti-"Ossi"-Stereotypes in Germany, and other forms of discursive hierarchy, especially the omnipresent anti-Islamic discourse.
Discussions about the right of comparing Islamophobia and anti-Semitism are triggered almost like a regular rite. Instead of objectivity, agitation and polemics prevail in the discussions and instead of reliable results there is confusion. Claims for a research-taboo about the subject - while other taboos are being broken - result in a demand for political correctness, which is dedicated to prevent a wider understanding. E.g. the polemics around the last yearbook of the Center for Research on anti-Semitism in Berlin (nr 17) show the misconceptions and the lack of interest in relevant disputations. The arguments reveal deep-rooted fears and an important lack of knowledge. Did we really understand what happened long before the Holocaust and what helped this singularity in history to come into existence? Did we draw the right conclusions? Will they be sufficient enough to prevent us from dehumanizing others today? Why is anti-Semitism still existent? And how can we assume that we are in less a danger than our ancestors, concerning discriminations against and even (tolerating) the killing of others?
These are the major questions the authors pose. In their comparative analysis of the anti-Semitic discourse at the end of the 19th century and the Islamophobic discourse of today, they provide an overview of the main argumentations and polemics against Jews in former times and Muslims nowadays. Next to analogies in these arguments, e.g. concerning discussions about the construction of synagogues and mosques, there are also differences, especially in the construction of a "threat" ascribed to each demonized group.
The historical part of the book, conversational analysis, leads to the analysis of contemporary heated debates, without omitting the delicate parts of the discussions about political developments in Germany and other countries and the ever prevailing questions around the Middle East conflict and its impact on the anti-Jewish prejudices among Muslims as well as anti-Muslim attitudes among Jews. Resulting polarizations are focused on as an obstacle in developing solutions.
The main focus of the book remains on the situation in Germany and Europe. The authors do not only deal with problematic aspects of recent developments, but also lists initiatives and ideas to overcome these obstructive hierarchical discourses and their impact on different communities. The publication is a must for all those dealing with subjects like anti-Semitism, Islamophobia, racism, group-dynamics in sociology, media analysis, and prototypical and conversational analysis in linguistics.
Sabine Schiffer, head of the Media Responsibility Institute, holds a PhD in linguistics. Constantin Wagner just finished his studies in sociology and religious sciences in Frankfort and Geneva.

 
Rezension von Werner Rufs „Der Islam – Schrecken des Abendlands“:
Frische Luft jenseits der Käseglocke
Von Anis Hamadeh, 02.05.2012

Vorurteile gegen Muslime gehören zum traurigen Alltag in vielen Ländern, auch in Deutschland. So normal erscheinen Ressentiments, dass so mancher sich ihrer erst dann gewärtig wird, wenn er oder sie fundierte Analysen zum Thema zur Kenntnis nimmt. Professor Werner Rufs neues Büchlein "Der Islam – Schrecken des Abendlands. Wie sich der Westen sein Feindbild konstruiert" ist eine solche Analyse.

Sie ist einerseits akademisch mit wichtigen Quellenhinweisen abgesichert, andererseits essayistisch und damit für Zeitungsleser geeignet – auch und gerade für solche, die sich eine eigene Meinung erst noch bilden. Das Buch lässt sich bequem an einem Tag oder zweien lesen und ist als Einführung zu verstehen, da sich viele wichtige Fragen anschließen, die auf nur 129 Seiten keinen Platz finden können. Um den so genannten „Krieg gegen den Terror“ geht es, um die Feindbilder der NATO, den Zusammenhang von Antisemitismus und Islamophobie und um Islamhetze mit ihren Akteuren im In- und Ausland. Das Fundament und den Rahmen stellt dabei die Dichotomie Wir/die Anderen dar.

So einfach die These sein mag, dass eine Wir-Gruppe sich gegen eine andere Gruppe abgrenzt, um sich so eine Position der Überlegenheit oder überhaupt erst eine Identität zu schaffen, so stichhaltig und erschreckend in ihren Folgen ist sie in der politischen und gesellschaftlichen Praxis. Ruf gelingt es, mit wohl gesetzten Strichen die weltpolitischen Strategien zu skizzieren, die seit dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes und in ihrer extremen Form seit dem Elften September vorherrschen. Er entlarvt, dass sich hinter dem Begriff „Islamkritik“ viel zu oft ein Rassismus gegen Muslime und Einwanderer verbirgt, und dass dabei Mechanismen greifen, die zunächst einmal nichts mit dem Islam zu tun haben, sondern mit den Kreisen, in denen diese Pseudo-Kritik geäußert und populär gemacht wird.

Bei der Lektüre stößt besonders sauer auf, dass das Feindbild Islam nicht nur an den Rändern der Gesellschaft zu finden ist, sondern in den Medien, bei Politikern und anderen öffentlichen Instanzen der gesellschaftlichen Mitte verankert ist und von dort aus ungehindert transportiert wird, manchmal im Verbund mit Amerika- oder Israelsolidarität, manchmal als Ablenkung von eigenen innenpolitischen und gesellschaftlichen Schwächen und Missständen.

Der wirkliche Skandal, der hinter der Analyse hervortritt, liegt aber bereits in der erwähnten Identität stiftenden Abgrenzungsstrategie des „Wir gegen die Anderen“. Gerade in Deutschland wäre zu erwarten gewesen, dass schon längst eine Richtung weisende Reflexion über dieses destruktive Gruppenverhalten stattgefunden hat, eine, die Bücher wie dieses überflüssig macht. In Deutschland gab es eine bezeugte Judenfeindlichkeit bereits im Mittelalter, es gab die "Hexen"-Verfolgungen, es gab einen Bismarck, der auf dem Rücken der Franzosen eine deutsche Einheit schuf, dann war da der Erste Weltkrieg, dann Hitler, gefolgt vom Ost-West-Konflikt, und nun die Muslime, die mit dem Begriff "Islam" ja letztlich gemeint sind. Wie lange wird Deutschland noch brauchen, um zu verstehen, dass es sich immer wieder einen neuen Feind sucht, um mit dem Finger auf andere zu zeigen und Selbstkritik auszuweichen? Oder, positiv ausgedrückt: Wie schön und fortschrittlich kann es in Deutschland sein, wenn wir diese Mechanismen endlich überwunden haben!

Aufklärende Bücher wie dieses machen deutlich, dass wir noch immer abgeschirmt und ideologisiert wie unter einer Käseglocke leben. Andernfalls gäbe es bei der Lektüre nicht dieses Aha-Erlebnis bei Studierenden und die seufzende Zustimmung bei Studierten. Wie frische Luft jenseits der Käseglocke erscheint Werner Rufs neues Buch. Wenn er auf der letzten Seite schreibt: „Eine Abschottung des ‚Westens' vom ‚Rest', verbunden mit der Negation der Gültigkeit der zivilisatorischen Werte für ‚die Anderen', ist objektiv obsolet geworden“, dann ist dies nicht nur eine akademische Feststellung, sondern ein Handlungsimperativ, der in eine friedliche Zukunft weist.

Werner Ruf (2012): „Der Islam: Schrecken des Abendlands – Wie sich der Westen sein Feindbild konstruiert.“ – PapyRossa Verlag, Köln, 129 Seiten, 9,90 Euro

Diese Rezension erschien am 02.05.2012 in der Neuen Rheinischen Zeitung unter www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17740

 
Rezension von:
Spenden für Apartheid und Kolonialismus.
Die Grünwaschung von Vertreibung und Enteignung in Palästina durch den Jüdischen Nationalfonds (JNF/KKL)

Anis Hamadeh, 02.07.2012

Den Jüdischen Nationalfonds gibt es seit über hundert Jahren. Die 40-seitige Broschüre der Palästina-Solidarität Region Basel in Zusammenarbeit mit dem Palästinakomitee Stuttgart und BDS Schweiz klärt mit chronologisch geordneten Hintergrundartikeln und Interviews über den Teil der Geschichte auf, über den meist geschwiegen wird: die andauernde Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung von ihrem Land, die Enteignung ihres Landes und Besitzes sowie die fortdauernde Kolonialisierung und die Zerstörung der natürlichen Umwelt Palästinas. Auch wird die internationale Kampagne "Stop the JNF" vorgestellt.

Der halbstaatlichen Tochterorganisation der „World Zionist Organization“ gehören 13 Prozent des Landes in Israel, weitere 80 Prozent verwaltet sie mit. Wie der JFN allerdings organisiert ist, wie er finanziert wird und welche Projekte er betreut, ist wenig transparent. Die gut recherchierte Broschüre zeigt die Rolle des JFN bei der Gründung des Staates Israel und der Landnahme. Anhand von Beispielen lässt sich nachvollziehen, wie palästinensische Orte zu jüdischen gemacht wurden oder zu Wäldern und „Naturschutzgebieten𔄬. Im Falle des Dorfes Imwas geschah dies 1967.

Während der JNF behauptet, in der Westbank nicht aktiv zu sein, arbeitet dort und in Ost-Jerusalem unter anderem seine 99-prozentige Tochterorganisation Himnuta in Kooperation mit den jüdischen Siedlungen. Getarnt werden Übergriffe auf palästinensische Grundrechte in diesem Zusammenhang oft mit Argumenten des Umweltschutzes.

Die Aufklärung über den Jüdischen Nationalfonds (JNF/KKL) ist auch deshalb von Wichtigkeit, weil der JNF weltweit mehr als vierzig Tochterorganisationen unterhält. In einigen Ländern – so der Schweiz – genießen diese den Status einer gemeinnützigen Nichtregierungsorganisation und sind daher von der Steuer befreit.

Die Broschüre schockiert, weil man sich kaum vorstellen mag, wie die expansionistische Politik Israels orchestriert wird und was sie für die Bewohner des Landes konkret bedeutet. Das Schlimmste daran ist die offen vertretene Einteilung von Menschen in solche mit Sonderrechten und solche mit weniger bis gar keinen Rechten.

Das Heft erschien im März 2012 und ist für 5 Euro erhältlich unter www.palaestina-info.ch und www.palaestinakomitee-stuttgart.de. Als PDF kann man es frei herunterladen unter http://senderfreiespalaestina.de/pdfs/spenden_fuer_kolonialismus_jnf.pdf.

 
Rezension von:
Sarah Stooß: Hinter der Mauer leben
Anis Hamadeh, 23.09.2012

Hinter der Mauer leben Menschen, von denen wir in Deutschland nicht viel wissen. Wir verbinden sie mit den Problemen im Nahen Osten und manch einer mag ein wenig ein schlechtes Gewissen haben, wenn er an die Menschen in der Westbank denkt, in Jerusalem und auch in Gaza. Denn wie auch immer man politisch denken mag: Dass die israelische Armee nicht zimperlich ist, ist bekannt. Auch von den Siedlern hört man nicht viel Gutes. Und die Politiker? Auch sie geben nicht gerade zur Hoffnung Anlass. Da sind viele Hemmungen und Ängste bei Deutschen, wenn sie an Palästina denken. Der Autorin des vorliegenden Bandes gelingt es, diese Hindernisse wie einen gordischen Knoten zu überwinden, indem sie frei heraus und ohne viel Abstraktion über ihre Alltagserlebnisse berichtet.

Sarah Stooß ist dort gewesen, in Palästina. Sie ist eine abenteuerlustige Studentin, die bei unseren Begegnungen oft ein keckes Lächeln im Gesicht trug, und die in relativ kurzer Zeit gelernt hat, passables Arabisch zu sprechen. Ihr Büchlein „Hinter der Mauer leben“ ist das redigierte Tagebuch eines Jahres, das sie mit Palästinenserinnen und Palästinensern verbracht hat. Sie unterrichtete Jugendliche, traf Menschen aus allen Bereichen des Lebens und erkundete Sitten und Gebräuche ihres Gastlandes. In kurzen Abschnitten erzählt die Autorin von einzelnen, chronologisch geordneten, Episoden.

Als Sarah Stooß vor der Rückkehr nach Deutschland steht, schreibt sie: „Ich kann nicht leugnen, dass mein Herz hinter der Mauer schlägt, dennoch habe ich immer wieder eines festgestellt: Auf beiden Seiten leben Menschen. Mit einer Nase, zwei Augen und einem Mund im Gesicht. So wie du und ich. Araber und Israeli, Jude, Moslem, Christ. Äußerliche Bezeichnungen, die eigentlich nicht wichtig sind. Was wichtig ist, ist innen drin. Doch leider sieht der Mensch viel zu oft nur, was er direkt vor Augen hat.“ (S. 142)

Was das Buch so wertvoll macht, ist die Authentizität und Lebendigkeit, mit der es die inneren und äußeren Erlebnisse der jungen Frau schildert. Man spürt ihre Jugend, aber auch ihre Feinfühligkeit und die Fähigkeit, Hintergründe zu erkennen. Mit Witz und mit Nachdenklichkeit begleitet Sarah Stooß ihre palästinensische Umgebung beobachtend und lässt uns Leser teilhaben, auch mit den Fotos, die in das Buch integriert sind. Wir reisen mit ihr und schauen für einen Abend in den Kopf und in das Herz einer Autorin, von der die Älteren unter uns unwillkürlich wünschen, dass die heranwachsende Generation mehr von dieser Sorte hervorbringen möge. Veranstaltern sei gesagt, dass die Autorin Lesungen anbietet.

Sarah Stooß: Hinter der Mauer leben. Ein Jahr Freiwilligendienst in Palästina. 144 Seiten, Evangelische Gesellschaft (www.verlag-eva.de), 2011. (Amazon-Link). Das Buch wurde gefördert von „weltwärts“, dem Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

 
Review of the Book "On Palestine" by Noam Chomsky, Ilan Pappé and Frank Barat (ed.)

Palestine: The Search for a New Language

By Anis Hamadeh, 14 May 2015

While a new Israeli government has formed, as far on the extreme right side as never before, two worldwide renowned Middle East analysts discuss the current situation in their book "On Palestine". Both wrote several volumes on the topic before, both are professors, activists, Jewish and have a connection with Israel: Noam Chomsky and Ilan Pappé. In their second collaboration moderated by Frank Barat – the first being the book "Gaza in Crisis" in 2010 – the two grand masters summarize and compare their views on topics like the BDS movement (Boycott Divestment Sanctions), the one or two-state issue, the Nakba and the refugee problem, Zionism, Gaza and the role of international law.

The main part of the book are six moderated dialogues on about one hundred pages. They are flanked by two intros (Frank Barat and Ilan Pappé) and six complementary articles in Part 2, among them a transcript of Chomsky's recent address to the United Nations that was broadcast by the news outlet Democracy Now. There are an informative interview with the editor of "On Palestine" as well as longer excerpts from the book at www.jadaliyya.com/pages/index/21303/new-texts-out-now_noam-chomsky-ilan-pappe-and-frann.

The compactness of the thirteen pieces makes the book a good read, and it is easy to follow the lines of argumentation. While the two scholars obviously disagree on some major issues like the historical idea of Zionism, the desirable state form and the comparison with South Africa, they do agree on the colonial settler character of the State of Israel and on the urgent necessity of changing the Israeli policy and bringing justice to those who have to pay the price: the Palestinians. As usual, the two professors speak in plain English, each one in his way and with his respective background.

This is what makes "On Palestine" an important book for both experts and a broad audience. Notably remarkable is Ilan Pappé's 40-page opening essay "The Old and New Conversations". In it, the author convincingly shows how the Middle East discourse has been obscuring the realities on the ground for many decades. In this context he mentions that Noam Chomsky was among the first to recognize the term "peace process" to be misleading, as it had been used by the Israeli government/army only to maintain the status quo (p 33). Pappé argues that the concept "coexistence" is much less relevant in the new discourse than the concept "decolonization" and that "regime change" is a word that should replace hollow notions like "negotiations" or "both sides" that never really referred to any progress (p 33 ff).

Most of all, the historian points to the fact that the Nakba happened in what today is the State of Israel and thus cannot be solved in the West Bank or in Gaza (p. 44). It would not suffice to only consider decontextualized isolated cases. Rather, only with a new vocabulary can one adequately understand the historical framework and pursue solutions on this basis: "What the international community is doing right now reminds us once more of the famous Jewish joke of someone looking for a key he lost where there was light but not where he lost the key." (p 111) Pappè comes to the conclusion that a single state with equal rights for all its citizens is the only solution. Even those who do not share this conclusion will be likely to find this electrifying article and the whole book inspiring and a profound assessment of the situation in the Middle East in past, present and future at the highest level.

Noam Chomsky, Ilan Pappé and Frank Barat (ed.): On Palestine – Haymarket Books (April 7, 2015), 220 pp

Rezension des Buchs „On Palestine“ von Noam Chomsky, Ilan Pappé und Frank Barat (Hg.)

Palästina: Auf der Suche nach einer neuen Sprache

Von Anis Hamadeh, 14.05.2015

Während sich eine neue israelische Regierung gebildet hat, die so extrem rechts ist wie keine zuvor, diskutieren zwei weltweit geachtete Nahost-Analysten die aktuelle Situation in ihrem Buch „On Palestine“. Beide haben bereits diverse Bücher zum Thema geschrieben, beide sind Professoren, Aktivisten, Juden und haben eine Beziehung zu Israel: Noam Chomsky and Ilan Pappé. In ihrer zweiten Gemeinschaftsproduktion, die von Frank Barat moderiert wurde (die erste war 2010 das Buch „Gaza in Crisis“) – fassen die beiden Großmeister ihre Meinungen zusammen und vergleichen sie, zu Themen wie die BDS-Bewegung (Boykott Divestment Sanktionen), ein Staat oder zwei Staaten, die Nakba und das Flüchtlingsproblem, Zionismus, Gaza und die Rolle des internationalen Rechts.

Den Hauptteil des Buches machen sechs moderierte Dialoge aus, die etwa hundert Seiten umfassen. Sie werden flankiert von zwei Einleitungen (Frank Barat und Ilan Pappé) und sechs komplementären Artikeln in Part 2, darunter die Abschrift von Chomskys kürzlicher Rede vor den Vereinten Nationen, die vom Sender Democracy Now übertragen wurde. Ein aufschlussreiches Interview mit dem Herausgeber von "On Palestine" sowie längere Buchausschnitte findet man unter www.jadaliyya.com/pages/index/21303/new-texts-out-now_noam-chomsky-ilan-pappe-and-frann.

Die Kompaktheit der dreizehn Stücke macht das Buch gut lesbar und es ist leicht, den Argumentationen zu folgen. Während die beiden Gelehrten bei einigen wichtigen Themen wie der historischen Bedeutung des Zionismus, der erwünschten Staatsform und dem Vergleich mit Südafrika offensichtlich unterschiedliche Meinungen haben, stimmen sie darin überein, dass der Staat Israel einen kolonialen Siedler-Charakter hat und dass es dringend notwendig ist, die israelische Politik zu ändern und denen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die den Preis bezahlen müssen: den Palästinensern. Die beiden Professoren sprechen wie gewohnt Klartext, jeder auf seine Art und mit seinem jeweiligen Hintergrund.

Dies macht „On Palestine“ zu einem wichtigen Buch sowohl für Experten als auch für ein breites Publikum. Besonders erwähnenswert ist Ilan Pappès einleitender 40-Seiten-Essay „The Old and New Conversations“. Darin zeigt der Autor überzeugend auf, wie der Nahost-Diskurs die Realitäten an Ort und Stelle viele Jahrzehnte lang verschleiert hat. In diesem Zusammenhang stellt er fest, dass Noam Chomsky zu den ersten gehörte, die den Begriff „Friedensprozess“ als irreführend erkannten, da er von der israelischen Regierung/Armee nur dazu genutzt wurde, den Status Quo aufrecht zu erhalten (S. 33). Pappé argumentiert, dass der Begriff „Koexistenz“ im neuen Diskurs weit weniger relevant sei als der Begriff „Dekolonisierung“ und dass „Regime-Change“ ein Wort ist, das hohle Vorstellungen wie „Verhandlungen“ oder „beide Seiten“ ersetzen sollte, die sich nie wirklich auf irgendeinen Fortschritt bezogen haben (S. 33 ff).

Vor allem weist der Historiker darauf hin, dass die Nakba im heutigen Staat Israel geschehen ist und daher nicht in der Westbank oder in Gaza gelöst werden kann (S. 44). Es reiche eben nicht aus, dekontextualisierte Einzelfälle zu betrachten, sondern man könne den historischen Rahmen nur mithilfe eines neuen Vokabulars angemessen verstehen und darauf aufbauend Lösungen anstreben: „Was die internationale Gemeinschaft gerade tut, erinnert mal wieder an den berühmten jüdischen Witz, in dem jemand dort nach einem verlorenen Schlüssel sucht, wo Licht ist, aber nicht dort, wo er den Schlüssel verloren hat.“ (S. 111) Pappé kommt zu dem Schluss, dass ein einziger Staat mit gleichen Rechten für alle seine Bürger die einzige Lösung sei. Selbst wenn man diese Folgerung nicht teilt, wird man in diesem elektrisierenden Artikel und im ganzen Buch auf höchstem Niveau mit vielen Anregungen versorgt und einer fundierten Einschätzung der aktuellen, der vergangenen und der zukünftigen Lage im Nahen Osten.

Noam Chomsky, Ilan Pappé und Frank Barat (Hg.): On Palestine – Haymarket Books (7. April 2015), 220 S.

 
Rezension des Buchs „Die Hölle von Gaza. Erkundungen eines Infernos“ von Bahij Spiewak

Die Vorgeschichte des Angriffs auf Gaza 2014
Von Anis Hamadeh, 03.07.2015

Der israelische Großangriff auf den Gazastreifen im Sommer 2014 hinterließ mehr als 2100 Tote, meistens Zivilisten, sehr viele verletzte und traumatisierte Menschen und einen Sachschaden in Milliardenhöhe. Spendengelder zum Wiederaufbau werden bis heute zurückgehalten, wohl weil die Geberländer eine erneute Zerstörung befürchten – und natürlich wegen der israelisch-ägyptischen Blockade. Der einzige signifikante Widerstand gegen die Blockade, die eine gesetzeswidrige und unmenschliche Kollektivstrafe darstellt, geht von der internationalen Flotilla aus, die in diesen Monaten aktiv ist.

Wie kam es zur politischen und menschlichen Katastrophe von 2014? Der Politikwissenschaftler Bahij Spiewak aus Nablus analysiert in seinem Buch „Die Hölle von Gaza“ die Entwicklungen, die dem Ereignis vorausgingen. 27 Abschnitte behandeln die Geschichte Palästinas der letzten fünfzehn Jahre chronologisch in praktischen Portionen, angefangen mit dem Scheitern der Verhandlungen in Oslo und Camp David, gefolgt von der Ablösung Arafats von Abbas und den Parlamentswahlen 2006, bei denen die Hamas gewann, was Israel zum Anlass nahm, den Gazastreifen abzuriegeln und zu isolieren. Hintergrundinformationen über den Arabischen Frühling und das Verhalten regionaler und globaler Mächte helfen bei der Einordnung der Ereignisse in den Gesamtkontext.

Länge und Niveau der Texte ähneln Zeitungsartikeln. Sie sind verständlich, gut lesbar und die Fakten sind durch Quellenangaben zumeist aus internationalen Medien belegt. Das macht das Büchlein zu einem Nachschlagewerk für Journalisten ebenso wie zu einer geeigneten Lektüre für Leserinnen und Leser, die sich eine Übersicht über die Geschichte der israelischen Blockade des Gazastreifens verschaffen möchten. Weniger als ein Viertel des Buches bezieht sich unmittelbar auf die Ereignisse von 2014, weshalb der Buchtitel ungenau wirkt. Die nationalen und internationalen Zusammenhänge, die die Hölle von Gaza betreffen, hat Spiewak jedenfalls treffend skizziert.

Bahij Spiewak: Die Hölle von Gaza. Erkundungen eines Infernos. LAIKA Verlag 2015, 127 Seiten, 11,90 €

 
Jerusalem und Athen:

Über Gilad Atzmons Buch "The Wandering Who"
und die Reaktionen


Anis Hamadeh, 04.10.2014



Inhaltsangabe - Reaktionen - Bewertung - Anhang

Gilad Atzmons Buch "The Wandering Who" über jüdische Identitätspolitik hat in den drei Jahren seit seiner Veröffentlichung zu höchst unterschiedlichen Reaktionen und ausgesprochen lebhaften Debatten geführt, wie ein Blick auf die Wikipedia-Seite des umstrittenen Autors zeigt. Einige sehen ihn als inspirierten Streiter für Gerechtigkeit, als unerschrockenen Impulsgeber, ja als Propheten, andere verachten ihn als einen "Antisemiten" und verteufeln ihn als Seelenfänger im Sumpf rechtsextremen Gedankenguts. Was steht drin im prophetischen Teufelsbuch? Was sagen die Leute darüber? Was soll man davon halten?

TEIL 1: WAS STEHT DRIN?

Was sich auf den 236 Seiten zwischen den Buchdeckeln abspielt, erinnert in seiner Komposition an ein ausführliches Jazzstück: Themen werden aufgenommen und variiert, Kreise geschlossen, Biografisches interpoliert. Kurz gesagt geht es um zwei Thesen: dass es ein politisch-ideologisches Judentum gebe - Atzmon nennt es "Jewish-ness" -, das viel weiter gefasst ist als der Zionismus, und dass es in der jüdischen Ansichtsvielfalt in diesem Zusammenhang eine tiefe Kluft zwischen tribaler Interessenpolitik und universalem Anspruch gebe: Jerusalem gegen Athen, bekannt aus dem Problem vom jüdischen versus dem demokratischen Staat. In 22 Kapiteln, die auf vier Teile verteilt und von diversen Vor- und Nachworten ergänzt sind, analysiert der Autor das heterogene jüdische Kollektiv, aus dem er stammt, oft vor dem Hintergrund der israelischen Verbrechen an den Palästinensern. Den selbstkritischen Impuls, dem seine Kritik entstammt, versteht man bei der Lektüre des Epilogs, wo Gilad Atzmon eine Episode aus seiner Schulzeit in Israel erzählt: Beim Besuch von Yad Vashem fragte der Vierzehnjährige die Lehrerin, warum so viele Europäer an so vielen Orten gleichzeitig die Juden so sehr verabscheuten. Die auf dem Fuß folgende Bestrafung hat den Fragenden nicht zum Schweigen gebracht; offenbar folgten vergleichbare Szenen. So blickt der Autor nach seiner Selbsteinschätzung nicht auf Juden oder Israelis, sondern in den Spiegel (S. 121). Dies ist zum Verständnis seiner Motivation wichtig zu wissen.

Atzmon ist ein Dissident, einer, der während seiner Zeit in der israelischen Armee auf Lügen und Ungereimtheiten stieß, denen er konsequent nachzugehen begann, wie er im einleitenden Teil von "The Wandering Who" beschreibt. Was meinte der erste israelische Präsident Chaim Weizman, wenn er von einer jüdischen "Primäreigenschaft" (S. 37) sprach, die höher stehe als staatsbürgerliche Bekenntnisse von Juden zu einem Diaspora-Land? Atzmon anlysiert Victor Ostrovsky, einen desertierten Ex-Mossad-Agenten (S. 38ff) und dessen Beschreibung von "Sayanim", jüdischen Helfern der jüdischen Sache in der Diaspora. Wie konnten Wolfowitz, Greenspan und andere die USA für zionistische Interessen mobilisieren? Eine Verschwörung sei es jedenfalls nicht, so Atzmon, denn es spielt(e) sich alles offen und öffentlich ab (S. 53).

In Kapitel 3 untersucht er in einem philosophischen Exkurs das Verhältnis von Randgruppen-Identitäten und Mainstream und findet dabei den Fall, dass Randgruppenpolitik "existiert zu dem Zweck, die Negation aufrecht zu erhalten" (S. 57). So werde auch Zionismus durch Antisemitismus aufrecht erhalten. Im Agieren von Randgruppen wie Zionismus oder lesbischem Separatismus erkennt er eher abstrakte Identifikationen als authentische Identitäten. Er illustriert diese These mit dem Vergleich des typischen Sabra, also des in Palästina geborenen Juden, mit einem jüdischen Siedler in der Westbank (S. 71f). Während der Sabra die eher künstliche "Identifikation mit einem neugeborenen jüdischen Archetyp" erkennen lasse, überwinde der Siedler den Separatismus und erreiche eine neue jüdische Identität. Als politisch handelnde Juden seien aber alle dadurch definiert, dass sie von etwas anderem abgetrennt sind (S. 74). Mangelnde Selbstreflexion attestiert Atzmon seiner früheren Ingroup, auch beim Wohlwollen gegenüber positiven jüdischen Stereotypen wie Anne Frank; negative hingegen, wie Shylock, würden abgelehnt (Kap. 5). Die Haskalah, die jüdische Aufklärung, sei mangelhaft gewesen, was der Autor im Aufruf Moses Mendelssohns für symptomatisch hält: "Sei ein Jude zu Hause und ein Goj auf der Straße" (S. 81f). Diese Dualität, die einen Widerspruch beinhaltet, sei mitverantwortlich an der Fehlannahme sowohl der Rechten als auch der Linken im jüdischen Diskurs, wenn sie das zionistische Credo glaubten, "dass Juden dank ihrer Heimkehr in der Lage wären, ihre 'traditionellen Charakterzüge' durch Gleichheitsstreben zu erstzen" (S. 86). Atzmon resümiert: "So lange Juden darauf bestanden, wie 'alle Menschen' zu sein, würden sie stets scheitern, sie selbst zu sein" (S. 86). Demselben Zionismus sei der Versuch geschuldet, säkularen Juden eine Identität innerhalb seines Systems zu geben (S. 86f) und doch lasse "die Idee von Frieden, Versöhnung und Harmonie (...) die Politik der Negation schlicht kollabieren" (S. 91).

Hier endet der erste Teil "Identität kontra Identifizieren" und der zweite beginnt: "Das jüdische Unbewusste ist der Diskurs der Gojim". Atzmon spricht über die Schwierigkeiten, "Zionismus" zu definieren und die Überlappungen mit dem, was er als "Jüdische Ideologie" (S. 93) erkennt. Es gebe, insbesondere nach der Errichtung des jüdischen Staates, keine gemeinsamen Ziele, die den Begriff bestimmen können, außer der Wahrnehmung tribaler Interessen und, bezeichnenderweise, "Verhinderung der Assimilation" (S. 94). Als Beispiel für nicht-gläubige antizionistische Juden, die dennoch aufgrund einer "tribalen Orientierung" (S. 96) nach der Akzeptanz der jüdischen Gemeinschaft rufen (S. 97) und diese somit implizit als (politische) Autorität anerkennen, analysiert Atzmon über mehrere Seiten den Fall der Journalistin Julia Ward. Die Rollen, die man bei bestimmten Leuten in einem zionistischen Spiel sehen könnte, müssen den Betreffenden nicht einmal bewusst sein (S. 101). Den Zionismus beschreibt er als erfolgreiches "globales Projekt ohne Kopf und mit vielen Händen", der "eine Schablone für jüdischen Tribalismus vorgibt" und "selbst seine Opposition in eine für ihn produktive Kraft verwandelt" (S. 102). Als Beispiel erwähnt der Autor die Episode vom Erfolg von Scharons Kadima-Partei 2005, gefolgt von Olmerts Krieg im Libanon. Er kommentiert: "So sehr auch zionistische Juden durch Mauern und nukleare Abschreckung geschützt werden wollen, so wollen sie doch auch 'Bürger der Welt' sein" und diagnostiziert eine "schizophrene Ideologie" (S. 104).

Die Kluft zwischen jüdischem Selbstbild und Sein habe sich deutlich beim Angriff auf Gaza 2008 gezeigt, als Israel sich durch al-Jazeera und Press TV durch die Augen des "Anderen" gesehen habe (S. 107f); ebenso zeige sich die "Ghetto-Malaise" im Film "A Serious Man" der Coen-Brüder von 2009, in dem der Protagonist Larry mehr Angst davor hat, unethisch handelnd erwischt zu werden als unethisch zu handeln (S. 109-111). Als Ausweg aus dem Ghetto bzw. Schtetl der Insularität Jerusalems hin zur Offenheit der Metropole Athen sieht der Autor drei Möglichkeiten: völlige Absonderung, Rückkehr zur Orthodoxie oder die (positiv dargestellte) Überwindung dessen, was er "Jewish-ness" nennt (S. 113), also jüdische Interessenpolitik, und damit die Loslösung von der tribalen Verpflichtung.

In einem Exkurs von acht Seiten (Kap. 11) analysiert Atzmon die These Otto Weiningers, eines vergessenen Antisemiten und Frauenhassers, nach der Gegensätze wie Mann und Frau sich dann am besten ergänzten, wenn sie z.B. im Verhältnis 70:30 / 30:70 auftreten würden und eben nicht 100 % Mann und 100 % Frau. Man könne im Anderen nur das verstehen, was man selbst in sich hat. Dies sei unter anderem der Grund für den "Kollaps" (S. 119) des Multikulturalismus-Diskurses nach 9/11 und dem Scheitern der westlichen Linken am Verstehen der Transformation in der arabischen Welt (S. 120). Tribale jüdische Politik sei etwas anderes als der Zionismus, der ohnehin in Israel als veraltetes Konzept gelte (S. 125). Atzmons Kritik richtet sich gegen die "Erfindung" (S. 128) der jüdischen Nation, der Zionisten und Antizionisten durch Überlegenheitsdünkel und das Verbreiten von Feindbildern eine Identität geben (S. 130). Was selbstbestimmt und emanzipiert klinge, sei nur ein Anschein (S. 132f) im tribalen Diskurs. Lenin lehnte die Selbstbestimmung der Juden ab, weil sie eben keine Nation waren (S. 135f), während etwa Palästinenser authentische Selbstbestimmung nicht zu imitieren brauchen (S. 134f). Dieser Anschein des Universalismus betreffe die "progressive" sozialistische Matzpen ebenso wie die "reaktionären" (S. 137) Neokonservativen, die beide unter anderem "die Zerstörung arabischer Regionalmacht und des Islam" rechtfertigen (S. 138) und somit "zwei Seiten desselben Schekels" seien (S. 139).

In den Kapiteln 14 und 15 führt er seine Gedanken über die rechts/links-Orientierungen im jüdischen Diskurs fort. Zunächst analysiert er einige Zitate des Ökonomen Milton Friedmann, der voraussagte, "dass die kurze Phase des zionistischen 'Pseudo-Sozialismus' sich als der jüdischen Kultur fremd erweisen würde" (S. 147). Die gegenwärtigen Finanzkatastrophen lägen, so Atzmon, weitgehend in der Verantwortung "seines eigenen intellektuellen Erbes" (S. 149). Nachdem er einige Gewalt-Zitate aus dem Buch Mose genannt und auf die zahllosen Gewaltpassagen aus der Bibel hingewiesen hat, kommt der Autor zu dem Schluss, dass "der tödliche Geist der Schriften in das Wesen der modernen jüdischen politischen Diskursen eingezogen" (S. 153) und auch an den Palästinensern exerziert worden sei. Dieses Mal nicht in Gottes, sondern "in ihrem eigenen Namen, im Namen der Selbstbestimmung, (...) im Namen der 'Demokratie'" (S. 154).

Der dritte Teil ist betitelt "Historizität & Faktizität kontra Phantasie & Phantasma". Hier stellt der Autor das prä-traumatische Stresssyndrom Prä-TSS vor, das ein "Fundamentalgrundsatz der jüdischen und israelischen Kultur" (S. 161) sei. Das Trauma bedarf hier keines konkreten Erlebnisses und ist durch eine "imaginäre Zukunft" bestimmt (S. 160), etwa in der Duschszene in "Schindlers Liste", als statt des Zyklon B Wasser auf die Köpfe niedergeht (S. 161) oder bei der routinemäßigen Angst israelischer Politiker vor der "nuklearen Shoa" (S. 163). Auch die "imaginäre Terrordrohung" bei der Ermordung von neun Friedensaktivisten vor Gaza gehöre dazu (S. 165). Selbst im Humor sei dieses Phänomen eingefangen; so besage ein jüdisches Telegramm: "Fangt an, euch Sorgen zu machen, Einzelheiten folgen." (S. 165).

Die Studien von Shlomo Sand ("Die Erfindung des jüdischen Volkes") sowie Jeschajahu Leibowitz' These von der Holocaust-Religion werden herangezogen, um das Phänomen des Prä-TSS näher zu erläutern. Erst seit 1820 gebe es überhaupt den Mythos der jüdischen Nation mit Königreich, Exil, Wanderschaft und Rückkehr (S. 171) und das zionistische Kidnapping der Bibel sei eigentlich eine verzweifelte jüdische Antwort auf die deutsche Frühromantik gewesen (S. 173). Nachdem er mit Shlomo Sand feststellt, dass ironischerweise wahrscheinlich die Palästinenser die Nachfahren der ersten Juden sind, kommt Atzmon auf die Frage nach der Definition von "Jewish-ness" zurück (S. 181) und argumentiert mit Leibowitz, dass der Genozid das einzige ist, das die Juden eint. Hierbei handele es sich nicht um eine historische Erzählung, da eine solche keinen Schutz durch Gesetze und Politiker benötige (S. 182). Der Holocaust werde zur "ideologischen Schnittstelle" (S. 185) für Zionisten, Marxisten und Humanisten, die sich ums heilige Kernnarrativ, das Trauma, scharen, und zwar bereits seit biblischen Zeiten, nicht etwa nach 1945. Der Autor fasst zusammen: "Was die jüdische kollektive Identität aufrecht erhält, ist Angst." (S. 190).

Bereits das Buch Esther (Kap.19), die Grundlage des Purim-Festes, erzähle von einem versuchten Judäozid und wie Juden sich davor retteten, indem sie die Korridore der Macht infiltrierten. Dieses Szenario mit seinen Rollen erkennt der Wissenschaftler Medoff auch in den USA der 40-er Jahre und Atzmon sieht darin ein Paradigma, das auch mit Obama, Ahmadinedschad und Cheney funktioniere (S. 196). Deshalb sei auch Lenni Brenners Kritik an der Zusammenarbeit zwischen Zionisten wie dem Rabbiner Joachim Prinz und den Nazis verfehlt, da solche Kollaborateure im Geiste des Buchs Esther gehandelt hätten (S. 197f). Aber: "Zur Erfüllung seines Versprechens musste der Zionismus sich von jüdischer Exilideologie und der Holocaust-Religion befreien. Doch eben hier ist er gescheitert." (S. 200) Er konnte nur über "Spenden, Denkfabriken und Medienbetriebe" (Kap.20) seinen Einfluss behaupten.

Damit beginnt der zusammenfassende Schlussteil 4: "Das Puzzle zusammensetzen ...", wo dem jüdischen Mainstream-Diskurs ein mangelndes Geschichtsverständnis vorgeworfen wird, etwa am Beispiel der ADL (Anti-Defamation League), als sie 2007 das Armenier-Massaker zunächst als Genozid anerkannte, bald darauf diese Einschätzung aber zurücknahm (S. 207). Atzmon erklärt: "In der insularen jüdischen intellektuellen Welt entscheidet man zuerst, was die historische Moral ist, sodann erfindet man eine dazu passende Vergangenheit." (S. 209). Der Holocaust, der auch die Familie des Autors betraf, sei schlimm und tragisch, "aber nicht so verschieden vom Schicksal vieler Millionen Ukrainer" (S. 209) und er nennt hier auch deutsche Zivilisten, Japaner, Vietnamesen und Iraker. Er fordert: "Der Holocaust muss wie jedes andere historische Narrativ auch korrekt analysiert werden." (S. 210), denn nur drei Jahre nach Ende des Weltkriegs fiel Palästina einer jüdischen ethnischen Säuberung zum Opfer (S. 211), was viele Fragen aufwerfe. Es gehöre zum Wesen der Geschichte, dass sie ständig in Frage gestellt und eben nicht zu einer "ausgedehnten Gegenwart" (S. 214) erstarrt, in der "das Gestern versiegelt" (S. 115) wird. Die Verwerfung der Zeitlichkeit sei Erklärung für Mauern, Stacheldraht, Phosphor und Tod im Nahen Osten. Atzmon schließt mit der Bemerkung, dass es neben Israel auch den USA und Großbritannien gelungen sei, Geschichte zu banalisieren und zu simplifizieren, was den "Krieg gegen den Terror" möglich mache (S. 218). Er fasst zusammen: "Die politische Selbstidentifizierung als Jude mit der gleichzeitigen Frage danach, was 'gut für die Juden' ist, ist das wahre Wesen jüdischen tribalen Denkens." (S. 220) Von "Friedensgesprächen" erwartet Atzmon keine Lösung (S. 224), wie er im Epilog erwähnt, eher von einer "De-Zionisierung Israels" (S. 225) und einem "ehrlichen Prozess der Selbstreflexion" (S. 226).

Was die deutsche Übersetzung des Buchs angeht, so muss festgestellt werden, dass sie - beim Titel angefangen - eine Zumutung für den Leser ist. Wenn man als Verlag in der Lage ist, derart viele Fehler aller Art in eine einzige Publikation zu integrieren, dann sollte man über die Einrichtung eines Lektorats nachdenken.

TEIL 2: WAS WIRD ÜBER DAS BUCH GESAGT?

Im Anhang unten habe ich eine Liste von 79 Buchbesprechungen zu The Wandering Who und ergänzenden Materialien wie Interviews zusammengestellt. Auf den ersten Blick sieht man, dass die große Diskussion mit der Buchveröffentlichung vor drei Jahren begann, im September 2011. Alles ist verlinkt, so dass sich jeder seine und ihre eigene Meinung bilden kann. Im Rahmen dieser kleinen Studie ist es nicht möglich, die Details des Diskurses zu analysieren. Wie erwähnt, reichen die Bewertungen von prophetisch bis satanisch. Höhepunkte sind die Artikel in Counterpunch (Sep 2011 und Feb 2013) sowie, auf einem anderen Level, die öffentlichen kollektiven Ausgrenzungsversuche im März 2012, hier gelistet unter Abu Khalil und Abunimah.

Die Kritik ist weitgehend langweilig, wo sie den berüchtigten Antisemitismusvorwurf betrifft, für den auszusprechen sich stets Freiwillige finden, wenn es um Israelkritik geht. Ebenso langweilig ist das dazu komplementäre Repertoir vom Applaus von der falschen Seite über das potenzielle Bedienen von Vorurteilen bis zu Verstrickungen in Verschwörungstheorien und einer insgesamt gestörten Persönlichkeit, die den Autor disqualifizieren würden, wenn, ja wenn er nicht gleichzeitig ein Jazz-Saxofonist von Weltniveau wäre, was das noble Unterfangen nun mal unmöglich mache. Ein Strang des Diskurses erschöpft sich in solchen Oberflächlichkeiten und bietet wenig Substanz.

Die Befürworter loben häufig den Mut des Autors, unbequeme Wahrheiten und Tabus zu behandeln. Auch referieren und kommentieren sie oft die in The Wandering Who genannten umwälzenden Thesen von Sand, Leibowitz und Finkelstein, was einen guten Teil des Feedbacks ausmacht. Auch die Erweiterung der Kritik über den Zionismus hinaus wird in diesem Lager oft als Augen öffnend bewertet.

Besonders viel Mühe hat sich der bekannte rechtsextreme Veteran Horst Mahler gegeben und eine (Art) Rezension verfasst, die länger ist als The Wandering Who selbst. In der JVA Brandenburg, wo er wegen Volksverhetzung einsitzt, hatte Mahler offenbar die nötige Muße für dieses kleine Meisterwerk, das mit einem rhetorischen Feuerwerk endet: "Gereinigt von den Spuren der Jüdischen Lügen wird der Deutsche Volksgeist in neuem Glanz erstrahlen." Und: "Das Deutschtum ist aus seiner geistigen Substanz heraus der Welt als der Erscheinung Gottes zugetan." Das muss das Ergebnis einer langen Erleuchtungsphase gewesen sein, die mit Worten kaum zu beschreiben ist. Wie das Presseorgan Die Welt berichtete, sei es Mahler gelungen, dieses Juwel auf USB-Sticks in die Freiheit zu schmuggeln.

TEIL 3: WAS SOLL MAN DAVON HALTEN?

Gilad Atzmon hat den Kampf - und es war und ist sicherlich ein Kampf - gegen sein früheres Kollektiv gewonnen, nicht durch seine Argumente oder etwas, das er gesagt hat, sondern dadurch, dass er etwas gezeigt hat. Er hat gezeigt, dass er die Emanzipation erreicht hat, die er an seiner Ex-Gruppe als fehlend kritisiert: Authentizität anstelle nutzloser Versuche, ein abstraktes Bild oder halbbewusstes Muster auszuleben.

Die Fragen, die Gilad stellt, sind es wert, gestellt zu werden, oft ist es sogar notwendig. Zum Beispiel: Wer sind diese Leute, die mit jüdischen Symbolen im Namen der Juden Gewalt verüben? Oder: Warum sind Juden in politischen Systemen wie in Großbritannien und den USA überrepräsentiert? Ob seine Antworten und Referenzen stichhaltig sind, ist eine andere Frage. Gilad springt mitten in das Tabu hinein, nämlich Kritik am jüdischen Mainstream, dessen bloße Erwähnung bereits problematisch ist, was man gleich erkennt, wenn ich "Mainstream" durch "Kollektiv" ersetze. Es beschwört dunkle Schatten der Vergangenheit herauf, die sich drohend über die intellektuelle Kapazität zahlreicher Beobachter legen.

Zu den Verdiensten des Buches gehört die Erkenntnis, dass der Begriff "Zionismus" nicht das ganze Ausmaß des Problems abdeckt. Gilad selbst gelangt zu keinem Schluss darüber, wo Zionismus aufhört und etwas anderes anfängt. So schreibt er in seiner Zusammenfassung: "Damit der jüdische Staat eine Friedensinitiative anführen kann, muss Israel de-zionisiert werden - er sollte zuerst aufhören, ein jüdischer Staat zu sein." (S. 225). Doch trotz einiger Widersprüche zählt er überzeugende Hinweise darauf auf, dass der Zionismus etwa im heutigen israelischen Diskurs kein wichtiger Punkt ist und dass die Gründung Israels logisch zu einer post-zionistischen Situation führte. Wie Professor Norton Mezvinsky es formuliert: Gilad "äußert einige gedankenreiche und kreative Ansichten, die ernsthaft in Betracht gezogen werden sollten, egal, ob man ihnen zustimmt oder nicht."

Einige Erkenntnisse im Wandering Who sind inspirierend, etwa die These, dass man nur das in Anderen verstehen kann, was man selbst in sich trägt. Allerdings verstehe ich nicht, warum man eine Person wie Weininger den ganzen Weg bis da hin mitschleppen muss. Das Prä-TSS-Motiv ist ebenfalls interessant, es erinnert mich an meine Familie, von der ich alles über Israel gelernt habe, was ich weiß. - Mom war immer so besorgt, dass ich nach kreativen Hochs in Depressionen verfalle, dass sie aus Angst gehandelt hat, wie bei Gilad Atzmons prä-traumatischem Stress-Syndrom. Die Familie "fürchtete", ich könnte mir selbst oder anderen Schaden zufügen, und lebte in der Erwartung der Katastrophe, bis sie schließlich Gewalt verübte. Sie erfand eine dogmatische Gruppen-Geschichte zu ihrem Vorteil und dachte, sie hätte Sonderrechte. Das machte sie unglaublich rücksichtslos. Ich erwähne das, weil meine Familie nicht jüdisch ist und sie weiß auch nichts vom Buch Esther. Was ich sagen will ist, dass Gilad (mal wieder) mit Beispielen für Gruppenverhalten und Machtkämpfen ankommt, die er als spezifisch oder typisch jüdisch zu verkaufen versucht.

So weit ich sehen kann, gibt es noch kein Standardwerk über Macht- und Gruppenverhalten aus sozio-psychologischer Sicht, mit Klassifizierungen der Arten und Levels von Gruppen, wie Familie, Schulklasse, Altersgenossen, Firma, Büro, Interessengruppe, Armee usw. und mit Spezifikationen typischer Situationen, Sündenbock-Methoden, Mechanismen zur Ausbildung von Führungspositionen, Kontrolle der Mainstream-Meinung, Wettbewerbsverhalten als Resultat von Gruppendruck, Identitätsbildung durch Feindbilder, Initiationsriten, bewusstes und unbewusstes Gruppenverhalten, die Rolle von Loyalität, die Rolle des Schweigens und der Heuchelei und all die anderen Dinge, die meist schweigend hingenommen werden. In diesem Buch würde man Ausführungen zu den meisten von Gilads interessanten Bemerkungen finden. Aber können nicht diese Anmerkungen dennoch auf einen jüdischen Mainstream angewendet werden? Ich würde sagen: Auf jeden Fall; dafür ist diese fiktive Gruppen-Tiefenanalyse da, dass Einzelfälle zusammengefasst werden. Das ursprüngliche Objekt der Beobachtung sind allerdings Gruppenmechanismen und nicht die "Essenz" irgendeiner Gruppe. Gilad ist sich dessen nicht ganz unbewusst, wenn er am Ende seines Buchs feststellt: "Israel ist jedoch nicht alleine. So tragisch es auch anmutet, Amerika und Großbritannien ist es gelungen, freiwillig die Zeitlichkeit aufzugeben." (S. 218) - nachdem er "Zeitlichkeit" definiert und in seine Jewish-ness-Theorie eingebaut hat.

Einige wichtige Punkte fehlen im Wandering Who. Da die Leitfrage lautet, was Juden als Gruppe und als Teil größerer Gesellschaften spezifiziert, würde man erwarten, dass das christliche Zinsverbot erwähnt würde, das es Juden ermöglichte, eine Tradition im Finanzsektor auszubilden, während ihnen oft alternative Berufszweige nicht offenstanden. Und wenn das Thema Minderheitenpolitik im dritten Kapitel gestreift wird, beschäftigt es sich doch nur damit, wie (einige) Minderheiten sich (in einer gegebenen Situation) gegenüber dem Mainstream verhalten und nicht damit, wie sich der Mainstream verhält, wenn er sich etwa einen Sündenbock macht, in Fällen von Doppelmoral oder wenn er die Minderheit in Selbstverleugnung als Projektionsfläche benutzt. (Viele argumentieren, dass die Tatsache fehlt, dass die deutsche industrielle und systematische Ermordung der Juden unvergleichlich sei. Atzmon würde hier mit einigem Recht argumentieren, dass diese These zu den Dogmen der Holocaustreligion gehört und ein Symptom des Verlusts der Zeitlichkeit sei.) Israel Shamir bemerkt: Atzmon "behauptet, dass Juden bis ins 19. Jahrhundert keine Geschichtswerke geschrieben haben. Das stimmt nicht: Abraham Zacuto stellte seine Geschichte der Juden ('Sefer Yohassin') in den letzten Dekaden des 15. Jahrhunderts her und sein Buch ist auf Amazon erhältlich."

Da Gilad und ich beide Musiker sind, Schriftsteller, Freidenker und Nahost-Analysten, haben sich unsere Wege in den letzten 15 Jahren mehrmals gekreuzt. Seine Bemerkung auf Seite 165: "Ich nehme an, dass 'die andere Wange hinhalten' ein wirkungsvoller Weg ist, dem alttestamentarischen 'Auge um Auge' zu trotzen. Die andere Wange hinzuhalten ist gemeinhin als eine Weise anerkannt, einem Aggressor entgegenzutreten. Sie ist jedoch auch die einzig mögliche Weise, den 'inneren Terror' aufzuheben, jene Aggression, die in uns brodelt, wenn wir rachsüchtig werden. Sie kann sich auch bei der Entschärfung unserer Wut angesichts einer imaginären Bedrohung als sehr wirkungsvoll erweisen. An ihre Stelle setzen wir ein Akzeptieren, wir entwaffnen uns selbst. Wir geben dem Frieden eine Chance." ließ mich Gilad fragen, ob er nun pazifistische Sichtweisen angenommen habe. Er antwortete in einer Email: "Ich sehe mich als ergebenen Anhänger von Christus, und die andere Wange hinzuhalten ist die Essenz der De-Judifizierung. Ich bin kein Pazifist. Ich unterstütze den Widerstand. Aber ich würde argumentieren, dass das Hinhalten der anderen Wange ein Privileg des Stechenden ist." - Mir fiel die Kinnlade herunter, als ich diesen faszinierenden Widerspruch sah. Wohin wird Gilad von hier aus gehen? Offenbar hat er eine Menge Input verdaut und seine Definitionen sind über die Jahre geschliffener und umsichtiger gewählt, siehe zum Beispiel: "Der Begriff 'jüdische Macht' kann zu Verwirrung und Missverständnissen führen; es bedarf der Erläuterung: Wenn ich über jüdische Macht spreche, dann beziehe ich mich streng auf die Fähigkeit jüdischer Interessengruppen, politischen Druck auszuüben." (Silvia-Cattori-Interview Sep. 2011).

Gilads Leitmotiv liegt in der Forderung nach einer Öffnung des Diskurses und dies ist in der Tat ein zentraler Punkt, besonders wenn man sich die Medienlandschaft ansieht und sich darüber bewusst ist, dass Krieg für die Medien immer besser ist als Frieden, weil Konflikte und Machtrangeleien sich einfach besser verkaufen. Als allerdings in einem langen Online-Gespräch im vergangenen März der Interviewer John Friend mehrfach vom "angeblichen Holocaust" gesprochen hat, widersprach Gilad dieser Wortwahl nicht. Vielmehr setzten seine jeweiligen Antworten die Existenz des Holocausts voraus. Im selben Interview sprach er halb im Scherz Juden besondere Fähigkeiten zu, sich selbst zu verkaufen, und zählte einige auf, darunter seltsamerweise sich selbst, der das alles doch hinter sich gelassen hat.

Das Interessanteste an The Wandering Who liegt meiner Ansicht nach auf einer Meta-Ebene, da, wo das Buch etwas katalysiert hat und die Bedeutung der Polarisierung. Gilad hat eine Krise ausgelöst, mit all den aufschlussreichen Spiegelkritiken und der Hysterie, die das mit sich bringt. Mit dem entsprechenden Humor kann eine Auswertung der Reaktionen auf The Wandering Who recht unterhaltsam sein, insbesondere, da Gilad großen Wert darauf legt, frei zu denken, wie man etwa in Danny Yees Bemerkung nachvollziehen kann: "Nur um sicherzugehen, dass er nirgendwo Freunde haben wird, erarbeitet Azmon auch einige Kritiken an anderen Formen von Identitätspolitik, vor allem der separatistischer Feministinnen und der Schwulen-Bewegung."

Mit "Spiegelkritik" meine ich Projektionen von Selbstkritik auf andere. Wenn zum Beispiel jemand versucht, einen Diskurs zu dominieren, indem er andere beschuldigt, den Diskurs zu dominieren. Oder wenn man jemanden ausgrenzt mit der Begründung, er würde andere ausgrenzen. Oder wenn jemand, der auf "Antisemiten" fixiert ist, jemand anderem unterstellt, er sei fixiert auf "Juden". Manche sind in ihrem Ego getroffen und - welche Überraschung! - sie sehen Gilads großes Ego. Die, die auf Atzmons Verwirrtheit verweisen, sind oft verwirrt von seiner Forderung, die Kritik an jüdischen Identitäten nicht auf den Zionismus zu beschränken. Was wir hier zu sehen bekommen, ist ein ungehinderter Blick auf das Öko-System des Nahost-Diskurses. Lernen wir daraus!

Jerusalem and Athens:

On Gilad Atzmon's Book "The Wandering Who"
and the Reactions


Anis Hamadeh, October 4, 2014



Synopsis - Reactions - Evaluation - Appendix

Gilad Atzmon's book "The Wandering Who" about Jewish identity politics has, since its publication three years ago, sparked most different reactions as well as particularly lively debates, as a glance on the controversial author's Wikipedia page shows. Some view him as an inspired fighter for justice, as an undaunted source of ideas and impulses, even a prophet, while others despise him as an "anti-Semite" and demonize him as a soul catcher in the quagmire of extreme right-wing ideas. What's in this prophetic devil's book? What do people say about it? What is to make of it?


PART 1: WHAT'S IN IT?

What happens on the 202 pages between the two covers resembles an elaborate jazz piece in its composition: Themes are employed and varied, circles closed, biographical details interpolated. At the heart of the study are - in a nutshell - two major theses: that there is a political ideological "Jewish-ness" which by far exceeds the boundaries of Zionism, and that, in this context, there is a deep gap between tribal interest politics and universal standards within the range of Jewish opinions: Jerusalem versus Athens, known from the problem of the Jewish vs. the democratic state. In 22 chapters, organized in four parts and supplemented by diverse fore- and afterwords, the author analyzes the heterogeneous Jewish collective from which he originates, often in a context with the Israeli crimes against the Palestinians. The self-critical impulse at the root of his criticism can be understood while reading the epilogue, where Gilad Atzmon recounts an episode from his school days in Israel: On a visit to Yad Vashem the fourteen-year-old asks the teacher why so many Europeans loathed the Jews so much and in so many places at once. The subsequent punishment did not silence the querist; apparently, similar scenes were to follow. Thus the author self-assesses not to look at Jews or Israelis, but in the mirror (p 94). This is essential for understanding his motivation.

Atzmon is a dissident, someone who, during his time in the Israeli army, discovered lies and inconsistencies he started to consequently pursue, as he describes in the introductory part of "The Wandering Who". What did the first Israeli president mean when he spoke about a Jewish "primary quality" (p 16f) that ranks higher than civic commitments of Jews toward a diaspora country? Atzmon analyzes Victor Ostrovsky, a deserter ex-Mossad agent (p 18ff), and his description of "sayanim", diaspora Jewish helpers for the Jewish cause. What enabled Wolfowitz, Greenspan and others to mobilize the USA for Zionist interests? It was in any case no conspiracy, writes Atzmon, for everything was in the open and public (p 30).

In the philosophical excursion of chapter 3 he examines the relationship between minority identities and mainstream and finds the case that minority policies are "there to retain the negation" (p 33). Zionism would be retained by anti-Semitism in the same way. In the actions of minorities like Zionism or lesbian separatism he detects abstract identifications rather than authentic identities and illustrates this thesis by comparing the typical Sabra, i.e. Jew born in Palestine, with a Jewish settler in the West Bank (p 45f). Whereas the Sabra displays the rather artificial "identification with a newly-born Jewish archetype" the settler would overcome separatism, reaching a new Jewish identity. Yet all of them, as politically acting Jews, would be defined by being "against something, or set apart from something else" (p 48). A lack of self-reflection is what Atzmon attests in regard to his former in-group, shown also in the benevolence toward positive Jewish stereotypes like Anne Frank; negative ones, like Shylock, however, were rejected (Chapter 5). According to Gilad Atzmon, the haskalah, the Jewish enlightenment, was defective. He views Moses Mendelssohn's call: "Be a Jew at Home and a Goy on the Street" (p 55) to be symptomatic. This duality with its intrinsic contradiction was co-responsible for the misinterpretation of both the right and the left in the Jewish discourse who believed in the Zionist creed "that, due to their homecoming, Jews would be able to replace their 'traditional traits' with aspirations towards sameness" (p 56). Atzmon sums up: "As long as Jews insisted on being like 'all people' they would always fail to be themselves" (p 60). The same Zionism was to blame for the attempt to supply secular Jews with an identity within its system, and yet, "the notion of peace, reconciliation and harmony entails a collapse of the politics of negation" (p 64).

Here ends part 1, "Identity vs. Identifying", and part 2 begins: "Unconsciousness is the Discourse of the Goyim". Atzmon talks about the difficulties in defining "Zionism" and the overlap with what he recognizes as "Jewish ideology" (p 69). Especially after the establishment of the Jewish state there were no more common aims to define the concept other than the upholding of tribal interests and, significantly, "prevention of assimilation" (p 70). As an example for non-believing anti-Zionist Jews, who, due to a "tribal orientation" (p 72) still call for acceptance in the Jewish community (p 72), thus recognizing it implicitly as a (political) authority, Atzmon analyzes over several pages the case of journalist Julia Ward. If it was a Zionst game one might be able to detect roles in certain people, and the respective individuals are not necessarily aware of those roles (p 76). He describes Zionism as a successfull "global project with no head and a lot of hands" which "sets out a template for Jewish tribalism by incorporating all elements into a dynamic power, and transforms its opposition into a productive force." (p 76). As an example, the author mentions the episode of Sharon's Kadima party success in 2005, followed by Olmert's war in Lebanon. He comments: "As much as Zionist Jews want to be protected by walls and by the nuclear deterrent, they also want to be 'citizens of the world'" and continues to diagnose a "schizophrenic ideology" (p 78).

The gap between Jewish self-image and reality clearly showed, according to Atzmon, during the attack on Gaza in 2008, when Israel saw itself via al-Jazeera and Press TV through the eyes of the "other" (p 81f); the "ghetto malaise" (p 84) would also be obvious in the 2009 Coen brothers movie "A Serious Man" in which protagonist Larry is more afraid of being caught doing something unethical than of actually doing something unethical (p 82-84). As an escape from the ghetto or shtetl, respectively, of Jerusalem's insularity, towards the openness of the metropolis of Athens, the author sees three routes: total segregation, return to orthodoxy, or the (favorable) overcoming of what he calls "Jewish-ness" (p 86f), i.e. Jewish interest politics, and with it the detachment from the tribal obligation.

In an excursion of eight pages (Chapter 11) Atzmon analyzes a thesis by Otto Weininger, a forgotten anti-Semite and woman-hater, according to which opposites like man and woman complete each other when the match is in the relation of e.g. 70:30 / 30:70 and positively not in the distribution of 100 % man and 100 % woman. One could only understand those things in other people that one carried with him or her. This would be one of the causes for the "collapse" (p 92) of the multiculturalism discourse after 9/11 and the failure of the western left to grasp the transformation within the Arab world (p 92). Tribal Jewish politics is to be distinguished from Zionism which is an obsolete concept in Israel, anyway (p 98). Atzmon's criticism aims at the "invention" (p 100) of the Jewish nation and the fact that both Zionsts and anti-Zionists give it an identity through supremacist behavior and the promotion of hateful images (p 102). That what sounds self-determined and emancipated was only pretence (p 104) in the tribal discourse. Lenin rejected the self-determination of the Jews because they were no nation to begin with (p 107), while e.g. Palestinians did not need to imitate authentic self-determination (p 106). This pretence of universalism concerned the "progressive" socialist Matzpen and the "reactionary" (p 109) neo-conservatives alike, both of whom justified, among other things, "the destruction of Arab regional power and Islam" (p 109) and thus were "two sides of the same shekel." (p 110).

In chapters 14 and 15 he continues his thoughts on right/left-orientations in the Jewish discourse. First he analyzes some quotes by the economist Milton Friedmann who predicted "that the short phase of Zionist 'pseudo-socialism' was foreign to Jewish culture" (p 117). The current financial catastophes, according to Atzmon, were largely in the responsibility of "his own intellectual heritage" (p 119). After mentioning several quotes of violence from the Book of Moses and after poiting to the countless violent passages in the Bible, the author concludes that "the lethal spirit of the scriptures has infused the essence of modern Jewish political discourse" (p 122) and was also exercized against the Palestinians - this time not in the name of God, but "in their own name, in the name of self-determination, (...) in the name of 'democracy'." (p 123).

Part 3 is entitled "Historicity & Factuality vs. Fantasy & Phantasm". Here, the author presents the Pre-Traumatic Stress Syndrome (Pre-TSS) which "is a fundamental tenet of Jewish and Israeli culture" (p 130). In such instances, the trauma does not need a concrete experience and refers to an "imaginary future" (p 130), e.g. in the shower scene in "Schindler's List" when, instead of Zyklon B, water pours down on the heads (p 130); or in the routinely uttered fear of Israeli politicians of the "nuclear Shoa" (p 132). The "imaginary terror threat" in the killing of nine peace activists at the Gaza shore also belonged in this category (p 134). This phenomenon was even captured in the realm of humor; a Jewish telegram reads: "Begin Worrying, Details to Follow." (p 134).

Studies by Shlomo Sand ("The Invention of the Jewish People") as well as Yeshayahu Leibowitz' thesis about the Holocaust religion are reviewed to further explicate the phenomenon of Pre-TSS. The myth of the Jewish nation with its kingdom, exile, wandering and return (p 139) would only exist since 1820, and the Zionist kidnapping of the Bible originally was a desperate Jewish answer to German Early Romanticism (p 140). After concurring with Shlomo Sand that, ironically, it was probably the Palestinians who succeeded the first Jews in lineage, Atzmon returns to the issue of defining "Jewish-ness" (p 147f) and argues with Leibowitz that the genocide was the only thing that united the Jews. This would not be about a historical narrative, for if it was it would not need the protection of laws and politicians (p 149). The Holocaust became an "ideological interface" (p 151) for Zionists, Marxists and humanists who flock to the holy core-narrative, the trauma, and this not after 1945, no, since biblical times. The author summarizes: "That which maintains the Jewish collective identity is fear" (p 156).

As old as the Book of Esther (Chap 19), the basis of the Purim holiday, was the Pre-TSS story, as the book deals with an attempted judeocide, and how Jews saved themselves by infiltrating the corridors of power. The scientist Medoff recognizes this scenario with its distributed roles to be similar to the situation in the USA in the 1940s, and Atzmon even sees it as a paradigm that also works with the characters of Obama, Ahmadinejad and Cheney (p 162). This is also why Lenni Brenner's critique of the cooperation between Zionists like Rabbi Joachim Prinz and the Nazis was inadequate, as such collaborators acted in the spirit of the Book of Esther (p 162f). But: "In order to live out its promise, Zionism had to liberate itself from Jewish exilic ideology, and from the Holocaust religion. Yet it has failed to do this." (p 165). Only via "Donations, Think Tanks and Media Outlets" (Chap 20) it was able to retain its influence.

With this thought the summarizing closing part 4 begins: "Connecting the Dots", in which the Jewish mainstream discourse is reproached with a lack of understanding history, e.g. in the example of the ADL (Anti-Defamation League) when in 2007 it recognized the massacre against the Armenians as genocide, but soon discarded this assessment (p 173). Atzmon explains: "In the Jewish intellectual insular world, one first decides what the historic moral is, then one invents 'a past' to fit." (p 174). The Holocaust, that hit the author's family, too, was indeed bad and tragic, "but not that different from the fate of many millions of Ukrainians" (p 175), and in this context he also mentions German civilians, Japanese, Vietnamese and Iraqis. He demands: "The Holocaust, like every other historical narrative, must be analysed properly." (p 175), for as soon as three years after the end of World War II Palestine fell prey to a Jewish ethnic cleansing (p 177), raising many questions. It was inherent to history that it is constantly questioned and that it does not become an "extended present" (p 179) in which "the past is sealed" (p 180). The dismissal of temporality, according to Atzmon, is an explanation for walls, barbed wire, phosphorus and death in the Middle East. Atzmon closes with the remark that, next to Israel, The USA and Great Britain managed to banalize and simplify history, making the "war against terror" possible (p 183). He summarizes: "To identify politically as a Jew and to wonder what is 'good for the Jews' is the true essence of Jewish tribal thinking" (p 184). Atzmon does not expect solutions from "peace talks" (p 187), as he mentions in the epilogue, rather from a "de-Zionisation of Israel" (p 188) and an "honest process of self-reflection" (p 189).

Regarding the German translation of the book it has to be stated that it is a desaster for the reader, starting with the title. If a publisher is able to integrate so many mistakes of all kinds in a single publication they should think about introducing an editor.













PART 2: WHAT DO PEOPLE SAY ABOUT THE BOOK?

In the appendix below I have assembled a list of 79 reviews of the "Wandering Who", including some supplementing material like interviews. A first glimpse shows that the big discussion started with the publication of the book three years ago, in September 2011. Everything is linked to, so everybody can build their own opinion. The scope of this little study is too tiny for analyzing the details of the discourse. As stated above, feedback ranges from the labels prophetic to satanic. Highlights are the articles in Counterpunch (Sep 2011 and Feb 2013), and, on another level, the public collective rejections/disavowals in March 2012, here filed under Abu Khalil and Abunimah.

Criticism is largely boring when it concerns the notorious reproach of anti-Semitism that routinely finds volunteers to utter it as soon as criticism of Israel is on the table. Just as boring is the complementary repertoir, ranging from applause from the wrong side over the potential nurturing of prejudice over to entanglements in conspiracy theories and an overall disturbed personality that would normally disqualify the author, if, yes if he was not at the same time a jazz saxofonist of world-class which makes the nobel enterprise impossible. There is a thread in the discourse amounting to nothing more than such superficialities, offering little of substance.

The backers often laud the author's courage to tackle inconvenient truths and taboos. They also tend to summarize and comment on some major theses dealt with in the Wandering Who, namely those of Sand, Leibowitz and Finkelstein, which covers a good part of the feedback. This camp tends to regard his criticism of Jewish mainstream beyond Zionism as an eye-opener.

The known German right-wing extremist veteran Horst Mahler took an especially huge effort writing a (kind of) review that is longer than the Wandering Who itself. In the Brandenburg prison, where he is currently detained for sedition and incitement, Mahler seemed to have had the necessary leisure for this little masterpiece that tapers off to a rhetorical firework: "Cleansed from the traces of Jewish Lies the German Volksgeist will shine in new splendor." And: "Germanity, due to its spiritual substance, is devoted to the world as the apparition of God." This must be the result of a long phase of epiphany and very difficult to capture in words. As the media outlet Die Welt reported, Mahler managed to smuggle this gem into freedom on USB sticks.





PART 3: WHAT TO MAKE OF IT?

Gilad Atzmon won the battle - and it has surely been a battle - against his former collective, not by virtue of his arguments or something he said, but by showing that he, in fact, accomplished the emancipation he criticizes to be lacking in his ex-group: authenticity rather than futile attempts to live up to an abstract image or semi-conscious pattern.

The questions Gilad asks are worth, often necessary, to be asked, like: Who are those people that commit violence with Jewish symbols in the name of the Jews? Or: Why are Jews overrepresented in political bodies like in the UK and the USA? Whether or not the answers and references he provides are sound is another matter. Gilad springs into the eye of a taboo, namely criticism of the Jewish mainstream the mere mentioning of which is problematic, immediately noticable when I replace "mainstream" with e.g. "collective". It conjurs up dark shadows of the past, looming over the intellectual capacity of numerous observers.

To the merits of the book belongs the insight that the concept of Zionism does not cover the whole scope of the problem. Gilad himself does not come to a conclusion about where Zionist ends and something else starts, as he states in his summary: "For the Jewish state to lead a peace initiative, Israel must be de-Zionised - it should first stop being the Jewish State." (p 188). Yet despite some contradictions he recounts convincing evidence for the fact that Zionism is not such an important point in the Israeli discourse today, and that the creation of Israel logically led to a post-Zionist situation. As Professor Norton Mezvinsky put it: Gilad "expresses some thoughtful and creative ideas that should be seriously considered, regardless of agreement or disagreement."

Some of the Wandering Who's insights are inspiring, like the thesis that you can only understand in others what you carry in your self, although I don't understand why one would choose to schlepp an individual like Weininger all the way to this point. The Pre-TSS theme is also interesting, it reminds me of my family from whom I learned everything I know about Israel - Mum had always been so concerned that I could fall into depression after a creative high that she acted out of fear, like in Gilad Atzmon's Pre-Traumatic Stress Syndrome. The family "feared" I could do harm to myself or others and lived in the expectation of the catastrophe until they finally used violence. They invented a dogmatic group history to their advantage and thought they had special rights. This made them incredibly ruthless. I mention this because my family is not Jewish, and they know nothing about the Book of Esther, either. My point is that Gilad (again) came up with incidences of group behavior and power struggles, trying to sell it as specifically or typically Jewish.

As far as I can see, there is no pioneering book yet on power and group behavior from a socio-psychological perspective, classifying the kinds and levels of groups, like family, school class, peers, corporation, office, interest group, army etc. and specifying typical situations, scapegoat practices, mechanisms that lead to leadership, control of the mainstream opinion, competitive behavior as a product of group pressure, identity-building via enemy-making, initiation rituals, intentional vs. unconscious group behavior, the role of loyalty, the role of silence and hypocrasy, and all the other things that go without saying. In this book one would find elaborations on most of Gilad's interesting remarks. But can't those remarks still be applied to a Jewish mainstream? I'd say of course, this is what the fictitious deep group analysis is for, it summarizes individual cases. The primal object of observation, though, is group mechanisms and can never be the "essence" of a group. Gilad is not completely unaware of that, as he states at the end of his book: "However, Israel is not alone. As tragic as it appears to be, America and Britain have managed to willingly give up on temporality" (p 183) - after having defined "temporality" and having fitted it into his Jewish-ness theory.

There are important issues missing in the Wandering Who. As the principle question is what specifies Jews as a group and as part of larger societes one would expect the mentioning of the Christian ban on interest that enabled Jews to develop traditions in the financial sector while often being denied whole branches of alternative working opportunities. And when the subject of minority politics is touched upon in chapter 3 it solely reflects upon how (some) minorities (in a given situation) behave vis-à-vis the mainstream and not upon mainstream behavior towards minorities, like scapegoating, double standards or using the minority as a projection screen in self-denial. (Many argue that the fact is missing that the German industrial and systematic murder of the Jews is incomparable. Atzmon would with some right argue that this claim is one of the dogmas of the Holocaust religion and a symptom for the loss of temporality.) Israel Shamir points out: Atzmon "claims that Jews did not write any histories until the 19th century. This is not true: Abraham Zacuto produced his History of the Jews ('Sefer Yohassin') in the last decades of the 15th century, and this book is available on Amazon."

As both Gilad and me are musicians, literary writers, free thinkers and Middle East analysts, our paths have crossed several times in the last decade and a half. There is a remark on page 134: "I guess that 'turn the other cheek' is a valid way to defy the Old Testament's 'eye for an eye'. Turning the other cheek is commonly realised as a means to counter an aggressor. However, it maybe the only possible measure to dismantle the 'terror within', that aggression that brews inside us as we become vindictive. It can also be very effective in defusing our anger at an imaginary threat. We replace it with acceptance, we disarm ourselves. We give peace a chance." The remark made me ask Gilad if he had adopted pacifist attitudes now. He answered in an email: "I see myself as a devoted follower of Christ, and turning the other cheek is the essence of de-judification. I am not a pacifist. I support resistance. But I would argue that turning the other cheek is a privilege kept to the stinger." - I sat there mouth open, when I saw this fascinating contradiction. Where will Gilad go from here? He obviously digested a lot of input, and his definitions have become refined and more cautiously chosen over the years, see e.g.: "The notion of 'Jewish Power' could be confusing and misleading: it needs elaboration. When I discuss Jewish Power, I am strictly referring to the ability of Jewish interest groups to mount political pressure." (Silvia Cattori interview Sep 2011).

Gilad's leitmotif lies in the demand for opening the discourse, and this is indeed a central issue, especially when one considers the media situation in the awareness that war is always better for the media than peace because conflicts and power struggles simply sell better. Yet when in a long online talk last March the interviewer John Friend repeatedly talked about the "alleged Holocaust" Gilad did not object to this choice of words. His respective responses, however, presupposed the existence of the Holocaust. In the same interview he ascribed - half as a joke - special abilities in the field of self-marketing to Jews, listing some examples, among them, strangely, himself who is supposed to have left all these things far behind.

The most interesting thing about the Wandering Who in my opinion is on a meta-level, it is what the book catalyzed and the significance of the polarization. Gilad brought about a crisis, with all the insightful mirror criticism and hysteria that go with it. Depending on your sense of humor, a review of the Wandering feedback can be quite entertaining, especially as Gilad spells "free thinker" with a capital F, as can be observed e.g. in Danny Yee's remark: "Just to make sure he will have no friends anywhere, Atzmon also works in some criticisms of other forms of identity politics, notably of separatist feminists and the gay identity movement."

"Mirror criticism" is my expression for projections of self-criticism onto others. When, for instance, someone tries to dominate the discourse by accusing others of dominating the discourse. Or when you exclude (disavow) someone on the allegation that this person excludes people. Or when someone fixated on "anti-Semites" blames someone else for being fixated on "Jews". Some are hurt in their egos and, surprise, they see Gilad's big ego. Those, who allude to Atzmon's confusion, often are confused by his demand to not confine criticism on Zionism when discussing Jewish identities. What we get here is an unfettered view into the eco system of the Middle East discourse. Let's learn from that!

APPENDIX: LIST OF REVIEWS / ANHANG: LISTE VON REZENSIONEN (79)

- AbuKhalil, As'ad, et al (Mar 2012): Not Quite "Ordinary Human Beings"—Anti-imperialism and the anti-humanist rhetoric of Gilad Atzmon, http://threewayfight.blogspot.de/p/atzmon-critique_09.html
- Abunimah, Ali, et al (US Palestinian Community Network, 13 Mar 2012): Granting No Quarter: A Call for the Disavowal of the Racism and Antisemitism of Gilad Atzmon, http://wp.me/p1SPLk-jv
- Alcott, Blake (3 Feb 2013): To Shun or Bury the Hatchet? The Case of Gilad Atzmon, http://www.counterpunch.org/2013/02/01/the-case-of-gilad-atzmon/
- Atzmon, Gilad (21 Mar 2012): Right of reply: Gilad Atzmon responds to Palestinian writers, www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=469992
- Balles, Paul (4 Sep 2011): Book review, www.veteranstoday.com/?p=136893
- Barrett, Kevin (28 Sep 2011): Gilad Atzmon's The Wandering Who - a joyous affirmation of the end of identity politics, http://truthjihad.blogspot.de/2011/09/gilad-atzmons-wandering-who-joyous.html
- BBC Persian (9 Aug 2013): Interview with Gilad Atzmon, 30 mins, http://youtu.be/Ei0bC1s2Mqw
- Bell, Collin (1 Jan 2012): Sometimes the truth causes discomfort - a book review. www.gilad.co.uk/the-wandering-who/2012/1/1/collin-bell-sometimes-the-truth-causes-discomfort-a-book-rev.html
- Bell, Rosie (1 Oct 2011): Warm Endorsement, http://rosiebell.typepad.com/rosiebell/2011/10/warm-endorsement.html
- Bernstein, David (14 Mar 2012): Gilad Atzmon Update, www.volokh.com/tag/brian-leiter/
- Boyd, Soraya (5 Oct 2011): Courageous, fearless and creative, www.gilad.co.uk/the-wandering-who/2011/10/5/soraya-boyd-courageous-fearless-and-creative.html
- Bradley, Colin (30 Sep 2011): False accusations, http://chicagomaroon.com/2011/09/30/false-accusations/
- Carmody, Robin, et al (26 Sep 2011): Zero Authors' Statement on Gilad Atzmon, www.leninology.co.uk/2011/09/zero-authors-statement-on-gilad-atzmon.html
- Cattori, Silvia (27 Sep 2011): Gilad Atzmon talks about his latest book “The Wandering Who?”, www.silviacattori.net/article2070.html
- Coates, Andrew (30 Sep 2011): Atzmon and the Confederacy of Zionist Dunces, http://tendancecoatesy.wordpress.com/2011/09/30/atzmon-and-the-confederacy-of-zionist-dunces/
- Cohen, Ben (1 Feb 2012): The Big Lie Returns, www.commentarymagazine.com/article/the-big-lie-returns/
- Cook, William A. (Counterpunch, 16 Sep 2011): Tearing the Veil From Israel’s Civility, http://www.counterpunch.org/2011/09/16/tearing-the-veil-from-israels-civility/
- Cook, William A. (19 Mar 2012): PCN — “Disavowal” of Gilad Atzmon ? The Truth be damned!, www.deliberation.info/pcn-disavowal-of-gilad-atzmon-the-truth-be-damned/
- Corseri, Gary Steven (24 Mar 2012): Who Is Gilad Atzmon and Who Are We? A review of The Wandering Who?, http://dissidentvoice.org/?p=43539
- CST (15 Nov 2011): Gilad Atzmon: what you see is what you get, http://blog.thecst.org.uk/?m=201111
- Darab, Walid (7 Sep 2014): The Greed for Ilm Podcast. EP 87 - Gilad Atzmon, https://itunes.apple.com/us/podcast/the-greed-for-ilm-podcast/id632342938?mt=2
- Davidsson, Elias (14 Nov 2011): Book review, www.arendt-art.de/deutsch/palestina/Stimmen_Israel_juedische/davidsson_elias_atzmon_the_wandering_who.htm
- Dershowitz, Alan (4 Nov 2011): Why are John Mearsheimer and Richard Falk Endorsing a Blatantly Anti-Semitic Book?, www.newrepublic.com/article/politics/97030/atzmon-wandering-who-anti-semitism-israel, also: www.alandershowitz.com/gilad_atzmon.pdf
- Dysch, Marcus (19 Oct 2011): Fury over distribution of 'racist' Gilad Atzmon book, www.thejc.com/news/uk-news/56632/fury-over-distribution-racist-gilad-atzmon-book
- Endorsing blurbs in the book; quoted from www.gilad.co.uk/the-wandering-who/ in September 2014: Professor Richard Falk, Professor John J. Mearsheimer, Professor Francis A. Boyle, Professor Norton Mezvinsky, Professor William A. Cook, Marc H. Ellis, Gauden Sarasola (El Pais), Dr. Mazin Qumsiyeh, Greta Berlin, Ramzy Baroud (Palestine Chronicle), Karl Sabbagh, Dr. Samir Abed-Rabbo, Robert Wyatt, David Rovics, Eric Walberg (Al Ahram Weekly), Jonathan Moadab, Lauren Booth (Press TV), Greg Felton, Dr. Anthony Löwstedt, Jeff Blankfort, Professor James Petras, Dr. Makram Khoury-Machool, Gary Corseri, Inge Etzbach, Nahida Izzat, Dr. Oren Ben Dor, Kim Petersen (Dissident Voice), Dr. Kevin Barrett, Kathleen Christison, Dr. Paul Balles, Gordon Duff, Jeff Gates, Professor Garrison Fewell, Sameh Habeeb (Palestine Telegraph), Neil Berry (Arab News), Silvia Cattori, Professor William T. Hathaway, Dr. Paul Larudee, Rainlore's World of Music, Ken O’Keefe, Shahram Vahdany (MWC News), Richard A. Siegel, Sunny Singh, Roy Ratcliffe, Sheldon Richman
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- Gardner, Mark (24 Nov 2011): Raise Your Banners & Karl Dallas: You're All 'Zionists' Now, http://blog.thecst.org.uk/?m=201111
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- Theokopoulos, Ariadna (10 Apr 2013): Gilad Atzmon Who?, www.boldfacenews.com/gilad-atzmon-who/
- The Plane Truth (Channel) (18 Jun 2014): The Plane Truth PTS3102 (Audio Interview)
- Ungar-Sargon, Eli (18 Mar 2012): "The Wandering Who?" Gilad Atzmon and Jewish Identity, http://jewschool.com/2012/03/18/28058/the-wandering-who-gilad-atzmon-and-jewish-identity/
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