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SILVIA'S ROOM

Silvia Cattori is an independent Swiss journalist. She writes in French and also speaks Italian. Here some of her work from 2003 to 2009 is collected. For more see her multilingual articles on www.silviacattori.net, also Silvia's articles on Voltairenet. Muslim-markt.de made an interview with her in 2006. silviacattori (@) bluewin.ch

Silvia Cattori ist eine unabhängige Schweizer Journalistin. Sie schreibt auf Französisch und spricht auch Italienisch. Hier sind einige ihrer Arbeiten aus den Jahren 2003 bis 2009 gesammelt, vor allem einige deutschen Übersetzungen. Siehe auch ihre mehrsprachigen Artikel auf www.silviacattori.net, auch Silvias Artikel auf Voltairenet. Muslim-markt.de führte 2006 ein Interview mit ihr. silviacattori (@) bluewin.ch

2007/07/06: Mazin Qumsiyeh: „Die israelische Armee ist hinter mir her“
2007/07/06: Gaza: Die Barbarei der israelischen Soldaten live
2007/06/14: Israel: „Ich war auf all die Schrecken, die ich sah, nicht vorbereitet.“ Interview mit Hedy Epstein
2007/05/22: Gaza: Summarische Exekutionen
2007/05/11: Palästina: Die schädlichen Auswirkungen des kriminellen Boykotts
2007/04/27: Palästina: Die Schweizer Diplomatie muss das Internationale Recht verteidigen
2007/04/24: Sam Bahour: Das „Genfer Abkommen“ ist ein Fehler. Interview von Silvia Cattori
2007/04/09: Gaza: „Die Leute haben Hunger“
2007/03/25: Dick Marty: „Muss man Tyrannei mit den Instrumenten der Tyrannen bekämpfen?“
2007/02/02: Gaza: Waffen für Dahlan
2007/01/28: Palästina: Der „Kopf der Schlange“ ist noch am Leben
2007/01/19: Tzahal oder der Mythos von der „moralischsten Armee der Welt“
2006/12/20: Palästina: Die Palästinenser werden aus Hunger wählen
2006/09/11: „Die Palästinenser werden sich niemals ergeben.“ Interview mit Sattar Kassem
2006/07/27: Gaza: „Israel will uns aus unserem ganzen Land vertreiben.“ Interview
2006/07/22: Tsahal: Eine Armee von Barbaren
2006/07/18: Nablus: "It is Our Life"
2006/07/14: Bericht aus Gaza: Wir leiden miteinander
2006/06/27: Gaza: „Wir haben nichts mehr zu verlieren“
2006/06/11: „Die Kollaborateure mit dem israelischen Besatzer sind unter uns.“
2006/02: Les yeux ouverts
2005/02/11: Israel Imprisons Children : It is Urgent to Worry about it.
2005/01/30: Palestine. L’ampleur de la tragédie exige un soutien sans faille.
2005/01/25: Français ou citoyens de seconde classe ?
2004/08/15: Palestinian children have the right to live
2004/07/25: Jean Ziegler sur le banc des accusés
2004/07/25: Jean Ziegler in the dock
2004/07/19: L’antisémitisme a bon dos
2004/03/22: The Kids of Market Street
2004/03/22: Hamas: A Palestinian resistance movement
2004/03/20: Palestine: It’s war. A war of annihilation
2004/03/18: Palestinians thirsty for a united front
2004/02/15: To the European Parliaments Members who Voted for a Disgraceful Resolution that Squandered the Rights of Palestinians
2004/01/14: If we can take inspiration from his sacrifice, Tom Hurndall won't have died in vain
2004/01/05: CIDINFO : Un site où les falsifications sont reines
2003/12: Les sirènes
2003/12: The International Solidarity Movement members based in Naplouse-Balata accuse the Israeli army of leading an absurd war against children.
2003/12/09: Une douleur d'homme
2003/12/04: BBC: The child victims of repeated lies
2003/11: Going to Palestine. A unique experience for a right cause
2003/11/27: To not give in and stay alive
2003/09/30: Don't be Afraid
2003/09/25: Wonderful Jean Ziegler
2003/08/25: Israel doesn't even respect the living, it could at least respect the dead
2003/04: The unilateral war
2003/04: Jenin under hatred
2003/04: Nablus withstanding
2003/04: Gaza, the land of the sad oranges
2003/04: Rafah the cursed
2003/01/25: I protest
Mazin Qumsiyeh: „Die israelische Armee ist hinter mir her“
Eskalation der israelischen Repression in Palästina (03.03.2010)

Die israelische Armee marschierte in der Nacht des 2. März in Mazin Qumsiyehs Viertel in Beit Sahour ein, einen Vorort von Bethlehem. Sie holte seine Mutter aus dem Schlaf, seine Frau und seine Schwester. Schwer bewaffnete Soldaten riegelten während dieser „Operation“ Straßen ab. Als seine Familie die Tür öffnete, verlangten sie Mazin Qumsiyeh zu sehen. Ihnen wurde gesagt, dass er in die USA gereist sei. Hier antwortet er auf die Fragen von Silvia Cattori. (Englisches Original unter www.silviacattori.net/article1130.html, deutsche Übersetzung: Anis Hamadeh)

Mazin Qumsiyeh ist ein unermüdlicher Aktivist für die Menschenrechte in Palästina. Er kehrte in sein Heimatdorf Beit Sahour in der von Israel besetzten Westbank zurück und unterrichtet an den Universitäten von Bethlehem und Birzeit. Zuvor unterrichtete er an den Universitäten von Tennessee, Duke und Yale. Er ist Präsident des „Palestinian Center for Rapprochement Between People“ in Beit Sahour, einem Vorort von Bethlehem. Qumsiyeh ist Autor von „Sharing the Land of Canaan: Human Rights and the Israeli-Palestinian Struggle“ (2004) und sowohl ein Menschenrechtsaktivist als auch ein Wissenschaftler mit einer langen Liste von Publikationen im Fach Genetik.

Silvia Cattori: Es heißt, dass Israel mit Härte gegen gewaltlose Proteste vorgeht. Können Sie etwas zum Hintergrund dieser Situation sagen?

Mazin Qumsiyeh: Den zivilen gewaltlosen Widerstand gegen das zionistische Kolonialprojekt in Palästina gibt es schon länger als 120 Jahre. Er steigerte sich unter der britischen Besatzung zwischen 1917 und 1947. Noch bedeutender wurde er unter der unmittelbaren zionistischen Besatzung von 1948 bis heute. Die sichtbarsten Ereignisse dieser Art fanden zum Beispiel in den Aufständen zwischen 1987 und 1991 statt, als friedliche Demonstranten einer Politik des Beine Brechens ausgesetzt waren, der Schießereien, Häuserzerstörungen und anderem. Mit der faktischen Beendigung des bewaffneten Widerstands 2006, als die Hamas im politischen Prozess aktiv wurde und zu den anderen Haupt-Gruppierungen trat, verblieb der zivile oder Volkswiderstand als einzige Form des Widerstands, die dem Status Quo der endlosen Besatzung bedrohlich werden konnte. Daher verstärkten die israelischen Behörden den Druck auf alle Formen des zivilen Widerstands. Sie verhafteten Dutzende der führenden Aktivisten, drangsalierten und schlugen weitere Aktivisten, und in mehreren Fällen verletzten und töteten sie friedliche Demonstranten.

Silvia Cattori: Wie viele Palästinenser sind in israelischen Gefängnissen?

Mazin Qumsiyeh: Es gibt mehr als 11000 politische Gefangene in israelischen Gefängnissen. Hunderte von ihnen werden in so genannter Administrativhaft gehalten, was bedeutet, dass sie Monate und manchmal Jahre in Haft verbringen, ohne überhaupt einem israelischen Militärrichter vorgeführt zu werden (, von dem sie dann unfair behandelt werden können).

Silvia Cattori: Was geschah in Beit Sahour, das zu einer ähnlich spannungsgeladenen Situation wie in Bil'in führte?

Mazin Qumsiyeh: Beit Sahour hat eine lange und illustre Geschichte des zivilen Widerstands, die 1919 begann. Das Dorf ist zu 70 Prozent christlich und zu 30 Prozent muslimisch. In den Aufständen von 1987 entschlossen sich die Dorfbewohner (alle Dorfbewohner) für die Taktiken des zivilen Ungehorsams. Dazu gehörte das Wegwerfen von Identitätskarten, die von Israel ausgestellt waren, die Weigerung, Steuern zu zahlen, die Verweigerung von Zusammenarbeit usw. Das Dorf wurde dann wiederholt vom israelischen Militärcamp „Shdema“ aus angegriffen, das am Dorfrand gelegen und den Anwohnern als „Ush Ghrab“ bekannt ist.

Am 28. Dezember 2000 luden Dorfbewohner Internationale ein, zum Camp zu marschieren, darunter auch Israelis. Hunderte betraten das Militärcamp in einem glanzvollen Akt zivilen Ungehorsams. Dieser Erfolg führte zur Gründung der Internationalen Solidaritätsbewegung (International Solidarity Movement) in Beit Sahour. Das israelische Militär verließ den Stützpunkt im April 2006. Dorfbewohner richteten dort einen „Friedenspark“ ein, zu dem auch ein Spielplatz gehörte. Landbesitzer konnten zum ersten Mal seit Jahrzehnten ihr Land betreten und begannen damit, es wieder für die Landwirtschaft urbar zu machen. Doch dann kamen radikale Siedler an den Ort und setzten die israelische Regierung unter Druck, die sich daraufhin weigerte, den Bau eines Kinderkrankenhauses dort zu genehmigen. (Eine Finanzierung für dieses Projekt liegt vor.) Damit die Siedler besänftigt werden, kehrt nun das israelische Militär nach Ush Ghrab zurück.

Im Februar 2010 wurde ein Volkskomitee gegründet, als israelische Bulldozer an dem Ort ihre Arbeit aufnahmen. Zum Komitee gehören Repräsentanten aller politischen Parteien und Nichtregierungsorganisationen. Seine Aktionen umfassen bis dato Mahnwachen und Gebete, rechtliche Untersuchungen, Proteste und Landrückforderungen. Die erste Mahnwache mit Gebet, die im Park abgehalten wurde, wurde mit einem brutalen israelischen Angriff beantwortet (siehe das Video unter www.youtube.com/watch?v=4he1vayLrfo). In der folgenden Woche gab es einen ähnlichen Angriff auf Aktivisten, als diese den Ort erkundeten (siehe das Video unter www.youtube.com/watch?v=s4MDxqrofhU).

Silvia Cattori: Und was ist nun mit Ihnen? Man hört, dass Sie auch persönlich zur Zielscheibe wurden. Was ist passiert?

Mazin Qumsiyeh: Zu zwei Gelegenheiten warnten mich israelische Beamte vor Ort, keine Veranstaltungen zu „organisieren“. Ich bin nur einer von vielen, die Aufklärungsarbeit betreiben und koordinieren und die sich mit weiteren Formen gewaltlosen Widerstands engagieren. Alle Formen des Widerstands werden vom internationalen Recht gestützt. Doch unsere gewaltlose Form des Widerstands wird ganz besonders respektiert und unterstützt. Ich habe soeben ein Buch auf Englisch beendet mit dem Titel „Hoffnung und Selbsthilfe: Eine Geschichte des palästinensischen Volkswiderstands“. Es ist offensichtlich, dass die israelische Armee darüber nicht glücklich ist. Sie geht hart gegen zivilen Widerstand vor und hat Dutzende von Aktivisten in Bil'in, Ni'lin, Al-Masara und anderswo allein im letzten Jahr verhaftet. Sie hat friedliche Demonstranten sogar verletzt und ermordet.

Die israelische Armee ist hinter mir her. Die Soldaten kamen zu meinem Haus, einen Tag, nachdem ich zu einer Vortragsreise in die USA abgereist bin. Die schwer bewaffneten Soldaten und Beamten des Geheimdiensts kamen um 1 Uhr 30 am Dienstagmorgen. Sie verlangten mich zu sehen und als ich offensichtlich nicht daheim war, stellten sie eine Vorladung aus, nach der ich am Montag, dem 8. März, erscheinen soll. Natürlich bin ich nicht in der Lage, zu dem Termin zu erscheinen, da ich mich dann noch in den USA aufhalte und meine Pläne nicht einfach so ändern kann. Ich bin sicher, dass sie mich aufgreifen werden, wenn ich zurückkomme.

Silvia Cattori: Was werden Sie jetzt tun, da Sie in den USA sind und wissen, dass die israelische Armee hinter Ihnen her ist?

Mazin Qumsiyeh: Ich werde zurückgehen und dem begegnen, was da kommt. Wahrheit und Gerechtigkeit sind nichts, was man kompromittieren sollte, ungeachtet der Ungerechtigkeit und Repression.

Silvia Cattori: Ihre Familie ist christlich und Ihr Dorf mehrheitlich auch. Verfährt Israel mit Christen anders als mit Muslimen?

Mazin Qumsiyeh: Nein. Israel wurde errichtet als ein Staat für das und von dem „jüdischen Volk“ in aller Welt. Einheimische, ob Christen oder Muslime, wurden stets gleich behandelt: mit Geringschätzung, Unterdrückung und unnachgiebigen Versuchen, uns von unserem Land zu trennen.

Silvia Cattori: Wie denken Sie über die Probleme zwischen Fatah und Hamas?

Mazin Qumsiyeh: Es ist wie mit Häftlingen in einem Gefängnis: Manchmal wählen sie unter sich Leute, die leicht zu händeln sind, um mit den Wärtern klar zu kommen, und manchmal versuchen sie es mit harten Typen, die sich weigern, mit den Wärtern zu kooperieren. Die Unterschiede zwischen ihnen lassen sich durch die Tatsache zusammenfassen, dass beide im Gefängnis leben müssen. Ich würde sagen, dass sich viele palästinensische Fraktionen, darunter auch Fatah und Hamas, bedauerlicherweise zu den Oslo-Abkommen haben hinreißen lassen und deren illusionären Versprechungen einer „Staatsgewalt“, während es in Wirklichkeit nur eine Staatsgewalt westlich des Jordans gibt: den Staat Israel. Was hätte getan werden sollen und was noch immer möglich ist, ist für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit zu kämpfen, ganz wie beim Kampf in Südafrika. Wir können keine Bantustans mit der Illusion einer Staatsgewalt akzeptieren.

Silvia Cattori: Welche Art Hilfe oder Unterstützung erwarten Sie von der Außenwelt?

Mazin Qumsiyeh: Ich denke, dass die internationale Gemeinschaft eine kritische Rolle einzunehmen hat, genau wie in Südafrika während der Apartheid. Überall erstarken Boykotte, Desinvestitionen und Sanktionen (BDS), die auf den Handlungsaufrufen der palästinensischen Zivilgesellschaft gründen, siehe http://bdsmovement.net. Wir drängen darauf, sich dem anzuschließen.

Abgesehen davon ist es von großer Wichtigkeit, sich den Medien zuzuwenden, Politikern, Kirchenoberen und einfachen Leuten, und sie darüber aufzuklären, was geschieht. Dies ist besonders wichtig in den Ländern, deren Regierungen diese Repression ermöglichen, wie Israel, die USA, Kanada, Australien, europäische Länder und arabische Länder mit freundlichen Beziehungen zu Israel.

Silvia Cattori: Vielen Dank.

Gaza: Die Barbarei der israelischen Soldaten live
von Silvia Cattori, Rom, den 6. Juli 2007

Neulich, als ich mir die BBC Nachrichten anschaute, sah ich mit Schrecken, wie israelische Soldaten auf den am Boden liegenden palästinensischen Kameramann schossen, wie auch auf die Männer, die ihm zu Hilfe kommen wollten.

Für mich ist es sehr schmerzhaft Bilder anzuschauen, die die Brutalität der Menschen zeigen.

Trotz allem denke ich dass die Webseite, die dieses Dokument verbreitete, www.uruknet.de/?s1=1&p=34273&s2=07 ihre Pflicht getan hat, Informationen bekannt zu geben, die die Mainstreammedien uns im Allgemeinen wegen Voreingenommenheit zugunsten der Staaten, die eine verbrecherische Politik verfolgen, verheimlichen.

Wo ist die Gerechtigkeit? Wo befinden sich Vertreter von „Reporter ohne Grenzen“ wenn es darum geht die Reporter, die für einen Sender der Hamas-Bewegung arbeiten, zu verteidigen? Wo ist die Linke?

Hätten palästinensische Widerstandskämpfer auf einen israelischen Kameramann geschossen und hätten sie ihm die Beine zerbrochen, obwohl er schon verletzt war und unfähig aufzustehen, wären die Bilder dieses abscheulichen Verbrechens, mit sehr harten Kommentaren über die Schuldigen, endlos im Fernsehen gelaufen.

Schockiert stelle ich fest, dass in meinem Land, weder im Westschweizer Fernsehen, noch in den Tageszeitungen, dieser unmenschliche Akt erwähnt wurde. Können die Journalisten behaupten, dass sie nichts darüber wussten? Sind sie nicht durch ihr Schweigen Komplizen der Verbrecher?

Dieses Schweigen ist sehr schwerwiegend, denn es wird von Israel jedes Mal wie ein grünes Licht interpretiert, um weiterhin, ob in Gaza oder im Westjordanland, Palästinenser zu töten, die es ablehnen, sich dem Horror zu unterwerfen, den die Besatzungstruppen ihnen bereiten: Muss man sie daran erinnern, dass die Palästinenser wegen dieses Schweigens schon furchtbar gelitten haben?

Es ist nur der Beweis, dass in unserer Gesellschaft irgendetwas nicht in Ordnung ist, man sollte sich darüber Sorgen machen. Die Einwohner von Gaza, die unter Beschuss der israelischen Kerkermeister stehen, werden nicht nur unmenschlich behandelt, sondern auch nicht als Opfer anerkannt und sie werden, da sie Muslime sind, als Wilde und Fanatiker bezeichnet.

Für mich ist es jedes Mal unverständlich, wenn ich wahrnehme, dass es bei den Progressivsten sogar Menschen gibt, die zögern und nicht begreifen, dass das wirkliche Problem weder die Hamas ist, noch das Kopftuch, noch der Islam, noch der palästinensische Terrorismus, sondern Israel und diese korrumpierten Führungskräfte der Fatah, die sich entschieden haben, mit der Besatzungsarmee zu kollaborieren.

Jene Journalisten und politische Entscheidungsträger tragen die Schuld, denn sie haben die Idee genährt, dass nur Laizisten und Atheisten Recht haben. Sie lehnen es ab, ihr Misstrauen, ihre Feindseligkeit gegen den muslimischen Widerstand in Frage zu stellen, der letztlich die einzige Oppositionskraft ist, die wirklich noch im Nahen Osten besteht, um der Barbarei Israels und seiner Verbündeten entgegenzutreten.

Warum betrifft mich das Leiden und der Tod eines Menschen so tief und erfüllt mich mit Schmerzen, ungeachtet seiner Hautfarbe, seiner Ethnie, seiner Religion, obwohl ich viele Menschen treffe, denen es gleichgültig ist, sobald die Opfer als Hamas-Mitglieder, Aktivisten, Islamisten abgestempelt werden? Ich habe keine Antwort darauf.

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler

Israel: „Ich war auf all die Schrecken, die ich sah, nicht vorbereitet.“
Interview mit Hedy Epstein
von Silvia Cattori, 14. Juni 2007. Saint Louis – Missouri.

Hedy Epstein ist heute 82 Jahre alt. Sie ist 1924 in Freiburg in Deutschland geboren1 und lebte in Kippenheim, einem Dorf, das ungefähr 30 km nördlich von Freiburg liegt. Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern, die in den Vernichtungslagern der Nazis gestorben sind. Sie kämpft unaufhörlich für die Rechte und für die Würde aller Menschen.

2003 hat Hedy sich entschlossen, nach Palästina zu gehen. Sie ist sehr schockiert zurückgekommen wegen der Dinge, die sie gesehen hat: palästinensische Frauen und Kinder ohne Verteidigung, ein misshandeltes Volk, das in Ghettos eingeschlossen ist.

Dort lernte sie alle Menschen zu lieben, die sie traf. Bei ihrer Rückkehr entschloss sie sich, als Zeugin für die Ungerechtigkeiten aufzutreten, die die Palästinenser erdulden, für die Enteignung ihres Landes und die Vertreibung der Palästinenser aus ihren Häusern, in denen sie seit Jahrhunderten gelebt hatten.

Kein Protest, nichts hat Israel bis jetzt daran gehindert, die Brutalitäten fortzusetzen, die es den Palästinensern zufügt. Hedy konnte im Gegenteil während ihrer Besuche in Palästina feststellen, dass die israelische Unterdrückung nicht aufhört, sondern sich zuspitzt. Sie hat sich dazu entschlossen, sich anderen Menschenrechtlern anzuschließen, die sich Ende des Sommers auf dem Schiff FREE GAZA2 nach Gaza begeben werden. Ihr Ziel ist es, für die Palästinenser Gerechtigkeit zu verlangen und von den Israelis Wiedergutmachung für 60 Jahre Unterdrückung.


Silvia Cattori: Sie haben Ihr ganzes Leben lang gekämpft, um den Schwachen zu helfen und Gerechtigkeit zu fordern. Seit 2003 haben Sie sich noch stärker engagiert und fordern besonders Gerechtigkeit für die Palästinenser. Ich verstehe das so, dass Sie gewisse Risiken eingehen, um der Weltöffentlichkeit die Verbrechen bewusst zu machen, die gegen die Palästinenser verübt werden!?

Hedy Epstein: Ich bin tatsächlich von den Organisatoren von FREE GAZA eingeladen worden und fühle mich durch diese Einladung sehr geehrt3.

Silvia Cattori: Mit palästinensischen, israelischen und internationalen Friedensaktivisten in die Gewässer von Gaza einzudringen, ist sicherlich ein großartiges Projekt. Aber ist dieses Unternehmen nicht voller Gefahren? Beunruhigt es Sie nicht, an solch einer Expedition teilzunehmen?

Hedy Epstein: Natürlich mache ich mir einige Sorgen. Aber kann mir das Leben garantieren, dass mir hier nichts passiert? Sehen Sie, morgen früh beim Aufstehen könnte ich noch so verschlafen sein, dass ich stolpere, hinfalle und mir den Rücken breche. Was soll ich machen, den Rest meines Lebens im Bett verbringen? Bestimmt nicht.

Es gibt keine Garantien im Leben. Vielleicht sollte man sich nicht in eine gefährliche Situation begeben. Meine Teilnahme ist nur ein kleiner Beitrag, verglichen mit den täglichen Leiden der Palästinenser. Wenn wir durch diese Aktion der Welt zeigen können, was sich dort abspielt, dann sind es die Schwierigkeiten wert, sich dorthin zu begeben. Ich bin 82 Jahre alt, ich habe meistens ein gutes Leben gelebt, was mir erlaubt, einen Beitrag zu leisten, bevor es zu spät ist.

Silvia Cattori: Die Reise dieses Schiffes nach Gaza fällt mit dem 60. Gedenktag der Abfahrt der EXODUS aus Marseille zusammen. Denken Sie nicht, dass man Sie wegen Ihrer Anwesenheit auf einem Schiff, das sich an die gleiche Stelle begibt wie die EXODUS, kritisieren wird?

Hedy Epstein: Nein. Das, was ich mache, ist das, woran ich glaube und dafür trete ich ein. In gewissen Kreisen, besonders innerhalb der vorherrschenden Strömung der jüdischen Gemeinschaft, hält man mich für eine Verräterin, eine Jüdin „mit jüdischem Selbsthass“. Das ist Unsinn. Ich habe keinen Selbsthass! Vor einigen Jahren hat mir der Direktor einer jüdischen Tageszeitung gesagt, dass ich nicht nach Palästina hätte gehen sollen. Ich hätte besser als Freiwillige nach Israel in ein Krankenhaus gehen sollen, wo Opfer von palästinensischen Selbstmordattentaten behandelt werden.

Ich habe ihm geantwortet, dass ich glücklich wäre, als Freiwillige dort zu arbeiten, aber würde er auch akzeptieren, in ein palästinensisches Krankenhaus zu gehen, um dort den Leuten zu helfen, die infolge israelischer Aggressionen verletzt worden sind, während ich in einem israelischen Krankenhaus helfe? Er antwortete entsetzt: „In Palästina?“. Ich sagte ihm: „Ja, ich war dort, also können auch Sie dorthin gehen. Wenn Sie es tun, werde ich glücklich sein, in einem israelischen Krankenhaus zu arbeiten.“ Das war vor mehreren Jahren und ich habe nie mehr etwas von ihm gehört.

Silvia Cattori: Warum haben Sie sich ausgesucht, sich für eine Sache einzusetzen, gegen die fast alle Israelis sind?

Hedy Epstein: Erlauben Sie mir, Ihnen ein wenig über meine Vergangenheit zu erzählen und Sie werden verstehen, warum ich heute hier bin. Ich bin in einer jüdischen Familie in Deutschland geboren. Ich war acht Jahre alt, als Hitler an die Macht gelangte. Meine Eltern verstanden schnell, dass Deutschland kein sicherer Ort mehr für eine Familie war. Sie waren bereit, irgendwo hinzugehen und haben verzweifelt versucht, wegzukommen. Sie wären aber NIE nach Palästina gegangen, weil sie leidenschaftliche Antizionisten waren.

Damals verstand ich nicht, was Zionismus war und was es bedeutete, Antizionist zu sein. Ich wusste aber, dass es in meinem Dorf, in Kippenheim im Südwesten von Deutschland, eine Gruppe junger Zionisten gab und dass meine Eltern mir nicht erlaubten, an ihr teilzunehmen. Ich war das einzige jüdische Kind in diesem Dorf, dass nicht zu dieser Gruppe gehörte. Da meine Eltern glühende Antizionisten waren und obwohl ich nicht verstand, was es wirklich bedeutete, war auch ich eine glühende Antizionistin.

Dank der starken Liebe meiner Eltern konnte ich später, 1939, Deutschland mit einem Kindertransport in Richtung England verlassen. Ich sah meine Eltern und meine Familienangehörigen zum letzten Mal am Tag meiner Abfahrt, im Mai 1939. Sie sind alle in den Lagern gestorben. Im Mai 1948, fast zum gleichen Zeitpunkt, als Israel ein Staat wurde, kam ich in die USA.

Ich hatte in diesem Zusammenhang gemischte Gefühle. Einerseits war ich sehr glücklich, dass es einen Ort gab, wo die Menschen hingehen können, die den Holocaust überlebt hatten und die vielleicht nicht zu ihren Heimatorten zurückkehren wollten oder konnten. Andererseits erinnerte ich mich an den leidenschaftlichen Antizionismus meiner Eltern. Ich befürchtete, dass daraus nichts Gutes entstehen konnte. Ich konnte mir aber nicht vorstellen, wie es einmal sein würde. Damals war ich gerade in den USA angekommen und musste viel Neues lernen. Israel war eines meiner geringsten Interessen und das hat sich für einige Jahre nicht geändert.

Den Schock, der mich persönlich aufgeweckt hat, erlitt ich 1982: die schrecklichen Massaker in den zwei Flüchtlingslagern von Sabra und Schatila im Libanon. Ich musste verstehen, was diese Tragödie bedeutet, warum sie stattfand und wer dafür verantwortlich war. Nachdem ich die Tragödie begriffen hatte, wollte ich mehr wissen, auch darüber, was sich zwischen der Staatsgründung Israels 1948 und 1982 in Sabra und Chatila ereignet hatte. Je mehr ich darüber lernte, desto mehr verwirrten mich die Handlungen der israelische Regierung, die in meinem Namen handelte.

Je mehr ich verstand, umso mehr redete ich in der Öffentlichkeit über die Politik und die Praxis der israelischen Regierung in Bezug auf das palästinensische Volk.

Im Dezember 2003 ging ich dann nach Palästina.

Silvia Cattori: Waren Sie vorher nie in Israel?

Hedy Epstein: Ich war 1981 in Israel, um am ersten internationalen Treffen der Holocaust-Überlebenden teilzunehmen – und wahrscheinlich auch am einzigen. Es war für mich keine schöne Erfahrung. Ich habe entdeckt, dass die Überlebenden, die an diesem Treffen teilnahmen, in einer Art von Konkurrenzkampf untereinander waren. Wer hatte am meisten gelitten! Sie fragten: „In welchem Lager waren Sie?“ Und ohne auf die Antwort der Person zu warten, sagten sie: „Oh, da wo Sie waren, war ja nichts; es war wesentlich schlimmer da, wo ich war!“ Warum sollte man sich darüber streiten, wer am meisten gelitten hat? Jeder von ihnen hatte gelitten und sicherlich gab es einige unter ihnen, die mehr gelitten hatten als andere, aber darüber kann man nicht streiten.

Man hat mit uns eine Busreise gemacht und die Leute im Bus fragten:

 – „Wer lebt an diesem Ort?“
- „Es sind Juden“.
 – „Oh, hervorragend, die Gärten sind herrlich. Und wer lebt hier“?
- „Es sind Palästinenser“.
 – „Oh, es stinkt, es riecht nicht gut, es ist schrecklich und schmutzig“.

Die Busfenster waren in der Tat zu und selbst, wenn sie geöffnet gewesen wären, hätte man nichts im Bus riechen können. Diese Art von Diskriminierung und von Kommentaren über Palästinenser, die sie noch nicht einmal kannten, störte mich. Deshalb war es keine glückliche Erfahrung für mich. Sie hinterließ in mir einen sehr schlechten Eindruck und ich bin nie zurückgekehrt.

Im September 2003 habe ich in Saint Louis, Missouri, an einer wöchentlichen Mahnwache gegen den Irakkrieg teilgenommen. Wir hatten lange vor dem Beginn des Krieges, kurz nach dem 11. September, jeden Sonntag diese Wache begonnen. Eine von meinen Freundinnen neben mir hat mich gefragt: „Hast du einmal daran gedacht, nach Palästina zu gehen?“

Ich war sowohl schockiert als auch überrascht über meine Antwort: „Ja, ich gehe dorthin“. Ich hatte tatsächlich keinen Plan, um mich dorthin zu begeben, aber vielleicht dachte ich im Unterbewusstsein schon lange daran und hatte mich innerlich vorbereitet, dahin zu gehen. Im Dezember 2003 sind wir – die Freundin, die mir die Frage gestellt hatte, zwei andere Frauen und ich selbst – zum ersten Mal in Palästina gewesen. Ich kehrte im Jahre 2004, 2005 und 2006 dorthin zurück und hoffe, dieses Jahr nach Gaza zu gehen.

Silvia Cattori: War es für Sie eine schwierige Erfahrung?

Hedy Epstein. Ich war wirklich nicht auf alle Schrecken, die ich sah, vorbereitet. Zum Beispiel hatte ich über die Checkpoints gehört. Ich dachte, dass ein Checkpoint so eine Art von Autobahngebührposten wäre, wie in den USA. Es hat überhaupt nichts damit zu tun. Und wenn ich zurückkam, war es jedes Mal schlimmer. Jetzt erinnern sie mich an eine Art Sammelstelle für Tiere, die man ins Schlachthaus führt, genauso erniedrigend.

Erlauben Sie mir, eine Erfahrung mit Ihnen zu teilen, die ich hatte, als ich das erste Mal nach Palästina kam. Wir waren an einem Checkpoint in der Nähe von Ramallah. Ein israelischer Reservist, ungefähr vierzig oder Anfang fünfzig, stellte mir einige Fragen. Er hat sich meinen Pass angeschaut und dann hat er mich gefragt, ob ich Jüdin sei und ich habe ihm geantwortet: ja. Dann fragte er mich, ob ich jemals in Ramallah gewesen bin. Noch bevor ich antworten konnte, sagte er zu mir in einem sehr verärgerten Ton: „Wissen Sie nicht, dass jeder Jude, der nach Ramallah geht, zerstückelt wird?“ Viermal hat er mit seinen Händen in Taillenhöhe die Geste von „in Stücke schneiden“ gemacht und viermal wiederholte er: „Sich in Stücke schneiden lassen“.

Ich kam aber gerade aus Ramallah zurück, wo ich mich in zwei verschiedenen palästinensischen Familien aufgehalten hatte und wo ich ganz offensichtlich nicht in Stücke geschnitten worden war. In Wirklichkeit hat die Gastfreundschaft dieser beiden Familien und ebenso anderer palästinensischer Familien an anderen Orten nichts mit der Gastfreundschaft gemeinsam, die man von anderswo auf der Welt kennt. Ich habe jedes Mal von Anfang an erklärt, dass ich Jüdin bin und es machte nie auch nur den geringsten Unterschied. Wem auch immer ich begegnet bin, ob es sich um Familien handelte, mit denen ich gelebt habe oder um Leute auf der Straße, wenn ich ihnen sagte, dass ich Jüdin sei, hat das nie ihr Verhalten geändert. Sie, wie ich, lehnten es ab, Feinde zu sein. Meine echten Feinde sind die Israelis gewesen. Sie waren es, die mich erbärmlich und schmerzhaft behandelt haben.

Silvia Cattori: War es ein Schock für Sie zu entdecken, dass die israelischen Soldaten die Palästinenser auf so eine unmenschliche Art und Weise erniedrigen und misshandeln?

Hedy Epstein: Ja, das ist richtig. In gewisser Hinsicht bin ich traurig um die israelischen Soldaten, die in Palästina sind, wegen dem, was aus ihnen gemacht wird. Welche Sorte Männer werden sie sein, wenn sie einmal die Armee verlassen? Werden sie ihre Kinder, ihre Frauen misshandeln, weil sie sich angewöhnt haben, die Palästinenser zu misshandeln? Das muss ihnen doch Schmerz bereiten. Die Besatzung und dieses Chaos, welches daraus entsteht, muss nicht nur im Interesse der Palästinenser, sondern auch im Interesse der Israelis aufhören.

Silvia Cattori: Sind Sie nicht selbst von der Polizei in Israel misshandelt worden?

Hedy Epstein: Ja. Im Januar 2004 befand ich mich am Flughafen Ben Gurion. Ich kam zusammen mit einer anderen Frau aus den besetzten Gebieten zurück. Am Flughafen hat uns die erste Sicherheitsbeamte, der wir begegnet sind, getrennt. Sie hat meine Freundin gebeten, nach rechts zu gehen und mich, nach links zu gehen. Ich versuchte, den Sinn dieses Befehls zu begreifen. Ich dachte, dass es vielleicht so war, weil meine Freundin christlichen Glaubens ist und dass die Christen nach rechts gehen müssen und die Juden nach links. Als ich an die Ausweiskontrolle kam und meinen Ausweis und mein Flugticket abgegeben hatte, tippte die dortige Angestellte etwas in ihren Computer und plötzlich standen, wie aus dem Boden geschossen, zwei Männer neben mir: „Wir sind Sicherheitsbeamte“. Da ihre Polizeimarken umgedreht waren, habe ich sie gefragt: „Wie heißen Sie?“, aber sie schwiegen.

Man hat mich zu einem Ort mitgenommen, über den ich später erfuhr, dass es sich um die Polizeiwache vom Flughafen handelte. Ich wurde aufgefordert, in eine kleine Kabine zu gehen, die in einen größeren Raum eingebaut war. Dort musste ich meine Schuhe ausziehen. Sie nahmen sie mit, um sie irgendwo zu röntgen. Man tastete meinen ganzen Körper ab, von oben bis unten, auch per Detektor, und dann hat man mich aufgefordert, mich zu entkleiden. Ich habe protestiert: „Sie haben nicht das Recht, das von mir zu verlangen, ich will einen Rechtsanwalt haben.“ Die Frau hat mir geantwortet: „Natürlich können Sie einen Rechtsanwalt haben, aber Sie werden im Haftzentrum des Flughafens inhaftiert, bis Sie einen gefunden haben.“

Wie hätte ich einen Rechtsanwalt finden können, wo man mir doch mein Handy abgenommen hatte und ich keine Möglichkeit mehr hatte, jemanden zu kontaktieren? Das Schicksal meiner Freundin beunruhigte mich auch. Widerfuhr ihr dasselbe wie mir? Eine von uns musste hier raus, um der anderen zu helfen und vielleicht oblag es mir. Ich akzeptierte, mich zu entkleiden. Nicht nur, dass ich mich vor dieser jungen Frau, bestimmt nicht älter als 22, ausziehen musste, sondern nachdem ich es gemacht habe forderte sie mich auf, mich nach vorn zu beugen. Entrüstet fragte ich: „Warum?“, und sie hat zu mir gesagt: „Weil wir Sie von innen untersuchen müssen“. Niemals habe ich mich so zornerfüllt und so zutiefst erschüttert gefühlt wie zu diesem Zeitpunkt. „Warum machen sie das?“, habe ich gefragt. Sie hat geantwortet: „Weil Sie ein Terrorist sind, sind Sie ein Risiko für die Sicherheit.“

Während dieser Zeit untersuchten sie jeden Gegenstand in meinem Gepäck. Nachdem ich aus dieser Kabine herausgekommen war und mich wieder angezogen hatte, waren sie noch dabei, meine Sachen zu durchsuchen. Als sie das endlich beendend hatten, sagten sie zu mir: „Sie können Ihre Sachen wieder einpacken.“ Ich war so wütend, dass ich ihnen geantwortet habe: „Sie haben sie ausgepackt, packen Sie sie also wieder ein.“

Ich beobachtete ebenfalls, was sich mit anderen Menschen in dieser Polizeiwache ereignete. Da war eine junge Frau mit einem kleinen Baby von ungefähr sieben oder acht Monaten. Während sie ihr Gepäck durchsuchten, fing das Baby an zu weinen. Die Mutter wollte es mit der Nahrung, die sie dabei hatte, beruhigen. Sie lehnten aber ab, dass sie dem Baby Nahrung gab. Ich habe kurz mit ihr gesprochen und sie hat mir gesagt: „Ich bin Israelin, ich bin Jüdin, ich bin in Israel geboren, aber ich lebe in England und sie bestrafen mich und mein Baby, wahrscheinlich weil ich Israel verlassen habe.“

Silvia Cattori: Warum haben diese Polizeibeamten Sie so erniedrigend behandelt? Wollten sie Sie bestrafen, weil Sie auf der Seite der Palästinenser standen?

Hedy Epstein: Wahrscheinlich nicht nur, weil ich in Palästina war, sondern auch wegen dem, was ich dort unternahm und sah. Ich habe an Demonstrationen gegen die Besatzung teilgenommen und das macht aus mir, so nehme ich es an, ein Sicherheitsrisiko, also ein Terrorist. Die Israelis finden normalerweise, dass der friedliche und gewaltlose Widerstand Terrorismus ist. Ihre Antwort auf den friedlichen und gewaltlosen Widerstand ist, echten Terrorismus wie Tränengas gegen israelische, palästinensische und internationale Demonstranten einzusetzen. Sie verwenden Gummikugeln – oder nennen es so -, aber es sind keine Kugeln aus Gummi, es sind Metallkugeln, die töten können, mit einer sehr feinen Gummischicht überzogen. Sie verwenden auch Kriegsmunition und Wasserwerfer.

Als ich 2005 am gewaltlosen Widerstand im Dorf von Bil'in, Palästina, teilgenommen hatte, machte ich selbstverständlich erneut diese Erfahrung. Eine ohrenbetäubende Bombe ist genau neben mir explodiert, deswegen habe ich teilweise Gehörschäden.

Aber verglichen mit dem, was die Palästinenser jeden Tag, jede Nacht, jede Minute ertragen müssen, ist das nichts. Sie leben in einem Gefängnis, sie sind Gefangene. Ich kann jedes Mal gehen, wann ich will. Die israelischen Sicherheitsbeamten können mich einige Stunden am Flughafen zurückhalten, aber letzten Endes kann ich gehen.

Silvia Cattori: Wie konnte man einer so charmanten Lady wie Ihnen so etwas antun? Waren Sie über die bei Ihnen angewendete Gewaltbehandlung bestürzt?

Hedy Epstein: Ja. Aber die Misshandlungen, die sie mir zugefügt haben, werden mich nicht abhalten. Sie wollten mich vielleicht entmutigen, nach Palästina zurückzugehen, aber natürlich bin ich zurückgegangen und ich werde weiterhin zurückgehen.

Silvia Cattori: Haben Ihnen die Menschen geglaubt, als Sie nach dieser mühsamen Prüfung in die USA zurückgekehrt sind und über das, was Sie gesehen und erlebt haben, berichteten?

Hedy Epstein: Einige glaubten, was ich Ihnen erzählte, aber in den Kreisen der dominierenden jüdischen Strömung gibt es solche, für die Israel immer das Opfer bleibt und die Palästinenser immer die Terroristen. Sie verstehen es nicht, sie stellen sich keine Fragen, denn sie wollen in Wirklichkeit nicht wissen, was sich dort ereignet. Ich habe mich für die Palästinenser eingesetzt und alle haben mich gebeten: „Wenn Sie in die USA zurückkehren, erklären Sie bitte dem amerikanischen Volk, was Sie gesehen und erlebt haben“.

Ich bin also dieses Engagement eingegangen und ergreife jede Gelegenheit, daüber zu reden was ich gesehen und erlebt habe. Weil das amerikanische Volk es nicht weiß. Es gibt Leute innerhalb dieser dominierenden jüdischen Strömung, die mich mundtot machen wollen. Aber das wird nicht geschehen. Sie können mich diffamieren, aber ich werde meinem Engagement für die Palästinenser Ehre machen.

Silvia Cattori: Ist es nicht für eine Holocaust-Überlebende noch unbehaglicher, die Brutalität anzuprangern, die von israelischen Besatzern gegen das palästinensische Volk ausgeübt wird?

Hedy Epstein: Dank dem Opfergeist meiner Eltern, die mich aus Deutschland ausreisen ließen, war ich nie in einem Lager und daher habe ich nie die schlimmen Erfahrungen der Überlebenden gehabt, aber ich weiß, was es bedeutet, Diskriminierung ausgesetzt zu sein. Ich wusste über die mörderischen Absichten von Hitler zwischen 1933 und 1939 Bescheid. Während dieser Periode, 1939, wurde mein Vater ins Konzentrationslager von Dachau geschickt. Er kam nach vier Wochen zurück, aber es war nicht mehr der Vater, den ich gekannt hatte: er war ein alter, gebrochener Mann.

Weil ich weiß, was es bedeutet, fühle ich mich verpflichtet und habe die Verantwortung, die Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, deren Opfer andere Menschen sind. Es gibt überall in der Welt Probleme und ich kann nicht alles tun; aber ich habe beschlossen, dass die Misshandlungen der israelischen Regierung am palästinischen Volk eine schwerwiegende Situation darstellen, gegen die ich protestieren muss und ich werde weiterhin machen, was ich kann.

Die Devisen waren für die Holocaust-Überlebenden immer: „Nie wieder...“ und „Sich daran erinnern“. In Bezug auf das „Sich-Daran-Erinnern“ habe ich es gewiss berücksichtigt. „Sich daran erinnern“ muss aber auch eine Perspektive für die Gegenwart und die Zukunft einbeziehen. Man kann nicht „Sich daran erinnern“ und „Nie wieder...“ begrenzen und erwarten, dass es sich ausschließlich auf Juden bezieht. Als ich mich neben dieser schrecklichen, 25 Fuß (acht Meter) hohen Betonmauer befand, die Israel gebaut hat, dachte ich: Mein Gott, diese Mauer, die die Juden gerade bauen, um die Palästinenser dahinter einzuschließen, und die gleichzeitig Gebäude, Häuser und palästinensische Wasserquellen zerstört, sind die Juden, die damals hinter Mauern eingeschlossen wurden. Sie können aber die Hoffnung der Palästinenser nie zerstören, da dieses Volk erstaunlich ausdauernd und mutig ist.

Silvia Cattori: Ich stelle mir vor, dass Ihr Leben von diesen schmerzhaften Entdeckungen tief betroffen wurde und dass Sie heute die Notwendigkeit spüren, an den Ort dieses Traumas zurückzukehren.

Hedy Epstein: Ja. Ich muss dorthin zurück, um zu testen, was Israel behauptet, dass nämlich Gaza nicht mehr besetzt sei, dass Gaza frei sei. Wenn die israelischen Streitkräfte wirklich nicht mehr in Gaza sind, müsste ich diesen Sommer nach Gaza gehen können. Wenn man mich aber daran hindert, nach Gaza zu gehen, oder wenn ich Schwierigkeiten bekomme, wird dadurch in den Augen der Weltöffentlichkeit die Lüge aufgedeckt werden, die die israelischen Behörden versuchen, uns glaubhaft zu machen. Sie sagen, dass sie sich nicht mehr in Gaza befinden. Wenn sie nicht mehr dort sind, warum sollten sie mich daran hindern, dorthin zu gehen? Es ist eine Art von Test.

Silvia Cattori: Glauben Sie, dass die Situation sich nur verschlimmert und sich nichts ändern wird, solange die Solidaritätsbewegung keine verbindlichen Maßnahmen gegen Israel annehmen wird?

Hedy Epstein: Man weiß nie, ob das, wofür man sich einsetzt, ein Ergebnis haben wird. Man muss also weiter suchen, nicht aufgeben, versuchen, etwas anderes zu machen. Diese Aktion ist zweifellos original. Sie kann dazu fähig sein, die Weltöffentlichkeit auf die Situation in Gaza aufmerksam zu machen und vielleicht wird sie zum ersten Mal ihre Augen, ihre Ohren und ihren Verstand öffnen, damit sie sieht, was sich wirklich in Gaza ereignet.

Silvia Cattori: Die Mehrheit derjenigen, die sich über das, was sich in Palästina ereignet, äußern, werden oft von Pro- Israelis als „Antisemit“ gestempelt. Haben Sie versucht zu erklären, dass es sich um ein falsches Verhalten handelt?

Hedy Epstein: Ich glaube, dass es für Christen und für Muslime sehr schwierig ist, aber besonders für Christen, viel schwieriger als für mich, die Jüdin ist. Wenn sie die Politik und die Handlungen der israelischen Regierung anprangern, werden sie automatisch als Antisemit bezeichnet. Es ist lächerlich, mich als Antisemit zu bezeichnen; ich bin Semit, warum sollte ich gegen mich selbst sein? Das gilt ebenfalls für die Araber. Sie SIND Semiten. Aber ich glaube, dass es schwieriger für die Christen ist, viel schwieriger, denn es ist wahr, dass einige Christen Antisemiten waren. Wenn sie also die Handlungsweisen von Israel kritisieren, sind sie in den Augen von einigen Juden automatisch antisemitisch.

Silvia Cattori: Was sagen Sie denjenigen, die Sie beschuldigen, „Antisemit“ zu sein?

Hedy Epstein: Ich hatte bei den vielen jüdischen Organisationen keinen großen Erfolg; sie wollen mich nicht anhören. Ich habe nicht erreicht, ihnen verständlich zu machen, was Israel in ihrem Namen begeht. Wenn ich aber von christlichen, von nicht-jüdischen oder von muslimischen Gruppen eingeladen wurde zu sprechen, wurde ich immer mit viel Zuneigung, Höflichkeit und Freundschaft empfangen.

Silvia Cattori: Ich habe verstanden, dass Ihr großes Anliegen darin besteht, den Menschen mit jüdischer Konfession und den jüdischen Organisationen, die sich nach Israel ausrichten, bewusst zu machen, dass sie in die verkehrte Richtung gehen, wenn sie die Anerkennung der palästinensischen Leiden und das Recht der Palästinenser auf Würde ablehnen.

Hedy Epstein: Wenn sie wirklich, wie sie es sagen, Israel lieben, und wenn sie die Zukunft Israels gewährleisten wollen, müssten sie ihre Augen und ihren Verstand öffnen und sehen, was Israel macht und bis zu welchem Grad es für Israel verhängnisvoll ist, so zu handeln. Wenn die Israelis in Sicherheit leben wollen, müssen sie den Kurs ändern, die Diskriminierungen und die Angriffe gegen das palästinensische Volk einstellen. Dann können die zwei Völker in Frieden und in Harmonie leben. In Wirklichkeit ist das der Wunsch der Mehrheit unter ihnen, aber Israel blockiert mit der Unterstützung der amerikanischen jüdischen Gemeinschaft und der amerikanischen Regierung immer den Weg. Was sie machen ist ein Fehler; es geht in die entgegengesetzte Richtung von dem, was sie erreichen wollen.

Silvia Cattori: Erwarten Sie durch diese Expedition auf dem Meer, an der Sie teilnehmen werden, das Herz der Israelis zu öffnen? Glauben Sie, dass die Mehrheit von ihnen verstehen wird, dass sich etwas ändern muss, dass Brutalität nicht die Lösung ist?

Hedy Epstein: Als ich in Palästina war, bin ich israelischen Soldaten begegnet und ich habe jede Gelegenheit ergriffen, um zu versuchen, mit ihnen zu reden. Ich stellte ihnen Fragen über sich selbst, wer sie waren, was sie gerade machten und weswegen sie es machten. Ich habe versucht zu erreichen, dass sie über sich selbst reden und darüber, was sie empfinden würden, wenn das, was sie anderen antun, einem Mitglied ihrer Familie, Großmutter oder Vater passieren würde. Ich sagte ihnen: Was würden Sie empfinden? Und wenn Sie nicht wollen, dass es Ihnen passiert, tun Sie es keinem anderen an.

Silvia Cattori: Waren sie gelegentlich bereit, Ihnen zuzuhören?

Hedy Epstein: Nur ein Soldat hat mir gesagt: „Ich werde darüber nachdenken“. Ob er es machte oder nicht, werde ich nie erfahren. Aber ich werde Ihnen eine amüsante Erfahrung mit einem israelischen Soldaten erzählen. Mehrere unter uns versuchten, sich an einen bestimmten Ort in Palästina zu begeben. Wir waren eine Gruppe, der ich mich angeschlossen hatte, und machten einen Film. Vor unserem Start, morgens, haben wir unsere Rucksäcke im Reisebus abgelegt. Ich sah einen Fußball im Bus und habe gefragt: „Könnte ich den Ball ausleihen?“ Man hat mir geantwortet: „Ja, aber was wollen Sie damit machen?“ Ich habe erwidert: „Weiß ich nicht“, und sie haben mir gesagt: „Nehmen Sie ihn“. Ich hatte also diesen Ball in den Händen, als wir auf einen provisorischen Checkpoint trafen. Ein provisorischer Checkpoint besteht eigentlich nur aus ein paar Jeeps, die unverhofft mit Soldaten die Straße versperren und niemanden durchlassen. Wir waren alle Amerikaner und der Soldat sagte uns, dass wir durchgehen können, aber nicht der Tontechniker. Er war Palästinenser und obwohl er einen israelischen Personalausweis hatte, durfte er nicht durchgehen. Wir haben angefangen, für ihn zu betteln und uns für ihn einzusetzen. Der Soldat wiederholte aber nur: „Nein, er kann nicht weiter, der Rest von Ihnen kann weiter, aber er nicht.“ Damit befanden wir uns in einer Sackgasse, da wir nicht ohne ihn weitergehen wollten. Nun, daraufhin habe ich dem Soldaten den Ball zugeworfen, der ihn mir zurückwarf. Wir haben uns diesen Ball eine kurze Zeit lang zugeworfen und plötzlich hat der Soldat gesagt: „OK, der Tontechniker kann durchgehen.“ Es war ein glückliches Ende, aber es zeigte uns auch die totale Willkür der Entscheidung.

Silvia Cattori: Sind Sie optimistisch, was die Menschheit betrifft?

Hedy Epstein: Also, ich kann Ihnen sagen, dass ich einen Ball mit nach Gaza nehmen werde. Keinen Fußball, aber einen kleinen Ball.

Silvia Cattori: Sie werden also diesen Sommer auf dem Meer eine Reise mit Ihrem Ball nach Gaza machen. Befürchten Sie nicht, dass die israelische Armee Sie brutal zurückdrängen wird?

Hedy Epstein: Nein. Die Israelis haben mir bereits das Schlimmste angetan, als sie mich im Januar 2004, am Flughafen Ben Gurion, „von innen“ untersucht haben. Es war das Schlimmste und sie können mir nichts Schlimmeres antun. Dieses Mal müssen sie 70 Personen durchsuchen.

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler & Anis Hamadeh

Englische Fassung: www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=5962


Fußnoten:
(1) www.hedyepstein.com/ (zurück)
(2) www.freegaza.org (zurück)
(3) www.counterpunch.org/cattori06072007.html www.voltairenet.org/article148842.html (zurück)

Summarische Exekutionen durch die Soldaten von Abbas und Dahlan (Video)
Text von Silvia Cattori, 24. Mai 2007

Das Video www.globalresearch.ca/audiovideo/Altakwa.wmv [Link nicht mehr aktiv] zeigt, wie die Militärsicherheitskräfte des Präsidenten Mahmoud Abbas waffenlose Männer liquidieren, weil sie Sympathisanten oder Mitglieder der demokratisch gewählten Hamas-Regierung sind.

Die Sequenz, in der man die Exekution eines jungen Palästinensers durch Soldaten sieht, die unter dem Befehl des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas und von Mohamed Dahlan stehen, ist von einem Balkon aus gefilmt worden. Es hat sich auf einer Straße in der Nähe der Hauptquartiere der Sicherheitskräfte der palästinensischen Autonomiebehörde ereignet. Das Viertel heißt al-Saraya.

Dieser Film zeigt uns nur teilweise, was sich dort ereignet hat. Es fehlt die Sequenz, wo der junge Palästinenser aufgefordert wurde, aus seinem Auto herauszukommen, wo er in die Knie gezwungen wurde und wo er unter Gewehrfeuer umfällt. Das Video beginnt in dem Moment wo der Verurteilte zusammenbricht und sein Blut verliert.

Man sieht den anfahrenden Krankenwagen; die maskierten Soldaten in schwarzer Uniform, die die Krankenwagenfahrer daran hindern dem jungen Mann, Hilfe zukommen zu lassen. Man hört einen der Soldaten, der den Krankenwagenfahrern zuschreit: „Lasst ihn sterben“. Dann sieht man den verletzten jungen Mann, der versucht, sich zu erheben, aber unter erneutem Beschuss zurückfällt und stirbt.

Der Name von diesem hingerichteten jungen Palästinenser ist auf der Liste im Artikel unten.

Es scheint, als ob keine Medien in Palästina darüber berichtet haben, außer einigen, die mit der Hamas-Bewegung in Verbindung stehen. Die Medien sind mehrheitlich unter der Kontrolle der Fatah-Partei; die Partei, die mit diesen Sicherheitskräften verbunden ist, die bereit sind, die Palästinenser zu liquidieren, die der Hamas zur Seite stehen, der demokratisch gewählten regierenden Macht.

Wo sind die so genannten Vertreter des palästinensischen Volkes bei der UNO oder der Europäischen Union, die jede Freiheit haben, jene der Fatah anzuprangern, die, um an die Macht zurückzukommen, dabei sind, ihr Volk in noch mehr Angst und Hass zu versetzen? Warum interessiert es sie so wenig, das Furcht Erregende anzuprangern, das sich anbahnt? Warten sie darauf, dass Herr Abbas siegreich aus diesem geplanten Staatsstreich hervortritt, der gemeinsam mit Condolezza Rice und Ehud Olmert vorbereitet wurde?

Übersetzung aus dem Französischen: Monica Hostettler

Gaza: Summarische Exekutionen
von Silvia Cattori, 22. Mai 2007

Die israelische Besatzungsarmee ist nicht mehr die Einzige, die die Kriegsgesetze verletzt und die palästinensischen Patrioten summarisch hinrichtet.

Der Plan zur Liquidierung von Hamas-Mitgliedern durch die Repressionskräfte des Präsidenten Mahmoud Abbas – ein Plan, der schon seit langem von den israelischen Militärstrategen ausgeheckt wurde – hat die Bevölkerung von Gaza in ein absolutes Entsetzen gestürzt.

Neun Palästinenser, die nicht in Kampfbereitschaft waren, wären eiskalt von Männern der palästinensischen Sicherheitskräfte des Mahmoud Abbas in der vergangenen Woche in Gaza summarisch hingerichtet worden. Von palästinensischen Sicherheitskräften, die von den USA und Israel trainiert und ausgerüstet werden, gedrillt, um ihre eigenen Brüder zu bekämpfen und zu hassen, nur weil sie Gläubige, Angestellte der Hamas-Regierung oder Mitglieder des Widerstands gegen den Besatzer sind.

Augenzeugen berichteten, dass sie bewaffnete, maskierte Fatah-Männer in schwarzer Uniform mit brandneuen M16 Maschinengewehren gesehen haben, wie sie die Passanten an den errichteten Straßensperren anhielten.

Diejenigen Passanten, deren Namen sich als Hamas-Mitglieder auf der im Computer registrierten Liste wieder fanden, wurden sofort hingerichtet.

Es folgen hier die Namen der neun Palästinenser, die vergangene Woche von den politischen Kräften der Fatah-Partei, die mit dem israelischen Besatzer kollaborieren, summarisch hingerichtet wurden, weil sie entweder Angestellte der Hamas-Regierung waren oder weil sie dem politischen- oder militärischen Arm der Hamas angehörten.

Ibrahim Maniya, 45 Jahre alt
Isan Mohammed El Joujou, 22 Jahre alt
Hani Mohamed Kalajah, 33 Jahre alt
Abdel Fatah Abu Sama'an, 23 Jahre alt
Mon'amin Al Deeri, 20 Jahre alt
Mohamed Hassaneen, 28 Jahre alt
Mahmoud El Bajed, 54 Jahre alt
Mahmoud Abdel Razeq, 22 Jahre alt
Abdel Kader Abu Zeide, 23 Jahre alt

Die wenigen anwesenden Zeugen hätten Folgendes berichtet: „Sie haben ihnen die Hände hinter dem Rücken festgeschnallt, sie in die Knie gezwungen, während sie Beleidigungen von religiösem Charakter geäußert hätten und sie haben sie auf der Stelle hingerichtet. Beim Begräbnis von Ibrahim Maniya haben die Sicherheitskräfte auf die Anwesenden geschossen“.

Außer dem Hamas-Radiosender haben die Medien, die in der Mehrheit in Gaza unter dem Einfluss oder unter der Kontrolle von Fatah stehen, nicht über diese summarischen Exekutionen berichtet, die von Männern begangen worden wären, die mit den Sicherheitskräften des Präsidenten Abbas in Verbindung stehen.

Man sollte unterstreichen, dass, kurz bevor diese brudermörderischen Vorfälle stattfanden, Yasser Abdel Rabbo (der Architekt der Genfer-Initiative) und Azzam Al- Ahmed, der palästinensische Vize-Premier der derzeitigen Regierung – beide Fatah-Mitglieder – zur „Liquidierung der Hamas-Sicherheitskräfte“ aufgerufen haben (die Polizei – ungefähr 5000 Männer, die von der Hamas-Regierung gegründet wurde). Die Leute, die den Mordaufruf anhörten, haben sofort begriffen, dass sich etwas Schreckliches anbahnt: Abdel Rabbo und Al-Ahmad-Ahmed gaben ihr grünes Licht für den israelischen Liquidierungsplan der Hamas. Im Übrigen wurde dieser Aufruf für die Liquidierung der Hamas-Mitglieder, dem Aufruf des israelischen Ministers Liebermann nachgeahmt, der klarstellte dass „die Zeit gekommen ist, die Drohungen in Handlungen umzusetzen“, der „totalen Zerschlagung“ der Hamas.

Das Leiden dieses eingesperrten und zutiefst verletzten Volkes in Gaza, das dem Faustrecht ausgeliefert ist, befindet sich auf seinem Höhepunkt.

Somit haben sich palästinensische Führungskräfte, gestärkt durch diese Kollaboration mit den Agenten der CIA, Shabak und Mossad, in eifrige Verbündete des israelischen Staates verwandelt, um endlich den Widerstand gegen den Besatzer zu beenden.

Übersetzung aus dem Französischen: Monica Hostettler

Palästina: Die schädlichen Auswirkungen des kriminellen Boykotts
von Silvia Cattori, 11. Mai 2007

Der seit länger als einem Jahr andauernde Wirtschaftsboykott, der dem palästinensischen Volk von den USA und der Europäischen Union auferlegt wurde, soll dieses Volk erdrosseln und den Forderungen Israels unterwerfen.

Das Leben der Einwohner des Westjordanlands und Gazas war schon vor dem Boykott grauenhaft. Doch dieser Boykott, der Menschlichkeit unwürdig, hat das tägliche Leben noch viel grauenhafter gemacht.

Die demokratischen Staaten, die behaupten, sich für Freiheit und Menschenrechte einzusetzen, sind so weit gegangen, einem Volk, welches auf Grund der israelischen Besatzung schon seit langen Jahren unter Entbehrungen leidet, alle Existenzmittel zu entziehen. Es ist ein Verbrechen. Es ist skandalös. Es muss beendet werden.

Die erschreckenden, unerbittlichen Ergebnisse liegen vor unseren Augen.

Dieser Boykott hat die gesamte Gesellschaft zerstört und die Situation, die bereits extrem ernst war, noch verschlimmert. Es ist eine geplante menschliche Katastrophe.

Durch diesen ungerechten wie auch illegalen Boykott, hat die Weltgemeinschaft vorsätzlich Millionen von Palästinenser versklavt, weil sie die politischen Organe gewählt haben, die sie für fähig befanden, ihre Interessen zu vertreten. Einige Sklaven konnten während der Sklaverei ihren Henkern manchmal entkommen, aber die Palästinenser von Gaza, die durch die israelischen Militärbesatzer in einem riesigen Gefängnis eingesperrt leben, können nirgendwohin fliehen.

Da leiden heute hunderttausende Kinder unter schlechter Ernährung; da sind die Mütter am Ende ihrer Ressourcen und sind heute gezwungen sich zu prostituieren, um ihre Sprösslinge zu ernähren; da sind die Väter ohne Lohn, die, nachdem sie die wenigen verkäuflichen, persönlichen Sachen, die in ihrem Besitz waren, verkauft haben, nun in Verzweiflung versetzt sind, erniedrigt, weil sie ihren Familien kein annehmbares Leben bieten können. In ihrer Manneswürde verletzt gleiten sie in den Wahnsinn ab. Es ist tatsächlich nicht selten, untätige Männer zu sehen, die scheinen, als ob sie den Verstand verloren haben, die, mit sich selbst redend, in der Öffentlichkeit umherirren.

Welcher Vater und welche Mutter kann es ertragen, seine Kinder ausweglos dahinsiechen zu sehen? „Für unsere Gesellschaft ist es entsetzlich. Wir sind ins Extrem gedrängt worden. Prostitution ist nicht allgemein üblich in Gaza. Es wird wie eine immense Beleidigung empfunden, eine immense Erniedrigung. Es ist eine schreckliche Kränkung für eine Gesellschaft wie die unsere, wo die Frau geschützt ist und wo Prostitution nicht existiert hat“ bedauert diese Frau, die nicht ohne Vorbehalt akzeptiert hat, dieses Übel zu erwähnen.

Es bricht uns das Herz, sich bewusst zu sein, dass der Wirtschaftsboykott der „westlichen“ Welt es fertig gebracht hat, einige von diesen stolzen, widerstandsfähigen Müttern zu diesem Ende zu drängen, zu diesem Verfall! Es bricht uns das Herz, sich bewusst zu sein, dass diese Mütter auf das Einzige, was ihnen übrig bleibt, ihre Würde, verzichten müssen, um das Einzige, was für sie Bedeutung hat, zu retten, das Überleben ihres Kindes.

Wo sind die Solidaritätsbewegungen angesichts dieser immensen Tragödie, die die Palästinenser, Opfer der israelischen Unterdrückung, verteidigen müssten? Warum hört man nicht ihre Stimmen?

Wäre es nicht endlich Zeit, dass diese Bewegungen, die unpassenderweise die Oslo-Abkommen unterstützt haben und auch jene, die in Palästina weitgehend auf Kosten des Volkes davon profitierten, die bitteren Lehren daraus ziehen?

Warum rufen die Verantwortlichen dieser Vereine, die die Verteidiger der Palästinenser sein wollen, Verteidigern ihrer Rechte, nicht massiv zu einem Boykott von Israel auf? Warum handeln sie anders und neutralisieren die Stimme von jenen, die seit langem verlangen, dass der Apartheidstaat Israel genauso behandelt wird, wie Südafrika – was erfolgreich war?

Warum führen sie keine breite Kampagne, die darauf abzielt, Druck auf die „westlichen“ Regierungen auszuüben, damit sie den unmoralischen Finanzboykott und den politischen Boykott der demokratisch gewählten Hamas-Mitglieder beenden, der gleich alle Palästinenser sanktioniert?

Wäre die Antwort auf diese Frage nicht, dass die Stimmen der zahlreichen Solidaritätsvereine mehrheitlich vom israelischen „Friedenslager“ kontrolliert werden, die besorgter sind, die Interessen Israels zu bewahren, als die Rechte der Palästinenser zu verteidigen?

Deutsche Übersetzung : Monica Hostettler

Originalfassung: www.palestine-solidarite.org/analyses.Silvia_Cattori.120507.htm

Palästina: Die Schweizer Diplomatie muss das Internationale Recht verteidigen
von Silvia Cattori, Genf, 27.04.2007

Können die Äußerungen der Schweizer Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey vom 26. April 2007 in Genf, die bei der Eröffnung der Ausstellung Gaza, Schnittstelle zahlreicher Zivilisationen, in Anwesenheit des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas gehalten wurden nicht eine gänzlich abweichende Vision der Realität glaubwürdig erscheinen lassen?

Wenn Frau Calmy-Rey erklärt: „Die Schweiz bedauert das Wiederaufflammen von Gewalt im Gazastreifen und im Westjordanland und fordert die Konfliktparteien auf, den Weg des Dialogs weiterzuverfolgen und sich jeder Aktion zu enthalten, die den Waffenstillstand in Gaza schwächen könnte“, stellt sie damit nicht freiwillig den Henker und das Opfer auf die gleiche Ebene, als ob es sich um einen Krieg zwischen zwei Staaten handeln würde, wohingegen es sich um einen Krieg handelt, der von Israel, einem militärisch und wirtschaftlich starken Kolonialstaat gegen ein Volk, die Palästinenser, geführt wird, die weder einen Staat noch Mittel haben, sich zu verteidigen?

Warum diese symmetrische Art und Weise, um Situationen darzustellen, die asymmetrisch sind? Warum die Verneinung der schrecklich ungerechten Situation, die die Palästinenser aus dem Gleichgewicht bringt? Seit dem Waffenstillstand, der im November 2006 abgeschlossen wurde, hat Israel 600 Militäroffensiven geführt und Hunderte von Palästinensern getötet, verletzt und entführt.

Als ich Frau Calmy-Rey zuhörte, erinnerte ich mich an die Gedanken von Herrn Professor Bertrand Badie [1] in Bezug auf solche Reden von Politikern, die „erstaunten, wenn sie über den israelisch-palästinensischen Konflikt sprechen und sie darauf bestehen zu sagen: Es ist notwendig, dass jede Partei den Beweis guten Willens erbringt. Es ist notwendig, dass jeder tut, was er kann. Es ist notwendig, dass jeder einen Schritt in Richtung des anderen macht. Es ist notwendig, dass Israel maßvoller handelt, aber es ist auch notwendig, dass die Palästinenser auf die Gewalt verzichten (…), man kann nicht in der Grammatik der internationalen Beziehungen, wenn Sie mir erlauben es so zu bezeichnen, die selben Sachen von einen Staat und einen Nicht-Staat verlangen. Man kann nicht dasselbe von jemanden verlangen der alles besitzt wie von jemanden, der nichts hat. Denn dies ist außergewöhnlich gefährlich. Es ist eine Quelle von Gewalt, eine Radikalisierung der Gewalt, die sehr beunruhigend ist.“

Würde die Rolle der Schweiz, die Depositarstaat der Genfer Konventionen ist, nicht darin bestehen, das Wahre zu sagen und zu vermeiden, diese falsche Symmetrie glaubwürdig erscheinen zu lassen und vor allen Dingen, die Einhaltung dieser Konventionen von der Bestatzungsmacht zu fordern, sowie die Einhaltung der zahlreichen UN-Resolutionen zu fordern, die besonders den Abzug von Israel aus den besetzten Gebieten verlangen?

Frau Calmy-Rey hat ebenfalls erklärt; „Man hat diskutiert, wie die " Genfer Initiative " im Rahmen des Friedensplans der Arabischen Liga zur Geltung gebracht werden kann“. In Wirklichkeit ist diese Genfer Initiative, auch Genfer Abkommen genannt, die im Jahre 2003 als eine historische Wende vorgestellt wurde, nach der Struktur der OSLO-Abkommen verfasst, die bewiesen haben, dass keine Friedensinitiative erfolgreich sein kann, solange die Besatzung aufrechterhalten wird und dass man nicht auf rechtfertigbarer Art und Weise von Menschen verlangen kann, die unter Besatzung leben, Konzessionen zu machen und mit dem Besatzer auf gleicher Ebene zu verhandeln.

Die Genfer Initiative – genauso wie die Road Map und die vorausgegangenen Initiativen-, basieren alle auf einem Kräfteverhältnis und zielen darauf ab, durchzusetzen, dass die palästinensischen Opfer das akzeptieren, was Israel nie mit Gewalt erreicht hat. Die Genfer Initiative widerspricht noch dazu dem Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge, welches durch die UN-Resolution 194 anerkannt wurde und entspricht also nicht den Grundsätzen von Recht und Ordnung und den Vorschriften des Internationalen Rechts.

Im Moment, da die Palästinenser unter immer katastrophaleren Konditionen leben, im Moment, da weite Bereiche der Bevölkerung ohne Einkommen sind und unter schlechter Ernährung leiden, im Moment, da Israel die blutigen Militäroffensiven gegen Zivilisten eskalieren lässt, sollte man da nicht von der Schweizer Diplomatie erwarten, dass sie sich bemüht, bei der Europäischen Union das Ende des ökonomischen Boykotts zu erzielen, sowie die Achtung des Internationalen Rechts, vonseiten Israels – wenn sie den Palästinensern helfen will und ihnen nicht noch weitere Frustrationen und Erniedrigungen zufügen will – anstatt weiterhin die Menschen in den Illusionen dieser Genfer Initiative zu wiegen, die unvorsichtigerweise von der Schweizer Diplomatie entwickelt wurde und die sie weiter unterstützt.

Ist die Ankündigung über einen baldigen Besuch des palästinensischen Premierministers Ismaïl Haniyeh in der Schweiz, die soeben gemacht wurde, ein Zeichen dafür, dass die Schweiz gedenkt, nunmehr ein Beispiel zu sein, indem sie den Boykott der demokratisch gewählten Hamas-Mitglieder bricht?

[1] Die Konferenz von M. Badie, Professor am Institut d'Etudes Politiques de Paris fand am 19. Januar 2004 im Institut d'Etudes Politiques de Paris (Sciences PO) statt. Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler.

Siehe auch: Sam Bahour: Das „Genfer Abkommen“ ist ein Fehler
Interview von Silvia Cattori, 24. April 2007

Sam Bahour: Das „Genfer Abkommen“ ist ein Fehler
Interview von Silvia Cattori, 24. April 2007

Sam Bahour, ein palästinensischer Geschäftsmann mit amerikanischer Staatsangehörigkeit, ist fest entschlossen, zur Entwicklung seines Landes beizutragen. Er hat 1994 beschlossen, sich in Palästina niederzulassen. Während jede Person mit jüdischer Konfession sich nach Gutdünken in Israel niederlassen kann, hat Sam Bahour nur Anspruch auf ein Touristenvisum, das ihn zwingt, jeden Monat aus Palästina auszureisen, um eine Verlängerung zu erhalten. Anlässlich des kulturellen Besuchs vom palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas in Genf hat Silvia Cattori Sam Bahour nach seinem Standpunkt über die Nützlichkeit des Genfer Abkommens und über die Zweckmäßigkeit dieser Art von Zusammenkünften befragt, zu einem Zeitpunkt, in dem das palästinensische Volk – besonders in Gaza – unter Hunger leidet und mit der ständigen Gefahr der schlimmsten israelischen Militäroffensiven lebt.

Silvia Cattori: Wie kann die Autonomie-Behörde, die Fatah nahe steht, weiterhin eine Friedensinitiative wie das Genfer Abkommen gutheißen und dabei die Tatsache ignorieren, dass alle Fraktionen das Abkommen abgelehnt haben? Die Schweiz hat beträchtliche Summen engagiert, um dieses Abkommen zu fördern. Könnte dieses Geld nicht verwendet werden, um das Trinkwasser der Palästinenser zu reinigen, die in Gaza dazu verurteilt sind, ungesundes Wasser zu trinken? Denken Sie, dass die Schweiz Ihrer Sache geschadet hat, indem sie eine dermaßen kostspielige Initiative unterstützt hat?

Sam Bahour: Diese Schweizer Initiative war nicht nur auf finanzieller Ebene sehr kostspielig; sondern auch auf politischer Ebene; denn die von den Palästinensern im Rahmen des Genfer Abkommens erzwungenen Konzessionen drohen zum Maßstab jeder zukünftige Verhandlung zu werden.

Niemand sollte die israelischen Verhandlungsablehnungen benutzen, um von seiner Seite aus mit einer ganz kleinen Minderheit israelischer Aktivisten das Schicksal unseres Volkes zu verhandeln. Die Palästinenser, die an den Verhandlungen im Rahmen dieser Genfer Initiative teilgenommen haben, hätten diese unter jenem Aspekt in Betracht ziehen sollen. Sie haben in diesem Rahmen Konzessionen gemacht, die für die Mehrheit der palästinensischen Fraktionen schlecht waren. Ich denke nicht, dass Palästinenser ihrer Sache dienen, indem sie in ihrem persönlichen Namen handeln und sich dieser Art von Verhandlungen widmen. Die Konzessionen, die sie machen, gehen noch weit über die zahlreichen Konzessionen hinaus, die wir bereits bewilligt haben, ohne etwas als Gegenleistung zu erhalten.

Arafat, der damals unser Präsident war, hat einen Fehler gemacht, als er diese Abkommen unterstützte, die das von der UNO anerkannte unveräußerliche Rückkehrrecht annullierten, ein Recht, das nie von der internationalen Gemeinschaft geleugnet wurde. Wir haben so viele Konzessionen gemacht! Was haben wir erhalten? Wir haben eine Apartheidmauer, die unsere Gebiete durchquert und täglich müssen wir Bombardierungen und Ermordungen über uns ergehen lassen.

Silvia Cattori: Warum also erlaubt die palästinensische Autonomie-Behörde Abbed Rabbo, überall auf der Welt diese Genfer Initiative zu fördern, die das Recht auf Rückkehr herschenkt, obwohl er weiß dass sein Volk es nie akzeptieren würde?

Sam Bahour: Abbed Rabbo hat privat und auf persönliche Initiative verhandelt, genauso wie der Israeli Yossi Beilin. Die Tatsache, dass Staaten wie die Schweiz oder die USA solchen Individuen, die nur in ihrem Namen sprechen und nicht ihr Volk vertreten, eine große Bedeutung geben, führt dazu, dass das ganze Netz der internationalen Beziehung einstürzt und seine Glaubwürdigkeit verliert.

Die erste Etappe jeder Initiative sollte sein, seine Bestrebungen und seinen politischen Willen dem Dienst der festgesetzten Forderungen zu verpflichten, die durch die IV. Genfer Konvention festgelegt wurden. Der Depositarstaat der Genfer Konventionen sollte mindestens den Besatzer veranlassen, das Gesetz zu respektieren, welches die Besatzung regelt und somit gewährleisten, dass der Besatzer nicht die Besetzten tyrannisiert. Jeder kann sehen, dass Israel die Palästinenser brutal unterdrückt. Die Schweiz müsste ihre Verpflichtungen erfüllen und alles versuchen, um Israel zu stoppen.

Wir erwarten von der Schweiz, wenn sie ernst genommen werden will, dass sie die gewählte Regierung in Palästina unterstützt und dass sie nicht unter dem Druck der USA in die Falle des Boykotts fällt.

Anstatt weiterhin Verbindungen zu Privatleuten zu unterhalten erwarte ich von der Schweiz, dass sie den Menschen, die unter der Militärbesatzung leben, wirklich gemäß dem internationalen Gesetz gewährleistet, geschützt zu werden und dass die Schweiz all ihren politischen Willen benutzt, um Israel dazu zu veranlassen, seine Verpflichtungen zu respektieren.

Silvia Cattori: Der verbreitete Diskurs, den man von den Palästinensern hört, die an solchen offiziellen Treffen im Westen teilnehmen – heute unter der Leitung von Abou Mazen, damals unter Arafat – ist: „Unterstützt uns, gebt uns Geld, sonst werden die Islamisten gewinnen“. Dieser Diskurs ist sehr wirksam, aber bestimmt hilft er nicht die Nationale Einheit in Palästina aufzubauen!

Sam Bahour: Es wird immer Personen geben, die mehr ihre eigenen Interessen vertreten als die ihres Volkes. Eher als getrennt zu verhandeln und außerhalb der Rahmen zu handeln, die in den Grenzen des internationalen Rechts liegen, bleibt nur Folgendes übrig: Ein Aufruf an die israelische Regierung diesen Krieg und die Besatzung Palästinas zu beenden. Es gibt einen Besatzer und ein besetztes Volk. Man sollte an der Seite von Gerechtigkeit und historischer Wahrheit stehen.

Silvia Cattori: Bei seinen Auslandskontakten lässt Herr Abbas keine Vertreter der Hamas-Regierung zu, was die Gespräche ganz schön verfälschen kann. Herr Abbas nimmt am 26. April 2007 an der Eröffnung einer Ausstellung im Kunst- und Geschichtsmuseum von Genf teil. Es findet momentan eine Geldsammlung statt, um ein Museum auf Initiative der Stadt Genf in Gaza zu bauen. Israel hat die ganze Infrastruktur – wie man es seit dem vergangenen Sommer sieht – in Gaza zerstört. Was denken die Palästinenser, die heute um ihr Überleben kämpfen, über diese Art von Projekten?

Sam Bahour: Wir müssen dem Besatzer standhalten und kämpfen, um ihn zu vertreiben. Kunst kann eine Art von Widerstand sein. Allerdings darf Kunst keine Priorität werden, während Menschen unter Hunger leiden und in totaler Unsicherheit leben. Sicherheit und Ernährung sind die Hauptprobleme in Gaza.

Man muss auch ihre Regierung daran erinnern, dass man dringlich einschreiten sollte, damit der Boykott, den man unserem Volk unter Besatzung auferlegt hat, beendet wird. Ein völliges Novum. Die Priorität im heutigen Gaza besteht darin, die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten. Für diejenigen, die uns helfen wollen, liegen die Prioritäten der Palästinenser darin, Nahrungsmittel zu haben, dass die Kinder zur Schule gehen können und dass das Recht der Kinder auf eine normale Entwicklung respektiert wird.

In Gaza bricht die Gesellschaft zusammen, die Lage verschlechtert sich beunruhigend. Die Menschen kämpfen, um Nahrungsmittel zu finden, sie haben Hunger und Israel hält in Gaza, wo man wie in einem Gefängnis eingeschlossen lebt, die Blockade und die Bombardierungsbedrohungen aufrecht. Die Priorität aller Prioritäten ist die Sicherheit in Gaza und dass der auferlegte Würgegriffs des Besatzers ein Ende nimmt, ansonsten können die Palästinenser sich nur auflehnen.

Ich bin mit Ihnen einverstanden, dass es Prioritäten gibt. Die wichtigsten Prioritäten müssen deutlich ausgesprochen werden, eine Vorbedingung für jedes Projekt.

Die dringendste Priorität für alle Palästinenser ist heute die Sicherheit und die Beendigung der Besatzung. Alle anderen Projekte – kulturelle und wirtschaftliche – können weitergeführt werden, aber kein Projekt darf die Priorität der Beendigung der Besatzung herabsetzen. Wenn Institutionen Initiativen ergreifen, müssen sie sich damit beschäftigen, ob das Projekt helfen könnte die Besatzung zu beenden. Ich nehme an, dass Mahmoud Abbas sich darum kümmern wird, diese Fragen aufzuwerfen.

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler

Originalfassung: www.palestine-solidarite.org/analyses.Silvia_Cattori.240407.htm

Siehe auch: Palästina: Die Schweizer Diplomatie muss das Internationale Recht verteidigen.
von Silvia Cattori, Genf, 27.04.2007

Gaza: „Die Leute haben Hunger“
von Silvia Cattori, Gaza, am 9.4.2007

Khaled, ein Familienvater, der keiner politischen Partei nahe steht, spricht hier über die Situation in Gaza, wie sie vom palästinensischen Durchschnittsmenschen wahrgenommen wird. Gaza, diese Enklave, die den Unmenschlichkeiten der Militärblockade und den kollektiven Bestrafungen des israelischen Staates unterliegt.

Silvia Cattori : Hat der Zusammenschluss zwischen Fatah und Hamas von Mekka dazu beigetragen, die Konfrontationsgefahr zwischen den Palästinenser abzuwenden?

Khaled : Das palästinensische Volk fürchtete einen Bürgerkrieg und verlangte in seiner Mehrheit nach einer nationalen Einheitsregierung. Die Zusammenkunft in Mekka ist Palästina durch die internen Spannungen auferlegt worden. Wir denken, dass es heute kein Risiko von Bürgerkrieg mehr gibt.

Silvia Cattori : Gab es vor kurzem nicht Zwischenfälle in Gaza?

Khaled : Es gab Vergeltungsakten zwischen den Familien. Die Fatah-Mitglieder waren in der Vergangenheit der Ursprung der Auseinandersetzungen, die Tote verursacht haben. Es gibt heute Familien, die sich an denen rächen, die in der Ermordung ihrer Familienmitglieder verwickelt waren. Man gibt dieser Rache zu Unrecht eine politische Färbung.

Silvia Cattori : Heißt das, dass die Strategie vom Präsidenten Abou Mazen, von Israel, von der internationalen Gemeinschaft, die darauf abzielt Hamas ins Abseits zu stellen, gescheitert ist?

Khaled : Abou Mazen und seinen Fatah-Freunden ist es nicht gelungen Hamas zu eliminieren. Sie mussten sich mit ihren Projekten, wie der Volksabstimmung und auch den Neuwahlen zurückziehen, die zum Ziel hatten, die Palästinenser zu spalten, denn die Bevölkerung hat sich dem größtenteils widersetzt und keine Fraktion hat sich ihren Machenschaften angeschlossen.

Silvia Cattori : Was für einen Bedeutung hat für Sie das Gipfeltreffen der arabischen Länder in Riad, das am 28. und 29. März eine Erklärung für die Errichtung eines globalen Friedens im Nahen Osten und einer Normalisierung zwischen Israel und den arabischen Ländern, mittels des Rückzuges der israelischen Armee von allen seit 1967 besetzten arabischen Gebieten, angenommen hat. Ein Gipfel, der von den westlichen Medien als „eine letzte Chance für den Frieden“ im Nahen Osten vorgestellt wurde?

Khaled : Die Gipfelkonferenz von Riad entsprach der Notwendigkeit, die die USA zu diesem Zeitpunkt hatten: Ihre Misserfolge im Irak vergessen zu lassen und sich auf die Kriegsprojekte gegen den Iran zu konzentrieren. Condolezza Rice wollte glaubhaft machen, dass die Vereinigten Staaten den Frieden nach Palästina bringen wollen, aber die wirkliche Zielsetzung war, die arabischen Länder dazu zu veranlassen, ihre Beziehungen mit Israel zu normalisieren und nicht mehr über das Rückkehrecht der Flüchtlinge zu sprechen. Es ist den USA bewusst, dass Hamas auch nach einem Jahr Boykott Nichts an Popularität verloren hatte und somit die Strategie geändert werden muss, um den Zusammenbruch der Partei von Abou Mazen, die für die Interessen der USA bürgt, zu vermeiden. Die Leute hier wissen, dass die Versprechen von Condolezza Rice und von Israel Täuschungsmanöver sind. Sie sind aber trotzdem mit den Engagements, die ihre Politiker und die arabischen Länder in Mekka und in Riad eingegangen sind, zufrieden: Die internen Spannungen endlich zu beenden und die Blockade, die die Familien erdrosseln, zu brechen.

Silvia Cattori: Man kann schlecht begreifen, wie Hamas es sich vorstellt mit jenen regieren zu können, die offen mit dem Besatzer und den Vereinigten Staaten kollaboriert haben, um Hamas abzusetzen? Sind die Menschen nicht verunsichert?

Khaled : Natürlich gibt es enttäuschte Menschen. Gleichzeitig konnte man ja auch sehen, wer jene waren, die manipuliert haben um unser Volk zum Bürgerkrieg anzutreiben. Hamas war gegenüber dem totalen Boykott der internationalen Gemeinschaft wie gelähmt. Als die Hamas-Mitglieder gewählt worden sind, haben Israel, Fatah, Europa, sie sofort abgelehnt und sie als Terroristen bezeichnet. Das einzige Mittel, um den Boykott zu brechen, bestand für Hamas darin alle Kräfte zu vereinigen. Abou Mazen gehört heute zur nationalen Einheitsregierung. Er kann nicht weiterhin die arabischen und europäischen Staaten auffordern die Regierung zu boykottieren. Die europäischen Länder, wie Norwegen, haben die Blockade gebrochen und haben mit Hamas Gespräche geführt. Wir hoffen, dass wenn Hamas die Kontrolle über die finanzielle Unterstützung hat, sie nicht mehr so, wie in der Vergangenheit, in die Taschen der Fatah-Leute geht.

Silvia Cattori : Indem die Palästinenser zugunsten Hamas' wählten, wollten sie, dass diese Fatah-Leute sich zurückziehen. Hatte Hamas keine andere Wahl, als ihnen in den Sattel zu helfen?

Khaled : Die Hamas-Politiker unterlagen einem Boykott, der unser ganzes Volk benachteiligte. Sie mussten einfach eine andere Art finden, die Interessen der Palästinenser zu verteidigen. Die Situation war so fürchterlich! Die Palästinenser haben Hunger. Das unmittelbare Interesse der Palästinenser besteht darin, Brot zu haben und einen Lohn. Hamas wollte nicht an die Macht. Das Volk hat die Hamas-Bewegung gewählt, weil es wollte, dass Hamas die Kontrolle der finanziellen Unterstützung übernimmt und die Korruption der Fatah-Leute beendet. Jedes Jahr verschwanden Hunderte von Millionen, die für das palästinensische Volk bestimmt waren. Jetzt wo Hamas, obwohl der Kontext schwierig bleibt, im Palästinensischen Gesetzgebenden Rat gegenwärtig ist, kann Hamas eine gewisse Kontrolle ausüben. Wir sind der Überzeugung, dass diese harte Prüfung Hamas verstärkt hat. Die Hamas-Politiker erscheinen endlich, auch in der Weltöffentlichkeit, als pragmatische und weise Menschen; sie sind erfolgreich aus dem Boykott herauszukommen, ohne sich allerdings der Erpressung von Israel zu unterwerfen. Israel fordert, dass man seine Rechte anerkennt, obwohl es nie seinen Verpflichtungen nachgekommen ist, noch unser Recht anerkennt, auf unserer Erde zu existieren. Die Mehrheit der Palästinenser hat die Position von Hamas unterstützt, die die schlimmsten Schwierigkeiten bewältigen konnte.

Silvia Cattori : Sie erscheinen sehr optimistisch. Glauben Sie nicht, dass Israel und seine Verbündeten, auf das Projek, den palästinensischen Widerstand zu beenden, nicht verzichten? Wenn sie beschließen würden neue Unruhen anzustiften, um die Palästinenser zu spalten, könnten sie nicht zu diesem Zweck die finanzierten und geschulten Milizen jederzeit wieder aufleben lassen? Was ist aus den Männern wie Herr Mohammed Dahlan geworden?

Khaled: Diese Typen sind immer noch da, aber sie halten sich ruhig. Sie haben jetzt ein präzises politisches Interesse. Sie sind in der Position eines Partners, sie müssen die Verantwortung für den Erfolg oder das Scheitern der nationalen Einheitsregierung teilen. Wenn sie weiterhin manipulieren würden, um diese Regierung daran zu hindern, zu agieren, würden sie sich dem Volke völlig entblößt zeigen.

Silvia Cattori : Israel erniedrigt, entführt, ermordet jeden Tag im Westjordanland und in Gaza Zivilisten. Die „gezielten Tötungen“ setzen sich in Gaza wieder fort. Kein Staat hat protestiert. Hamas wird nie in der Lage sein können, sie zu beschützen, noch die Wirtschaft anzukurbeln, die Israel dank den Vorteilen, die es aus den Oslo-Abkommen ziehen konnte, gänzlich zerstört hat. Seit den Oslo-Abkommen hatte Europa die Aufgabe, die Gehälter der Angestellten der palästinischen Autonomiebehörde zu zahlen. Der französische, belgische Steuerzahler bezahlt. Israel hat Ihr Volk in Not versetzt. Hamas hatte diese Oslo-Logik abgelehnt, die die Palästinenser in einer Situation von Abhängigkeit gegenüber der internationalen Gemeinschaft gestellt hatte, und die Israel von ihrer Verantwortung rehabilitiert. Muss nicht der Besatzer, laut den internationalen Übereinkommen, für die Bedürfnisse der besetzten Bevölkerungen aufkommen?

Khaled : Es ist das fürchterliche Erbe von Oslo, das sowohl die USA, Europa, wie auch die Linken und die Solidaritätsbewegungen uns als eine ehrenvolle Chance für den Frieden verkauft haben. Hamas hat die Wahl gewonnen, weil sie es ablehnt mit Israel zu kollaborieren und hat die Oslo-Abkommen abgelehnt, die so verhängnisvoll für unser Volk sind, und deshalb hat Hamas das Herz der Mehrheit der Palästinenser erobert. Sie haben Recht, wenn sie sagen, dass Israel verantwortlich ist und es unserem Volk, welches es gefangen hält und verhindert, sich weiter zu entwickeln, garantieren müsste, würdig in seinem Land zu existieren. Es ist nicht normal, dass es die europäischen Bürger sind, die unsere Gehälter zahlen müssen.

Silvia Cattori : Am 27. März hat der Bruch eines Abwasserreservoirs einer Kläranlage ein ganzes Dorf im Norden von Gaza unter Wasser gesetzt. Können andere Wasserreservoire noch die Klarwasserbecken und die bewohnten Zonen überschwemmen?

Khaled: Ja, die Leute haben Angst. Sie leben unter der Bedrohung, dass das größte Wasserreservoir von 60.000 Quadratmetern und 13 Metern tiefe, Betlaya überschwemmt. Es reicht aus, dass es ein wenig regnet und das Wasserreservoir, welches nicht sehr stabil ist, könnte explodieren. Es wäre für den Norden von Gaza und für etwa zehn Jahre das Ende von der Landwirtschaft und vom Wasser, das Ende des Lebens.Es gibt keine Pumpstation und keine Abwasserfilterung; das ist zu teuer. Es gab ein Reservoir das in Konstruktion war, aber der Bau ist lahm gelegt, seitdem die USA jede Finanzierung abgeschnitten haben. Gaza ist überbevölkert. Es gibt nicht genug Raum, um eine große Kläranlage zu bauen, wie wir sie brauchen würden.

Nehmt an der Kampagne teil, die von der Labors Saddle Society, einer Arbeitergewerkschaft, eingeleitet wurde: Ein lebensbringender Filter „kann die Kinder von Gaza retten“

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler

Dick Marty: "Muss man Tyrannei mit den Instrumenten der Tyrannen bekämpfen?"
Redaktion Silvia Cattori, in Abstimmung mit Dick Marty
Deutsche Veröffentlichung 25.03.2007

Dr. jur. Dick Marty ist Ständerat im Schweizer Bundesparlament und Mitglied der parlamentarischen Versammlung des Europarats, wo er der Präsident der Rechtskommission und der Kommission für Menscherechte ist. Als Sonderermittler des Europarats wurde er beauftragt, einen Bericht über die Existenz der angeblichen CIA-Geheimgefängnisse in Europa zu machen. Im Jahre 2007 erhielt er den SwissAward in der Kategorie Politik. Am 1. Februar 2007 wurde er an die Universität von Neuenburg (Schweiz) eingeladen, wo er einen Vortrag hielt mit dem Titel: „Auf der Suche nach Phantom-Flugzeugen und Geheimgefängnissen. Muss man Tyrannei mit den Instrumenten der Tyrannen bekämpfen“?

Als Anfang November 2005 die Tageszeitung Washington Post enthüllte, dass Agenten der Central Intelligence Agency (CIA) mutmaßliche muslimische Terroristen gekidnappt hatten und sie in illegalen Geheimgefängnissen inhaftierten, war ich weit entfernt davon, mir vorstellen zu können, was auf mich in den darauffolgenden Monaten zukommen würde. Am selben Tag veröffentlichte die amerikanische NGO Human Rights Watch einen Bericht, der ähnliche Informationen ans Tageslicht brachte und darüber hinaus konkretisierte, dass diese Inhaftierungszentren sich in Polen, Rumänien und anderen osteuropäischen Ländern befanden. Die Quellen von Human Rights Watch stammten unter anderem, wie wir später erfuhren, von der CIA selbst.

Parallel veröffentlichte der Radiosender ABC auf seiner Internetseite eine ähnliche Nachricht. Sie blieb nur ungefähr eine halbe Stunde online, denn der Besitzer des Senders griff ein, um die Verbreitung dieser Nachricht zu verhindern. Der Journalist verständigte sofort seine Freunde über das Verbot, damit sie die Nachricht für die Nachwelt festhalten und sie nicht verloren gehen lassen.

Die Enthüllungen von Washington Post und Human Rights Watch waren keine wirkliche Neuigkeit. Der Journalist Stephen Grey, um nur ein Beispiel zu nennen, hatte bereits Artikel veröffentlicht, in denen von „außerordentlichen Überstellungen“ („extraordinary renditions“) und „Folterverschleppung“ die Rede war. Zu diesem Zeitpunkt jedoch gab es in der öffentlichen Meinung nicht wirklich ein Bewusstsein darüber.

Natürlich hat es Medien gegeben, die die CIA-Verschleppungen und die CIA-Geheimgefängnisse erwähnten, gleichzeitig konnte man aber ohne weiteres feststellen, dass ein starker Druck ausgeübt wurde, um sie zum Schweigen zu bringen. Später wurde aufgedeckt, dass es ein Treffen im Weißen Haus mit den Herausgebern der wichtigsten Zeitungen gegeben hatte, mit dem wahrscheinlichen Ziel, ihnen verständlich zu machen, dass es nicht gut wäre, Informationen zu verbreiten, die sich auf die Terrorismusbekämpfung bezogen.

Sofort nachdem diese Hinweise auf die Existenz von Geheimgefängnissen in Europa bekannt wurden, hat der Europarat reagiert: Die parlamentarische Versammlung verlangte, dass ein Bericht über diese Verschleppungen gemacht werden solle, deren Existenz, wenn sie bewiesen würde, offensichtlich im Widerspruch zur europäischen Menschenrechtskonvention stehen würde.

Ich möchte daran erinnern, dass keine andere zwischenstaatliche Organisation eine so ausdrückliche und starke parlamentarische Dimension kennt wie der Europarat. Die parlamentarische Versammlung setzt sich aus Delegationen der verschiedenen Parlamente der 46 Mitgliedstaaten zusammen. Diese Delegationen vertreten die nationalen Parlamente, die verschiedenen Parteien und sie müssen proportional beide Geschlechter sowie alle Minderheiten ihres Landes vertreten.

Der Zufall wollte es, dass die Kommission für juristische Angelegenheiten und Menschenrechte der parlamentarischen Versammlung zwei Tage nach den Enthüllungen von Washington Post und Human Rights Watch in Paris tagte, in erster Linie, um einen neuen Präsidenten zu wählen. Man hat mich vorgeschlagen und ich wurde zum Präsident der Kommission ernannt.

Der erste Auftrag, den ich zu bewältigen hatte, war also der der Verschleppungen und der Geheimgefängnisse. Erst einige Wochen später habe ich bemerkt, welche Last das bedeuten konnte, als die parlamentarische Versammlung am 25. November 2005 in Bukarest das Mandat bestätigen sollte, das mir die Kommission anvertraut hatte. Die Pressekonferenz, die meine Nominierung als Berichterstatter ankündigte, wäre beinahe zu einem Aufruhr geraten, so viele Journalisten waren dort. Erst dort wurde mir der explosive Charakter dieser Angelegenheit klar und die Tatsache, dass meine Mission nun begonnen hatte.

Die Medien nennen mich für gewöhnlich „Untersuchungsbeamter“ des Europarats. In Wirklichkeit war ich das nicht und bin ich auch jetzt kein wirklicher Untersuchungsbeamter. Ein Untersuchungsbeamter hat die Möglichkeit, Personen vorzuladen, Dokumente zu beschlagnahmen und Personen zu verhaften. Dies sind Befugnisse, die ich während der fünfzehn Jahre als Staatsanwalt hatte, die mir aber in diesem Fall bitter fehlten. Ich habe daraufhin beschlossen, mich auf die gleiche Ebene zu begeben wie diejenigen, die wir verdächtigten, Geheimgefängnisse unterhalten zu haben und so eine Art von „Geheimdienstarbeit“ zu versuchen.

Ich hatte jedoch kaum Mittel. Zwar stand mir das Kommissionssekretariat zur Verfügung, aber es war völlig überlastet. Schließlich konnte ich die Unterstützung eines 28-jährigen Schotten erlangen. Zusammen haben wir Kontakte mit unabhängigen Ermittlungsjournalisten geknüpft, mit Nichtregierungsorganisationen und Spezialisten der „Geheimdienste“ in verschiedenen Ländern. So begannen wir zu recherchieren und die Puzzle-Teile zusammenzusuchen.

Anfang 2006 hat das Parlament der Europäischen Union beschlossen, eine parlamentarische Ermittlung über die Flüge und die CIA-Geheimgefängnisse in Europa einzuleiten. Das Parlament wollte Polen prüfen, Mitglied der Europäischen Union, und Rumänien, Anwärter auf Mitgliedschaft. Ein Ad-hoc-Ausschuss aus 46 Abgeordneten wurde gebildet. Die Kommission hatte bedeutende Mittel – 13 Personen vom Sekretariat der Europäischen Union arbeiteten nur für diese Angelegenheit. Der Ausschuss trat jede Woche zusammen und legte den Schwerpunkt auf Vernehmungen. Obwohl diese Vernehmungen hinter geschlossenen Türen stattfanden, war es nicht möglich, eine Geheimhaltung zu garantieren. Ich hingegen, der ich allein arbeitete, konnte garantieren, dass die Quellen geheimgehalten wurden. Wir hatten also völlig unterschiedliche Methodologien und Herangehensweisen.

Im Januar 2006 habe ich den ersten Zwischenbericht vorgelegt und den Hauptbericht anfang Juni 2006. Ich habe wichtige Hilfe von der mailändischen Staatsanwaltschaft erhalten können. Ich kannte die Staatsanwälte persönlich, die damit befasst waren, im Verschwinden von Abu Omar zu ermitteln, einem Ex-Imam der Moschee von Mailand ägyptischer Herkunft, der mehrere Jahre zuvor in Italien politisches Asyl erhalten hatte. Diesen Staatsanwälte war es gelungen zu beweisen, dass Abu Omar im Februar 2003 von Agenten amerikanischer Geheimdienste entführt und in einem Lieferwagen nach Aviano transportiert worden war, dem italienischen NATO-Militärstützpunkt. Von Aviano brachte man ihn nach Ramstein, wobei die Schweiz überflogen wurde. Dann wurde er von Ramstein nach Kairo überführt, wo er den ägyptischen Behörden übergeben wurde, die ihn gefoltert haben.

Ich möchte hier die Wichtigkeit der Unabhängigkeit der Justiz unterstreichen. Die mailändische Staatsanwaltschaft hat trotz der offenen Feindseligkeit der Berlusconi-Regierung etwas unternommen, die alles versucht hat, um die Ermittlung zu sabotieren. Dank der hervorragenden Arbeit der Staatsanwälte und gewisser Dienststellen der mailändischen Polizei, die eine Ermittlung von bemerkenswerter Qualität geführt haben, wurden 25 CIA-Agenten, die in die Entführung des Imam verwickelt sind, identifiziert. So konnte die Staatsanwaltschaft von Mailand internationale Haftbefehle für 22 von ihnen ausstellen.

Die mailändischen Staatsanwälte haben mir alle Ermittlungsdokumente zur Verfügung gestellt. Eine Woche lang habe ich sie mir genau durchgelesen. Ich erlangte dabei die Gewissheit, dass ich richtig lag und wir unter dem Einfluss eines Systems, einer hochentwickelten Logistik standen. Es war unmöglich, dass solche Dinge ohne Mitwirkung der lokalen Behörden in der einen oder anderen Weise passieren konnten oder dass das Pentagon und die CIA die einzigen Dienste sein konnten, die in diese „außerordentlichen Überstellungen“ verwickelt waren.

Was bedeutet der Begriff „außerordentliche Überstellungen“, der offiziell von der CIA benutzt wird?

In der Praxis bedeutet es, Personen gefangen zu halten, die verdächtigt sind, eine Verbindung zum Terrorismus zu haben, ohne dass diese Anklage gerichtlich geprüft werden könnte, und sie an die Regierungen ihrer Herkunftsländer zu überführen, wo sie brutalen Vernehmungen ausgesetzt sind.

Ziel dieser geheimen „Überstellungen“ ist es, den gefangen gehaltenen Personen Auskünfte durch Folter abzunötigen und unter dem Druck von Bedrohungen zu erreichen, dass sie mit den Geheimdiensten kollaborieren und sich praktisch wie infiltrierte Agenten verhalten. CIA-Agenten haben auf Grundlage dieses Begriffs der „Überstellungen“ wahrscheinlich mehr als hundert Personen gefangen gehalten. Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt kein präzises Datenmaterial.

Als die Öffentlichkeit vom System der „außerordentlichen Überstellungen“ erfuhr, hat es rege Debatten in den Vereinigten Staaten gegeben. Man hat dann versucht, die „außerordentlichen Überstellungen“ mit Gesetzen zu rechtfertigen. Der Jurist, der die Theorie dieses Systems entwickelt hat, ist der amtierende Justizminister, Roberto Gonzales, der im amerikanischen System auch Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten ist.

Diese „Überstellungen“ – und das war mir von Anfang an klar – setzen eine Logistik voraus, also die Existenz von Übergangsinhaftierungszentren. Es stellte sich später heraus, dass viele von den gefangengehaltenen Personen, die nicht in ihre Herkunftsländer überführt worden waren, in Geheimgefängnissen inhaftiert wurden, sei es in Bagram in Afghanistan, Abu Ghraib in Bagdad oder in Guantánamo.

Am 5. Dezember 2005 hat uns Frau Rice bei ihrer Rechtfertigung der „außerordentlichen Überstellungen“ und der Existenz von Guantánamo einen wichtigen Hinweis gegeben, als sie erklärte, dass „die Vereinigten Staaten nicht die Souveränität der europäischen Staaten verletzt hätten“. Ich denke, Frau Rice hat in diesem Fall die Wahrheit gesagt. Mit diesen Worten enthüllte sie, dass das, was über Geheimgefängnisse in verschiedenen europäischen Ländern aufgedeckt worden war, in Zusammenarbeit mit den Regierungen der betreffenden Staaten geschah; insofern hatte es seitens der Vereinigten Staaten keine Verletzung der Souveränität gegeben. Frau Rice wollte den Europäern, die die Vereinigten Staaten kritisiert haben, damit zu verstehen gegeben: „Kommen Sie sich nicht zu klug vor, Sie selbst haben zu anderen Zeiten das System der außerordentlichen Überstellungen angewandt“.

Frau Rice bezog sich dabei auf den Fall des Terroristen Carlos, der im Sudan von französischen Geheimdiensten entführt worden war. Der große Unterschied, den Frau Rice dabei nicht nannte, ist, dass Carlos an die französische Justiz überstellt worden war, er einen fairen Prozess bekam und den Europäischen Gerichtshof der Menschenrechte in Straßburg in Anspruch nehmen konnte. Es gibt hier also einen grundlegenden Unterschied. Diese Art von „Überstellungen“ kann man verteidigen, wenn sich die gesuchten Personen in Ländern befinden, die entweder nicht mit der Justiz zusammenarbeiten oder die nicht in der Lage sind, gesuchte Personen zu verhaften und zu überstellen; wenn also das Ziel darin besteht, die entführten Personen der Justiz zu übergeben.

In Bezug auf unsere Ermittlungen wurden wir besonders in Polen und in Rumänien mit großen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Menschen, die wir in diesen Ländern getroffen haben, waren durch und durch von dem Gedanken terrorisiert, ihre Aussagen könnten ihrem Land schaden. Besonders in Rumänien, wo es inzwischen zu einer Frage des nationalen Interesses geworden ist, nichts zu sagen, was den Antrag zur Aufnahme in die Europäische Union gefährden könnte.

Die Rolle von Ländern wie der Schweiz bei der Zusammenarbeit mit CIA-Verschleppungen hat sich als geringfügig herausgestellt, auch wenn dabei wichtige Fragen aufgeworfen wurden. Die Tatsache, dass Länder wie Schweden darin verwickelt sind, ist höchst beunruhigend. Die schwedische Polizei hat CIA-Agenten spontan zwei Ägypter übergeben, die Asyl erhalten hatten. Es gibt Zeugenaussagen der Polizei, die bestätigen, dass die CIA-Agenten diese Ägypter schon am Flughafen Misshandlungen unterzogen. Sie wurden dann nach Kairo gebracht und unterlagen dort den gleichen Folterhandlungen wie Imam Abu Omar. Für diese Affäre ist Schweden von der Uno-Kommission gegen Folter verurteilt worden.

Auch andere Länder, wie Bosnien, haben Personen spontan ausgeliefert. Als wir die bosnischen Behörden befragten, haben sie dies zugegeben und bedauert.

Auch Kanada hat bei illegalen Verschleppungen aktiv mit der CIA kollaboriert. Dieses Land hat übrigens kürzlich eine Entschädigung von zehn Millionen Dollar an eine Person kanadischer Herkunft gezahlt, die mehrere Jahre lang in Guantánamo inhaftiert worden war, obwohl ihr absolut nichts vorgeworfen werden konnte.

In den USA haben die freigelassenen Personen weder eine Entschuldigung noch eine Entschädigung erhalten. Derzeit gibt es 500 Rechtsanwälte in den USA, die zusammenarbeiten und die es übernommen haben, die Interessen dieser entführten Personen zu verteidigen. Dies wird zu einer Reihe von gerichtlichen Aktionen gegen die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika führen.

Diese Übersicht der Fakten bedarf einiger Überlegungen.

Die Regierung der Vereinigten Staaten hat eine Wahl getroffen, die auf folgenden Erwägungen basiert: Der Terrorismus stellt eine derart ernste Bedrohung dar, dass unser Land sich als im Krieg befindlich ansehen muss. In diesem Krieg ist unser Rechtssystem völlig unfähig, den Terrorismus zu bekämpfen. Daher keine Justiz, daher Guantánamo, daher Geheimgefängnisse, daher keine Gerichtsverhandlungen und gar nichts. Wir müssen um jeden Preis Informationen bekommen.

Sobald man aber von „Krieg“ spricht, spricht man notwendigerweise auch von Kriegsrecht. Und wenn man von Kriegsrecht spricht, spricht man auch von den Genfer Konventionen; und wenn man von den Genfer Konventionen spricht, bedeutet das, dass man die Namen aller Gefangenen dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes meldet und dessen Inspektionen erlauben muss.

Doch vertreten die Vereinigten Staaten wiederum die Einschätzung, dass die Genfer Konventionen kein adäquates Instrument zur Bewältigung des Terrorismus seien. Sie haben einen dritten Weg gewählt, nämlich den der Willkür – nicht den der Justiz, nicht den des internationalen Rechts. Dieser Weg der Willkür ist allerdings nicht auf amerikanischem Boden anwendbar und auch nicht auf amerikanische Bürger. Man hat also eine Art von gesetzlichem Apartheidsystem eingeführt, ein Modell, dass freilich unserem Verständnis und unserer juristischen Tradition ganz fremd ist. Dennoch haben die europäischen Staaten dieses System stillschweigend akzeptiert.

Langsam zeigen uns die Fakten, dass wir Recht haben. Die meisten europäischen Regierungen haben auf die eine oder andere Weise aktiv mit den USA zusammengearbeitet, um diese Doktrin der „außerordentlichen Überstellungen“ zu verabschieden. Sie haben an ihrer Umsetzung teilgenommen mit allem, was das mit sich führt, sei es dadurch, dass sie sie toleriert haben oder dadurch, dass sie darüber Bescheid wussten und nicht dagegen protestiert haben. Zugegeben, es hat einige mehr oder weniger höfliche Proteste gegen Guantánamo gegeben. Was aber die „außerordentlichen Überstellungen“, die geheimen Inhaftierungen und die Anwendung von Folter angeht, so taten sie so, als ob sie nichts wussten.

Als ich von den italienischen Ermittlungsdokumenten erfuhr, habe ich Kontakt zu meinem ehemaligen Kollegen Armando Spataro aufgenommen, dem stellvertretenden Staatsanwalt von Mailand und Ermittler im Entführungsfall Abu Omar. Ich teilte ihm meine Überzeugung mit, dass all dies nur mit Beteiligung der Polizei oder den italienischen Geheimdiensten hatte passieren können. Dies war auch seine Meinung.

Im selben Moment machte der Chef der italienischen Militärgeheimdienste, Herr Nicola Pollari, vor dem parlamentarischen Ermittlungsausschuss des Europäischen Parlaments in Brüssel eine Aussage, in der er jede Mitwirkung in dieser Angelegenheit dementierte und sagte, dass er nie etwas davon gewusst und überhaupt nicht an dieser Art von Aktivitäten teilgenommen habe.

Dabei ist heute zur Kenntnis zu nehmen, dass Herr Pollari von der neuen Regierung abberufen wurde und er in Mailand vor Gericht steht, da bewiesen wurde, dass die italienischen Geheimdienste, die er leitete, bei der Entführung von Abu Omar eng mit CIA-Geheimagenten zusammengearbeitet hatten. Heute steht fest, dass die erste Person, die sich Abu Omar genähert hatte, um ihm zu verstehen zu geben, dass es sich um „Polizei“ handelte, die „nach Papieren fragte“, ein Beamter der italienischen Auskunftsdienste war, der dies selbst gestanden hat. Wenige Sekunden danach wurde Omar in einen Lieferwagen verladen und den CIA-Agenten übergeben.

Die Teilnahme an den Machenschaften der CIA-Geheimdienste war sehr rege, wie man auch in anderen Ländern beobachten konnte.

Was mich sehr während dieser Ermittlung beeindruckt hat – vielleicht war ich zu naiv und bin es noch immer – war, bis zu welchem Grad die europäischen Regierungen aktiv oder durch Unterlassung gelogen haben und weiterhin lügen. Sie lügen oder lehnen jedenfalls ab, die Wahrheit zu sagen, indem sie sich ein gutes Gewissen einreden mit Rechtfertigungen wie: Es ist in höherem Staatsinteresse, oder: Es gibt ein Staatsgeheimnis und also kann, ja: muss man lügen!

Gestern hat die Staatsanwaltschaft München 13 Haftbefehle gegen CIA-Geheimagenten erlassen, die angeklagt werden, Khaled El-Masri entführt zu haben, einen deutschen Bürger libanesischer Herkunft. Ich habe Khaled El-Masri getroffen, als ihm in Deutschland noch niemand glaubte. Er ist nach Mazedonien entführt und nach Kabul verschleppt worden, wo er mehrere Monate lang Folterhandlungen ausgesetzt war. Er wurde darauf nach Europa zurückgebracht, irgendwo in Albanien befreit und schließlich, nach langem Kampf, konnte bewiesen werden, dass Khaled El-Masri damit die Wahrheit gesagt hatte, dass er von CIA-Geheimagenten entführt worden war, sicherlich in Zusammenarbeit mit deutschen Agenten.

Als ich den deutschen Staatsanwalt traf, übermittelte ich ihm die Informationen, die wir in Mazedonien erhalten hatten. Gestern teilte die Staatsanwaltschaft München mit, dass sie Dank der Zusammenarbeit und den gesammelten Informationen der spanischen Polizei, der mailändischen Staatsanwaltschaft und des Berichterstatters des Europarats, Dick Marty, erfolgreich der Spur der 13 CIA-Agenten nachgehen konnten.

Ich sage dieses nicht, um mich zu loben, sondern einfach nur, um zu zeigen, dass, wenn eine Person zu diesem Ergebnis gelangen konnte, die nur mit einem Mitarbeiter arbeitet, wir in der Wahrheitsfindung sehr viel weiter hätten kommen können, wenn es nur ein wenig Willen seitens der europäischen Regierungen, einschließlich der Schweiz, gegeben hätte.

Meine Überzeugung ist – ich kann es noch nicht beweisen -, dass die europäischen Regierungen geheime Abkommen mit den Vereinigten Staaten unterzeichnet haben, wahrscheinlich infolge der starken Emotion, die durch die Ereignisse vom 11. September 2001 ausgelöst wurde. Das könnte das Schweigen erklären, es allerdings nicht entschuldigen.

Die Schweiz ist von der Kritik nicht ausgenommen. Die Flugzeuge, die der US-Regierung gehören, benötigen eine jährliche Flugerlaubnis. Die CIA-Flugzeuge bewegen sich in ganz Europa. Die Mehrheit dieser Flüge dient dazu, das logistische Material der CIA, die Büros überall in der Welt hat, zu transportieren.

Der Bund hat diese Flugkonzession erneuert, obwohl er wusste, dass CIA-Flugzeuge diese Konzession offenbar missbraucht hatten, indem sie den in Mailand entführten Abu Omar durch den schweizerischen Luftraum transportiert hatten. Dies stellt eine kriminelle Handlung dar und es liegt in der Zuständigkeit der strafrechtlichen Behörden unseres Landes, die Täter zu finden und zu bestrafen.

Als der Bundesrat nach der Anzahl der Flüge und Landungen von CIA-Flugzeugen in der Schweiz befragt wurde, haben unsere Behörden geantwortet: drei Flüge. Eine Stunde nach diesem Geständnis hat Amnesty International vier Flüge nachgewiesen. Heute wissen wir, dass es mindestens 48 Flüge gegeben hat. Wir hätten es geschätzt, wenn der Bundesrat eine präzisere Auskunft über die Anzahl dieser Flüge gegeben hätte!

Wie bereits erwähnt ist der Transit von Flugzeugen, die entführte Personen transportieren, ein Verbrechen, das unter die Zuständigkeit der Schweizer strafrechtlichen Behörde fällt. Es hat sehr lange gedauert, bis die Bundesstaatsanwaltschaft sich entschieden hat, eine Untersuchung einzuleiten, obwohl Dokumente der italienischen Staatsanwälte erdrückende Beweise dahingehend erbrachten, dass das Flugzeug, das Abu Omar transportierte, die Schweiz überflogen hatte. Als wir beim Bundesamt der Zivilluftfahrt anfragten: „Hat dieses oder jenes Flugzeug am 13. Februar 2003 die Schweiz überflogen?“, hat man uns prompt geantwortet: „Ja, mein Herr, zweimal! Am Morgen aus Ramstein nach Aviano und am Nachmittag von Aviano nach Ramstein.“ Es war das gleiche Ziel und der gleiche Zeitplan wie in den Dokumenten der italienischen Polizei.

Wir denken daher, dass es so gut wie sicher geheime Abkommen gegeben hat; es hat aber auch eine entsprechende Politik gegeben, Interessen, die sich gegen die Werte und politischen Grundsätze durchsetzten. Ich bin mir vollkommen darüber bewusst, dass die Rolle der Regierung darin besteht, die Interessen des Landes zu wahren und dass es Konfliktsituationen geben kann. Persönlich hätte ich es jedoch vorgezogen, wenn man, anstatt zu lügen, uns frei heraus gesagt hätte: Mit den USA stehen starke Interessen auf dem Spiel, wir können uns nicht mit ihnen zerstreiten.

Für die Schweizer Behörden bedeutet all dies, dass es ein Fehlen des politischen Willens gegeben hat, die Wahrheit herauszufinden. Ich habe heute die starke Überzeugung – ich wiederhole dies -, dass es geheime, formelle oder informelle Abkommen zwischen den USA und der Schweiz gegeben hat, wie auch mit anderen europäischen Ländern. Und wenn diese Abkommen lediglich auf der Ebene der Informationsdienste abgeschlossen worden sind, wäre dies sogar noch beunruhigender.

In den letzten Tagen haben wir durch die Presse erfahren, dass die Bundesstaatsanwaltschaft direkt oder über die Polizei Ermittlungen in Guantánamo unternommen hat. Die Schweizer Behörden haben den Behörden der USA Namenslisten und Fotos von Muslimen übermittelt, die in der Schweiz inhaftiert sind, um von den Gefangenen in Guantánamo Auskünfte über sie zu erhalten. Dies läuft darauf hinaus zu akzeptieren, dass man Auskünfte unter Folter erpresst. Ich finde es schlicht skandalös. Einerseits sagt unsere Außenministerin Frau Calmy-Rey freundlich zu Frau Condoleeza Rice, dass das Gefängnis von Guantánamo unannehmbar sei, dass man es schließen müsse und dass es gegen internationales Recht verstößt. Andererseits legitimieren unsere Bundesbehörden diese Art von Strukturen inklusive der darin enthaltenen Folter, indem sie Ermittlungen in Guantánamo machen. Dabei wissen sie genau, dass etwaige unter Folter oder in Geheimgefängnissen erhaltene Beweise von keinem Gericht in Europa akzeptiert werden könnten.

Während dieser Ermittlungsperiode fühlte ich mich oft sehr allein. Aber, Ironie des Schicksals, heute kann ich Präsident Bush dafür danken, mir indirekt eine wichtige Unterstützung geleistet zu haben, als er schließlich am 6. September 2006 die Existenz dieser Geheimgefängnisse zugegeben hat. Folglich hat mein Bericht über die Verschleppungen und die CIA-Flüge eine besondere Bedeutung gewonnen.

Ein anderes ermutigendes und positives Element ist, was sich soeben in Deutschland ereignet hat, wo die 13 Agenten des amerikanischen Spionagedienstes, die Khaled El-Masri entführt haben, juristisch verfolgt werden. Dazu kommt der Prozess in Mailand sowie die Schritte der spanischen Justiz, die den Zugang zu allen Dokumenten über die CIA-Flugzeuge von den spanischen Geheimdiensten fordert. Ich glaube, kurz gesagt, dass sich eine Dynamik der Wahrheit in Gang gesetzt hat.

Ich war ebenfalls angenehm überrascht von der Qualität einiger NGOs in den USA sowie auch von der Dynamik, die von Kreisen der Zivilgesellschaft zum Ausdruck gebracht werden. Wenn bestimmte Tatsachen herausgekommen sind, so geschah das teilweise dank dieser NGOs.

Es ist von wesentlicher Bedeutung, eine unabhängige Presse zu haben. Wir haben gesehen, bis zu welchem Grad die Medien durch die Machthaber beeinflusst werden. Es hat noch ein anderes, aufschlussreicheres Beispiel gegeben: die Konditionierung der öffentlichen Meinung durch die Medien zugunsten des Irak-Krieges. Es kann keine echte Demokratie geben ohne eine wirklich unabhängige Presse, sowohl von der politischen als auch von der wirtschaftlichen Macht.

Ein Element von großer Bedeutung ist die Unabhängigkeit der Justiz. Und wenn ich Justiz sage, meine ich ganz besonders die Staatsanwaltschaft. Wenn Italien in dieser Affäre die Wahrheit finden konnte, ist es dank der Unabhängigkeit des Staatsanwalts, der trotz der Feindseligkeit der politischen Macht handeln konnte. Im italienischen System wird die Staatsanwaltschaft als eine in jeder Hinsicht unabhängige Justizbehörde angesehen und die Polizei, die mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeitet, unterliegt derselben Unabhängigkeit.

Ich bestehe auf diesen Punkt, denn in der Schweiz möchte der derzeitige Chef des Justizdepartements und der Polizei die Kontrolle über die eidgenössische Staatsanwaltschaft allein ausüben. Dies ereignet sich mitten in der völligen Apathie der politischen Klasse, die den Eindruck erweckt, sich nicht für die Probleme der Justiz zu interessieren. Ich finde, dass das sehr gefährlich ist und man sollte unbedingt reagieren.

Kann der Kampf gegen den Terrorismus diese Praktiken rechtfertigen?

Jeden Tag begegne ich Menschen, die sagen: „Ach, der Terrorismus ist so gefährlich. Wir müssen Folter akzeptieren, denn damit können Leben gerettet werden.“ Ich finde diese Art von Erwägungen falsch und extrem gefährlich.

Terroristen sind gewiss gefährliche Leute, denn ihr Ziel besteht darin, mit allen Mitteln unser System der Demokratie und westlichen Werte zu zerstören. Es ist trotzdem schockierend, dass wir diese Terroristen bekämpfen, indem wir selbst auf grundlegende Institutionen unseres demokratischen Systems verzichten, indem wir auf das unentbehrliche Prinzip der Menschenrechte und die Garantie auf gerechte Prozesse, auf unser gerichtliches System verzichten. Indem wir uns so verhalten, geben wir diesen Menschen eine indirekte Legitimation, die angesichts dieser Verletzungen heute zu der Überzeugung gelangt sind, dass sie ein System bekämpfen, das brutal ist, das illegal ist und das Folter anwendet. Vor allem können diese illegalen Handlungen zu einer Sympathiebewegung gegenüber den Tätern terroristischer Handlungen führen.

Als ich mit dem Chef des italienischen Antiterrorismus zusammengearbeitet hatte, General Carlo Alberto dalla Chiesa, sagte er mir: „Die Terroristen sind Amokläufer, aber sie sind nicht zahlreich; richtig gefährlich werden sie erst, wenn sich eine Sympathieströmung für sie bildet; so etwas ermutigt sie, motiviert sie, überreizt sie.“ Er illustrierte seine Worte mit diesem Bild: „Die Sympathie ist für den Terrorismus wie der Sauerstoff für das Feuer.“ Ich bin überzeugt, dass dies der Wahrheit entspricht.

Was mich ebenfalls während meiner Arbeit schockiert hat, war festzustellen, dass es überhaupt keine Strategie im Rahmen dieses Krieges gegen den Terrorismus gibt.

Die USA haben gesagt: keine Justiz, keine Genfer Konvention, wir geben den Geheimdiensten und dem Pentagon freie Hand.

Es hat nie eine Debatte zwischen den USA und Europa über die Art und Weise der Terrorismusbekämpfung gegeben. Es hat auch nie innerhalb Europas eine echte Strategiedebatte gegeben.

Außerdem gibt es, so weit ich weiß, keine internationale Rechtsdefinition für Terrorismus. Es gibt Übereinkommen, die von Terrorismus reden, aber es gibt keine echte Definition von Terrorismus.

Ich denke, man sollte wohl einige Mechanismen des derzeitigen Systems der polizeilichen und gerichtlichen Verfolgung ändern, anpassen. Ich behaupte, dass die Demokratie und die Justizbehörden die Mittel haben, die Bedrohung zu bewältigen, die der Terrorismus darstellt.

Ich glaube dass es noch andere Bedrohungen gibt, die ebenso gefährlich sind wie der Terrorismus. Ich denke an Korruption, um nur ein Beispiel zu nennen, das ein Übel auf der ganzen Welt ist und unermessliche Katastrophen verursacht.

Das wirkliche Instrument der Terrorismusbekämpfung liegt auf der politischen Ebene. Ich bin tief überzeugt, dass solange wir nicht das Palästinaproblem lösen, solange wir keine politische Lösung und ein Leben in Würde für diese Hunderttausende Palästinenser anbieten, die dort geboren und aufgewachsen sind, die ihre Familienmitglieder in den Flüchtlinglagern haben sterben sehen und die jede Hoffnung verloren haben, es leider weiterhin Menschen dort geben wird, die sich in die Luft sprengen, wie vor kurzem diese Großmutter in Gaza.

Wie soll man sich auch vorstellen, dass es keine Terroristen mehr gibt, solange es Kriege gibt, die auf Lügen basieren?

Was mich am meisten beunruhigt und mich zutiefst in dieser Affäre schockiert hat, ist die Gleichgültigkeit. Wie viele Leute haben mir gesagt: „Warum machst du all das, es sind doch Terroristen! Die Amerikaner haben Recht.“ Und sie fügen hinzu: „Es sind doch nur Muslime“.

Was für eine Verirrung! Ich glaube, wir sind dabei, einen historischen Fehler zu begehen, indem wir den Islam kriminalisieren. Wir forcieren die gemäßigte Bewegung des Islams in Richtung des Extremismus; ich fürchte, dass wir diesen Irrtum sehr teuer bezahlen werden.

Muss man Tyrannei mit den Instrumenten der Tyrannen bekämpfen? ist der Titel, den ich dieser Konferenz geben wollte und es wird meine Schlussfolgerung sein. Diese Formulierung ist nicht von mir. Ich habe sie in einem Urteil vom Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten für einen Fall von Terrorismus gefunden, der von Richterin Sandra Day O'Connor geäußert wurde: „Wenn unser Land den Werten, die durch unsere Fahne symbolisiert werden, treu bleiben will, können wir die Tyrannei nicht mit den Instrumenten der Tyrannen bekämpfen.“

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler & Anis Hamadeh

Originalfassung: www.palestine-solidarite.org/analyses.Dick_Marty.220307.htm

Gaza: Waffen für Dahlan
Aussagen eines Palästinensers aus Beit Hanun, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte

Interview von Silvia Cattori, 02.02.2007

Hier ist die Situation sehr schlecht. Seit die Fatah-Anhänger am Donnerstag den Waffenstillstand gebrochen haben, gibt es schon 30 Tote und 300 Verletzte.

Dank der Beihilfe von Ägypten und Israel nehmen die Waffenlieferungen der USA zu, um damit Fatah zu unterstützen, die Hamas-Anhänger zu bekämpfen, diese Tatsache besorgt uns sehr. Vor einigen Tagen haben beim Kontrollpunkt Kerem Abu Salem, der zwischen Ägypten und Israel liegt, in der Nähe von Rafah, Leute zwölf Lastwagen nach Gaza durchfahren sehen. Am 1. Februar haben Hamas-Militante zwei von diesen Lastwagen angehalten; sie waren mit Waffen und Munition gefüllt und nicht mit Nahrungsmitteln, wie es Fatah behauptet. Die Waffen waren unter Uniformen und Zelten versteckt. Sechs Personen wurden während der Operation getötet und mehrere Dutzend Personen verletzt. Unsere ägyptischen Nachbarn, die behaupten, uns zu helfen, sagen, dass es sich um zivile Unterstützung handelt; sie lassen jedoch Waffen durch, um Dahlan zu helfen, die Hamas-Regierung zu bekämpfen.

Sie haben sich entschieden, mit den „Dreckskerlen“ zu kollaborieren, die vor Ort und Stelle alle amerikanischen und israelischen Pläne in die Praxis umsetzen, anstatt dass sie mit der Hamas-Regierung, die nicht korrumpiert ist, zusammenarbeiten. Wir sind Opfer einer Verschwörung, die von den Behörden der Fatah-Partei organisiert wurde. Sie kollaborieren mit den USA und Israel, die ihnen die Waffen liefern und die die Palästinenser gegeneinander aufhetzen wollen.

Danach gab es in Jabaliya Zusammenstöße zwischen Streitkräften der Hamas-Regierung und den Militärgeheimdiensten, die von Abu Mazen und Dahlan geleitet werden. Es gab auf beiden Seiten viele Tote und Verletzte. In der Nacht kam es erneut zu Zusammenstößen. Wenn die Soldaten, die wie für einen Kriegseinsatz bewaffnet sind, aus den Kasernen kommen, provozieren sie die Sicherheitskräfte der Hamas-Regierung und so kommen die bewaffneten Zusammenstöße zustande. Ich habe beobachtet und ich bestätige Ihnen, dass es die Männer sind, die unter dem Befehl von Dahlan stehen, die provozieren.

Seit diesen Zusammenstößen ist der Norden von Gaza unter Kontrolle der Hamas-Sicherheitskräfte. Die Sache mit den Soldaten, die provozierend aus den Kasernen kommen, ist erledigt, aber es ist noch immer ein Risiko, auf die Straße zu gehen, denn es gibt noch immer die Todesschwadronen. Das sind Männer in Zivilkleidung, die von Dahlan bezahlt werden. Sie wohnen im Innern der bevölkerten Viertel. Sie entführen Hamas-Mitglieder, die sie gefangen halten und zur Erpressung oder zum Austausch der von der Hamas-Regierung gefangengenommenen Mitglieder benutzen. Gestern hat Samih al-Madhun 10 Personen entführt, er ist einer von Dahlans Männern. Er foltert diejenigen, die er inhaftiert, mit Bügeleisen und Zigaretten. Sein Haus ist in der Nähe von anderen Häusern, deswegen können die Hamas-Sicherheitskräfte es nicht wagen, die Gefangenen zu befreien, denn das würde zu viele Opfer unter den Anwohnern geben.

In derselben Nacht geschah etwas anderes, das uns ebenfalls Sorgen macht: Die Männer von Dahlan haben die Islamische Universität bombardiert und in Brand gesteckt. Danach haben sie alles geplündert, was noch intakt war. Niemand konnte ihre Angriffe zurückdrängen, denn die unbewaffneten Nachtwächter waren verletzt. Diese Universität konnte nicht von den Hamas-Anhängern beschützt werden, denn sie befindet sich in einer Zone, in der es nur Militärkasernen gibt. Fatah erklärte darauf, dass in der Universität sieben Iraner gewesen seien. Das sieht nach Manipulation aus. Muschir Al-Masri, Sprecher der Hamas, hat erklärt, dass diese Anklage keine Begründung habe. Er wollte wissen, wie die Iraner in das Gefängnis, das Gaza ist, hätten eindringen können, wo alle Grenzen unter Kontrolle von Israel sind und mit all den Polizeibeamten, unter dem Befehlen von Dahlan? Muschir Al-Masri hat die Tatsache bedauert, dass Palästinenser Universitäten und Moscheen zerstören und so weit gehen, das Blut von Palästinensern zu vergießen, um die Hamas-Regierung mit Waffen und Geld der USA zu stürzen. Wir denken, dass für diese Leute, die mit Israel kollaborieren, alle Mittel recht sind, um die verlorene Macht wiederzugewinnen. Sie bestätigen damit die Ansichten von Bush und Israel, nach denen es eine Verbindung zwischen Hamas und den Iranern gibt. Ein Versuch von Manipulation, der dadurch erleichtert wird, dass die Iraner versprochen haben, uns finanziell zu helfen, da unsere verzweifelte Lage der Weltöffentlichkeit gleichgültig ist. Diese Unterstützung hat nie Gaza erreicht.

Sehr viele Leute sind verwirrt. Die Menschen, die außerhalb von Gaza wohnen, können unsere Situation hier besser analysieren, denn wir sind durch Entsetzen und durch Sorgen gelähmt. Das Radio der Fatah sagt, die Hamas-Anhänger seien „alle Verräter“ und das Radio vom Hamas sagt, die Fatah-Behörden seien „alle Verräter“. In diesem Chaos hier ist es für die Menschen sehr schwierig, den Unterschied zu erkennen zwischen den Aufrichtigen und den Lügnern. Viele Journalisten haben den Druck angeprangert, der von den Fatah-Behörden ihnen gegenüber ausgeübt wird und die Drohungen, um sie daran zu hindern, ihren Beruf auszuüben. Die Reporter, die sich nicht der Propaganda der Fatah beugten, wurden bedroht. Wenn die Leute begreifen würden, was für Pläne die Fatah-Behörden wirklich schmieden, würden sie sie verachten.

Ihr Plan ist glasklar: Mit Provokationen haben sie es erreicht, Hamas erfolgreich zur Konfrontation zu zwingen und zwei feindliche Lager zu schaffen. Wir befürchten, dass es zu einer Situation wie im Irak, in Bagdad, kommen wird. In dieser Tragödie spielen die ägyptischen Behörden eine üble Rolle: Sie tun so, als ob sie eine Waffenruhe aushandeln würden. Im Grunde genommen versuchen sie aber nur Zeit zu gewinnen, um Fatah genug Kriegswaffen liefern zu können, um ein für alle Mal mit der Hamas-Regierung und dem Widerstand Schluss zu machen. Dahlan hat gesagt, dass 12.000 trainierte Soldaten in Ramallah und in Jericho bereit seien. Wenn sie zu den Streitkräften hinzugefügt werden, die schon in Gaza anwesend sind, wird es noch entsetzlicher werden: eine immense Katastrophe.

Originalfassung: www.palestine-solidarite.org/analyses.Silvia_Cattori.020207.htm

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler & Anis Hamadeh

Palästina: Der „Kopf der Schlange“ ist noch am Leben
Ahmed* berichtet über das Leiden seines Volkes

Ein Interview von Silvia Cattori, 28.01.2007

Silvia Cattori: Entführungen und Ermordungen folgen einander. Wenn Sie nicht von den israelischen Streitkräften niedergemetzelt werdet, drohen Ihnen blutige Konfrontationen zwischen Palästinensern. Wie leben Sie mit dieser Situation in Gaza?

Ahmed: Die Situation ist sehr angespannt. Die Auseinandersetzungen nehmen jeden Tag bei Einbruch der Dunkelheit zu, innerhalb von drei Tagen gab es schon 24 Tote. Die Besorgnis steigt. Wir schauen dem, was sich ereignet, mit Bitterkeit zu. Es scheint, als ob beide Parteien diesen Bruderkrieg nicht mehr stoppen wollen. Wir haben keine Ruhe, wir schlafen nicht mehr, wir hören ständig Radio und morgens sind wir erschöpft. Wir fühlen uns wie auf einem Vulkan. Wir wissen nicht, was in der nächsten Stunde auf uns zu kommt. Es ist wirklich schmerzhaft; ausserdem ist es sehr kalt hier und die Menschen sind dafür zu ärmlich gekleidet.

Silvia Cattori: Wissen Sie, wer der wirkliche Initiator dieser Gewalttaten ist?

Ahmed: Die Personen, die hinter diesem innerpalästinensischen Krieg stehen, kennen wir. Sie hängen alle mit Fatah zusammen – sie werden durch Fatah manipuliert, von den Vereinigten Staaten finanziert und von den Israelis bewaffnet. Wir wissen genau, wer diesen Kriegsplan organisiert hat. Hamas versucht seit mehr als einem Jahr, diese Spannungen zu entschärfen und hat mehrfach zur Einheit aufgerufen. Die Idee eines Bürgerkrieges entsetzt hier jeden Palästinenser. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo es nicht mehr möglich sein wird, ihn zu verhindern. Es ist genau das, was sich gerade ereignet. Premierminister Haniyeh hat uns gesagt, dass es sich um eine kleine Gruppe von Leuten handelt, deren Zielsetzung darin besteht, einen Bürgerkrieg anzuzetteln. Dafür gibt es Indizien, die nicht täuschen. Es ist zum Beispiel bewiesen worden, dass die Bombe, die letztens explodierte, als ein Jeep vorbeifuhr, der mit einer Patrouille der Hamas-Regierung besetzt war und die einen Toten sowie vier Schwerverletzte, darunter auch Passanten, verursacht hat, mit einem elektrischen Kabel an das Haus eines Fatah-Mitglieds angeschlossen war. Wenn derjenige, der in dem Haus wohnt, erlaubt hat, dieses Kabel an sein Haus anschliessen zu lassen, muss er ein Komplize gewesen sein.

Silvia Cattori: Warum hat es Hamas nicht geschafft, alle zu vereinen?

Ahmed: Ich glaube, dass die Hamas-Regierung alles, was möglich war, unternommen hat, um Einheit zu erlangen und diesen internen Krieg bis jetzt in Schach zu halten. Aber Hamas hat keine effektive Macht. Abu Mazen hat die Kontrolle über die Finanzen und über die Sicherheitskräfte. Er hat versucht, Hamas ins Abseits zu stellen und das Volk zu spalten, indem er zunächst die Organisation eines Referendums und später vorzeitige Neuwahlen ankündigte. Aber jedesmal musste er sich zurückziehen, denn die Palästinenser haben seine Versuche, Hamas als illegitim zu erklären, abgelehnt. Jedesmal, wenn Haniyeh eine Regierung nationaler Einheit ankündigte, hat Abu Mazen sie sabotiert. Abu Mazen will keine Einheit. Er will, dass diese Regierung scheitert. Seine Partei, Fatah, ist nicht an der nationalen Einheit interessiert; Abu Mazen wartet nur auf einen günstigen Zeitpunkt, um die Macht wieder – ohne sie zu teilen – aufzunehmen. Die Palästinenser sind ausgehungert, ohne Geld, alles fehlt ihnen, sie sind zerstört. Die Israelis liefern aber weiterhin Waffen an Abu Mazen, um Hamas zu bekämpfen. Diese Waffen werden von der „präventiven Sicherheit“, die unter der Kontrolle von Mohammed Dahlan steht, benutzt und sie dienen dazu, die innerpalästinensischen Spannungen in diesem Machtkampf anzustiften. Dahlan strebt an, wieder an die Macht zu kommen, ohne diese teilen zu müssen, und will Präsident werden. Seitdem Abu Mazen Mohammed Dahlan an die Spitze des Sicherheitsapparats gerufen hat, befindet sich dieser in einer absoluten Machtposition. Er kann beschliessen, seine Landsleute zu verhaften, die Widerstandskämpfer zu entwaffnen, zu verhaften und sie zu foltern. Er lässt Palästinenser bespitzeln, um der israelischen Armee zu helfen, Militante zu verhaften und zu ermorden. Er arbeitet eng mit Israel und der CIA zusammen. Die Vereinigten Staaten und Israel bedienen sich Dahlans, um Hamas zu schwächen. Deshalb will Abu Mazen keine Regierung nationaler Einheit. Er hat alles unternommen, damit diese Einheit unmöglich ist.

Silvia Cattori: Handelt es sich bei Abu Mazen nicht einfach um eine Marionnette in den Händen Israels und der Vereinigten Staaten?

Ahmed: Abu Mazen und seine Fatah-Partei führen sich auf, als ob sie sich im Lager Israels befänden. Wir sind sehr erbittert, wenn wir hören, dass sie von Hamas fordern, die Bedingungen, die von Condoleezza Rice und Olmert diktiert wurden, zu akzeptieren! Er will die Hamas-Regierung zwingen, mit dem Besatzer zusammenzuarbeiten. Mit jeder Erklärung errichtet er neue Hindernisse, um eine Einigung mit Hamas zu verhindern. „Es ist notwendig, dass Hamas die Bedingungen der 'Roadmap' akzeptiert und den israelischen Staat anerkennt, wenn Hamas eine Regierung nationaler Einheit bilden will“. Wie kann Abu Mazen nur den Besatzer anerkennen, wenn Israel nie das Existenzrecht der Palästinenser auf ihren Territorien anerkannt hat, noch die Bedingungen vom Quartett respektiert?

Silvia Cattori: Der letzte Aufenthalt von Condoleezza Rice hat Ihnen also nichts gebracht?

Ahmed: Der Aufenthalt von Condoleezza Rice hat uns noch mehr Schmerzen bereitet. Sie hat erneut bestätigt, dass die Vereinigten Staaten es ablehnen, mit einer Regierung zu verhandeln, die von Hamas geleitet wird. Denselben Diskurs hat Abu Mazen wiederholt.

Silvia Cattori: Fatah hatte im Dezember 2006 eine grosse Kundgebung organisiert. Hat diese Kundgebung nicht gezeigt, dass diese Partei in Gaza mit zahlreicher Unterstützung rechnen kann?

Ahmed: Die Mehrheit der Demonstranten, von denen Sie sprechen, waren Polizeibeamte in Zivilbekleidung, die mit Reisebussen angefahren worden sind und vom Sicherheitsapparat der Fatah bezahlt wurden.

Silvia Cattori: Elias Sanbar signalisierte, dass die Unterstützung des palästinensischen Volkes für Hamas mit der Tatsache in Verbindung stehe, dass Hamas „nie aufgehört hätte, die Gehälter zu zahlen. Und dass es Unterstützungen von Leuten gegeben hat, die nicht der ideologischen Richtung der Hamas folgen, die aber wussten, dass sie, indem sie sich Hamas anschliessen, ihren Kindern zu essen geben konnten“.1

Ahmed: Das ist wirklich lächerlich, wir sehen hier, dass es die Fatah-Anhänger sind, die die Leute kaufen, die Geld und Gehälter verteilen, um sich deren Unterstützung zu gewährleisten. Sie hätten niemanden mehr, der sie unterstützt, wenn sie nicht so handeln würden, denn sie haben sich völlig diskreditiert. Die Partei, mit der Sanbar verbunden ist, kollaboriert mit denen, die von ausserhalb dazu beitragen, uns auszuhungern. Wir sehen hier, dass Hamas allen Familien hilft, die im Elend sind, um sie vor dem Tod zu retten, ohne Unterscheidung.

Silvia Cattori: Ist es wahr, was Elias Sanbar behauptet, dass Hamas „Eindringlinge, externe Staatsgewalten“ in die nationale Bewegung eingelassen hätte und dass heute die „nationale Entscheidung nicht mehr in den Händen der palästinensischen Behörden“ sei und dass „Premierminister (Haniyeh), wortwörtlich Treuepflicht an Teheran geleistet“ habe?

Ahmed: Wir leben hier mit Hunger. Die Hamas-Regierung hat überall Geld gesucht, sie hat niemanden gefunden, der bereit ist, sich der israelischen Blockade zu widersetzen. Weder Araber noch Europäer haben auf die verzweifelten Hilferufe geantwortet. Iran hat 30 Millionen Dollar angeboten, um unser ausgehungertes Volk zu ernähren. Dieses Geld ist nie in Gaza angekommen. Es ist auf Befehl von Israel an der Grenze in Rafah durch Polizeibeamte von Dahlan beschlagnahmt worden.

Silvia Cattori: Der israelische Minister Zaëvi Bouim hat gerade erklärt, dass die israelische Armee beabsichtigt, in den Gazastreifen einzudringen, um Fatah zu helfen, Hamas zu bekämpfen. Sie sind Opfer von Machtkämpfen und aufgrund der Tatsache, dass jene, die Sie vor dem israelischen Unterdrücker schützen und ihnen helfen sollten, wieder zu ihren Rechten zukommen, den verkehrten Weg gehen.

Ahmed: Wir sind verzweifelt. Angst und Traurigkeit verbreiten sich in allen Häusern. Wir sind weder auf der Strasse noch zu Hause sicher. Der „Kopf der Schlange“ treibt sich überall herum, er befindet sich innerhalb unserer eigenen Mauern. So lange der „Kopf der Schlange“ am Leben bleibt, werden wir hier nie eine stabile Situation haben.

* Ahmed ist 34 Jahre alt, er wünscht die Anonymität zu behalten. Er beschreibt sich als einen Palästinenser, der keiner Bewegung angehört.

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler & Bernice Staub


Fußnote:
(1) Elias Sanbar war zu Gast bei Radio France Culture am 19. Dezember 2006. Er ist seit 20 Jahren Unesco-Vertreter seines Landes und seit 1988 Mitglied des Palästinensischen Nationalrats. (zurück)

Tzahal oder der Mythos von der "moralischsten Armee der Welt"
von Silvia Cattori, 19.01.2007

In Israel sind die Menschen im Generellen sehr stolz auf ihre Armee. Die israelische Regierung hat sich schon immer bemüht, sie als sauber, nobel und einmalig vorzustellen. Immer wird wiederholt, dass es „die moralischste Armee der Welt“ sei.

Tzahal (Israelische Verteidigungskräfte) ist keine Verteidigungsarmee, wie der Name vorgibt, sondern eine offensive, fremdenfeindliche Armee, die für die umfangreichste ethnische Säuberung und die längste Militärbesatzung der Moderne verantwortlich ist.

Tzahal wurde im Mai 1948 unter Beteiligung der Terrororganisationen Haganah, Lehi und Irgun gegründet. Tzahal ist eine offensive Armee im Dienst der rassistischen Ideologie von Groß-Israel. Die ersten Kriegshandlungen und Terrorakte bestanden darin, Massaker zu planen und sie auszuführen, sowie die Zerstörungen von Städten und Dörfern. Diese Anschläge sollten die Palästinenser zur Flucht drängen und zu ihrer Deportation führen, um an Ort und Stelle einen Staat aufzubauen, der „ausschließlich für Juden“ reserviert ist. Diese ethnische Säuberung, die Palästina um drei Viertel seiner einheimischen Bevölkerung entleerte und die es von der Weltkarte strich, wird von den Israelis zynisch als Unabhängigkeitskrieg bezeichnet. Ein Kolonialkrieg und eine ethnische Säuberung, die nie aufgehört haben.

Dieser organisierte Terror, der durch Hunderte von rassistischen Gesetzen und Apartheitsmaßnahmen, sogenannte „Abtrennungsmaßnahmen“ institutionalisiert wird, die den palästinensischen Alltag regeln und so die Palästinenser unter Vorherrschaft und totaler Kontrolle der israelischen Armee lassen, hat Israel erlaubt, seine „jüdische Überlegenheit“ aufzudrängen.

Die israelische Armee hat alle Rechte. So darf sie ihre Truppen, die für den Kampfeinsatz trainiert werden und die konzipiert sind, um modernen Armeen zu trotzen, gegen eine gänzlich hilflose Zivilbevölkerung einsetzen, einschließlich Frauen und Kindern. „Israel hat das Recht, sich zu verteidigen“ ist das Leitmotiv der israelischen Behörden, besonders wenn Proteste der Weltöffentlichkeit dieses Recht in Frage stellen. Das Problem liegt darin, dass dieses „Recht sich zu verteidigen“, das von Israel erfordert wird, eingleisig und einseitig ist, so wie alles, was sich auf das Projekt der kolonialen Expansion bezieht. In den achtziger Jahren zielten die Soldaten der Tzahal auf die Beine der Kinder, in den neunziger Jahren auf die Arme und seit dem Jahr 2000 auf Brust und Kopf. „Israel hat das Recht, sich zu verteidigen“ erwidern feige die „Mächtigen“ dieser Welt, wenn der Anblick der abscheulichen Massaker die Bürger zutiefst erschüttert. Die israelische Armee hat, mit anderen Worten, das Recht, Völker ungestraft niederzumetzeln. Aber sogar Kinder begreifen, dass, wenn Israel Bataillone von Soldaten und Panzern mit Kanonen gegen eine Bevölkerung einsetzt, die sich in einer Situation von Unterlegenheit befindet und unfähig ist, auf die Angriffen zu kontern, es sich nicht um ein „Sich-Verteidigen“ handelt, sondern offensichtlich darum, diese Araber zu entwürdigen, zu erniedrigen, zu vernichten und denjenigen deutlich zu machen, die trotz der Schwierigkeiten darauf beharren, auf dem Stückchen Land zu verbleiben, welches ihnen übrig bleibt, dass Israel hier der Alleinherrscher ist.

Im Jahr 2006 haben die israelischen Soldaten 742 Palästinensern getötet, (davon 145 Kinder), 3.735 verletzt und 5.671 entführt, davon 360 Kinder. 210 Palästinenser sind durch gezielte Tötungen ermordet worden. Während derselben Periode haben Palästinenser insgesamt 23 Israelis getötet und einen Soldaten entführt.1

Die „Verteidigungspolitik“ des israelischen Staates ist reiner „Staatsterrorismus“. Wegen seiner Todesschwadronen (Spezialtruppen), die überraschend im prekären, täglichen Leben der palästinensischen Dorfbewohner aufkreuzen und Leichen und Leiden hinterlassen, wegen der Geheimdienste, die terroristische Attentate stiften – die sie darauf den Arabern zuschieben -, wegen der mehr als 600.000 Soldaten und Reservisten, die, wenn sie sich einmal in den besetzten Gebieten befinden, nur noch die Sprache des Todes und der Erniedrigung kennen, (Israelis oder Doppelstaatsangehörige von amerikanischer, französischer, russischer, polnischer, moldavischer Herkunft usw.), ist Tzahal also nicht diese heilige Instanz voller Tugenden, wie sie von den Journalisten, die Israel unterworfen sind, vorgestellt wird, sondern eine barbarische Armee.

Für die von ausländischen Truppen besatzten arabischen Bevölkerungen, ist es eine Erniedrigung, Soldaten zu sehen, die von außen kommen uns ihre Waffen und ihren Hass gegen sie richten. Sie sagen zu hören, dass Palästina ihnen gehöre, dass „Gott ihnen diese Erde gegeben hat“. Es gibt einen unterschwelligen Rassismus in Israel, der sich aber offen ausdrückt: Die Mehrheit der Israelis lehnt ab, die arabischen Nachbarn mit Würde und gleichberechtigt zu behandeln.

Die Idee, sich für den israelischen Staat zu opfern, ist tief im Geist der Israelis verankert, die „von klein auf mit dem Zionismus aufgewachsen sind“. Es gibt keine israelische Familie, die nicht direkt oder indirekt von der Militärbesatzung profitiert. Mit achtzehn Jahren sind Mädchen und Jungen verpflichtet, drei Jahre Wehrdienst zu leisten (zwei Jahre für die Frauen), danach sind sie jährlich für einen Monat Reservist, bis zum Alter von fünfzig.

Im Film Tzahal von Claude Lanzmann sagen die israelischen Generäle: „Unsere Armee ist sauber. Sie tötet keine Kinder. Wir haben ein Gewissen und Werte und wegen unserer Moral gibt es wenig Opfer“. Man stellt hier fest, dass jene, die in Israel blutbefleckte Hände haben, immer als lammfromm dargestellt werden. Die internationale Öffentlichkeit wird somit durch diese Filmmacher, Journalisten und Schriftsteller in der Ignoranz gehalten. Da sie die Realität verfälscht wiedergeben, sind sie an den Kriegsverbrechen mitschuldig.

Wo liegen die maßgebenden „moralischen Werte“, wenn man kurzerhand in Araber verkleidete Soldaten ausschickt, um ohne Verhandlung unbewaffnete Palästinenser umzubringen und von Frauen und Kindern bewohnte Häuser durch Kampfflugzeuge bombardieren lässt? Was sich wirklich vor Ort und Stelle abspielt, widerspricht leider den Aussagen der Generäle, denen Claude Lanzmann das Wort gegeben hat.

Israel verletzt alle internationalen Gesetze. Folter ist legalisiert, so wie Geiselnahmen von Familien, von der ein Mitglied gesucht wird, kollektive Bestrafungen, Verhaftungen und außergerichtliche Vollstreckungen, Landbeschlagnahmungen, Kontrolle über 80% der arabischen Wasservorräte, Abriegelungen der Städte und der Dörfer, die das Reisen unmöglich machen und Millionen von Palästinensern gefangen halten. Die Liste ist unvollständig.

Das tägliche Leben der Palästinenser ist schon immer durch Ermordungen, Zerstörungen und Entführungen geprägt worden, die von diesen Truppen verübt werden, die zu jeder Tages- und Nachtzeit in Wohnungen eindringen, sich auf gewalttätige, hemmungslose Art und Weise benehmen, alles zerschlagen und den Leuten Schrecken einjagen. Familienmitglieder werden in Anwesenheit ihrer Kinder gedemütigt, die Männer werden entführt. Ermordungen, Zerstörungen und Entführungen nehmen zu und werden seit dem Jahr 2000 immer grausamer. Damals hörte man zum ersten Mal von den Israelis, die man „Refusniks“ nennt. Sie lehnten es ab, in Palästina zu dienen. Durch die Verweigerung entstand eine Hoffnung für den Frieden.

Die israelische Armee fiel im Juli 2006 erneut in den Libanon ein. Zu der Zeit habe ich ehemalige Soldaten getroffen, die dafür bekannt waren, das Manifest „Mut zur Verweigerung“ unterzeichnet zu haben. Nur etwa 600 Israelis unterzeichneten dieses Manifest in vier Jahren. Während sich Israel erneut in einen unmenschlichen, aus dem Gleichgewicht bringenden, illegalen Krieg engagierte, der den Tod von Hunderten von Libanesen zur Folge hatte, war es erstaunlich festzustellen, dass diese Refusniks – deren Verweigerung des Militärdiensts viele Menschen im Ausland zum Träumen gebrachte hatte – sich für diesen entsetzlichen Krieg aussprachen, der von Israel eingeleitet wurde. Die Antworten von Elad, 32 Jahre alt, Physiker, der den „Anarchisten gegen die Mauer“2 nahesteht, zeugen davon. Er wartete zu diesem Zeitpunkt mit einem europäischen Stipendium in der Tasche darauf, zum europäischen Hochschulzentrum in Ungarn zu gehen.

- Sind Sie immer noch Mitglied der Bewegung „Refusniks“?

- Ich habe den Aufruf „Mut zur Verweigerung“ unterzeichnet, aber ich gehöre ihnen nicht mehr an. Ihre Mitglieder sind Zionisten.

- Kann man Refusnik und Zionist sein ?

- Natürlich! Was bedeutet der Begriff Zionist für Sie? Man kann Zionist und gegen die Besatzung sein. Zionismus hat verschiedene Bedeutungen. Für die Palästinenser bedeutet Zionismus, dass man ihr Land brutal behandelt. Jeder Israeli, der die Besatzung unterstützt, ist für sie also ein Zionist, eine schlechte Person. Aber in Israel bedeutet der Begriff Zionismus etwas Gutes, er hat eine positive Bedeutung. Einer alten Dame über die Straße zu helfen wird zum Beispiel als eine zionistische Geste bezeichnet. In der allgemeinen öffentlichen Meinung bedeutet Zionismus, dass Israel ein jüdischer Staat sein muss. Viele Leute, die der Bewegung „ Mut zur Verweigerung“ angehören, bezeichnen sich als Zionist. Ich bin kein Zionist. Meiner Meinung nach, ist das jüdische Staatskonzept kein gerechtes Konzept: Ich denke, dass es auf einem tiefliegenden Level Rassismus impliziert.

- Was spüren Sie heute, wo Ihr Land erneut einen Krieg gegen den Libanon eingeleitet hat und Ihre Brüder dort Städte und Dörfer dem Erdboden gleichmachen?

- Ich denke, der Libanon muss endlich entscheiden, ob er ein Staat sein will oder nicht. Es gibt zwei Armeen im Libanon, eine kleine demokratische Armee, die aber ineffizient ist und die keine Souveränität ausübt und dann die Armee der Hisbollah, die laut allen Kriterien eine gute Armee ist, die aber nicht den Erwartungen des libanesischen Volks entspricht, da sie im Namen von Nasrallah handelt, von Syrien und dem Iran. Es handelt sich um Kriegstruppen. Der Krieg ist ein guter Deal für die Hisbollah und deshalb wollen sie den Krieg. Ich denke nicht, dass das libanesische Volk die Kosten dafür tragen sollte. Ich habe aber auch gelesen, dass Israel Hunderte von Personen in wenigen Tagen getötet hat. Entsetzlich, moralisch gibt es dafür keine Entschuldigung. Das ist keine strategische Zielsetzung, denn sie haben nur den Libanon zerstört. Ich glaube, dass die Hisbollah es so wollte und dass sie davon profitiert hat.

An dieser Stelle war ich sehr erstaunt über die oberflächliche Propaganda. Der Mann, der mir gegenüberstand und den ich treffen wollte, da ich dachte, er würde anders denken als der israelische Generalstab und die meisten seiner Landsleute, distanzierte sich nicht von ihren Ansichten.

- In Bilin unterstützen Sie die Palästinenser, die von der israelischen Armee bekämpft werden und im Libanon unterstützen Sie die israelische Armee? Ist das nicht widersprüchlich?

- Ja, aber es ist nun mal so. Wenn ich mir die Sache gründlich überlege, widersetze ich mich dem, was die Armee unternimmt, in der Hoffnung, ein besseres Leben führen zu können; ich mache es nicht für die Palästinenser, sondern für mich selbst.

- Haben Sie, als Sie in den neunziger Jahren im Libanon waren, Libanesen getötet?

- Als ich den Militärdienst angefangen habe, war ich 18 Jahre alt. Nach einem Jahr Training in Israel, zwischen 1995 und 1996, wurde ich in den Südlibanon geschickt und bin im Alter von 21 Jahren zurückgekommen. Ich habe mehr Schläge eingesteckt als ich selber verteilt habe. Freunde wurden getötet. Es war Krieg.

- 1996 haben Sie in Kana gekämpft, möchten Sie darüber sprechen?

- Ja, ich war während der Operation „Früchte des Zorns“ in Kana. Was Israel damals gemacht hat, war sehr brutal, aber weniger brutal als das, was sie heute machen. Es war damals wie heute die gleiche Zielsetzung, die von der israelischen Armee verfolgt wurde: Hisbollah zu besiegen und Druck auf die libanesische Regierung auszuüben, damit sie die Hisbollah zum Schweigen bringt.

- Ihr Bataillon hat geschossen, obwohl es wusste, dass es dort unbewaffnete Zivilisten gab?

- Sie haben auf den Mörser gezielt. Die Bombe ist nicht abgefeuert worden, um Menschen zu töten. Hisbollah hatte nach einer Woche Kampf seinen Mörser in der Nähe des Flüchtlingslagers installiert, um auf die israelische Stellung zu zielen. Sie dachten, die israelische Armee würde nicht angreifen. Die israelischen Streitkräfte sind von der Hisbollah beschossen worden und es wurde daraufhin verlangt, die Stellung der Hisbollah anzugreifen. Eine der Bomben ist auf das unter dem Schutz der UNO stehende Flüchtlingslager gefallen.

- Wie können Sie sagen: „Sie haben auf den Mörser gezielt“, wenn es mindestens 130 getötete palästinensische Flüchtlinge gab und Hunderte von Verletzten. Ein gewaltiges Blutbad! Es waren Frauen und Kinder und keine Soldaten der Hisbollah.

- Das Ziel war der Mörser.

- Wie kann man auf den Mörser schießen, um ihn zum Schweigen zu bringen, wenn man weiß, dass dadurch Frauen und Kinder getötet werden können?

- Das Kampfziel war der Mörser.

Man spürt keine Emotion, keine Veränderung in der Stimme. Keine persönlichen Mitteilungen, nur auswendiggelernte, kurze, wirklichkeitsfremde Antworten. Handelt es sich, wie bei allen Soldaten, die zur Front geschickt werden, um Zivilisten zu massakrieren, darum, nie einen Mord zu gestehen, nie die Tatsache zu akzeptieren, dass jede Militäroperation eine kollektive Verantwortung in sich trägt, oder nie seine Kameraden zu beschuldigen?

- Sie scheinen diese Handlung nicht zu verurteilen?

- Ich gebe nicht dem Soldaten die Schuld, der auf den Mörser gezielt hat. Er hatte eine Liste mit Nummern erhalten, die er in den Rechner eingegeben hat und er zielte. Ich gebe die Schuld der israelische Regierung, die weder in den Libanon eindringen noch solche Militäroperationen führen oder die Zivilbevölkerung benutzen sollte, um politische Ziele zu erreichen.

- Haben Sie die Armee zu diesem Zeitpunkt verlassen?

- Es waren nur noch vier Monate bis zu meinem Dienstende, als ich gesagt habe, dass ich nicht mehr weitermachen will.

- Und heute sind Sie mit Ihrer Regierung einverstanden, die Frauen und Kinder massakriert?

- Damals kämpfte die Hisbollah gegen die Besatzung durch unsere Truppen. Heute ist es anders. Was die Hisbollah macht, ist nicht legitim.

- Im Moment, wo wir miteinander reden, besetzt und bombardiert die israelische Armee die Orte, an denen Sie damals gekämpft haben. Was empfinden Sie dabei?

- Ja, ich kenne diese Orte sehr gut. Ich war im Dorf Marjaron, wo gestern eine große Schlacht stattfand und in Benjel, wo derzeit gekämpft wird.

- Sie haben damals das Manifest „Mut zur Verweigerung“ unterzeichnet, scheinen aber heute mit dem Angriff der israelischen Armee auf den Libanon gänzlich einverstanden zu sein?

- Ich möchte nicht in den Libanon geschickt werden. Der Krieg hätte nicht angefangen, wenn die Hisbollah nicht die Soldaten entführt hätte. Ich denke, dass die Hisbollah den Krieg wollte. Das Ziel besteht darin, Zivilisten zu töten. Israel hätte den Krieg nicht begonnen, wenn die Hisbollah nicht die Soldaten entführt hätte...

- Nach unseren Informationen befanden sich die israelischen Soldaten, die durch Streitkräfte der Hisbollah entführt wurden, innerhalb des Libanon.

- Das ist meines Wissens nicht so. Es steht fest, dass sie in Israel entführt worden sind.

- Israel ist wegen drei gefangener Soldaten in den Libanon eingedrungen und hat Dörfer dem Erdboden gleichgemacht. Weist das nicht darauf hin, dass Israel einen Plan hatte, in den Krieg zu ziehen, und nur auf die Gelegenheit gewartet hat?

- Natürlich hat Israel Pläne. Jede Armee hat Pläne. Was sich jetzt abspielt, ist natürlich mehr als die Entführung von zwei Soldaten rechtfertigen kann. Die Entscheidung, in den Libanon einzudringen basierte auf der Tatsache, dass, falls Hisbollah einen Vorwand liefern würde, Israel diese Gelegenheit als Auslöser nehmen würde, um die Spielregeln im Libanon zu verändern. Die Gewalt der israelischen Reaktion hat verschiedene Gründe. Ein Grund ist: Israel hat verstanden, dass, wenn es im Libanon eingreift, seine Kriegshandlungen sehr hart und wirksam sein müssen. Man kann die Situation mit zwei Armeen im Libanon so nicht zulassen. Wer regiert? Die Hisbollah oder die libanesische Regierung? Israel gibt dem Libanon durch seine Militärintervention zu verstehen, dass die Situation für Israel unerträglich ist und der Libanon kein souveräner Staat. Im Libanon gibt es zwei Armeen und die eine macht, was sie will, obwohl es keine israelische Besatzung im Libanon mehr gibt.

- Ich war kürzlich im Libanon. Israel verletzte Tag und Nacht den Luftraum und die Sheeba-Farmen werden nach libanesischer Meinung immer noch als besetzt bezeichnet.

 – Sheeba sind einige hundert Quadratkilometer und nur ein Vorwand für Hisbollah, um weiterzukämpfen. Der Krieg ist ein guter Deal für Hisbollah.

- Aber sind Sie nicht der Meinung, dass der bewaffnete Arm der Hisbollah Libanon gegen die israelischen Angriffe verteidigt und somit einen Widerstandskampf führt? Hält nicht das gesamte Volk seinem Aggressor stand?

 – Was für ein Widerstand?

 – Das libanesische Volk scheint sich einig darin zu sein, die Kräfte zu unterstützen, die einen Widerstandskampf führen.

- Widerstand wogegen?

- Haben die Libanesen, die massakriert werden, kein Recht sich zu verteidigen? Gut, Sie unterstützen die Bewegung der „Anarchisten gegen die Mauer“, die jeden Freitag in Bil'in gegen die israelische Armee demonstriert. Die Hisbollah leistet Widerstand im Libanon, wie die Palästinenser in Bilin. Ist es nicht derselbe Kampf?

- Man muss Bil'in unterstützen, ja natürlich. Was sich im Libanon abspielt und was sich in den „besetzten Gebieten“ abspielt, hat nichts miteinander zu tun.

Kein Wort nennt die Realität beim Namen: Palästina, Palästinenser. Er bleibt in der Abstraktion. Kein „wir“, keine Anerkennung der Verantwortungen.

Elads Antworten warfen neue Fragen auf. Waren die Refusniks nicht nur ein Faktor, um das Gleichgewicht wieder herzustellen, als damals die Grausamkeiten der Tzahal zu nahe daran waren, der Weltöffentlichkeit die Augen zu öffnen? Waren sie nicht nur Marketing oder eine Modeerscheinung? Sie sind damals als „ein Licht für Hoffnung und Mut“ von denen vorgestellt worden, die im Friedenslager Illusionen fördern? Haben sie nicht den Platz gestohlen, der dem Widerstand zusteht? Der Platz derer, die Israel „Terroristen“ nennt, und die seine F-15-Kampfflugzeuge mit Raketen ausmerzen, unter Missachtung aller internationalen Gesetze? Ein Aktivist für Gerechtigkeit in Palästina gibt uns hier seine Antwort.

Die Refusniks sind in Israel eine sehr marginale Bewegung geblieben. Man hat sie hochgespielt, was nichts mit der Realität zu tun hat. Sie sind aus verschiedenen Gruppen zusammengesetzt und sich einig in der Verweigerung vom Militär- und Reservedienst in den „besetzten palästinensischen Gebieten“. Ihre Beweggründe sind moralisch und politisch. Im ersten Satz des Gründungsmanifests der Bewegung „Mut zur Verweigerung“ heißt es: „Wir, Offiziere der Reserve und kampferfahrene Soldaten der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, die mit den Prinzipien des Zionismus aufgewachsen sind, mit Opferbereitschaft und Hingabe für die israelische Bevölkerung und dem Staat Israel...“ Es ist also nicht erstaunlich, dass die Refusniks den Krieg gegen Libanon gebilligt haben. Denn dort „verteidigen und verstärken sie den Staat Israel!“ Ihre Stellungnahme ausschließlich zu „Palästina in den Grenzen von 67“ erklärt, warum die Refusniks von einer bedeutenden Förderung seitens der Solidaritätsbewegungen in Europa profitiert haben. Letztere haben sie benutzt, um ihre politische Linie und die des Friedenslagers im Allgemeinen zu verteidigen, die lediglich erklären: „Das Problem ist die Besatzung seit 1967“ und es reiche aus, sich hinter die Grüne Linie zurückzuziehen“.

Die Ereignisse von vor 1967 zu streichen hieße aber, Israels Existenz als ausschließlich jüdischem Staat auf 80% des historischen Bodens Palästinas auf ewig anzuerkennen. Die Frage des Rückkehrrechts der Flüchtlinge fällt damit heraus. In einer Lage, in der alles illegal ist, ist die Versuchung, sich Zweideutigkeiten und dem Abstreiten ethnischer Säuberungen hinzugeben, ein Fluchtweg, der menschlich verständlich ist. Trotzdem sollte kein Israeli aus den Augen verlieren, dass er mit dem Fuß auf dem Blut von Palästinensern steht und dass Israel sich nicht als „exklusiver jüdischer Staat“ durch Brutalität und Macht aufdrängen kann. Indem man auf diesem geraubten Boden lebt, der Israel zwingt, Kriege ohne Ende zu führen, kann man nur das Leiden der Palästinenser verlängern. Die UNO-Resolution 194 gesteht den palästinensischen Flüchtlingen das Recht auf Rückkehr in ihr Land zu, auch wenn Israel dies de facto nie anerkannt hat.

Die ghettoisierten, palästinensischen Flüchtlinge, die Israel ausgeschlossen hat, warten nur auf eins: dass man ihnen zurückgibt, was man ihnen genommen hat. Für sie ist jeder Israeli, der in diesem Staat lebt und auf seinem Boden gebaut hat, ein Siedler, der die Prinzipien der Gerechtigkeit und der Menschenrechte verletzt.

Es bleibt nur eines übrig: die Palästinenser sofort dorthin zurückkehren zu lassen, von wo sie vertrieben wurden – sowie die Syrier, die von den Golanhöhen ausgewiesen wurden. Und endlich damit aufzuhören, diejenigen des „Antisemitismus“ zu bezichtigen, die Israel auffordern, begangenes Unrecht anzuerkennen.

Israel in einen Staat zu verwandeln, der den palästinensischen Flüchtlingen das Recht zugesteht, zurückzukehren, der akzeptiert, die Palästinenser in einem Staat gleichwertig zu behandeln, ungeachtet ihrer Religion, was keineswegs „die Vernichtung von Israel“ bedeutet, noch „die Juden ins Meer zu werfen“, wie man es manchmal hört, sondern das Ende einer Staatsform, die religiöse und ethnische Diskriminierung praktiziert.

Das Friedenslager3 und das Kriegslager sind nicht so weit auseinander. „Das Problem in Israel ist, dass es zwischen Peace Now und Avigdor Lieberman entgegen allen Behauptungen keinen so großen ideologischen Unterschied gibt. Es ist eine taktische Fragestellung, um herauszufinden, wie man am besten einen jüdischen Staat, mit einer starken demografischen Mehrheit sichern kann; wenn schon nicht exklusiv, dann doch so gut wie möglich“, bedauert der israelische Historiker Ilan Pappe.4

Militärdienstverweigerung in den „besetzten palästinensischen Gebieten“ – der Begriff „Gebiete“ ist ebenso zweideutig wie inakzeptabel. Indem man sich das Recht nimmt, auf diesem geraubten Boden zu bleiben, der Israel zwingen wird, den Krieg gegen die Araber über Jahrhunderte weiterzuführen, ist keine moralisch oder menschlich annehmbare Position.

Ist es normal, wenn Leuten genehmigt wird, sich in Tel-Aviv, in Jerusalem oder in Haifa niederzulassen – und de facto berechtigt zu sein, die israelische Staatsangehörigkeit zu erhalten, weil man jüdischer Konfession ist? Sich für immer in Häusern zu etablieren, deren Eigentümer brutal enteignet worden sind und die kein Recht auf Rückkehr haben, die in elenden Ghettos im Westjordanland, in Syrien, in Libanon, in Gaza verkommen? Gewiss nicht! Aber in Israel ist nichts normal.

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler & Anis Hamadeh

Französisches Original: www.palestine-solidarite.org:80/analyses.Silvia_Cattori.190107.htm


Fußnoten:
1: www.ism-suisse.org/news/article.php?id=6027&type=communique&lesujet=Rapports – Von September 2000 bis Ende 2006 wurden 5.150 Palästinenser von den israelischen Kräften und den Siedlern getötet, davon 1.151 Kinder. Die Anzahl der israelischen Angriffe seit dem Gipfel von Scharm-El-Sheikh im Februar 2005 belaufen sich auf 70.079. (zurück)
2: Anarchisten gegen die Mauer“ ist eine israelische Gruppe, die einige Dutzend junge Aktivisten zählt, darunter der wunderbare Yonatan Pollack, 25, der Gründer. Jeden Freitag nehmen sie zusammen mit der palästinensischen ISM (International Solidarity Movement) und internationalen Aktivisten an der Demonstration gegen den Bau der Mauer teil, besonders in Bil'in. Sie werden sehr von den palästinensischen Dorfbewohnern geschätzt, die sie alle kennen. Sie organisieren friedliche Widerstandsproteste, gemeinsam mit Palästinensern und sie werden, wie die Palästinenser, von den israelischen Soldaten brutal behandelt. Genauso wie die kleine Aktivistengruppe Ta'ayush. (zurück)
3: Das Friedenslager setzt sich vor allem zusammen aus: Gush Shalom (gegründet im Jahre 1993 von Uri Avnery), Frauen in Schwarz, Bat Shalom (Ausschuss gegen die Häuserzerstörung), Physicians for Human Rights. Dieses Friedenslager zählt nur einige hundert aktive Mitglieder, aber außerhalb Israels verfügt es über eine breite politische und finanzielle Hilfe vonseiten jüdischer Organisationen und pro-palästinensischen Vereinen. In Frankreich erhält es besondere Unterstützung von der Association Française Palestine Solidarité (AFPS) und von der Union Juive Française pour la Paix (UJFP), von dem das Friedenslager die politische Linie ableitet: die zwei Staaten-Lösung („jeder für sich“) und die Anerkennung, dass die Rückkehr der Flüchtlinge ein Recht ist, allerdings eines, das „nicht mehr anwendbar ist“. (zurück)
4: http://electronicintifada.net/v2/article6206.shtml (zurück)

Palästina: Die Palästinenser werden aus Hunger wählen
von Silvia Cattori, 20.12.2006

Die Ankündigung durch Abu Mazen von neuen Präsidentschaft-und Parlamentwahlen hat das palästinensische Volk, das schon grauenvoll unter dem Terror der israelische Armee leidet, in blutige Konfrontationen gestürzt. Wir haben die Aussage von Ali1 aufgenommen, einem 35-jährigen Vater, der mit seiner Familie in diesem Kessel wohnt, den man „Gazastreifen“ nennt. Seine Sorgen stehen im Gegensatz zum Optimismus und der Genugtuung über diese Neuwahlen, wie sie von im Ausland lebenden Palästinensern gezeigt werden, zum Beispiel Elias Sanbar.2

„Was sich hier abspielt ist furchterregend. Abu Mazen hat mit der Neuwahl-Ankündigung Gaza explodieren lassen. Dieser Beschluss bringt uns Unsicherheit. Diejenigen, die die Hamas-Regierung gewählt haben, sind wild geworden. Wir bleiben zu Hause und rühren uns nicht. Wir haben Angst vor die Tür zu gehen, denn wir wollen nicht in die Auseinandersetzungen verwickelt werden. Wir haben Angst unsere Kinder nie wiederzusehen, wenn sie zur Schule gehen, denn bis jetzt sind 90% der Verletzten und Getöteten Passanten, die nichts mit den internen Kämpfen zwischen Fatah und Hamas zu tun haben. Es ist eine beängstigende Lage.

Abu Mazen hat kein Recht, Neuwahlen zu fordern – erst in vier Jahren. Er hätte nur nach Zustimmung vom palästinensischen Gesetzgebenden Rat fragen können, um den Rücktritt der Regierung zu erreichen. Die einzige Möglichkeit hätte also darin bestanden, nach Ernennung einer anderen Regierung zu fragen. Abu Mazen hat sich wie ein Diktator aufgeführt. Was er getan hat war illegal. Er hat den Premierminister Ismail Hanije übergegangen. Er hat die Tatsache ignoriert, dass Hamas die Mehrheit im Legislativen Rat hat und somit mehr Macht besitzt als er.

Wir glauben, dass Abu Mazen in die Fallen der Vierer-Gang – Abed Yasser Rabbo, Hassan Takhmad, Mohammed Dahlan und Saëb Erekat – geraten ist. Sie sind Marionnetten in den Händen von Israel und der CIA. Jeder konnte im Fernsehen sehen, wie Dahlan und Erekat diesem Beschluss sofort nach Abu Mazens Bekanntgabe von Neuwahlen innerhalb von drei Monaten mit Freude aus der ersten Reihe applaudierten. Sie sahen sich schon an der Macht.

Wir denken, dass Abu Mazen ein charakterschwacher Mann ist, der sich seit Monaten durch diese Gang zu Neuwahlen antreiben ließ. Sie haben alles getan, um eine Regierung der nationalen Einheit, die von Hamas vorgeschlagen wurde, zum Scheitern zu bringen. Dahlan und Erekat wissen, dass diese Entscheidung zu einem Bruch führen wird, einem Bürgerkrieg, aber das ist ihnen egal, denn ihr Ziel ist, an die Macht zu gelangen.

Dahlan tritt immer häufiger als Nachfolger von Abu Mazen auf. Es ist der am meisten verabscheute Mensch in Palästina, sogar bei den Fatah-Leuten. Er hat aber alle Chancen, der offizielle Fatah-Kandidat für die Präsidentschaftswahlen zu werden. Er hat Politiker, Militär und Leute aus dem Sicherheitsapparat bestochen. Er konnte und kann weiterhin so viel Geld verteilen, wie er will, um seine Macht zu konsolidieren, denn sein Konto wird von der CIA gedeckt. Dahlan hat erreicht, was er wollte. Wir machen uns Sorgen, wenn wir daran denken, dass er an die Macht kommen könnte. Dahlan arbeitet für sein persönliches Interesse. Er erhält von Israel alle Möglichkeiten, zu kommen und zu gehen, wohin er will. Er wird tun, was Israel wünscht und wir können von ihm absolut alles erwarten.

Die Situation ist sehr schwerwiegend, diese Wahlen werden wie ein Staatsstreich wahrgenommen. Es bringt das Pulverfass zum Explodieren, denn es ist ein abgekartetes Spiel, um Hamas aus der Regierung und dem Gesetzgebenden Rat auszuschließen. Wir nehmen an, dass Hamas diesen Staatsstreich gegen die demokratisch gewählte Regierung ablehnen wird und nicht an dieser Wahl teilnehmen wird. Die Lage kann sich nur verschlimmern, denn das Gesetz ist auf ihrer Seite. Die Würde der Hamas und die Würde des Volkes besteht darin, sich dem Staatsstreich zu widersetzen. Hamas hat die Verpflichtung, diesen Staatsstreich abzulehnen und diese Wahlen nicht stattfinden zu lassen.

Abu Mazen hat unser Volk in eine sehr düstere Situation geführt. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringen wird. Die Ankündigung von Neuwahlen hat uns mit Trauer erfüllt, denn es bedeutet, dass unser Volk kämpfen muss, entweder um die Entscheidung der Fatah zu unterstützen oder um zu erreichen, dass die letzte Wahl, die Hamas gewonnen hat, respektiert wird. Wir beten, dass es nicht passiert.

Israel und die Vereinigten Staaten unterstützen Abu Mazen. Das schafft noch mehr Meinungsverschiedenheiten zwischen uns. Es ist kein Kampf zwischen den Partisanen der Fatah und den Partisanen der Hamas, wie es immer heißt. Es ist ein Kampf zwischen denen, die mit dem Besatzer kollaborieren und denen, die sich für ihre Befreiung einsetzen. Es hat Demonstrationen gegeben, um Hamas zu unterstützen und Demonstrationen, um die Entscheidung der Fatah zu unterstützen. Es gibt Mitglieder der Fatah, die nicht mit der Entscheidung von Abu Mazen einverstanden sind. Das entfernt uns alle von dem, was uns eigentlich vereinigen müsste: der Kampf, um uns vom Besatzer zu befreien. Will das unser Präsident und seine Beraterclique? Sich mit Israel verbünden, israelische Waffen erhalten und damit Hamas zu eliminieren?

Wir sind sehr besorgt, denn wir glauben, dass die Zielsetzungen von Abu Mazen und Fatah sich nicht ohne Zusammenstöße verwirklichen lassen. Es ist uns bewusst, dass die Bevölkerung bei Neuwahlen aus Hunger wählen wird. Man hat das Volk ausgehungert. Die Leute leben im Elend. Man kann von Leuten, die Hunger haben, nicht verlangen, für ein Ideal zu wählen. Ich muss acht Kinder ernähren und ich bin arbeitslos. Ich beiße mich durch. In einer Woche habe ich 14 Schekel verdient, indem ich Plunder verkauft habe. Verglichen mit meinen Nachbarn, die in noch größerer Not leben, bin ich ein Privilegierter“.

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler & Anis Hamadeh


Fußnoten:
1: Wir erwähnen aus Sicherheitsgründen nur den Vornamen von Ali. Die Leute in Gaza haben enorme Angst vor dem Präventiven Sicherheitsdienst (der, wie es scheint, mit Shabak kollaboriert) und der schon unter Arafat Palästinenser, die sich dem Osloer Prozess widersetzt hatten oder die Verbindungen zu muslimischen Widerstandsbewegungen hatten, inhaftiert, gefoltert und ermordet hat. Diese Sicherheitsdienste – die heute unter der Macht von Abu Mazen stehen – werden von der CIA bewaffnet und ausgebildet. Siehe zum Beispiel http://www.ism-suisse.org/news/article.php?id=5982&type=analyse&lesujet=Réformes (zurück)
2: Elias Sanbar war am 19. Dezember 2006 Gast bei Radio France Culture. Er ist seit 20 Jahren Vertreter bei UNESCO für Palästina, Chefredakteur von „Revue d'Etudes Palestiniennes“ und seit 1988 Mitglied des Palästinensischen Nationalrats. (zurück)

„Die Palästinenser werden sich niemals ergeben“
Interview mit Sattar Kassem, von Silvia Cattori, Nablus, 11.09.2006

Die Palästinenser haben bei den palästinischen Parlamentswahlen vom Januar 2006 massiv zu Gunsten der Hamas gewählt. Es war notwendig, diese Wahl zu respektieren. Die Europäische Union hat sie aber bestraft, indem sie ihre Hilfsgelder zurückzog. Diese Reaktion zwang Millionen von Palästinenser ins Elend und in den Hunger. Man muss betonen, dass der Sieg der islamischen Bewegung nicht nur den Regierungen, die auf den Sieg der Fatah gesetzt hatten, in den Rücken fiel, sondern auch den Parteien und Bewegungen der Progressiven, die es nicht vermocht hatten, dem palästinischen Volk und seinem wirklichen Anliegen zuzuhören. Wegen der Verzweiflung des palästinensischen Volkes ist es dringend nötig, den Palästinensern zu zuhören, die seit langem der palästinensischen Sache treu sind, und daraus Lehren zu ziehen. Herr Sattar Kassem, Professor für politische Wissenschaften an der Najah-Universität in Nablus, hat mit Offenheit und Mut auf die Fragen geantwortet, die ihm Silvia Cattori gestellt hat.

Silvia Cattori: Sie sind eine wichtige Stimme in Palästina, eine Stimme, die man aber in Französisch sprechenden Ländern nicht oft hört. Warum?

Sattar Kassem: Ich habe seit 26 Jahren keine Genehmigung der israelischen Behörden bekommen, um Palästina verlassen zu können. Ich verbrachte zwei Jahre in israelischen Kerkern und acht Monate, unter Arafats Regime, in einem palästinensischen Gefängnis. Ich wurde durch vier Kugeln verwundet, die von Helfershelfern abgefeuert wurden, rekrutiert von der Palästinensischen Behörde. Aber ich bin immer noch da, um mit meinen Worten meinem Volk zu helfen, seine Rechte zurückzugewinnen und um zu versuchen, eine Veränderung in der arabischen Welt zu bewirken. Ich glaube fest, dass die derzeitigen arabischen Regime verschwinden müssen, weil sie ausländische Interessen und nicht die Interessen ihrer Bürger verteidigen. Die meisten dieser diktatorischen Regime kollaborieren mit Israel, sie handeln also gegen die Rechte der Palästinenser und der Libanesen. Diese Regime sind die Marionetten gewisser Mächte, besonders die der Vereinigten Staaten.

Silvia Cattori: Sie sind unter dem Regime von Herr Yasser Arafat verhaftet worden und Sie waren Opfer eines Mordversuchs, weil Sie seine Politik kritisierten? Bedeutet das, dass es während seiner Regierungszeit keine Demokratie gab und Sie keine Freiheit hatten?

Sattar Kassem: Unter Arafats Regime gab es keine Demokratie und besonders keine Meinungsfreiheit. Sehr viele Leute wurden inhaftiert! 1999 unterzeichnete ich mit neunzehn anderen Personen eine Erklärung über die enorme Korruption im Land und dass Arafat der Erste war, der in sie verwickelt war.1 Wir wurden darauf inhaftiert. Danach habe ich einen Artikel geschrieben mit der Überschrift: „Die Demokratie unter den Gefängnissen“ worin ich Arafat wegen seinem undemokratischen Verhalten kritisierte. Aus diesem Grund schickten sie mir Helfershelfer, um mich zu erschießen. Arafat wollte nie irgendeine Art Demokratie einführen.

Silvia Cattori: Bedeutet das, dass die Wahlen von 1996 keine gerechten Wahlen waren?

Sattar Kassem: Sie waren in der Tat ungerecht, denn es gab viel Betrug bei dieser Wahl. Da es keine Opposition gab, interessierte es auch niemand.

Silvia Cattori: Jetzt gab es zum ersten Mal in der Region gerechte Wahlen, die von Hamas gewonnen wurden. Wir haben aber auch zum ersten Mal in der Geschichte gesehen, wie die Europäische Union mit Sanktionen ein Volk unter Besatzung bestraft.

Sattar Kassem: Das ist zutreffend und ein Paradox. Diese Frage sollte man Europäern stellen. Wir hatten gerechte und ehrliche Wahlen, aber wir hatten kein generelles Klima für Demokratie und das war ein gewichtiges Problem. Vermutlich haben auch Sie im Ausland bemerkt, dass, nachdem Hamas die Wahl gewonnen hatte, offenbar eine gewisse Anzahl von Persönlichkeiten – besonders von der Fatah-Partei – das Resultat der Wahl nicht akzeptierten.

Silvia Cattori: Glauben Sie, dass die Hamas-Bewegung es in einem so schwierigen Zusammenhang schaffen kann, das Klima für Demokratie zu schaffen, nach dem Sie verlangen?

Sattar Kassem: Ich glaube es nicht, nicht weil sie dazu nicht in der Lage wären, sondern weil sie von allen Seiten mit schwerwiegenden Problemen belastet werden. Die Israelis wollen nicht, dass diese Regierung funktioniert. Tatsächlich haben die Israelis die meisten Minister und Parlamentsmitglieder festgenommen.

Silvia Cattori: Wenn Sie sich über die „arabischen Regime“ beschweren, schließen Sie auch die Palästinensische Autonomiebehörde mit ein?

Sattar Kassem: Ich schließe die ehemalige Palästinensische Autonomiebehörde und Abou Mazen (Mahmoud Abbas), den gegenwärtigen Präsidenten der Palästinenser, mit ein.

Silvia Cattori: Wenn Sie solch eine Behauptung abgeben, basiert sie auf überprüfbaren Tatsachen oder basiert sie auf Ihrer persönlichen Erfahrung?

Sattar Kassem: Ich bin seit mehr als 30 Jahren ein Gegner der parlamentarischen Führung der PLO. Durch meine persönlichen Beziehungen mit Arafat und aus meinen Nachforschungen über ihn erfuhr ich, dass er seine revolutionäre Aufgabe abgelegt hatte und dass er nicht für die Interessen der Palästinenser arbeitete, sondern in Wirklichkeit ein Filter für die Israelis war und er letztlich dafür arbeitete, das Image der Palästinenser in den verschiedenen arabischen Ländern, in denen er gelebt hatte, zu verletzen, wie auch die ethische und soziale Struktur des palästinensischen Volkes.

Silvia Cattori: Haben Sie ein Beispiel?

Sattar Kassem: Zum Beispiel schickte er junge, loyale und zuverlässige Palästinenser, die echte Kämpfer waren, in den Südlibanon, wo sie unausbleiblich getötet wurden. Warum? Weil einer von Arafats Gehilfen mit den Israelis in Verbindung stand, um sie über die Mission jener Kämpfer zu informieren; damit die Israelis nicht überrascht wurden. Auf diese Weise wurden diese jungen Leute von den Israelis getötet.

Silvia Cattori: Wollen Sie damit sagen, dass Herr Arafat von seiner Umgebung nie eine Diszipliniertheit verlangte?

Sattar Kassem: Was ich Ihnen sagen kann ist folgendes: Informationen flossen in israelische Hände, Arafat unternahm nie Vernehmungen innerhalb der PLO, um herauszufinden, wer den Israelis die Informationen lieferte. Wenn man auf ein solches Verhalten besteht, bedeutet das nicht, dass die undichte Informationstelle Zustimmung erhält? Aus diesem Grund kann ich sagen, ich wusste, dass er nicht revolutionär war, sondern mit dem israelischen Besatzer kollaborierte. Die aufrichtigen Palästinenser waren es gewohnt, mit unterschiedlichen Mitteln zur Seite geschoben zu werden, und Arafat umgab sich generell mit solchen Palästinensern, die nur ihre persönlichen Interessen wichtig nahmen.

Silvia Cattori: Laut Ihrer Meinung, waren die Führungskräfte mit denen sich Herr Arafat umgab, von Anfang an kompromittiert?

Sattar Kassem: Ja. Seit den Siebzigerjahren war Arafat immer von suspekten Leuten abhängig, welche, so denke ich, Beziehungen mit den israelischen Sicherheitsdiensten hatten. Sie waren korrumpiert, als sie im Libanon, in Tunesien, in Jordanien waren. Als Arafat sich in diesen arabischen Ländern aufhielt, benahmen sie sich unmöglich. Er verhinderte weder das schlechte Verhalten seiner Hilfskräfte noch viele andere schlimmere Sachen, die sie in der arabischen Öffentlichkeit zu tun pflegten. Als er beispielsweise zuließ, dass einer seiner Leute einen jordanischen Stammesführer demütigte, begann der ganze Stamm, die Palästinenser zu hassen. Als die PLO von der israelischen Armee aus Beirut gefeuert wurde, gingen sie nach Tunesien. Die Tunesier erklären uns, dass die Palästinenser Bordelle und Prostitution mit nach Tunesien brachten und die Bordelle florierten, weil es viele Klienten gab, palästinensische Klienten. Es waren hauptsächlich Palästinenser, durch die die Bars und andere Prostitutionsorte in Tunesien florierten. Die Tunesier, Libanesen, Jordanier und Kuwaitis denken, dass diese die wirklichen Palästinenser darstellen. Seit dieser Zeit werden wir in Tunesien, in Kuwait und im Libanon gehasst. Ich veröffentlichte einige Artikel über diese skandalöse Korruption und warnte davor, dass diese Anführer ihr Volk zu einem furchtbaren Ende führen werden. Mir glaubten sehr wenige, außer denjenigen, die unmittelbar Erfahrung mit diesen Führern hatten. Ab 1994, als Arafat sich im Westjordanland und Gaza niederließ, begannen die Leute festzustellen, dass ich ihnen die Wahrheit sagte. Es ist bedauernswert, dass sie die Wahrheit zu spät entdeckten. Ja sicher, er ist jetzt tot, aber wir leiden noch immer unter all seinen Taktiken. Folglich kann ich sagen, dass er nicht anders war als all die anderen arabischen Führer.

Silvia Cattori: Gehörten diese Leute aus Arafats Umgebung zum politischen Personal, das 1994 nach Palästina zurückkam?

Sattar Kassem: Ja, leider.

Silvia Cattori: Aber wusste Herr Arafat, dass seine Hilfskräfte sich so aufführten? War er sich bewusst darüber, was um ihn herum geschah?

Sattar Kassem: Ja, er war sich bewusst und sah alles sehr klar. Wenn man mehrmals herausgefordert wird und man daraufhin sein Verhalten nicht ändert, dann beabsichtigt man ein solches Verhalten. Arafat wurde hundert Mal von so vielen Leuten über seine Mitarbeiter, die sich unmöglich benahmen, gewarnt, aber er tat nichts, um dem ein Ende zu setzen. Er wurde durch das Geld unterstützt, das er aus arabischen Ländern wie Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Emiraten erhielt. Arafat war der Mann Israels und Amerikas, also wurden diese Länder gebeten, ihn zu finanzieren. Er hatte eine Menge Geld; er war der reichste so genannte „revolutionäre Mann“ der Welt. Wie kann das sein, denn Revolutionäre befinden sich im Allgemeinen unter Belagerungszustand? Ohne die Zustimmung von Israel und von Amerika würden diese Länder ihm kein Geld geben, denn es sind keine unabhängigen Länder. Nun geschieht auf Geheiß Israels und der USA, dass Hamas kein Geld gegeben wird.

Silvia Cattori: Haben Sie mit Leuten von Herrn Arafats Gefolge zusammengearbeitet?

Sattar Kassem: Ja. Ich arbeitete mit ihnen während einiger Zeit zusammen und lernte, was ich Ihnen hier erkläre. Das ist die Wahrheit.

Silvia Cattori: Haben Sie darüber geschrieben?

Sattar Kassem: Ja. Ich schrieb ein Buch auf Arabisch mit dem Titel „Der Weg zur Niederlage“ (The Road to Defeat), über die Gewohnheiten von Arafat und seiner Umgebung.

Silvia Cattori: Wenn ich Sie richtig verstehe, bedeutet das, dass Herr Arafat von der Realität und von den wirklichen Erwartungen seines Volkes weit entfernt war?

Sattar Kassem: Ich glaube, dass die Israelis ihn ausnutzten. Es ist die Art und Weise, wie sie mit ihren Agenten und Kollaborateuren umgehen; sobald sie verbraucht sind, werfen sie sie weg. Ich denke, die Israelis sind so mit Arafat umgegangen: Nachdem sie ihn kompromittiert hatten, warfen sie ihn weg, weil er für sie nicht mehr von Nutzen war.

Silvia Cattori: Als ich Herrn Arafat im April 2002 traf, hatte ich das Gefühl, dass er von einer Menge Opportunisten umgeben war. War er nicht das Opfer der schlechten Berater?

Sattar Kassem: Ja, aber er war der Chef, der Mittelpunkt. Er versuchte nie, sich mit ehrlichen Beratern zu umgeben, er zog es vor, mit Ganoven zu leben. Dubiose Personen geben immer zweifelhaften Rat. Ich habe sogar eine persönliche Definition dafür: „Arafatismus“ und ich verbreite sie international. Der Fachausdruck „Arafatismus“ wurde speziell entworfen, um die Verhaltensweise Arafats einzustufen, die auf Anwendung von Korruption beruht als Mittel, um die Palästinenser in die Knie zu zwingen.

Silvia Cattori: Aber in den Augen der Solidaritätbewegung zum Beispiel, oder des Schriftstellers Uri Avnery, für den er ein persönlicher Freund war, war Herr Arafat ein großartiger Mann, der in einer sehr frugalen Weise lebte. Der „Partner, um eine neue Hoffnung zu errichten.“

Sattar Kassem: Das ist zutreffend; er lebte ein sehr einfaches Leben. Aber ich glaube, dass Arafats Mission den Israelis und nicht den Palästinensern diente. Sein Leben war sehr einfach, aber seine Mitarbeiter waren sehr reich; einige von ihnen lebten auf Dauer in 5-Sterne-Hotels und fuhren nach Monte Carlo und Las Vegas. Sie wissen selbst, wie schwierig das Leben in Palästina ist. Ich lade die Leute ein, die Arafat unterstützten und glaubten, dass er ehrlich zu den Palästinensern war, über seine politischen Richtlinien öffentlich zu diskutieren. Ich bin dazu bereit.

Silvia Cattori: Aber wie kann man glauben, dass es Herrn Arafats Aufgabe war, das zu tun, was die Israelis wollten.

Sattar Kassem: Für mich zumindest stellte sich heraus, dass alle meine Erwartungen Arafat betreffend zutreffend waren. Ich bin überzeugt von dem, was ich sage. Zum Beispiel schrieb ich 1979, dass die PLO im Begriff war, Israel anzuerkennen. Zu dieser Zeit glaubten mir die Leute nicht und fingen an zu sagen, ich sei ein Spion, weil ich Zweifel an Arafat schürte. Als 1994 Arafat nach Palästina kam, um sich hier niederzulassen, habe ich geschrieben, dass er die gleichen Sachen machen würde, die er gewohnt war im Libanon zu tun; dass er Bordelle eröffnen und die palästinensische, ethische und soziale Struktur beschädigen würde und dass er in puncto Sicherheit mit den Israelis kollaborieren würde. Leider war alles, was ich schrieb, zutreffend. Ich sprach all das frei vor der Regierung aus: Deshalb wurde auf mich geschossen.

Silvia Cattori: Was meinen Sie genau, wenn Sie von der „palästinensischen, ethischen und sozialen Struktur“ sprechen?

Sattar Kassem: Alle Völker sollten mit einem Ehrenkodex leben, der dazu führt, andere zu respektieren und mit ihnen zusammenzuleben. Wenn der Ehrenkodex abwesend ist, dann wird jeder der Feind von jedem. Wie können wir zusammen leben, wenn es keine Moral gibt? So war es während der Zeit Arafats. All die schlechten Leute und Ganoven wurden stark und all die Guten blieben zu Hause. Zu Arafats Zeit etablierte sich ein System von schlechten Werten, die dazu führten, dass der Respekt zwischen den Leuten schwand.

Silvia Cattori: Trotz all dem scheint es, dass es den PLO-Führern gelang, die Sympathie der Linken auf der ganzen Welt zu gewinnen. Bis zum heutigen Tag betrachten die meisten linksgerichteten Parteien Arafat und die PLO-Vertreter als revolutionäre Führer, sie unterstützen sie weiterhin und misstrauen den Hamas-Behörden.

Sattar Kassem: Generell gesehen wurde Arafat damit betraut, dieses Image wiederzugeben. Aber er war überhaupt nicht ehrlich. Selbstverständlich war Arafat nicht der einzige Führer in Palästina. Es gab auch linksgerichtete Führer wie George Habasch zum Beispiel, den Führer der Palästinensischen Volksbefreiungsfront (FPLP) oder Nayef Hawathme, welcher der Führer der Demokratischen Front für die Befreiung Palästinas (DFLP) ist. Arafat und seine Mitarbeiter – obgleich sie vorher wussten, dass die internationale Gemeinschaft nicht im Begriff war, Palästina zu befreien – gaben dieses falsche Image ab, als ob sie wirklich mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft für Palästina arbeiten würden. Die Führer Palästinas und die arabischen Führer im Allgemeinen sorgen dafür, der internationalen Gemeinschaft zu zeigen, wie sie sich für ihr Volk interessieren. In Wirklichkeit sind sie die treuen Verbündeten Israels.

Silvia Cattori: Wenn, wie Sie sagen, die PLO-Vertreter schädlich für die Interessen der Palästinenser sind, warum beruft die Hamas-Regierung sie nicht ab?

Sattar Kassem: Von dem Zeitpunkt an, an dem Hamas die Wahlen gewonnen hat, fingen die Fatah-Führer mit Unterstützung ihrer Vertreter im Ausland damit an, unermüdlich gegen die neue Regierung zu arbeiten. Sie kooperierten mit den Vereinigten Staaten, Israel und arabischen Ländern – besonders Ägypten und Jordanien -, um die Hamas-Regierung zu stürzen. Selbstverständlich gehört das zur Hinterlassenschaft von Arafat. Sie arbeiteten unermüdlich, um Hamas die Machtbefugnis zu rauben und um die Regierung zu stürzen. Deshalb konzentrieren sie sich erst seit dem Wahlerfolg der Hamas auf die PLO: Die PLO wurde von Arafat und seinen Mitarbeitern ignoriert, – denn die PLO interessierte sie nicht – und für die Palästinensische National-Charta hatten sie auch kein Interesse. Als sie den Oslo-Vertrag trotz der Tatsache unterzeichneten, dass diese Vereinbarung der Palästinensische National-Charta widersprach, interessierte es keinen von ihnen. Sie interessieren sich jetzt dafür, denn sie wollen Hamas die Machtbefugnis aberkennen. Das gehört zu der Verschwörung. Es ist eine internationale Verschwörung.

Silvia Cattori: Wollen Sie damit sagen, dass die PLO-Vertreter eine Rolle in der Verschwörung gegen Hamas spielen?

Sattar Kassem: Ja.

Silvia Cattori: Betrachten Sie Frau Leila Shahid – die seit mehr als zwanzig Jahren die PLO-Vertreterin in Frankreich ist und die vor kurzem von Herrn Abou Mazen an die Europäische Union nominiert wurde, als Teil dessen, was Sie eine „Verschwörung“ nennen?

Sattar Kassem: Alle diese Vertreter kooperieren mit den europäischen Staaten, den Vereinigten Staaten und Israel gegen unsere wirklichen Staatsinteressen. Persönlich glaube ich, dass Leila Shahid zu Arafats Kamarilla gehört. Für mich als Palästinenser ist Leila Shahid keine zuverlässige Person. Ich vertraue ihr nicht. Wenn ich eine Verantwortung in der Palästinensischen Autonomiebehörde hätte, würde ich sie entlassen, denn was sie außerhalb Palästinas seit all den langen Jahren redet, ist eine Art Kapitulationserklärung und das wird den Palästinensern keinen gerechten Frieden bringen. Wir wollen Frieden. Aber der Frieden, an den wir glauben, ist ein Frieden, der den Palästinenserflüchtlingen das Recht gibt, nach Palästina zurückzukehren. Ansonsten haben wir nichts zu verhandeln, auch wenn sie das Gegenteil sagt. Alle Palästinenser, die am Oslo-Vertrag beteiligt sind, werden von uns nicht anerkannt, sie gehören zu Arafats Taktiken, zur Korruption und kollaborieren mit den Israelis. Natürlich werden Leute sagen, dass sie uns einige Sympathisanten eingebracht haben, aber auch wir sind dazu fähig: Wir können sowohl Sympathisanten gewinnen als auch unsere Situation erklären, jeder kann die Schwierigkeiten und das Elend, dem die Palästinenser seit Jahren ausgesetzt sind, erklären. Was die Linken und die Rechten anbetrifft, können wir auch mit ihnen reden und versuchen sie von unserer wirklichen Zielsetzung zu überzeugen. Es reicht nicht aus, einige Anhänger in Europa zu gewinnen. Leila Shahid und alle anderen, die ihr folgen, tragen zur Liquidierung der Palästinensischen Sache bei. Deshalb unterstützen die meisten Palästinenser heute Hamas.

Silvia Cattori: Haben Sie für Hamas gewählt?

Sattar Kassem: Ja. Ich wählte Hamas. Warum? Weil wir die Palästinensische Sache wieder zurückgewinnen wollen, weil wir unsere gerechte Sache am Leben halten sollten. Die Palästinensische Sache ist nicht die Etablierung der so genannten „Palästinensischen Autonomiebehörde“; dafür interessieren wir uns nicht. Wir interessieren uns für die Rückkehr von fünf Millionen Flüchtlingen, die seit mehr als sechzig Jahren leiden und die unter sehr schwierigen und furchtbaren Bedingungen in den Flüchtlinglagern leben. Das ist unser Interesse. Arafat und Fatah und alle diese PLO-Leute, die vortäuschen uns zu vertreten, haben außerdem auch gegen andere arabische Länder wie Syrien und den Libanon konspiriert. Sie halfen Israel und den Vereinigten Staaten in der Propaganda. Sie waren auch gegen Iran, obgleich Iran den Palästinensern so viel Hilfe leistete. Lasst uns erneut über die finanziellen Hilfsmittel reden, die wir von Europa erhalten sollten, worauf diese Leute beharren, aber das ist reine Spekulation. Wie können ich und mein Bissen Brot von Europäern abhängig sein? Denn jederzeit, wenn sie auf mich wütend sein werden, sagen sie: O.K. ich drehe den Hahn zu und genau so geschah es auch. Obwohl die europäischen Staaten auf Demokratie bestehen, hat es nicht den Anschein, dass sie die Demokratie verteidigen. Sie wollen für uns keine Demokratie, sondern sie wollen eine Demokratie, die maßgeschneidert für ihre eigenen Interessen handelt. Wenn wir überleben wollen, müssen wir von uns selbst abhängig sein. Außerdem, ist es unter Besatzung die Verantwortung von Israel, genügend Nahrung zur Verfügung zu stellen und die Gehälter für ein Volk unter Besatzung zu gewährleisten. Das ist das internationale Gesetz. Wenn man Hilfe und finanzielle Unterstützung benötigt, sollte man sie zudem von Freunden erhalten und nicht von denen, die Israel unterstützen.

Silvia Cattori: Wer sind diese Freunde?

Sattar Kassem: Wir könnten sie zum Beispiel von Malaysia bekommen, vom Iran. Ich war Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2005, ich erklärte dem Volk: Wenn ich gewählt werde, werde ich keinen Cent von denen nehmen, die nicht unsere Freunde sind, denn sie können uns jederzeit bedrohen. Ich möchte sicher sein, morgen etwas Nahrung zu haben.

Silvia Cattori: Sind die Leute, die die Nachfolge von Herrn Arafat angetreten haben, besser?

Sattar Kassem: Abou Mazen ist eine sehr unfähige Person und er hat keine Zukunftvision. Alle Palästinenser kennen ihn. Ich persönlich kenne Abou Mazen seit mehr als dreißig Jahren und ich weiß, dass er immer gegen den Widerstand gewesen ist. Deshalb hat Arafat ihn dort hingestellt, bis die Zeit gekommen war.

Silvia Cattori: Ist er Ihrer Meinung nach ein ehrlicher Mann?

Sattar Kassem: Ich glaube, er ist besser als Arafat; aber er ist sehr unfähig. Er ist ein Werkzeug. Die Fatah-Leute unterstützten ihn, damit sie an der Macht bleiben, besonders seitdem sie herausfanden, dass er unbedeutend ist.

Silvia Cattori: War er nicht der Mann, den Israel und die Vereinigten Staaten von 2003 an förderten?

Sattar Kassem: Er wurde von Israel ausgesucht, aber alle diese einflussreichen Leute der Fatah sind Männer von Israel und den Vereinigten Staaten. Diese Drei haben ihn erwählt, aber diese Person ist sehr unbedeutend und nicht kompetent.

Silvia Cattori: Sind die Behörden der Hamas-Regierung kompetenter?

Sattar Kassem: Die Hamas-Regierung hat nichts mit der ehemaligen Fatah-Regierung zu tun. Sie hat noch nicht die Gelegenheit wahrnehmen können, um ihre Kompetenz zu zeigen. Seit Hamas die Parlamentswahlen gewonnen hat entstehen verschiedene Probleme, um diese Regierung zu blockieren und um sie davon abzuhalten, ihren Verpflichtungen nachgehen zu können. Hamas hat also noch nicht die Gelegenheit gehabt, sich zu bewähren und wir können nicht urteilen, wir müssen abwarten. Aber allgemein kann man sagen, dass Hamas nicht in die Offensive ging; sie haben Angst. Was ich mit Offensive meine, bedeutet selbstverständlich nicht, Waffen zu tragen und jeden zu töten.

Silvia Cattori: Wenn Sie an Offensive denken, meinen Sie die gegen die Korruption? Erwarteten Sie, dass die Hamas-Regierung sofort nach Amtsantritt Akten anlegen würde, um die korrupten Politiker festzunehmen?

Sattar Kassem: Ja. Die neuen Behörden sollten die Akten der Korruption mindestens öffnen. Aber sie taten es nicht. Sie redeten noch nicht einmal darüber. Sie haben Angst. Die neue Regierung hätte all die Autos einziehen sollen, die Arafat an seine eigenen Leute verteilte und sollten sie verkaufen und dieses Geld benutzen, um einige Gehälter der Angestellten zu zahlen, die seit Monaten ohne Einkommen gewesen sind.

Silvia Cattori: Warum zog die Hamas-Regierung diese Autos nicht ein? Haben sie Angst, einen Bürgerkrieg auszulösen?

Sattar Kassem: Wie ich Ihnen schon sagte haben sie eine große Angst. Wenn man sie dazu auffordert, die Situation zu beheben, erklären sie, dass Konfrontation zu einen Bürgerkrieg führt. Das ist keine Entschuldigung, denn wenn sie die Korruptionsakten öffnen würden, würden sie in der Lage sein, alle Fatah-Leute das Land verlassen zu lassen.

Silvia Cattori: Wie könnte die Hamas-Regierung das Risiko einer Konfrontation eingehen, wenn die wirkliche Macht, sowie die Sicherheitsdienste, noch unter dem Befehl von Herrn Abou Mazens sind?

Sattar Kassem: Ich glaube, dass unsere Regierung gute Absichten hat, aber sie können nichts tun, denn was immer sie auch sagen oder unternehmen, sie werden auf internationaler Ebene als „Terroristen“ betrachtet. Wenn sie aber die Korruptionakten geöffnet hätten, dann hätten die meisten korrupten Fatah-Führer das Land verlassen. Das wäre kein „Terrorismus“, denn es hat mit einem internen Problem zu tun.

Silvia Cattori: Haben Sie Kontakt mit Mitgliedern der Hamas-Regierung?

Sattar Kassem: Ich sehe sie, treffe sie und ich telefoniere mit ihnen in Gaza und hier im Westjordanland.

Silvia Cattori: Die israelischen Beamten haben die Gewohnheit, sie als wilde Leute zu bezeichnen? Wie sind sie denn in Wirklichkeit?

Sattar Kassem: Sie sind nette Leute. Sie sind ehrlich und sie möchten den Palästinenser dienen. Leider stehen ihnen aber viele Hindernisse im Weg und sie werden als „Terroristen“ angeklagt, das ist das Problem.

Silvia Cattori: Glauben Sie, dass die Europäische Union den Boykott der Vereinigten Staaten gegen die Hamas-Regierung mit der Absicht unterstützt, den Israelis zum Sieg zu verhelfen, indem sie die Palästinenser zwingen, ihre Rechte aufzugeben? Setzte nicht außerdem Frankreich im Jahre 2004 die Resolution 1559 durch, um die einzige Widerstandskraft zu unterdrücken, die fähig ist, Israel zu zwingen, sich zurückzuziehen?

Sattar Kassem: Ja. Betrachten Sie die Europäer: Sie wollen eine entwaffnete Hamas; sie wollen einen entwaffneten Islamischen Dschihad, sie wollen eine entwaffnete Hizbollah, sie wollen, dass Syrien und Iran entwaffnet werden. Und wer wird die Araber verteidigen? Warum sollte nicht Israel entwaffnet werden? Das ist total unfair, es ist völlig unvernünftig und unannehmbar. Ich möchte mich selbst verteidigen. Wer könnte so verrückt sein und akzeptieren, sich vernichten zu lassen ohne zurückzuschlagen? Wie in aller Welt können sie nur verlangen, Hizbollah zu entwaffnen, während Israel bis an die Zähne bewaffnet wird? Die Europäischen Staaten nehmen zurzeit den israelischen Standpunkt an, sie haben keinen gerechten und ausgeglichenen Standpunkt, sie sind schlichtweg parteiisch. Wenn sie uns entwaffnen wollen, sollten sie auch von Israel fordern, sich zu entwaffnen. Dann gäbe es eine Art Gerechtigkeit.

Silvia Cattori: Die Schweizer Diplomatie finanziert immer noch die Förderung der „Genfer Initiative“, die von Herrn Abed Rabbo stammt, eine „Initiative“, die die Mehrheit der Palästinenserfraktionen heftig abgelehnt haben.2 Macht es die Palästinenser nicht betroffen, dass Ihre Hoffnungen verweigert werden?

Sattar Kassem: Ich glaube, dass diese Schweizer Initiative nicht die Palästinenser vertritt sondern Einzelpersonnen, die mit Israel und USA kompromittiert sind. Die westlichen Machthaber glauben, dass es eine Art Demokratie gibt, die für ihre eigenen Interessen und die Interessen des liberalen Neokapitalismus maßgeschneidert ist. Wenn man davon abweicht, dann ist es keine Demokratie. Das ist unzumutbar. Wie Sie wissen, denken sie, dass sie es mit unreifen und halbwüchsigen Menschen zu tun haben. Nein, wir sind mündig, wir haben unsere eigenen Gelehrten, unsere eigenen Intellektuellen, wir können Tatsachen analysieren und sie auf richtige Art und Weise lesen. Was diejenigen Palästinenser machen, die mit Israel, den europäischen Ländern und den Amerikanern kollaborieren, um Hamas zum Stillstand zu bringen, das ist Verrat. Wie können solche Leute wie Rabbo gegen Hamas hetzen, indem sie sagen: „Wenn ihr nicht die Genfer Initiative unterstützt, wenn ihr diejenigen nicht unterstützt, die sie fördern, dann werden die Hamas-Extremisten an die Macht kommen“?

Silvia Cattori: Aber jetzt ist doch die Hamas-Regierung an der Macht. Warum verurteilte Hamas nicht die Haltung jener Leute, die weiterhin in Verachtung der Demokratie an den Maskeraden teilnehmen?

Sattar Kassem: Hamas hat nicht die Macht. Hamas hat bis jetzt nicht die Macht. Alle Sicherheitsdienste sind unter der Führung von Abu Mazen und seit den Wahlen hat Fatah Hamas so viele Schwierigkeiten gemacht, dass sie keine Zeit hatten, zu planen und nachzudenken. Fatah beschäftigt Hamas mit täglichen Problemen, außerdem hat Abu Mazen alle Sicherheitsdienste monopolisiert; von wem hängen sie also ab? Fatah hat so ein reales Problem produziert, nicht nur für Hamas, sondern auch für das Volk. Zum Beispiel, wenn Sie jetzt in die Stadt gehen, werden Sie bewaffnete Leute sehen. Wer sind sie? Das sind Leute von Fatah: Sie sind bewaffnet, sie fügen dem Volk Schaden zu, sie stehlen, bedrohen, erpressen das Volk, und manchmal töten sie. Ich wurde von diesen Leuten 1995 angeschossen.

Silvia Cattori: Tun sie immer noch das Gleiche?

Sattar Kassem: Ja, sicher tun sie noch das Gleiche. Sie wurden von Yasser Arafat versorgt und finanziert und viele von ihnen gehören jetzt zu den Sicherheitsdiensten. Sicherheitsdienste sollten die Sicherheit des Volkes wahren und überwachen, stattdessen bedrohen sie die Sicherheit des Volkes.

Silvia Cattori: Das bedeutet also, dass unter Herrn Arafats Macht, so wie zuvor, das Volk Angst hat, weil die Fatah-Leute noch einflussreich sind?

Sattar Kassem: Ja. Wir haben Angst vor den Israelis und vor den Fatah-Leuten. Beide bedrohen unsere Sicherheit.

Silvia Cattori: Fassen wir zusammen: Es sind zwei Parteien, die Seite der Fatah, die dafür kämpft, nicht ihre Macht zu verlieren und auf der anderen Seite Hamas, die die Interessen des Volkes verteidigen möchte, aber machtlos ist?

Sattar Kassem: Ja, das stimmt, aber die Partei von denen, die gegen unsere eigenen Leute sind, ist sehr mächtig, da sie von Israel, von den Vereinigten Staaten und von den europäischen Ländern unterstützt werden. Herr Bush sagte öffentlich: „Wir unterstützen Abu Mazen finanziell und militärisch“. Sie liefern ihm Waffen. Waffen, die gegen wen verwendet werden? Gegen Israelis? Nein, natürlich nicht, sondern selbstverständlich gegen Hamas!

Silvia Cattori: Heißt das, wenn Herr Abu Mazen und die PLO-Vertreter die neue Hamas-Regierung aufrufen, das Resultat der Vereinbarungen, die mit Israel verhandelt wurden, zu respektieren, sie es deswegen machen, um ihre erhaltenen Privilegien zu bewahren?

Sattar Kassem: Ja. Sie wollen, dass Hamas den Oslo-Vertrag akzeptiert, damit sie ihre persönlichen Interessen und Privilegien bewahren. Die Europäer und die Israelis benötigten Befürworter für den Oslo-Vertrag. Deshalb unterstützten sie die Korruption, die von Arafat im Westjordanland und im Gazastreifen etabliert wurde. Für die Vereinigten Staaten, Israel und die europäischen Länder war die Korruption ein Instrument, um Befürworter zu bekommen. Von dem europäischen Geld wurde so viel für die korrupten Leute vergeudet. Palästinenser glauben nicht, dass die Verhandlungen für sie produktiv gewesen sind, im Gegenteil. Deshalb wollen sie keine Verhandlungen mehr.

Silvia Cattori: Glauben Sie, dass die Europäische Union seine Strategie ändern und die Legitimität der Hamas anerkennen wird?

Sattar Kassem: Nein. Die europäischen Länder werden nie Hamas anerkennen, nie! Die europäischen Staaten sind Instrumente in den Händen der Israelis und der Amerikaner. Sie sind nicht unabhängig. Sie sind nicht vereint. Wenn Hizbollah den Krieg gewinnt, wird sich die Bewegung innerhalb der arabischen Länder ausbreiten.

Silvia Cattori: Worin liegt der Unterschied zwischen Hamas und Hizbollah?

Sattar Kassem: Hamas hat weder eine starke Organisation, noch Waffen, noch Training, und Hamas ist unter Besatzung. Palästinenser leiden, aber sie werden den Kampf ohnehin fortsetzen. Sie werden sich nie ergeben. Was Hizbollah betrifft, wird Israel nicht fähig sein, sie zu entwaffnen oder sie stillzulegen. Hizbollah wird stark bleiben. Aber was jetzt für den Libanon wichtig ist, ist, dass die Menschheit wissen sollte, wie entsetzlich Israel sich gegen dieses Land aufführt, sowie gegen Palästina. In Wirklichkeit zerstört Israel nicht Hizbollah. Israel schädigt die libanesische Zivilbevölkerung. Der Angriff auf den Libanon war überdimensional, aber Israel traf die Zivilisten und nicht Hizbollah. Tausende von Zivilisten sind getötet und verletzt worden, zigtausend Häuser, sowie Brücken, Fabriken, Generatoren sind zerstört worden. Die Menschen müssen über die Mentalität der Israelis Bescheid wissen und über deren zerstörende Handlungsweise. Deshalb glaube ich, dass wir aus der Palästinensischen Sache eine arabische und islamische Sache machen müssen. Hizbollah hat eine ausgezeichnete Organisation, eine gute Verwaltung, ein gutes Konfliktmanagement. Israel versuchte mehrmals Angriffe gegen Hizbollah in Gang zu setzen, dieses ist nicht der erste Angriff. Jedes Mal erweist sich Hizbollah als der Sieger. Das Problem für uns ist, den Europäern und den Amerikanern begreiflich zu machen, dass wir Recht auf Widerstand haben, er aber unmöglich ist, da wir nicht stark genug sind. Solange wir nicht stark genug sind, können wir niemanden überzeugen.

Silvia Cattori: Sie kommen zur gleichen Schlussforderung wie der libanesische Politikanalytiker Youssef Aschkar3, der glaubt dass der so genannte „Krieg gegen den Terrorismus“ ein Krieg gegen Gesellschaften und gegen Gemeinschaften ist, ein Krieg, der zynisch entworfen wurde, um ganze Länder und Völker zu zerstören. Und dass die Letzteren nicht mehr von ihren Regierungen geschützt werden?

Sattar Kassem: Ja, das ist leider richtig. Es ist nicht ein Krieg gegen „Terrorismus“, wie es Bush und Blair sagen, sondern es ist ein Krieg gegen uns alle.

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler & Anis Hamadeh


Fußnoten: 1: Es geht hier um den „Aufruf der 20“, der von Mitgliedern des Legislativrates verfasst wurde: unter ihnen Hussam Khader, der von Israel im Jahre 2003 entführt wurde und der seitdem inhaftiert ist. Dieser Aufruf prangerte die Zugeständnisse von Herrn Arafat mit dem israelischen Besatzer an, die Korruption und die Schwierigkeiten, die der Oslo-Vertrag generiert hat. (zurück)
2: Die „Initiative von Genf“, die in Genf im Dezember 2003 unterzeichnet wurde, ist das Resultat von Verhandlungen, die zwei Jahre gedauert haben. Diese „Initiative“ scheint noch ungerechter und nachteiliger für die Palästinenser zu sein als der Oslo-Vertrag. Der Israeli Yossi Beilin und der Palästinenser Abed Rabbo waren die wichtigsten Unterhändler, an der Seite vom pro-israelischen Alexis Keller, der von der Schweiz beauftragt war, diese Initiative zu führen. (zurück)
3: http://www.voltairenet.org/article136760.html (zurück)

Gaza: „Israel will uns aus unserem ganzen Land vertreiben“
Aussage eines Palästinensers aus Gaza
Das Interview wurde am 27. Juli 2006 geführt von Silvia Cattori *

Khaled lebt in der Unsicherheit eines Flüchtlingslagers von Gaza. Seine schmerzlichen Aussagen sind in viele Sprachen übersetzt worden. Heute war seine Stimme, die normalerweise fröhlich ist, mit Revolte und großer Niedergeschlagenheit erfüllt.

Silvia Cattori: Die Bombardierungen der israelischen Armee brachten bereits in wenigen Wochen in Gaza und im Libanon mehr als fünfhundert Opfer und Tausende von Verletzten. Hat die israelische Obrigkeit keine Achtung für die Menschen?

Khaled: Die Soldaten sind jetzt dabei, von allen Seiten zu bombardieren, aus der Luft und mit Panzern, die am Rande der Nordgrenze von Gaza postiert wurden. Es ist sehr beängstigend. Wir versinken wegen unserer Toten und unserer Verletzten jeden Tag in einen immensen Schmerz. Gestern erschossen die Israelis 25 weitere Opfer und es gab mehr als 70 Verletzte unter den Einwohnern des Viertels Al Shijaeeya, von Al Sha' af, im Osten von Gazastadt und im Viertel von Jabalyia haben sie ein Haus bombardiert, das nur etwa hundert Meter von meinem Haus entfernt ist.

S.C. - Werden Sie fortgehen müssen?

Khaled: Die israelische Armee hat einen von unseren Nachbarn gewarnt, dass er fortgehen soll. Zwischen seinem Haus und meinem Heim ist nur ein Haus.

S.C. - Aber was will Israel mit diesen wiederholten Blutbädern und Zerstörungen erreichen? Welchen Endzweck wollen sie damit erzielen? Sie zu terrorisieren, damit Sie definitiv Ihr Land aufgeben, wie sie es bereits in Rafah gemacht haben?

Khaled: Das ist alles nichts Neues. Seit 1948 verfolgen die Israelis immer denselben Plan, um uns loszuwerden: sie nennen ihn „Transfer“. Einmal ist es an diesem Ort und dann an einer anderen Stelle, wo sie terrorisieren und massakrieren. Es ist ein Verbrechen, man nennt es „ethnische Säuberung“. Der Endzweck ist: uns davon zu jagen, um von unserem Land Besitz zu ergreifen, unter dem Vorwand „Sicherheitszonen“ zu erstellen. Da es keine Proteste gibt, die den Namen verdienen, haben die israelischen Soldaten freie Hand, um auf unbegrenzte Zeit weiter zu machen.

S.C. -Das Ziel ist also, Sie durch immer schrecklichere Massaker zu terrorisieren und wenn dann tief in den Herzen die Panik installiert ist, werden Sie wie im Jahre 1948 in Massen fliehen? Aber wohin können Sie dieses mal fliehen? Nach Ägypten?

Khaled: Die Hauptsache ist für Israel, den Gazastreifen gründlich zu säubern. Es spielt keine Rolle, ob sie uns ins Meer werfen müssen. Es ist ihr Plan. Genauso sind 1948 drei Viertel der Palästinenser geflohen, aber ich bin überzeugt, dass es den Israelis nie mehr gelingen wird, uns aus diesem Refugium fort zu bekommen.

S.C. - Sie müssen vom Ergebnis der Rom-Konferenz enttäuscht sein, wo der Aufruf des libanesischen Premierministers, der die Einführung eines sofortigen Waffenstillstandes forderte, nicht angehört worden ist. Wurde es in Gaza wie ein grünes Licht für Israel empfunden, Sie weiterhin umzubringen?

Khaled: Der Westen hat immer zugelassen, dass die israelischen Regierungen massakrieren und zerstören, was und wie sie wollen. Es ist nur der Grad der Brutalität, der variiert. Die Menschenrechte werden vor den Augen der ganzen Welt durch den israelischen Staat verletzt, mit der Unterstützung der Vereinigten Staaten. Organisationen wie Amnesty International schweigen und die Europäer schweigen auch und man verlangt von uns, den Opfern, Bemühungen. Jedes Mal, wenn der Sicherheitsrat eine Resolution zur Abstimmung unterbreitet, die die Machenschaften Israels kritisiert, legen die Vereinigten Staaten sofort ihr Veto ein und verhindern somit, dass Israel verurteilt wird. Für uns war es schon immer so. Der Westen verurteilt unseren Widerstand. Hamas und Hisbollah, egal was sie auch denken, sind die Ehre der arabischen Völker. Israel will die einzigen Widerstandskräfte, die es herausfordert und die unsere Ehre sind, töten. Was sich in Gaza und jetzt im Libanon ereignet, ist für uns furchtbar. Aber selbst wenn das, was wir hinnehmen müssen, furchtbarer ist als je zuvor, muss Europa wissen, dass wir niemals unsere Behörden der Hamas-Regierung aufgeben werden.

S.C. - Stellten Sie sich vor, dass die Panzerbataillone es wagen, in den Gazastreifen einzudringen?

Khaled: Ja, die sind schon da; sie sind im Norden von Gaza eingerückt, in der Nähe von Jabalyia. Nur noch zwei Kilometer, die uns trennen. Vielleicht müssen wir, wenn die Israelis nach Jabalyia eindringen, ein Massaker, wie in Sabra und Schatila, erdulden.

S.C. - Bedeutet das, dass Sie sich total hilflos gegenüber diesen für den Kampfeinsatz trainierten Truppen fühlen?

Khaled: Die aktiven Militanten versuchen uns zu beschützen, damit die israelischen Soldaten nicht in die Wohnviertel eindringen, aber sie haben nicht die Mittel dieses zu verhindern. Im Libanon können die aktiven Militanten der Hisbollah gegen sie kämpfen, denn es gibt dort Berge und Zonen, die kaum besiedelt sind. Aber hier sind wir zusammengepfercht. Wenn man ihnen entkommen will, ist es unmöglich, sich von einem Ort zum anderen zu begeben. Unter Israels Granatenhagel gibt es keinen sicheren Ort. Wir haben keine andere Wahl als in unseren Häusern zu bleiben und zu erhoffen, dass Gott uns beschützt.

S.C. - Die Tatsache, dass sie nicht entkommen können, muss ein noch bedrückenderes Gefangenseingefühl bereiten?

Khaled: Ja, wir fühlen uns wie Gefangene. Der Gazastreifen ist das größte Gefängnis der Welt.

S.C. - Haben Ihre Behörden die humanitären Organisationen aufgerufen?

Khaled: All diese Vertreter der NGOs, der Vereinten Nationen oder der Regierungen haben nie etwas Konkretes für uns getan. Wir leiden immer mehr und ihre Friedensprojekte oder Hilfen dienen nur dazu, die Position von Israel zu verstärken. Das letzte Beispiel dafür ist die Rom- Konferenz. Sie können jeden Tag das Blut unserer Kinder fließen sehen. Kümmert sich jemand darum? Vielleicht werden sie gezwungen sein, für das libanesische Volk zu handeln, wegen des Ausmaßes der Zerstörungen, die durch Israel entstanden sind. Haben Sie schon mal das Rote Kreuz oder andere Organisationen der Menschenrechte protestieren hören wegen dem, was wir hier in Gaza erleiden? Haben Sie schon mal gehört, dass sie Israel wegen Kriegsverbrechen anklagen? Amnesty qualifizierte im Jahre 2003 die Selbstmordanschläge als Verbrechen gegen die Menschlichheit. Amnesty schweigt, wenn es sich um Israel handelt.

S.C. - Ihre Kämpfer sind also gänzlich machtlos die israelischen Panzerbataillone zu stoppen?

Khaled: Ja. Sie können nichts anderes tun als sich aufrecht zu erhalten.

S.C. -Aber wenn die Bombardierungen aufhören, sieht man hauptsächlich massakrierte Frauen und Kinder. Die Bevölkerung muss sich in einem Zustand der Verlassenheit und unbeschreiblicher Panik fühlen, besonders die Kinder?

Khaled: Es ist erforderlich, dass die Weltgemeinschaft diese abscheulichen Verbrechen gegen Unschuldige anprangert. Die arabischen Staaten schweigen nun aber auch und wenn sie sich artikulieren, dann, um die Position der Vereinigten Staaten zu unterstützen. Die Kinder sind bereits seit langem traumatisiert. Sie haben ein beunruhigendes Verhalten. Die israelische Armee führt einen Krieg gegen aktive Militante, die ihre Verantwortung wahrnehmen und die versuchen, uns zu beschützen. Die Führungskräfte der Regierung sind sehr bedroht und leben im Untergrund. Sie sind auch nicht geeignet, gegen einen Panzer ein Gewehr in die Hand zu nehmen.

S.C. - Haben Sie die Hoffnung, dass der Granatenhagel bald aufhört?

Khaled: Israel wird nicht aufhören. Es wird nur aufhören, wenn eines von den Massakern zu viele riesige Proteste hervorruft. Dann wird sich die israelische Armee ein wenig zurückziehen, bis die Proteste sich beruhigen und dann werden ihre Massaker wieder beginnen.

Copyright: silviacattori at yahoo.it

* Schweizer Journalistin

Deutsche Übersetzung : Monica Hostettler & Anis Hamadeh

Diese Version steht auch unter: www.voltairenet.org/article142638.html

Frz. Original-Version: www.voltairenet.org/article142490.html

Tsahal: Eine Armee von Barbaren
Von Silvia Cattori, Nablus, den 22. Juli 2006

In Nablus fühlt man noch gewaltsamer, bereits beim Einbruch der Dunkelheit, das erdrückende Terrorklima der Tsahal, dieser Armee von Vandalen, die mit einem beeindruckenden Arsenal ausgestattet ist.

Jede Nacht dringen zig Fahrzeuge, mit Soldaten besetzt, in die belagerte Stadt ein. In letzter Zeit wird die Bevölkerung von Nablus stärker erdrosselt und verfolgt als es generell üblich ist. In der Nacht vom 17. Juli, nach der Verhaftung von vier der ihren, haben Jugendliche eine Bombe gegen eine Patrouille geworfen, die einen israelischen Soldaten tötete. Seitdem wartete die Bevölkerung auf eine verstärkte, kollektive Repression.

Es kam auch so. In der darauf folgenden Nacht, vor Mitternacht, überflogen F- 16 und Drohnen die Stadt, dann sind Panzer und Jeeps eingefahren. Die Soldaten schossen von überall und die Kugeln, die gegen Türen und Mauern dröhnten, machten einen betäubenden Lärm. Es war sehr beängstigend. Die wenigen Kunden des Hotels und eine Handvoll Angestellte haben sich in einem Raum versammelt. In der Gegenwart solch einer Furcht erregenden Armee fällt das Leben all dieser Menschen, die unter israelischer Herrschaft gehalten werden, die dazu verurteilt sind, Schutz zu suchen und darauf zu warten, dass dieser Wahnsinn aufhört, nicht schwer ins Gewicht.

Am Unerträglichsten ist die Überlegenheit der Waffen, die im Besitz dieser brutalen Kolonisatoren sind, die aus Brooklyn, Buenos Aires, Marseille usw.... stammen, überzeugt sind von ihrer Vormachtstellung und Diener eines Staates, der eine Politik führt, die auf Verachtung des anderen, des Palästinensers, des Arabers basiert.

Wie können Menschen die Menschlichkeit der anderen auf diese Art und Weise mit den Füßen treten, unter ihnen Tausende von terrorisierten Kindern, ältere Menschen, Herzkranke, schwangere Frauen und so viele tapfere, zuvorkommende und großzügige Menschen wie nirgends auf der Welt; Menschen die wissen, dass sie zum Tode verurteilt sind, lediglich wegen der Tatsache, Palästinenser zu sein. Einer ganzen Nation wurden die Rechte und alles beraubt, was dafür sorgt, dass ein Leben erträglich ist. Sie kümmern sich nicht darum. Nur der anti-arabische Rassismus kann ihr Verhalten erklären.

Sie werden an all den fürchterlichen Checkpoints erniedrigt, in ein unvorstellbares Elend gestürzt, ihre Körper sind markiert durch vielfache Verletzungen, viele von diesen Palästinensern sind inhaftiert worden und sie werden von den Folterknechten des Shin Bet und von den Soldaten brutal behandelt, die in ihre Gassen eindringen, in Deckung hinter den Gittern ihrer Jeeps und die über Lautsprecher Beleidigungen von sexuellem oder religiösem Charakter auf Arabisch brüllen, die die Palästinenser uns auf Englisch übersetzt haben, wie: „Fucking Arabs“ und hinsichtlich der Frauen „fucking mothers and sisters…“. Frauen, die entgegen den Vorurteilen, die im Westen befördert werden, von den Männern der muslimischen Gesellschaft sehr respektiert werden. Sie bleiben jede Nacht bekleidet, weil sie sich nicht im Schlafanzug von diesen Soldaten überraschen lassen wollen, die sich Zugang schaffen, um „Terroristen“ zu suchen, die die Intimität der Familien verletzen und sie zwingen, aus ihren Wohnungen auf die Straße zu gehen.

Die Palästinenser sind die Urbevölkerung eines Landes, das Palästina heißt. Israel hat davon die Quasitotalität geschluckt: 90%. Fünf Millionen Palästinenser sind Flüchtlinge. Vier weitere Millionen vegetieren auf immer ärmer und gettoisiert werdenden Landstreifen. Aber es gibt keinen Zweifel: Solange auch immer es nötig sein wird, werden sie kämpfen. Es sei ein für alle Mal gesagt: Derjenige, den Israel einen „Terrorist“ nennt, „Wanted“, „Fanatiker“ und unsere entgegenkommenden Medien einen „Aktivist“, ist in der Tat ein Zivilist, ein Unschuldiger, ein Familienvater, ein Kind. Wenn die ständige Brutalität der Besatzerarmee zu schwer zu ertragen ist, besteht die Würde und Ehre der Palästinenser manchmal darin, mit einer gewalttätigen Geste zu antworten.

Man fühlt sich inmitten von ihnen zermalmt von Machtlosigkeit, zornig auf all diese demokratischen Staaten, die von Frieden sprechen, Menschenrechten, Demokratie, und die zulassen, dass Israel auf diese Art und Weise handelt. Zornig auf die Journalisten, die die Propaganda von Israel wiedergeben oder bestenfalls kitschige Reportagen machen. Zornig auf die Persönlichkeiten, von denen wir die verfälschten Diskurse kennen und die, wie Bernard Ravenel, Dominique Vidal, Michel Warshavsky, Michele Sibony, Pierre Stambul, Richard Wagmann (1), um nur über Frankreich zu sprechen, die das Anathema des Antisemitismus benutzt haben, um die scharfsinnigen und aufrichtigen Menschen daran zu hindern, die Debatte klarzustellen und Strategien auszuarbeiten, die im Stande sind, wirklich den unterdrückten Palästinensern zu helfen. Sie zeigen diejenigen wegen Antisemitismus an, die wollen, dass der palästinensische Widerstand seinen Kampf gewinnt, während sie die palästinensische Elite unterstützen, die mit dem Besatzer zusammenarbeit. Sie machen jedes Mal, objektiv gesehen, nichts anderes als die Palästinenser anzuflennen, wenn die Brutalität Israels sie zu sehr in Verlegenheit bringt.

Man schämt sich. Man schämt sich dieser Gesellschaft anzugehören, die die Palästinenser irregeführt und sie verraten hat, die ihnen Almosen gibt und an ihrer Stelle weiterhin beschließt, was für sie gut ist.

Das traumatisierende Schießen hat zwei Stunden angedauert. „Es ist ihre Art und Weise, Beethoven zu spielen“, kommentierte mein Nachbar mit einer erstaunlichen Gleichgültigkeit. M-16 und M-18 Maschinengewehre mit, für den Insider, Munition Modell 250 und 500, die Kanonen der Doska Panzer, die gewaltige Löcher in die Wände schlagen und die Leute entsetzlich verstümmeln.

Man muss es immer und immer wiederholen: Es ist eine Armee, die gerüstet wird, um eine Armee zu bekämpfen, aber das Gegenüber ist keine Armee mit echten Kombattanten, sondern es sind Zivilisten. Nach zwei Stunden hat sich der Lärm der Kriegswaffen gelegt und entgegen jedem Erwarten sind die Soldaten in aller Herrgottsfrühe weggegangen, ohne jemanden zu verhaften oder zu töten. Die Leute waren den ganzen Tag auf der Hut, denn sie fragten sich, was das alles bedeutete und welche bedrohende Maßnahme vorbereitet würde.

Die Soldaten sind in der folgenden Nacht zurückgekommen, Bataillonen. Sie bezogen dort Stellung, wo niemand sie erwartet hat: rund um ein Verwaltungsgebäude, nicht weit von der Altstadt, wohin, wie man sagte, sich etwa hundert gesuchte „Verdächtige“ geflüchtet hatten, „die sich nirgends mehr verstecken konnten.“ Niemand konnte sich dieser Zone nähern und die Bevölkerung ist, seit dem 19. Juli morgens, in Ungewissheit über das, was sich dort abspielt. Zum Zeitpunkt wo ich schreibe, ist die Operation immer noch im Gange. Er ist nicht klar, ob dort, innerhalb des Gebäudes, das die Soldaten total zerstört haben, Hunderte von gesuchten Personen waren. Was sicher ist, ist, dass 150 Mitglieder der palästinensischen Sicherheitskräfte sich in den ersten Stunden der Belagerung ergeben haben. Und dass die benutzten Geschosse und die Sprengstoffe Opfer hervorbrachten: sechs Tote und 60 Verletzte. Unter ihnen ein Krankenpfleger.

Man könnte denken, dass all dieses lächerlich scheint, verglichen mit dem, was sich zurzeit an Entsetztlichem im Libanon ereignet. Aber diese Praxis hat seit dem Jahr 2000 bereits das Leben von tausend Kindern und von mehreren tausend Erwachsenen dahingerafft, ohne von den zig Tausend Verstümmelten zu sprechen. Und ihr Martyrium ist nicht beendet.

Der Krieg, den Israel auf den Libanon ausgeweitet hat, ist als ein Ganzes zu sehen. Es handelt sich darum, die Völker zu vernichten, die seiner Barbarei standhalten.

1) Leiter der AFPS* und der UJFP*, die die Realität besonders entstellt wiedergeben, indem sie über einen „gerechten Frieden in Israel-Palästina“ sprechen, als ob es sich um zwei Parteien mit gleichgestellter Mitverantwortung handeln würde, während Israel der Henker ist und die Palästinenser seine Opfer.

*AFPS: Association France Palestine Solidarité
*UJFP: Union Juive Francaise pour la Paix

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler & Anis Hamadeh

Nablus: „IT IS OUR LIFE“
Von Silvia Cattori, 18. Juli 2006

Während die Welt der Zerstörung des Libanon durch Israel beiwohnt, geht die kontinuierliche Besatzung Palästinas weiter. Während man die Kameras auf Beirut lenkt, werden alle Maßnahmen ergriffen, um die Palästinenser zu unterdrücken und sie zur Flucht zu zwingen. Silvia Cattori hat sich vor Ort begeben. Sie beschreibt den Terror, dem die Einwohner von Nablus ausgesetzt sind.

Jede Nacht wird die Stadt Nablus durch Kriegsgeräusche wachgerüttelt. Geräusche, die den Schlaf verhindern. Wir fahren aus dem Schlaf hoch, wissen nicht mehr, ob wir geschlafen haben oder ob wir uns in einem albtraumhaften Wachzustand befinden. Schüsse und Explosionen ertönen in der Nähe, entfernen sich und kommen als Echo zurück. Man weiß nicht, was sich ereignet und wo es sich ereignet. Zuerst macht man sich viele Sorgen, dann denkt man nicht mehr daran. Man findet sich damit ab und wartet auf das Tageslicht. Die Bewohner des Distrikts Nablus sagen, dass dies täglich hier passiert, das ganze Jahres über, es ist nichts Neues seit 2000 und gehört zum Sortiment des Terrorkrieges, der von Israel geführt wird und es fügt sich in die unzähligen anderen repressiven Maßnahmen ein.

Die Soldaten fallen regelmäßig in der Nacht in die stillen kleinen Gassen von Nablus oder den Dörfern ein. Sie schlagen die Türen ein, werfen Granaten, durchsuchen Haus für Haus und suchen nach den Männern, die sie als „Gesuchte“, als „Verdächtige“ bezeichnen. Sie zwingen die Familien herauszukommen, durchsuchen, zerschlagen alles und wenn sie nichts finden, verlangen sie von den Müttern über die Lautsprecher ihre Söhne aufzurufen, sich zu ergeben. Wenn der „Verdächtige“ sich nicht ergibt, verhaften sie manchmal den Vater, die Brüdern oder sprengen das Haus in die Luft. Sie gehen vor dem Morgengrauen weg.

Man hörte nach Mitternacht Geschosse. Aber die schlimmsten Kämpfe fingen heute Morgen um 4 Uhr an, als eine sehr starke Explosion die Stadt aufrüttelte, gefolgt von einem intensivem Schießen. Der Lärm der Geschosse wurde zweimal von der Stimme des Muezzin überdeckt. Eine Stimme, die verhallte und dann als Echo zurückkam, wir hielten den Atem an.

Was sich bei der Massenverhaftung in dieser Nacht ereignete hat ist unüblich. Die israelischen Truppen drangen überraschend ein, ohne Lärm. Generell sind die Soldaten nicht im Nahkampf mit den Kombattanten, denn die gesuchten Männer gehen in Deckung. Sie wissen, dass sie belagert sind und dass jeder Schuss aus ihren kümmerlichen Gewehren sie zum Verlierer macht. Aber heute Morgen haben die Männer, die auf der Lauer waren, ausgehalten. Die Kämpfe haben mehrere Stunden gedauert. Es gab seitens der israelischen Armee einen getöteten Soldaten und sechs Verletzte, mehrere darunter in ernstem Zustand.

Vier junge Palästinenser wurden gefangen genommen und von den Soldaten fortgeschafft. Sie werden seitdem vom Shin Bet verhört. Die erzwungenen Informationen, die sie erhalten werden, dienen dazu, die nächsten Massenverhaftungen und Strafaktionen durchzuführen.

Man erwartet, dass die Armee jeden Augenblick wieder zurückkommt und die Repression umso extremer wird, denn der getötete Soldat ist der Sohn des Kommandanten für diese Region.

Die Leute sind am Ende ihrer Kräfte. Israel hat sie erniedrigt, ausgehungert, ihnen alle Rechte aberkannt. Sie leben hier wie Gefangene. Wenn die Leute an den Checkpoints erscheinen – bei denen es sich um Militärzonen handelt und wo die Soldaten sich damit vergnügen, den Terror herrschen zu lassen – werden sie erniedrigt, inhaftiert, zusammengeschlagen. Die jungen Menschen – zwischen 14 und 30 Jahren – können nicht durch. Sie müssen auf eigenes Risiko und eigene Gefahr die Bergpfade benutzen. Eine Studentin der Najah-Universität wurde vor eineinhalb Jahren am Checkpoint festgenommen, weil sie den Soldaten geohrfeigt hat, der an ihr eine Leibesvisitation vorgenommen hat. Sie ist seitdem inhaftiert.

Man spürt, dass die Leute nach sechs Jahren Entbehrungen und Massaker aufständiger und gereizter sind, weil sie jetzt außer den israelischen Verfolgungen noch die Strangulation Europas erfahren. Ein skandalöses Europa, das ein ganzes Volk bestraft und aushungert, weil es für Hamas gewählt hat.

Es verstärkt nur seinen Widerstandssinn. Das einziges Mittel, das diesem Volk übrig bleibt, um seine verhöhnte Menschenwürde zu schützen, ist zu rebellieren. Man spürt, dass es entschlossen ist, der ganzen Welt die Stirn zu bieten, bis zu dem Zeitpunkt, wo die Weltgemeinschaft sich endlich beschämt fühlen wird, weil sie diese entsetzlichen Verbrechen begangen hat, und verstehen wird, dass die Forderung der Palästinenser nach Achtung ihrer verletzten Rechte eine legitime Forderung ist.

Was sich diese Nacht ereignet hat, wird nicht ohne ernste Folgen für das Volk sein. Die israelische Armee wird zurückkommen, um es noch grausamer zu bestrafen. Aber die Leute gehen ihren Beschäftigungen nach, als ob nichts passiert wäre. Sie schauen uns mit der inneren Ruhe derjenigen an, die wissen, dass sie die Menschlichkeit an ihrer Seite haben. Das ist ihre Stärke. „It is our life“ erwidern sie in Ruhe, wenn wir uns um sie Sorgen machen.

Silvia Cattori, Schweizer Journalistin.

Deutsche Übersetzung : Monica Hostettler & Anis Hamadeh

Bericht aus Gaza: Wir leiden miteinander
Von Silvia Cattori, aufgezeichnet am 14. Juli 2006

Die Zeugenaussage von diesem Palästinenser, der im Norden von Gaza wohnt, gibt uns eine Idee über die Art und Weise, wie die betroffene Bevölkerung vor Ort auf die Ereignisse reagiert.

Silvia Cattori: In welchem psychischen Zustand befindet sich die Bevölkerung nach den Wochen von Bombardierungen und Entbehrungen?

Antwort: Wir haben gelitten. Wir sind in einer dramatischen Situation. Die israelische Armee ist bis zur Saladinestraße vorgestossen; die Soldaten haben den Gaza-Streifen halbiert: so wie es früher war. Sie haben einen Militärstützpunkt installiert. Dort sind Dutzend Panzer und Planierraupen, die gerade dabei sind, Land und Gewächshäuser zu zerstören. Sie vernichten alles was lebendig ist. Seit zwei Wochen bombardieren und zerstören die F-16 und die Drohnen unsere Häuser. Es gibt Hunderte von Toten und Schwerverletzten.

S.C.: Handelt es sich um blinde Bombardierungen oder wie Israel sagt, um gezielte Bombardierung von „Terroristen“?

A: Die Israelis griffen gestern zum Beispiel ein Haus an und ermordeten eine ganze Familie, unter dem Vorwand, dass sich dort Mohamed Daif befände, der Chef von denjenigen, die die Kassam-Raketen abfeuern. Es stimmte jedoch nicht. Eine ganze Familie, Vater, Mutter, fünf Töchter und zwei Söhne haben ihr Leben verloren.

S.C.: Bedrohen die Soldaten aus dieser Position die Bevölkerung, nachdem sie Gaza getrennt haben?

A: Ja, ihre Panzer, die mitten im Zentrum vom Gaza-Streifen stationiert sind, zwischen Del Balla und Kahn Younes, schießen gerade Raketen ab, genauso wie im Norden von Gaza.

S.C.: Fahren die Panzer herum?

A: Nein, sie rühren sich nicht, die israelischen Soldaten sind Feiglinge; sie haben Angst, von den Widerstandskräften angegriffen zu werden.

S.C.: Zeigen sich die Mitglieder der Hamas-Regierung noch auf der Straße?

A: Man sieht niemanden. Sie sind alle auf der Liste der nächsten gezielten Tötungen. Sie kommen nur heraus, wenn sie eine Verabredung haben, es wird sehr geheim gehalten.

S.C.: Die zweiwöchigen Bombardierungen ließen sie ohne Wasser, ohne Elektrizität, ohne Nahrung. Hatten Sie Angst um das Leben Ihrer Familie?

A: Der erste Angriff durch die israelischen Luftwaffe bei Betlaya war in der Nähe von meinem Haus. Dort gab es die meisten Verletzten und Tote. Die Kinder waren in Panik. Wir hatten Angst, dass Israel unser Viertel angreift. Wir hatten unser Haus verlassen, um uns aus der Zone zu entfernen. Jetzt sind wir wieder zurückgekehrt.

S.C.: Wie ertragen es Menschen, in solch einer schrecklichen Situation zu leben? Verlangt die Bevölkerung, dass man den gefangen genommenen Soldaten schnellstmöglich freigibt, um Israel nicht den Vorwand zu geben, die Kollektivbestrafung fortzusetzen?

A: Die Mehrheit der Palästinenser unterstützt die Widerstandsposition. Eine Position, die darauf besteht, den Soldat nur zu befreien, wenn Israel seinerseits tausend palästinensische Gefangene befreit, die in Israel inhaftiert sind, darunter Frauen und Kinder. Gefangene, die unter unmenschlichen Bedingungen leben, im Gegensatz zu dem, was der israelische Propagandafilm erzählte, der vor kurzem bei Ihnen im Fernsehen gezeigt wurde und über den wir gehört haben. Dieser Film sprach nicht über die Folterungen der Gefangenen, zeigte nicht die Gefangenen, die wie Bestien in Zelten gehalten werden, zerfressen von Insekten und Krankheiten, er ließ auch nicht verlauten, dass die meisten Gefangenen ihre Familien nur einmal alle sechs Monate sehen können. [1]

S.C.: Ist die vor zwei Wochen erzielte Einigung zwischen Hamas und Fatah effektiv?

A: Sie haben über eine Einigung gesprochen. Aber vor Ort ist es das Gegenteil. Die Fatah-Miliz setzt ihre Ermordungen fort. Die Palästinenser werden weiterhin von zwei Feinden bedroht: das heißt von Israel und von den Palästinensern, die mit dem Besatzer kollaborieren, um Hamas zu schwächen. Die israelischen Angriffe haben momentan einen Bürgerkrieg zwischen Palästinensern verhindert. In diesem Moment fühlt sich jeder Palästinenser, ungeachtet der Partei, der er angehört, vor allem als Zielscheibe der israelischen Offensiven.

S.C.: Könnte ein Familienvater wie Sie, der nichts mit den Widerstandskämpfern zu tun hat, ebenfalls von einer gezielten Tötung, wie es genannt wird, betroffen sein?

A: Natürlich, unser Verbrechen besteht darin, Palästinenser zu sein und Palästina anzugehören. Falls ich mich zufällig im gleichen Taxi befinden würde wie jemand, den die israelische Luftwaffe ermorden will, kann auch ich getötet werden.

S.C.: Weil sie sich zu Palästina bekennen, werden sie weiterhin Angriffe ertragen müssen? Die israelische Armee hat verkündet, dass die „Operation Sommerregen“ solange wie notwendig fortdauern wird.

A: Israel wird momentan von Wahnsinnigen regiert. Sie sind bornierte Politiker. Sie haben den Krieg in Gaza ausgelöst und seit zwei Tagen dem Libanon den Krieg erklärt. Was uns möglicherweise ein wenig Unterbrechung bringt, denn der Druck konzentriert sich nicht mehr nur auf uns.

S.C.: Jede Kriegssituation ist für Kinder beunruhigend, denn sie werden Traumen ausgesetzt. Sind die Kinder noch normal, nachdem was sie alles erlebt haben?

A: Letztens wollte ich meine Kinder ans Meer mitnehmen. Meine dreijährige Tochter fing an zu schreien. Sie sagte: „Nein, nein Vati, ich will nie mehr zum Strand gehen.“ Ich fragte sie warum. „Ich möchte nicht sterben.“ Ich sagte: „Okay, wenn du nicht sterben willst, werde ich mit deinen Brüdern und Schwestern gehen.“ „Nein; niemand wird zum Strand gehen“, schrie sie. Sie können feststellen, wie ein dreijähriges Kind, nachdem es am Fernsehen das Massaker der Familie am Strand gesehen hat, reagiert. Wenn ich über den Strand spreche, fängt sie an zu schreien.

S.C.: Sind die Opfer dieser letzten Monate Leute wie Sie, Menschen, die weder Waffen haben, noch sich schützen können und die niemandem Schaden zufügen?

A: Fast alle Opfer sind Zivilisten. Die israelische Armee rechtfertigt aber die Bombardierungen von Familien, die dabei sind zu essen oder zu schlafen, indem sie sagt, es gäbe Kämpfer unter ihnen. Es gibt unter ihnen Mitglieder des Widerstandes, aber es gibt keine Kombattanten unter diesen Opfern. Jeder in Palästina, mit Ausnahme der Kollaborateure, ist zutiefst in seinem Herzen Widerstandskämpfer.

S.C.: In welchem psychischen Zustand befinden sich die Palästinenser in solch einer katastrophalen und andauernden Situation?

A: Wir leben weiter, trotz des unerträglichen Lebens, das Israel uns aufdrängt. Wir sind gewohnt, dieses Leben, das kein Leben ist, zu leben. Es gibt keine Nahrung und nur unreines Wasser, keine Elektrizität. Das ist unser Leben. Aber so ein Leben ist besser als eines, in dem man sich unterdrücken lässt.SC: Wie werden Sie noch einmal alle Infrastrukturen, die die israelischen Bombardierungen zerstört haben, wieder aufbauen können? Glauben Sie, dass sie schnell wieder in Betrieb genommen werden können?

A: Die Israelis werden niemals etwas aufrecht lassen, was wir errichtet haben. Jedes Mal, wenn das wir den Transformator im Norden oder im Süden von Gaza reparieren, bombardieren sie ihn wieder. Wir haben keine Proteste von den arabischen oder europäischen Staaten gehört. Einige Länder haben die israelischen Offensiven verurteilt, aber diese Verurteilungen sind zu schwach. Damit zieht sich Israel nicht zurückzieht. Seitdem Europa die Hilfeleistungen unterbrochen hat, bedeutete es, dass Europa mit Israel kollaboriert, um uns kollektiv zu bestrafen, um uns auszuhungern, um uns noch mehr erdulden zu lassen.

S.C.: Haben Sie den Eindruck, dass die Journalisten, die die Zugangsgenehmigung für Gaza erhalten haben, die Welt über die von ihnen erduldeten Leiden korrekt informieren?

A: Es ist immer das Gleiche, ob sie kommen oder nicht. Ich wäre sehr glücklich gewesen, wenn Sie die Zugangsgenehmigung erhalten hätten, weil ich mir bei Ihnen sicher bin, dass Sie ehrlich berichtet hätten. Wir hören die Nachrichten. Es ist immer eine oberflächliche und israelische Version der Tatsachen, die gezeigt wird. Die Leute von CNN, Fox News, BBC u.s.w. haben keine Idee von dem menschlichen Leiden, unserem Schmerz. Sie lügen uns etwas vor. Während der Nachrichten lügen sie live.

S.C.: Glauben Sie nicht, dass die Journalisten, die Ihre Realität ignorieren und die die gleichen Tatsachen dauernd wiederholen, von den palästinensischen Chauffeuren und den Reiseführern, die sie betreuen, irregeführt werden und sie von ihnen auf einseitige Weise informiert werden?

A: Sie sollten es eben so machen wie Sie, auf der Straße Leute aus dem Volk befragen. Man findet nicht die Wahrheit, wenn man wie alle anderen im gleichen 5-Sterne-Hotel in Gaza bleibt.

S.C.: Gehen sie nie auf die Straßen?

A: Selbst wenn sie unter das Volk gehen würden, würden sie sich den Informationen, die durch die israelischen Presseoffiziere gegeben werden, anpassen oder der Betreuung ihrer Presseagenturen. Letztlich sagen sie, was ihr Büro in Jerusalem oder anderswo ihnen ausgerichtet hat zu sagen und sie sagen nicht, was man ihnen erklärt hat, nicht zu sagen. Sie sind Journalistin und dürften wissen, was sich abspielt.

S.C.: Ich konnte dieses Mal nicht nach Gaza und kann nicht über das, was sich zu diesem Zeitpunkt bei Ihnen ereignet, berichten. Es macht mich umso trauriger, da ich sehr an diesen Ort gebunden bin. Ich habe so viele leidende Palästinenser dort kennen gelernt und wo im Jahre 2003 zwei Mitglieder vom ISM und der Journalist James Miller aus London, der über die Leiden und die Ermordung der Kinder berichten wollte, von der israelischen Armee getötet wurden.

A: Sie lassen Sie nicht hinein, weil Sie zu ehrlich sind. Israel weiß genau, dass Sie nicht über unsere Realität so berichten werden wie die anderen Journalisten, die hier hinkommen. Wenn Sie mit den Augen der israelischen Propaganda sehen würden, hätten Sie ohne Probleme nach Gaza zurückgehen können...S.C. Mir wurden vom israelischen Geheimdienst Sabak sofort nach meiner Ankunft am Ben Gurion Flughafen Fragen gestellt. Werde ich nicht alle Palästinenser in Gefahr bringen, mit denen ich in Kontakt bin, denn die Geheimdienste, die mich momentan überwachen, haben ihre Spione auf allen palästinensischen Straßen?

A: Sie können niemand in Gefahr bringen. Jeder Palästinenser ist in Gefahr. Jederzeit kann mich die Drohne, die über mich fliegt, treffen. Lassen Sie sich nicht einschüchtern. Wissen Sie, warum sie sofort nach Ihrer Ankunft versucht haben, Sie einzuschüchtern und warum Sie überwacht werden? Weil diese Leute Angst vor Ihnen haben.

S.C.: Angst vor mir? Sie scherzen?

A: Diese Soldaten und Spione, die die beeindruckendste Armee der Welt bilden, haben alle trotz ihrer Stärke vor jedermann Angst, der Worte verwendet ...um die Wahrheit zu sagen. Sie haben Angst von jenen, die die Wahrheit sagen. Es sind sehr schwache Leute. Wir können diesen Kampf gewinnen, obschon unsere Mittel, verglichen mit ihren, miserabel sind, aber wir haben den Willen und den Mut, den sie nicht haben.

S.C.: Was ich sehe, seitdem ich im Westjordanland reise, ist zweifellos weniger entsetzlich als dass, was in Gaza geschieht, aber für mich ist es bereits zu viel, ich kann es nicht ertragen. Als ich eine Menschengruppe sah, die wie eine Herde am Checkpoint von Bethlehem eingezäunt war, kamen mir die Tränen, ich habe geweint. Und auch als ich in die Nähe von Nablus kam und die schweigenden Menschenmengen sah, die darauf warteten, dass die Soldaten die Güte zeigten, sie raus zu lassen. Sie, die Palästinenser, sind so stark trotz all dieser Erniedrigungen, die ihnen auferlegt werden. Weinen Sie manchmal?

A: Selbstverständlich weine ich. Ich weinte häufig in der letzten Zeit beim Anblick von den Familien, die ermordet worden sind. Ein Viertel der Opfer sind Kinder.

S.C.: Weint Ihre Ehefrau auch?

A: Ja häufig. Überall hier im Gaza-Streifen oder im Westjordanland gibt es Menschen, die vom Unglück betroffen sind, es zerbricht unser Herz. Wir sind dasselbe Volk und wir leiden miteinander. Wir formen eine einzige und einzigartige Einheit.

[1] Es könnte sich um den Film handeln, der vor kurzem von Arte gezeigt wurde.

P.S.: Dieses Interview wurde per Internet und Telefon geführt.

Deutsche Übersetzung : Monica Hostettler & Anis Hamadeh

Dispatch from Gaza: We Suffer Together
Testimony recorded by Silvia Cattori on July 14, 2006
(Translated from French by Henry See)

Our friend Swiss journalist Silvia Cattori is in Palestine reporting on the criminal actions of the Israeli army in Gaza. She sent us (Signs of the Times) this report.

The testimony of this Palestinian living in the north of Gaza gives an idea of the way Palestinians are reacting to the events that are hitting them.

Silvia Cattori: What is the mental state of the population after weeks of bombings and deprivations?

A: We have suffered. We are in a dramatic situation. The Israeli army has entered up to Saladine Street; the military has cut Gaza in two: it is like it was before. They have installed a base. There are a dozen tanks with bulldozers. They are in the process of razing land, greenhouses; they are destroying all that remains of life. For two weeks, the F-16s and the drones bomb and destroy our homes. There are hundreds of dead and badly wounded.

S.C.: Is it blind bombing of everything as opposed to bombing that is targeting "terrorists"?

A: The day before yesterday, for example, the Israelis attacked a house, assassinating an entire family, under the pretext that it sheltered Mohamed Daif, the head of those firing the Qassam rockets. However, it wasn't true. Unfortunately, an entire family, a father, a mother, five daughters and two sons lost their lives.

S.C.: Having cut Gaza in two, are the soldiers threatening the population from this position?

A: Yes, their tanks, posted in the centre of the Gaza Strip, between Del Balla and Kahn Younes, are currently firing rockets – just like in the north of Gaza.

S.C.: Are the tanks moving?

A: No, the Israeli soldiers are chicken; they are afraid of being attacked by the resistance.

S.C.: Do the members of the Hamas Government still show themselves on the street?

A: We are seeing no one. They are all on the list of the next assassinations. They only come out when they have a rendez-vous, but it is always done with great secrecy.

S.C.: During the two weeks of the bombings that have left you without water, without electricity, without food, have you been afraid for your family?

A: The first attack by the Israeli planes at Betlaya was near my house. It was there that there were a large number of wounded and killed. The children were in a panic. Fearing that Israel would attack our neighbourhood, we left our house to move away from the zone. Now, we have returned home.

S.C.: How do people put up with living in such a horrible situation? Do they want you to free the captured soldier as quickly as possible to end Israel's pretext to continue the collective punishment?

A: The majority of the Palestinians support the position of the resistance, the position that the soldier won't be released until Israel releases 1000 of the weakest prisoners they hold, women and children. Prisoners that are living – contrary to the Israeli propaganda film shown recently on television in the west that we have heard about – under inhuman conditions. This film didn't talk about the torture of the prisoners, didn't show prisoners being held like beasts in tents, plagued by insects and disease, didn't say that most of the prisoners can only see their families once every six months. [1]

S.C.: Has the accord signed between Fatah and Hamas two weeks ago taken affect?

A: They were speaking of an entente. But on the ground, it is the contrary. The Fatah militia continues their assassinations, so the Palestinians continue to be threatened by two enemies: that is, by Israel and by those Palestinians who are collaborating with the occupier in order to destablize Hamas. The Israeli attacks actually prevented a civil war between Palestinians. At this moment, each Palestinian, no matter what party, feels above all like a target of Israeli shooting.

S.C.: Can even the father of a family like you, who has nothing to do with the resistance, be hit by what they call a targeted assassination?

A: You must know that our crime is being Palestinian, to belong to Palestine. If I find myself by chance in the same taxi as someone that an Israeli plane wants to assassinate, I can be killed.

S.C.: For that you will have to face more and more aggression? The Israeli army has announced that Operation Summer Rain will last as long as necessary.

A: You know that Israel is government by lunatics at this moment. They are narrow-minded politicians. They have unleashed war in Gaza, and, as of two days, they have declared war on Lebanon. Maybe that will give us a bit of a break because the pressure is only longer only concentrated on us.

S.C.: One thing that is worrisome in any situation of war is the trauma undergone by the children. Are they still normal after all they have had to endure?

A: The other day I wanted to take my kids to the sea. My three-year-old daughter started to cry. She said, "No, Daddy, I never want to go to the beach again." I asked her why. "I don't want to die." I said, "OK, if you don't want to die, I'll go with your brothers and sisters." "You neither. No one should go to the beach," she cried. You can see how a three-year-old child reacts after seeing on television the family massacred on the beach. If I talk about the beach, she cries.

S.C.: Were the victims these last months people like you, people who are not armed, who have no protection, and who do not harm anyone?

A: Almost all of the victims are civilians. However, the Israeli army justifies the bombings of families who are eating or sleeping saying that there are fighters among them. There are members of the resistance, but they aren't among these victims. Everyone in Palestine, with the exception of the collaborators, is a resistor in spirit.

S.C.: With such a catastrophic situation, one that is ongoing, in what kind of mental state are you?

A: We continue to live in spite of the unlivable situation Israel imposes upon us. We are accustomed to living this life that isn't a life. There is no food, there is only brackish water, there is no electricity. This is our life. But it is better than living a life were we crush ourselves.

S.C.: How will you be able to rebuild yet again the entire infrastructure that the Israel bombing is destroying? Do you think they can be put back in action quickly?

A: The Israelis will never leave standing anything we build. Each time that we repair the transformer in the north or the south of Gaza, they bomb it again. We have yet to hear any protests from the Arab or European states. Some states have condemned the Israeli operations, but their condemnations are too weak. It isn't enough to make Israel back off. From the moment that Europe cut off our aid, it meant they have been collaborating with Israel in its collective punishment, to starve us and to make us suffer more.

S.C.: Do you have the impression that the journalists who obtained permission to enter Gaza have been correctly informing the world on the suffering you are undergoing?

A: It is always the same thing, whether they come or not. I would have been very happy it if had been you who had gotten permission to come, because I am certain you would have reported with honesty. We follow the news. It is always a superficial and Israeli version of things that is shown. The suffering of the people, our pain, all those at CNN, Fox News, the BBS, have no idea what it is. They lie in our faces. We watch their lies live.

S.C.: Don't you think that those journalists that ignore your reality and repeat the same things are led into error by the Palestinian chauffeurs and guides accompanying and supervising them and informing them in a biased way?

A: All they have to do is what you do, go out into the street and get people to talk. It's not by them all staying in the same five star hotels in Gaza that they will be able to find the truth.

S.C.: They don't go out into the streets?

A: Even when they go, they conform to the information given by Israeli press officers or the supervision of their agencies. At the end of the day, they say what their Jerusalem or other office tells them to say and don't say what they have been told not to say. You're a journalist; you should know how it works.

S.C.: I wasn't able to enter Gaza this time and can't report on what is happening to you. It makes me all the more sad because I have remained very attached to the place and I knew so many Palestinians who were suffering and two members of the ISM as well as the London journalist James Miller – who wanted to report about your suffering and the assassination of children – who were killed in 2003 by the Israeli army.

A: They won't let you in because you are too honest. Israel well knows that you do not look at our reality in the same way as the journalists who generally come here. If you were seeing everything through the eyes of Israeli propaganda, you could have entered Gaza....

S.C.: I was interrogated by the Israel secret service Sabak on my arrival at Ben Gurion airport. Won't I put any Palestinian I meet into danger if these services, which have their spies on every Palestinian street, are watching me now?

A: You can't put anyone in danger. Every Palestinian is in danger. At any moment, the drone that is flying overhead can strike me. Don't let yourself be intimidated. Do you know why they intimidated you when you arrived and why they follow you? Because those people are afraid of you.

S.C.: Afraid of me? Are you joking?

A: All of these soldiers and spies that make up the most formidable army in the world, in spite of their power, are afraid of anyone who uses his words...to speak the truth. They are afraid of those who speak the truth. They are weak people. We can win this fight even though our means are nothing compared to theirs, because we have the will and the courage that they don't have.

S.C.: What I have seen since I started traveling through the West Bank is without a doubt less atrocious than what is happening in Gaza, but, believe me, it is already too much to support. I cried when I saw a group of people being held like animals in an enclosed space at the checkpoint in Bethlehem. I cried when I arrived in Naplouse and I saw the crowd of silent people who were waiting for the soldiers to condescend to let them leave. You Palestinians seem so strong in the face of all of these humiliations they impose. Do you cry sometimes?

A: Of course I cry. I often cry now when I see all of these families who have been assassinated. A quarter of the victims are children.

S.C.: Does your wife cry, too?

A: Yes, often. Everywhere around, here in Gaza, or over there in the West Bank, are people struck by misfortune that breaks your heart. We are one people and we are suffering together. We are one unique body.

[1] It may be the film recently shown by the television network Arte.

P.S.: This interview was conducted via internet and telephone.

Translated by Signs of the Times

Gaza: „Wir haben nichts mehr zu verlieren“

Interview mit einem einfachen Palästinenser, geführt von Silvia Cattori am 27. Juni 2006.1

Silvia Cattori: Sofort nach der Gefangennahme des israelischen Soldaten durch eine Gruppe bewaffneter Palästinenser am 25. Juni 2006 haben die Kanzleien Druck auf Ihre Behörden ausgeübt. Von Seiten Palästinas haben sie in diesen zwei letzten Wochen den Tod von mehr als 50 Personen, mindestens 200 Verletzten, Hunderten von Verhaftungen ertragen, darunter zahlreiche Kinder. Es ist aufschlussreich festzustellen, dass, wenn es sich um palästinensische Opfer handelt, niemand Druck auf Israel ausübt!

M.M.- Ja. All das ist empörend. Palästinenser fallen nicht schwer ins Gewicht im Vergleich zu Israelis. Westliche Medien und Staaten haben eine sehr ungleiche Art und Weise, die Menschen zu behandeln. Sie üben keinen Druck auf Israel aus, wenn es sich um unschuldige Palästinenser handelt; aber für einen israelischen Soldaten, der gegen uns Krieg führt, wird sofort Druck auf unsere Behörden ausgeübt. Sobald nur ein einziger israelischer Soldat entführt wird, interessiert sich die ganze Weltgemeinschaft für ihn. Wenn die israelische Armee Tausende von palästinensischen Zivilisten gefangen nimmt und ermordet, gibt es keine Reaktion. Die arabischen Länder sind ähnlich und das ist noch verwerflicher. Sie haben sich mobilisiert, um den israelischen Soldaten zu befreien, während es in Gaza anderthalb Millionen von Palästinenser gibt, die gefangen gehalten werden und entsetzlich leiden. Ägypten hat sogar den Chef der Geheimdienste, Omar Souleiman, nach Gaza geschickt, um die Befreiung des Stabsgefreiten zu erreichen.

Silvia Cattori: „Wir geben ihnen den gefangen genommenen Soldaten zurück und sie geben uns unsere Gefangenen, die in Israel inhaftiert sind“ skandierten die Familien der Gefangenen nach dieser Gefangennahme. Israel hat sofort geantwortet, dass ein Austausch nicht in Frage käme. Haben diese Familien zu viel verlangt?

M.M.- Sie haben wenig verlangt! Nur die Befreiung von Frauen und von jungen Gefangenen unter 18 Jahren, die Befreiung von 1000 Gefangenen von den 10 000, die Israel gefangen hält.

Silvia Cattori: Auf die Kritiken in Israel, warum die Operation am Kerem Shalon Übergang nicht verhindert wurde, antwortet der Shabak Geheimdienst, dass er über das Graben des Tunnels auf dem Laufenden war. Warum hat er es also nicht verhindern?

M.M.- Ich denke, dass sie nicht auf dem Laufenden waren und besonders nicht daran glaubten, dass die Palästinenser so einen starken Willen zum Widerstand haben . Sie besitzen eine Palette technologischer Systeme und Mengen von Sensoren, um die Tunnel zu entdecken. Wenn sie auf dem Laufenden gewesen wären, hätten sie den Tunnel während der Konstruktion zerstört. Man kann sagen, dass die Männer des palästinensischen Widerstandes durch ihre heldenhafte Aktion den Mythos dieser israelischen Armee, die nie einen Krieg verliert, zerstört haben. Der Widerstand hat bewiesen, dass der Shabak Geheimdienst besiegt werden und Israel so viele Mauern bauen kann wie es will, aber dass es damit nicht die Palästinenser zurückdrängen kann.

Silvia Cattori: Was bedeutet der Codename „Verscheuchte Illusion“, der der Widerstandsoperation gegeben wurde?

M.M.- Er bedeutet, dass die israelischen Illusionen der Überlegenheit weggeputzt wurden, dass die Israelis einen Krieg verlieren können, wenn wir konsequent handeln. Es zeigt unseren arabischen Nachbarn, dass, wenn sie sich vereinigen würden, um eine Bewegung zu gründen, die israelische Armee durch einfache Operationen besiegt werden könnte. Es bedeutet auch für die Mitglieder vom Fatah und von anderen Parteien, die die Illusion gefördert haben, dass Frieden sich durch Verhandlung und Konzessionen ergibt, dass Israel nicht nachgeben will und dass dieser Weg uns bereits in eine Sackgasse geführt hat.

Silvia Cattori: Wenn der Stabsgefreite nicht freigelassen wird, werden Sie einem Militärangriff ohne Präzedenzfall trotzen müssen!

M.M.- Wir haben nichts mehr zu verlieren.

Silvia Cattori: Der israelische Minister Ben Eliezer hat mit dem Finger auf den Chef des politischen Büros der Hamas gezeigt, Khaled Mechaal, der in Syrien lebt. Der Botschafter der Vereinigten Staaten hat erklärt, dass die Lösung sich in Damaskus befindet. Wollen sie einen Vorwand finden, um den Konflikt zu erweitern?

M.M.- Israel hält sich für eine Militärmacht und will die Region beherrschen. Seine Taktik war schon immer, den Krieg auf seine Nachbarn zu erweitern und die Vereinigten Staaten in seiner Logik mitzuziehen. Seit 1967 spricht Israel über „arabische Terroristen“. Israel arrangiert sich, um nie Frieden mit uns zu machen und um die Vereinigten Staaten zu drängen, in Syrien, im Irak, im Iran einzugreifen. Das Szenario ist bekannt. Israel und die Vereinigten Staaten führen eine große Propagandakampagne gegen Khaled Mechaal, der in Damaskus lebt, um Syrien mit dem, was sich in Gaza ereignet, in Verbindung zu bringen. So können sie Syrien anklagen, um den nächsten Krieg gegen dieses Land zu rechtfertigen. In Afghanistan haben die Vereinigten Staaten es genauso gemacht: Sie fingen an, die Taliban zu erpressen, indem sie sagten, sie würden ihnen den Krieg erklären, wenn sie Osama Ben Laden nicht an die USA ausliefern würden.

Silvia Cattori: Nach der Gefangennahme des israelischen Soldaten hat Ehud Olmert erklärt, dass Israel in der Lage sei, „die Hälfte der palästinensischen Hamas-Regierung“ zu entführen Glauben Sie, dass sie es wagen würden?

M.M.- Vielleicht ja. Sie haben mehr Panzer als normalerweise geschickt. Wir sind paralysiert. Aber für uns ist diese Art von Bedrohung nichts neues. Wir leben seit langem unter dem israelischen Terror. Diese Präsenz ist ständig in unseren Köpfen. Haben sie nicht viele unserer Führungspersonnen bereits ermordet? Wir leben ständig mit der Bedrohung neuer Massaker. Natürlich befürchten wir, dass zum Beispiel eine Rakete Ismaël Hanyieh treffen wird. Wir haben Hoffnung. Wir hoffen, dass die Eintracht zwischen uns konsolidiert wird. Was Israel betrifft, haben wir nichts Gutes zu erhoffen. Die israelischen Behörden wollen uns loswerden. Wir wissen, dass wir den Krieg mit den Israelis gezwungenermaßen bis zum Weltuntergang fortzusetzen werden, denn niemals wird der israelische Zerstörungskrieg gegen unser Volk aufhören.

Silvia Cattori: Avy Pazner warf Ihnen auf einem französischen Radiosender vor, eine „Entführung auf israelischem, souveränem Territorium“ begangen zu haben.

M.M.- Sie können selber diese Frechheit, die sie haben, feststellen! Wie können sie die Tatsachen so darstellen und uns beschuldigen, in das israelische Territorium einzudringen? Das, was die Israelis ihren „souveränen Boden“ nennen, ist nichts anderes als der Boden, den sie uns gestohlen haben und den sie seitdem besetzen. Es sind die Israelis, die zu weit gehen. Wir als Palästinenser, selbst wenn wir Operationen mitten in Tel-Aviv machen würden, würden wir nicht zu weit gehen.

Silvia Cattori: Israel hat die Macht auf seiner Seite. Über Ihre Forderungen macht es sich keine Sorgen. Diese Entführung wird sehr folgenschwer für Sie sein!

M.M.- Für uns gibt es nie Aufschub. Sogar, wenn wir nichts machen, haben wir immer Dronen, Panzer, Helikopter, die uns bedrohen, uns überwachen, uns angreifen. Wir wissen, dass jede Widerstandaktion die Brutalität der israelischen Soldaten gegen uns verstärkt. Wir wissen, dass es dieses Mal noch grauenhafter sein wird als das vorhergehende Mal. Trotz der sehr großen Angst will die Mehrheit der Palästinenser nicht aufgeben, sich nicht einschüchtern lassen. Welches Volk kann sich ohne Reaktion erniedrigen lassen? Die Mütter der Gefangenen haben sich vor dem Roten Kreuz versammelt, um von den Widerstandskämpfern zu verlangen, den Soldaten nicht frei zu lassen, solange Israel ihre inhaftierten Kinder nicht frei lässt, selbst wenn die israelische Armee in Gaza ein Blutbad anrichten würde.

Silvia Cattori: Das ist eine sehr mutige Position!

M.M.- Wir haben keine andere Wahl. Die israelische Regierung ließ sehr deutlich hören, dass selbst wenn der Soldat befreit würde, alle die auf irgendeine Art und Weise an der Operation teilgenommen haben, ermordet würden.

Silvia Cattori: Befürchten Sie nicht, dass sie alle Häuser durchkämmen werden?

M.M.- Selbst wenn sie es hier in Gaza wollten, wäre es unmöglich. Andernfalls hätten sie es bereits gemacht. Sie haben Angst, sich in unsere Wohnviertel zu wagen.

Silvia Cattori: Hat diese neue, schwere Prüfung Ihnen erlaubt, den Streit zwischen Fatah und Hamas zu überwinden?

M.M.- Ich danke Gott, denn wir fühlen uns jetzt sehr verwurzelt, sehr besorgt, eine geschlossene Front gegen Israel zu bilden. Man kann erhoffen, dass die Formation einer vereinigten, nationalen Regierung mit der Teilnahme der Fatah möglich ist. Diese Perspektive beruhigt uns ein wenig.

Silvia Cattori: Sie haben keinen Staat, Sie sind Gefangene des Besatzers. Müsste Israel nicht die Verantwortung übernehmen, die Territorien, die es besetzt, zu verwalten? Denken Sie nicht, dass es für Hamas unmöglich ist zu regieren, genauso wie vorher für Fatah? Sollte die Bevölkerung nicht nach der Auflösung dieser Autorität verlangen, die im derzeitigen Zusammenhang eine Absurdität ist?

M.M.- Die Hamas-Mitglieder haben bei der Wahl kandidiert. Sie haben sie gewonnen. Sie haben die Verantwortung in einer blockierten und extrem schwierigen Situation übernommen. Ihre Hauptzielsetzung besteht darin, ihrem Volk ehrlich zu helfen. Sie haben sich dafür engagiert, sie opfern ihr Leben. Ihren Rücktritt zu verlangen wird unsere Situation nicht verbessern, denn dann werden die korrumpierten und verabscheuten Fatah-Mitglieder wieder die Macht übernehmen. Wenn Fatah wieder an die Macht kommt sind wir davon überzeugt, dass sie sich nicht darauf beschränken wird, die Hamas- und Djihad-Mitglieder festzunehmen und zu foltern, wie sie es bereits in der Vergangenheit gemacht haben, sondern sie dieses Mal alle liquidieren wird. Denn Israel erwartet es von ihnen und deshalb hat Israel kürzlich an Abu Mazen und Mohammed Dahlan Nachschub von Waffen und Munition geliefert.2

Silvia Cattori: Glauben Sie wirklich, nachdem, was Sie soeben gesagt haben, dass eine aufrichtige Vereinigung zwischen Fatah und der Hamas-Regierung heute möglich ist?

M.M.- Ich gehöre weder Hamas noch Fatah an. Ich bin ein gewöhnlicher Bürger, der wie die Mehrheit von uns unter dem Fatah-Regime gelitten hat. Aus diesem Grund wird Hamas von den Palästinensern als Autorität angesehen, die die korrumpierten Fatah-Mitglieder, die gezwungen sind wieder an die Macht zu kommen, abwehren können. Ich hoffe, dass es Hamas schaffen wird, uns ehrlich zu regieren und die Fatah-Mitglieder zu überzeugen sich zu vereinigen, um die Erwartungen des Volkes zu erfüllen. Was mich interessiert ist, dass beide Parteien sich einigen, dass Fatah sich in vollem Umfang mit dieser nationalen Vereinigung verbindet, um den Bürgerkrieg zu vermeiden. Genau den versucht Israel zu provozieren, indem es Fatah Gelegenheiten gibt, das Volk zu spalten, damit es sich danach gegenseitig umbringt. Wir müssen alles tun, um diese Falle, die uns Israel stellt, um jeden Preis zu vermeiden.

Silvia Cattori: Ist es nicht beängstigend, nicht zu wissen, wohin all das Sie führen wird? Alles ist zurzeit blockiert.

M.M.- Unser grünes Licht ist der nationale Dialog. Wenn nach einem Monat Verhandlungen Abu Mazen das so genannte Dokument der „nationalen Vereinigung“ unterzeichnet und dann aufrichtig und mit voller Zustimmung mit der Hamas-Regierung zusammenarbeitet, wird es keine Gefahr mehr für uns geben. Vereint können wir besser gegen den Besatzer standhalten.

Das Interview wurde am 27. Juni 2006 aufgenommen.

Deutsche Übersetzung: Monica Hostettler


Anmerkungen:
1: Angesichts der Umstände respektieren wir den Wunsch von MM nach Anonymität. (back)
2: Mohammed Dahlan ist der ehemalige Minister für Innere Sicherheit. Er unterhält intensive Beziehungen mit der CIA. Er stammt aus einer armen Familie und hat seinen Reichtum auf unedle Art und Weise erworben. Insbesondere durch den Bau der so genannten „Umgehungsstraßen“. Diese Straßen, die von Israel finanziert wurden, dienen dazu, die israelischen Kolonien untereinander zu verbinden, sind aber für die Palästinenser verboten. Dahlan ist ein wichtiges Element der Macht und steht dem Präsidenten Abu Mazen bei. (back)


„Die Kollaborateure mit dem israelischen Besatzer sind unter uns.“
Ein Palästinenser, der in einem Flüchtlingslager im Norden von Gaza lebt, berichtet über die aktuelle Situation.

Das Interview wurde am 11.06.06 von Silvia Cattori geführt.

Die Stimme, die hier spricht, ist die von einem jungen palästinensischen Bäcker, der bei den letzten Wahlen für Hamas gewählt hat, mit der Hoffnung dass Hamas erreicht das Leiden seines Volkes zu erleichtern. Wir denken, dass diese Zeugenaussage auf aufrichtige Art das widerspiegelt, was ein breiter Teil der Bevölkerung von Gaza empfindet und dass sie uns helfen kann, unsere voreingenommene Sichtweise auf die dortige Situation zu überdenken.

Silvia Cattori: Vor einigen Wochen sagten Sie uns, wie sehr Sie die Destabilisierung Ihrer Gesellschaft durch die Männer der Sicherheitskräfte, die von Mohammed Dahlan geleitet werden, befürchteten.1 Hat sich die Situation seitdem noch verschlimmert?

Hischam: Ja, es ist schwierig, sehr schwierig. Besonders seit dem letzten Massaker an Frauen und Kindern am Strand. Leider töten die Israelis jeden Tag Zivilisten hier im Gazastreifen und im Westjordanland. Normalerweise spricht niemand darüber. Wenn es aber passiert, wie am vergangenen Freitag, und ihr Verbrechen zu sichtbar wird und sich Proteste erheben, beeilen sich die Militärsprecher, zunächst zu sagen, dass Experten eine Untersuchung durchführen werden und sie entschuldigen sich mitunter. Danach widerrufen sie ihre Aussage, verbreiten Zweifel, sagen, dass wahrscheinlich nicht von ihren Posten aus gefeuert wurde, um schließlich die Verantwortung auf Hamas und auf die Opfer abzuschieben. Schon immer haben sie so ihre Verbrechen maskiert und die öffentliche Meinung getäuscht. Niemals haben wir die Ergebnisse ihrer Untersuchungen gesehen. Niemals wurden die Verbrecher verurteilt, die bereits Tausende Kinder getötet und zig Tausend andere verletzt haben. Niemals reagieren ihre Regierungen mit Entschlossenheit auf die Brutalitäten, die uns Israel widerfahren lässt.

S.C.- Empfinden Sie die Nichtanerkennung dieser Massaker und die Ablehnung Israels, die Opfer anzuerkennen, als einen Angriff?

Hischam: Natürlich. Sie schaffen es immer, ihre Verbrechen zu ihren Gunsten zu wenden. Sie haben die Unterstützung der Vereinigten Staaten, wie entsetzlich die Verbrechen auch immer sind, die sie begehen. Sie werden festgestellt haben, dass Bush das einzige Staatsoberhaupt im Westen ist, das diese Massaker nicht verurteilt hat. Die Vereinigten Staaten haben lediglich wiederholt, dass die Israelis Anspruch auf Selbstverteidigung haben! Aber es handelt sich um Kriegswaffen, die gegen Zivilisten benutzt wurden. Wir haben keine Rechte: weder das, beschützt zu werden, noch das, uns selbst zu verteidigen.

S.C.- Nach dem Blutbad hat Ehud Olmert gesagt, dass Israel die „moralischste Armee der Welt“ habe und der Armeechef hat behauptet, dass die Granaten, die auf den Strand gefeuert wurden, ein Gegenschlag als Antwort auf palästinensische Raketen waren?!

Hischam: Ein Gegenschlag als Antwort auf was? Auf welchen moralischen Wert kann sich die israelische Armee wirklich berufen? Sie haben seit Jahren nie aufgehört uns anzugreifen und uns zu töten! 16 Monate lang hat Hamas den in Kairo unterzeichneten Waffenstillstand respektiert und keine Raketen abgefeuert. Was die handgefertigten Raketen betrifft, so sind sie keine Gefahr für die israelische Sicherheit, aber es ist eine Art für die Palästinenser, den Kopf hoch zu halten und zu sagen: „Wir ergeben uns nicht.“

S.C.- Was empfinden Sie dabei, völlig der Gnade einer unbesiegbaren Macht ausgeliefert zu sein?

Hischam: Sehr große Schmerzen. Seitdem die militanten Mitglieder von Hamas erklärt haben, dass der Waffenstillstand aufgehoben wurde, sind die Leute ein wenig erleichtert.

S.C.- Aber Hamas, die nur einige lächerliche Gewehre besitzt, wird keine Chance haben, dem zu entkommen! Wenn die Palästinenser Israel mit bewaffneten Maßnahmen trotzen, wird dann nicht Israel mit verstärkter Brutalität antworten?

Hischam: Die Bevölkerung geht davon aus, dass sie nach allem Leiden und den Entbehrungen, die durch Israel auferlegt wurden, nichts mehr zu verlieren hat. Wir haben nur unser Leben. Das palästinensische Volk ist entschlossen, sein Leben für Palästina und Jerusalem zu opfern. Mit den Angriffen ist Israel erfolgreich gewesen, es hat erreicht, was es wollte: Hamas zur Konfrontation herauszufordern.

S.C.- Sie wollen damit sagen, dass Hamas keine Wahl gehabt hat? Dass Hamas wegen der Bevölkerung, die nach Rache verlangt, reagieren musste?

Hischam: Die Leute sind aufgebracht. Sie können nicht mehr ohne Reaktion ertragen, wie die Israelis die Erniedrigungen und die Massaker an ihren Kindern fortsetzen. Deshalb ist es positiv aufgenommen worden, als die Ezzedine-al-Kassam-Brigaden angekündigt haben, dass sie das Blutbad rächen werden.

S.C.- Sie sind durch Verluste und Leiden klug geworden und sie wissen genau dass sie solch einer Kriegsführung nichts entgegensetzen können, denn sie haben weder die Waffen noch die Mittel zurückzuschlagen.

Hischam: Die Palästinenser haben keinen anderen Weg. Hin und wieder gibt es einige Erfolge.

S.C.- Gibt es keine anderen Kampfmittel, damit man sie anhört?

Hischam: Andere Mittel? Aber welche Mittel? Wie können wir uns gegen die israelische Barbarei verteidigen? Wir haben nur unsere Körper als Waffe, um uns gegen die israelischen Streitkräfte zu verteidigen. Wir können uns nur selbst in die Luft sprengen. Möchten Sie, dass wir zulassen, dass Israel uns tötet, tötet, ohne dass wir jemals etwas dagegen sagen und ohne zu reagieren? 16 Monate lang hat Hamas keine Selbstmordeinsätze in Israel begangen. Die Israelis haben aber nie aufgehört, hierhin zu kommen, um uns zu provozieren, uns zu ermorden. Trotz der Tatsache, dass die Siedler den Gazastreifen verlassen haben, konnten wir uns nie von den Israelis befreien. Sie sind immer noch mit Panzerkolonnen im ganzen Gazastreifen anwesend, mit Dronen, mit F16, mit Helikoptern, die über unseren Köpfen ihre Runden drehen, und mit Kriegsschiffen. Sie haben in den letzten Monaten Tausende von Bomben über Gaza abgeworfen. Und sie werfen weiterhin Schallbomben ab, die einen unerträglichen Lärm machen und die unsere Kinder Tag und Nacht erschrecken.

S.C.- Ist das Referendum nicht eine Idee der Vereinigten Staaten, um Mahmoud Abbas 2 zu helfen, die Hamas-Regierung zu schwächen?

Hischam: Die Führungskräfte der Hamas haben dieses Referendum als „Staatsstreich“ bezeichnet. Es ist sicher, dass Fatah versucht, Hamas aus dem Parlament und der Regierung zu zwingen.

S.C.- Laut einer Umfrage, die von den Vereinigten Staaten finanziert wurde, wären 85% der Palästinenser mit diesem Referendum einverstanden. Ist das wahr?

Hischam: Diese Umfrage ist nicht glaubwürdig. Abed Al-Khalek Al-Natsha von Hamas und Bassam Al-Saadi vom Islamischen Jihad, die von den Gefangenen dieses Dokument unterzeichnet hatten, haben ihre Unterschrift zurückgezogen. Sie haben nicht akzeptiert, dass Abbas diesen Text aus dem Zusammenhang nimmt und damit die Hamas-Regierung erpresst. Wenn Abbas darauf besteht, dieses Referendum aufrecht zu erhalten, wird er seinem Volk einen fürchterlichen Stoß bereiten und Israel den Sieg bringen.

S.C.- Aber hat Israel nicht verlauten lassen, dass es dieses Referendum nicht unterstützt?

Hischam: Sie sagen, dass sie gegen das Referendum sind und hoffen darauf, dass wir mit Ja wählen werden. Wenn Abbas auf diesen Weg besteht, wird Israel der alleinige Gewinner in dieser Geschichte sein. Das Ziel der israelischen Regierung besteht darin, uns zu einem Bürgerkrieg zu führen.

S.C.- Also kann dieses Referendum das Volk spalten?

Hischam: Es ist bereits passiert. Das Volk ist schon gespalten und hat leider heute einen neuen Feind: Fatah, die ihre Wahlniederlage nicht verdaut hat.

S.C.- Glauben Sie, dass die Menschen, die in großer Armut sind, mit Ja wählen werden, falls das Referendum abgehalten wird?

Hischam: Aber für was können sie wählen? Für die UN-Resolutionen? Es ist eine Katastrophe, von den Leuten zu verlangen, für oder gegen eine internationale Resolution zu wählen! Diese Resolutionen können nicht Verhandlungen unterliegen oder Erpressungen. Ich glaube nicht dass diese Wahl abgehalten wird. Entweder akzeptiert Abbas, mit Hamas einen Dialog zu führen, oder es wird zu einem Bürgerkrieg kommen. Zu diesem extremen Punkt wird Abbas, der vom amerikanischen Konsul Jack Wallace beraten wurde, sein Volk führen, wenn er darauf beharrt, dieses Referendum abzuhalten.

S.C.- Kann man in Betracht ziehen, dass die Blutbäder, die von Israel in einer kritischen Zeit begangen wurden, eine Art und Weise sind, sich in ihre Angelegenheiten einzumischen, um die Spannung zu verstärken?

Hischam: Ja, man kann es schon glauben. Das Ziel, das Israel versucht, durch diese wiederholten Massaker zu erreichen, ist die Frustration der Bevölkerung zu steigern und damit zu erreichen, den Widerstand zu provozieren. Seit mehr als einem Jahr führt Israel Operationen durch, um Hamas zur Konfrontation herauszufordern.

S.C.- Alle internationalen Organisationen haben sich den Forderungen von Israel und den Vereinigten Staaten unterworfen, keine Verbindung mit Hamas zu pflegen. Die palästinensischen Banken haben sogar Einschränkungen auf die Konten der Hamas- Minister und der Hamas-Abgeordneten gelegt. Andererseits erhält die palästinensische Autonomiebehörde, die die Macht im Januar verloren hat und die das Wohlwollen des Westens genießt, weiterhin ihr volles Gehalt. Ist das wahr?

Hischam: Es ist Geld, das dem palästinensischen Volk gestohlen wurde. Abbas ist ebenfalls dabei, mit Erlaubnis von Israel, dem Besatzer, der uns täglich massakriert, die Ausbildung einer Armee von 10 000 Männern zu finanzieren.

S.C.- Was halten Sie davon, dass Israel angekündigt hat, Waffen an Abbas zu liefern, um gegen die Hamas-Miliz zu kämpfen?

Hischam: Offiziell rechtfertigt Israel diese Armee mit der Notwendigkeit, die Sicherheit der Präsidentschaft zu gewährleisten. Die Mitglieder von Fatah denken nur an eine Sache: sich abzusichern und wieder – gegen den Willen ihres Volkes – an die Macht zu kommen. Trotz der Tatsache, dass die internationale Gemeinschaft Hamas boykottiert, gewähren die Palästinenser Hamas weiterhin ihr Vertrauen. Wir hoffen, dass Europa bald verstehen wird, dass der Wille eines Volkes stärker ist als der Wille Europas, uns die Leute von Fatah aufzudrängen, die im Interesse von Israel handeln. Es wäre das Schlimmste, was uns passieren kann.

S.C.- Warum konzentrieren sich die Spannungen besonders im Gazastreifen?

Hischam: Im Gazastreifen befindet sich heute die Mehrheit der Minister. Die Hauptstadt der palästinensischen Autonomiebehörden ist nicht mehr Ramallah. Aber Abbas hat abgelehnt, dass die Hamas-Regierung die Sicherheitskräfte kontrolliert. Er hat bewilligt, dass Dahlan sich dieser Kräfte bedient, um auf die Hamas-Regierung zu schießen und im Anschluss Hamas verboten, sich zu verteidigen. Genau so sieht es aus! Das Volk wird das Fatah nie verzeihen.

S.C.- Solch eine Versessenheit gegen Hamas, die bis gestern bereit war, einen Dialog zu führen, kann auf der politischen Ebene nur schwer gerechtfertigt werden.

Hischam: Die Mitglieder der Fatah wissen, dass, wenn sie Hamas regieren lassen, sie den Beweis ihrer Effizienz erbringen wird und dass Fatah, die als schlecht eingeschätzt wird, nicht mehr an die Macht kommen kann.

S.C.- Ist Abbas nicht eine Geisel der Destabilisierungspolitik geworden, die von Washington beschlossen wurde?

Hischam: Wir wissen, dass Abbas, Erakat, Dahlan, Rabbo, Joubril usw. eng mit Israel und den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten. Die Vereinigten Staaten und die arabischen und europäischen Regierungen haben zuerst geglaubt, dass, indem sie die Hilfszahlungen für den Unterhalt der Autonomiebehörde der Hamas verweigern, sich die Palästinenser schnell gegen diese Regierung auflehnen würden, die sie gewählt haben. Aber das Gegenteil ist eingetreten. In diesen letzten Tagen hat die Bevölkerung ihre Unterstützung für Hamas manifestiert und sie verlangt von Fatah, sich in die Einheit zu begeben.

S.C.- Wenn Sie über die Schwierigkeiten sprechen, die die Palästinenser bewältigen müssen, merkt man, wie betrübt Sie sind. Man fühlt auch Ihre starke Zuneigung und Achtung für dieses gepeinigte Volk, welches Sie als tapfer und kampfbereit beschreiben, sogar jetzt, inmitten der schlimmsten Unglücke.

Hischam: Nie werden die Palästinenser den Willen auf Leben und den Willen auf die Befreiung ihres Landes verlieren.

S.C.- Jedoch ist die aktuelle Situation Schrecken erregender als alles zuvor. Müssen Sie nicht von nun an drei Feinden gegenübertreten: den Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft, den Bedrohungen von Abbas und den Bedrohungen des Besatzers?

Hischam: Die internationalen Maßnahmen befürchten wir nicht zu sehr; man kann sie überwinden und damit zurecht kommen. Die Bedrohungen von Israel kennen wir: Israel ist seit einem Jahrhundert unser Feind. Aber was unerträglich für uns ist, ist zu wissen, dass unsere Brüder, die Fatah-Mitglieder, ein neuer Feind sind.

S.C.- Israel vergießt jeden Tag ihr Blut. Aber was sie am meisten befürchten, scheint die Vorstellung zu sein, dass Fatah sie in Richtung eines Bruderkrieges drängen könnte?

Hischam: Leider, ja. Es wäre für uns die schlimmste Katastrophe. Sie sind unsere Vettern, unsere Freunde. Ich habe Familienmitglieder auf beiden Seiten. Ich will nicht sehen, wie sie sich gegenseitig töten. Hamas konnte bis jetzt ihre Besonnenheit bewahren. Hamas hat alles getan, um zu vermeiden, in die Fallen von Fatah zu geraten. Aber Hamas kann nicht endlos das Schlimmste vermeiden.

S.C.- Aber wie könnten denn Palästinenser ihre Waffen gegen andere Palästinenser benutzen?

Hischam: Sie müssen wissen, dass die Mitglieder der Fatah die Leute kaufen. Es ist ziemlich einfach, wenn es so viel Armut gibt. Seit Monaten geben die Vereinigten Staaten das Geld aus, welches notwendig ist, um Hamas zu stürzen. Israel und die Vereinigten Staaten haben damals im Februar angekündigt, dass sie alles tun würden um Hamas daran zu hindern, zu regieren. Das Geld, das von den Vereinigten Staaten ausgegeben wird, geht in die Tasche von Leuten wie Dahlan. Die Milizen, die seit Monaten Zwischenfälle verursachen und Militante von Hamas und vom Jihad töten, werden von diesem Geld bezahlt. Dahlan, der aus einer Flüchtlingsfamilie stammt, machte sein Vermögen mit unterschlagenem Geld. In der Vergangenheit hat er zahlreiche Hamas-Militante inhaftiert, gefoltert, getötet. Heute fährt er in einer gepanzerten Limousine herum, beschützt durch eindrucksvollere Konvois als jene von Abbas. Er ist ein Vertrauensmann, ein Verbündeter für Abbas.

S.C.- Hat Dahlan Angst, von Hamas-Mitgliedern angegriffen zu werden?

Hischam: Nie werden die Mitglieder vom Hamas Dahlan angreifen. Die Hamas- Militanten betrachten den israelischen Besatzer als Feind des palästinensischen Volkes.

S.C.- Israel ist bereit, Furcht einflößende Pläne auszuführen, um im Gazastreifen einzugreifen. Haben sie keine Angst?

Hischam: Die Militanten haben keine Angst, ermordet zu werden. Alle Widerstandskämpfer wissen, dass sie früher oder später ermordet werden. Sie wissen, dass es ihr Weg ist. Der Weg der Loyalität gegenüber ihrem Volk, das leidet und nach Justiz verlangt.

S.C.- Sieht das Volk wirklich deutlich, dass zum israelischen Besatzer nun auch noch zwei weitere Lasten hinzugekommen sind? Die internationale Gemeinschaft und die Fatah-Partei?

Hischam: Ja, das Volk versteht all das. Aber gleichzeitig ist es unterdrückt von den Schikanen, die sein Überleben bedrohen. Niemand kann sagen, bis zu welchem Punkt die Palästinenser gezwungen werden könnten, um für ein Gehalt oder eine Stundung demnächst für die korrumpierten Leute der Fatah zu wählen, obwohl sie wissen, dass es Dreckskerle sind.

S.C.- Wie hat die Bevölkerung aus dem Gazastreifen es aufgenommen, dass Mubarak Olmert und Abbas mit großem Pomp empfangen hat, während er es abgelehnt hat, die vor kurzem gewählte Hamas-Behörde zu empfangen?

Hischam: Die arabischen Regierungen müssten den Anstand haben, zurückzutreten. Die Palästinenser haben auf Unterstützungsgesten, Mitgefühl gewartet. Nichts! Sie sind mitleidlos. Das junge Mädchen, das sich schreiend in Richtung des Himmels dreht, um ihn anzuflehen, seinem Vater das Leben wieder zurück zu bringen, hat nicht gehört, dass Mubarak oder der König von Jordanien die Verbrecher verurteilt haben.

S.C.- Wird die Weltgemeinschaft versuchen, weitere blutrünstige Operationen zu verhindern?

Hischam: Die ganze Weltgemeinschaft kann sehen, was Israel mit uns macht. Warum lässt sie es zu? Es gibt genug Informationen, selbst wenn die israelische Propaganda sich stetig dafür einsetzt, sie zu verwirren. Es hat keinen Sinn, die arabischen Staaten oder Europa aufzurufen. Sie haben nie etwas unternommen, um uns aus unserem Gefängnis zu befreien und um Israel daran zu hindern, uns zu massakrieren. Wir hoffen trotzdem weiterhin, dass es arabische Führungskräfte gibt, die fähig sind, Israel zu verurteilen. Wir wissen, dass die arabischen Völker an unserer Seite stehen. Aber sie können uns nicht helfen und sind aufgebracht, da sie sehen, wie ihre korrumpierten Führungskräfte den Vereinigten Staaten unterwürfig sind, folglich auch Israel. Wir wissen, dass alle ehrlichen Bürger der Weltgemeinschaft durch unsere Leiden berührt sind, aber leider haben sich ihre Führungskräfte den Mördern untergeordnet.

Fußnoten:
1: Mohammed Dahlan wurde 1961 im Gazastreifen geboren. Er ist der ehemalige Chef der Sicherheitskräfte vom Gazastreifen. Er ist einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der Fatah und unterhält enge Beziehungen mit Israel und den Vereinigten Staaten. Er arbeitet seit langer Zeit mit der CIA zusammen. (zurück)

2: Mahmoud Abbas, den man auch Abu Mazen nennt, wurde im Januar 2006 mit 27 % der Stimmen zum Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde gewählt. Siehe: www.ismfrance.org/news/article.php?id=2401&type=analyse&lesujet=R%C3%A9formes(zurück)


Postscriptum, 13. Juni 2006

Während ich dabei war, dieses Interview fertig zu schreiben, wurden in den Nachrichten auf allen Fernsehsendern der Welt schreckliche Bilder gezeigt, von durch die Bombardierung in Gaza von der israelischen Armee auseinander gerissenen Kindern und Erwachsenen. Unter den 11 Toten und 32 Verletzten an diesem Tag waren Kinder und ein Ambulanzhelfer, der den Opfern zu Hilfe gekommen war. Gleichzeitig fing die israelische Desinformationskampagne, wie in diesem Interview oben beschrieben, an. Die Besatzer erklären uns jetzt, dass die Explosion die Schuld von… Hamas war! Diejenigen, die die israelische Propaganda verbreiten, unterlassen es, in angemessener Weise über die Ablehnung des Militär-Analysten von Human Rights Watch zu berichten, der aufgrund von Stücken, die auf dem Strand gesammelt wurden und der Untersuchung der Verletzten bestätigte, dass es sich in der Tat um israelischen Sprengstoff handelte, der die Zivilisten zermetzelt hat. Dieses Lügen durch Unterlassung ermöglicht regelmäßig den Journalisten weltweit, geschützt durch ihre Chefs, durch ihren Mangel an Genauigkeit die öffentliche Meinung zu desinformieren. Diese Desinformation hat zum Ziel, den Widerstand des palästinensischen Volkes, durch Hamas verkörpert, zu kriminalisieren, während Israel, der eigentliche Aggressor, rein gewaschen wird. Die Propaganda von Israel und von jüdischen Organisationen ist in den Medien frei im Umlauf und wird als Nachrichten bezeichnet. Israel spielt die Rolle des Richters und der Geschworenen in diesen Blutbädern und in der Meinungsmanipulation der Fernsehzuschauer.

Übersetzung aus dem Englischen von: Monica Hostettler & Anis Hamadeh.


"Collaborators with the Israeli Occupier are Among Us"
A Palestinian living in a refugee camp in northern Gaza gives us his account of the current situation

Interviewed by Silvia Cattori, June 11, 2006

The voice that you hear below is that of a young Palestinian baker who voted for Hamas in the recent election, hoping they would be able to lighten the suffering of his people. We think that his account sincerely reflects the feelings of a large part of the population of Gaza and can help us to rethink our biased way of seeing the situation there.

Silvia Cattori: A few weeks ago when we talked you told us of your fears that your society would become destabilized by the men of the security forces led by Mohammed Dahlan.1 Has the situation deteriorated since then?

Hicham: Yes, it is difficult, very difficult. Especially since the recent massacre of the women and children on the beach. Unfortunately, the Israelis are killing civilians every day here in Gaza and in the West Bank. Normally nobody talks about it. When it happens, like last Friday, that their crime is too visible and provokes protests, the military spokesmen begin by hastily saying that experts will do an investigation, sometimes making apologies. Then, subsequently, they retract this statement, sowing doubt, and let it be understood that it probably wasn't from their positions that the shots were fired, in order to finally place the responsibility onto Hamas, on the victims. It's always in this way that they mask their crimes and deceive public opinion. We've never seen the results of their inquiries. We never seen them judge the criminals that have already killed thousands of children and have wounded tens of thousands of others. We never see your governments react with firmness against the brutality that Israel imposes upon us.

S.C.: This lack of recognition of these massacres, Israel's refusal to admit that you are the victims, do you find it offensive?

Hicham: Of course. They always manage to turn their crimes against us, in their favor. No matter the horror of the things they do, they have the support of the United States. You will have noticed that Bush is the only Western head of state that didn't condemn this massacre. The United States simply repeated that Israel has the right to defend itself! But it is a question of arms of war being used against civilians. We don't have any rights: neither that of being protected, nor that of defending ourselves.

S.C.: After the slaughter, Ehud Olmert said that Israel possesses the "world's most moral" army and his army chief declared that the shelling of the beach was in response to Palestinian rockets?!

Hicham: A response to what? What morality can the Israel army appeal to? For years they have never stopped attacking us and killing us! For the last 16 months Hamas has respected the ceasefire signed in Cairo and has not launched any rockets. As to the homemade rockets, these don't threaten Israeli security, but it is a way for people to stand up, to say "We're not going to lie down".

S.C.: How do you feel about being at the complete mercy of an invincible force?

Hicham: An enormous suffering. But also, since the militants of Hamas announced the end of the ceasefire, people are a bit reassured.

S.C.: But Hamas, which possesses a few derisory rifles, have no chance of escaping! If the Palestinians defy Israel through armed actions, won't the Israelis just respond with increased brutality?

Hicham: The population considers that after all the suffering and privations imposed by Israel, they have nothing more to lose. We have nothing but our lives. The Palestinian people are determined to sacrifice their lives for Palestine and Jerusalem. Through its aggressions, Israel has achieved what it wanted: to provoke Hamas into a confrontation.

S.C.: Are you saying that Hamas didn't have a choice? That because the population was crying for vengeance, it was obliged to react?

Hicham: The people are angry. They can longer support the sight of the Israelis multiplying the humiliations and the massacres of their children without a response. That's why, when the Ezzedine and Kassam Brigades announced they would avenge the slaughters, it was well received.

S.C.: Your people have paid by their blood and suffering to learn that in confronting this army you have neither the arms nor the means to fight back. Will you, in the face of the odds, still shoot?

Hicham: The Palestinians have only this path. Sometimes there are some successes.

S.C.: Are there no other ways of fighting to make yourselves heard?

Hicham: Other means? What other means? How can we defend ourselves against Israel's barbarism? We have only our bodies as a force to fight against the armed forces of Israel. All we can do is blow ourselves up. Do you want us to allow Israel to kill and kill and kill without our ever saying a word or reacting? For 16 months Hamas conducted no suicide missions in Israel. But the Israelis, they never stopped coming here to attack us, to kill us. In spite of the fact that the colonists have left Gaza, we have never been able to rid ourselves of the Israelis. They are always present with their columns of tanks all along Gaza, with their drones, their F16s, and their helicopters circling over our heads, as well as their battleships. They have fired thousands of bombs on Gaza over the last months. And they continue to launch Bang bombs that make an unsupportable noise that scares our children day and night.

S.C.: Is the referendum an idea of the United States destined to help Mahmoud Abbas 2 weaken the Hamas government?

Hicham: The leaders of Hamas have termed this referendum a "coup d'état". Obviously Fatah wants to push Hamas out of Parliament and the government.

S.C.: According to a poll, financed by the US, 85% of the Palestinians are in agreement with the referendum. Is this true?

Hicham: This poll isn't credible. Abdelkhaleq Al-Natché and Bassam Al-Saadi, two leaders from Hamas and Jihad among the prisoners who signed this document, removed their signatures. They didn't accept that Abbas take the text out of context and use it to blackmail the Hamas government. If Abbas persists in maintaining the referendum, he will deal a terrible blow to his people and a victory to Israel.

S.C.: But hasn't Israel let it be known that they aren't in favor of the referendum?

Hicham: They say that they aren't favorable, hoping that way we'll vote yes. If Abbas persists down this path, Israel will be the only winner in this story. The Israeli government's goal is to push us towards civil war.

S.C.: So the referendum risks splitting the population in two?

Hicham: That's already been done. The people are already split in two and find themselves, unfortunately, today with a new enemy: Fatah, who has not digested its electoral defeat.

S.C.: If the referendum is held, do you think that the people who are in great difficulty will vote yes?

Hicham: But what will they be voting on? On the UN resolutions? It is a catastrophe to ask the people to vote on international resolutions! These resolutions can't be submitted to negotiation or to blackmail. I don't think this vote will happen. Either Abbas agrees to talk with Hamas or there will be civil war. It's towards this extreme that Abbas will lead his people, counseled by the American Jack Wallace, if he is obstinate and holds this referendum.

S.C.: Can we consider that these massacres, committed by Israel in such a critical period, are a way of intervening in your affairs in order to increase the tension?

Hicham: Yes, we can believe it. Israel's goal by these repeated massacres is to increase the frustration of the people and push the resistance into reacting. For more than a year Israel has been conducting operations to push Hamas into a confrontation.

S.C.: All international organizations have folded in the face of the exigency of the US and Israel: don't enter into relations with Hamas. Even the Palestinian banks have imposed restrictions on the accounts of Hamas's deputies and ministers. On the other hand, the Palestinian authorities, those who lost power in January but have the favor of the West, are still receiving their salaries. Is this true?

Hicham: It is money stolen from the Palestinian people. Abbas is also financing the training of an army of 10,000 men with the green light from Israel, the occupier massacring us every day.

S.C.: How do you feel about the fact that Israel has announced that it will furnish arms to Abbas, to fight against the militia of Hamas?

Hicham: Officially it justifies this army as a necessity to ensure the security of the presidency. The members of Fatah are thinking of only one thing: protecting their backs, coming back to power, against the wishes of their people. In spite of the fact that the international community boycotts Hamas, the Palestinians continue to have confidence in them. We hope that Europe will finish by understanding that the will of the people is stronger than their will to impose upon us the people of Fatah who are playing Israel's game. That is the worst thing that could happen to us.

S.C.: Why are the tensions concentrated above all in Gaza?

Hicham: The majority of ministers today are in Gaza. The capital of the Palestinian authority is no longer Ramallah. But Abbas refused to allow Hamas to control the security forces. He allows Dahlan to use these forces to shoot against the government of Hamas; and then he forbids Hamas from defending themselves. That's were we are! The people will never forgive Fatah for what it is doing.

S.C.: Such a harassment of Hamas, which until yesterday had remained open to dialogue, seems difficult to justify politically.

Hicham: Fatah's people know that if they allow Hamas to govern, the latter will prove their efficiency and that Fatah will not be able to return to power.

S.C.: Hasn't Abbas become a hostage to Washington's destabilization policy?

Hicham: We know that Abbas, Erakat, Dahlan, Rabbo, Joubril, etc are closely cooperating with Israel and the United States. The United States and the Arab and European governments, believed at first that by cutting the lifeline to Hamas, the Palestinians would rapidly revolt against the government they elected. However, it is the contrary that is happening. These last days, the people have shown their support for Hamas and are calling on Fatah to unite.

S.C.: In evoking the difficulties facing the Palestinians, you appear to be very saddened. You also seem full of affection and esteem for this martyred people that you describe as valiant and combative, even in the midst of the worst adversities.

Hicham: Never will the Palestinians lose their will to live and the will to liberate their land.

S.C.: However, your current situation is more terrifying than ever. Don't you have to confront three enemies from now on: the sanctions of the international community, the threats from Abbas, and the threats from the occupier?

Hicham: We aren't too afraid of the international sanctions. We can overcome them, make do. The threats from Israel, we know. It is our enemy now for a century. What is most insupportable for us is to know that our brothers, the people of Fatah, are our new enemy.

S.C.: Israel spills your blood every day. But it seems that what you fear the most is the idea that Fatah could drag you into a fratricidal war?

Hicham: Unfortunately, yes. It is the worst catastrophe for us. They are our cousins, our friends. I have relatives on both sides. I have no desire to see them kill each other. Hamas has been able to retain its sang froid. It has done everything to avoid falling into Fatah's traps. But it won't be able to avoid the worst indefinitely.

S.C.: But how can Palestinians end up turning their arms against other Palestinians?

Hicham: You know, the people of Fatah buy people. It is easy when there is so much poverty. For months the United States has been spending as much money as necessary to bring down Hamas. Israel and the United States announced back in February that they would do whatever it takes to prevent Hamas from governing. The money spent by the United States goes into the pockets of people like Dahlan. The militias that have been provoking incidents and killing Hamas and Jihad militants are paid to do it with this money. Dahlan, born to a refugee family, has made a fortune with embezzled money. He has arrested, tortured, and killed numerous Hamas militants in the past. He moves today in a reinforced limousine, protected by convoys even more imposing than those of Abbas. He is a close confidant, an ally for Abbas.

S.C.: Is Dahlan afraid of being attacked by members of Hamas?

Hicham: Members of Hamas would never attack Dahlan. The people of Hamas consider the Israeli occupier to be the enemy of the Palestinian people.

S.C.: Israel is ready to put into effect its terrifying plans to intervene in Gaza. Aren't they afraid?

Hicham: The militants aren't afraid of being assassinated. All resistants know that sooner or later they will be assassinated. They know it is their path, the path of loyalty towards their people who are suffering and demanding justice.

S.C.: Do the people clearly see that these other two burdens have been added to that of the Israeli occupier – the international community and the Fatah party that is collaborating with the occupier?

Hicham: Yes, the people understand all of this. But at the same time they are oppressed by the annoyances that threatened their survival. No one can say what might happen to force the Palestinians to vote tomorrow for the corrupt people of Fatah, in order to gain a salary, a respite, even though they know that they are bastards.

S.C.: How did the people of Gaza take the fact that Mubarak received Olmert and Abbas with pomp and ceremony while he refused to meet with the newly elected authorities from Hamas?

Hicham: Arab governments should have the decency to resign. The Palestinians have been waiting for gestures of support, of compassion. Nothing. They are pitiless. The young girl who cries and turns towards the heavens to implore that we give her back the life of her father has not heard Mubarak or the King of Jordan condemn the criminals.

S.C.: Will the world try to prevent other bloody operations?

Hicham: The whole world can see what Israel is doing to us. Why to they allow it to continue? There is enough information, even if Israel's propaganda is constantly used to confuse them. It serves no end to call out to the Arab states or to Europe. They have never done anything to get us out of our prison and to stop Israel from massacring us. However, we continue to hope that there will be Arab leaders capable of condemning Israel. We know that the Arab people are at our side. They can do nothing for us and are revolted to see their corrupt leaders subservient to the US and therefore to Israel. We know that all honest citizens of the world are touched by our suffering, but unfortunately their leaders have sided with the assassins.

Notes:
1: Mohammed Dahlan, born in 1961 in Gaza, is the former chief of the Security forces in Gaza. He is one of the most influential figures in Fatah. He maintains close relations with Israel and the United States and has been cooperating for a long time with the CIA. (back)

2: Mahmoud Abbas, also known as Abu Mazen, was elected president of the Palestinian Authority in January 2005 with 27% of the vote. See: http://www.ism-france.org/news/article.php?id=2401&type=analyse&lesujet=R%C3%A9formes(back)


Post Script, June 13, 2006

This week, as I was finishing the writing of this interview, terrible images of children and adults, torn apart by the bombing of Gaza by the Israeli army, were shown on the television news around the world. Among the 11 dead and 32 wounded on that day, there were children and an ambulance worker who had gone to the aid of the victims. At the same time, the campaign of Israeli disinformation, as described above in this interview, began. The occupiers now tell us that the explosion was the fault of… Hamas! Those who spread the Israeli propaganda conveniently omit to report on the denial by the military analyst of Human Rights Watch who affirmed, on the basis of pieces collected on the beach and the examination of the wounded, that it was indeed an Israeli explosive that slaughtered the civilians. This lying through omission regularly permits journalists the world over, protected by their bosses in spite of their lack of rigor, to disinform public opinion. This disinformation has as its goal to criminalize the resistance of the Palestinian people as incarnated in Hamas, while whitewashing Israel, the real aggressor. The propaganda of Israel and Jewish organizations circulates freely in the media as news. Israel becomes judge and jury in these massacres and in the manipulation of the minds of the viewers.

Les yeux ouverts
Silvia Cattori, Feb. 2006

Ce que vous pouvez lire ci-dessous sur « les taupes » est significatif. C’est un exemple qui nous amène à comprendre la gravité de la situation. Et si vous êtes Arabes – musulman doit vous alerter.

On vous soupçonne de tous les maux parce qu’Arabe ou musulman.

Le racisme réel que vous subissez ne pèse pas lourd au regard des médias qui vous accusent si facilement et abusivement d’antisémitisme.

Vous êtes infiltrés, vous êtes surveillés, vous êtes écoutés : pire vous êtes instrumentalisés par les partis et associations qui prétendent vous soutenir : les élections approchent et vous êtes une cible.

Vous devez savoir que dans ce contexte de soupçons, des mots et des gestes innocents, rapportés par un espion, peuvent être portés à charge.

Les services secrets se servent d'espions qu'ils recrutent parmi les arabes surtout, pour mieux vous confondre. C’est dans les associations où vous vous sentez en sécurité, que les infiltrateurs, qui sont des gens comme vous et moi, opèrent de préférence. Les mouvements de défense des victimes Palestiniennes l’ont suffisamment montré.

Je suis triste de constater, qu'y compris dans mon entourage, je sens le racisme anti-arabe monter. Pas seulement à droite. De tous côtés. Je côtoie des intellectuels progressistes, des militants de gauche, PS, PC, qui se sont laissé embarquer par ces manipulateurs d’opinion qui ont depuis des années la parole et qui ont eu tout loisir d’insinuer habilement que les arabes « sont des fanatiques », ne « sont pas comme nous ».

Je peux jusqu’à un certain point comprendre qu’ils se soient laissés abuser. Car ceux des journalistes qui ont les manettes en main, sont souvent pro-israéliens ; ils ont donc une manière de présenter les choses et les faits de façon tendancieuse pour discréditer les Arabes, les Palestiniens, l'Islam avec lesquels Israël est en guerre perpétuelle.

Moi-même, sous l'influence de cette désinformation constante, avant d'aller au Moyen-Orient, j'étais confuse au point que même le voile, que l’ont montrait chez nous depuis longtemps, via la télévision notamment, comme un signe de fanatisme, me paraissait agressif.

Nous sommes désinformés. Les médias nous mentent, nous manipulent. Une poignée de soi disant philosophes et humanitaires nous ont depuis 30 années tirés, à notre insu, dans le sens de cette vision anti-arabe que répand Israël, un Etat qui est dans l’illégalité et cherche, par la désinformation, à justifier ses agressions contre eux.

Je dois le dire. Jamais j’ai du modifier mes habitudes d'occidentale quand j’allais vivre dans les pays arabo-musulmans. Chez eux, je me suis toujours sentie infiniment mieux accueillie qu’en Israël. Il y a de la tolérance chez eux. Il n'y a pas de racisme chez eux, contrairement à ce que l'on nous fait croire en Occident. Les Palestiniens ne combattent pas les gens de confession « juive », ils combattent les soldats qui les expulsent et les massacrent depuis 1948 au nom de la religion juive et pour occuper leur terre.

Le racisme anti-arabe s’exprime ouvertement en Israël. On est largement antisémites en Israël. On se méfie des Arabes en Israël, on les considère moins que des animaux. A Hébron j’ai vu des inscriptions faites par de colons juifs sur les demeures volées aux Palestiniens disant : « Mort aux arabes.

Nous sommes racistes en Occident. Je le répète, nous sommes d'autant plus anti-arabes que depuis 60 ans nous sommes imbibés par la campagne de dénigrement à leur égard, entretenue par Israël et les organisations qui dehors soutiennent cet Etat qui a instauré nombre de lois racistes et d’exclusions qui pénalisent les Palestiniens, les Arabes.

Quand je vois jour après jour, des présentateurs télévisés, chez nous, continuer d'inviter des personnalités violemment anti-arabes et ouvertement en faveur des guerres qui les massacrent – comme Val de « Charlie Hebdo », Kouchener, Finkielkraut, Adler, Gluckmann – pour débattre des questions soulevées par les conflits au Moyen-Orient, je me sens offensée. Je ne veux pas participer de cette information et de ce monde sans compassion là.

Je me sens offensée et je me dis que les journalistes qui donnent la parole à ces personnages, qui durant trente ans nous ont effrontément menti, savent ce qu’ils font, ce qu’ils veulent obtenir : nous diviser pour continuer de justifier les crimes d’Israël et des Etats-Unis contre ces Arabes qu’ils ont déshumanisés pour que l’on ne verse pas de larmes sur leur sort quand ils font des carnages ou on les avili par les tortures.

Je me sens écrasée par tant de mensonges et d’arrogance et je me dis qu’il n’y a aucun équilibre dans cette manière d’informer ; que ces journalistes ne s'en cachent même plus, tant la haine anti-arabes et anti-Islam est devenue chose banale : cette haine transparait de leur commentaires ou des questions qu’ils posent et personne ne les conteste. Le lendemain ils recommenceront.

Ouvrez les yeux. Prenez les choses en main. Ne laissez plus les partis politiques parler en votre nom. Vous êtes très forts si vous prenez conscience de ce qui se trame autours de vous, dans nos sociétés abondamment soumises à l’idéologie « de l’Axe du mal », instaurée par Bush, promue par les Etats-Majeurs qui en Israël n’ont pas d’autres mots que dire que les résistants contre leur occupation et leurs exactions sont « des terroristes » ; idéologie qui fait tâche d’huile chez nous et si on se tait elle ne fera que coloniser nos esprits.

Posez-vous à chaque fois la question. Pourquoi tel journal télévisé invite Val ou Adler – pour parler des tensions qu’ils allument et non pas un universitaire neutre ? Pourquoi tel site ne diffuse pas tel texte, tel auteur ? Et vous comprendrez alors bien des choses. Et vous finirez par identifier où sont les honnêtes gens. Et vous pourrez mieux vous défendre face aux manipualations.

Je crois en un monde plus humain, où l’on peut s’aimer et se respecter par delà les différences.

Je ne me suis jamais sentie agressée en Palestine ou en Syrie ou en Egypte. Je me sens constamment agressée par le racisme anti-arabe que l’on cultive ici ou en Israël, et qui se répand grâce au parti pris de journalistes ou personnalités malhonnêtes que je vois et j’entends chaque jour, comme vous, passer sur les ondes ou les plateaux, tendus par une idéologie précise, une idéologie qui divise, qui découle de la propagande qui veut nous vendre les guerres des Etats-Unis et d'Israël contre des peuples qui ne peuvent se défendre à armes égales, massacrés ou poussés à la folie.

Israel imprisons children : it is urgent to worry about it.
Silvia Cattori – Translated from French by Robert Thompson.
11th February 2005

The world says nothing. There are hundreds of Palestinian children imprisoned in the gaols of the State of Israel (1). They are in extrajudicial detention. Considered as "administrative detainees" by Israel, they are crammed into cells infested by insects.

There are thousands of children on the "wanted" lists who will tomorrow suffer the same fate. To this day, no State in the world has had the courage to force Israel to stop this violation of these young lives.

Arresting a child, mutilating a child and killing children, are an integral part of the military strategy of Israel : it comes back to getting rid of resistants in the cradle.

Who are the statesmen who are moved by this ? These children, deprived of schooling, deprived of affection, deprived of freedom and subjected to traumatising torture, are the victims of a denial by public opinion. It is as if these Palestinian children had no right to a normal life and upbringing !

Kidnapped on their way to school, or in the middle of the night under the very eyes of their mothers, brothers or sisters, who are powerless to protect them, they find themselves, without knowing why, in total darkness. They are beyond the reach of help.

The instructors from the Shabak who interrogate them and subject them to the same tortures as the adults, have a terrifying power over them. After having humiliated them and broken them psychologically, they try to make them into collaborators, in exchange for tiny periods of respite. It happens that, under the threat of rape and blows, they can end up by accusing themselves of acts which they have not committed or denouncing their father or mother, signing statements drawn up in Hebrew, a language which they do not understand.

They come out, after one year, or even three years, shattered.

This is pure barbarism. We have to react to this violence done to children. These children will never come out unharmed. They will come out in a state of deep post-traumatic stress, closed in on themselves and with a need to play with death, which possibly explains the number of candidates for suicide ?

We must do all in our power – and our power is great if we know how to make good use of it – to haul these children away from the hands of the torturers before they have been completely broken.

(1) Arrested from the age of 12, some 300 chlidren are currently detained without any grounds, without any proceedings.

Palestine. L’ampleur de la tragédie exige un soutien sans faille.
Silvia Cattori
30 janvier 2005

Les mots servent à penser. Celui qui possède le pouvoir d’en polluer le sens, et de se glisser ainsi subrepticement dans la tête d’autrui, parvient à assurer son emprise sur l’opinion, et à imposer sa domination.

Il faut y prendre garde. Les mots dévoyés de leur sens deviennent des armes capables de nous détruire, capables aussi de nous empêcher de penser. C’est ce processus effrayant, et son usage abusif par les pouvoirs, que George Orwell avait décrit dans son roman prophétique « 1984 ».

C’est ce qui arrive avec le mot magique « antisémitisme ». Ce mot détourné de son vrai sens, ce mot tabou, ce mot épouvantail, vise le plus souvent à museler ceux qui mettent le doigt sur les véritables enjeux : le danger du sionisme.

Israël – un Etat raciste violent, exclusif, où tout non juif est considéré comme un paria – a élaboré des plans terrifiants, des plans conçus pour spolier, asservir et détruire l’identité d’un peuple entier. Or, les Palestiniens tiennent tête. La preuve qu’ils n’accepteront jamais de voir leurs terres bradées, leurs droits violés, leurs enfants humiliés et que, s’il le faut, ils se battront jusqu’au dernier pour leur dignité.

Ils n’en sont pas moins très inquiets. Car la politique engagée par le premier ministre Abou Mazen, si elle enchante Bush et Sharon, ne les enchante pas. Car elle risque de les amener vers quelque chose d’encore plus terrible que l’échec du processus Oslo.

Il faut le dire haut et fort. Des générations de Palestiniens, ont payé de leur sang les lâchetés de la communauté internationale, mais aussi nos incompréhensions, nos divisions. Constamment confrontés au déni de justice, mal compris par les médias et l’opinion, les Palestiniens ne pourront pas surmonter les immenses défis qui sont les leurs, sans un soutien extérieur sincère et affranchi de toute ambiguïté.

Les massacres, les assassinats et les emprisonnements d’enfants, les punitions collectives, auraient dû inciter l‘ensemble de l’opinion israélienne et internationale à plus de sévérité envers les violations de l’Etat hébreu. Maintenir une attitude de « neutralité » dans un conflit où Israël occupe une position de pouvoir absolu, est une attitude immorale.

Une question se pose ici : les Palestiniens seraient-ils tombés si bas s’il y avait eu des Etats capables d’imposer à Israël les sanctions urgentes et nécessaires, et des associations capables d’apporter un soutien sans faille aux résistants ?

Dans une guerre d’une puissance contre un peuple, il n’y a qu’une seule attitude possible pour toute personne humainement engagée : choisir le camp du peuple opprimé.

Or, à quoi avons-nous assisté durant ces années si traumatisantes où les Palestiniens étaient laissés livrés à eux-mêmes, dans une situation d’abandon et de blocage complet, et où l’unité de toutes les forces politiques et intellectuelles disponibles aurait dû s’imposer ? A des attaques et calomnies qui avaient pour but principal de semer la zizanie dans les rangs de ceux qui voulaient se consacrer en toute sincérité aux victimes.

Les choses sont allées trop loin. Des messages ont circulé, semaine après semaine, qui incitaient à ne pas lire tel auteur ou à ne pas fréquenter un tel, sous peine d’être soi-même condamné, exclu. Ainsi, pendant que certains responsables d’associations succombaient à la paranoïa de « l’antisémitisme », les forces d’occupation pouvaient, elles, continuer tranquillement leurs exactions. Paranoïa, entendons-nous, savamment entretenue.

Tout le monde sait qu’Israël a quadrillé le monde d’informateurs et d’agents pour espionner, établir des listes, rédiger des rapports sur ses « ennemis », et que l’infiltration et la diffamation font partie de sa stratégie guerrière. Mais quand ce sont des antisionistes qui désignent les personnes et les écrits à bannir, cela devient incompréhensible.

Cela se traduit concrètement par la fâcheuse tendance qu’ont certaines personnes, qui se croient apparemment investies d’une supériorité, à parler au nom des Palestiniens, à taxer sans se gêner d’autres personnes « d’antisémites notoires », de « néo-nazi notoires », et à disqualifier ce qui leur déplait par l’affirmation péremptoire : « cela ne sert pas la cause palestinienne !»

Les dirigeants de l’Union Juive Française pour la paix (UJFP) – proches de Gush Shalom – sont de ceux-là. Se disant antisionistes ou solidaires des palestiniens, ils animent néanmoins fréquemment des campagnes d'intimidation et appellent à « la plus grande vigilance » les associations : « On voit apparaître sur des sites, dans des textes de soutien à la Palestine ou lors de réunions publiques des propos dangereux. Il y a d’abord, même minoritaires, des antisémites, des révisionnistes ou des négationnistes notoires, démasqués depuis longtemps et dont on s’étonne qu’ils puissent infiltrer aussi facilement dans certains collectifs ou qu’ils figurent sur des listes de diffusion… ».(1)

C’est ainsi que, durant ces années si cruelles pour les Palestiniens, où les critiques contre la politique brutale d’Israël sont allées en s’amplifiant, nous avons vu le vice président de l’UJFP, Pierre Stambul, intervenir auprès des sites ou des personnes qui donnaient (et c’est leur droit) la parole à des personnalités, telles qu’Israël Shamir ou Dieudonné, en affirmant que c’étaient des antisémites : « Je suis assez ahuri de trouver cet "entretien" de Sylvia Cattori et de Dieudonné (…) Si ce genre d’article continue de passer sur « Marseille solidaire » je demanderai à être désinscrit». (2).

Le président de l’UJFP, Richard Wagman, n’est pas en reste. En effet, quand, à la veille d’une manifestations, il se pose en gendarme et avertit qu’ «un dispositif spécial est prévu pour séparer le cortège de tout élément douteux (…) dont les mots d'ordre risqueraient de discréditer le mouvement de solidarité".(3) A la question d’un militant outré :« Qui sont les commissaires politiques et autres grands inquisiteurs chargés de faire la liste des "éléments douteux" ? M. Wagman répond : « Moi (…) et ajoute « les "éléments douteux" qu'il faut tenir à l'écart et dont il faut se démarquer sont des partisans d'Israël Shamir qui ont fièrement brandi son ouvrage antisémite "Le visage caché d'Israël"… ». (4)

Pourquoi Israël Shamir est-il calomnié avec une telle persévérance ? Et, par assimilation, tous ceux qui le lisent ou l’évoquent ?

Parce que cet écrivain israélien de talent – connaisseur aussi bien du Talmud et de la Bible que des turpitudes de l’armée israélienne – a osé briser des tabous et enfoncer des portes que des non juifs ne se seraient jamais hasardés à toucher.

Vous l’avez compris ! Israël Shamir a une vision qui va à l’opposé de ces personnes qui dans la mouvance de la solidarité – en Israël et en France notamment – s’arrogent le monopole et le contrôle de ce qui doit et peut être dit.

Que dit Shamir qui embarrasse tellement ceux qui ont avalisé, de façon plus ou moins opportuniste, tant de prétendues solutions de paix ?

Que l’on ne peut séparer la politique criminelle d’Israël de la notion « de peuple élu ». Que les juifs doivent se dissocier de cet Etat qui, au nom du « peuple juif » et de la judaïté, bafoue la vie et les valeurs humaines. Qu’il ne pourra pas y avoir de paix juste sans le démantèlement de l’Etat d’Israël comme Etat juif, et son remplacement par un Etat unique où juifs et non juifs ont des droits égaux. Que les Palestiniens ne gagneront jamais leur guerre des pierres, si au-dehors, leurs amis, ne se distancient pas de ceux qui cherchent à ménager les intérêts sionistes.

Dans les partis politiques les choses ne se présentent guère mieux pour les victimes de l’oppression israélienne. Les élus qui vouent un soutien aveugle à l’Etat raciste d’Israël ne s’en cachent même pas. Ainsi Dominique Strauss-Kahn « considère que tout juif de la diaspora, et donc de France, doit, partout où il peut, apporter son aide à Israel. C'est d'ailleurs la raison pour laquelle il est important que les juifs prennent des responsabilités politiques. En somme, dans mes fonctions et dans ma vie de tous les jours, à travers l'ensemble de mes actions, j'essaie d'apporter ma modeste pierre à la construction d'Israel" (5).

Les exemples d’exclusion sont foison et n’ont pas de frontières. Les gens qui ont vent de ces calomnies vont les répéter, les organisations juives et les ambassades d’Israël archivent leurs noms et les citent à la nausée. En Suisse, Patrick Mugny, député écologiste et membre de la LICRA suisse, (6) a suivi les conseils de la LICRA française en refusant une salle de spectacle à Dieudonné en février 2004 à Genève.

Ce sont encore des élus socialistes qui, en 2004, ont voulu écarter d’une liste électorale la candidate des Verts, Alima Boumédienne-Thiery, qu’ils soupçonnaient « d’antisémitisme » pour sa critique de l’Etat d’Israël. Elle a eu beau protester : « Je mets quiconque au défi de me prêter des déclarations antisémites », le mal était fait.

Les Palestiniens qui, en juin 2004, se sont rendus à la conférence de Lausanne « Un seul Etat démocratique en Israël Palestine », n’oublieront pas de sitôt l’hostilité avec laquelle une poignée de jeunes ont accueillis les participants. Se revendiquant du collectif Urgence Palestine, ils ont encouragé son boycott. Le communiqué de presse du Collectif disait qu’ils avaient été « informés notamment par des membres UJFP que Israël Shamir, notoirement réputé pour ses propos antisémites » – ainsi que d’autres personnes françaises, dont je vous épargne la liste – participait à cette conférence. (7)

Les participants Palestiniens, qui avaient mis beaucoup d’espoir en cette rencontre internationale, étaient ahuri de découvrir que des gens qui disaient agir au nom de leur cause, conduisaient des campagnes sur le thème de « l’antisémitisme », arme favorite utilisée par les sionistes contre les opposants à la politique d’Israël !

L’occasion était trop belle pour Johannes Gurfinkiel, Secrétaire général du CICAD (8) qui ne rate jamais une occasion de porter le débat sur les thèmes de « l’antisémitisme » et des calomnies. Fort de la polémique ouverte par le « Collectif Urgence palestine », M. Gurfinkiel pouvait renchérir, augmenter la pression sur les médias pour faire capoter la conférence.

Résultat : en instaurant un faux débat qui ne pouvait que ruiner la cause qu’ils prétendent servir, les responsables du Collectif Urgence palestine – à l’instigation de l’UJFP – ont agi, en vérité, contre les intérêts du peuple palestinien. Et les médias, peu regardants, ont donné un large écho à ce qui n’était qu’une manipulation.

Depuis lors, M. Gurfinkiel ne s’est pas privé de se servir des noms listés par l’UJFP. Ainsi, lors de la venue de Dieudonné en Suisse en décembre 2004, M. Gurfinkiel a ressorti les noms incriminés, pour les associer à l’humoriste et dire qu’ « engagé dans un combat de dénigrement de la mémoire des millions de victimes de la Shoah, Dieudonné multiplie les collaborations avec des acteurs et des idéologues négationnistes et antisémites, tels que (…) » en ajoutant, cette fois, également le nom de « Noam Chomsky », (9), pourtant considéré par le NY Time comme le plus important intellectuel vivant.

Tout cela ne tient pas la route mais permet d’évacuer les véritables enjeux.

Si je n’avais pas vu de mes yeux, en décembre 2003, Israël Shamir se battre contre de jeunes soldats israéliens qui brutalisaient de pauvres paysans, si je n’avais pas entendu un résistant, à Jenin, dire que les écrits de Shamir étaient parmi les meilleurs outils intellectuels dont ils disposaient pour « expliquer la barbarie dont ils sont victimes », j’en serais encore à croire ce que l’UJFP proclame. Voilà pourquoi il est important de se méfier des diabolisations et de chercher à savoir ce qu’elles cachent.

Que cela soit clair. Il ne s’agit pas de prendre le parti d’Israël Shamir ou de Dieudonné. Mais s’il y a des coupables, y a des tribunaux pour juger et des avocats pour défendre et il faut que toutes ces calomnies cessent.

Tout porte à penser que ceux qui se servent de mots tels « néo-nazi », « négationniste », « antisémitisme » ne sont pas « neutres » ! Ce qui est au centre des préoccupations de ceux qui s’en servent est, le plus souvent, le contrôle idéologique de la question palestinienne et le souci de faire oublier le projet de domination et de conquête coloniale d’Israël en détournant l’attention sur de faux problèmes.

Une question se pose ici. Ceux d’entre eux qui ont des attaches particulières avec Israël, ou qui se définissent par leur confession avant leur citoyenneté, sont-ils les mieux placés pour parler au nom des Palestiniens dans une guerre où l’Etat d’Israël se définit par la religion et mène une guerre impitoyable contre les mouvements religieux musulmans ? Leur propension n’est-elle pas parfois de se servir – consciemment ou inconsciemment – du projet de paix pour imposer leurs vues, et relativiser les effets terribles du régime colonial d’apartheid de l’Etat juif sur la vie des Arabes et des musulmans ?

On peut jusqu’à un certain point comprendre que des personnes – captives de leurs attaches à Israël – puissent se sentir parfois agressées par des projets qui bousculent les idées reçues et les privilèges sur lesquels Israël est assis. D’autant que, déchirées entre leur désir de justice et leurs attaches affectives et religieuses, elles ne sont pas aidées par les idéologues qui ont intérêt à brouiller les débats.

En effet, des messages électroniques particulièrement venimeux circulent abondamment qui instruisent des « procès » contre des personnes précises et ont manifestement pour but de convaincre les gens que « l’ennemi à combattre » n’est pas là où on le pense.

Il suffit de répéter à l’envi qu’Israël Shamir est d’extrême droite (alors qu’il est à la gauche de la gauche), que des « groupuscules néo-nazis (…) rassemblés autour d’Israël Shamir (…) un antisémite pathologique (…) Ce qui me fait penser que ces gens sont des agents du Mossad ou de la CIA, plus quelques néo nazis patents comme (…) Il n’y a pas qu’à propos de la palestine que cette peste nazie comme par hasard rassemblée autours des juifs russes …» (10)

« Peste, néo-nazi, antisémite pathologique … ». Ceux qui usent et abusent de ces mots tabous, de ces mots glaçants capables de marquer durablement les consciences, savent fort bien pourquoi ! Ils savent que la personne ainsi souillée, va être tantôt assimilée à ce moment terrifiant de l’histoire : aux crimes d’Hitler, aux chambres à gaz, aux camps de concentration, donc exclue à jamais du débat.

Tout cela est attristant. Car la calomnie n’apporte rien de positif. Elle contribue à désorienter et à détourner les gens sincères d’une cause juste qui a besoin d’appui.

N’y a-t-il pas une autre manière d’être présents dans le débat et de lutter pour la justice si l’on ne veut pas créer de nouvelles injustices ? La lutte pour la justice ne devrait pas séparer les gens. Elle devrait idéalement les humaniser.

Combien d’intellectuels de premier plan n’ont-ils pas été calomniés à tort ? Les Rabbins Weiss, Friedmann, Webermann, les intellectuels engagés comme Noam Chomsky, Norman Finkielstein, en savent quelque chose ! (11)

Interrogés sur leur engagement, en tant que juifs, voici ce qu’ils répondent :

« Vous avez été nommé néo-nazi, vos livres ont été brûlés, n’en avez-vous pas assez ? Noam Chomsky : « Je suis accusé de tout ce que vous pouvez rêver : d’être un propagandiste nazi, un antisémite…Je pense que par les temps qui courent c’est un bon signe ».

« Vous êtes juifs…Qu’êtes-vous en train de faire » ?

Rabbin M. Webermann : « C’est précisément parce que nous sommes juifs que nous marchons avec les Palestiniens et que nous hissons leur drapeau ! C’est précisément parce que nous sommes juifs que nous demandons la restitution aux Palestiniens de leurs maisons et de ce qui leur appartient ! ».

Nous sommes tous capables, ensemble, j’en suis sûre, de nous inspirer de leur exemple, pour aller vers plus d’humanité.

Notes.

(1) « Vigilance s.v.p. Des propos dangereux ». Communiqué à l’attention de toutes les associations amies de la Palestine, 14 mars 2004, Bureau National de l’UJFP.
(2) Texte que M. Stambul adressé au Forum du site « Marseille solidaire » le 30.11. 2004, pour protester contre la diffusion de l’entretien de Dieudonné enregistré par Silvia Cattori.
(3) Communiqué du 21 décembre 2004 où M. Wagmann délimite d’avance le cadre de la manifestation prévue le 12 janvier 2005 contre la venue à Paris de Police des frontières.
(4) Le titre du livre cité par R. Wagman n’est pas « Visage caché… », mais Le vrai visage d’Israël. Israël Shamir. Ed. Al Qalam, 2004. Livre qui est en vente libre.
(5) Citation tirée de l'hebdomadaire français La Vie, 11.4.2002
(6) LICRA : Ligue Internationale Contre le Racisme et l'Antisémitisme est une organisation qui se différencie de moins en moins du CRIF (Conseil représentatif des israélites de France) et d’autres organisations juives racistes.
(7) Communiqué de presse du « Collectif Urgence Palestine/Vaud » concernant la tenue de la conférence « Un seul Etat démocratique en Israël/Palestine », rédigé par Pierrette Iselin et P.A Weber, 15. 6.2004. (Nous avons coupé les noms de personnes citées qui, dans le cas présent, servent à discréditer Dieudonné et Shamir).
(8) « Coordination intercommunautaire contre l'antisémitisme et la diffamation » fonctionne un peu sur le model de l’ADL, que l’on peut considérer comme une antenne au service de l’Etat d’Israël.
(9) Opinion exprimée dans « 24 Heures », le 18 décembre 2004 par M. Gurfinkiel.
(10) Texte diffusé via courriels, par D. Breitrach, en 2004.
(11) L’Editeur de Norman Finkelstein a été poursuivi en justice par William Goldnadel, président de l’association Avocats sans frontières, pour avoir publié : L’Industrie de l’Holocauste. Ed. La Fabrique, Paris, 2001. Un livre qui dénonce l’instrumentalisation de l’Holocauste par un certain nombre de personnes et de groupes juifs qui se servent de la souffrance de leur peuple à des fins matérielles et politiques.

Français ou citoyens de seconde classe ?
Silvia Cattori
25 janvier 2005

Il y avait massées là, au pied de cet immeuble imposant qu’est France Télévisions, en ce samedi 22 janvier, quelques centaines de personnes. Français ou immigrés, venus de tout horizon, habitant la ville de Paris ou ses environs. Il y avait quelque chose de poignant dans la requête de ces personnes qui bravaient le froid, et à qui la France semblait tourner le dos.

Ce n’était pas un rassemblement d’essence religieuse ou « communautaire ». C’était l’union fraternelle de citoyens de toute origine, antillaise ou africaine, ou issus de pays anciennement colonisés, notamment du Maghreb – de nationalité française ou pas – qui ressentaient comme une blessure insupportable le fait de se voir quotidiennement l’objet de discrimination raciale. L’union de gens que les revendications du Mouvement pour la Justice et la Dignité (MJD) avaient mis en route.

Un mouvement qui se veut laïc, citoyen, républicain et entend « lutter contre toute forme de racisme, sans hiérarchie et sans exclusive. Qui entend soutenir partout la lutte des peuples contre l’oppression coloniale et la discrimination raciale. Et par là même rétablir et maintenir la justice sociale, rétablir dans leurs droits les populations marginalisées et les minorités bafouées, encourager, stimuler et développer les luttes contre les discriminations de toute nature. Car, que l’on soit Tzigane, Musulman, Juif, athée, le racisme est un et indivisible, il ne doit pas y avoir d’exception » nous a confié M. Maata Bagdad, le Président de ce mouvement créé en mars 2004. A une période où certaines dérives médiatiques stigmatisant des personnes d’origine Africaine, Arabes, de confession Musulmane, ont soulevé l’opinion.

Que voulez-vous dire précisément aux responsables des médias, notamment aux responsables des télévisions ?

« Nous ne demandons pas de traitement de complaisance ni de faveur : nous voulons simplement une information objective et neutre. Nous avons adressé un message dans ce sens au Président Directeur Général des télévisions publiques, afin qu’il entreprenne ce qui est en son pouvoir pour que les rédactions prennent conscience qu’ils convient d’opérer un changement d’attitude dans la manière de présenter les faits. C’est pourquoi nous voulons faire savoir à ceux des journalistes qui nous assimilent, si facilement, à des éléments porteurs de désordre et d’insécurité, qu’ils ont une grande responsabilité dans la formation de l’opinion en France et dans l’aggravation d’une animosité qui nous met dans une situation d’infériorité. Nous voulons leur dire que nous avons droit à ce respect de la dignité auquel tout être, quel qu’il soit, aspire. Nous voulons leur dire que nous ne comprenons pas pourquoi, chaque fois qu’une personne est mise en cause, on la renvoie à ses origines. Nous voulons leur dire que nous sommes des êtres humains et que nous désirons être traités comme tels. Nous voulons également dire merci aux journalistes qui font bien leur travail. Par contre à ceux qui nous stigmatisent et nous humilient nous tenons à leur rappeler que nous avons droit à la dignité, à un service public égal pour tous. Que quand nous payons notre redevance ils ne regardent pas la couleur de notre peau ».

Sur les visages à l’écoute des orateurs, se lisait une amertume mêlée d’espoir. Il suffirait de si peu en effet, pour que chacun puisse se sentir en harmonie avec son environnement. Il dépend de chacun de comprendre que si ceux qui se sentent humiliés dans la République se rebellent aujourd’hui, c’est pour une bonne cause : pour le respect de la dignité et de la justice.

« Etes-vous Français ? » avons-nous demandé à un groupe de jeunes. L’un d’eux a sorti de sa poche une carte d’identité française, avant de répondre non sans un peu de ressentiment dans la voix : « Oui Français, mais citoyen de seconde classe ».

Nul ne peut nier que les Maghrébins, les Antillais, les Africains sont les premières cibles de la discrimination raciale en France. Une discrimination qui les marginalise durement. Ceci nous amène à nous demander si tout le bruit que certains médias font autour de « l’antisémitisme », ne sert pas à masquer et à minimiser les injustices dont ils sont, en vérité, victimes.

Il faisait froid, il faisait triste mais un élément optimiste, est venu d’où nul ne l’attendait : à l’issue de la manifestation, qui a duré deux heures, les policiers, envoyés en force, ont manifesté leur sympathie pour les thèmes abordés.

La preuve qu’il y a toujours, en France, des oreilles prêtes à entendre et que, par delà les différences culturelles, il est possible de se mobiliser pour bâtir ensemble un avenir commun, une société plus juste.

Palestinian children have the right to live
Silvia Cattori, 15 août 2004

When 1500 prisoners began a hunger strike meant to attract the world’s attention to the abominable circumstances that exist in Israeli prisons, the authorities immediately made clear that they would not yield, that the Palestinians could ‘continue their hunger strike until they died’.

This shows that Palestinians are not seen as human beings by Israel.

In these merciless conditions boys of the age where they become men are arrested every day in Palestine by the occupation forces.

Without reason, without justification.

Monday August 9 Mohammed Abbodra, a boy of sixteen from the Balata refugee camp, has been torn from the love of his mother, arrested in the totally arbitrary way by the men of the israeli border police.

Since then, Mohammed has fallen into the silence of the unknown. His mother, dying from fear, still does not know where the occupation forces have imprisoned her son, the eldest of seven children.

The Mohammed case shows, once more, how much the Palestinian people, left to themselves without any protection and being on the total and arbitrary receiving end, is vulnerable.

Israel is the only ‘democracy’ in the world that throws children of 14 in jail, while they are not charged with anything, without any legal process, without any human concern.

These imprisoned children are subjected, as the adults, to humiliations and terrible tortures such as sleep deprivation: something that has severe consequences for them.

In this way, after having killed their fathers, Israel intends to break the morals and the bones of boys before they become adults, the age of rising against oppression…

We urge all Israeli to demand from their government the immediate liberation of all the innocents that have been imprisoned unjustly because they’re Palestinians.

Jean Ziegler sur le banc des accusés
Silvia Cattori, 25 juillet 2004

M. Jean Ziegler, rapporteur spécial de l’ONU sur le droit à l’alimentation, se trouve aujourd’hui sur le banc des accusés pour avoir documenté – sous une estampille officielle – les violations par Israël du droit à l’alimentation et des droits humains dans les territoires occupés.

Dans une lettre du 14 juillet 2004, adressée à l’ambassadeur M. Smith – président de la 60eme session de la Commission au droit de l’homme – avec copie aux plus hautes instances de l’ONU, « United Nations Watch » accuse en substance M. Jean Ziegler d’avoir agi sur des critères « non objectifs » qui n’auraient pas de rapport avec les termes de son mandat et de s’être servi de sa position aux Nations Unies comme d’une tribune politique pour lancer des déclarations publiques contre Israël.

United Nations Watch demande au Secrétaire général de l’ONU, Kofi Annan, et au Haut Commissaire aux droits de l’homme, Louise Arbour « de mettre fin au mandat de M. Ziegler. »

Les accusations contre M. Jean Ziegler ont commencé quand, en août 2003, celui-ci a établi un dossier qui établissait que la politique du gouvernement israélien était directement responsable de la catastrophe humanitaire et ses conséquences sur l’alimentation de la population palestinienne. Ces accusations, lancées aussi bien par des porte paroles de l’Etat hébreu que par des organismes pro israéliens, ont redoublé d’intensité depuis que M. Jean Ziegler a demandé à l’entreprise américaine Caterpillar de cesser de fournir à Israël des bulldozers utilisés par ce dernier pour détruire des maisons et tuer des innocents en Palestine.

United Nations Watch est une ONG basée à Genève, qui se dit concernée « par la juste application de la Charte des Nations Unies ». Elle est, gouvernée par un Conseil d’administration composé de représentants du Congrès Juif Mondial et d’anciens représentants du gouvernement des Etats-Unis. Parmi eux Edgar M. Bronfman, David A. Harris, John Bolton, Jeane Kirkpatrick. 1

Dans ses accusations, United Nations Watch n’entre jamais en matière sur la véracité (ou non) des faits rapportés par M. Jean Ziegler. Elle s’en tient uniquement aux termes étroits du mandat (lié à la nourriture) et aux principes de neutralité fixés par l’ONU, que M. Jean Ziegler n’aurait, d’après elle, pas respectés. Toute l’argumentation de United Nations Watch consiste à s’appuyer sur la définition juridique du mandat pour écarter les éléments documentés par M. Jean Ziegler ; éléments inattaquables d’un point de vue moral.

Selon United Nations Watch, M. Jean Ziegler profiterait de son mandat pour faire autre chose que ce pourquoi il a été mandaté. Il serait ainsi coupable d’abus de pouvoir, d’être sorti du principe d’équité, d’avoir eu une attitude discriminatoire pour s’être rendu en Cisjordanie et Gaza, alors qu’il y aurait, selon United Nations Watch, quantité de pays où la situation de l’alimentation serait plus grave, et d’avoir porté contre Israël des « accusations » qui n’auraient pas de rapport avec les termes du mandat qui lui a été confié.

Les actions de M. Jean Ziegler, affirme United Nations Watch dans son réquisitoire, « constituent (a) un abus flagrant du mandat qui lui a été confié par la Commission des droits de l’homme des Nations Unies ; (b) une violation criante des principes d’impartialité, de non – sélectivité et d’objectivité qui régissent le travail des rapporteurs spéciaux ; et (c) une violation ouverte des principes d’égalité de la Charte des Nations Unies(...)Finalement, les mode et pratique de discrimination de Jean Ziegler contre l’Etat Juif contreviennent directement au plan d’action contre l’antisémitisme du 21 juin 2004 du Secrétaire général de l’ONU Kofi Annan qui rejette la démonisation du sionisme et qui stipule que les Juifs, partout, doivent sentir que les Nations Unies est aussi leur maison, et encourage une action particulière dans ce sens de la part des Rapporteurs spéciaux. »

Les semaines et les mois à venir diront comment M. Kofi Annan et Mme Louise Arbour vont réagir aux accusations d’antisémitisme portées contre leur rapporteur spécial pour le droit à l’alimentation.

Combien de temps la vérité touchant la politique de l’Etat hébreu dans les territoires qu’il occupe, sera-t-elle étouffée ? Combien de temps encore, cette vérité, sera-t-elle l’otage du pouvoir de toutes ces officines pro israéliennes qui agissent au niveau des médias et des centre de décisions politiques ?

(1) United Nations Watch est une ONG dont la façade est à caractère universel, mais qui sert principalement ou même exclusivement les intérêts d'Israël. C'est une organisation créée et contrôlée par des personnalités d’origine Juive, dont l’activité principale est de protéger la politique d'Israël à l'ONU. Une lecture de leur site www.unwatch.org en dit assez sur la nature des gens qui composent son conseil d'administration. Tous ses membres sont connus pour leur engagement inconditionnel envers l'Etat d'Israël et le sionisme. United Nation Watch n'est pas la seule association avec un statut d'ONG accréditée à l'ONU qui est soutenue par des organisations juives (déclarées ou cachées). Elles sont très actives dans les couloirs de l'ONU et ne sont que des relais de gouvernements ou d'intérêts commerciaux ou financiers. United Nations Watch n’est donc qu’une des multiples ONG créé par le gouvernement israélien avec l’aide du conseil juif mondial et des organisations juives américaines.

Jean Ziegler in the dock
Silvia Cattori, 25 July 2004

Jean Ziegler, UN special investigator on the right to food, now is in the dock because he documented – in an official investigation – the Israeli violations of the right to food and the human rights in the occupied territories.

In a letter dated July 14th 2004, to the ambassador M. Smith – Chairperson of the 60th Session of the UN Commission on Human Rights – with copies to the highest levels on the UN, “United Nations Watch” (UN Watch) accuses in essence M. Ziegler to have acted upon “not objective” criteria that had no relation with his mandate and to have used his position inside the United Nations as a political platform for making public statements against Israel.

UN Watch demands from the Secretary general of the UN, Kofi Annan, and from High Commissioner for human rights, Louise Arbor, “to end the mandate of M. Ziegler”.

The accusations against M. Ziegler began when, in August 2003, he created a file that showed that the policies of the Israeli government were directly responsible for the humanitarian catastrophe and its consequences on the food of the Palestinian population. These accusations, stated as well by the spokesmen of the Hebrew State as by pro Israel organisations, have doubled in intensity since Jean Ziegler demanded the USA corporation Caterpillar to stop selling Israel bulldozers used by the latter for destruction of houses and for killing innoscents in Palestine.

UNW is a NGO based in Geneva, that states that it is concerned “with the right application of the United Nations Charter”. It is governed by an administrative Council composed of representatives of the World Jewish Congress and former representatives of the United States government. Among them are Edgar M. Bronfman, David A. Harris, John Bolton, Jeane Kirckpatrick. 1

In its accusations, the UN Watch never considers the truth (or not) of the facts reported by Jean Ziegler. They rely solely on the narrow mandate (with respect to food) and on principles of neutrality stated by the UN, that, according to them, Jean Ziegler did not respect. The whole argument of UN Watch consists of basing themselves on the legal definition of the mandate in order to eject the facts documented by Jean Ziegler; unassailable facts from a moral point of view.

According to UN Watch, Jean Ziegler took advantage of his mandate to do something else than what he was allowed to do. In this way he was guilty of abuse of power, had disregarded the principle of equality, had had a discriminatory attitude by going to Transjordan and Gaza, while there were, according to UN Watch, enough countries where the food situation was worse, and had stated against Israel “accusations” that had no relation with the mandate that he had been trusted with.

The actions of Jean Ziegler, affirms the UN Watch in their requisitory, “are (a) a flagrant abuse of the mandate given him by the United Nations Commission on Human Rights ; (b) a blatant violation of the principles of impartiality, non – selectivity and objectivity that govern the work of Special Rapporteurs; and (c) an overt breach of the equality principles of the Charter of the United Nations (…) Finally, Mr. Jean Ziegler’s pattern and practice of discrimination against the Jewish state directly contravenes UN Secretary general Kofi Annan’s 21 June 2004 action plan against anti-Semitism which rejects the demonization of Zionism, stipulates that “Jews, everywhere, must feel that the United Nations is their home too”, and urges particular action from Special Rapporteurs”.

The coming weeks and months will show how Kofi Annan and Louise Arbour will react to the accusations of anti-Semitism on behalf of their special investigator on the right for food.

How long will the truth on the policies of the Israeli state in the territories that it occupies be suppressed? How long still, this truth, will it be the hostage of the pro-Israeli cabals that act towards the media and the centres of political decisions?

(1) United Nations Watch is a NGO of which the façade is universal, but that serves mainly or exclusively the interests of Israel. It’s an organisation created and controlled by persons of Jewish origin, whose principal activity is to protect the Israeli policy at the UN. Their site www.unwatch.org tells enough about the kind of people that form its administrative council. All members are known for their unconditional efforts towards the Israeli state and Zionism. The UN Watch is not the only organisation with a NGO status associated with the UN that is supported by Jewish organisations (openly or secretly). They are very active in the corridors of the UN and are just puppets of governments or of commercial or financial interests. UN Watch thus is just one of the many NGO’s created by the Israeli government with the aid of the world Jewish congress and the American Jewish organisations.

Translated from French by : Foppe

L’antisémitisme a bon dos
Silvia Cattori, 19 juillet 2004

Sharon – quoi qu’il fasse ou dise – ne fait que de poursuivre le projet sioniste et de continuer, malgré toutes les protestations, la même politique raciste qu’ont mené tous les gouvernements – colombes et faucons – qui ont l’ont précédé.

La France a bon dos. L’Etat juif d’Israël cherche à y étendre sa politique du « diviser pour mieux régner » en poussant les Français, donc les Chrétiens, à la détestation des Arabes et des musulmans. Donc à exporter « sa » guerre raciste chez eux aussi.

Les français ne sont pas racistes. Les Arabes ne sont pas racistes. Les sionistes le sont assurément. Et ils accusent les Arabes (et les Français) d’antisémitisme à tout va ?

La France est le pays, après les Etats- Unis, qui compte le plus grand nombre de Juifs. C’est pourquoi le sionisme parvient à imposer ses desideratas avec autant d’arrogance dans ces deux pays.

Or la nature raciste du sionisme pose problème. Les Français devraient réagir sans plus tarder. Devraient désigner nommément et combattre toutes ces organisations sionistes qui sèment le trouble et surtout, exiger des autorités françaises que ces organisations véritablement racistes soient mises hors la loi.

Le plus révoltant dans cette escroquerie de l’antisémitisme « qui menace » les Juifs en France, est qu’Ariel Sharon a choisi le moment où les victimes palestiniennes de sa politique génocidaire, sont au fond du fond : à l’agonie. C’est encore une manière de nous détourner du vrai de vrai, la sienne : de la souffrance atroce d’un peuple jeté hors de sa terre pour faire – comble du cynisme – de la place aux Juifs venant de France…

Si Ariel Sharon peut déclarer que les Juifs sont en danger en France – avec un tel aplomb, tout en sachant que ce n’est pas vrai – c’est parce que ses « troupes » pro israéliennes en France, lui ont préparé le terrain de longue date.

Il convient de se rappeler ici que ce ne sont pas les autorités de l’Etat Juif d’Israël qui ont les premiers lancé la campagne d’intoxication qui a sévit dans toutes les villes de France depuis belle lurette et a abouti à la déclaration de Sharon le 18 juillet 2004. Des campagnes destinées à pousser la classe politique à entrer dans la danse d’un antisémitisme imaginaire ou exagéré, et à parler des bons « Juifs » persécutés, tout en désignant les « vilains » Arabes et les musulmans comme les coupables…

Comme si la guerre qui sévit au Moyen Orient ne leur suffisait pas ! Les noms des personnes qui veulent que les Français soient en guerre permanente contre les Arabes et les musulmans, ne sont pas de nous inconnus. Tarik Ramadan les a désignées ces personnes peu nettes. Les foudres se sont ensuite déchaînées sur lui.

Ces pro israéliens, influents dans les médias et dans la classe politique française, n’ont eu de cesse de nous marteler que les Arabes sont trop nombreux en France, que le voile est une agression, que les Juifs sont menacés par eux, etc. Résultat. Ils ont insensiblement préparé l‘ensemble de la classe politique française à faire de l’antisémitisme plus imaginaire que réel, un problème majeur. (L’usage du mot antisémitisme, de nos jours, est inapproprié. Le mot raciste devrait s’appliquer à chacun sans distinction)

Le plus pénible – durant ces longs mois de mensonges et d’épouvantail autour de l’antisémitisme – fut d’entendre les appels à la vigilance et des menaces contre des amis de la Palestine, venant de personnes dont l’on ne s’attendait pas ; je veux parler de membres d’associations et des personnalités issues de l’UJFP, entre autres.

The Kids of Market Street
By Silvia Cattori, March 22nd, 2004
Translated from French by Vero Itani

As I was walking down Market Street for the first time on this chilly morning of December 16th, far was I from thinking that, a few minutes later, I would be in the middle of my worst nightmare. So much so, that it took me several months before even being able to recount it.

Market Street is a narrow street filled with dilapidated small shops, each one holed like having been hail-damaged. The street separates Balata camps into two halves. Lively and inquisitive kids assail foreign visitors with questions, practising the few words of English they have learned: “ What's your name? Where are you from?"

Women were shopping and were greeting me with a "Salam Aleykm!" ("Peace be with you") when, out of a sudden, coming out of nowhere, bullets were whizzing over our heads, deafening grenades were exploding all around us. Astoundingly, all these people were thrown into horror, into terror.

The peaceful and quiet street that was Market Street a few seconds earlier, had gone into a dreadful and ghastly place. Small girls running away as fast as their little legs could make them. Boys running towards the iron made monsters that were spitting out blackish smoke, were shouting "Jais ! Jais!". Mothers trying to grasp at least one of them in their run, were screaming "Omar, Ahmed, Raed..." But the kids were deaf to their supplications and were already flying away like fire balls. Would they had wanted to listen to the women that they were unable to: they yielded under stress of necessity: defend the camp, stand up for their jailed or murdered father, brother, uncle or grand-father was for them the absolute necessity. They could not refrain from it, they could not help it, they had to go because the pain tormenting them inside had to come out: as if the tanks had brutally stirred it all up.

What was wrong with the soldiers? Were they mad? They were waging war against children: shooting at them like birds. Throwing asphyxiating bombs under the houses. And all of it for no reason whatsoever. Opposite them was not even the shadow of a fighter. Nothing was there to justify of their action against the poor people who had been thrown out of their homes in 1948.

What these barbarians shut down into their mammoth tanks were looking for in a street full of kids such as this one, was as clear as incredible: didn't the Israelis Air force colonel, Yiftah Sepctor, admit one day that the soldiers sent to the Palestinian territories were free to kill children ? Had hunting children, with heavy war artillery, using machine-guns against catapults become a normal activity for the occupying army? It looks like it.

Speed up towards them, drive back, slow down, stop... their driving clearly showed that they only wanted to attract the innocent kids in a deadly game…Harass them, provoke them : until the children reach such a state that they could not understand anything anymore and would give themselves up to the Israeli muzzles. A pervert and criminal game between an army and some kids.

And if the eldest were between 12 and 14 and were the main target, younger children of 4 or 5 were not left over. Aiming their weapon, soldiers shouted through speakers: "come on.. come on.. you son of a bitch..".

Those kids were lost and did not know what they were doing anymore. But the soldiers very well knew what they came for. So, they went on provoking them, spoiling them.

They shot the children, humiliated the parents! In the middle of all that.

In the chaos, there was a Palestinian photographer haunted with the need to immortalise the violence of the powerful inflicted on the powerless. Unmindful of himself, he would take position where danger was the worst. There too, was an elderly man sitting on his doorstep as if he was staring at nothing, as if he froze to what was occurring before him. At the back, I could notice a coster-monger who was watching his oignons and oranges fall; with the dazed attitude that take the defeated. These man had become their own shadows: ghosts unable to defend the dignity they had left. A young women dressed with a traditional dark blue gown, with a white scarf covering her head, was sweeping the pavement without looking up at the "jais", as if they were not there. It looked like it was her way of resisting to the violent war : keeping up with her daily tasks, she was showing them that she was in her rights and that whatever they wanted to inflict on her, she would simply stand up to them and would not leave.

There was about 20 kids injured. At that point, I saw a boy, his head was bleeding and he collapsed unconscious in a pool of dirty water. I immediately understood that the boy who was bending down on him in a fright was his twin brother. In chock, I fell on my knees and cried powerless. Screams of pain rended the air. His name was Nour EMRAN. He had turned 12. He died a few days after in Rafidia' Hospital and did not come out of coma. His brother had been shot at in the back: enraged he had thrown stones towards the tank and was injured as he was running away.

Under the shots of the soldiers that was targeting the ambulances, the young first-aid had a hard task. One of them humbly told me: "This is our life". And seeing my stupefaction, he added: "You did not see nothing yet... they will come back."

When there was no more shots, Market street was not. Children were haggard. In a state of chock, they were looking around, not understanding.

It must be denounced and there is no other way of saying it: shooting at children is murder.

Balata camp is an enormous jail keeping in 35000 prisoners half of which are children. It is surrounded with hills that settlers and Israeli military camps – that have been set by the State of Israel – deface. From the heights, these illegal occupants dominate the Palestinians. At any time of the day and of the night, they activate their guns, kill civilians, destroy houses. This is unacceptable.

We must protect this people that Israel bully and abuse. We have to go on telling the world about it, this way we might get its attention.

The Palestinians, crushed down, who welcome us wishing us "Salam Aleikm" are entitled to security, peace and justice, too.

Hamas: A Palestinian resistance movement
By Silvia Cattori, 22 March 2004
Translated from French by D. Foppe / E. Davidsson
www.ism-suisse.org

In what other country are handicapped political opponents being hunted down with airplanes and missiles ? In our country, Switzerland, the disabled are treated with respect. All kinds of facilities exist to make their life bearable.

Sheikh Ahmed Yassin was a political opponent of one of the most brutal illegal occupation regimes in the world. This regime, based on hatred towards the Arabs, assassinated him. His blood and his assassination do not seem to pose a moral problem for Israeli Jews who have brought notorious war criminals to power.

Who are the murderers ? Those who, like the Palestinians, defend themselves or those who expell them from their land and kill them ? Those who violate Palestinian land and airspace with missiles and rockets or a people which rises up against their oppressors ?

Murdering a handicapped person who leaves the place of prayer in a wheel chair is obviously a crime. Sheikh Yassin, however, is not a criminal but a man who called on his people to resist unlawful occupation.

Sheikh Yassin resisted spiritually and that was his honour. Resistance against a military occupying power, including by armed struggle, is an internationally recognized legal right of any occupied people. When Alexandre Adler tells us that Yassin "incarnates the radicalisation of the battle against the West" he serves us an indigestible dish of Israeli propaganda. Alexandre Adler takes care not to mention that Hamas is a popular resistance movement, that Hamas struggles inside a united front of all Palestinian political parties and religious movements in a just combat: To liberate Palestine from Israeli (Zionist) occupation.

Destroying Hamas is like destroying a whole people.

In designating resistance movements such as Hamas as a terrorist organisation, the apologists of Israeli occupation try to let us forget who are the real oppressors and facilitate the dirty work of the occupation forces. When the European Union designated the political wing of the Islamic movement Hamas as a terrorist organisation, it gave Israel the green light for assassinating Sheikh Ahmed Yassin. This is extremely grave.

Instead of facilitating assassinations, Europe should protect the Palestinian people who are doubly victimized: By Israeli machine guns and by Western media disinformation.

Palestine: It’s war. A war of annihilation
By Silvia Cattori, March 2004
Translated from French by Foppe Dykstra

I have returned from Palestine broken. Not because I’m faint hearted, or because – at Ben Gurion airport – the Israeli police perpetrated the ultimate humiliation by taking, until hell freezes over, the tools of my trade: professional recorder Nagra, Mackintosh pc, camera Leica, with their precious contents.

I returned broken because of what I saw, of what I came to understand of the tragedy of which I was a witness: the war of racist extermination that Israel wages against civilians without the power to defend themselves, and who the world refuses to see.

There are thousands of young people who say they are ready to sacrifice their lives to protest against the abominations Israel perpetrates on their relatives.

The Palestinians are in great danger.

I believe that few people really understand the magnitude of the horrors that the Israeli soldiers commit in the torture spots, in the open air prisons that are in Gaza, Naplous, Balata, Jenin, Tulkarem and so many other villages – prisons that share the same kind of tragic.

What happens in Palestine is far more terrible than what people imagine from the outside, and what cannot be exposed by images because Israel protects itself: Israeli soldiers have orders not to let journalists and cameramen near the places where they perpetrate their atrocities. They intimidate witnesses, force them to go away threatening them with their arms, or even killing them.

This why, coming back, I feel the disgust when I comprehend what I understand. And tonight I have decided to get out of my hole of silence to say it. I hear, day after day, in all the media persons who pronounce intimidations, spreading thinly veiled threats against those who denounce the occupation and the apartheid system of the State of Israel.

We can no longer support the accusations of anti-semitism. We must have the courage to rebel before too much evil is perpetrated.

Shame on those who look the other way from the harsh reality in Palestine. Shame on the men and women who still want to throw a cover over the perfidious crimes committed by the State of Israel. In stead of condemning the criminal policies of this State, in stead of distancing themselves from its genocidal policies.

Who has heard the cries of sorrow from the international volunteers, of whom some lost their lives, who have accompanied the Palestinians left in the greatest solitude during the past three years – like Kelly and Mika who now assist in the agony of villages like Naplous, or Laura in Rafah, (2) – who have described to us the horrors of which they have been sincere witnesses ?

Which governments in the end will comprehend that one cannot let just some international volunteers defend, with their bare hands, millions of Palestinians threatened by tanks and the savagery of soldiers that commit crimes when ordered. One wonders.

Where are the international organisations that possess four wheel drive vehicles and large resources ? Except heroic exhausted Palestinian rescue groups we did not see one organisation really act where the Israeli army commits its operations and where there is humanitarian urgency.

Luckily there still are, from all over the world, some brave souls, from all religions and beliefs (Christians, Muslims, Jews) who suffer from this ghastly situation and try to do something before it is too late.

This is what today Elias Davidsson (3), with whom I had long conversations since my return from Palestine, and who understands the terrible system that the Israeli army implemented, wrote me:

“I understand the urgency. It’s absolutely necessary that the Palestinians get military protection against the genocide that the Israeli are preparing. It’s urgent. The governments must be warned. Putting the Palestinians in ghetto’s is – like this was done to the Jews – the first phase of extermination. Because the Zionists, contrary to the South Africans – do not want to exploit the Arab labour, but simply want to get rid of them. The Zionist policy is far closer to the policy of the nazi’s than to the policy practiced by the white minority in S Africa (….)”

We must make the governments interfere before it’s too late.

(1) The Israeli border police have seized the tools of my trade – without any justification, no reason at all – after it has passed all security checks. They told me that I could depart quietly promising to send my belongings the next day. Despite the efforts of my company, I’ve had no chance whatsoever of getting back my stuff. What happened to me is common and nothing to be amazed off.

(2) We have translated and spread their writings See the websites: www.ism-france.org and www.ism-suisse.org

(3) Elias Davidsson, composer, born in Palestine, now lives in Iceland.

Palestinians thirsty for a united front
By Silvia Cattori, March 18, 2004, Translated from French by V.I

No one is able to get a whole night sleep in these lands of Palestine : Israeli military air and land forces daily wreck and ruin it. Some night are even more distressing and traumatising than others. Just like last night in the old city of Naplouse, where inhabitants did not have a wink of sleep because of the Israeli troops 'disturbance and detonations.

After the daily harassment; at night: the battalions burst in homes, break open doors, smash walls, kidnap at random ; creating a situation of inconstancy for the population already thrown in chaos and fear. The Soldiers snatch men and teenagers and qualify then as "wanted". But every Palestinian is potentially "Wanted". "Wanted" they say to drag them and pull them in like cattle.

The occupying illegal force' servants could not care less of what is happening : children weeping, injured suffering, elderly agonising.

The Palestinians are in great danger. And the danger comes as much from their invaders military control as -and it is sad to admit it- it emerges from the Palestinian authority.

An authority terribly discredited by the large majority of the population.

The Palestinian force came out of the Oslo agreements. It is becoming, for the Palestinians living away from Ramallah, an obstacle for their strong will of unity and fair administratorship.

It's in this context of great frustration that a murder has been attempted on Naplouse 'Syndic last December.

A few days ago in Naplouse, all the political forces and religious leaders of the opposition met: they demanded that Arafat get rid of the corrupted men he placed. They insisted on him giving them the guaranty of letting them govern the city. They asked to unite and rule to restore justice and equity.

The current situation is a dangerous one because if the actual Palestinian government is fighting, it is more to keep its sovereignty than insure the security of its people. Trapped by his commitment to the Oslo agreements to disarm his people, Arafat overhang all the Palestinians who did not want to give up their freedom and dignity. Now, Israel is pursuing them with the savageness of another era.

Numerous voices are raising in Palestine, especially in refugee camps. The corrupted administrators surrounding the authority do not want to listen to them or even hear thear thirsty for united front. This voices say the same thing to Arafat: dissolve the Palestinian administration and join the people in its heroic struggle for justice and freedom.

To the European parliaments members who voted for a disgraceful resolution that squandered the rights of Palestinians
By Silvia Cattori and Pierre-Yves Salingue, www.ism-suisse.org, 15 Februry 2004
Translated from French

On October 23rd 2003, the European Parliament adopted by a large majority a resolution known as “Peace and Dignity in the Middle East”.

Many of you believe that this resolution is crucial in the Palestinian conflict, however you have voted on it without consulting with the Friends of Palestine. It may have been that you were busy in the preparation for Geneva Accords while voting for this resolution. It may be that now you will doubt your vote. The resolution that you have supported violates the basic legitimate Palestinians rights to “terminate the occupation”, and the right of return, which is recognized under international law.

We will address some aspects of this resolution to show how detrimental this resolution is for the Palestinian victims.

. “Peace and Dignity in the Middle East” condemns and rejects all acts of terrorism committed by any Palestinian organization, against Israeli people, and demands the Palestinian authority to fight without mercy these terrorist acts, until such organizations are destroyed.

· Declares victims of Palestinian terrorism as innocent victims whether they are civil or military and condemns terrorism as impeding the peace process.

· Requests the Palestinian Authority to adopt a reasonable approach concerning the question of the right of return, which affects around 4, 5 million Palestinian people. The solution must be fair and even handed, suitable to all concerned parties. The solution should take into consideration the fact that not all Palestinian refugees can come back to their places of origin. It must also take into account the demographic concern of Israel.

You were of the opinion that you knew how to resolve in the best way the questions and the problems of humanity. You must have been surprised by the reaction of the Palestinian Refugees, who do not seem to appreciate the sacrifices that again are asked from them. You may be surprised that Palestinian Refugees obstinately do not want to understand that the time has come for them to start to think in reasonable and realistic way, which simply means, to give up their right to return.

It may be that your evaluation of the facts on the ground was wrong.

It is obvious that Palestinian people longs for peace, exhausted after years of military occupation. However this peace cannot be achieved by surrendering their rights. The large majority of Palestinians understands that this kind of peace will lead to more suffering, destructions, and violence.

The negotiations that may be based on this resolution ask the Palestinians to abandon all their rights that they have fought for during last 55 years.

You failed to differentiate between the opinion of the Palestinian elite and the opinion of the vast majority of the Palestinian people; those from the refugees camps, from the occupied villages and from the destroyed areas. The vast population did not benefit from the Oslo peaceful process. This process of endless negotiations only benefited to the Palestinian elite.

The second Intifada was a movement, which aimed to overthrow the corrupt elite, which misused the international donor’s money. Unfortunately the Intifada failed to achieve its target.

Today you want to force the Palestinian people, who already have sacrificed a lot and suffered a lot as a result of corruption and betrayal, to accept any outcome of the negotiations. This kind of negotiations is rejected by the majority of the Palestinian people.

When you voted for this resolution, you dealt with the friends of Palestine and the solidarity movements with Palestinians, in the same manner you dealt with the Palestinian people. You failed to consult both the Palestinians and the solidarity movements.

The weird fact is that you think that you can resolve all the problems of Palestinian without consulting them.

A parliamentarian who voted the text may manipulate a simple citizen. If any person criticizes the resolution, it can be easily argue within the framework of the resolution that such criticism is one sided and exaggerated. The response could be in the form of: “We are against occupation. We are against an excessive use of force by the army. We are in solidarity with the pilots, who object to their missions in the Occupied Territories. We are with prisoners` rights, for the removal of settlements…” As such the layman who criticizes, will be told: you are exaggerating…

The problem is that within the resolution you have voted, the word settlements is not used in a way that reflects the reality of it a s a tool of colonialism. The resolution did not request the destruction of the wall of security. The resolution simply asked Israel to stop building the wall or to ensure that while building, it will not affect the final border of the future Palestinian state.

What is obvious is that the result of such a resolution fails to safeguard the rights of Palestinian people but rather just protect the rights of the Palestinian elite; the privileged from Ramallah and Jerusalem. They are in a hurry to negotiate to regain the power and the profitable deals interrupted by the second Intifada.

The Palestinian elite is jubilant about such negotiations, especially that President Bush favors, such negotiations, as it will help in the creation of the future cooperation between all the partners and in the creation of the free market zone in the region. Additionally to this cooperation, all the parties will cooperate in the battle against the illegal immigration, crimes and terrorism.

You must be happy to have amended the resolution in order to support t the Geneva Accords.

But this resolution is a win – lose game, and not a zero sum game.

You permitted yourself to abolish a right to return. The concept of right to return is recognized under the declaration of Human Rights, under the International Convention of Political and Civil Rights, and under the United Nations resolutions 194. But no reference to any of the above was made in your resolution.

Your resolution also failed to differentiate between resistance and terrorism. As such the resolution requests the repression of all kinds of the resistance, and by that denies the right to end the occupation.

Your resolution also recognizes the demographic concerns of Israel, as such you are promoting the demographic preference of one nation and the ideology of Zionist and Jewish state.

The adoption of the resolution had a perfect timing, as it leads toward the Geneva Accords. While the focus on public attention was on the details of the Geneva Accords, no attention was given to the crimes committed by Israel in the Occupied Territories.

Nowadays any aid granted by United States is conditional on fighting terrorism. Both: your resolution and Geneva Accords failed to differentiate between resistance and terrorism. As such, any aid that may be given to the Palestinian non-governmental organizations will be based on the same condition. By that, your resolution and Geneva Accords adopt the ideology of United States. In the same view, any opposition to the resolution, by Palestinian people or the friends of Palestinian people and the solidarity movements, will be considered as an act against peace.

It is a high time to decide whether we speak about terrorism, or resistance, simple implantations or colonies, the security wall or the apartheid wall, demographic concerns of Israel or the legitimate right to return…

If we can take inspiration from his sacrifice, Tom Hurndall won't have died in vain
By Silvia Cattori, January 14 2004
Tr. from French by Dean Thom

Tom Hurndall passed away on January 13 2004. He was barely 22 years old. In fact, Tom had already ceased to live the life of an enterprising and passionate young man since April 11 2003 when an Israeli soldier aimed and shot him in the head, with the sole objective of killing him, otherwise he would have aimed for his lower body.

His assassination took place at Jebna, a poverty-stricken area of the Rafah refugees camp – the place where the most suffering in Palestine occurs – when all he wanted to do, along with his ISM colleagues, was protect the children from the abuse of the Israeli army.

Tom was a simple man. A photographer who wanted to bring the attention of the world upon this apocalyptic universe where Israeli madness had condemned so many. That is why we want to remember Tom. How he selflessly put his life aside to help the victims of the violence that the world chooses to ignore.

When I arrived in the ISM offices on April 12 2003, there were about 15 exhausted internationals all huddled up. No-one dared break the silence. An oppressive silence. Tom's bleeding body – which his colleagues had baptised "Thomas" since his arrival in Rafah, so as not to confuse him with the other Tom, also British – was the focus of attention.

The events of the previous evening had traumatised everyone. Tom was lying on a hospital bed now. He was still breathing, but deep down everyone knew that their colleague would not wake up again. That was hard to accept. The war, the violence, poignant situations where games were played with people's lives, had marked their young faces since their arrival in Rafah.

How can you contain this powerful anger that eats away at you? It takes time to sit back in order to digest this barbarism in its purist form that is so incomprehensible.

Everyone would remember these difficult times shared with Tom, where crazy soldiers came from Israel, shooting at Palestinian children and teenagers, for no other reason than to amuse themselves, to take out a Palestinian. Everyone knew that life had no place here in Jebna. But each of them had more or less decided in his heart of hearts that he would not leave. It would be impossible to leave these persecuted people alone. Everyone knew above all that it was essential for Israel who wanted to steal more land than it had already done, to "clean" Jebna, whatever the cost.

When he had to answer the questions of the media, to wash his hands of responsibilty, the military Commander would lie. He basically said Tom was armed, that he fired at the military and ended up being shot in the exchange of fire that followed.

Gentle Tom. It took six months of struggling from Tom's family to get a public enquiry into his death opened. This admirable family is still fighting today for the defence of the Palestinian people that they have discovered as a result of Tom's death, are being dehumanised. "We cannot stay silent and allow such people as Tom et Rachel, Brian Avery, Ian Hook and James Miller to become such tragic victims. If we do not stand up and make the Israeli government aware of its actions, there will be no end to these terrible losses in Palestine", Tom's sister affirmed with indignation.

Why, in 2003, was the decision taken by the Chief of the Israeli miltary to shoot internationals?

We have to put ourselves in the minds of the Israeli military to be able to answer this. They lead a war of destabilisation and mass destruction against the Palestinians. A war accompanied by massacres that are hidden from the rest of the world. The internationals who find themselves in these areas that Israel has targetted for its murderous operations, hinder the army, and are considered as potential enemies to Israel.

Tom the photographer – like the cameraman Miller – wanted to witness these strange operations which drive the soldiers – amongst other things – to kill a certain number of children each day, in order to force their panic-filled parents, having already destroyed their houses, to flee. Israel was the first to be surprised by the endurance of the habitants of Jebna who insisted on remaining on their own patch of land despite the months of continued bombardments and arbitrary executions.

Tom wasn't killed by coincidence. He denounced the barbarism of the batallions of soldiers sent to Rafah with assault tanks and F16s to lead an insane war against children who resisted with rocks, and who were regularly killed by shells. Tom was one of those people who understood that in the logic of military strategy, a Palestinian child is a time bomb. And that to kill one, to kill dozens each month, is just part of the system. And that was unacceptable for him.

Tom was killed because he got in the way of the Israeli military carrying out their crimes. These internationals who see Palestinians as human beings, are considered by Israel, as enemies of the war, as people to be fought.

Israel wanted to make them flee in terror. The opposite happened.

That's why, unable to kill them all, Israel the jailer who holds Palestine under lock and key, has multiplied its restrictions in order to filter them and prevent them from entering Palestine. These restrictions destined to isolate the Palestinians, are particularly worrying.

The world has never been aware of the seriousness of the criminal actions taken by Israel to torture the Palestinians and to provoke, through small massacres, their "voluntary" or forced departure. And the leaders of this world have never been so lazy, so deaf or so blind. Jenin, Balata, Naplouse, Rafah, and Tulkarem are tortured towns where to kill is easy, where the soldiers have no conscience and show themselves to be brutal.

They soulessly and involuntarily execute orders which have something to do with this "ethnic cleaning", this "transfer", that started in 1948, that Sharon is obsessed with achieving.

And we, who are lucky enough to live in security, do not have the right to keep this privilege for ourselves.

CIDINFO : Un site où les falsifications sont reines
Par Silvia Cattori, 5 janvier 2004, www.oulala.net

En Palestine, Israël se sert d’un arsenal militaire impressionnant pour tuer tout espoir de paix juste. Hors de Palestine, Israël peut encore se servir d’un vaste réseau de désinformateurs, pour tuer toute vérité dans l’œuf.

Cidinfo (1) ne recule devant rien pour magnifier les tortionnaires et dégrader les témoins de leurs actes odieux. Diffamer ceux qui témoignent de la réalité criminelle de l’occupation israélienne fait partie de la guerre à laquelle, d’une certaine façon, quantité de sites inféodés à Israël, participent.

Donc, si vous êtes en quête de vérité sur ce dur conflit, méfiez-vous des sites qui font allégeance à Israël ; ils ont généralement pour vocation de travestir les faits et de déshumaniser les victimes palestiniennes ainsi que toutes les personnes qui témoignent de leurs souffrances.

www.cidinfo.org est l’un de ces sites. L’exemple ci-dessous vous permettra de voir comment des individus peu scrupuleux falsifient les faits pour tenter de noircir les témoins des brutalités perpétrées par l’armée israélienne. De le savoir devrait vous inciter à être très attentif aux pièges qui vous guettent : pièges qui servent à décrédibiliser les défenseurs du droit, sur un conflit qu’Israël et ses soutiens ont tout intérêt à dénaturer.

Quand Cidinfo déconstruit des articles qui décrivent comment les soldats israéliens vont à la « chasse » d’enfants palestiniens, comment ils s’amusent à les humilier, à les attirer par des leurres, à les exciter jusqu’à les rendre fous, et à tirer sur eux comme sur des pigeons, il participe à la guerre unilatérale qu’Israël mène en Palestine. Ce sont des procédés qui visent à empêcher toute évocation par les témoins directs de la réalité atroce qui prévaut : des témoins affligés qui désirent contribuer à la compréhension de la situation et à favoriser la paix.

La tactique de Cidinfo est de faire des questions réponses sous des airs faussement naïfs : « Sylvia Cattori ne serait elle pas une affabulatrice, qui invente des histoires et des scènes à partir d'histoires entendues de ci de là? Pour Cidinfo, il était évident que Sylvia Cattori n'a pas assisté à la mort de l'enfant comme elle le dit, mais l'a simplement rencontré à l'hôpital, et a décidé, trois mois après cette rencontre, d'inventer de toutes pièces la scène de la mort de l'enfant et sa présence sur les lieux au même moment, et à quelques mètres de là!!!... ». www.cidinfo.org

Quand j’ai découvert de quelle façon Cidinfo se saisit d’un fait, observé sur le terrain, pour le travestir en affabulation, j’ai éprouvé cette même sensation glaçante, d’irréalité, cet état de stupeur qui modifie instantanément votre conscience et vous remplit de douleur que je ressentais aux check points, quand je recherchais un reste d’humanité dans les yeux des soldats israéliens pour tenter de les dissuader de brutaliser les Palestiniens.

Il faut être dépourvu de toute humanité pour s’emparer d’un évènement tragique, filmé, et vouloir en nier la véracité. Inhumains mais pas fous, ces individus savent ce qu’ils font. Il s’agit pour eux de sauvegarder l’image de victime dont Israël a longtemps su se parer. C’est ainsi, en camouflant la vérité sur les épurations ethniques et les massacres que, depuis 1948, Israël a pu gagner du temps et des terres, sans que le monde ne se rende vraiment compte que cet Etat s’est construit sur la dépossession et les mesures répressives qu’il a imposées à tout un peuple.

Ces personnes qui se rangent du côté des crimes, du côté de l’insoutenable, du côté d’un Etat raciste, ne se soucient pas de morale. Tout est bon qui peut souiller les témoins. Ainsi, ce qui témoignait de mon sérieux, Cidinfo l’a transformé en péché. En effet j’avais pris soins de rectifier l’âge de Nour quand j’ai pu contacter Balata. L’agence Reuter, que Cidinfo donne comme exemple de professionnalisme, s’est également trompée. Nour n’avait pas 13 ans mais 12 ans. (2)

Ce sont ces mêmes personnages cyniques qui – sous divers pseudonymes et sur le même mode -interviennent dans les forums pour tenter de désorienter les lecteurs, et pourrir le débat, comme ici : « Sylvia Cattori a-t-elle vu le frêre du petit Nour se faire tirer dans le dos par les soldats israéliens ? Est elle certaine que Nour a été tué d’une balle de mitrailleuse lourde qui crache plus de 500 balles à la seconde ? Comment peut elle omettre de dire que l’enfant est mort d’un tir de balle...en caoutchouc, alors qu’elle le savait ? Pourquoi dit elle que l’enfant a 12 ans alors que dans deux autres de ses textes, il a 15 puis 14 ans ? Pourquoi, alors qu’elle a rencontré Nour à l’Hôpital le jour de sa mort, et a écrit un article le lendemain disant qu’elle l’avait vu à l’hôpital, ne disait elle pas dans cet article qu’elle avait vu mourir l’enfant dont elle parlait ? ».

http://www.oulala.net/Portail/article.php3?id_article=1241

Tout en sachant que les intervenants ne prendraient pas ma réponse en considération, mais par égard pour la souffrance des Palestiniens que ce genre de questions vise à faire oublier, j’ai répondu ce qui suit : « Les soldats israéliens vont chaque jour à Balata pour tuer des enfants. Il me paraît assez étrange que votre préoccupation soit de savoir si l’enfant avait 12 ou 15 ans et quelle sorte de balle l’a tué. Votre principale préoccupation ne serait-elle pas tout simplement de décrédibiliser les témoignages et les dénonciations de ceux qui ont pris la peine et le risque d’aller voir sur place les violences que l’armée israélienne fait subir à la population civile palestinienne, notamment aux enfants ? Par égard pour ceux qui pourraient être troublés par vos insinuations – qui ont vraisemblablement pour objectif de faire croire que je ne suis jamais allée à Balata, donc, que les violences des soldats israéliens contre les enfants que je dénonce n’existent pas – je précise ce qui suit. J’ai écrit plusieurs textes en décembre 2003. (Voir www.ism-suisse.org) Dans « Violences israéliennes gratuites au camp de Balata » j’ai décrit la situation en général et le niveau de violence dont j’avais été témoin. Dans un paragraphe, j’ai indiqué au passage que j’avais profité d’une accalmie pour rendre visite aux enfants blessés, parmi lesquels Nour Emran, touché en pleine tête et dans le coma, et j’ai donnée l’âge qu’on m’avait indiqué le jour de l’accident : 15 ans (on avait aussi parlé de 14 ans). Je n’avais pas développé les circonstances dans lesquelles cet enfant avait été touché n’en ayant pas eu le temps, ni surtout le cœur à ce moment là. Vous vous étonnez que je n’aie pas écrit davantage ? Moi je suis étonnée d’avoir autant écrit dans un contexte de guerre si perturbant. Pourquoi suis-je revenue sur ces faits trois mois plus tard ? Je suis revenue sur ces épisodes traumatisants au moment où je m’en suis senti la force. Il m’a fallu en effet des mois avant de pouvoir revenir sur ces moments que j’avais vécu, c’est ce que je souligne au début de mon texte « Les enfants de Market Street », où je ne décris du reste qu’un épisode de cette longue journée. Nour a été pris pour cible vers 16 heures de l’après midi. J’ai raconté dans ce texte certains aspects que je n’avais pas développé dans les textes écrits en décembre 2003 à Balata : l’attitude des soldats qui provoquent les Palestiniens en proférant des injures grossières, la peur tétanisante, la tragédie de ces deux frères jumeaux. Comme j’avais toujours un doute sur l’âge précis de Nour j’ai demandé récemment confirmation à Balata. Nour avait 12 ans (il faisait plus âgé que son âge). Par ailleurs je n’ai jamais mentionné nulle part avec quelle balle Nour a été tué. Je ne me livre pas à ce genre d’expertise. Les soldats israéliens utilisent toutes sortes d’armes et de balles : balles réelles, balles en acier recouvertes de caoutchouc, gaz toxiques, etc... Ce qui m’importe et me révolte, et qui devrait vous importer et vous révolter, est que ces armes tuent des enfants. L’armée israélienne tire avec des armes de guerres sur des enfants partout en Palestine. Des armes qui n’ont pas été conçues pour tuer des civils mais pour faire la guerre contre des armées. Et cela est inacceptable. Tirer sur des innocents, les mutiler, les assassiner, est devenue une routine pour l’armée israélienne. Mais cela n’a pas l’air de vous préoccuper : vous préférez, pour couvrir l’armée israélienne, répandre le doute sur la réalité des crimes qu’elle commet ».

Cidinfo ment effrontément. Il n’a bien évidemment pas pris en compte mes précisions comme vous pouvez le constater par vous même. Il en a encore profité pour chercher à me faire dire ce que je n’ai pas dit. (3)

Dans son déni de la vérité, partant d’un évènement tragique – qui montre de quelle façon perverse les soldats d’Israël attirent des enfants dans des pièges mortels – Cidinfo n’hésite pas à falsifier les faits.

Nour n’a pas eu droit à la vie. Il n’a connu que violence et humiliation. C’est de cela que Cidinfo devrait parler. De la souffrance des Palestiniens. Quant à dire que la mère de Nour a envoyé à la mort son fils, comme le suggère Cidinfo dans son « dossier » (4) c’est vouloir encore une fois calquer son discours sur la propagande israélienne. Une mère palestinienne n’est pas différente de toutes les mères du monde. Aucune mère n’envoie à la mort son enfant en Palestine.

(1) CIDINFO, Collectif pour l'Information et Contre la désinformation au Proche-Orient.
(2) Photo de Nour Emran dans le coma, prise par le photographe qui m’accompagnait à l’hôpital.
(3) Témoignages écrits dans un contexte de guerre – où il était difficile de se déplacer – que Cidinfo cherche à mettre en doute à des fins de propagande. 19-12-2003 Violences israéliennes gratuites au Camp de Balata – Silvia Cattori 18-12-2003 Naplouse : Les violences israéliennes continuent – Silvia Cattori 15-12-2003 La volonté d’être utile – Silvia Cattori 14-12-2003 Les tortionnaires de Bachir Uways sont toujours en poste – Silvia Cattori 12-12-2003 Balata, ou la mort à petit feu – Silvia Cattori 09-12-2003 Une douleur d’homme – Silvia Cattori
(4) www.cidinfo.org « Mensonges sur la mort d’un enfant »

Decembre 2003

Les sirènes des ambulances hurlaient. Ceux d’entre les enfants qui n’en avaient eu que pour la peur, avaient des mines défaites. La rue était terreuse. Les marchands ambulants remettaient – pour la énième fois – fruits et légumes sur les étals avec des gestes empreints d’une grande lassitude. Les hommes rasaient les murs.

Les femmes s’étaient mises, qui a balayer, qui à jeter des seaux d’eau devant le seuil de leur porte, avec une insistance qui trahissait leur indignation. Les « jais » étaient venus cinq fois pour commettre crimes sur crimes. Cinq fois où il avait été impossible aux mères de garder leurs enfants sous clé.

Victimes du jeu pervers mené par les « jais », dont les irruptions ponctuelles et perfides, les attiraient dans un piège, des centaines d’enfants partaient à toutes jambes dès qu'ils entendaient le bruit angoissant des tanks ou des jeeps. Une fois lancés, ils ne connaissaient plus la peur, motivés par une seule chose : la revendication de leur liberté et le respect de leurs droits.

Les enfants parlaient des « jais », (les israeliens) sans émotion, comme s’ils parlaient de quelque chose d’incompréhensible, d’irréel. Ils disaient « les jais» sans haine, comme chez nous on dirait « les Arabes ».

Depuis leurs véhicules blindés, systématiquement, méthodiquement, à coups de bombes assourdissantes, de grenades asphyxiantes, de balles réelles, les « jais » invisibles incitaient les enfants à répondre à leurs provocations, avec des pierres.

Quand les « jais » ont terminé leur jeu macabre et se sont retirés, il y avait vingt petits corps gisants sur le sol. Dont trois grievement blesses. Le plus jeune avait 4 ans. Le plus age, 14 ans. C'etait un jour triste, un jour pareil a un autre, ce 3 decembre a Balata Camp. Il y avait là des photographes, des cameramen, tous palestiniens, et des internationaux de l’International solidarity movement, atterrés à l’idée de savoir qu’il y avait en Palestine, tant d’enfants perpetuellement livrés à l’horreur, et que nul, au-dehors ne se souciait vraiment de protéger.

Qui étaient ces soldats perfides au point de tuer des etres totalement innocents ? Pourquoi faisaient-ils aux enfants palestiniens, ce qu’ils ne voudraient pas qu’on fasse aux enfants israéliens ? Avaient-ils un cœur ?

Affamer un enfant, persécuter un enfant, tuer un enfant, est un crime ! Un crime odieux.

The International Solidarity Movement members based in Naplouse-Balata accuse the Israeli army of leading an absurd war against children.
Silvia Cattori, December 5th, 2003

(Occupied Palestine) Every single child has the right to stay alive.But the children of Palestine – exposed to the Israeli army's violence – face death constantly. We, the members of the ISM, present in Balata camp – while in Geneva, the world's greatest men are uttering striking Peace declarations.- are deeply shocked by the Israeli army's continuous invasions of children's home. Every day, soldiers leave their camp to take position in very populated area with hundreds of children in the street, only to shoot at them with war artillery. These invasions targeting already dispossessed children, have no justification whatsoever, no reason to be carried out. No one threatens these soldiers who come to provoke them. The world must stand to it that these children, exposed to the soldiers' violence are not given the right to a normal growth and happiness like other children. Today we witnessed acts of absolute madness from the Israeli soldiers . What we saw is not new . But it is not less scandalising. The world can not go on leaving these children to themselves, defenceless and traumatised by an army in war against them. We ask the international community to do whatever is in its power to stop the terror and murders that hurt the children of Palestine.

Une douleur d'homme
Silvia Cattori, Naplouse, 9 décembre 2003

Quand je suis arrivée au check point d'Howwara, il y avait une grande tension. A cause des soldats, plus nombreux que d'habitude, et des véhicules militaires qui passaient sous votre nez à une vitesse folle, comme pour vous faire sentir encore plus vulnérable.

De l'autre côté du check point, une foule énorme attendait de pouvoir rentrer à Naplouse. Parmi les hommes en état d'arrestation j'ai reconnu R. M., étudiant à l'université, le jour, employé à l'hôtel Al Jasmine, la nuit. Il était au désespoir car, contraint à rester là depuis plus de six heures, il n'avait pas pu se présenter aux examens. Il a encore eu le temps de me dire que les hommes qui étaient dans la fosse avec lui, étaient des étudiants universitaires. J'en ai compté trente deux. Ne pas se battre pour les arracher à leurs cruels geôliers, eut été une impardonnable lâcheté.

Je suis allée dire à l'officier – un Russe d'une trentaine d'années – que je ne partirais pas tant que ces hommes n'auraient pas recouvré leur liberté. L'officier m'a signifié que si je ne partais pas, il appelait la police militaire, et qu'il faisait son travail de vérification. Il ne vérifiait rien du tout. J'ai vu les cartes d'identités que les soldats avaient séquestrées, empilées dans un coin. Tout cela était du harcèlement et n'avait rien à voir avec la prétendue sécurité. Ce sont des milliers de Palestiniens au-dessous de 35 ans qui sont chaque jour punis de cette manière, horrible à observer, quand ils se présentent aux 500 check points semblables celui-ci, dans tout le pays.

Après plus de six longues heures d'immobilité sous un soleil accablant, avec interdiction de bouger, de parler, il s'est produit ce que les soldats escomptaient : que l'un ou l'autre de ces hommes captifs sorte de ses gonds.

Un garçon s'est mis a crier qu'il voulait retourner à la maison, qu'il voulait ses papiers. On aurait dit qu'il était prêt à mourir plutôt que de se faire humilier davantage. Un soldat, s'est précipité sur lui avec la violence de la foudre et lui a donné un coup de pied aux fesses en hurlant: « Je te tue ».

Le garçon a aussitôt soulevé sa chemise et, la poitrine a découvert, il a crié : « Tire, tue-moi si tu en a le courage, tire, moi je n'ai plus rien à perdre ». Ses compagnons le regardaient avec angoisse, avec passion. Ce garçon, engagé dans cette lutte inégale, était courageux; il résistait vaillamment, il suscitait leur admiration.

Six soldats sont arrivés, l'ont empoigné, qui par un bras, qui par les cheveux; ils l'ont cogné à le faire saigner, menotté, embarqué dans une jeep. Il s'agissait de Ra Fat Alzafadi, étudiant de l'université de Najah, âgé de 22 ans.

Il y avait quelque chose de pathétique dans cette muette communication qui unissait les Palestiniens, plongés dans leur douleur d'hommes. Quelque chose d'impressionnant que ces brutes, dont les traitements avilissants ont continué jusqu'au soir, étaient incapables de percevoir.

BBC: The child victims of repeated lies
Silvia Cattori, Dec. 4, 2003
Translated from French by Dean Thom

During weeks the military occupation forces lead an atrocious battle against the children of Balata, the small refugee camp near Naplouse. Miltary forces, it must be said, entered their forlorn camp with orders to terrorise and provoke the children, in order to lure them to their armoured jeeps where they lay hidden, like mice to a trap from which they would never escape in one piece.

This is the commentary that accompanied the BBC's televised pictures of Palestinian children from Balata camp (1) throwing rocks at a tank : "The violence in Palestine continues ».

And so he who sees these pictures, real, but accompanied by a distorted commentary, only sees a pack of aggressive children throwing rocks at a tank. A tank, attacked by the rocks of these little monsters, which doesn't look good.

If the journalist's commentary that accompanied these pictures had said " The Israeli violence in Palestine continues", it would have painted a different picture.

He who sees these children at the foot of the tank, but with commentary explaining that the violence was provoked by the Israeli army, would have noticed an entirely different reality: he would have seen the tank as something terrible and the children as innocent victims.

When I saw these televised pictures, distorted by the BBC journalist's commentary, I forgot that the day before, I had seen violence against the children of Balata, brought about by Israeli soldiers. Therefore the victims became the lynchmen.

By not specifying that the "violence was Israeli", the children who threw stones appeared to be the aggressors and the Israeli army who responded with machine gun bullets, wounding 20 children, the victim.

Therefore, whether through negligence or intentional omission, the journalists betray ther viewers.Just how far does their biased presentation of the facts, covering the injustice and the crimes of Israel, go towards influencing others?

To be a true witness, whilst trying one's best to detach oneself from the current impressions that are only too real, is to shed light on the intolerable things that are happening to innocent lives.

Now, that which the Palestinian children suffered so terribly on this bloody day in Balata, perfectly captured by the cameraman who risked his own life in order to do so, has been completely erased by a commentary that distorts the facts.

These children, injustly targetted by the insanity of soldiers who seek them out in their homes, to such an extent that they are driven to throw stones against attacking vehicles – without ever hitting any of the hidden soldiers – deserve to be recognised as the true victims of the barbaric acts of these soldiers who incessantly persecute them.

Going to Palestine. A unique experience for a right cause
by Silvia Cattori November 2003
Transl. from French by V. Itani

Please come to Palestine ; we need your help.
Please be here with us
Please be here for us


Taking off from Europe or Australia to land here, in this part of the world we think that we know all about but in reality, we know nothing of ; is not an easy task. It is the starting point of a reflection that will assuredly move you.

The pain of the Palestinians,locked up in this rough jail that is Palestine, is inconceivable. They suffer atrociously. They imperatively need us by their side.

Left off by the international community to the slaughters of the army and the settlers 'violence who are widely influenced by the fanatic Israeli government: the Likoud ; the Palestinians turned to the international civilian community with the hope that a wide mobilisation could help them come out of their isolation.

Let's not leave them out to the barbarity of the Israeli. Our moral duty is to protect them.

The Palestinians are afraid: terrified to be left out to the mercy of this racist state that is Israel. A state leaded by criminals of war,like Sharon, Mofaz, Yaalon .The Palestinians are all the more anxious as the United states have refused the UN to send an interposition force. In other words, it means that the Israeli can go on killing Palestinians with no imputation whatsoever . Their fear grew as the Anglo-American war against Iraq - a war strongly wanted by Israel- concretised.

We are loosing time. We can not wait any longer for Israel or The United-states to do justice to the victims of their imperial politic. Any day that passes by, Palestinians loose men and lands over to Israel.

Separated actions that have been taken until now, are not enough .In 50 years of isolated solidarity, we did not succeed in preventing Israel from setting up its politic of Apartheid nor could we hinder its expansion.

Intimately share a terrifying daily life

Going to Palestine, 2 or 3 weeks or even 3 months; to try, with the Palestinians NGO, to prevent the Israeli army from murdering innocents, destroying dwellings, deporting countrymen, ruining cultivated lands; is the most needed solidarity.
We must go there without hesitation.

The reward we get is not only the generous hospitality of the Palestinians or another approach of a new world; but it is far more a deep reflection about our inner side that we need in order to progress as men and women.

Going massively to Palestine is a task that can not be taken lightly: the country is cross ruled by the world most dreadful army . The International Solidarity Movement (ISM) (1) is a Palestinian non Governmental Organisation that works with other NGOs.
The ISM guides and trains the newly arrived for 2 days to the application of the non violent resistance, etc.

The ISM needs all the men and women with a sense of justice, ready to get involved on the ground, in order to ensure a massive and constant presence wherever the Israeli army threaten civilians.
In 2 years time, thousands of volunteers went to Palestine; but many more were needed.
Nevertheless, for the victims of this heinous crushing machine that is Israel, it was much better than nothing.
The inhabitants of Jenin, Naplouze, cried in gratitude when, in April 2002, men and women finally came to them after the dreadful massacres and caging up had taken place.

The BBC describes them as Human Rights Activists, their heart is set on filling in the emptiness left by the international community, to take on humanitarian actions and assist the Palestinians in their civilian disobedience against the abuses of the occupying force.
Very quickly, the activists who filmed, recorded all that they witnessed, gained the sympathy of the population.

Pursued, injured, arrested, deported by the Israelis that does not want any witness; they never gave up and go on denouncing the evictions of the population, the destruction of their homes that the construction of the wall generates.
Israel desperately tried to shut them down but in doing that, they only reinforce their determination.
After the atrocious death of Rachel Corrie - who was crushed down by a military Israeli bulldozer -The movement did not stop growing. The families of the 3 ISM members that Israel badly injured and killed, immediately joined in to continue the fight lead by their children, convinced that the cause they were fighting for was a just one.

A moving human experience

Going to Palestine is a direct way of saying no to the illegal occupation, of refusing the apartheid, of rejecting children 's murders, of resisting the state 's terrors…
One does need to be escorted by international politic professionals or by an association.

One does need to have diplomas or wealth. One does need to be young or adventurer : Anyone of us, whatever the skills and qualifications is able help : wanting justice and being able to open up to others in the respect of the traditions is far enough.

Whatever our nationality and religion, we can and must unite to express,any way we can, to the most dreadful army, that nothing can prevent justice and freedom from winning over.

The Hamas,the Fatah or the Jihad's resistance are not the genuine threat for Israel, nor are these children killing themselves in Tel Aviv : but it is Israel itself that is the cause of all the Troubles.
With its arsenal, the collective punishments that it continuously inflicts on the Palestinian people, Israel knowingly generates the process of violence - repression.

Tamar ' sister -a 19 years old Jewish girl killed in an attack in Jerusalem - was not mistaking on who the real enemy was, when she yelled her rage to General Mofaz, coming to present his condolences: " you only have violence and slaughters to offer us. What else did you do in all these years apart from killing civilians? You were the Chief-of-Staff, and now our defence minister, What else did you bring us? You killed my sister and you are an accomplice…"

And that is were the real problem is: The Israeli do not want peace. They want to gain time, they want to expend their settlements and to succeed; they need to destroy the Palestinians.

Those barrackslike settlements lay enthroned in the middle of Palestinian lands and since 1967, swallow up bit by bits; the human history's most beautiful sites. They only stir up hatred and endanger lives of the Palestinians.

How to actually help the Palestinians in their desperate search for justice

They are different ways of helping the Palestinians. But as we said before the first one, is to encourage people to get to Palestine to fill the emptiness caused by the inaction of the international community - except for the UNWRA-.(2)

The second way of helping them,is - we will never say it enough - to engage with the media that dis-inform us. How? By incessantly sending e-mails of protest to the dishonest journalists and demand well balanced and fair information. By boycotting newspapers as long as they do not answer to our need of impartiality.

If we do not go on with this battle and win it; people will go on being the victims of their mortal trickery : they enable Israel to go on with its never ending and growing violence.

The third way of helping - but not the last- is to send protest e-mails to the governments main leaders each time Israel violates the human rights ; to demand a formal and public condemnation . We must go on putting pressure on them until they force Israel to respect the international laws.

Many of you, in the Arab Muslim side are telling me about the love you have for Palestine and you describe to me the pain you endure of being unable to help your Palestinian brothers because Israel forbids you to get in the country.

I can easily understand your frustration, nevertheless you can be of great help outside Palestine: by going to the refugee camps in Lebanon for example. Those are places where anguish is the daily bread of the inhabitants: Palestinians in great numbers have been waiting for our recognition for over a quarter of a century.

Going there is not only important for us to get a clearer understanding of the situation, but it allows us to get to a more human sensation of this tragedy: a vision based on a real understanding of the "other" and its complexity, and not on a cold simple and caricatured view the media give us.

The situation is serious. If we really want to help our brothers and sisters of Palestine to get as soon as possible the cessation of the assassinations, the withdrawal of the military, the end of the apartheid to rebuild a state where they could live in dignity : we must be twice as inventive as we are now, we must invest in cultural and political projects, we must open up, whatever our differences, to new ways of solidarity .

Our duty is to convince all publics that Israel is a colonial state which politics is based on ethnic purge and lies, a wanted state that every day violates the international laws, and that states like it must be condemned as long as they maintain such politic.

For that we need to go on giving more conferences, exhibit more pictures, broadcast even more films, etc…

We, as ordinary citizens, have the duty of filling the gap left by the political forces. We need to put even more pressure on them and express our indignation each time they keep silent about the violation of the Palestinians' basic rights.

Strangely enough, political parties and associations did not react to Israel's extra judiciary executions .

During all these years, we did not hear anyone ; not from the political right parties nor the left, rising publicly against Israel 's many "targeted killings". Leaders of the Palestinian resistance have been murdered: Palestinians have as much right as any other people to resist to occupation . What they ask for, that is freedom, should be in the heart of any claim for justice. These " terrorists" that Israel assassinates are human beings, not animals. They are resistants that gained the trust and the love of their people. They deserve our respect and our support.

Associations, political parties, supporters of Human Rights should systematically denounce these murders; they should explain to the public who really are those fathers, those heroics sons who have been giving their lives for over half a century to get their rights re established. They should honour and give justice to these patriots victims of Israel barbarism.

Their right to militarily defend themselves against military occupation has to be recognised.

Violence under state control is much more serious than violence committed by groups under no state control. Palestinians are fighting lawfully.

The real guilty part has to be pointed at for justice to come out and the suffering of this people who are in an uneven situation be revealed.

When Israel claims that it is "eradicating" (sic) terrorists; it is in fact, murdering civilians.

In November 2002, in Jenin, they killed a man as gentle as Ian Hook, because he was imploring the soldiers to not shoot at children .They assassinated and savagely injured thousands of children: this must never be forgotten.

One must go in Palestine with humility. One must go in Palestine unprejudiced, full of generosity and tolerance .One should really be prepared and it should be done carefully with the Palestinians ( their site is a good source of information).

The managers of the ISM are trustworthy. They have the enthusiasm and the honesty of truthful activists and clearly understand the needs of the people who we, internationals, come to help and support.

There are associations that set up so called missions or projects from Switzerland or France with representatives of the Palestinian authority - with whom the majority of its people has been disagreeing for over 10 years -, with other associations based in Israel or Jerusalem and therefore are not under occupation and are less endangered : that is diminishing the hopes and wills of a suffering community that deserve to handle its own destiny.

The kind of solidarity that has been manifested up to now, was not profitable to them in the whole : Money did not always end up where it should have and it brought up injustice and corrupted some very good men. It is a fact; a lot of money has been issued by a huge number of some kind of "apprentice sorcerers".

Discovering…witnessing…Going through this land that the brutality of the Israeli soldiers completely harried; you will quickly understand that Palestine bears on its own, the injustice and cowardice of the rest of the world. Everything is upsetting. Starting with biblical landscapes that you can not gaze at serenely: thinking of those thousands of Palestinians and olive trees crushed out by Israel to build up settlements, ethnic separation walls, jails or military camps. But when rage seizes you ; keep bearing in mind that you did not go to Palestine to take the side of one part or the other :but because for you ;the respect of the international rights is the only way.

Not everyone can get in

One morning in April, I landed in Ben Gourion airport in Tel Aviv. I was asked to wait on the side while others were going straight ahead to the exit doors. I was interrogated by the customs officers, looked at with suspicion, driven from desk to desk. They went through all my things, and I understood that there, nothing is free, nothing smiles to you, nothing is like anywhere else.

I was hardly bearing the arrogance of these young officers, but I did not show it . I knew that the fact of them knowing anyone could secretly want to get to Palestine makes the crazy.

At one point, 2 Police women came up to me, not convinced that I could have come to there for the beaches or for religious reasons. One kept asking, the other kept watching me. Then, they went to discuss the matter :if they agree on the fact that you are lying,you will go through another questioning.

The only thing to do is watch them right in the eye, feel confident, do not modify your answers and not be surprised if they ask 30 times the same question: seams as if it was for them, the right thing to do " for their security".

It is a difficult task, but Palestine being the objective, gives you the strength to overcome the hardship .

Of course, the fear of being thrown out of the country is present as you are driven from office to office . Was it this page of your passport with the entry visa to Morocco that is the problem? It is absurd .Very fast, you understand that religion takes over everything: If you are not Israeli, if you are not Jewish, if you do not have any family member or Jewish friend : you can be an enemy ; you belong to an "under race"….They can humiliate you, brutalise you, arrest you, throw you out of this Country under ethnic purification. There is no other no choice but to go through it to get to Palestine... If other countries had in mind to treat their visitors the same way, it would raise a general outcry! Is it the fear of being called an Anti - Semite by those extremists that scrutinise all what is said by the media and that makes everyone deaden their openly racist behaviour ?

Israel behave with the non Jewish visitors with an inconceivable arrogance and no journalist ever mentioned the subject as it should have been done: it's incredible !

I had nothing to hide. They just wanted to show me their superiority. I had to keep my head low and they did not find a thing that could justify a refusal of entry.

When I finally left the control area and passed the exit door, I was relieved: I could at last get to Palestine : It was like having taken out a victory! But other volunteers was not as lucky as me and had been locked up a few days before to be taken manu militari in the first plane.

Palestine is a puzzle and the Palestinians have lost all the pieces.

The real Palestine only exist in the memory of those who never put away the idea of going back to where they had been chased out. Palestine is there, bitter, poignant, hurt, bearing its beauty,bearing the silence : you are moved, you are upset, you are bound.

To say the truth; Palestinians are dreamers : Their only dream is to see the end of the Israeli occupation. This dream ended with Sharon taking up the head of the government and the expansion of the settlements.. Israel possess 78% of the Palestinian territory. Palestinians indulge themselves with the 22% left. Soon as racial walls are narrowing faster and faster; they will have 10% of their old territory left. And between those walls; it's apartheid, racial segregation, Bantoustans.

Everything here is bewildering! Wherever you go, you are confused and never know in which of the A, B, or C zone you stand.

But one thing is certain; where there are wire fences, savagely lacerated hills; there are armed settlers stealing lands and bustling about.

Split into tiny plots, with plenty of aggressive settlements overhanging : Palestine has no continuity, no precise border. It is unbelievable ; Palestinians of Gaza are not allowed to go to the West bank or to Jerusalem, not to mention these livestock corridors called check - points made only to humiliate and degrade,as the road blocks are ( roads going around Palestine lands for Jewish settlers only ).

Going from one place to another in Palestine is very difficult. The one who does not have the green card or the orange card can not get anywhere : It is the way the racist state of Israel, from one check - point to another, makes sure the identity of the Palestinians is degraded. Without any jurisdictional authorisation, the soldier will decide if you will take the road or go to jail. And the people queuing are not asking for the moon; there are labourers, workers getting to work, students going to school : without arguing they will let the soldiers knock them about. You look at them with love ; they give you a sad glance back that moves you deep inside. You are upset of course because you are not able to take them away from these barbarian's hands, but it is better to be there than not to be.

The soldiers who decide of the life and the death of the Palestinians just turned 18 for the majority. Among them their are brutes wearing the kippa.

Give back to Cesar…

The Arabs are violent, the Palestinians have a savage nature, Israeli are threatened by the Arabs who only want to drown them in the sea : that is all we hear on the Israeli side.

Today even children could easily understand that these merciless colonisers are regularly throwing the Arabs " to the sea". But the truth takes a very long time to be spread out.

Palestinians are peaceful people who love life. Peace, true friendship, dialogue is natural and fundamental. Violence, despair, death, racism are not their natural bents and do not belong to their culture. Their whole history is marked by peaceful resistance that Israel repressed with blood. A striking example is the first intifada. Israel sent battalions of reservists escorted by ranks of tanks to kill with real bullets children with catapults.Some of those children, who grew up in the military occupation's violence, are the young men who have been committing the attacks that we have witnessing for the past few years.

We have to say it out loud ; Palestinians came down to resist with bare hands to an army which destructive means and murderous ability have no limit. They are not fighting for ethnic reasons but to get their freedom back. What is "terrorist" in Palestine is but only the terror organised by the state of Israel. Whereas Palestinian recognised the Israeli state, the latest - how arrogant -never recognised the right for the Palestinians to live.

What appears at the end, and it is not insignificant, is that the Palestinians have, like all the innocent victims, the right, the justice, the beauty on their side. The Israeli, despotic as they can be, definitely lost what is important: that is dignity.

And that to preserve theirs that the Palestinians resist the oppression…we must not deceive them, nor hurt them.

Nota bene:
You have expressed your will to go to Palestine after having read this text in its 2002 version. That is why I have decided to write down a new version this year.

Silvia Cattori
Swiss independent journalist
Notes:

(1) Quick historical recall:

The ISM - a NGO founded by Ghassan ANDONI; teacher of physics at the university of Beit Zeit -, was set up in response to the Israeli army 's growing exaction in Palestine. The idea of Ghassan ANDONI was that the Palestinians must not be left without witnesses. In the beginning of 2001, a terrible year had ended and Palestine was in agony: people remember the numerous episodes when Israeli soldiers pulled down hundreds of houses, crushed down hundreds of young Palestinians and the consequences on health, employment, education and people 's daily life was beyond calculation. Seven long years after Oslo's agreements, the anguish was growing. What did they receive in return ? Israel did not give them a thing and on the contrary,the Oslo treaty helped Israel sweep away the Palestinian authority and assassinate the leaders of the resistance. All the ingredients were there to help foresee the worst. The frustration of the Palestinians was at its peak as mush against the Israeli occupant which was reinforcing its repression process, tightening its apartheid regime and going on with the settlements; as the Palestinian authority who, compromise after compromise with Israel leaded the people to a dead-end. The population 's spirits was at the lowest: people were disappointed from Arafat who, after he had disarmed its people ; left them to the mercy of the Shabak. His mistakes and betrayals made the people distressed and agitated.

Of course for the Israeli, they were getting what they were waiting for: the split among the Palestinians only to bestow their tyranny, smash everybody and everything in a bloody flood and take away any hope of peace . This strategy has always been of great profit for the Israeli.

Ghassan ANDONI by setting up the base of a non violent but active movement, wanted to square the conflict as well as give hope to growing despair. It is in this depressing context that hundreds of international volunteers, moved by the suffering of the Palestinians, arrived in Palestine to support the actions of the ISM. They expressed a new reality : men and

women 's-of all ages, all political views, all nationalities - ability to assert their authority as witnesses and whose quality of their testimony can not be denied.

The activists of the ISM - mostly Americans, British, Danish, Swedish and Irish, proved that they were able to share their experience. Their originality is that they live among with the population, are exactly where the Israeli army is, immediately inform the media of the violation of the human rights they witness, remind the soldiers that one day they will have to justify the crimes they commit.

During the long months of the unilateral war started by the government Sharon - Peres, the Palestinians under siege saw in the arrival of these civilian volunteers, a real opportunity.

For the internationals, meeting for the first time a population so welcoming, magnificent in despair, dignified in fear ;was a human experience, it was very harsh but so moving.

This enriching experience that they shared, gave a new orientation, another meaning to their life and they were able back home, to talk about the injustice they witnessed, thus add another link to the unbreakable chain of solidarity,thanks to all these human beings that never miss to take up the torch…

I am convinced today more than ever that this movement that does not take position in the internal conflict, but is actually involved for the needy, the most persecuted by Israel to spread a message of love ; is essential and I am certain that we will hear about it more and more.

A movement that can overcome Israel and give hope to all the oppressed populations, if we give it a chance…

(2) These institutions did not fulfil their duty to assist a population in danger: they bent in cowardice to the interdiction of Israel to enter in their military controlled zones in Palestine and left many victims of the Israeli violence without help.

Only CIA agents and US soldiers are allowed to get in the numerous towns and villages called military restricted areas. The Palestinian case was for them a urban guerrillas training to apply the methods in Iraq - a war that was planned a long ago. Palestine was the perfect training camp to train on the methods of man- hunt and the so called house to house raking ...

To not give in and stay alive
By Silvia Cattori, Occupied Palestine 27th November 2003
Tr. from French by Itani

What I witnessed today was very hard to stand even if not a drop of blood was spread. To watch these soldiers taking satisfaction in humiliating and insulting other men without being able to stop them, is a kind of torture that leaves its marks for ever.

Today is the last day of 'Eid el Fitr'. A day supposed to be a day of kindness and love . There is nothing of this kind here, in theses lands haunted by the Israeli soldiers fanatism.

When I arrived at this cursed place, a great number of people were queuing, waiting to be authorised to get into Naplouse. Others were waiting to get out of it.

Watching armed men put others who are unarmed in such a position of servitude, and being unable to change what is happening, makes one very angry towards the politicians who govern Europe . these leaders who pretend that they are concerned and worried but who, afraid of the critical consequences they could face, driven by cowardice and indifference, condemn the state of Israel only hazily.

A state that, in the eyes of the tormented Palestinians, only young scornful soldiers represent and act for.

One also feels fierce for all the supporters of Israel like Adler and Finkelkraut-only to mention the most dangerous ones- who, for a very long time, have been doing whatever is in their power to embellish the Israeli who commit crimes and defend what is indefensible. Dishonest people who want us to believe that the State of Israel is a democracy, that the courageous Jews who live in it and engaged war against all of their neighbours are the victims of the Arabs and of our wickedness. And who finally want us to think that the Israeli torturers-because they are Jewish – are great people.

Down here, one feels even more keenly, how important it is to point at these impostors and fight them. Because these men, who are highly regarded, are the representatives of a state that engaged war against children and established Apartheid. Journalists, politicians, honest people can not keep silent any longer by fear of being called by them anti semitists.

Finkelkraut, Wolfowitz, Perle, Adler; are each one, part of the whole scheme that can not be dissociated from what is tragically happening in the Middle-east.

These men, during the long cruel years the Palestinians suffered, prevented the truth to be heard, facilitated the wars and covered up for criminals. Voices we hear,here and there, who claim that these people are harmless and that they should be ignored, are making a huge mistake . The men should be strongly opposed to, exactly like Sharon should be, and for whom they are only puppets used for propaganda .

That's all I was thinking about when I found myself in the middle of all these people kept in confinement between concrete walls; watched by ugly soldiers, threatened to be killed if they do not comply with the abuse. I had time to verify the ugliness and the dirt, this never cleaned up place is full of; and where neat people arrive to only to have their dark clothes covered with dust.

Facing the cruelty of these barbarians in uniform, I was filled with anguish and the air became unbreathable, but the Palestinians, who have been engaged for a long time in this unequal fight, are wonderful: despite of it all, they are stoical:

It is one of the reason they deserve to be cared for.

"Are you scared?" I asked a young woman, her baby in the arms wrapped up in a pink blanket. She shrugged. Then she said, in a tired voice: "One must stay alive, one must forget the fear."

When I turned over to my right, I could see, lower down, three young men, kept at a distance from one another, their hands tightened in the back, crouching.

They looked frightened, as if the whole word's cruelty was painted on their face. When one of them tried to get up to take the numbness of his legs; a soldier ran towards him, threatened him with his gun that he stuck on his tummy; It seemed like a dance of death with an handcuffed man, who had the courage of his fear, and an heavily armed soldier showing off his inhuman brutality .As the young man was getting back with fear, the soldier kept on tormenting him with even more rage.

The whole scene took place without anyone being able to intervene, not a sound was heard. When I called upon the soldiers' conscience, he just answer me in a sarcastic tone : " I have no conscience for people like you."

When it was my turn to get to the check-point, I was surprised to hear that I was not allowed to get through to the very near Naplouse where Z was expecting me.

How could I possibly be a threat for the security of these criminals if I entered in Naplouse ? Their security! It is them who spread confusion, who sat up injustice, only to justify the despotism and violence they enforce on the Palestinians as well as the system of apartheid they established to lead them to hatred, revenge and outburst.

During those long atrocious years, the European diplomacy, instead of taking the bull by the horns and take action for the Palestinian population got confused in futile declarations and other peace deals as absurd as they could be illusionary.

The world should immediately send international observers; in each vehicle that transports a Palestinian, there should always be a witness, as well as on each check-point and at all the other places of persecution; Not hunted and despised witnesses, like the powerless volunteers that we are, but witnesses to whom we guarantee that they are allowed to record on video to show the rest of the world, the frightening truth that Israel wants to hide and that our media, accomplice to its violence, skilfully glosses over.

With a middle aged Palestinian-American, we tried our luck at Awartaa check-point. A check-point situated down low an aggressive Jewish settlement . There was a long line of men dressed in dark clothes waiting. The vision of these tall, stout and silent men lined up like sheep was impressive. With my comrade, we could see that nobody was moving forward,so we took up to walk up the queue; our passports for only shields. We found observation posts and a crowd of soldiers snarling in an incomprehensible language in order to make us stay at a distance. They made us step back.

When we got back to the line, the men looked like meditative in a kind of peaceful thoughts. They had no other choice but to stay there and wait for the soldiers to consider allowing them through to get home. Their deep eyes talked about respect, friendship and unsubmissiveness.

We crossed over the freezing open country, we dragged our luggage and bumped into men who were, like us, looking for an opening. We went through the Bourin check -point without any difficulty, then another. At the third and last check – point, soldiers were blocking up the road. We tried to talk to them, to call upon their mercy: but there was no way.

We took the road back up until we found a taxi driver that offered us to try the impossible: take the road overlooking Howara check-point and exclusively reserved to the Jewish settlers. We drove by a settlement surrounded with electrified fences and reached an Arab village. We thought that we had finally succeeded, but at a road block, we were stopped and asked to drive back.

All this shows how much the Palestinian have no way of breaking loose from their torturers : their hands and feet are enchained.

When we came back to Howara check – point in order to find a vehicle that could drive us back to Ramallah that we left in the morning ; the crowd was even bigger : children were crying, students had to waste time and money, parents and grand-parents had to stay all day without food, without a drink, without being able to go to the toilet.

And the 3 handcuffed young men were still there at the bottom of the bank; their eyes imploring the people in the crowd who wanted so much but could not.

In these moment in time, the air is difficult to breathe ; no one moves, no one shows a feeling.

At that point, I realised how much coming out and face the soldiers, as hard as it can get – was important to the Palestinians.

Don't be Afraid
By Silvia Cattori, September 30th 2003
Tr. from French by Olivier Roy
(Translator of Edward Saïd)

The shattered eyes of Palestine are staring at us. They are craving for unity, for justice, for truth, for humanity. Those are the eyes of generations of children who have been deprived of the happiness of their age.

The eyes I am talking about are those of this young Palestinian kid whose gaze, straight and profound, came to rest at us with curiosity, with warmth. Green eyes oddly contrasting with the apocalyptic landscape of greyness of this April morning, when, horror-stricken, we entered the ruined historic quarter of Nablus. The eyes of this young kid were talking about F-16, tanks, machine guns, of corpses still warm under the rubble, of made up soldiers who sowed terror and destructions beyond imagination. Eyes hurted by the pain and humiliations inflicted upon him by those barbarians, brandishing the Star of David, who withdrawned a moment ago. We were the April 22nd 2002.

When we asked him : " What message would you like to hand out to the world? ", the child didn't hesitate to retort to us, with his eight years old : " Don't be afraid. "

We were pinned down to the ground. This children gaze was saying to us with strenght that the Israeli soldiers could do anything, but that nothing, neither the crimes nor the collective punishments nor the Merkava, nothing would make his people surrender, never…

The crying green eyes with their long black eyelash of this Palestinian kid never left me.

I turned back to know what happened to this little kid whose courage guided me, without me knowing it. I didn't find him.

" Don't be afraid. "

Those few words, violent and soothing, I haven't been able to unveil them until now. By fear of distorting their meaning. By fear also of not having been able to figure out all their scope. Today, I want to render thanks to them.

" Don't be afraid. "

Help us to give all its meaning to the cry of the child bearing all the sufferings of Palestine inside him.

" Don't be afraid. "

The child thrown into the dark by Israel's cruelty was saying to us, with rage, passion and confidence, not to fear being on the side of the resistance, not to fear challenging tougher than us. That there is no middle way… that we have a duty toward truth and perceptiveness. That we must be able to choose on which side we stand : beside the shooting Israeli soldier or beside the shot Palestinian?

Among this huge disaster we meet this Nablus kid drawing us out of this mess and with him, a society, certainly ravaged and confined, but which remain lively, free and creative, despite all opposition.

" Don't be afraid… you must not be afraid of the toughest… together, united, we can beat them… we have beauty and justice our side… Them, with their tanks, they are dig their own grave. "

It's often in times of distress that humans reveal their greatness.

It's the gaze of this child which must encourage us to serve their cause, as humbly and efficiently as possible and incite us to side with those who, without compromise, without ambiguity, commit themselves in the fight with dignity.

Edward Said tried hard until the end to indicate us the way of dignity and solidarity. His ultimate message has now become a legacy for everyone of us.

Wonderful Jean Ziegler
By Silvia Cattori, September 25th 2003
Tr. from French by Dominic Fitzgerald-Kühl

Jean Ziegler, the UN Special Rapporteur on the Right to Food, payed an official visit to Palestine in July 2003. This was the first time a UN rapporteur was allowed to investigate the situation in the occupied territories.

Jean Ziegler submitted his report in early August to the High Commission for Human Rights, as well as to the two parties concerned. He is due to present it to the General Assembly in New York in the autumn -unless Israel succeeds in having its presentation postponed sine die: Tel Aviv understands all too well the threat posed by this report and is doing all it can to undermine Ziegler's findings it has already complained to the UN that the High Commission made the report public before Israel had the chance to officially acknowledge it.

The report states that the hunger and malnutrition present since the beginning of the occupation are directly linked to Israel's punitive and apartheid-style policy, and are in no way induced by natural causes. The report shows with extreme precision how Israel has attempted to cow Palestinians in the territories it occupies through combined military might and a deliberate starvation policy.

"Around 60-percent of Palestinians are now living in acute poverty … and are now completely dependent on food aid; less than one in two households has access to one meal a day." You cannot fail to understand the despair of a parent who has no means to feed his family.

In his 25-page report, Jean Ziegler doesn't mince words. He shows great courage, firmness and directness – qualities all too rarely present at the United Nations. His assertions, as precise as they are striking, should make waves and land Israel in the dock, if the media would only give the report the importance it deserves. All is there: violations of the right to food, human rights the wall of apartheid, confiscation of land and water sources, humiliations, deportations …

According to Ziegler, the escalating food crisis in the occupied territories is definitely meant by Israel. As a result "over 22 percent of children under five are now suffering from malnutrition … about 15 percent suffer from acute aneamia, which for many will have permanent negative effects on their physical and mental development." These statistics are all the more disturbing as they apply to a fertile land that was always self-sufficient before the Israeli occupation.

Ziegler has compiled evidence that Israel has resorted to the silent weapon of hunger and slow death while simultaneously launching sporadic attacks.

Continuous destructions of Palestinian homes and the closing-off of entire parts of the territories, preventing people from reaching their work places and farmers from getting to their fields, have brought the economy to its knees. These measures alone are "directly responsible for the slow agony of the martyred people of Palestine".

The members of the mission led by Jean Ziegler returned in a state of shock and were astounded, by the massive difference between reality on the ground and perceptions of onlookers. "whereas the media report the targetted assassinations and suicide bombings whith tunning regularity, not a word is said of this unseen tragedy."

Appalled by such a humanitarian catastrophe – "worse than I imagined", Ziegler hasn't felt inclined to pull his punches. The wall under construction, he writes, "constitutes yet another violation of the right to food by Israel, which, de facto, confiscates thousands of hectares of fertile land at a time". "This eight-metre-high wall is Sharon's latest idea when pushed by the international community to accept the creation of a Palestinian state.

"It is unacceptable that military measures meant to protect the Israeli population are imposed in such a way that they endanger the food security of the whole Palestinian population," Ziegler adds. "There can be no justification for harsh internal closures that prevent people from having access to food and water; otherwise the imposition of such military measures amount to what has been called a 'policy of starvation'. The widespread impositions of curfews, roadblocks and travel permits is the source of the humanitarian crisis."

Furthermore, "the totally disproportionate security measures … bantustanisation of Palestine, unprecented destruction of trees, irrigation systems and infrastructures, deprive many Palestinians of their right to food", thus making their very survival impossible.

As I write these words, the debate is raging and gaining momentum about Jean Ziegler's report. The Israelies do not accept its content, judging it to be polically biased are accusing Jean Ziegler of a 'political attack that will lead nowhere' and have announced they will be lodging protests with the UN.

For his part, Jean Ziegler is unflappable – a man for whom only truth and justice count. "My mandate is precise: the respect of the right to both solid and liquid food. That is my only concern. I aw a horrifying humanitarian disaster which worsens because of the occupation. I have carried my mandate to the letter; I have reported the drastic deterioration of the dietary situation of the Palestinian population and the reasons for its being. I have merely reminded the obligations of an occupying force as regards the population under its control. Therefore I have only done my job".

All those who have fought hard over the years inside Palestine and from outside Palestine for the truth to come out can take their hats off to Jean Ziegler. He will undoubtedly be Israel's next target and will know the fear and intimidation of all who dare speak out against its criminal policies.

Jean Ziegler knew what he was letting himself in for. He could have chosen a less intimidating region; many other countries await his arrival. But after Brazil and Bangladesh, he has chosen to go to occupied Palestine and to give a hint of justice to the Palestinian people.

He is ready to pay the price from his courage.

Israel doesn't even respect the living, it could at least respect the dead
By Silvia Cattori, August 25th 2003
Transl. from French by Oliver Roy

Parties, associations, men and women of peace and justice, where are you?

Why don't I ear you scream " Enough! " when faced by this injustice.

Every day which pass with your silence allows Israel and the United States to go farther in this horror. Where are the Human Rights champions, those fighting against racism, always so fast in accusing us of anti-Semitism?

Last night, I was watching the news on CNN.

I was shattered in front of those images, always repeated, of men, women, children, killed in Gaza by those missiles droped from planes.

Palestinians can no longer be in harmony with their sky because it has become synonymous with horror. The horror permanently brought down on them by the Israeli pilots, flying over the Gaza Strip day and night. How can it be that the world still tolerates silently those States killing human beings so brutaly?

I was there, shattered, in pain, thinking to the families of the victims of this blind violence, when Dan Gillerman appeared on the screen, the Israeli ambassador to the United Nations.

To my surprise, Dan Gillerman, talking about the Palestiniens, drumed out twice : " They are animals, they are animals… " He said that with disgust, with violence, with satisfaction, while at the same moment, frightened Palestiniens were gathering up their injured and deads, screaming of pain.

Dan Gillerman is an ambassador. One of the highest representatives of the Jewish State of Israel. If he says that like this, it must be that the Israeli citizens agree, in great majority, with his crazy words.

Most of the Israeli extremists firmly believe that the Palestinians, therefore the Arabs, are " animals walking on two legs. " The word is henceforth officially proclaimed on this 24th of August. This means that, if Palestinians are " animals ", Israel can exterminate them all and, us, we should not shed a tear for such a kind of people. There lies what the Israeli ambassador is preparing us : their crushing. We had sensed it.

If the Palestinian ambassador had proclaimed, after the Jerusalem massacre, in order to minimize it, that Israelis are " animals ", the world would have rised up like a single body to condemn him.

What are you waiting, men and women of this world, to take a stand against the crimes of Israel? Does human beings have the same value, either they be Palestinians or Israelis?

Should we all abandon the Palestinians to their gloomy fate and support without conditions the military occupation, colonization, the Apartheid Wall and the racist policies of Israel or otherwise be considered all like anti-Semites?

We don't want this world. We will fight it with all our strenghts.

Today, Israel is the only State which dare to challenge the governments of the world by its total lack of respect toward the laws and principles governing the most elementary rules of humanity.

In today's world, there is not another State exerting a so cruel tyranny over a defenceless people.

The unilateral war
By Silvia Cattori, April 26, 2003
Transl. from French by Veronique Itani

Batala camp, Occupied Palestine. At 11 :30 a, we received a phone telling us that a tank was entering Jerusalem street in Batala camp. 7 members of the International Solidarity Movement ( ISM) went there right away only to discover that the worst was actually going on. 2 Merhawa, 3 jeeps, 1 APC, a bullet proof vehicle were in position against a non existing enemy. In this agonising street, there were children and elderly ;there were home. What did these soldiers come there for ?There is no explanation to their presence but one can easily suppose that, since the mise-en-scene has been staged over and over again in the past: They had come there to kill blindly, to terrorise, to abuse, to cause so very much pain. The ISM members did not disturb them at all : They shot at them in the legs, above their heads to make them go.

They killed a 18 years old young man, injured 7 other persons- including 3 very badly-As soon as blood had spread out, the UM/PMRC and UHCC ambulances took off to the rescue of the population. Soldiers hidden in their vehicles shot at them too, to prevent them from getting through to the injured. Then, children started to throw stones on this iron made junk ; the only way they have to defend their territory, their home. And that is exactly what the soldiers were waiting for : a confrontation. They made their war in this already bleeding street ; and it lasted for hours on end. Tear gas grenades: everyone choked; deadening grenades, etc . By now, there are Apaches or may be M16s .The sky is rumbling. It's a war taking place in a desert, against lifeless people who go on walking in the street as if nothing was going on: It's their daily life. May be we can pretend that we are facing a civilised country,a democratic army, as they send soldie rs to fight against children with a massive arsenal ? An arsenal built to annihilate another army that would have missiles, tanks, etc .

What right does Israel have to invade camps and towns where the Palestinians try to live feet and hands tight under siege . At night they are thrown out of bed to be captured, during the day ; they are taken away in the street . It is immoral, it is horror. Nevertheless, international correspondents do not seem to be any astonished. Their duty is to inform us, to denounce injustice : the daily crimes against civilians. On the contrary, these journalists are not at all interested in what is really happening, and keep it all off the record.

Jenin under hatred
By Silvia Cattori, April 2003
Transl. from French by v.i.

(Occupied Palestine.) To get to Jenin, there is no other way but to drive across Calandia. We have to take a 'taxi service' after the checkpoint at the junction between Ramallah and Jerusalem.

I took the last seat left in a mini van. I glanced at my 8 companions: they were young, modest and looked shy. The driver was just about to start off the engine when suddenly, a police jeep came out of nowhere, followed by another with a loudspeaker: They shouted in arabic that everyone had to stay still.

In the mean time, a crowd of silent Palestinians was moving down and up the dirty street that no one ever cleans.

I could clearly see the policemen, of course they were Israeli ;they took the men' s- of suitable age- identity cards .My companions did not utter a word. With the Ids in hands ; the policemen moved back in their bullet-proof vehicle. The men, still full of dignity, were forced to stand under the rain until their papers were given back to them while the policemen were laughing at the humiliation. Were they going to arrest them or let them go?

In one year only, tens of thousands of Palestinians have been kidnapped this way. They have been thrown in jail illegally. I learned the other day that in Sharon's time, 35 000 Palestinians have been jailed for different length of time.7 500 are still behind bars. What were they feeling, all these men who always keep their emotions to themselves,when they were taken away?

The trip was fascinating and difficult at the same time. Fascinating because my companions gave me a spontaneous and warm welcome. Difficult because of the sadness they bore of having their land stolen.

We barely see any Palestinian on the road. It gives you an idea of how efficient and harsh the restrictions are set up on the population. We only see Jewish settlers and military vehicles with Israeli flags.

In the countryside, when we arrived near a checkpoint, the men seemed to apprehend, but they got ready to show their IDs once again. Their gestures became slower, their eyes sadder and their faces froze. They came out of the van with their arms high above their heads, defeated..

I knew I had to hide the fact that I was going where I was actually going (…). They are obsessed and have very strong suspicions over Jenin and the people who want to get to it..

I was still in the van when the soldiers asked the men to get undressed. So they did right away. Except one. They took off their jackets, their shirts and timidly pulled down their trousers.

The Israelis pointed their guns at them while one was walking towards the men with a threatening attitude. None of the men put their eyes down ; they kept looking at the hostile soldier. There was a real magnetic strength mixed with humility in this look. My eyes came across the stubborn man's. I understood he would not give in. May be my presence helped him. he had not been any unpleasant to me, he had even tried to get my sympathy.

When the soldier threatened him with his gun and asked his colleagues to take him away, I pulled on the last and unique rope left and hope that he would find, deep in his heart, something that would look like a sense of humanity.

I don't know how or why, but the atmosphere gradually turned. While they were searching them, they found a little painted box made of cardboard. It intrigued the soldier who stepped backwards as if he had been threatened by God knows what. He ordered its owner to open it up. A tiny chick showed its head out. Easter was near. The soldier looked silly. The Palestinian with his baby bird had succeeded in one second, in disarming the soldier. The atmosphere was less tense. When the van drove off, each one of us was a lot more appeased ..

When we reached Jenin, I felt my companions worried and apprehensive. The driver whom I learned to really appreciate in these anguishing minutes tried to get some information here and there. I understood then, that we were in an army patrolled zone. Soon enough,the driver saw a tank and soldiers in position.

Before they even ordered him anything, he turned the engine off, went out of the van arms high above his head, our IDs in hand and his shirt wide opened. He walked slowly, his pace showed fear.

It was not a check, it was worse. It was one of those antechambers of death like many others in Palestine. That's why we could not possibly bump into many people. Jenin is still under siege .Its children can not get in and out without risking their life. It's unbearable. Soldiers are not belonging to an army but to a gang. They are gangsters.

Among the Ids, there was my passport. Soldiers knew that there was a foreigner on board. There was a threatening tone in their voice, their faces were scary. The driver examined them with fear.

This man was doing this job so well; fighting each day on the road to pay his new van back and feed his young family who have to put up with the permanent soldiers' threat.

The others, like him,were workers and were going back home to see their family in Jenin. Because they were from Jenin, they had to incline and accept the idea that they could eventually be shot at, their integrity, identity and body could be threatened at any time.

It's unacceptable, why no one understands that we all have a moral duty to protect the Palestinians against all these death squads?

It was obscene. They made us all get out. They threw our belongings on the floor, they kicked it. The Palestinians were watching them silently. They did not move an inch, maybe asking themselves to what extend they would go time now that a foreigner was witnessing it.

At that point, it was clear to me human that these humanlike robots driven by the hate of a race had a mission: Eradicate. They were educated to hurt for the sake of hurting . Nothing to stop them and that is the reason why they were so dangerous.

Everything went fine as they gave us a sign to leave.

In the van, we kept quiet. The pressure had been intense, it had taken all our energy.

When we separated, they felt they had to thank me. I watch them with sadness as they got in their poor homes. Their life is insecure . Tomorrow, we will be gone.

As soon as I entered Jenin, I saw tanks and other scary vehicles. Invisible soldiers started to shoot with real bullets at anyone who was unlucky enough to be in their firing line. Then, they threw tear gas and deadening grenades. It was panic everywhere, ambulance's sirens were screaming, people were yelling. It was terrifying. They then announced the curfew through loudspeakers.

Witnessing this cruelty, their ability to destroy, one can only be revolted and disgusted and ask oneself when will Israelis stop invading the Palestinians' home? When ?

Jenin is covered with a thick cloud of white dust that winds uphold by waves. Everything is sadder and more devastated than last year. One can not breathe in there. The West could have helped it; it would have been enough. But nothing happened. Everything is just the way it was and worse. 4 000 Palestinians have been thrown out in the street after their houses had been destroyed in April 2002.They are still in distress.

I met Tobias, an ISM member based in Jenin 6 months ago. He is depressed: His visa is ending soon and the idea of having to leave is very hard for him to take. He is now bounded to the population and is very concerned by the situation.

Tobias was with Brian Avery, the 24 years old American young man to whom the Israeli soldier disfigured half the face. Brian who underwent surgery after surgery is still in a fine mood; even if he has to stay in Haifa's hospital for one year for more surgery.

To the growing violence towards the internationals and the harsh life here, Tobias gently answers " What is happening here is atrocious. Palestinians bear a very heavy burden. I only help them to bear part of it. My pain is nothing compare to theirs after 38 years of continuous and daily hardship. I would very much like to stay here. I want to go on and be part of it even if sometimes I am submerged with powerlessness". Tobias is nearly 30, he is reserved. Everyone knows in the ISM that we can count on him. He is even an essential link.

About Sweden, his country, his future; he says :"Swedish or Palestinian ; it makes no difference for me. Anywhere we come from, when one really believes in something, one can easily contributes, any way he can, to changing life."

About death that is part of the daily life here, he replies :" I feel quite down these days. I will be forced to leave and it saddens me very much. What we may feel here is nothing compare to what the Palestinians endure. Yes, I do believe that the dead and the injured I saw shocked me. I saw 38 people die before my eyes. I would not be human if I said it did not affect me. But I would like to tell everyone that anyone who comes here can help change the situation. I admire the volunteers who, after having come here, go to tell the rest of the world of what they have witnessed."

About the generosity of the Palestinians, Tobias says with emotion : " In Jenin, people are poor. They collected school books to send to the Iraqi children . They already suffered a lot and when they saw the Iraqis under the US shelling, it affected them a lot.

At that moment of the conversation, Tobias raised from his chair as he heard tanks. As usual, he peeks through the window to see where they came from this time. We then heard helicopters and planes flying over Jenin. And we looked at the infra red balls of light hanging in the sky,lighting up the night so much so that it felt like it was daytime.

We felt great sadness for the Palestinians that those machines were targeting and hunting down.

Nablus withstanding
By Silvia Cattori, April 2003
Transl. from French by V. Itani

I love this city built in a basin. I love it the way one can love whatever men's cruelty may have torn down.

From the heights, we can overlook it resting indolently, bestowing itself to our eyes: set out in a landscape like a precious jewel in its box. Nablus could be an idyllic place to live in.

One can not stop gazing at it. One can not stop asking oneself, why Israel brutalises it this way.

Its army illegally occupies Nabluses' highest parts, it can then control the whole area and even further.

It gives you the shiver : we do not see them and we know they are here,watching us. How many of them are there? No one knows.

There are hundreds of Israeli military bases in Palestine stuffed with soldiers who only wish to express their hatred with weapons and they are always close to the colonies which keep growing in number. Their canons are now targeting Nabluse, even when it sleeps, ready to hit it, rape it, make it bleed.

"What can we do!" .It's awful. Natives are here, trapped, voiceless, hanging on to the idea that justice will be done one day.

The occupying army's only purpose is to spread death.

Walking in the street, opening up one's shop in the morning means defying the soldiers. To live, to breathe means resisting. Nablus resists in silence ; a heavy silence.

We look at each other, we watch each other, we never know who is trust worthy, who is not everyone is suspicious of everyone else. Another uncertainty that adds up to many other.

Israelis have a hold of people by all sorts of means ; corrupting them, perverting them.

There are young men here, so handsome,who hold on to their dignity by selling all kind of things in the streets. They stand in hell, threatened to be shot at any moment in time. Only because they are young.

But they are determined to face up to the Israelis.

There are the ones called 'the fighters'; they look like the others, they have studied in universities and there is no way they can get a decent job .Full of dexterity, they are exactly like 'our' youngsters back home.

They are tall, very tall. They are handsome, very handsome. Women too are so beautiful.

They wear jeans, their hair is gelled, cut short. They support the Hamas, Jihad, FPLP, etc…Parties that refuse any compromise with the occupant, any negotiation before it gets back behind the 1967's borders.

And their dream of freedom, leads them to be on the very long 'wanted' list of Israel's criminals. And now, they can track them like livestock.

From one place to another, we feel that we are repeating ourselves by telling the same stories. But the stories tragically repeat themselves from villages to towns.

The hundreds of houses that were smashed open and looted in 2002 remain in the same state. Those which are still standing seem empty; nobody peeking at the window, no one on the balconies. Windows are covered up with wooden boards; we can not see through. People barricade themselves any way they can to avoid the Israelis' gun shots.

As soon as the sun sets, streets get empty. We do not even hear the sound of a voice, not a child's cry, although houses are large in number and numerous members of one family live inside. The lack of noise, of life is striking. What becomes of all the youngsters at night, trapped down in their home? Weary in this death camp. Young people from whom childhood has been stolen, whose youth is today being slaughtered.

It's impossible to sleep one whole night straight. Night time starts with the infernal sound of tanks, jeeps and every other vehicle packed with soldiers. They invade pathways; patrol ; shoot at houses; ransack.

I spent my first night in anguish : trying to guess where the engines, the shooting came from .I was bewildered not to hear the sound of even one voice. It's weird: fear mutes people; but not the animals. When the infernal machines come near, animals are strangely enough, humanised. When during the day, we can not hear or see chickens, donkeys,cats, at night they scream and cry : they tell us that something terrible is going to knock on our door. This noisy complicity brings to the scary night, a certain kind of humanity that soldiers, blinded by their will to annihilate cannot perceive.

At 2 a.m., I was taken out of my sleep. I heard planes flying in circles over our heads, tanks driven driving around houses. I was so near to them but not scared.

We must stay, live with them this terrible experience,we have to know of this persecution Israelis inflict on them, we have to yell until the media tell the truth, until governments denounce to protect them, and force Israel to leave.

It's all very clear ; all these murders are carried out in order to disorganise the resistance, to paralyse it,to kill it.

The Israeli military strategy is killing the only wealth the Palestinians have :their children. A key strategy founded on shocking, asphyxiating, eradicating.

But how can the Palestinian fight back ? Mothers are terrorised that someone comes and takes their children away, fathers are scared for the life of every member of the family, young already traumatised are afraid of being shot at.

Hitting them, killing them, mutilating them, breaking their bones, demoralising them stealing the few shekels left, jailing them :all this is routine for the Israeli soldier: he grew up hating the Arabs. It's as if they were enjoying humiliating and killing the Arabs. So, the soldier is surprised when an embarrassing ISM witness tells him that he is violating international laws. He just did his job, followed orders. A few weeks ago, they were ordered to shoot in the head of the international pacifists, not above .In this extreme situation,it is not an easy task to try and help the Palestinians. We need to thousands more; the day they will have thrown out the volunteers come here giving out their own money and sometimes their own life, there won't be any evidence of their daily violations based on racism and hatred.

The sun rises in Nablus, the same way that the night has gone: in despair. People get out nicely, get to their work .the mood is peculiar. At 9 am, patatra ! We hear canons. We will learn later on that the army came back to the heart of the historical town, already half destroyed: people were killed, others injured. When we arrive in Balata camp, we learn that a child exploded himself in Israel, and we start trembling for what is going to fall on the population again, soon.

I'm impressed by the patience of Nablus's proud inhabitants. They look as if nothing could touch them any more, they go on with their life, as if it was normal.

There is no hatred towards the Jews or even the Israeli people. There are a few European and American Israelite among the members. Palestinians only hate the soldiers that put them down, that treat them like animals, that brutalise them harshly; that's all.

We did not say it enough ; in no other country man has been treated this way, or children have been killed this way. Why Israel?

Gaza, the land of the sad oranges
By Silvia Cattori
Transl. from French by V. Itani

To those who went martyred for the land of the sad oranges…
And those who have not been martyred yet…


(Occupied Palestine) Mothers, Fathers, brothers, sisters, friends. To you all who can still find in yourself some kind of indignation; where are you?

The damned of Palestine are searching for some sense of humanity and they put their hopes in you.

In you, the international volunteers members of our movement, find their strength to go on when the faces, all covered with blood, of Rachel, Brian and Thomas break our hearts.

With your support, we would so much like to break the silence of the media and expose the misery, the terror that Israel inflict on the Palestinians..

We count on your genuine help for people as generous and politically aware as Rachel, Brian and Thomas, to join the International Solidarity Movement (ISM).

I will never let anyone say that these people; images of great beauty, who gave so much of themselves in Palestine, died because of their lack of consciousness.

These ambassadors of Peace only died because the State of Israel, that refuses any kind of dialogue toward peace, do not like them.

It is true : the ISM members are always there when the Palestinians are particularly threatened. Consequently, they are the first and very disturbing witnesses of the Israeli army's deeds. They dare say out loud what no journalist has the courage or the will to say: The truth about Human Rights violations occurring in Occupied Palestine.

Israel succeeded until now, in hiding to the rest of the world the horrors its occupying army, only driven by its desire to expand, inflicts on the Palestinians daily. The massacres can go on as long as they are kept secret.. That is the reason why, even if the context is one of the most frightening, we can not abandon the Palestinians. Our duty is to stand by the victims and unveil the oppression they live under.

As long as Israel violates the UN charter demanding that each side finds peaceful means to reach an agreement; we should still have the right to help the Palestinians.

What is Switzerland, my country, doing to stop Israel murderous madness? What is Europe doing to prevent this racist state from persecuting the Palestinians with a massive arsenal?

If this so called international community did fulfil its duty to protect the Palestinian population from Israel; the international volunteers would certainly not be today, paying off with their life.

Thomas, Brian, Rachel are examples of righteousness and virtue that we have to go on following and be inspired by. Among others, Tobias, Swedish, in his 30's, based in Jenin 5 months ago; Tom, British,18, based in Raffah 6 months ago; are too, great examples for us all.

The Palestinians in agony, still find the strength to look at the situation in Iraq with compassion and say "Here is now better than in Bagdad."

We feel so tiny in front of the huge disaster. We do not have enough to give candies to the children whose distress-break our heart.

We are so powerless in front of the world's lack of courage and the media's lies!

Nevertheless, in this place outstanding hell, our presence give them the strength to hope that all is not lost. Khaled, an energetic and active man confided in me this morning:" In Bagdad, we lost our last chance to be part of the human society."

All this, is not right, and Israel does not want us to witness it. So its heavy artillery targets our international volunteers; That way, they will not tell about the violations.

My mind is bawling with distressing stories. I am overwhelmed. They do not let me sleep. I wanted to free myself by writing them down to you. I tried. I did not know which end to take to begin with the right word. Which word can describe what is indescribable?

I did not tell you yet about my pain in Hebron when teenagers came to me in a hurry to tell me about their sad experiences, as if my knowing was an urgent matter. I did not talk to you about the sadness I felt when, stuck with Palestinians from Gaza to Raffah,the bus zigzagged between the craters the Israeli bombs left on the road we were using. I did not write about what the Palestinians feel when they are forced to stand, threatened by the Israeli soldiers in their miradors to be shot down at any moment.

I promised myself I would tell what, along the roads of Palestine,afflicted me; but today, I can not bring myself to say a word about it. I feel crushed. I understand why the Palestinians are discouraged and I now understand their silence.

Nevertheless, I would so much like that these untold stories, talking about terribly oppressed men and women, be heard by your souls with fairness: to be taken further…

Rafah the cursed
By Silvia Cattori, April 2003
Transl. from French by V. Itani

(Occupied Palestine.) The tens of thousands of soldiers sent by the Israeli army to Palestine are not at all the angel like beings that the media strive to picture us. But they are not nazis either.

The reality is that the process of Apartheid they sat up and that consists in asphyxiating the whole population, is far more sophisticated and far more atrocious than what has been described to us until now.

Nothing looks like life in this no man's land. Situated on the border of Yibna, a refugee camp where Egypt is at sight; like a mirage. The only left are women, children and elderly who try to hang on to their walls. Half of the houses are already deserted . those who stayed will die here: "this is our life". Israeli fired mercilessly at close range on the houses for their inhabitants to leave for good. That way, they were able to grasp every month, a little bit more of the land.

Egypt, that one can gaze upon from the minaret – the only thing still standing erect- is over there, but only brings despondency. Between that country and the dilapidated houses that unluckily, were on the front line ; there is a huge desert like zone and it is strictly controlled by Israel. To feed its greed, the invader decided that it would become a 'restricted military zone". The bandits pulled down everything, metamorphosed it all. There is not a living soul around any longer. The minaret is the only thing that one can hang on to, looking at it makes us realise that there is still some kind of human life around..

The old Abu Ahmad, who has been deprived of all his lands in this ugly device, gently talks to you about the old times ; before 1948.Listening to him, you start dreaming about all the houses growing back out all around.

Rafah used to be the natural frontier between Egypt and Palestine. Israeli settled in, confiscated everything and threw the people out of their home. Since then, they brutally occupy the wide empty land situated near this very silent neighbour that is Egypt.

The land, harassed by the anxiety of the unknown, wounded by Israel's guns, looks like the end of the word. It is today the most dreadful place in Palestine. At any time, vehicles raising the Israeli flag can burst in.

It was not long before we saw a tank driving at an amazing speed along the border of the restricted area. Then a second one, and a third one .It was an awful feeling. We were not in Rafah by chance, but because the inhabitants of these out of state houses had asked us to come.. their houses were about to be pulverised like the others bordering the zone : taken one after the other, in turn. There is no trace of those houses .Abu Ahmad whose house had, at the time, become the Israeli main target, asked us to stand by the lamp post a tank had knocked down, while the men were raising it back up.

The presence of a TV crew who came to film the place where Rachel and Thomas had been savagely crushed down, helped us overcome the anxiety we were in : after having witnessed Thomas' fall under the Israeli merciless shots the day before, his friends were miserable. When I could see the 3 tanks crossing the land towards us, I asked T. if he thought they had seen us and if they were going to spit out on us their shells, he reply positively. There was no way we could move anymore. We were stuck. Running would have been suspicious on the desert like plain. Standing or laying down; you are a dead man anyway. I understood T. was worried when he raised his hands. The tanks were 400 meters away. The day before he had seen Thomas blood coming out of his blond head. He was still under shock . he had lost all trust in his status as an international and suspected the Israeli soldiers to have deliberately tried to kill 3 of his comrades in the last few weeks. T. did not want to be there that day, but the member s of the group had committed themselves to Abu Ahmad. Francesco, a young Italian man, described to us what he had witnessed in a week ; broken hearted, he looked like a sad clown.

We heard shots, we heard screams, we saw children running away. I grabbed the youngest, pushed the eldest forward. When I saw a white taxi with so many bullet holes that it looked like cheese, I literally jumped in it and managed to put all the kids inside. then, I thought to myself that if the world had seen all these hopeless children with those frightened eyes, It would have done anything to give them back their rights.

After having given back the children to their parents, I went to an internet shop. I just wanted to tell the people out there what my broken heart was feeling, why it was yelling in pain. I knew my words would get lost in the huge disaster that is indifference.

Yibna is a refugee camp on the edge of Rafah; it looks like many others in Palestine. It has been there for 55 years and was not set to last. Houses in bricks replaced the provisional tents.

In the last past years, life conditions, already disastrous, worsened to unbearable. The Israeli invaders did everything in their power to keep the Palestinians enchained. Only few of the men still have a job. When you approach them, they answer bitterly: "They want us to live like animals". They own nothing. They rot in hell.

The fertile lands nearby were monopolised by the Israeli settlers. The sea nearby along the Sheekh Ejlin coast to Der Elballa is for the Israeli settlers only.

I do not know what to say really about Rafah. Only that it is a place very difficult to describe. To me, it appeared like a prison like, full of children, rubbish bin . I remember very well the first time I stepped out of the taxi, I thought I was going to faint. I remember the small window of a bank, a petrol station, and the passers by. But the outlines of anything I would look at would strangely stand out against a dark background. The deeper I would go in Yibna, the worse was my fear of the invisible soldiers of Israel, standing there, at a few hundreds meters away.

Rafah stands on a hill and is quite fragile.,in the way that children are not kids, homes are not houses,roadways are not streets and the standing bodies lining up in front of the shops are not men. It's a place that tears your heart apart .A frightening sight. One can never forget that behind this weird big ditch that lifts up clouds of dust, behind the dark grey walls of what seems to be haunted houses ; there are guns ready to fire at anything left that can still breathe. Fear paralyses you even more when children, turning around you as if you were some kind of attraction, pull your sleeve down,amazed that you would want to come here. They repeat with anger "Thomas, Rachel…Israeli !"showing you with a movement of the hand that Israel had cut their head off.

You feel like a tiny little thing ; so much so that when the dark mass of a tank looms on the horizon, you are stirred by different feelings : nearly delighted to actually see what was still uncertain because unseen. It is then that you start dreaming, hoping that maybe some hearts beat inside these mastodons driving at speed towards you. Hoping as well that the pilot of the hunter flying low with his bombs under its wings,will have pity on you.

But even if you hang on to your illusion, fear runs back to you. It is harassing to switch from one emotion to another. We know that these feelings haunt the nights and the days of the Palestinians, tearing their heart apart. Palestinians who are condemned to live in this huge jail that is called Gaza. In the West Bank, the other Palestine cruelly separated from its little sister on the seashore; Israeli soldiers are as dreadful and destroying as here. Nevertheless, at check points, one can from time to time, see their face and talk to them. Keeping in touch with reality. It gives you a chance to appeal to the human being sleeping inside them: Who knows! Dreaming is not yet forbidden.

Rafah! Oh Rafah! Even if being there was painful, I don't regret a thing. I can now understand better those wonderful children of the ISM who loved it so and who died for its children. I went back to Rafah many times, in the amazing area of Yibna; and I felt very much with its dignified inhabitants, unfairly stricken by death, who resist by staying …until death.

Gaza is the despaired mother of Rafah's eviscerated children. It is not a good place to live in; once again because of the Israeli settlers and their army guilty of the worst violations. The Palestinians are stuck between a settlement, a check point, a military base, do not know where to turn to. Then, when their mind blows out, when men throw themselves under a tank ; Israel yells that it is threatened by terrorists. It is a very good opportunity for them to send to Gaza even more soldiers and shoot even more bullets with their machine guns and kill even more civilians. I saw bullets, 500 mm to 800 mm long making a hole as big as a prune when it enters the body and opening a wound as wide as a plate when it comes out of it.

Heavily armed, the Israeli soldiers, for other reasons, are too, very scared of the Gaza strip's streets. That is why they do not come out of their armoured vehicles. We do not even see them through their observation tower's horizontal windows. These impressive towers made only to frighten the population, target the children who have managed to be out of their parents' care. The soldiers do not watch you from the towers 'glass: They watch you from a computer screen, target you with precision, and just need to press a key…In your imagination, it makes them become even more frightening: they have no other face than this concrete made tower with its khaki top .How hard it is to know that they keep still up there, dominating, cold, retracted behind hangars, armoured machines, towers: like in Guch Katif, where they yell in loudspeakers, order you to stop, step back, step forward, or forbid you to go through for hours; only to humiliate you more. If your taxi van is unlucky enough to breakdown wh en they ask you to drive forward: you are already half dead. Everyone stops breathing, gets out fast, raises his hands in panic and starts pushing the van. It is in this tension that the inhabitants of Gaza live in every single day. They never know what horror the next minute will bring….

Shouldn't we be concerned about the Palestinians, whom Israel – that hides the worst horrors it is inflicting from the rest of the world- is desperately trying to isolate ?

When you are discouraged, you are full of anger for the leaders of this injustice. How can we possibly understand the Israeli, victims yesterday, brutalising a whole population today?

The Palestinians who welcomed us feel no hatred. They have nothing against the Israeli population, they only hate the ones that oppress them.. When an ISM member tells them that he/she is a Jew – 15% to 20% of the ISM activists in Palestine-, they are welcomed with even more emotion. They hope for a little while that the solidarity the outsiders bring with them, will take them away from the terror. Israel locked up the Palestinians and the Arabs in a cheap cliché. The West, that does not know a thing about their culture, never considered them as human.

Their Arab brothers are not allowed to enter Palestine and help the Palestinians because Israel keeps tight the key of this massive jail and forbid them to enter the country.

On April the 14th, 2003 ; a herd of journalists got to Rafah to immortalise the arrival of Thomas Hundall 's parents. they recorded them at length, interrogated his friends at will. His parents who were in despair, came from London to grieve on the spot where their son had lost his life. They had understood that the Israeli soldier who pointed his gun at him, shot him in cold blood. They faced the cameras, express their anger with firmness and emotion.

The world did not hear or see a thing about it.

No TV channel showed what people all over the world could have easily understood :that Israel had,for a long time, been over all the limits…

I protest
By Silvia Cattori, 25 January 2003

If telling the truth
Means being prosecuted,
Then we are ready.


Remarks made by the CRIF president on 25 January 2003 on a France Culture radio pro­gramme deeply revolted me. This man accused "leftist party militants" – in fact International Civilian Society members who feel it is their moral duty to protect the Palestinian people threatened in its integrity by the Israeli occupation forces – of "incarnating the new age of anti-Semitism". And he went on to threaten us with legal prosecution.

His allegations mean that helping the victims of Israeli oppression is an offence, which is preposterous. What this self-appointed bean counter of allegedly illicit acts fails to acknowledge is that each demonstration against Israel as a racist state is the result of blatant aggression. Understandably, acts of anger are on the increase whenever an overwhelming expansionist military power intensifies its violence in the occupied territories. The Palesti­nians are merely replying to violent assaults with the pathetic means at their disposal.

Living in Switzerland, I do not know this person; but his remarks, which are obviously meant to disqualify the testimony of those who denounce the crimes of the Israeli army, are loath­some. By trying to discredit through repeated accusations of anti-Semitism anyone who does not consider the Palestinians as criminals, this man merely succeeds in discrediting himself.

The CRIF president is not afraid of using words that kill. But what he is really afraid of is the truth – truth that may sully Israel. Intellectual intimidation has for far too long been the re­course of those who seek to preserve the status quo to their benefit, those who, in Israel, take advantage of the weapons they carry – I mean the Jewish settlers and military forces that dispossess the Palestinians of their land. All means are good for the Israeli to go on lording over the occupied territories.

The Jewish community should not be considered to be any different from any other commu­nity. Neither should Israel be considered to be any different from any other state. It can be criticized like any society, like any state can be. Why would one want to conceal the truth?

Why besmirch honest people who have been deeply moved by what they have seen?

What they have seen is that once the Israeli wear uniforms, they are capable of the worst atrocities. I too have shared the powerlessness, guilt and shock witnesses feel once they are home. What they have witnessed is a burden they must bear and cope with, a burden only compounded by the well-orchestrated lies propagated by unconditional defenders of a policy of massive repression against the Palestinians.

Anti-Semitism is but a scarecrow set up in order to muzzle us.

Anti-Semitic, have the courage to bear witness to what they have seen so that the rest of the world can no longer claim ignorance? Expressing one's anger against the arrogance of a people intent on destroying another has absolutely nothing to do with anti-Semitism. No one can ignore any longer where the "new anti-Semites" are: they are in Israel. And it is the Palestinians that, every day, are their victims.

The new anti-Semites are not thousands, but hundreds of thousands. They belong to ultra orthodox parties, extremist religious parties. They flaunt their superiority over all that is not Jewish. They cultivate the hate of the Arab and take advantage of the very sophisticated logic of apartheid and other barbarian colonial tenets.

It is something that is hard to explain: one has to see it to believe it.

A South African met in Hebron – a town in agony which the most extremist armed Jewish settlers are strangling day after day – said that compared with the Israeli apartheid, apartheid in South Africa was a lark.

What is unique to the Israelis is that they can be openly racists and even worse, they can kill children, steal land, oppress a whole population: they will not be prosecuted for it. No one will ever think of prosecuting them; they are untouchable. Especially not the lawyers mandated by the World Jewish Congress. Since 1995, the WJC and some lawyers from New York City have been going after countries like Switzerland, a favourite target of theirs: yester­day to make the country pay ludicrous amounts for valuables kept in Swiss bank coffers, today to make it pay for commercial ties with South Africa. Switzerland gave more than a billion dollars to these frightening people for crimes against humanity that we never committed – whereas the crimes that Israel commits daily against the Palestinians are totally ignored and stay unpunished.

Switzerland gave in to guilt and fear: the fear of facing those cunning men.

Whether Jewish, Christian or Muslim, a person has the right to dignity, respect and recognition. An Israeli is worth a Palestinian. And vice versa. I do not understand why the Jews who are asking for recognition of the victims of Nazism can refuse this same recognition to Palestinians victims.

Those who are trying to protect the Palestinians are not against the Israelis. Nevertheless, it is true that you cannot force yourself to like a country, a government, even a person that falsifies history and hates and victimises the weak, or those venomous flowers that, like M. Finkielkraut, hide the truth under cloaks of sophistry in order to cover up for criminals.

If loving the Palestinians, if helping the victims of brutal oppression means being prosecuted, then yes, we are ready.

Unfortunately, in Israel you can meet a lot of arrogant people newly arrived from Russia, Argentina or France and who are full of hatred, especially for the Arabs.

But who do you meet in Palestine? A population which is immediately welcoming, ready to love you if they feel accepted, a population which never expresses hatred for the Israelis. The Palestinians say it themselves: they are not fighting the Jews, but the military occupation that is choking them. Those Israelis that meet Palestinians for anything other than bullying and harassing, that meet them as friends, know it very well: they are welcomed with open arms.

It is humiliation that is behind the Palestinians' fight. Recognition is a need for any society and they are fighting back for it, for their dignity. It is our duty, as human beings, to help them. Thus, the Warsaw ghetto is still around; today its name is Naplouse, Jenin, Qalquilia, Tulkarem, Hebron. The fact that the Jews were the victims of Nazism does not allow them to take revenge on the Palestinians who had nothing to do with their plight.

So much suffering is being inflicted! Suffering that is recorded daily and that daily reaches us.

Here is for instance what Quasem, a Palestinian teacher has to say: "The six or seven young men, aged from 15 to 25, were made to kneel down on the side of the road, their hands were tied behind their backs and they were blindfolded; they were like being readied to be executed. I can tell you, dear brother, that these young men were not treated like men. I have even never heard of anyone treating an animal that way. The soldiers made them stand up one after the other to slap them, to kick them, so violently, so hatefully. One of the soldiers, who was 19 or 20, went to one of the Palestinians on his knees and stood so that his pelvis was level with his face; then he undid his zipper, pretending he was pissing on him while the whole patrol were laughing their heads off. You know, in 35 years, I do not remember having ever felt the same feeling of rage, of humiliation, of anger and most of all of powerlessness. And I was wondering what those young men were feeling at that moment. … I am furious, I admit it. Now you know why. But be reassured: I am far from being miserable. Our children will learn to always love life. They understand very well that we are under siege and will learn to defend themselves the best way they can.… "

I do not understand why all those for whom it is important to denounce the appalling scenes they witnessed in Palestine should be made to feel guilty by those who have blood on their hands. Israeli soldiers ransack, deport, torture. They execute in cold blood a Palestinian every three hours and what they fancy best is killing young boys.

Tomorrow, you will not be able to tell us that you knew nothing about it.

 
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