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ZABAANISTAN

(Deutsch:) In dieser Rubrik stehen sprachbezogene Artikel.

1. Stil: Stilblüten aus Gutachtenmanuskripten (01.02.2021)
2. Stil: Warum haben wir keinen eigenen Anrufbeantworter? (11.03.2021)
3. Sprachgeschichte: Enheduanna – erste namentlich bekannte Autorin (18.04.2021)
4. Sprachgeschichte: Dantes Deutsch (04.05.2021)
5. Lektorat: Es wäre zu empfehlen? Es ist zu empfehlen! (26.06.2021)

(English:) Articles connected with language, some are translated into English

1. Stil: Stilblüten aus Gutachtenmanuskripten (German only)
2. Stil: Warum haben wir keinen eigenen Anrufbeantworter? (German only)
3. Language History: Enheduanna – First Author Known by Name (04/18/2021)
4. Sprachgeschichte: Dantes Deutsch (German only)
5. Lektorat: Es wäre zu empfehlen? Es ist zu empfehlen! (German only)

Stil
Stilblüten aus Gutachtenmanuskripten
Anis Hamadeh, 01.02.2021, Zabaanistan # 1

Sechzehn Stilblüten, die ich 2020-2021 beim Korrekturlesen von etwa vierzig Gutachtenmanuskripten im Familienrecht gefunden habe ...

1) „Herr und Frau B hätten das erste Kind im Freundeskreis bekommen.“ -> „Herr und Frau B seien die ersten in ihrem Freundeskreis gewesen, die ein Kind bekommen haben.“ Sonst sagt der Satz aus, dass die Freunde bei der Geburt dabei gewesen sind.

2) „Die Ernährung der Kinder sei übermäßig gesund gewesen.“ -> „überwiegend“, denn zu gesund gibt es nicht.

3) „Ihre sexuelle Beziehung sei vor den Kindern gut und immer einvernehmlich gewesen.“ -> „Vor Geburt der Kinder“, sonst sagt der Satz in etwa, dass die Kinder dem Akt zugeschaut haben.

4) „Beide Elternteile befürworten den Aufenthalt des Jungen beim Kindesvater, bis dieser in die weiterführende Schule kommt.“ – Für Bildung ist es nie zu spät!

5) „Die AWO-Betreuerin der Kindesmutter berichtete von einer zufriedenstellenden Kooperation mit ihren Hilfestellungen.“ – Mit Hilfestellungen zu kooperieren ist sicher nicht leicht.

6) „Mit der Ex-Frau seiner ersten Kinder halte er Kontakt.“ – Infantile Bigamie? Ach so, es war die Mutter.

7) „Er lief mit einem Freund vorneweg und die beiden Jungen umarmten sich dabei.“ – Vielleicht eine Art lustiger Tanz. Gemeint ist wohl: mit den Armen auf den Schultern des anderen.

8) „Er sei sehr auf Zuwendung und Bedürftigkeit aus gewesen.“ -> „Bedürfnisbefriedigung“. Es sei denn, es handelt sich um einen buddhistischen Selbstversuch. Aber wozu dann Zuwendung?

9) „In der Partnerschaft habe es zwar keine Gewalt gegeben, jedoch habe Herr A Frau A zum Geschlechtsverkehr gezwungen.“ – Wenn’s weiter nichts ist! -> „In der Partnerschaft habe Herr A Frau A zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Darüber hinaus sei keine Gewalt vorgekommen.“

10) „ein Funken Wahrheit“ -> „Körnchen“. – Funke geht mit Hoffnung

11) „Es gibt Hinweise auf fürsorgliche Defizite vom Kind.“ – Patentverdächtig: Defizite, die etwas von Fürsorge verstehen!

12) „Derzeitige Belastungen sind die Trennung von den Kindern und die wenigen freundschaftlichen Kontakte.“ – Da hat man schon nur wenige Freunde und dann sind selbst die belastend!

13) „Das Kind sei außer sich gewesen und habe vor sich hin gesummt.“ – Multi-Tasking

14) „Die Mutter habe sich um die Ärzte gekümmert, als deutlich wurde, dass mit dem Kind etwas nicht stimmte.“ – Hätte sie sich lieber um das Kind gekümmert als um die Ärzte!

15) „Das Konsumverhalten des Kindesvaters ziehe sich durch die gesamte Akte.“ – Die Sachverständige hat überall in ihren Papieren weiße Krümel gefunden.

16) „Frau B sei die jüngste Tochter von vier Geschwistern.“ – Komplizierte Familienverhältnisse

 
Stil
Warum haben wir keinen eigenen Anrufbeantworter?
Anis Hamadeh, 11.03.2021, Zabaanistan # 2

Und? Job Journey richtig gemappt? Oder eher Overload? Dann am besten neu framen. – Wann haben wir eigentlich damit aufgehört, uns für neue Dinge eigene Begriffe auszudenken? War es 1963, als die Zeitung Die Zeit das Wort „Anrufbeantworter“ zum vielleicht ersten Mal verwendete? Hier war dem Übersetzer Null anscheinend entgangen, dass das englische Verb „to answer“ nicht nur (be)antworten, sondern auch abnehmen, rangehen, aufmachen und auf etwas eingehen bedeuten kann, wenn es nämlich um Telefone, Haustüren oder Anfragen geht. Inzwischen gibt es die Mailbox und der Fehler ist raus, das Englische allerdings nicht.

Einem falschen Freund ist auch ein Mediziner auf den Leim gegangen, als er in den Achtzigerjahren zum ersten Mal „evidenz-basiert“ übersetzt hat, was sich invasiv in weiteren Wissenschaften breit gemacht hat. Aber im Deutschen ist evident, was klar und einleuchtend ist; das englische „evident“ bezieht sich hier auf Belegbarkeit. Demnach ist „nachweisorientiert“ die richtige Übersetzung, nur hat sie sich nicht durchgesetzt. Offenbar ist es zu spät, einen solchen Begriff zu korrigieren, wenn er erst einmal eine Kuhle ins Sofa des Sprachgebrauchs gesessen hat.

Klar, mancher Sprachimport leuchtet uns an im Glanz des Englischen, sodass wir ihn mit demselben Wort auch haben wollen, denn sonst ist es nicht dasselbe. Ein Tablet ist eben ein Tablet. Klar ist auch, dass einheitliche Begrifflichkeiten die Dinge einfacher machen in einer zusammengewachsenen Welt, und auch, dass die Übersetzer bei der Flut neuer Entwicklungen in Technik und Wissenschaft schlicht überfordert sind. Manches lässt sich zumindest einigermaßen übertragen wie das Wischen auf dem Tablet, das Herunterladen und Speichern. Natürlich kann auch das schiefgehen, siehe herunterbrechen (statt aufschlüsseln) oder lahm als lahme Übernahme des amerikanischen Jugend-Slang-Worts „lame“.

Falsche Freunde, eingenistet, und Nachgeplapper aus dem Englischen - derzeit fast unsere einzige Quelle für Neuzugänge – lassen den Geist neugierig in die Geschichte zurückblicken. Zum Beispiel zu den Mystikern, die das Unsagbare auf Deutsch „gewortet“ haben wollten, das sie, wenn überhaupt, nur aus dem Lateinischen kannten. Seitdem leuchten uns Dinge ein, wir sind empfindlich geworden und Dinge sind uns anschaulich; wir haben wesentliche Eindrücke und dies sind bloß Beispiele für den Einfluss der gebildeten Mystiker, die uns auch die Endungen Heit und Keit, Ung und Lich geschenkt haben. Und das All.

Denken wir zur Inspiration auch an fünf große deutsche Wortschöpfer der nach-mystischen Zeit, angefangen bei Luther, den Christian Feldmann in der FAZ mit konservativ-überschwänglicher Verve den „genialsten Sprachschöpfer aller Zeiten“ nennt, weil er uns beutelweise Kleinodien wie Machtwort, Schandfleck und Lückenbüßer gebracht hat. Erst seit Luther beißen wir die Zähne zusammen, bauen auf Sand und tappen im Dunklen – beziehungweise eben nicht mehr. Weniger bekannt ist heute Justus Georg Schottel, der um 1663 seine grammatische Terminologie prägte und Wörter wie Mundart, Wurzel, abwandeln und Ableitung in die Sprache einführte. Philipp von Zesen (starb 1689) gab uns unter anderem die Bücherei, den Gesichtskreis und die Vollmacht. Im frühen 19. Jahrhundert stach Joachim Heinrich Campe heraus, dem es ein erfolgreiches Anliegen war, Fremdwörter zu ersetzen – er hätte sich niemals mit einem Anrufbeantworter abgefunden! Auf ihn und seinen Einfluss gehen zum Beispiel die Esslust (Appetit) zurück, das Zerrbild (Karikatur), der Kreis- und Umlauf (Zirkulation), der Freistaat (Republik), der Bittsteller (Supplikant) und das Stelldichein (Rendezvous). Im gleichen Geist erfand Turnvater Jahn die Besprechung für die Rezension.

Ich frage mich, warum heutzutage das Nachkriegswort „Heimwerken“ funktioniert, das Wort „Heimarbeit“ aber nicht. Das klingt altbacken und man denkt an Krabbenpuler oder Leute, die Kugelschreiber zusammenbauen. Wir sagen auch nicht „Tele-Arbeit“, nein, das „Homeoffice“ soll es sein. Schaut man auf die Listen neuer Wörter im Deutschen, findet man wenig Schönes, Elegantes oder Praktisches. Merkeln für „lavieren, untätig sein“ ist griffig. Kürzlich hörte ich im Radio verimpfen (ein Kontingent), das ist hübsch. Der Hamsterkauf kam kürzlich wieder auf, aber der stammt schon aus dem Kohlrübenwinter 1916. Ich glaube, man kann trainieren, für Dinge selbst Wörter zu finden. Wahrscheinlich fallen uns im Alltag sogar oft welche ein, die wir aber schnell vergessen, um auf den gewohnten Gleisen zu bleiben und nicht aufzufallen, auch uns selbst nicht. Man könnte sich ja eine Blöße geben, wie die Kinder, die ständig Wörter erfinden, als sei es das Normalste auf der Welt.

Ich jedenfalls habe kürzlich das Wort Stildämpfung verwendet, um auszudrücken, dass man in bestimmten Situationen nicht zu eloquent oder zu individuell schreiben sollte. Und in einer E-Mail: „Man bekommt dort eine Überschrift und ein Machmal.“ Aus dem Arabischen habe ich einmal das Wort Taqriib (Näherbringung) übernommen, um Techniken zu erklären, die bestimmte Situationen und Zustände begünstigen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr glaube ich, dass man für gute neue Wörter drei Dinge braucht: den angeborenen Muskel, den man trainieren kann, die soziale Umgebung, die selbstgemachte Wörter zulässt, und das Allerwichtigste: das Neue …

Quellen:
- Zum Anrufbeantworter: „Man kann nun auch getrost das Telephon allein lassen: Es gibt […] den Anrufbeantworter. Er gibt, wenn sein Herr nicht da ist, selbständig Auskünfte (die vorher auf Tonträger gespeichert worden sind) und fordert den Anrufenden auf, 30 Sekunden lang seine Wünsche zu erzählen. [Die Zeit, 18.10.1963, Nr. 42]“ via https://www.dwds.de/wb/Anrufbeantworter
- Zu den Mystikern: Peter von Polenz (2010), Geschichte der deutschen Sprache, de Gruyter, S. 52ff. Zu von Zesen S. 104, zu Campe/Jahn S. 108.
- Zu Luther, dem genialsten Sprachschöpfer aller Zeiten, siehe FAZ, 12.06.2017: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/viele-redewendungen-gehen-auf-martin-luther-zurueck-15045825.html

 
Sprachgeschichte
Enheduanna – erste namentlich bekannte Autorin
Anis Hamadeh, 18.04.2021, Zabaanistan # 3

Sie lebte in der Stadt Ur im 23. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, war Hohepriesterin und Tochter des Sargon von Akkad, der alles, was vor ihm war, prä-sargonisch machte – Enheduanna, der erste Mensch, der als Autor identifizierbar ist. Sie ist der dritte Meilenstein in der Geschichte des Schreibens nach dem Gilgamesch-Epos, das noch ein paar hundert Jahre tiefer in die Vergangenheit reicht, und dem Schreiben selbst, also der sumerischen Keilschrift und den ägyptischen Hieroglyphen.

Es sind die Texte, die die Vorgeschichte von der Geschichte trennen. Geschichte im engeren Sinne ist definiert als die Phase der Menschheit, in der geschrieben wird. Von der wir Namen und Beschreibungen haben. Die Mega-Kultstätte Göbekli Tepe und die Höhlenmalereien in der Grotte von Lascaux sind nach dieser Definition vorgeschichtlich. Geschichte ist nur die 5000 Jahre hohe Spitze des Eisbergs im Leben des Homo sapiens, das mindestens 200.000 Jahre in die Tiefe geht. Das sind überwältigende Zahlen, wenn man berücksichtigt, dass wir schon stolz sein können, wenn wir eine Ahnenreihe von zwanzig Generationen gewärtig haben, obwohl wir damit nur bis zu Kolumbus' Amerika-Expedition reichen.

Um die Verschmelzung von Zeit und Wort geht es hier und um die ersten Namen, nicht darum, was Enheduanna zu sagen hatte. Denn was es bedeutet, Namen aus so frühen Epochen zu kennen, das können wir uns heute kaum noch vorstellen. Wer nachliest, in welch kreativer und kleinteiliger Fitzelarbeit die ältesten bekannten verschriftlichten Sprachen – mehr als zwei Dutzend – seit dem 19. Jahrhundert reanimiert worden sind, wird merken, dass wir erst seit kaum mehr als 150 Jahren anfangen zu verstehen, was damals eigentlich los war. Zuvor fing die Welt für einen Europäer mit der Bibel, Homer und Aristoteles an. Zum Vergleich: Die frühesten Bibeltexte sind ungefähr 1700 Jahre vom geschriebenen Gilgamesch-Epos entfernt, Aristoteles noch knapp 700 Jahre weiter.

Danach, ja danach wird es immer klarer, denn es folgen Traditionen und Ketten, Bezüge und Erwähnungen, immer mehr Texte, fast nur noch in Alphabeten anstatt in unpraktischer Silbenschrift. In Alexandria entsteht eine riesige Bibliothek, die bis heute als Prototyp im Kollektivgedächtnis verblieben ist – anders als Ashurbanipals ältere, riesige Keilschriftbibliothek im assyrischen Niniveh im siebten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, die wir noch nicht so lange kennen. Aber auch Ashurbanipal hatte den Anspruch, alles geschriebene Wissen der Welt zu sammeln, und er hatte eine Menge Energie und Mittel, um diesen Plan auch umzusetzen.

Wenn das so ist, wenn es uns also erst seit etwa 150 Jahren langsam dämmert, was kann uns dann in der Zukunft noch erwarten? Die Entdeckung der erstaunlich alten Steinpfeiler von Göbekli Tepe kurz vor dem Milleniumswechsel etwa hat diverse Datierungen und Zuordnungen durcheinandergebracht. Ständig werden Ereignisse und Entwicklungen vordatiert, weil man neue Belege findet. Immer mehr alte Texte werden analysiert. Außerdem können wir heute mit Scans und Luftaufnahmen und Radio-Karbon und starken Rechnern viel besser forschen als früher, noch dazu mit einem bedeutend größeren Personal als in der Zeit der Pioniere der Archäologie. Dazu kommt, dass Outsider-Meinungen mehr Gehör finden können, wenn sie interessante Theorien hervorbringen, denn der Wissenschaftsbetrieb ist auf diesem Sektor insgesamt weniger gesteuert als früher. Da wird noch viel passieren. Wäre es nicht wunderbar, wenn unter den Eisschichten irgendwo eine Schrift auftauchte, die seit 13.000 Jahren niemand mehr gesehen hat?

Literatur:
- Woods, Christopher (ed.) (2010): Visible Language. Inventions of Writing. Oriental Institute Museum Publications Number 32. University of Chicago. 240 pp.
- Zu Ashurbanipals Keilschriftbibliothek siehe das einstündige, sehr unterhaltsame Interview mit Prof. Irvin Finkel vom 06.01.2021 auf dem Kanal British Museum Events unter youtu.be/Ls9JkxFEB9g (in englischer Sprache)

Language History:
Enheduanna – First Author Known by Name

Anis Hamadeh, 04/18/2021, Zabaanistan # 3

She lived in the city of Ur in the 23rd century B.C.E., was a high priestess and daughter of Sargon of Akkad, who made everything that came before him pre-Sargonian – Enheduanna, the first person identifiable as an author. She is the third milestone in the history of writing after the Epic of Gilgamesh, which goes a few hundred years deeper into the past, and writing itself, that is, Sumerian cuneiform and Egyptian hieroglyphics.

It is the texts that separate prehistory from history. History in the strict sense is defined as the phase of mankind in which writing takes place. Of which we have names and descriptions. The mega-cult site of Göbekli Tepe and the cave paintings in the grotto of Lascaux are prehistoric according to this definition. History is only the 5000 year tip of the iceberg in the life of Homo sapiens, which goes down at least 200,000 years. These are overwhelming numbers, considering that we can already be proud if we have an ancestral lineage of twenty generations, although this only takes us as far as Columbus' expedition to America.

Our topic here is the fusion of time and word as well as the first names; it is not what Enheduanna had to say. Because today we can hardly imagine what it means to know names from such early epochs. Anyone who reads up on the creative and detailed work that has been done since the 19th century to reanimate the oldest known written languages – more than two dozen – will notice that it is only in the last 150 years that we have begun to understand what was actually going on back then. Before that, for a European, the world began with the Bible, Homer and Aristotle. For comparison: the earliest Bible texts are about 1700 years away from the written Gilgamesh epic, Aristotle still about 700 years further.

After that, well, after that, things become clearer and clearer, because traditions and chains, references and mentions follow, more and more texts, almost only in alphabets instead of the impractical syllabic writing. In Alexandria, a huge library was created, which has remained as a prototype in the collective memory until today – unlike Ashurbanipal's older, huge cuneiform library in Assyrian Nineveh in the seventh century B.C., which we have not known for so long. But Ashurbanipal also had the ambition to collect all the written knowledge in the world, and he had a lot of energy and resources to implement this plan as well.

If this is so, if things have only been slowly dawning on us for about 150 years, what can still await us in the future? The discovery of the astonishingly old stone pillars of Göbekli Tepe shortly before the millennium change, for example, has confused various datings and assignments. Events and developments are predated constantly because of findings and new proofs. More and more ancient texts are being analyzed. In addition, with scans and aerial photographs and radio carbon and powerful computers we can do much better research today than we could in the past, and with a significantly larger staff than in the days of the pioneers of archaeology. In addition, outsider opinions can be heard more if they produce interesting theories, because the scientific community as a whole is less controlled in this sector than it used to be. There's still a lot that's going to happen. Wouldn't it be wonderful if under the layers of ice somewhere a writing emerged that no one had seen for 13,000 years?


Literature:
- Woods, Christopher (ed.) (2010): Visible Language. Inventions of Writing. Oriental Institute Museum Publications Number 32. University of Chicago. 240 pp.
- On Ashurbanipal's cuneiform library see the one-hour, very entertaining interview with Prof. Irvin Finkel from 01/06/2021 on the British Museum Events channel at youtu.be/Ls9JkxFEB9g.

 
Sprachgeschichte
Dantes Deutsch
Anis Hamadeh, 04.05.2021, Zabaanistan # 4

„Come bue che 'l naso lecchi“. Was, wer leckt sich da die Nase? Ein Ochse? Wirklich, das heißt so? Ja. Wörtlich: Wie (ein) Ochse, der (sich) die Nase leckt (Inferno 17:75). Man würde es nicht denken, aber Dantes Komödie ist gespickt mit deutschen Wörtern; es sind viel mehr als französische oder provenzalische. Tatsächlich war der linguistische Austausch über die Alpen hinweg in den tausend Jahren von Roms Absturz bis zu Dantes Göttlicher Komödie, also bis 1320, ziemlich rege. Und wie nutzte nun der romanische Dante, Vater des Italienischen, Emanzipator seiner florentinischen Umgangssprache und großer Wortschöpfer, die germanische Sprache der „Tedeschi lurchi“ (Inferno 17:21), der gefräßigen Deutschen?

Um dieser Frage nachzugehen, wollen wir im Dante-Jahr 2021 bei Ludwig Gottfried Blanc anklopfen, einem Romanistikprofessor aus Halle und Autor eines 562-seitigen „Vocabolario Dantesco“ von 1852. Darin erklärt er alphabetisch jedes Wort aus der Komödie und auch dessen Ursprung, sofern er ihm bekannt war. Deshalb können wir uns allein mithilfe dieser Quelle Dantes Deutsch systematisch nähern. Hier ist die Beute: alle Wörter der Komödie, ungefähr 200, die unmittelbar, mittelbar oder möglicherweise aus dem Deutschen stammen! (Nach der Liste geht dieser Text weiter.)

Eigennnamen: Adice (Etsch); Albia (Elbe); Bruggia: Brügge (Brücke); Danubio (Donau); ghibellini: Gibellinen (von Gieblingen oder Waiblingen, einem Schloss der Hohenstauffer in Schwaben); Gottifredi (Gottfried); Gualterotti (Walter); Guelfo (Welfe); Gu(i)glielmo (Wilhelm); Guido (Veit); Matelda (Mathilde); Omberto (Hunibert, Humbertus); Ridolfo (Rudolf); Soave (Schwaben); tedesco (teutsch -> deutsch); Ubaldo (Hubald); Ugo, Uguccione (Hugo)

Tiere: anitra: Ente (lat. anas + dt. Ant, Aente); becco (Bock); bevero (Biber); biscia: Schlange (vielleicht von beißen); falcone (Falke, auch vulgärlat. falco); grifagno: erwachsener Greifvogel (greifen); sparviere (Sperber)

Körperteile und -Aktionen: anca: Hüfte (ahd. hanka); berza (Ferse); branca: Klaue (Pranke); ciuffetto: Haaransatz (Schopf); coppa: Hinterkopf (vielleicht von Kopf); fíanco: Flanke (ahd. hlancha = Schenkel); guanca (Wange); leccare (lecken); muso: Schnauze (ahd. mud, engl. mouth); naso, nasetto/nasuto (Nase, großnasig, vielleicht lat. naso); pancia (Wanst, vielleicht lat. pantex); piota: Fuß (Pfote); san(n)a: Hauer (Zahn); schiena: Rückgrat (Schiene); sputare (spützen = spucken); strozza: Gurgel (wahrscheinlich deutschen Ursprungs); trullare: furzen (vielleicht von ugs. strullen); zanca: Fuß (Zacke, Zinke); zanna (Zahn)

Natur und Essen: biada: Getreide (vielleicht von Blatt); bosco: Wald (Busch); bragia: Glut (vielleicht von Brand); brolo: Garten (Brühl = Wald); foresta (Forst); giardino (Garten); muffa: Schimmel (Muff, muffen); perla (Perle); piluccare (pflücken); pozza (Pfütze); roba: Futter (Raub = Beute); scaglia: Schuppe (Schale); spelta (Spelz); scheggia/o(ne): Span (lat. schidia oder eher Scheit); suppa (Suppe); stormire, stormo (stürmen, Sturm)

Geometrie und Geografie: balzo: Balkon (Balken); banda: Seite (Band); canto: Seite (Kante); chiappa: Klippen (Klappe); falda: Flocke (vielleicht von Falte); lacca: Tiefe (Lache oder lat. lacus); landa: Ebene (Land); lista, listarsi: Linie, Linie bilden (Leiste); marca, Marchese: Gegend, Markgraf (Mark); palla: Kugel (Ball); randa (Rand); riga: Linie, Reihe (Riege); schiuma (Schaum); smalto (Schmelz); spanna (Spanne); strada (lat. stratum oder Straße); striscia (Strich)

Werkzeuge: arnese: Gerät (Harnisch); arredo: Gerät, Geschirr (Herde); banco (Bank); bara (Bahre); benda (Binde); bolgia: Quersack (lat. bulga und ahd. Bulge); bozzacchione: Tasche (ahd. butz); corredare: ausstatten (vielleicht von Gerät); doga (Daube); ghirlanda, inghirlandare: Blumenkranz, umgürten (gürten); giga (Geige); giubbetto: Galgen (frz. gibet, wahrscheinlich von Wippe); liuto (Laute); manto (Mantel, vielleicht lat. mantellum); raffio: Haken (vielleicht von raffen); risma (Ries, ursprünglich ein arabisches Papiermaß); rocca (Rocken); rosta: Fächer (Rost); scranna: Bank (Schranne); soga: Riemen (vielleicht von ziehen); spola (Spule); spranga: Klammer (Spange); squilla, squillo: Glocke, Gesänge (Schelle); stecco: Stachel (stechen); stramba: Strick (vielleicht von stramm, straff); stregghia (Striegel); tasca (Tasche)

Adjektive: ardito: kühn (hart); biacca: Bleiweiß (bleich); bianco, imbiancare: weiß, erhellen (blank); bruno, imbrunare: braun, braun werden (ahd. brûn); fino (fein); folto: dicht (vielleicht von voll); franco: beherzt (frank); fresco, rinfrescare (frisch, auffrischen); guari (gar = sehr); mai: je (lat. magis oder -mals); grigio: grau (ahd. grîs = greis); laido: schändlich (leid, leidig); lurco: gefräßig (vielleicht von Lorch); matto: dumm (lat. mattus oder matt); mozzo: verstümmelt (lat. mutilus oder mutzen = putzen, z.B. aufmotzen); piatto (platt); ricco (reich); schietto: glatt (schlicht); snello (schnell); storpiato: verstümmelt (vielleicht von struppig)

Charakter und Fühlen: ambascia: Erschöpfung (ahd. ambaht = Dienst); ardire: wagen (hart und engl. heart); baldanza/baldezza: Kühnheit (ahd. bald, bold); gramo (Gram); guarire: heilen (ahd. warjan, werjan -> wahren); musare: untätig sein (Muße oder lat. musinari); onta, ontoso: Schande, schimpflich (Hohn); pizzicore: Jucken (picken); sbigottire: erschrecken (von bei Gott!, daher frz./engl. bigot); schifo: Abscheu (scheu); schivo: Widerwillen empfinden (scheu); senno: Geist (Sinn); tastare (tasten)

Sehen: guardare, guardia: ansehen, Wache (wahren, warten); guatare: starren (wachen); riguardare, riguardo: ansehen, Blick (wahren); sbarrare: Augen aufreißen (Barre)

Wohnen: albergare: wohnen (herbergen); albergo (Herberge); astallarsi: wohnen (Stall); imborgarsi: sich mit Städten bedecken (Burg); stallo: Wohnung (Stall)

(Sich) bewegen: abbandonare: verlassen (Bann); andare: gehen (vielleicht von wandeln); appiattarsi: sich ducken (platt); arrostarsi: sich zufächeln (Rost); attuffare: eintauchen (taufen, tauchen); guizzare, guizzo: zappeln, Zappelei (vielleicht von wischen); tirare: ziehen (ahd. zeran -> zerren); trottare: traben (Tritt, treten); scalappiare: aus dem Netz gehen (Klappe); valco: Schritt (lat. varicare oder wallen)

Machen: aggrappare: packen (ahd. chrapfo = Haken); aggueffarsi: hinzukommen (weifen = haspeln); aizzare: anhetzen (vielleicht deutsch); graffiare/grattare (kratzen); gridare, grido: schreien, Schrei (vielleicht von kreischen oder lat. quiritare); guisa: Art und Weise (ahd. wisa -> Weise); picchiare: schlagen (picken); risparmiare (sparen); schiacciare: zerschlagen (vielleicht von klatschen); spicciare: hervorquillen (vielleicht von spritzen); sprazzo: Spritzen (spratzen = spritzen); spronare, sprone (spornen, Sporn); stampa: Abdruck (stampfen)

Verbessern: affinare: läutern (fein); forbire: reinigen (ahd. vurban = reinigen); fregiare: schmücken (vielleicht von Fries); rintoppare, rintoppo: flicken, Hindernis (vielleicht von stopfen); ristoppare: kalfatern (stopfen oder lat. stuppa); schermo, schermare (Schirm, schirmen)

Soziale Interaktion: bando (Bann); caccia: Jagd (vielleicht von Jagd; Hatz); cenno: Zeichen (vielleicht von kennen, vielleicht von lat. signum); danza, danzare (Tanz, tanzen); dirubato (beraubt); drudo: Geliebter (Traut); guadagnare: gewinnen (ahd. weidanôn = jagen oder von Gewinn); guida, guidare: Führer, führen (weiden); ingannare, inganno: betrügen, Trug (lat. gannare oder Gauner); recare: bringen (reichen, recken); rima (rim -> Reim oder griech. rhythmus); rubare (rauben); ruffiano: Kuppler (vielleicht von Rauffer); sbandito: verbannt (Bann); schernito: geprellt (vielleicht von Scherz); scherzare, scherzo (scherzen, Scherz); schiatta: Geschlecht (schlachten); schiava (Sklavin); schiera (Schar); scotto: Zeche (Schoß); tregua: Treue (< triuwa, triwa)

Krieg und Kampf: aguato: Hinterhalt (Wache); aringo: Kampfplatz (Ring); elsa: Degenheft (halten, engl. hilt); gualdana: Angreiftruppe (wahrscheinlich von Wald); guerra: Krieg (ahd. werra -> Wehr); maliscalco: Marschall (mittellat. malischalkus oder eher marescalcus = magister equorum, von Mar/Mähre und Schalk = Bediener); spaldo: Zinnen (Spalte); spia (Späher); stendale (Standarte); strale: Pfeil (Strahl); usbergo (Halsberc -> Halsberge); zuffa: Zank (wahrscheinlich von Schopf, Zopf)

Ein paar Hinweise sind angebracht: „Deutsch“ war zu Dantes Zeit – und selbst zur Zeit des spracherfahrenen und akribischen Blanc – nicht das, was es heute ist. Im Mittelalter gab es viele gleichberechtigte und regionale Variationen und keine einheitliche Schreibung und Lautung. Was Blanc als „ancien allemand“ bezeichnet und hier als ahd. (althochdeutsch) wiedergegeben ist, mag in einzelnen Fällen eher mittelhochdeutsch gewesen sein. Zu Blancs Zeit – er schrieb noch Wörter wie „thöricht“, „Ungestüm“, „Schaar“ und einige Begriffe, die ich noch nie gehört hatte, z.B. Grind, Plänkler, Parze, Wocken – steckte die systematische Wortherkunftsforschung noch in den Kinderschuhen. Jacob Grimm hatte gerade erst die germanische Lautverschiebung entdeckt und August Schleicher hatte seine Theorie über die indoeuropäische Ursprache noch nicht ausformuliert. Bestimmt gibt es also nach 170 Jahren neue Erkenntnisse, was Dantes Deutsch betrifft.

Neben den Wörtern aus der vorliegenden Liste, von denen einige ganz erstaunlich sind, fallen im Text deutsch-italienische Parallelbildungen auf, zum Beispiel „via“ im Doppelsinn von Weg/weg, wie in „va via!“ für geh weg, sowie „uom“ im Doppelsinn von Mann/man. Wo man im Deutschen sagt: Damit war es nichts, verwendete Dante ein paralleles „era niente“. Oder „contrada“ für Gegend: Beide Wörter basieren auf der Präposition gegen (contra). „Conto“ und kund sind auf faszinierende Weise ähnlich, auch „macro“ und mager, und es gibt ein „dietro pensare“, ein Nach-denken. Sehr schön ist auch die von Dante gebrauchte Grundbedeutung von „informare“, also informieren, im Sinne von Form annehmen.

Wer jetzt Lust bekommen hat, Dantes Komödie im Original zu lesen, dem und der empfehle ich meine neue wörtliche Übersetzung, die frei im Netz steht. Dort kann man auf einen Blick Vers für Vers das Italienische mit dem Deutschen vergleichen. Farbliche Markierungen und integrierte Erklärungen erleichtern die Orientierung und man findet dort auch Links zu Audios.

Literatur:
- Blanc, Ludwig Gottfried (1852): Vocabolario Dantesco ou dictionnaire critique et raisonné de la divine comédie de Dante Alighieri. Leipsic: Jean Ambroise Barth. (562 S.). Frei erhältlich über das Münchener Digitalisierungszentrum (214 MB), siehe https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10755614?page=1
- Hamadeh, Anis (2021): Wörtliche Online-Übersetzung Dantes Göttlicher Komödie mit Schlüssel für Selbstlerner unter www.anis-online.de/sprachen/dante/0.htm (mit weiteren Literaturvorschlägen)

 
Lektorat
Es wäre zu empfehlen? Es ist zu empfehlen!
Anis Hamadeh, 26.06.2021, Zabaanistan # 5

In dieser Folge geht es um den Konjunktiv. Zu meiner Arbeit gehört es nämlich, Gerichtsgutachtenmanuskripte zu lektorieren, und darin stehen oft Dinge, die Leute gesagt haben. Um dies darzustellen, steht uns der Konjunktiv zur Verfügung; wenn wir den gebrauchen, ist klar, dass es von jemand anderem kommt, nicht von uns. Außerdem sichern sich Sachverständige ab, indem sie Gespräche mit den Kindeseltern, mit Jugendamt und Kita im Konjunktiv transkribieren und nicht in wörtlicher Rede. Es geht ja nicht um den Wortlaut, sondern darum, was die Leute meinen.

So weit, so gut. In der Praxis bemerke ich allerdings Unsicherheiten, zum Beispiel bei den verschiedenen Zeitformen. Die Konjunktivform im Nebensatz ist nämlich immer dieselbe, egal, ob der Hauptsatz in der Gegenwart oder in der Vergangenheit steht: „Sie sagt, sie habe … Sie sagte, sie habe … Sie sagt, sie sei gewesen … Sie sagte, sie sei gewesen.“ Auch bei der dritten Person Plural gibt es nach meiner Leseerfahrung Erklärungsbedarf. Im Singular heißt es: „Er sagte, er gehe“, aber im Plural heißt es nicht: „Sie sagten, sie gehen“, sondern: „Sie sagten, sie gingen (oder: würden gehen)“. Warum? Weil Indikativ und Konjunktiv ansonsten gleich wären und nicht unterschieden werden könnten.

Manchmal erfordern Verben den Konjunktiv im Hauptsatz, aber nicht hier: „Die Beziehung zum Kind beschreibe Frau A so, dass …“. Das ist falsch, denn Frau A hat es im Gespräch tatsächlich beschrieben. Deshalb: Sie beschrieb, sagte, gab an ... und der Konjunktiv folgt im Nebensatz. Aber: Sie denke, glaube, vermute und erachte, sie wisse nicht, nehme aber an, denn sie habe gehört und könne sich vorstellen, auch erinnere sie sich. Manchmal geht beides fast ohne Bedeutungsunterschied: Er schlug vor, eine neue Umgangsregelung zu finden. Er schlage vor, eine neue Umgangsregelung zu finden. Man sieht, dass der Konjunktiv manchmal im Hauptsatz und manchmal im Nebensatz steht. Verben mit dem Konjunktiv im Nebensatz sind zum Beispiel: Sie sagte, dass es so sei. Sie erwähnte, gab an, berichtete, versicherte und betonte, dass es so sei. Sie schilderte, beschrieb und verdeutlichte, wie es gewesen sei. Das betrifft außer Verben auch Präpositionen: Laut Pflegekraft sei … Gemäß ihrer Aussage habe … Dann gibt es Verben, die mit dem Indikativ stehen, weil es um Fakten und nicht um Meinungen geht: Es konnte beobachtet werden, dass etwas vorliegt. Der Akte konnte entnommen werden, dass die Bindung ambivalent ist. Aus der Akte geht hervor, dass es so ist. Sie stellte im Gespräch fest, dass es so war. – Will man dies als Meinung wiedergeben, schreibt man: „Sie habe im Gespräch festgestellt, dass es so gewesen sei.“

Kann man auch sagen: „Er sagte, er hätte …“? Ja, wenn es sich um einen Irrealis handelt, der auf eine Unmöglichkeit verweist, wie in: „Er sagte, er hätte das Kind bestimmt beschützt, wenn er nur von der Sache gewusst hätte“. Ansonsten heißt es entweder: „Er sagte, er habe …“ oder, wenn es vergangen ist: „Er sagte, er habe … gehabt“. Dasselbe gilt für Sätze wie: „Eine Mediation könnte die Kooperation fördern“: Wenn kein besonderer Grund dagegenspricht, ist hier „kann“ richtig, denn „kann“ drückt bereits aus, dass die Sache lediglich möglich und nicht sicher ist. „Könnte“ hingegen ist ein Irrealis: „Eine Mediation könnte die Kooperation fördern, aber die beiden sind nun einmal nicht dazu bereit.“

Gut zu wissen ist außerdem, dass „möchte“ keinen Konjunktiv hat, deshalb nimmt man „wolle“. Und, dass Modalverben ans Satzende gehören: „Sie sagte, sie habe das längst erledigen wollen.“ Nicht: „Sie sagte, sie wollte das längst erledigt haben.“

Da sich die wesentlichen Probleme des Konjunktivs auf einer Seite darstellen lassen, kann es so arg nicht sein. In der Umgangssprache gibt es noch die Höflichkeitsform: Ich hätte gern drei Brötchen. In Wirklichkeit will und fordere ich das Gebäck, aber ich sage es nicht so. I’d like to have it, please. Je voudrais, io vorrei und andernorts auch so. Die Richterin und der Richter jedoch erwarten keine Höflichkeit, sie wollen Antworten auf ihre Fragen. Mit „Es wäre zu empfehlen“ können sie nichts anfangen. Ist es nun zu empfehlen oder was? Ja, es ist zu empfehlen!

                                  hoch
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