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ESSAY (2)
Trance-Techniken und Bewusstseinsänderungen: ein Erfahrungsbericht
von Anis Hamadeh, Kiel, den 05.11.99

1. Trance-Techniken - Vorbemerkung – A. Rhythmische Techniken - Bluesspiel auf der Gitarre - Singen - Musik Hören - Regen - Bewegung - B. Visuelle Techniken - Natürliches Licht - Künstliches Licht - Muster und Landschaften - C. Weitere (auto-) suggestive Techniken - Schreibtrance - Wellenreiten - Leere - Hypnose - Permanente Trance - 2. Trance-Glossar hinsichtlich der Bewusstseinsveränderung – Vorbemerkung - ANTENNE - EINHEIT - ENERGIE - GEDÄCHTNIS - GEWISSEN - KONZENTRATION - MÄRCHEN - MEDIUM - SELEKTION - SPIEGEL - TIEFTRANCE - VISIONEN - ZEITBLASE

1. Trance-Techniken

Vorbemerkung: Bevor eine Trance-Technik einsetzen kann, bedarf es einer inneren Bereitschaft durch ein Gefühl oder eine Idee (Inspiration), die ausgeführt werden möchte. In diesen Fällen ist es ein Drang, der die Trance-Bereitschaft fördert. Trance-Bereitschaft ist Bereitschaft zum Kontrollverlust. Es bedarf einiges Vertrauens, um diesen zuzulassen. Das Unbewusste „sucht sich“ eine Trance-Technik, um die mit dem Kontrollverlust langsam aufkommende Trance gegen äußere Reize abzuschirmen. Ungehemmtheit ist Bedingung für die Trance.

Es kann auch der Fall eintreten, dass z.B. Rhythmen eine Trance einleiten, ohne dass vorher erkennbar war, dass ein kreatives Potenzial aktiviert ist. Nicht alle Trancen führen zu kreativem Output, manche sind innere Reisen, manche sind Heilungen, manche auch sind nicht funktional bestimmbar.

Die im Folgenden aufgeführten Techniken beschreiben aus der Praxis gewonnenen Erfahrungen. Viele der Techniken wurden entwickelt, indem neue Riten gefunden und kultiviert wurden. Ungenauigkeiten, Widersprüche, Wiederholungen und sonstige Mängel bitte ich zu entschuldigen, da ich hier vieles zum ersten Mal formuliere.

A. Rhythmische Techniken

Bluesspiel auf der Gitarre
- Beim Spielen zyklischer Musikstücke versinkt man und entfernt sich von der Außenwelt. Der „Groove“ beherrscht dann die Situation, das Ich verschwindet, die Trance verfestigt und stabilisiert sich. Es ist eine Art der Selbsthypnose. Sie äußert sich durch immer variationsreicheres Spiel und durch aufkommende Inspirationen, die sich in der Präsentation der Musik manifestieren, sowie in Ideen für neue Songs. Man gehorcht sich ganz und befiehlt sich nicht. Man lässt seinen Körper gewähren, wenn der sich bewegen will.

Singen
- Beim Singen ohne oder mit begleitendem Gitarrenspiel geschieht Ähnliches. Der Körper hat beim reinen Singen – ohne die Konzentration auf die Gitarre lenken zu müssen – verstärkt das Bedürfnis, sich zu bewegen, zu tanzen, oder in anderer Form den Rhythmus körperlich mitzumachen. Der Körper will dann der Rhythmus sein.

Musik Hören
- Beim Hören von rhythmischer Musik, ausgelöst im Wesentlichen durch den Groove, kann eine Trance eintreten.

Regen
- Das monotone Fallen von Regen führt zu Trancen auf dreierlei Art: durch den akustischen und durch den visuellen Rhythmus und durch die Berührung des Regens mit dem Körper. Ein gleichmäßiges langsames Spazierengehen fördert den Trance-Eintritt. Meeresrauschen hat einen ähnlichen Effekt.

Bei einem Spaziergang im Park um den großen Teich herum begann es recht heftig zu regnen. Ich hatte keinen Schirm dabei und wollte nicht auf den Gang verzichten. Also ignorierte ich den Regen und ging langsam weiter. Die auf dem Teich zerplatzenden Tropfen und meine eigene Durchnässung versetzten mich in eine leichte Trance. Ich ging aufrecht und gerade, bekam kleinere Blickstarren und ignorierte die Gesichter mir entgegenkommender Passanten. Als ich auf der anderen Seite des Teiches angekommen war, hatte sich die Trance stabilisiert. Ich trat unter einen ausladenden Baum, der am Ufer steht und in den Teich hineinragt. Unter diesem Schutz betrachtete ich minutenlang die Weite des Teiches mit Blickstarre und fiel in Tieftrance, während ich unbewegt dastand. Ich empfand es (aber erst einige Wochen später) als eine Art Auftanken des Energiedepots, auch einer Art von Selbstheilung, etwa wie eine Bestrahlung. Es muss wohl einen Unterschied zwischen kreativen und regenerativen Trancen geben.

Bewegung
- Oft setzt eine leichte Trance beim Spazierengehen oder Fahrradfahren ein. Sie kann – wie übrigens oft – von Außen kaum identifiziert werden. Einige meiner Songs sind beim Spazierengehen entstanden, meist abgeleitet vom Rhythmus des Gehens. Der Rhythmus verselbständigt sich dann und funktioniert wie ein Drum-Pattern, welches zu Kompositionen animiert. Auch bei Aufräum-, Putz- und Ordnungs-Meditationen kann es zu recht tiefen Trancen kommen.

B. Visuelle Techniken

Natürliches Licht
- Scheint die Sonne in einen Teich oder einen Baum, sodass Lichtblitze entstehen und strahlende Farben, kann das die Trancebereitschaft fördern oder eine Trance einleiten.

Künstliches Licht
- Ein Computerbildschirm hat – besonders bei Schreibtrancen – einen trancefördernden Effekt. In gewisser Weise auch der Fernsehbildschirm.

Muster und Landschaften
 – Muster wie z.B. Baumstrukturen fördern die Trance-Bereitschaft, sowohl die Struktur des Blätter (und ihre Farben) als auch die der Äste. Hier ist ebenfalls Bewegung förderlich, nämlich das Vorbeigehen beim Spaziergang oder das Fahren im Zug. Je mehr Sinne an der Wahrnehmung beteiligt sind, desto besser.

C. Weitere (auto-)suggestive Techniken

Schreibtrance
- Manchmal erscheint eine Art innere Stimme, die z.B. zum Schreiben drängt. Man sitzt dann am Computer und durch die Konzentration auf die Aufgabe beginnt die Trance schnell. Nach den ersten geschriebenen Sätzen „übernimmt“ das Unterbewusstsein die Kontrolle und schreibt weiter. Zugrunde liegt ein Bewusstsein darüber, dass das Resultat „rund“ sein wird. Viele meiner vor Publikum erfolgreichen Texte sind so entstanden. Obwohl minutiös durchstrukturiert, sind sie doch spontan und ohne vorige Gliederung sowie ohne Planung der Pointe geschrieben worden. Es ist ein Spiel.

Wellenreiten –
Eine weitere, nicht zu unterschätzende Technik ist es, mit dem emotionalen Motor eines gerade vollendeten kreativen Outputs gleich zum nächsten zu wechseln. Man kann das mit Wellenreiten vergleichen. Man bemüht sich, die Welle nicht zu verlassen. In Selbsttests habe ich fast unbegrenzte Möglichkeiten entdeckt und durch Training z.B. bis zu sieben Songs an einem Tag geschrieben.

Leere – Durch Fasten und zen-buddhistische Selbstleerung (Ich bin nichts) können Trancen provoziert werden. Auch Koan-Meditationen gehören dazu.

Hypnose
 – Wenn man in den Augen eines anderen Menschen versinkt, kann man das eine hypnotische Erfahrung oder eine Trance nennen. Andere Menschen können auf vielfältige Weise eine Inspiration sein.

Permanente Trance
 – Im Selbstversuch ist es mir bereits gelungen, mit Unterbrechungen Trancezustände auf mehrere Wochen auszudehnen. Dabei habe ich alles selektiert, was trancefördernd war, und alles ausgeschaltet, was hemmend war. Die Tieftrance-Phasen verdichteten sich. „Permanent“ heißt hier, dass der überwiegende Teil der Zeit in hoch sensibilisierter Verfassung verbracht wurde. Dabei wollte ich vor allem die Länge und Tiefe von Trancen erkunden und dokumentieren. Gleichzeitig ging es um die wichtige Frage, ob lange Phasen von Euphorie zwangsläufig eine Depression nach sich ziehen. Dies konnte ich nicht bestätigen. (NB: Selbst John Lennon schrieb in dem Song „Everybody's got something to hide“ die Worte: „The higher you fly the deeper you go, the deeper you go the higher you fly“, wobei „going deeper“ zweierlei bedeuten kann, die Depression aber sicherlich mitmeint.)

2. Trance-Glossar hinsichtlich der Bewusstseinsveränderung

Vorbemerkung: Als Künstler interessieren mich die Wege zur Trance weniger als die Trance selbst und die damit verbundenen Erfahrungen und Werke. Die Frage „Wie erreicht man eine Trance?“ erscheint mir sogar ungenau. Davor noch nämlich stellt sich die Frage: „Warum will man eine Trance erreichen?“, denn die tiefe Trance ist eine Art Orakel, ein außergewöhnlicher Zustand, was auch in der Tatsache begründet ist, dass man ihn nicht auf Kommando erreichen kann. Für den Versuch einer Darstellung von typischen Merkmale von Trancen wurde hier die assoziative Form eines Glossars gewählt, weil diese Merkmale heterogen und nicht hierarchisch oder auch taxonomisch fassbar sind.

ANTENNE: Im Trance-Zustand scheint es, als sei ein Sinn geschärft, der nicht zu den fünf Sinnen gehört. Je schärfer dieser ist, zum Beispiel auf einer Skala von 0 bis 10, desto besser die Antenne für jene Art von Reizen, die eine Trance fördert, das heißt einleitet oder weiterführt. Durch eine 10-sekündige Selbstanalyse kann man seinen derzeitigen Antennenwert angeben. Die Erstellung von Biorhythmus-Kurven bzw. ein Kreativ-Tagebuch kann Aufschluss geben über die verschiedenen Phasen von Trance-Bereitschaft. Sensibilisierungstechniken jeder Art sind der Schlüssel für methodische Trance-Induktion, falls es eine solche gibt und falls so etwas sinnvoll ist. Viele sensibilisierte Menschen haben eine Metapher wie die der Antenne.  (NB: Der Jazzsaxophonist John Coltrane sprach von seinem Spiegel, den er sauberkratzen müsse.) Das Unbewusste wird beim Kontrollverlust zum Antennen-Ich. Auch Reize von sehr weit weg scheinen aufgenommen werden zu können.

EINHEIT: Das Gefühl der Einheit ist das höchste aller Gefühle. Möglicherweise ist es nur in zumindest leichter Trance möglich. Innen ist Außen, das Kleine ist das Große, alles ist eins. Alle Dinge scheinen dann zusammenzugehören, wie von selbst. Je nach Tiefe der Trance kann das bis zu Erleuchtungserfahrungen führen. Die Dauer sowie die Tiefe des Zustandes haben prinzipiell keine Grenzen. Man ist dann ständig glücklich, weil man sich wahrhaftig fühlt, als Teil von allem. Man kann sich mit allen Dingen identifizieren und kann alle Dinge verbinden. Das schöpferische Streben steigt. Man wacht im besten Falle in jeder Sekunde neu auf.

ENERGIE: Während kreativer Hochphasen erschien mir der Ausdruck „den Ball nicht festhalten“ signifikant. In der Trance und der damit verbundenen Vereinfachung der Situation sind große Energiemengen im Umlauf. Sie werden vom Medium (= Erfahrenden) absorbiert und sofort verarbeitet, umgesetzt, weitergegeben, wie ein Ball, der immer in der Luft, in Bewegung bleiben muss, um das Spiel am Laufen zu halten. Dies gilt insbesondere für  kreative Prozesse und Gemeinschaftstrancen (z.B. Auftritt vor Publikum im besten Falle). Es gibt verschiedene Energielevel, auf denen man sich bewegen kann, auch für längere Zeit.

GEDÄCHTNIS: In Trancen werden u.a. Erinnerungen beschworen und wiederbewertet oder verwoben, bestenfalls vereinfacht und ausgedrückt. Das Unbewusste braucht ständig Speicherplatz. Es ist um eine Ordnung bemüht, aber keine logische Ordnung, sondern eine Art von kognitiver Ordnung, wie etwa Reime oder Geschichten, Witze, Assoziationen, Inszenierung, Traum, Kunst, Ausdruck. All dies ist Vereinfachung, auch um das Gedächtnis zu optimieren. Es sind die vielen kleinen und die wenigen tiefen Trancen, die den Prozess der Vereinfachung, welche vom Unbewussten gesteuert wird, in Gang halten und weiterbringen. Alle Trance-Erlebnisse prägen sich tief ins Gedächtnis, weil sie tief erlebt sind. Manchmal spürt man schon während der Trance, wie sich die Eindrücke im Unterbewusstsein ablagern werden. In solchen Momenten kann man sich kurzzeitig der eigenen Trancetiefe bewusst werden. So, wie man Sonnenstrahlen auf der Haut brennen spüren kann. Texte oder Songs, in tiefer Trance geschrieben, halten sich mit weniger Schwierigkeiten auswendig als sonstige.

GEWISSEN: Die beste Voraussetzung für die Bereitschaft zu einer tieferen Trance ist ein gutes Gewissen. Alle inneren Konflikte, die nicht bewusst oder die verschoben oder verdrängt sind, behindern den Zugang zur Trance. Andersherum reinigt die Trance das Gewissen, indem z.B. sublimierte Bewältigungen geschehen. Nichts anderes ist der kreative Prozess, wenn man berücksichtigt, dass auch Glücksgefühle bewältigt werden müssen. Das Unbewusste strebt langfristig nach Erlösung, nach Reinigung des Gewissens und dann der Bewahrung des Zustands der Unschuld, der wiederum Freiheit verspricht. Ein schlechtes Gewissen beißt und hemmt. Es besteht eine enge Beziehung zwischen Trancebereitschaft und dem Gewissen.

KONZENTRATION: Während der Trance kann man beim Konzentrieren entspannen. In Tieftrance kann das dazu führen, dass soviel Energie freigesetzt wird, dass mehrere voneinander unabhängige Arbeitsvorgänge simultan stattfinden können, wie in mehrwöchigen Selbsttests festgestellt werden konnte. Bei Schreibtrancen kann es bestenfalls dazu führen, dass alle konzeptionellen und redaktionellen Schritte eines Textes gleichzeitig ausgeführt werden können, so dass der Text „so heruntergeschrieben“ wird. Hohe Konzentration ist hohes Bewusstsein. In der Trance bringt die Konzentration Freude, sie lässt sich jedoch nicht auf beliebige Objekte richten, sondern folgt einer inneren Stimme. Konzentration ist letztlich nichts anderes als Vereinfachung.

MÄRCHEN:  In einigen Arten von Trance neigt man zur Inszenierung der Situation, um sie zu manifestieren oder auch, um Wunschsituationen zu manifestieren. Das Unbewusste (wird) vereinfacht, bis die Situation bestenfalls zur reinen Stimmung oder reinen Entscheidung gerät. Alles andere wird herausgesiebt. In einigen Trancen ab mittlerer Stärke bekommt die Welt etwas Märchenhaftes, vermutlich, weil dies die leichteste Form von Verarbeitung darstellt und die leichteste Form von Wahrnehmung. Ohnehin scheint man in Trance zum Kind zu werden, weil man nicht gehemmt ist. Märchen vereinfachen, so wie Lieder, alles wird komprimiert, um zu verstehen, zu verarbeiten, auszudrücken, und um Platz zu schaffen für neue Erfahrungen und Eindrücke, für das Leben also.

MEDIUM: Im kreativen Prozess erscheint es, als würde das Ich ganz verschwinden und sich einer anderen Kraft unterordnen, die von Innen kommt. Wacht man aus einer kreativen Trance auf, so fällt es mitunter sehr schwer zu sagen: Das habe ich gemacht. Eher strömt da etwas durch einen hindurch, man ist nur Mittler. Der kreative Akt ist ein Drang, etwas anderes, dem man vertraut, ist stärker als man selbst. Auch in bestimmten Hypnose-Situationen scheint man zum Medium werden zu können.

SELEKTION: Man kann trainieren, positive, trancefördernde Reize zu selektieren. Man muss dafür nur wissen, was man wirklich mag und was nicht. Eine Erscheinung der Trance ist, dass der Vorgang der Reizselektion vom willentlichen Ich übergeht zum Unbewussten oder Unterbewussten, zum Antennen-Ich, bis man keinerlei Kraft mehr aufwenden muss, um zu handeln. Die Handlung ergibt sich dann bestenfalls aus der gegebenen Situation.

SPIEGEL: Bewusstsein über die gegebene Situation mit all ihren Facetten, Implikationen und Schichten ist der Lohn des tiefen Trance-Zustandes. Je tiefer das Verständnis der Situation, desto leichter wird es, einen möglichst passiven Platz in der Situation einzunehmen um Energie zu sparen. Die freigesetzte Energie kann dazu genutzt werden, die Situation zu verlassen, etwa für Visionen.

TIEFTRANCE: Oft weiß man erst, dass man in einer Trance war, wenn man daraus aufgewacht ist. Trance ist ein Zustand wie im Halbschlaf. Es gibt aber auch hyperaktive Trancen. Als stünde man mit einem Bein im Bewusstsein und mit dem anderen im Unterbewussten. Sie verschmelzen, harmonieren, bewirken die überwindung von Unterscheidungen jeglicher Art. Sie lösen die Dialektik auf. Von außen sind Trancen nicht unbedingt erkennbar, von innen manchmal auch nicht. Es gibt verschiedene Arten und verschiedene Tiefen. Auch in tiefer Trance wird man nicht schutzlos, man vertraut seinem Instinkt. Ständiges Lernen und ständige Veränderung sind für das Trainieren bzw. Beobachten solcher Zustände notwendig sowie der Verzicht auf Dogmen. Das mir bekannte Repertoir ist die Trance, die zu kreativem Output bzw. Ausdruck führt, also die kreative Trance, und die Selbstheilungs- oder Regenerationstrance. Das eine ist Ausatmen, das andere Einatmen. Auch Inszenierungs-Trancen, z.B. Musikvorführungen sind kreativ. Reise-Trancen dagegen, solche, in denen nach etwas gesucht wird (Ausdruck, Entscheidungen o.a.), können wohl beides sein. Vielleicht gibt es aktive und passive Trancen. Dazu kommen Gemeinschaftstrancen wie in bestimmten Hypnose-Situationen, die eine andere Dynamik haben als Einpersonen-Trancen.

VISIONEN: In sehr tiefen Trancen sowie in Träumen kann es zu Visionen kommen. Eine solche Vision kann sich in einem Text oder einem Song oder einem Bild äußern. Sie kann auch zu körperlichen Symptomen führen, wenn zum Beispiel eine Person im Traum erscheint und man mit rasendem Herzen aufwacht. Gelingt es, eine tiefe Trance zu stabilisieren, wird das Medium in die Lage gebracht, sich über die Situation zu erheben und die momentane Stimmung zu sublimieren. Eine extrem hohe Hirntätigkeit setzt ein, der „Lebensfilm“ ist präsent. Das Antennen-Ich beginnt, die Situation zu variieren, auszuloten, in allen Schichten der Situation und über sie hinaus. In einer Trance schrieb ich das folgende Gedicht, um dieses Phänomen einzufangen. Es ist vom 16.04.99, heißt „Ohne Anstrengung“ und lautet: Ohne Anstrengung fällt der / Stein ins Wasser / Ohne Anstrengung / kreisen die Kreise / von innen nach außen / Situationen in der Situation / Aus dem Nucleus geborene / Bahnen / Unsichtbar / wie Nachträuber die Maus / umkreisen, wie Freund und Feind / sich finden, sich / stören / Krummes wird gerade / Halte die Steine in der Hand / ohne Anstrengung. – So kann man, wenn von der Situation gelöst, empfänglich sein für starke Bilder aus dem unbewussten Bereich. Diese können mit der Vergangenheit zu tun haben oder oder mit vielen anderen Dingen.

ZEITBLASE: Es handelt sich dabei um einen meist euphorischen Trance-Zustand mit großer Energiedichte, der zu enormen kreativen Leistungen führt. Man ist wie in einem Raumschiff. Eine Kraft überkommt das Medium. Ein Song von der seltenen Ar mit sieben Teilen kann in 45 Minuten entstehen. Das Glücksgefühl beim Schaffen eines Kunstwerks stammt im Wesentlichen aus dem Bewusstsein, etwas zu schaffen, dass länger dauern wird, als man selbst. Die Zeit bekommt eine Eigendynamik. Das entstehende Werk bestimmt die Zeit. Dieses Gefühl gibt es auch manchmal bei Inszenierungen oder bei anderen produktiven Tätigkeiten. Den Ausdruck „Zeitblase“ benutzte Paul Simon 1985 auf der Platte „Graceland“ (der Song „The Boy in the Bubble“). Auch andere Popmusiker berichten von diesem Phänomen. Er entzieht sich weitgehend der Analyse, faszinierend aber die Hoffnung, solche Erfahrungen oft und möglicherweise mit steigender Energie erleben zu können.

                                  hoch
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