Macht versus Wahrheit: Der Fall Palästina neu aufgerollt
Anis Hamadeh, 14.04.2012
Eine klarere Konfliktsituation kann man sich kaum vorstellen: Da sind zwei Gesellschaften, nennen wir sie X und Y. Gesellschaft X hat eine große und sehr aktive Armee und weit mehr als drei Milliarden Dollar im Jahr für neue Waffen und militärisches Material. Gesellschaft Y hat keine Armee und kaum irgendwelche Waffen. X führt Razzien in Gebieten von Y durch, zerstört hunderte von Ys Häusern und hält tausende von Y-Menschen in Gefängnissen fest, während es keine X-Gefangene in Y-Gefängnissen gibt, keine Razzien von Y und keine Hauszerstörungen. X hält Ys Territorium besetzt und erweitert sein eigenes Territorium täglich auf Kosten von Y, während Y keinerlei Land von X unter Besatzung hält. X nimmt Wasser und andere Ressourcen von Y, während Y keine Ressourcen von X nimmt. X verhängt drastische Sanktionen gegen Y und verletzt elementare Menschenrechte wie Bewegungsfreiheit und das Recht auf Selbstbestimmung, während es Y nicht möglich ist, Sanktionen zu verhängen. Die Terroristen (außerhalb der Regierung) von X werden nicht verfolgt, die Terroristen von Y werden verfolgt. X führt „gezielte Tötungen“ durch, Y hat nicht einmal eine legitimierte Regierung, die über eine solche Maßnahme entscheiden könnte. Y hatte freie Wahlen, aber X hat das Ergebnis nicht anerkannt und Y zusammen mit verbündeten Ländern eine Kollaborationsregierung aufgezwungen. Würde diese Regierung auf gezielte Tötungen zurückgreifen, würden ihre Mitglieder umgehend selbst getötet. X hält sich nicht an internationales Recht und kommt ungestraft damit davon, während Y sogar dort kollektiv bestraft wird, wo es seine demokratischen Rechte wahrnimmt, wie Wahlen abzuhalten und Widerstand angesichts von X' Aggressionen auszuüben. Wenn man nun noch bedenkt, dass im Durchschnitt jeden Tag zwei Y-Mitglieder von X-Offiziellen getötet werden und dass Y die größte Flüchtlingsgruppe der Welt darstellt, wegen Vertreibungen, die X durchgeführt hat, während X keinen einzigen Flüchtling hat und im Gegenteil sogar Menschen aus dem Ausland einlädt, im Land zu leben, dann kann man nur zustimmen, dass die Verantwortung für den Konflikt in überwältigendem Maße bei X liegen muss sowie seinen Verbündeten und Unterstützern.
Nun, das ist genau, was in Palästina/Israel geschieht. Es ist ein Paradebeispiel, ja die Karikatur von Unterdrückung, und sie zieht sich inzwischen seit fast siebzig Jahren hin. Drei Fragen stellen sich in dieser Konstellation: Warum lässt die Welt das zu? Mit welchen Mechanismen wird der Status Quo aufrecht erhalten? Wie kann Gerechtigkeit erreicht werden?
Warum lässt die Welt das zu?
Diese Frage ist nicht so klar, wie es scheinen mag, und sie führt mindestens zurück ins Jahr 1948, als Vertreibungen und Massaker der Staatsgründung vorausgegangen waren. Das Massaker von Deir Yasin, um ein weithin bekanntes Beispiel zu erwähnen, ging durch die Weltpresse. Etwa einhundert Dorfbewohner wurden getötet und niemand dafür zur Verantwortung gezogen. Es war ein signifikanter Präzedenzfall. Nach der israelischen Sichtweise fand zu jener Zeit ein „Bürgerkrieg“ statt, doch wurde in diesem „Bürgerkrieg“ die erstaunliche Anzahl von 750.000 Palästinensern vertrieben und ihr Land und Besitz von den militärisch gut ausgerüsteten Zionisten einfach gestohlen. 1948 ist das Jahr, in dem große Lügen begannen, sich zu entfalten. Jeder auf der Welt konnte sehen, was da vor sich ging, aber man hat nicht reagiert, hauptsächlich deshalb, weil die zionistischen Invasoren mit den Opfern des europäischen Genozids an den Juden gleichgesetzt und daher mehr als entschuldigt wurden. Außerdem spielten hegemoniale Interessen Europas und des Westens eine Rolle. Sie gaben Palästina den Zionisten, als würde es ihnen gehören, und die lokale Bevölkerung musste als Sündenbock den Preis zahlen.
Mit welchen Mechanismen wird der Status Quo aufrecht erhalten?
Doch wie konnte dieses Unrecht über so viele Jahrzehnte aufrecht erhalten werden? Es begann mit Mythen. „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“ ist so ein Mythos. „Die Wüste zum Blühen bringen“ ein anderer, und „der jüdische David gegen den arabischen Goliath“ noch ein anderer. Mythen begleiteten die Expansion Israels 1967 und die Oslo-Verhandlungen. „Es gibt keinen Partner für den Frieden“ ist ein Mythos. „Die einzige Demokratie in der Region“ ist nichts als ein Mythos, genauso wie „die moralischste Armee der Welt“ und „der sichere Hafen Israel“. Arabischer Antisemitismus ist ein Mythos, ein besonders gemeiner noch dazu, da er von den Tätern des Genozids ablenkt. Der böse Islam ist ein weiterer Mythos.
„Der böse Islam“ ist genau genommen mehr als ein Mythos, es handelt sich um eines der ideologischen Stereotype, die Gruppen und Völkern zugeschrieben werden. Die Araber sind aggressiv, die (zionistischen) Juden sind immer die Opfer. Sie werden stereotyp so konzeptionalisiert, dass sie sich verteidigen, egal was sie tun. Deshalb lesen wir kaum von palästinensischem Widerstand, wenn Palästinenser angegriffen werden und sich gegen zionistische Täter verteidigen, denn eine solche Konstellation ist schlicht unmöglich in der vorherrschenden Ideologie. Wenn unsere Medien über Hass schreiben, dann sind es gesetzmäßig immer Araber und Muslime, die hassen, nie Juden – außer natürlich die „sich selbst hassenden“ Juden, also die, die die israelische Unterdrückungspolitik nicht unterstützen.
Chiffren sind ein weiteres Mittel, um den Status Quo zu erhalten, bei dem die Zionisten alle Macht haben. „Israels Existenzrecht nicht anerkennen“ ist eine solche Chiffre; sie erscheint immer da, wo substanzielle Kritik zum Ausdruck kommt. Die Chiffre „Existenzrecht“ steht faktisch für „das Recht, alles zu tun, was sie wollen, inklusive Angreifen, Töten und Stehlen“. „Beide Seiten“ ist eine Chiffre, mit der die überwältigende militärische Macht Israels, das mehr als 99,9 % der Waffen im Land besitzt, vertuscht wird. „Historische Verantwortung“ ist eine Chiffre, mit der westliche Länder israelische Gewalt unterstützen, indem sie den Genozid heraufbeschwören. Unsere Mediensprache ist voll von diesen Chiffren und ideologischen Markierungen.
Ein weiterer Mechanismus, um den Status Quo aufrecht zu erhalten, ist die ständige Bezugnahme auf „den Feind“. Heute sind Hamas und der Iran die bevorzugten Feinde Israels und wannimmer jemand für gleiche Rechte eintritt oder für die Freiheit der Palästinenser, hören wir das „Argument“, dass dies die Unterstützung des bösen Feindes bedeute. Es ist ein Trick, so billig wie die Stereotypisierung von Opfern und Tätern. Nehmen wir den Iran: Israel hat Nuklearwaffen, der Iran nicht, jedoch hat er den Atomwaffensperrvertrag ratifiziert, was Israel nicht getan hat. Israel erklärt öffentlich, dass es einen Krieg gegen den Iran in Erwägung zieht wegen dessen nuklearer Bedrohung. Peres hat 2006 explizit gesagt, dass Israel „den Iran von der Landkarte wischen“ kann, etwas, das der Iran nie gesagt hat (Ahmedinedschad sprach über einen Regime-Wechsel in Israel). Jeder Dorftrottel kann sehen, wer hier wen bedroht, aber Medien und Politiker in vielen Ländern sind dazu geheimnisvollerweise nicht fähig. Auch bestehen sie nicht auf einen nuklearwaffenfreien Nahen und Mittleren Osten, was ein vernünftiger und gerechter Vorschlag wäre. Nein, sie stellen sich an die Seite von Israel, obwohl die kürzliche Irak-Erfahrung sehr ähnlich anfing und sich herausstellte, dass es sich um einen Angriffskrieg der USA handelte, der auf einer großen Lüge basierte. Israel verhielt sich vor und während des Kriegs gegen den Irak genauso bellizistisch wie jetzt. Die mächtigen USA und ihr Hauptverbündeter Israel bestimmen einen Feind und bilden daraufhin ein Gemeinschaftsgefühl aus und eine Identität, indem sie sich gegen diesen Feind „verteidigen“. Unsere Medien und Politiker hinterfragen diese „Verteidigung“ kaum, obwohl es sich um die ollste Kamelle der politischen Geschichte handelt. Sogar Adolf Hitler hat den Zweiten Weltkrieg mit den Worten begonnen, dass Deutschland „zurückschießt“. Haben wir aber gelernt, diese „Verteidigung“ der Mächtigen zu hinterfragen? Offenbar nicht im geringsten.
Es gibt noch mehr Mechanismen wie das „Betonen und Ausblenden“ von Tatsachen oder das Übergehen von rechtlichen Aspekten, was durch das Betonen von Gruppen-Aspekten ersetzt wird. So werden aus „illegaler Besatzung“ schon mal „umstrittene Gebiete“ und Menschenrechtsverteidiger werden reduziert auf „pro-palästinensische Aktivisten“.
Dann gibt es ein Phänomen, das man „Spiegelkritik“ nennen kann. Dabei werden israelische Taten Palästinensern zugeschrieben. So gibt es beispielsweise eine Debatte über palästinensische Schulbücher, weil israelische Schulbücher eine deutlich rassistische Grundlage haben. Es gibt eine Diskussion über palästinensischen Waffenschmuggel, weil Israel fast alle Waffen hat. Die Debatte über palästinensische Gewalt ist lebhaft, weil israelische Gewalt ebenso allgegenwärtig wie tabu ist. Man findet Kritik am palästinensischen Opferverhalten, weil Israel ein Opferverhalten an den Tag legt. Muslimischer religiöser Einfluss ist ein großes Thema, weil jüdische und christliche Einflüsse aus dem Westen ein fester Bestandteil der Aggression sind. Israelkritiker werden beschuldigt, die Begriffe „Israeli“ und „Jude“ zu vermischen, weil Zionisten und ihre Verteidiger genau das tun (siehe unten). „Antisemitische Reflexe“ werden reflexhaft ausgemacht usw. Psychologisch gesehen ist Spiegelkritik eine Kompensation: Die Mächtigen sehen und fühlen, dass da etwas Böses ist, aber sie können nur darüber sprechen, wenn der Feind dafür verantwortlich ist, da Selbstkritik bei den Mächtigen, die jenseits der Kritik stehen und die sich nie einer Verantwortung stellen müssen, deutlich fehlt.
Operationen unter „falscher Flagge“ und andere politische und militärische Täuschungen sind ebenfalls Teil des Systems (inklusive Diffamierungen, Lügen usw.). Sie können im Rahmen dieses Essays kein großes Thema sein, da sie langer Analysen bedürfen. Ein Beispiel muss genügen. Was den Achille-Lauro-Mord angeht, so gibt es ein eindeutiges Statement von Ari Ben-Menashe, Sicherheitsberater für den israelischen Premierminister Yitzhak Schamir, der in seinem Buch „Profits of War“ (Sheridan Square Press, 1992, S. 122) angibt, dass Rafi Eitan, Chef der Anti-Teror-Abteilung im israelischen Geheimdienst, den brutalen Terrorangriff über einen Agenten in einer palästinensischen Terror-Organisation geplant und durchgeführt hat. Warum hat Ben-Menashe das geschrieben? Und warum hat der Mainstream keine weiteren Fragen gestellt?
Kritiker werden als Anti-Semiten etikettiert
Die mächtigste aller Mechanismen ist der Antisemitismusvorwurf. Wiederum ein Trick. Du sagst, du kritisierst, was Israel tut? Oh nein, worauf du dich in Wirklichkeit beziehst, ist deine Einstellung gegenüber Juden. Besatzung? Nein, du hasst einfach Juden. Die Begriffe „Jude“ und „Israeli“ verschmelzen hier zu einem und selbiges gilt für die Gleichsetzung von Zionisten und Juden, wenn Antizionismus als Antisemitismus etikettiert wird. So wird dann der Boykott illegaler Siedlungen zu: „Kauft nicht beim Juden“ und so weiter. Da ist absolut keine Logik involviert, aber die Öffentlichkeit schluckt es trotzdem – auf Kosten der Palästinenser und anderer Nationen. Die legitimen Rechte der Palästinenser kommen am Antisemitismusvorwurf nicht vorbei.
Ein entlarvendes aktuelles Beispiel ist die Debatte um Günter Grass' berühmtes Gedicht „Was gesagt werden muss“. Der weithin bekannte Literaturkritiker Hellmuth Karasek zitierte Grass falsch in der Berliner Morgenpost, indem er behauptete, Grass hätte geschrieben, „die Juden“ gefährden den Weltfrieden. Doch hatte Grass eindeutig „Israel“ geschrieben. Die Zeitung machte daraus „die Juden“, weil sie wollte, dass es so gemeint war. Zum einen, weil sie so nachträglich die längst verschwundenen Nazis bekämpfen können, zum anderen, weil sie so an der geläufigen Machtstruktur teilhaben können.
Auf einer sekundären Ebene wird Israelkritik auch als „antisemitisches Klischee“ charakterisiert. Wenn sich Israel zum Beispiel anmaßt, Verbrechen im Namen aller Juden zu begehen, dann ist voraussagbar, dass dieses Verhalten tatsächlich anti-jüdische Ressentiments bestärken wird. Doch darf man das nicht aussprechen. Irgendein Spinner wird erklären, dass es ein altes antisemitisches Klischee sei, dass die Juden selbst an ihrem Unglück schuld sind – und die Diskussion ist beendet. Tatsächlich ist Israel vom Antisemitismus abhängig, denn ohne ihn würde seine ganze Legitimität schwinden, nach dem, wie Zionisten selbst argumentieren und nach ihren Maßstäben. Daher fördern sie ihn eher, als dass sie ihn bekämpfen. Israel braucht den Antisemitismus zum Erhalt seiner Machtposition.
Die Arroganz der Macht
Natürlich ist Israelkritik erlaubt, sagen unsere Medien und Politiker. Und nicht nur das: Israel werde faktisch auch ständig kritisiert. Doch wenn Israel tatsächlich einmal kritisiert wird – man denke an Grass -, sieht man, was wirklich los ist. Und was hat Grass schon gesagt? Die Palästinenser zum Beispiel hat er kaum erwähnt und nur an der Oberfläche gekratzt. Natürlich ist Israelkritik erlaubt, solange es die Arroganz der Macht nicht provoziert und verärgert. Solange die Kritik nicht substanziell ist, sie vage bleibt, voller Einschränkungen und wirkungslos.
Fundamentale und gut begründete Kritik hingegen wird von den Mächtigen und ihren Apologeten stets und prinzipiell als unausgewogen angesehen, als pro-Feind, antisemitisch, beleidigend, platt, usw. Sie drehen und wenden sich in Hysterie, um nur die Kritik abzuwenden und den Status Quo aufrecht zu erhalten. „Warum auf Israel herumhacken und nicht auf all den anderen Ländern?“, werden sie fragen, um das Thema zu wechseln. „Warum kritisierst du nicht auch die Palästinenser?“, fragen sie aus demselben Grund. Und was ist mit dem „Applaus von der falschen Seite“?, fragen sie, als ob das eine Rolle spielte.
Alles in allem findet man die typischen Mechanismen der Macht und um nichts anderes geht es hier. Wennimmer jemand die zionistische Macht in Frage stellt, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder wird es im Rahmen unserer repressiven Toleranz ignoriert oder, wenn Ignoranz nicht ausreicht, gibt es eine hysterische und reflexhafte Antwort von den Zionisten und ihrer Lobby. Reiner Reflex. Vielleicht bemerken die Zionisten nicht einmal, dass sie allein ihren Machtstatus verteidigen und nichts anderes. Immerhin mussten sie noch nie für ihre Verbrechen bezahlen. Daher verstehen sie womöglich nicht, was der Begriff „Gerechtigkeit“ bedeutet und dass sie tatsächlich ein Teil des rechtlichen Universums sind. Du stellst meine Hegemonie in Frage, meine Macht und meine Herrschaft? Du musst ein Antisemit sein!
Macht ist für viele attraktiv, das ist eine Binsenweisheit. Najem Wali zum Beispiel, ein irakisch-deutscher Schriftsteller, war ein Niemand, bis er öffentlich den US-Angriffskrieg gegen den Irak verteidigte. Plötzlich wurde er eingeladen und gehätschelt. Er fand einen renommierten Verlag und er lernte dazu. Er veröffentlichte das Buch „Reise in das Herz des Feindes“, in dem er Israel über den grünen Klee lobt und explizit die Besatzung und die allgemeine Unterdrückung ignoriert. Es ist nicht mehr schwierig für ihn, Lesungen und Möglichkeiten zu finden. Gleichzeitig hat es Oded Netivis Thriller „Gott ist schuld“ mit einem kritischen Blick auf Israel schwer, trotz seiner Brillanz.
Der vorliegende Essay wird natürlich auf dieselben Reaktionen stoßen: Entweder ist er nicht wichtig genug und wird ignoriert oder er wird reflexhaft angegriffen. Das ist das Gesetz der Macht und hat nichts zu tun mit Juden oder Zionisten oder sonst jemandem. Man kennt genau dieses Verhalten von Diktatoren und patriarchalischen Familienoberhäupten. Argumente wirken nicht gegen Macht, weil es sich dabei nicht um einen Diskurs handelt.
Wie können Wandel und Gerechtigkeit erreicht werden?
Nach fast siebzig Jahren nicht hinterfragter zionistischer Macht gibt es heute drei größere Innovationen. Die erste ist die erweiterte Öffentlichkeit des Internets. Diese revolutionäre freie und unzensierte Öffentlichkeit gibt es erst seit wenigen Jahren. „Whistle-blowing“ ist damit bedeutend leichter geworden. Gleichzeitig ist es viel schwieriger geworden, Fakten zu verbergen, wenn man YouTube-Videos und ähnliches verwenden kann. Es stimmt schon: Auch die Phosphor-Attacke auf Gaza lief über YouTube und die Titelseiten der Zeitungen und die Leute haben nicht reagiert, doch die Tendenz ist deutlich: Man kann Verbrechen nicht mehr so elegant vertuschen wie im Prä-Internet-Zeitalter. Man bedenke, dass es einer enormen Menge an Energie und Ressourcen bedarf, um die Tatsachen im Nahen Osten so krass zu verfälschen.
Zweitens ist Israel inzwischen an einem Punkt angelangt, wo es sich selbst zerstört und seinen Verbündeten immens schadet. Ähnlich wie die USA – das Rückgrat Israels, das drei Milliarden jährlicher Steuerdollar allein an militärischen Geschenken an Israel gibt, ohne irgendeinen Nutzen davon zu haben – verengt und beschneidet auch Israel fundamentale demokratische Rechte wie Meinungsfreiheit oder eine freie Presse. Religiöse Eiferer geben ihren Teil dazu, indem sie das Recht in Frage stellen und versuchen, stattdessen „heilige“ Gesetze einzuführen. Deshalb unterstützt jeder, der die Gefahr israelischer Gewalt ignoriert, wissentlich oder nicht die Zerstörung des Staates Israel.
Drittens hat sich der gewaltlose Widerstand in den letzten Jahren vervielfacht. In vielen palästinensischen Dörfern und Städten haben sich Volkskomitees gebildet, die von politischen Parteien unabhängig sind. Einzelne sind hervorgetreten, die kreative Formen gewaltlosen politischen Handelns hervorbringen, z.B. Ismail Khatib, der Organe seines Sohnes, der von Israelis getötet wurde, an Israelis spendete („Das Herz von Jenin“). Es gibt palästinensische Künstler – Musiker, Maler, Schriftsteller etc. -, die sich gewaltlosen Aktionen verschrieben haben, und es gibt eine wachsende internationale Unterstützung auf Graswurzel-Ebene mit Veranstaltungen und Maßnahmen wie Flotillen, um die Blockade Gazas zu überwinden, „Flytillen“, also gewaltlose Fly-Ins mit Flugzeugen in das Land, den globalen Marsch nach Jerusalem, die Willkommen-in-Palästina-Kampagne und viele andere Aktionen.
Jimmy Carter, Bischof Tutu, Helmut Schmidt, Günter Grass ... unter den Prominenten finden sich derzeit zumeist nur ältere Staatsmänner, die Israel auf fundamentale und also angemessene Weise kritisieren. Sie werden bald sterben und haben nicht viel zu befürchten. Doch es ist bestimmt anzunehmen, dass eine Mehrheit der Menschen versteht, dass Israel das Hauptproblem ist, wenn es um Frieden im Nahen Osten geht. Israel greift ständig an, indem es Land stiehlt, es ist gegründet auf rassistische Vorstellungen, es hat keinen Friedensplan (die Araber haben einen Friedensplan) und es definiert nicht einmal seine Grenzen. Es weigert sich, UNO-Resolutionen einzuhalten. Doch die Mehrheit bleibt stumm, man fürchtet persönliche und berufliche Nachteile. Aber die freie Öffentlichkeit, der Prozess der Selbstzerstörung in Israel und die wachsende internationale Unterstützung werden letztlich zu einem Paradigmenwechsel führen, weil dies notwendiger denn je ist.
Es liegt an jedem Einzelnen, dieses Problem anzugehen. Es reicht nicht aus, wütend zu sein. Manche reisen aus Solidarität ins Land und arbeiten mit und für die Unterdrückten dort. Andere spenden Geld. Einige boykottieren und sanktionieren die Unterdrückung und ziehen Gelder ab, andere investieren in Palästina und führen in und für Palästina Projekte durch. Manche schreiben aufklärende Artikel und andere fördern Journalisten, Politiker und Künstler, die sich trauen, die Dinge beim Namen zu nennen.
Zurzeit kann man den Eindruck gewinnen, dass blinde und totale Solidarität mit dem aggressiven zionistischen Regime die Haltung der 99 % ist, weil Kritiker in der Öffentlichkeit nicht toleriert werden. Doch ist das weit von der Wahrheit entfernt. Die Mehrheit der Menschen auf der Welt und sogar im Westen ist Israel-kritisch – natürlich! Sie können sehen, dass der Kaiser keine Kleider trägt. Sie können hören, was Netanyahu und Lieberman und Barak, Livni, Peres und all diese Leute tatsächlich sagen. Daher ist es von größter Wichtigkeit, Kritiker in die Öffentlichkeit zu
bringen, sie dort zu halten und sie zu unterstützen. Offen, wenn möglich, oder verdeckt, wenn nötig. Ohne öffentliche Persönlichkeiten kann es keinen Paradigmenwechsel geben. Deshalb ist der Druck auf sie so hoch – die Mächtigen versuchen mit allen Mitteln, den Status Quo zu erhalten. Wie also steht es mit Ihnen?
Die deutsche Version wurde am 02.05.2012 in der Neuen Rheinischen Zeitung veröffentlicht, www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17722, zusammen mit einer Galerie der „Before their Diaspora“-Kollektion. Die englische Version wurde mehrfach im Internet wiederveröffentlicht. |
Power versus Truth: The Case of Palestine Revisited
Anis Hamadeh, April 14, 2012
A clearer conflict constellation can hardly be imagined: there are two societies, let's call them X and Y. Society X has a huge and very active army and far over 3 billion dollars of new weapons and military devices each year. Society Y has no army and hardly any weapons. X raids areas of Y, demolishes hundreds of homes of Y and keeps thousands of individuals of Y imprisoned, while there are no X prisoners in Y prisons, no raids by Y and no house demolitions. X occupies Y's territory and increases its own territory at Y's expense on a daily basis, while Y does not occupy any land of X. X takes water and other resources from Y, while Y does not take resources from X. X poses heavy sanctions on Y and violates basic human rights like freedom of movement and the right of self-determination, while Y has no way of posing sanctions. The (non-governmental) terrorists of X are not persecuted, the terrorists of Y are. X conducts "targeted killings", Y does not even have a legitimate government that could decide on such a measure. Y had free elections, but X did not recognize the results and, together with ally countries, imposed a collaborator government on Y.If this government used targeted killings their members would themselves be killed immediately. X does not observe international law and does so with impunity, Y gets punished collectively even when it exercises democratic rights like elections and resistance in view of X's aggression. When you now consider that there are about two members of Y killed by X officials every day on average plus the fact that Y constitutes the largest group of refugees in the world due to expulsions carried out by X while X does not have a single refugee and, on the contrary, invites people from abroad to live in the country, given such a case, you would agree that the responsibility for the conflict overwhelmingly must be with X and with its allies and supporters.
Well, this is what Israel/Palestine is all about. It is the prime example, even the caricature of oppression and it has been going on for almost seventy years now. There are three questions posing themselves from this scenario: Why does the world let this happen? What are the mechanisms to maintain the status quo? How can justice be achieved?
Why does the World Allow this to Happen?
This question is not as straightforward as it may seem and it goes back to, at least, the year 1948, when expulsions and massacres preceded the formation of the state. The massacre of Deir Yassin, to mention a widely known example, was covered by the world press. Here, about 100 village inhabitants were killed and nobody was called to account. It was a significant precedent. The Israeli view is that at the time there was a "civil war" going on, but in this "civil war" the astonishing amount of 750.000 Palestinians was expelled and their lands and property simply stolen by the militarily well-equipped Zionists. 1948 is the year when big lies began to unfold. Everybody in the world could see what was going on, but people did not react, mainly because the Zionist invaders were equated with the victims of the European genocide of the Jews and thus more than excused. Moreover, hegemonial interests of Europe and the West played a role. They gave Palestine to the Zionists as if they owned it and the local population had to pay the price as a scapegoat.
What are the Mechanisms to Maintain the Status Quo?
But how could this injustice be maintained over so many decades? It all started with myths. "A land without a people for a people without a land" is such a myth. "Making the desert bloom" is another one, and "the Jewish David against an Arab Goliath" yet another. Myths covered the 1967 expansion of Israel and the Oslo negotiations. "There is no partner for peace" is a myth. "The only democracy in the region" is but a myth, as are "the most moral army in the world" and "the safe haven of Israel". Arab anti-Semitism is a myth, an especially mean one, as it distracts from the perpetrators of the genocide. Evil Islam is another myth.
"Evil Islam" is actually more than a myth, it is one of a set of ideological stereotypes ascribed to groups and peoples. The Arabs are aggressive, the (Zionist) Jews are always the victims. They are stereotypically conceptualized as defending themselves, no matter what they do. Thus we hardly read about Palestinian resistance, when Palestinians are attacked and defending themselves against Zionist perpetrators, because such a scenario is simply impossible in the prevailing ideology. When our media writes about hatred, then it is by rule always Arabs and Muslims who hate, never Jews – except, of course, "self-hating" Jews, i.e. those who do not support the Israeli policy of oppression.
Codes are another means of maintaining the status quo in which the Zionist Israelis have all the power. "Denying Israel the right to exist" is one of these codes; it appears whenever substantial criticism is expressed. The code "right to exist" actually stands for "right to do whatever they want, including attacking, killing and stealing". "Both sides" is a code to hush up the overwhelming military power of Israel that owns more than 99,9 % of the weapons in the country. "Historical responsibility" is a code for western countries to support Israeli violence by conjuring up the genocide. Our media language is full of these codes and ideological markers.
Another mechanism to maintain the status quo is the permanent reference to "the enemy". Today, Hamas and Iran are the favorite enemies of Israel and whenever somebody fights for equal rights or for Palestinian freedom we hear the "argument" that this means supporting the evil enemy. It is a trick as cheap as the stereotypization of victims and perpetrators. Take Iran: Israel has nuclear weapons, Iran has none. Israel has not ratified the nuclear non-proliferation treaty, Iran has. Israel openly declares that it considers waging a war against Iran because of Iran's nuclear threat. Peres in 2006 explicitly said Israel can "wipe Iran off the map", something Iran never said (Ahmadinejad called for a regime change in Israel). Every village idiot can see who is threatening whom here, but media and politicians in many countries mysteriously cannot. Neither do they insist on a nuclear-free Middle East, a reasonable and just proposition. No, they side with Israel, even though the recent Iraq experience started very similarly and it turned out that it was an aggressive US war based on a big lie. We witnessed the same warmongering from Israel's side in and before the war on Iraq. The powerful US and its major ally Israel see an enemy and build up an in-group-feeling and an identity by "defending themselves" against this enemy. Our media and politicians hardly ever doubt this "defense", although it is the oldest chestnut in political history. Even Adolf Hitler launched World War II by saying that Germany will now "shoot back". But did we learn to question this "defense" of the powerful? Obviously not in the least.
There are other mechanisms like "highlighting and hiding" facts or omitting to speak about legal aspects and instead sticking to group aspects. In this way, "illegal occupation" can become "disputed territories" and human rights defenders are reduced to "pro-Palestinian activists".
Furthermore, we have something that can be called "mirror criticism". Here, people ascribe Israeli deeds to Palestinians. For example, there is a discussion about Palestinian textbooks, because Israeli textbooks have a clear racist basis. There is a discussion about Palestinian smuggling of arms, because Israel has almost all of the arms. The debate about Palestinian violence is vivid, because Israeli violence is as ubiquitous as it is taboo. We find criticism of Palestinian victim behavior, because Israel displays victim behavior. Muslim religious influence is a big topic, because Jewish and Christian influences from the West are an integral part of the aggression. Israel critics are accused of mixing up the concepts "Israeli" and "Jew", because Zionists and their defenders do so (see below). "Anti-Semitic reflexes" are detected in reflex, etc. Psychologically, mirror criticism is a compensation: the powerful see and feel the bad, but they can only talk about it when the enemy is responsible for it, because self-criticism is distinctly missing in the powerful who stand beyond criticism and who are never taken to responsibility.
"False flag operations" and other political and military deceits are also part of the system (including defamations, lies etc.). They cannot be a big topic in the context of this essay, as they need long analyses. An example must suffice here. Concerning the Achille Lauro killing there is a clear statement by Ari Ben-Menashe, security counselor for Israeli Prime Minister Yitzhak Shamir, who claims in his book "Profits of War" (Sheridan Square Press, 1992, p. 122) that Rafi Eitan, head of the anti-terror department of the Israeli secret service, planned and conducted the brutal terror attack via an agent in a Palestinian terror organization. Why did Ben-Menashe write this? And why did the mainstream not ask further questions?
Critics are Labeled Anti-Semites
The most powerful of all mechanisms, though, is the reproach of anti-Semitism. Again, it is a trick. You say you criticize what Israel does? Oh no, what you really refer to is your attitude toward Jews. Occupation? No, you just hate Jews. The categories "Jew" and "Israeli" are melting into one here, and the same is true for the equation of Zionists and Jews in the labeling of anti-Zionism as being anti-Semitic. The boycott of illegal settlements thus becomes: "Don't buy from the Jew", and so on. There is absolutely no logic in that, but the public buys it, anyway – at the expense of the Palestinians and other nations. The legitimate rights of the Palestinians are denied mainly via the reproach of anti-Semitism.
A revealing recent example is the Günter Grass debate about his famous poem "What has to be said". The widely known German literary critic Hellmuth Karasek misquoted Grass in the newspaper Berliner Morgenpost by alleging Grass wrote "the Jews" endanger world peace. But Grass clearly wrote "Israel". The newspaper made it "the Jews", because this is what they wanted it to be. For one thing, they can belatedly fight the long gone Nazis in this way, and for another they can thus participate in the current power structure.
On a secondary level, criticism of Israel is labeled "anti-Semitic clichés". For example: when Israel arrogates to commit crimes in the name of all Jews it is predictable that this behavior will indeed fuel anti-Jewish sentiments. But try to speak about it. Some nerd will explain that it is an old anti-Semitic cliché that the Jews are responsible for their victimhood themselves – and the discussion is over. Israel actually relies heavily on anti-Semitism, for without it its whole legitimacy would vanish, according to the Zionists own measures and arguments. So they will rather fan it than fight it. Israel needs anti-Semitism for its power position.
The Arrogance of Power
Of course Israel criticism is allowed, say our media and politicians. And not only that: Israel is, in fact, constantly criticized. But when Israel actually is criticized – think of Grass – you see what really happens. And what did Grass say? He hardly even mentioned the Palestinians, for example, and only scratched the surface. Of course Israel criticism is allowed, as long as it does not provoke and irritate the arrogance of power. As long as it is not substantial and remains vague, full of constrictions, and without effect.
But fundamental and well-grounded criticism will always and principally be regarded as unbalanced, pro-enemy, anti-Semitic, insulting, flat, etc. by the powerful and their apologists. They will hysterically do every twist and turn to avert criticism and maintain the oppressive status quo. "Why pick on Israel and not on many other countries?", they will ask to change the subject. "Why don't you criticize the Palestinians as well?", they ask for the same reason. And what about "applause from the wrong side"?, they ask, as if this mattered.
All in all, we find the typical mechanisms of power here and this is the floor of the whole story. Whenever somebody challenges Zionist power there are two possibilities: either it is ignored in line with our repressive tolerance. Or, if ignorance is not enough, there comes a hysterical and knee-jerk response from the Zionists and their lobby. A reflex. Maybe the Zionists do not even notice that all they defend is their status of power, because they never ever had to pay for their crimes. So they just don't know what the concept of justice means and that they are part of the legal universe after all. You question my hegemony, my power and my rule? You must be an anti-Semite!
Power is attractive to many, this is a truism. Najem Wali, for example, an Iraqi-German writer, was a nobody until he publically defended the US war of aggression on Iraq. Suddenly, he was invited and pampered. He found a renowned publishing house and he learned. He published a book "Journey into the Heart of the Enemy" (in German) in which he lauds Israel massively, explicitly ignoring the occupation and general oppression. It is no longer difficult for him to find readings and opportunities. At the same time, Oded Netivi's thriller "It is God's fault" (in German) with a critical view on Israel has a very hard time, despite its brilliance.
The essay at hand will, of course, face the same reactions: either it is not important enough and can be ignored, or it will be attacked in reflex. It is the rule of power and has nothing to do with Jews or Zionists or what have you. We know this very behavior from dictators and patriarchic family leaders. Arguments do not work against power, because it is not a discourse after all.
How can Change and Justice be Achieved?
There are three major innovations after almost seventy years of Zionist unquestioned power. The first one is the augmented public of the internet. This revolutionary free and uncensored public has been established for just a couple of years. Whistle-blowing became much easier and it is much harder to conceal facts, when you have YouTube videos and the like. Of course, even the phosphorus attack on Gaza went over YouTube and newspaper front pages and people did not react, but the tendency is clear: you cannot hush up crimes as elegantly as you could in the pre-internet age. Consider that it takes a hugh amount of energy and resources to distort the Middle Eastern facts so blatantly.
Point two is that Israel now is at a stage where it destroys itself and damages its allies immensely. Similar to the USA – the Israeli backbone that gives 3 billion annual tax dollars only for military presents to Israel without any US advantage – Israel has narrowed and cut basic democratic rights like the freedom of opinion or a free press. Religious zealots bring in their bit by questioning the law and trying to introduce "holy" laws instead. So everybody who ignores the danger of Israeli violence will support – willingly or not – the destruction of the State of Israel.
Thirdly, nonviolent resistance has multiplied over the past years. Popular committees have been constituted in many Palestinian villages and cities. They are independent of political parties. Individuals have emerged who foster creative forms of nonviolent political action, e.g. Ismail Khatib who donated organs of his son, who was killed by Israelis, to Israelis ("The Heart of Jenin"). There are Palestinian artists – musicians, painters, writers etc. – who are devoted to nonviolent action and there is a growing international support on the grassroot level with events like flotillas to overcome the Gaza siege, "flytillas" which are nonviolent fly-ins via airplanes into the country, the Global March to Jerusalem, the Welcome to Palestine campaign and many other events.
Jimmy Carter, Bishop Tutu, Helmut Schmidt, Günter Grass ... among celebrities we mostly find elder statesmen to criticize Israel in a fundamental and thus adequate way at the moment. They will soon die and have little to fear. But it can be supposed that a majority of the people understands that Israel is the main problem when it comes to peace in the Middle East. Israel is constantly attacking by stealing land, it is based on racist ideas, it has no peace plan (the Arabs have a peace plan) and it does not even define its borders. It refuses to comply with UN resolutions. The majority is silent, though, in fear of personal and professional disadvantages. But the free public, the process of self-destruction in Israel and the growing international support will eventually lead to a paradigm shift, because it is more necessary than ever.
It is up to the individual to confront this problem. It is not enough to be angry. Some enter the country in solidarity and work with and for the oppressed there. Others donate money. Some boycott, divest and sanction the oppression, and others invest and conduct projects in and for Palestine. Some write educating articles and others promote journalists, politicians and artists who dare to speak up.
Right now one can get the impression that blind and total solidarity with the aggressive Zionist regime is the attitude of the 99 %, because critics are not tolerated in public. Yet this is far from the truth. The majority of people worldwide and even in the West is critical of Israel – of course! They can see that the emperor wears no clothes. They can hear what Netanyahu and Lieberman and Barak, Livni, Peres and all these people are actually saying. Therefore it is of major importance to bring and keep critics in the public and to support them. Openly, if possible, or silently, if necessary. Without public figures there cannot be a paradigm change. This is why the pressure on them is so high – the powerful by all means seek to maintain the status quo. So what about you?
Anis Hamadeh is a freelance German artist and publicist. This essay was re-published several times on the internet. The German version was published on May 2nd, 2012 together with a gallery of the "Before their Diaspora" collection at Neue Rheinische Zeitung www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17722
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