12.07.02 / SZ, "Fischer ruft Assad zur Maessigung auf", und "Der schwierige Dialog mit Diktatoren", Leserbrief von Elisabeth Wöckel aus 91522 Ansbach
Landnahme fuer das davidische Koenigreich
In anderen Kulturräumen und in anderen Traditionen gelten andere Gesetze und sind andere Methoden gefragt als bei uns. Syriens Staatschef sollte eine neue Chance gegeben werden. Diese Chance wird abgewürgt, wenn in der Presse von vornherein von Diktatur gesprochen wird. Das klingt wie "Schurke" und zerschlägt Porzellan.
Mein geschiedener Mann war von 1981- 1986 deutscher Botschafter in Damaskus. Ich habe die fünf Jahre mit ihm zusammen als Ehefrau die Interessen der Bundesrepublik wahrgenommen. Wie Sie in Ihren Archiven nachlesen können, war der bayer. Ministerpräsident F.J.Strauß in dieser Zeit zweimal in Damaskus. Ich bin kein Anhänger der CSU. Objektiver Weise muss ich gestehen, dass Strauss zu den wenigen Politikern gehörte, die nicht in das Horn des jüdischen Zentralrates stiessen. Strauss machte sich nicht zum Vertreter jüdischer Interessen. Seit seinem Tod gibt es keinen Politiker in Deutschland, der objektiv die Probleme des Nahen Ostens beurteilt. Dass der berühmte "Herr Holzer" Strauss begleitete und Kohl diesen Holzer "erbte" ist eine andere Geschichte.
Mit der Unterstützung von Strauss gelang es uns damals, die Entwicklungshilfe für Syrien wieder in Gang zu bringen. Die Süddeutsche organisierte in dieser Zeit viele Leserreisen nach Syrien.
Die neue Eiszeit in den deutsch-syrischen Beziehungen entstand durch den Bombenanschlag auf das Büro der deutsch-arab. Gesellschaft in Berlin und die verwandtschaftl. Beziehungen des Täters zu dem Araber, der seinerzeit einen Anschlag auf eine EL-AL Maschine in London geplant hatte und die Bombe seiner schwangeren "Braut" in die Tasche geschoben hatte. Er selbst war verschwunden.
Aufgrund dieser Dinge mussten wir Syrien verlassen, der Botschafterposten blieb lange vakant, die Beziehungen wurden eingefroren.
Nun zu der Äusserung Assads wegen des jüdischen Holocaust. So abwegig ist der Gedanke nicht. Ich selbst würde nach meinen Erlebnissen im israelischen Krieg im Libanon zu ähnlichen Formulierungen greifen. Ich wüsste gern die Gründe, die Israelis bewegen, ähnliche Grausamkeiten an Arabern zu verüben, die ihre Väter unter den Nazis erlitten. Ich habe Shabra und Shattila gesehen, ich war Zeuge von 3 israelischen Fliegerangriffe im Libanon und ich habe den Krieg Israels in nächster Nachbarschaft miterlebt. Die Botschaft hat sich um die palästinensischen Opfer gekümmert. Palästinensische Kinder wurden in Deutschland spezialbehandelt. Zusammen mit deutschen Frauen habe ich in Damaskus die Organisation deutschsprachiger Frauen gegründet, die sich um Kriegsopfer kümmerte. Noch heute gibt es einen "Basar" in Damaskus, der palästinensischen Flüchtlingen zugute kommt.
Die Angriffe der Israelis auf Libanesen und Palästinenser unter Scharon waren grausam. Grausamer war, dass alle libanesischen Ärzte, die den Verletzten zu Hilfe eilten, von israelischem Militär verhaftet wurden. Niemand durfte die Verletzten bergen. Israel hatte die geächteten Clusterbomben verwendet. Die Verletzten verbluteten oder starben an den Infektionen. Öffentlich wurden Palästinenser und Araber als "Schweine" bezeichnet, als unrein, die man nicht berühren sollte. Diese Meinung hat sich nicht geändert. Die Liste der verbalen Schmähungen könnte fortgesetzt werden.
Die systematische Zerstörung palästinensischer Häuser im Libanon, Shabra und Shatila war vergleichsweise eine grosse Aktion, über die vielen kleinen Aktionen, wo 5 oder 10 Häuser zerstört werden, wie in Gaza oder in der Westbank, spricht niemand. Bei Milosevic sprach man von "ethnischen Säuberungen", bei Israel wird geschwiegen. Das sind ethnische Säuberungen, langsam und schleichend. Das Ziel ist das Gleiche: Dezimierung und Ausrottung der Palästinenser. Die Dimension der Ausrottung ist nicht so gewaltig wie im Holocaust, aber das Ziel ist das Gleiche, es geht um die langsame Dezimierung der Palästinenser. Die Politik Israels ist auf Landnahme angelegt. Ziel dieser Landnahme ist das Reich Israel in den Dimensionen des davidischen Königreichs. So wurde es während des Libanonkrieges täglich von Radio Jerusalem verkündet.
zenith 4/2002, "Absichten statt Einsichen. Das Medieninstitut Memri bietet kostenlos Übersetzungen aus der nahöstlichen Presse an. Kritiker werfen der Organisation vor, anti-arabische Propaganda zu verbreiten" von Christian Meier
http://www.zenithonline.de/hp/start/mainframe.html
Darin: "Zu den Beteiligten an diesem Unterfangen gehört das Middle East Media Research Institute (Memri), das aktuell und kostenlos Übersetzungen aus der israelischen, arabischen und iranischen Presse zur Verfügung stellt - seit 1998 auf Englisch, seit Frühjahr 2002 auch auf Deutsch. Kritiker werfen der Organisation jedoch vor, ein falsches Spiel zu treiben. Hinter Memri, so ihr Vorwurf, verberge sich eine proisraelische Propagandaorganisation. Ziel ihrer Arbeit sei, die arabisch-islamische Welt in ein schlechtes Licht zu rücken; die Übersetzungen seien selektiv und unausgewogen." Und: "Dies alles (...) erhöht nur den Druck auf Memri, durch korrekte Arbeit die Zweifel an seiner Lauterkeit zu zerstreuen. Viele Texte erwecken jedoch den Eindruck, sie seien vor allem dazu ausgewählt worden, die Leser tüchtig zu erschrecken. Memri-Überschriften lauten: ''Palästinensischer Anführer: Anzahl der jüdischen Opfer im Holocaust erreicht möglicherweise 'Nicht einmal eine Million ... ''' oder '''Heil Bush, Amerika über alles' - Libanesisches Blatt gibt Präsident Bush ein Nazi-Salut''. Zwar haben andere Themen ebenso Platz, etwa: ''Ägyptischer Intellektueller fordert einen Wechsel des religiösen Diskurses'' - übrigens legt der deutsche Memri-Ableger auf solche Stimmen mehr Wert als der amerikanische Dienst. Das Bild, das bei den Lesern hängen bleibt, ist dennoch ein anderes: Die islamische Welt ist irrational, antisemitisch und fundamentalistisch. (...) Viele der Journalisten, Politiker und Entscheidungsträger, die den E-Mail-Dienst beziehen - von mehr als 15 000 Abonnenten ist die Rede - verfügen nicht über andere Zugänge zur arabisch-islamischen Welt." Anis: Auch Brian Whitaker vom Guardian hat sich kritisch zu Memri geäußert und auch mir sind schon einige Artikel aufgefallen bei www.memri.de
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