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Pressezeit (4): Henryk M. Broder
Eine Online-Betrachtung von Anis Hamadeh, 2006
Meet the Press (4): Henryk M. Broder
An Online Reflection by Anis Hamadeh, 2006
Inhalt

Kapitel 1: Einleitung – Worin besteht die Schuld? – Analysen – Habibi Blockwart
Kapitel 2: Erhard Arendt – „Nur eine Pause im Krieg gegen Israel“ – Reaktionen – Anis liest sich ein – Rupert Neudeck
Kapitel 3: Faked Interview: Erwin Al-Tuffaahi – Ein ungefähres Ende – Nachtrag

Content

Chapter 1: Intro – What is the Guilt about? – Analyses – Habibi Block Warden
Chapter 2: Erhard Arendt – "Only a Break in the War against Israel" – Reactions – Anis Gets into Reading – Rupert Neudeck
Chapter 3: Faked Interview: Erwin Al-Tuffaahi – An Approximate Ending – P.S.

Kapitel 1

- Einleitung -

(24.06.06) Oft bin ich gefragt worden, ob die Rubrik „Pressezeit/Meet the Press“ eigentlich erfolgreich und die Sache wert sei. Diese Vermischung von ernsthafter journalistischer Arbeit mit satirischen und persönlichen Elementen. Ich gebe zu, dass ich anfangs selbst skeptisch war. Aber die Zeit hat gezeigt, dass es sich hierbei tatsächlich um ein bleibendes Werk handelt, das nicht in Vergessenheit gerät. Einige Journalisten der Kieler Nachrichten zum Beispiel senden mir bis heute Emails, aus denen Freundschaft und Freude spricht. Die ganze Redaktion war hoch zufrieden mit meinem Beitrag und ich bin sogar ein wenig stolz darauf, der Presse in einer schwierigen Zeit ein paar konstruktive Hinweise gegeben haben zu können. Auch die Süddeutsche Zeitung verfolgt seit unserer Begegnung mit Aufmerksamkeit jede Innovation, die es auf Anis Online zu sehen gibt und zeigt sich aufgeschlossen. Pressezeit 3 ist noch nicht einmal abgeschlossen, da ist die Nachfrage nach der nächsten Ausgabe bereits derart massiv, dass ich förmlich gezwungen bin, das Thema vorwegzunehmen und über Henryk M. Broder zu schreiben.

Wenn man „Henryk M. Broder“ bei Google eingibt, erhält man als erstes folgende Informationen: „Henryk M. Broders Homepage – Was gibt's Neues? Die offizielle Homepage von Henryk M. Broder ... Henryk M. Broder: Der ewige Antisemit – Über Sinn und Funktion eines beständigen Gefühls ... www.henryk-broder.de/ – 21k – Im Cache – Ähnliche Seiten Tagebuch – Foto des Tages – Audio – Schmock der Woche Weitere Ergebnisse von www.henryk-broder.de“. Im Grunde genommen ist Herr Broder Journalist und schreibt unter anderem für Seine Majestät den SPIEGEL, aber er ist weit mehr als das.

Herr Broder hat ein interessantes Verhalten gegenüber Kritikern. Das ist keine Kritik, sondern eine Feststellung. Wenn man Leute verklagt, weil sie einem mal den Spiegel zeigen, meine Güte, was sind denn das für Sitten? Wie gesagt, das ist keine Kritik. Ich frage das nur. Da muss es ja nun auch andere Wege geben. Das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand. Als Erhard Arendt vom Palästinaportal (www.arendt-art.de/deutsch/palestina/index.html) seinen Freunden gestern in einer Email über eine Gerichtsverhandlung am 14.11.2006 berichtete, war ich doch erstaunt. Was möchte Herr Broder uns hier mitteilen, dachte ich. Er ist selbst so ein scharfer Kritiker und hat so viele Möglichkeiten, sich auszudrücken. Ich werde Ihnen später einige nette Beispiele geben. Er hat dieses Gerichtszeug nicht nötig. Es muss andere Gründe geben. Also testete ich ihn und schrieb ihm das Folgende:

„Hallo Herr Broder, weiterhin verfolge ich Ihr Verhalten gegenüber Kritikern und bin zu dem Fazit gekommen, dass Sie kein Mensch sind, mit dem man reden kann. Schade. Sobald ich die Zeit dafür finde, werde ich mich wohl mit Ihrem Werk auseinandersetzen müssen. Ich denke, spätestens am 14.11.2006 wird es losgehen. Ich werde dann eine längere Sache über Sie schreiben und in zwei bis drei Sprachen auf meiner Website veröffentlichen. Natürlich werde ich mir Mühe geben, dass es gut wird und die Menschen bewegt. Es wird eine Satire sein. So long, Anis“

Zu meiner Überraschung ehrte er meine Worte, indem er sie auf die Frontseite seiner Homepage setzte, mir in einer schnellen Email bestätigend: „ich kanns kaum abwarten. gehts nicht eher? b.“, voller Sehnsucht, wie eine trockene Rose von Jericho. Oh doch, so zeigte er mir eindrucksvoll, und ob man mit mir reden kann. Da stand ich nun. Hatte meinen Mund mal wieder zu voll genommen und dazu noch eine gute Satire versprochen, als hätte ich in letzter Zeit Grund zur Satire gehabt.

So viel zum Erfolg der Rubrik „Pressezeit/Meet the Press“ und ich bin noch immer überwältigt von all der Aufmerksamkeit und Dankbarkeit und muss mich jetzt wirklich erst einmal hinsetzen.


Chapter 1

- Introduction -

(June 24, 2006) Often I have been asked whether the rubric "Meet the Press/ Pressezeit" is successful, at all, and worth it. This amalgamation of serious journalistic work and satirical and personal elements. I admit that I had been sceptical in the beginning myself. Yet the course of time has shown that it is a remaining piece of work, indeed, one that won't be forgotten. Some of the Kieler Nachrichten journalists, for example, until today send me emails of friendship and joy. The whole editorial board was most content with my contribution and I am even a bit proud to have been instrumental to the press in difficult times by providing some constructive clues. The Sueddeutsche Zeitung, too, is following every innovation, that has appeared on Anis Online since our encounter, with attention, and is on its most open-minded behavior. Meet the Press 4 is not even completed, but the demand for the next edition already is so massive that I am positively compelled to antedate the subject and to write about Henryk M. Broder.

When you search "Henryk M. Broder" in the German google you will get the following result on top: "Henryk M. Broder's Homepage – What's New? The official Homepage of Henryk M. Broder ... Henryk M. Broder: The eternal anti-Semite – About sense and function of an enduring sentiment ... www.henryk-broder.de/ – 21k – In the Cache – Similar Pages Diary – Photo of the Day – Audio – Schmock of the Week More Results of www.henryk-broder.de " Basically, Mr Broder is a journalist and writes for example for His Majesty the SPIEGEL, but he is far more than that.

Herr Broder has an interesting behavior towards his critics. This is not a criticism, but an observation. When you sue people, just because they show you the mirror, my goodness, what kind of manners is that? As I said, this is not a criticism. I am just asking. There must be other ways. Common sense suggests that. When Erhard Arendt from the Palestine Portal (www.arendt-art.de/deutsch/palestina/index.html) wrote an email yesterday where he told his friends about a court hearing on Nov. 14, 2006, I was really astonished. What does Herr Broder want to convey to us here? I thought. He is such a sharp critic himself and has so many means to express himself. I will give you some nice examples later. He actually does not need this court stuff. There must be other reasons. So I tested him and wrote him the following:

"Hallo Herr Broder, I continue to observe your behavior towards critics and came to the conclusion that you are an individual who one cannot talk with. Pity. As soon as I will find the time for it I will have to look into your work. I think, it will start on November 14, 2006, at the lastest. I will then write a longer thing about you and publish it on my website in two or three languages. Of course I will make an effort so that it gets well and moves the people. It will be a satire. So long, Anis"

To my surprise he honored my words by placing them on the front page of his website, affirming to me in a quick email: "I can hardly wait. Can't it be earlier? b.", yearning like a dry Rose of Jericho. Oh yes, so he showed me, one can certainly talk with me. There I was. I had talked big again and, moreover, promised a good satire, as if I had reason for satires recently.

So much for the success of the rubric "Meet the Press/Pressezeit" and I am still overwhelmed by all this attention and gratefulness and really have to sit down now for a rest.


- Worin besteht die Schuld? -

(27.06.06) Zunächst einmal weiß ich wenig über Henryk Broder. Zwar habe ich im Laufe der Jahrzehnte schon mal einen Artikel von ihm gelesen, aber haften geblieben ist davon eigentlich nur die Korrespondenz mit Herrn Blüm damals. Blüm schrieb Broder versehentlich mit „Broders“ an, woraufhin dieser ihn „Blums“ zurücknannte and so ging es eine Weile hin und her („Lieber Herr Brabler“). In dieser Episode fiel auch der schöne Satz: „Gut lesen können Sie schlecht, aber schlecht schreiben können Sie prima.“ Siehe www.henryk-broder.de/html/tb_bluem.html [Link erloschen, 2023]. Dann war da noch ein Email-Austausch kurz nach dem Jahreswechsel, bei dem ich feststellen konnte, dass er bei Erhard völlig andere Assoziationen hat als bei mir. Ansonsten ist mir bekannt, dass der Name Henryk M. Broder bei einigen Networkern spontane Emotionen auslöst.

Nähern wir uns dem Phänomen also unbelastet und systematisch und fangen gerechterweise mit der Selbstdarstellung an. Die Überschrift sämtlicher Seiten seiner Homepage lautet: „…selber schuld, wenn Sie mir schreiben.“ Neben diesem Titel sieht man einen verzweifelnden Mann an einem Schreibtisch sitzen, mit Papieren um sich herum, das Gesicht mit den Händen verdeckt, die Ellbogen auf dem Schreibtisch. Ein Telefonapparat aus der Gründerzeit steht auch noch da, als Blickfang.

Broder spricht also über Schuld. Worin besteht diese Schuld? Wird man schuldig, wenn man ihm schreibt? Es klingt so. Kann aber nicht sein, denn wir haben ja bereits gesehen, dass man mit ihm reden kann. Er freut sich über Post. Das ist schon recht verwirrend. Und erinnert mich an einen anderen Kollegen, Erwin al-Tuffaahi, einen der größten Apfeltheoretiker, der zu Beginn des Internetzeitalters lebte. Der hatte damals eine ganz ähnliche Überschrift für seine Homepage gewählt: „Wenn Sie mir schreiben, haben Sie selbst Schuld“, schrieb er. Er stand unter dem Eindruck, wegen seiner Zugehörigkeit zur Apfelbranche diskriminiert und angegriffen zu werden. Sie erinnern sich vielleicht noch an den Skandal in Südmyr, als in einem Großhandel vergiftete Äpfel gefunden wurden. Die Nerven lagen blank und die Apfelbauern der Region sahen überhaupt nicht ein, warum sie alle unter etwas leiden sollten, was Einzelne verbrochen hatten, wenn überhaupt, vermutlich hatte nämlich die Ananasindustrie etwas damit zu tun und die Apfelbauern waren unschuldig. Kein Wunder also, dass Erwin genervt war. Und doch… Nun, ich komme später noch einmal auf diesen Fall zurück.

Ich stellte meine Gedanken ins Netz, schaltete den Rechner aus und ging zum Fenster. Das würde nicht einfach werden. Es gab viele Ablenkungen und kryptische Zeichen. Um bis zur Substanz vorzudringen, musste man erst einmal diese Irritationen abschütteln. Ich dachte nach.


- What is the Guilt about? -

(June 27, 2006) I don't know much about Henryk Broder in the first place. There will be an article or two of him that I read in the course of the decades, but basically I only remember the correspondence with former minister Norbert Blüm from back then. Blüm by mistake addressed him "Broders", which caused the second one to call the first one "Blums" and it went a while to and fro like that ("Lieber Herr Brabler"). This was also the episode where the following beautiful sentence occurred: "You know badly how to read well, but you do know well how to write badly." Well, it is beautiful in German ("Gut lesen können Sie schlecht, aber schlecht schreiben können Sie prima.") See www.henryk-broder.de/html/tb_bluem.html. Then there was an email exchange shortly after New Years Eve in which I could observe that he has completely different associations with me than he has with Erhard. Besides, it is known to me that the name Henryk M. Broder can activate spontaneous emotions in some networkers.

So let us approach the phenomenon unencumberedly and systematically and for the sake of justice start with the self-description. The heading of every single page of his homepage is: "...your own fault, if you write me" ("...selber schuld, wenn Sie mir schreiben.") The German word "Schuld" means "guilt". Next to the heading we see a man in despair sitting at a desk, with papers all around him, the face covered by the hands, the elbow on the desk. There also is a telephone apparatus from early times, as an eye-catcher.

So Broder talks about guilt. What is this guilt about? Does one become guilty by writing him? It sounds like it. But this is impossible, for we have seen before that he is someone who likes communication. He is happy when he receives mails. Quite confusing, this. And it reminds me of another colleague, Erwin al-Tuffaahi, one of the most relevant apple theoreticians who lived in the beginning of the internet age. Back then, he chose a very similar heading for his homepage: "When you write to me, then it is your own fault", he wrote. He stood under the impression to be offended and discriminated against for his affiliation to the apple industry. You might remember the scandal in Southern Myr, when there were poisoned apples found in a wholesale department. It was a tense atmosphere and the apple growers of the region had no intention to accept that they have to suffer for something that was committed by individuals, if at all, for probably the pineapple industry had a hand in the affair and the apple growers were innoscent. Small wonder that Erwin was enervated. And still... Well, we will come back to this case.

I placed my thoughts on the net, switched off the computer and went to the window. This would not be an easy task. There were many distractions and cryptic signs. In order to advance to the substance it was necessary to shake off those irritations first. I cogitated.


- Analysen -

(28.06.06) Wussten Sie eigentlich, dass es ganz unterschiedliche Arten des Nachdenkens gibt? Als ich nämlich so am Fenster stand und nachdachte, fiel mir das auf. Hauptsächlich gibt es das analytische Nachdenken und das schamanische. Zum ersten gehört zum Beispiel, wenn man darüber nachdenkt, was die Summe von zwei Zahlen ist. Zum zweiten... mmh, lassen Sie es mich anhand eines Radiobeitrags erklären, den ich zufällig kürzlich im Pausenraum gehört habe.

Es ging um Fußball. Bei den Tipps für die WM™ gebe es die, die lange analysieren und die, die aus dem Bauch heraus entscheiden. Letztere – im Klischee sind es Frauen, aber das ist Quatsch – liegen meist genauer. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Ich glaube, Uli Wickert hat es auch bestätigt. Das liegt daran, dass in der schamanischen Schau unglaublich komplexe Vorgänge stattfinden. Sie sind so komplex, dass der Mensch sie noch nicht einmal exakt nachvollziehen kann. Myriaden von Gehirnzellen senden Signale, vernetzen sich, super-kompliziert. Ähnlich wie der Tausendfüßler, der ja bekanntlich nicht weiß, wie er das macht mit dem Laufen. Oder der Autofahrer, der einen Unfall verursacht, sobald er anfängt, über Füße, Brems-, Gas-, und Kupplungspedale nachzudenken. Einmal als Kind habe ich auf dem Fahrrad versucht, mit den Armen über Kreuz am Lenkrad zu fahren. Es hat nicht funktioniert. Ich habe es nie wieder gemacht. (Ich empfehle es auch nicht.)

Nachdenken über Henryk M. Broder. Was zum Beispiel bedeutet das M in seinem Namen? Und warum wird er so unterschätzt? Ich weiß nicht, ob Sie es schon bemerkt haben, aber b., wie er sich bescheiden nennt, ist Mitglied der Achse des Guten. Da ist eine gesellschaftlich engagierte Komponente sichtbar. Er möchte Gutes tun, so wie ich selbst und wir alle. Das ist vermutlich eine dolle Sache, diese Achse des Guten. Da müssen wir unbedingt später mal reinzappen.

Ich bin durchaus der Ansicht, dass wir es hier mit einem Humanisten in Verkleidung zu tun haben. Zugegeben, es ist eine sehr gute Verkleidung. Aber ich bin sicher, dass wir den Punkt finden. Wir müssen einfach ein wenig in die Vergangenheit reisen. Zu den Ursprüngen zurückkehren. Rousseau, Marty & Doc, Australopithecus afarensis, kurze Hose Holzgewehr...

Ein Tag war vergangen. Ich fuhr den Rechner wieder hoch, öffnete Outlook und fragte die Gemeinde nach frühen Zeugnissen aus dem Leben von Henryk M. Broder. Anders kamen wir hier nicht weiter.


- Analyses -

(June 28, 2006) Did you know that there are completely different kinds of cogitation? For when I stood there at the window cogitating I noticed that. Mainly, there is the analytical cogitation and the shaman one. The first is, when you, for example, ponder about the sum of two numbers. The second... hmm, let me explain it on the basis of a radio feature I recently overheard in the coffee break.

It was about soccer. Concerning the bets of the World Championship™ there are those who resort to rational analysis and those who let the feeling in their guts decide. The second ones – in the cliché women, but this is nonsense – mostly are closer to the truth. This is scientifically proven. I think, TV news man Uli Wickert also affirmed it. The reason is that in the shaman "schau" incredibly complex procedures take place. They are so complex that man cannot even exactly comprehend them. Myriads of brain cells send signals, build a network, super-complicated. Similar to the centipede that does not know how he is able to walk with all these legs. Or the car driver who causes a crash as soon as he starts to think about feet, brakes, accelerator and clutch pedals. Once as a child on a bicycle I tried to drive with my arms crossed on the handlebar. It did not work. I never tried it again. (I do not recommend it, either.)

Cogitations about Henryk M. Broder. What, for instance, does the M in his name mean? And why is he so much underestimated? I don't know if you noticed, but b., as he modestly calls himself, is a member of the Axis of Good. By all means, this is a visible socially engaged element. He wants to do good, like myself and all of us. This Axis of Good probably is a jolly good thing. We surely have to zap into it later on.

I am positively of the opinion that we are dealing with a humanist in disguise here. Of course, it is a very good disguise. But I am sure that we will find the point. We will just have to travel into the past a little. Return to the roots. Rousseau, Marty & Doc, Australopithecus afarensis, short pants romance...

One day had passed. I turned on the computer again, opened Outlook and asked the community for early testimonies of the life of Henryk M. Broder. There was no other way, if we wanted to get any further.


- Habibi Blockwart -

(29.06.06) Er hat mich gestern in einer Mail mit Habibi angesprochen. Das bedeutet „Liebling“ auf Arabisch. Auch wies er mich auf die hohen Kosten einer EV hin, das bedeutet „Einstweilige Verfügung“. Die könne ich „kassieren“, wenn ich eines der oben erwähnten Zeugnisse aus dem Leben von Henryk M. Broder öffentlich verwenden würde. Mir ist nämlich etwas zugeschickt worden, das ich ihm zur Prüfung überreichte. Er sagt aber, dass die Geschichte nicht stimme und von einem „Blockwart“ stamme. Naja, ist ja gut, aber einschüchternde Maßnahmen, das geht zu weit, also darf ich sie ins Buch schreiben. Herr Broder macht es selbst so.

Eine einfache Klarstellung reicht doch aus. Dafür hatte ich ihm den Text ja vorgelegt. Immerhin gibt es eine Meinungsfreiheit hier zu Lande und eine Pressefreiheit. Mit „Verstanden, Habibi?“ allerdings erreicht man bei mir eher wenig. Seltsame Entwicklung: Zuerst kann b. es kaum abwarten, jetzt schreibt er mir, ich solle lieber Arrak trinken und Krokodils-Gedichte schreiben. Ist ja nett, dass ihm das Krokodil gefällt, aber einmal Hü und einmal Hott: So geht es ja nun nicht. Das müssen wir jetzt zuende bringen, nützt ja nix. Von wem stammt denn der Satz: „...selber schuld, wenn Sie mir schreiben“? Eben.

Zumindest gibt es ein greifbares und wichtiges Resultat, das uns in der Studie weiterbringt. Stellen wir also fest: Broder möchte mich mögen, nennt mich Habibi. Er denkt, ich trinke Arrak und bin ein Palästinenser, nicht so sehr Deutscher. Der Informant hingegen wird „Blockwart“ genannt. Ein Begriff, der mit der Nazizeit in Verbindung gebracht wird. Sie können sich ein Bild von diesem Blockwart machen, wenn Sie seine Einleitung lesen, die Broder gesehen hat:

„Ich gebe zu bedenken, dass es in der angelsächsischen Presse eine mir sehr gut erscheinende Sitte ist, dem sozusagen 'Beschuldigten' vor Veröffentlichung Gelegenheit zu einer Stellungnahme zu geben und diese gegebenenfalls zu berücksichtigen. Schau, du hörst von mir Dinge, die du zweifellos nicht selbst nachrecherchieren wirst, sondern die du als wahr unterstellst, weil du mir glaubst. Ich kann mich aber geirrt haben oder könnte auch aus irgendeinem Grund bewusst die Unwahrheit sagen. Deshalb finde ich den Brauch, so etwas nicht einfach zu veröffentlichen, ohne es HB zuvor zur Stellungnahme vorzulegen, sehr sinnvoll.“

Auch die verbotene Geschichte ist ohne Polemik und journalistisch geschrieben. Ich sage Ihnen frei heraus, meine Damen und Herren, dass ich diesen Menschen – ein aktiver Journalist – bewundere. Diese Passage hat mich weit mehr beeindruckt als die andere Geschichte, über die ich nicht schreiben darf. Angelsächsische Presse, wow. „Ich kann mich aber geirrt haben“, wie er das sagt! Ich habe es mir ausgedruckt und an die Wand gehängt.

Habibi Blockwart bedeutet, dass Broder die palästinensische Tragödie nicht wünscht. Er sieht das Bekämpfenswerte im Grunde nicht in Palästina. Es ist die Zeit des Nationalsozialismus, um die es ihm geht. Sie ist nicht vorbei für ihn. Und für mich ist sie übrigens auch nicht vorbei. Sie steht da, zerredet und doch wie unberührt. Es sind bis heute Aggressionen vorhanden, die manifestieren, dass wir den Schrecken noch nicht überwunden haben. Was bedeutet das? Können wir ihn überhaupt überwinden? Ich sage ja, wir müssen. Dafür allerdings müssen wir erst einmal verstehen lernen, was an dieser Zeit so schlimm war. Denn ich glaube, dass all die toten Rituale uns davon ablenken. Wir leben in Abstraktionen, in Chiffren. Niemals gäbe es so viel Gewalt in unserer Kultur, wenn wir wirklich verstanden hätten, was damals so schlimm war.

Wir können nicht ewig in Trauer und Wut leben. Es ist Teil unserer Natur, dass wir das Leben bejahen und Freude empfinden und geben möchten. Die Toten möchten nicht, dass die Lebenden unglücklich sind. Und, lieber Herr Broder Habibi, das möchte ich Ihnen mal sagen: Wenn Sie überall Blockwarte und Antisemiten sehen, dann kommen Sie auch nicht weiter. Glauben Sie vielleicht, ich mache das alles hier aus Spaß? Sie schrieben mir ja selbst gestern: „Ich bin gerührt und geschmeichelt, dass ein so bedeutender dichter wie sie so viel zeit darauf verwendet, sich mit mir zu beschäftigen. womit habe ich diese ehre verdient?“ Ja, dann denken Sie mal darüber nach, warum ich das mache. Es ist nicht böser Wille, das haben Sie ja schon gemerkt. Kleiner Tipp: ICH MÖCHTE SIE VERSTEHEN. Und nun machen Sie nicht so ein Gesicht. Habib Albi.


- Habibi Block Warden -

(June 29, 2006) Yesterday in an email he addressed me with Habibi. That means "darling" in Arabich. He also pointed out to me the high costs of an RO, that means "restraining order". This is what I could collect ("kassieren"), if I used one of the above-mentioned testimonies of the life of Henryk M. Broder. I received something in an email and handed it over to him for examination. But he said that the story is wrong and that it came from a "block warden". OK, ok, but intimidating measures, this goes too far, so I may write them into the book. Herr Broder does this himself.

A simple clarification would do. This is why I had submitted the text to him to begin with. Let's not forget that we have a freedom of opinion in this country, and a freedom of press. Yet with sentences like "Got it, Habibi?" one cannot really impress me much. Strange development: in the beginning, b. could hardly wait, and now he writes me I should rather drink arrack and write crocodile poems. It surely is nice that he likes the crocodile, but we cannot change the direction all the time. We have to bring this to end now, that's the way it is. I mean, by whom is the sentence "...your own fault, if you write me"? Exactly.

At least we got a tangible and material result that helps us on in the study. So let's state: Broder wants to like me, calls me Habibi. He thinks I drink Arrack and sees a Palestinian in me, not so much a German. The informant, on the other hand, is called "block warden". A concept that is associated with the Nazi times. You can get a picture of this block warden when you read his introduction which Broder saw:

"I would like you to consider that there is a custom, which I regard to be very good, in the Anglo-Saxon press to give the so to speak 'accused' an opportunity for a response before the publication and to consider this response when appropriate. Look, you are hearing things from me that you will doubtlessly not double-check yourself, but you will presume they are true, because you believe me. But I may be wrong and I could for some reasons consciously say untrue things. Therefore I regard the custom as very wise to not publish something like that without handing it to HB before for a response."

The forbidden story, too, is written without polemics and in a journalistic way. I freely admit to you, Ladies and Gentlemen, that I admire this man, an active journalist. This passage has imressed me far more than the other story that I am forbidden to write about. Anglo-Saxon press, wow. "But I may be wrong", how he says that! I printed it out and sticked it on the wall.

Habibi block warden means that Broder does not want the Palestinian tragedy. He basically does not see the aggression in Palestine. It is the time of National Socialism he is concerned with. It is not over for him. And for me, by the way, it is not over, either. It is standing there, talked into pieces and still as if untouched. Until today we find aggressions which manifest that we have not yet overcome the horror. What does that mean? Can we overcome it, at all? I say yes, we must. But in order to do so we first have to learn what was so terrible about this time. For I think that all those dead rituals distract us. We are living in abstractions, in codes. There would never be so much violence in our culture, if we really understood what was so bad back then.

We cannot forever live in dolor and anger. It is part of our nature to affirm life and to feel and give joy. The dead to not want the living to be blue. And, dear Mister Broder Habibi, let me tell you this: when you see block wardens and anti-Semites everywhere then you won't get much further yourself. Do you think I am doing all this for fun? You wrote me yourself yesterday: "I am moved and flattered that such a distinguished poet like you spends so much time with concerning himself with me. How do I deserve this honor?" Yeah, well then think about why I am doing it. It is not for bad intentions, as you will have noticed by now. Here's a clue: I WANT TO UNDERSTAND YOU. And now don't pull such a face. Habib Albi.


Kapitel 2

- Erhard Arendt -

(30.06.06) Am 26. Februar 2006 schrieb Christian Meier in der Welt am Sonntag in der Rubrik Menschen & Medien unter dem Titel „Henryk M. Broder schlägt zurück“ Folgendes: „'Er betreibt eine Form der literarischen Polemik, die im deutschen Sprachraum einzigartig ist, und setzt damit eine jüdische literarische Tradition aus der Vorkriegszeit fort, die darin besteht, unaufhörlich anzugreifen, zu ironisieren und zu verspotten.' So schreibt der Schriftsteller Leon de Winter in der 'Jüdischen Allgemeinen' über den Publizisten Henryk M. Broder. Nun hat der 'Spiegel'-Autor vor dem Landgericht Berlin einen Dortmunder Frührentner verklagt. Broder publiziert auf seiner privaten Homepage Texte, in denen es um Deutschland, Antisemitismus und Antiamerikanismus, Israel und den Islam geht. Erhard Arendt, der im Internet ein 'Palästina-Portal' betreibt, hatte Broder auf seiner Webseite kritisiert und dazu Zitate aus dessen Feder gestellt. Ebenfalls hatte er von Broder montierte Foto-Collagen (Elfriede Jelinek als Hamster in einem Laufrad) seinerseits umgebaut und mit dem Bild Broders versehen. Broder fühlte sich in seinem Persönlichkeits- und Urheberrecht verletzt und erwirkte eine Einstweilige Verfügung. Nicht immer fühlt sich Broder von der deutschen Jurisprudenz korrekt behandelt: Unlängst hatte er im Zusammenhang mit einem anderen Prozeß gegen seinen ehemaligen Verleger Abraham Melzer ein Frankfurter Gericht als 'die Erben der Firma Freisler' bezeichnet. Roland Freisler war Präsident des Volksgerichthofes.“ www.wams.de/data/2006/02/26/851744.html)

Ich kenne Erhard Arendt recht gut. Wir waren schon zusammen im Westfalenpark in Dortmund und haben einander öfter besucht, als ich noch in Hamm wohnte. Er ist sehr nett. Wenn ich Computerprobleme hatte, konnte er mir oft weiterhelfen. Wir haben nicht nur beide einen Internetberuf, sondern malen auch beide. Als ich zum ersten Mal in Erhards Wohnung war, war ich überwältigt. Er hat eine ganz eigene Welt aus Formen und Farben gefunden in seiner langen Schaffenszeit. Schauen Sie mal seine Lichtobjekte an, für die habe ich ihm gleich einen PR-Text geschrieben, das war leicht. Auch seine Bilder und Zeichnungen, seine Wandreliefs und die anderen Objekte, wow, wirklich. Lange hat er Kunst auch unterrichtet. Wenn es Leute wie Erhard nicht gäbe, wäre das Leben in Deutschland nicht auszuhalten. Dass er etwas mit Antisemiten oder Nazis zu tun habe, weil er sich für Palästina einsetzt, ist nicht nur grober Unfug, sondern ein schwerer Eingriff in sein Persönlichkeitsrecht. Das ist so, als würde jemand Erich Fried einen Nazi nennen, falls Sie den kennen. Es kann ja sein, dass Herr Broder die Seite nicht mag, die Erhard über ihn gemacht hat, aber das ist auch schon alles. Kann die Bildzeitung etwas dagegen tun, dass es die Seite www.bildblog.de gibt? Nein. Kann man zu einer Zeitung gehen und sagen: Schreiben Sie nicht über mich? Nein. Das wäre ja noch schöner. Kritische Kultur ade wäre das. Zurück in die Dreißiger Jahre. In einem Interview, das ich vor zwei Jahren mit ihm führte, erklärte mir Erhard sein Engagement im Internet unter anderem so:

„Ein Beweggrund wurde sicher auch, dass ich in einer Stadt aufwuchs, in der bis zum Ende des 2. Weltkrieges Kriegsgefangene unter sehr menschenunwürdigen Umständen kaserniert waren. Als ein fast dreijähriger Junge stand ich am Fenster unserer Wohnung und sah, dass da eine elendige Masse von Menscheln, bittend und bettelnd, merkwürdig gekleidet, am Fenster vorbeigetrieben wurde. Das trage ich immer noch mit mir herum. Später kam dann über Jahrzehnte hinweg die bewusste Verarbeitung der Verbrechen im Nazireich hinzu. Als Jahrgang 1941 war ich daran nicht beteiligt, ich musste aber lernen zu verstehen, dass eigentlich fast alle um mich herum durch ihr Schweigen, ihr Nicht-Sehen, Nicht-Wissen-Wollen sich mitschuldig gemacht haben an Verbrechen, die begangen wurden. Aus der Wahrnehmung der Lüge: 'WIR HABEN ES NICHT GEWUSST' wurde für mich ein 'NIE WIEDER' und auch ein: 'SCHWEIGEN KANN EIN VERBRECHEN SEIN'.“ (Das ganze Interview und Foto: www.anis-online.de/1/journalismus/interview/chess/erhard.htm)

Natürlich sind Erhard und ich nicht immer einer Meinung, auch politisch nicht. Er kommt aus dem sozialdemokratischen Feld, ich aus dem liberalen. Er war Mitglied der SPD, ich eine kurze Weile in der FDP, bis ich aus dieser Partei wieder ausgetreten bin, weil sie in meinen Augen völlig versagt und mit den eigenen Grundsätzen schon lange nichts mehr zu tun hat. Diese Erfahrung musste ich erst einmal machen. Herr Koppelin zum Beispiel, von dem hätte ich mehr erwartet. Er hält sich immer so dezent im Hintergrund, dass man ihn kaum merkt. Inzwischen bin ich froh darüber. Aber ich schweife ab.

Es ist bedauerlich, dass die politische Kultur in Deutschland es zulässt, dass reiche und einflussreiche Leute so leicht mit Klagen drohen können, um ihnen unbequemen Menschen zu schaden. Noch dazu, wenn es sich um Leute wie Erhard handelt. Auch die Gepflogenheiten von Gruppen wie „Honestly Good Guys“ sind tadelnswert. Da ist zu viel Autoritäres, das Menschenrechtler sich gefallen lassen müssen. Das hat mit demokratischen Werten wenig zu tun. Sollten Sie übrigens zu der Ansicht gelangen, dass Erhard als Mensch, als Journalist und als Künstler zu fördern ist, können Sie ja eines seiner Lichtobjekte zu Weihnachten verschenken. Da haben Sie noch genug Zeit zum Sparen :-)


Chapter 2

- Erhard Arendt -

(June 30, 2006) On February 26, 2006, Christian Meier wrote in the Welt am Sonntag in the column "People & Media" under the title "Henryk M. Broder strikes back" the following: "'He pursues a form of literary polemics that is unique in the German-speaking world and thus he stands in a Jewish literary tradition of the pre-war era that consists of continuous attacks, ironical and ridiculing statements.' This is what the writer Leon de Winter wrote in the 'Jüdische Allgemeine' about the publicist Henryk M. Broder. Now, the 'Spiegel' journalist sued a retiree from Dortmund in the district court of Berlin. On his personal homepage Broder publishes texts dealing with Germany, anti-Semitism and anti-Americanism, Israel and Islam. Erhard Arendt, who runs an internet 'Palestine Portal', had criticized Broder on his website and along with it he used quotations penned by him. Moreover, he took photo collages by Broder (Elfriede Jelinek as a hamster in a running wheel) and modifed them in turn, attaching the picture of Broder instead. Broder felt that his personal rights and his copyrights were violated and he effected a restraining order. Not always does Broder feel that he is properly treated by the German jurisprudence: recently, in the context of another trial against his former publisher Abraham Melzer, he had called a Frankfurt court 'the heirs of the Freisler company'. Roland Freisler was president of the Volksgerichthof." (www.wams.de/data/2006/02/26/851744.html)

I know Erhard Arendt quite well. We have been in the Westfalenpark in Dortmund together and had visited each other when I was living in the nearby city of Hamm. He is very nice. When I had computer problems he often helped me. Not only do we share the internet profession, but both of us also paint. When I was in Erhard's apartment for the first time I was overwhelmed. He has found a whole world of his own, made of forms and colors, during his long time of creative output. Take a look at his light objects. When I first saw them I immediately wrote him a PR text, that was easy. And then there are his pictures and drawings, his wall reliefs and all the other objects, wow, really. For a long time he had also been teaching art. If there were no people like Erhard life in Germany would not be bearable. To suggest that he has something to do with Nazis or anti-Semites – on the basis of his care for Palestine – is not only rude nonsense, but a severe interference into his personal rights. It is, as if somebody calls Erich Fried a Nazi, if you know this man. It certainly may be that Herr Broder does not like the page about him that Erhard created, but this is about it. Can the tabloid Bildzeitung do anything against the existence of the page www.bildblog.de? No. Can I go to a newspaper and say: do not write about me? No. And thank God for that. Bye bye critical culture, this would be. Back to the thirtees. In an interview, which I made with him two years ago, Erhard explains his internet engagement, among other things, like this:

"One of the motivations surely is the fact that I grew up in a city in which until the end of World War 2 prisoners of war had been confined to barracks under very disgraceful circumstances. An almost three-year-old boy, I stood at the window of our flat and saw a miserable mass of human beings, pleaing and begging, strangely dressed, being pushed along in front of the window where I stood. I still bear this inside of me until today. Later, the conscious digestion of the crimes in the nazi empire became another factor for decades. Born in 1941, I have not participated in these things, yet I had to learn to understand that, in fact, almost everybody around me had made themselves guilty by their silence, their not-seeing, not-wanting-to-know, co-guilty of crimes that had been committed. Out of the perception of the lie: 'WE DID NOT KNOW', I developed the consequence of a 'NEVER AGAIN', and also a: 'TO BE SILENT CAN BE A CRIME'." (The whole interview and photo: www.anis-online.de/journalismus/interview/chess/erhard.htm

Of course, Erhard and I are not always of the same opinion. Also in politics. He comes from the social democratic field, I from the liberal one. He was a member of the SPD, I was for a short time in the FDP, until I resigned from this party, because in my eyes it has completely failed and for a long time has nothing to do with the own principles anymore. I had to make this experience to understand that. Herr Koppelin, for example, I expected more from him. He always keeps himself so discreet in the background that one hardly notices him. In the meantime I am glad about that. But I digress.

It is regrettable that the political culture in Germany allows rich and influential people to threaten with lawsuits so easily in order to harm people about whom they feel uncomfortable. Even more so when the talk is about people like Erhard. The conventions of groups like "Honestly Good Guys" are reprehensible, too. There is too much of authoritarian behavior that human rights advocates have to take. This has little to do with democratic values. By the way, should you end in the opinion that Erhard is to be encouraged as a human being, as a journalist and as an artist, you can think about giving away one of his light objects as a Christmas present. Then you still have enough time to spare the money :-)


- „Nur eine Pause im Krieg gegen Israel“ -

(02.07.06) Kürzlich ist es b. gelungen, einen Artikel auf SPIEGEL Online zu veröffentlichen. Glückwunsch! Wie schrieb doch Rüdiger Göbel gestern in der jungen Welt: „Mit der Zerstörung des größten Elektrizitätswerks im Gazastreifen zu Invasionsbeginn am Mittwoch traf die israelische Armee den Lebensnerv der Bevölkerung. 'Ohne Strom fallen Wasserpumpen aus, der Sprit für Generatoren wird knapp, Kliniken haben nicht genügend Medikamente', faßte Spiegel online, der Sympathie für die Palästinenser unverdächtig, die Situation am dritten Kriegstag zusammen.“ (Artikel: „Berlin billigt Israels Angriffskrieg“) Der Sympathie unverdächtig. Schön ausgedrückt, oder? Der Kommentar von Henryk M. Broder erschien am 28. Juni 2006, heißt „Nur eine Pause im Krieg gegen Israel“ und ist unter www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,424012,00.html zu finden. Untertitel: „Das Abkommen zwischen Hamas und Fatah schürt wieder einmal die Hoffnung auf Frieden in Nahost. Aber eine Anerkennung Israels haben die Palästinenser ernsthaft nicht im Sinn. Dem Judenstaat bleibt nichts anderes, als Härte zu zeigen.“

Erinnert Sie das an etwas? Ich meine, Sie kennen b. ja nun schon ein bisschen, was halten Sie von dem Satz: „Dem Judenstaat bleibt nichts anderes, als Härte zu zeigen“? Und diese grotesk übertriebene Einforderung von „Anerkennung“? Projiziert b. hier vielleicht seine persönlichen Gefühle und Umstände auf die Weltpolitik? Könnte sein. Immerhin bedarf Israel keinerlei Anerkennung mehr, der Staat existiert und kann sich sogar Dinge erlauben, die sonst kein anderer Staat darf, wie etwa das Töten von Menschen auf offener Straße. Was soll also dieses Anerkennungsdrama andauernd? Wann sind die endlich zufrieden? Und wann wollen sie selbst auch mal jemanden anerkennen, zur Abwechslung? Falls es hier tatsächlich um Israel geht.

Der erste Satz klingt weltfremd: „Wieder einmal sind die Palästinenser dabei, die Israelis Mores zu lehren.“ Ich finde es zwar betrüblich, dass das Niveau dieser Studie so heruntergezogen wird, aber eine Auseinandersetzung mit seiner politischen Meinung gehört logischerweise zum Gesamtbild. „Sie haben den Israelis die Grenzen ihrer Macht vor Augen geführt.“ Von wem redet der? Er schreibt selbst: „Bis jetzt haben die Palästinenser selbstgebaute Kassam-Raketen mit geringer Reichweite aus Gaza nach Israel gefeuert, worauf die Israelis mit 'gezielten Tötungen' reagierten, bei denen allerdings meistens Unschuldige und Unbeteiligte ums Leben kamen.“ Außer, dass nicht „die Palästinenser“ Kassam-Raketen abfeuern, ein aufschlussreicher Lapsus. (Für SPIEGEL Online kein Problem).

Broder ist der Ansicht, dass es „den militanten Palästinensern“ um „Alles oder Nichts“ gehe, „um die Kontrolle“. Die Kontrolle haben seit Jahrzehnten die Israelis und wenn jemand in der Region nicht wusste, was Kontrolle überhaupt bedeutet, dann wusste er es seitdem. Deshalb kann man diese Passage so verstehen, dass hier von Kontroll-Ängsten die Rede ist (wessen auch immer) und eher nicht dahingehend, dass politische Konstellationen analysiert werden. Broder schreibt dann, erneut völlig von einem anderen Stern: „Würden die Palästinenser nur einen Bruchteil der Energien, die sie in interne Kämpfe und 'Widerstandsaktionen' gegen Israel investieren, in den Aufbau ihres Landes stecken, sähe es in der Westbank und in Gaza anders aus.“ Ich glaube, der kennt überhaupt keine Palästinenser. Den Aufbau des Landes. Das schreibt er, während die Armee seines Schützlings Gaza in Schutt und Asche legt. Deshalb meine ich: Wir erfahren hier möglicherweise Details über b.s Innenleben. Hören wir weiter zu.

„Wie immer in solchen Momenten, da der Tunnel am Ende des Lichts immer näher kommt, bekommen es die Mitreisenden mit der Angst zu tun. Die Europäer sind wieder dabei, sich die Situation schönzureden.“ – Da ist von einer Angst vor Frieden die Rede, die auszusprechen ihm etwas peinlich ist, was mit Schüler-Humor gelöst oder auch überspielt wird: Tunnel am Ende des Lichts statt: Licht am Ende des Tunnels.

„Auch nach fast 40 Jahren Besatzung sind die Palästinenser noch nicht in der Wirklichkeit angekommen und träumen weiter von einer Rückkehr zum Status quo ante.“ – Es wird also eine Anerkennung der Besatzung gefordert, jetzt verstehe ich es schon besser. Ich dachte erst, es ginge um das „Existenzrecht“ Israels. Aber hier wird suggeriert, es solle die Strafe oder der Druck oder die Gewalt anerkannt werden, damit sie schließlich aufgehoben werden kann. Klingt wie ein verrückter Gedanke, kann ich nicht anders sagen.

„Die Palästinenser wollen in der Tat eine Zwei-Staaten-Lösung.“ – Also viele, die ich kenne, sind für einen Staat, weil anders die Probleme des Rassismus und der Flüchtlinge nicht gelöst werden können. Israel ist ja kein demokratischer Staat. Er nennt sich so, aber er akzeptiert zum Beispiel die UNO nicht. Die UNO hatte gesagt: Wenn Ihr die Resolutionen befolgt, nehmen wir Euch auf. Israel hat Ja gesagt, ist aufgenommen worden, hat aber die Resolutionen bis heute nicht erfüllt. Deshalb zum Beispiel ist es kein demokratischer Staat. Auch wenn ein Staat Menschen tötet und Besatzungen macht, ein Riesen-Ghetto für Palästinenser baut, hat es seine demokratische Legitimität verloren. Zu einem Staat gehören auch definierte Grenzen. In einer Demokratie gibt es keine rassistischen Gesetze. Zum dem Thema habe ich viel Material, aber hier geht es um den Kommentar von Broder, der hier möglicherweise unbewusst über seinen Seelenzustand schreibt.

„Israel kann gar nicht anders, als Härte zu demonstrieren, weil ihm jedes Nachgeben, jeder Rückzug als Schwäche angerechnet wird. Zudem ist das Wort 'Kompromiss' in der arabischen Welt ein Fremdwort. Man setzt sich entweder durch oder geht heldenhaft unter.“ – Gähn.

„Deswegen ist ein 'Waffenstillstand' das Äußerste, wozu die Hamas gegenüber Israel bereit ist, was die Europäer bereits als den ersten Schritt zur Anerkennung missverstehen wollen. Es ist nur eine taktische Verschnaufpause im Krieg gegen Israel.“ – Den Waffenstillstand hat Israel leider gebrochen. Das war eine echte Chance. Hat da jemand Angst vor Frieden? Den „Krieg“, von dem Broder spricht, führen die Israelis. Deshalb haben sie ja keine definierten Grenzen, weil sie sich die gerade noch „heldenhaft erkämpfen“. Denken Sie mal jetzt in der WM™-Euphorie an die Euphorie von 1967 zurück, als Israel die Westbank, Jerusalem und Gaza besetzt hat. So viel zum Thema „Der Krieg gegen Israel“.

„Die Nachrichten von der neuen Konfrontation an der Grenze von Gaza nach Israel haben die Berichte von der 'humanitären Katastrophe', die in Gaza droht, weitgehend verdrängt. Dabei wäre es doch wichtig zu erfahren, woher eine Regierung, die die eigene Bevölkerung nicht versorgen kann, die Mittel nimmt, um eine neue 3000-Mann-Truppe aufzustellen, sie einzukleiden und zu bewaffnen. Und wer die hyperagilen jungen Männer ausrüstet und bezahlt, die mit Masken im Gesicht und Panzerfäusten über der Schulter durch die Straßen stürmen. Sieht so die 'humanitäre Katastrophe' aus?“ – Es klingt wie die Fixierung auf den Feind unter Ausschluss jeglichen Mitgefühls. Man kann hier schön sehen, wie kalt den Autor die Tragödie der palästinensischen Bevölkerung lässt. Die Ängste, über die er schreibt, sind so zentral, dass alles darum herum in einen Schleier der Abstraktion gehüllt und emotional von sich ferngehalten wird. Die palästinensischen Waffen aufzuzählen ist angesichts der militärischen Supermacht Israel ein Indiz auf Dinge, die zur Welt des Wahnhaften gehören und auf den anscheinend vollständigen Mangel, sich selbst als Agens und Verursacher von Dingen erkennen zu können. Existenz-Angst, kein Zweifel, es bleibt die Frage, ob und inwiefern sie berechtigt ist und wenn sie berechtigt ist, zu welchen Aktionen das führen darf und zu welchen Aktionen es nicht führen darf.

Nun, das war doch ein lohnender Kommentar. Schön. Journalistisch nicht besonders relevant, aber aufschlussreich allemal.


- "Only a Break in the War against Israel" -

(July 2, 2006) Recently, b. was successful in publishing an article on SPIEGEL Online. Congratulations! Like Rüdiger Göbel wrote yesterday in the newspaper "junge Welt": "With the demolition of the biggest power plant in the Gaza Strip in the beginning of the invasion on Wednesday the Israeli army hit the main-spring of the population. 'Without electricity the water pumps cannot work, the gasoline for generators is getting short, hospitals do not have enough medicine', Spiegel online, unsuspicious of sympathy for the Palestinians, summarizes the situation on the third day of the war." (Article: "Berlin approves of Israel's War of Aggression"). Unsuspicious of sympathy. Nicely put, isn't it? The commentary by Henryk M. Broder appeared on June 28, 2006, is called "Only a Break in the War Against Israel" and can be obtained at www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,424012,00.html Subheading: "The treaty between Hamas and Fatah is once more stirring hope for peace in the Middle East. But the Palestinians do not seriously consider acknowledging Israel. There is nothing left to the Jewish State but to show rigor."

Does that remind you of something? I mean, you know b. a little by now, what do you think about the sentence: "There is nothing left to the Jewish State but to show rigor"? And this grotesquely exaggerated demand of "acknowledgment" and recognition? Does b. project his personal feelings and circumstances onto world politics here? Could be. For, as a matter of fact, Israel is not in need of any recognition anymore, the state is existing and even is allowed to do things no other state may do, like the killing of human beings openly on the street. So what is this continuing acknowledgment drama about? When will they ever be satisfied? And when will they intend to acknowledge others themselves, for a change? If this indeed is about Israel.

The first sentence sounds bizarre: "Once again the Palestinians are up to teaching the Israelis manners." Although I regret that the level of this study is sinking like that it appears logical that a discussion of his political opinion is part of the overall picture. "They have shown the Israelis the limits of their power." Who is he talking about? He writes himself: "Until now the Palestinians have fired home-made low-distance Kassam missiles from Gaza to Israel, which has been answered by the Israelis with 'targeted killings' in which, however, mostly innocent and uninvolved individuals lost their lives." Except that not "the Palestinians" are firing Kassam missiles, a revealing lapse. (No problem for SPIEGEL Online).

Broder is of the opinion that "the militant Palestinians" are concerned with "all or nothing" and that they only are after "control". The control has been with the Israelis for decades and if anybody in the region had not known what the meaning of control is, then he knew it ever since. Therefore, this passage can be understood as dealing with control fears (of whoever) and rather not with the analysis of political constellations. Broder continues, again from a different star: "If the Palestinians used only a fractional amount of the energies, that they invest in internal fights and 'acts of resistance', in the development of their country, the Westbank and Gaza would look differently." I think he does not even know any Palestinians, at all. The development of the country. He is writing that while the army of his fosterling is demolishing Gaza. This is why I think that possibly we can learn some details of b.'s inner life here. Let us continue listening.

"Like always in such moments, when the tunnel at the end of the light is approaching and coming closer, the passengers are becoming scared. The Europeans again are occupied with blandishing the situation." – We learn about a certain fear of peace. He is a bit embarrassed to talk about it and solves this or hushes it up with young students' humor: tunnel at the end of the light instead of: light at the end of the tunnel.

"Even after almost 40 years of occupation the Palestinians have not yet arrived in reality and still dream of a return to the status quo ante." – So it is the occupation that is demanded to be acknowledged, now I understand it a bit better. At first I thought that it was about Israel's "right of existence". But it is suggested here that the punishment or the pressure or the violence shall be acknowledged, so that in the end it can be stopped. Sounds like a crazy idea, I must say.

"The Palestinians indeed want a two-states-solution." – Well, many of the ones I know are for one state, because there is no other way to solve the problems of racism and of the refugees. I mean, Israel certainly is not a democratic state. It calls itself so, but it does not, for instance, accept the UN. The UN had said: when you comply with the resolutions we give you the membership. Israel said yes, got the membership, but has not complied with the resolutions until today. This is an example of why it is not a democratic state. Also, when a state kills people and occupies territories, when it builds a huge ghetto for Palestinians, it has lost its democratic legitimacy. A state has defined borders. In a democracy there are no racist laws. I have a lot of material on this subject, but we are here dealing with the commentary of Broder who possibly is presenting an unconscious account of the state of his soul.

"Israel has no other way at all than to demonstrate rigor, because every climb-down, every fallback will be imputed as weakness. Besides, the word 'compromise' is a foreign word in the Arab World. Either one asserts oneself or one will perish heroically." – Yawn.

"Thus a 'ceasefire' is the utmost concession of Hamas toward Israel, something which the European readily want to misconstrue as the first step of a recognition. It is only a tactical breather in the war against Israel." – Unfortunately, Israel broke the ceasefire. That had been a real chance. Might this be due to somebody's fear of peace? The "war", Broder is talking about, is waged by the Israelis. This is why they do not have defined borders, because they are still in the phase of "heroically eking them out". Just let the current WM™ euphoria remind you of the euphoria of 1967, when Israel had occupied the Westbank, Jerusalem and Gaza. So much for the subject "the war against Israel".

"The news about the new confrontation at the border from Gaza to Israel have to a great extend ousted the reports about the 'humanitarian catastrophe' threatening Gaza. Yet it would be important to know, where from a government, which is unable to feed the own population, takes the means to employ a new troop of 3000 men, to dress them and to arm them. And who is accoutering and paying the hyper-agile young men who wear masks in the face and bazookas over the shoulder, storming through the streets. Is this what the 'humanitarian catastrophe' looks like?" – It sounds like the fixation on the enemy to the complete exclusion of any kind of compassion. One can nicely see how cold-hearted the author shows himself in respect to the tragedy of the Palestinian population. The fears, about which he writes, are so central that everything else is covered in a veil of abstraction and is kept emotionally far. To count the Palestinian weapons, in view of the military super-power Israel, is evidence for things that belong to the realm of frenzy and for the apparently total lack of being able to see the own self as an agent and causer of things. Fear of existence, no doubt, it remains the question if and in how far it is justified and if it is justified what the actions are that may follow and what the ones are that may not follow.

Well, that was a rewarding commentary. Fine. Not especially relevant journalistically, but by all means revealing.


- Reaktionen -

(Montag, 03.07.06) In der vergangenen Woche waren 646 Klicks auf der Introseite, 315 auf dem ersten Kapitel und 127 auf dem zweiten Kapitel. Es folgen einige Reaktionen.

Eine Journalistin schreibt zu dem SPIEGEL Online-Artikel: „Mir stößt noch Broders ständige (Selbst-)Markierung 'des Jüdischen' auf – wie in 'Der Judenstaat...'. Damit erreicht er natürlich eine Art Solidaritätsverpflichtung bei vielen Menschen, aber gleichzeitig schadet er der Gesamtsache, weil die Politik dann als 'jüdische' wahrgenommen wird, was langfristig wieder das Bild vom 'soundso-Juden' nährt – er betreibt also Antisemitismus.“

„Hallo, ich bin mir nicht sicher, ob sie überhaupt ein feedback zu ihrem artikel haben möchten. ich habe ihn gerade gelesen und wollte sie an meinen gedanken dazu teilhaben lassen. grundsätzlich: wenn sie eine satire schreiben wollten, dann ist das ganze – bisher – ziemlich in die hose gegangen. ihr artikel ist furchtbar ermüdend für mich gewesen (bitte entschuldigen sie die offenheit). sie schreiben im schönsten plauderton, leider ohne pointe und erkennbaren sinn. was hat sie denn letztendlich so an herrn broder gefesselt? wo liegt eigentlich ihre motivation? diese fragen scheinen sich zu klären, wenn man ihre besprechung von broders spiegelkommentar liest. anders als von ihnen dort geschrieben, kann man hier viel über ihr inneres herauslesen, nicht über das von herrn broder. ihre meinung zum palästinakonflikt, die zwischen den zeilen anklingt ist übrigens ausgesprochen einseitig und womöglich stark von persönlicher sympathie für eine der beiden konfliktparteien geprägt. hier kann ich nur vermuten. die alternativen wären aber, dass sie von der thematik nicht viel verstehen oder aber sehr einseitige informationsquellen genossen haben. zum thematischen aspekt ihrer besprechung mag ich mich nicht ausführlicher äußern – welchen vorteil können sie von meiner sicht des palästinakonfliktes haben? wohl keinen. ich denke aber, dass sie das, was sie da so von sich gegeben haben, noch einmal durchdenken sollten. zumindest ist das satzweise auseinanderpflücken eines kommentars höchst – ja, wie soll man es schreiben, 'billig' ist das beste wort, das mir einfällt. wenn das ihre form von satire ist, haben wir wohl eine unterschiedliche auffassung von der bedeutung dieses wortes. ihre anmerkungen sind hier übrigens sehr aggressiv, ganz anders als im bisherigen teil ihres, in meinen augen viel zu langen, artikels. deshalb meinte ich, wird hier eher etwas über ihr inneres offenbar. tja, soweit erstmal, viele grüße von einem für sie unbekannten sporadischen leser ihrer website.“

Auf der Homepage des Journalisten Daniel Reitzig www.danielreitzig.de findet man folgenden Artikel: „29.06.06, Medien: 'Auch nach fast 40 Jahren Besatzung noch nicht in der Wirklichkeit angekommen'. Er ist ein gern gelesener Autor. Nicht nur, weil er zu seinen Überzeugungen steht. Publizist Henryk Broder glaubt in seinem Kommentar für den SPIEGEL, die Palästinenser würden den Frieden nicht lange halten können. Im Grunde trauerten sie noch immer dem 'Status quo ante' nach. Und würden sich unterdessen an den falschen Fronten versuchen. 'Würden die Palästinenser nur einen Bruchteil der Energien, die sie in interne Kämpfe und 'Widerstandsaktionen' gegen Israel investieren, in den Aufbau ihres Landes stecken, sähe es in der Westbank und in Gaza anders aus', schreibt Broder. Wenige Stunden später gab die Armee Israels bekannt, in Vergeltung für die Entführung eines Soldaten unter anderem das einzige Elektrizitätswerk im Gaza-Streifen bombardiert zu haben. Energie- und Wasserversorgung seien zunächst unterbrochen. Um bei Broder zu bleiben: Einen interessanten Versuch, sich ihm zu nähern, unternimmt der Autor Anis Hamadeh. In seiner 'Pressezeit 4' wirft Hamadeh einen satirisch-kritischen Blick auf den in Berlin lebenden Journalisten. Broder selbst stellt sich und seine Arbeit auf seiner Homepage vor.“

„Ich hoffe, das Schreiben hat Dir so viel Genugtuung bereitet wie mir das Lesen.“

„was mir gerade einfällt ... der vollständige name von broder ist: Henryk Modest Broder, siehe de.wikipedia.org/wiki/Henryk_M._Broder

„Genial und köstlich!“

„Lieber Anis, Du sammelst doch, wenn ich das richtig verstanden habe, auch Erinnerungen an HB's Lehr- und Wanderjahre. Dazu gehört, dass er vor ca. 35 Jahren eine Kolumne im Pardon – wenn ich mich richtig erinnere? – hatte, als deren Markenzeichen er die bekannten 'Klassikerköpfe' führte. Marx, Engels, Lenin und als vierten in der Reihe Henryk Broder. Er muss also mal Selbstironie besessen haben – oder er hat, ausschließen kann man's nicht, diese Sache ganz ernst gemeint. Broder, der schon damals gern mit der Justiz eine Lanze brach, hat in der ersten Hälfte der 70er Jahre u.a. auch mit der Antifa-Kommission unseres Kommunistischen Bundes und mit unserer Monatszeitung Arbeiterkampf zusammengearbeitet. Berührungsängste setzten erst später ein. Und dann kam plötzlich der Moment – war es 1976 nach Entebbe oder schon etwas früher? – wo Broder verkündete, es in Deutschland nicht mehr auszuhalten und ins Land seiner Bestimmung, Israel, überzusiedeln. Lange hat er es da aber nicht ausgehalten. Er hat dort damals seine besten Reportagen zum Thema Israel-Palästinenser geschrieben. Von seiner Psycho-Struktur her ganz natürlich: Er ärgert gern seine Umwelt, provoziert und schwimmt gegen den Strom. So wird er halt in Israel zum Israel-Kritiker.“

„Wenn du es nicht geschrieben hättest, würde man sich wünschen ähnliches zu lesen.“

Ein Journalist: „Ich bewundere Anis für seine Feinfühligkeit und gekonnte Ironie. Ich wünschte, ich hätte davon nur einige wenige Prozent.“

Der Journalist mit der Geschichte, die ich nicht veröffentlichen darf, schreibt: „Dass er so rumkaspert und sogar droht, statt einfach zu sagen: 'Mensch Leute, das ist 30 Jahre her, das ist doch schon alles gar nicht mehr wahr. Habt ihr nie Fehler gemacht?' – Da fehlt anscheinend wirkliches Selbstbewusstsein. Er erinnert mich an ein Kind, das nicht erwischt werden möchte und sich in ein immer wackligeres Gebäude von Lügen verstrickt. Dadurch kriegt diese uralte Geschichte doch überhaupt erst ne gewisse Bedeutung.“

„Hallo Anis, Du willst dich also mit dem Broder befassen – der wird sich drüber freuen. Ich meine, mit dem sollte man sich gar nicht befassen... Er ist es nicht wert, so wie er mit andern umgeht...“

„deine broder texte finde ich sehr gut. du begegnest ihm in einer form, die du und die nicht er bestimmt. man ist neugierig darauf weiterzulesen.“

„Lieber Anis, Für Ihre Auseinandersetzung mit b wünsche ich viel erfolg – und genügend stärke des geistes, b OHNE seine eigenen waffen zu schlagen. Auf seiner homepage besticht mich das schreiben seines freundes abi melzer, bei näherem hinsehen scheint b sich eine persiflage auf sich selbst zu schreiben: www.henryk-broder.de/schmock_der_woche [Link erloschen, 2023] Bitte halten Sie mich gern auf dem laufenden :) Grüße aus Berlin. P.S.: Ihre Serie zu b fasziniert mich weiterhin. Dranbleiben!“


- Reactions -

(Monday, July 3, 2006) In the last week there were 646 clicks on the intro page, 315 on the first chapter and 127 on the second chapter. Here follow some reactions.

A journalist writes about the SPIEGEL Online article: "I am still put off by Broder's perpetual (self-) marking of "the Jewish" – like in 'The Jewish state...'. He will of course earn a certain feeling of solidarity obligation in many people, but at the same time he is damaging the overall issue, for this policy will then be conceived to be 'Jewish', which in the long run in term nourishes the image of the 'soandso Jew' – thus he is practising anti-Semitism."

"Hello, I am not sure if you want a feedback on our article, at all. I just read it and want to share my thoughts with you. Generally: if it was your aim to write a satire, then the whole thing – up to now – rather is a failure. Your article has been terribly tiring for me (please excuse my frankness). You are writing in the most beautiful conversational tone, but regrettably without any point and any recognizable meaning. What was it that attracted you so about Herr Broder, at all? What is your motivation? These questions seem to be clarified when one reads your review of Broder's Spiegel commentary. Differently from what you claim there one can read a lot about your inner self, not the one of Herr Broder. Your opinion about the Palestine conflict, which can be read between the lines, by the way is notedly one-sided and possibly biased by a personal sympathy for one of the two conflicting parties. I can only guess here. The alternatives are that you do not have much knowledge of the subject matter or that you have enjoyed very one-sided sources of information. Concerning the contents of your review I do not want to say more – which advantage could you have from my point-of-view of the Palestine conflict? Rather none. Yet I think that you should reconsider the things that you have articulated. At least, going through a commentary sentence by sentence is most – well, how can I put it, "cheap" is the best word I can come up with. If this is your form of satire then we will have a different conception of the meaning of this word. Your annotations are very aggressive here, by the way, quite in contrast to the rest of your article which is much too long in my view. Therefore I thought that it rather reveals something about your inner life. Well, so much for now, best regards from a sporadic reader of your website who is unknown to you."

On the homepage of the journalist Daniel Reitzig www.danielreitzig.de one can find the following article: "June 29, 2006, Media: 'Even after almost 40 years of occupation not yet arrived in reality'. People like to read this author. Not only, because he clings to his convictions. Journalist Henryk Broder in his SPIEGEL commentary believes the Palestinians will not be able to keep peace for long. Basically, they would still mourn the 'status quo ante'. And would meanwhile approach the wrong frontiers. 'If the Palestinians used only a fractional amount of the energies, that they invest in internal fights and 'acts of resistance', in the development of their country, the Westbank and Gaza would look differently', writes Broder. A couple of hours later the Israeli army announced to have – among other things – bombed the only power plant in the Gaza Strip as a retaliation for the kidnapping of a soldier. The energy and water supply are said to be interrupted for the time being. To come back to Broder: an interesting attempt to approach him is carried out by the author Anis Hamadeh. In his 'Meet the Press 4' Hamadeh takes a satirical-critical look at the journalist who is living in Berlin. Broder himself presents himself and his work on his homepage."

"I hope writing it has been as satisfying for you as reading it has been for me."

"By the way... Broder's complete name is: Henryk Modest Broder, see http://de.wikipedia.org/wiki/Henryk_M._Broder"

"Ingenious and delicious!"

"Dear Anis, you do, if I understood correctly, also collect memories of HB's years of learning and of travel. In this category belongs that about 35 years ago he had a column in the magazine 'Pardon' – if I remember it correctly? – in which he used the known 'heads of the classics' as a hallmark. Marx, Engels, Lenin and as number four in the row Henryk Broder. Thus there must have been a time when he had some self-irony – or, one cannot exclude it, he seriously meant it this way. Broder, who even in these days had his conflicts with the judiciary, in the first half of the seventies cooperated with – among others – the Antifa commission of our Communist Federation and with our monthly Arbeiterkampf. A fear of contact set in only later. And then suddenly came the moment – was it in 1976 after Entebbe or some time earlier? – when Broder announced that he could not stand to live in Germany anymore and that he would emigrate to the land of his destiny, Israel. Yet, he did not make it to stay there for long. There in that time he wrote his best reports on the subject Israel-Palestinians. Quite natural, if you consider the structure of his psyche: he likes to annoy his surroundings, he provokes and swims against the current. In this way, he becomes an Israel critic when in Israel."

"Had you not written it one would wish to read similar things."

A journalist: "I admire Anis for his tactfulness and skilled irony. I wished I had only some per cent of it."

The journalist with the story I am forbidden to publish, writes: "That he is jerking around like that and even threatening people, instead of just saying: 'Hey guys, this was 30 years ago, all this is not even real anymore. Did you never make mistakes?' – Apparantly, there is a lack of real self-awareness. He reminds me of a child that does not want to be caught and that gets more and more trapped in a shaky building of lies. It is through this that this very old story gains a certain meaning."

"Hello Anis, so you want to concern yourself with this Broder – he will be glad about it. I think one should not even deal with him... He is not worth it, the way he treats others...."

"I like your Broder texts very much. You encounter him in a form that you define and not he. One is curious to read on."

"Dear Anis, for your debate with b I wish you much success – and enough power of mind in order to beat b WITHOUT using his own weapons. On his homepage, the letter by his friend Abi Melzer intrigues me. At a closer glance b seems to write a persiflage on himself: www.henryk-broder.de/schmock_der_woche [Link expired, 2023]. Please keep me informed :) Regards from Berlin. P.S.: your series about b is still fascinating me. Keep it up!"


- Anis liest sich ein -

(03.07.06) Unter www.henryk-broder.de/tagebuch/anis.html [Link erloschen, 2023] findet sich in der Rubrik „Das Letzte“ ein Beitrag, aus dem ich hier zitiere. Titel: „Anis liest sich ein“

„Ich weiß, man kann sich seine Verehrer nicht aussuchen. Trotzdem finde ich, ich habe Besseres verdient. Zuerst war da Herr bzw. Frau K. (Name gestrichen, AH), der / die sich in mich verbissen hatte. Dann kam mein alter Freund Abi Melzer, der größte Verleger aller Zeiten, der mich unter dem Pseudonym Helga Melzer belästigte. Anschließend eine Knallcharge namens O.K. (Name gestrichen, AH) aus Potsdam, der sich über alles aufregte, was er von mir auf achgut gelesen hatte. Und nun ist es Anis Hamadeh, der in Mainz weltberühmte Dichter, Maler und Musiker. Weil in Mainz die närrische Saison noch nicht angefangen hat, haut er schon mal allein auf den Putz und schreibt mir eine Mail: Hallo Herr Broder, weiterhin verfolge ich Ihr Verhalten gegenüber Kritikern ... (Text ist bekannt, AH)“.

„Diese Drohung hat mir fast ein Wochenende in Reykjavik vernagelt, aber es kam noch besser. Anis Hamadeh bat mich darum, ihm bei den Recherchen über mich zu helfen: 'Salamaat, und zwar habe ich auf mein heutiges Update ungewöhnlich schnell Antwort bekommen. Ich gedenke den unteren Teil ab QUOTE zu veröffentlichen auf dem Weg. Also demnächst. Es ist mir zwar noch nicht frühgeschichtlich genug, aber ein Anfang. Gibt es vielleicht Schulkameraden von Ihnen, die ich befragen kann, oder Verwandte? Ich hoffe, weiterhin Ihren Erwartungen entsprechen zu können. Gruß, Anis'“

Es folgt der Abdruck der verbotenen Geschichte – an der ich bereits kein Interesse mehr habe – und eine Replik darauf. Dann: „Jetzt warte ich nur noch darauf, dass Hamadeh rausfindet, dass ich ebenfalls Ende der 7oer wegen Beleidigung eines Richters (V.H.S., Name gestrichen, AH) von einem Kölner Gericht zu 3.ooo,- Mark Geldstrafe verurteilt wurde. Falls er über diesen Fall etwas im ND findet.“

Er hat wieder gesprochen, wow.


- Anis Gets into Reading -

(July 3, 2006) At www.henryk-broder.de/tagebuch/anis.html [link expired, 2023] in the rubric "Endmost" you can find a contribution from which I quote here. Title: "Anis Gets into Reading".

"I know, one cannot choose his admirers. Still I find I have deserved something better. At first, there was Mr. or Ms. K. (name canceled, AH), who became absorbed in me. Then came my old friend Abi Melzer, the greatest publisher of all times, who harrassed me under the pseudonym Helga Melzer. Subsequently an idiot called O.K. (name canceled, AH) from Potsdam, who made a fuss about everything he read from me on achgut. And now it is Anis Hamadeh, the poet, painter and musician who is world-famous in Mainz. As the carnival season has not et begun in Mainz, he kicks up his heels for a start and writes me an email: Hello Herr Broder, I continue to observe your behavior towards critics... (text known, AH)".

"This menace has almost nailed up my weekend in Reykjavik, but it got even better. Anis Hamadeh asked me to help him with the research about me: "Salamaat, the thing is that I received an unexpectedly quick answer on today's update. I think I will publish the part below, from QUOTE on, on the way. Meaning in the near future. It is not exactly early enough in historic terms, but a beginning. Are there any schoolfellows of yours I could consult, or relatives? I hope to be able to meet your expectations furthermore. Regards, Anis.'"

This is followed by the publication of the forbidden story – that in the meantime has lost its attraction to me – and a response. Then: "Now I only wait that Hamadeh finds out that I was sentenced to a fine of 3.ooo,- Marks for insulting a judge (V.H.S., name canceled, AH) by a court in Cologne, also at the end of the 70s. If he finds anything about the case in the Neues Deutschland."

He spoke again, wow.


- Rupert Neudeck -

(04.07.06) Gestern habe ich Rupert Neudeck kennen gelernt. Er ist ein Menschenrechtler und wurde durch sein „Cap Anamur“-Projekt in Deutschland und im Ausland bekannt. Herr Neudeck hat einen Vortrag an der Uni Mainz gehalten über Palästina und dabei sein neues Buch vorgestellt: „Ich will nicht mehr schweigen. Über Recht und Gerechtigkeit in Palästina. Mit einem Vorwort von Norbert Blüm“. Der Vortrag war bewegend. Draußen standen einige junge Leute und verteilten Flugblätter mit dem Titel: „Das interessierte Gespräch mit AntisemitInnen verhindern! Gegen die Lesung von Rupert Neudeck an der Uni Mainz.“ Nach zwei Seiten Text stehen unten die Parolen: „Antisemitismus verhindern! Deutschland das Existenzrecht entziehen! Solidarität mit Israel!“ Gezeichnet ist es von einem „AK Antifa Mainz“ ViSdP W. Urst. Ich redete mit den Leuten und fragte sie, was das alles bedeuten soll. Ja, wurde mir gesagt, Israel ist der Nachfolger der Holocaust-Opfer und die Hamas will die Juden ins Meer werfen ...

Bei so gut wie jeder Palästina-Veranstaltung gibt es diese Leute. In Kiel war es die Gruppe „Waffen für Israel“1, siehe www.verteidigt-israel.de. Die wollten einen Film verhindern. Sie haben die israelische Botschaft auf Ihrer Frontseite verlinkt und schreiben über ihre Ziele: „Wir solidarisieren uns mit dem Staat Israel, ohne Wenn und Aber. Und deshalb gilt unsere Solidarität auch den IDF (Israel Defence Forces). Ohne seine Armee wäre Israel längst vernichtet worden. Im Sinne dieser Ideen wollen wir im Kleinen wie auch im Großen die Wahrnehmung der Bürger in Deutschland und der Politik verändern.“ Schon vor Jahren habe ich die Kieler Bürger darauf aufmerksam gemacht, aber sie wollten es nicht hören. Auch in Mainz gibt es solche Gruppen also. Sie verwechseln die Opfer des Genozids mit einer Regierung. Dies war übrigens eines der Hauptthemen von Neudeck.

Nach der Veranstaltung saßen wir noch im Biergarten und ich war für ein paar Minuten fast allein mit Herrn Neudeck. Er erinnert stark an Uri Avnery. Sowohl äußerlich, als auch inhaltlich. Ja, meinte er schmunzelnd, er sei in Palästina und Israel schon von Leuten angesprochen worden, ob er Uri sei. „Und da haben Sie gesagt: fast“, fragte ich und wir mussten beide lachen.

Ja, der Broder... Er fing an zu erzählen. Früher habe er mal eine Zeit lang engeren Kontakt zu Broder gehabt. Er habe sehr viel drauf gehabt, gute Sachen gemacht. Er lobte ihn über den grünen Klee. Das wunderte mich. Irgendwann, so meinte Neudeck dann, habe sich Broder verändert. Es habe einen Bruch gegeben.

Ich frage mich, was da genau passiert ist. Mehrere Leute sprechen über diesen Wendepunkt im Leben von b. Ob er selbst uns darüber Auskunft geben möchte? Wir können ihn ja mal fragen, so aufgeschlossen, wie er ist. Oder wird er es wieder als Drohung auffassen? Haben Sie gesehen, wie er schrieb, ich hätte ihn bedroht? Haben Sie auch gesehen, wie er mich in eine Reihe stellt mit Personen, die nichts mit mir zu tun haben? Erst kommt der A, dann der/die B, der C, der D und nun Anis. Was habe ich mit seiner Biografie zu tun? Ich kenne ihn erst seit Neujahr. Und was hat es zu bedeuten, dass er mich wegen eines Textes zu verklagen droht, den er dann selbst vollständig veröffentlicht? Übrigens ohne ihn im Mindesten widerlegen zu können.

Natürlich will ich niemandem Reykjavik vernageln. Wie hätte ich das ahnen sollen? Er forderte mich ja schriftlich auf, die Satire vorzuziehen. Reykjavik ... Fischer gegen Spasski 1972. Kennen Sie das Buch zu dieser Schachweltmeisterschaft? Nicht? Ist sehr zu empfehlen, ein echter Krimi. Und dazu superlustig.

Fußnote:
1: Ein besorgter Leser schrieb dazu am 02.09.06: „Dazu möchte ich folgendes anmerken: In Kiel gab es nie eine Gruppe 'Waffen für Israel'. Sie meinen damit wahrscheinlich die 'Initiative Verteidigt Israel', auf deren veraltete Homepage Sie verweisen. Akutuelle Seite: verteidigtisrael.blogsport.de. Eine Gruppe, deren Name klar aus dem Link hervorgeht, plakativ umzubenennen, das nicht 'ein genialen Einfall', die von Ihnen kritisierte Position 'ein bisschen schärfer zu formulieren', um nicht zu sagen 'umzufälschen'? Es stellt sich die Frage, ob nicht auch die anderen Zusammenhänge, über die Sie schreiben, ähnlich genau darstellen.“ (Anis: Thanx, never mind the grammar) (zurück)


- Rupert Neudeck -

(July 4, 2006) Yesterday I met Rupert Neudeck. He is a human rights advocate and became known in Germany and abroad with his "Cap Anamur" project. Herr Neudeck held a lecture about Palestine at the Uni Mainz and presented his new book: "I don't want to be silent anymore. About Justice and Justness in Palestine. With a Foreword by Norbert Blüm". The lecture was moving. In front of the door there were some young people who distributed flyers with the title: "Prevent the interested conversation with anti-Semites! Against the lecture of Rupert Neudeck at the Uni Mainz." After two pages of text I found these slogans on the bottom: "Avert anti-Semitism! Deprive Germany of its right of existence! Solidarity with Israel!" It is signed by a "Working Group Antifa Mainz". I talked with the people and asked them what all this was about. Yes, I was told, Israel is the successor of the victims of the Holocaust and Hamas wants to drive the Jews into the sea...

You can find these people on about every Palestine event. In Kiel it was the group "Weapons for Israel"1, see www.verteidigt-israel.de. They wanted to prevent a movie. They have linked the Israeli embassy on their frontpage and they write about their aims: "We are in solidarity with the State of Israel without any ifs and buts. And therefore our solidarity also is with the IDF (Israeli Defence Forces). Without its army Israel would be destroyed long ago. In the spirit of these ideas we – in the small and in the big – seek to change the perceptions of the citizens in Germany and of politics." Years ago I had cautioned the citizens of Kiel, but they did not want to listen. So there are such groups in Mainz, too. They are mixing up the victims of the genocide with a government. This, by the way, was one of the main subjects of Neudeck.

After the lecture we sat in the biergarten and for a xouple of minutes I was almost alone with Herr Neudeck. He strongly reminds of Uri Avnery. Both from the external appearance and contentwise. Yes, he said smiling, he had people coming up to him in Palestine and Israel who asked whether he was Uri. "And there you said: almost", I asked and both of us had to laugh.

Oh yes, Broder... He started to recount. In former times he used to have closer contact with Broder for a while. He used to be very good, very talented. He praised Broder's abilities. That astonished me. At one point then, said Neudeck, Broder had changed. There was a breakup.

I ask myself what exactly happened then. Several people talk about this turning-point in the life of b. Maybe he wants to give us some information himself? Maybe we can ask him, as he is so open minded. Or will he take it as a menace again? Did you see how he wrote I had menaced him? Did you also see how he put me into a row with people who have nothing to do with me? First there is A, then B, C, D and now Anis. What have I got to do with his biography? I only know him since New Year's Eve. And what is the meaning of the fact that he threatened to sue me for a text that subsequently he publishes himself in its entirety? Without, by the way, being able to refute it in the least.

Of course I do not want to nail up Reykjavik for anybody. How should I have known? He asked me in written form to begin the satire earlier. Reykjavik... Fischer against Spasski, 1972. Do you know the book about this chess world championship? Not? Strongly to be recommended, a true thriller. And really funny, too.

Footnote:
1: A worried reader wrote me on September 2, 2006: "In this context I want to note the following: in Kiel there has never been a group 'weapons for Israel'. You probably mean the 'Initiative Defend Israel', to the obsolete homepage of which you refer. Current site: verteidigtisrael.blogsport.de. To rename a group, the name of which can clearly be derived from the link, in a striking way, not 'an ingenious idea' to formulate the position, which you criticize 'a little sharper', not to say 'forge'? The question arises whether in other contexts, too, about which you write, pictured in a similarly precise way." (Anis: Thanx, never mind the grammar)


Kapitel 3

- Faked Interview: Erwin Al-Tuffaahi -


Faked Anis: Hallo Erwin.
Erwin al-Tuffaahi: Tach
Faked Anis: Hast du die Brodergeschichte gelesen?
Erwin al-Tuffaahi: Jaja
Faked Anis: Und?
Erwin al-Tuffaahi: Naja
Faked Anis: Naja was?
Erwin al-Tuffaahi: Es weckt alte Erinnerungen.
Faked Anis: Wegen: „Wenn Sie mir schreiben, haben Sie selbst schuld?“
Erwin al-Tuffaahi: Es war eine Phase!
Faked Anis: Natürlich. Hat ja keiner was gesagt.
Erwin al-Tuffaahi: Ich hatte es als Überschrift auf meiner Homepage.
Faked Anis: Hm.
Erwin al-Tuffaahi: Wir hatten alles verloren.
Faked Anis: Was war denn nun eigentlich los damals?
Erwin al-Tuffaahi: Du hast es ja schon gesagt, im ersten Kapitel der Brodersatire.
Faked Anis: Die vergifteten Äpfel im Großhandel.
Erwin al-Tuffaahi: Die ganze Apfelbranche in Südmyr lag danieder.
Faked Anis: Die Leuten aßen Ananas.
Erwin al-Tuffaahi: Man machte UNS verantwortlich, wie idiotisch!
Faked Anis: Wieso idiotisch?
Erwin al-Tuffaahi: Weil niemand sich selbst so schaden würde.
Faked Anis: Klingt plausibel.
Erwin al-Tuffaahi: Nie hätten wir einen Vorteil davon haben können.
Faked Anis: Das stimmt.
Erwin al-Tuffaahi: Aber es gab einflussreiche Gerüchte.
Faked Anis: Die Sache mit dem Skorpion und dem Fluss?
Erwin al-Tuffaahi: So ähnlich.
Faked Anis: Das machte euch wütend.
Erwin al-Tuffaahi: Man nannte uns irrational.
Faked Anis: Wie gings weiter?
Erwin al-Tuffaahi: Die Apfelbauern, die Cidre-Winzer, die Apfelmusleute...
Faked Anis: Ja
Erwin al-Tuffaahi: Die Pflücker und Packer, die Trocken-Obst-Trockner
Faked Anis: Die Apfelchipshersteller
Erwin al-Tuffaahi: Die Saftmacher!
Faked Anis: Die Apfelschalen-an-die-Tiere-Verfütterer
Erwin al-Tuffaahi: Dann die Zulieferer. Und alle ihre Familien...
Faked Anis: Wie war ihr Los?
Erwin al-Tuffaahi: Sie wurden arbeitslos. Niemand aß Äpfel. Niemand!
Faked Anis: Es gab diese Artikel von einigen von euch in den Zeitungen...
Erwin al-Tuffaahi: Einige von uns wurden wütend.
Faked Anis: Ist ja auch verständlich.
Erwin al-Tuffaahi: Naja, einige haben übertrieben.
Faked Anis: Auch verständlich.
Erwin al-Tuffaahi: Naja, sie haben schon ZIEMLICH übertrieben.
Faked Anis: Ach so.
Erwin al-Tuffaahi: Ich merkte das selbst irgendwie.
Faked Anis: Du hattest damals diese Homepage.
Erwin al-Tuffaahi: Und so einen ähnlichen Satz wie Herr Broder.
Faked Anis: Na gut, aber das ist doch ein völlig anderer Zusammenhang.
Erwin al-Tuffaahi: Selbstverständlich. Nur die Gefühle sind ähnlich.
Faked Anis: Wirklich?
Erwin al-Tuffaahi: Außerdem habe ich damit jede Menge Müll angezogen.
Faked Anis: Du meinst das Feedback?
Erwin al-Tuffaahi: Einige schrieben mir: Scheiß auf die ganze Apfelindustrie...
Faked Anis: Wirklich?
Erwin al-Tuffaahi: ...und die Birnenindustrie noch dazu!
Faked Anis: Es hat dich wohl frustriert.
Erwin al-Tuffaahi: Ich fühlte mich damals bestätigt: Alle hassen uns.
Faked Anis: Was denkst du über Broder?
Erwin al-Tuffaahi: Also ich mag ihn.
Faked Anis: Tatsächlich?
Erwin al-Tuffaahi: Außer was er mit den Palästinensern und Leuten wie Erhard macht. Aber das merkt er nicht.
Faked Anis: Hast du gelesen, was Abi Melzer über ihn geschrieben hat?
Erwin al-Tuffaahi: Der sucht nach etwas Neuem.
Faked Anis: Es war vernichtend.
Erwin al-Tuffaahi: Er hat es selbst veröffentlicht, der will Veränderung.
Faked Anis: Der?
Erwin al-Tuffaahi: Klar.
Faked Anis: Ich würde lieber nackt durch die Innenstadt von Bagdad laufen als so etwas über mich zu veröffentlichen.
Erwin al-Tuffaahi: Ja du! Aber er ist anders.
Faked Anis: Das habe ich auch schon gemerkt.
Erwin al-Tuffaahi: Es ist seine Art, sich auszudrücken.
Faked Anis: So wie deutsche Gerichte „die Erben der Firma Freisler“ zu nennen?
Erwin al-Tuffaahi: Ist doch schön. Hat er nicht Recht?
Faked Anis: Wie bitte? Oder einen Richter zu beleidigen.
Erwin al-Tuffaahi: Ist doch lustig. Hat er nicht in einigem Recht?
Faked Anis: Es gibt Dinge, mit denen er schwer daneben liegt.
Erwin al-Tuffaahi: Das habe ich aber nicht gefragt.
Faked Anis: Und wieso magst du den Typ?
Erwin al-Tuffaahi: Weiß auch nicht. Einfach so.
Faked Anis: Ich hätte nicht gedacht, dass dieses faked Interview einen solchen Verlauf nimmt.
Erwin al-Tuffaahi: Tja, selber schuld.
Faked Anis: Wieso das denn jetzt?
Erwin al-Tuffaahi: Wenn du es so schreibst.
Faked Anis: Oh Mann, das kann ich doch so nicht veröffentlichen.
Erwin al-Tuffaahi: Tja.

(05.07.2006, siehe auch „Faked Interview (11): Erwin al-Tuffaahi“: www.anis-online.de/literatur/faked_interviews/11.htm)


Chapter 3

- Faked Interview: Erwin Al-Tuffaahi -


Faked Anis: Hello Erwin.
Erwin al-Tuffaahi: Hi
Faked Anis: Did you read the Broder story?
Erwin al-Tuffaahi: Yeah
Faked Anis: And?
Erwin al-Tuffaahi: Well
Faked Anis: Well what?
Erwin al-Tuffaahi: It stirs up old memories.
Faked Anis: Because of: "When you write to me it is your own fault?"
Erwin al-Tuffaahi: It was a phase!
Faked Anis: Of course. Nobody blamed you.
Erwin al-Tuffaahi: It had been the title of my homepage.
Faked Anis: Hm.
Erwin al-Tuffaahi: We had lost everything.
Faked Anis: What exactly had been the matter back then?
Erwin al-Tuffaahi: Well, you already mentioned it, in the first chapter of the Broder satire.
Faked Anis: The poisoned apples in the wholesale department.
Erwin al-Tuffaahi: The entire apple industry of Southern Myr broke down.
Faked Anis: People ate pineapple.
Erwin al-Tuffaahi: They made US responsible, how idiotic!
Faked Anis: Why idiotic?
Erwin al-Tuffaahi: Because nobody would damage himself like that.
Faked Anis: Sounds plausible.
Erwin al-Tuffaahi: Never could we have had an advantage from it.
Faked Anis: That's true.
Erwin al-Tuffaahi: But there were influential rumors.
Faked Anis: The thing with the scorpion and the river?
Erwin al-Tuffaahi: In a way.
Faked Anis: That made you angry.
Erwin al-Tuffaahi: People called us irrational.
Faked Anis: What happened next?
Erwin al-Tuffaahi: The apple growers, the cider vintagers, the apple puree people...
Faked Anis: Yeah
Erwin al-Tuffaahi: The pluckers and packers, the dried fruits dryers
Faked Anis: The apple chips producers
Erwin al-Tuffaahi: The juice-makers!
Faked Anis: The apple-peels-to-the-animals-feeders
Erwin al-Tuffaahi: Then the depending branches. And all their families...
Faked Anis: What was their fate?
Erwin al-Tuffaahi: The got unemployed. Nobody ate apples. Nobody!
Faked Anis: There had been those articles by some of you in the newspapers...
Erwin al-Tuffaahi: Some of us became angry.
Faked Anis: Which is understandable.
Erwin al-Tuffaahi: Well, some exaggerated.
Faked Anis: Also understandable.
Erwin al-Tuffaahi: Well, they QUITE exaggerated.
Faked Anis: I see.
Erwin al-Tuffaahi: I realized that myself in a way.
Faked Anis: You had this homepage then.
Erwin al-Tuffaahi: And a sentence similar to the one of Mister Broder.
Faked Anis: Well okay, but this is a completely different context.
Erwin al-Tuffaahi: It certainly is. Only the feelings are similar.
Faked Anis: Really?
Erwin al-Tuffaahi: Moreover, I attracted all kinds of garbage.
Faked Anis: You mean the feedback?
Erwin al-Tuffaahi: Some people wrote to me: shit on the whole apple industry...
Faked Anis: Really?
Erwin al-Tuffaahi: ...and the pear industry with it!
Faked Anis: It will have frustrated you.
Erwin al-Tuffaahi: Back then, I felt affirmed: everybody hates us.
Faked Anis: What do you think about Broder?
Erwin al-Tuffaahi: Well, I like him.
Faked Anis: Is that so?
Erwin al-Tuffaahi: Except what he does to the Palestinians and to people like Erhard. But he does not notice that.
Faked Anis: Did you read what Abi Melzer wrote about him?
Erwin al-Tuffaahi: He is looking for something new.
Faked Anis: It was devastating.
Erwin al-Tuffaahi: He published it himself, the guy wants change.
Faked Anis: This man?
Erwin al-Tuffaahi: Of course.
Faked Anis: I would rather run naked through the center of Bagdad than publish something like that about myself.
Erwin al-Tuffaahi: Yeah you! But he is different.
Faked Anis: Yes, I noticed that in the meantime.
Erwin al-Tuffaahi: It is his way to express himself.
Faked Anis: Like calling German courts "the heirs of the Freisler company"?
Erwin al-Tuffaahi: But that's nice. Is he not right?
Faked Anis: I beg your pardon? Or insulting a judge.
Erwin al-Tuffaahi: But that's funny. Is he not right in some things?
Faked Anis: There are things where he is far away from the point.
Erwin al-Tuffaahi: But this was not my question.
Faked Anis: And why do you like this guy?
Erwin al-Tuffaahi: I don't know. Just because.
Faked Anis: I did not think that this faked interview would take such a course.
Erwin al-Tuffaahi: Well, your own fault.
Faked Anis: And why is that?
Erwin al-Tuffaahi: If you write it like that.
Faked Anis: Oh man, how can I publish this?
Erwin al-Tuffaahi: Well...

(July 5, 2006, also see "Faked Interview (11): Erwin al-Tuffaahi": www.anis-online.de/literatur/faked_interview/11.htm


- Ein ungefähres Ende -

(08.07.2006) Wie mag sich jemand fühlen, der Angst vor Frieden hat? Muss er nicht immer wieder den Krieg anheizen, um nicht in die Nähe des Friedens zu geraten?

Kommen wir noch einmal zurück zu Norbert Blüm. Auf der besagten Seite www.henryk-broder.de/html/tb_bluem.html [Link erloschen, 2023], die den humorvollen Briefwechsel zwischen Blüm und Broder aufbahrt, ist auch ein Foto von Herrn Blüm. Was mich daran wundert ist, dass Broder ein unvorteilhaftes Foto gewählt hat. Naja, wenn Herr Blüm schon mitspielt, dann könnte man dem in der Wahl des Fotos Respekt zollen, ohne sich dabei inhaltlich etwas vergeben zu müssen.

Was Broder angeht, so scheint mir, dass alles Wesentliche über ihn bereits gesagt ist. Sicher, man könnte aus dem vorliegenden Material viele Erkenntnisse ziehen und seitenweise beschreiben. Das bekomme ich aber nicht bezahlt. Erwin al-Tuffaahi mag Recht damit haben, dass Broder Veränderung sucht, aber ich bin weniger zuversichtlich, dass er sie findet. Und wenn Broder nicht über die Vergangenheit sprechen will, dann gibt es für mich auf dieser Baustelle außer ein paar Ergänzungen nichts mehr zu tun.

Zu den Ergänzungen gehört ein Gruß an die Arbeitsgemeinschaft Palästina an der Uni Mainz, die den Rupert-Neudeck-Vortrag organisiert hat. Besonders an Eyad, weil ohne seinen Anruf hätte ich es glatt verschwitzt hinzugehen.

Dann hat Erhard Arendt mir erzählt, dass er kleine Katzen-Skulpturen hergestellt hat. Wenn Sie gerade bei den Lichtobjekten wegen des Weihnachtsgeschenks für Tante Klara kucken, halten Sie dabei auch Ausschau nach Katzen. Wir wollen nicht vergessen, was der Anlass dieser Satire war.

Interessant ist die Wikipedia-Seite über Broder. Anders als normale Wikipediaseiten ist diese für Veränderungen gesperrt. Es handelt sich um eine positive Darstellung der Person, eine Art Denkmal. Früher nannte man so etwas Hagiografie, heute heißt es Enzyklopädie.

Dann hatte ich versprochen, einen Blick in die „Achse des Guten“ zu werfen. Gestern schrieb b. einen neuen Eintrag, hier: www.achgut.de/dadgd/view_article.php?aid=2732&ref=0 [Link erloschen, 2023]. Ich irrte allerdings, als ich annahm, dass es sich bei der „Achse des Guten“ um etwas Substanzielles handelt. Es ist derselbe Gedanke wie sonst auch, mit der gleichen provokativen Pose: „Seit dem jüdischen Aufstand gegen die römische Besatzung im Jahre 73, der mit dem Fall von Masada endete, bis zum Aufstand im Warschauer Ghetto 1943, haben sich die Juden 187o Jahre lang brav und widerstandslos umbringen lassen. (...) Da hatten die Juden noch Anstand und Manieren. Doch dann beschlossen sie, aus der Geschichte auszusteigen und als Opfer nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Seitdem schlagen sie zurück, wenn sie angegriffen werden, manchmal auch schon vorher.“ Irgendwie ist es Broder gelungen, mich in diese Gedanken erwähnend einzubinden. Er versucht auf diese Weise zu provozieren und Aufmerksamkeit zu bekommen, um immer so weiter zu machen. Das ist langweilig. Warum sollte ich seine sich ständig wiederholende Nabelschau mitverfolgen? Es gibt wichtigere Aufgaben, die auf mich warten. Die Blumendebatte zum Beispiel, das ist Pressezeit 3. Israel Shamirs Buch ist deutlich lohnender als das Broderdrama.

Ein Bekannter von mir outete sich übrigens in der Zeit der Satire als „kritischer Broder-Fan“. Er polarisiere so schön, war die Begründung. Natürlich, das Befürworten von Gewalt und von doppeltem Standard kann man als polarisierend bezeichnen, wenn man möchte. Dass das allerdings ein Wert ist, wage ich zu bezweifeln. Hitler hat auch polarisiert, das allein kann es also nicht sein. Die Artikel von Henryk M. Broder spiegeln ein ambivalentes Verhältnis zur Gewalt wider und sie sind oft schädlich, weil sie im Zusammenhang mit einer jüdischen Identität Gewalt befürworten und fordern wie in „Der Judenstaat muss Härte zeigen“. Broder hat keine Vision, kein Ziel, er hat nur Waffen und Schmerz.

Sagen Sie mir gern Bescheid, wenn es etwas Neues von Broder gibt, dann schreibe ich noch ein Kapitel dazu. Aber nur, wenn es etwas Neues ist. Ich denke, das steht in der nächsten Zeit nicht zu erwarten.

ENDE
- An Approximate Ending -

(July 8, 2006) How might somebody feel who is afraid of peace? Will he not always have to incite the war in order to not reach the vicinity of peace?

Let's come back to Norbert Blüm one more time. On the mentioned page www.henryk-broder.de/html/tb_bluem.html [link expired, 2023], which lays out the humorous correspondence between Blüm and Broder, there also is a photo of Herr Blüm. What surprises me about it is that Broder chose a unfavorable photo. I mean, as Herr Blüm accepted the game, one could respect that in the choice of the photo without making any concessions regarding the argumentation.

Concerning Broder, it seems to me that the relevant issues about him are covered now. Of course, one could further analyze the material at hand and write pages about it. But I don't get paid for that. Erwin al-Tuffaahi may be right in that Broder is looking for change, I am just not too convinced that he will find change. And if Broder does not want to talk about the past, then there is nothing left for me to do on this site except for some supplements.

First my regards to the Palestine Working Group at the Uni Mainz who organized the Rupert Neudeck lecture. Especially to Eyad, for had he not phoned me that day I would have missed to attend.

Then Erhard Arendt told me that he created small cat sculptures. So when you see the light objects in your search for a Christmas present for your aunt watch out for cats, too. We do not want to forget what the cause of the present satire was.

Interesting is the Wikipedia page about Broder. Differently from normal Wikipedia pages this one is blocked for changes. It consists of a positive account of the person, a kind of monument. In former times such a thing was called hagiography, today it is called encylopedia.

Then I promised to take a look at the "Axis of Good". Yesterday, b. wrote a new entry, here: www.achgut.de/dadgd/view_article.php?aid=2732&ref=0 [link expired, 2023]. I was wrong, though, when I presumed that the "Axis of Good" is about something substantial. It is, in fact, the same idea as everywhere else, with the same provocative pose: "Ever since the Jewish rebellion against the Roman occupation in the year 73, ending with the fall of Masada, until the rebellion of the Warsaw Ghetto in 1943, the Jews have for 187o years obediently and without resistance accepted to be killed. (...) Then, the Jews still had politeness and manners. But then they decided to step out of history and to not be available as victims anymore. Since that time they strike back when they are attacked, sometimes even before the attack." In some way Broder made it to include mentioning me in this context. In this way he tries to provoke and to get attention, so that he can go on and on with it. This is boring. Why should I attend his always repeating navel-gazing? There are more important tasks waiting for me. The Flowers Debate, for example, that is Meet the Press 3. Israel Shamir's book is far more rewarding than the Broder drama.

By the way, an acquaintance outed himself as a "critical Broder fan" in the time of the satire. He polarizes so nicely, was the reason the acquaintance gave. Of course, the acceptance of violence and double standards can be called a polarisation, if one wants it so. I dare doubt, though, that this is a value. Hitler also polarized, so this fact alone does not suffice. The articles of Henryk M. Broder reflect an ambivalent attitude towards violence and they often are damaging as they approve and call for violence in the context of a Jewish identity, like in "The Jewish State must show rigor". Broder has no vision, no aim, he only has weapons and pain.

Do notify me if there is something new about Broder, then I can write another chapter. But only if it is something new. I think this is not to be expected in the near future.

THE END
Nachtrag
Wie sich Henryk M. Broder, „Edelfeder“ des SPIEGEL, dekonspiriert und dabei indirekt den Beweis geführt hat, dass der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad hinter dem Hariri-Attentat stecken könnte
von Georges J. Marat, 26.09.2006

Das international Aufsehen erregende Interview unter dem Titel „Juristischer Kolonialismus - Attentat auf Rafic Hariri: Ziehen diejenigen, die den Abzug betätigt haben, jetzt die Fäden? (Colonialisme judiciaire - Attentat contre Rafic Hariri: Une enquête biaisée?)“, das die italienisch-schweizerische Journalistin Silvia Cattori mit dem Autor Jürgen Cain Külbel für das französische Reseau Voltaire führte, brachte den SPIEGEL-Autor Henryk Modest Broder, schreibender „Anwalt“ der modernen Politik des Staates Israel, der dessen jüngste Kriegsverbrechen im Libanon in der deutschen Medienlandschaft heilig schreiben durfte, so auf die Palme, dass er es sich offenbar nicht verkneifen konnte, eine mediale Schlacht gegen den Interviewten anzuzetteln.

Das neunzehnseitige Dokument, das vergangenen Freitag auf englisch und französisch in den elektronischen Weltäther ging, deutsche, spanische und arabische Variante folgten Tage später, wurde bereits als „historisches Dokument“ ausgelegt, weil es neue Hinweise auf Beteiligung des israelischen Geheimdienstes Mossad an der Tötung des libanesischen Ex-Premiers Rafik Hariri am 14. Februar 2005, auf manipulierte Untersuchungsprozesse innerhalb der vom Berliner Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis und dem Belgier Serge Brammertz geleiteten UN-Kommissionen und neue Erkenntnisse der Zusammenarbeit zwischen Mehlis und internationalen Geheimdiensten in Sachen Bombenanschlag auf die ehemalige Berliner Diskothek „La Belle“ in Berlin-Friedenau im April 1986, bei dem zwei US-Soldaten und eine junge Türkin starben, enthält. Mehlis hatte, auch aufgrund von umstrittenen Telexbotschaften, die aus Libyen stammen sollten und an die Attentäter gerichtet waren, die Regierung Ghaddaffy als Auftraggeber des Attentats „ermittelt“. Külbel liefert neue Gegenargumente.

Der Autor, der im März 2006 das Buch „Mordakte Hariri - Unterdrückte Spuren im Libanon“ publiziert hatte, steht international unter Beschuss, hatte er doch auf ein Netzwerk von amerikanischen Neokonservativen, rechten Israelis, Exillibanesen aufmerksam gemacht, das nach seiner Überzeugung das Mordkomplott ausheckte und in die Tat umsetzte. Das steht im Widerspruch zu den Wünschen der US-Administration, die ihren Lieblingstäter Syrien überführt sehen möchte.

So sah sich der britische Premier Tony Blair nach dem Siegeszug der arabischen Übersetzung des Buches gezwungen, am 8. Juni 2006 auf der monatlichen Pressekonferenz in der Downing Street Number 10, Inhalte und Kernaussagen der Arbeit charmant als „Verschwörungstheorie“ abzutun. Auf die Frage eines Journalisten, was er denn von den Thesen des deutschen Autors „Jorgen Kolbol“ halte, der „CIA und Mossad“ als Drahtzieher des Morder ansieht, was der Autor wiederum nie behauptet hatte, fragte Blair überrascht nach „CIA and Mossad?“, fasste sich jedoch sogleich, um abzuschmettern: „Die üblichen Verschwörungstheorien, die jeder Diskussion nicht weniger hinzufügen als Unfug.“ Der Premier, der sich vehement gegen die Analyse des Autors wehrte, musste allerdings zugeben, das Buch nicht gelesen zu haben. Neokonservative in New York, das United States Committee for a Free Lebanon USCFL, die rechtsgerichtete „Exilregierung des Libanon“ in Jerusalem hatten den Autor zuvor schon in konzertierter Aktion als „deutschen 'Kriminologen' Jergen Jerky Kulbell“ herunter. (Jerk heißt übersetzt Dummkopf, Narr )

Broder, für seine Unartigkeiten und Affekte bekannt, wenn es um die Ehre seiner mentalen Heimat geht, schoss allerdings den Vogel ab. Der ehemalige kommunistische Agitator betitelte ihn auf seiner Webseite sogar als „Soziopathen“. Seine Blogger-Crew, selbstverständlich anonym arbeitend, ließ nach der Broderschen Vorgabe rein gar nichts aus, um Jürgen Cain Külbel privat, beruflich, familiär, sogar sexuell zu diagnostizieren. Die Elaborate, „journalistische“ Schweinereien, die aus berufs-ethischen Gründen nicht zitiert werden, die Broders anonyme Wachhunde unverfroren ins Internet stellten, werden, wie man mir sagte, momentan unter strafrechtlichem Gesichtspunkt begutachtet.

Die Aufgeregtheit Broders, die Wucht der Denunziation, der gewählte Zeitpunkt, die erfolgten Angriffe auf Buch und politische Arbeit sind unzweifelhaft Indiz dafür, dass Jürgen Cain Külbel mit seinen Ermittlungen auf dem richtigen Weg ist und in ein Wespennest gestochen hat. Broder hat das eigene Feld flächendeckend zerbombt, weil er nämlich indirekt entblößte, wer Interesse daran hat, Külbels Recherchen, die ein syrisches Militärgericht am 11. Mai zum Beweismittel erhoben und der UN-Kommission, die den Hariri-Mord untersucht, zukommen ließ, gnadenlos zu bekämpfen.

Offenbar kein Zufall, dass der Name des SPIEGEL-Autors immer wieder im Zusammenhang mit dem Institut Middle East Media Research Institute (MEMRI) - in den USA weitgehend als „Mossad-Front“ bezeichnet - auftaucht; zumindest bietet Broders Webseite Belege dafür. Der Gründer von MEMRI, Yigal Carmon, israelischer Geheimdienstagent, später Terrorismusberater seiner Regierung, hatte die Truppe 1998 mit Meyrav Wurmser, Anhängerin von Ze'ev Jabotinsky, Vater der Idee einer vollständigen Vertreibung der Palästinenser und Vordenker eines ethnisch rein jüdischen Staates Israel, gegründet. Wurmser ist Leiterin der Nahostabteilung des „Hudson Institute“, dessen Führung auch Richard Perle angehört. Perle galt als treibende Kraft hinter der Nahostpolitik der gegenwärtigen US-Regierung. Wurmser gehört auch dem „Middle East Forum“ von Daniel Pipes an, der wiederum mit Carmon befreundet ist, weil sie der Araberhass eint. Wurmsers Mann David wiederum ist Nahost-Berater von Dick Cheney. Verwirrend und inzestiös!

Doch viel brisanter: Carmon war im israelischen Militärgeheimdienst einer der führenden Offiziere der „Unit 504“, auch als „Mini-Mossad“ bekannt. Die Truppe war für die Anwerbung von Informanten in arabischen Staaten zuständig und nach Aussage des Kommandeurs der UN-Truppen im Südlibanon, Timur Göksel, für die Führung der „Südlibanesischen Armee“ zuständig. Die angeworbenen Araber wurden „für den Guerillakampf ausgebildet, für Mord, Infiltration und die Benutzung der modernsten Methoden beim Bau von Autobomben“. Die Einheit wurde im Jahre 2000 reaktiviert und steht in dem Ruf, an den jüngsten Autobombenanschlägen im Libanon beteiligt gewesen zu sein. Der libanesische Militärgeheimdienst hatte im Mai und Juni mehrere dieser „Mossad-Netzwerke“ ausräuchern können.

Die jüngste Aufgabe dieses Carmon, nachweislich ein Befürworter der Folter, scheint zu sein, anhand selektiver Auswahl aus der arabischen Presse die öffentliche und veröffentlichte Meinung der arabischen Welt als antisemitisch darzustellen und ein Bedrohungsszenario für Israel zu behaupten. Zudem sollen Palästinenser und Araber als antisemitisch, fanatisch, irrational und zum Dialog unfähig dargestellt werden.

Dass Broder in diesem Club mit der kurzen Befehlskette angekommen ist, mag man fast annehmen. Ob er beauftragt wurde, die Kampagne zu starten, weil Jürgen Cain Külbel diesmal den Mossad handfester ins Visier nimmt, bleibt ebenso unbewiesen. Aber eins steht fest: Broder wäre nach der Schlappe, sich auf so dümmliche Art und Weise zu outen, wenn er denn da mitmachen würde, für den operativen Dienst nicht mehr geeignet und sollte fortan nur noch für den SPIEGEL schreiben.

Übersetzung : E.V.U

Das Interview in voller Länge:
englisch: http://www.voltairenet.org/article143460.html
französisch: http://www.voltairenet.org/article143440.html
deutsch: http://www.voltairenet.org/article143544.html
spanisch: http://www.voltairenet.org/article143556.html

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