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ESSAY (7)
Palästina, Israel und die Bilder
Anis Hamadeh, 06.09.02
Zusammenfassung

Einleitung - Die Medien - Die Bilder - Der Konflikt und Wir - Warum der Krieg? - Der Weltkonflikt - Konfliktbewältigung - Virtuelles Palästina


Es ist Krieg in Israel und Palästina. Es ist der langwierige Krieg zwischen den besetzenden Israelis und den besetzten Palästinensern. Die ganze Welt kennt diesen Konflikt, und viele Menschen haben dazu eine Meinung. Noch mehr Menschen haben dazu eine Vorstellung, ein Bild. Um sich ein Bild zu machen, bedarf es nur der Assoziation, der Aktivierung eines Repertoirs aus dem Langzeitgedächtnis. Das ist verhältnismäßig leichter als der Prozess, durch Fragen und Urteile zu einer klaren eigenen Meinung zu gelangen. So ist man im Bilde, und wer will sich schon anmaßen, dieses heikle und überaus komplexe historische Beziehungsgeflecht kompetent beurteilen zu können?

Der Krieg in Nahost ist ein Stellvertreterkrieg. Damit ist gemeint, dass nicht nur die Israelis und die Palästinenser Krieg führen, sondern auch die Nachbarn, Freunde und Zuschauer. Jeder hat hier seinen eigenen Krieg beizusteuern, auch ich und auch Sie. Aufgrund der Dauer und Verfahrenheit des Nahostkrieges ist er zu einer Institution geworden, zu einer etablierten Größe im Kollektivgedächtnis. Rituale der Israelis, Rituale der Palästinenser, Rituale der Medien und der Zuschauer. Wofür stehen die Stellvertreter, und was sind das für Rituale, die sich ewig im Kreis drehen?

Ein Palästinenser, der mit den Panzern und den Toten in Ramallah konfrontiert ist, ist unmittelbar beteiligt, ebenso wie der israelische Restaurantbesucher, der einen Terroranschlag miterlebt. Aus diesen Erlebnissen werden Ereignisse und daraus Nachrichten. Die Nachrichten aus Palästina / Israel gelangen in die Welt. Bereits bei der Umwandlung der Erlebnisse in Ereignisse kommt es zu einer Abstraktion, und jede Abstraktion erlaubt es, die Situation durch Vorurteile zum Beispiel in Form von Bildern zu erweitern. Betrachten wir dies etwas genauer auf den beiden Ebenen der Medien und der Nachrichtenseher wie Sie und mich.

Im Nahost-Krieg geht es um Menschen zweier Seiten und deren subjektive Wahrnehmungen, die miteinander nicht kompatibel sind. Die Medien können die Erlebnisse nicht abbilden, denn Nachrichten repräsentieren Fakten, und nicht subjektive Wahrnehmungen. Auf der Informationsebene geschieht daher nicht viel außer den erwähnten Ritualen. Auf der Bewusstseinsebene geschieht mehr: der Konflikt wird beteuert, und Bilder werden im Zuschauer wachgerufen, ein Impuls ausgesandt, mit dem ein Set von Assoziationen abgerufen wird.

Die Medien sind in diesem wie in jedem anderen Krieg von großer Wichtigkeit, weil sie eine Brücke zwischen dem Geschehen in der Welt und der demokratischen Öffentlichkeit bilden. Ohne das Fernsehen wüssten die Leute nicht, was los ist. Wer aber entscheidet, welche Nachricht wichtig ist und welche wichtiger ist? Wer entscheidet, was überhaupt ein Fakt ist und was ein Top-Fakt? Ich weiß es nicht, und das beunruhigt mich. Manchmal kommen an einem Ort Dutzende von Menschen ums Leben, aber es ist keine große Nachricht. Manchmal wird jemand entführt, und es ist eine Nachricht, manchmal nicht.

Die internationalen Medien sind selbstkritisch genug, um zu erklären, wie sie funktionieren. Es wird durchaus darüber gesprochen, dass Medien und auch Politiker bestimmte Themen in den Vordergrund rücken und andere in den Hintergrund. Ich denke, wir alle tun das in unserem täglichen Leben, denn irgendwelche Themen müssen ja im Vordergrund stehen und irgendwelche im Hintergrund. Themen, das meint hier bereits Bilder.

Wenn jemand ein Interesse daran hat, bestimmte Bilder vorherrschen zu lassen, ist dies in der Position eines Journalisten oder eines Politikers ein bis zu einem bestimmten Grad durchführbares und unverfängliches Vorhaben. Jedoch denke ich, dass es sich zu einem hohen Grad um unbewusste Prozesse handelt, die den Palästina-Israel-Krieg nicht enden lassen. Eine Öffentlichkeit kann jeweils nur eine bestimmte Anzahl von Themen im Bewusstsein halten. Wie viele Schlagzeilen hat eine durchschnittliche Nachrichteneinheit? Sagen wir drei oder sieben. Die anderen Themen werden nicht verneint, aber sie treten auch nicht ins Kollektiv-Bewusstsein. So war etwa Tschetschenien schon lange kein Thema mehr, obwohl dort russische Soldaten nach Terroristen suchen. Dafür ist in Russland das Lied einer Girlgroup in der Hitparade, das heißt „Ich will einen Mann wie Putin“. In der Kognitiven Linguistik spricht man von „Highlighting and Hiding“, Hervorheben und Verstecken.

Beim Highlighting handelt es sich um einen kognitiven Mechanismus, denn man kann ja tatsächlich nur eine begrenzte Anzahl von Themen in seinem Bewusstsein haben. Und die Medien haben ja tatsächlich bestimmte Zeit- und Raumvorgaben.

Der Krieg in Palästina / Israel ist ein Stellvertreterkrieg. Alle, die mit dem kompliziertesten aller Kriege konfrontiert sind, projizieren ihre eigenen Bilder in diesen Konflikt hinein. Die lange Dauer hat frustrierend gewirkt, man spricht nicht gern von Lösungen nach all den Enttäuschungen. Man wird wütend. Ich habe noch niemanden gesehen, den der Konflikt wirklich kalt lässt. Er berührt uns irgendwie alle.

Da sind welche von uns, die sehen das Bild eines leidenden Juden, und Assoziationen an die Nazizeit werden geweckt. Andere sehen das Bild eines leidenden Palästinensers, und Assoziationen an Verluste der Araber und der Muslime werden geweckt. Das alles sind Abstraktionen, die von uns in verschiedener Weise in den Konflikt hineinprojiziert werden. Weitere wichtige Bilder, die im Nachrichtenprozess aktiviert werden, sind etwa die einer kontrollierenden Ordnung, die einer gewaltverdächtigen Unordnung gegenübersteht. Israels Argument, man müsse Terror bekämpfen, fügt sich in die Nach-Elfter-September-Politik von US-Präsident Bush oder auch Putins Tschetschenienpolitik. Dagegen steht das – leicht verblasste – Bild der solidarischen Faust der Unterdrückten, welches noch immer an die Che-Guevara und Castro-Romantik erinnert. Es ist in vieler Hinsicht ein Rechts-Links-Denken, herübergerettet aus einer Zeit, in der Rechts-Links-Denken einen Inhalt hatte, der unsere Gesellschaft strukturiert hat.

Doch sind der Bilder mehr, sie sind vielfältig und bilden ein Geflecht, überlagern sich und verzerren einander. Für westliche Friedensorganisationen und Medien etwa überlagern sich das verankerte Bild des misshandelten Juden in Nazideutschland mit dem Bild des israelischen Opfers von Terrortaten und dem Bild des menschenrechtsverletzenden israelischen Soldaten. Manchmal spielt das Bild des bösartigen Arabers hinein, das wir aus Hollywood kennen, oder das des bösartigen Juden, wie in der Nazi-Propaganda.

- Der Konflikt und Wir -

Doch nicht nur solche kollektiven Bilder werden bei der Thematisierung des Krieges aktiviert, sondern auch individuelle Bilder. Ich kenne viele Leute, aber niemanden, der sich dem hätte entziehen können. Auch ich nicht. Es gibt Zeiten, in denen ich mich ganz aus der Sache heraushalte, weil es zu anstrengend für mich wird, aber es hält nicht lange vor. Ich möchte Palästina. Ich kann nicht einfach tatenlos zusehen, denn es berührt mich. Es ist ein weiser Spruch, dass Emotionalität der Harmonie der Situation nicht förderlich ist, aber niemand, meine Damen und Herren, nicht einmal der Zuschauer, kann sich dieser Emotionalität entziehen, schon gar jeder Betroffene, und das sind angesichts der vorgeführten Bilder bereits sehr viele. Daher ist es wichtig, sich der Bilder bewusst zu sein, um die eigene Emotion kontrollieren zu können, denn nur so kann man Fehler vermeiden.

So habe ich festgestellt, dass ich zum Beispiel meine Familienkonflikte in den Palästina-Israel-Krieg projiziere, da ich Konstellationen wiedererkenne, die ich als Erinnerung gespeichert habe, und deren Aktivierung mir einen emotionalen Impuls gibt. Nun kann man sagen: Wie kannst du es zulassen, die Situation durch solche privaten Anreicherungen zu verzerren? Und diese Frage stelle ich mir ganz bestimmt. Die Impulse des Nahostkonflikts kann ich weder leugnen noch vermeiden, und so wird es wohl den meisten gehen. Man wird an sein eigenes Leben erinnert, ohne zu dicht mit den eigenen Konflikten konfrontiert zu sein. Ohne sich dieser Verbindung bewusst werden zu müssen. Ein Stellvertreterkampf.

Wie gesagt, ich steige manchmal aus dem Konflikt aus, denn es ist anstrengend, die Bilder der eigenen Konflikte ständig vor Augen zu haben, um trennen zu können zwischen dem, was in Palästina und Israel geschieht und dem, was die eigene Biografie betrifft. Und nicht immer gelingt diese Trennung, und manchmal stellen sich auch Aggressionen ein, wie bei Ihnen auch. Wir haben zwar alle ein unterschiedliches Privat- und Innenleben, aber wir alle haben eines, und es ist ein Teil von uns. In dem, was ich in den Nachrichten höre, erkenne ich oft die Strukturen einiger unharmonischer Konstellationen aus meinem eigenen Leben wieder, und so, wie mein eigenes Bilderrepertoir aktiviert wird, wird es auch bei anderen sein, unabhängig davon, von welcher Seite das geschieht und zu welcher Meinung es führt.

In einem SPIEGEL-Interview sagte der israelische Psychologe Haim Omer über den Konflikt zwischen Scharon und Arafat: „Es ist vor allem die Furcht, die beide voreinander haben. Scharon hat zudem die unglaubliche Angst, etwas zu tun, das als schwach ausgelegt werden könnte. Vielen Eltern geht es so in der Beziehung zu ihren Kindern. Doch die Haltung 'Ich muss zeigen, wer der Boss ist' führt unweigerlich zur Eskalation.“ (s. Statement
PSYCHOLOGIE).

Solche Parallelen und Dutzende von anderen Parallelen aus dem Alltagsleben machen klar, dass der Bildermarkt sehr groß ist, und dass sich private Bilder und öffentliche Bilder stark überschneiden. Welche dieser Bilder werden zum Highlight, welche werden im Hintergrund gehalten? Und warum? Wenn ich emotional berührt werde, analysiere ich normalerweise sehr bewusst, warum mich beispielsweise die Aktion in Jenin so mitgenommen hat, ein Geschehnis, das abstrakt für mich ist, da ich nicht dort war oder bin, und das niemanden unmittelbar betroffen hat, den ich persönlich kenne. Doch ich spürte deutlich, dass sich die Palästinenser dort nicht wehren konnten und dass niemand ihnen zu Hilfe gekommen ist, als das Lager von den Israelis gewaltsam betreten wurde.

Aus meiner eigenen Erlebniswelt weiß ich, dass es im Alltag oft Sündenböcke gibt, dass Unschuldige von einer Ordnungsmacht bestraft werden, und dass dann kaum jemand aufsteht und einem hilft. Der Freiheitsraub erinnert mich an Situationen von Freiheitsraub in meinem Leben. Die Gewalt, die von der Ordnungsmacht ausgeht, erinnert mich an die Gewalt, die ich von vergleichbaren Ordnungsmächten erfahren habe. Aber auch die Selbstmordattentate verbinde ich unwillkürlich mit eigenen Erinnerungen an Verzweiflungs- und auch Schuldsituationen. Es ist mir nicht möglich, diese Bilder aus meinem Bewusstsein oder Unterbewusstsein zu vertreiben, doch es scheint mir möglich, sie aus dem Urteil herauszulassen, welches ich mir über die konkrete Situation mache, sofern diese Bilder nichts mit der Situation zu tun haben. Das Bild „Israel/Palästina ist wie Eltern/Kinder“, welches eines der stärksten Bilder aus meinem Repertoir ist, ist kein rein privates Bild, es ist ein Kollektivbild, das SPIEGEL-Interview zeigt das. Es geht um vergleichbare Handlungsmuster, in diesem Falle um Macht- und Kontroll-Konstellationen.

Nur bei einer Bewusstmachung der Bilder können wir entscheiden, ob sie zur Situation passen, ob sie gerechtfertigt sind, ob die Vergleiche angemessen sind. Der Streit wird dadurch nicht gelöst, doch wird so deutlich, wo die Probleme wirklich liegen.

- Warum der Krieg? -

Der Vorteil eines Stellvertreterkrieges ist, dass man selbst nicht zu kämpfen braucht. Man lässt kämpfen. Die eigenen Konflikte, die wir alle haben, und schon sowieso die, die sich mit Palästina und Israel beschäftigen, sie bleiben im Hintergrund. Wenn es einen Ort gibt für alle unangenehmen inneren Konflikte und aufgeschobenen Entscheidungen in der Welt, einen Platz für die eigenen Enttäuschungen und Aggressionen, eine Müllkippe, auf der man hemmungslos Opfer sein darf, ohne sich dabei zeigen zu müssen, dann nennt diesen Ort Israel / Palästina!

Ein Mensch, der seine eigenen Konflikte nicht kennen will, projiziert sie nach außen, denn die Konflikte sind da und lassen sich nur an der Oberfläche leugnen. Unser Unterbewusstsein ist von Natur aus auf Klärung der inneren Konflikte programmiert, denn wir sehnen uns nach dem Zustand der Unschuld zurück und können ihn nur so erreichen. Unser Bewusstsein dagegen will davon nichts wissen, denn Konfliktbewältigung ist manchmal schmerzhaft, und das wollen wir nicht. Hätten wir keine seelische Müllkippe wie den Nahostkrieg, müssten wir unsere unterdrückten Konflikte näher an uns heranlassen. So aber haben wir einen Feind, in dem wir das benennen können, was wir in uns selbst hassen.

Der Israel-Palästina-Krieg ist ein perfektes Projektionsfeld, um die Konflikte aus sicherer Distanz zu betrachten, und das gilt für die Zuschauer des Krieges ebenso wie für die unmittelbar Beteiligten, denn auch die haben ihre Bilder und führen ihre Stellvertreterkämpfe. In diesem Krieg ist eine Vielzahl von historischen Bildern vereint, die Bilder vom Judentum, vom Islam und vom Christentum, Bruderreligionen, die jeweils eigene Kulturen, Rechtssysteme und Herrschaftssysteme ausgebildet haben, drei Kulturen, die jeweils kein angemessenes Outgroup-Verhalten kennen, weil sie kontrollfixiert und damit intolerant sind.

Der Mensch im beginnenden 21. Jahrhundert ist eine gespaltene Persönlichkeit: wir haben einen offiziellen Teil und einen familiären. Ohne darüber nachzudenken, haben wir akzeptiert, dass wir Dinge doppelt bewerten: auf der persönlichen und auf der offiziellen Ebene. Es ist die Gesellschaft der Geheimnisse. Wir wollen bestimmte Teile von uns selbst nicht wahrhaben und bauen uns ein privates Nest, in welches wir niemanden hineinsehen lassen, auch uns selbst nicht, weil darin nämlich eine Lüge wohnt.

Wir brauchen den Krieg also. Der Krieg dient unseren unverarbeiteten Konflikten als Projektionsfläche, damit wir sie weiter aufschieben und verdrängen können.

- Der Weltkonflikt -

Die führende Welt ist ein alter Mann, der sich nicht daran erinnern möchte, dass in seinem Leben eine Menge schief gelaufen ist. Das war schon alles in Ordnung so, sagt er sich, und flüchtet sich in Beschäftigung. Mit dem Schrecken des Elften September konfrontiert, sagt er wieder: „Das war nicht meine Schuld“, und auch das Hochwasser und auch die Börsenentwicklung waren nicht seine Schuld. Der alte Mann weiß, was Schuld ist, denn er hat selbst 1945 den Schuldigen besiegt und die Unschuldigen gerettet. Der alte Mann denkt, dass Schuld eine Charaktereigenschaft ist und nicht, dass sie aus einer Situation entspringt. Deshalb hat er heute das Bild eines ultimativen Kampfes zwischen Gut und Böse, bei dem das Gute siegt.

Die Weltlebenslüge ist die, dass der Mensch die Welt kontrollieren und besitzen will. Er ist egoistisch und sieht den anderen nicht. Die Trennung zwischen Öffentlich und Privat, die durchaus notwendig ist für eine Gesellschaft, ist in unserer Zeit bedenklich weit. Eine öffentliche Kaste ist entstanden, die politische und gesellschaftliche Entscheidungen trifft. Aus den öffentlichen Entscheidungen wird der (private) Mensch meist herausgerechnet, denn Privates wird nicht erfasst. Auf der Strecke bleibt der Mensch, den Herbert Grönemeyer in seinem aktuellen Hit „Mensch“ besingt.

Die unbewältigten Einzel-Konflikte, die seit jeher ins Öffentliche abgeschoben werden, bilden zusammen den Weltkonflikt und finden in Palästina-Israel ihre deutlichste Manifestation. Dieser Krieg schreit uns alle an und sagt: Wir haben die Kolonial- und die Imperialzeit noch nicht überwunden, wir stecken noch immer in der Nazizeit fest, wir haben einen weltweiten Generationen- und Geschlechterkampf, und unser System ist auf Kapital gegründet, auf ein goldenes Kalb mit Namen Börse. Dort handeln wir nach Gewinn-Kriterien, und wir wissen nicht genau, was die Firmen tun, um diesen Gewinn zu machen, und wir wollen es auch nicht wissen. Wir wissen zwar, dass das Wirtschaftssystem auf Wachstum angewiesen ist und dass Systeme nicht ewig wachsen können, aber wir sind handlungsunfähig und lassen alles auf uns zu kommen.

Der Palästina-Israel-Krieg und andere Konflikte sind für uns notwendig, um all das verdrängen zu können. Wie ein Kartenspiel mit verschiedenen Bildern, die wir betrachten und die uns an all diese Probleme aus unserem öffentlichen und privaten Feld erinnern, ohne uns dabei zu nahe zu kommen, ohne, dass wir selbst etwas damit zu tun haben müssten. Heute, ende 2002, ist die Weltlage durch die Geschehnisse in Nahost und die Pläne George Bushs weiter eskaliert. Wie groß muss das Feuer werden, bis die Kontroll-Politiker merken, dass sie sich etwas vormachen und die Probleme nicht beheben, sondern vergrößern? Auf den Eisberg steuert das Schiff zu, während drinnen getanzt wird.

An den meisten Nahost-Kommentaren ist zu kritisieren, dass sie rituell sind und keine Lösungsansätze bieten. Auch Samuel Huntingtons Thesen über den Zusammenprall der Kulturen – so gut sie den Zeitgeist auch widerspiegeln – zeigen keine Auswege, sondern bleiben auf der Stufe stehen, die Situation zu beschreiben. Dadurch bleibt bei der Leserin und beim Leser ein ungutes Gefühl von Hilflosigkeit und Furcht zurück, was wiederum dem politischen Angst- und Kontrolldenken zu Gute kommt, aus dem der Zusammenprall der Kulturen entsteht.

Der wichtigste Ansatz, um zu einem Frieden in Nahost zu kommen, ist die Bereitschaft zur Selbstkritik von allen beteiligten Seiten. Da nach all den langen Jahren insgesamt viel Schuld entstanden ist, fällt diese Selbstkritik schwer und kaum jemand führt sie freiwillig. Am ehesten werden Beteiligte aus der Peripherie der Gewalt dazu fähig sein, also Friedensaktivisten der beiden gegnerischen Lager. Sich auf diese zu konzentrieren, um den Dialog zu beginnen, halte ich für sinnvoller, als sich auf die Soldaten und Extremisten zu konzentrieren.

Das einzige Übel ist Unwissenheit, sagte Buddha, und so bedeutet Bewusstmachung, dass man sich zum Glück und zum Frieden hin bewegt. Die Bewusstmachung der Bilder, von denen unsere Entscheidungen abhängen. Die Bewusstmachung auch, dass der Ort Yad Vashem unweit von lebendig leidenden Palästinensern gelegen ist. Die Bewusstmachung, dass der Irak mit Hilfe der UNO zur Rechenschaft gezogen wird, Israel aber nicht. Und die Bewusstmachung, dass das Verhältnis zwischen Juden und Deutschen keineswegs normal zu nennen ist, dass darüber aber kaum öffentlich gesprochen werden kann, weil es zu heikel, zu nah, zu privat ist.

Eine weitere Methode, um den Konflikt zu entschärfen, ist, dabei zu helfen, dass die Leute nicht ständig aneinander vorbeireden. In der kognitiven Linguistik gibt es den Begriff „Frame Restructuring“, womit die Harmonisierung zweier Bilder (Rahmen, Szenarios) gemeint ist. Nehmen wir die Begriffe des Zionismus und des Dschihad. Beides sind ebenso abstrakte wie häufig verwendete Begriffe im Nahostkrieg und eine der wichtigsten Ursachen für Missverständnisse. Diese Begriffe sind wie eine Box, von der niemand genau weiß, was darin ist. In der jeweiligen In-Group sind die Ausdrücke identitätsbildend und positiv, in der jeweiligen Out-Group werden alle negativen Bilder hineinprojiziert. Es ist wichtig, abstrakte Schlüsselbegriffe wie Zionismus, Dschihad, Terrorismus und Demokratie zu zerlegen, um zu vergleichbaren Größen zu kommen, und um zu verstehen, was die Leute eigentlich meinen. Fort mit der Abstraktion, auch die In-Group muss sich klarer darüber werden, worauf es ihr konkret ankommt. Dann kann man ein neues Bild herstellen, das den einzelnen Gruppen und ihren Bildern gerecht wird, ohne einer der Parteien ungerecht zu werden. Den Frieden wollen heißt, den Kern des Konflikts zu lokalisieren und zu bewältigen. Diese Bewältigung ist – so weit ich sehe, und ich hoffe, ich irre mich – noch nicht ernsthaft in Angriff genommen worden.

Des weiteren wird der Israel-Palästina-Krieg zu sehr in materiellen Kategorien gesehen, was der Situation nicht gerecht wird, was aber typisch ist für die öffentliche Seite unserer Gesellschaften. Als ginge es nur um Land und Wasser. Natürlich ist die Landfrage eine der wichtigsten in der praktischen Errichtung des Staates Palästina, der auch von der UNO gewünscht wird. Es geht aber auch und vor allem um Freiheit und Unabhängigkeit. Und Freiheit und Unabhängigkeit sind in erster Linie Dinge, die man fühlt und nicht Dinge, die man besitzt.

So ist es zum Beispiel möglich, Palästina zu schaffen und zu manifestieren, ohne das von materiellem Besitz wie Grund und Boden abhängig zu machen. Natürlich nicht als Ersatz, sondern als identitätsbildende Maßnahme. Ich schlage dazu das Projekt „virtuelles Palästina“ vor. Im Internet kann man eine detaillierte Karte von Palästina ausstellen, ohne Israel dabei zu leugnen. Klickt man auf die Städte, kommt man auf Detail-Informationen. Städte und Dörfer kann man abbilden wie in einem Computerspiel, und alle Geschäftsleute und Künstler und Privatleute können sich in ihrer Stadt, ja ihrer Straße, niederlassen. Jeder Palästinenser kann hier von seinem Recht auf Rückkehr unmittelbar Gebrauch machen und seiner Geschichte, Fotos und Erinnerungen, ein Heim geben.

Dieses virtuelle Palästina besteht bereits, nur herrscht darüber kaum ein Bewusstsein. Und es ist verstreut über Tausend Internetseiten von Leuten, die einander kaum kennen. Es bedarf jedoch nur einer Koordination und der Unterstützung einer anerkannten Persönlichkeit aus dem palästinensischen Establishment, um Palästina virtuell zu einer Einheit zu machen.

Dies ist eine praktische Möglichkeit, um die palästinensische Identität aufzubauen und zu stärken, ohne dabei auf den Feind zu fokussieren. Wenn etwa palästinensische Flüchtlinge oder ihre Nachfahren in dieser Art virtuell in ihre Dörfer zurückkehren können, dann tut das den Israelis keine Gewalt an. Der Respekt vor dem Feind gebietet es, dass man mit diesem Projekt das Existenzrecht Israels nicht unterminiert, gleichzeitig können durch den virtuellen Wiederaufbau zerstörter Dörfer Gedenkstätten entstehen, die zu einer Erleichterung der Palästinenser führen und damit konfliktentschärfend wirken. Es kann darüber hinaus dabei hilfreich sein, die Konflikte innerhalb der palästinensischen Gesellschaft in einer virtuellen Umgebung meistern zu lernen.

Eine solche Website sollte nicht in erster Linie politisch sein, sollte gleichzeitig aber allen politischen Sichtweisen ein Rederecht gewähren. Im Zentrum stehen die Menschen. Wenn die Menschen sich besser kennen lernen, verstehen sie, was Palästina ist. Es ist nicht das Land, es sind die Menschen.

(Umfang: 23.000 Zeichen)

Palestine, Israel, and the Pictures
Anis Hamadeh, September 6, 2002
Abstract

Introduction - The Media - The Pictures - The Conflict and We - Why the War? - The World Conflict - Conflict Mastering - Virtual Palestine


There is a war going on in Israel and Palestine. It is the long-lasting war between the occupying Israelis and the occupied Palestinians. The whole world knows about this conflict, and many people have an opinion about it. Even more people have a conception about it, have a picture or image in their heads. To picture things it only needs association, the activation of a repertoire in the memory system. This is relatively easier than the process to reach a clear own opinion through questioning and judgements. So everybody wants to be in the picture, but hardly anybody wants to be so presumptuous as to judge on this delicate and overall complex historical texture of relations in a competent way.

The war in the Middle East is a substitute war, meaning that not only the Israelis and the Palestinians are involved in this war, but also the neighbors, friends, and the audience. Everybody has his own war to contribute here, you, too, and I, too. Due to the duration and its complexity this war became an institution, an established factor in the collective memory. Rituals of the Israelis, rituals of the Palestinians, rituals in the media and in the audience. For what is this war a substitute, and what kind of rituals are that, turning in circles all the time?

A Palestinian who is confronted with the tanks and the deads in Ramallah, is immediately involved, as is the Israeli restaurant guest who experienced a terror assault. The experiences turn into events and the events turn into news. The news of Palestine / Israel are spread into the world. As soon as during the transformation of the experiences into events there is an abstraction involved, and every abstraction allows to enrich the situation with biasing assumptions e.g. in the shape of pictures and images. Let us investigate this a little further on two levels, the media and the news audience like you and I.

- The Media -

The war in the Middle East is about people from two camps and their subjective perceptions which are not compatible with each other. The media cannot map the experiences, because news represent facts, and not subjective perceptions. So there is not much happening on the information level except for the mentioned rituals. There is more happening on the level of consciousness: the conflict is affirmed and pictures are evoked in the audience, an impulse is sent with which a set of associations is recalled.

The media are of great importance in this war like in every war, because they build a bridge between the events in the world and the democratic public. Without television people would not know what is going on. But who decides which news story is important and which is more important? Who decides what a fact is, at all, and what a top fact? I don't know that and that worries me. Sometimes dozens of people die at a place, but it is no big news story. Sometimes somebody gets kidnapped and it is a news story, sometimes it isn't.

The international media are self-critical enough to explain how they are functioning. It is not anything secret or new if I mention that media and politicians, too, place certain topics in the foreground and others in the background. I think, we all do this in our daily lives, for there have to be some topics in the foreground and some in the background. Topics, this already means pictures here.

If somebody in the position of a journalist or a politician has an interest in having certain pictures dominating the collective consciousness, then this is a managable and – to a certain degree – not necessarily insidious action. But I think that most of these mechanisms are subconscious processes, and they are the reason why the Palestine Israel War is not ending. A public can only carry a limited number of topics in the consciousness. How many headlines does an average news unit have? Let's say three or seven. The other topics are not denied, but they also do not enter the collective consciousness. Tchetchenia, for example, has for some time not been a topic anymore, although Russian soldiers are searching for terrorists there. On the other hand, the song of a girlgroup is in the Russian charts which is called: "I want a man like Putin". In cognitive linguistics, this is termed "highlighting and hiding".

Highlighting and hiding is a cognitive mechanism, because it is a fact that we can only hold a limited number of topics in our consciousness. And it is a fact that the media have limitations of time and of space.



- The Pictures -

The war in Palestine / Israel is a substitute war. Everybody who is confronted with this most complicated of all wars projects the own images and pictures into this conflict. The long duration had a frustrating effect, people do not like to talk about solutions after all these failures. People get angry. I have not met anybody who is really indifferent about this conflict. It does, in a way, touch us all.

There are some of us who visualize the picture of the suffering Jew and associations of the Nazi period are evoked. Others visualize the picture of the suffering Palestinian and associations of the Arab and Muslim losses are evoked. All these are abstractions which are projected into the conflict in different ways by us. There are more pictures and images activated in the news-making process, like the one of a controlling authority which is confronted with a chaos that is suspected of violence. Israel's argument, one has to fight terror, fits well into the post-September 11 policy of US president Bush and Putin's Tchetchenia policy. In the other camp there stands a slightly faded picture of the solidarian fist of the oppressed, still reminding of the Che Guevara and Castro romantic. It is in many aspects a left-wing / right-wing mentality, cherished and saved out of a time where a left-wing / right-wing mentality reflected messages which had structured our society.

And there are many more pictures and images, they are diverse and constitute a texture, they overlap and distort each other. In the Western peace organisations and media, for example, we find an overlapping of the established picture of the mistreated Jew in Nazi Germany with the picture of the Israeli victim of terror attacks and with the picture of the Israeli soldier who violates the human rights. Sometimes the picture of the malicious Arab, which we know from the Hollywood movies, is woven into the scenario, or the one of the malicious Jew, like in the Nazi propaganda.

- The Conflict and We -

But not only such collective pictures are activated in the process of dealing with the war, we also find individual pictures. I know a lot of people, but I do not know anybody who could escape the conflict emotionally. Me, neither. There are times when I completely withdraw from the thing, because it becomes too exhausting, but it does not hold for long. I want Palestine. I cannot sit here and do nothing, because it touches me. It is a wise saying that emotionality is not promotive of the harmony of the situation, but nobody, Ladies and Gentlemen, not even the audience, can evade this emotionality, and most of all the directly involved people. They are many, if we consider the range and plenitude of the pictures. Therefore it is important to be conscious about the pictures, and thus to be able to control the own emotions, for this is the only way to avoid mistakes.

I, for example, discovered that I project my family conflicts into the Palestine Israel War, because I recall constellations which I have saved as memories. Their activation gives me an emotional impulse. Now you can say: but how can you biase the situation through such private enrichments? And I surely am posing myself this question. I can neither deny the impulses of the Middle East War nor escape them, and I assume that this will be the case with most of us. We are reminded of our personal lives without being confronted too closely with the own conflicts. And without having to be conscious of this connexion. A substitute struggle.

Like I said, I sometimes step out of the conflict, because it is exhausting to constantly have the pictures of the own conflicts before the inner eye, and to be able to separate between the things that happen in Palestine and Israel and the things that are related to the own biography. And not always is this separation attempt successful, and sometimes aggressions appear, in me, and probably in you, too. It is true that we all have a different private and inner life, but we all have one, and it is a part of us. In the things I hear in the news I often recognize structures of some unbalanced constellations out of my own life. And the way that the repertoire of my pictures is activated will be the way it happens with others, too, independently of the camps and of the individual opinions to which this activation leads.

In a SPIEGEL interview, the Israeli psychologist Haim Omer talked about the conflict between Sharon and Arafat: "Most of all it is that each one fears the other. Moreover, Sharon has an incredible fear to do something that might be interpreted as a weakness. Many parents are like that in the relationships with their children. But the attitude: "I must show who is the boss" inevitably leads to escalation." (see statement PSYCHOLOGY).

Such parallels and dozens of other parallels with everyday-life situations indicate that there is a huge picture market and that private and public pictures overlap to a great extend. Which of these pictures are becoming highlights, which are kept in the background? And why? When I am touched emotionally, I normally analyze consciously why, for example, the deed in Jenin effected me so much, an event that originally is abstract to me, for I was and I am not there, and nobody was immediately concerned, who I personally know. Yet I clearly sensed that the Palestinians there could not defend themselves and that nobody came to help them when the camp was violently entered by the Israelis.

From my own fields of experience I know that daily life produces scapegoats, that innoscent people are sometimes punished by an authority, and that in such cases hardly anybody stands up and comes to help. The robbery of freedom reminds me of instances of robbery of freedom in my life. The violence, which is exerted by the authority, reminds me of violence which I have experienced from comparable authorities. But also the suicide attacks I unintentionally compare with own memories of despair and guilt situations. There is no way for me to expel these pictures from my consciousness or my subconsciousness, but it seems possible to keep them out of the judgement, which I develop about the concrete situation, given that these pictures have nothing to do with the situation. The picture "Israel/Palestine is like parents/children", which is one of the strongest pictures in my own repertoire, is not only a private picture, it is a collective picture, the SPIEGEL interview shows that. We are dealing with comparable action patterns, in this case power and control constellations.

Only by bringing the pictures to consciousness we can decide, whether or not they fit in the situation, whether or not they are justified, and whether or not the comparisons are appropriate. The argument cannot be solved in this way, but we learn where the problems really are.



- Why the War? -

The advantage of a substitute war is that one does not have to fight by oneself. One has others fight. The own conflicts that we all have, and by all means those who are dealing with Palestine and Israel, the own conflicts remain in the background. If there is a place for all the unpleasant inner conflicts and postponed decisions, a place for the own disappointments and aggressions, a waste dump where one can uninhibitedly be a victim without revealing oneself, then call this place Israel / Palestine!

Somebody who does not want to know about his or her own conflicts, will project them to the outside, because the conflicts are existing and can be denied on the surface only. Our subconscious is naturally programed to clarify the inner conflicts, because we long to return to the state of innoscence and can reach it only in this way. Our consciousness, however, does not want to know about that, for conflict mastering sometimes is painful, and we don't want that. Had we no mental waste dumps like the Middle East War, we would have to let our supressed conflicts closer to our hearts. But instead we have an enemy in whom we can denote what we originally hate in ourselves.

The Israel Palestine War is a perfect projection field for viewing the conflicts from a security distance, and this holds for the audience of the war as it does for the immediately involved, for they also have their pictures and lead their substitute struggles. In this particular war, a plenitude of historical pictures are united, the pictures of Judaism, of Islam, and of Christendom, brother religions, each having generated their own civilizations, their legal systems and power systems, three civilizations which all lack an appropriate out-group behavior, because they are fixed on control and thus intolerant.

Man in the beginning of the twenty-first century is a split personality: we have an official part and a familiar one. Without further pondering we have accepted that we double-judge things: on the personal and on the official level. It is the society of secrets. We want to deny certain things in ourselves and construe a private nest in which we let nobody have an insight, even ourselves, because in it there dwells a lie.

So we need the war. The war serves our undigested conflicts as a projection field and enables us to further postpone and repress them.


- The World Conflict -

The leading world is an old man who does not want to remember that a lot of things in his life went wrong. Everything was alright, he says to himself, and flees into his business. Confronted with the horror of September 11, he repeats: "This was not my fault", and the tide also and the developments in the stock exchange were also not his fault. The old man knows what guilt is, because he himself had defeated the guilty in 1945 and he rescued the innoscent. The old man thinks that guilt is a property of characters and not that it originates in a situation. Therefore, he today holds the picture of an ultimate struggle between good and evil, where the good will prevail.

The great world lie is that man wants to control and to possess. He is egotistic and does not see the other. The separation between public and private, doubtlessly necessary for a society, is far too wide today. A public caste has come into being which carries out political and social decisions. The (private) human mostly stands outside the public decisions, because private things are not measured and decided upon. It is the human who loses this game, like in the current hit song "Mensch" by Herbert Grönemeyer.

The undigested individual conflicts, which habitually are shoved off into the public sphere, together constitute the world conflict, and in Palestine Israel they find their clearest manifestation. This war is shouting at us all, saying: we have not yet overcome the colonial and the imperial times, we are still stuck in the Nazi period, we have a worldwide struggle of generations and of genders. Our system is founded on capital, on a golden calf called stock exchange. There we act according to criteria of profit, and we don't exactly know what these companies do to achieve this profit, and we don't really want to know, either. We do know that our economical system is dependent on growth, and that systems cannot eternally grow, but we are unable to act and thus let the things happen as they come.

The Palestine Israel War and other conflicts are necessary for us, so that we can repress all this. Like a set of playing-cards with different pictures that we look at and that reminds us of all these problems out of our public and private spheres, without reaching too close to ourselves, without us having to have anything to do with it. Today, at the end of 2002, the situation in the world has further escalated through the events in the Middle East and the plans of George Bush. How great must the fire become, until the control politicians realize that they are cheating themselves and that they do not solve the problems, but enlarge them? The ship is steering towards the iceberg, while people inside are dancing.



- Conflict Mastering -

Most of the Middle East commentaries leave space for the criticizm that they are ritual and that they do not offer solution patterns. This also holds for Samuel Huntington's theses about the clash of civilizations, as accurately as they may represent the zeitgeist. But they do not indicate ways out of the conflict. Rather, they remain on the level of describing the situation. This will result in an uneasy feeling in the reader, a feeling of helplessness and fear, which in turn supports the political fear- and control-thinking that generates the clash of the civilizations.

The most important point of departure into a peace in the Middle East is the readiness from all involved sides to be self-critical . As after all these long years a large total of guilt has accumulated, self-criticizm is a difficult thing and hardly anybody faces this confrontation voluntarily. The most ready people will be the ones from the periphery of violence, that is the peace activists on each opposing side. To concentrate on them to start the dialogue seems to make more sense than to concentrate on the soldiers and the extremists.

The only evil is ignorance, said Buddha, and thus bringing things to consciousness means moving towards happiness and peace. Bringing the pictures to consciousness on which our decisions and judgements depend. Bringing to consciousness also that the place Yad Vashem is situated unfar from living suffering Palestinians. Bringing to consciousness that Iraq is called to account with the help of the UN, but Israel not. And bringing to consciousness that the relationship between Jews and Germans can by no means be called normal, only that you can hardly talk about this subject in public, because it is too sensitive, too close, too private.

Another method to de-escalate conflicts is to be instrumental in avoiding that people talk around the subject with arguments that do not meet. In cognitive linguistics there is the concept of "frame restructuring", meaning the harmonization of two pictures (frames, scenarios). Let's take, for example, the concepts of Zionism and of Jihad. Both are as abstract concepts as they are frequent in use in the Middle East War, and they are one of the main causes for misunderstanding. These concepts are like a box of which nobody really knows the content. In the respective in-group, these terms are identity-building and positive, in the respective out-group all negative pictures are projected into them. It is important to decompose abstract key concepts like Zionism and Jihad, terrorism and democracy, in order to come to comparable units, so that one can understand what people really mean by their concepts. Subsequently, a new picture can be structured which does justice to each group and their pictures, without doing injustice to another group. To want peace means to localize the core of the conflict and to overcome it. This overcoming has – as far as I can see and I hope to be wrong here – not yet been seriously brought on the way.

Moreover, the Israel Palestine War is too much viewed in terms of material categories which does not do justice to the situation, but is typical for the public side of our societies. As if it was only about soil and water! Of course the soil issue is one of the most important issues in the practical creation of the State of Palestine, (which is also wanted by the UN). But it is also and foremost about freedom and independence. And freedom and independence are in the first place things which one can feel, and not things which one can possess.


- Virtual Palestine -

It is, for example, possible to create and to manifest Palestine without making that dependent on material property and soil. Of course not as a substitute, but as an identity-building measure. For this purpose I propose the project "Virtual Palestine". A detailed map of Palestine can be exposed in the internet (, without denying Israel). If you click on the cities you reach detail information. Cities and towns can be mapped like in a computer game and all business-people and artists and private people can settle in their towns, and even their streets. Every Palestinian can here make immediate use of their right of return and can give a home to their stories, their photos, and their memories.

This virtual Palestine already exists, but there is hardly a consciousness about it. And it is spread over thousands of webpages made by people who hardly know each other. Yet it only needs some coordination and the support of an acknowledged personality from the Palestinian establishment to virtually make Palestine a unit.

This is a practical possibility to build the Palestinian identity and to strengthen it without always focussing on the enemy. When, for instance, the Palestinian refugees or their descendants can return to their villages in this virtual way, then this does no harm or violence to the Israelis. The respect for the enemy demands to not undermine the right of existance of Israel. At the same time memorial places can come into being through the virtual rebuilding of destroyed villages and this will lead to relieve the Palestinians and thus will have a positive effect on the conflict. It can also be helpful to learn mastering the conflicts within the Palestinian society in a virtual surroundings.

Such a website should not be political in the first place, yet it should give space to all the political views. It is the people who stand in the center. When the people come to learn about each other they understand what Palestine is. It is not the land, it is the people.


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