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ESSAY (8)
Palästina, Israel
und die Hemmschwellen

Anis Hamadeh, 11.09.02
Zusammenfassung


Inhalt: Dem Krieg den Boden entziehen - Verzicht auf Feindbilder - Konflikt der Identitäten - Hemmschwellen - Die Inselmetapher - Die eigenen Vorurteile - Der Vorwurf des Verrats - Opferdenken - In-Group-Verhalten - Out-Group-Verhalten - Geschichtsbuch


In der Terrorismusdebatte, die genau vor einem Jahr am Elften September begann, sprach Bundespräsident Johannes Rau davon, dass es keinen Sinn ergibt, Terror mit Terror zu beantworten, und dass es vielmehr darum gehe, dem Terror den Boden zu entziehen. Viele Bürgerinnen und Bürger werden diese Einstellung begrüßt, sich aber gleichzeitig die Frage gestellt haben, wie man dem Terror dem Boden entziehen kann. Wie man der Gewalt den Boden entziehen kann und wie man dem Israel-Palästina-Krieg den Boden entziehen kann.

Wenn wir an den Krieg denken, denken wir meist an Panzer und Gewehre, wir denken an die Armee und an Steine werfende Jungs, an Ausgangssperren, an Terroristen, Attentate und Killerkommandos. Und in der Tat, das ist das Zentrum der Gewalt, das ist der Brennpunkt, und über den berichten die Medien. Der Frieden wird sich nicht an diesem Brennpunkt ausbreiten, denn dort herrscht unübersehbar Gewalt, und Gewalt führt zu Schuld. Botschaften des Friedens und der Bewältigung können dort nicht gehört werden. Jeder Versuch der unmittelbaren Einflussnahme wird an der Front als Aggression gewertet, denn dies ist die Logik des zeitgenössischen Krieges.

Zur Einführung des Friedens habe ich drei vorherrschende Bilder: eines für das Individuum, welches den Frieden wie jede andere Wahrheit nur von Innen erfahren kann, ein zweites für eine Gruppe, die sich durch Identität und Feindbildlosigkeit auszeichnet und die eine Friedensinsel bilden kann, und ein drittes für die Gesellschaft, die den Gewaltherd durch einen Ring der Öffentlichkeit von außen auf das Zentrum zusteuernd erstickt (siehe auch Statement:
VIER EBENEN DES TERRORISMUS).

Vor dem Hintergrund dieser Insel- und Ring-Metaphern wird im folgenden nach konflikt-entschärfenden Möglichkeiten gesucht, die nicht auf Gewalt angewiesen sind. Der Krieg, so sagt der Westen doch, darf nur das letzte Mittel darstellen, wenn alle anderen Ideen versagen. Und man merkt es den westlichen Führern auch gerade in diesen Tagen an, dass sie alle Ideen, die ohne Gewalt zum Frieden führen, sehr genau und mit überschäumendem Interesse prüfen, um Kriege vermeiden zu können.

Meine Überlegungen gehen von der Maßgabe aus, auf Stereotype und Feindbilder zu verzichten, da sie Nährboden, genauer: Projektionsflächen, für Gewalt darstellen. Im Israel-Palästina-Krieg haben wir es verstärkt mit Klischees und Feindbildern zu tun, und diese aufzulösen bedeutet, dem Krieg den Boden zu entziehen.

Auf Feindbilder zu verzichten heißt nicht, keine Feinde zu haben. Wer die Feindschaft zwischen Israelis und Palästinensern leugnen wollte, machte sich lächerlich. Feindbilder allerdings machen blind, sie lösen den Konflikt nicht. Man weiß dann nicht, gegen wen man eigentlich kämpft, weil man alle Informationen über den Gegner selbst generiert hat. Man kann die Handlungen des Feindes schlechter einschätzen und lebt an der Situation vorbei, in der Fehlannahme, man selbst allein sei die Situation.

Es geht im Palästina-Israel-Krieg nicht um einen Blutzoll, der zu entrichten ist, um dem Gott des Friedens ein Opfer zu bringen. Es geht um einen Konflikt, den zwischen den Israelis und den Palästinensern. Dieser Konflikt will aufgelöst werden, und es wird nicht die Gewalt sein, die ihn aufgelöst. Ich höre das Argument, dass Hitler auch nur gewaltsam gestoppt werden konnte, aber ich sehe keinen erbrachten Beweis für diese Annahme. Vielmehr wird das Argument verwendet, um Gewalt zu rechtfertigen und vor allem: um gar nicht erst über – möglicherweise schwächlich wirkende – Alternativen nachdenken zu müssen.

Im Israel-Palästina-Krieg geht es vornehmlich um die Suche nach Identität. Die Palästinenser verstehen nicht, warum sie weniger Rechte haben als andere Menschen. Sie fragen sich, ob sie so schlecht und wertlos sind, dass sie so behandelt werden. Damit repräsentieren sie die Araber und die Muslime, auch die Afrikaner und die Sozialisten, die sich angesichts ihrer traditionsreichen Relation zur Westlichen Welt alle ein wenig so fühlen, sei es nun berechtigt oder unberechtigt.

Die Israelis hingegen sind Gestrandete des Schiffbruchs der Geschichte. Sie haben erlebt, wie die ganze Welt die Gaskammern und den Tod von sechs Millionen Menschen zugelassen hat, eine Tat, die für ein menschliches Hirn nicht vorstellbar und für ein menschliches Herz nicht verkraftbar ist. Nach der Tragödie des Elften September und selbst nach dem Amoklauf an einer Schule in Erfurt waren nach der Tat sofort Psychologen vor Ort, um den Betroffenen beizustehen und ihnen zu helfen, mit der Sache umzugehen. Nach dem Holocaust aber gab es solche Psychologen nicht, sondern die Juden wurden mit einem materiellen Geschenk der imperialen Welt – und anders als eine verstohlene Form der Wiedergutmachung kann ich die Landnahme Palästinas in ihrem Kern nicht sehen – erneut abgeschoben.

Beide Lager sind durch solche historischen Belastungen darin behindert, ihre Identität zu erkennen und zu leben. Beide Lager sind über historisches Unrecht nicht hinweggekommen und befinden sich in unaufgearbeiteten historischen Konflikten. Es ist die Phase der Wiederholungen. Die Lager wiederholen ihre Muster und führen diese unverstandenen historischen Situationen erneut herbei, um sie zu klären. Dabei fixieren sie sich auf den jeweils anderen, da beide Seiten nicht genügend Eigen-Identität haben und damit einen Feind brauchen, um sich so eine Ersatz-Identität zu schaffen.

Um dem Krieg den Boden zu entziehen, muss der praktische Beweis erbracht werden, dass es andere politische Wege gibt als Gewalt, und dass die Gewalt nicht die einzige Stimme ist, die Gehör finden kann. Da der Israel-Palästina-Krieg im Kern ein komplexer Identitätskonflikt ist, ist es naheliegend, sich mit der palästinensisch-arabischen und mit der israelisch-jüdischen Identität zu beschäftigen und den Konflikt dort zu beheben. Sind die jeweiligen Eigen-Identitäten – so nenne ich die Identitäten, die nicht durch Abgrenzung von anderen entstehen – stabil und geklärt, ist dem Krieg der Boden entzogen.

Hemmungen sind Ängste, manche davon sind gerechtfertigt, andere nicht. Es gibt drei Arten: die Hemmungen, die auf Unwissenheit beruhen, solche, die auf zivilisatorischen und kulturellen Maßgaben beruhen, und solche, die auf Wissen beruhen. Über letztere brauchen wir nicht zu streiten, denn sie sind gerechtfertigt. Wir haben eine Hemmschwelle gegenüber dem Töten von Menschen, die extrem hoch ist, und wir brauchen sie, so wie wir die Hemmschwellen brauchen, die uns vor Inzest bewahren, vor Kannibalismus, und vor dem Kauf einer CD von Marilyn Manson.

Es wäre eine interessante Aufgabe, die Hemmungen zu untersuchen, die auf kulturelle und zivilisatorische Maßgaben zurückzuführen sind, und ihre Ausdrucksformen aufzuzeigen. Besonders die Unterschiede zwischen dem Amerika-folgenden Westen und dem arabisch-islamischen Osten. Es gibt einige Unterschiede in deren jeweiligen ästhetischen Wahrnehmungen, die auf kulturelle und zivilisatorische Eigentümlichkeiten zurückzugehen scheinen. Auf orientalischen Märkten – um ein kurzes Beispiel zu geben – kann man manchmal lebendige Hühner kaufen und zu Hause schlachten, oder sie vor Ort auf dem Markt schlachten lassen. Obwohl westliche Menschen auch Hühner essen, sind sie im Allgemeinen gehemmter, sich des Tötungs-Aspekts bewusst zu sein, als östliche Menschen. Ein weiteres kurzes Beispiel ist die Ablehnung des Glaubens, zu der sich die westlichen Gesellschaften nach Galileo und nach 1945 entwickelt haben, und die nicht in gleichem Maße in den östlichen Gesellschaften anzutreffen ist.

Doch handelt dieser Essay in der Hauptsache von solchen Hemmungen, die auf Unwissenheit beruhen. Leitgedanke des Essays ist die Frage nach Wegen aus dem Israel-Palästina-Krieg. Manchmal können wir etwas unternehmen, das den Frieden näher bringt, aber wir tun es nicht, weil wir uns unsicher fühlen. Oder weil wir nicht einmal realisieren, dass hier eine Chance für den Frieden ist, weil wir zu beschäftigt damit sind, den Konflikt zu verdrängen. Wie durch unsichtbare Schranken sind wir oft daran gehindert, es überhaupt zu versuchen. Von diesen Hemmungen können durch die Schaffung eines Bewusstseins über sie und durch das Aufzeigen ihrer Manifestationen einige überwunden werden.

Es gibt bereits gemischte Gruppen aus Israelis und Palästinensern, die gemeinsam nach Lösungen suchen. Dazu gehören Friedensgruppen und politische Initiativen verschiedener Art. Jedoch treten diese Inseln des Dialogs und Miteinanders kaum ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, und es sind auch nicht sehr viele. Geht man, wie beispielsweise die Vereinten Nationen, von der Vision der Kohabitation eines unabhängigen Staates Palästinas und eines unabhängigen Staates Israels aus, so sieht man zwei Gesellschaften, die einander kennen und miteinander reden. Also gilt es, Prototypen solchen Zusammenlebens zu schaffen und als Bilder in die Öffentlichkeit zu tragen, damit diese sich an den Frieden gewöhnen kann. Dies sind Inseln des Miteinanders, die für neue Impulse sorgen und sich vergrößern und verbinden können, um sich so der Vision anzunähern.

Die Konkurrenz schläft nicht. Die Amerikaner beispielsweise haben in den letzten Monaten – und als Antwort auf den sich heute jährenden Elften September – ebenfalls Bilder produziert. Nehmen wir die fruchtbare Zusammenarbeit der Regierung mit einigen Hollywood-Regisseuren. Kriegsfilme wurden gedreht, um den Zuschauern die Realität des Krieges in den Kopf zu setzen, der von keinem anderen als George W. Bush erklärt worden ist („We are at war.“).

Doch bedarf es nicht des gelebten Kulturaustauschs, um solche Inseln zu bilden, die einen Frieden in Nahost vorwegnehmen. Jede Gruppe, die für ihre Identität nicht auf die Existenz eines Feindes angewiesen ist, wirkt entspannend auf den Konflikt, wie ein Ausweg aus der Kriegssucht. Dass es nur wenige solcher Gruppen gibt und dass solche Initiativen selten ins Licht der Öffentlichkeit gelangen, liegt meiner Ansicht nach im Wesentlichen an sozialen Hemmungen, von denen einige anhand ihrer Schwellen hier untersucht werden sollen.

Die Zusammenarbeit mit moderaten Kreisen des jeweils feindlichen Lagers, sowie der Verzicht auf Feindbilder, scheitert in erster Instanz an unseren eigenen Vorurteilen. Wir selbst sind so gewöhnt an den Feind, dass wir uns ein Leben ohne ihn kaum vorstellen können. Um diese Tatsache zu verstecken, erfinden wir die Notwendigkeit von Szenarios, die auf den Feind angewiesen sind.

Die Hemmschwellen zeigen sich nicht nur in den Meinungen, die vertreten werden, sondern vor allem in konkreten Kommunikationssituationen. Als ich das erste Mal mit einem israelischen Soldaten in einer Kommunikationssituation war, habe ich ihn abgelehnt. Ich war ungefähr 19, stand an einem Ausflugsort irgendwo in der Landschaft und wurde, als Tourist identifiziert, von einem Soldaten auf englisch angesprochen. Er hat mich nur gefragt, ob es mir gefällt, so weit ich mich erinnere, doch ich sagte nur, dass ich nicht mit ihm sprechen möchte und ging davon. Obwohl ich mir gut vorstellen kann, heute ähnlich zu reagieren, weil es israelische Soldaten sind, die das Volk meines Vaters besetzen, wusste ich damals noch viel weniger darüber, wo meine Grenzen und Hemmschwellen im Umgang mit Israelis lagen.

Später lernte ich Juden und Israelis in verschiedenen Lebenszusammenhängen kennen, und ich lernte, dass es Israelis und Juden gab, die ähnlich dachten wie ich. Wenn ich darauf dränge, die Palästinenser und die Israelis zu diesem Zeitpunkt deutlich und konsequent voneinander zu trennen, dann mag das wie ein Widerspruch aussehen. Jedoch scheint es mir politisch angebracht, die Lager zu entwirren und durch den Aufbau von etwas Eigenem und Unabhängigem in ihrer Selbst-Identität zu stärken. So werden die Feindbilder an Bedeutung verlieren, und erst dann kann ein groß-angelegter gesellschaftsübergreifender Dialog entstehen.

Es war dieser Dialog, der im Anschluss an 1945 aufgrund von Hemmungen nicht geführt wurde. Daher gibt es keinen Präzedenzfall, auf den man sich im Israel-Palästina-Krieg berufen kann. Andererseits befinden wir uns am Beginn eines neuen Jahrhunderts, und das ist statistisch gesehen eine gute Zeit für Paradigmenwechsel.

Es sind oft die eigenen Vorurteile, für die man rationale Begründungen sucht und vorschiebt. Dadurch entstehen Hemmschwellen, die den Krieg weitergehen lassen und die das Autoritäts-Monopol der Gewalt aufrecht erhalten. Doch es gibt noch mehr Gründe dafür, warum es die Inseln eines vorweggenommenen Friedens so schwer haben. Dazu gehören der Verratsvorwurf, die Gefangenheit im Opferdenken und die Unsicherheiten im In-Group und im Out-Group-Verhalten.

Der Vorwurf des Verrats ist eine der bedeutendsten Hemmschwellen im Konflikt. Die Lager sind so weit voneinander entfernt, dass eine Kommunikation mit dem gegnerischen Lager sofort verdächtig ist. Ein Palästinenser, der zu oder mit Israelis spricht, der Formen der Kooperation sucht, wird schnell ein ŽAmiil, ein Kollaborateur, genannt. Umgekehrt ist es ähnlich, und es ist schwer zu sagen, auf welcher Seite die Hemmschwellen höher sind.

Analysiert man den Vorwurf des Verrats, so kommt man zum Argument, dass die Kommunikation mit dem Feind eine Aufwertung des Feindes bedeutet, da man ihm Aufmerksamkeit gewährt, und zum Argument, dass man Informationen aus dem eigenen Lager preisgibt. Ein drittes Argument ist der Verdacht, persönliche Interessen über nationale Interessen zu stellen.

Beginnen wir mit diesem letzten Argument. Beim Gespräch oder der Kooperation zwischen Palästinensern und Israelis ist zu unterscheiden, ob es sich hier um Arbeit handelt, die der UN-Vision der zwei Staaten förderlich ist, oder ob sich jemand beispielsweise einen wirtschaftlichen oder sonstigen privaten Vorteil erhofft. Solche Fälle gibt es bedauerlicherweise, und gegen sie ist meiner Meinung nach Milde nicht angebracht. Doch vor schnellen Verurteilungen und Verdächtigungen, wie ich sie von vielen Beispielen kenne, ist dringend zu warnen. So gibt es Fälle von Erpressung, die als Kollaboration fehlinterpretiert werden. Da der Vorwurf der Kollaboration zur Lynchjustiz führen kann, sind die Hemmschwellen besonders hoch. Jedoch wenn auch nur ein Unschuldiger durch solche Übertreibungen stirbt (und es waren mehr), dann kehrt sich der Verratsvorwurf schnell gegen den, der ihn ausgesprochen hat. Gerade auf diesem sensiblen Feld häufen sich Missverständnisse und Fehleinschätzungen, die nur dadurch ausgeräumt werden können, dass man über die Fehler spricht, um sie nicht machen zu müssen.

Damit sind wir beim zweiten Argument, dem also, dass beim Austausch mit dem Feind Informationen aus dem eigenen Lager zum anderen Lager gelangen. Dieses Argument ist allerdings fadenscheinig, denn es beruht auf der zweifelhaften Annahme, dass es ein Nachteil ist, wenn der Feind uns kennt. Es ist die Annahme, dass der Feind, wenn er Informationen über uns hat, diese gegen uns verwenden kann, indem er ihre Schwachstellen attackiert oder mit Hilfe dieser Informationen Pläne gegen uns schmiedet. Zweifelhaft ist diese Mentalität, weil sie auf Angstdenken beruht, und weil sie Feind-fokussiert ist. Fadenscheinig ist sie, weil sie dazu führt, dass nicht nur der Feind keine Informationen über uns hat, sondern wir auch nicht. Darüber hinaus weiß ich von meiner eigenen Arbeit, wie überaus vorteilhaft es sein kann, dem politischen Gegner so viele Informationen über sich zu geben, dass es eine große Herausforderung darstellt, sie auszuwerten, die schließlich zu der Feststellung führt, dass seine Position mir gegenüber sich dadurch nicht verbessert hat.

Ist also die Kommunikation mit dem Feind eine Aufwertung des Feindes und ein Verrat? Prinzipiell beantworte ich die Frage mit Nein. Ich halte Angstdenken und Feindfixierung für Aufwertungen des Feindes. Für wichtiger halte ich die pragmatische Frage, wer mit wem eine solche Kommunikation durchführen kann, denn wenn auch einige der Hemmschwellen durch Bewusstmachung überwunden werden können, bleiben immer noch viele, die die Kommunikation stören, immerhin sprechen wir über den Palästina-Israel-Krieg und nicht über irgendeine WG-Streitigkeit.

Jeder, der sich am Krieg beteiligt, fühlt sich als Opfer. Unabhängig davon, wie die Gesamtsituation zu bewerten ist und welche Partei wieviel Recht hat, fühlt sich jeder der Beteiligten als Opfer, und je näher sie am Zentrum der Gewalt stehen, desto stärker wird das Opferdenken. Eine der Hemmschwellen, die sich daraus ergeben, ist die Erwartungshaltung, als Opfer akzeptiert zu werden. Die Palästinenser als Opfer der Besatzung, die Israelis – und jetzt auch die Amerikaner – als Opfer von Terror.

Opferdenken hat zwei Seiten: Auf der einen Seite steht die Gewaltsituation, zum Beispiel, wenn ein israelischer Soldat einen palästinensischen Bürger erschießt. Solche Situationen sind real, und das eine Element, das jede Gewaltsituation beinhaltet, ist das Opfer. Wenn es kein Opfer gibt, kann man auch keine Gewalt nachweisen. Die eigene Opferschaft zu leugnen oder zu verharmlosen, ist also falsch.

Auf der anderen Seite stehen die Abstraktion und die Verallgemeinerung der Opferrolle. Durch sie lässt sich übertriebene eigene Gewalt rechtfertigen (Wir müssen uns wehren), und durch sie wird Selbstkritik unnötig, weil man auf den Gegner fixiert ist. Die Hemmschwelle, sich mit dem anderen auseinanderzusetzen, wächst, weil man eine komplementäre Täterrolle braucht, um die eigene Opferrolle behalten zu können.

Die Überwindung des verallgemeinerten Opferdenkens wird nicht dazu führen, dass etwa Soldaten und Widerstandskämpfer miteinander reden können, jedoch werden die friedenswilligen und weniger schuldigen moderaten Kreise auf beiden Seiten das Zwei-Staaten-Projekt nach vorne bringen können, wenn sie sich ihrer Hemmschwellen bewusst sind, die auf Opferdenken beruhen.

Die Fragen nach der Rehabilitation der Opfer und überhaupt der historischen und politischen Gerechtigkeit im Nahen Osten sind damit nicht gestellt, geschweige gelöst. Nach meiner Überzeugung können diese Fragen in ihrem ganzen Umfang sinnvoll erst nach der Entwirrung der Lager gestellt werden. Man darf sich nicht den Glauben daran nehmen lassen, dass die Gerechtigkeit sich (ohne Gewalt) durchsetzen wird, denn sonst beginnt man selbst, außerhalb der Gerechtigkeit zu leben.

Zu den Dingen, die den jeweiligen Lagern im Israel-Palästina-Krieg ihre Identität geben, gehören der gemeinsame Feind und die Tatsache, dass die Mitglieder der Gruppe alle Opfer sind. Das In-Group-Verhalten, also das Verhalten innerhalb der Gruppe, ist dadurch geprägt. Nimmt man der Gruppe das Opferdenken und die Feindfixierung, so bleiben kontroll-lose, offene Situationen. Solche Situationen sind vielen Menschen unbehaglich. Da ist eine Furcht davor, dass die In-Group auseinanderfallen könnte, wenn der Feind fehlt.

Im Krieg und in der autoritären Gesellschaft ist der Einzelne der Gruppe streng untergeordnet. Das Persönliche und das Private tritt in den Hintergrund. Die harmonische Dynamik der Gesellschaft allerdings ist dadurch gestört. Denn die Identität einer Gesellschaft oder Gruppe ist immer abhängig von den Identitäten ihrer Mitglieder. Je stärker die Identität der Einzelnen, desto stärker ist die der Gruppe.

Leider sind als typische Vertreter der jeweiligen Lager – wenn überhaupt – fast nur solche Personen im Bewusstsein der In-Group, die am Krieg und an der Gewalt des Krieges beteiligt sind. Die Hemmungen, Persönliches und Individuelles in den Diskurs einzubringen, arbeiten gegen die Identitätsbildung der Gruppe und damit gegen ihr Interesse. Die meisten Hemmschwellen, den Palästina-Israel-Krieg zu beenden, liegen innerhalb der In-Group, denn in der leben die Menschen, denen man im Alltag begegnet. Hier bekommt man die Aufmerksamkeit, die man angesichts des Krieges so nötig braucht, und die Angst, Fehler zu machen, betrifft eher die In-Group. Der Feind hasst einen sowieso. Dieses Angstdenken aber ist verbunden mit einem Mechanismus des Schweigens und Sich-Zurückhaltens, der zur Kommunikationslosigkeit innerhalb der In-Group führt.

Die Sackgasse dieses Schweigens, das man auch als Ausweichen vor Konflikten innerhalb der In-Group aufgrund von unreflektierten Hemmungen beschreiben kann, kann durch Individuen überwunden werden, deren Eigen-Identitäten in die Gruppe zurückstrahlen und damit die Dynamik zwischen Individuum und Gruppe als Integrationsfiguren wiederherstellen: Popstars statt Kriegsstars. Je mehr Eigen-Identität durch Kultur, Kunst, Geschichte, Glaube, gewaltlose Kindererziehung, Elitenförderung, Humor, Spiel, Sport und ähnliches hervorgebracht werden kann, desto mehr sammeln sich die Mitglieder der In-Group um gewaltlose Situationen und bringen gewaltlose Identitäten hervor.

Das Verhalten der Gruppe gegenüber der Out-Group ist ein weiterer Ort, wo Hemmungen bestehen, die in dieser Form nicht bestehen müssen. Es war bereits oben davon die Rede, dass die Kommunikation mit dem Feind dem Vorwurf des Verrats ausgesetzt ist, dass es also hohe Hemmschwellen gibt, überhaupt ein konstruktives Out-Group-Verhalten auszubilden.

Einige Politiker auf beiden Seiten haben ein solches Verhalten, wenn es auch oft strapaziert wird. Jedoch haben die drei Weltreligionen und hat auch die Demokratie keine wirklichen Instrumente für ein Out-Group-Verhalten, das auf Respekt vor dem anderen gegründet ist, weil sämtliche dieser genannten Sammelgruppen einen mehr oder weniger latenten Absolutheitsanspruch vertreten, der die Ebenbürtigkeit eines konkurrierenden Systems von vornherein ausschließt.

Die Toleranz, Vertrauen in eine Gruppe zu setzen, die der eigenen Gruppe gegenüber gleichgestellt ist und die nicht von ihr kontrolliert wird, diese Toleranz ist die Herausforderung des 21. Jahrhunderts, und es ist unmöglich, Lessings Buch „Nathan der Weise“ in diesem Zusammenhang nicht wenigstens zu erwähnen.

Die Inseln des vorweggenommenen Friedens können sich nur bilden, wenn die auf Unwissenheit gegründeten Hemmschwellen bei den konstituierenden Individuen überwunden sind. Wenn solche Prototypen des Friedens sich mehren und sich in der Öffentlichkeit durchsetzen, kann ein Glaube an den Frieden entstehen. Frieden ist nur da möglich, wo man an ihn glaubt. Wenn die Öffentlichkeit an den Frieden glauben kann, kann sie ihn durch einen Ring von Argumenten und legitimierten Personen nach innen, zum Zentrum der Gewalt hin, durchsetzen und dem Krieg dadurch den Boden entziehen, dass sich immer weniger Leute an ihm beteiligen.

Es ist wahr, dass der Palästina-Israel-Krieg eine lange und schreckliche Tradition hat. 35 Jahre lang hat es kaum Bewegung gegeben, das ist entmutigend. Jedoch haben sich in diesen 35 Jahren anderswo Veränderungen ergeben. Die Entstehung einer neuen Art von Welt-Öffentlichkeit durch das Internet, die sich erst jetzt, in diesen Jahren durchsetzt, scheint mir die wesentlichste Veränderung zu sein. Aber auch der Elfte September setzte neue Maßstäbe und machte uns klar, dass die Welt schwere Konflikte unter der Oberfläche getragen hat und trägt.

Es ist nicht notwendig und nicht förderlich, diese Konflikte mit Gewalt auszutragen. Wichtig ist, den Konflikt benennen und genau beschreiben zu können. Das ist gar nicht so schwierig. Es braucht nur einen Palästinenser und einen Israeli, die zusammen ein Geschichtsbuch schreiben. Da wird sofort klar werden, wo die Konflikte liegen, und Deutschland und die USA sowie weitere Länder werden merken, dass sie weit mehr mit dem Konflikt zu tun haben, als ihnen lieb ist. Lasst uns also dieses Geschichtsbuch schreiben und öffentlich diskutieren. Es kostet auch nicht so viel, wie Krieg zu führen. Solchen konstruktiven Lösungsansätzen steht nichts im Weg, besonders, wenn die israelische Besatzung Palästinas aufhört, für die es keinerlei völkerrechtliche Basis gibt.

Wir leben in einer Welt, in der der Glaube an das Paradies verloren gegangen ist. Was uns bleibt, ist der Glaube an die Hölle. Denn der Krieg ist real, und prüfen Sie selbst, welcher Stimme Sie mehr Vertrauen geben, der Stimme, die sagt, dass es keinen Ausweg aus dem Krieg gibt und dass er sich aufgrund seiner Komplexität und Tradition auf unabsehbare Zeit ausdehnen und vermutlich noch schlimmer werden wird, oder der Stimme, die sagt, dass es Lösungen für diesen Krieg gibt, und dass man selbst etwas dafür tun kann.

Diese Mentalität nehme ich allerdings nicht zum Anlass, meinen Glauben an das Paradies zu schmälern oder aufzugeben. Ein großer Wunsch braucht Formulierung, Manifestierung und den Glauben an sein Eintreten. Eine große Hoffnung besteht darin, dass die Mehrheit der Palästinenser und die Mehrheit der Israelis diesen Krieg nicht wollen.

(Umfang: 25.100 Zeichen)

Palestine, Israel,
and Inhibition Thresholds

Anis Hamadeh, September 11, 2002
Abstract


Content: Cutting the Ground of War- Renunciation of Feindbild - Conflict of Identities - Inhibition Thresholds - The Island Metaphor - The Own Prejudices - The Reproach of Treason - Victim Thinking - In-Group Behavior - Out-Group Behavior - History Book


In the terrorism debate, which began one year ago precisely, on September 11, German president Johannes Rau said that it makes no sense to fight terror with terror and that the point rather is to cut the ground of terror. Many citizens will have appreciated this attitude while seriously wondering about how the ground of terror could be cut. How the ground of violence could be cut. How the ground of the Israel Palestine War could be cut.

When we think of the war we mostly have in mind tanks and guns, we imagine the army and boys throwing stones, curfews, terrorists, assaults, and killer brigades. And indeed, this is the center of the war, this is the focal point of violence, and the media report about it. Peace will not start at this focal point, because violence obviously prevails there, and violence leads to guilt. Messages of peace and of conflict mastering cannot be heard there. Every attempt of immediate influence will be regarded as an aggression, for this is the logic of contemporary war.

Concerning the introduction of peace, I have three major images: one for the individual who can experience peace, like every other truth, from inside only. A second for a group which lives by a proper identity and without a stereotype image of the enemy (feindbild), a group which thus can constitute an island of peace. The third image is the one of a society which can stifle the source of violence with a ring of publicity which steers in a narrowing way from the outside to the center (also see the statement:
FOUR LEVELS OF TERRORISM).

- Renunciation of Feindbild –

Under consideration of these island and ring metaphors, the issue here is to search for possibilities to de-escalate the conflict, possibilities that are not dependent on violence. For war – this is what the West is saying, isn't it? – may only be the very last means, when all other ideas have failed. And you can tell by their precise scrutiny and their exuberant interest in alternatives that the minds of the western leaders are almost completely occupied with investigating all ideas that can avoid wars in a non-violent way.

My line of thought starts at the point of renunciating stereotype images and feindbild thinking, because they constitute a fertile soil – and more precisely: a projection field – for violence. In the Israel Palestine War we are to a great extend confronted with clichès and feindbild thinking. To dissolve them means to cut the ground of the war.

The renunciation of feindbild thinking does not mean to have no enemy. Whoever wanted to deny the enmity between Israelis and Palestinians, would be ridiculous. Feindbild thinking, though, blinds the eyes, it does not solve the conflict. One then does not know against whom one is fighting, because all information about the enemy is generated by oneself. One has difficulties in assessing the enemy and cannot really understand the situation, following the misconception that one is the situation oneself and alone.

The Palestine Israel War is not about a blood toll to be paid off to sacrifice the god of peace. It is about a conflict, the one between the Israelis and the Palestinians. This conflict wants to be solved, and it will not be violence that solves it. I am hearing the argument that Hitler also could only be stopped in a violent way, but I cannot see any given proof for this assumption. Rather, this argument is used to justify violence, and most of all: to not even get into the situation of considering alternatives, for they might be viewed by others as an exposition of weakness.

- Conflict of Identities –

The Israel Palestine War mostly is about the search of identity. The Palestinians do not understand why they have less rights than other people. They ask themselves whether they are so bad and worthless for being treated this way. With this they represent the Arabs and the Muslims, the Africans, too, and the Socialists, which all feel a bit this way, be it justified or not, in view of their traditionful relationship with the Western World.

The Israelis, on the other hand, are cast-aways of the shipwreck of history. They have experienced how the whole world let the gas chambers happen and the death of six million people, a deed unimaginable for a human brain, and unbearable for a human heart. After the tragedy of September 11, and even after the amok run in a school in Erfurt, Germany, there had been psychologists on the spot, immediately after the event, to help the concerned dealing with the situation. After the Holocaust, however, there were no such psychologists, and instead the Jews were again moved aside, with a materialistic present from the imperial world, and I can only view the taking of Palestinian territory as a stealthy form of reparation in its essence.

Because of such historical burdens, both camps are handicapped to recognize and to live their identities. Both camps have not overcome historical injustice and are situated in unmastered historical conflicts. It is the phase of repetition. The camps repeat their patterns and conjure the unsolved historical situations up again in order to clarify them. By doing this, they are fixed on the respective other, because neither side has enough self-identity and thus needs an enemy to create a substitute identity.

To cut the ground of this war it needs the practical prove that there are political means other than violence and that violence is not the only voice that the public listens to. The Israel Palestine War is in its essence a complex identity conflict and thus it seems right to deal with the Palestinian Arab identity and with the Israeli Jewish identity and to solve the conflict there. When the respective self-identities (my term for identities that are not generated by the demarcation from others) are consolidated and clarified, then the ground of the war is cut.

- Inhibition Thresholds –

Inhibitions are fears, some of them are justified, others are not. They are of three kinds: there are ones that are based on ignorance, ones that are based on cultural and civilisatory behavior, and ones that are based on knowledge. There is no need to argue about the third ones, for they are justified. We have an inhibition threshold towards homicide which is extremely high, and we need it just as we need the inhibition thresholds that beware us from incest, cannibalism, and the purchase of a Marilyn Manson CD.

It would be an interesting job to investigate the inhibitions that are based on culture and civilisation and to point out their manifestations. Especially the differences between the America-following West and the Arab Muslim East. There are some differences in their respective esthetical perceptions which seem to be due to cultural and civilisatory features. On oriental markets, to give a short example, you can sometimes buy living chicken and slaughter them at home, or they do it in the market on the spot. Although westerners also eat chicken, they are generally more inhibited to be aware of the killing aspect than easterners. Another short example is that the rejection of faith into which the western societies developed after Galileo and after 1945 cannot be detected in eastern societies to the same extend.

Yet this essay mostly deals with inhibitions that are based on ignorance, on the lack of knowledge. The leading idea of this essay is to find ways out of the Israel Palestine War. Sometimes we can step into action and do something to come closer to peace, but we do not carry out this action, because we have an uncertain feeling. Or because we don't even realize that here is a chance for peace, as we are too busy with repressing the conflict. Like invisible barriers they often keep us from even trying. Of these inhibitions, some can be be overcome by creating an awareness about them and pointing to their manifestations.

- The Island Metaphor –

There already exist mixed groups of Israelis and Palestinians in search of solutions. To those belong peace groups and political initiatives of different kinds. Yet these islands of dialogue and togetherness hardly reach the awareness of the public, and they are not many, either. If one has the vision of the cohabitation between an independent State of Palestine and an independent State of Israel – like the United Nations – one will visualize two societies that know each other and talk with each other. So the task will be to create prototypes of such cohabitation and to carry them into the public as images, so that people get used to peace. These are islands of communication which will bring about new impulses. They can grow and they can combine. In such a way we come closer to the vision.

The competition is not asleep. The Americans, for example, also have produced images and pictures during the past months, as an answer to September 11 that happened a year ago today. Let's take the fertile cooperation between the US government and some Hollywood directors. War films were created to bring the reality of war into the heads of the audience, a war that was declared by no other man than George W. Bush ("We are at war.").

But it is not only the experienced cultural exchange that can lead to such islands, islands that anticipate peace in the Middle East. Every group that does not need an enemy for its own identity, has a relaxing effect on the conflict, like a way out of the war addiction. The fact that there are only few such groups and that such initiatives rarely reach the light of publicity, in my opinion is essentially due to social inhibitions. Some of these inhibitions will in the following be investigated by looking at the inhibition thresholds.

- The Own Prejudices –

The cooperation with moderate circles of the respective enemy camp, as well as the renunciation of feindbild thinking, fails in the first place owing to our own prejudices. We ourselves are so much used to the enemy that we can hardly imagine a life without him. To hide this fact, we invent the necessity of scenarios that depent on an enemy.

The inhibition thresholds not only show in the opinions, but most of all in concrete communication situations. When I was in a communication situation with an Israeli soldier for the first time I rejected him. I was about 19, stood somewehere in the landscape and was identified by the soldier as a tourist. He started to talk to me in English. As far as I remember, he only asked me whether I liked the place, but I only replied that I did not want to talk to him and went away. Although I can well imagine to behave in a similar way today, for it is Israeli soldiers who are occupying the people of my father, I then only had little knowledge about my own limits and inhibition thresholds in the intercourse with Israels.

Later I met Jews and Israelis in different contexts of life and I learnt that there are Israelis and Jews who think in a way similar to mine. When I at present urge for a clear and consequential separation between Palestinians and Israelis, then this may look like a contradiction. Yet it seems to be the right thing politically to disentangle the camps and to strengthen their respective self-identity by supporting the creation of self-sufficient and independent entities. In this way, feindbild thinking of the stereotype enemy will lose ground and importance, and only after this a comprehensive dialogue between the two societies can emerge.

It was this kind of dialogue which was not carried out after 1945, due to inhibitions. Therefore we lack the precedence to relate to in the Israel Palestine War. On the other hand, we are at the beginning of a new century, which statistically seen is a good time for a change of paradigms.

It is often the own prejudices for the sake of which we search for rational reasons to take them as a pretext. In this way inhibition thresholds appear that keep the war going and that affirm the monopoly of authority to be in the hands of violence. But there are more reasons why the islands of an anticipated peace are having such a hard time. To those belong the reproach of treason, the state of being caged in victim thinking, and the uncertainties of in-group and out-group behavior.

- The Reproach of Treason –

The suspicion of treason is one of the main inhibition thresholds of the conflict. The camps are so far away from each other that any kind of communication with the enemy immediately is suspicious. A Palestinian who talks to or with Israelis, who is looking for cooperation, quickly is regarded to be an Žamiil, a collaborator. It is similar in the opposite camp, and it is hard to name the side with the higher inhibition thresholds.

If you analyze the reproach of treason, you will find the argument that communication with the enemy is connected to a higher valuation of the enemy, for he is granted attention. Further you will find the argument that the enemy is getting information about the own camp. A third argument is the suspicion that personal interests are pursued at the expense of national interests.

Let us start with this last argument. Concerning the dialogue and the cooperation between Palestinians and Israelis we have to differentiate between work in the spirit of the UN vision of two states and work serving a private purpose, when somebody, for example, is hoping for an economical or other private advantage. Unfortunately, those cases exist, and they do not deserve mild sentences in my view. Yet there must be an urgent warning against quick judgements and suspicions, as I know them from examples. Like cases of blackmail misinterpreted as collaboration. Due to the fact that the reproach of collaboration can lead to mob-law, the inhibition thresholds are especially high. If, anyway, only one innoscent guy dies because of such exaggerations (and they were more), then the reproach of treason soon turns against the one who spoke it. It is especially on this sensitive field where misunderstandings and wrong assessments are frequent. They can only be overcome by talking about the mistakes instead of making them.

This brings us to the second argument, the one that information out of the own camp comes into the hands of the opposite camp while communicating with the enemy. This argument, however, is threadbare, for it is grounded in the doubtful supposition that it is a disadvantage when the enemy knows us. It is the supposition that the enemy, if he has information about us, can use it against us by attacking the weak points and by instrumentalizing this information for hatching plots against us. This mentality is doubtful, because it is based on fear thinking and enemy-focussing. It is threadbare, because it leads to a situation where not only the enemy has no information about us, but we, neither. Moreover, as I know from my own work, it can fairly well be an advantage to give the political opponent so much information about oneself that it becomes a challenge for him to scrutinize it, resulting in the knowledge that his position in relation to me did not improve by this action.

So, does communication with the enemy mean to give him value and is it treason? Principally, I answer this question with a no. I actually regard fear thinking and the fixation on the enemy to be high valuations of the enemy. I am rather concerned with the pragmatic question of who is able to have such a communication. For even if some of the inhibition thresholds can be overcome by creating an awareness, there remain a lot which disturb the communication. We have to keep in mind that we are talking about the Palestine Israel War and not about some quarrel about who is going to wash the dishes.

- Victim Thinking –

Everybody who participates in the war feels to be a victim. Independently of the assessment of the whole situation and independently of the questions of which party is right and how much, each of the involved feels to be a victim, and the closer they stand to the center of violence the stronger becomes the victim mentality. One of the resulting inhibition thresholds is the attitude of expecting to be acknowledged as a victim. The Palestinians as victims of the occupation, the Israelis – and now also the Americans – as victims of terror.

Victim thinking has two sides: on the one side there is the violence situation, for example, when an Israeli soldier shoots a Palestinian citizen. Such situations are real, and the one element which every violence situation has is the victim. If there is no victim, then you cannot indicate violence. So it is wrong to deny or to belittle the own victimship.

On the other side there is the abstraction and the generalisation of the victim role. It can be misused as a justification of own exaggerated violence (We have to defend ourselves), and it can be misused as a reason to make self-criticizm superfluous while being busy with the enemy. The inhibition threshold towards confronting oneself with the other party rises, because one needs a complementary perpetrator role to be able to keep the own victim role.

The mastering of the generalized victim attitude will not make e.g. soldiers and resistance fighters talk to each other, yet the peace-willing and less guilty moderate circles on both sides will be able to bring the two-state-project further on, if they develop an awareness of their inhibition thresholds that are based on victim thinking.

Not posed or even solved here are the questions of the rehabilitation of the victims and other aspects of historical and political justice in the Middle East. I am convinced that these questions can only be posed in their whole range and in a way that makes sense, after that the camps are disentangled. It is wrong to lose one's faith in a non-violent justice, because otherwise one begins to live outside justice oneself.

- In-Group Behavior –

To the constitutional elements of identity in the respective camps of the Israel Palestine War belong the common enemy and the fact that all members of the group are victims. This influences the in-group behavior, i.e. the behavior within the group. If we take away victim thinking and enemy-focussing from the group, there will remain control-less, open situations. A lot of people find it hard to deal with such unled situations and get an uneasy feeling. There is a fear that the in-group could fall apart, if the enemy is gone.

At war and in authoritarian societies the individual is strictly subordinate to the group. The personal and the private are pushed into the backgound. This disturbs the harmonical dynamics of the society, for the identity of a society or group always depends on the identities of its members. The stronger the identities of the individuals the stronger the identity of the group.

Unfortunately, almost only those person are identified as typical representatives of the respective camps – if at all – who participate in the war and in the violence of the war. The inhibitions to bring personal and individual aspects into the discourse works against the identity-building and with it against their own interest. Most of the inhibitions to end the Palestine Israel War concern the in-group behavior, because it is the in-group in which the people are living with each other in every day life. Here is the place where people get the attention they need so much in these war times, and so the fear of making mistakes rather concerns in-group behavior. The enemy hates them, anyway. This fear thinking, however, is connected with a mechanism of silence and holding things back which leads to a lack of communication within the in-group.

The blind alley of silence, that can also be described as the escaping of conflicts within the in-group by reason of unreflected inhibitions, can be overcome by individuals whose self-identities reflect back into the group and thus reinstall the dynamics between individual and group as integration people: popstars instead of war-stars. The more self-identity that is brought about by means of culture, art, history, faith, non-violent education, promotion of elites, humor, game, sports and the like, the more the members of the in-group will gather around non-violent situations and the more they will generate non-violent identities.

- Out-Group Behavior –

Another place where inhibitions exist which are in this form not necessary is the behavior towards the out-group. As mentioned above, communication with the enemy is quickly exposed to the reproach of treason, so there are high inhibition thresholds towards developing a constructive out-group behavior, at all.

Some politicians on both sides have such a behavior, even if it is often fatigued. But none of the three world religions as well as democracy really have instruments for an out-group behavior which is based on respecting the other, because all of these mentioned collective groups advocate a more or less latent claim of absolutism, which excludes the equality of a competing system from the outset.

The tolerance to set trust in a group which is equal to the own group without being controlled by it, this tolerance is the challenge of the twenty-first century and it is impossible to not at least mention Lessing's book "Nathan the Wise" in this context.

- History Book –

The islands of an anticipated peace can only come into being when the inhibition thresholds, which are based on ignorance, are overcome by the constitutive individuals. When such prototypes of peace increase in number and when they enter the public consciousness, people will be able to believe in peace. Peace is only possible where people believe in it. When the public can believe in peace, it can implement it with a ring of arguments and legitimate individuals, moving from the outside to the center of violence and cutting the ground of war by having less and less people participate in it.

It is true that the Palestine Israel War has a long and terrible tradition. For 35 years there has hardly been any development, this is discouraging. Yet during these 35 years there have been changes elsewhere. The most essential change to me seems the genesis of a new kind of world public with the internet, which only now, in these years, is taking place. But September 11, too, brought about new measures and made it clear to us that the world has been carrying severe conflicts under the surface.

It is not necessary and not promotive to carry out these conflicts with violence. Important is to be able to name the conflict and to precisely describe it. This is not even difficult. It only needs a Palestinian and an Israeli who write a history book together. Then it will instantly be obvious where the conflicts are, and Germany and the USA as well as further countries will realize that they are far deeper involved in the conflict than they would like to be. So let us write this history book and discuss it in public. This does not even cost much money, unlike being at war. There are no obstacles in the way of such constructive solution patterns, especially when the Israeli occupation of Palestine stops, for which there is no basis in international law whatsoever.

We are living in a world in which people have lost their belief in paradise. What remains is the belief in hell. For the war is real, and test for yourself which is the voice you will trust more, the voice that says that there is no solution for this war and that it will tend to extend in the time ahead and probably even become worse due to its complexity and tradition, or the voice that says that there are solutions for this war, and that we can contribute to establish peace in the Middle East.

This mentality, however, will not cause me to limit or to lose my belief in paradise. A major wish needs formulation, manifestation, and the belief in its realization. A big hope is the fact that the majority of the Palestinians and the majority of the Israelis do not want this war.

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