Der zweite Fall Anis Hamadeh, 05.02.2009
Zusammenfassung: Es geht in diesem Essay um Gaza und das deutsche Schweigen zwischen 1945 und 1968, um die Mythen Israels und die Situation der Palästinenser, die negativ stereotypisiert werden, während Juden positiv stereotypisiert werden. Am Gaza-Pogrom, so die These, haben sich auch deutsche Schreibtischtäter beteiligt. Dies sei die Reinform von Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft und in Deutschland nicht hinnehmbar. Dieser zweite Fall einer Beteilung an Pogromen hat viele Bürger aufgerüttelt, während andere fordern, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Es wird gefragt: Kann man nach dem Gaza-Mord wirklich noch sagen, dass dies nicht einmal mit dem Deutschland von 1938 vergleichbar ist? Ist es nur NOCH kein Holocaust? Was will Israel mit den Menschen in Gaza machen? Der Hitler-Genozid, so die These, werde mystifiziert und mit Dogmen belegt, wodurch alle sonstige Gewalt bis hin zum Pogrom relativiert werde. Auch führe es zu Gewalt, wenn der Antisemitismusvorwurf verwendet wird, Palästinenser zu unterdrücken. Ob so antisemitischer Rassismus auf Palästinenser, Muslime und Araber verschoben werde, wird gefragt, und warum kein Palästinenser in der Öffentlichkeit bekannt ist. Nicht um einen „Frieden“ mit Verdächtigen gehe es in erster Linie, sondern um die Rechte der Palästinenser, derer sie seit vielen Jahrzehnten beraubt sind, denn Frieden sei Vertrauen. Nach dem Paradigmenwechsel soll es endlich einheitliche Maßstäbe geben und keine Verhöhnungen der Opfer mehr. Die deutsche Verantwortung liege heute darin zu untersuchen, inwieweit das Nachkriegsschweigen dazu geführt haben kann, dass die frühere Opfergruppe die traumatische Ur-Erfahrung aus der komplementären Rolle heraus zu verstehen sucht.
Mehr als zwanzig Jahre hat die deutsche Öffentlichkeit gebraucht, um damit zu beginnen, die Nazizeit zu diskutieren. Die offiziellen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland waren in dieser Zeit bedrückend gut – abgesehen von einem Attentatsversuch auf Adenauer, der heruntergespielt wurde. In dieser entscheidenden Phase des Schweigens hat Israel Palästina zu einem großen Teil ethnisch gesäubert und die restlichen Teile 1967 unter Besatzung gebracht. Heute – insbesondere seit Erscheinen von „Die ethnische Säuberung Palästinas“ (Ilan Pappe 2008) und „Mythen des Zionismus“ (John Rose 2006) – sind die wesentlichen Mythen der Staatsgründung Israels und des Zionismus durch Fakten widerlegt. Die Palästinenser, die seit Jahrhunderten und Jahrtausenden im Land Kanaan gelebt haben, bilden heute mit über fünf Millionen Flüchtlingen die größte Flüchtlingsgruppe der Welt.
Man hat den Palästinensern vieles zugemutet: den Verlust eines großen Teils der Heimat, weil Europäer und Amerikaner das so wollten; Teilungen des Landes, Besatzung, Diskriminierung und vor allem: systematische Verächtlichmachung. Der Palästinenser, das ist der Araber, der Muslim (obwohl 20% der Palästinenser Christen sind), der Terrorist. Palästinenser? Selbstmordattentäter! Aus Filmen, Büchern, Theaterstücken und Nachrichten lässt sich mit großer Leichtigkeit ein deutlich vorherrschendes Bild „des Palästinensers“ zeichnen, das das Bewusstsein der Masse strukturieren hilft. Wie in Eliam Kraiems Theaterstück „Sechzehn Verletzte“ ist der Palästinenser derjenige, der bei aller Menschlichkeit am Ende zum Mörder und Verbrecher wird, und der Jude ist der Gute. Er ist nicht der bewaffnete illegale Siedler, der die einheimischen Bauern während der Olivenernte terrorisiert. Er ist nicht der Marinesoldat, der die Fischer in Gaza in ihren eigenen Gewässern beschießt und er ist auch nicht der Journalist, der im Nachrichtenmagazin zum Hass gegen Araber und Muslime aufruft. Vielmehr ist er der in einem Kontext zum Hitler-Genozid stehende, Leid durchgemacht habende Gute. Die Rollenverteilung ist vorgegeben. Und jetzt Gaza.
Professor Rolf Verleger, selbst Jude, schreibt in der Neuauflage seines Buches „Israels Irrweg“ (Rezension auf Anis Online): „Es wurde viel gerätselt über Israels strategische Ziele bei diesem Krieg gegen Gaza. Rational schien das alles nicht zu sein. Und so ist es auch. Ein Pogrom ist irrational. Das Motiv eines Pogroms ist der pure Hass. Ein Pogrom hat eine klare Aussage an die überlebenden Opfer: 'Wir wollen Euch hier nicht. Haut ab!'. So war es in Kischinjow 1903 und 1905, in Berlin 1938, in Kielce 1946, und so ist es nun in Gaza 2009. Es wird in Deutschland unterschätzt, mit welchem Hass in Israel über Palästinenser gesprochen wird.“
Gaza war ein Pogrom und Deutschland hat sich beteiligt. Die Kanzlerin, der Außenminister, wichtige Vertreter der Parteien von Linkspartei bis CSU, Redakteure von FAZ bis taz, die Öffentlich-Rechtlichen, die schweigenden Professoren, die schweigenden Kirchen, NGOs wie Attac, sie alle haben mehr oder weniger stark an dieser Scheußlichkeit mitgewirkt, indem sie wider besseren Wissens den Mord an 1360 Menschen, überwiegend Zivilisten, darunter mehr als 430 Kinder, unterstützt, gerechtfertigt, verharmlost und ignoriert haben. Aber dieses Mal ist etwas Neues passiert.
Bürger, die sich nie so recht für Politik interessiert hatten, haben plötzlich Fragen. Und andere, die sich bereits interessiert hatten, werden hartnäckiger. Sie lassen sich nicht mehr mit dem Dogma vom ewig bedrohten Juden abspeisen, wenn sie sehen, was im Namen der Juden in Palästina geschieht. Jedem halbwegs klar denkenden Menschen ist bewusst, dass ein solches Verhalten Judenhass in der ganzen Welt befördert. Sie lassen sich durch geschraubte akademische Konstrukte von „sekundärem“ und „latentem Antisemitismus“ nicht mehr benebeln, weil sie erkennen, dass es die ursprünglich unbeteiligten Palästinenser sind, die mit ihrem Blut für diese Ideologie der Geschichtsverdrehung zahlen müssen, indem sie zu Wiedergängern und Nachfolgern der Nazis gemacht werden.
Hören wir also auf damit uns vorzumachen, dass ein deutscher Chefredakteur den Unterschied zwischen Antizionismus und Antisemitismus nicht versteht! Dass er Angriff und Verteidigung aus Versehen verwechselt. Reden wir uns nicht ein, dass unsere Politiker nicht wüssten, was Rassismus und was eine ethnische Säuberung ist. Jeder Lehrer in jeder Schule weiß, was ein Massenmord ist, und wenn er zionistisches Propagandamaterial vom „Mediendienst“ MEMRI zugesandt bekommt, dann kann er das schon einschätzen, das ist Teil sein Berufes. Wer einen Massenmord verleugnet und relativiert in Deutschland, wo es die schlimmsten Pogrome gegen Juden, Sinti und Roma, Künstler und Kommunisten, Freigeister, Homosexuelle, Serben, Polen und andere Gruppen gegeben hat, einen Massenmord zudem, der als Folge des Zweiten Weltkriegs verstanden werden kann, der muss als deutscher Täter damit rechnen, persönlich zur Rechenschaft gezogen zu werden. Beim letzten Mal war es jedenfalls so. Da ging es nach Nürnberg.
Der vorliegende zweite Fall mag sekundär sein, weil er nicht von Deutschen ausging, sondern von ihnen unterstützt und gerechtfertigt wurde, aber er ist ebenso real wie der erste Fall, als Juden Opfer waren. Es ist bezeichnend, dass der Pogrom in seiner Relevanz an unserer Öffentlichkeit vorbei gegangen ist. Zu sehr wird der nach allen internationalen Gesetzen legitime Befreiungskampf der Palästinenser bei uns als anti-jüdisch wahrgenommen. Die Schwurbel-Intellektuellen nennen es unter anderem „sekundären Antisemitismus“, wenn sich der Judenhass in Israelkritik verstecke. Man sieht, wie hier die eigene Verantwortlichkeit für Gewalt und Terror auf die palästinensischen Opfer und deren Unterstützer projiziert wird, während der Spielraum des zionistischen Staates praktisch unendlich wird, was die Anwendung jeglicher Art von Gewalt angeht.
Es ist wichtig, über den Antisemitismusvorwurf zu sprechen, denn er erscheint IMMER, wenn es konsequent um die Rechte der Palästinenser geht. Dies nenne ich eine narzisstische Projektion, die allein dem Ego dient, nicht der Situation. Hier sehe ich auch den Nukleus des Problems und damit eine Involviertheit Deutschlands.
Es lässt sich recht leicht nachvollziehen, wer was öffentlich gesagt und getan hat zwischen dem 27. Dezember und dem 18. Januar 2009. Auch wer nichts gesagt hat. Die Namen und Zitate der betreffenden Personen können ohne Probleme in einen Kontext gestellt und bewertet werden. Eine Veröffentlichung im Internet ist bereits ein Erfolg, gleichzeitig bemühen sich einige Networker in Deutschland und anderswo auch darum, rechtliche Konsequenzen zu erwirken. Sie sind nicht länger bereit, die Situation hinzunehmen. Es gibt klare Verantwortliche bei uns, die der Öffentlichkeit vorgegaukelt haben, dass die Hamas den Waffenstillstand gebrochen hat. Die Flüchtlinge, die Besatzung Palästinas und die gnadenlose Belagerung Gazas wurden und werden hier zu Lande nicht als Ursachen für den Konflikt herausgestellt. Überhaupt entlarvt bereits ein flüchtiger Blick auf www.theheadlines.org unsere Mainstreammedien als dreiste Manipulatoren, vor allem, weil sie wesentliche Nachrichten auslassen, die man braucht, um die Situation zu verstehen. Dies geschieht natürlich bona fide, denn es gehe ja darum, Juden zu schützen. So wie es mit der Dolchstoßlegende nach dem Ersten Weltkrieg vermeintlich darum ging, den Staat zu schützen. Wir wissen, wie das endete. Aber haben wir die Konsequenz gezogen, die Öffentlichkeit nicht mehr zu belügen? Nein. Wir hängen den Nazi-Genozid so hoch, dass nichts mehr heranreicht und alles andere relativiert und eigentlich unwichtig wird. Wenn wir davon sprechen, dass es keinen Schlussstrich geben darf und gleichzeitig jeden Vergleich verbieten, dann können wir nicht mehr sinnvoll diskutieren. Wenn der Genozid mystifiziert und mit Dogmen zementiert wird, geht die Erinnerung an das Geschehene verloren und das ist ein Schlussstrich. Nirgends wird das so deutlich wie in Palästina, speziell jetzt in Gaza.
Etwas ist anders geworden. Es gibt zum Beispiel jetzt ein Palästinensisches Holocaust Memorial Museum (PHMM), siehe www.islamonline.net/English/In_Depth/ GazaHolocaustMuseum/index.shtml . Dort steht: „Das Museum wird die Fotos, Namen und Geschichten der palästinensischen Kinder zeigen, die im Zuge eines neuen Holocaust von israelischen Truppen umgebracht wurden. PHMM wird die Elemente des neuen Holocaust herausarbeiten, die Tatorte, Waffen und Auswirkungen. Zeugenaussagen der Überlebenden werden auch veröffentlicht.“ – Nun kann es sein, dass unsere Öffentlichkeit sagt: Das darf man nicht vergleichen. Selbstverständlich, es gibt kein Auschwitz in Palästina. Bei nüchterner Betrachtungsweise ist dies kein Holocaust. Aber wo stehen wir jetzt in Palästina? Sind wir nicht über das Stadium von 1933 – einfache Diskriminierung – schon hinaus? Kann man nach dem Gaza-Mord wirklich noch sagen, dass dies nicht einmal mit dem Deutschland von 1938 vergleichbar ist? Wo sind wir jetzt? 1939? 1940? 1941? Ist es also bei nüchterner Betrachtungsweise nur NOCH kein Holocaust? Was will Israel denn mit den Menschen in Gaza machen?
Was steckt hinter den Vergleichsverboten und den philosemitischen Dogmen vom guten Juden? Kann es sein, dass unsere Gesellschaft einfach gern weiterhin rassistisch sein möchte und sich nun gegen Palästinenser, Araber und Muslime wendet, wo sie doch keine Juden mehr hassen darf? Auch scheint es eine praktische Sache zu sein, die Schuld der Nazis psychologisch auf die Palästinenser abzuwälzen, so wie es auf die Spitze gebracht www.antifa-saar.de.vu macht, wenn sie in Mainz Aufkleber in der Stadt verteilt, auf denen die „palästinensischen Antisemiten der Hamas“ mit deutschen Neonazis gleichgesetzt werden. Mit Antifaschismus hat das wohl wenig zu tun, denn der Hamas geht es nicht so sehr um Juden als zunächst einmal um ein Leben in Selbstbestimmung und Würde. Vor der Hamas war die PLO „das Böse“ und vor dem Iran der Irak. Das nimmt kein Ende. Daher tragen wir, die wir ein Gewissen haben, die Namen der palästinensischen Opfer dieses Abschlachtens zusammen und die der Täter, auch der Schreibtischtäter in Deutschland. Es reicht! Wir fordern, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden und dass ihre Hightech-Massenmorde und ihre Verhöhnungen der Opfer für immer aufhören!
Es ist leicht, sie zu finden. Sie sagen immer „radikal-islamisch“, bevor sie „Hamas“ sagen, und sie stellen Juden immer als Opfer dar, selbst wenn es Massenmörder sind. Sie haben klare Maßstäbe für Juden und klare andere Maßstäbe für Araber und Muslime. Dass dies Rassismus ist, muss heute ganz klar ausgesprochen und es muss bekämpft werden. Es ist nicht vielleicht Rassismus oder ein bisschen, sondern es ist die Reinform und es kommt aus der Mitte der Gesellschaft. Wir alle wissen, wie unsere Öffentlichkeit reagiert hätte, wenn 1360 Juden umgekommen wären – das ist der plausibelste Indikator.
Kein einziger Palästinenser von den 200.000, die in Deutschland leben, ist der Öffentlichkeit bekannt. Schon gar keiner, der die Gleichberechtigung der Palästinenser in der Welt einfordert. Unsere Fernsehsender bringen es auch fertig, Gaza in Gesprächsrunden zu behandeln, ohne dass ein Palästinenser dabei ist. Das ist kein Zufall, sondern die einzige Möglichkeit, die Stereotype aufrecht zu erhalten und Fakten fernzuhalten. Hätten die Palästinenser Stimmen und Gesichter würde jeder sehen, dass es normale Menschen sind, wie die anderen auch. Den Zuschauern wird eingeredet, es gehe um einen „Frieden“ mit den im Grunde verdächtigen Palästinensern. Selbstverständlich geht es zunächst um die Befreiung des palästinensischen Volkes von der tödlichen Gefahr, die allen Menschenrechten und internationalen Gesetzen krass widerspricht und die seit Jahrzehnten beharrlich mit Dogmen verdeckt wird. Danach erst kann es Frieden geben, denn Frieden bedeutet Vertrauen. Niemand vertraut einem brutalen und ungerechten Besatzer.
Es gibt Schurken, Helden und Langweiler auf allen Seiten, dies ist die Botschaft, die im Pisa-Land der Dichter und Denker erklärt werden muss. Bestimmt gibt es jüdische Helden und palästinensische Schurken. Es gibt auch palästinensische Gute und jüdische Böse. Die Stereotypisierungen unserer Nachrichtenwelt und Kultur sind immer schädlich, wenn sie verschiedene Maßstäbe anlegen. Deshalb ist es auch wichtig, nach dem Paradigmenwechsel dafür zu sorgen, dass dann nicht plötzlich alle Palästinenser „die Guten“ sind und womöglich alle Juden wieder „die Bösen“. Dieses Mal müssen wir es lernen. Palästinenser und palästinensisch Stämmige in Deutschland und anderswo sind nicht anders als andere Menschen. Sie lachen, wenn sie fröhlich sind und sie weinen, wenn sie traurig sind. Sie haben alle Qualitäten, die die Natur dem Menschen gegeben hat und sie mögen es nicht, wenn ihre Brüder und Schwestern getötet und ihre Friedhöfe geschändet werden. Als Menschen haben sie, haben wir Rechte. Diese fordern wir ein, nachdem in Gaza eine aggressive Armee unter Jubel eines Großteils der israelischen Bevölkerung und unter Mitwirkung der westlichen Welt einen Pogrom verübt hat. Nicht mehr und nicht weniger.
Kommen wir am Schluss zurück auf das eingangs erwähnte deutsche Schweigen zwischen 1945 und 1968. Es ist notwendig zu untersuchen, inwieweit dieses Schweigen dazu geführt hat, dass die damalige Opfergruppe der Juden in Palästina zu einer Tätergruppe geworden ist. Wenn nämlich die Nazitäter und deren Umfeld nicht in der Lage gewesen sind, als Buße zumindest offen mit den überlebenden Opfern über alles zu reden, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Opfer – und sei es unbewusst – die traumatische Ur-Erfahrung aus der komplementären Rolle heraus zu verstehen suchen. Hier liegt heute die deutsche Verantwortung, ganz egal, was die Zeitungen schreiben. Wir brauchen keine deutsche Überheblichkeit mehr. Demut vor dem Leben ist angesagt nach diesem Horror. |
The Second Case Anis Hamadeh, February 5, 2009 Summary: This essay is about Gaza and the German silence between 1945 and 1968, about Israel's myths and the situation of the Palestinians who are labeled with negative stereotypes, while Jews are labeled with positive stereotypes. The Gaza pogrom was carried out with the participation of German desk-perpetrators and this would be the pure form of racism, emerging from the middle of society, something untenable in Germany. This second case of a participation in a pogrom has awoken many citizens, while others demand that the perpetrators be brought to justice. The question is asked: is it really possible after the Gaza murder to say that this is not even comparable to Germany in 1938? Do we have to say it only is no holocaust YET? What does Israel want to do with the people of Gaza? The Hitler genocide, according to the essay at hand, became mystified and covered with dogmas which would belittle all other violence, even a pogrom. It also would lead to violence when the reproach of anti-Semitism is used to oppress Palestinians. Would this be a shift of anti-Semitic racism to one against Palestinians, Muslims and Arabs? And why is there no Palestinian representation in our public life? The first issue would not be a "peace" with Palestinian suspects, but the rights of the Palestinians that they have been deprived of for many decades, because peace would mean trust. After the paradigm shift there shall finally be a unified standard for all people and no more humiliation of the victims. The German responsibility today would be to examine in how far the post-WWII silence can have caused the former victim group to understand the traumatic primal experience from out of the complementary role.
It took the German public more than twenty years to start discussing the Nazi era in 1968. During this time, the official relations between Israel and Germany had been spookily good – apart from an assasination attempt against Adenauer that was played down. In this crucial phase of silence Israel has ethnically cleansed a large part of Palestine and occupied the remaining parts in 1967. Today – especially since the publication of "The Ethnic Cleansing of Palestine" (Ilan Pappe 2006) and "Myths of Zionism" (John Rose 2004) – the major myths of the foundation of the State of Israel and of Zionism are refuted by facts. The Palestinians, who have lived in the land of Canaan for centuries and millennia, today are the biggest group of refugees in the world, numbering over five million.
The Palestinians have had to put up with a lot: the loss of a major part of their homeland, because Europeans and Americans would have it so; partitions of the land, occupation, discrimination, and most of all: they are systematically demonized. The Palestinian, that is the Arab, the Muslim (even though 20% of the Palestinians are Christians), the terrorist. Palestinian? Suicide bomber! With ease you get one predominant image of "the Palestinian" from movies, books, plays and news, and this image helps structure our minds. Like in Eliam Kraiem's play "Sixteen Wounded", the Palestinian is the one, who – although human like "us" in many respects – ends up as a murderer and a criminal, while the Jew is the good guy. He is not the armed illegal settler, who terrorizes indigenous farmers during the olive harvest. Neither is he the navy soldier shooting at the fishermen in Gaza in their own waters, and neither is he the journalist, who calls for hate against Arabs and Muslims in the news magazine. No, he is the good guy who stands as the victim of Hitler's genocide and who has suffered. The roles are set. And now Gaza.
Professor Rolf Verleger, a Jew himself, writes in the new edition of his book "Israel's Irrweg" (in German, review on Anis Online): "People puzzled a lot over Israel's strategic aims in this war against Gaza. All that did not seem to be rational. And that's right. A pogrom is irrational. The motif of a pogrom is pure hate. A pogrom has a clear message for the surviving victims: 'We do not want you here. Get lost!!' This is how it was in Kishinev in 1903 and 1905, in Berlin 1938, in Kielce 1946, and now Gaza, in 2009. The degree of hate with which Palestinians are talked about in Israel is underestimated in Germany."
Gaza was a pogrom and Germany took part. The chancellor, the foreign minister, important representatives of the political parties from left to right, editors-in-chief of all major newspapers, the silent professors, the silent churches, NGO's like Attac; they have all more or less strongly participated in this atrocity by supporting, justifying, belittling and ignoring the murder of 1360 people, mostly civilians, among them more than 430 children, despite knowing better. But this time something new has happened.
Citizens, who had never really been interested in politics, started to ask questions. And others, who already had been interested, are becoming more convinced. They are no longer satisfied being fobbed off with the dogma of the eternally menaced Jew, when they see what is happening in Palestine in the name of the Jews. Anyone with any awareness of the situation knows that such behavior promotes hatred against Jews in the whole world. They will no longer be befogged by abstract academic constructions of a "secondary" and "latent anti-Semitism", realizing that it is the originally uninvolved Palestinians who have to pay with their blood for this ideology of historical contortion by being made revenants and successors of the Nazis.
So let us stop pretending that a German chief editor does not know the difference between anti-Zionism and anti-Semitism! Or that he could mix up attack and defense by accident. Let's not talk ourselves into the belief that our politicians do not know what racism and what ethnic cleansing is. Every teacher in every school knows what mass murder is, and when they get Zionist propaganda from the "media service" MEMRI, then they can assess the information, because it is part of their job. When someone denies or belittles a mass murder in Germany, where the worst pogroms against Jews, Sinti and Roma, artists and communists, free thinkers, homosexuals, Serbs, Poles and other groups were committed, even a mass murder that can be understood as a result of World War II, then he or she, as a German perpetrator, must be prepared to be taken to account personally. This is how it was last time. They were sent to Nuremberg.
The current second case may be secondary, because Germans did not start it – they supported and justified it -, but it is just as real as the first case, when Jews were victims. It is revealing that the pogrom in its relevance went unnoticed by our public. The liberation struggle of the Palestinians, legitimate by all standards of international law, here is largely perceived as being anti-Jewish. Biased intellectuals call it "secondary anti-Semitism" and the like when anti-Jewishness would hide behind criticism of Israel. It is obvious how the responsibility for violence and terror is being projected here onto the Palestinian victims and their supporters, while the freedom of the Zionist state to use any kind of violence remains virtually unchallenged.
It is important to talk about the reproach of anti-Semitism, for it ALWAYS appears when it comes to the nitty-gritty of Palestinian rights. This is what I call a narcistic projection, serving the ego only, not the situation. This is also where I see the nucleus of the problem and thus an involvement of Germany.
It is easy to trace who said and did what between December 27 and January 18, 2009. And who said nothing. The names and quotations of the respective individuals can without difficulties be put into a context and can be evaluated. An internet publication already is a success. At the same time, some networkers in Germany and elsewhere are seeking to expedite legal consequences. They are no longer willing to accept the situation. There are clearly responsible people who have made the public believe that it was Hamas who broke the truce. The refugees, the occupation of Palestine and the merciless siege of Gaza have not been pointed out to be causes of the conflict. A glimpse on www.theheadlines.org already suffices to unmask the audacious manipulators in our mainstream media, especially when substancial news is left out, news that is needed to understand the situation. This happens bona fide, certainly, for it is meant to protect Jews. Just like the stab-in-the-back legend after World War I allegedly was meant to protect the state. We remember how this ended. But did we draw the consequence and no longer lie to the public? No. We hang the Nazi genocide so high that nothing can reach it and everything else becomes relatively small and basically unimportant. When we make clear that there must never be a "schluss-strich" (final stroke, i.e. forgetting the past) and simultaneously prohibit every comparison, then we cannot have a meaningful discussion. When the genocide gets mystified and cemented with dogmas, then the memory of what happened will get lost and this is a schluss-strich. There is no place more revealing of this than Palestine, especially Gaza now.
Something is different now. There is, for example, a Palestinian Holocaust Memorial Museum (PHMM), see www.islamonline.net/ English/In_Depth/GazaHolocaustMuseum/index.shtml . There it reads: "The museum will feature the photos, names and stories of Palestinian children killed by Israeli forces in the context of a new Holocaust. PHMM will highlight the elements of the new Holocaust; the locations, weapons and impacts. Testimonies of the survivors will also be published." – Maybe our public says: this comparison must not be. Of course, there is no Auschwitz in Palestine. Looking at it in a sober way it is no holocaust. But where do we stand now in Palestine? Have we not already surpassed the stage of 1933, the stage of simple discrimination? Is it really possible after the Gaza murder to say that this is not even comparable to Germany in 1938? Where are we now? 1939? 1940? 1941? So, when looking at it in a sober way, do we have to say it only is no holocaust YET? What does Israel want to do with the people of Gaza?
What is behind the ban of comparisons and the philo-Semitic dogmas of the good Jew? Can it be that our society just wants to continue being racist, and now, that it is no longer allowed to hate Jews, people turn to Palestinians, Arabs and Muslims instead? It also seems to be very practical to shift the Nazi guilt on to the Palestinians psychologically. An extreme case of this is www.antifa-saar.de.vu, who distributed stickers in the city of Mainz on which the "Palestinian anti-Semites of Hamas" are put on a level with German Neo-Nazis. Obviously, this has little to do with anti-fascism, for Hamas in the first place does not care for Jews so much as for a life with self-determination and dignity. Before Hamas, the PLO was "the evil" and before Iran it was Iraq. There is no end to this. Therefore we, who have a conscience, collect the names of the Palestinian victims of this butchery and the names of the perpetrators, also the desk-perpetrators in Germany. Enough! We demand that the perpetrators be brought to justice and that their high tech mass murders and their humiliation of the victims stop forever!
It is easy to find them. They always say "radical Islamic", before they say "Hamas", and they always portray Jews as victims, even when they are mass murderers. They have a clear-cut measure for Jews and another clear-cut measure for Arabs and Muslims. It needs to be sharply formulated that this is racism and it needs to be fought. It is not a maybe or a little racism, but it is the pure form and it emerges from out of the middle of society. We all know how our public would have reacted if it were 1360 Jews that had died – this is the most plausible indicator.
Not a single Palestinian of the 200.000, who live in Germany, is known to the public. Especially none of those who demand equal rights for the Palestinians in the world. Our TV stations even manage to discuss Gaza in talkshows without the voice of Palestinians. This is not a coincidence, but the only way to keep up the stereotypes and to dismiss facts. Had the Palestinians voices and faces, everybody would see that they are normal human beings like all the others. The audience is led to believe that the deal is about "peace" with some basically suspicious Palestinians. But, first of all, it certainly is about the liberation of the Palestinian people from the deadly danger that blatantly contradicts all Human Rights and all international laws and that has persistently been covered with dogmas for decades. Only afterwards can there be peace, for peace means trust. Nobody trusts a brutal and unjust occupier.
There are villains, heroes and disinterested people on all sides, this is the message that needs to be conveyed in Germany today. There certainly are Jewish heroes and Palestinian villains. There also are Palestinian good guys and Jewish bad guys. The stereotypes of our media and culture are always harmful when they are based on a double standard. Therefore it is important to make sure that after the paradigm shift the Palestinians are not conceptualized as the good guys in turn, or the Jews as the bad guys again. This time we have to learn to dispense with double standards completely. Palestinians and descendants from Palestinians in Germany and elsewhere are in no way different from other people. They laugh when they are happy and cry when they are sad. They have all the qualities nature has bestowed on man and they do not like it when their brothers and sisters are killed and when their cemeteries are defiled. As human beings they have – we have – rights. Those rights we demand after an aggressive army, under the enthusiastic support of the majority of the Israeli population and with the collaboration of the western world, committed a pogrom in Gaza. Nothing more and nothing less.
To conclude, let us come back to the German silence between 1945 and 1968 that was mentioned in the beginning. It is necessary to examine how far this silence has made the former Jewish victim group a perpetrator group in Palestine. For when the Nazi perpetrators and their surroundings had not been able to at least openly talk about everything with the surviving victims, as an expression of repentance, then this increases the probability that the victims – and be it unconsciously – seek to understand the traumatic primal experience from out of the complementary role. This is what the German responsibility is about today, no matter what the papers write. We don't need any more German arrogance. Humility before life is the call, after this horror. |