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ESSAY (23)
Der zweite Fall
Anis Hamadeh, 05.02.2009

Zusammenfassung: Es geht in diesem Essay um Gaza und das deutsche Schweigen zwischen 1945 und 1968, um die Mythen Israels und die Situation der Palästinenser, die negativ stereotypisiert werden, während Juden positiv stereotypisiert werden. Am Gaza-Pogrom, so die These, haben sich auch deutsche Schreibtischtäter beteiligt. Dies sei die Reinform von Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft und in Deutschland nicht hinnehmbar. Dieser zweite Fall einer Beteilung an Pogromen hat viele Bürger aufgerüttelt, während andere fordern, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Es wird gefragt: Kann man nach dem Gaza-Mord wirklich noch sagen, dass dies nicht einmal mit dem Deutschland von 1938 vergleichbar ist? Ist es nur NOCH kein Holocaust? Was will Israel mit den Menschen in Gaza machen? Der Hitler-Genozid, so die These, werde mystifiziert und mit Dogmen belegt, wodurch alle sonstige Gewalt bis hin zum Pogrom relativiert werde. Auch führe es zu Gewalt, wenn der Antisemitismusvorwurf verwendet wird, Palästinenser zu unterdrücken. Ob so antisemitischer Rassismus auf Palästinenser, Muslime und Araber verschoben werde, wird gefragt, und warum kein Palästinenser in der Öffentlichkeit bekannt ist. Nicht um einen „Frieden“ mit Verdächtigen gehe es in erster Linie, sondern um die Rechte der Palästinenser, derer sie seit vielen Jahrzehnten beraubt sind, denn Frieden sei Vertrauen. Nach dem Paradigmenwechsel soll es endlich einheitliche Maßstäbe geben und keine Verhöhnungen der Opfer mehr. Die deutsche Verantwortung liege heute darin zu untersuchen, inwieweit das Nachkriegsschweigen dazu geführt haben kann, dass die frühere Opfergruppe die traumatische Ur-Erfahrung aus der komplementären Rolle heraus zu verstehen sucht.

Mehr als zwanzig Jahre hat die deutsche Öffentlichkeit gebraucht, um damit zu beginnen, die Nazizeit zu diskutieren. Die offiziellen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland waren in dieser Zeit bedrückend gut – abgesehen von einem Attentatsversuch auf Adenauer, der heruntergespielt wurde. In dieser entscheidenden Phase des Schweigens hat Israel Palästina zu einem großen Teil ethnisch gesäubert und die restlichen Teile 1967 unter Besatzung gebracht. Heute – insbesondere seit Erscheinen von „Die ethnische Säuberung Palästinas“ (Ilan Pappe 2008) und „Mythen des Zionismus“ (John Rose 2006) – sind die wesentlichen Mythen der Staatsgründung Israels und des Zionismus durch Fakten widerlegt. Die Palästinenser, die seit Jahrhunderten und Jahrtausenden im Land Kanaan gelebt haben, bilden heute mit über fünf Millionen Flüchtlingen die größte Flüchtlingsgruppe der Welt.

Man hat den Palästinensern vieles zugemutet: den Verlust eines großen Teils der Heimat, weil Europäer und Amerikaner das so wollten; Teilungen des Landes, Besatzung, Diskriminierung und vor allem: systematische Verächtlichmachung. Der Palästinenser, das ist der Araber, der Muslim (obwohl 20% der Palästinenser Christen sind), der Terrorist. Palästinenser? Selbstmordattentäter! Aus Filmen, Büchern, Theaterstücken und Nachrichten lässt sich mit großer Leichtigkeit ein deutlich vorherrschendes Bild „des Palästinensers“ zeichnen, das das Bewusstsein der Masse strukturieren hilft. Wie in Eliam Kraiems Theaterstück „Sechzehn Verletzte“ ist der Palästinenser derjenige, der bei aller Menschlichkeit am Ende zum Mörder und Verbrecher wird, und der Jude ist der Gute. Er ist nicht der bewaffnete illegale Siedler, der die einheimischen Bauern während der Olivenernte terrorisiert. Er ist nicht der Marinesoldat, der die Fischer in Gaza in ihren eigenen Gewässern beschießt und er ist auch nicht der Journalist, der im Nachrichtenmagazin zum Hass gegen Araber und Muslime aufruft. Vielmehr ist er der in einem Kontext zum Hitler-Genozid stehende, Leid durchgemacht habende Gute. Die Rollenverteilung ist vorgegeben. Und jetzt Gaza.

Professor Rolf Verleger, selbst Jude, schreibt in der Neuauflage seines Buches „Israels Irrweg“ (Rezension auf Anis Online): „Es wurde viel gerätselt über Israels strategische Ziele bei diesem Krieg gegen Gaza. Rational schien das alles nicht zu sein. Und so ist es auch. Ein Pogrom ist irrational. Das Motiv eines Pogroms ist der pure Hass. Ein Pogrom hat eine klare Aussage an die überlebenden Opfer: 'Wir wollen Euch hier nicht. Haut ab!'. So war es in Kischinjow 1903 und 1905, in Berlin 1938, in Kielce 1946, und so ist es nun in Gaza 2009. Es wird in Deutschland unterschätzt, mit welchem Hass in Israel über Palästinenser gesprochen wird.“

Gaza war ein Pogrom und Deutschland hat sich beteiligt. Die Kanzlerin, der Außenminister, wichtige Vertreter der Parteien von Linkspartei bis CSU, Redakteure von FAZ bis taz, die Öffentlich-Rechtlichen, die schweigenden Professoren, die schweigenden Kirchen, NGOs wie Attac, sie alle haben mehr oder weniger stark an dieser Scheußlichkeit mitgewirkt, indem sie wider besseren Wissens den Mord an 1360 Menschen, überwiegend Zivilisten, darunter mehr als 430 Kinder, unterstützt, gerechtfertigt, verharmlost und ignoriert haben. Aber dieses Mal ist etwas Neues passiert.

Bürger, die sich nie so recht für Politik interessiert hatten, haben plötzlich Fragen. Und andere, die sich bereits interessiert hatten, werden hartnäckiger. Sie lassen sich nicht mehr mit dem Dogma vom ewig bedrohten Juden abspeisen, wenn sie sehen, was im Namen der Juden in Palästina geschieht. Jedem halbwegs klar denkenden Menschen ist bewusst, dass ein solches Verhalten Judenhass in der ganzen Welt befördert. Sie lassen sich durch geschraubte akademische Konstrukte von „sekundärem“ und „latentem Antisemitismus“ nicht mehr benebeln, weil sie erkennen, dass es die ursprünglich unbeteiligten Palästinenser sind, die mit ihrem Blut für diese Ideologie der Geschichtsverdrehung zahlen müssen, indem sie zu Wiedergängern und Nachfolgern der Nazis gemacht werden.

Hören wir also auf damit uns vorzumachen, dass ein deutscher Chefredakteur den Unterschied zwischen Antizionismus und Antisemitismus nicht versteht! Dass er Angriff und Verteidigung aus Versehen verwechselt. Reden wir uns nicht ein, dass unsere Politiker nicht wüssten, was Rassismus und was eine ethnische Säuberung ist. Jeder Lehrer in jeder Schule weiß, was ein Massenmord ist, und wenn er zionistisches Propagandamaterial vom „Mediendienst“ MEMRI zugesandt bekommt, dann kann er das schon einschätzen, das ist Teil sein Berufes. Wer einen Massenmord verleugnet und relativiert in Deutschland, wo es die schlimmsten Pogrome gegen Juden, Sinti und Roma, Künstler und Kommunisten, Freigeister, Homosexuelle, Serben, Polen und andere Gruppen gegeben hat, einen Massenmord zudem, der als Folge des Zweiten Weltkriegs verstanden werden kann, der muss als deutscher Täter damit rechnen, persönlich zur Rechenschaft gezogen zu werden. Beim letzten Mal war es jedenfalls so. Da ging es nach Nürnberg.

Der vorliegende zweite Fall mag sekundär sein, weil er nicht von Deutschen ausging, sondern von ihnen unterstützt und gerechtfertigt wurde, aber er ist ebenso real wie der erste Fall, als Juden Opfer waren. Es ist bezeichnend, dass der Pogrom in seiner Relevanz an unserer Öffentlichkeit vorbei gegangen ist. Zu sehr wird der nach allen internationalen Gesetzen legitime Befreiungskampf der Palästinenser bei uns als anti-jüdisch wahrgenommen. Die Schwurbel-Intellektuellen nennen es unter anderem „sekundären Antisemitismus“, wenn sich der Judenhass in Israelkritik verstecke. Man sieht, wie hier die eigene Verantwortlichkeit für Gewalt und Terror auf die palästinensischen Opfer und deren Unterstützer projiziert wird, während der Spielraum des zionistischen Staates praktisch unendlich wird, was die Anwendung jeglicher Art von Gewalt angeht.

Es ist wichtig, über den Antisemitismusvorwurf zu sprechen, denn er erscheint IMMER, wenn es konsequent um die Rechte der Palästinenser geht. Dies nenne ich eine narzisstische Projektion, die allein dem Ego dient, nicht der Situation. Hier sehe ich auch den Nukleus des Problems und damit eine Involviertheit Deutschlands.

Es lässt sich recht leicht nachvollziehen, wer was öffentlich gesagt und getan hat zwischen dem 27. Dezember und dem 18. Januar 2009. Auch wer nichts gesagt hat. Die Namen und Zitate der betreffenden Personen können ohne Probleme in einen Kontext gestellt und bewertet werden. Eine Veröffentlichung im Internet ist bereits ein Erfolg, gleichzeitig bemühen sich einige Networker in Deutschland und anderswo auch darum, rechtliche Konsequenzen zu erwirken. Sie sind nicht länger bereit, die Situation hinzunehmen. Es gibt klare Verantwortliche bei uns, die der Öffentlichkeit vorgegaukelt haben, dass die Hamas den Waffenstillstand gebrochen hat. Die Flüchtlinge, die Besatzung Palästinas und die gnadenlose Belagerung Gazas wurden und werden hier zu Lande nicht als Ursachen für den Konflikt herausgestellt. Überhaupt entlarvt bereits ein flüchtiger Blick auf www.theheadlines.org unsere Mainstreammedien als dreiste Manipulatoren, vor allem, weil sie wesentliche Nachrichten auslassen, die man braucht, um die Situation zu verstehen. Dies geschieht natürlich bona fide, denn es gehe ja darum, Juden zu schützen. So wie es mit der Dolchstoßlegende nach dem Ersten Weltkrieg vermeintlich darum ging, den Staat zu schützen. Wir wissen, wie das endete. Aber haben wir die Konsequenz gezogen, die Öffentlichkeit nicht mehr zu belügen? Nein. Wir hängen den Nazi-Genozid so hoch, dass nichts mehr heranreicht und alles andere relativiert und eigentlich unwichtig wird. Wenn wir davon sprechen, dass es keinen Schlussstrich geben darf und gleichzeitig jeden Vergleich verbieten, dann können wir nicht mehr sinnvoll diskutieren. Wenn der Genozid mystifiziert und mit Dogmen zementiert wird, geht die Erinnerung an das Geschehene verloren und das ist ein Schlussstrich. Nirgends wird das so deutlich wie in Palästina, speziell jetzt in Gaza.

Etwas ist anders geworden. Es gibt zum Beispiel jetzt ein Palästinensisches Holocaust Memorial Museum (PHMM), siehe www.islamonline.net/English/In_Depth/ GazaHolocaustMuseum/index.shtml . Dort steht: „Das Museum wird die Fotos, Namen und Geschichten der palästinensischen Kinder zeigen, die im Zuge eines neuen Holocaust von israelischen Truppen umgebracht wurden. PHMM wird die Elemente des neuen Holocaust herausarbeiten, die Tatorte, Waffen und Auswirkungen. Zeugenaussagen der Überlebenden werden auch veröffentlicht.“ – Nun kann es sein, dass unsere Öffentlichkeit sagt: Das darf man nicht vergleichen. Selbstverständlich, es gibt kein Auschwitz in Palästina. Bei nüchterner Betrachtungsweise ist dies kein Holocaust. Aber wo stehen wir jetzt in Palästina? Sind wir nicht über das Stadium von 1933 – einfache Diskriminierung – schon hinaus? Kann man nach dem Gaza-Mord wirklich noch sagen, dass dies nicht einmal mit dem Deutschland von 1938 vergleichbar ist? Wo sind wir jetzt? 1939? 1940? 1941? Ist es also bei nüchterner Betrachtungsweise nur NOCH kein Holocaust? Was will Israel denn mit den Menschen in Gaza machen?

Was steckt hinter den Vergleichsverboten und den philosemitischen Dogmen vom guten Juden? Kann es sein, dass unsere Gesellschaft einfach gern weiterhin rassistisch sein möchte und sich nun gegen Palästinenser, Araber und Muslime wendet, wo sie doch keine Juden mehr hassen darf? Auch scheint es eine praktische Sache zu sein, die Schuld der Nazis psychologisch auf die Palästinenser abzuwälzen, so wie es auf die Spitze gebracht www.antifa-saar.de.vu macht, wenn sie in Mainz Aufkleber in der Stadt verteilt, auf denen die „palästinensischen Antisemiten der Hamas“ mit deutschen Neonazis gleichgesetzt werden. Mit Antifaschismus hat das wohl wenig zu tun, denn der Hamas geht es nicht so sehr um Juden als zunächst einmal um ein Leben in Selbstbestimmung und Würde. Vor der Hamas war die PLO „das Böse“ und vor dem Iran der Irak. Das nimmt kein Ende. Daher tragen wir, die wir ein Gewissen haben, die Namen der palästinensischen Opfer dieses Abschlachtens zusammen und die der Täter, auch der Schreibtischtäter in Deutschland. Es reicht! Wir fordern, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden und dass ihre Hightech-Massenmorde und ihre Verhöhnungen der Opfer für immer aufhören!

Es ist leicht, sie zu finden. Sie sagen immer „radikal-islamisch“, bevor sie „Hamas“ sagen, und sie stellen Juden immer als Opfer dar, selbst wenn es Massenmörder sind. Sie haben klare Maßstäbe für Juden und klare andere Maßstäbe für Araber und Muslime. Dass dies Rassismus ist, muss heute ganz klar ausgesprochen und es muss bekämpft werden. Es ist nicht vielleicht Rassismus oder ein bisschen, sondern es ist die Reinform und es kommt aus der Mitte der Gesellschaft. Wir alle wissen, wie unsere Öffentlichkeit reagiert hätte, wenn 1360 Juden umgekommen wären – das ist der plausibelste Indikator.

Kein einziger Palästinenser von den 200.000, die in Deutschland leben, ist der Öffentlichkeit bekannt. Schon gar keiner, der die Gleichberechtigung der Palästinenser in der Welt einfordert. Unsere Fernsehsender bringen es auch fertig, Gaza in Gesprächsrunden zu behandeln, ohne dass ein Palästinenser dabei ist. Das ist kein Zufall, sondern die einzige Möglichkeit, die Stereotype aufrecht zu erhalten und Fakten fernzuhalten. Hätten die Palästinenser Stimmen und Gesichter würde jeder sehen, dass es normale Menschen sind, wie die anderen auch. Den Zuschauern wird eingeredet, es gehe um einen „Frieden“ mit den im Grunde verdächtigen Palästinensern. Selbstverständlich geht es zunächst um die Befreiung des palästinensischen Volkes von der tödlichen Gefahr, die allen Menschenrechten und internationalen Gesetzen krass widerspricht und die seit Jahrzehnten beharrlich mit Dogmen verdeckt wird. Danach erst kann es Frieden geben, denn Frieden bedeutet Vertrauen. Niemand vertraut einem brutalen und ungerechten Besatzer.

Es gibt Schurken, Helden und Langweiler auf allen Seiten, dies ist die Botschaft, die im Pisa-Land der Dichter und Denker erklärt werden muss. Bestimmt gibt es jüdische Helden und palästinensische Schurken. Es gibt auch palästinensische Gute und jüdische Böse. Die Stereotypisierungen unserer Nachrichtenwelt und Kultur sind immer schädlich, wenn sie verschiedene Maßstäbe anlegen. Deshalb ist es auch wichtig, nach dem Paradigmenwechsel dafür zu sorgen, dass dann nicht plötzlich alle Palästinenser „die Guten“ sind und womöglich alle Juden wieder „die Bösen“. Dieses Mal müssen wir es lernen. Palästinenser und palästinensisch Stämmige in Deutschland und anderswo sind nicht anders als andere Menschen. Sie lachen, wenn sie fröhlich sind und sie weinen, wenn sie traurig sind. Sie haben alle Qualitäten, die die Natur dem Menschen gegeben hat und sie mögen es nicht, wenn ihre Brüder und Schwestern getötet und ihre Friedhöfe geschändet werden. Als Menschen haben sie, haben wir Rechte. Diese fordern wir ein, nachdem in Gaza eine aggressive Armee unter Jubel eines Großteils der israelischen Bevölkerung und unter Mitwirkung der westlichen Welt einen Pogrom verübt hat. Nicht mehr und nicht weniger.

Kommen wir am Schluss zurück auf das eingangs erwähnte deutsche Schweigen zwischen 1945 und 1968. Es ist notwendig zu untersuchen, inwieweit dieses Schweigen dazu geführt hat, dass die damalige Opfergruppe der Juden in Palästina zu einer Tätergruppe geworden ist. Wenn nämlich die Nazitäter und deren Umfeld nicht in der Lage gewesen sind, als Buße zumindest offen mit den überlebenden Opfern über alles zu reden, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Opfer – und sei es unbewusst – die traumatische Ur-Erfahrung aus der komplementären Rolle heraus zu verstehen suchen. Hier liegt heute die deutsche Verantwortung, ganz egal, was die Zeitungen schreiben. Wir brauchen keine deutsche Überheblichkeit mehr. Demut vor dem Leben ist angesagt nach diesem Horror.

The Second Case
Anis Hamadeh, February 5, 2009

Summary: This essay is about Gaza and the German silence between 1945 and 1968, about Israel's myths and the situation of the Palestinians who are labeled with negative stereotypes, while Jews are labeled with positive stereotypes. The Gaza pogrom was carried out with the participation of German desk-perpetrators and this would be the pure form of racism, emerging from the middle of society, something untenable in Germany. This second case of a participation in a pogrom has awoken many citizens, while others demand that the perpetrators be brought to justice. The question is asked: is it really possible after the Gaza murder to say that this is not even comparable to Germany in 1938? Do we have to say it only is no holocaust YET? What does Israel want to do with the people of Gaza? The Hitler genocide, according to the essay at hand, became mystified and covered with dogmas which would belittle all other violence, even a pogrom. It also would lead to violence when the reproach of anti-Semitism is used to oppress Palestinians. Would this be a shift of anti-Semitic racism to one against Palestinians, Muslims and Arabs? And why is there no Palestinian representation in our public life? The first issue would not be a "peace" with Palestinian suspects, but the rights of the Palestinians that they have been deprived of for many decades, because peace would mean trust. After the paradigm shift there shall finally be a unified standard for all people and no more humiliation of the victims. The German responsibility today would be to examine in how far the post-WWII silence can have caused the former victim group to understand the traumatic primal experience from out of the complementary role.

It took the German public more than twenty years to start discussing the Nazi era in 1968. During this time, the official relations between Israel and Germany had been spookily good – apart from an assasination attempt against Adenauer that was played down. In this crucial phase of silence Israel has ethnically cleansed a large part of Palestine and occupied the remaining parts in 1967. Today – especially since the publication of "The Ethnic Cleansing of Palestine" (Ilan Pappe 2006) and "Myths of Zionism" (John Rose 2004) – the major myths of the foundation of the State of Israel and of Zionism are refuted by facts. The Palestinians, who have lived in the land of Canaan for centuries and millennia, today are the biggest group of refugees in the world, numbering over five million.

The Palestinians have had to put up with a lot: the loss of a major part of their homeland, because Europeans and Americans would have it so; partitions of the land, occupation, discrimination, and most of all: they are systematically demonized. The Palestinian, that is the Arab, the Muslim (even though 20% of the Palestinians are Christians), the terrorist. Palestinian? Suicide bomber! With ease you get one predominant image of "the Palestinian" from movies, books, plays and news, and this image helps structure our minds. Like in Eliam Kraiem's play "Sixteen Wounded", the Palestinian is the one, who – although human like "us" in many respects – ends up as a murderer and a criminal, while the Jew is the good guy. He is not the armed illegal settler, who terrorizes indigenous farmers during the olive harvest. Neither is he the navy soldier shooting at the fishermen in Gaza in their own waters, and neither is he the journalist, who calls for hate against Arabs and Muslims in the news magazine. No, he is the good guy who stands as the victim of Hitler's genocide and who has suffered. The roles are set. And now Gaza.

Professor Rolf Verleger, a Jew himself, writes in the new edition of his book "Israel's Irrweg" (in German, review on Anis Online): "People puzzled a lot over Israel's strategic aims in this war against Gaza. All that did not seem to be rational. And that's right. A pogrom is irrational. The motif of a pogrom is pure hate. A pogrom has a clear message for the surviving victims: 'We do not want you here. Get lost!!' This is how it was in Kishinev in 1903 and 1905, in Berlin 1938, in Kielce 1946, and now Gaza, in 2009. The degree of hate with which Palestinians are talked about in Israel is underestimated in Germany."

Gaza was a pogrom and Germany took part. The chancellor, the foreign minister, important representatives of the political parties from left to right, editors-in-chief of all major newspapers, the silent professors, the silent churches, NGO's like Attac; they have all more or less strongly participated in this atrocity by supporting, justifying, belittling and ignoring the murder of 1360 people, mostly civilians, among them more than 430 children, despite knowing better. But this time something new has happened.

Citizens, who had never really been interested in politics, started to ask questions. And others, who already had been interested, are becoming more convinced. They are no longer satisfied being fobbed off with the dogma of the eternally menaced Jew, when they see what is happening in Palestine in the name of the Jews. Anyone with any awareness of the situation knows that such behavior promotes hatred against Jews in the whole world. They will no longer be befogged by abstract academic constructions of a "secondary" and "latent anti-Semitism", realizing that it is the originally uninvolved Palestinians who have to pay with their blood for this ideology of historical contortion by being made revenants and successors of the Nazis.

So let us stop pretending that a German chief editor does not know the difference between anti-Zionism and anti-Semitism! Or that he could mix up attack and defense by accident. Let's not talk ourselves into the belief that our politicians do not know what racism and what ethnic cleansing is. Every teacher in every school knows what mass murder is, and when they get Zionist propaganda from the "media service" MEMRI, then they can assess the information, because it is part of their job. When someone denies or belittles a mass murder in Germany, where the worst pogroms against Jews, Sinti and Roma, artists and communists, free thinkers, homosexuals, Serbs, Poles and other groups were committed, even a mass murder that can be understood as a result of World War II, then he or she, as a German perpetrator, must be prepared to be taken to account personally. This is how it was last time. They were sent to Nuremberg.

The current second case may be secondary, because Germans did not start it – they supported and justified it -, but it is just as real as the first case, when Jews were victims. It is revealing that the pogrom in its relevance went unnoticed by our public. The liberation struggle of the Palestinians, legitimate by all standards of international law, here is largely perceived as being anti-Jewish. Biased intellectuals call it "secondary anti-Semitism" and the like when anti-Jewishness would hide behind criticism of Israel. It is obvious how the responsibility for violence and terror is being projected here onto the Palestinian victims and their supporters, while the freedom of the Zionist state to use any kind of violence remains virtually unchallenged.

It is important to talk about the reproach of anti-Semitism, for it ALWAYS appears when it comes to the nitty-gritty of Palestinian rights. This is what I call a narcistic projection, serving the ego only, not the situation. This is also where I see the nucleus of the problem and thus an involvement of Germany.

It is easy to trace who said and did what between December 27 and January 18, 2009. And who said nothing. The names and quotations of the respective individuals can without difficulties be put into a context and can be evaluated. An internet publication already is a success. At the same time, some networkers in Germany and elsewhere are seeking to expedite legal consequences. They are no longer willing to accept the situation. There are clearly responsible people who have made the public believe that it was Hamas who broke the truce. The refugees, the occupation of Palestine and the merciless siege of Gaza have not been pointed out to be causes of the conflict. A glimpse on www.theheadlines.org already suffices to unmask the audacious manipulators in our mainstream media, especially when substancial news is left out, news that is needed to understand the situation. This happens bona fide, certainly, for it is meant to protect Jews. Just like the stab-in-the-back legend after World War I allegedly was meant to protect the state. We remember how this ended. But did we draw the consequence and no longer lie to the public? No. We hang the Nazi genocide so high that nothing can reach it and everything else becomes relatively small and basically unimportant. When we make clear that there must never be a "schluss-strich" (final stroke, i.e. forgetting the past) and simultaneously prohibit every comparison, then we cannot have a meaningful discussion. When the genocide gets mystified and cemented with dogmas, then the memory of what happened will get lost and this is a schluss-strich. There is no place more revealing of this than Palestine, especially Gaza now.

Something is different now. There is, for example, a Palestinian Holocaust Memorial Museum (PHMM), see www.islamonline.net/ English/In_Depth/GazaHolocaustMuseum/index.shtml . There it reads: "The museum will feature the photos, names and stories of Palestinian children killed by Israeli forces in the context of a new Holocaust. PHMM will highlight the elements of the new Holocaust; the locations, weapons and impacts. Testimonies of the survivors will also be published." – Maybe our public says: this comparison must not be. Of course, there is no Auschwitz in Palestine. Looking at it in a sober way it is no holocaust. But where do we stand now in Palestine? Have we not already surpassed the stage of 1933, the stage of simple discrimination? Is it really possible after the Gaza murder to say that this is not even comparable to Germany in 1938? Where are we now? 1939? 1940? 1941? So, when looking at it in a sober way, do we have to say it only is no holocaust YET? What does Israel want to do with the people of Gaza?

What is behind the ban of comparisons and the philo-Semitic dogmas of the good Jew? Can it be that our society just wants to continue being racist, and now, that it is no longer allowed to hate Jews, people turn to Palestinians, Arabs and Muslims instead? It also seems to be very practical to shift the Nazi guilt on to the Palestinians psychologically. An extreme case of this is www.antifa-saar.de.vu, who distributed stickers in the city of Mainz on which the "Palestinian anti-Semites of Hamas" are put on a level with German Neo-Nazis. Obviously, this has little to do with anti-fascism, for Hamas in the first place does not care for Jews so much as for a life with self-determination and dignity. Before Hamas, the PLO was "the evil" and before Iran it was Iraq. There is no end to this. Therefore we, who have a conscience, collect the names of the Palestinian victims of this butchery and the names of the perpetrators, also the desk-perpetrators in Germany. Enough! We demand that the perpetrators be brought to justice and that their high tech mass murders and their humiliation of the victims stop forever!

It is easy to find them. They always say "radical Islamic", before they say "Hamas", and they always portray Jews as victims, even when they are mass murderers. They have a clear-cut measure for Jews and another clear-cut measure for Arabs and Muslims. It needs to be sharply formulated that this is racism and it needs to be fought. It is not a maybe or a little racism, but it is the pure form and it emerges from out of the middle of society. We all know how our public would have reacted if it were 1360 Jews that had died – this is the most plausible indicator.

Not a single Palestinian of the 200.000, who live in Germany, is known to the public. Especially none of those who demand equal rights for the Palestinians in the world. Our TV stations even manage to discuss Gaza in talkshows without the voice of Palestinians. This is not a coincidence, but the only way to keep up the stereotypes and to dismiss facts. Had the Palestinians voices and faces, everybody would see that they are normal human beings like all the others. The audience is led to believe that the deal is about "peace" with some basically suspicious Palestinians. But, first of all, it certainly is about the liberation of the Palestinian people from the deadly danger that blatantly contradicts all Human Rights and all international laws and that has persistently been covered with dogmas for decades. Only afterwards can there be peace, for peace means trust. Nobody trusts a brutal and unjust occupier.

There are villains, heroes and disinterested people on all sides, this is the message that needs to be conveyed in Germany today. There certainly are Jewish heroes and Palestinian villains. There also are Palestinian good guys and Jewish bad guys. The stereotypes of our media and culture are always harmful when they are based on a double standard. Therefore it is important to make sure that after the paradigm shift the Palestinians are not conceptualized as the good guys in turn, or the Jews as the bad guys again. This time we have to learn to dispense with double standards completely. Palestinians and descendants from Palestinians in Germany and elsewhere are in no way different from other people. They laugh when they are happy and cry when they are sad. They have all the qualities nature has bestowed on man and they do not like it when their brothers and sisters are killed and when their cemeteries are defiled. As human beings they have – we have – rights. Those rights we demand after an aggressive army, under the enthusiastic support of the majority of the Israeli population and with the collaboration of the western world, committed a pogrom in Gaza. Nothing more and nothing less.

To conclude, let us come back to the German silence between 1945 and 1968 that was mentioned in the beginning. It is necessary to examine how far this silence has made the former Jewish victim group a perpetrator group in Palestine. For when the Nazi perpetrators and their surroundings had not been able to at least openly talk about everything with the surviving victims, as an expression of repentance, then this increases the probability that the victims – and be it unconsciously – seek to understand the traumatic primal experience from out of the complementary role. This is what the German responsibility is about today, no matter what the papers write. We don't need any more German arrogance. Humility before life is the call, after this horror.

GAZA 2008/09: Material zum Essay „Der zweite Fall“

Einige Quellen zur Faktenlage:
- Gaza und Völkerrecht, von Norman Paech: https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/2760/file/Paech_WT65.pdf
- Warum der Waffenstillstand scheitern musste, von Ivesa Lübben, http://www.gaebler.info/luebben.pdf
- Kollektive Bestrafung. Israels Verbrechen an der Zivilbevölkerung in Gaza, von Rolf Verleger, www.ag-friedensforschung.de/regionen/Gaza/verleger.html
- Gaza: Der böse, böse Nachbar, von Rolf Verleger, http://www.hintergrund.de/20090105335/globales/kriege/gaza-der-boese-boese-nachbar.html
- Die Dämonisierung der HAMAS, Neue Rheinische Zeitung, 25.02.09, Von Ivesa Lübben, http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=13485
- Gershon Baskin mit Insiderwissen schreibt: "The war was supported by 94 percent of Israelis because they really believed it was a "war of no choice." Lies, lies and lies. There was a choice. That choice was made - our leaders preferred war regardless of the cost." www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1233304731246&pagename=JPost%2FJPArticle%2FShowFull
- Dazu auch The Observer, 1 March 2009: Israel PM's family link to Hamas peace bid. Olmert rejected Palestinian attempts to set up talks through go-between before Gaza invasion. By Peter Beaumont: http://www.guardian.co.uk/world/2009/mar/01/israel-hamas-olmert-palestine-shalit
- Rattling the Cage: Provoking anti-Semitism, Feb. 26, 2009, Larry Derfner , THE JERUSALEM POST
- Der Antisemitismus-Vorwurf in kritischer Betrachtung (100 S.), von Anis Hamadeh
- German Media Censorship on Gaza? Merkel's Will. by Ali Fathollah-Nejad. Global Research, January 22, 2009
- GLOSSAR DES DEUTSCHEN GAZA-BEWÄLTIGUNGS-DISKURSES von Anis Hamadeh

GAZA-CHRONOLOGIE 19.06.-27.12.2008
Hergestellt von Anis auf der Basis von Ivesa Lübben:
„Warum der Waffenstillstand scheitern musste“

19. Juni:
Waffenstillstandsvereinbarung zwischen Israel und der Hamas-Regierung tritt für sechs Monate in Kraft. Israel bestand auf einer mündlichen Verabredung. Sie besagte: Einstellung aller gegenseitigen Militäraktionen, Öffnung von Gazas Grenzen nach 72 Stunden für 30% mehr Waren, unbegrenzter Warenverkehr nach zehn Tagen. Ägypten setzt sich dafür ein, dass das Abkommen auf die Westbank ausgedehnt wird. [Quelle: International Crisis Group: Ending the War in Gaza. Middle East Briefing No. 26, 5.1.2009, S.3]

19. Juni:
Israelische Kriegsschiffe schießen vier Raketen auf palästinensische Fischer in palästinensischen Gewässern. Am selben Tag lassen Kampfflugzeuge, die über Gaza-Stadt kreisen, Schall-Bomben explodieren und lösen eine Panik unter der Bevölkerung aus. In der Gegend von Khan Yunis schießen israelische Patrouillen über den Grenzzaun hinweg auf Bauern, die jenseits der Grenzbefestigungen auf ihren Äckern arbeiten. [Quelle: Ma`an 26.6.2008]. Dieses Szenario wiederholt sich fast täglich.

24. Juni:
Zwei junge Funktionäre des Jihad werden in ihrer Wohnung in Nablus durch Einheiten der IDF (Israeli Defence Forces) ermordet. Noch am selben Tag schießen die Quds-Brigaden als Vergeltung drei Raketen auf Sederot. [Quelle: Ma`an 24.6.2008] Die israelische Seite nimmt die Aktion des Jihad zum Anlass, die Grenzübergänge wieder zu schließen.

26. Juni:
Die Aqsa-Brigaden schießen eine Rakete auf Sederot, nachdem mehrere Fatah-Mitglieder in der Westbank bei Razzien der israelischen Armee verhaftet wurden. Die Aqsa-Brigaden wollen damit die Ausweitung des Waffenstillstandes auf die Westbank erzwingen. Der Sprecher der HAMAS-Regierung in Gaza warnt die Aqsa-Brigaden, sie würden mit ihrer Aktion die Aufhebung der Blockade zugunsten enger organisationspolitischer Interessen verhindern.

29. Juni:
Eine Delegation von Farmern beschwert sich beim Hamas-Landwirtschaftsminister, sie könnten wegen des israelischen Beschusses nicht mehr die Äcker entlang des Grenzzaunes bestellen.

4. August:
Trotz der Einhaltung der Waffenruhe durch die Hamas droht der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak auf einer Sitzung der israelischen Arbeiterpartei mit einem Truppeneinmarsch im Gazastreifen.

8. August:
Der Direktor des Geheimdiensts Shin Bet, Yuval Diskin, ist der Ansicht, ein Waffenstillstand würde den Druck auf die Hamas Shalit freizulassen verringern. Er ruft die Armee auf, sich auf einen größeren Militärschlag vorzubereiten. [Quelle: Ma`an 8.8.2008] Diese Äußerungen verstärken unter den Palästinensern den Eindruck, dass der Waffenstillstand seitens der israelischen Militärführung nur dem Zeitgewinn zur Vorbereitung einer Offensive dient.

29. September:
Die israelische Marine versenkt ein Fischerboot [Quelle: www.btselem.org/english/testimonies/ 20080910_israeli_navy_ boat_charges_into_a_ fishing_boat_witness_al_hasi.asp], nachdem Fischerboote mehrfach beschossen und gerammt worden sind.

4. November:
Israelische Truppen dringen nach Khan Yunis ein. Gezielt eingesetzte Projektile töten sechs Hamas-Mitglieder und verwunden mehrere Menschen, darunter eine Frau. In Deir al-Balah werden mehrere Raketen auf Wohngebiete abgeschossen. In der Nähe von Wadi Salqa werden zwei Häuser der Hawaidi-Familie zerstört und sieben Familienmitglieder - darunter drei Frauen - nach Israel verschleppt. Am gleichen Tag verbieten israelische Grenzposten französischen Konsulatsbeamten, die sich ein Bild von der Lage machen wollen, den Gazastreifen zu betreten. (Ein Hintergrund: Der dubiose Tunnelbauer Abu Dawabah wird verhaftet und behauptet beim Verhör, dass ihm sowohl von der Hamas wie auch von den Aqsa-Brigaden Geld für die Entführung eines israelischen Soldaten geboten worden sei. [Quelle: Ma`an 3.11.2008] Einen Tag später erfolgt ein Dementi aus dem Hamas-Innenministerium. [Siehe auch: International Crisis Group: Ending the War in Gaza. Middle East Briefing No. 26, 5.1.2009, S.5.])

5. November:
Wohngebiete im Norden des Gazastreifens und in Khan Yunis werden beschossen. Israelische Truppen töten einen Führer des Jihad und sechs Hamas-Funktionäre. Daraufhin schießen die Hamas, die Aqsa-Brigaden und der Jihad Raketen auf Israel. Bis dahin hatte sich die Hamas vollständig an die Vereinbarung gehalten. Der Jihad und die Aqsa-Brigaden erklären, der Waffenstillstand werde sie nicht davon abhalten, auf israelische Verletzungen des Abkommens zu reagieren. Trotzdem will die Hamas am Waffenstillstand festhalten und bittet Ägypten um Vermittlung.

5. November:
Der Gazastreifen wird komplett abgeriegelt. Selbst Lebensmittel, Medizin, Benzin, Ersatzteile für Generatoren und Wasserpumpen, Papier, Telefone und Schuhe werden nicht mehr oder nur in minimalen Mengen in den Gazastreifen gelassen.

8. November:
Israelische Bulldozer dringen an mehreren Stellen in den Streifen ein. Es kommt zu bewaffneten Zusammenstößen mit Einheiten der DFLP.

9. November:
Hamas-Chef Ismail Haniya erklärt gegenüber Europaabgeordneten, die mit einem Schiff der Free-Gaza-Bewegung die Seeblockade durchbrochen und Gaza besucht hatten, die Hamas könne mit einer Lösung des Palästinaproblems auf der Basis der UN-Resolutionen leben [Quelle: Ma`an 9.11.2008]

12. November:
Vier weitere Hamas-Mitglieder werden getötet. Israelische Flugzeuge schießen Raketen auf Wohngebiete. Die palästinensischen Fraktionen werden dem Waffenstillstand gegenüber immer skeptischer. Israelische Bulldozer schlagen auf dem Gebiet des Gazastreifens eine 150 m breite Schneise für Militärpatrouillen und zerstörten dabei etwa 750 ha Agrarland. [Quelle: Ma`an 12.11.2008].

13. November:
Israelische Grenzer verbieten einem UN-Lebensmittelkonvoi, die Grenze zu passieren. Die DFLP erklärt, es gehe Israel nicht um einen Waffenstillstand, sondern darum, den Widerstand gegen die Besatzung zu brechen. In den nächsten Tagen schießen die PFLP, die DFLP, die Volkskomitees und die Hamas Projektile auf israelische Orte, während israelische Flugzeuge den Norden des Gazastreifens bombardieren.

16. November:
Der israelische Transportminister ruft dazu auf, die gesamte Hamas-Führung umzubringen. Bei neuen Angriffen werden vier Mitglieder der Volkskomitees getötet. Inzwischen sind 15 Menschen bei den Luftangriffen der letzten Tage ums Leben gekommen. Die Volkskomitees erklären den Waffenstillstand für beendet. Ihr Sprecher gibt Israel die Verantwortung.

17. November:
Die DFLP und der Jihad schießen Raketen nach Israel.

18. November:
Die Lebensmittelkrise spitzt sich immer weiter zu. 50% der Bäckereien können wegen Mangels an Mehl nicht mehr arbeiten. Andere verwenden Tierfutter zum Brotbacken. Israelische Panzer dringen in den Streifen ein, es kommt zu bewaffneten Zusammenstößen mit der PFLP und den Mujahedin, einer weiteren Widerstandsgruppe der Fatah. Israelische Marine-Soldaten verhaften 15 Fischer und drei ausländische Solidaritätsaktivisten vor der Küste Gazas. Die "Internationals" hatten die Fischer in der Hoffnung begleitet, dass ihre Anwesenheit ein Mindestmaß an Schutz gewähren würde. Sie werden nach Israel verschleppt und nach sechs Tagen Isolationshaft ausgewiesen. [Quelle Ma`an 18.11.2008] Die drei Fischer-Boote wurden nach 9 Tagen wieder zurückgegeben, ein Boot war allerdings beschädigt, die GPS-Geräte fehlten. Den Solidaritätsaktivisten wurde während der Tage im Gefängnis der Kontakt zu Rechtsanwälten und ihren Botschaften verwehrt. [Quelle: http://www.freegaza.org/de/home/547-three-palestinian-fishing-boats-returned und: http://www.freegaza.org/de/home/558-kidnapped-in-gaza]

20. November:
Erneut wird ein Hamas-Mitglied durch gezielten Raketenbeschuss ermordet. Die Hamas gerät zunehmend unter Druck der anderen Gruppen, aber auch der eigenen Basis, die fordert, sie solle die israelische Seite zur Einhaltung des Waffenstillstandes zwingen. Aber wie?

23. November:
Aus diplomatischen Quellen heißt es, die Ägypter hätten sich eingeschaltet und zwischen der Hamas und der israelischen Regierung die Rückkehr zum Waffenstillstand zu den ursprünglich ausgehandelten Bedingungen vereinbart. Dies wird von der Hamas bestätigt. Hamas-Sprecher Ayman Taha erklärt außerdem, dass sich auch die anderen Widerstandsgruppen zur Fortsetzung des Waffenstillstandes bereit erklären - unter der Bedingung, dass die Blockade aufgehoben wird. Die israelische Seite äußert sich nicht dazu.

24. November:
Ein Mitglied der Volkskomitees stirbt durch eine israelische Rakete. Der israelische Verteidigungsminister Barak nimmt den Befehl, die Grenze für dringend benötigte Lebensmittellieferungen zu öffnen, wieder zurück, nachdem laut israelischer Angaben Raketen abgeschossen wurden, für die jedoch kein Bekennerschreiben vorliegt. Schon im August waren mehrfach Raketen ohne Bekennerschreiben aus dem Gaza-Streifen in die Negev-Wüste geschossen worden, woraufhin jeweils die Grenzen geschlossen wurden. Hamas-Führer Mammud al-Zahhar warf damals israelischen Agenten vor, sie wollten den Vorwand für einen Truppeneinmarsch schaffen. [Quelle: Ma`an 12.9.2008] Zeitgleich tauchen auch die Namen von Gruppen wie Ahrar al-Jalil, Tawhid-Brigaden, oder Hisb Allah-Einheiten auf, von denen zuvor niemand in Gaza gehört hat und die niemand kennt. Manche vermuten, dass es sich dabei um Kollaborateure handelt, die den Waffenstillstand korrumpieren wollen. Andere Stimmen meinen, dass es sich um kleine radikale Zellen handelt, die glauben, dass die Hamas zu vielen Konzessionen gemacht hätte.

28. November:
Die israelische Armee tötet einen Mann aus Khan Yunis, der keiner Organisation angehört. Am selben Tag werden acht israelische Soldaten an einem Grenzposten durch Angriffe der Mujahedin verletzt.

30. November:
Der Jihad erklärt, er fühle sich nicht mehr an den Waffenstillstand gebunden. Die Aqsa-Brigaden schießen wieder Projektile auf Sederot. Über Vermittler aus Qatar werden die Hamas und der Jihad gewarnt, dass Israel eine groß angelegte Militäroffensive in den Gazastreifen plane. Die politische Hamas-Führung richtet einen dringenden Appell an die bewaffneten Gruppen einschließlich ihrer eigenen Qassam-Brigaden, den Feuerbeschuss auf israelische Orte einzustellen.

2. Dezember:
Wieder dringen israelische Panzer in den Gazastreifen ein. Bei Luftangriffen werden zwei Teenager getötet.

4. Dezember:
Die Aqsa-Brigaden schießen Raketen auf Ashkelon.

5. Dezember:
Massive Übergriffe von jüdischen Siedlern auf Palästinenser in Hebron. Während die Aqsa-Brigaden, die DFLP und die Quds-Brigaden des Jihad als Reaktion auf die Vorfälle in der Westbank Raketen auf israelische Orte schießen, organisiert die Hamas Solidaritätsdemonstrationen mit den Palästinensern in Hebron, um das, was von dem Waffenstillstandabkommen übrig geblieben ist, nicht auch noch zu gefährden.

7. Dezember:
Im Gazastreifen wird die Blockade immer enger. Ein Schiff mit Friedensaktivisten aus Israel, das Lebensmittel und Geschenke für Kinder anlässlich des Opferfestes nach Gaza bringen will, wird von israelischen Kriegsschiffen zur Umkehr gezwungen. Nicht anders ergeht es einem Schiff aus Qatar und einem weiteren aus Libyen, die Lebensmittel nach Gaza bringen wollen.

13. Dezember:
Tzipi Livni erklärt, dass im Falle der Gründung eines palästinensischen Staates die in Israel lebenden Palästinenser aus Israel ausgebürgert würden. Inzwischen sieht keine Organisation mehr einen Sinn in der Verlängerung des Waffenstillstandes. Regelmäßig beschießen Brigaden der DFLP, der Aqsa-Brigaden, der Volkskomitees und des Jihad israelische Orte. Die politische Führung der Hamas in Gaza, vor allem der de-facto-Präsident Haniya hat keine Mittel, das zu unterbinden, da auch der eigene bewaffnete Flügel, die Qassam-Brigaden keinen Sinn mehr im Waffenstillstand sieht.

14. Dezember:
Die Hamas-Auslandsführung erklärt durch Khaled Mashaal, die Hamas lehne eine Verlängerung ab, während Haniya immer noch hofft, dass es mit ägyptischer Vermittlung zu einer Verlängerung kommt.

19. Dezember:
Am Tag an dem das sechsmonatige Waffenstillstandsabkommen ausläuft, erklären alle Fraktionen auf getrennten Massenveranstaltungen, dass sie den Waffenstillstand für beendet halten - auch die Fatah.

20. Dezember:
Fawzi Barhum, der Sprecher der Hamas, ruft alle Fraktionen zur Bildung einer gemeinsamen Widerstandsfront auf. Auf die russische Forderung, die Hamas möge die Erneuerung des Waffenstillstandes erwägen, antwortet er verbittert, dass es an der internationalen Gemeinschaft sei, Druck auf Israel auszuüben, seine Angriffe auf das palästinensische Volk einzustellen, anstatt die Opfer dieser Angriffe zu beschuldigen. [Quelle: Ma`an 21.12.2008]. Aber die Ägypter reagieren nicht.

23. Dezember:
Der ehemalige Außenminister der Hamas-Regierung, Mahmud al-Zahhar, erklärt noch einmal, dass die Hamas zur Fortsetzung des Waffenstillstandsabkommens bereit sei, wenn sich Israel an die im Juni vereinbarten Bedingungen - also vor allem die Aufhebung der Blockade - hält. Allerdings ist der Diskurs der Qassam-Brigaden gedämpfter. Abu Ubaida, Sprecher der Qassam-Brigaden, spricht lediglich von der Möglichkeit der Aussetzung der Kampfhandlungen, nicht mehr von einem Waffenstillstand und will auch Aktionen in Israel nicht ausschließen, falls dieses mit seiner Aggression in Gaza, nicht aufhört [Quelle: Ma`an, 23.12.2008].

27. Dezember:
Israel greift den Gazastreifen militärisch an und tötet bis zum 18. Januar etwa 1.360 Menschen, überwiegend Zivilisten, darunter mehr als 400 Kinder. Viele Tausend werden verletzt und obdachlos. Israel verwendet Phospor als Waffe, pflügt einen Friedhof um, schießt auf UNO, Schulen, Moscheen etc. Auf israelischer Seite sterben etwa 13 Personen, einige davon durch eigene Soldaten. Die westliche Welt gibt Hamas die Alleinschuld für die Katastrophe.

GAZA CHRONOLOGY 19 JUNE - 27 DEC. 2008
Compiled by Anis Hamadeh | 25 February 2009


19th June:
Ceasefire agreement between Israel and the Hamas government comes into force for six months. Israel insisted on a verbal agreement. It stated: cessation of all military hostilities on both sides, opening of Gaza's borders after 72 hours for 30% more trade, unrestricted trade after ten days. Egypt supports the extension of the agreement to the West Bank. (source: International Crisis Group: Ending the War in Gaza. Middle East Briefing No. 26, 5.1.2009, p.3)

19th June
Israeli warships fire four rockets at Palestinian fishermen in Palestinian waters. On the same day aircraft circling over Gaza City break the sound barrier near the ground and trigger a panic among the people. In the area of Khan Yunis Israeli patrols shoot over the border fence at farmers who work on their fields on the other side of the border. (source: Ma'an, 26.06.2008). This scenario is repeated almost daily.

24th June:
Two young officials of Jihad are murdered in their homes in Nablus by units of the IDF (Israeli Defence Force). On the same day al-Quds Brigades fire three rockets at Sderot in retaliation. (source: Ma'an 24.06.2008) The Israeli side uses the action of Jihad as an excuse to close the border crossings again.

26th June:
The al-Aqsa Brigades fire a rocket on Sderot after many Fatah members have been arrested in raids by the Israeli army. With this the al-Aqsa Brigades want to force the extension of the ceasefire to the West Bank. The spokesman of the Hamas government in Gaza warns the al-Aqsa Brigades that their actions would prevent the lifting of the blockade and favour instead the narrower interests of a organisational and political nature.

29th June:
A delegation of farmers complain to Hamas' Ministry of Agriculture that because of the Israeli bombardment they can no longer cultivate their fields along the border fence.

4th August:
During a meeting of the Israeli labour party the Minister of Defence, Ehud Barak, threatens a ground invasion into the Gaza strip, despite Hamas' adherence to the ceasefire.

8th August:
The director of the secret service Shin Bet, Yuval Diskin, thinks that a ceasefire would reduce the pressure on Hamas to release Shalit. He calls on the army to prepare for a major military offensive. (source: Ma'an 8.8.2008) These statements reinforce the impression among Palestinians that as far as the Israeli military leadership is concerned the purpose of the ceasefire is to gain time in order to prepare an offensive.

29th September:
The Israeli navy sinks a fishing boat (source: www.btselem.org/english/ testimonies/20080910_israeli_navy_boat_ charges_into_a_fishing_boat_witness_al_hasi.asp) , after fishing boats were shot at and rammed several times.

4th November:
Israeli troops enter into Khan Yunis. Deliberately targeted projectiles kill six Hamas members and injure several people, including one woman. In the Deir al-Balah several rockets are fired at residential areas. Near Wadi Salqa two houses of the Hawaidi family are destroyed and seven family members, three of them women, are kidnapped and taken to Israel. The same day Israeli border guards prevent French consular officals, who want to get a picture of the situation, from entering the Gaza strip. (Some background information: the dubious tunneller Abu Dawabah is arrested and claims during interrogation that both Hamas and and al-Aqsa brigades had offered him money for kidnapping an Israeli soldier. (source: Ma'an 3.11.2008) One day later the Hamas Ministry of Internal Affairs issues a denial. (See also International Crisis Group: Ending the War in Gaza. Middle East Briefing No. 26, 5.1.2009, p.5)

5th November:
Residential areas in the north of the Gaza strip and Khan Yunis are bombarded. Israeli troops kill a leader of Jihad and six Hamas officials. Because of this, Hamas, the al-Aqsa Brigades and Jihad fire rockets into Israel. Until then Hamas fully observed the ceasefire. Jihad and the al-Aqsa Brigades state that the ceasefire will not prevent them from reacting to Israeli violations of the agreement. In spite of this, Hamas wants to continue the ceasefire and ask Egypt for mediation.

5th November:
The Gaza Strip is completely sealed off. Even food, medicine, fuel, spare parts for generators and water pumps, paper, telephones and shoes can no longer or only in minimal amounts enter the Gaza Strip.

8th November:
Israeli bulldozers enter into the strip at several points. This leads to armed clashes with the units of the DFLP.

9th November:
Hamas Chief Ismail Haniya declares to European delegates who had broken through the sea blockade with a boat of the Free Gaza Movement and visited Gaza that Hamas could live with a solution of the Palestine problem on the basis of UN Resolutions. (source: Ma'an 9.11.2008)

12th November:
A further four Hamas members are killed. Israeli airplanes fire rockets at residential areas. The Palestinian factions are getting ever more skeptical about the ceasefire. Israeli bulldozers cut a 150 metre swath into an area in the Gaza Strip for military patrols, destroying about 750 hectares of agrarian land. (source: Ma'an 21.11.2008)

13th November:
Israeli boarder patrols bar a UN food convoy from passing the border. The DFLP claims that for Israel this was not about the ceasefire, but about breaking resistance to the occupation. In the following days the PFLP, the DFLP, the Popular Committees and Hamas fire projectiles at Israeli places while Israeli airplanes bomb the north of the Gaza Strip.

16th November:
The Israeli Minister of Transport calls for killing the whole Hamas leadership. During new attacks another four members of the Popular Committees are killed. By now 15 people have been killed during the air strikes in recent days. The Popular Committees declare the end of the ceasefire. Their spokesperson blames Israel.

17th November:
The DLFP and Jihad fire rockets into Israel.

18th November:
The food crisis gets worse and worse. 50% of the bakeries cannot operate anymore due of lack of flour. Others use animal feed to bake bread. Israeli tanks enter the strip, there are armed clashes with the PFLP and the mujaheddin, another resistance group of Fatah. The Israeli Navy arrest 15 fishermen and three foreign solidarity activists off the coast of Gaza. The "Internationals" accompanied the fishermen in the hope that their presence would guarantee a minimum of protection. They are taken to Israel and get expelled after six days of solitary confinement. (source Ma'an 18.11.2008). The three fishing boats were given back after 9 days, but one boat was damaged, the GPS device was missing. During their days in prison, the solidarity workers were barred from contacting their lawyers and their embassies. (source: http://www.freegaza.org/de/home/547-three-palestinian-fishing-boats-returned and http://www.freegaza.org/de/home/558-kidnapped-in-gaza ]

20th November:
Yet again a Hamas member is killed by targeted rocket strikes. Hamas increasingly comes under pressure from the other groups as well as their own base, who demand they force Israel to keep to the ceasefire. But how?

23th November
Diplomatic sources claim that the Egyptians stepped in and got Hamas and the Israeli government to agree to resume the ceasefire according to the conditions originally negotiated. This is confirmed by Hamas. Hamas spokesman Ayman Taha furthermore states that the other resistance groups also agree to the continuation of the ceasefire - on condition that the blockade is lifted. Israel does not comment on this.

24th November:
A member of the Popular Committee is killed by an Israeli rocket. After Israeli claims that rockets were fired - but no one claimed responsibility for that - the Israeli Minister of Defense Barak retracts the order to open the border for urgently needed food deliveries. As far back as August rockets had been fired on several occasions from the Gaza Strip to the Negev desert, without claim of responsibility, which led to the closure of the border each time. At the time Hamas leader Mammud al-Zahhar accused Israeli agents of creating a pretext for a land invasion. (source Ma'an 12.9.2008). Also at the time the names of groups nobody in Gaza had heard of before and knew anything about crop up such as Ahrar al-Jalil, Tawhid Brigades or Hisb Allah. Some believe they are collaborators wanting to corrupt the ceasefire. Other voices believe they are small radical cells who think Hamas have made too many concessions.

28th November:
The Israeli army kills a man from Khan Yunis, who doesn't belong to any organisation. On the same day eight Israeli soldiers are injured at a boarder border post through attacks by the mujaheddin.

30th November:
Jihad declare they no longer feel bound by the ceasefire. The al-Aqsa Brigades fire projectiles at Sderot again. Hamas and Jihad are warned by mediators from Qatar that Israel plans a major military offensive in the Gaza Strip. The political leadership of Hamas issues an urgent appeal to armed groups including their own al-Qassam Brigades to stop firing rockets into Israel.

2nd December:
Israeli tanks enter the Gaza Strip again. Two teenagers are killed in air strikes.

4th December:
Al-Aqsa Brigades fire rockets at Ashkelon.

5th December:
Massive assaults by Jewish settlers on Palestinians in Hebron. While the al-Aqsa Brigades, the DFLP and the al-Quds Brigades of the Jihad fire rockets at Israeli places as a reaction to the events in the West Bank, Hamas organises solidarity demonstrations with Palestinians in Hebron to rescue what is left of the ceasefire agreement.

7th December:
The blockade in the Gaza Strip is getting more severe. A boat from Israel with peace activists wanting to bring food and gifts for children to Gaza on the occasion of the feast of sacrifice is forced to turn back by Israeli warships. The same fate befalls a boat from Qatar and another one from Libya, both of which want to deliver food to Gaza.

13th December:
Tzipi Livni states that in case a Palestinian state is set up the Palestinian people living in Israel would be expatriated. By now no organisation thinks there is any purpose in extending the ceasefire. Brigades of the DFLP, al-Aqsa, the Popular Committees and Jihad fire at Israeli places on a regular basis. The political leadership of Hamas in Gaza, especially the de facto president Haniya has no means of preventing this, because even their own armed faction, the al-Qassam Brigades, no longer see any sense in the ceasefire.

14th December:
The Hamas leadership abroad states through Khaled Mashaal that Hamas reject an extension of the ceasefire, whereas Haniya still hopes that Egypian mediation will help achieve an extension.

19th December:
On the same day the six-month-ceasefire ends all factions declare at separate mass events that they consider the ceasefire to be finished - even Fatah.

20th December:
Fawzi Barhum, the spokesman of Hamas, calls on all factions to form a common resistance front. His acerbic reply to the Russian demand that Hamas should consider the extension of the ceasefire is that the onus was now on the international community to put pressure on Israel to cease the attacks on the Palestinian people, instead of blaming the victims of these attacks. (source: Ma'an 21.12.2008) But the Egyptians do not react.

23th December:
The former Minister of Foreign Affairs of the Hamas government, Mahmud al-Zahhar, declares once again that Hamas is prepared to continue with the ceasefire agreement, provided Israel adheres to the conditions agreed in June, in particular the lifting of the blockade. But the discourse of al-Qassam Brigades is more subdued. Abu Ubaida, spokesman of al-Qassam Brigades, speaks only about the possibility of suspending the military action and no longer about a ceasefire and does not exclude any military action in Israel if Israel does not stop its agression against Gaza. (source: Ma'an 23.12.2008)

27th December:
The Israeli military attacks the Gaza Strip, killing about 1,360 people, mostly civilians including more than 400 children, by 18th January 2009. Many thousands are injured and made homeless. Israel uses phosphorus as a weapon, turns over a cemetery, shoots at the UN, schools, mosques etc. About 13 people die on the Israeli side, some of them are killed by their own soldiers. The West puts the whole blame for the catastrophe on Hamas.

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Created by Anis, information based on Ivesa Lübben: „Warum der Waffenstillstand scheitern musste“, http://www.toomuchcookies.net/archives/2125/ivesa-lubben-warum-der-waffenstillstand-scheitern-musste.htm/all/1 , Translated by Güzin Bilgi, revised by Susanne Schuster, members of Tlaxcala, revised also by Paul Larudee from the Free Gaza Movement

GLOSSAR DES DEUTSCHEN GAZA-BEWÄLTIGUNGSDISKURSES
Anis, 2. März 2009

ANTISEMITISMUS
Mit dieser Chiffre ist im deutschen Mainstream meistens fehlender Philo-Semitismus gemeint. In sehr vielen Fällen ist sein Vorwurf ein Ideologie-Indikator für positiven Rassismus gegenüber Juden. In Deutschland können "die Juden" nur entweder die Bösen oder die Guten sein. Das hat historische Gründe und wird nicht hinterfragt. Deutschland hat eine Tradition im Rassismus gegenüber Juden, die es offenbar nicht aufgeben möchte.

BEIDE SEITEN
Eine Schuldvertuschungs-Chiffre. Da Israel nicht allein schuldig sei und man die Palästinenser ja auch nicht belange, fällt eine Verurteilung Israels ganz aus.

BELOHNUNG
Im deutschen Gaza-Bewältigungsdiskurs wird die Aufhebung der völkerrechtswidrigen Blockade von Gaza als Belohnung für gutes Verhalten der Hamas in Aussicht gestellt. Die Palästinenser müssen sich ihre Menschenrechte demnach erst verdienen. Noch sind sie also keine Menschen, allerdings gibt es nicht wie damals einen eigenen Begriff dafür.

BIBI UND ZIPI
Einige der Verantwortlichen in Israel nennen sich nach Tele-Tubbies, um Volksnähe zu zeigen.

EXISTENZRECHT
Eine Chiffre für unbeschränktes Handlungsrecht.

HAMAS
Das Feindbild in seiner charakteristischen Form. Sie wird als so böse hingestellt, dass jedes Mittel gegen sie recht ist. Wenn es dabei Unschuldige trifft, ist wieder die Hamas schuld, weil das in Deutschland so Gesetz ist. Man braucht nur an sie zu erinnern und schon bedarf es keiner Argumente mehr. Das ist sehr praktisch, weil man dann einfach sagen kann, die Hamas habe einen Waffenstillstand gebrochen, ob das nun stimmt oder nicht.

HISTORISCHE VERANTWORTUNG
Eine Chiffre für gegenwartsbezogenen Realitätsverlust, ein Nabelschau-Argument.

HYDRA
Deutsche Journalisten kennen sich gut in griechischer Mythologie aus, weil es das Volk der Dichter und Denker ist. Die Hydra ist der Feind, von dem es seltsamerweise immer mehr gibt, obwohl man sowohl den Israelis als auch den Deutschen oder überhaupt dem Westen eigentlich gar nichts Schlechtes nachsagen kann.

OPFER
Opfer sind die Juden, was durch regelmäßige Antisemitismusartikel in den Zeitungen untermauert wird. Wenn ein Jude Gewalt anwendet, erkennt ein deutscher Journalist und Politiker darin immer eine Verteidigung, egal ob in Deutschland oder in Palästina. Das geht auch nicht anders, weil "der Jude" in Deutschland entweder gut oder böse sein muss (siehe ANTISEMITISMUS) und böse ist er ja nicht, wie wir nach 1945 gelernt haben. Daher MUSS er Opfer sein, sonst passt nichts mehr zusammen.

RADIKALISLAMISCH
Ein Ideologie-Indikator, der meist am Anfang von Artikeln/Nachrichten genannt wird. Er verweist auf das Feindbild, denn es gibt keinen anderen plausiblen Grund für die Verwendung des Begriffs.

RECHTSRUCK
Nach den Wahlen gibt es fast nur noch ultra-nationale, nationalistische und antidemokratische Elemente an der Macht, aber das hat überhaupt nichts zu bedeuten, weil die Israelis die Guten sind. Da kann wirklich nichts passieren. In Gaza ist auch eigentlich nichts passiert, denn die Hamas hatte ja selber schuld. Inzwischen sind es fast 1.500 Tote, aber, wie gesagt, ein Rechtsruck in Israel ist völlig ungefährlich und überhaupt nicht mit Deutschland zu vergleichen. Auch wenn Frau Merkel in der Knesset gesagt hat, dass wir dieselben Werte haben. Sie meinte damit etwas anderes.

STAATSRÄSON
Das ungeschriebene Gesetz, das diesem Glossar zu Grunde liegt.

TÄTER
Täter sind im deutschen Gaza-Bewältigungsdiskurs im Wesentlichen Nazis und Hamas. Und wir alle natürlich, aber hauptsächlich Hamas. Manchmal auch Muslime. Vor der Hamas war es die PLO und vor Ahmedinedschad war es Saddam. Nach Ahmedinedschad und der Hamas wird sich weiteres Material finden, denn die Gegend wimmelt interessanterweise nur so von Feinden.

TUNNEL
Ganz wichtig ist deutschen Politikern und Journalisten, dass der elende Waffenschmuggel durch die Tunnel nach Ägypten aufhört. Es ist für sie eine Bedingung für den Frieden. Die Palästinenser sollen unbewaffnet sein, wenn sie mit Phosphor, Panzern und Raketen bekämpft werden.

ZIONISMUS
Dieses Wort kommt im deutschen Diskurs selten vor, weil es ein ganz heißes Eisen ist. Daher projiziert man den Begriff und identifiziert ihn mit dem Judentum. Der an der Macht befindliche Zionismus ist eine nationalistische Ideologie, die auf eine angenommene prinzipielle Höherwertigkeit von Juden gegründet ist und sich daher vorbehält, internationales Recht und die Menschenrechte nicht einzuhalten.
Der zweite Fall: Einige Reaktionen / Some Reactions

- Lieber Anis, gerade eben habe ich Deine Nachricht gelesen. Ich kann Deinen Text nur unterstreichen und feststellen, daß ich bisher kaum eine so komplexe Analyse der einseitigen Parteinahme der deutschen Gesellschaft gesehen habe. Leider erkenne ich noch nicht, daß sich an der von Dir hervorragend beschriebenen Situation etwas zu ändern beginnt – von minimalen Ausnahmen abgesehen. Es ist ja nicht nur so, daß Palästinensern keine Möglichkeit geboten wird ihr Schicksal selber darzustellen. Auch Juden mit anderer als der Zentralratsmeinung werden weitgehend totgeschwieden, siehe Prof. Verleger. Vor einigen Jahren habe ich in Berlin selbst erlebt, daß Felicia Langer in einer evangelischen Kirche das Mikrofon abgestellt wurde weil der Pfarrer Angst hatte, die israelische Botschaft könnte sich beschweren. Unabhängig davon wie schwer es ist so hat doch jede Anti-Mainstream-Aktivität große Bedeutung. Ich habe mich vor einigen Tagen dem Aufruf von Tariq Ramadan zum weltweiten Widerstand gegen den israelischen Staatsterror angeschlossen, er hebt sich von vielen allgemein gehaltenen Appellen ab indem er Täter und Opfer klar benennt. Für Deinen Text wünsche ich auf jeden Fall, daß Du Mittel und Wege finden kannst um ihn einem breiteren Publikum als den ca. 1400 Free-Gaza-Abonnenten zukommen zu lassen. Vielen Dank, herzliche Grüsse und viel Kraft für alle noch bevorstehenden Aktivitäten ! J.

- Lieber Anis, Das ist ein sehr gut durchdachter und geschriebener Text. Dank und Glückwunsch. Möge er etwas bewirken! Mir scheint, dass die zionistische Lobby sich noch nie in einem derartigen Machtrausch befunden hat wie zur Zeit. Für das permanente Recht Israels zu demonstrieren, Kriege nach dem verbrecherischen Grundsatz der „disproportionate response“ (Olmert) anzuzetteln, also kollektive Strafen nach den Vorbildern von Lidice und Oradour zu verhängen, dazu muss man nicht nur menschenverachtend abgebrüht sein, sondern auch in extrem übermütiger Stimmung. Oder wie Stalin einmal titelte: „Vor Erfolgen von Schwindel befallen“. Ich bin hinsichtlich der Möglichkeit, ihren geplanten Massenmord im Iran zu stoppen, nicht sehr zuversichtlich. Verflucht noch mal! Herzlich, k.

- Anis – I don't know why, but I've only today read your essay and I must comment straight away: this is a powerful, irrefutable statement and I salute you for making it. For me, the most difficult thing to reconcile myself to here in Germany is the utterly appalling, indeed psychotic and criminal silence about the murderous injustice suffered by the Palestinians, and the vile utterances of Merkel and her type. That Germany is an accomplice of Israel's crimes is beyond any doubt – to a far greater and different degree than is the case with other European countries (e.g. Britain and France) that have nothing to be proud of either. What kind of reactions has your essay provoked? Of course it won't have been made available to a wider public! Thank goodness for "junge Welt", now that "Freitag" has become "Der Freitag"... May I send the essay to Electronic Intifada on your behalf? I'm sure Ali Abunimah would be excited by it. In solidarity – R.

- lieber anis, erst heute komme ich zum lesen. und ich muß sagen: ein starker text! ich werde ihn hier und da verbreiten und bewerben. viele grüße t.

- Sehr geehrter Herr Hamadeh, sie haben so recht. Wir haben von 1989-91 in Jordanien gelebt und waren auch ein paar mal in Palästina. Mein Weltbild hat sich seitdem verändert. Ich habe geweint als ich das zersiedelte Land sah und die Geschichten von einzelnen Palästinensern hörte. All unser Engagement hat nichts genützt. Es ist immer schlimmer geworden. Die Unterstützung Israels durch die deutsche Regierung ist kaum auszuhalten. Die Konsequenz aus den gravierenden Menschenrechtsverletzungen der Nazizeit sollte doch sein, dass wir versuchen, zu Menschenrechtsverletzungen weltweit nicht zu schweigen und Menschenrechtsverletzer nicht mit Geld und Waffen zu unterstützen. Was ich kürzlich hörte ist, dass die Deutschen ohne Mithilfe von Holländern, Polen, Russen etc etc. es nicht geschafft hätten, so viele unschuldige Juden, Sinti und Roma und andere umzubringen. Das schmälert nicht unsere Schuld, aber warum fühlen alle anderen sich nicht mitverantwortlich und wir reagieren aus unserem Schuldgefühl heraus so völlig falsch? Freundliche Grüße T.

- Dear Anis, I read your essay -- it is excellent! Thanks J.

- Hallo Anis, danke für Deine mail! Ich weiß nicht mehr, wie viele Artikel über Deutschlands Verantwortung im Nahostkonflikt mir in den letzten Jahren vor die Augen gekommen sind. „Der zweite Fall“ gehört jedenfalls zum Besten, was ich dazu gelesen habe. Ein ganz wichtiger Essay, der zeigt, dass der deutschen Vergangenheit keine Politik gerecht wird, die nicht Verantwortung für die Menschenrechte allgemein übernimmt, so dass die Menschen in Palästina auch endlich einmal vorkommen.Als intensiver Nachrichtenkonsument, der sich gerade auch mit den meinungsführenden Medien befasst habe ich mir oft gedacht, dass so etwas Not tut: ein Ventil, ein Forum, wo man die Äußerungen und Artikel direkt hinschicken kann, die einen aufregen. Die Propagandisten sollen wissen, dass ihre Äußerungen nicht der Vergessenheit anheim fallen und dass archiviert wird, was sie an Falschinformationen und einseitigen Stellungnahmen unter Volk bringen. Ich glaube inzwischen, dass sie nur dann ihre Verantwortung als Informations- und Orientierungsgeber der Massen ernst nehmen werden. Politiker und Medien müssen merken, dass menschenrechtsfeindliche und verdeckt rassistische Parteinahmen von einem wichtigen Teil Bevölkerung missbilligt werden. Mir erscheint das ebenso wichtig wie die Unterstützung neutraler Medien, die Verantwortungsbewusstsein zeigen. Deshalb beglückwünsche ich Dich zu Deiner Idee, die ich gerne unterstützen werde. Denn ich glaube, dass Deine Seite zu diesem Ventil werden kann. Und dieses ventil kann sehr erfolgreich werden, indem es die (bisher ziemlich ohnmächtige) Wut der kritischen Zeitungsleser, Nachrichtenzuschauer etc. produktiv einsetzt. (...) Ich habe seinerzeit ein paar Sachen abgespeichert, die ich durchsehen werde. (...) Gruß, R.

- Ich gratuliere Ihnen! Was Sie da schaffen ist wirklich grossartig. I'll continue in English in which I feel more comfortable by now. If you'd rather I write in German, I'll do so. I know D.M. well; she writes outstanding lyrics on various subjects. She wrote a whole range of alternative Christmas Carols, to the music of the traditional ones, and in the two weeks leading up to Christmas various groups sing them in public, i.e.railway stations, Trafalgar Square etc. (...) All very best wishes, H.

- Sehr geehrter Herr Hamadeh, von Pater Rainer Fielenbach erhielt u.a. Ihren Aufsatz über die tatsächlichen politischen Hintergründe im Nahost-Konflikt „Israel/Palästina“! Da ich seit 1997 die Situation beobachte und auch mit eigenen Augen den Mauerbau inspiziert habe, schreibe ich unendlich Briefe an die sog. Hohe(???) Politik). (Auch an die Eu-Commission unddas EU-Parlament) Es ist beschämend, wie die Bundesrepublik Deutschland zum Handlanger der gegenwärtigen Kriegsverbrechen geworden ist. Ihren Aufsatz würde ich gerne an jegliche politischen Gremien schicken – mit der Unterschrift „ich schäme mich“, da ich als Nachkriegskind nie gedacht habe, dass Deutschland aus der Geschichte so wenig gelernt hat. Im Jahre 2006 war ich an der Seite von Uri und Rachel Avnery auf der Demo in Bi´ilin und habe dort gesehen, was der Staat Israel langsam und schleichend angedacht hat: Die ethnische Säuberung nach Ilan Pappe! Meine Freunde in Gaza haben wie durch ein Wunder überlebt. Als die junge Familie in Berlin ihren Wohnsitz hatte, habe ich niemanden gefunden, der mir bei der Suche nach einem Arbeitsplatz geholfen hätte. Auch die Promovierung an einer der Berliner Universitäten brachte nichts und unserem Staat wollte man nicht zur Last fallen. So sind beide mit zwei kleinen Kindern nach Gaza zurückgekehrt. Die Wahlen in Israel werden von Uri Avnery als „Dirty Socks“ umschrieben und hier hat er wie immer Recht. Alle Gruppierungen verraten nichts Gutes für die Zukunft. Ihnen möchte ich abschließend für Ihre Offenheit danken, die uns in den Medien so schmerzlich fehlt. Daher auch die politische Unaufgeklärtheit, die mir manchmal oder ofterschreckend begegnet. Mit freundlichen und solidarischen Grüßen, G.

- Hi Anis, ich war so frei, einen Hinweis auf „Der zweite Fall“ auf dem Nachrichtenportal von stern zu posten. Wenn ich das Prinzip richtig verstanden habe bestimmen hier die User durch Voting, welche Nachrichten es in die Top-News schaffen. LG H.

- Sehr geehrter Herr Anis Hamadeh! ich habe Ihren Essay (in einer Verteiler- E Mail von Pater Fielenbach) gelesen und vieles darin könnte von mir geschrieben sein. Ich glaube auch, dass die Position des Rassismus eindeutig lokalisiert ist und dass das Grundproblem in einem rassischen (und eben nicht einem religiösen) Selbstverständnis des Judentums liegt. Ich sehe ebenso wie Sie, dass es keinen Eu-Rassismus gibt, es gibt nicht den „bösen Rassismus als Antisemitismus“ und den „guten Philosemitismus, der dann auch gar kein Rassismus“ sei. Anti- wie Philo-Semitismus sind Rassismen, denn sie machen das Kriterium der Rasse zur Wertaussage über Menschen. Ich verachte die Verschwiegenheit unserer Medien und Politiker im Umgang mit diesen Themen und ich sehe, dass hier mit der Aufgabe der Vorstellung wirklicher Gleichheit zwischen den Menschen zentrale Werte der westlichen Welt arrodiert werden. Werte, für die hier über Jahrhunderte die Menschen gerungen haben. Ich sehe, dass dies der Kern der Fäulnis ist und habe die Erfahrung gemacht, dass es quasi eine Resistenz gegen die Wahrheit in weiten Kreisen unserer Gesellschaft gibt, die mich beschämt macht! // Eine These Ihres Essays würde ich jedoch nicht unterschreiben: das „Schweigen Deutschlands“ ist nicht das Schweigen, das Sie notieren, es ist das heutige Schweigen. Ich kenne keine Nation, die in vergleichbarem Maße wie West-Deutschland ihre nahe Geschichte aufgearbeitet hat. // Bitte, ich will Deutschland nicht pauschal entschuldigen, die heutigen! Vergehen wiegen sehr schwer! aber ich will eben auch Israel diese Entschuldigung nicht zugestehen. Die Juden waren großteils im 3.Reich Opfer (wie im Übrigen viele andere auch!), aber es gibt Keinen OpferSTATUS. // Wer eine Festschreibg. der Opfer- Täter- Rollen protegiert oder verlangt, ist krank oder hat ein valides Machtinteresse. // Israel ist im Übrigen schon sehr lange kein Opfer mehr: schon 1937 haben isral. Soldaten mit Maschinengewehren, die über die Tschechei nach Palästina kamen und auf denen noch die SS-Symbole und Hakenkreuze lackiert waren, Massaker unter der Palästinensischen Ursprungsbevölkerung und Terroranschläge gegenüber den Britischen Besatzungstruppen verübt. // Der Opfermythos Israels ist eine rollende Münze. Jeder sieht, wer heute die Opfer sind, und wer etwas hinschaut sieht, dass die Opfer einer Kolonialbewegung seltenst die Kolonisten sondern nahezu immer die Eingeborenen sind. Aber mit Ihrer Schuldzuweisung an Deutschland, dass es sich nicht gegenüber den ehem. jüdischen Opfern verantwortlich gemeldet habe (eine These, die ja nachweisl. nicht richtig ist) und dass sich deshalb die damaligen Opfer in heutige Täter verkehrt hätten: mit dieser These entschuldigen Sie die heutigen Täter! D.h. Sie bestätigen genau das, was Israel von sich behauptet: „Juden sind wieder nur die Opfer, egal was sie tun.“ // Aber verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht kritisieren, sondern Ihnen eigentlich nur die Rückmeldung geben, dass vermutl. etliche Deutsche unter genau dem leiden (unter der Unfähigkeit unserer Demokratie sich in Palästina wirklich und wirksam für die wirklichen Opfer- moralisch wie materiell- einzusetzen), was auch Sie belastet. // Ich habe erst kürzlich einen Leserbrief an den WDR geschrieben, da dort vermehrt Herr Friedman mit seiner Menschenverachtung und seinen Hass-u.Schreitiraden auftreten durfte, die Antwort der Redaktion u. der Intendantin war ernüchternd und ich denke man muss den Ausspruch Hanna Arendts über „die Banalität des Bösen“ heute noch mit einer ganz anderen Konnotation lesen. mit freundlichem Gruß bin ich P.

- Lieber Anis, herzlichen Dank für diese hervorragende Kommentierung. Setze sie gleich an die erste Stelle in meiner heutigen Info. Ich hoffe, sie gibt einen mehr als bisher Stoff zum Nachdenken und zum Mundaufmachen. Danke und alles Gute. R.

- http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=6170&Itemid=129

- hi Anis, i read the whole english part and it all rings true although i do not know what is on germna media i asume as you wrote that it is israeli press release i also don#t listen or read israeli media so when german ask me who can we believe if you say believe niether Israel or Hamas or the Plo – i say believe Amnesty. it is clear from the policies of the Israeli army that this last war was meant to wipe out any rocket arsenals that were in Gaza and to restore the image of the armed forces after Lebanon also to gain points for the elections in a few days Hadash- the party i would vote for is the only one who spoke out against the war from the beginning there are quite a few israelis who refused to take part and arranged convoys to gaza but these were not covered in the media so here we are with germna-america-french complicity in what can be termed a pogrom the jews have no monopoly on suffering and sympathy may me a motive for rebuilding gaza which is a hamas interest in the conflict to buy infrustructure with sympathy and guilt just as israel did in the 50s with german reperations money so there are jewish and moslem villains (also christian but in this current scene the villain is a holocaust deniar and the anger is directed at the pope) in my simplistic – dylan lennon-wri scene the villains are the weapons producers and basically anyone with a gun the good guys ??? are in the minority i hope your essay finds a way into germna mainstream media. O.

- Marhaba Anis, I read your article, and I was intrigued by the comparison between Germany's reaction, or guilt, towards the Jews portrayed in its relations with Israel, and how it is now dealing with the Palestinian-Zionist conflict. I have to admit, it is a very sensitive issue, but you have handled it with delicate care and placed it in a remarkable context. I usually am faced with a lot of difficulty in speaking about Gaza the "concentration camp", and the massacre as a 'holocaust' as it is a huge responsibility and dealing with such terminology that brings about memories of excruciating torment, is not an easy matter in the least. I salute you for that. Salam from beloved Gaza, N

- Very well done, spot on! many Thanks E.

- B., an excellent thoughtful piece by German-Palestine journalist Anis-Hamadeh. Thought you would find it of interest. Best – B.

- Congratulations! And, good luck.

- In a collection of short stories by Jo Neace Krause called The Last Game We Played", published by Black Lawrence Press , there are two stories told from a Palestinian prisoner's point of view. Look to see this book smeared . See the book on Amazon.com. Barnes and Noble, Book A Million. Already libraries have refused to purchase the book.

- Anis, Thank you for adding me to your e-mail list. The Second Case" and the 'silence' in Germany is exactly what is happening in my home town of Eugene, Oregon, USA. It's like an unspoken pressure aka 'code of silence'. Of course, every town has its 'technocrats' and in mine, they happen to be Zionists. I am most appreciative to receive your commentaries because I really want to know if the 'people' in the EU, and especially Germany, are beginning to see themselves and their history no better or worse than a 'people' who chant the forever 'victim' all over the world. Your Ms. Merkley, it seems to me, promotes 'German self-hatred'. I've seen her on U.S. media, responding to Gaza, the Pope and German-Jewish issues. Do the German 'people' see her as we in America saw 'W', "the emperor with no clothes"? In America, we're going through a 'white self-hatred'. Any similarities? I think that Germany and the United States have a lot in common which might help transform the world toward HUMAN RIGHTS. With best regards, R.

- Sehr geehrter Herr Hamadeh, sehr gut geschrieben. Ich bin Niederlaender und wohne im Grenzbereich Niederrhein. Die Palestinaenser haben schon 40 Jahren meine Sympathie . Ich werde Ihren Bericht in meiner Deutschen Bekanntenkreis weiter verbreiten . Wissen Sie nur, dass zum Glueck nicht alle Europaer fuer die Zionisten sind. Mit freundlichem Gruss M.

- Anis bricht den Eisberg mitdurch. In seiner Stimme dringt nicht nur Wut, Verstand und Recht im Gleichem sonder auch ein SCHREI „Wir Palästinenser sagen entschlossen: es ist genug mit dem Arroganz der mächtigen Welt, in Vordergrund Deutschand, gegenüber palästinesischem Leben in Gaza und sonstwo“ Rechnet mit uns nicht ab ! Wir rechnen mit „euch“ bald ab; denn diese kriegerische machtbesessene Weltordnung mit den UN-Banditen, die uns und unser Land als Schauplatz für euere Kriege und Mörde einnahm, diese Weltordnung werden wir ändern, weil wir ein Recht auf würdiges Leben haben. Das Leben war immer stärker als Tot. Ausserdem die Zeit ist gekommen, in der wir Palästinenser nicht mehr von den Medien und von den Interessen-Politikern eine Wende verlagen, sonder wir müssen die Medien selbst machen .. w.

- lieber anis, vielen dank für den ausgezeichneten text .…... bitte weiter so. alles gute e.

- Danke Anis, das ist auf den Punkt gebracht -- vieles habe ich auch schon ähnlich gedacht. Nur das Schweigen zwischen 45 und 55 hatte noch komplexere Gründe. Gruss e.

- thank you, k. (we will oppen a Holocaust Museum in Nialin next week. Nialin is a village in the Pal terreroties fighting the wall construction every friday)

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