- Gründe für Gaza 2 -
Als die israelische Offensive begann, war der Raketenbeschuss auf Israel – vor allem von Seiten der Hamas – schon länger auf einem historischen Tiefpunkt, den man hätte nutzen können.5 Auch die Entführung dreier Jugendlicher war nicht der wirkliche Grund für den Flächenangriff, da bekannt wurde, dass Israel bereits Stunden nach der Entführung wusste, dass die jugendlichen Siedler nicht mehr lebten, und später auch zugab, dass die Hamas für die Entführung in der Westbank (!) nicht verantwortlich war.6 Die offiziellen Begründungen haben sich als nicht stichhaltig erwiesen, ebenso übrigens wie bei Gaza 1.7 Warum also Gaza 2?
„Rasen Mähen“ ist seit Jahren die vorherrschende Metapher der israelischen Gaza-Politik;8 sie macht Menschen zu Grashalmen. Das Plattmachen ganzer Straßenzüge und Wohnviertel zeigt, dass die Soldaten die Metapher recht wörtlich genommen haben. Rasen wächst schnell und muss regelmäßig geschnitten werden. Wie soll man da Frieden mit ihm schließen? Sollte der tatsächliche Grund für den Angriff gewesen sein, dass Israel die Situation eskalieren lassen wollte, dann waren die Soldaten sehr erfolgreich. Der Druck auf Gaza ist noch größer geworden, ebenso die Gefahr weiterer Monstrositäten. Auch zu mehr Sicherheit für Israel hat die Aktion definitiv nicht geführt.
Dass Israel nicht nur die Hamas, sondern alle Palästinenser als Feinde ansieht, die sich gegen die Ungleichbehandlung stellen, wurde gerade wieder deutlich, als der 22-jährige Kheir al-Din Hamdan in Kafr Kana/Israel umgebracht wurde, einer von vielen, die aus ungeklärten Umständen den Tod fanden. Für Premierminister Netanjahu und andere führende Politiker des Landes waren die Proteste nach Hamdans Tod Anlass, zu prüfen, ob dem Teil des arabischen Fünftels der Bevölkerung Israels, der „gegen den Staat agiert“, die Staatsbürgerschaft entzogen werden kann, und den Demonstranten nahezulegen, Israel zu verlassen,9 eine Position, die bei Außenminister Lieberman schon länger auf der Agenda steht. Bedenkt man zudem, dass Israelis seit Juni 2011 zehn Moscheen in der Westbank und Israel abgefackelt haben, zwei davon allein in diesem Monat, ohne dass es auch nur eine einzige Anklage gab,10 und dass dies nur ein Beispiel von vielen für systematische Diskriminierung ist, steht der Vorwurf des Rassismus als Grund für Gaza 2 schwer im Raum.
- Reaktion des Westens am Beispiel Deutschland -
In den Tagesthemen vom 22.07.2014 hieß es: „Die Krise im Nahen Osten, sie wühlt die Menschen auf, auch in Deutschland. Proteste und Kritik, das ist natürlich ihr gutes Recht. Aber ...“ Es folgten Warnungen vor Antisemitismus. Wer auf Demos mitmarschiert, mache sich – so die Anspielung – mit Antisemiten gemein. Dieses Zitat fasst die deutsche Mainstream-Meinung gut zusammen: Theoretisch ist Protest in Ordnung, praktisch nicht. „Mainstream“ bedeutet hier nicht, dass eine Mehrheit der Bevölkerung diese Ansicht vertritt, sondern drückt die Staatsräson aus, die von führenden Politikern, Journalisten und Unternehmern getragen wird.
So verwundert es nicht, dass Wirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel noch während Gaza 2 einen Export von Waffen-Zündern nach Israel mit hohem Symbolwert genehmigte11 und dass knapp drei Wochen nach dem Genozid eine Demonstration am Brandenburger Tor stattfand, mit Kanzlerin Merkel, Bundespräsident Gauck, SPD-Chef Gabriel und ranghohen Kirchenvertretern. Dass trotz des Hypes nur 4000 Menschen zur Demo kamen, spricht für sich. „Genug ist genug!“, polterte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland Dieter Graumann, „Die Juden in Deutschland hätten 'wahrlich kein Sommermärchen erlebt', sagte er mit Blick auf die auf propalästinensischen Demonstrationen auch hierzulande laut gewordenen judenfeindlichen Parolen. 'Ich will nicht dramatisieren, aber das waren wirklich die schlimmsten antisemitischen Parolen seit vielen, vielen Jahrzehnten.'“12
Er will nicht dramatisieren. Pikanterweise verurteilten einen Monat zuvor mehr als 350 Überlebende und Nachkommen von Überlebenden und Opfern des Nazi-Genozids Gaza 2 mit Worten, die auf der genannten Demonstration nicht zitiert wurden: „Wir sind alarmiert von der extremen, rassistischen Entmenschlichung von Palästinensern in der israelischen Gesellschaft, die einen Siedepunkt erreicht hat. Nichts kann die Bombardierung von UN-Schutzräumen, Wohnhäusern, Krankenhäusern und Universitäten rechtfertigen. Nichts kann rechtfertigen, Menschen Elektrizität und Wasser zu entziehen. Wir müssen unsere kollektive Stimme erheben und unsere kollektive Kraft nutzen, um ein Ende aller Formen von Rassismus zu erreichen, inklusive dem anhaltenden Genozid an Palästinensern. Wir fordern einen vollständigen ökonomischen, kulturellen und akademischen Boykott Israels. 'Nie wieder' muss bedeuten NIE WIEDER FÜR JEDEN!“13
Diese Art von Aussagen gilt bei uns als hochgradig antisemitisch. Was also sollen wir tun, wenn Holocaust-Überlebende sich derart „hasserfüllt“ gegen die Staatsräson stellen? Richtig, wir ignorieren sie. Zumindest wird an dieser Kluft deutlich, dass die Verrenkungen der Mächtigen mit Argumenten, mit Juden und mit deutscher Geschichte nicht das Geringste zu tun haben. Sonst würde dieses mächtige Zitat bei uns zumindest diskutiert werden. Der allgegenwärtige Antisemitismusvorwurf ist vielmehr reine Machtausübung: Wer ihn ausspricht und Gehör findet, der gehört zum Club oder kann es sich zumindest einbilden, ganz besonders dann, wenn der vom Vorwurf Betroffene den Kürzeren zieht und aus dem Diskurs verschwindet bzw. irrelevant oder zumindest beschädigt wird. Hier könnte eine Liste von mehreren Dutzend solcher Betroffenen stehen, darunter so illustre Namen wie Bischof Tutu und Jimmy Carter.
In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, auf die repräsentative Konstanz-Jenaer Studie zu Einstellungen zum Nahostkonflikt hinzuweisen, die im Frühjahr erschien. Ein erstaunliches Ergebnis dieser Studie war: Wer heutzutage in Deutschland im Nahostkonflikt für Israel Partei ergreift, „befürwortet gewaltsame Mittel der Konfliktbewältigung: Es gibt so gut wie keine Leute, die Partei für Israel ergreifen und den Konflikt friedlich lösen wollen.“ Und: „Zeitungsartikel über den Konflikt, die auf Basis der Werte von Frieden und Mitmenschlichkeit geschrieben sind, richten sich nach Einschätzung von Israelfreunden direkt gegen Israel.“14
Der jüngste Eklat in diesem Machtspiel war die Diffamierung der beiden Israel-kritischen Journalisten David Sheen und Max Blumenthal durch Volker Beck, Petra Pau und Reinhold Robbe in einem offenen Brief an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, wo den beiden Antisemitismus und Einseitigkeit vorgeworfen wurde, um einen Vortrag zu verhindern. Eingeladen waren die beiden von einigen Mitgliedern der Linken und der Vortrag fand an einem anderen Ort doch statt. Später sprachen sie auch in einem Konferenzraum des Bundestags, was der Fraktionsvorsitzende der Linken Gregor Gysi unterbinden wollte. Sheen und Blumenthal wollten Gysi nach der Veranstaltung deshalb zur Rede stellen und ihm auch ein Foto der deutschen al-Kilani-Familie zeigen, die während Gaza 2 ums Leben kam, und fragen, warum dies für Gysi kein Thema sei. Gysi sprach nicht mit den beiden, sondern ging wortlos durch den Flur, während Sheen auf ihn einredete. Dass Blumenthal in der mitgefilmten Szene von „Stasi-Methoden“ sprach, scheint mir angesichts des Ausmaßes der Ausgrenzung verzeihlich, da er insgesamt weitgehend sachlich blieb. In den deutschen Medien war daraufhin die Empörung gegen Sheen und Blumenthal weitaus größer als es die Empörung über Gaza 2 je war15; „hysterisch“ ist das angemessene Wort dafür. Antisemitismus-Artikel sind in Deutschland und vielen anderen Ländern eine eigene Rubrik, die regelmäßig die Staatsräson untermauert.
Flankiert wird diese deutsche Grundhaltung gegenüber der israelischen Politik von einer Fokussierung auf die Extreme im Islam, die den Medien-Konsumenten die „Gefahren des Islam“ einbimst: Salafismus, Terrorismus, Ehrenmorde, Verschleierung etc. Bis heute wird angeregt über das „Wesen“ des Islam diskutiert auf einem Niveau, das den Fast-Muslim Goethe erblassen lassen würde. In diesem oberflächlichen Diskurs, den ich hier nur streifen kann, zeigt sich unsere Dekadenz wohl am deutlichsten, zumal viele Argumente genau so auf das Christentum und das Judentum angewendet werden können – Verzeihung: könnten – und weil politische Entwicklungen und Ursachen gern verschleiernd religiös gedeutet werden, auch beim Israel/Palästina-Problem. Die Pflege des Feindbilds Islam/Araber spielt der derzeit Hamas-fixierten16 israelischen Propaganda in die Hände und macht blind für eine sachliche Analyse. Ich kann hier aus eigener Erfahrung sprechen, denn ich bin als Sohn eines muslimischen Palästinensers in meinem eigenen Land Deutschland so manches Mal schräg angesehen worden und meine gesellschaftlichen Aufstiegschancen sind begrenzt, um es einmal so zu formulieren. Allerdings bin ich offensichtlich auch nicht der Danke-Deutschland-Kermani-Typ. Immerhin hat der Tagesspiegel kürzlich einen entlarvenden Artikel mit dem Titel „Muslime sind die neuen Juden“17 gebracht, was überaus auffällig war und zeigt, dass hin und wieder sogar die Mainstream-Medien ausscheren.
- Gaza 3 -
Gaza 3 ist – ich erwähnte es eingangs – kein Thema für die Medien, weil es noch nicht passiert ist. Da sich die politische Lage nicht geändert hat, sondern seit den Oslo-„Verhandlungen“ in den neunziger Jahren langsam eskaliert, und besonders, weil Gaza 1 und 2 ohne Konsequenzen für Israel blieben, bewegen wir uns geradewegs auf Gaza 3 oder etwas Vergleichbares in der Westbank, in Ost-Jerusalem oder Israel zu, auch wenn Geberstaaten jetzt Milliarden (nicht-israelischer) Steuergelder für den Wiederaufbau Gazas spenden werden, um die Symptome zu lindern. Der Rasen wird wieder gemäht werden müssen, daran lässt die israelische Politik keinen Zweifel.
Wieder werden wir schockiert sein. Wieder werden die Medien den Raketenbeschuss, der eine Mischung aus Widerstand und destruktiver Verzweiflungstat ist, mit der weit überlegenen israelischen Armee gleichsetzen. Sie werden die Gründe der Verzweiflung nicht als Argumente gelten lassen und Israels Handlungen als Verteidigung und Reaktion umdeuten. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Zahl der Toten noch einmal höher sein wird. Es wird uns nahe gehen, denn viele werden sterben, auch Kinder. Wie viele Menschenopfer wird es noch brauchen, bis sich etwas Grundsätzliches ändert? Und wie viel Schuld werden wir daran haben, jeder auf seine und ihre individuelle Weise? Werden wir uns herausreden können und werden wir ruhig schlafen? Und wie lange wird der hoch gerüstete und aggressive israelische Staat noch existieren, bevor er an seiner eigenen Gewalt und seinen fehlenden Friedensvisionen erstickt? Nein, darüber müssen wir nicht nachdenken, denn es ist ja noch nicht passiert.
Dieser Text erschien am 19.11.2014 in der Neuen Rheinischen Zeitung unter www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20998
Fußnoten:
1. IRIN (02.09.2014): Gaza blockade – no signs of loosening: www.irinnews.org/report/100567/gaza-blockade-no-signs-of-loosening (zurück)
2. Press TV (10.09.2014): EU Delegation: Israel has committed genocide: www.presstv.ir/detail/2014/09/10/378256/eu-delegation-israel-has-committed-genocide/ (zurück)
3. dpa (13.11.2014) Israel verwehrt UN-Kommission die Einreise: www.fr-online.de/politik/nahost-konflikt-israel-verwehrt-un-kommission-die-einreise,1472596,29032486.html (zurück)
4. Worldbulletin (14.11.2014): Israel bans Norwegian doctor from Gaza for life: www.worldbulletin.net/palestine/148378/israel-bans-norwegian-doctor-from-gaza-for-life (zurück)
5. Siehe www.thejerusalemfund.org/ht/a/GetImageAction/i/46974 (zurück)
6. Max Blumenthal (08.07.2014): Netanyahu government knew teens were dead as it whipped up racist frenzy: https://electronicintifada.net/content/netanyahu-government-knew-teens-were-dead-it-whipped-racist-frenzy/13533, siehe auch: Fabian Köhler (12.08.2014): Sieben Mythen über die Hamas: www.nd-aktuell.de/artikel/942162.sieben-mythen-ueber-die-hamas.html (zurück)
7. Siehe die Chronologie unter www.anis-online.de/journalismus/essay/23.htm#c (zurück)
8. Steve Niva (07.12.2012): Israel's "Operation Mow the Lawn": https://merip.org/2012/12/israels-operation-mow-the-lawn/ (zurück)
9. Jonathan Cook (13.11.2014): The transfer of Israeli Arabs: www.jonathan-cook.net/2014-11-13/the-transfer-of-israeli-arabs/ (zurück)
10. Chaim Levinson (13.11.2014): Ten torched mosques, zero indictments: www.haaretz.com/2014-11-13/ty-article/.premium/10-torched-mosques-0-indictments/0000017f-f96f-d460-afff-fb6fbd1f0000, siehe auch https://palsolidarity.org/2014/11/second-mosque-burnt-in-the-west-bank-this-month/(zurück)
11. Gerald Traufetter (17.08.2014): Rüstungsexporte: Gabriel erlaubt Ausfuhr von Waffen-Zündern nach Israel: www.spiegel.de/politik/ausland/gabriel-erlaubt-ruestungsexport-nach-israel-a-986580.html (zurück)
12. ND (14.09.2014): Tausende bei Demonstration „Nie wieder Judenhass!“ Zentralratspräsident Dieter Graumann: „Genug ist genug!“: www.nd-aktuell.de/artikel/945853.tausende-bei-demonstration-nie-wieder-judenhass.html (zurück)
13. More than 350 Survivors and Descendants of Survivors and Victims of the Nazi Genocide Condemn Israel's Assault on Gaza: http://ijsn.net/gaza/survivors-and-descendants-letter/ (zurück)
14. Rolf Verleger (01.05.2014): Die Konstanz-Jenaer Studie zu Einstellungen zum Nahostkonflikt: https://regener-online.de/pfkn/Pressestimmen/Verleger_Die%20Konstanz-Jenaer%20Studie.pdf (zurück)
15. David Sheen (13.11.2014): Why I confronted Gregor Gysi: https://mondoweiss.net/2014/11/confronted-gregor-gysi/, siehe auch Ali Abunimah (11.11.2014): Video: German politician hides in toilet from truth about Israel: https://electronicintifada.net/blogs/ali-abunimah/video-german-politician-hides-toilet-truth-about-israel und Daniel Bax (12.11.2014): Antisemitismus-Streit führt bis zur Toilette. Eklat im Bundestag: https://taz.de/Antisemitismus-Streit-fuehrt-bis-zur-Toilette/!5028912/ sowie Volker Beck, Petra Pau, Reinhold Robbe (Nov. 2014): Offener Brief an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz: https://www.radio-utopie.de/wp-content/uploads/2014/11/Brief-von-Volker-Beck-Petra-Pau-und-Reinhold-Robbe-an-Volksbuehne-wg-Veranstaltung-mit-David-Sheen-und-Max-Blumenthal.pdf (zurück)
16. Siehe die auf den Punkt gebrachten Cartoons „Hamas made me do it“ von Katie Miranda: https://mondoweiss.net/2014/08/hamas-made-me-do-it/ (zurück)
17. Armin Lange (09.09.2014): Muslime sind die neuen Juden: www.tagesspiegel.de/politik/muslime-sind-die-neuen-juden-3585796.html (zurück)
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- Reasons for Gaza 2 - When the Israeli offensive began, rocket fire on Israel – especially by Hamas – had for quite some time been on a historic low, a circumstance that could have been utilized for making peace.5
Neither was the abduction of three youths the real reason for the broad scope attack, for it became known that Israel had knowledge about the fact that the young settlers were no longer alive as early as hours after the abduction and later admitted that Hamas was not responsible for the kidnapping in the West Bank (!).6 Thus the official explanatory statements have proven to be invalid, as have, by the way, the ones concerning Gaza 1 before.7 So why Gaza 2?
"Mowing the lawn" has for some years been the prevailing metaphor in the Israeli Gaza policy;8 it turns human beings into blades of grass. The flattening of whole streets of houses and neighborhoods shows that the soldiers took the metaphor quite literally. Lawn is growing fast and has to be cut regularly. So how can it be possible to make peace with it? In case the real reason for the attack was Israel's intention to escalate the situation the soldiers were very successful. Pressure on Gaza increased even more, as well as the danger of further atrocities. The action definitively did not lead to more security for Israel, either.
The fact that Israel does not only regard Hamas as an enemy, but all Palestinians who oppose inequality, became clear again recently when 22-year-old Kheir al-Din Hamdan in Kafr Kana/Israel was killed, one of many who met their death under unexplained circumstances. For Prime Minister Netanyahu and other leading politicians in the country, the protests after Hamdan's death gave rise to examine if those people, who "act against the state" among the Arab fifth of Israel's population, can be stripped of their citizenship, and to suggest to the protesters to leave Israel,9 a position, that has been on Foreign Minister Lieberman's agenda for some time. If we further consider that Israelis have torched ten mosques in the West Bank and Israel since June 2011, two in this month alone, without even one charge being issued,10 and that this is merely one of many examples of systematic discrimination, the reproach of racism as a reason for Gaza 2 is on the table with all its weight.
- Reactions of the West: The Case of Germany -
On 22 July 2014, the major TV news program "Tagesthemen" stated: "The Middle East crisis, it stirs people up, also in Germany. Protests and criticism, this is, of course, in order and their right. But ..." Here followed warnings against anti-Semitism. If you participate in demonstrations – this is the allusion – you mingle with anti-Semites. This quote renders the German mainstream opinion rather well: In theory protest is in order, in practise it isn't. "Mainstream" here does not refer to the majority of the population, but it represents the reason of state (raison d'état) that is carried out by leading politicians, journalists and entrepreneurs.
It is no surprise then that Sigmar Gabriel, Minister for Economic Affairs and Vice Chancellor, authorized the export of detonators to Israel with a high symbolic value while Gaza 2 was still ongoing11 and that less than three weeks after the genocide there was a demonstration at the Brandenburger Tor, with Chancellor Merkel, Federal President Gauck, SPD chief Gabriel and high-ranking church representatives. Despite the hype, only 4000 people attended the rally, which speaks for itself. "Enough is enough!", the President of the Central Council of the Jews in Germany, Dieter Graumann, ranted, "the Jews in Germany 'truly did not experience a summer's fairytale', he said in view of the slogans hostile to Jews on pro-Palestinian demonstrations that became loud in Germany, too. 'I don't want to dramatize, but these really were the worst anti-Semitic slogans in many, many decades.'"12
He does not want to dramatize. Ironically, one month earlier, more than 350 survivors and descendants of survivors and victims of the Nazi genocide condemned Gaza 2 in words that went unquoted on the mentioned rally: "We are alarmed by the extreme, racist dehumanization of Palestinians in Israeli society, which has reached a fever-pitch. Nothing can justify bombing UN shelters, homes, hospitals and universities. Nothing can justify depriving people of electricity and water. We must raise our collective voices and use our collective power to bring about an end to all forms of racism, including the ongoing genocide of Palestinian people. We call for an immediate end to the siege against and blockade of Gaza. We call for the full economic, cultural and academic boycott of Israel. "Never again" must mean NEVER AGAIN FOR ANYONE!"13
This kind of statements in our country is regarded as profoundly anti-Semitic. So what are we supposed to do, when survivors of the holocaust turn against the reason of state so "full of hate"? Right, we ignore them. At least this discrepancy makes clear that the flips and twists of the powerful do not have the least to do with arguments, with Jews or with German history. Otherwise, this potent quote would at least be discussed. Rather, the ubiquitous reproach of anti-Semitism is a pure exertion of power: Whoever expresses it belongs to the club or can pretend to belong to it, especially when the reproached one loses and disappears from the discourse or becomes irrelevant or at least damaged. Here I could add a list of several dozens of concerned individuals, among them such illustrious names as Bishop Tutu and Jimmy Carter.
In this context it makes sense to point to the representative Konstanz Jena study on attitudes toward the Middle East conflict from spring 2014. One amazing result of this study was: Those people, who in Germany today side with Israel in the Middle East conflict, "approve violent means of conflict resolution: There are almost no people who side with Israel while aspiring to solve the conflict peacefully." And: "Newspaper articles on the conflict written on the basis of the values of peace and humanity are regarded by friends of Israel as immediately directed against Israel."14
The most recent scandal in this power game was the defamation of two journalists critical of Israel, David Sheen and Max Blumenthal, by the politicians Volker Beck, Petra Pau and Reinhold Robbe in an open letter to the theater Volksbühne. In it, the two were reproached with anti-Semitism and one-sidedness in order to get their talk canceled. They were invited by members of the Left Party, and the talk was held anyway, only in a different location. Later they also spoke in a conference room of the German Bundestag, something the chairman of the Left Party, Gregor Gysi, sought to prevent. Sheen and Blumenthal therefore wanted to take Gysi to task and also show him a photo of the German al-Kilani family that died in Gaza 2 and ask why this is not an issue for Gysi. Gysi did not talk with the two and instead went wordlessly through the corridor, while Sheen talked at him. The fact that Blumenthal in the filmed scene spoke about "Stasi methods" seems pardonable to me in view of the scope of the ostracism, as he, all in all, largely remained fact-bound. In the wake of this episode, the outrage against Sheen and Blumenthal in the German media was greater by far than any outrage against Gaza had ever been;15 "hysterical" is the appropriate word for it. Anti-Semitism articles in Germany and many other countries are a special category to confirm the reason of state on a regular basis.
This German tenor vis-à-vis the Israeli policy is flanked by a focusing on the extremes in Islam, drumming the "dangers of Islam" into media consumers: salafism, terrorism, honor killings, veiling etc. Up to this day, people excitedly discuss the "nature" of Islam on a level that would have made the almost-Muslim Goethe turn pale. This superficial discourse, which I can only sketch here, probably is the most striking example of our decadence, particularly as many arguments can – I'm sorry: could – be applied just as well to Christendom and Judaism, and as political developments and causes are gladly obscured with religious interpretations, also in the Israel Palestine problem. Fostering the bogeyman image of Islam and Arabs supports the currently Hamas-fixated16 Israeli propaganda and makes people blind for an objective analysis. I can speak from my own experience here because being the son of a Muslim Palestinian I have been looked at with disapproval many a time in my own country Germany, and my promotion prospects in society are limited, to put it this way. But I am apparently not the Thank-you-Germany-Kermani kind,17 either, which adds to the situation. After all, the newspaper Tagesspiegel recently published an unveiling article entitled "Muslims are the new Jews" (written by a Jew),18 which was extremely conspicuous and showed that from time to time even mainstream media sheer out of line.
- Gaza 3 -
Gaza 3 is – I mentioned it in the beginning – not an issue for the media, for it did not happen yet. As the political situation has not changed, but slowly escalated since the Oslo "negotiations" in the nineties, and especially as Gaza 1 and 2 remained without consequences for Israel, we are moving straight toward Gaza 3 or something comparable in the West Bank, in East Jerusalem or Israel, even though donor states will spend billions of (non-Israeli) tax funds now for the reconstruction of Gaza, to ease the symptoms. The lawn will have to be mown again, the Israeli policy leaves no doubt about that.
Again we will be shocked. Again the media will equate rocket fire – a mixture of resistance and destructive acts of desperation – with the far superior Israeli army. It will not acknowledge the reasons for desperation as arguments and will interpret Israel's actions as defense and reaction. Chances are that the body count will again be higher. It will touch us, for many will die, children, too. How many sacrifices of humans will it take until there will be fundamental change? And how guilty will we be, each of us in his or her individual way? Will we be able to find excuses, and will we rest easy? And for how long will the heavily-armed and aggressive Israeli state exist, before it suffocates from its own violence and lack of visions for peace? No, we do not have to think about that, for it did not happen yet.
Footnotes:
1. IRIN (2 Sep 2014): Gaza blockade – no signs of loosening: www.irinnews.org/report/100567/gaza-blockade-no-signs-of-loosening (back)
2. Press TV (10 Sep 2014): EU Delegation: Israel has committed genocide: www.presstv.ir/detail/2014/09/10/378256/eu-delegation-israel-has-committed-genocide/ (back)
3. Barak Ravid (12 Nov 2014) Israel will not cooperate with "one-sided" UN probe into Gaza war: www.haaretz.com/2014-11-12/ty-article/.premium/israel-shuns-un-probe-into-gaza-war/0000017f-df85-d856-a37f-ffc5677c0000 (back)
4. Worldbulletin (14 Nov 2014): Israel bans Norwegian doctor from Gaza for life: www.worldbulletin.net/palestine/148378/israel-bans-norwegian-doctor-from-gaza-for-life (back)
5. See www.thejerusalemfund.org/ht/a/GetImageAction/i/46974 (back)
6. Max Blumenthal (08 Jul 2014): Netanyahu government knew teens were dead as it whipped up racist frenzy: https://electronicintifada.net/content/netanyahu-government-knew-teens-were-dead-it-whipped-racist-frenzy/13533 (back)
7. See the chronology at www.anis-online.de/journalismus/essay/23.htm#c (back)
8. Steve Niva (07 Dec 2012): Israel's "Operation Mow the Lawn": https://merip.org/2012/12/israels-operation-mow-the-lawn/ (back)
9. Jonathan Cook (13 Nov 2014): The transfer of Israeli Arabs: www.jonathan-cook.net/2014-11-13/the-transfer-of-israeli-arabs/ (back)
10. Chaim Levinson (13 Nov 2014): Ten torched mosques, zero indictments: www.haaretz.com/2014-11-13/ty-article/.premium/10-torched-mosques-0-indictments/0000017f-f96f-d460-afff-fb6fbd1f0000, also see https://palsolidarity.org/2014/11/second-mosque-burnt-in-the-west-bank-this-month/(back)
11. Gerald Traufetter (17 Aug 2014): Rüstungsexporte: Gabriel erlaubt Ausfuhr von Waffen-Zündern nach Israel: www.spiegel.de/politik/ausland/gabriel-erlaubt-ruestungsexport-nach-israel-a-986580.html (back)
12. ND (14 Sep 2014): Tausende bei Demonstration "Nie wieder Judenhass!" Zentralratspräsident Dieter Graumann: "Genug ist genug!": www.nd-aktuell.de/artikel/945853.tausende-bei-demonstration-nie-wieder-judenhass.html (back)
13. More than 350 Survivors and Descendants of Survivors and Victims of the Nazi Genocide Condemn Israel's Assault on Gaza: http://ijsn.net/gaza/survivors-and-descendants-letter/ (back)
14. Rolf Verleger (01 May 2014): Die Konstanz-Jenaer Studie zu Einstellungen zum Nahostkonflikt: https://regener-online.de/pfkn/Pressestimmen/Verleger_Die%20Konstanz-Jenaer%20Studie.pdf (back)
15. David Sheen (13 Nov 2014): Why I confronted Gregor Gysi: https://mondoweiss.net/2014/11/confronted-gregor-gysi/, siehe auch Ali Abunimah (11.11.2014): Video: German politician hides in toilet from truth about Israel: https://electronicintifada.net/blogs/ali-abunimah/video-german-politician-hides-toilet-truth-about-israel and Daniel Bax (12 Nov 2014): Antisemitismus-Streit führt bis zur Toilette. Eklat im Bundestag: https://taz.de/Antisemitismus-Streit-fuehrt-bis-zur-Toilette/!5028912/ as well as Volker Beck, Petra Pau, Reinhold Robbe (Nov 2014): Offener Brief an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz: https://www.radio-utopie.de/wp-content/uploads/2014/11/Brief-von-Volker-Beck-Petra-Pau-und-Reinhold-Robbe-an-Volksbuehne-wg-Veranstaltung-mit-David-Sheen-und-Max-Blumenthal.pdf (back)
16. See Katie Miranda's cartoons "Hamas made me do it": https://mondoweiss.net/2014/08/hamas-made-me-do-it/ (back)
17. Navid Kermani, another German intellectual with a freaky name, thanked Germany in the German Bundestag in a particularly moving way. (back)
18. Armin Lange (09 Sep 2014): Muslime sind die neuen Juden: www.tagesspiegel.de/politik/muslime-sind-die-neuen-juden-3585796.html (back)
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