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Amal Rifa'i, Odelia Ainbinder mit Sylke Tempel, „Wir wollen beide hier leben.“ (2003), Rowohlt Berlin

Hintergrundmaterial zur Tournee
Shalom – Salam

Inhalt: 1. Bibliografie – 2. Einige palästinensisch-israelische Gemeinschaftsprojekte  – 3. Interview zum „gemeinsamen Geschichtsbuch“  – 4. English Version of Anis' Intro

(Update 12.12.04, Linkcheck 2023)

Daniella Carmi, „Samir und Jonathan“ (1994), Hanser-Verlag

1. Bibliografie Literatur der Konzerttournee „Shalom – Salam“: Siehe die beiden Bücher oben.

2. Einige israelisch-palästinensische / arabisch-jüdische Gemeinschaftsprojekte

Givat Haviva
ist eine Bildungs- und Begegnungsstätte zwischen Tel Aviv und Haifa, die sich für eine friedliche und tolerante Gesellschaft engagiert. Als älteste und größte bestehende israelische Einrichtung im Bereich der jüdisch-arabischen Verständigungsarbeit hat sich Givat Haviva der Förderung des kulturellen und religiösen Pluralismus verschrieben. Die Arbeit von Givat Haviva beginnt mit der Begnung von jüdischen und arabischen Jugendlichen und gibt diesen – oft zum ersten Mal – die Gelegenheit, sich miteinander zu unterhalten und auseinandersetzen. Neben dem jüdisch-arabischen Zentrum für Frieden gibt es auf dem Campus eine Vielzahl von kulturellen und Bildungseinrichtungen. Über 50.000 Menschen besuchen Jahr für Jahr den Campus. Kennen heißt verstehen. Durch Givat Haviva haben mittlerweile tausende junger Menschen gelernt, mit ihren Nachbarn zu leben, Konflikte friedlich zu lösen. Betrieben wird Givat Haviva in Israel von Havatzelet, der Kultur- und Bildungseinrichtung der Kibbutzbewegung HaArtzi. Um die Friedensarbeit zu unterstützen, haben sich weltweit Unterstützerorganisationen gegründet. Givat Haviva Deutschland e.V. ist eine von ihnen. Spenden und Mitgliedsbeiträge kommen den – u.a. mit dem UNESCO-Friedenspreis 2001 ausgezeichneten – Projekten zu.

Mifkad, The People's Voice, is a new Israeli-Palestinian civil initiative that aims to advance the process of achieving peace. The People's Voice will launch a public process whose goal is to influence the leaders on both sides, including a mass signing of a joint Statement of Intentions that is based on the "two states for two peoples" formula. The leaders of the initiative are Ami Ayalon and Dr. Sari Nusseibeh together with public councils and field activists.

PRIME is a non-governmental, nonprofit organization established by Palestinian and Israeli researchers with the help of the Peace Research Institute in Frankfurt, Germany. PRIME's purpose is to pursue mutual coexistence and peace- building through joint research and outreach activities.

IPCRI (Israel/Palestine Center for Research and Information), founded in Jerusalem in 1988, is the only joint Palestinian-Israeli public policy think-tank in the world. It is devoted to developing practical solutions for the Israeli-Palestinian conflict. IPCRI deals with the cardinal issues in the Israeli-Arab conflict – issues where the two sides find themselves at loggerheads, and where cooperation is necessary.

Friedensdorf Neve Shalom / Wahat al-Salam Das an der Autobahn Tel Aviv-Jerusalem oberhalb von Latroun gelegene Dorf Neve Shalom / Wahat al-Salam wurde von jüdischen und arabischen Staatsbürgern Israels gemeinsam aufgebaut. Sie zeigen, daß Juden und Palästinenser in guter Nachbarschaft friedlich zusammen leben können. Sie setzen sich miteinander für Gleichberechtigung und Verständigung zwischen beiden Völkern ein. Neve Shalom / Wahat al-Salam was founded by the dominican monk Bruno Hussar, with the intention of creating a place where the people of this land would live together despite national and religious differences, and who would conduct educational work for peace.

Friendship Village Das Freundschaftsdorf ist ein Mittelpunkt der Erziehung fuer Frieden und Demokratie, welches logischerweise zur Multikultur fuehrt. Im Freundschaftsdorf geniesen junge Israelis, Juden und Araber, sowie Nicht-Israelis eine Erziehung zu interkulturellem Verstndnis, zur respektvollen Koexistenz und Kooperation, aufgebaut auf den Werten von wahrer Gleichheit, Toleranz, Demokratie und Frieden. Das Freundschaftsdorf entwickelte sich aus der urspruenglichen Juedisch-Arabischen Jugendorganisation „RE'UT SADAKA“ die in Israel im Jahre 1996 als „Nicht-Profitorganisation“ registriert wurde.

Re'ut – Sadaka (Friendship), is a Jewish-Arab Youth Movement for Coexistence and Peace in Israel and was established in 1982 by a small group of young Jews and Arabs in Tel-Aviv. Based on the belief that building mutual understanding requires the fostering of real relationships between Arabs and Jews in Israel, especially among the youth, Re'ut-Sadaka provides Jewish and Arab youth the opportunity to meet, exchange ideas and perspectives and to develop friendships across cultural lines.

VOICES FOR PEACE Die ungewöhnliche Begegnung zwischen Solisten, zwei Chören und Orchester ist das Ereignis einer langjährigen Zusammenarbeit, in der orthodoxe Juden mit Inbrunst über Allah und Maria singen und Palästinenser muslimischen und christlichen Glaubens Synagogenliturgie interpretieren...

Ta'ayush In the fall of 2000 we joined together to form "Ta'ayush" (Arabic for "life in common"), a grassroots movement of Arabs and Jews working to break down the walls of racism and segregation by constructing a true Arab-Jewish partnership. A future of equality, justice and peace begins today, between us, through concrete, daily actions of solidarity to end the Israeli occupation of the Palestinian territories and to achieve full civil equality for all Israeli citizens.

The Association for One Democratic State in Palestine/Israel Our members, living inside and outside Palestine/Israel, belong to different social groups, nationalities and creeds. We have great diversity and are united by one vision: "Peace will be the fruit of justice" (Isaiah 32:17). Many people thought about the one state solution in Palestine/Israel to put an end to the Middle-East conflict. Our Association, initiated by Dr. Sami Aldeeb, might very well be the only one which developed a legal framework for this solution, included in its bylaws.

3. Interview zum „gemeinsamen Geschichtsbuch“

Andrea Zempel über das Schulbuchprojekt. Siehe dazu die Artikel:
„Wir haben zwar unterschiedliche Geschichtsbücher, aber...“ und „Das Schulbuchprojekt“. (18.04.04)

Anis: Andrea, Du hast kürzlich eine Studie über palästinensische Schulbücher geschrieben und mir einen ergänzenden Kommentar zum Artikel „Das Schulbuch-Projekt“ geschickt.

Andrea: Deine Idee von dem „einen“ Geschichtsbuch finde ich lobenswert, aber auch etwas problematisch. Grundsätzlich ist der Ansatz, dass Geschichtsbücher nicht nur nationale, sondern globale Geschichte darstellen und multiperspektivisch gehalten sind, natürlich nicht ganz neu und wird von Ländern mit langer Schulbuchtradition, besonders Westeuropa, durchaus angestrebt. Diese Länder bemühen sich mithilfe der UNESCO auch um eine Darstellung von Geschichte, die der Völkerverständigung und dem Frieden dient.

Die Schwierigkeit liegt aber bei jedem „Schreiben“ eines Geschichtsbuches jeweils in der Auswahl (Didaktik) von Themen und in der methodischen Herangehensweise. Desweiteren: Es gibt keine, wirklich keine, ideologiefreie Geschichtsschreibung, so komisch sich das anhört: auch Pluralismus, auch scheinbarer „Objektivismus“ beinhaltet gewisse ideologische Elemente, denn es fließen immer bestimmte unbewußte „Glaubensinhalte“ bzw. „Weltdeutungen“ mit ein, selbst wenn die Autoren die allerbesten Absichten haben. Ein „globales“ Geschichtsbuch von privater Seite zu erstellen, ist meiner Ansicht nach nur dann möglich, wenn man diese Probleme berücksichtigt. Man sollte sich natürlich nicht davon aufhalten lassen...

Glaubst Du, dass ein solches Geschichtsbuch im staatlichen Schulunterricht benutzt werden könnte?

Andrea: Das ist fraglich, da alle Staaten, egal welcher Natur, das Interesse haben, über Schule, und hier besonders sozialwissenschaftliche Fächer, bestimmte Gesinnungen, auch nationale Gesinnungen, zu erzeugen. Westliche Staaten lassen sich vielleicht noch darauf ein, bei so Staaten wie USA, Israel, und diktatorischen arabischen Staaten sehe ich schwarz.

Was mir aber gleich einfiel, und da du es in deinem Artikel nicht erwähnst: Weisst du, dass es eine israelisch – palästinensische Gruppe gibt, die an diversen israelisch-palästinensischen Geschichtsbüchern arbeitet? Sie heißt PRIME (Peace Research Institute in the Middle East vispo.com/PRIME), und das erste Buch, das mir vorliegt, hat den Titel: „Learning each other's historical narrative: Palestinians and Israelis“. An dem Buch arbeitet eine kleine Gruppe von israelischen und palästinensischen Pädagogen und Historikern. Zu ausgewählten geschichtlichen Ereignissen wird auf einer Buchseite jeweils in einer Spalte die palästinensische, in einer Spalte daneben die israelische Geschichtsauffassung dargestellt. Es gibt teilweise starke Unterschiede, wie du dir denken kannst. Das Projekt wird in Israel und Palästina kaum promoted, aus Angst vor Anfeindungen etc. Das Buch wurde in Schulklassen der beteiligten Lehrer getestet, und stieß auf Kenntnisnahme bis Ablehnung. Daneben arbeitet Sami Adwan noch daran, ein wirklich gemeinsames Geschichtsbuch zu erstellen. Soweit ich weiß, wird das Georg-Eckert-Intstitut für Internationale Schulbuchforschung (Braunschweig, www.gei.de) dieses Jahr auch eine Tagung dazu durchführen.

Ich muss dazu sagen, dass ich vor kurzem meine Magisterarbeit (=Uni-Abschlussarbeit) zum Thema „Palästinensische Schulbücher“ abgegeben habe; und dafür auch in Israel und Palästina recherchiert habe, während dieses Aufenthaltes (letzten November) war ich auch in Bethlehem, um mich mit Sami Adwan zu unterhalten, er ist einer der Köpfe der Organisation mit dem gemeinsamen Geschichtsbuch.

Herzlichen Dank für diese Informationen und Anregungen!

Andrea: Alles Gute, und viel Erfolg für eure Salam-Shalom-Tour!

(English) 4. Intro Anis Hamadeh

We Do Have Different History Books, and Yet...
Anis Hamadeh, 12 April 2004

When the Duo Rubin asked me half a year ago whether I was interested to take the Palestinian part for a concert tour to the benefit of Palestinian and Israeli kids in the framework of the peace and dialog work of Givat Haviva, I said yes, of course. For there are two things which – if really honestly wished – one must not refuse: peace and the wellbeing of the children. This was the way I first met Ithay Khen and Gabriella Gonda-Khen. Nermin Sharkawi from Berlin made the connexion.

In the time of the preparations and rehearsals we learned more about each other; I visited them some times in Berlin and also spent some nights in their house. Ithay is a born Israeli and has relatives in Israel, Gabriella is Jewish with Hungarian background. I am a German with a father who was born and raised in the Westbank near Jenin and I have been concerned with these roots in such a long-lasting and intensive way that I don't consider concepts wrong like "Palestinian German" or "Arab German". In Arab countries I am often identified as an Arab, and it is okay for me, too. I am also Arab. Citizen of the world, at any rate.

By way of my networking I have already made acquaintance with some Israelis and Jews (NB: As Jewish identity very often expresses itself in a confession to Israel, I see fuzzy edges in the distinction), nice ones and less nice ones, but this project is something new for me, too. In the beginning we hardly discussed politics at all. Rather, I trusted my instinct as Ithay had approached me in knowledge also of my critical writings. In the course of our encounter something extra-ordinary happened: on the one hand we realized that we can handle each other without much difficulty, on the other hand our political views appeared to be different in several points.

Our history books are not quite the same, neither are our respective attitudes towards the order and measures of a state – not only regarding Israel – congruent. In view of the extreme situation in Palestine/Israel and in the world this could lead to an unbridgeable distance. Which we don't feel, as a matter of fact. It is rather as if there was something which separates us, but this something does not belong to us, so we don't have to place it in the center of our relationship.

The music of the Duo Rubin I find marvellous, just as they also respect and appreciate my art. We share many, vital points in our personal lives concerning our motivations. Cultural differences are not a problem for any of us, often they are regarded as enriching. Uniting us is the will for peace and dialog.

Nevertheless, we do not ignore the political circumstances by any means, the talk about it does not stop. I am a little familiar with the attitudes of the scope of the Israeli left and know the difference to other areas of the Israeli society. In a way, Ithay and Gabriella bring me some calm and hope, as they are open-minded, creative and free. Some of the things I heard from them also hurt me, as I have and get different information, this might be similar vice versa. I could at this point present a detailed and pointed analysis of the matter, but I don't feel a need to. This here is about something else.

If we had such a common history book, then these grey zones would be vanished. One day there will be such a book. And one day there will be peace.

Also read my article:
The Textbook Project

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