2. Über Givat Haviva und das Projekt
Givat Haviva Institute for advanced Studies, winner of UNESCO Peace Education Award 2001
„Shalom – Salam“
Benefiz-Konzerttournee vom Duo Rubin
und Anis Hamadeh zugunsten des jüdisch-arabischen Friedenszentrums Givat Haviva Schirmherrschaft: Bundespräsident Johannes Rau Am Sonntag, dem 9. Mai, beginnt im Leipziger Gewandhaus eine einmonatige Benefiz-Konzertreihe zu Gunsten des jüdisch-arabischen Begegnungsprojektes „Kinder lehren Kinder“ des Friedenszentrums Givat Haviva in Israel. „Shalom – Salam“, das hebräische und das arabische Wort für „Frieden“ bilden den Tourneetitel, unter dem das in Berlin lebende israelisch-ungarische Duo Rubin und der deutsch-palästinensische Schriftsteller Anis Hamadeh in zahlreichen deutschen Städten auftreten werden.
In dem Projekt „Kinder lehren Kinder“, dem der Reinerlös der Konzerte zukommen wird, treten jüdische und arabische Kinder oft erstmalig durch gemeinsame Aktivitäten in den Dialog. Weil diese Friedensbasis einen Hoffnungsschimmer im Nahostkonflikt darstellt hat Bundespräsident Johannes Rau die Schirmherrschaft für die Benefiztournee übernommen, um zu würdigen, wie Givat Haviva sich „vorbildlich für Frieden und Verständigung zwischen Juden und Arabern einsetzt“. Givat Haviva wurde für seine Verständigungsarbeit 2001 mit dem UNESCO-Friedenspreis ausgezeichnet.
Verständigung ist auch das Anliegen der Künstler, die den Reinerlös der Tournee diesem Projekt zukommen lassen werden. Das international renommierte Duo Rubin – Ithay Khen, preisgekrönter israelischer Cellist und Stipendiat des Berliner Philharmonischen Orchesters und Gabriella Gonda-Khen, die erfolgreiche ungarische Konzertpianistin – nehmen ihre unterschiedliche Herkunft zum Anlass, den Gedanken der Völkerverständigung in ihre Arbeit einfließen zu lassen und die Musik als internationales Kommunikationsinstrument zu verwenden. Für Anis Hamadeh, den in Kiel lebenden Schriftsteller und Musiker, „gibt es keinen Konflikt, den man nicht lösen kann“. Der Islamwissenschaftler hat sich nicht nur in Prosatexten mit dem Nahostkonflikt auseinandergesetzt, sondern ist durch seinen im Westjordanland geborenen Vater auch familiär mit der Region verbunden.
Um der kulturellen Vielfältigkeit der Region und der vielseitigen Friedenstätigkeit von Givat Haviva gerecht zu werden, wurde ein buntes Tourneeprogramm entworfen, das von DaimlerChrysler Services finanziell unterstützt wird. Im Programm werden selten gehörte arabische und israelische Kompositionen präsentiert. Unter anderem werden klassische Highlights von Paganini, Chopin und Piazzolla gespielt. Anis Hamadeh trägt neben eigener Prosa auch solche von jüdischen wie arabischen Schriftstellern vor. Und als visuelles Vorprogramm werden Ausschnitte aus „Mit den Augen des Anderen“ gezeigt – einem Film, der nicht die üblichen gewaltdominierten Bilder zeigt, sondern davon zeugt, wie arabische und jüdische Jugendliche Hass und Vorurteile überwinden. In einem Kurs des Kunstzenrums von Givat Haviva lernen sie gemeinsam das Fotografieren und dabei sich gegenseitig in ihren jeweiligen Lebenswelten kennen.
Das Duo Rubin hat die deutschlandweite Friedenstournee initiiert, weil „dem ständig wachsenden Verlust an Vertrauen auf beiden Seiten Positives entgegengesetzt werden muss; – auf politischer und diplomatischer Ebene wie im täglichen Leben; nicht nur im Krisengebiet, sondern überall auf der Welt: auf Straßen und Plätzen, in Schulen und Sporthallen, in Theatern und in Konzertsälen.“
Weitere Informationen: www.givat-haviva.net / Duo Rubin: Gabriella Gonda-Khen, Ithay Khen [www.duorubin.de, Link erloschen, 2023]
Givat Haviva – Educational Institution
Givat Haviva ist eines der größten, ältesten und führenden Institute, das sich in Israel für jüdisch-arabische Verständigung einsetzt, den kulturellen und religiösen Pluralismus fördert, für demokratische Werte und Frieden wirkt und die Vergangenheit des jüdischen Volkes in erzieherischer Arbeit der Jugend von heute nahe bringt.
Givat Haviva wurde im Jahre 1949 als das nationale Erziehungszentrum des Kibbuz Artzi Verbandes gegründet. Der zentrale Campus von Givat Haviva umfasst 15 ha und liegt in der Scharon-Ebene, ziemlich genau in der Mitte zwischen Haifa und Tel Aviv.
Heute bietet Givat Haviva einer vielfältigen Bevölkerung formelle und nicht formelle Erziehungsprogramme an. Givat Haviva gewann unter anderen die Anerkennung von Akademikern, Lehrer, Pädagogen und Sozialarbeitern auf Grund der erzieherischen Arbeit die hier geleistet wird. Im Besonderen wird Givat Haviva für den Einsatz der Mitarbeiter und deren Verpflichtung Wissen und kulturellen Pluralismus zu vermitteln, geachtet. Zehntausende Menschen nehmen jährlich an den verschiedenen Seminaren, Kursen und Workshops, die in Givat Haviva abgehalten werden, teil. Manche kommen nur für einen Tag, andere bleiben ein volles, intensives Studienjahr.
Die Themen, auf die sich das Institut spezialisiert, reichen von jüdisch-arabischer Koexistenz bis zur Geschichte des Nahen Ostens, die Wurzeln des Zionismus, arabische Sprache und Kultur, die Geschichte des Holocausts und des jüdischen Widerstandes bis zur Geschichte der Kibbuz- und Arbeiterbewegung in Israel. Die im Januar 2001 eröffnete Friedensbibliothek in Givat Haviva enthält Millionen von Dokumenten und bietet über 120.000 Bände in 5 Sprachen an. Das Archiv und die Bibliothek dienen nicht nur den Studenten und Lehrern des Campus, sondern auch Forschern und Doktoranden aus der ganzen Welt.
Givat Haviva – eine Brücke zwischen zwei Völkern
Seit dem Ausbruch der zweiten Intifada im Oktober 2000 haben sich viele die Frage gestellt, wie es mit dem Friedensprozess weitergeht. Israel und Palästina stecken heute – und wohl nicht zum letzten Mal – in einer Sackgasse. Trotzdem sind sich die Friedensinstitute wie Givat Haviva einig, dass der Frieden vor allem von unten wachsen muss. Erst, wenn die Menschen in der Region sich begegnen wollen, fängt der Prozess der Verständigung und des Vertrauens zueinander langsam an. Dies erfordert eine geduldige Erziehungsarbeit, die auch im Oslo-B Abkommen vertraglich vereinbart wurde. Nur: Diese Forderungen müssen dann auch in die Praxis umgesetzt werden, wenn auf beiden Seiten geschossen wird, wenn sich das politische Klima verschlechtert, und es scheint, dass frühere Versuche der Annäherung keine Resultate eingebracht haben.
Krisenzeiten können auch Gelegenheiten für bessere und intensivere Zusammenarbeit bieten. So hat sich gerade die langjährige Zusammenarbeit mit den israelischen Palästinensern in Givat Haviva bewährt und bewiesen, dass die tägliche Friedensarbeit, die Zivilgesellschaft in Israel zu stärken und Brücken zwischen Juden und Arabern zu bauen, stärker ist als die wechselnde politische Lage. In all den 40 Jahren seit der Gründung des jüdisch-arbischen Zentrums für den Frieden in Givat Haviva hat diese Zusammenarbeit nicht einen Tag geruht und geht auch heute weiter.
Givat Haviva ist Trägerin des UNESCO Preises für Friedenserziehung 2001