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ROCK'N'ROLL
Nachricht von Ozzy Balou
Eine Rekonstruktion
von Anis Hamadeh
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Es ist eine neue Situation entstanden. Nachdem Ozzy Balou gestern darüber informiert wurde, dass Nachrichten im Netz stehen, können wir davon ausgehen, dass er von jetzt an mitliest, was übrigens zur Beruhigung der Redaktion beigetragen hat. Zurzeit treffen hier relativ viele Mails ein. Ich habe deshalb die meisten Beiträge gekürzt, auf ihre wesentliche Aussage beschränkt und in einer mir sinnvoll erscheinenden Reihenfolge zusammengesetzt.

(1) Hermann T.: In den früheren Beiträgen wurde öfter auf die Unterschiede zwischen den Linken und den Rechten eingegangen, und man sprach über das Establishment und die Krawallmacher und all diese Sachen. Auch ich war in der betreffenden Zeit oft im BLUESLAND, und ich kann mich gut erinnern. Ich denke, mit diesen Begriffen kommt man nicht sehr weit. Der Streit zwischen irgendwelchen Linken und Rechten hatte nie wirklich etwas mit Ozzy zu tun. Wie es mir heute vorkommt, hatte er eine ganz andere Frontlinie. Er stritt weder gegen die einen, noch gegen die anderen, er stritt eher gegen den Streit selbst. Und das hat damals keiner verstanden. Die haben alle gedacht, gegen wen kämpft der eigentlich? Und wenn er nicht kämpft, was soll dann der Aktionismus? Aber es waren die falschen Fragen.

(2) Marwan J.: Wenn man heute sieht, wie die Taliban militärisch angegriffen werden, merkt man doch sofort, dass es das Problem nicht löst. Und auch, dass die orientalische Anti-Amerika-Front nicht nur irrational ist. Sie haben Argumente wie das Israelproblem und die fehlenden Maßnahmen der UNO. Das war ja auch alles vorher bekannt. Und die Frage, wie es denn kommt, dass ein großer Teil der Welt die Außenpolitik der Amerikaner nicht mag. Das muss ja einen Grund haben. Ich bin Palästinenser aus Gaza und lebe seit zwölf Jahren in Deutschland. Nachdem ich hier so lange gelebt habe, verstehe ich die deutsche Gesellschaft ganz gut. Ozzy lebt sogar noch stärker mit den beiden Kulturen. Ich glaube, wenn man beide Seiten kennt, dann muss man wütend darüber werden, dass so viele unbewusste Ängste und Eitelkeiten zu so viel Blutvergießen führen.

(3) Christine B.: Ich bin erstaunt darüber, wie wichtig diese Songtexte anscheinend sind. Ich habe beide Platten der BULLETS und habe da nie so drauf geachtet. Ich finde aber auch, dass sie sich textlich gar nicht so sehr unterscheiden von anderen kreativen Bands. Also was die Botschaften angeht, meine ich. Für mich ist das Besondere, dass man die BULLETS-Platten heute noch genauso hören kann wie früher.

(4) Doris M.: Ich bin auch der Ansicht, dass es die Buddha-Geschichte war, mit der Ozzy sich letztlich selbst den Weg versperrt hat. Ich hatte jeden Sommer im BLUESLAND gekellnert. Ozzy und ich mochten uns eigentlich immer. Aber irgendwann hatte ich das Gefühl, dass er von seiner Umgebung erwartet, dass man ihm zu Füßen liegt, so wie die Mädchen aus der ersten Reihe. Er hat nie was gesagt, aber ich habe es so empfunden. Ich wusste irgendwann nicht mehr, was ich zu ihm sagen sollte. Über was ich mit ihm reden sollte. Das ging einigen so.

(5) Jens K.: Ich möchte meine Meinung über den Song EVERYBODY TO BE FREE abgeben. Darüber hat es ja damals eine ziemliche Debatte gegeben. Ich habe Ozzy und die Band über diesen Song kennen gelernt und habe ihn bestimmt 200 Mal gehört. Er hat etwas in mir ausgelöst. Schwer zu sagen, was es ist. Aber es ist immer noch mein Lieblingssong. Einige Leute fanden den Song anstößig, aber das kann ich überhaupt nicht verstehen. Wahrscheinlich wegen der Zeile „Say the word and be like me“. Aber das haben die BEATLES auf der RUBBER SOUL auch schon gesagt. Sogar wörtlich. Ich glaube, es ging gar nicht um den Text. Es ging mehr um die Atmosphäre, die davon ausging. Viele fühlten sich irgendwie angegriffen oder gestört. Das passte irgendwie nicht in die Zeit. Die Melodie schon, aber der Song nicht.

(6) Maria: Eines Tages hörte ich Ozzy im Wohnzimmer an einem neuen Song basteln. Wir waren gerade sechs Wochen zusammen. Er spielte immer nur diese drei Akkorde, C, G und D. Irgendwann sang er dazu. Dann hörte er wieder auf. Als er zu mir in mein Zimmer kam, fragte ich ihn nach dem Song. Er meinte nur, das wäre nichts, zu simpel. Ich bat ihn aber, es noch einmal für mich zu spielen, und es gefiel mir sehr gut, auch die erste Strophe, die er hatte. Da hat er den Song dann zuende geschrieben.

(7) Carl: Wir wollten EVERYBODY TO BE FREE erst schon auf der DEBUT bringen, aber wir hatten Bedenken. Der Colonel hat es dann zähneknirschend auf der zweiten Platte geduldet, aber auch ich fand die Idee nicht so besonders. Nicht wegen dem Song. überhaupt nicht, ich mochte ihn sehr. Wenn wir ihn spielten, sind wir meistens gut abgefahren. Man versinkt einfach in diesem Rhythmus. Wenn du es selbst spielst, merkst du das natürlich doppelt. Aber ich fand, es passte nicht, ihn auf eine Platte zu nehmen, die POISON heißt. Das war mir ein bisschen zu provokativ. Die Öffentlichkeit hat das vielleicht ähnlich empfunden. Michael war damals richtig sauer und Oliver wohl auch, weil Ozzy sich durchgesetzt hatte. Das war so ein Knackpunkt. Ich fand schließlich, dass es Ozzys Recht war. Ich meine, er hatte den ganzen Kram geschrieben, und er wollte den Song endlich raushaben. Es war ihm wichtig. Das ist eben Rock'n'Roll, meine Güte. Wir waren nicht in der Konsumbranche. Damit sich aber jeder selbst ein Bild von dem Song machen kann, stellt die Redaktion hier den Songtext und die Audio-Datei ins Netz. Wenn Ozzy etwas dagegen hat, was ich nicht glaube, dann nehmen wir ihn wieder raus. Wäre ja kein Problem. Es handelt sich hier übrigens nicht um die Aufnahme der BULLETS, sondern auf Marias speziellen Wunsch um Ozzys Demo-Version, die er mit dem Drumcomputer, zwei akustischen Gitarren und mehreren Stimmen aufgenommen hat. Die meisten der BULLETS waren nämlich an dem Tag nicht erreichbar, und er wollte unbedingt schon mit dem Song anfangen. Diese Version ist in Marias Privatarchiv gelandet.

EVERYBODY TO BE FREE
Words and Music by Ozzy Balou (1989)

And one of these moments I´m gonna die
And one of these moments I´m gonna cry
And one of these moments I´m gonna laugh against the wall
I heard my call

And one of these days you´re gonna listen to me, yeah
Not for myself but for the things that I see
I want everybody to be free
Everybody to be free
Praise the Lord and be
Say the word and be like me
If you can you can sing it with me
Everybody to be free
Everybody to be free

From the land of darkness
From the cave of misery
From the halls of sadness
Do you know what I mean ?

I want everybody to be free
Everybody to be free
Praise the Lord and be
Say the word and be like me
If you can you can sing it with me
Everybody to be free
Everybody to be free
Everybody to be free
Everybody to be free
Everybody to be free
Everybody to be free

EVERYBODY TO BE FREE (Audio): MP3

Redaktion in Kiel, 09.10.01

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