Zum ersten Mal in dieser Chronik musste ich zensieren. Der Beitrag des ausgesprochen zweifelhaften Herrn Conan Bukowski war durchsetzt mit Ausdrücken, die in dieser Menge und Intensität unseren Lesern nicht zuzumuten war. Ich habe ihn entschärft, aber er ist immer noch schlimm genug. Der Beitrag wurde auch nur deshalb aufgenommen, weil er trotz allem unsere Diskussion nach vorne bringt. Ich weise noch einmal darauf hin, dass die Personen in dieser Chronik jeweils nur für sich sprechen. Da in dieser Nachricht zwei lange Beiträge sind, nehme ich Ozzys Beitrag in die nächste Nachricht.
(1) Sibylle J.: Ich möchte heute auf drei Beiträge der letzten Zeit eingehen. Den Selbstversuch von Marco finde ich sehr spannend. Vielleicht werde ich es auch mal ausprobieren. Ich bin mir aber nicht sicher, ob mein Vorstellungsvermögen dazu ausreicht. Was ich Marco fragen möchte ist, ob er glaubt, dass es zwischen dem, was er sich da vorstellt und dem realen Beobachtetwerden doch noch einen Unterschied gibt (also ob er sich das mit der Kamera so gut vorstellen kann, dass es tatsächlich keinen Unterschied zu einer echten Kamera gibt). Und wie es für ihn wäre, wenn ihn keine Kamera, sondern eine Person beobachten würde. Dann wäre eine noch vorhandene Abstraktionsebene genommen. Wenn ich das weiterspinne, komme ich zu der Frage, wie es wäre, wenn wir alle Gedanken lesen könnten – unsere Gedanken und Gefühle sind ja das Intimste, was wir haben. Ob dann wohl ein Zusammenleben möglich wäre? Und wenn ja, wäre es eine gute Gesellschaft? Mit Big Brother verbindet man ja auch eher etwas Negatives. Vielleicht wären wir dann dazu verdammt, als Einsiedler zu leben, weil wir uns gegenseitig mit unseren Gedanken und Gefühlen, die wir voneinander bzw. füreinander haben, zu sehr verletzen würden? Vielleicht könnten wir dann aber auch positiver mit diesen Gefühlen umgehen, weil wir dazu gezwungen wären, uns mit Zuneigung und Ablehnung viel mehr und ganz anders auseinanderzusetzen.
Nachdem Claudia in der letzten Nachricht so sauer reagiert hat, habe ich mir ihre Beiträge noch mal durchgelesen. Sicher Claudia, du sagst in deinem ersten Beitrag, dass du den Leuten hier Glück wünschst. Davor übst du Kritik, was ja im Prinzip in Ordnung ist. Aber deine Kritik ist in keiner Weise konstruktiv. Du sagst, dass du nicht glauben kannst, dass diese Chronik etwas bringt, ohne wirklich zu sagen, warum nicht, oder was man besser machen könnte. Du sagst, du willst die Leute „nicht entmutigen, aber ...“, und dann machst du genau das. Ich würde deine Art der Kritik destruktiv nennen. Der Redakteur hat sie nörglerisch genannt. Du solltest dir mal überlegen, wem solche Art von Kritik nützt, und warum du sie geschrieben hast. Oft kritisieren wir nämlich andere Leute, damit wir uns besser fühlen und nicht, um den anderen zu helfen.
Alexandras Bericht über die Arbeitsbedingungen bei Tom Sawyer – so sie ihn denn richtig erkannt hat -, haben mich daran erinnert, dass ich auf Tom noch antworten wollte. Ja, Tom sagt selbst, dass er seine Erkenntnisse vom Geben und Nehmen für sich ausnutzt, was er o.k. findet, solange es nicht gegen den Willen der anderen geschieht. Er übersieht dabei offenbar, dass Handlungen aus Angst vor Jobverlust nicht freiwillig sind, auch wenn der Druck nicht offen zu sehen ist. Hier wären wir dann wieder beim Thema Gewalt. Überhaupt finde ich, dass Tom es sich zu leicht macht. Sicherlich ist es normal und auch gut, danach zu streben, dass es einem gut geht. Aber in einer Gesellschaft gibt es doch auch Verantwortung den anderen gegenüber, gerade wenn einem wie in Toms Fall vieles in die Wiege gelegt wurde.
Zum Herrschen und Dienen. Ich glaube, es ist normal, dass wir beides tun und auch tun wollen. Die Wörter sind sehr negativ besetzt, aber was bedeuten sie denn? Wenn man herrschen möchte, will man, dass andere Leute etwas für einen tun. Wenn man dienen will, will man selbst etwas für andere tun. Beides ist doch ganz normal, oder? Schwierig wird es, wenn die eine immer nur herrscht oder ein anderer immer nur dient. Dann gerät einiges aus dem Gleichgewicht. Die Selbstwahrnehmung zum Beispiel. Jemand, der sich immer anderen unterwirft, kann kein Selbstwertgefühl entwickeln. Jemand, der nur herrscht, wird leicht arrogant. Tom schreibt, dass er auch dient – seiner Firma. Einer Firma zu dienen und anderen Menschen zu dienen, sind aber – zumindest für mich – zwei sehr unterschiedliche Dinge. Vor allem, wenn das Dienen für die Firma nur den Zweck hat, dass es einem selbst besser geht. Man dient sich dann doch letztlich selbst. Das ist nicht das Schlechteste, aber es reicht meines Erachtens nicht.
(2) Roger B.: Die linguistischen Analysen vom Webmaster und von Zoltan haben mich zu einer kleinen Internetrecherche motiviert. Den Artikel von George Lakoff aus Berkeley über den Zweiten Golfkrieg findet man tatsächlich im Netz, aber nicht nur das: Er hat auch zum Elften September geschrieben. Die entsprechenden Texte kann man leicht rausgoogeln. Lakoff untersucht dort wieder die Sprache des Krieges und bekennt sich klar gegen den „Anti-Terror-Krieg“. Er fragt auch, wo die 40 Milliarden Dollar herkommen, die für diesen Krieg veranschlagt wurden. George Lakoff ist sehr mutig, ein toller Mann. Sein Credo, das er häufig wiederholt, ist ein Satz von Gandhi: Be the change you want. Toller Mann!
Bei der Gelegenheit habe ich auch noch mal Johan Galtung nachgegoogelt, den Soziologen. Er hat eine Homepage, die TRANSCEND heißt und Gewaltursachenforschung betreibt. Ebenfalls gegen den Krieg spricht sich der weltbekannte amerikanische Linguist und Politologe Noam Chomsky aus. Er findet deutliche Worte. Es gibt also gottseidank auch solche Stimmen von prominenten Wissenschaftlern. Wir sollten ruhig ein paar dieser Namen sammeln, um den Kriegsbefürwortern zu zeigen, dass es verdammt clevere Leute gibt, die Bushs Politik für verfehlt halten. Auch der gute Harry Belafonte gehört dazu. Die WASHINGTON POST schrieb darüber am 20.09.01. Harry ist nämlich Friedensaktivist und hat eine Menge Leute mobilisieren können. Daylight come and we wanna go home. Be the change you want!
(3) Conan Bukowski: In dieser Chronik wird über die Gewaltfage diskutiert und kein Blatt vor den Mund genommen. Es fehlen aber als Gegengewicht noch ein paar Stimmen von Leuten, die nicht gegen Gewalt sind. So wie ich. Ich bin ein Gewalttäter, weil ich sadistisch veranlagt bin. Die meisten von euch werden mich bestimmt für ein Schwein halten, aber das macht mir nichts aus, im Gegenteil, denn ich stehe dazu, wie ich bin. Immerhin kann ich vielleicht dazu beitragen, zu erklären, wie das funktioniert mit der Gewalt.
Am meisten Freude habe ich daran, Frauen Gewalt anzutun. Dafür suche ich mir Frauen aus, die das mögen. Nach meiner Erfahrung sind die meisten Frauen (und wahrscheinlich auch die meisten Männer) masochistisch veranlagt oder erzogen worden. Sie mögen es, wenn man ihnen Gewalt antut. Natürlich würden sie es nie zugeben, aber ihr Verhalten ist eindeutig. Ich möchte hier von einigen Vergewaltigungen berichten, um das deutlich zu machen.
Die erste Frau, die ich vergewaltigt habe, habe ich im BLUESLAND abgeschleppt. Die Namen ändere ich hier mal lieber und nenne sie Mystery. Zuerst haben wir getanzt, und da merkte ich schon, wie sehr sie sich nach einem Mann sehnt, der sie dominiert. Sie war so voller Hemmungen, die Kleine. Ich konnte sie dazu überreden, mit mir nach Hause zu kommen. Sie hatte mir vorher gesagt, dass sie aber nicht mit mir schlafen wollte. Ich sagte natürlich okay. Als wir dann so bei mir saßen, wurde sie irgendwann unruhig, und ich beobachtete sie. Sie trug ein rotes Kleid mit einem aufregenden Ausschnitt. Ich wartete und lächelte. Aus ihrer Unsicherheit heraus bekam sie eine Art hysterischen Lachkrampf. Es musste ihr peinlich gewesen sein, aber für mich war das ein klares Zeichen. Ich musste an eine Stelle aus dem Film LOLITA denken, als Lolita auf dem Schoß ihres Liebhabers saß und einen Comic las. Als sie dabei lachte, ging der Mann in sie hinein. So ähnlich habe ich es auch gemacht. Ich nahm sie fest in den Arm und zog ihr den Rock hoch. Sie wehrte sich, aber nicht sehr bestimmt, weil sie in dieser Verfassung war. Ich redete beruhigend auf sie ein und zog ihren Slip herunter. Als ich dann drinnen war und sie festhielt, verschwand langsam ihr Widerstand. Ich stieß kräftig zu, und ihr dämliches Kichern verwandelte sich in ein Stöhnen. Hinterher küsste ich sie zärtlich und sagte, dass es sehr schön war. Sie gehört zu der Art Frau, der es schwer fällt, einen Braten in die Röhre zu kriegen, weil sie einfach zu gehemmt war. Dabei war sie wirklich schön. Sex war wohl bei ihr erziehungsbedingt sehr tabu, und so konnte sie nur Sex haben, wenn man sie mit Gewalt nahm. Und so war es dann auch okay für sie. Sie hat mir jedenfalls keinen Ärger gemacht.
Die zweite – nennen wir sie Anke – war meine Nachbarin. Ich hatte sie schon eine Weile beobachtet, dann irgendwann sah ich sie nachts im Hausflur, wie sie ihre Tür aufschloss. Ich ging einfach mit in ihre Wohnung und kam sofort zur Sache. Zuerst wollte sie nicht, aber sie wehrte sich nicht vehement genug. Ich war stärker und nahm sie im Stehen, bis ihr Widerstand gebrochen war. Irgendwann gefiel es ihr dann. Auch bei ihr hatte ich das Gefühl, dass sie ihre Neigungen nicht ohne Zwang von Außen ausleben konnte. Sie fühlte sich durch mich irgendwie befreit. Kurz bevor ich kam, schleuderte ich sie zu Boden und spritzte sie an. Das hat ihr so gut gefallen, dass sie mir eine Stunde später noch einen geblasen hat. Ich sagte ihr einfach, dass ich sie so scharf fand, dass ich mich nicht beherrschen konnte. Das hat ihr geschmeichelt und imponiert. Frauen mögen es, wenn Männer auch mal die Kontrolle verlieren, das finden sie sehr männlich. Es ist den Frauen auch meist zu peinlich, sich zu beschweren. Dann tun sie lieber so, als hätten sie es sowieso gewollt.
Dann war da noch eine – nennen wir sie L. -, die damit kokettiert hat, dass sie schon einmal vergewaltigt worden war. Als sie mit mir darüber sprach, war mir schon alles klar. Ich tat es. Sie wollte es ja. Und so gab es dann auch keinen Ärger hinterher. Am meisten Spaß hat es aber mit Melanie gemacht. Melanie war richtig masochistisch drauf. Ach, diese süße kleine Melanie! Ich merkte es daran, dass sie mich immer dann angegrinst hat, wenn ich so getan habe, als würde ich sie schlagen. Es war nur ein Spiel. Zuhause aber habe ich sie richtig durchgenommen und dabei heftig geschlagen. Sie gehört zu den Frauen, die während und nach dem Akt nörgeln, aber das gehörte zum Spiel. Man muss das nur wissen. Ich schlug sie mit meinem Gürtel und missbrauchte sie die ganze Nacht. Sie liebte das. Ich will gar nicht erzählen, was ich noch alles mit ihr gemacht habe. Sie war so dankbar, dass sie mir zum Schluss die Füße abgeleckt hat. Sie kommt noch heute ab und zu vorbei, um sich von mir misshandeln zu lassen.
Man muss bei diesen Dingen bedenken, wie groß die Diskrepanz ist zwischen dem, was manche Frauen sagen, und dem, was sie mögen und möchten. Die meisten dieser Frauen gestehen sich ja nicht einmal selbst ein, dass sie solche Sachen mitmachen wollen. Mit ihren Freundinnen reden sie über Emanzipation und so weiter, aber in Wirklichkeit sind es kleine Mädchen, die hart gefickt werden wollen. In der Vergewaltigung haben sie die Möglichkeit, aus ihrem Käfig zu kommen. Sie vergessen sich und gehen ganz auf darin, Objekt zu sein. So überwinden sie ihr Ego und machen spirituelle Erfahrungen. Das Wichtigste ist, dass man als Mann immer die Situation kontrolliert und sich nicht verunsichern lässt. Das ist männlich. Sobald man zweifelt oder Skrupel zeigt, verliert man die Dominanz, und das macht sie wütend. In diesem Falle können sie sich fürchterlich rächen und den Spieß umdrehen. Erst dann wird die Sache für den Mann gefährlich. Ich habe mir aber immer nur solche Frauen ausgesucht, die es auch wirklich wollten. Das merkt man ja dann auch.
Fast alle Leute wollen kontrolliert werden. Wenn man das souverän kann, dann danken sie es einem. Sie können dann ihre geheimen Gelüste des Dienens ausleben, ohne die Verantwortung dafür zu übernehmen. Sie haben es ja nicht gemacht, sondern ich. Höhere Gewalt. Viele Frauen bewundern mich, weil ich meine Ziele durchsetze, und sie lieben es, mich zu befriedigen. Ich bin es wert. Auch wenn sie wissen, dass ich ein Schwein bin, ja, gerade deshalb. Ich bin eben nicht so ein Durchschnittstyp, sondern ich traue mich auch, etwas Verbotenes zu tun. Das halten sie für mutig. Und das Gegenteil von spießig. Wer will schon Helden? Brave Männer sind doch so langweilig. Prüft das doch bei euch selbst: Ihr werdet mich ein Schwein nennen, klar, aber interessant findet ihr mich doch. Ich glaube nicht, dass jemand wie Ozzy auch nur ein Zehntel der Frauen auf die Matte kriegt, die ich auf die Matte kriege. Das sind nun mal Fakten. Und obwohl ihr mich beschimpfen werdet, werden sich ohne Zweifel einige Frauen wünschen, mich kennen zu lernen. Auch im Beruf bin ich übrigens sehr erfolgreich.
Redaktion in Kiel, 09.01.02
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