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SABINES ROOM



www.sabine-yacoub.de

Sabine ist an vielen Sachen beteiligt, die ich tue. Wie wir mit Erstaunen herausgefunden haben, stammte ihr Vater aus Anabta in der Westbank und meiner aus Burqin, das ist 33 Kilometer entfernt. Bis 2000 war sie meine Arabisch-Studentin an der Uni; seitdem hat sie so gut wie jeden Song, jeden Text und jedes Bild von mir im Entstehen bzw. kurz danach miterlebt. Umgekehrt auch, denn sie ist eine vielseitige Künstlerin, wie man auf dieser Seite und auf ihrer Website sieht. Ich bin immer wieder erstaunt über die Vielfalt ihrer Ideen und Werkstoffe. Stichwörter: Blaudruck, Land Art, Fotografie, Collage, Drucke, Buttons, Speckstein, Bodypainting, Skulpturen aus Holz und Gips, Zeichnungen. Sie singt ist auch sehr musikalisch und hat z.B. auf dem Soldier Song mitgesungen. Fast für jedes CD- und Buchcover hat sie die Grafiken gemacht und sogar das gesamte Islam-Verstehen-Buch gelayoutet. Jede Menge Fotos auf dieser Website sind ebenfalls von ihr. Man begegnet ihr Schritt und Tritt auf Anis Online, ob im Fastentagebuch, im Liverpool-Blog, auf der FLOOD-Seite oder der Einrich-Fotoseite. Außerdem schätze ich ihre analytischen Fähigkeiten und ihre Kritik. Sie kann ziemlich gut schreiben, tut das aber selten. Diesen Room hier gibt es schon lange und es wurde Zeit, ihn zu überarbeiten, denn es ist viel geschehen. Ich liebe Sabine. Seit 2005 wohnen wir zusammen in Mainz, inzwischen schon in der dritten Wohnung.

Sabine is involved in many of the things I do. As we found out with amazement, her father is from Anabta in the West Bank and mine from Burqin, which is 33 kilometers away. Until 2000, she was my Arabic student at university; since then, she has witnessed just about every song, every lyric and every drawing I made, eihter in the making or shortly after. Vice versa, too, because she is a versatile artist, as you can see on this page and on her website. I am always amazed at the variety of her ideas and materials. Keywords: blueprint, land art, photography, collage, prints, buttons, soapstone, body painting, sculptures in wood and plaster, drawings. She is also very musical and has sung on the Soldier Song, for example. She has done the graphics for almost every CD and book cover, and even did the layout for the entire Understanding Islam book. A lot of photos on this website are also by her. You encounter her every step of the way on Anis Online, whether it's in the fasting diary, the Liverpool blog, the FLOOD page, or the Einrich photo page. I also appreciate her analytical skills and critique. She can write pretty well, but rarely does. This Room here has been around for a long time and it was time to revise it, because a lot has happened. I love Sabine. We have been living together in Mainz since 2005, now in our third apartment.

  Auf dieser Seite:

Sabine's World
Meisterin der Buttons (2011)
Bodypainting (2006)
Frühe Zeichnungen und Skulturen (2001/2002)
Interview von 2003
Sabine im Buch „Rock'n'Roll. Nachricht von Ozzy Balou“
Kommentar in einem Forum (2002)
Sabines Kommentar zu „The Tale of Two States“
On this Page:

Sabine's World
Queen of the Buttons (2011)
Body Painting (2006)
Early Drawings and Sculptures (2001/2002)
Interview from 2003
Sabine in the book „Rock'n'Roll. Nachricht von Ozzy Balou“
Comment in a forum (2002)
Sabine's Comment on "The Tale of Two States"
SABINE'S WORLD

Heute leben sieben Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Ich bin einer davon. Du bist einer davon. Was wirst du tun?

Aujourd'hui, sept milliard hommes vivent sur cette planete. Moi, je suis une d'eux. Toi, tu es un d'eux. Qu'est-ce que tu vas faire ?

سبعة مليارات بني آدم يعيشون على هذا الكوكب اليوم. أنا واحدة منهم. أنت واحد منهم. ماذا سوف تفعل؟

„Brüll, mehr hast du nicht zu sagen? Ist dir nicht klar, dass du auch zu den 99% gehörst? Wir sind auf derselben Seite, Kumpel.
Außerdem bin ich beim Bund für Umwelt und Naturschutz. Also reg dich ab.“


(1) „Ich mache gerne Fotos von Mutter Natur. Aber heute möchte ich herausfinden, ob ich eine Baum-Umarmerin bin.“
(2) „Oh, was haben wir denn da. Was für ein wunderbares Exemplar!“
(3) „Japp, Baum-Umarmerin.“



(1) „An manchen Morgenden widerspricht einem sogar das Gesicht im Spiegel.“
(2) „Kann nicht sein. Unmöglich.“
(3) „Hm, jetzt weiß ich, was du meinst. Sorry!“



(1) „Manchmal fühle ich mich wie eine Marionette.“
(2) „Glück gehabt: Ich glaube, es war nur eine Metapher.“



(1) „Ich kaufe eigentlich nur bio.“
(2) „Fair gehandelt bio! Nicht einfach nur bio.“
(3) „Der Kaffe ist auch bio.“



(1) „Ihr hört Ausschnitte aus THE FLOOD ...“
(2) „Jedenfalls, wenn ich diesen Akkord hinkriege.“
(3) „Das hat Spaß gemacht, danke. Und ich bin nur die Promoterin. Ihr solltet die Band hören!“



(1) „In Texas wurde eine Moschee abgebrannt. Ich sehe keinen Aufschrei ...“
(2) „Und in North Carolina sind drei junge Muslime exekutiert worden, nur weil sie Muslime waren.“
(3) „Wo sind all die Charlies geblieben?“


SABINE'S WORLD (1-8) © Anis 2011-2015




Sabine 2001

BUTTONS

Queen of the Button:
Sabine Yacoub's New Collection

Anis Hamadeh, Jan 9, 2011

Sabine Yacoub, born in 1974, lives in Mainz/Germany and is a nature protection consultant and an artist. Those two fields can productively interact, as one can see in the many works where she picks out nature as a central theme or where she takes nature as a starting-point, for example by reproducing and augmenting leaf and wood structures.

For ten years now Sabine Yacoub has been painting and opening up new forms of expression, like acrylic painting, felt pen drawing, photography, collage, wood sculpturing, linocut, plaster masks, wood print, and soap stone works. There is a lot of creative substance and power on a permanent quest for new ways of expression without getting exhausted, at all.

Until today, Sabine Yacoub has had two smaller exhibitions and she is not especially ambitious when it gets to the business and PR side of her art. In our little artists' apartment there is always something cooking, though. For five years now we have been inspiring each other on this undisturbed island.

With her new collection of buttons (stickers, badges), Sabine Yacoub has lifted her art on a transparent level. Each of the circa one hundred miniatures has a diameter of 3.7 cm and is hand painted and individual, showing a profile of the artist's world in an exquisite way. The motifs and techniques from her pictures and drawings can be rediscovered here.

The challenge of the miniature forces the artist to express her ideas in a very small space. This makes the essence of those ideas emerge much clearer than ever before and she succeeds in summarizing the typical elements of her art. This sounds like Japanese philosophy, and indeed, our artists' apartment at the moment also is in an origami phase, which goes with a certain Japan fever – at least in my case.

Each of the stickers is drawn with Copic felt pens and easily identified as an "SY", although one cannot talk of a homogeneous style. It is not about variations of a theme or a technique. No, it is a world, seen and created by a developing individual. As I am present during this process I can see the relevance of this new collection.

Since December 2010 we have a button machine at home which I also use for my art. Sabine's buttons can be purchased at here on her website.






Meisterin der Buttons:
Sabine Yacoubs neue Kollektion

Anis Hamadeh, 09.01.2011

Sabine Yacoub, Jahrgang 1974, lebt in Mainz und ist Naturschutzreferentin und Künstlerin. Dass diese beiden Felder ineinander übergehen können, sieht man in den vielen Werken, in denen sie Natur thematisiert oder als Ausgangspunkt nimmt, etwa beim Nachzeichnen und Erweitern von Blatt- und Holzstrukturen.

Seit zehn Jahren malt Sabine Yacoub und erschließt sich neue Ausdrucksformen wie Acryl-Malerei, Filzstift-Zeichnung, Fotografie, Collage, Holzskulptur, Linolschnitt, Gipsmasken, Holzdruck oder Speckstein-Bearbeitung. Da ist viel kreative Substanz und Kraft, die sich Wege des Ausdrucks sucht und sich nie zu erschöpfen scheint.

Sabine Yacoub hat bislang zwei kleinere Ausstellungen gehabt und ist nicht übermäßig ehrgeizig, was die geschäftliche und die PR-Seite der Kunst angeht. In unserer kleinen Künstler-WG allerdings ist immer etwas los. Wir inspirieren uns seit fünf Jahren gegenseitig auf dieser ungestörten Insel.

Mit ihrer neuen Button-Kollektion hat Sabine Yacoub ihre Kunst auf eine transparentere Ebene gebracht. Die etwa hundert 3,7-cm-Durchmesser-Miniaturen sind alle handgemalt und individuell und zeigen auf exquisite Art einen Querschnitt durch die Welt der Künstlerin. Die Motive und Techniken aus ihren Bildern und Zeichnungen trifft man hier wieder.

Die Herausforderung der Miniatur zwingt die Künstlerin dazu, ihre Ideen auf kleinstem Raum auszudrücken. Dabei tritt die Essenz dieser Ideen klarer hervor als je zuvor und es gelingt ihr, das Typische ihrer Kunst zusammenzufassen. Das klingt wie japanische Philosophie und tatsächlich hat auch eine Origami-Phase unsere Künstler-WG erfasst, was – zumindest in mir – ein gewisses Japan-Fieber entfacht hat.

Jeder einzelne mit Copic Filzstiften gemalte Ansteck-Button ist schnell als echter „SY“ zu identifizieren, obwohl es sich nicht um einen einheitlichen Stil handelt. Es sind keine Variationen eines Themas oder einer Technik. Vielmehr ist es eine Welt, gesehen und erschaffen von einem sich entwickelnden Individuum. Als jemand, der während dieses Prozesses anwesend ist, erkenne ich die Relevanz der neuen Kollektion.

Seit Dezember 2010 haben wir eine Button-Maschine im Haus, die auch ich für meine Kunst verwende. Sabines Buttons kann man hier auf ihrer Website erwerben.



BODYPAINTING

Als Michaela gehört hat, dass Sabine malt, hatte sie eine Idee: Bodypainting. Für Sabine die richtige Herausforderung, hat sie doch schon Autotüren und Bäume bemalt. Unten stehen einige Fotos von der Session in Wiesbaden am 30.04.2006. Dieses Treffen war als Vorbereitung gedacht, denn Michaela wollte letztlich ein Bodypainting am ganzen Körper ...

When Michaela heard that Sabine is a painter she had an idea: bodypainting. The proper challenge for Sabine, as she had already painted on car doors and on trees. Below there are some photos from the session in Wiesbaden on April 30, 2006. This meeting was meant as a preparation, as Michaela wanted an allround body painting ...

Texte & Fotos: Anis


Michaela

Hier sieht man Sabine und Michaela bei der Arbeit. Seit Kurzem ist Sabine meine Mitbewohnerin und Michaela meine Arbeitskollegin. Bis zu diesem Tag kannten sich die beiden nicht, sie haben sich aber gleich gut verstanden. Interessiert und neugierig schaut Michaela der Künstlerin zu, ohne ihr Vorgaben zu machen. Geduld ist gefragt, denn es handelt sich nicht um ein Abziehbild.

Here you can see Sabine and Michaela at work. Since recently, Sabine and I share an apartment and Michaela is my colleague at work. Until that day the two women did not know each other, but they quickly got on friendly terms. Michaela watches the artist with interest and curiosity without telling her what to do. Patience is required, because this is not a decal.


Sabines Muster sind erdig und naturverbunden. Sie ist selbst ein Stück Natur und was sie bemalt, verwandelt sich in einen Baum, ein Blatt, eine Blume oder eine bunte äderige Landschaft.

Sabine's patterns are earthy and close to nature. She is a piece of nature herself and what she paints turns into a tree, a leaf, a flower or a colorful vein-like landscape.

Zu Gast war auch Nadine und sie hat den anderen Arm bemalt. Hier ist ein Bild dazu.

Nadine was there as a guest, too, and she painted on the other arm. Here you can see a picture.

Auf dem Tisch stehen die Farben. Sabine hat sich für professionelle wasserlösliche Schminkfarbe entschieden. Airbrush mag sie nicht so. Sie hat acht Farben, die sie mischt.

The colors are on the table. Sabine decided for professional water-soluble make-up colors. She does not like airbrush too much. She uses eight colors that she mixes.

Es erinnert mehr an Indianer als an Afrikaner, finde ich. Kriegsbemalung vielleicht, aber ohne Krieg. Friedensbemalung!

One is reminded of American Indians more than of Africans, I would say. Maybe war paint, but without the war. Peace paint!



Auch im Alltag ist Bodypainting tragbar. Telefonieren und die tägliche Hausarbeit gehen leicht von der Hand ...

Body painting is well portable in everyday life. Making phone calls and daily housework is easily done ...

EINIGE FRÜHE BILDER UND SKULPTUREN

1000 STEINE © SABINE YACOUB 2001

AMULETT © SABINE YACOUB 2001

GEBET (3) © SABINE YACOUB 2001

KELCH (Plastik) © SABINE YACOUB

ICH DIENE EINEM KIND © SABINE YACOUB 2001

KRIEGERIN © SABINE YACOUB 2001

MENSCHENOPFER © SABINE YACOUB 2001

SEELE © SABINE YACOUB 2001
Sabine Yacoub Interview, Sep. 2003

Frage: Wie schätzt Du die Situation in Palästina und Israel derzeit ein?
Sabine Yacoub: Bei der Lösung des Nah-Ost-Konflikts spielt die Weltgemeinschaft eine wichtige Rolle. Es ist ein offener internationaler Diskurs notwendig, in dem das Verhalten beider Seiten kritisch begleitet wird. Hierbei muss als Maßstab die Beachtung der Menschenrechte dienen. Die beiden Parteien dürfen nicht mehr, wie das jetzt oft der Fall ist, mit zweierlei Maß beurteilt werden. Israel hat einen Sonderstatus der auf der Ermordung der Juden in Nazideutschland basiert. Dieser Sonderstatus führt dazu, dass Israel Menschenrechtsverletzungen begehen kann, für die andere Staaten sanktioniert oder zumindest wesentlich deutlicher kritisiert würden.
Einer der wichtigsten Aspekte bei Friedensbemühungen scheint mir die Behandlung von Gruppen wie der Hamas zu sein. Es bringt nichts, die Hamas Terroristen zu nennen und nicht mit ihnen zu reden. Diese Gruppen müssen in den Prozess mit einbezogen werden. Dazu sind sie, wie der von ihnen einseitig verkündete Waffenstillstand gezeigt hatte, offenbar auch bereit. Natürlich funktioniert so ein Waffenstillstand nur, wenn Israel (und die Welt) darauf eingehen. Ich sehe das so, dass zwischen Israel und Palästina Krieg ist und die Hamas etc. ist eine Kriegspartei, wie es auch die israelische Armee ist. Wenn das akzeptiert wird, können Friedensverhandlungen sinnvoll stattfinden.
Israels Sonderstatus zeigt, dass eine (neue) Auseinandersetzung mit der Nazi-Zeit vonnöten ist. Denn meines Erachtens führt die Vorstellung, dass die Nazidiktatur mit nichts vergleichbar ist, auch dazu, dass heutiges Unrecht relativiert wird, und außerdem dazu, dass eine Gruppe von Menschen (die Juden) aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit einen höheren Wert zugesprochen bekommt und Israel als Staat dieser Gruppe den genannten Sonderstatus erhält. Und das ist Rassismus.

Frage: Dein Vater stammt aus Anabta in der Westbank, Deine Mutter ist Deutsche. Inwieweit siehst Du Dich als Palästinenserin? Wo stehst Du auf der Skala von Repräsentantin bis Sympathisantin?
Sabine Yacoub: Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen. In Palästina war ich bisher ein mal im Jahr 2000 für etwa fünf Wochen. Mein Vater hat mir nie viel über sein Herkunftsland und die Kultur, in der er aufgewachsen ist, erzählt. Aus diesen Gründen sehe ich mich als Deutsche.
Mein erstes geschichtlich-politisches Interesse galt der NS-Zeit und dem Holocaust. Mit etwa 12, 13 Jahren habe ich eine Menge Jugendbücher zu diesem Thema gelesen. Als Jugendliche habe ich mich dann mit Antirassismus, Südamerika, fair gehandeltem Kaffe etc. beschäftigt. Seit wann ich mich mit Palästina auseinandersetze, weiß ich nicht mehr. Aber es hatte natürlich damit zu tun, dass ich etwas über die Herkunft meines Vaters wissen wollte.
Mein Besuch in Palästina war sehr spannend. Ich war mit einer guten Freundin unterwegs. Wir haben Cousins und Cousinen von mir besucht und an einem Workcamp der Birzeit-Uni teilgenommen. Ich habe in Palästina noch mal gemerkt, dass ich vielleicht eine etwas engere Bindung zu dem Land empfinde als manch andere, dass ich mich aber nicht als Palästinenserin fühle. Besonders deutlich ist mir das auch beim Kontakt mit meinen Verwandten geworden und z. B. bei ihrer Einstellung zur Familie. Da ich die Cousine war, hätten meine Cousins alles für mich getan, obwohl sie mich gar nicht kannten, die Familie geht ihnen über alles. Diese Art von Familien-Gefühl ist mir doch fremd.
Zusammenfassend kann ich also sagen, dass ich mich als Deutsche sehe, die sich mit den PalästinenserInnen solidarisiert (wie im Prinzip auch mit anderen benachteiligten/unterdrückten Gruppen).

Frage: Von einigen Seiten hört man in letzter Zeit wieder mehr von der Einstaat-Lösung, dem binationalen Staat Palästina/Israel anstatt zweier getrennter Staaten. Wie stehst Du dazu?
Sabine Yacoub: Ich denke, auf längere Sicht gesehen wird es irgendwann einen gemeinsamen Staat oder doch eine enge Kooperation geben. Das Land, um das im Nah-Ost-Konflikt gestritten wird ist ja sehr klein. Die beiden Staaten Israel und Palästina wären ohne eine Kooperation auf Dauer nicht lebensfähig. Außerdem leben schon jetzt in Israel Palästinenser als israelische Staatsbürger. Man sieht, dass die Definition eines jüdischen Staates nicht richtig funktioniert. Ich vermute jedoch, dass es zunächst die Gründung eines Staates Palästina geben wird. Und ich denke, dass diese Trennung der beiden Gruppen auch erst mal sinnvoll ist. Wenn es zwischen den Staaten Israel und Palästina dann zumindest einen Waffenstillstand gibt, ist beiden der äußere Feind genommen und sie können und müssen sich mit ihrer eigenen Gesellschaft auseinandersetzen. Das wird für beide Gruppen nicht einfach.
Fällt für Israel die konkrete äußere Bedrohung weg, fehlt auch eine wichtige Komponente der israelischen Identität, die Betonung der Wehrhaftigkeit und Verteidigung. Konflikte innerhalb der israelischen Gesellschaft zwischen den verschiedenen Gruppen (Einwanderern aus Osteuropa, aus Äthiopien, orientalischen Juden, palästinensischen Israelis u. a.) werden nicht mehr vom Konflikt nach außen überlagert. Die PalästinenserInnen müssen sich z. B. mit der in vielem autoritären Struktur ihrer Gesellschaft, mit dem Verhältnis zwischen den Geschlechtern und der Demokratie auseinander setzten. Beide Gesellschaften werden mit der innergesellschaftlichen Gewalt konfrontiert, die durch die vielen Jahre der Besatzung jeweils entstanden ist.
Diese und andere Konflikte werden für beide Seiten schmerzhaft sein. Die eigene bisher auf den Kampf ausgerichtete Identität wird in Frage gestellt werden und es werden Konflikte entstehen, wo bisher scheinbar Einigkeit herrscht. Die Angst vor diesen Prozessen ist meines Erachtens auch eine Ursache dafür, dass es nicht zum Frieden kommt. Ich kann mir vorstellen, dass nach einer Phase der inneren Auseinandersetzungen sowohl die Israelis wie auch die PalästinenserInnen mit der Zeit merken, dass sie aufeinander angewiesen sind und sich so langsam eine Annäherung vollzieht, die in einer Staatenkooperation oder einem gemeinsamen Staat enden kann.

Frage: Du hast soeben Dein Diplom im Fach Biologie gemacht und bist außerdem Malerin und Gestalterin. Du hast mehrere Homepages erstellt, darunter Deine eigene, www.sabine-yacoub.de. Dazu kommen Deine analytischen und ausgleichenden Fähigkeiten, für die Deine Freunde Dich schätzen. Welche Arbeit hast Du allgemein am Liebsten und welche magst Du nicht so gern?
Sabine Yacoub: Am liebsten male ich wohl. Das Malen gibt mir die Möglichkeit, mir selbst näher zu kommen. Homepages-Erstellen macht mir auch Spaß, vor allem wenn ich einen Bezug zum Inhalt habe. Wenn ich in Gruppen oder bei Diskussionen ausgleichend wirken kann, dann freut mich das und es ist auch etwas, was ich gerne mache. Analytisch bin ich wohl am besten in Geprächen oder im schriftlichen Austausch mit anderen. Meinem Studienfach Biologie stehe ich etwas zwiespältig gegenüber. Ich hatte eine Phase in der ich mein Studium fast abgebrochen hätte. Da ich aber fast fertig war und auch keinen anderen konkreten Berufswunsch vor Augen hatte, habe ich das Studium beendet. Die Natur fasziniert mich aber nach wie vor. Ich glaube, ich bin auf der Suche nach einer Verbindung zwischen meinen kreativen, künstlerischen Neigungen und meinen biologischen und naturwissenschaftlichen Interessen.
Was mir eigentlich auch Spaß macht, was ich aber schon sehr lange nicht mehr gemacht habe, ist anderen Leuten etwas beizubringen.

Frage: Du bist auch aktiv in der neuen Initiative Kulturattac. Was interessiert Dich an diesem Forum?
Sabine Yacoub: Attac selbst finde ich spannend, weil es eine neue und vielfältige Bewegung für eine andere (bessere) Gesellschaft ist. An Kulturattac bin ich geraten, weil es mit Attac zu tun hat und mit Kultur, also auch mit Kunst. Ich finde es spannend andere kulturinteressierte und kritische Menschen kennen zu lernen und nach möglichen gemeinsamen Arbeitsfeldern zu suchen. Außerdem ist die Betonung der Kultur innerhalb einer politischen Bewegung sehr wichtig. Die politischen Auseinandersetzungen sind sehr verkopft. Und es wird oft übersehen, dass eine andere Gesellschaftsstruktur im wesentlichen eine andere Kultur (im weiteren Sinne) bedeutet; z. B. eine neue Streitkultur, neue Verhaltensmuster gegenüber Andersdenkenden und neue Muster, um Entscheidungen zu treffen. Kulturattac bietet den Raum solche Muster zu entwickeln und auszuprobieren.

Frage: Bist Du Pazifistin und was bedeutet der Begriff für Dich?
Sabine Yacoub: Ja. – Pazifismus bedeutet für mich, Gewalt als Instrument zur Konfliktlösung zu vermeiden. Pazifismus bedeutet nicht: Wir halten alle Händchen, zünden Kerzen an, singen Friedenslieder und das Paradies kommt über uns. Das ist ja das Bild, dass Pazifismusgegner gerne von Pazifisten zeichnen. Pazifismus und Frieden ist auch nicht passiv und bedeutet nicht Konfliktfreiheit. Konflikte zwischen Personen und Gruppen wird es immer geben. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen. Und hier sucht und bietet der Pazifismus Wege des gewaltlosen Konfliktmanagements. Zu beachten ist hierbei, dass es nicht nur körperliche Gewalt gibt, sondern dass auch Ausgrenzung und Nichtbeachten etc. Formen von Gewalt sind. Pazifismus bedeutet aber nicht, dass es so etwas wie Strafe nicht gibt. Wenn jemand gegen wichtige Regeln verstößt ist es notwendig, dass die Gesellschat ihm/ihr zeigt, dass dieses Verhalten nicht richtig war. Hierfür müssen die Regeln klar und einsichtig sein und die Konsequenzen bekannt und angemessen sein und die Integration des/der StraftäterIn zum Ziel haben.
Eine wichtige Frage für jeden Pazifisten/ jede Pazifistin scheint mir die Frage nach Hitler zu sein. War Hitler nur durch den Krieg zu stoppen? Wenn ja, wann trifft das auch in anderen Situationen zu? Bei diesen Fragen bin ich mir noch nicht sicher. Deshalb kann ich auch nicht sagen, dass ich Gewalt/Krieg in jedem Falle ablehne.

Frage: Hier in Deutschland ist die Palästina-Arbeit derzeit etwas unkoordiniert und auch frustriert. Es gibt auch nur wenige prominente Fürsprecher der Palästinenser im kollektiven Bewusstsein. Könntest Du Dir vorstellen, Deine Fähigkeiten z.B. für die Medien zur Verfügung zu stellen?
Sabine Yacoub: Wo ich helfen kann, will ich das gerne tun. Ende September und Anfang Oktober finden in Dortmund und Berlin zwei Konferenzen statt, bei denen Palästina eine wichtige Rolle spielt. Zur Palästina-Konferenz in Berlin werde ich fahren. Ich kenne bisher noch nicht viele Palästina-Sympatisantinnen und bin gespannt. Zurzeit sammle ich Links zu Palästina-Gruppen und -AktivistInnen im Internet. Und ich habe den Eindruck, dass da einiges läuft. Außerdem denke ich, dass es in Deutschland ein großes Potential für die Unterstützung Palästinas gibt. Sicherlich auch viel Gegenwind, die vermeintlichen Anti-Antisemiten sind laut und werden in der Presse oft gepusht. Aber aus meinem privaten Umfeld habe ich den Eindruck, dass sehr vielen Leuten klar ist, dass Israel so nicht weiter machen kann. Andererseits ist Palästina weit weg und abstrakt. Die Verbindung zur Weltpolitik und speziell zu Deutschland muss klarer aufgezeigt werden. Und es muss deutlich gemacht werden, dass die Lehre aus der Nazizeit nicht sein kann: Sei nie gegen Juden, sondern sein muss: Sei gegen Menschenrechtsverletzungen, egal von wem und an welchem Ort.

Vielen Dank für das Interview.
(Fragen von Anis, 16.09.2003)

Question: How do you assess the current situation in Palestine and Israel?
Sabine Yacoub: For the solution of the Missle East conflict the world community plays an important role. Apparently, an open international discourse is necessary in which the behavior of both sides is critically accompanied. The accordance with the human rights has to serve as a measure here. The two parties must not be measured with two standards anymore, as it is often the case now. Israel has a special position which bases on the murder of the Jews in Nazi Germany. This special position has the effect that Israel can commit human rights violations for which other states would be sanctioned, or at least they would be criticized much more clearly.
To me, one of the most important aspects in peace efforts seems to be the treatment of groups like Hamas. There is no point to calling Hamas terrorists and not to talk with them. These groups have to be integrated into the process. And this is what they apparently are ready to, as the cease-fire has shown which they had announced unilaterally. Of course, such a cease-fire does only work if Israel (and the world) respond to it. I view the situation in the way that there is war between Israel and Palestine, and Hamas etc. is a participant in that war, as is the Israeli army. When this is accepted meaningful peace negotiations can take place.
Israels special position shows that a (new way of) confrontation with the Nazi time is necessary. For in my opinion the notion that the Nazi dictatorship is uncomparable to anything else also leads to a relativity of current injustice and it grants a group of people (the Jews) a higher value because of their membership in this group so that Israel as the state of this group receives the mentioned special position. And this is racism.


Question: Your father originally is from Anabta in the Westbank, your mother is German. Inhowfar do you see yourself as a Palestinian? Where would you position yourself in the range between a representative and a sympathizer?
Sabine Yacoub: I was born and raised in Germany. Until now, I have only been to Palestine once, in the year 2000, for five weeks. My father has never told me much about his original country and culture. For this reason I regard myself to be a German.
My first historical political interest concerned the NS period and the holocaust. At about 12 or 13 I read many books for young people about this matter. As a youngster I turned to the subjects anti-racism, South America, fair-traded cofee etc. I don't remember when it was that I started to confront myself with Palestine. But of course it had to do with me wanting to learn about the origin of my father.
My trip to Palestine was very exciting. I was there with a good friend and we visited cousins of mine and participated in a working camp from Birzeit University. In Palestine I realized again that I may feel a closer tie to the country than others, but that I do not feel Palestinian. This became especially clear to me when contacting my relatives and e.g. their attitude toward family. As I am their cousin, my cousins would have done everything for me, although they did not know me at all, family means more to them than anything else. This kind of family spirit is somewhat alien to me.
In summary I can say that I regard myself as a German who is in solidarity with the Palestinians (as principally also with all other disadvantaged/oppressed groups).




Question: Recently there have been voices raised again in favor of the one-state-solution, the binational state Palestine/Israel instead of two separate states. What do you say to this?
Sabine Yacoub: I think that in the long run there will be a shared state sometime, or at least a tight cooperation. Keep in mind that the land which is concerned in the struggle is very small. Both states Israel and Palestine will not be able to live in the long run without a cooperation. Moreover, even today Palestinians are living in Israel as Israeli citizens. One can see that the definition of a Jewish state does not really work. Yet I assume that first there a state Palestine will be founded. And I think that the separation of the two groups makes sense for the time being. When at least a cease-fire between the states of Israel and Palestine will be established, both will lack the outside enemy and they csn – and must – confront themselves with their respective own societies. This will not be easy for either side.
When the immediate threat is no longer there for Israel, this will also mean that an important component of the Israeli identity will be away, i.e. the emphasize of the valiant military bearing and defense. Conflicts within the Israeli society between the different groups (immigrants from Eastern Europe, from Ethiopia, Oriental Jews, Palestinian Israelis a.o.) will not be overlapped and confused by the outside conflict anymore. The Palestinians, for example, will have to face the structure of its society which in many aspects is authoritarian, they will have to deal with the relationship between the genders, and with democracy. Both societies will be confronted with their respective inner social violence which has been generated in the many yars of the occupation.
These and other conflicts will be painful for both sides. The own identity, which had been centered around the struggle, will be in question and there will be conflicts where until now there had prevailed a deceptive unity. To my opinion, the fear of these processes is one of the reasons why peace has not arrived yet. I can imagine that after a phase of inner struggles both the Israelis and the Palestinians will realize with time that they depend on each other and that in such a way a slow approximation will take place which can end into a cooperation of states or a common state.




Question: You have just finished your diploma in the subject biology and you are also a painter and a designer. You have created several homepages, among them your own one, www.sabine-yacoub.de. Then there are also your analytical and harmonizing abilities for which your friends value you. What kind of work do you like best and what kind don't you like so much?
Sabine Yacoub: I guess I like painting most of all. Painting gives me the opportunity to come closer to my own self. I have fun creating homepages, too, especially when I can relate to the content. When I can have a harmonizing effect in groups or discussions, then this makes me glad, so this is something I also like. Concerning analysis, I think that I am best in conversations and in written exchange with others. Regarding my university subject biology I have mixed feelings. There was a phase in which I had almost quit my studies. But as I had almost finished it and without having another, concrete wish on my mind, I have finished the studies. Nature still fascinates me, though. I think I am searching for a link between my creative and artistic inclinations and my biological and scientific interests.
What I also like to do, but haven't done for a long time, is teaching.





Question: You are also active in the new initiative Kulturattac. What interests you about this forum?
Sabine Yacoub: I find Attac itself very interesting, as it is a new and diverse movement for another (a better) society. To Kulturattac I came, because it has to do with Attac and with culture, i.e. also with art. I find it exciting to make acquaintance with other people who are critical and interested in culture and to look for potential common working fields. Moreover, it is important to emphasize cultural aspects within a political movement. The political struggles are intellectual and head-centered a lot. And it is often neglected that a different social structure mainly means a different culture (in the broad sense); e.g. a new Streitkultur (quarrel culture), new patterns of behavior, and new patterns to make decisions. Kulturattac provides the space to develop such patterns and to test them.


Question: Are you a pacifist and what does this concept mean to you?
Sabine Yacoub: Yes. – Pacifism for me is to avoid violence as an instrument for solving conflicts. Pacifism does not mean to hold hands with everybody, to light candles, to sing songs of peace and soon paradise will come over us. For this is the picture wich opponents of pacifism like to draw. Pacifism and peace also are not passive and they don't mean a lack of conflicts. There will always be conflicts between individuals and between groups. Decisive is the way we deal with them. And here pacifism is looking for and is providing ways of nonviolent conflict management. We also have to note that there is not only physical violence, but that outlawing and no-attention etc. are forms of violence, too. And yet pacifism does not mean that there is no such thing as punishment. When someone violates material rules it is necessary that the society shows him or her that this behavior was not right. Therefore the rules must be clear and plausible and the consequences known and appropriate, aiming at the integration of the perpetrator.
An important issue for every pacifist seems to be the question of Hitler. Could Hitler only be stopped with means of war? And if so, inhowfar does the same hold true with other situations? In these questions I am not sure yet. Therefore I cannot really say that I reject violence/war in every single case.


Question: Here in Germany the work for Palestine is a bit uncoordinated at the moment and there also is a lot of frustration. There are only few prominent supporters of the Palestinians in the collective consciousness. Could you imagine to bring in your abilities e.g. in the media?
Sabine Yacoub: Where I can help I will gladly do it. At the end of September and at the beginning of October two conferences take place in which Palestine plays a major role. I will attend the Palestine conferenc ein Berlin. Until now I do not know so many Palestine workers and I am looking forward to it. At the moment I am collecting links to Palestine groups and activists on the internet. And I have the feeling that there are quite some things going on. Besides, I tink that there is a big potential in Germany for the support of Palestine. Of course there also is a lot of head-wind, the presumed anti-anti-semites are loud and often hyped in the press. Yet speaking from my personal surroundings I have the impression that many people are aware that Israel cannot go on like this. On the other hand, Palestine is far away and abstract. There is a need to show more clearly the connexion to world politics and especially to Germany. And it has to be stressed that the lesson from the Nazi time cannot be: never against Jews, but it has to be: against human rights violations, regardless by whom and at which place.


Thanks very much for this interview.
(Questions & translation by Anis
Sep. 16, 2003)

OZZY & FORUM
Ozzy 70.2:

Sibylle J.: „Ist es notwendig, ‚durch die Hölle zu gehen', um glücklich zu werden? Muss man erst Leid erfahren haben, um sich selbst zu finden, um Glück erkennen zu können ...? Das sind weit verbreitete Auffassungen. Oft wird auch gesagt, dass Künstler leiden müssen, um daraus Kreativität zu gewinnen, und dass sie durch die Einsamkeit müssen.

Es spricht einiges für diese Thesen. Viele Künstler, seien es Musiker, Schriftsteller oder Maler, hatten schwere Zeiten. Ich merke bei mir selbst, dass einige meiner Werke aus unverarbeiteten, oft leidvollen Gefühlen heraus entstanden sind. Auch Ozzy hat viel gelitten. Und bei ihm scheint es mir so, dass er sich und seine Kunst durch die Ablehnung der anderen erst richtig verstanden hat und dadurch erst gemerkt hat, was für ein großes Potential in ihm steckt.

Ich mag an diese Behauptungen trotzdem nicht so recht glauben. Vor allem sträube ich mich dagegen, weil das bedeuten würde, dass Leid in der Gesellschaft notwendig und erwünscht ist. Außerdem ist mir zumindest ein Gegenbeispiel begegnet: Astrid Lindgren. An ihrem Todestag habe ich ein paar Radiobeiträge über sie gehört. Immer erwähnt wurde, dass sie eine sehr glückliche Kindheit hatte. Ich habe auch einen kurzen Ausschnitt aus einem Interview mit ihr gehört, in dem sie das selbst sagt. Aus ihren Büchern spricht viel Liebe und Freiheit. Und sie hat sehr viele Bücher geschrieben, bis ins hohe Alter. Das alles spricht dafür, dass sie ein glücklicher Mensch war.

Im Deutschlandfunk habe ich am 29.01. in der Sendung FAZIT (0 bis 1 Uhr) ein interessantes Interview mit einem deutschen Kinder- und Jugendbuchautor – Hans Christian Kirsch – gehört. Eine seiner zentralen Aussagen war, dass Pippi Langstrumpf subversiv ist. (Er sagte auch, dass es seiner Ansicht nach eine Aufgabe von Literatur ist, subversiv zu sein.) Auch Tarek hat darüber in der letzten Nachricht geschrieben, ich möchte seinen Ansatz hier ergänzen. Ich denke, das Subversive an Pippi ist, dass sie frei ist. Sie tut, was sie mag und ist auch noch fröhlich dabei. Die Leute müssen sie mögen, obwohl sie nicht der Norm entspricht. Kirsch bemerkte auch, dass Pippi Macht über die anderen Kinder hat, diese aber nicht ausnutzt. Man kann Pippi also vertrauen, sie ist eine positive Autorität. In einer Gesellschaft, in der die Autoritäten sich üblicherweise auf Gewalt stützen, ist das bereits subversiv.

Laut Kirsch war Astrid Lindgren die erste Kinderbuchautorin, die Kinder ernst genommen hat. Wahrscheinlich mögen deshalb auch so viele Erwachsene ihre Bücher. Wobei ich es schon paradox finde, dass Eltern ihren Kindern Pippi Langstrumpf zu lesen geben, es selbst vielleicht sogar mögen, es dann aber nicht schaffen, den Kindern die nötige Freiheit zu gewähren, damit diese sich entfalten können.“

Hier ein bemerkenswerter Ausschnitt aus dem Forum von Jürgen W. Möllemann von 2002. Wer "m." ist, ist unbekannt.

Thema: Wir haben die Wahl, - Sabine - 27.04.2002 – 19:58
ob wir diejenigen groß machen, die Krieg wollen, oder diejenigen, die Frieden wollen. Ob wir immer weiter Tote und Unrecht gegeneinander aufrechnen oder die Situationen suchen, in denen Frieden möglich war / ist, um von ihnen ausgehend neue Situationen zu schaffen. Ob wir nur in die Vergangenheit blicken oder auch in die Zukunft. Gewalt und Ungerechtigkeiten aufzudecken, ist mit Sicherheit wichtig. So ist es schon für die Israelis selbst wichtig, dass die Geschehnisse in Jenin aufgeklärt werden. Damit sie sehen, wohin die Besatzung ihre eigene Gesellschaft führt. Genauso müssen die Palästinenser sehen, zu welchen Unmenschlichkeiten ihre Gesellschaft fähig ist, wenn ihre Mitglieder das Sterben unschuldiger Menschen durch Attentate in Kauf nehmen oder sogar befürworten. Doch bei der Aufdeckung der Gewalt darf es nicht bleiben. Es müssen die Alternativen geschaffen werden. Dabei können wir konstruktiv helfen. Die Friedensbewegungen beider Seiten müssen in die Öffentlichkeit! Wir müssen über die Friedensdemonstrationen in Israel sprechen, über Leute wie Uri Avnery und die Friedensbewegung Gush Shalom. über Menschen in Palästina wie Saleh Abdel Jawad und Sumaya Farhat-Naser (beide von der Birzeit Universität), die sich für den Frieden engagieren und Kontakte zu Israelis haben. Diese Menschen brauchen unsere Solidarität und öffentlichkeit – nicht Ariel Sharon oder Yassir Arafat.

Titel: Wir haben die Wahl, - m. - 29.04.2002 – 10:30
traeum weiter! ich glaube es ist ziemlich unwahrscheinlich das die friedensbewegungen jemals soviel macht bekommen koennten! es steckt doch einfach viel mehr in diesem konflikt! hier stecken die amis drin, israel, die arabisschen laender und vieleicht sogar europa! es ist fast schon utopisch zu glauben, dass die friedensbewegungen fruchten werden. was mir aufgefallen ist, das von der studentischen seite! eigentlich kenne ich das so, das die ersten demos, die ersten veraenderungen, dder erste widerstand immer von den intellektuellen, von den unis gekommen ist! und? selbst in deutschland sind die unis tot! selbst in deutschland haben die unis nix mehr zu sagen! man hoert nix! wieso? ich glaube es sind ganz einfach die medien! solange die medien nicht kontrolliert senden,solange sie nicht frei berichten koennen, wird es keine veraenderung geben! wir sollten die macht der medien wirklich nicht unterschaetzen! wir sind so abhaengig von den medien, wie " ein kleinkind von seinen eltern" abhaengig ist! und wir glauben alles! wie das kind! ich finde aber es ist zeit aufzuhoeren kind zu sein, die ketten zu sprengen und endlich die wahrheit zu hoeren! vor allem, sollte das israelische voolk die wahrheit hoeren! sie sollten hoeren, wie auch die amerikaner, das die welt nicht nur um sie dreht, wie es in den meisten amerikanscihen filmen zu erkennen ist, sondern das da auch milliarden andere menschen sind!

Titel: Du widersprichst dir - Sabine - 29.04.2002 – 14:40
Hallo M., zuerst schreibst du, ich träume, wenn ich sage, dass wir selbst die Welt mitbestimmen können, und dann sagst du, dass wir aufhören sollen abhängig wie ein Kind zu sein. Was denn nun? Entweder es geht oder es geht nicht. Natürlich stecken da viele Leute und Interessen drin. Aber es langweilt mich, immer nur zu hören, das geht nicht und dies geht nicht, weil die bösen andern uns nicht lassen. Das führt nur dazu, dass es niemand versucht. Sicherlich, wenn wir nicht an Veränderungen glauben, passiert bestimmt nichts. Und die Unis, ja da ist nix los. Aber entweder sehe ich die Uni als mögliche Keimzelle und versuche, da was anzuzetteln, oder ich sehe sie nicht so und mache was anderes. Nur zu sagen, hier die andern müssten was unternehmen, was soll das? Das ist sehr bequem. Tu selber was, dann brauchst du auch nicht auf die anderen zeigen, sondern kannst sagen, hier ich tue was, macht mit. Das hört sich doch schon viel besser an. Ich habe keine Patentlösung, aber ich weiß, dass ich Veränderungen will und ich glaube daran, dass jeder und jede von uns dazu etwas beitragen kann. Und ich weiß, dass viele Leute Veränderungen wollen und Frieden, warum sollte es also nicht möglich sein? Und natürlich hat es Einfluss, wenn ich über Uri Avnery spreche, er ist ein engagierter Mensch und je mehr Leute ihn kennen, desto mehr Einfluss hat er. Wer daran nicht glaubt, glaubt nicht an Demokratie. Zum Thema Friedensbewegung in Israel / Palästina hier ein Link zu einem Bericht über eine gemeinsame Demo und Initiative von jüdischen und arabischen Israelis sowie Palästinensern : http://www.nahost-politik.de/friedensbewegung/koalition.htm

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