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Anis Online Gespräch
mit dem
Protestsänger und Aktivisten

Fantareis

(Wolfgang Van de Rydt)
Inhalt des Briefwechsels: Intro – Kann man das System von innen ändern? – Gewalt
Intro

07.02.2015

Lieber Wolfgang,
diesen Briefwechsel habe ich vorgeschlagen, um ein Feature über deine Arbeit und deine Philosophie zu machen. Wir haben uns vor gut vier Monaten kennen gelernt, bei der NRhZ-Preisverleihung an Evelyn Hecht-Galinski, deren Website du betreust. Dann warst du so nett, mich im Auto zurück nach Hause zu bringen, da du nicht weit entfernt wohnst. Weil wir beide Songs schreiben und politisch aktiv sind, finden wir leicht Gesprächsthemen. Wir gehören beide keiner Partei an und streben beide nach Veränderung, wobei unsere Werte im Wesentlichen übereinzustimmen scheinen.
Auf der anderen Seite unterscheidet uns viel. In meinen Songs und Artikeln verwende ich zum Beispiel keine explizite Sprache. Es sind wohl hier und da ein paar Zoten dabei, aber keine Kraftausdrücke und kaum noch Polemik. Ich denke nicht, dass es sich dabei um Selbstzensur handelt, denn ich sage ja alles, was ich zu sagen habe. Bloß anders. Außerdem bist du sehr religionskritisch, ich auch – aber anders.
Das wird bestimmt eine interessante Unterhaltung und ich hoffe, dass du noch Illustrationsmaterial beisteuern kannst, wie Videos, Fotos, Zeichnungen und so. Dies wird deine Seite, also kannst du sie auch mitgestalten. OK, fangen wir doch mal mit der Frage an, ob das System nur von außen verändert werden kann oder auch von innen und was das für die eigenen Handlungen bedeutet. Aber vorher stell dich bitte in einem Absatz kurz vor.
Beste Grüße
Anis

Kann man das System von innen ändern?

07.02.2015

Lieber Anis,
Tja – meine Schöpfungsgeschichte beginnt so:
Am Anfang war das NEIN und das NEIN war der Anfang.
So kam ich auf die Welt. Mein erstes Wort war nicht Mama oder Papa, sondern NEIN
Und so begann ich die unendliche Leichtigkeit des Neins zu entdecken:
Psalm 23,1
Das Nein ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln
Und die Korinther 3,17: Wo der Geist des NEINs ist, da ist Freiheit!
Was auch immer ich tue, in allem steckt das NEIN.

Und so glaube ich natürlich nicht, dass sich unser System von innen heraus reformieren lässt. Wir beobachten ja zurzeit, dass das System immer rigider wird. Ob jetzt beim Eurosparkurs, der sog. Terrorabwehr, der Russland Kurs und und und und – es wird immer mehr noch von dem gemacht, was uns in die Krise hineinführt.
Jede Opposition wird unterdrückt, nicht mit Gewalt, aber multimedial mundtot und lächerlich gemacht. Bei uns ist der Widerstand konservativ. Besser gesagt, wert-konservativ, bis rechtskonservativ, wenn man schon in diesen Schemata denkt. Irgendwie alles nicht so das richtige. Es geht nirgends vorwärts, nur abwärts.
Ein Ende, wie damals bei der DDR und dem gesamten Ostblock ist damit vorprogrammiert. Wir leben ja in der Tat auch in einer seltsamen Mischung von Kapitalismus und Planwirtschaft. Die EU wird immer zentralistischer, bevormundet die Menschen, mit dem, was sie alles gut zu finden haben.

08.02.2015

Lieber Wolfgang,
bleiben wir ruhig noch eine Weile bei diesem Thema, denn da steckt viel drin. Allein darüber, was „das System“ ist, kann man lange nachdenken. Ist es das parteipolitische System? Der Kapitalismus? Oder der militärisch-industrielle Komplex? Für mich geht der Begriff sogar noch viel weiter und beinhaltet das Patriarchat und das System zwischenmenschlichen Verhaltens insbesondere in Gruppen und sexuellen Beziehungen. Ich sehe strukturelle Ähnlichkeiten im hierarchischen Verhalten von Gruppen – wenn zum Beispiel Novizen erniedrigt werden oder Alpha-Gruppenmitglieder die anderen gängeln – und im Verhalten von Soldaten im Krieg. Die gesellschaftliche Veränderung, für die ich arbeite und die ich propagiere, geht tief in die Gruppen hinein, bis hin zur Familie. Ich habe leider noch nie eine Gruppe erlebt, die demokratisch, also gerecht ist. Das ist eine schockierende Erkenntnis.
Kann man das von innen heraus ändern? Nein und ja. Es gibt viele Fälle von Leuten, die ursprünglich Veränderungen von innen wollten, aber auf dem Weg ins System korrupt geworden sind. Das ist sogar der Klassiker und es gibt keinen vernünftigen Grund anzunehmen, dass man selbst vor Korruption gefeiht ist. Andererseits gibt es Gegenbeispiele wie den Präsidenten von Uruguay und „Top-Down“-Maßnahmen, etwa von Gorbatschow. Evo Morales hat Veränderungen von innen gebracht, die Griechen sind gerade dabei und es gibt auch progressive Kräfte in der Wirtschaft und den Medien.
Ich glaube, wir sind uns einig, dass man gesellschaftlich-politische Systeme nicht durch gutes Zureden verändern kann und nur sehr selten durch Analysen und Argumentationen. Eigentlich sprechen wir die ganze Zeit von der Machtfrage und Macht ist erheblich dadurch definiert, dass sie sich Argumenten entzieht und egoistisch ist.
Was Veränderungen so unheimlich schwierig macht ist, dass Gruppen nach meiner Erfahrung häufig einfach abstreiten, dass es Machtstrukturen gibt, und dass Individuen mehr oder weniger abstreiten, dass ihr Unterbewusstsein Einfluss auf ihre Handlungen hat. Wenn ich also aktiv nach Veränderung strebe, muss ich das berücksichtigen. Das ist so komplex, dass ich Künstler geworden bin, denn in der Musik, der Literatur und mit Zeichnungen stehen einem mehr Dimensionen der Kommunikation zur Verfügung. Ich kann gleichzeitig die Oberfläche und das Unterbewusste des Publikums ansprechen, sogar mit sich ergänzenden Botschaften, wenn es gut läuft.
Kann man überhaupt Veränderungen bewirken? Ich glaube schon. Immer, wenn ich im Radio Dean Martin singen höre: „The world is still the same you'll never change it“, singe ich stattdessen „unless you change it“. Die Gesellschaft duldet mich, sie akzeptiert mich aber nicht. Wenn ich es schaffe, dass sie mich akzeptieren muss, dann werde ich automatisch Veränderung hervorgebracht haben. Hier liegt meine Hoffnung.
Mal sehen, was du zu ergänzen hast und wo du gleich oder anders denkst, bevor wir zum nächsten Thema übergehen.
Einen schönen Tag wünscht
Anis

10.02.2015

Lieber Anis,
Das mit den Systemen fängt natürlich bei einem selbst an, in der Familie, der Beziehung zu Freunden, überall. Aber auch da brauche ich ja natürlich die Rückkopplung von Außen, die mir neue Impulse liefert. Solange niemand an meinen Neurosen Anstoß nimmt und mir im Zweifelsfall die Rote Karte zeigt, muss ich ja gar nichts ändern.
Besonders schlimm wird das, wenn man es sich leisten kann, auf den Rat von anderen zu verzichten. Und da sind wir wieder bei der großen Politik – es dauert lange, bis eine Supermacht oder eine innerpolitische Kraft, eine Klasse an ihre Grenzen stößt.
Am Beispiel der Kirchen sieht man das besonders gut. Die Schäfchen laufen in Scharen davon, aber die Kirchen sind reformresistent. Von mir aus sollen sie das auch ruhig bleiben, bis auch der Letzte ihnen den Rücken gewandt hat :-)
Und dann immer die angebliche Macht der Konsumenten, wenn es um „böse“ Konzerne geht. Diese Macht gibt es nicht, denn im falschen System kann man nicht „richtig“ kaufen. Es gibt kein Entrinnen – nur ein Verlagern. Man kann sich Einschränken, aber das ich nicht mein Weg, nur notgedrungen!
Leben und Entwicklung, das heißt für mich Fülle – nicht gleichbedeutend mit materiellem Überfluss, aber was mich am meisten anödet und wenig zielführend ist, das ist dieses ganze Sparsamkeitsgefasel. Das ist völlig widernatürlich – denn die Natur ist so unglaublich vielfältig und verschwenderisch.
Wir schauen immer auf die Politik, wenn wir über Veränderung reden, aber dazu ist die Politik nicht da – sie ist doch das genaue Gegenteil von Kreativität. Gibt es heute noch irgendeine politische Bewegung, in der sich Künstler engagieren? Das ist lange her – die Künste in unserem Land sind versiegt.
Es gibt kaum noch Räume, in denen die Kunst gedeihen kann, darum müssen wir sie uns selbst schaffen. Ach ja, das gibt Anlass zur Hoffnung, denn genau das tun wir beide ja gerade…….


Foto: János Balázs
Hat Deutschland noch eine Zukunft?
Wolfgang Van de Rydt, 10.02.2015

Um es vorweg zu nehmen: Wir sagen NEIN!
Warum? Gründe gibt es viele, auch für verhaltenen Optimismus, doch es fehlen die Impulse, die Anlass zur Hoffnung geben könnten.

Beginnen wir mit der Politik…
Seit Jahren ist der Kurs aller Parteien und politischen Kräfte auf Auflösung gerichtet. Deutschland hat aufzugehen in die Staaten- und Wirtschaftsunion der EU. Nicht nur Merkel und Co. verfolgen diese alternativlose Politik, sondern alle EU Staaten. Auch die Anwärter auf eine EU-Mitgliedschaft hängen dieser Nicht-Ideologie nach. Die Nationale Identität erscheint im gesamteuropäischen Konsenz abgeschrieben zu sein. Das N- Wort ist unaussprechlich geworden, obwohl doch alle Partner für sich stets versuchen, das Beste herauszuschlagen. Niemals hätten die Briten ihr Pfund aufgegeben…
Widerstand regt sich nur in konservativen Lagern und kann trotz immer größeren Zuspruchs keine neuen Impulse liefern. Und Widerstand ist auch keine Option, wenn das Denken auf die Zukunft gerichtet ist. Es ist das Wesen des Widerstands, konservativ, wertebewahrend zu sein, was nicht bedeuten soll, dass er keine Berechtigung hat und es sich nicht lohnt, Altbewährtes auch zu bewahren. Aber für eine Entwicklung sind neue Impulse notwendig, die leider gänzlich ausbleiben.

Wirtschaft und Technologie
Wann hat die letzte deutsche Innovation die Märkte revolutioniert? Das ist schon so lange her, dass sich kaum jemand daran erinnern kann. Jede noch so gute deutsche Ingenieursleistung wurde nicht entsprechend geerntet, sondern ratlos und unmotiviert den Technologiekonzernen in den USA überlassen.

12.02.2015

Lieber Wolfgang,
lass uns das Thema ergänzen, indem wir uns mit der Gewaltfrage befassen. Macht und Gewalt, das gehört irgendwie zusammen. Wie definierst du für dich Gewalt und wie gehst du damit um?
Salut
Anis

Gewalt

(Fantareis:) Ich gehe davon aus, dass der Mensch im Kern weder gut noch böse ist, dass er aber kooperieren will und zur Empathie fähig ist. Auf der anderen Seite sind Aggression und die Fähigkeit zu Zerstörung und Gewalt notwendig zum Überleben. Ohne dem hätten unsere Vorfahren nie etwas zu essen bekommen oder einen Platz zum Schlafen gefunden.
Um den Menschen vor sich selbst zu schützen, haben wir in allen Staaten das Gewaltmonopol abgegeben an den Staat – egal ob es sich um eine Diktatur oder „westliche“ Demokratie handelt. Das macht natürlich Sinn, um die öffentliche Ordnung zu gewährleisten – schafft aber erhebliche Probleme.
Schauen wir in die USA mit dem Recht zur Selbstverteidigung und Waffenbesitz in der Verfassung. An sich eine gute Idee und das Problem ist nicht die Verfassung, sondern der amerikanische Kult um die Waffe. Reden wir ruhig in diesem Fall von kulturellem Hintergrund, den es so in Europa nicht gibt.
Aus anderen Ländern mit ähnlich liberalen Waffengesetzen kennen wir die typisch amerikanischen Probleme durch Schusswaffen in privater Hand nicht. Kanada ist gleich nebenan oder auch in Belgien ist der Volkssport Nr. 1 das Schießen mit scharfen Waffen. Es gibt in jedem Dorf einen Schießstand und auf dem Land machen das die Bauern in der Scheune. Was unterscheidet die Leute in diesen Ländern von den gewaltverliebten Amerikanern, dass es dort nicht zu den Gewaltexzessen mit Schusswaffen oder den vielen Unfällen damit kommt?
Ein wesentlicher Punkt ist für mich die Erziehung, so wie es Alice Miller bereits formuliert hat. Dort liegen die Wurzeln der Gewalt und sie werden von einer Generation an die nächste weitergegeben, wenn wir sie nicht aufarbeiten, unsere Vergangenheit. Und damit ist die individuelle Geschichte gemeint, die Reflexion über die eigene Herkunft, die Familie und die Verarbeitung der erlittenen Traumata. (12.02.2015)

(Anis:) Ich finde es gut, dass du Alice Miller erwähnst, denn sie hat auch meiner Ansicht nach viele wichtige Antworten in diesem Zusammenhang. – In meinem Hörbuch „Die Dichter“ sagt Salima die Heile: „Dass Gewalt nach Frieden strebt, hab' ich noch nie erlebt.“ Was meinst du dazu? Kann Gewalt positiv sein? Als Anregung dazu noch Hanna B's Gedanken zu Helen Keller (letzter Absatz) aus dem Buch „Rock'n'Roll. Nachricht von Ozzy Balou“ (14.02.2015)

(Fantareis:) Die gewalttätige Seite des Menschen sollte man nicht unterschätzen. Sie strebt nicht nach Frieden, sondern sichert das Überleben, durch Expansion und Revierverteidigung. Aber überwiegend ist die Menschheit nicht an Krieg, sondern an einem Leben in Frieden interessiert. An erster Stelle kommt jedoch der volle Magen…
Gewalt hat in unserer Zivilgesellschaft nur noch ihren Platz im immer brutaler werdenden Kino, im Stadion und die Gender-Mainstream-Ideologie hat sich ja auch auf die Fahnen geschrieben, die Gesellschaft zu entmännlichen und weibliche angeblich gewaltlose Verhaltensweisen zu etablieren. Biologisch ist aber der Mann zu weitaus mehr Aggression fähig als die Frau. Das lässt sich nicht leugnen.
Mit der Aufhebung der Geschlechter kriegen wir das Problem jedoch nicht gelöst, dass diese Seite des Menschen arbeitslos ist. Wohin nur damit?
Wir erleben ja dort, wo das Bildungsniveau sinkt und die Gesellschaften im wirtschaftlichen und politischen Chaos versinken, eine erschreckende Rückkehr der Gewalt, die wir als archaisch, rückständig, mittelalterlich empfinden. Aber ohne Gewalt, auch das ist für mich ein Fakt, gibt es kein Überleben.
Gewaltverzicht ist keine Lösung, eher die Absage an den unbedingten Gehorsam, der gefügig machen will und das Gewaltpotential der Menschen für sich instrumentalisiert.
Es ist auch die Frage, wie weit geht dieser Gewaltverzicht? Lassen wir andere die Drecksarbeit für uns machen und haben dann ein reines Gewissen?
Wie wir gerade in unserer Gesellschaft mit Tieren umgehen, das ist das beste Beispiel dafür. Niemand will einem Tier was zu leide tun, aber essen schon. Doch gewaltfrei kommen diese Tiere nicht zu Tode. Auch die Biorinder und Schweine nicht. Sie müssen sterben, damit die Menschen ihr Fleisch essen können. So ist das.
Wie viele Vegetarier würde es wohl geben, wenn jeder für sein Schnitzel auch selbst ein Tier schlachten müsste? Mehr oder weniger? Ich glaube, die Zahl würde etwas ansteigen, aber nicht so, wie es Idealisten gerne glauben wollen. Die Zahl der plötzlich desisullionierten Gutmenschen würde jedoch rapide ansteigen, weil ihr Weltbild mit einem Mal zerstört würde.
Nein, um zur Frage zurückzukommen, Gewalt strebt nicht nach Frieden, vielleicht nach Freiheit, oder Befreiung. Aber die Freiheit kann man nicht am Hindukusch verteidigen (lassen), sondern nur individuell in seinem Lebensraum. Wer täglich den Mund aufmacht und nicht duckmäuserisch kuscht, der erlebt wohl als erstes das Gewaltpotential derer, denen er vor den Kopf stößt, aber er verhindert Eskalation, da die Sache sofort auf den Tisch kommt. (14.02.2015)

(Anis:) Deiner Meinung nach ist also die Fähigkeit zur Gewalt notwendig zum Überleben und Gewaltverzicht keine Lösung. Nun, für mein Überleben benötigte ich bislang keine Gewalt. Dass es Aggressionen gibt, Egos und Konflikte, das bestreitet wohl niemand. Meiner Erfahrung nach besteht ein tiefer Glaube an Gewalt in der Gesellschaft, zum einen durch die Filme, die du angesprochen hast, zum anderen, weil es praktisch ist, wenn man nicht nachdenken möchte. Der Glaube an Gewalt ist nämlich ein in sich geschlossenes System. Pass auf: „Wenn du an Gewaltlosigkeit glaubst, bist du blöd, weil es immer einen gibt, der Gewalt benutzt, und dann stehst du da und verlierst!“ So einfach ist das. Nach dem gleichen Muster kann man argumentieren, dass das Böse immer triumphieren wird. Mich zieht dieser Glaube nicht an.
Wir haben jetzt die Themen Macht und Gewalt angesprochen. Magst du ergänzen, was zu ergänzen ist, und auf einen dritten Begriff kommen, den wir zu „Macht“ und „Gewalt“ stellen können? (15.02.2015)

(Fantareis:) Na, ja – es kommt darauf an, wie wir Gewalt definieren. Als Mittel zur Durchsetzung von persönlichen oder politischen Interessen verzichte ich gerne darauf. Ich verzichte auch gerne auf die Gewalt gegenüber anderen Spezies – ich esse schon lange keine Tiere mehr. Das kann ich mir aber in dieser Gesellschaft leisten, als Eskimo wäre ich längst verhungert. Der Kontext ist entscheidend und der wird leider immer archaischer, gewaltbereiter – das macht mir Angst und Aufrüsten dagegen führt zu dem Irrsinn, den wir gerade erleben. Da mache ich nicht mit. Ich werfe keine Pflastersteine.
Es reicht schon, auf die Straße zu gehen und zu protestieren, wie in Stuttgart 21, um die geballte Staatsmacht zu spüren. Da wurden Kinder verprügelt. Das Böse hat scheinbar gesiegt, denn das Gericht hat die Täter davon kommen lassen.
Aber das stimmt nicht – denn das Böse hätte erst gesiegt, wenn sich jetzt die Opfer radikalisieren und Gewalt anwenden würden. Das aber ist nicht passiert. Ich war jetzt oft genug da und habe selten so viele friedfertige, entschlossene und gleichzeitig frustrierte, desillusionierte Leute erlebt. Sie haben meinen tiefsten Respekt.
Aber wir suchen ja einen neuen Begriff – ich finde die Freiheit passt jetzt am besten. Der Österreicher Georg Danzer hat alles dazu gesagt und keiner hat es je besser in einem Lied ausdrücken können als er – für mich ganz große Kunst: youtube.com/watch?v=OSGmUu5OUuI (15.02.2015)

(Anis:) Vielen Dank für das Gespräch (20.02.2015)
PS 2023: Das Gespräch sollte noch weitergehen, doch irgendetwas ist dazwischengekommen, ich erinnere mich nicht mehr an den Grund. Es wäre aber schade, dieses Stück nicht online zu stellen, finde ich.

                                  hoch
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