DIE RÜCKKEHR DES HUHNS Part 3 Im Waldorf Astoria, Downtown New York, logierte einst Gloria, das verkork- ste Huhn (unter falschem Namen,
denn keiner sollt was ahnen). Sie trug Diamanten unter den Schuhn und hinter ihr rannten der Klaus und der Fred, ihre beiden bekannten Adjutanten.
Sie brachten Gerät und dienten dem Pophuhn. Wollten alles für es tun, denn das Huhn legte goldene Eier hinter seinem Schleier. So dachten sie, dabei machten sie einen Riesenfehler, denn die Eier waren in Wahrheit von einem Hehler. Der hatte jetzt viel Arbeit und Millionen Schulden. Das konnte er nicht dulden. Sie wurden ihm gestohlen.
Es geschah in Polen. Man nannte ihn Laszlo, das Tier. Er war ein renommier- ter und hochpolitisier- ter Juwelier aus Plock und wer ihn übers Ohr haute, spürte seinen Stock, dass sogar ein Tor schaute, dass er keinen Fehler machte, keinen sinnlosen Streit entfachte mit dem Juwelier, mit Laszlo dem Tier.
Einmal kam ein Huhn, als hätt' es nichts besseres zu tun in seinen Juwelen-Saloon. Es hob die Pistole und sagte ihm: „Hole die Eier aus edlem Metalle aus deinem Keller! Und mach es mal schneller! Und bring mir nicht eines und nicht nur ein kleines, nein, bring sie mir bitte gleich alle! Du sitzt immerhin in der Falle. Ich kralle mir den Schatz und geh zurück auf meinen Platz.“
Der Juwelier aus Plock bekam einen heftigen Schock, doch konnte er nichts tun und so gewann das Huhn. (Später auf der Wache sann Laszlo schon auf Rache.)
Lange hat er dann recherchiert und seine Leute instruiert. Es sollte tragisch zuende gehen wie auf der Andrea Doria. Man sah es in der Zeitung stehen: Ein Pophuhn namens Gloria erschoss den Kapitän kurz vor den Kanaren. Da waren die Häscher des Laszlo froh. Sie warteten nur auf genau diese Spur und verfolgten sie bis nach Amerika, über Kontaktfrau Erika aus dem Esoterikladen.
Aber nun das Huhn: Es saß gemütlich in der vorzüglichen Fürstensuite und hatte 'nen fürstlichen Appetit. Die Ober brachten Braten mit Tomaten
und alle Arten von Spinaten aus dem Garten. Dazu Pasteten und Diät-Pastillen sowie gegrillte Dill-Delphine.
So mancher fragte sich, wie das wohl geht, dass all das Volk bis abends spät und inklusive Klaus und Fred das Vogeltier derart verwöhnen. Zu Niedrig-Löhnen frönen sie Gloria. Sei es nun hier im Astoria oder der Andrea Doria. Was für ein seltsamer Fall!
(Für Gloria ist das egal, denn sie nimmt sich überall bloß das, was sie haben will, wie sie's alle tun. Wer Gaben haben will, muss still und leise geh'n in seinen Schuh'n, so wie das Huhn.)
Sie fleezte sich auf dem Diwan und sah sich ein Actionvideo an, das Fred frisch geholt hat vom Videomann. Es war Rambo Vier. Da plötzlich stand Laszlo das Tier vor ihr, der Juwelier aus Plock. Er schwang seinen Stock und zog die Pistole, sagte: „Wenn ich dich nicht kenne! Du bist die verfluchte Henne, die ich mir jetzt hole! Jetzt schieße ich dich endlich tot!“
Der Vogel lief in seiner Not und stellte sich schnell hinter Klaus, der hielt nämlich ganz schön 'was aus. Wiewohl die Kugel aus dem Revolver nun doch zu doll war.
Dann kam die Polizei und alles war vorbei. Sie nahm den Juwelier und ließ das Hühnertier auf freiem Fußmit einem Gruß. |
DAS HUHN IM MADISON SQUARE GARDEN Part 4 Downtown New York im Waldorf Astoria lebte das verkork- ste Huhn Gloria, schon seit einer Weile. Sie hatte keine Eile. Es war nobel und hell in dem Nobel-Hotel. Nur neulich gab's 'nen Skandal im Haus, denn ein Juwelier erschoss den Klaus. Der war der Henne treuer Lakai. Der Arme starb, es war vorbei. Sie legte ihm ein gold'nes Ei ins kühle Grab
und blieb allein mit Freddie, schenkte ihm einen Teddy, dass er nicht so allein war. Sie selbst ging zur Hotel-Bar und betrank sich heftig. Der Wirt war sehr beschäftigt damit, ihr nachzuschenken. Er konnte sich denken, wie Gloria trauerte, was er bedauerte.
So trank sie und trank sie und bald schon sank sie von ihrem Hocker. Der Wirt nahm es locker, denn diese wie jede andere Nacht hatte die Henne ihm Dollars gebracht. Man legte Gloria dann wie immer in ihr Zimmer.
Am nächsten Morgen gab es Sorgen. Die Direktion bestätigte zwar ihre Diskretion, was die Bar betraf sowie den Vorfall mit Klaus. Doch fragte man scharf und geradeheraus, wie es denn stünde mit der Miete für die fürstliche Fürstensuite und all die Feten und all die Pasteten.
Das Huhn wurde schließlich zur Kasse gebeten. Man sagte ihr, dass man bis morgen um vier eine ernsthafte Lösung erwartete. Gloria startete gleich eine Sammelaktion. Am Telefon bat sie den Fred: „Mein Junge, wenn es eben geht, bring mir ein goldenes Ei aus dem Vorratsraum. Komm, sei so frei.“
Doch Fred meinte nur: „Das geht wohl kaum, denn rund um die Uhr verprasst du das Geld, das nicht lange hält. Die Eier sind aus. Das letzte ging 'raus für den Leichenschmaus von Bruder Klaus. Nun ist es an dir, mein Hühnertier. So nimm deinen Schleier und leg ein paar Eier!“
Doch nun das Huhn: Es dachte bei sich: „Au weia! Was soll ich denn jetzt tun? Ich leg' doch gar keine goldenen Eier, sondern besorgte sie mir von dem Juwelier.“ Sie sagte verzweifelt: „Mensch, Fred, schon morgen um vier ist alles zu spät. So glaube mir, ich kann keine Eier mehr legen aus Trauer um den armen Klaus. Die Legekrise ist von Dauer: Ich kriege gar kein Ei mehr 'raus.“
Da fasste sich Fred ein Herz (für Gloria war das alles ein Scherz) und sagte: „Ich werde nicht ruh'n, bevor du nicht auch ruhst, mein Lichthuhn!
Ich habe auch schon einen Plan. Wir fangen sofort damit an. Wir geben ein Friedenskonzert, das unsere Dollars vermehrt. Nun hör mal her, das kann nicht schaden: Wir fahren zum Madison Square Garden.“
Und so wurd's getan. Das Pophuhn zog den Lamé-Anzug an und so kamen sie beim Konzerthaus an. Dort standen die Leute für Bobby, den Star, der ein berühmter Rocker war. Das Huhn fand ihn in der Garderobe bei seiner allerletzten Probe. Es schlich sich unbemerkt hinein und keiner hörte Bobby schrei'n, der in die Fänge des Huhns geriet. Die Presse sprach später von Suizid, weil die ja auch nicht alles sieht, und dann sprach sie auch noch vom Identitätsloch und von einer schwindenden Lobby für Bobby.
Danach ging es nur noch um Gloria mit Donner und mit Doria. Die Henne ließ sich auf der Bühne blicken und nannte sich das Hard-Rock-Chicken, benahm sich völlig daneben. Das Publikum konnte erleben wie ein verrücktes Huhn in verrückten Schuhn den Chicken-Tanz tanzte und sich verfranste. Es nahm einen albernen Hut und alle fanden es gut. Selbst das Waldorf Astoria gratulierte Gloria, die nun ja wieder flüssig war.
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