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![]() DAS KROKODIL AUS KIEL Sieben gereimte Geschichten Anis Hamadeh, 2004 „Das Krokodil aus Kiel“ handelt von einem gefräßigen grünen Reptil, das sich im Nordostseekanal niedergelassen hat. In der ersten Folge versucht es, die Stadtverwaltung davon zu überzeugen, dass es die Bösewichte frisst und dafür die anderen Bürger verschont. („Das ist doch wohl ein Deal“, sagte das Reptil). Die Stadtverwaltung lässt sich aber nicht darauf ein. Zu Recht, wie die Vorkommnisse der zweiten Folge bestätigen: Das Reptil gerät auf dem Wochenmarkt an den Bengel Hektor, der ihm einen Streich spielt. Dabei kommt ein unschuldiger Passant ums Leben, weshalb die Brücke über den Kleinen Kiel heute die Krokodilsbrücke genannt wird. Als Kroko Schuldgefühle bekommt, merkt er, dass seine Tränen doch nur Krokodilstränen sind und spart sie sich schließlich. Auf dem Segelschulschiff Gorch Fock spielt die vierte Folge vom Krokodil aus Kiel. Er frisst die Ohren der Seekadetten und den Telegraf. Noch lange nach dieser schauerlichen Geschichte wollte kein Schiff im Kieler Hafen anlegen. In Folge fünf singt das Krokodil im Kanal aus Einsamkeit eine traurige Melodie. Das hört Kater Blix, der ein PR-Berater ist. Von einem Bummel auf der Kieler Woche erzählt die sechste Geschichte. Schließlich wird Kroko für seine Taten zur Rechenschaft gezogen. |
bambus # 125 - anis 08.08.01 das krokodil aus kiel - fraß ungewöhnlich viel - ihm war das recht egal - es war nicht sehr subtil - und lebte ganz banal - in der wik im nordostseekanal - es war nur ein reptil - doch fressen konnt es viel ... |
bambus # 147 - anis 25.08.01 - für j.s. das krokodil aus kiel - das lebte ohne ziel - im nordostseekanal in der wik - es hörte krokodilsmusik - und fraß forellen in aspik - es war bekannt - im ganzen land - dass kroko unersättlich war - doch blieb er meistens unsichtbar - versteckt im nordkanal - und stieg er aus dem wasser raus - war das total fatal - denn er war kannibale - und fraß weit mehr als aale - wie jedes kind wohl weiß - er fraß die nuss mit schale - und straziatella-eis - den fuß mit der sandale - die eisenbahn mit gleis - ganz ohne fleiß - aus reiner gier - es war ein hungriges getier - wenn du es hörst - dann rette dich - dass du es bloß nicht störst - gleich schnappt es dich - du merkst es nich - und leg das amulett ans bett - sonst kommt das krokodil - das krokodil aus kiel -- samstags hat es lang geschlafen - lief gewöhnlich dann zum hafen - um dort zu flanieren - nebenbei ein kleines frühstück zu organisieren - aus dem trockendock - aber sieh doch, die gorch fock - läuft gerade aus! -- kroko sprang gleich hinterher - delikater schmaus - seekadetten schmecken sehr - ganz besonders frisch vom meer - besser als zu haus -- dem reptil gelang es - sich hangelnd - an der angel - an bord des schiffs zu bringen - wie konnte das gelingen? - da stand er vor dem kommandant - der hat das tier sogleich erkannt - die mannschaft kam schnell angerannt - und war von dem reptil gebannt - bis einer dann die worte fand: - ich denk, ich glaub, ich schiel - das ist das krokodil - das krokodil aus kiel -- die seeleute waren ganz aufgeregt - da! nun hat es sich bewegt - was sollen wir nur machen? - schon verschwand in krokos rachen - der maschinentelegraf - er schmeckte etwas scharf - nach messing - dies komische ding - doch fing - der spaß erst an - wie in der geisterbahn - dem kapitän gings bis ins mark - an diesem sommertag - es war seine letzte fahrt auf der bark - er hatte keinen bock - auf der gorch fock - zu enden - nur konnt er keinen funkspruch senden - denn die vorspeise betraf - bereits den telegraf - darauf war der kroko scharf - es gab auch kein handy - das trug nur der dandy - so schien die besatzung verloren - und das reptil fraß unverfroren - die ohren - der matrosen - ohne salz und soosen - der kapitän blieb ungeschoren - denn er hatte glück - nach dem ohrenschmaus wollt kroko schnell wieder zurück - nach hause in die wik - in seinem bauch war krieg - das messing machte ihn ganz platt - zum ersten mal war er richtig satt - und sprang ohne ein wort - von bord - nach unten auf den hafengrund - er sank wie blei - und war nicht frei - und er war nicht gesund - er schlief ne volle halbe stund - und schwamm dann zum kanal - schon wieder ein skandal! -- is wieder wind - is wieder wind - das krokodil liebt jedes kind - es frisst gern schokolade - und erdbeer-marmelade - das leben wär sonst fade - das wäre viel zu schade - das krokodil ist gruselig - wenn du es siehst, dann gruselts dich - es sorgte für nen schock - auf der gorch fock -- die kieler warn ganz duselig - als sie es in der zeitung lasen - ist ja ungeheuerlich - das freut uns nicht - einigermaßen schauerlich - und absolut bedauerlich -- der käptn wurde interviewt - und der erinnerte sich gut - an seine letzte fahrt - das war ja ganz schön hart - es klang zwar allzu sehr - nach samstags-seemannsgarn - und doch wollte so schnell kein schiff mehr - in den kieler hafen fahrn - man war davon nicht angetan - denn dort verloren - matrosen die ohren - bis auf den kapitan - der zeigte sich schockiert - und ist nach norfolk emigriert -- und wanderer kommst du nach kiel - hüte dich vor dem krokodil - es frisst unglaublich viel |
bambus # 224 - anis 26.02.03 das krokodil aus kiel - verspeiste ziemlich viel - es lebte im kanal - und fraß dort alles kahl - das ließ sich leicht erklären: - es musste sich ernähren - nur eins hat kroko irritiert: - wieso werd ich nicht integriert? - an diesem ort hier, wo ich lebe - wo ich alles von mir gebe - bin doch eine attraktion - welche stadt hat so was schon! -- is wieder wind, is wieder wind - das krokodil kennt jedes kind - es frisst gern schokolade - sonst wär das leben fade - dafür ists viel zu schade -- krokos irritation - gelangte nach ner weile schon - an einen stadtbekannten kater - der war ein pr-berater - und schon sehr erfahren - (das erkannte man unschwer an seinen grauen haaren) - kater blix schlich durch die wik - und hörte krokodilsmusik - vom wasser rüberkommen - zuerst hatte er angenommen - es sei ein radio - doch dem war nicht so - es war ein krokodil - ein singendes reptil - es sang eine traurige weise - ganz leise - als wär es versunken - in kummer ertrunken -- da rief der kater blix: - ich kenn da ein paar tricks - dann wirst du wieder heiter - so sing doch ruhig weiter -- das krokodil es wurde stumm - und sah sich nach dem kater um - hast du denn keine angst vor mir? - ich bin doch so ein schweres tier - da sagte kater blix: - ach so das macht doch nix - das ist mir ganz egal - ich bin da liberal - doch du scheinst ziemlich aufgebracht - was ham se denn mit dir gemacht? -- ach, sagte da das krokodil - es ist im ganzen ziemlich viel - ich bin nicht gerade sehr grazil - und auch nicht unbedingt servil - im grunde sogar fast fragil - und insgesamt ein krokodil - dazu in einer stadt wie kiel - das ist nicht sonderlich bequem - mein image hat wohl ein problem -- da rief der kater blix ganz fix: - das kriegn wa wieder hin - das ist nicht weiter schlimm! - du bist ein individuum - und lebst derzeit im vakuum - die leute ham dich ausgegrenzt - und deine freiheit abgebremst - der fall ist klar wie schnee: - wir gehn zur fdp - die welt braucht das echte - du hast deine rechte -- das krokodil war skeptisch - doch blix blieb dialektisch: - du bist so wie du bist - und wenn du so viel frisst - dann hat das seinen sinn - auch ich bin wie ich bin - wenn die maus das falsch versteht - hat das nicht priorität - also sing nur voller lust - und sei etwas selbstbewusst -- da schiens als ob dem krokodil - die rede blixens wohl gefiel - der setzte oben noch eins drauf: - nun hör mal kroko pass mal auf - wenn die dich einfach so vergessen - dann musst du sie eben fressen - anders hörn die niemals zu - wenn jemand das weiß dann du - also pack die professoren - an den langgezognen ohren - greif dir dann fünf journalisten - nimm am besten von den tristen - schnapp dir gleich noch zwei minister - ritsch und ratsch asta la vista - wirst schon sehn - so wird es gehn - lass dich bloß nicht unterdrücken - gibs zurück in gleichen stücken - und für mich als dank ein zeichen - zwölf prozente würden reichen -- kroko war zunächst verwirrt - hatte blix sich nicht geirrt? - dieser kater war nicht dumm - hoch das individuum! - ja natürlich es war richtig - jede kreatur ist wichtig - hoch die freiheit aller tiere - keiner hungre keiner friere! - und so wurde, schaut mal her - kroko revolutionär - kater blix war das egal - er war durchweg liberal - und wand'rer kommst du in die wik - und hörst du krokodilsmusik - dann sind es freche freiheitslieder - kroko singt sie immer wieder - seht mal her das krokodil - es ist das krokodil aus kiel! |
bambus # 234 - anis 20.06.04 der tag an dem das krokodil - in tausend und ein teil zerfiel - war regnerisch und kühl - ein augenzeuge berichtete - er hatte schon so ein gefühl - das sich später verdichtete - wie ein mosaik - draußen in der wik - lag der grüne freak - als sei nichts passiert - niemand massakriert - monotone wellen - ein paar hunde bellen - späher auf dem turm - ruhe vor dem sturm - eine menschenmenge rollte - auf der straße und sie wollte - kroko liquidieren - seine nieren filetieren - ihn eliminieren - hatten zwiebeln mit dabei - oregano und salz - was das krokodil betraf - nun gings ihm an den hals - wurde überrascht im schlaf - wurde festgebunden - jeder widerstandsversuch wurde überwunden - da ein mann auf einer kiste - las von einer langen liste: - da wäre die literaturmaus - aus dem literaturhaus - dazu ein schriftsteller mit bart - ein herr auf der brücke - mit einer perücke - ihn traf es ebenfalls hart - dann hätten wir noch nen möbelpacker - ferner nen computerhacker - hundertzehn studenten - hühner, tauben, enten - es verloren - matrosen die ohren - touristin verstarb nach karibischer nacht - rentner nach herzinfarkt nicht aufgewacht - segler aus dem boot - heute mausetot - ist zusammen nicht von pappe - geht allein auf krokos kappe - dieses individuum - bringt routiniert personen um - der regeln ungeachtet - heute wirds geschlachtet - man hörte messerwetzen - dann flogen tausend fetzen - es war ein job - für einen mob - ein grauen und entsetzen - sozialer atavismus - an der grenze zum faschismus - kroko hatte angefangen - jetzt musste er selber bangen - sollt sich nicht beklagen - sollt es bloß nicht wagen - kroko hat dann sehr gelitten - wurde in den topf geschnitten - gruseliges mahl - draußen am kanal -- is wieder wind - is wieder wind - das krokodil liebt jedes kind - der schrecken ist vorbei - das war sein letzter schrei -- das publikum schüttelt den kopf - das krokodil im suppentopf - da konnte keiner helfen - nicht zauberer nicht elfen - das krokodil es war nun tot - die kleine stadt wieder im lot - bis journalisten kamen - sie fragten nach dem namen - von dem krokodil - da staunten die leute aus kiel - ob er was hinterlassen hätt - fragte eine dame nett - vielleicht gar ein vermächtnis - fürs kollektivgedächtnis - die stadtverwaltung war pikiert - und hat verdrossen reagiert: - wozu dieses interesse - seis vom tierschutz, seis die presse? - der kroko war ne last - wir haben ihn gehasst - das krokodil - es fraß zu viel - das hat uns nicht gepasst - und für mehr als ein jahrzehnt - hat kein mensch ihn nur erwähnt - niemand sich nach ihm gesehnt - plötzlich kamen fans - wie bei manchen bands - wollten nostalgie - wollten ein genie: - hat uns kroko nicht gelehrt - zu sich selbst zu stehen? - wurde nicht dafür geehrt - musste untergehen - das war sicherlich verkehrt - konnte man so sehen - hätt es ne andere lösung gegeben - wäre der lustige kerl noch am leben - grün war er und schön - er war bekannt - im ganzen land - von pinneberg bis plön - auch die leute in der wik - vermissten krokodilsmusik - vom wasser rüberdröhnen - so war der abschied vom reptil - durchaus ambivalent - die einen freuten sich in kiel - die andern ham geflennt - kroko wurde dann am ende - zur historischen legende - so wie jack the ripper - lassie oder flipper - und wanderer kommst du nach kiel - und findest du kein krokodil - kauf dir ein souvenir - vom legendären tier |
14.11.2007: kro | ko | dil | like
20.08.2004: Die CD |
(27.10.01) Wie die SCHLESWIG-HOLSTEINISCHE LANDESZEITUNG heute berichtet, konnten US-Forscher jetzt das Skelett eines furchterregenden Urzeitkrokodils rekonstruieren, das in der Kreidezeit in Afrika gelebt hat. Das Tier wog acht Tonnen und war etwa so lang wie ein Omnibus. Der Kopf des Krokodils bestand zu 75% aus Maul. Das Reptil hat sich wahrscheinlich von Dinosauriern ernährt und scheint ein ziemlicher Vielfraß gewesen zu sein. |
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