home   ao english   musik   literatur   journalismus   bilder   sprachen   mehr   shop   sitemap
SOMALI
Intro   Deutsch   English   Nederlands   Latina   Français   Italiano   Español   Português   Русский   فارسی   Kurdî   Türkçe   عربي   Soomaali   Toki Pona
Af Soomaali

(04.10.2023) Somalia hat eine faszinierende Sprache („af“) und Kultur. Als ich am 26.12.2016 in der Nähe von Frankfurt den somalischen Sänger Maxamed Lafoole kurz Backstage habe treffen können, siehe Foto, hatte ich mich bereits zwei Monate lang mit dieser Sprache beschäftigt. Man kann ihn zum Beispiel im zweiten Lied meiner Playlist somalischer Lieder hören. Das Foto entstand auf einer dieser berühmten Somalier-Großpartys, die es in mehreren Ländern gibt. Ich war einer von nur zwei oder drei Weißen dort – wobei ich streng genommen gar kein Weißer bin, in diesem Kontext aber wohl. In einer großen Halle hörten die circa 400 Leute, die sich alle schick gemacht und zum Teil lange Wege auf sich genommen hatten, den Musikern zu, saßen in Grüppchen beieinander, entdeckten alte Bekannte und amüsierten sich. Das war schon eine besondere Atmosphäre.

Af Soomaali

(04.10.2023) Somalia has a fascinating language ("af") and culture. When I was able to meet the Somali singer Maxamed Lafoole briefly backstage near Frankfurt on 26.12.2016, see photo, I had already been studying this language for two months. You can listen to him for example in the second song of my playlist of Somali songs. The photo was taken at one of those hugh famous Somali parties that take place in several countries. I was one of only two or three white people there – strictly speaking I am not white, but in this context I was. In a large hall, the 400 or so people were all dressed up and some of whom had traveled long distances. They listened to the musicians, sat together in small groups, discovered old acquaintances and enjoyed themselves. It was quite a special atmosphere.

Materialien und Hintergründe

Ein guter Einstieg ist der YouTube-Kanal von Sam of Somalia. Er ist aus Cornwall und hat eine somalische Frau. Sam lernt selbst Somalisch und in seinen abwechslungsreichen Videos beschäftigt er sich unter anderem mit der Sprache. Ganz gute Websites sind learnsomali.com und Mitsurugis Blog Nabad iyo Caano (Frieden und Milch). Das Phrasenbuch „Somach (ed) (2000): Somali Phrasebook“ kann man ebenfalls meistens online irgendwo bekommen. Was man im Netz findet, ist fast immer auf Englisch, und es ist deutlich weniger als zum Beispiel Farsi, selbst eine im Internet wenig vertretene Sprache für Lerner. Zum Glück steigt die Zahl der Sprachmaterialien im Netz kontinuierlich, daher wird auch Somalisch irgendwann hinreichend vertreten sein. Aufgrund des Bürgerkriegs liegt die somalische Kultur bedauerlicherweise seit den 90er-Jahren brach, sonst sähe es wahrscheinlich jetzt schon anders aus. Mit der Einführung des lateinischen Alphabets 1972 wurde versucht, die Bildungssituation zu verbessern, doch hat das leider nicht funktioniert. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, dass das Land in den 60er-Jahren eine Blüte erlebt hat, die auch Nichtafrikaner in ihren Bann gezogen hat. Diese Blüte hatte viel mit der pentatonischen Musik zu tun, aber auch mit der relativ homogenen, eigentümlichen Kultur.

Resources and Background

A good place to start is the YouTube channel of Sam of Somalia. He is from Cornwall and has a Somali wife. Sam is learning Somali himself and in his varied videos he deals with the language among other things. Quite good websites are learnsomali.com and Mitsurugi's blog Nabad iyo Caano (Peace and Milk). The phrasebook "Somach (ed) (2000): Somali Phrasebook" can also usually be obtained online somewhere. The things on the web are almost entirely in English, and it is considerably less than, say, Farsi, itself a language little represented on the Internet for learners. Fortunately, the amount of language materials on the net is steadily increasing, so Somali will eventually be sufficiently represented. Regrettably, due to the civil war, Somali culture has been lying fallow since the 1990s, otherwise it would probably be different by now. With the introduction of the Latin alphabet in 1972, an attempt was made to improve the educational situation, but unfortunately this did not work. Today, it is hard to imagine that the country experienced a blossoming in the 1960s that captivated even non-Africans. This blossoming had a lot to do with the pentatonic music, but also with the relatively homogeneous, peculiar culture.

Somalisch und Arabisch

Somalisch ist mit ungefähr 12 Millionen Sprechern die bekannteste kuschitische Sprache vor Oromo und Afar. Es handelt sich dabei um die östlichste Untereinheit der afro-asiatischen Sprachfamilie. Zu dieser Famlie gehören die meisten Sprachen des nördlichen Afrikas, vom Mittelmeer bis zur Sahara. Mit der semitischen Sprache Arabisch ist sie nicht verwandt, doch stehen diese beiden Sprachen schon lange in einer engen Beziehung zueinander. Die Somalis haben aufgrund ihrer geografischen Lage sehr früh den Islam kennengelernt – Mekka an der Wasserstraße des Roten Meers ist nicht weit vom Norden des Landes entfernt. Der starke gesellschaftliche und sprachliche Einfluss entwickelte sich aber wohl erst nach dem Jahr 1000 mit dem Handel. Die Händler und Patriarchen brachten eine Fülle von Fremdwörtern in diese wie auch in Dutzende andere Sprachen. Auf dem Minilexikon-Ausschnitt oben lassen sich z.B. folgende arabische Wörter identifizieren:

waalid والِد (Vater), wadani vielleicht von وَطَن (Heimat), wakhti وَقْت (Zeit), shay شَيء (Ding), warqad وَرَقة (Blatt Papier), wasaq وَسَخ (schmutzig), wasiir وَزير, weji وَجْه (Gesicht), welwel وَلْوَلة (Wehgeschrei), wershed وَرْشة (Werkstatt), wicid vielleicht von وَعْد (Versprechen), saaxiib صاحِب (Besitzer; Freund)

Vielleicht ist auch shaqayn aus dem Arabischen, zumindest gibt es ein Verb شَقَّ (schaq-qa), das „mühevoll sein“ bedeutet. Es könnte aber auch eine sehr sehr alte Verbindung sein, dieses Gefühl hatte ich bei manchen Wörtern. Immerhin hat das Somalische den seltenen Kehllaut ع und schreibt ihn grafisch angelehnt als c. Auch die seltenen Kehllaute ق (q) und ح (x) gehören zu beiden Alphabeten. (Somalisch hat übrigens auch ein dh, dass wie ein indisches d klingt, mit der Zungenspitze am oberen Gaumen.)

Heutzutage ist das Arabische neben Englisch die wichtigste Fremdsprache für Somalis. Als Flüchtlingshelfer zwischen 2015 und 2017 habe ich einige Dutzend Somalier kennengelernt und mindestens die Hälfte davon konnte sich auf Arabisch verständlich machen und auch Gespräche führen. Anders hätte ich gar keinen Zugang gefunden. Diese Bedeutung der arabischen Sprache lässt sich nicht allein mit dem Islam erklären, zumindest nicht primär. Es ist eher so, dass es sich gehört, ein wenig Arabisch zu können, bzw. dass es normal ist.

Zu den eigentümlichen Parallelen gehören auch die häufigen Verben yimi (kommen) und odho (sagen), denn sie werden in der Vergangenheit arabisch konjugiert, im ersten Fall: imid, timid, yimid/timid und im Plural nimid, timaaddeen und yimaaddeen. Vergleiche dies mit der Präsens-Konjugation eines arabischen Verbs, z.B. kataba (schreiben): aktubu, taktubu, yaktubu/taktubu und im Plural naktubu, taktubuuna und yaktubuuna. Das ist höchst ungewöhnlich. Diese Verben sind Ausnahmen, die Konjugationstabelle für regelmäßige Verben sieht so aus:

Somali and Arabic

Somali is the best-known Cushitic language, ahead of Oromo and Afar, with about 12 million speakers. It is the easternmost subunit of the Afro-Asiatic language family. This family includes most of the languages of northern Africa, from the Mediterranean to the Sahara. It is not related to the Semitic language Arabic, but these two languages have long been closely related. Because of their geographical location, Somalis were introduced to Islam very early – Mecca on the Red Sea waterway is not far from the north of the country. However, the strong social and linguistic influence probably developed after the year 1000 with trade. The merchants and patriarchs brought a wealth of foreign words into this language as well as dozens of others. On the minilexicon excerpt above, for example, the following Arabic words can be identified:

waalid والِد (father), wadani perhaps from وَطَن (homeland), wakhti وَقْت (time), shay شَيء (thing), warqad وَرَقة (sheet of paper), wasaq وَسَخ (dirty), wasiir وَزير, weji وَجْه (face), welwel وَلْوَلة (wail), wershed وَرْشة (workshop), wicid perhaps from وَعْد (promise), saaxiib صاحِب (owner; friend)

Perhaps shaqayn is also from Arabic, at least there is a verb شَقَّ (shaq-qa) meaning "to be laborious". But it could also be a very very old connection, I had this feeling about some words. After all, Somali has the rare guttural sound ع and writes it graphically aligned as c. Also, the rare guttural ق (q) and ح (x) belong to both alphabets. (Somali, by the way, also has a dh that sounds like an Indian d, with the tip of the tongue on the upper palate).

Today, Arabic is the most important foreign language for Somalis, along with English. As a refugee aid worker between 2015 and 2017, I met a few dozen Somalis and at least half of them could make themselves understood and also hold conversations in Arabic. I would not have found access otherwise. This importance of the Arabic language cannot be explained by Islam alone, at least not primarily. Rather, it is a matter of education to know a little Arabic, or rather, it is normal.

Among the peculiar parallels are the common verbs yimi (to come) and odho (to say), because they are conjugated in the Arabic past tense, in the first case: imid, timid, yimid/timid and in the plural nimid, timaaddeen and yimaaddeen. Compare this with the present tense conjugation of an Arabic verb, e.g. kataba (to write): aktubu, taktubu, yaktubu/taktubu and in the plural naktubu, taktubuuna and yaktubuuna. This is highly unusual. These verbs are exceptions; the conjugation table for regular verbs looks like this:

Einige weitere sprachliche Besonderheiten

Es gibt zwei Formen von „Wir“ im Somalischen, je nach dem, ob der oder die Angesprochene dazugehört oder nicht. Es gibt sogenannte Fokus-Marker und Klassifikatoren wie baa und waa. Damit wird der Fokus des Satzes auf ein bestimmtes Satzteil gelenkt. Kurmanci-Kurdisch hat etwas Ähnliches, und, so weit ich weiß, auch Japanisch. Ist für Außenstehende nicht leicht zu verstehen und bedarf einiger Übung. Manche sagen, dass es sich um eine tonale Sprache handelt, also eine, bei der die Tonhöhe bedeutungsrelevant ist. Dies konnte ich bislang nicht verifizieren. Es ist eine recht schwer zu lernende Sprache, aber eine schöne. Nach sieben Jahre habe ich zwar das meiste von dem wieder vergessen, das ich damals gelernt hatte, aber ein paar Grüße und Wörter sind noch da, denn ich möchte nicht auf das verblüffte Gesicht von Somalis verzichten, wenn sie unverhofft in ihrer Sprache angesprochen werden.

Some More Linguistic Peculiarities

There are two forms of "we" in Somali, depending on whether the person addressed is part of it or not. There are so-called focus markers and classifiers such as baaand waa. These are used to direct the focus of the sentence to a particular part of the sentence. Kurmanci Kurdish has something similar, and, as far as I know, so does Japanese. Is not easy for outsiders to understand and requires some practice. Some say that it is a tonal language, that is, one in which pitch is relevant to meaning. I have not been able to verify this so far. It is quite a difficult language to learn, but a beautiful one. After seven years, I have forgotten most of what I learned then, but a few greetings and words are still there, because I don't want to miss the amazed face of Somalis when they are unexpectedly addressed in their language.

                                  up
Datenschutzerklärung und Impressum (data privacy statement and imprint)