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Datenbank zum Diskurs Palästina/Israel/Deutschland/Arabische Welt/Islam. - Database on the discourse Palestine/Israel/Germany/Arab World/Islam.
2006



Weiter 2005

Die Welt, 21.01.06, "Wirbel um Bundeszentrale für politische Bildung. Präsident Krüger muß sich wegen des angeblichen Israel-Bildes seiner Einrichtung zur Wehr setzen." von Lars-Broder Keil
www.welt.de/data/2006/01/21/834403.html Bereits die Überschrift ist bemerkenswert: Jemand muss sich wegen eines angeblichen Bildes zur Wehr setzen. Dass ein solch wirrer Gedanke im konservativen Journalismus eine Überschrift ist, verwundert. Sich wegen eines Bildes zur Wehr zu setzen, ist bereits seltsam genug, aber auch noch ein angebliches Bild. Handwerklich schlecht geht es weiter: "Kritiker werfen der Bildungseinrichtung vor", heißt es da, aber warum bleiben diese Kritiker im Dunkeln? "Watzal gilt als scharfer Kritiker Israels. In Internetforen und Zeitungsartikeln wird ihm eine extreme antiisraelische Einstellung vorgeworfen. Zudem würde er Bücher, die als antisemitisch eingestuft seien, positiv rezensieren." schreibt Herr Keil, aber von wem? Wessen Meinung wird hier transportiert? Wer stuft Bücher als antisemitisch ein und auf welcher Basis und mit welchen Konsequenzen? Herrn Watzal wurde, heißt es dann, einst vom Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung vorgeworfen, er habe "Klischees bedient". Interessant, wie viel politisch relevante Macht so ein Zentrum für Antisemitismusforschung hat.
Dann dieser Satz: "Weil aber die Kritik an Watzals Texten nicht abreißt, will Krüger nun untersuchen lassen, ob dieser 'manifest antisemitisch' sei." Zunächst fehlt wieder die Quelle. Wer lässt die Kritik an Watzals Texten nicht abreißen? Da niemand genannt wird, muss man inzwischen DIE WELT selbst die Lücke füllen lassen, was unehrenhaft für die Zeitung ist, weil sie sich verstecken muss. Früher waren die Konservativen oft aufrichtiger und bedurften nicht des Hinterhaltes. Das gehörte früher stärker zu ihrer Identität. - Der zweite Teil des Satzes wirft ungestellte Fragen auf. Wie untersucht man, ob jemand manifest antisemitisch ist? Wer untersucht es und mit welcher Lizenz? Wie definiert dieser Jemand den inzwischen stumpf und untauglich gewordenen, hoch-suggestiven Begriff "Antisemitismus"? Was geschieht mit dem Verurteilten, wenn er so verurteilt wird? Inwiefern ist dies ein politischer, gar ideologischer Vorgang? Werden durch solche Prozesse neue Obrigkeiten erzeugt und alte beteuert?
Herr Watzal solle sich von einem "Milieu distanzieren", wird ihm im Folgenden nahegelegt. Er soll in seinen Schriften die Besatzung als "alleinige Ursache des palästinensischen Terrorismus" dargestellt haben. DIE WELT hat sich ja nie besonders auffällig für Ursachen von Terror interessiert und affirmiert das hier. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass DIE WELT seit dem Elften September irgendetwas Intelligentes zum Thema Terror-Ursachen geschrieben hätte.
Basis des ganzen Artikels ist der "Konsens deutscher Nachkriegspolitik", der eingangs genannt, aber nicht erklärt wird. Da viele Dinge nicht erklärt werden, nur angedeutet, ist dies eine insgesamt schlechte journalistische Arbeit. Da mag auch ein wenig Neid dahinter stecken, denn Ludwig Watzal pflegt solide zu argumentieren und ist diesem Niveau weit überlegen. Jeder, der ihn gelesen hat, merkt das sofort. Na, und was ist denn nun der Konsens deutscher Nachkriegspolitik? Die Existenzsicherung Israels, nicht wahr? Die totale Existenzsicherung. Koste es, was es wolle. Die totale Mauer. Millionen Flüchtlinge. Jeden Tag Tote. Angst und Schrecken. Der Konsens deutscher Nachkriegspolitik.
Insofern sollte man in der Tat das Schlusszitat der CDU-Politikerin Köhler genau lesen und sich fragen, ob Ludwig Watzal nicht mehr als irgendjemand anderes diesen Auftrag erfüllt: "Die Bundeszentrale für politische Bildung hat als Leitbild aufgetragen bekommen, das demokratische Bewußtsein in der Bevölkerung zu fördern. Es ist nicht der Ort, um falsche Ideologien zu verbreiten", sagte sie der WELT.
Eine Medienkritik von Anis Hamadeh

Die Welt, 12.04.06, "Neutralität ist nicht möglich. Kolumne - Israel und die Palästinenser" von Jeffrey Gedmin
www.welt.de/data/2006/04/12/873333.html Günter Schenk, F-67930 Beinheim, membre du Collectif Judιo-arabe et citoyen pour la Paix, Strasbourg, schreibt: Ich maße mir nicht an, Herrn Gedmins Menschenbild zu kritisieren, dies ist seine eigene Angelegenheit. Es scheint mir aber, dass er seit seiner Kindheit doch nicht viel dazugelernt hat. Es mag einem in der amerikanischen Provinz aufgewachsenen Katholiken schwer fallen, zwischen Juden und Israeli zu unterscheiden, es mag ihm auch schwerfallen, zwischen Besatzern und Besetztem zu unterscheiden, überhaupt zu differenzieren. Das liegt außerhalb seines Erfahrungshorizontes. Man kann ihn schwerlich für das mangelhafte Bildungswesen seines Landes verantwortlich machen. Wer aber ist bereit, den Herrn Gedmin darüber aufzuklären, dass es keinesfalls "die Juden" sind, die nach Mearsheimer und Walt in erpresserischer Weise Einfluss auf Regierungen, ja die mächtigste Regierung der Welt nehmen, sondern, dass es sich um eine, nennen wir sie einmal Camarilla selbsternannter mächtiger Vertreter, handelt, die keinesfalls das Recht beanspruchen dürfen, im Namen "der Juden" zu sprechen, zu agieren, dies aber wider besseres Wissen dennoch tun, dabei die Interessen ihres Landes mit denen eines Anderen (so der Vorwurf) verwechseln?

Eines aber hat er doch gewiss von seinen Eltern gelernt: dass Diebstahl Unrecht ist. Und so ist es nun einmal, nicht Palästinenser haben Israeli millionenfach vertrieben, hunderte ihrer Dörfer mutwillig zerstört nur um keine Zeugnisse vorheriger Besiedlung zu hinterlassen, nicht Palästinenser stehlen den Israeli ihre Trinkwasservorräte, es ist Israel, nach neuester Entwicklung im Jordantal, die den Menschen in ihre angestammten Heimat gerade noch 12 % ihres ursprünglichen Landes überlassen, dazu eingekerkert in mehrere abgeschottete "homelands" (ein Begriff aus dem "alten" Südafrika)? Nicht Palästinenser nehmen Israeli das höchste Gut für ihre Kinder: Bildungsmöglichkeiten. (so begann es übrigens auch in Deutschland, in den dunkelsten 30er Jahren!) Das alles könnte Herr Gedmin in seiner Kindheit gelernt, im Erwachsenenleben vertieft haben, wenn, ja wenn... Und es wäre verständlich, wenn er nicht mehr neutral sein könnte. Denn, seit wann ist es möglich, in Beziehung zu Besatzern und Besetzten neutral sein?

Schlimmer noch, Herr Gedmin ist froh, wenn Israel auf fremdem Boden eine Mauer baut um ein ganzes Volk einzusperren. Bemerkt er garnicht, dass es sich dabei selbst aussperrt von der Möglichkeit gedeihlicher Zusammenarbeit mit Anderen? Er, der lange genug, vor dem Mauerbau, hinter einer tatsächlich schlimmen Mauer hat leben dürfen, allerdings, als US-Staatbürger, geschützt durch das Potsdamer Abkommen, mit einem Checkpoint Charly, den er im Straßenkreuzer sitzend, bequem überqueren durfte? Herr Gedmin ist parteiisch geworden, so sagt er dem Leser der WELT? Da ist ihm nur eines zu antworten: wer bei Unrecht schweigt, schlimmer noch, diesem zustimmt macht sich mitschuldig. Ob er einmal an seine Mitschuld gedacht hat, er, der "das Ding" - die bis zu 9 m. hohe Apartheid-Mauer lobt?
Post Scriptum: Mr. Gedmin, to qote Malcolm X: "Dont't stick a knife in me nine inches, pull it out six, and call it "progress"

Heise.de (Telepolis), 29.05.2006, "Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Von der Unfähigkeit, Klartext zu reden" von Marcus Hammerschmitt
www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22744/1.html Untertext: "Trotz zahlloser Hinweise auf eine kollektive Begeisterung der Palästinenser für die Vernichtung Israels, trotz der kollektiven gewalttätigen Arbeit an diesem Ziel ist kaum jemand in der Lage, das deutlich zu benennen. Warum?" Anis' Kommentar: Ein schlimmer, rassistischer Artikel. Über "echte Palästinenser", die (immer schon) mit Nazis kollaborieren. Der Nationalsozialismus wird auf die Palästinenser projiziert. Das verdrängte deutsch-jüdische Trauma lässt den Feind in Ersatzpersonen erscheinen, um der eigentlichen Konfrontation zu entfliehen und sieht eine "Wiederaufladung des palästinensischen Antisemitismus". Wenn man versucht, mit Steuerung+F die Begriffe "Menschenrechte" oder sogar "Vereinte Nationen"/"UNO", "UN-Beschlüsse" in dem Artikel zu finden, wird man nicht fündig. Auf welchen Werten beruht der Artikel dann? Nach welchem Maßstab urteilt er in dieser harschen Form? Gut sichtbar ist, dass in philosemitischen Texten im Zusammenhang mit Palästinensern und Muslimen ohne weiteres von Täterkollektiven die Rede sein darf: "Und wenn die Palästinenser sich noch so sehr wie ein Täterkollektiv verhalten - sie so zu bezeichnen, das darf nicht sein. Natürlich geht das islamistische Täterkollektiv über die Palästinenser hinaus." Der Autor Marcus Hammerschmitt scheint die Palästinenser neu erfinden zu müssen, um ihnen alles anhängen zu können, was bei ihm schief läuft: "Gäbe es Israel nicht, dann müssten die Palästinenser es erfinden, um ihm alles anhängen zu können, was bei ihnen schief läuft." Heise.de/Telepolis veröffentlicht also auch rassistische Artikel, war mir neu.

Qantara.de, 23.06.2006,"Arabische Medien und die Wahrnehmung des Westens. Differenzierte Sicht statt selektive Momentaufnahme. Vermehrt wird arabischen Satellitensendern vorgeworfen, ihrer Öffentlichkeit ein einseitiges und antiwestliches Bild zu vermitteln. Bashar Humeid ist der Frage nachgegangen, inwiefern dieser Vorwurf nur zum Teil der Realität in der arabischen TV-Landschaft entspricht.
www.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-469/_nr-528/i.html

Nordbayerische Nachrichten 23.06.2006, Leserbriefseite (hier zitiert aus einer Rundmail),"Nie wieder Krieg! - wir sind schon mitten drin" von Werner Schramm
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, (...) "Krieg ist niemals ein unabwendbares Schicksal. Krieg bedeutet immer eine Niederlage für die Menscheit", sagte Papst Johannes Paul II im Januar 2003. Kürzlich sah ich die grauenvollen Photographien von Kindern, die ohne Gehirn zur Welt kamen, nur ein Auge oder die ein riesiges Loch im Rücken hatten - eine schier endlose Liste von Mißbildungen. Der Photograph Takashi Morizumi aber auch Prof. Dr. med. Siegwart-Horst Günther haben sie im Irak aufgenommen. Sowohl in Afghanistan als auch im Irak wurden tonnenweise Depleated Uranium (abgereichertes Uran) verschossen. Ganze Landstriche sind auf Jahrmillionen mit radioaktiven Partikeln verseucht. Fachleute bezeichnen diese Munition als "schmutzige Bomben", die massenhaft Menschen umbringen können.
Nach dem Einsatz von Uranmunition ist die Zahl der Menschen mit Mehrfachkrebs sowohl in Afghanistan als auch vor allem im Irak sprunghaft angestiegen. Schätzungen gehen aufgrund der Fallzahlen davon aus, daß bis zum Jahr 2050 mehr als Zweidrittel der irakischen Bevölkerung nicht mehr am Leben sein wird. Auch in amerikanischen Soldatenfamilien mehren sich die Fälle von schwersten Erkrankungen und mißgebildeten Neugeborenen. Wir können doch nicht länger zu alledem schweigen, gerade weil Deutschland bislang direkt oder indirekt die Kriegskarte mitgespielt hat! Aber nicht in meinem Namen.
Es liegt auch in unserer Verantwortung, endlich die Friedenshand zwischen Christen und Moslems zu reichen. Stattdessen scheint längst ein neuer, unvorstellbar grausamer Krieg geplant zu sein, der ein voller Atomkrieg werden soll - damit er nicht so teuer wird wie im Irak.
Wo sind die echten Konservativen, Sozialdemokraten, Linken, für die einst "Nie wieder Krieg" eine Verpflichtung für die Zukunft vor allem unserer Kinder war? Wir haben uns die Menschen, in die "Freiheit" und "Demokratie" hineingebombt wurden, sicherlich nicht zu Freunden gemacht - im Gegenteil: unzähligen Menschen ist die Hoffnung genommen, daß sie gesund bleiben und normale Kinder zeugen bzw. gebären. Kaum jemand scheint sich bewußt zu sein, daß mit der Beseitigung von Saddam etwas viel Schlimmeres zurückgelassen wurde. Müßte man das nicht als Verbrechen gegen die Menschheit und Gott bezeichnen? Wann beginnen wir endlich, das angerichtete Leid zu lindern? Mit freundlichen Grüßen
Werner Schramm

Los Angeles Times 25.06.2006, "War's Iraqi Death Toll Tops 50,000. Higher than the U.S. estimate but thought to be undercounted, the tally is equivalent to 570,000 Americans killed in three years. By Louise Roug and Doug Smith, Times Staff Writers
In einer eMail schreibt Sylvia Weiss: Los Angeles Times schreibt heute, daß im Irak viel mehr irakische Zivilisten getötet wurden seit dem Krieg 2003, als bisher angenommen; ca. 50.000. Die Zeitung stützt sich u.a. auf Zählungen in Bagdader Krankenhäusern. Viele Tote wiesen Folterspuren auf. Grüße, Sylvia Weiss

SZ, 27.06.2006, S. 13, "Psychische und ökonomische Ermattung. Die neuen Strategien des Terrorismus und die Abwehrmöglichkeiten des demokratischen Staates" von Herfried Münkler (lehrt Theorie der Politik an der Humboldt-Universität in Berlin) Anis: Dies ist die uralte Geschichte darüber, dass die Obrigkeit sich für die Ursachen von Missständen und Gewalt nicht interessiert und versucht, sie zu verdrängen, um die eigene Sphäre zu erhalten. Selten allerdings findet man eine solch fadenscheinige Argumentation. Das müssen die Zeiten sein. Spaltenweise geht es in dem Artikel um eine akademisch-positivistische Darstellung "des Terrorismus", wobei Staatsterrorismus nicht einmal erwähnt wird, dafür aber "der Westen" als Opfer. Es geht um Abgrenzung gegen Partisanen, Klassifikationen, Ziele, Schutzmaßnahmen, Fremdwörter, Klugheiten. Im kurzen Schlussabsatz dann dieser Quatsch: "Aber wie steht es mit der Beseitigung dessen, was man gerne als die Ursachen des Terrorismus bezeichnet? Nimmt man diese Aufgabe ernst, handelt es sich um ein offensives Projekt." Bis hier her geht es ja fast noch, aber es steigert sich mit jedem weiteren Satz ins Fantastische: "Offensives Agieren erfordert mehr Kräfte und Ressourcen als die Defensive. Das Bemühen um die Verhinderung von Panik und Hysterie der eigenen Bevölkerung ist defensiv. Wer sich um die Defensive gekümmert und danach noch Kraft zu mehr hat, mag über offensives Agieren, also Beseitigung der Ursachen des Terrorismus, nachdenken. Wer es tut, ohne zuvor auf die Abwehr bedacht gewesen zu sein, handelt unverantwortlich oder redet bloß ins Ungefähre. Das war in den letzten Jahren viel zu häufig der Fall." Das Erstaunlichste ist, dass die Ursachen von Terrorismus inhaltlich überhaupt nicht angesprochen werden. Es bleibt auf der reinen Propaganda-Ebene und zeigt so ungewollt das Tabu. Dieser Artikel ruft zur "Defensive" auf und wir wissen ja, was alles so genannt wird. Gaza, Bagdad, oder auch der "Zurόckbeschuss" auf Polen 1939... - Ich stelle mir einen Arzt vor, der sich weigert, die Krankheit zu diagnostizieren, weil er zu beschäftigt ist mit den Symptomen seines Patienten und weil er fürchtet, selbst krank zu sein. Es ist betrüblich mitanzusehen, wie auch nach Jahren noch die Süddeutsche Zeitung in ihrem Loch pappen bleibt und solche Artikel veröffentlicht. Das erfordert offensives Agieren, zumal die Bevφlkerung mit solchen Artikeln getδuscht wird.

04.07.2006, Diana Al-Jumaili aus Leipzig schreibt in einer Rundmail: Entschuldigt die Störung - ich weiß, es ist heiß, jeder hat genug zu tun und heute Abend ist Fußball. Aber ich kann nicht anders... Zu den jüngsten Maßnahmen (heute/gestern) zur "Geiselbefreiung" - selbstverständlich alles im Namen des eigenen Existenzrechtes und damit völlig gerechtfertigt - gehören:
1. Bombardierung der Islamischen Universität in Gaza-Stadt (nach paläst. Angaben keine Verletzten, "lediglich" die Gebäude sind zerstört)
2. Drohungen an die Palästinenser, die wahrlich an das Alte Testament erinnern: "Israel hatte die Palästinenser gewarnt, dass der "Himmel auf sie herabfallen" werde, sollten die Entführer dem 19-jährigen Rekruten Gilad Schalit etwas antun. Ministerpräsident Ehud Olmert schloss Verhandlungen mit den Geiselnehmern erneut aus und warnte davor, dass die Bemühungen um die Befreiung der Geisel zu einem "langen Krieg" werden könnten."
3. Drohungen an Syrien: "Syrien werde sich seiner Verantwortung für gegen Israel gerichtete Aktionen palästinensischer Extremisten nicht entziehen können, weil es deren Führer beherberge, erklärte die israelische Außenministerin Tzipi Livni während ihres am Dienstag beendeten Russland-Besuches. Für den Schutz, den sie Führern der palästinensischen Hamas angedeihen lasse, werde die Regierung in Damaskus Rechenschaft ablegen müssen, sagte Livni in einem von der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax verbreiteten Interview. "Syrien wird begreifen müssen, dass es für die Protektion der Hamas und die Aufnahme von deren Führern gerade zu stehen hat", sagte die Außenministerin. Der israelische Verteidigungsminister und stellvertretende Ministerpräsident Amir Peretz hatte am Vortag erklärt, Syrien werde zur Verantwortung gezogen, sollte dem von palästinensischen Extremisten verschleppten Soldaten Gilad Shalit etwas zustoßen. Für die Entführung sei die Hamas-Spitze in Damaskus verantwortlich, und die Regierung in Damaskus sei mitverantwortlich, weil sie der Hamas Unterschlupf gewähre."
Zur Erinnerung: Der Sommersitz Bashar al Assads war letzte Woche schon mal Erkundungsziel der israelischen Luftwaffe.
Und die andere Seite?
"Angesichts der weiter andauernden Militäroffensive Israels im Gazastreifen hat der bewaffnete Arm der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas mit Anschlägen gegen öffentliche Einrichtungen und Bauten in Israel gedroht. "Die Ezzedin-al-Kassam-Brigaden warnen den zionistischen Feind: Wenn die Militäroperationen andauern, werden wir die gleichen Ziele des Besatzers treffen", erklärte der Sprecher der Gruppe, Abu Obeida, am Sonntag."
So also befreit Israel Geiseln... Und die Welt?
Annan kritisiert halbherzig. Die EU "ruft Israel auf, äußerste Zurückhaltung zu wahren und ein unverhältnismäßiges Vorgehen zu vermeiden", heißt es in einer am Montag von der finnischen EU-Ratspräsidentschaft veröffentlichten Erklärung des EU-Rats. Die EU sei "über die Situation, wie sie sich in den letzten Tagen zwischen Israel und den Palästinensern entwickelt hat, höchst besorgt". We are not amused - wenn es doch wenigstens diese Schärfe hätte...
Und die Schweiz (die wundervoll Ungebundenen): "Die Schweiz hat nach der jüngsten Eskalation im Konflikt in Nahost eine Million Franken (640.000 Euro) für humanitäre Hilfe im Gaza-Streifen zugesagt. Das Geld soll der Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern dienen. Bereits früher wurde eine Million für den Kauf von Medikamenten bewilligt. Das Vorgehen der israelischen Armee wurde vom Schweizer Außenministerium (EDA) scharf kritisiert. Verschiedene Aktionen der israelischen Armee verletzten den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und stellten eine verbotene kollektive Bestrafung der Bevölkerung dar, teilte das EDA am Montag mit. Der Angriff etwa auf den Amtssitz des palästinensischen Ministerpräsidenten Ismail Haniyeh oder die Zerstörung eines Elektrizitätswerks, unter der nun 700.000 Menschen litten, seien nicht zu rechtfertigen."
Viele Grüße, Eure Diana (Quelle der Fakten: www.derstandard.at, 04.07.2006).

05.07.06, PRESS RELEASE: European Jews for a Just Peace (EJJP Germany), International Solidarity Movement (ISM Germany), For the Israeli government, the entire Palestinian people constitute a terrorist entity. Israel claims their actions in Gaza over the past days demonstrate surgical military precision. The Israeli Army has some of the most advanced weaponry in the world. There is no reason to question whether the bombs hit their intended targets. A terrorist power station, terrorist bridges and a terrorist sports field were deliberately destroyed. 700,000 Palestinians are meant to be without terrorist electricity and, as a result, without terrorist water. Sonic booms - unsurgical and unconnected with the life of Corporal Galit - have intentionally caused mental distress amongst terrorist children. Approximately 200 terrorist incubators have been shut down. More than 600 kidney patients have lost terrorist dialysis treatment. Almost 300 terrorist life support machines have been turned off. Eight democratically elected terrorist cabinet members, and several more democratically elected terrorist members of the Palestinian parliament were arrested, a decision taken some days ago and signed off on by the Israeli Attorney General. The Israeli 2006 siege of Gaza is the 2004 siege of President Arafat's Muquata compound writ large, inflicted on millions. Never have the words "to exist is to resist" been more applicable.

13.07.2006, Spiegel Online,"Israel in der Kidnapping-Falle. Israels massive Militäroffensive im Libanon soll beweisen, wie entschlossen das Land ist. Tatsächlich zeigt diese Reaktion: Die Hisbollah kann Israel zu einem Krieg zwingen. Die Islamisten-Miliz profitiert davon, denn sie ist plötzlich wieder wichtig." von Yassin Musharbash
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,426630,00.html Endet mit: "Gelingt es nicht bald, diesen faktischen israelisch-libanesischen Krieg einzudämmen, den die Hamas mit perfider Logik und Konsequenz herbeigeführt hat, wird es keinen Gewinner außer der Hisbollah geben." Yassin Musharbash nennt die Hamas als Herbeiführerin des neuesten israelischen Krieges. Israel wird als Opfer dargestellt, das "in eine Falle hineingetappt" ist. Dass Israels jahrzehntelange Gewalt- und Kolonialpolitik Ursache des Konflikts im Nahen Osten sein könnte, wird nicht thematisiert. Dieser Aspekt wird vollständig ausgeblendet. Der Journalist schreibt, dass Israel "sich selbst zwingt, härter zuzuschlagen, als ihm eigentlich Recht ist". Es ist die Art von Verständnis für Täter, die man aus autoritären Situationen kennt. Und wenn der Augenschein noch so deutlich ist, Israel darf in Deutschland nicht offiziell verurteilt werden, weil es die Doktrin ist. Yassin Musharbash schreibt auch für die taz und andere Zeitungen.

13.07.2006, Süddeutsche Zeitung, "Israel. Vor einem Nahostkrieg. Die Offensiven in Libanon und im Gaza-Streifen mögen Israel eine Atempause verschaffen. Ein Rezept für ein Ende des Terrors sind sie nicht. Und die Welt schaut tatenlos zu." von Thorsten Schmitz
www.sueddeutsche.de/,tt1l1/ausland/artikel/620/80540/ Darin: "Jeder Staat der Welt besitzt das Recht, sich gegen Angriffe von Terrorgruppen zu wehren. Israel selbstverständlich auch." Und: "Den Krieg haben die Hisbollah und die palästinensischen Terrorgruppen erklärt, nicht Israel." Dann: "Die Palästinenser hätten sich seitdem um die Ausarbeitung einer Verfassung kümmern können. Stattdessen bauen sie Kurzstreckenraketen." Israels Reaktion wird zwar "überproportional" genannt, das Feindbild ist aber deutlich: DIE Palästinenser bauen Raketen. Schmitz merkt nicht, wie er hier Kategorien vermischt und Völkerrechtsbrüche vor sich selbst rechtfertigt. Terrorgruppen können rechtlich gesehen ebenso wenig einen Krieg erklären wie Bin Laden. Keineswegs schaut die Welt tatenlos zu, wie die Überschrift suggeriert, vielmehr ist das Zuschauen eine Unterlassungs-Tat. Es ist richtig, dass Israel in diesem Kommentar kritisiert wird, aber selbst für Rachegefühle des bis an die Zähne bewaffneten Militärs zeigt der Journalist noch Verständnis: "Israels junge und kriegsunerfahrene Regierung ist jedoch dem Dilemma ausgesetzt, dass ihre militärischen Reaktionen auch von Rache und Vergeltung getragen werden. Andererseits: Welche Optionen hat Israel denn, wenn es seine Bevölkerung schützen möchte?" Schmitz stellt sich nicht die Frage, welche Optionen die Palästinenser oder jetzt die Libanesen haben, weil es ihm um Israel geht. Er hat für die einen ein Maß und für die anderen ein anderes Maß. In seiner Hilflosigkeit ruft Schmitz am Schluss die USA und die EU an, etwas zu unternehmen, ausgerechnet die.

14.07.2006, Frankfurter Allgemeine Zeitung, S.1, "Kommentar. Das alte, grausame Spiel" von Wolfgang Günter Lerch
www.faz.net/s/RubDDBDABB9... Darin über den Angriff auf den Libanon: "Daß Israel die Entführten durch diese Aktion freibekommt, ist wenig wahrscheinlich. Wenn das gelänge, könnte dem doppelten Militärschlag (zuerst Gaza, jetzt Libanon) noch ein Sinn abgewonnen werden." So werden zivile Tote zu unwichtigen Nichtmenschen gemacht. Auch Palästinenser sind keine Menschen, sondern Objekte: "Die außerlegalen Liquidierungen palästinensischer Führer durch Israel bieten den Militanten unter den Palästinensern (und anderen) immer wieder den Vorwand, auch den übelsten, menschenverachtendsten Terror zu 'rechtfertigen'." Die Tötungen werden nicht verurteilt, sondern nur hinsichtlich ihrer pragmatischen Folgen für Israel betrachtet. Ebenso hier: "Solange die Palästinenser unter den gegenwärtigen, oft entwürdigenden Umständen leben müssen, wird die arabische Umgebung Israels die Angriffe von Organisationen wie der Hizbullah oder Hamas als gerechte Gegenwehr empfinden." Das bedeutet, dass die entwürdigenden Umstände nicht so schlimm sind, sondern in der Empfindung von Gegenwehr besteht eine Gefahr für Israel. Über die arabische Welt schreibt Lerch: "Seit dem Fahd-Plan vor vielen Jahren haben die arabischen Staaten keinen Vorschlag mehr gemacht, der geeignet wäre, das israelische General-Mißtrauen zu besänftigen." Er erwähnt nicht, dass Israel sich für den Fahd-Plan nicht im mindesten interessiert hat und kann sich nicht vorstellen, dass jemand auch Israel gegenüber berechtigt misstrauisch sein kann. So lässt am Ende auch Lerch Israel gewähren: "Die Politik hat im Augenblick abgedankt. Konzepte wie die 'Roadmap' scheinen beiseite gelegt zu sein. Man treibt das alte, grausame Spiel von Schlag und Gegenschlag, wobei Israel die härteren Mittel einsetzen kann."

14.07.2006, Die Welt Online, "Flächenbrand in Nahost? Der Konflikt in Nahost eskaliert: Raketen auf Israel, Angriffe auf den Libanon, Gewalt im Gaza-Streifen. Was heißt das für die Region? Werden weitere Länder in den Krieg gezogen? Lord George Weidenfeld, einer der bekanntesten Kenner internationaler Politik, schreibt exklusiv für "Welt Online".
Darin: "Auch die israelische Regierung steht unter enormem Druck. Zwar hat sie 80 Prozent der Bevölkerung hinter sich. Doch Ministerpräsident Ehud Olmert ist erst seit ein paar Monaten im Amt. Er hat noch nicht das Vertrauen, das seinem Vorgänger Ariel Scharon, einem erfahrenen Soldaten und Kriegshelden, entgegengebracht wurde. Er muß nun beweisen, daß er ein Mann ist, der handelt. Ein Regierungschef, der auch zuschlagen kann." Handeln ist also zuschlagen... Wer zuschlägt, bekommt Vertrauen... Was ist das für eine Welt? Meine nicht. Was für ein Bild bekommt man da von Israelis? Und von Lord George Weidenfeld? (1949 holte ihn der erste israelische Präsident, Chaim Weizman, als Berater nach Israel.)

14.07.2006, Die Welt, Kommentar: "Israel in Not" von Andrea Seibel
www.welt.de/data/2006/07/14/958435.html Darin: "Israel marschiert in den Libanon ein. Was Franzosen und Russen umgehend als 'Kriegshandlung' geißeln, wird von den USA und Deutschland wohlverstanden als Akt der Selbstverteidigung." Deutschland hat auch den Angriff auf Danzig 1939 als Akt der Selbstverteidigung betrachtet, darauf muss man nicht viel geben. Es gibt Gesetze, die uns sagen, was das für ein Akt war. Dann: "Israel hat keine Wahl. In einem hochgradig feindlichen Umfeld, in dem man bei Libanon, Syrien oder Iran nicht von 'Nachbar'-Staaten sprechen kann, scheint dies die einzige Sprache, die Terroristen verstehen." Seibel meint hier nicht Terroristen, sondern die Bevölkerungen, denn die sind ja betroffen. Sie sieht Israel existenziell bedroht: "Israel muß weiter mit der schier unerträglichen Tatsache leben, daß ein Großteil der arabischen Welt es am liebsten ausgelöscht sähe." Der klassische Vernichtungstopos. Er basiert auf der These, dass es einen allgemeinen Hass auf Juden gibt, der im Westen kontrolliert werden kann, der aber im Osten wütet. Der Vernichtungstopos wird unabhängig von Handlungen des sich selbst "Judenstaat" nennenden Israels verwendet. Juden sind immer Opfer: "Man hat sich vergangenes Jahr aus Gaza und Jahre zuvor aus dem Südlibanon zurückgezogen und auf politische Lösungen gesetzt. Doch dies wurde nur als Schwäche interpretiert - eine bittere Lektion." Selbst die deutsche Presse weiß, dass Israel nicht auf politische Lösungen gesetzt hat. Wo denn? Beim Mauerbau auf fremdem Gebiet? Bei den Tötungen? Dem Abzug aus Gaza und dem Libanon ging eine Besatzung voraus, die in beiden Fällen nicht mit dem Gesetz zu vereinbaren war. Der Schluss: "Israel ist in Not. Der neuer Premier Ehud Olmert nennt die Militärintervention eine 'Operation angemessener Preis'. Er ist sich der Gefahr der Eskalation bewußt. Israel braucht mehr Unterstützung denn je." Man soll diese kriegerischen Handlungen also auch noch unterstützen! Dieser Kommentar ist geeignet, den Konflikt weiter zu verschärfen. Auf mich wirkt er kriegslüstern.

14.07.2006, Frankfurter Rundschau: "Juden werfen Steinmeier einseitige Kritik vor" von rtr Darin: "Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier in der Nahost-Krise scharf angegriffen und ihm Einseitigkeit auf Kosten Israels vorgeworfen." Steinmeyer unterstützt Israel bereits jenseits aller Rechtsbegriffe, was wollen die denn noch? "Steinmeier versuche offenbar, durch eine israelkritische Haltung eine gute Ausgangsposition für mögliche weitere Atom-Gespräche mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zu erreichen, sagte Generalsekretär Stephan Kramer am Freitag." Solche misstrauischen Mutmaßungen in die Öffentlichkeit tragen kann nicht jeder in Deutschland. Es dürfen nur wenige, besser gesagt. "Auch Zentralrats-Vizepräsident Dieter Graumann warf dem SPD-Politiker Steinmeier vor, mit zweierlei Maß zu messen. 'Seine öffentliche Verurteilung der Raketenangriffe auf israelische Zivilisten haben wir bis jetzt vermisst', sagte Graumann." Zweierlei Maß? Menschenrechtler wünschen nichts anderes als dass mit einem Maß gemessen wird. Dies ist in Deutschland aus ideologischen Gründen aber nicht möglich: Wir stehen zur israelischen Regierung. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland verwendet heute seine Macht dazu, die gewalttätige israelische Regierung bedingungslos zu unterstützen. "Die Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, verwahrte sich ebenfalls gegen einseitige Verurteilungen Israels." Mit dieser Methode wird israelische Gewalt relativiert bis abgestritten. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Wann hören wir endlich mit der Sonderbehandlung für Juden auf?

14.07.2006, Tachles, das jüdische Wochenmagazin (Schweiz), "Wir sind alle traumatisiert". Der Publizist und Journalist Henryk Broder über jüdischen Antisemitismus, Selbsthass und Judenfragen.
www.tachles.ch/artikel.php?id_art=2707 Darin Broder: "Ein antizionistischer Jude ist tendenziell ein Antisemit. Der Antizionismus ist für Nichtjuden wie für Juden nur eine Ausrede, ihren Antisemitismus sozusagen in einer politisch aseptischen Form präsentieren zu können. Kein Mensch geht hin und sagt: Ich bin Antisemit. Es gibt keinen Antizionismus, der seinen Ursprung nicht im Antisemitismus hätte." Es gibt viele, die Broder vorwerfen, ein schlechtes und unsympathisches Bild vom Judentum zu verbreiten. Es sind fanatische Sätze wie diese, die zu solchen Urteilen führen.

15.07.2006, Bildzeitung, "Der Irre von Teheran droht Israel mit 'fürchterlicher Antwort'. Droht jetzt ein Atomkrieg?" von bre, ds, jm, jtop, kl, kug
Darin: "'Die Lage ist äußerst besorgniserregend', sagt Unions-Fraktionsvize Andreas Schockenhoff (CDU). 'Für Israel ist das der absolute Verteidigungsfall. Es geht um seine Existenz! Daher kann ich jede Maßnahme der Israelis verstehen.'" Das Existenz-Argument wird herangezogen, um schwere Gewalt zu rechtfertigen. - In der Überschrift wird der Feind als irrational beschrieben: "Der Irre von Teheran." Es ist die klassische billige Lösung, um sich nicht mit der Thematik zu beschäftigen. Der Gegner ist sowieso irre. So werden Kriege gestrickt.

15.07.2006, Haaretz, "Who started?" by Gideon Levy
Quote: "Israel is causing electricity blackouts, laying sieges, bombing and shelling, assassinating and imprisoning, killing and wounding civilians, including children and babies, in horrifying numbers, but 'they started.'" The article shows the effect of the stereotype of the Jewish victim. (Dt. Üb. www.zmag.de/artikel.php?id=1857)

15.07.06, SPIEGEL ONLINE, "Kommentar: Zum kollektiven Selbstmord entschlossen" von Henryk M. Broder
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,426851,00.html Darin: "So wird auch die laufende Diskussion von einem Gedanken dominiert: Israels Reaktion auf die Entführung seiner Soldaten, auf den Beschuss mit Hamas-Kassam-Raketen aus dem Gaza-Streifen und mit Hisbollah-Katjuschas aus dem Südlibanon, sei 'überzogen', 'unverhältnismäßig', treibe die 'Eskalation der Gewalt' voran und verletzte die Regeln des Völkerrechts. Mag sein, dass eine solche Sicht der Dinge objektiv richtig ist, dann aber muss man die Frage stellen und beantworten: Was wäre die richtige, die angemessene Antwort gewesen, eine Antwort, welche die Situation entschärfen würde, statt sie weiter anzuheizen?" Broder, der unverstandene Zionist, weiß und gibt zu, dass die Regeln des Völkerrechts von Israel gebrochen wurden und werden. Er versteht bloß nicht, warum das jemanden stört. Er versteht das Wort "Recht" nicht. Dadurch entzieht er sich selbst jegliche Legitimation. Erstaunlich, dass der Spiegel Broder veröffentlicht, sich auf dieses Niveau begibt und damit die demokratische Grundordnung untergräbt. - "Der historische Sündenfall, der rückgängig gemacht werden muss, ist nicht die Besetzung der 1967 eroberten Gebiete, sondern die Gründung Israels im Jahre 1948. Nur die Aufhebung dieses Unrechts ermöglicht einen fairen und dauerhaften Frieden." Das stammt natürlich nicht von Broder, er zitiert es nur. Die Vertreibung und Enteignung von Hunderttausenden Einheimischen und die einseitige Ausrufung eines Staates in nicht so akzeptierten Grenzen bilden tatsächlich den sichtbaren Hauptanlass des Konflikts. Es ist verständlich, dass ein Mann ohne Rechtsbegriff das nicht so sehen kann und eher "Antisemitismus" als Grund sieht. Weniger verständlich ist, dass Deutschland so etwas unterstützt. Die Ursache für den Konflikt ist diese Art einer Staatsgründung allerdings nicht. Ursache ist die Judenverfolgung in Europa gewesen. Die Unterdrückung Palästinas ist im wesentlichen eine verschobene und perfide Rache an Hitler. Es ist gut, wenn Zionisten öffentlich machen, dass sie am Recht nicht interessiert sind, dann kann man sie und ihre Unterstützer leichter einschätzen. Das gilt natürlich auch für den Spiegel. Antwort von Broder: habibi, kann ich ihnen nix recht machen? gerade bei dieser geschichte war ich mir ihrer zustimmung sicher. den nächsten text werde ich ihnen vorher zur genehmigung vorlegen und (gestrichen, Bemerkung über Drittperson). dann kann nix mehr schief gehen. b. Anis: lieber b., gute idee!

16.07.06, Welt am Sonntag, "Die Tragödie des Libanon. Es ist wieder Krieg im Nahen Osten. Wer die Logik der israelischen Aktionen im Libanon verstehen will, muß die Geschichte dieses von religiösen Gegensätzen zerrissenen Landes kennen." von Alan Posener
www.wams.de/data/2006/07/16/960780.html Darin: "Wird Israels Angriff die 'fragile Demokratie' des Libanon zerstören, wie George W. Bush befürchtet? Oder tut Israel der Regierung in Beirut einen Gefallen, indem es mit der Hisbollah einen terroristischen Staat im Staate ausschaltet, den die libanesische Regierung nicht anzugreifen wagte, wie man in Jerusalem sagt?" Die deutsche Presse sieht den Krieg hauptsächlich als eine sportliche Veranstaltung. Von den bislang etwa 110 Toten im Libanon sind fast alle unbeteiligt gewesen, wie der Deutschlandfunk um 15h meldete. Ich sah vorhin Fotos von ermordeten Kindern, es ist grauenvoll. Diese kommen in dem langen Bericht nicht vor, denn es geht, wie die Überschrift sagt, darum, die Israelis zu verstehen. Der Artikel endet mit: "Die Logik der israelischen Aktion brachte Ariel Scharon 1982 auf den Punkt: 'Bei den Libanesen ist nichts endgültig. Es geht immer weiter. Bei den Juden nicht.'" Dass Sabra und Shatila nicht erwähnt werden, ist eine Sache. Was das Scharonzitat aussagen soll, ist mir nicht erkennbar. Aber es wird im Namen "der Juden" gesprochen. Oft wird von israelischen Politikern im Namen der Juden gesprochen, auf die dann logischerweise der Zorn der Opfer fällt. Das wird dann wiederum Antisemitismus genannt und es wird an die Nazizeit erinnert. Ich halte es für Antisemitismus, wenn derartige Gewaltakte im Namen "der Juden" geschehen. Hier ist es, wenn man genau hinsieht, der Journalist Posener, der es durch das Aufwärmen eines über 20 Jahre alten Zitates tut.

17.07.2006, Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, www.juedische-stimme.de c/o www.ejjp.org: Wider die Kriegshandlungen Israels im Gazastreifen und in Libanon. Stellungnahme zur Presseerklärung des Zentralrats der Juden in Deutschland
Wortlaut: Ungeachtet der Frage, ob die Entführung israelischer Soldaten oder das Abfeuern von Quassamraketen auf israelische Ortschaften angesichts der Absperrung und Besatzung des Gazastreifens durch Israel legitim sind oder nicht und jenseits einer Klärung der Schuld an der gegenwärtigen Situation, nimmt die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost zu den gegenwärtigen Vorgängen im Gazastreifen und in Libanon wie folgt Stellung: Die Angriffe der israelischen Armee gegen die Zivilbevölkerung, die Zerstörung von Elektrizitätswerken, Flughäfen, Brücken, Straßen und anderen Einrichtungen der lebensnotwendigen Infrastruktur sind unverhältnismäßig und inakzeptabel. Ohne die Intervention der Regierungen der internationalen Völkergemeinschaft drohen die gegenwärtigen Kriegshandlungen Israels zu einem Flächenbrand zu eskalieren, der die gesamte Region erfassen könnte. Noch ist es möglich, umzukehren. Noch kann ein Weg zu einem dauerhaften Frieden eröffnet werden. Die Geschichte Israels und Palästinas belegt seit 1948 unmissverständlich: Ein dauerhafter Frieden kann durch Krieg und Zerstörung nicht erzielt werden. Jeder Waffengang brachte bisher nur Blutvergießen sowie den Verlust bitter benötigter Ressourcen. Das Ergebnis: Leid und Hass auf beiden Seiten. Es ist an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft, allen voran die EU-Regierungen und die USA, sich besinnen und, ehe es zu spät ist, die israelische Regierung zwingen, von einem Kriegspfad abzukehren, der schon jetzt außer Kontrolle geraten ist. Es ist an der Zeit, dass die Vereinten Nationen - anstelle bloßer Lippenbekenntnisse - endlich Schritte einleiten, die geeignet sind, das Leben und Überleben von Millionen Menschen in der Region wirksam zu schützen. Es ist an der Zeit, dass die Regierungen Europas alle politischen und wirtschaftlichen Mittel, einschließlich Sanktionen einleiten, um die israelische Regierung zu Verhandlungen mit der gewählten Regierung der Palästinenser zu bewegen. Es ist an der Zeit, dass die Regierung der Bundesrepublik Deutschland, die vorgibt, aus historischen Gründen eine besondere Verantwortung für die sechs Millionen in Israel lebenden Juden wahrnehmen zu wollen, konstruktive Beiträge zum jeweiligen Schutz sowohl der israelischen als auch der palästinensischen Bevölkerung einleitet. Die stattdessen praktizierte Waffenbruderschaft mit der israelischen Armee, die Lieferung von Waffen zu Test- und Einsatzzwecken schürt das Feuer. Sie verstößt zudem gegen die Gesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland, die Waffenlieferungen in Kriegsgebiete aus eben diesem Grund strikt untersagt. Wir kritisieren den Zentralrat der Juden in Deutschland, der in einer am 14. Juli verbreiteten und vor allem an den Außenminister gerichteten Erklärung, die "einseitige Kritik an Israel scharf zurückweist". In dieser Erklärung wird die Politik der israelischen Regierung blind unterstützt. Das halten wir für verantwortungslos. Der Zentralrat kann in dieser Frage nicht im Namen aller in Deutschland lebenden Juden sprechen. Wir kritisieren den stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, der der Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul(SPD) angesichts ihrer Einlassung im Berliner Tagesspiegel vom 16. Juli "antiisraelische Reflexe" vorgeworfen hat. Wer wie Herr Graumann indirekt sogar den Rücktritt einer Politikern fordert, hätte die Pflicht, die Bevölkerung darüber aufzuklären, dass die von ihr geäußerte Kritik und Besorgnis ausdrücklich beide Seiten in den Blick nimmt, die israelische und die palästinensische. Anderenfalls macht er sich schuldig, bloße Propaganda zu betreiben. Eine Beilegung der Feindseligkeiten, die zur aktuellen Eskalation geführt haben sowie eine vertragliche Übereinkunft zu eine dauerhaft tragfähige Lösung hängen maßgeblich davon ab, dass die Regierung Israels ihre Weigerung aufgibt, mit der gewählten Regierung Palästinas zu verhandeln. Der Hauptdruck der internationalen Gemeinschaft muss daher gegen Israels Politik gerichtet sein, die unter Missachtung einschlägiger Bestimmungen des internationalen Rechts allein auf militärische Gewalt setzt. Der Aufbau der Vereinten Nationen nach der Niederschlagung der Naziherrschaft im Jahre 1945, die Verkündung der UN-Charta und das Regelwerk des Internationalen Rechts hatten von Anbeginn einen einzigen Zweck: Zu verhindern, dass ein Volk sich über ein anderes erhebt, es geringschätzig behandelt, unterdrückt oder terrorisiert und sicher zu stellen, dass ein einzelner Staat die Territorialgrenzen des ihm zugeschriebenen Geltungsbereichs nicht eigenmächtig überschreiten oder gar einen Krieg gegen einen anderen Staat entfachen darf. Diese wichtigsten Errungenschaften der Menschheit werden nicht nur gefährdet, sondern regelrecht preisgegeben, wenn die internationale Gemeinschaft nicht umgehend einen Weg findet, Israel dazu zu bringen, alle bereits verabschiedeten UN-Resolutionen anzuerkennen, sich auf Verhandlungen mit der gewählten Regierung Palästinas einzulassen und auf einen Vertrag hinzuwirken, der die friedliche Koexistenz mit einem künftig an der Grenze Israels von 1967 zu errichtenden Staat Palästina sowie mit allen anderen Anrainerstaaten garantiert. Die Jüdische Stimme, ist die deutsche Sektion der in zehn Nationen wirkenden European Jews for a Just Peace und versteht sich als Teil der internationalen Solidaritätsbewegung, die Palästina in seinem Kampf für Selbstbestimmung und die Widerstands- und Friedensbewegung in Israel unterstützt. Wir sind hier und anderswo immer noch zu wenige.

Stellungnahme zum Interview in der Süddeutschen Zeitung mit Botschafter Shimon Stein am 17.7.2006. Von Fritz Edlinger, Generalsekretär der Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen
Die Feststellungen von Herrn Botschafter Stein klingen recht überzeugend, allerdings nur für jemanden, der sich nicht im israelisch-palästinensischen Konflikt auskennt. Israel gewissermaßen als unschuldiges Opfer arabischer Aggressionen hinzustellen ist angesichts der Tatsachen schon ein starkes Stück. Ich erlaube mir daher einige wenige Kommentare:
1. Angesichts der langen Liste von UN-Resolutionen, welche Israel seit Jahrzehnten ignoriert, eines der wesentlichen Ziele der neuerlichen Invasion im Libanon mit der Durchsetzung der UN-Resolution 1559 zu begründen ist lachhaft. Übrigens scheint dem Herrn Botschafter - wie der von ihm vertretenen Regierung seit jeher - eines entgangen zu sein: Das seit 1945 geltende internationale Rechtssystem sieht klare Mechanismen vor, wie mit internationalen Rechtsbrechern umgegangen wird. Dieses System hat zweifellos gravierende Schwächen, aber es rechtfertigt dennoch nicht eine Vorgangsweise der Selbstjustiz. Israel spielt sich de facto seit seiner Gründung im Jahr 1948 gegenüber seinen arabischen Nachbarn immer wieder als Opfer, Sheriff, Ankläger, Richter und Scharfrichter in einem auf. Dies ist illegal und inakzeptabel, zumindest vom Standpunkt des Völkerrechts aus.
2. Das Recht auf Selbstverteidigung ist unbestritten, es muss aber - wie auch in allen Stellungnahmen zu den jüngsten israelischen Militäraktionen im Libanon und im Gazastreifen klar zum Ausdruck gebracht - angemessen und den einschlägigen internationalen Vorschriften (wie Genfer Konventionen und Haager Landkriegsordnung) entsprechend sein. Wer dies nicht anerkennt, ist selbst ein internationaler Rechtsbrecher und stellt sich auf eine Stufe von den zu bekämpfenden Terroristen.
3. Botschafter Stein begründet die Ablehnung, mit den Palästinensern über die Freigabe des entführten israelischen Korporals Shalit zu verhandeln, damit, dass dies als Zeichen der Schwäche aufgefasst werden könnten und man "die Spielregeln ändern wolle". Angesichts der Tatsache, dass Israel seit Jahrzehnten palästinensische Aktivisten willkürlich verhaftet und entführt, in vielen Fällen sich die Mühe einer Entführung erspart und zum Mittel der "extralegalen gezielten Tötung" greift, kann dies ja wohl nur als eine ganz gefährliche Drohung aufgefasst werden. Bei dieser Gelegenheit ist es nützlich, sich folgende Tatsachen in Erinnerung zu rufen Seit dem 29. September 2000 wurden im Zuge dieser "gezielten Tötungen" seitens der israelischen Armee insgesamt 535 Personen ermordet, davon 331 als unbeteiligte Passanten. Derzeit sind ca. 10.000 PalästinenserInnen in israelischer Haft, davon rund die Hälfte ohne richterliche Haftbefehle bzw. Verurteilungen in ordentlichen Gerichtsverfahren. Diese Angaben stammen übrigens von der israelischen Menschenrechtsorganisation B'Tselem.
4. Angesichts der Erfahrungen mit der seit fast 40 Jahren andauernden israelischen Besatzungspolitik kann der Hinweis auf die berühmten drei Forderungen an die Hamas wohl nur uninformierte Beobachter oder (auch an einer wirklichen Problemlösung offensichtlich nicht interessierten) Bürokraten beeindrucken. Ich bin überzeugt davon, dass die überwiegende Mehrheit des palästinensischen Volkes und auch seiner politischen Führung diese Forderungen sofort akzeptieren wird, wenn dies auch Israel sofort und ohne Wenn und Aber tut: Eine Einstellung des (Staats)-terrors, eine Anerkennung eines lebensfähigen und wirklich selbständigen palästinensischen Staates in klar definierten und anerkannten Grenzen sowie eine Einhaltung aller seit Oslo geschlossenen bilateralen Verträge. Ohne die Berechtigung und Sinnhaftigkeit dieser drei ultimativen Forderungen hier diskutieren zu wollen, so werden diese nämlich von Israel zumindest im gleichen Maße infrage gestellt und nicht implementiert wie von den Palästinensern.

19.07.2006, junge Welt, "'Der UN-Sicherheitsrat muß eingeschaltet werden'. Völkerrechtsexperte wirft Libanons Regierung Führungsschwäche vor. UNO soll Verhandlungen mit Israel ermöglichen. Gespräch mit Chibli Mallat" Interview Andrea Bistrich
www.jungewelt.de/2006/07-19/035.php Darin Mallat: "Die Wahrung des internationalen Rechts ist die einzige Richtlinie in Kriegszeiten und die einzige Aussicht für das Überleben der Menschheit. Hisbollah hat dagegen verstoßen, indem sie Israel durch diese Entführung zur Freilassung libanesischer und palästinensicher Häftlinge zwingen wollte. Und Israels Ministerpräsident Ehud Olmert hat dagegen verstoßen, indem er Bomben auf Zivilisten abwerfen läßt. Im Namen des internationalen Rechts müssen beide Seiten Zurückhaltung üben." Mallat möchte Präsident im Libanon werden und ist offenbar der Ansicht, dass es ohne die Zustimmung der USA nicht geht. Man vergesse nicht das Newsweek-Interview, in dem es heißt: "Frage: Für Präsident George W. Bush ist die Verbreitung der Demokratie noch immer der Hauptpunkt seiner Außenpolitik. Stärkt Sie das? Mallat: Ich unterstütze seine Politik mit ganzem Herzen. Wir Aktivisten in der Menschenrechtsgemeinde haben seit Jahren die Demokratie gewollt, und jetzt, wo die Amerikaner sie einbeziehen, werden wir nicht umkehren." Quelle: Newsweek, March 24, 2006: "From Dreamer to Contender. Even though a national election isn't scheduled, human-rights activist Chibli Mallat is running for president. And his chances of winning are looking better all the time." by Stephen Glain. URL: www.msnbc.msn.com/id/11998664/site/newsweek/

19.07.06, Bildzeitung, "Krieg gegen Israel. Woher haben Terroristen solche High-Tech-Raketen?" von Jan Meyer
www.bild.t-online.de/BTO/news/... Beginnt mit: "Raketen-Hagel auf Israel! Seit Beginn des neuen Nahost-Krieges haben die radikalen Hisbollah-Milizen schon rd. 1500 Geschosse aus dem Libanon abgefeuert." - Wenn man den Hagel vergleicht, bekommt der Libanon allerdings deutlich mehr ab. Siehe zum Beispiel die Karte unter www.lebanonunderattack.com. Dann: "Iran und Syrien haben die Terroristen zur Hightech-Armee aufgerüstet!" Das ist ziemlich lächerlich. Angesichts der israelischen Armee ist völlig klar, wer eine Hightech-Armee hat und wer keine Hightech-Armee hat. Was die Überschrift angeht: "Krieg gegen Libanon" ist sicherlich angemessen. Und woher haben die Israelis solche Waffen? Dazu schrieb Andrea Bistrich in der jungen Welt am 26.07.06, siehe dort oder direkt unter www.jungewelt.de/2006/07-26/030.php. Dann: "Gestern schlugen wieder 20 Raketen in Haifa ein. Auch die Städte Safed, Tiberiad, Naharija und Schlomi wurden getroffen. Ein Israeli starb." Da haben die Libanesen aber weit mehr zu bieten: viele viele Tote, so gut wie alle Städte und Tausende von Bomben, sogar Streubomben, dazu die Zerstörung der Infrastruktur. Darüber steht aber nix in dem Artikel. Die Bildzeitung berichtet nicht nur über den Krieg, sie führt ihn mit, für 3,5 Millionen Leser.

20.07.2006, DIE ZEIT, "Gefährdet und gefährlich. Die Welt muss Israel helfen, sich zu wehren - aber auch, Maß zu halten" von Michael Thumann www.zeit.de/2006/30/01-Leiter-1 Darin: "Der diplomatische Auftrieb - bitte keine Illusionen - wird nicht zu 'der Lösung' führen, die gibt es nicht im Nahen Osten." Was mag das bedeuten? Dass es immer Krieg geben wird? Wen schützt diese Aussage? Den militärisch Stärkeren.

20.07.2006, DIE ZEIT, "Neue Ängste. In Israel geht die Angst vor einem großen Terroranschlag um. Die Luftangriffe auf den Libanon werden fortgesetzt. Hunderttausende sind auf der Flucht." von anonym
www.zeit.de/online/2006/29/libanon-krieg-200706?page=all An dieser Überschrift wird deutlich, wie Israel es schafft, in seinem Trauma gefangen zu bleiben. Die Armee geht so weit, dass das Land Israel und seine jüdischen Bewohner Angst vor Reaktionen bekommen müssen. So geht es schon seit der Gründung des Staates. Es ist ein Trauma, dass in Deutschland begründet liegt. Anstatt das Trauma aufzugreifen, unterstützt die Kanzlerin Israels Armee bedingungslos und macht sich mitschuldig. Auch die Medien machen sich schuldig. Es ist so, als würde man auf die Gräber der Holocaust-Opfer spucken und weiterhin auf Gewalt und Unterdrückung setzen, so wie Hitler und die Nazis. Es ist eklig. Ich schäme mich, Deutscher zu sein. - Das Foto zeigt eine weinende israelische Soldatin. Schaut, wir sind die Opfer, sagt dieses Foto.

20.07.2006, Wiener Zeitung, S.1, Titel, "Israel fast wehrlos gegen neue Waffen"
Fritz Edlinger schreibt: Als regelmäßiger und langjähriger Beobachter der Berichterstatter in den heimischen Medien über die Vorgänge im Nahen Osten bin ich wahrlich nicht verwöhnt, was die Ausgewogenheit bzw. die korrekte Widergabe von Ereignissen anbelangt. Aber die Schlagzeile der "Wiener Zeitung" und auch der Bericht auf Seite 1 in der Ausgabe vom 20.7. schlägt tatsächlich dem sprichwörtlichen Fass den Boden aus. In einer völligen Umkehrung der Tatsachen titelt man da "Israel fast wehrlos gegen neue Waffen", und das nach einer Serie von hemmungslosen Luftangriffen und dem Beginn einer Bodenoffensive der israelischen Armee im Libanon, die innerhalb weniger Tage mehr als 500 Todesopfer, zum überwiegenden Teil Zivilisten, gefordert hat. Im "wehrlosen" Israel waren im selben Zeitraum einige wenige Todesopfer zu beklagen. Um nicht missverstanden zu werden: Jedes einzelne Todesopfer ist beklagenswert und es sollte alles Menschenmögliche getan werden, um es zu verhindern. Aber eine derartige - auch den journalistischen Grundgeboten nach Korrektheit und Ausgewogenheit eklatant widersprechende - Vorgangsweise habe ich noch selten erlebt. Man könnte meinen, irrtümlich das Mitteilungsblatt der israelischen Armee in die Hände bekommen zu haben. // Dass ich mit meiner Einschätzung der Tatsachen offensichtlich nicht ganz daneben liegen dürfte, beweisen auch die Headlines der anderen überregionalen österreichischen Tageszeitungen vom selben Tag zum selben Ereignis: So titelt der Kurier "Nächster Schlag: Israel schickt Spezialtruppen in den Libanon", auf Seite eins der Presse liest man "Israel weitet den Libanon-Krieg aus" und im Standard heißt es "Israel verschärft Offensive: Truppen im Südlibanon". Von einer Gefährdung Israels also weit und breit keine Rede, diese wahrzunehmen blieb als Einzigem dem einfallsreichen Titelredakteur der Wiener Zeitung überlassen. Natürlich bleibt es der Wiener Zeitung bzw. einzelnen ihrer Redakteure überlassen, ihre Meinung zu aktuellen Ereignissen zum Ausdruck zu bringen. Den Grundprinzipien eines seriösen Journalismus folgend sollten als Tatsachenmeldungen ausgegebene Informationen doch einigermaßen den wirklichen Gegebenheiten entsprechen und im Falle von persönlichen Meinungsäußerungen sollten dies dann natürlich auch als solche gekennzeichnet werden, wie dies die Wiener Zeitung ja auch immer wieder macht. Nur der gegenständliche Bericht, vor allem aber dessen Titel, waren gröblich irreführend und falsch.

20.07.2006, taz, S.12, "'Israel ist doch der Angreifer'. Die Eskalation in Nahost zeigt, dass der israelische Rückzug aus Gaza nur Taktik war. Israel will die Besatzung nicht aufgeben - und die USA und die EU unterstützen diese Position, so der französische Publizist Alain Gresh" Interview: Dorothea Hahn
www.taz.de/pt/2006/07/20/a0165.1/text Darin Alain Gresh: "Israel will unilateral Grenzen für die Zukunft des israelischen Staates fixieren. Und jede Form von Widerstand gegen seine Dominanz brechen. Nicht nur den militärischen, sondern auch den Widerstand in den Köpfen. Getreu dem alten kolonialen Sprichwort: 'Die Araber verstehen nur die Gewalt.'" Und: "Global gibt es die Haltung, Israel habe das Recht, sich zu verteidigen. Dabei ist Israel der Angreifer. Das ist eine seltsame Situation. Wir befinden uns im 40. Jahr der Besatzung von Gaza und dem Westjordanland. Trotz Dutzender von Verurteilungen durch die UN geht die Politik der Beschlagnahmung von Land weiter." Endet mit: "taz: Was muss geschehen, um diesen Krieg zu beenden? AG: Ich befürchte, die EU und die USA sind so stark auf der israelischen Linie, dass es noch weitere Eskalationen geben muss, bevor es zu einer klaren Verurteilung durch diese Gemeinschaft kommt. taz: Das ist hart. AG: Sehr hart." Man kann die taz also wieder ernst nehmen.

20.07.2006, taz, S.11, "Der Verzicht auf die Nuance" Essay (Kommentar) von Mario Vargas Llosa. Aus dem Spanischen von Dorothea Hahn. Original erschien in der spanischen Zeitung El Paνs.
www.taz.de/pt/2006/07/20/a0142.1/text Darin: "Es ist einfach, zu verdrehen, zu karikieren oder zu diskreditieren, wenn man mit dogmatischen Überzeugungen nicht übereinstimmt oder scheinbar nicht übereinstimmt." Herr Llosa wurde in Haaretz falsch zitiert, deshalb. Sein Bild Israels ist romantisch verklärt: "Und dass ich weiterhin glaube, dass der Aufbau eines modernen Landes inmitten der Wüste, mit demokratischen Regeln, mit Bewohnern, die aus völlig unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Traditionen kommen, und das von Feinden umgeben ist, eine außergewöhnliche Leistung war, mit enormem Idealismus und Opferbereitschaft, ein Modell für Länder wie mein eigenes oder andere lateinamerikanische und afrikanische Länder (...)." Zumindest sieht der Autor, dass es durch die Besetzung der Westbank eine koloniale Entwicklung gegeben hat. Der Artikel wird dann besser: "Als Freunde von Israel sind wir verpflichtet, laut die Regierung wegen der Politik, die sie in diesen Gebieten praktiziert, zu kritisieren: die Einschüchterung, die Belagerung, das Ersticken, die Nichtachtung aller Grundlagen von Menschlichkeit und Moral." Mich wundern diese widersprüchlichen Einschätzungen, immerhin waren die Israelis 1948 nicht zivilisierter. Dies nennt Varga aber Pioniertum und "Kampf um ihr Überleben". Die Palästinenser nennt er ein "verzweifeltes Volk", "das zunehmend - und stupide - glaubt, dass das Ende des Konflikts nicht in der Verhandlung, sondern in den Gewehrläufen und in den Zündern von Bomben liegt." Vielen Dank, Herr Llosa. Dann: "Mein israelischer Freund David Mandel (oder muss ich jetzt sagen: Exfreund, da ich mich auf die Seite der Palästinenser gestellt habe?)" Hatte ich nicht bemerkt, dass er sich auf die Seite der Palästinenser gestellt hat in diesen etwas wirren Gedanken. Hier zum Beispiel: "Ich glaube zum Beispiel, dass der Zionismus einige Gründe hat, die man nicht abstrakt und ohne den präzisen historischen Kontext verwerfen kann." Abstrakt also. Seltsamer Artikel.

20.07.2006, SZ, "Schlichter im heißen Krieg. Option Frieden. Wer von einer neutralen Friedenstruppe als Keil zwischen den Fronten fabuliert, der ist naiv." Kommentar von Stefan Kornelius
www.sueddeutsche.de/,tt1l2/ausland/artikel/24/80943 Darin: "Der Nahostkonflikt lehrt, dass es Neutralität auf Dauer nicht gibt. Wer sich in die Auseinandersetzung begibt, der wird seine Unschuld schnell verlieren." Vor allem die frontale Öffentlichkeit lehrt, dass es Neutralität nicht gibt, da sie ganz überwiegend mit zweierlei Maß misst. Kornelius scheint zudem der naiven Ansicht zu sein, dass Deutschland in irgendeiner Weise unschuldig ist. Dann: "Kern des Hisbollah-Israel-Krieges ist die Auseinandersetzung um den Einfluss von islamischem Fundamentalismus in Nahost, oder umgekehrt: der Kampf um die Modernisierung." Was hat denn die Zerstörung des Libanon mit islamischem Fundamentalismus zu tun? Jedes Kind sieht, dass es um Israels Hegemonie in der Region geht. "In Ägypten, Jordanien, in den Golf-Staaten - überall wächst die Angst vor dem aus Teheran gesteuerten militanten Islam." Durch angstvolle Fixierung auf den Feind wird von Israels Taten abgelenkt. Praktisch, so ein Feindbild, denn man kann die Taten der eigenen Kriegspartei dadurch ausblenden. Den Kern sieht Kornelius letztlich im "hegemonialen Konflikt zwischen den USA und dem Iran". Israel kommt hier gar nicht mehr vor. Geschickt, oder? Daher endet der Kommentar lapidar mit den Worten: "Die USA sind zu schwach für ein Machtwort, und für eine Friedenstruppe ist noch kein Platz." Die Argumentation ist, dass kein Platz für Friedenstruppen da ist, weil es keine Neutralität gibt. Es ist eine resignierende Scheinargumentation, die man in jedem Konflikt verwenden kann, um die eigene Untätigkeit zu rechtfertigen. Verstärkt wird sie durch die arrogante Aussage, dass Versuche zur Beendigung des Krieges "naiv" sind. Das legt nahe, dass es klug ist, bei diesem Krieg einfach zuzuschauen. Man fragt sich, warum Herr Kornelius mit dieser Meinung dann nicht einfach seinen Mund hält.

20.07.2006, Spiegel Online, "ISRAELS MILITÄROFFENSIVE. Peres zweifelt libanesische Opferzahlen an" von hen/Reuters
http://service.spiegel.de/digas/servlet/find/ON=spiegel-427620 "Nach Angaben der libanesischen Regierung sind durch die israelischen Luftangriffe bereits mindestens 299 Menschen getötet worden. Israel äußert starke Zweifel an den Opferzahlen. Die Informationen seien 'absolut unseriös', sagte der stellvertretende Ministerpräsident Peres." Peres ist absolut unseriös, damit sollte man mal anfangen. "Das israelische Militär tue alles, um sicherzustellen, dass bei seinen Einsätzen im Libanon 'kein Zivilist getroffen und keine zivile Infrastruktur zerstört wird', sagte Schimon Peres dem US-Fernsehsender CNN." Das kann man ja sehen, was die israelische Armee tut, das braucht der uns nicht zu erklären.

20.07.2006, taz, S.11, "Die Rechtmäßigkeit des Opfers. Seit der Entführung ihrer Soldaten fühlen sich die Israelis wieder als Opfer der Situation. Sie übersehen, dass ihre Regierung nicht zu Verhandlungen und Kompromissen bereit ist." Kommentar von Dan Bar-On, Übersetzung: Daniel Bax
www.taz.de/pt/2006/07/20/a0160.1/text Bar-On spricht von einem "grundlegenden Opfergefühl" in Israel: "Das Bewusstsein vieler Israelis kreist um diese Rechtmäßigkeit des Opfers. Es ist kein Zufall, dass wir uns unserer Macht und Stärke sowie deren negativen Auswirkungen auf die anderen, die unter dieser Macht zu leiden haben, viel weniger bewusst sind. Die Opfer haben gegenüber den Tätern einen entscheidenden Vorteil: Sie müssen keine Verantwortung für ihre eigenen Taten übernehmen, da diese nur eine Reaktion auf die bösen Taten anderer sind." Der Autor durchbricht mit dieser Argumentation das Opfer/Täter-Stereotyp und reflektiert über die gesamte Situation. Es sind solche Ansätze, die uns aus dem Konflikt herausbringen. "Darum sollten wir uns, in diesen Tagen der Bomben und der Kämpfe in Gaza und im Libanon, daran erinnern, dass es unser Verhalten im Libanon und in den besetzten Gebieten war, das zum Entstehen sowohl der Hamas als auch der Hisbollah geführt hat." Die Frankenstein-Methode, selbstkritisch reflektiert. Der Autor nennt im folgenden die Hisbollah eine terroristische Organisation, die Hamas aber als gewählte Regierung. Dann: "Mit dem palästinensischen Volk müssen wir einen schmerzhaften, aber notwendigen Kompromiss darüber finden, wie wir dieses Land aufteilen." Die Teilung des Landes erinnert mich immer an diese Geschichte mit Salomon, wo ein Baby durchgeschnitten werden soll, weil zwei Frauen die Mutterschaft beanspruchen. Mit Herrn Bar-On wird man darüber diskutieren können. Schön, dass eine deutliche Lösung genannt wird: "Fast jedes Kind in Palästina und Israel kennt die Natur dieses Kompromisses: Rückkehr zu den Grenzen von 1967, mit leichten Veränderungen, zwei Staaten mit der Hauptstadt in Jerusalem sowie eine schrittweise, systematische Lösung des Problems der palästinensischen Flüchtlinge, dazu gehört, dass Israel seinen Anteil an der Entstehung dieses Problems anerkennt." Gegen Ende dies: "Die ganze Zeit spielten wir Schach mit uns selbst, ohne die andere Seite ein Wort mitreden zu lassen." Es gibt eben doch Leute in Israel, mit denen man reden kann. Es sind eben nicht alle so gewaltbereit. Gott sei Dank.

20.07.06, Bildzeitung,"BILD-Reporter in Israel. 'Ich sah die Raketen einschlagen!'" von Julian Reichelt
www.bild.t-online.de/BTO/news/... Darin: "Israel verteidigt seine Bürger gegen Terror- und Vernichtungswahn. Seit dreißig Stunden bin ich bei den jungen Soldaten, die hier für ihr Land kämpfen." Es werden hier Klischees hervorgekramt, die noch von 1967 stammen und die damals schon falsch waren. Das hat nichts mehr mit Verteidigung zu tun, was Israel tut. Dann: "Wofür kämpfen diese Soldaten? Ein Beispiel, daß wir sahen: Das Krankenhaus von Nasharija. Luftschutzbunker. Stahltüren, zitterndes Neonlicht. 461 Verletzte wurden hier in der letzten Woche eingeliefert. Und: 100 israelische Kinder verbringen hier im Keller ihre Tage. Die Kinder sind 3, 4, 5 Jahre alt. Kindergärtnerin Tzila Ron (52): 'Krieg heißt für die Kinder, daß sie nicht draußen spielen dürfen.' Auch dafür kämpfen die jungen Soldaten in den Bergen: Daß diese Kinder bald wieder im Freien spielen können." Leider verursachen die Soldaten in den Bergen die Tragödie und gefährden die Kinder dadurch immer weiter. Ein israelischer Künstler schrieb mir am 19.07.06: "Subject: sofortiger waffenstillstand! liebe freunde! ich wohne in tiv'on und arbeite in haifa. in beiden ortschaften sind in den letzten tagen unzaehlige raketen gefallen. und deswegen fordere ich alle friedensliebenden europaer auf, sich fuer einen sofortigen waffenstillstand einzusetzen. am sonntag bin ich mit meiner familie in den sueden gefluechtet. ich will nach hause! stoppt die kriegsmaschine! keine kriegerische antwort kann mir helfen! meine riegerung benutzt mich fuer verbrecherische ziele! stoppt diesen krieg! sofort! uri shani/ abumidian"

20.07.2006, Bildzeitung, "Der Terror der Hisbollah trifft so viele Unschuldige. Das schreckliche Leid der Kinder" von Julia Topar
www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/07/20/... Darin: "Viele Kinder im Nahost-Krieg stehen unter Schock. Sie haben Eltern, Geschwister, Verwandte verloren. Sie haben kein Zuhause mehr! (...) Deshalb verfluchen sogar die in Israel lebenden Araber Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah, dessen Kämpfer den Krieg ausgelöst hatten. Unesco-Botschafterin Ute-Henriette Ohoven: 'Wieder leiden am meisten die, die völlig unschuldig sind. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, daß die Zeit kommt, wo auf das hebräische 'Schalom' mit dem arabischen 'Salam' geantwortet wird.' Beides heißt Frieden!" - Es wird nahe gelegt, dass die Israelis dauernd Frieden sagen, die Araber aber nicht entsprechend antworten. Ein reiner Propaganda-Artikel.

21.07.2006, taz, S. 11, "ZENTRALRAT DER JUDEN SCHIESST MIT ATTACKEN WEIT ÜBERS ZIEL HINAUS. Nicht jede Israelkritik ist Propaganda." Kommentar von Stefan Reinecke
www.taz.de/pt/2006/07/21/a0158.1/text Untertitel: "Der Zentralrat der Juden hat letzte Woche Außenminister Steinmeier kritisiert, weil der vorsichtig angemahnt hatte, dass Israel im Libanon verhältnismäßig agieren solle. Dann griff der Zentralrat Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul scharf an, weil sie die Bombardierung libanesischer Zivilisten für 'völkerrechtlich inakzeptabel' hält. Wieczorek-Zeuls These sei 'antiisraelische Propaganda', daher müsse die Ministerin zurücktreten." Darin: "Michel Friedman schrieb kürzlich, dass die Inhaftnahme libanesischer Zivilisten für die Taten der Hisbollah 'das Mindeste ist', was das Völkerrecht Israel erlaubt. Diese Idee wirft ein eher trübes Licht auf den Juristen Friedman - aber es ist die Ansicht einer Privatperson. Etwas anderes ist es, wenn der Zentralrat der Juden zu so steilen Formulierungen greift. Er ist die von der Bundesregierung in einem Staatsvertrag anerkannte Vertretung jüdischer Deutscher. Wäre es da nicht klug, etwas sparsamer mit Rücktrittsforderungen an Minister zu sein, die es an Begeisterung für die Militärpolitik Israels mangeln lassen?" Na endlich! Kritik am Zentralrat der Juden war in Deutschland bislang nicht möglich. Dadurch ist der Zentralrat logischerweise immer konservativer und dreister geworden. Und hat sich daran gewöhnt.

21.07.2006, taz, S. 4, "Und doch für Israel. In Großbritannien und Frankreich tun sich viele Juden schwer mit Israels derzeitiger Politik - aber eine grundsätzliche Solidarität ist da" von Ralf Sotscheck und Rudolf Balmer
www.taz.de/pt/2006/07/21/a0140.1/text Darin: "Großbritanniens Juden sind gespalten, wenn es um Israel geht. 'Die jüdische Mittelschicht in Großbritannien ist tief unter der Oberfläche verärgert über Israels Regierungspolitik', schreibt die jüdische britische Autorin Linda Grant im Independent. 'Aber sie drückt diesen Ärger nicht öffentlich aus, um den Feinden des Staates keine Argumente zu liefern.'" Hier sieht man deutlich, wie schlimm das Argument ist, dem Feind durch Selbstkritik keine Argumente zu liefern. Es ist ein Hauptargument in den meisten Kriegen und Konflikten. Auch unter Arabern, Muslimen und Palästina-Networkewrn gibt es dieses Argument. Freilich haben die nicht solche Waffen und üben keine derartige Besatzung aus. John Benjamin, Geschäftsführer des 'Rats der britischen Juden', wird so zitiert: "Viele Juden, die politisch links stehen, fühlten sich isoliert - beargwöhnt vom jüdischen Mainstream, abgeschreckt vom Antisemitismus der palästinensischen Gruppen." Wieder das Antisemitismus-Argument, als hätten die Palästinenser den Holocaust begangen. Damit wird die deutsche Schuld weit relativiert. Niemand sollte ein Interesse an dieser Argumentation haben. Dann: "Jewish Chronicle-Chefredakteur David Rowan sagt: 'Israel hat zurzeit ein lausiges Image. Wir führen in unserer Zeitung eine Debatte darüber, ob man dieses Image verändern muss. Manche argumentieren, dass wir keine positive Werbekampagne brauchen, sondern dass das Töten von Kindern im Libanon das Problem ist.'" Auch schon erkannt? Großartig. Der Schlussatz des guten Artikels lautet: "Seit der zweiten Intifada hat der Antisemitismus in Frankreich zugenommen." Antisemitismus? Nazis also? Man sollte diesen Kampfbegriff in seinem historischen Kontext lassen und nicht in der Presse benutzen. Schon gar nicht in der deutschen.

21.07.2006, taz, S. 4, "Die Herzen sind in Israel. Er sieht sich nicht als Sprecher des Landes: Trotzdem verteidigt der Zentralrat der Juden streitbar das Vorgehen Israels" von Philipp Gessler
www.taz.de/pt/2006/07/21/a0141.1/text Darin Jan Mühlstein, der Vorsitzende der Union Progressiver Juden in Deutschland: "Zwar drücke der Zentralrat derzeit 'manches schärfer aus, als ich es formulieren würde'. Nach seiner Einschätzung aber unterstützten derzeit wohl '95 Prozent' der Juden in Deutschland die Israel-Erklärungen des Zentralrats: 'Man kann kritisieren, dass wir Israel nicht objektiv sehen', sagte Mühlstein, 'wir sind da Partei.' Gleichwohl seien die Juden in Deutschland nicht für das Handeln der dortigen Regierung verantwortlich - und verantwortlich zu machen." Mühlstein enthüllt hier, wie sich Befürworter der israelischen Gewaltpolitik aus der Verantwortung stehlen. Ein Palästinenser könnte so nicht argumentieren, weil dann sichtbar wäre, wie hohl diese Aussage ist. Dann: "Nach Ansicht des Publizisten Micha Brumlik sind die Worte des Zentralrats womöglich schärfer, weil im deutschen Judentum hintergründig das Gefühl vorherrsche: Israel werde derzeit durch die israelfeindlichen Aussagen von Irans Präsident Ahmadinedschad und dessen Atompolitik 'bedroht von einem atomaren Holocaust'. Und diese Feindschaft - wie die der Hisbollah - beruhe, anders als die der Palästinenser, auf reiner Ideologie." Gut sichtbar die Referenz an die Nazis: Iran droht mit Holocaust, Israel ist Opfer. Das deutsch-jüdische Trauma wird herangezogen, um das überkommene Stereotyp vom jüdischen Opfer aufrecht zu erhalten. Solange diese Stereotype vorherrschen, kann es kein einheitliches Maß geben.

21.07.2006, taz, S. 4, "'Wer, wenn nicht Juden?' Der jüdische Historiker Michael Wolffsohn erklärt, warum der Zentralrat der Juden sich trotz aller Spannungen lautstark solidarisch mit Israel erklärt. Das Land ist 'unsere Lebensversicherung'" Interview, Philipp Gessler
www.taz.de/pt/2006/07/21/a0142.1/text Darin Wolffsohn: "Wir Juden sind gute, engagierte Bürger unseres jeweiligen Staates und zugleich mit Israel, unserer 'Lebensversicherung', verbunden." Klischees. DIE Juden seien gute Bürger. Das Argument der Lebensversicherung ist ein Konstrukt, das mit der Realität nicht in Einklang zu bringen ist. Es ist ein Bild in den Köpfen und verbunden mit israelischer Gewalt. Dann: "Wenn Frau Wieczorek-Zeul 'Verhältnismäßigkeit' im Kampf fordert, macht sie sich die so oft - und zu Unrecht kritisierte - Maxime 'Auge für Auge, Zahn um Zahn' zu eigen. Die bedeutet nämlich nichts anderes als 'Verhältnismäßigkeit'." Das ist natürlich großer Unsinn, den Herr Wolffsohn hier verbreitet. Das Prinzip der Verhältnismäßigkeit ist sowohl im internationalen Recht als auch in den Genfer Konventionen ein allgemein anerkanntes und zentrales Prinzip. Außerdem ist diese Aussage in sich widersprüchlich. Schließlich: "An der grundsätzlichen Verbundenheit von uns Juden ändert das nichts. Wir streiten oft und heftig, wissen aber, dass wir zusammengehören und zusammenhalten wollen und müssen, nicht 'nur' der Rechtsextremisten wegen." Klischees. Wir Juden sind gut, sagt Wolffsohn, und begibt sich damit ins Reich der Stereotype. Eine armselige Argumentation.

21.07.2006, taz, S. 2, "Opposition taucht auf. Grüne und Linksfraktion kritisieren Zurückhaltung von Merkel in der Nahostkrise: 'Regierung ist abgetaucht'" von Jens König
www.taz.de/pt/2006/07/21/a0056.1/text Darin: "In der Ausschusssitzung informierte Staatssekretär Georg Boomgarden vom Auswärtigen Amt über die diplomatischen Aktivitäten der Bundesregierung. Gert Weisskirchen (SPD) bezeichnete die Vorwürfe gegenüber der Koalition anschließend als 'nicht berechtigt'. Die Regierung tue 'so viel wie möglich, auch hinter den Kulissen'. Die Union wies die Kritik ebenfalls zurück. 'Gute Politik ist leise und braucht keine Lautstärke', sagte Hans Raidel (CSU). Hinter verschlossenen Türen wurde nach Angaben mehrerer Teilnehmer selbst von der Union der Verdacht geäußert, Israel habe seine Angriffe auf den Libanon seit langem geplant und die Entführung zweier israelischer Soldaten als Vorwand für die Bombardements genommen. Offiziell gaben Union und SPD der Hisbollah die Schuld für die militärische Eskalation." - Gute Politik ist leise, ha ha. Selten etwas so bescheuertes gelesen. Herr Raidel muss wahrscheinlich aufpassen, dass dieser Satz ihm nicht als anti-israelisch angekreidet wird.

21.07.2006, taz, S. 2, "Palästina-betucht", von taz
www.taz.de/pt/2006/07/21/a0054.1/text Darin: "Nach einem Auftritt von Spaniens Premier Zapatero vor sozialistischen Jugendlichen, bei dem er sich mit einem Palästinenserschal knipsen ließ und Israel kritisierte, hagelte es Antisemitismusvorwürfe von der konservativen PP." Hier sieht man schön, in welcher Weise die Palästinenser als Nazis konzeptionalisiert werden, nicht nur in Deutschland. Ohne die Nazizeit wäre Israels Gewalt niemals so leicht zu legitimieren. Besonders deshalb ist Deutschland in der Pflicht, sich gegen Staatsgewalt auszusprechen. Die Nazigewalt und der Genozid gingen vom deutschen Staat aus, von einem Staat also.

21.07.2006, taz, S. 1, "Ein Waffenstillstand muss her", Kommentar von Georg Baltissen
www.taz.de/pt/2006/07/21/a0043.1/text Darin: "Das israelische Dauerbombardement hat weniger die Hisbollah als vielmehr die Zivilbevölkerung im Libanon getroffen und die Infrastruktur des Landes teilweise zerstört." Um dem Frieden näher zu kommen, so endet der Kommentar, "müssen freilich auch die europäischen Verbündeten der USA, allen voran die deutsche Regierung, offensiv vertreten, dass die militärische Eskalation gestoppt werden muss - dass also Israel seinen Bombenkrieg einstellt. Diese Klarheit hat Berlin bisher vermissen lassen." Die taz lässt keine Klarheit vermissen in diesen Tagen, sie scheint sich auf ihre humanistischen Wurzeln zu besinnen. Eine Erleichterung. Mal sehen, wie lange es anhält.

21.07.2006, sueddeutsche.de, "'Die Israelis sind komplett verrückt geworden'. Myrna Bustani war die erste Frau im libanesischen Parlament. Mit sueddeutsche.de sprach die maronitische Christin über die Angriffe Israels auf ihr Land, einen drohenden Bürgerkrieg und das Verhältnis der Christen zur Hisbollah. Ein Interview von Johannes Honsell
www.sueddeutsche.de/,tt1l2/ausland/artikel/140/81059/
Darin Bustani: "Israel verfährt nach dem Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn. Sie haben ein Land mit drei Millionen als Geisel genommen für zwei entführte Soldaten. Ich bin überhaupt nicht damit einverstanden, dass sie entführt wurden. Aber rechtfertigen zwei entführte Soldaten all diese Zerstörung?" Gutes Interview

21.07.2006, SZ, "Wut statt Blumen. Israels Raketen auf Beirut befördern den Hass in der arabischen Welt und helfen den Radikalen." von Christiane Schlötzer
www.sueddeutsche.de/,tt1l1/ausland/artikel/115/81034/ Darin der Hinweis, dass 1982 die Israelis begannen, "die libanesischen Schiiten rüde zu behandeln. Dies wiederum beförderte die Entstehung der schiitischen Hisbollah-Miliz, mit der sich die Israelis nun fast 25 Jahre später herumschlagen." Der Frankenstein-Effekt. Ist in der israelischen Unterstützung der Hamas in ihrer Gründungsphase noch besser zu sehen. Dann: "Die Bilder der verwundeten oder getöteten Libanesen werden die offene und die verborgene Wut auf Israel in der gesamten Region anfachen." Das ist leider wahr. Der Artikel endet mit: "Das sind keine guten Aussichten für die so nötige Demokratisierung im Nahen Osten. Dies alles wird aber auch Israel nicht helfen - weil es die Zahl derjenigen, die den radikalen Rattenfängern auf den Leim gehen, nur erhöht." Sehr gute Analyse.

21.07.2006, www.juedische.at, Rubrik Israel/Nahost, "Der deutsche Pazifismus ist verlogen. Eine Anmerkung zum iranisch-israelischen Krieg" von Matthias Küntzel
Beginnt mit: "Ungeduldig zog ich gestern Die Zeit und die Jüdische Allgemeine aus dem Briefkasten. Ich wollte wissen, ob Israels Offensive gegen die Marionetten des Iran wenigstens hier unterstützt und endlich ein 'Bravo Israel!' zum Ausdruck gebracht wird." Küntzel ist in einem derartigen Juden- und Islamwahn gefangen, dass er Krieg will. Dann: "Während die Hizbollah mit Streubomben auf israelische Bevölkerungszentren zielt, um möglichst viele Unschuldige zu töten, sucht Israel die Zahl der zivilen libanesischen Opfer so gering wie möglich zu halten, auch wenn dies die Einsätze erheblich erschwert." Ein Wahn. Hier: "Was, um Himmels willen, ist am Vorgehen der israelischen Streitkräfte eigentlich verkehrt?" Grund für diese Ausfälle ist, dass Küntzel im Feind Israels Hitler sieht: "Der pazifistische Impuls, den der jüngste israelische Abwehrkrieg in Deutschland und Europa mobilisierte, ist unüberlegt oder verlogen, in jedem Fall aber kontraproduktiv, provoziert er doch in seiner Konsequenz lediglich die noch schlimmere Schlacht. Die Schlussfolgerung aus Hitlers Vernichtungskrieg - 'Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!' - wurde einst gezogen, damit ein antisemitischer Krieg nie wieder möglich wird. Was heute davon übrig geblieben ist ? -'Nie wieder Krieg gegen Faschismus!' -stellt die historische Erfahrung auf den Kopf. Israel darf im Krieg gegen die Hizbollah nicht zum Einlenken gezwungen werden, sondern muss ihn gewinnen." Was ist ein antisemitischer Krieg? Küntzel ist nicht in der Lage, Juden als etwas anderes als Opfer zu sehen. Der Autor von "Djihad und Judenhass. Über den neuen antijüdischen Krieg" (2002) ist kein Propagandist, vielmehr ist zu vermuten, dass er unter Realitätsverlust leidet. Allein der Titel: iranisch-israelischer Krieg. Warum dann nicht US-libanesischer Krieg? Wahnsinn.

21.07.2006, Frankfurter Rundschau, "Hintergrund. Rückkehr der Strategen" von Dietmar Ostermann (Washington)
Darin: "Es mag eine Fußnote sein, doch indem sie Israel vorerst freie Hand gewährt, setzt die Bush-Regierung erstmals seit dem Irak-Krieg zumindest indirekt in der arabischen Welt wieder auf Gewalt." Es gebe einen neuen Richtungsstreit in den USA: "Dabei geht es, weit über Libanon hinaus, um strategische Lehren aus der aktuellen Krise. Vor allem die lange abgemeldeten Neokonservativen melden sich plötzlich wieder zu Wort: Haben sie nicht immer gepredigt, dass Diplomatie eine Sackgasse ist? 'Dialog zum falschen Zeitpunkt ist schlechter als keine Gespräche', mahnt Michael Rubin vom American Enterprise Institute, einem Tummelplatz der Neocons." Im Artikel wird darüber berichtet, dass die Stimmung in den USA recht gewaltbereit ist: "Der Nahost-Kenner und Kolumnist der liberalen New York Times, Thomas Friedman, rät zu dem Versuch, Iran weiter zu isolieren, indem Syrien aus der Achse Teheran-Damaskus abgesprengt wird. Diplomatisch versteht sich, aber eben auch unter dem Eindruck der entfesselten israelischen Militärmaschinerie." Endet mit: "Moderne Waffen in der Hand von Terroristen aber sind der Albtraum der Bush-Regierung." Es wird in diesem Artikel einfach kühl berichtet. Man spürt weder Unbehagen noch Verwunderung, geschweige denn Abneigung des Autors. Ist das so gemeint mit dem Journalisten-Ethos? Ist der Journalist dann noch Mensch genug?

21.07.2006, Frankfurter Rundschau, "Israels Botschafter Shimon Stein. 'Hisbollah muss entwaffnet werden'" Interview: Matthias Arning
Darin Shimon Stein: "Generell sind wir, die Europäische Union und die G 8-Staaten uns einig über die Ursachen dieser Eskalation. Sie liegen bei der Hisbollah und der Hamas." Klare Worte. Am deutlichsten wird Stein hier: "Ich glaube, dass es am Ende um die Legitimität eines jüdischen Staates geht. Die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah streben keine politische Lösung an. Sie helfen vielmehr dem iranischen Präsidenten, Israel von der Landkarte zu tilgen. Nur darum geht es." Der Vernichtungstopos in Reinkultur. Stein stellt die jüdische Existenzfrage. Ein Totschlag-Argument. Ich denke dennoch, dass der Herr Botschafter Stein nicht allzu viele Fans durch dieses Interview gewonnen hat.

21.07.2006, FAZ, "Spiel mit dem Feuer" von Nm.
www.faz.net/s/Rub7FC5BF... Darin: "Die israelischen Militärschläge, unter denen die Bevölkerung im Südlibanon und in Beirut leidet, könnten eine der Voraussetzungen für eine umfassende Lösung schaffen." Es gibt anscheinend immer noch viele Journalisten, die glauben, man könne durch Krieg Frieden erreichen, durch Konflikte Lösungen erzielen oder auch durch Hungern satt werden. Dann: "Gelänge es Israel tatsächlich, die Hizbullah-Milizen (...) militärisch entscheidend zu schwächen, wäre ein Ziel erreicht, das weder die libanesische Armee noch eine UN-Truppe erreichen könnte - auch wenn das angesichts der Leiden der Bevölkerung im Augenblick herzlos klingt." Es klingt nicht nur so. Aber herzlos ist nicht das richtige Wort. "Gewaltbereit" trifft es besser. Dann: "Deshalb ist es auch kein Zufall, daß die internationalen Aufrufe zu einem Waffenstillstand - noch - vergleichsweise gedämpft sind." Das heißt also, dass die Welt diesen Krieg im Grunde in Kauf nimmt und akzeptiert. Interessante Unterstellung. Dann: "Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, daß alle provisorischen Lösungen im Nahen Osten früher oder später doch nur zu neuen Konflikten oder gar Kriegen führen." Nm. rechtfertigt offenkundig diesen Krieg und wünscht sich, dass Israel den ganzen Nahen und Mittleren Osten durch harte Gewalt neu strukturiert. Im Schlussteil legt er oder sie nahe, dass die arabischen Regime derselben Ansicht sind: "Daß Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien die Angriffe der Hizbullah und die Entführung israelischer Soldaten verurteilt haben, spricht für sich selbst." Der Fokus liegt durchgängig auf dem Feind, das sind die "radikalislamistischen Kräfte". Die Gefahren, die von Israel ausgehen, bleiben zu 100 Prozent ausgeblendet.

22.07.2006, Die Welt, "'Die Entführungen haben Libanon zur Geisel der Hisbollah gemacht.'Drusen-Führer Dschumblatt für internationale Truppen" von Raghida Dergham
www.welt.de/data/2006/07/22/969126.html Darin: "Die Welt: Es scheint, als sei der Libanon als Geisel gefangengenommen. Aber ist das Land Geisel Israels oder der Hisbollah? Walid Dschumblatt: Der Libanon ist Geisel der Hisbollah. Die Entführung von zwei israelischen Soldaten verwickelte den Libanon in die Achse der Hisbollah, Syriens und Teherans. Durch die einseitige Kriegserklärung ohne die Zustimmung der libanesischen Regierung hat Hisbollah-Anführer Scheich Hassan Nasrallah einen Gegenschlag Israels und damit die massive Zerstörung des Libanon provoziert. Nasrallah riskiert die Vernichtung des libanesischen Staates." Israel hat schon seit längerem deutlich gemacht, dass es sich mit Syrien und dem Iran anlegen will. Die Heftigkeit der israelischen "Reaktion" und der US-amerikanischen Unterstützung zeigt deutlich, dass nur ein Vorwand gesucht wurde. Dschumblatts Interview ist taktisch, nicht analytisch.

22.07.2006, Die Welt, "'Der Widerstand gegen Israel ernährt uns nicht.' In Beirut trauern die Menschen den fliehenden Touristen nach - Aufschwung stirbt im Bombenhagel" von Bernhard Hillenkamp
www.welt.de/data/2006/07/22/969124.html Der Artikel ist gar nicht so schlecht, nur die Überschrift fällt auf. Sie suggeriert anhand eines Einzelzitats, dass sich der Libanon ergeben und Israel gehorchen soll.

22.07.2006, taz, S.11, "Das israelische Militär nimmt keine Rücksicht auf die Zivilisten. Waffenstillstand jetzt!" Kommentar von Stephan Rosiny
www.taz.de/pt/2006/07/22/a0132.1/text Darin am Schluss: "Die Frage von Ursache und Wirkung dieses Krieges, mithin die Frage, wer der Aggressor und wer der Verteidiger ist, stellt sich aus libanesischer Perspektive ganz anders: Israel hat bei seinem Rückzug aus dem Südlibanon im Jahre 2000 Minenfelder hinterlassen, durch die immer wieder Menschen verletzt und getötet werden. Die israelische Armee hält nach wie vor libanesisches Territorium auf den Schabaa-Farmen besetzt, und die israelische Luftwaffe verletzt seit Jahren ungehindert den libanesischen Luftraum. Als Vergeltung für den Hisbollah-Angriff auf israelische Soldaten am 12. Juli hat die israelische Seite eindeutig damit begonnen, massiv zivile Ziele der Gegenseite anzugreifen. Sie hat damit den Grundstein für die momentane Eskalation gelegt." - Wichtige Hintergrundinformationen, die in der Presse selten genannt werden.

22.07.2006, taz, S.12, "'Israel hat das Recht, sich zu verteidigen.' In der eskalierenden Auseinandersetzung im südlichen Libanon ist die Hisbollah der Aggressor. Anders sieht die Lage in Gaza aus, wo Israel womöglich vorschnell militärisch reagiert hat, so der jüdische Franzose Theo Klein" Interview Dorothea Hahn
www.taz.de/pt/2006/07/22/a0144.1/text Darin: "taz: Ich frage aber Sie, weil der Zentralrat in Deutschland und das Crif in Frankreich Anzeigen schalten, um Israel zu unterstützten. Klein: Das ist kein Engagement für Israel. Das ist eine Solidarität, die auf einer gemeinsame Vergangenheit gründet. Gewisse Ereignisse, die Sie kennen und derer sich Deutschland erinnert, haben das leider verstärkt." Die Araber sollen die Nazigräuel ausbaden. Selten wurde es so deutlich formuliert.

22.07.2006, taz, S.2, "'Libanon' auf Schwarzrotgold. Antisemiten sind unerwünscht, sagen die zumeist muslimischen Veranstalter der Friedensdemos am Wochenende" von Eva Gnädig
www.taz.de/pt/2006/07/22/a0047.1/text Endet mit: "In Düsseldorf organisiert um 16 Uhr der Bundesverband deutsch-arabischer Vereine in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem dortigen libanesischen Kulturverein eine Kundgebung vor dem Hauptbahnhof. Auch hier sind Antisemiten, Antizionisten oder Nazis nicht erwünscht, teilten die Veranstalter in Düsseldorf mit." Wieso sollten Antizionisten unerwünscht sein? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Veranstalter das so gesagt haben. Warum wird das in eine Reihe gestellt mit Nazis und Antisemiten? Immerhin ist der Zionismus eine Blut- und Boden-Ideologie, die faktisch gewaltbereit bis -tätig und mit humanistischen oder demokratischen Prinzipien kaum zu vereinbaren ist.

22.07.2006, taz, S.1, "Grenzen der Ausgewogenheit", Kommentar von Daniel Bax
www.taz.de/pt/2006/07/22/a0032.1/text Darin: "In einem solch asymmetrischen Konflikt gerät eine auf taktvolle Balance bedachte Berichterstattung schnell an ihre Grenzen - ja, sie kann sogar tendenziös wirken, wenn der Eindruck entsteht, ein israelisches Opfer sei so viel Aufmerksamkeit wert wie zehn Libanesen. Der Tenor mancher Springer-Blätter oder der Zeit, die Israel als das eigentliche Opfer dieses Kriegs inszenieren, tut ein Übriges, um dieses Bild zu verfinstern. Das aber wirft, nicht nur in den Augen der Betroffenen, ein trübes Licht auf die ethischen Maßstäbe des Westens." Genau!

22.07.2006, Tagesspiegel, "Auf der Hut vor Vorurteilen." von Stephan-Andreas Casdorff
www.tagesspiegel.de/politik/archiv/22.07.2006/2673178.asp Darin: "Mit der Vergleichbarkeit im Unrecht ist es schwierig: Man hüte sich vor schnellen, vor Vor-Urteilen. Also - wie nennt man das nun, was Israel tut: Selbstverteidigung? Oder Kampf ums Überleben?" - Ich würde sagen: Krieg. Endet mit: "Vielleicht stimmen ja alle wenigstens darin überein: Frieden ist Völkerrecht." - Schön wärs, aber wenn der Autor nicht mal die Vertreibungen der Palästinenser und die Besatzung erwähnt, braucht man ihn wohl nicht besonders ernst zu nehmen.

22.07.2006, SZ, "USA beliefern Israel mit Bomben. Israel stellt sich auf eine längere Auseinandersetzung mit dem Libanon ein: Die USA beschleunigen ihre vereinbarten Lieferungen von Präzisionswaffen an Israel." von AFP/dpa
www.sueddeutsche.de/,tt1l9/ausland/artikel/220/81139/ Darin: "Der Zeitung zufolge könnten die Lieferungen bei arabischen Regierungen und anderen Zorn auslösen, weil der Eindruck entstehe, dass die USA Israel aktiv bei der Bombardierung unterstützten - in einer Weise, die mit den iranischen Hilfen für die Hisbollah verglichen werden könne." Was heißt: der Eindruck entsteht? Die USA liefern Waffen für den israelischen Krieg. Ich glaube, deutlicher kann eine Botschaft kaum sein.

22.07.2006, SZ, "Bis der Preis zu hoch ist. Der Westen kann einen umfassenden Konflikt im Nahen Osten vermeiden. Allerdings nur, wenn er Israel eine echte Garantie für seine Sicherheit anbietet und gleichzeitig die unheilvolle Achse Iran-Syrien-Hisbollah sprengt." Kommentar von Nicolas Richter
www.sueddeutsche.de/,tt1m3/ausland/artikel/195/81114/ Beginnt mit: "Israel ist oft mit dem Völkerrecht in Konflikt geraten." Es werden Fälle aufgezählt, bis es heißt: "Die vielen Toten und Flüchtlinge, das Ausmaß der Zerstörung ziviler Infrastruktur wecken erhebliche Zweifel an der Verhältnismäßigkeit der Reaktion." Dann beginnt die Rechtfertigung der ("befreundeten") US- und Israelpolitik: "Wer gerade angegriffen wurde oder dies ständig befürchten muss, der entwickelt eben eine andere Verteidigungsdefinition als jene, die aus sicherer Distanz darüber urteilen." Hier ist nur die Wir-Gruppe gemeint, nicht zum Beispiel die Palästinenser oder Libanesen. Es bleibt also kein Zweifel, wo für Herrn Richter der Feind ist. Nachdem deutlich gemacht wird, dass Israels Kriegsziele in der Umstrukturierung der gesamten Region liegen, heißt es: "Israels kühle Realpolitik ist verständlich: Selten hat sich das Land darauf verlassen können, dass es vom Völkerrecht und den UN tatsächlich geschützt wird." Was genau soll da geschützt werden? Es müssen die Hegemonie und der Kolonialismus gemeint sein. Das Argument der Resolution 1559 ist angesichts der von Israel nicht erfüllten UNO-Resolutionen lächerlich. Daher mündet der Kommentar in: "Wer von Israel fordert, die Grenzen der Selbstverteidigung zu wahren, der muss dem Land auch über Waffenstillstand und Vermittlung hinaus eine Friedensstrategie anbieten." Ein hilfloses Argument. Was für eine Friedensstrategie soll man dem brutalen Besatzer anbieten? "Gleichzeitig sollte der Westen versuchen, Syrien mit großzügigen Angeboten auf seine Seite zu ziehen, um die Achse Teheran-Damaskus-Hisbollah zu brechen." Richters Lösung ist also, auf Israels Feinde - die "Islamisten am Mittelmeer" - einzuwirken, bis Israel keinen Grund mehr hat zur Gewalt. Er schlägt hingegen nicht vor, auf Israel einzuwirken. Insofern kann die israelische Armee mit diesem Kommentar durchaus zufrieden sein. Das Online-Foto zeigt mal wieder eine weinende israelische Soldatin und einen Soldaten mit Kippa, der den Kopf in Trauer senkt. Es soll das Leid und den Schmerz der armen israelischen Armee verdeutlichen.

22.07.2006, junge Welt, S.8, "Grünen-Vorschläge zu Nahost. Keine andere Wahl" von Jürgen Elsässer
www.jungewelt.de/2006/07-22/057.php Darin: "Ein Mann, der sich zu Höherem berufen fühlt, ist der Chef der grün-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, Ralf Fücks. 'Israel blieb nach der Entführung der zwei Wehrpflichtigen ... keine andere Wahl, als massiv gegen die Bastionen der Hisbollah im Libanon vorzugehen', stellt er in einem Essay vom Donnerstag fest. (...) Man stelle sich vor: So einer wird Außenminister, und zwei Bundeswehrler werden auf Urlaub in der Sahara gekidnappt. Mit dem umständlichen Verhandeln, das die deutsche Diplomatie bisher in solchen Fällen durchaus mit Erfolg praktizierte (auch schon zur Auslösung israelischer Staatsbürger), wäre dann wohl Schluß. Draufhauen auf das ganze Arabergesockse - es gibt 'keine andere Wahl'." - Der Name Fücks ist mir schon einmal untergekommen im Zusammenhang mit einem Stipendiaten der Heinrich-Böll-Stiftung, dem wegen Israelkritik das Stipendium gestrichen wurde. Zu den Ideen, Israel in die NATO zu bringen, schreibt Elsässer: "Wäre Israel heute schon in der NATO, müß­ten deutsche Tornados bei der Einäscherung Bei­ruts helfen - es gäbe 'keine andere Wahl'."

22.07.2006, FR, "Berlin unter Druck. Volk denkt anders als Regierung". von Knut Pries
Darin: "Aus Joschka Fischers Sicht hat die schiefe Perspektive System, namentlich bei der Linken. Da habe man keine Hemmungen, sagt der Ex-Außenminister in der Zeit, 'Israel als Aggressor zu brandmarken, während die Lippen eisern versiegelt blieben, als israelische Soldaten entführt wurden oder die Raketen in israelischen Städten einschlugen'." Der damalige Außenminister Fischer hat während seiner Amtszeit die israelische Hegemonie unterstützt. Dann: "Immer mehr verdecken die Bilder vom Leid der Flüchtlinge und Bombenopfer im Libanon das Bewusstsein von den Urhebern der Aggression gegen Israel." Man könnte glauben, Israel habe sich vor der Entführung zweier oder dreier Soldaten mustergültig verhalten. Besatzung? Gezielte Tötungen? Mauer? Vertriebene Palästinenser? Enteignungen? Sippenhaft? Es scheint notwendig darauf hinzuweisen, dass Israel seit seiner Gründung kontinuierlich staatliche und staatlich geduldete Gewalttaten auf Kosten der gesamten Region verübt. Die Märchen von den feindlichen Angriffen auf Israel 1948 und 1967 sind inzwischen historisch widerlegt: In beiden Fällen war Israel der Aggressor. Man kann nur konstatieren, dass die israelische Politik konstant geblieben ist. Kritiker dieser Gewaltpolitik werden als Antisemiten dargestellt. Die Frankfurter Rundschau ist auch konstant geblieben.

22.07.2006, Bildzeitung, "Israel kämpft um seine entführten Soldaten. BILD besuchte eine Ehefrau. 'Die Hisbollah hat meinen Mann verschleppt'". Aus Israel berichten Julian Reichelt und Andreas Thelen
www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/07/22/... Untertitel: "Für sein Leben zieht ein ganzes Land in den Krieg! Für seine Freiheit beten Millionen." Darin: "Ehuds Vater Shlomo sagt: 'Wenn Menschen Konzentrationslager überleben konnten, dann kann auch mein Sohn die Gefangenschaft überleben.'" Der Vergleich mit Konzentrationslagern aktiviert das deutsche Schuldgefühl für politische Zwecke. Immer wieder wird in Deutschland und der Welt die Nazizeit in den Orient projiziert. Die Nahost-Berichterstattung der Bildzeitung ist reine pro-israelische Propaganda, die den Konflikt weiter vertieft als notwendig. Die Wirkung dieser Gehirnwäsche wird leider weit unterschätzt.

23.07.2006, Spiegel Online, "DEBATTE, Warum Israel richtig reagiert. Auf den aktuellen militärischen Konflikt Israels mit der Hisbollah reagiert die Öffentlichkeit in Deutschland mit den Emotionen und Feindbildern von gestern. Doch Israel streitet für eine gerechte Sache. Pazifismus hilft im Moment nicht weiter, meint der Publizist Matthias Küntzel."
www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,428093,00.html Küntzel sieht eine Art Endkampf zwischen dem Westen und dem "genozidalen Islamismus", den Israel und der Westen gewinnen müssen. Schon ist keine Rede mehr von entführten Soldaten, sondern von einem "antisemitischen Krieg". Diesen Gedanken formulierte Küntzel wörtlich in der Jüdischen.at vor wenigen Tagen. "Israels Waffeneinsatz hat schon jetzt unerwartet positive Entwicklungen ausgelöst." heißt es auf Spiegel Online, und: "Israels Regierung will Frieden." Auch: "Israel führt einen gerechten Krieg". Warum erinnert mich das an Faschismus? Ist es der Hass, der aus Küntzels Zeilen spricht, oder der Bellizismus? Ist es der unbedingte militärische Siegeswille oder der imperialistische Ansatz? Wie sieht Küntzels "Lösung" aus? Ist es eine Art Endlösung der Islamistenfrage? Die Ausrottung des "Islamismus"? Wohin soll das führen? Wie kann das - selbst in Küntzels Ideologie - zum Frieden führen? Es könnte angesichts der militärischen Überlegenheit Israels zu einer temporären Unterwerfung der muslimischen Gesellschaften führen, aber Hunderte von Millionen Menschen werden das nicht auf Dauer mitmachen. In dieser Darstellung zeigt der Westen seine mieseste Fratze und kopiert die Extremisten, gegen die er vorgibt zu kämpfen. Auch ich bin gegen gewalttätige islamistische Tendenzen und habe dagegen geschrieben. Aber deshalb rufe ich nicht zum Krieg oder zur Rechtfertigung von Kriegen auf. Außerdem ist bekannt, dass die israelische Gewaltpolitik muslimische Extremisten stärkt. Die Völkerrechtsbrüche Israels sind ja seit Jahrzehnten auch dem Westen bekannt. Solche Artikel können nur deshalb überhaupt veröffentlicht werden, weil Völkerrecht und Menschenrecht im Westen unterhalb der Rechte Israels angesiedelt werden. Es ist der rassistischste, chauvinistischste und bellizistischste Artikel, den ich seit langem in der deutschen Presse gelesen habe. Eine Schande für ein deutsches Blatt, eine Schande für Deutschland. Widerstand ist angesagt!

24.07.06, taz, S. 2, "King-David-Anschlag: Israel empört London" von afp
www.taz.de/pt/2006/07/24/a0093.1/text Darin: "Mitten in seiner Libanonoffensive hat Israel mit dem Gedenken zum 60. Jahrestag des größten Anschlags auf die damalige britische Besatzung für Verstimmung gesorgt. Am 22. Juli 1946 hatte die zionistische Terrorgruppe Irgun unter dem späteren Premier Menachem Begin im King David Hotel, der Residenz britischer Behörden, mehrere Bomben gezündet und 91 Menschen getötet. In Israel wurde des Attentats mit einer Konferenz und einem Besuch ehemaliger Irgun-Mitglieder im heutigen Luxushotel gedacht. Die britische Botschaft protestierte: 'Wir halten es nicht für richtig, einen Terrorakt zu feiern.' Eine der Täterinnen sagte, der Anschlag sei 'kein Terror' gewesen. Mit Extremistengruppen wie der Hamas oder der Hisbollah habe dies nichts zu tun. 'Die Palästinenser können in andere Länder gehen. Dies ist unser Land. Das steht in der Bibel.'" Wenn es nicht so traurig wäre, würde man lachen. Ist die taz die einzige Zeitung, die das gebracht hat? Müsste man mal recherchieren. Die gesamte Ausgabe der taz vom 24.07.06 ist revolutionär.

24.07.06, SZ, "Auge um Auge, Zahn um Zahn. Bomben auf Beirut, Krieg im Gaza-Streifen, hunderttausende auf der Flucht. Welche und wie viel Israel-Kritik ist in diesen Tagen in Deutschland erlaubt?" Kommentar von Heribert Prantl
www.sueddeutsche.de/,tt1l4/ausland/artikel/251/81170 Darin: "Die Überschrift dieses Artikels ist antisemitisch." Herr Prantl hat hier einen verblüffenden Kommentar geschrieben. Nachdem er erklärt hat, warum die Überschrift potenziell dem Antisemitismus-Vorwurf ausgesetzt ist, erklärt er, warum sie nicht antisemitisch ist: Man bedürfe keiner "negativen Assoziationen, um Israels Aggression im Libanon zu kritisieren, die sich als Rekrutierungshilfe für die Hisbollah erweisen wird. Man darf, muss es beklagen, dass Israel sich seine Feinde selbst züchtet und zur Verewigung eines mörderischen Konflikts beiträgt. Gegen islamistischen Fanatismus hilft israelische Selbstfanatisierung nicht. Und das Recht auf Selbstverteidigung kann nicht dazu führen, internationale Regeln wie den Schutz der Zivilbevölkerung außer Kraft zu setzen..." - Immerhin, es ist der Prantl, der das schreibt: "Heute dominiert die pauschale Verurteilung Israels. Zur notwendigen Korrektur dieser Schieflage tragen Forderungen nach bedingungsloser Solidarität mit Israel nicht bei. Israel-Kritik ist geboten. Aber: Nicht nur die deutsche Geschichte verbietet eine Kritik, die selbstgefällig, überheblich und diffamierend daherkommt." Naja, immerhin. Der Prantl.

24.07.06, Link zu: 2006_briefe.htm#060724 NISCVT: Libanonkrieg (Erhalten von Flüchtlingskinder im Libanon e.V.: www.lib-hilfe.de)

24.07.06, Spiegel Online, "Scharfe Kritik an SPD-Vorstoß für sofortige Waffenruhe. Während die Bundesregierung auf Vorbedingungen für einen Waffenstillstand in Nahost setzt, fordert die SPD-Führung plötzlich die bedingungslose Einstellung der Kampfhandlungen. Alleingang oder Missverständnis?" von Sebastian Fischer und Anna Reimann
www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,428284,00.html Darin: "Merkels Sprecher Ulrich Wilhelm müht sich, den SPD-Vorstoß ins Regierungskonzept zurückzuholen: 'Es geht jetzt nicht um die kurzfristige Befriedung der Situation', vielmehr solle das Engagement vieler Seiten genutzt werden, 'um eine dauerhafte Befriedung zu erreichen'." - Es soll also durch Krieg Frieden erreicht werden. Vielleicht kann etwas derart menschenverachtendes deshalb von einer deutschen Regierung kommen, weil Deutschland auch durch Krieg zum Frieden kam 1945. Aber stimmt das wirklich? Ich glaube es nicht, es ist komplexer. In diesem Artikel werden die Werte umgedreht: SPD-Fraktionsvize Walter Kolbow habe durch seine Forderung eines bedingungslosen Waffenstillstands "die Situation angeheizt". Die Deutschen Zionisten unterstützen den israelischen Angriffskrieg mit vollem Herzen: "Heftige Kritik auch von der Zionistischen Organisation Deutschland (ZOD), die seit über 50 Jahren der deutschen Bevölkerung die Standpunkte Israels zu vermitteln sucht. Ein sofortiger Waffenstillstand ohne Vorbedingungen habe zwar 'zweifelsohne die Rettung einiger Menschenleben auf beiden Seiten' zur Folge, so ZOD-Präsident Robert Guttmann gegenüber SPIEGEL ONLINE." Aber eine "Vernichtung Israels vielleicht in fünf, vielleicht in zehn Jahren wird damit festgeschrieben". Das ist schon eine bösartige Argumentation. Lustig dieser Teil: "Zwar würden Vergleiche hinken, doch diesen müsse er doch ziehen: Wenn von Potsdam aus hunderte von Raketen auf Berlin und die SPD-Zentrale niedergehen würden, 'dann würden sich die Präsidiumsmitglieder der SPD überlegen, was sie sagen, wie sie es sagen und wann sie es sagen'." - Es handelt sich hierbei eindeutig um einen Artikel, der pro-Krieg ist.

25.07.06, SPIEGEL ONLINE, "Fischer zu Libanon: 'Krieg gegen die Existenz Israels'. Deutschlands ehemaliger Chefdiplomat Joschka Fischer hat die Angriffe von Hamas und Hisbollah als Stellvertreterkrieg im Auftrag Irans und Syriens bezeichnet. Sie führten einen Krieg gegen die Existenz Israels."
Darin: "Durch den Raketenbeschuss der drittgrößten israelischen Stadt Haifa habe die Hisbollah eine Grenze überschritten, 'die weit reichende Konsequenzen haben wird', schrieb Fischer in einem Gastbeitrag für die 'Süddeutsche Zeitung'. 'Es geht ab sofort nicht mehr überwiegend um Territorium, um Rückgabe oder Besetzung, um ein oder zwei Staaten im Nahostkonflikt, sondern nun wird die strategische Bedrohung Israels (und das heißt: seine Existenz als solche) im Vordergrund stehen.' Die Kämpfe seien ein Stellvertreterkrieg, den die Hamas und die Hisbollah im Auftrag Syriens und Irans führten. Sie dienten dem Hegemonialanspruch dieser beiden Staaten." - Das ist interessant. Natürlich weiß Fischer es besser: Es war der israelische Beschuss des Libanon, der eine Grenze überschritten hat. Haifa kam erst viel später. Fischer geht es nicht um einen Frieden in Nahost (ihm ging es seit seiner Karriere nie darum), sondern um die Vormachtstellung von Juden, bzw. Israelis. Dies drückt er unmissverständlich hier aus: "Nach Ansicht des früheren Außenministers eröffnet der Krieg trotzdem die Möglichkeit, am Ende zu einem umfassenden Frieden zu kommen. Dazu müsse Israel 'aus einer Position der Stärke heraus' die Initiative ergreifen und ein 'umfassendes Friedensangebot' an all diejenigen machen, die zur Anerkennung des jüdischen Staates und dauerhaftem Gewaltverzicht bereit seien." - Man fragt sich schon, warum er das alles sagt. Der Mann ist ja nicht dumm. Ich kann diese Frage hier auch nicht abschließend beantworten.

25.07.06, Bildzeitung, "Bei den Milizen trainieren schon Kinder den Kampf gegen Israel: Hisbollah - die Armee des Bφsen" von anonym
www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/07/... Der Titel beschwφrt "das Bφse". Es wird spδter deutlicher, dass damit der Holocaust chiffriert wird. Er wird der Hisbollah angehδngt, obwohl die Hisbollah nichts mit dem Holocaust zu tun hat. Das funktioniert so: "Alexandra Avakian, Fotografin des US-Magazins 'Time', war im Trainingslager der Hisbollah-Jugend. Sie sah die Saat des Hasses: 'Die Jungen bauten Davidsterne aus Steinen. So daί jeder, der ihr Zelt betrat, darauf treten muίte.' Der rechte, hochgerissene Arm dieser Kinder weckt Erinnerungen daran, wie auch die Nazis junge Menschen miίbrauchten." Im Schlussabsatz wird das noch einmal "wissenschaftlich" bestδtigt: "Der Bonner Psychologe, Fanatismus-Forscher und Buchautor Peter Conzen ('Fanatismus. Psychoanalyse eines unheimlichen Phδnomens') sieht erschreckende Parallelen zur Hitler-Jugend: 'Es ist die gleiche Methode. Eine haίerfόllte Ideologie nutzt die Begeisterungsfδhigkeit, den Elan junger Menschen schamlos aus. Kindern wird die ‚Vernichtung des Feindes‘ als hφchstes Ziel regelrecht eingetrichtert. Wie jedes andere totalitδre Regime betrόgt auch die Hisbollah im Libanon diese Kinder um ihre Jugend.'" - Man bekommt durch solche Wahn-Artikeln ein Bild von der anderen Seite, also nicht der Hisbollah, sondern der anderen Seite.

26.07.06, taz, S. 11, "Der Krieg in den Köpfen. Auch der aktuelle Krieg im Nahen Osten facht wieder den 'Kampf der Kulturen' an. Er lässt sich weder durch Bomben noch Dialog lösen. Sondern durch Glaubwürdigkeit" Kommentar von Zafer Senocak
www.taz.de/pt/2006/07/26/a0140.1/text Senocak nennt den israelischen Kampf gegen die Hisbollah berechtigt. Darüber kann man streiten. Der iranische Präsident leugne den Holocaust: Habe ich nicht gehört. Ich habe es so verstanden, dass er freie Forschung zu dem Thema wünscht. Folgendes Statement trifft jedoch einen wichtigen Punkt: "Doch nicht die frei vom Volk gewählte Regierung in den palästinensischen Autonomiegebieten steht auf der Seite des Westens, sondern die tyrannischen Regimes in der Region. Demokratie ist keine Verheißung mehr, sondern eine Schreckensformel, ein Vehikel, das die Radikalen an die Macht bringt." Es sind insgesamt einige Seltsamkeiten in dem Artikel wie: "Schuldige und weniger Schuldige ließen sich benennen. Doch was bringt eine solche Erkenntnis außer Rechthaberei und einer Verhärtung der Fronten?" Ist dies die Einforderung eines moralischen Relativismus? Ist es also Täterschutz? Der Feind liegt für Herrn Senocak im muslimischen Extremismus: "Wie aber lässt sich dieser muslimische Extremismus eindämmen? Durch noch mehr Bomben? Durch Dialog? Weder Bomben noch der Dialog taugen viel. Bomben treiben den Extremisten - abgesehen von dem menschlichen Leid, das sie bewirken - immer mehr Anhänger in die Arme. Die Milizen der Hisbollah lassen sich vielleicht entwaffnen. Wie aber entwaffnet man die aufgerüsteten Köpfe von Millionen von Menschen?" Haben Sie es gemerkt: Nun sind es schon Millionen muslimische Extremisten. Senocak fährt fort: "Der Dialog andererseits ist nichts als eine Illusion, solange er nur zwischen ausgesuchten Persönlichkeiten in gut klimatisierten, abgesperrten Konferenzsälen stattfindet. Wie aber wäre es, ein selbstkritisches Gespräch mit sich selbst zu führen - einen inneren Dialog, eine Debatte innerhalb des eigenen Lagers?" Davon ist der Autor leider weit entfernt, auch wenn er es bestimmt gut meint: "Wenn man etwa die US-Regierung zur Rechenschaft ziehen würde für die von ihr begangenen Verbrechen im Irak? Würde eine solche Vorgehensweise die westlichen Werte, die es zu verteidigen gilt, stärken oder schwächen? Wie wäre es, wenn der iranische Präsident für seine unerträgliche Leugnung des Holocausts von muslimischer Geistlichkeit denselben Widerspruch erfahren würde wie vom Westen?" Was wird denn hier verglichen? Kriegsverbrechen mit Meinungsäußerung. Oder dies: "Dass sich deutsche Juden in besonderem Maße mit Israel solidarisieren, ist verständlich. Die Menschen, die aus arabischen Ländern stammen, tun dies mit ihrer alten Heimat." Reines Lagerdenken wird vorausgesetzt, als ginge es niemandem um Menschenrechte und internationales Recht. Ein zielloser Artikel. Deshalb auch so etwas: "Die Türken stecken dabei in besonderer Weise in der Zwickmühle. Die Zunahme des Antisemitismus in der Türkei ist besorgniserregend." Als ginge es um die Frage, ob man nun für Juden oder für Araber sein soll. Es ist ehrlich kindisch. Dabei meint er es gut, wirklich: "Wenn westliche Demokratien die eigenen Werte verraten, opfern sie auch die Glaubwürdigkeit ihrer Verbündeten in autoritären Staaten." Tragisch irgendwie, dieses Denken.

26.07.06, taz, brennpunkt, "'Deutsche Soldaten in Israel nicht denkbar.' Der Völkerrechtler Norman Paech, für die Linkspartei im Bundestag: Vorgehen Israels im Libanon unverhältnismäßig", Interview: Christian Rath
www.taz.de/pt/2006/07/26/a0134.1/text Darin: "taz: Wie soll Deutschland auf den Konflikt im Libanon reagieren? Paech: Die Bundesregierung muss unmissverständlich klarstellen, dass das Vorgehen Israels die Grenzen der zulässigen Selbstverteidigung überschreitet. taz: Wenn Israel aus dem Libanon mit Raketen beschossen wird, muss es sich doch wehren können. Paech: Der jüngste Konflikt begann mit der Tötung und Entführung israelischer Soldaten an einer Grenzstation. Das war ohne Zweifel eine sinnlose Provokation und ein völkerrechtswidriges Verbrechen der Hisbollah. Israel hätte also das Recht gehabt, mit kleinen Trupps auf libanesisches Gebiet nachzueilen, um die Täter zu suchen und zu stellen. Israel hat dann aber begonnen, systematisch Ziele im ganzen Libanon zu bombardieren. Erst dann hat die Hisbollah mit dem Abfeuern von Raketen begonnen. taz: Demnach hätte Israel den Konflikt unzulässig eskaliert, indem gleich der gesamte Libanon angegriffen wurde? Paech: Ja. Zwar muss sich der Libanon das Verhalten der Hisbollah-Miliz tatsächlich zurechnen lassen. Immerhin sitzt die Hisbollah mit gewählten Vertretern im libanesischen Parlament und sogar in der Regierung. Ich habe jedoch große Zweifel, ob ein isolierter Grenzzwischenfall ein umfassendes Selbstverteidigungsrecht auslöst. Außerdem geht Israel derzeit mit einem unzulässigen Vernichtungskrieg gegen Milizen und Bevölkerung im Libanon vor." Aus rechtlicher Sicht stellt es sich genau so dar, deshalb sollte man es auch genau so ausdrücken.

26.07.06, SPIEGEL ONLINE, "Wir wollen doch nur ein schönes Leben." Es ist nicht lange her, da glaubten die Israelis fest daran, dass Frieden möglich ist. Doch jetzt herrscht wieder Krieg. Der Journalist und Friedensaktivist Zeev Avrahami erklärt, warum er jetzt zur Waffe greifen würde - und nicht zum Olivenzweig.
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,428430,00.html Darin: "Als meine Generation heranwuchs und schließlich ihren Platz in der israelischen Wirtschaft, Kultur und Politik einnahm, haben wir eine große Veränderung in der öffentlichen Meinung in Israel bewirkt. Unsere Generation drängte - mit ihren Stimmen und ihrer Lebenseinstellung - auf Gespräche mit den Palästinensern und auf Friedensabkommen mit Arafat und Jordanien." Dann: "Heute bin ich davon überzeugt, dass Israel einen gerechtfertigten Krieg führt. Ganz anders als der 'freiwillige Krieg' wurde uns dieser Konflikt aufgezwungen. Es herrscht das Gefühl vor, dass jeder positive Schritt, den wir in den letzten Jahren gegangen sind, mit Bestrafung beantwortet wurde. Nun sind wir bereit alles zu tun, was Israel zu einem sicheren Ort macht - selbst wenn das bedeutet noch einmal in den Libanon einzudringen. Wir wollen auch in Cafιs sitzen, Cappuccino schlürfen und Backgammon spielen können." - Das möchten auch die Libanesen und die Palästinenser. Es ist schon erstaunlich, wie man den "Anderen" auch noch den Rest an Lebenskraft neiden kann, den man ihm übrig gelassen hat. Avrahamis Generation, von der er spricht, ist frustriert, weil sie nicht merkt, dass ihre "positiven Schritte" einfach nicht ausgereicht haben. Sie fühlen sich bestraft. Dabei zeigt doch schon die Überschrift, wie egozentrisch und weinerlich diese Generation ist. Wer glaubt, mit dieser gewaltbereiten Einstellung "Israel zu einem sicheren Ort" zu machen, macht genau den gleichen Fehler wie die jüdischen Pioniere 1948.

26.07.06, Deutschlandradio Kultur, 09:07 Uhr, "Französisch-jüdischer Publizist kritisiert israelisches Vorgehen Alfred Grosser gegenüber Vorschlag einer UN-Truppe skeptisch. Der französisch-jüdische Politologe und Publizist Alfred Grosser hat seine harte Kritik am israelischen Vorgehen im Libanon erneuert. Die Regierung in Jerusalem müsse im Kampf gegen die Hisbollah umdenken. Jede israelische Bombe bringe mehr Libanesen an die Seite der radikal-islamischen Miliz." Moderation: Joachim Scholl
www.dradio.de/dkultur/sendungen/kulturinterview/524290/ Darin Grosser auf die Frage, ob es uns überhaupt zusteht, Israel zu kritisieren: "Ja, natürlich steht es Ihnen zu! Man war ja nicht nur gegen Hitler wegen Antisemitismus und wegen Auschwitz, sondern gegen Hitler wegen der Demütigung aller Menschen, die nicht Deutsche waren. Hier wird ununterbrochen seit Jahrzehnten in Gaza, Israel hat sich das Recht eingestanden zu töten, wen er will, einzugreifen, wo es will, und wenn man sagt, Israel steht unter Bomben, Gaza steht ständig unter Beschuss und die Demütigung der Palästinenser ist enorm und wenn das in Deutschland gesagt wird, gibt es eine Pressezensur." Auch: "Israel will nicht einsehen, wie viel die Demütigung und die Eingriffe überall Hass entzündet haben, bei denen, die getroffen wurden." - Folgt auf ein Interview der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung

26.07.06, junge Welt, S.1, Titel, "Israel angeklagt. Menschenrechtsorganisationen und Waffenexperten beschuldigen den Nahoststaat, zivile Ziele im Libanon mit geächteten Waffen anzugreifen." Rainer Rupp
www.jungewelt.de/2006/07-26/004.php Die Streubomben hat Israel bereits zugegeben, das seien normale Waffen. Aber da ist noch mehr: "Der CNN-Korrespondent Karl Penhaul zeigte Bilder von schwer verbrannten Kindern in libanesischen Krankenhäusern, in deren Brandwunden Phosphorrückstände gefunden wurden. Am Dienstag verlangte die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkriegs (IPPNW) gestützt auf eigene Informationen über den Phosphoreinsatz vom israelischen Botschafter in der Bundesrepublik Shimon Stein Aufklärung." Phosphor, das ist schon ziemlich grausam. Dann: "Das hochgefährliche und ebenfalls geächtete "abgereicherte Uran" (DU) bringen die Israelis in sogenannten 'Bunkerbrechern' zum Einsatz - auch in dichtbevölkerten Regionen des Libanon." Uran, das ist schlimm. "Besonders makaber jedoch sind vor dem Hintergrund der Shoah Berichte aus den USA, daß Israel in Südlibanon auch Giftgas einsetzt. Der renommierte 'Wayne Madsen Report', zeigte am Wochenende im Internet ein Foto, das israelische Soldaten bei der Verladung von Bomben zeigt. Ein Mitarbeiter des militärischen Nachrichtendienstes der USA hatte die Waffen als chemische Bomben identifiziert." - Man muss sich mal klar machen, dass unsere Bundeskanzlerin das alles unterstützt. - (Informationen unter www.humanrightswatch.org und www.waynemadsenreport.com)

26.07.06, The Independent, "Oren Ben-Dor: Who are the real terrorists in the Middle East? What exactly is being defended? Is it the citizens of Israel or the nature of the Israeli state?"
http://comment.independent.co.uk/commentators/article1197235.ece

27.07.06, Zaman Online (Turkey), "Belgian Jewish Leader: Israel Committing War Crimes". By Selcuk Gultasli
www.zaman.com/?bl=international&alt=&hn=35131 Quote: "Jewish associations have begun to react against the Israeli offensive into Lebanon. Head of the Union of Belgian Jewish Progressives (UPJB) Dr. Jacques Ravedovitch stated that Israel is committing war crimes in Lebanon." And: "Calling the Israeli attacks shameful, Ravedovitch said: 'Resistance in Palestine and Lebanon is justified. Israel is an invader. I do not approve of Hamas killing innocent people, but I defend that if there are invaders there will be resistance at the same time. What Israel is doing in Lebanon is terror.'"

27.07.06, Die Welt, "Interview: 'Ein Kampf zwischen den Mächten der Ordnung und Unordnung.' Ex-Mossad-Chef Schabtai Schavit über die Bedrohung der westlichen Welt durch die Fundamentalisten und das Regime in Teheran". Das Gespräch führte Nathan Gardels von Global Viewpoint.
www.welt.de/data/2006/07/27/975203.html Darin Schavit: "Es handelt sich nicht um eine Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hisbollah um ein Stück Land an der israelisch-libanesischen Grenze. Vielmehr wird hier der Kern des Konfliktes zwischen den westlichen Gesellschaften und dem fundamentalistischen Islam berührt. So politisch unkorrekt es auch sein mag, das zu sagen: Dies ist ein Kampf der Kulturen. Oder, wie manch einer schönfärberisch sagt, ein Kampf zwischen den Mächten der Ordnung und Unordnung. Die eine Seite will die Idee der Koexistenz nicht akzeptieren, sondern glaubt, vom allmächtigen Gott dazu bestimmt worden zu sein, den Rest der Welt zum Islam zu bekehren - oder zu eliminieren. Wann immer ich das sage, klingt es, als würde ich mittelalterliche Zustände beschreiben. Aber leider ist es wahr." - Im Grunde muss man der Springer-Presse dankbar dafür sein, dass sie uns zeigt, wie die Krieger argumentieren und was sie über sich selbst aussagen. Dieser hier hat bereits die Umstände des Kriegsausbruchs vergessen und spricht assoziativ von einem "Stück Land", das allerdings NICHT der Kern des Krieges sei, sondern eine Art messianischer Endkampf gegen das Böse auf der Welt. Diese dualistische Sichtweise führt geradewegs in Konflikte und Herrn Schavit reicht es nicht aus, dass seine Freunde diese Auffassung teilen, nein, er möchte den gesamten Westen für sein Armageddon mobilisieren und die ganze Welt mit hereinziehen. Dabei argumentiert es mit zwei wesentlichen Merkmalen seiner eigenen In-Group: dem Mangel an Koexistenz-Willen, den Israel derzeit eindrucksvoll demonstriert, und die Bestimmung vom allmächtigen Gott, mit der Israel seine Existenz begründet. Allein das Mittelalter wird von ihm unterschätzt, denn es ging dort wesentlich zivilisierter zu. Aber Herr Schavit ist ja auch kein Historiker, er ist Ex-Mossad-Chef.

27.07.06, taz, S. 1, "Ein abschreckendes Beispiel", Kommentar von Andreas Zumach
www.taz.de/pt/2006/07/27/a0045.1/text Es geht um den Angriff auf einen UNO-Posten. Darin am Schluss: "Mit Sicherheit wirkt die Tötung der vier UNO-Beobachter abschreckend auf alle Staaten, die möglicherweise künftig vom UNO-Hauptquartier gebeten werden, sich mit Soldaten und Zivilpersonal an einer eventuellen neuen und besser mandatierten UNO-Truppe an der israelisch-libanesischen Grenze zu beteiligen. Und dieser Effekt dürfte der israelischen Regierung durchaus willkommen sein."

27.07.06, FAZ, "Tote UN-Beobachter. Annans Verantwortung?" von Matthias Rüb, Washington
www.faz.net/s/RubB1888... Beginnt mit: "Wer einen eigenen Fehler ahnt, diesen zu bekennen aber noch nicht in der Lage ist, versucht das ihn beschleichende Schuldgefühl in einer ersten Überreaktion zurückzudrängen." - Nein, gemeint ist nicht der Libanonkrieg Israels (obwohl es einen Gedanken wert wäre), sondern Kofi Annans Kritik an Israel, nachdem die israelische Armee vier UNO-Soldaten tot geschossen hat. Demnach benutzte die Hisbollah die UNO-Soldaten als Schutzschilde. "Dieser Einschätzung steht die Aussage der für die Einsätze der UN-Friedenstruppen zuständigen Untergeneralsekretärin Jane Holl Lute im UN-Sicherheitsrat vom Mittwoch entgegen, wonach es in der Region keine Hizbullah-Stellungen gegeben habe." - Klingt alles ziemlich getürkt, finde ich. Schließlich noch: "Genauso bleibt offen, welche politischen oder militärischen Ziele Israel mit einem absichtlichen Angriff auf die UN-Beobachter hätte verfolgen sollen." Das hat Andreas Zumach am selben Tag in der taz treffend erklärt: Die UNO bleibt fern, Israel hat freie Bahn.

28.07.06, taz, S. 15, "'Die Hisbollah ist keine Terroristengruppe'. Der Krieg stärkt die Hisbollah, meint die Schriftstellerin Iman Humaidan Junis. Die Organisation sei aus gutem Grund ein Staat im Staate - sonst habe sich niemand um die Schiiten gekümmert", Interview Alfred Hackensberger
www.taz.de/pt/2006/07/28/a0189.1/text

28.07.06, taz, S. 12, "'Wie zwischen Materazzi und Zidane.' Israel wird die Hisbollah allein mit militärischen Mitteln nicht schlagen können, sagt der Politologe Herfried Münkler. Durch den Libanon-Krieg werden die Karten in Nahost aber neu gemischt. Dann erst hat die Diplomatie eine Chance" Interview: Ralph Bollmann
www.taz.de/pt/2006/07/28/a0173.1/text Darin Münkler: "Die asymmetrische Kriegführung der Hisbollah ist immer auch darauf angelegt, dass Israel reagieren muss - und dass es sich dann ins Unrecht setzt, weil der Krieg immer auch Zivilbevölkerung trifft. Das ist die Strategie der Provokation, wie wir sie kürzlich in einem ganz anderen Zusammenhang zwischen Materazzi und Zidane beobachten konnten. (...) Der vermeintlich Schwächere provoziert, und wenn der Stärkere dann zurückschlägt, steht er am Pranger - weil sich seine Reaktion medial aufbereiten lässt." - Nein, weil es Gewalt ist. Egal was Materazzi gesagt hat, Zidane hat ihn geschlagen, das ist Gewalt. Ob es sich medial aufbereiten lässt, hat damit nichts zu tun. Aber auch die taz hat den Faden verloren: "Als es Israel noch mit einer geschlossenen Front der arabischen Staaten zu tun hatte, war es selbst in der Position eines David, und die Araber waren Goliath." Ein Mythos (der im obigen "asymmetrische Kriegführung der Hisbollah" nachhallt). Dann die intelligente Frage: "Kann man Terrorismus überhaupt militärisch besiegen?" - Herr Münkler glaubt an Kriege: "Man kann sicher sein, dass die Israelis die Situation im Nahen Osten kompetenter beurteilen als manche Beobachter in Deutschland, die in solchen Zusammenhängen grundsätzlich vom Flächenbrand sprechen - und keine Vorstellung davon haben, dass der militärische Apparat zumindest gelegentlich und mit einer kurzfristigen Perspektive ein Lösungsinstrumentarium für Probleme sein kann." Die taz möchte vermutlich Ausgewogenheit zeigen. In hundert Jahren, wenn es dann noch Menschen gibt, werden die Zeitungen solche Personen nicht mehr durch Interviews pushen. Ich denke, irgendwann wird die Menschheit es lernen. Münkler hat nichts als Krieg im Kopf. Über die israelische Politik der einseitigen Grenzziehung sagt er: "Sie baut den Hass sicherlich nicht ab und führt auch nicht zu einem wachsenden Verständnis für Israel in der arabischen Welt. Andererseits fällt es schwer, sich Alternativen vorzustellen." Er sagt: "Die Palästinenser zahlen den Vorschuss, den man ihnen gewährt, nicht zurück." Die Besatzung und das gezielte Töten ist also ein Vorschuss. Oder was ist gemeint? Die Mauer? Die Flüchtlinge? Die Siedler? Die Nichtanerkennung des palästinensischen Existenzrechts? Ach so, Gaza. Herr Münkler fordert, dass die "permanenten Provokationen" gegenüber Israel aufhören müssen und sagt: "Angela Merkel schätzt die begrenzten Möglichkeiten, die Deutschland hat, wohl realistisch ein. Mit großen Sprüchen ist hier sowieso nichts zu holen." Große Sprüche? Ach so, Forderungen zur Beendigung der Gewalt. Von Herfried Münkler gibt es einen Artikel in der SZ im Juni, siehe Münkler/SZ. - Manchmal fragt man sich schon, ob zu einer guten Zeitung nicht auch so etwas wie Profil gehört. Da kann man ja gleich die Springerpresse lesen.

28.07.2006, taz, S. 11, "Die Gefahr aus Teheran. Der israelische Krieg im Libanon lässt sich aus moralischen Gründen leicht verurteilen. Die Frage, wie sich Israel sonst gegen seine Bedrohung schützen soll, bleibt dabei offen" Kommentar von Micha Brumlik
www.taz.de/pt/2006/07/28/a0171.1/text Wie denn sonst als unmoralisch kann Israel seine Existenz schützen? Denken wir über diese Überschrift einmal nach. Der Feind ist demnach so böse, dass er unter moralischen Bedingungen immer versuchen wird, "uns" zu töten. Ein klassisches Feindbild, das umso entlarvender ist als die Gegenseite plausible und kohärente Argumente hat. So wurde die Hisbollah beispielsweise erst nach der Israel-Invasion 1982 gegründet, bei der Tausende starben. Und der Iran: Selbst wenn er die Atombombe will, Israel hat sie ja auch, also was soll das alles? Iran nennt der Autor das "mit einem nuklearem Genozid drohende, klerikalfaschistische Regime in Teheran." Damit macht er also auch Aussagen über Israel als Besitzer von Atomwaffen. Herr Brumlik nennt die Hisbollah, "die die israelische Bevölkerung seit Monaten aus Judenhass mit Raketen quält" als Auslöser. Aus Judenhass. Warum hat er das so geschrieben? Hat er keine besseren Argumente? Nicht viele werden Brumlik glauben, dass das wirklich Judenhass ist, gerade jetzt, wo wegen eines relativ geringen Zwischenfalles von Israel ausgehend ein Krieg gegen einen Staat und eine Bevölkerung geführt wird. Und es werden die Muster deutlich, die auch für Palästina gelten, denn auch dort wird jeder kleine Anlass gesucht, um brutal vorzugehen. Man kann hier, bei "aus Judenhass", bereits aufhören zu lesen. Es ist das Totschlagargument, das Dogma, die Doktrin, die Ideologie, das Tabu. Dann: "Was ist, wenn - wie im Libanon - der Aggressor seine Waffen bewusst und feige in Wohngebieten versteckt? Dann lässt das Kriegsvölkerrecht - moralisch völlig inakzeptabel - durchaus 'Kollateralschäden' zu." - Inwieweit es stimmt, dass Waffen in Wohngebieten versteckt werden, ist schwer zu beurteilen. Als Propaganda ist es natürlich geeignet. Dass das Völkerrecht den massiven Beschuss von großen Wohneinheiten und zivilen Einrichtungen billigend in Kauf nimmt, ist so sicher falsch. Brumlik schreibt: "Nein, das Palästinaproblem ist nicht die Wurzel des Übels. Wer ernsthaft glaubt, dass die oft fatale israelische Politik gegenüber den Palästinensern die Ursache der Krise in der arabisch-islamischen Welt ist, soll bitte erklären, warum im Irak seit Beginn dieses Jahres sage und schreibe neuntausend (!) Menschen Selbstmordattentaten zum Opfer gefallen sind, warum im Iran Menschen- und Frauenrechte systematisch unterdrückt werden und warum in Syrien hinter der Fassade einer gewissen Modernität eine brutale Diktatur herrscht. Etwa wegen Gaza?" - Nicht wegen Gaza. Es sind nur überall dieselben Mechanismen. Nicht nur Israel übt Gewalt aus, aber Israel übt die allermeiste Gewalt in der Region aus, das sehen wir jeden Tag. Gefolgt von den USA. Deshalb sind die autoritären Regime und Strukturen in den arabisch-islamischen Ländern nicht "die Guten", es nützt nur ebenfalls nichts, die Unterdrückung der Palästinenser seit 1948 (!) zu relativieren. Diese Unterdrückung ist spürbar und für viele Millionen Menschen seit Jahrzehnten nicht tragbar. Und sie werden auch wütend, selbstverständlich. - Herr Brumlik drückt aus, dass die Forderung nach Freiheit Palästinas in Wirklichkeit Antisemitismus ist. Er formuliert das so: "Dieses von Teheran aus beschworene 'Palästina' stellt eine Phantasmagorie dar, deren Kern ein 'judenreiner' Naher Osten ist." Deshalb müssen Araber sterben, sagt Herr Brumlik: "Dieses Phantasma widerspricht jedoch der Realität, weswegen so lange arabische Zivilisten sterben müssen, bis ihre Führer eingesehen und anerkannt haben, dass sie diese Realität nicht ändern können." Nachdem der Autor bis hierher den Krieg gerechtfertigt und sein Feindbild ausgebreitet hat, folgt im Schlussabsatz: "Der universalen Moral und des in Israels Gründungsurkunde niedergelegten prophetischen Erbes wegen muss die israelische Regierung gleichwohl sofort, einseitig und ohne jede libanesische Gegenleistung die Waffen ruhen lassen!" Das passt weder zum Titel noch zum Rest des Kommentars, aber gut. Es sollen dann eine Entwaffnung der Hisbollah folgen, die Nato soll einmarschieren und der iranische "Klerikalfaschismus" soll beendet werden. Dann, so lässt Brumlik offen, sei Frieden. Klingt alles sehr plausibel und der taz würdig.

28.07.06, SZ, Außenansicht, "Für die Toten ist nur die Hisbollah verantwortlich." Israel hat das Recht, das Leben seiner eigenen Bürger über das Leben der Bürger im Gebiet des Aggressors zu stellen." Kommentar von Alan M. Dershowitz
www.sueddeutsche.de/,tt1l7/ausland/artikel/671/81590 Beginnt mit: "Keine Demokratie der Welt würde - oder sollte - es hinnehmen, wenn ihre Städte mit Raketen beschossen werden. Jedes Land würde darauf angemessen militärisch reagieren." Wen meint der jetzt? Der Raketenbeschuss auf Israel folgte erst NACH den israelischen Angriffen. Damit ist der Artikel bereits hinfällig. Er bewegt sich innerhalb des Judenwahns, der den Mainstream der westlichen Presse bestimmt: "Denn während Israel alles Vernünftige unternimmt, um die Zahl der zivilen Opfer zu minimieren - wenn auch nicht immer mit Erfolg -, tun Hamas und Hisbollah alles in ihrer Macht Stehende, um die Zahl ziviler Opfer auf beiden Seiten zu maximieren. Jawohl, diese islamischen Fundamentalisten wollen in Wahrheit, dass mehr ihrer eigenen Zivilisten von den Israelis getötet werden. Das ist ein wichtiger Teil ihrer Strategie." Dershowitz möchte das Kriegsrecht ändern, damit Israel auch Zivilisten töten kann: "Dieser Missbrauch von Zivilisten als Schild und Schwert macht eine Neubewertung des traditionellen Kriegsrechts erforderlich. (...) Es gibt keine klare Trennlinie zwischen Kämpfern und Zivilisten mehr." Um es rund zu machen, rechtfertigt Dershowitz die Besatzung: "Israel hat den Libanon im Jahr 2000 und Gaza im Jahr 2005 verlassen. Hierbei handelt es sich also nicht mehr um besetzte Gebiete. Dennoch werden von dort Raketen auf israelische Bürger abgeschossen. Dies zeigt doch, dass nicht Terrorismus eine Folge von Besatzung ist, sondern umgekehrt: Besatzung ist eine Folge von Terrorismus." Eine fadenscheinige Beweisführung. Inwiefern soll die Besatzung der Westbank eine Folge von Terrorismus sein? Höchstens des israelischen Staatsterrorismus. Araber sind eben weniger Menschen, das ist es, was die Süddeutsche Zeitung uns mitteilen möchte, so wie Israelis mehr Menschen sind. Die Süddeutsche, natürlich, sie hat den Artikel ausgewählt. Wir müssen viel stärkeren Widerstand leisten, sonst werden wir von diesem Wahn endgültig überrollt. Die Lage ist sehr ernst. (Alan M. Dershowitz ist Strafverteidiger und Professor an der Harvard Law School. Er vertrat O. J. Simpson)

28.07.2006, Spiegel Online, "ISRAEL UND DIE UNO: Eine vergiftete Beziehung. Tödliche Bomben auf vier Uno-Beobachter rufen in Israel kaum Entsetzen hervor. Insgeheim gibt mancher gar der Uno die Schuld, da sie die Hisbollah zu zahm behandelt habe. Keine guten Vorzeichen für eine mögliche neue Friedenstruppe." Von Matthias Gebauer und Ulrike Putz
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,428927,00.html Darin: "Die Geschichte der Vorwürfe gegen die Weltgemeinschaft ist viel länger. Eigentlich gibt es überhaupt nur eine positive Erfahrung mit der Uno, und die liegt lange zurück. Damals, es war der 29. November 1947, verabschiedete die Uno die Resolution mit der Nummer 181. Inhalt war, Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat zu teilen. Es war die Geburtsstunde Israels. Seitdem jedoch wurde Israel regelmäßig von der Vollversammlung verurteilt. (...) In den Jahrzehnten danach verabschiedete die Generalversammlung oft Resolutionen, die Israel als direkten Angriff auf seine Existenz interpretierte. (...) Im November 1975 nannte die Resolution 3379 den Zionismus 'eine Form von Rassismus'. (...) All das führte in Israel zu einer offenen Arroganz gegenüber der Uno. Der Weltgemeinschaft traut man nicht zu, Konflikte zu lösen, fühlt sich durch das Libanon-Beispiel nur bestätigt." - Hier werden wichtige Fakten ausgelassen, daher entsteht der Eindruck, Israel sei ungerecht behandelt worden. Aber es gibt mehr als 60 UNO-Resolutionen, die Israel nicht eingehalten hat. Auch hat Israel seinen Staat 1948 einseitig ausgerufen und nicht auf dem Land, das ihm von der UNO zugesprochen wurde, sondern auf viel mehr Land. Wenn man das nicht erwähnt, ist klar, dass die Bevölkerung ein verzerrtes Bild bekommt. Und das ist wohl auch die Absicht des Artikels, denn es ist kaum anzunehmen, dass die Journalisten diese Fakten nicht kennen. Die Leser werden offen verarscht. An diesem Beispiel kann man es besonders gut sehen.

28.07.2006, junge Welt, S. 8, "Keine Zeitung macht so viele Fehler wie die Bild". Kritische Internetseite deckt die Lügen des Massenblattes auf. Ein Gespräch mit Christoph Schultheis. Christoph Schultheis ist Gründungsmitglied und Mitbetreiber von "bildblog" und entlarvt dort täglich die Lügen der Bild-Zeitung. Weitere Infos: bildblog.de" Interview: Christian Selz
www.jungewelt.de/2006/07-28/025.php Dazu fällt mir ein, dass ich die Kollegen vom bildblog kürzlich gefragt habe, warum sie eigentlich so gut wie nichts über die außenpolitischen Statements der Bildzeitung schreiben. Das fällt ja schon auf. Bis jetzt habe ich noch keine Antwort bekommen.

28.07.2006, jW, S.3, "Kritik am Krieg. Brzezinski zieht Vergleich zu Geiselmorden" von Rainer Rupp
www.jungewelt.de/2006/07-28/049.php Darin Brzezinski: "'Ich sage es nicht gerne, aber ich sage es: Daß, was die Israelis heute z. B. im Libanon tun, ist unterm Strich nichts anderes als die Ermordung von Geiseln', erklärte Brzezinksi am 20. Juli bei einem Vortrag vor der New America Foundation. Er begründete das wie folgt: 'Denn wenn man 300 Leute, 400 Leute , die nichts mit den Provokationen der Hisbollah zu tun haben, tötet, und wenn man das absichtlich macht, weil einem das Ausmaß des angerichteten Kollateralschadens gleichgültig ist, dann tötet man Geiseln mit der Absicht, all jene einzuschüchtern, die man einschüchtern will.'" - Wenn Opfer nicht die Möglichkeit haben, die Gefühle und Umstände der Täter durch direkte Kommunikation zu verstehen, dann werden die Opfer unbewusst versuchen, den Täter zu kopieren, um so an die notwendigen Informationen zu gelangen. Deshalb fügen zum Beispiel viele Söhne ihren eigenen Söhnen Gewalt zu. Auch für Gruppen gilt dieser Mechanismus.

28.07.2006, jW, S.3, "Warum Israel verlieren wird" von Rainer Rupp
www.jungewelt.de/2006/07-28/050.php Darin: "Ein Sieg Israels wird jedoch immer illusionärer. Hisbollah zu zerschlagen, und das aus der Luft, widerspricht der militärischen Logik. Hier wurde der Wunsch zur Strategie erhoben, was lediglich den Realitätsverlust der Planer in Jerusalem und Washington bezeugt. Sie gingen davon aus, daß die Libanesen den Israelis, die ihr Land in Schutt und Asche legen, aus Dankbarkeit den sehnlichsten Wunsch erfüllen, nämlich Hisbollah politisch und militärisch zu entmachten. Das Gegenteil ist der Fall. Auch Israel ist mittlerweile nicht entgangen, daß Hisbollah heute in Libanon so stark ist wie noch nie." - Vielleicht handeln die israelischen Soldaten gar nicht aus politischen Motiven, sondern aus einem Blutrausch heraus. Es macht zumindest den Eindruck, wenn man bedenkt, dass die Israelis wissen, dass sie mit ihrem Krieg alles nur noch schlimmer machen.

28.07.06, Freitag, "Nicht ein banaler Nebensatz. SCHLACHTFELD LIBANON: Kanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier leisten einen weiteren Beitrag zur Verluderung der internationalen Beziehungen" von Lutz Herden
www.freitag.de/2006/30/06300602.php Darin: "Wenn sich Merkel und Steinmeier auf die Solidarität mit Israel berufen, kann das doch im Moment nur heißen, Israel vor sich selbst zu warnen und zu schützen. Wie viel Hass lädt dieser Staat auf sich - in den von seinen Raketen heimgesuchten Orten menschlichen Lebens, in den Millionen Ausgebombten und Flüchtenden, die alles verlieren. In der arabischen Welt überhaupt. Das wird für Generationen nicht zu verwinden sein. Wirklich erstaunlich, dass die Bundesregierung außerstande ist, wenigstens das klar zu artikulieren, wenn schon die humanitären Reflexe versagen, auf die ansonsten Verlass ist, wenn es um China, Russland oder andere Staaten geht, an denen man sich gern reibt, um die eigene zivilisatorische Glasur auf Hochglanz zu bringen."

28.07.06, Freitag, "Alles ist erlaubt. STRAFAKTION IM LIBANON. Im öffentlichen Bewusstsein Israels ist eine weitgehende Erosion aller Wertenormen eingetreten." von Gerhard Schoenberner
www.freitag.de/2006/30/06300101.php Darin: "Frau Merkel und der frühere Außenminister Fischer haben davor gewarnt, bei der Beurteilung der israelischen Kriegsführung die Reihenfolge von Ursache und Wirkung außer Acht zu lassen. Aber sie denken in zu kurzen Fristen, wenn sie damit nur die Entführung israelischer Soldaten und den Raketenbeschuss israelischer Ortschaften meinen. Hätte Israel gemäß den UN-Resolutionen gehandelt, hätte es sein Gewaltregime von Besatzung und Annexion beendet, die illegalen Siedlungen - und das heißt: alle - geräumt, sich auf die grüne Grenze von 1967 zurück gezogen, hätte es die Palästinensische Autonomiebehörde je als gleichwertigen Partner akzeptiert und einen souveränen, lebensfähigen Staat Palästina nicht systematisch verhindert, könnte seit Jahren Frieden in der Region herrschen." - Ausgezeichneter, wichtiger Artikel. Gerhard Schoenberner ist unter anderem Gründungsdirektor der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin. Er schrieb ein Standardwerk zur Judenverfolgung im dritten Reich: "Der gelbe Stern. Die Judenverfolgung in Europa 1933 bis 1945."

28.07.06, FR, "Mehr als ein Sechs-Tage-Krieg. Israels Armee ist die stärkste des Nahen Ostens, doch gegen die Guerilla der Hisbollah hat sie bisher wenig erreicht. Mit jedem Tag Krieg wächst die Unterstützung für die Islamisten." von Michael Lüders
Darin am Ende: "Washington und Jerusalem sind überzeugt, sie könnten der Region ihren Willen militärisch aufzwingen. Zivile Opfer spielen keine Rolle, weder im Libanon noch unter den Palästinensern. Verdrängt wird, dass die Hamas ebenso wie auch die Hisbollah erst als Reaktion auf die israelische Besatzung entstanden sind. Nicht die israelischen Siedlungen in palästinensischen Gebieten und die seit Jahrzehnten betriebene Demütigung von Libanesen und Palästinensern werden im Westen als Problem wahrgenommen, sondern 'der Terror', der Israel in seiner Existenz bedrohe. In der Regel wird dieser Terror dem Islam zugeschrieben, der eine fanatische Religion sei. Doch die westliche Politik in der Region schafft sich selbst ihre Gegenkräfte, insbesondere in Form des islamischen Fundamentalismus. Selbst wenn es Israel gelänge, morgen Hamas und Hisbollah zu besiegen, gäbe es übermorgen neue Gruppen unter anderen Namen, die den Kampf gegen die Allmacht der Achse Washington-Jerusalem fortsetzen würden." - Ausgezeichnete, nüchterne Analyse, wie man es von Michael Lüders gewohnt ist. Man liest es und spürt nichts von dem Wahn, der andere Artikel in der deutschen Presse kennzeichnet. Eine Stimme der Vernunft.

29.07.2006, Die Welt, "In Stahlgewittern. Raketen, Träume, Zivilisten: Notizen von der israelischen Seite der Front" von Bernard-Henri Lιvy
www.welt.de/data/2006/07/29/977044.html Lιvy spricht von einem "Faschismus mit islamischem Antlitz, der dritte Faschismus, der wohl für unsere Generation das ist, was der andere Faschismus und dann der totalitäre Kommunismus für unsere Väter waren." Der Feind (Syrien, Iran, Hisbollah, Hamas) ist für ihn absolut böse. Der Autor wünscht Anerkennung für Israel und die Juden: "Und ich will schon gar nicht das schmutzige Spiel des Aufrechnens der Leichen beginnen. Aber warum sollte, was man den einen zukommen läßt, nicht auch für die anderen gelten? Woher kommt es denn, daß so wenig die Rede ist von den jüdischen Opfern nach dem israelischen Rückzug aus dem Gaza-Streifen?" Lιvy sagt, er war selbst gegen die Besatzung und versteht deshalb nicht, warum man so wenig über jüdische Opfer schreibe. Er habe "schon immer dafür plädiert, daß der hebräische Staat sich aus den besetzten Gebieten zurückzieht, um im Gegenzug Sicherheit und Frieden zu erhalten. Und gerade darum stellt sich für mich ein Problem der Redlichkeit, der Ausgewogenheit des Urteils: Auch Israel hat Zerstörungen, Todesfälle, Leben in Luftschutzkellern, durch den Tod von Kindern gebrochene Existenzen zu beklagen." Die Besatzung besteht allerdings nach wie vor und es ist nicht genug, lediglich zu wünschen, sie würde beendet. Lιvy erklärt, warum Israel so heftig agiert hat: "Es hat so heftig reagiert, weil seine Städte angegriffen wurden und gleichzeitig der iranische Präsident dazu aufgerufen hatte, das Land von der Karte zu tilgen, weil zum ersten Mal der Vernichtungswillen und entsprechende Waffen in ein und derselben Hand lagen, und das schuf eine neue Situation." - Es wurden vor der israelischen Invasion keine israelischen Städte angegriffen. Iranischen Vernichtungswillen kann ich ebenfalls nicht bestätigen. Dem Nasrallah attestiert Lιvy "blanken Hass", "Krieg ohne Kriegsziel." Ein klassisches Feindbild. Der Autor versucht nicht einmal, den Gegner zu verstehen, er dämonisiert ihn. Gleichzeitig relativiert er Israels Aggression maßlos: "Die Israelis sind keine Heiligen. Sie sind natürlich in einem Krieg zu Operationen, Manipulationen und machiavellistischen Täuschungen fähig." Er nennt keine Beispiele, es bleibt also eine Phrase. Was heißt, dass die Israelis zu machiavellistischen Täuschungen fähig sind? Etwa im Zusammenhang mit dem jetzigen Krieg: "Wie jeder andere Staat hat Israel das Recht, einer so verrückten, grundlosen, willkürlichen Aggression nicht wehrlos zuzuschauen." - Man kann recht deutlich derartige Wahn-Artikel von journalistisch geschriebenen Artikeln unterscheiden. Die Wahnartikel sind gekennzeichnet durch Philosemitismus, Dämonisierung des Gegners, hysterische Angstbekenntnisse als Rechtfertigung schwerer Gewalt, Vermischung von Nazizeit/Faschismus und Nahostpolitik, martialische Endlösungsgedanken, Pathos und einen Dualismus, der die Welt in Freund und Feind einteilt. So wie hier im Schlussatz: "Und es stimmt, daß ich beim Wiederhören dieser alten Prophezeiungen, die mir heute, ich weiß nicht warum, eine neue Evidenz und Überzeugungskraft zu erhalten scheinen, auch zu träumen beginne, nämlich vom Ruhm eines hebräischen Staates, der es wagen würde, in ein und derselben Geste zwei Dinge zugleich zu sagen und vor allem zu tun: den einen leider den Krieg und den anderen den Frieden erklären, so daß letztlich keine Wahl bliebe."

29.07.2006, taz, S. 11, "Helft Israel. Die Sicherung der Grenze zum Libanon überfordert die Regierung in Jerusalem. Die internationale Gemeinschaft muss das als Chance sehen - und ihr die Mission abnehmen" Kommentar von SUSANNE KNAUL
www.taz.de/pt/2006/07/29/a0156.1/text Darin: "Die Hamas verfolgt kein anderes Ziel als die Vertreibung der Zionisten aus der Heimat der Palästinenser - vom Jordan bis zum Mittelmeer." - Das ist erkennbarer Unsinn, resultierend aus der Ansicht der Autorin, dass Juden/Israelis im Mittelpunkt allen Geschehens stehen. Die Aktionen der Hisbollah sind für Frau Knaul irrational und also nicht zu begründen: "Der politisch unbegründbare Hass der Hisbollah gegen Israel schürt dort Existenzängste: 'Es geht um Leben und Tod', sagt etwa der Friedensnobelpreisträger Schimon Peres. Hier mischt sich das Trauma der Konzentrationslager mit dem Schrecken über die antizionistische, bisweilen antijüdische Hetze, komme sie aus Beirut, aus Damaskus oder Teheran. Nicht ohne Grund hielt sich der Westen so lange mit Kritik gegen das israelische Wüten im Libanon zurück. Natürlich kann man den Tod hunderter libanesischer Zivilisten in Beirut nicht mit dem Seelenzustand der Israelis rechtfertigen. Dass deren Angst Katalysator der Militäroffensive ist, muss trotzdem wahrgenommen werden. Die logische Konsequenz daraus ist, Israel diese Mission abzunehmen." - Das ist eine Rechtfertigung der Ziviltoten, auch wenn es moderat daherkommt. Dabei wird sogar zugegeben, dass sich Zweiter Weltkrieg und Nahostpolitik hier mischen - und es wird zu Gunsten Israels ausgelegt. Frau Knaul sagt also, dass die Israelis zwar massiv gegen die Regeln verstoßen, aber dass sie es aus Angst tun und das müsse man verstehen. Nicht nur das: Andere sollen die Drecksarbeit für Israel machen, nämlich "die Hisbollah erkennbar schwächen" und "die libanesische Bevölkerung zum Umdenken antreiben". Um nichts anderes geht es hier als die Unterwerfung unter Israels Kolonial- und Gewaltpolitik und ihre Unterstützung. Wer dagegen demonstriert, wird von Knaul "linksradikales Friedenslager" genannt. Ein chauvinistischer Artikel. Susanne Knaul schreibt seit 1999 Helft-Israel-Artikel für die taz und erklärt den Leserinnen und Lesern, warum Israel geliebt werden soll und warum Israel im Grunde Recht hat, egal was das Militär und die Politiker und die Siedler tun. Es sind eben prinzipiell die Guten.

29.07.2006, FAZ, "Friedenstruppe im Libanon? Merkel zieht Bundeswehr-Einsatz in Zweifel" von FAZ.NET mit Reuters/AP/dpa
www.faz.net/s/Rub9854F8E42EB34E39A... Darin: "'Es ist eine geschichtliche Verpflichtung deutscher Politik, unverbrüchlich für das Existenzrecht Israels einzutreten', sagte Merkel. Israel greift als Reaktion auf monatelangen Beschuß durch die Hizbullah und die Entführung zweier Soldaten durch die radikalen Schiiten seit fast drei Wochen massiv Ziele im Libanon an." - "Existenzrecht" ist eine Chiffre für Willkür. Es ist ein Hörigkeitssatz von Frau Merkel, der mit den Opfern des Holocaust nichts zu tun hat. Im Gegenteil ist jeder Ziviltote in diesem unsäglichen Libanonkrieg eine Bestätigung dafür, dass aus dem Holocaust grundsätzlich die falschen Schlüsse gezogen werden. - Als Kriegsgrund wird hier neben den zwei Soldaten ein monatelanger Beschuss durch die Hizbullah genannt. War das so? Zu Beginn des Krieges war davon keine Rede, oder täusche ich mich?

30.07.2006, FAZ, "Tragödie von Kana. Annan: 'Wir müssen diese Tat scharf verurteilen'" von FAZ.NET mit Reuters/AP/dpa/AFP
www.faz.net/s/Rub9854F8E42EB3... Darin: "'Wir werden den Krieg nicht beenden', wurde Olmert zitiert. 'Die Hizbullah, wie der ganze muslimische Terror, bedrohen die westliche Zivilisation.'" - Die wollen uns da alle in ihren Wahn mit hineinziehen. Muslimischer Terror, dass ich nicht lache. Sprich mal über jüdischen Terror, Olmert, du sprichst doch sowieso die ganze Zeit über dich selbst, wenn du über deinen Feind sprichst.

30.07.06: Message from the Lebanese people (Received from a Lebanese at 11:27 a.m.)
Dear Friends, Family, Colleagues who have been actively supporting us in Lebanon, please forward this message to the silent world around you: At 1am this Sunday morning of July 30, 2006, Lebanon woke up to the horror of another Israeli massacre that took place over Qana - South Lebanon. So-called target: Hezbollah military bases. Actual target: A very primitive shelter containing over 63 Lebanese civilians (over 22 children, the rest were women, old aged, handicapped) most of whom are still burried under rubble. This brings us back yet again to what happened in Qana in 1996 when the UN peace forces base was sought as shelter by hundreds of Lebanese civilians from Qana and neighboring villages, only to be directly and purposefully targeted and massacred by the Israeli bombings. The world stood still at the time, no legal action was taken against Israel. No Hezbollah military base was anywhere near that area. The same applies to the area where the massacre took place today in Qana. The innocent civilians who were massacred today had no means of fleeing to safer areas in Lebanon because all roads were blocked by the Israeli bombings. You will receive very shortly the actual pictures of this massacre today, which we are confident will not be fully exposed through your media. // We, the Lebanese people, as we receive all the aid supplies (financial donations, medical and food supplies), stand wordless as we watch the world succumb to the Bush and Blair Administrations continuing to commit their crimes against Lebanon, all of Lebanon (as in Palestine and Iraq), in their 'noble pursuits of peace, freedom, and a New Middle East'.. We, the Lebanese people, wonder if this madness and violation of every human rights article there is in the book was actually happening to YOU, what desperate measures would you be taking to make it stop, how would you be reacting….Most importantly, how are you now able to look into each other's eyes, walk the streets and go about your daily lives being so detached from what's happening to a country that has continuously received you with embracing welcoming arms… We, the Lebanese people, wish you all…..a Conscience

30.07.06: Botschaft vom libanesischen Volk (Erhalten von einer Libanesin um 11:27 Uhr, Üb.: Anis)
Liebe Freunde, Familie, Kollegen, die Ihr uns im Libanon aktiv unterstützt, leitet diese Botschaft bitte an die schweigende Welt um Euch herum weiter: Um 1 Uhr des heutigen Sonntag Morgen, dem 30. Juli 2006, wachte der Libanon mit dem Horror eines neuen israelischen Massakers auf, das über Qana im Südlibanon hereinbrach. Angebliches Ziel: Hisbollah-Militärbasen. Tatsächliches Ziel: ein sehr primitiver Bunker, in dem sich mehr als 63 libanesische Zivilisten aufhielten (mehr als 22 Kinder, der Rest waren Frauen, Senioren und Behinderte), von denen die meisten noch immer unter Trümmern begraben liegen. Das bringt uns noch einmal zurück zu dem, was in Qana 1996 geschah, als die Basis der UNO-Friedenstruppen von Hunderten libanesischen Flüchtlingen aus Qana und den umliegenden Dörfern als Zufluchtsort aufgesucht wurde, nur um unmittelbar und absichtlich von den israelischen Bombardements ins Visier genommen und umgebracht zu werden. Die Welt stand damals still, es wurden keine rechtlichen Schritte gegen Israel eingeleitet. Es gab nirgendwo in der Nähe dieses Gebietes eine Hisbollah-Militärbasis. Dasselbe gilt für das Gebiet, in dem das heutige Massaker in Qana stattfand. Die unschuldigen Zivilisten, die heute umgebracht wurden, hatten keine Möglichkeit, zu sichereren Orten im Libanon zu fliehen, weil alle Straßen durch die israelischen Bombardements blockiert waren. Ihr werdet in Kürze die Fotos des heutigen Massakers erhalten, von denen wir sicher annehmen, dass sie nicht vollständig in Euren Medien gezeigt werden. // Wir, das libanesische Volk, die wir all die Hilfsgüter erhalten (Geldspenden, Medizin und Nahrung), stehen sprachlos da, während wir die Welt den Bush- und Blair-Regierungen erliegen sehen, wie sie damit fortfahren, ihre Verbrechen gegen den Libanon zu begehen, den ganzen Libanon (wie in Palästina und im Irak), in ihrem 'edlen Streben nach Frieden, Freiheit und einem Neuen Nahen Osten'.. Wir, das libanesische Volk, fragen uns, welche verzweifelten Schritte IHR ergreifen würdet, um das zu beenden, wie Ihr reagieren würdet, wenn dieser Wahnsinn und diese Verletzung von jedem Menschenrechts-Artikel, den es in dem Buch gibt, EUCH passieren würde... Und wichtiger: Wie seid Ihr jetzt in der Lage, einander in die Augen zu sehen, auf den Straßen zu spazieren und Eurem täglichen Leben nachzugehen, so abgelöst davon, was einem Land geschieht, das Euch fortwährend mit offenen Armen willkommen geheißen hat... Wir, das libanesische Volk, wünschen Euch allen... ein Gewissen.

31.07.06, ZEIT online, "Freund oder Feind. Der neue Krieg im Nahen Osten spaltet auch hierzulande die Gemüter. Viele Medien ergreifen Partei - für oder gegen Israel" von Adrian Pohr
www.zeit.de/online/2006/31/Libanon-Medienanalyse?page=all Darin: "Gerade Deutschland müsse aufgrund seiner NS-Vergangenheit und des Holocaust ohne Wenn und Aber hinter der Operation gegen die Hisbollah stehen, heißt es auf der einen Seite; von der anderen hört man ähnlich klischeehaft den alten Vorwurf, der Judenstaat hänge immer noch der alttestamentarischen Zahn-um-Zahn-Philosophie an und lasse jedes Maß vermissen." - Und wo sind die Menschenrechtler in dieser Einteilung? Höchst interessant, dass die fehlen. Im Grunde wird hier ausgesagt, dass es auf der einen Seite die Philosemiten gibt und auf der anderen die Antisemiten. Damit ist der Rest des Artikels hinfällig.

31.07.06, Tagesspiegel online, "Offener Brief. Krieg in Palästina und Libanon. Wissenschaftler, Diplomaten a. D. und Friedensaktivisten haben einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier verfasst. Tagesspiegel Online dokumentiert diesen Text in voller Länge.
www.tagesspiegel.de/tso/aktuell/artikel.asp?TextID=69478 Darin: "Frau Bundeskanzlerin, wir rufen Sie auf, sich für die sofortige Beendigung der Kriegssituation zwischen Israel, Libanon und Teilen der autonomen palästinensischen Gebiete, insbesondere Gaza, einzusetzen. Unterstützen Sie die Vorschläge des Generalsekretärs der Vereinten Nationen gegenüber dem Sicherheitsrat vom 20. Juli 2006, in denen er fordert: den vorsätzlichen Beschuss israelischer Bevölkerungszentren durch Raketen der Hisbollah und die unverhältnismäßige Gewaltanwendung und kollektive Bestrafung der libanesischen Bevölkerung durch Israel gleichermaßen zu beenden; die willkürliche und unverhältnismäßige Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt unverzüglich einzustellen; die Bemühungen von Präsident Abbas zu unterstützen, die palästinensische Seite zu einer Regierung der nationalen Einheit zu bewegen, welche die Prinzipien des Nahost-Quartetts unterstützt; Israel solle einseitige Handlungen unterlassen, durch welche ein endgültiger Friedensstatus präjudiziert werde, und sich den Friedensverhandlungen wieder anschließen; die internationale Gemeinschaft müsse sich der Palästinafrage entschlossen und kreativ annehmen und einen umfassenden Frieden im Nahen Osten herbeiführen." - MIt ziemlich vielen Unterschriften.

31.07.06, SZ, "Tragödie von Kana. Zerstörte Chancen. Israel lässt exzessiv und ohne Gespür für die zerbrechliche Situation im Libanon weiter die Waffen sprechen - und verspielt dadurch jede Chance." von Stefan Kornelius
www.sueddeutsche.de/,tt1m3/ausland/artikel/716/81635/ Darin: "Israel reagiert militärisch, als hätte sich nichts geändert im Nahen Osten. Es ignoriert noch immer die öffentliche Meinung in aller Welt, die so entscheidend ist für den politischen Spielraum, den die Konfliktparteien mit an den Verhandlungstisch bringen können. Israel reagiert halsstarrig und ideenlos." - Ein zumindest ernst zu nehmender Kommentar. Einen Teil der Situation hat Herr Kornelius inzwischen verstanden.

31.07.06, Spiegel Online, INTERVIEW MIT ZERUYA SHALEV: "'Ein riesiges moralisches Dilemma'. Sie wurde selbst vor Jahren bei einem Attentat in Jerusalem schwer verletzt. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE spricht die israelische Schriftstellerin Zeruya Shalev über das moralische Dilemma des Krieges in Nahost, die Tragödie von Kana und die Schuld der Hisbollah." Interview Anna Reimann
Darin Shalev: "Was gestern in Kana passiert ist, ist eine große Tragödie und ich bin unglaublich traurig und schockiert - aber wiederum ist es passiert, weil die Hisbollah von Kana aus Hunderte Raketen auf Israel abgefeuert hat. Die israelische Armee wusste nicht, dass sich in dem Gebäude in Kana auch Zivilisten verstecken. Sie dachten, dass in dem Gebäude nur Hisbollah-Kämpfer sind. Es ist schrecklich, ein schrecklicher Fehler." - Man kann selbst die schlimmsten Massaker rationalisieren, wie man hier sieht. Shalev sagt: "Es ist schwierig, Pazifist zu sein, wenn dein Leben in Gefahr ist und jemand dich töten will." Aber sie versteht nicht, dass auch Nichtjuden so fühlen können. Wessen Leben ist denn augenscheinlich in Gefahr? Wer ist die viertgrößte Militärmacht der Erde und wer hält Menschen unter Besatzung? Es sind Phrasen aus dem israelischen Mainstream, die hier gedroschen werden, hier ist noch so eine: "Unser Schritt in Richtung Frieden wurde von ihnen als Schwäche interpretiert." Und hier noch eine: "Denn wir alle wissen, dass es nicht nur um die Hisbollah geht, sondern dass die Hisbollah von Syrien und Iran gestützt wird. Und die sagen sehr offen, dass sie Israel zerstören wollen." Man kann ja sehen, wer zerstört. Was wird wohl ein Libanese denken, wenn er folgenden Satz liest: "Ich glaube, dass es noch ein bisschen Hoffnung gibt - wenn die libanesische Regierung es schafft die Hisbollah zu entwaffnen und sie loswird. Israel hat keinen Konflikt mit der libanesischen Regierung." Hoffnung auf was? Frieden? Ich glaube kaum, dass sich viele Libanesen finden werden, die Israel etwas Positives wünschen. Dann: SPIEGEL ONLINE: "Sie haben auch viele palästinensische Freunde. Was sagen die zu diesem Krieg?" Ich glaube kaum, dass diese Frau viele palästinensische Freunde hat, ein lustiger Satz. Aber wer weiß. Shalev antwortet: "Wenn sie Kritik an der Hisbollah üben stehen sie in der arabischen Welt als Verräter da - selbst wenn die pragmatischen Kräfte längst realisiert haben, dass dieser Krieg eine Gefahr für die ganze Region ist." - Es ist schwer, das zu kommentieren, weil es hinten und vorne nicht zusammenpasst. Es sind völlig wirre Gedanken, auch hier zum Schluss: "die Mehrheit der Israelis will den Frieden und ist zu Kompromissen bereit. Was im Moment passiert, zeigt aber auf sehr klare und tragische Art und Weise, wie die Anstrengung der Israelis zum Frieden - der Abzug aus dem Libanon und dem Gaza-Streifen - als Schwäche interpretiert wird und Krieg und immer mehr Terror bringt. Das ist das traurige Paradoxon des Nahen Ostens."

31.07.06, Neues Deutschland, "Gezielt und ohne Maß" von Martin Ling
www.nd-online.de/artikel.asp?AID=94592&IDC=7 Darin: "Längst ist die internationale Meinung, die den ersten Militäraktionen nach der Geiselnahme durchaus Verständnis im Sinne des Selbstverteidigungsrechtes gegenüber gebracht hatte, der Fassungslosigkeit gewichen: Fassungslosigkeit angesichts der von Tag zu Tag unverhältnismäßiger werdenden Mittel: Streubomben, Phosphorbomben wurden bereits eingesetzt und uranhaltige Bunkerbrecher aus den USA sind laut 'New York Times' auf dem Weg nach Israel." - Herr Ling schreibt auch, dass die Hisbollah Zivilisten als Schutzschilde benutzt. Dann ist da vielleicht etwas dran. Man kann ja kaum einer Zeitung vertrauen heutzutage.

31.07.2006, junge Welt, S.6, "Uranmunition aus USA. UN-Berater wirft Israels Armee den Einsatz international geächteter Waffen vor. 'Verschmutzung bleibt für Ewigkeiten in der Atmosphäre'" von Jürgen Cain Külbel
www.jungewelt.de/2006/07-31/032.php

31.07.2006, junge Welt, S.8, "Macht und Ohnmacht. Israel zieht Spur der Verwüstung" von Werner Pirker
www.jungewelt.de/2006/07-31/040.php Darin: "Die UNO erlebt die Stunde ihrer tiefsten Erniedrigung. Sie ist nicht einmal mehr dazu imstande, Angriffe auf sich selbst zu verurteilen." - Der Pirker versteht es wohl, Dinge auf den Punkt zu bringen: "Dabei spielt Deutschland eine unrühmliche Schlüsselrolle. Die CDU-Kanzlerin und ihr SPD-Außenminister zeigen sich zwar um Mäßigung bemüht, machen aber ebenso deutlich, daß sie die israelischen Kriegsziele, die Niederwerfung des - nicht nur schiitischen - Volkswiderstandes im Libanon und die Umgestaltung des Landes in ein von Israel und der NATO beherrschtes Protektorat völlig teilen. Und auch die deutsche Friedensbewegung ist nicht imstande, sich aus ihrer mentalen Starre, die sie in Nahostfragen regelmäßig befällt, zu lösen. Sie verbleibt - von dezidiert antiimperialistischen Strömungen abgesehen - im Bannkreis des Dogmas, daß der "Staat der Holocaust-Überlebenden" um sein Überleben zu kämpfen habe, was sie unfähig zu einer bedingungslosen Positionierung gegen dessen Kriegs- und Unterdrückungspolitik macht."

31.07.2006, FAZ, S.1, "Logik des Krieges" Kommentar von wgl.
Beginnt mit: "Im Nahen Osten herrscht gegenwärtig die Logik des Krieges" - Gut, dass wgl. uns das erzählt, sonst hätten wir es nicht gemerkt... Dann: "Jeder Tag, den die Hizbullah durchhält, läßt ihren Führer, Scheich Hassan Nasrallah, an Ansehen in der arabischen Welt gewinnen. Und das schadet Israel." In diesem Kommentar wird Israel weder verurteilt noch kritisiert. Fazit ist: Bringen wir die Syrer ins Spiel: "Die beabsichtigte Zähmung der Hizbullah, die der Libanon allein nicht leisten kann, ist ohne die Syrer schwer vorstellbar." Solange es nicht um Frieden geht, sondern um die Zähmung der Anderen (nicht nur der Hizbollah, sondern der Anderen), sind Journalisten wie wgl. schlicht auf einem Holzweg.

01.08.06, taz, S. 16, "Die Geschäfte des Herrn Sisyphos. Israel, die Hisbollah und die Falafeln - die Kunst der Investmentpolitik im Nahen Osten" Glosse von Aktham Suliman
www.taz.de/pt/2006/08/01/a0174.1/text Darin: "Im Jahre 1978 versuchten sich die ersten Israelis in Sachen 'Sicherheitsgeschäfte' an der nördlichen Ausfallstraße, hinter der libanesischen Grenze. Sie wagten sich allerdings nicht sehr weit vor, nur bis zum Fluss Litani. (...) Jedenfalls investierte man jede Menge Munition und wollte jede Menge Sicherheit ernten." - Guter Artikel

01.08.06, SZ, "Außenansicht: Sanktionen gegen Israel. Die Staatengemeinschaft muss sich auf ihre Verantwortung besinnen und massivem Druck auf Israel ausüben. Nur so kann Premier Olmert vom Kriegskurs abgebracht werden." von Judith Bernstein
www.sueddeutsche.de/,tt1l2/ausland/artikel/833/81752/ Darin: "Der Aufbau der Vereinten Nationen nach der Niederschlagung der Naziherrschaft 1945, die UN-Charta und das Regelwerk des Völkerrechts verfolgten den Zweck, die Herrschaft eines Volkes über ein anderes zu verhindern und es vor Unterdrückung zu bewahren. Die Territorialgrenzen sollen im international verbürgten Geltungsbereich respektiert werden. Diese Errungenschaften im Völkerverkehr werden preisgegeben, wenn die Staatengemeinschaft zwar die Hisbollah auf die UN-Resolution 1559 verpflichtet, aber gegenüber Israel davon absieht, auf die Anerkennung aller bisher verabschiedeten UN-Resolutionen zu dringen." - Ausgezeichneter, wichtiger Artikel. Judith Bernstein ist Mitglied der "Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost". Die deutsche Sektion der "European Jews for a Just Peace" hat Mitglieder in mehreren deutschen Städten.

01.08.06, SZ, "Rolle der Vereinten Nationen: Unter Feuer. Der UN-Sicherheitsrat als Wächter über Krieg und Frieden wirkt seit Beginn der neuen Nahostkrise handlungsunfähig. Wenn er schon kein Ende der Kämpfe fordern kann, so muss er zumindest darauf beharren, dass völkerrechtliche Minimalstandards auch im Krieg gelten." Kommentar von Nicolas Richter
www.sueddeutsche.de/,tt1l4/ausland/artikel/800/81719/ Darin: "Wenn der Sicherheitsrat schon kein Ende der Kämpfe fordern kann, so muss er zumindest darauf beharren, dass völkerrechtliche Minimalstandards auch im Krieg gelten. Dies umfasst eine unmissverständliche Festlegung, dass die Hisbollah in diesem Konflikt der Aggressor ist, und der Dauerbeschuss israelischer Städte wie Kiriat Schmona ein Kriegsverbrechen darstellt. Ebenso müsste der Rat feststellen, dass Israel sein Selbstverteidigungsrecht weit überzieht, indem es ganze Wohnviertel zerbombt oder UN-Posten angreift. Vom Kollateralschaden zum Kriegsverbrechen ist es nicht weit." - Israel ist der Aggressor. Die Hisbollah provozierte einen Zwischenfall, um eigene Geiseln zu befreien. Keinen Krieg. Der Aggressor dieses Krieges ist ohne Zweifel Israel. Raketen auf Städte sind in der Tat Kriegsverbrechen, davon hat Israel allerdings weit mehr zu bieten als aus dem Zitat hervorgeht. Im zweiten Teil geht es um die UNO: "Die Antwort der UN wird erheblich erschwert durch ihr traditionell zerrüttetes Verhältnis zu Israel. Wenn Annan einen frühen Waffenstillstand fordert oder die Gewalt des israelischen Militärs schärfer geißelt als die der Hisbollah (was angesichts der unterschiedlichen Ausmaße völlig legitim ist), dann vermutet die Regierung in Jerusalem sofort Parteilichkeit. Der Grund ist bekannt: Die UN sind so oft für anti-israelische Propaganda missbraucht worden, dass sie ihren Anspruch auf die Schiedsrichterrolle in Nahost verwirkt haben." Bei wem verwirkt? Bei Israel. Was hier Propaganda genannt wird, sind 65 Resolutionen, die Israel nicht eingehalten hat. Diese werden bei Richter zwar "israelfeindliche Resolutionen" genannt, aber das ist nun wirklich Propaganda und auch so erkennbar. "Friede, das Hauptziel der UN, wurde damit jedenfalls nie angestrebt", schreibt Richter und er meint philosemitischen Frieden.

01.08.06, SZ, "Rolle Deutschlands: Lavieren aus Klugheit. Wer der Regierung Untätigkeit im Nahost-Krieg vorwirft, verkennt ihren engen Handlungsspielraum." Kommentar von Peter Blechschmidt
www.sueddeutsche.de/,tt1l3/ausland/artikel/801/81720/ Die Deutschen werden in dem Kommentar gelobt: "Ihr guter Wille wird kaum in Zweifel gezogen, verfolgen sie doch - im Gegensatz zu Mächten wie Großbritannien oder Frankreich - keine unmittelbar eigenen Interessen". - Ja, außer, dass sie den Zorn der Juden wegen des Genozids auf die Araber und Muslime umlenken. Die schwere israelische Gewalt deutet ja auf Zorn, und den gibt es seit Gründung des Staates Israel und davor. Man versucht, den Konflikt mit den bösen Arabern und Muslimen zu erklären, aber das stimmt nicht. Deutschland hilft aktiv mit, diesen Zorn von sich wegzulenken. Dann: "Andererseits sind die Deutschen im Nahen Osten in einer ganz besonderen Zwickmühle. Hier gilt uneingeschränkt der Führungsanspruch der USA. Und die Geschichte hat die Deutschen noch lange nicht aus ihrer besonderen Verantwortung für Israel entlassen. Beides engt den Handlungsspielraum jeder Bundesregierung schmerzlich ein." So wird Hörigkeit verharmlost. Die SZ begründet, warum Deutschland kein souveränes Land ist. Eine Schande. Dann: "Vor allem aber dürfen Ursache und Wirkung nicht verwechselt werden. Auslöser des jetzigen Krieges waren Provokationen von Hisbollah und Hamas." - Es liest sich wie eine Anleitung zur Rechtfertigung von Kriegen. Die Hisbollah war verantwortlich für einen Überfall an der Grenze. Von diesem Kaliber leistet sich Israel täglich etwas. Der KRIEG jedenfalls ging von Israel aus, daran gibt es nichts zu rütteln. Es wird noch schlimmer: "In dieser Gemengelage tun Merkel und Steinmeier das einzig Richtige: im diplomatischen Geleitzug mitzuschwimmen." - Und da fragen sich manche, warum es so viele Waschlappen in unserem Land gibt: Die da oben machen es ja vor. Konformismus bis in den Tod. Bei Hitler hatten wir das ja auch schon mal. Jede Gewissensregung wird im Keim erstickt, hier der ekelhafte Schlusssatz: "Für koalitionsinterne Profilierungsversuche eignet sich das Thema schon gar nicht. Forderungen nach Sofortmaßnahmen gaukeln dem Publikum nur Einflussmöglichkeiten vor, die es in Wahrheit nicht gibt."

01.08.06, Spiegel Online, "DEBATTE. Mit Sitzblockaden gegen die Hisbollah? Leidenschaftlich wird in Deutschland diskutiert, ob die Militärschläge der Israelis im Libanon angemessen sind. Doch wie sollten sie sich gegen die Angriffe der Hisbollah sonst zur Wehr setzen? Etwa mit Sitzblockaden entlang der israelisch-libanesischen Grenze?" von Henryk M. Broder
www.spiegel.de/politik/debatte/0,1518,429217,00.html Darin: "Die alte Frage: 'Warum haben sich die Juden nicht gewehrt?' ist out. Heute wird den Juden zur Last gelegt, dass sie sich wehren und aus dem letzten Versuch einer Endlösung der Judenfrage die Lehre gezogen haben, dass es besser ist, sich beizeiten zu wehren, statt sich hinterher bemitleiden zu lassen." - Broder kann nur in Klischees über Juden und Deutsche sprechen, das hat er hinlänglich gezeigt. Die von ihm so genannte "Endlösung der Judenfrage" ist ein Wahn, der abwechselnd Palästinensern, Hisbollah, Ahmadinedschad angehängt wird, weil Saddam nicht mehr da ist. Da findet sich immer einer, für Broder sowieso. Das Uralt-Klischee des wehrhaften Juden wird in diesem Kontext von Broder verwendet, obwohl man das Vom-Zaun-Brechen eines Krieges kaum als Sich-Wehren verstehen kann. Lustig wird es, wenn über die UNO Sätze wie dieser fallen: "So verschwand die Uno-Resolution 1559 im Nebel der Geschichte, und die Israelis, die nur in kurzen Zeiträumen denken und planen können, sagten sich: 'Ichije tov', es wird schon gut gehen, irgendwie." - Die armen gutgläubigen Juden, sagt Broder, und hat die Dutzenden von Resolutionen vergessen, die die UNO gegenüber Israel formuliert hat und die sämtlich "im Nebel der Geschichte verschwunden" sind. Warum verlangt er nur die 1559? Für Broder dreht sich alles um das Verhältnis zwischen Juden und Deutschen, die Situation selbst verliert sich darüber, wie hier: "So tritt die 'Wiedergutwerdung der Deutschen', die Eike Geisel schon vor 20 Jahren vorausgesagt hat, in die finale Phase. Der 'Holocaust' wird outgesourct, er findet heute in Palästina statt. Was mit der Frage: 'Warum haben sich die Juden nicht gewehrt?' begann, hört mit der kühlen Feststellung auf, dass die Juden nichts aus der Geschichte gelernt haben, dass sie den Palästinensern das antun, was die Nazis ihnen angetan haben. Und dass es die Aufgabe der Deutschen ist, sie zu ermahnen und zu erziehen. Ahmadinedschads willige Helfer wollen für Israel nur das Beste." Man sieht hier deutlich die Verantwortung von Deutschen, darauf hinzuweisen, dass der Genozid nicht von der arabisch-islamischen Welt stammte, sondern von Deutschland. Dass es sich um einen Verfolgungswahn handelt, der nicht mehr aktuell ist. Wobei natürlich die monströse Gewalt des sich selbst Judenstaat nennenden Israel zu großer Abneigung seiner Nachbarn geführt hat. Mit seiner Kritik an Deutschland hat Broder also prinzipiell Recht. - Gegenüber dem Journalisten Michael Lüders, der kürzlich schrieb: "Selbst wenn es Israel gelänge, morgen Hamas und Hisbollah zu besiegen, gäbe es übermorgen neue Gruppen unter anderen Namen, die den Kampf gegen die Allmacht der Achse Washington-Jerusalem fortsetzen würden", mutmaßt Broder, er würde dies aus "klammheimlicher Schadenfreude" sagen. Dabei ist es eine Binsenweisheit. Man sieht immer wieder, wie es nicht um die Situation vor Ort geht, sondern darum, wie die deutsche Öffentlichkeit sich positioniert. Broder hat - so wie ich es sehe - keine Ahnung vom Nahen Osten, es ist ihm auch egal. Ich glaube, auch Israel ist ihm egal, denn er hilft gut dabei mit, dass Israel sich selbst völlig zerstört. In seiner Nabelschau sieht er überall Antisemitismus: "Im Gegensatz zu 'Terror' setzt Nahostexperte Lüders 'die Allmacht der Achse Washington-Jerusalem' nicht in Anführungszeichen, die ist für ihn real. Früher nannte man so etwas den 'jüdisch-amerikanischen Griff nach der Weltherrschaft', heute wünscht sich nicht nur der iranische Präsident Ahmadinedschad 'eine Welt ohne Zionismus', um den Weltfrieden zu retten." - Eine Welt ohne Zionismus wäre wirklich schön. Die deutschen Zionisten haben zum Beispiel 1935 die Nürnberger Rassengesetze in ihrer Zeitung "Jüdische Rundschau" ausdrücklich begrüßt, wussten Sie das? Broders Erguss endet im Selbstmitleid: "Für die Israelis wird es langsam eng. Sie ahnen, dass sie diesen Krieg nicht gewinnen können, weil sie es mit einer Weltöffentlichkeit zu tun haben, die auch bei 'asymmetrischen Konflikten' die Verhältnismäßigkeit der Reaktion anmahnt. Und weil alle Appelle, sich an das Völkerrecht und die Spielregeln zu halten, immer nur an Israel gerichtet werden, nie aber an diejenigen, die im Kampf gegen Israel alle Mittel für berechtigt halten." Was für ein armer Mensch... Was für eine armselige Zeitung.

01.08.06, Spiegel Online, "Israel will Bodenoffensive ausweiten. Der Nahost-Krieg steht vor einer gefährlichen Eskalation: Israels Sicherheitskabinett hat beschlossen, die Bodenoffensive im Südlibanon auszuweiten. 'Wir müssen bereit sein für Schmerz, Tränen und Blut', sagte Israels Ministerpräsident Olmert." von hen/dpa/AP/AFP/Reuters
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,429496,00.html Darin: "Man werde solange kämpfen, 'bis wir sie (die Hisbollah) von unseren Grenzen zurückgedrängt haben.' 'Es gibt keine Waffenruhe und es wird in den kommenden Tagen auch keine Waffenruhe geben', sagte Olmert weiter. 'Wir müssen bereit sein für Schmerz, Tränen und Blut.' Der 'Krieg' könne erst beendet werden, 'wenn die Bedrohung (durch die Raketen der Hisbollah) beseitigt ist, unsere verschleppten Soldaten in Frieden nach Hause zurückkehren und ihr in Sicherheit und Frieden leben könnt', sagte Olmert an die Bürgermeister der Ortschaften in Nordisrael gerichtet." - Die deutsche Öffentlichkeit toleriert diesen Krieg, weil sie dem Grundargument Olmerts folgt. Dass nämlich die Hisbollah Verursacher der Situation sei. Israel hat den Bonus, dass es nie als Verursacher einer negativen Sache zur Rechenschaft gezogen wird. Ähnlich wie Eltern, die für die Kinder grundsätzlich jenseits der Kritik stehen. Man mag Qana ablehnen, aber würde sich nicht gegen Israel stellen. So ähnlich muss es damals in Deutschland gewesen sein, als der Führer jenseits der Kritik stand.

01.08.06, junge Welt, S. 3, "Wider die Besatzung. Unterwegs im neuen Nahen Osten: Kritik an einseitiger Haltung der Bundesregierung. Libanesen fordern Friedensbewegung und Gewerkschaften in Deutschland zu Solidarität auf" von Wolfgang Gehrcke
www.jungewelt.de/2006/08-01/012.php Darin: "'Die Politik der Bundesregierung im Nahen Osten ist eine Schande', sagte Anwar Al Kahlil. Er vertritt die Regierungsmehrheit im Auswärtigen Ausschuß (im Libanon, A.H.). Seine Argumente: Die Bundesregierung fordere keinen sofortigen Waffenstillstand, sie habe zusammen mit Großbritannien und den USA Israel grünes Licht für den Krieg gegeben. Ihre Argumente stützten ausschließlich die israelische Position. Er belegt seine Behauptung: Die Bundesregierung fordere die Umsetzung der UN-Resolution 1559 zur Entwaffnung der Hisbollah. Warum verschweigt die Bundesregierung, fragt Al Kahlil, daß die libanesische Regierung einen Dialog in Gang gesetzt hat, um diese Forderung zu erfüllen? Wer habe Israel mandatiert, mit einem Krieg die Hisbollah zu entwaffnen? Warum sei Deutschland dafür, daß in Südlibanon ausländische Truppen stationiert werden sollen? Das versteht Al Kahlil als Besetzung Südlibanons. Wenn schon ausländische Truppen, so fragt er, warum nicht auch zugleich im Norden Israels?" - Die Antwort ist leicht: Weil die deutsche Regierung die Interessen der israelischen Regierung vertritt und sie ihr Gehirn an der Garderobe abgegeben hat.

01.08.06, FR, "Eine Chance für Nahost" von Inge Günther
Darin am Schluss: "Israel hat in jüngster Zeit öfters behauptet, nicht nur für sich, sondern für die ganze freie Welt gegen die Hisbollah zu kämpfen. Da ist sogar was dran. Doch jetzt ist es für die zögerlichen Europäer an der höchsten Zeit, einem Partner zu sagen, dass es reicht, dass eine weitere Fortsetzung dieses Krieges wirklich nicht in seinem wahren Interesse liegen kann." - Für die ganze freie Welt gegen die Hisbollah kämpfen... Ohne Feind kann der Westen nicht existieren, das zeigt die Geschichte. Der findet immer schnell einen neuen Feind.

01.08.06, Bildzeitung, "Hass-Demo in Berlin: Dürfen Demonstranten Israel den Tod wünschen?" von H.-J. Vehlewald und J. Topar
www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/08/... Darin: "3500 aufgeputschte Extremisten zogen bei einer Hass-Demo zum Potsdamer Platz, schrien immer wieder 'Tod Israel!', beschimpften US-Präsident George W. Bush als 'Terrorist Nr. 1' - unter den Augen der Berliner Polizei. IST SO WAS WIRKLICH BEI UNS ERLAUBT?" und: "CDU-Bürgermeister-Kandidat und Verteidigungsstaatssekretär Friedbert Pflüger lässt das nicht gelten: 'Wir alle wollen Waffenruhe im Nahen Osten. Diese Stadt ist weltoffen und tolerant gegenüber jeder Kultur und Religion. Aber wer mit unerträglichen, antisemitischen Hassparolen durch die Berliner Straßen zieht, der muss bestraft werden. Hassprediger und Terroranhänger können wir in der deutschen Hauptstadt nicht dulden.' Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) lässt jetzt prüfen, ob die Veranstalter rechtlich verfolgt werden können." HIer sieht man schön, wie der Holocause für Propagandazwecke missbraucht wird. Kritik an Israel wird zu Antisemitismus umgedeutet und die Bildzeitung leitet das an Millionen von Menschen so weiter. Wer weiß, wer da wirklich "Tod Israel" gerufen hat und selbst wenn, darf man deshalb nicht die Demonstration gegen den israelischen Terror diffamieren. Aber vielleicht merken ja nun mehr Leute, wieso Palästinser überhaupt so unterdrückt werden können. Es ist genau diese Masche, mit der der israelische Terror funkltioniert: Man schüchtert die Umgebung mit dem Antisemitismusvorwurf ein. Ich halte das für ein Verbrechen. Gruß an Herrn Pflüger.

01.08.06, Bildzeitung, "Nahost kommt nicht zur Ruhe: Israel erwartet 'Schmerz, Blut und Tränen'" von Bild.T-Online.de
www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/08/... Beginnt mit: "Auch gestern lieferten sich israelische Soldaten und radikale Hisbollah-Milizen erbitterte Kämpfe. Nach Angaben der Hisbollah wurden 35 israelische Soldaten getötet." - Andere Opfer werden nicht genannt.

02.08.06, Die Welt, "Nahost-Krise: Beckstein kritisiert Israel. Der CSU-Politiker nennt das Vorgehen im Libanon unverantwortlich. 'Man kann nicht einfach Zivilisten bombardieren und dann von Kollateralschäden reden'", von WELT.de
www.welt.de/data/2006/08/02/983853.html Nicht schlecht. Beckstein sagt aber auch: "Zugleich äußerte Beckstein Verständnis dafür, dass sich Israel gegen die Angriffe der schiitischen Hisbollah aus dem Libanon wehre. Es sei ein Skandal, dass die internationale Gemeinschaft bei diesen Angriffen jahrelang weggesehen habe." - Hier also wieder die "normale" verzerrte Sicht, als sei Israel ein harmloser ruhiger Staat, von dem keine Bedrohung ausgeht. Von Entführungen von Libanesen durch die Israelis hat Beckstein nicht gesprochen, auch nicht von Verletzungen des libanesischen Luftraums und Territoriums.

02.08.06, Die Welt, "Essay: Erst die Nato, dann die EU. Der Libanon braucht nach einer Waffenruhe schnell eine Friedenstruppe, die kraftvoll zuschlagen kann und für dauerhafte Stabilität sorgt", von Klaus Naumann, früherer Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzender des Nato-Militärausschusses
www.welt.de/data/2006/08/02/982913.html Darin am Schluss: "Wer uns einredet, der Einsatz der Bundeswehr im Kongo sei im deutschen Interesse, der muss zugeben, dass die Sicherheit Israels, die Stärkung von Stabilität in Nahost und die Schwächung des antiwestlichen Fundamentalismus noch viel mehr in deutschem Interesse sind. Dem haben Einsätze der Bundeswehr zu dienen. Deutsches Interesse muss die Entscheidung bestimmen, nicht die Belastung der Bundeswehr." - Dass es solche Leute überhaupt noch gibt, wundert mich. Dinosaurier aus früheren Jahrhunderten. "Kraftvoll zuschlagen und für dauerhafte Stabilität sorgen", was für eine Idiotie.

02.08.06, Die Welt, "Kolumne: Frauen und Kinder als Schutzschilde der Gotteskrieger. Perfide Taktik der Hisbollah und es bleibt Israel überlassen, die schmutzige Arbeit für die 'internationale Gemeinschaft' zu tun", von Jeffrey Gedmin, Übersetzung Julian Knapp
www.welt.de/data/2006/08/02/982914.html Darin: "Jeder weiß, dass die Hisbollah eine islamisch-faschistische Militärorganisation ist, die vom Iran ins Leben gerufen und finanziert, von Syrien unterstützt wird und im Südlibanon ihre Basis hat." Und: "Joschka Fischer sieht die Dinge genau richtig." Und: "Israel wird unangemessene Härte vorgeworfen. Meiner Meinung nach ist das Gegenteil der Fall." Und: "Statt auf ein Ende der Militäroperationen zu drängen, sollte der Westen Israel helfen, die Hisbollah zu zerstören." Endet mit: "Es wäre wahnwitzig zu glauben, die Hisbollah sei nur Israels Problem. Leider kämpft Israel diesen Kampf aber allein." - Ein typischer Wahn-Artikel. Der Feind ist das absolut Böse, also müssen wir ihn vernichten. Reiner Propaganda-Artikel aus der Springerpresse.

02.08.06, taz , S.11, "Syrien muss in eine Lösung im Libanon eingebunden werden. Damaskus braucht positive Anreize" Kommentar von Margret Johannsen
www.taz.de/pt/2006/08/02/a0145.1/text Darin: "Jahrelang bediente Syrien sich der Hisbollah-Miliz im Libanon, um die israelische Nordgrenze ohne eigenes militärisches Risiko unsicher zu machen und so den Preis, den Israel für die Besetzung der syrischen Golanhöhen zu entrichten hat, in die Höhe zu treiben." - Israel hat also die Golanhöhen besetzt. Man könnte die Geschichte auch so herum erzählen. Dann: "Natürlich fragt sich: Kann man ein offenkundig menschenverachtendes Regime in eine Konfliktregelung einbinden? Die Antwort lautet: Man sollte es wenigstens versuchen." - Warum sind die Araber eigentlich immer die Bösen? Ich meine, die Politik Syriens ist bestimmt autoritär und wenn ich dort leben würde, gäbe es bestimmt schnell Ärger, aber warum wird so etwas nie über Israel geschrieben? Bei "offenkundig menschenverachtendes Regime" muss ich zuerst an Israel denken, das liegt an den offenkundig menschenverachtenden Handlungen dieses Staates. Ich habe genug davon, dass die deutsche Presse von links nach rechts dieses Feindbild pflegt. (Ausgenommen junge Welt, Freitag, teilweise ND).

02.08.06, taz , S.15, "'Diese Grauzone'. Der Historiker Peter Longerich belegt anhand bisher nicht ausgewerteter Quellen, dass das NS-Regime ab Ende 1941 immer wieder gezielte Hinweise auf die Vernichtung der Juden gab." Interview Stefan Reinecke und Christian Semler
www.taz.de/pt/2006/08/02/a0163.1/text Gutes Interview.

02.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Mel Gibson bereut: 'Ich bin kein Antisemit'. 'Juden sind verantwortlich für alle Kriege dieser Welt', hatte der betrunkene Schauspieler gesagt. Nun will er sich mit Vertretern jüdischer Organisationen treffen, um 'geeignete Wege für Heilung' zu finden." von sueddeutsche.de/AP/dpa/AFP
Darin: "Jüdische Organisationen erklärten, Gibson müsse ihnen vor einem gemeinsamen Treffen die Echtheit seiner Reue erst noch beweisen. Der Vorfall habe zumindest unterschwellige antisemitische Tendenzen aufgezeigt, sagte der nationale Direktor der Liga gegen Verleumdung, Abraham Foxman. Man wolle dem Schauspieler jedoch die Chance geben, diese zu überwinden." - Klingt ein wenig wie die Heilige Inquisition, finde ich. Stellen Sie sich einmal vor, er hätte das über Muslime gesagt oder Christen: Nix wäre passiert. Deshalb erinnert es mich an die Heilige Inquisition und die "Hexen"-Verfolgung.

02.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Verschwörungstheorie: Die Macht der Bilder. 'Hisbollywood': Blogger verdächtigen die Hisbollah, in Kana tote Kinder instrumentalisiert zu haben. Auch die Leichen von bereits Tage zuvor Verstorbenen sollen in die Stadt gebracht worden sein, um die Zahl der angeblich Getöteten zu erhöhen." von Michael Tibudd
www.sueddeutsche.de/,tt1m3/ausland/artikel/864/81783/ Schade, dass keine Quellen genannt werden, daher kann man es nicht überprüfen. Immerhin interessant, welche Art von Verschwörungstheorie in der Presse ausgewalzt wird. Normalerweise winkt die Presse bei so etwas ja gleich ab. Hier geht es also. Dennoch: Selbst wenn es stimmen würde, hat immer noch Israel das Massaker begangen. Das geht in dem Artikel ein wenig unter, weshalb man ihn einen tendenziösen Artikel nennen sollte.

02.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Nahost: Irans langer Arm. Die tiefen Wurzeln des jetzigen Konflikts reichen bis nach Teheran. Für die Israelis ist die Zerschlagung der strategischen Brücke von den libanesischen Schiiten über Syrien nach Iran das wichtigste Kriegsziel." von Rudolph Chimelli
www.sueddeutsche.de/,tt1l5/ausland/artikel/885/81804/ Kein Feindbild-Artikel. Für Herrn Chimelli nicht mal übel. Er ist jedenfalls nicht dem grassierenden Wahn verfallen. Bemerkenswert.

02.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Außenansicht: Amerika als böses Vorbild. Mit dem Hinweis, einen Anti-Terror-Krieg ΰ la USA zu führen, rechtfertigt Israel seine Offensive. Doch was den USA im Irak nicht gelingt, nämlich einer terroristischen Gewalt den Garaus zu machen, ist für Israel ein hoffnungsloses Unterfangen." von Erhard Eppler
www.sueddeutsche.de/,tt1l1/ausland/artikel/869/81788/ Darin: "Es stimmt, dass sowohl am Rand des Gazastreifens als auch an der Nordgrenze Israels nichtstaatliche, gesetzlose Gewalt, getragen von fanatischen arabischen Muslimen, israelische Gegenschläge ausgelöst hat. Es handelt sich um jene entstaatlichte Gewalt, die überall zuschlagen kann und nirgends zu fassen ist, dieselbe Gewalt, mit der die Weltmacht USA im Irak nicht fertig wird. Diese moderne Form von violence dominiert heute überall, wo ein Staat zerfällt oder, wie im Irak, durch Krieg zerstört wird. Nicht der militärische Sieger hat im 21. Jahrhundert das letzte Wort, sondern die entstaatlichte Gewalt im Lande der Besiegten. Aus Sicht der Unterlegenen ist diese Form der Gewalt die einzig mögliche Antwort auf die unschlagbaren Armeen mit ihrer überlegenen Technik. Entsprechend ist sie organisiert. Daher sind moderne Armeen gegen diese Gewalt reichlich hilflos. Wo sie, aufs Äußerste gereizt, versuchen, dieser Gewalt den Garaus zu machen, leiden notwendig so viele Unschuldige, dass an die Stelle eines getöteten Terroristen fünf oder zehn neue Rekrutierte treten." - Ausgezeichneter Artikel. Er zeigt viele wesentliche Mechanismen auf. Wichtiger Artikel.

02.08.06, Spiegel Online, "GAZA-STREIFEN: Die vergessenen Deutschen. Mehrere Tausend Deutsche wurden aus dem Libanon gerettet. Doch Bundesbürger, die im Gaza-Streifen festsitzen, fühlen sich in ihrer Not allein gelassen. Seit fünf Wochen versucht Assistenzarzt Sameh Hijazi, nach Nordrhein-Westfalen zurückzukehren. Bislang vergebens." von Christian Teevs
http://service.spiegel.de/digas/servlet/find/ON=spiegel-429536 Das Interessante an diesem recht langen Artikel ist, dass absolut nichts über die brutalen Militäraktion Israels geschrieben wird mit Dutzenden von toten Palästinensern. Gaza? Ach ja, da sitzen noch ein paar Leute aus Deutschland fest. War sonst noch was in Gaza?

02.08.06, junge Welt, S.10, "Alte Feinde, neue Feinde. Von einem drohenden Weltkrieg, runderneuertem Faschismus und den jüngsten Mutationen der sogenannten Antideutschen - und wie der Widerstand gegen all dies aufgebaut werden könnte" von Jürgen Elsässer
www.jungewelt.de/2006/08-02/003.php Darin: "Deswegen hat der Antiislamismus den Antisemitismus als wichtigste Haßideologie des Imperialismus abgelöst. Von der jüdischen Weltverschwörung reden nur noch rückständige Irre; im Mainstream von Politik und Medien hat sich statt dessen die islamistische Weltverschwörung als neue Wahnideologie etabliert. So wie Hitler und die Seinen kontrafaktisch die russischen Bolschewiken und die westlichen Plutokraten als Befehlsempfänger der 'Weisen von Zion' halluzinierten, so phantasieren die Neocons eine einheitliche Front von den sunnitischen Taliban und den schiitischen Persern, über die Baathisten im Irak und Syrien bis zu den Nasseristen im Libanon und den Kommunisten in der PLO, obwohl sich diese Kräfte in der Vergangenheit zum Teil bis aufs Messer bekämpft haben." - Wichtiger, langer Artikel.

02.08.06, junge Welt, Titel S.1, "Das Töten geht weiter" von Rainer Rupp
www.jungewelt.de/2006/08-02/045.php Darin: "Syrien hat seinerseits seine Bereitschaft zur Diskussion einer dauerhaften Lösung des Nahostkonflikts erklärt, wenn auch die Ursachen dieses Konflikts auf den Tisch kämen. Dazu gehörten der israelische Landraub, die illegale Besetzung weiter Teile Palästinas, der Golan-Höhen und von Teilen Südlibanons sowie die Repressionspolitik gegen die palästinensische Bevölkerung. Zugleich hat Berichten aus Syrien zufolge Damaskus mit der Einberufung von Reservisten begonnen, weil es offensichtlich die Ausweitung des Krieges durch Israel befürchtet." - Den syrischen Standpunkt kann ich nachvollziehen, er ist gut begründet.

02.08.06, Freace.de, "Kriegslust. Israelis unterstützen Krieg" von Freace.de
www.freace.de/artikel/200608/020806a.html Darin: "Daß die Hizb Allah - wenn überhaupt - erst durch den Krieg Israels gegen den Libanon, bei dem das Land zunehmend in Schutt und Asche gelegt wird, zu einer Bedrohung für Israel geworden ist, zeigt eine vom israelischen Außenministerium veröffentlichten Liste der Angriffe der Hizb Allah auf Israel vor Beginn des Krieges. Für das ganze Jahr 2006 wird dort nur ein einziger Angriff auf Israel - genauer gesagt auf eine Basis der israelischen Armee - genannt. Im Jahr 2005 waren es insgesamt 5 Angriffe. Erst der Angriff Israels führte also zu dem völkerrechtswidrigen Beschuß israelischer Städte mit Raketen durch die Hizb Allah." - Besagte Liste unter www.israel.org/NR/exeres/9EE216D7-82EF-4274-B80D-6BBD1803E8A7,frameless.htm?NRMODE=Published. Im Artikel steht, dass mehr als 90% der jüdischen Israelis den Krieg befürworten.

03.08.06, Die Welt, "'Hisbollah schwächen heißt, Iran zu treffen.' Israels Ex-Verteidigungsminister Mosche Arens über Fehler der Militärführung und die Notwendigkeit einer Bodenoffensive." Interview Norbert Jessen
www.welt.de/data/2006/08/03/984077.html Darin: "Wer glaubt denn allen Ernstes, der Iran könnte ein echter Partner für Verhandlungen sein: Die wollen nur Israel vernichten." Und am Schluss: "Ich sehe, dass Terror nur militärisch zu bekämpfen ist. Erst danach öffnet sich der Weg zu einem politischen Prozess mit Verhandlungen." - Rubrik: Wahninterview.

03.08.06, Telepolis/Heise, "Spiel mit Opfern. Die 'Web-Version' der Tragödie in Kana. 'Nichts ist so offensichtlich, wie es auf den ersten Blick scheint'. Dieser Grundsatz gilt im Krieg besonders. Vorangestellt wurde er der Sonderausgabe der Initiative 'Honestly concerned' vom Dienstag zur Tragödie in Kana. Wer nun irgendwie erwartet hatte, dass sie zu Kana, Fakten und Hintergründe auf den Tisch legen kann, die beweisen, dass die Unstimmigkeiten und Zweifel, die an der vom Großteil der bekannten Medien verbreiteten Version der Kana-Tragödie seit Sonntag laut werden, sich zu einer stringenten, ganz anderen Geschichte des Bombenangriffs fügen, sieht sich etwas enttäuscht." von Thomas Pany
www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23250/1.html Ich habe den Untertitel mehrfach gelesen, aber es ist nicht klar, was hier eigentlich gesagt werden soll. Vielleicht hat es hiermit zu tun: "Es spricht für die journalistische Lauterkeit der Initiative, dass sie in ihrem Leitkommentar zum Thema Kana nicht auf die zur Zeit kursierende 'Verschwörungstheorie' zu den Hintergründen der Tragödie eingeht." Die Lauterkeit von Honestly Concerned ist ungefähr so groß wie die von Ehud Olmert. Worum geht es in dem Artikel? "Wichtige Links dazu sind zwar auf der Honestly-Concerned-Seite zu finden, aber wohl mehr 'zum Anregen'. Auf einen kurze Formel gebracht, lautet die These, die derzeit von einer Handvoll Blogs und Kommentaren im Web lanciert wird - und bereits Beachtung in größeren Medien (z.B. Jerusalem Post in Israel und die Süddeutsche Zeitung) - gefunden hat, dass die Tragödie von Kana von der Hisbollah inszeniert wurde, das Schlagwort hierzu ist: 'Pallywood' bzw. 'Hisbollywood'." Mit so etwas werden die Opfer von Kana heruntergesetzt und man lacht über sie. Ist alles nur inszeniert! Hisbollywood, ha ha. Es ist ein Spiel mit den Opfern von Kana, das HC und Herr Pany und andere treiben. Deshalb steht es auch da als Titel. Sie lachen über die Ermordeten. Aus journalistischer Lauterkeit heraus. Dies ist das zweite Mal, dass ein unzumutbarer Propaganda-Artikel bei Telepolis erscheint. Früher war das ein guter Sender.

03.08.06, taz, S.9, "Nahöstliche Regression. Israel benutzt den islamistischen Terrorismus als Alibi für seine präventive Kriegführung. Dagegen sollten auch deutsche Politiker und Intellektuelle deutlicher Stellung beziehen" Kommentar von Kai Hafez
www.taz.de/pt/2006/08/03/a0174.1/text Darin: "Es dürfte kein Zufall sein, dass der Krieg im Libanon von Israel just in dem Moment begonnen wurde, als die Hamas im Rahmen der 'Gefangeneninitiative' die Bereitschaft zur Anerkennung Israels zeigte." Professor Hafez sieht ein "selektives Geschichtsbewusstsein weiter Teile der deutschen Eliten, die alles über den Holocaust, aber viel zu wenig über den Nahostkonflikt wissen." - Notwendiger, wichtiger Kommentar.

03.08.06, taz, S.8, "Blair sieht Kampf um Seele des Nahen Ostens. Der britische Premierminister fordert eine neue Außenpolitik. In seinem Kabinett ist er vollkommen isoliert" von Ralf Sotscheck
www.taz.de/pt/2006/08/03/a0126.1/text Darin Blair: "'Wir müssen beweisen, dass wir fair und gerecht bei der Anwendung unserer Werte in der Welt sind.'" Klingt ziemlich hilflos, wie die Autoritären eben sind, wenn sie nicht weiter wissen. Dann: "Straws Nachfolgerin Margaret Beckett forderte ebenfalls eine sofortige Waffenruhe. Wenigstens müsse Blair die Zwischenlandungen der US-Waffentransporte nach Israel auf britischen Zivilflughäfen unterbinden. Nachdem die irische Regierung den USA die Landung im westirischen Shannon verboten hatte, tankten die Bombentransporter zunächst in Prestwick bei Glasgow auf, bis Schottlandminister Douglas Alexander das untersagte. Verteidigungsminister Des Browne hat den USA nun den Flughafen Brize Norton in Oxfordshire zur Verfügung gestellt." - Von Deutschland aus können die USA auf jeden Fall starten, siehe dazu die wichtige Website www.ramsteiner-appell.de.

03.08.06, taz, S.5, "'Wir sollten nicht sagen, wir halten uns raus'. Deutschland sollte zur Beteiligung an einer Friedenstruppe im Nahen Osten bereit sein, findet Grünen-Chef Bütikofer" Interview Lukas Wallraff
www.taz.de/pt/2006/08/03/a0111.1/text Darin Bütikofer: "Tatsache bleibt, dass in dieser Auseinandersetzung die Hisbollah der Aggressor war. Dass sie terroristisch vorgeht und Israels Existenz bedroht wird. Das darf man bei aller Kritik an Israel nicht vergessen." - Das Dogma.

03.08.06, taz, S.2, "Schäden von 2,5 Milliarden Dollar" von afp
www.taz.de/pt/2006/08/03/a0095.1/text Darin über die von Israel verursachten Schäden im Libanon: "Die Summe werde noch steigen, weil es sich um die gewalttätigste israelische Offensive in den letzten 30 Jahren handele." - Woran man sieht, wie viel Gewalt sich in unseren Gesellschaften mit plumpen Argumenten ("Wir töten das Böse") rechtfertigen lässt.

03.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Im Interview: Rechtswissenschaftler Michael Bothe: 'Als Rechtsbegriff hat der 'Krieg' ausgedient'. Es ist doch die Frage ist, ob man angreifen darf. Denn was ist eigentlich Krieg? Der Rechtswissenschaftler Michael Bothe äußert sich über die merkwürdigen Blüten des Völkerrechts und die juristische Deutung der Libanonkrise." von Andrian Kreye
www.sueddeutsche.de/,tt1l8/kultur/artikel/992/81911/

03.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Kämpfe im Libanon. 'Der erfolglose Krieg'. Die Hisbollah feuert über 160 Raketen an einem einzigen Tag ab und Israels Ministerpräsident preist Siege, die andere nicht erkennen können. In der vierten Kriegswoche verliert Olmert den Rückhalt in den Medien." von dpa
www.sueddeutsche.de/,tt1l3/ausland/artikel/953/81872/

03.08.06, Spiegel Online, "Aggressionsforscher Haim Omer: 'Israel ist vernünftiger geworden'. Die Bombardierung Kanas mit Dutzenden Toten, der Beschuss eines Blauhelm-Postens, bei dem vier Uno-Soldaten starben - die Welt ist geschockt über Israels Kriegsführung. Der Deeskalationsexperte Haim Omer erklärt im Interview mit SPIEGEL ONLINE, was er am derzeitigen Krieg dennoch positiv sieht." Interview Alexander Schwabe
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,429894,00.html Darin Omer einleitend: "Israels Reaktion war von Anfang an berechtigt." Aggressionsforscher, ein lustiges Wort. Omer ist laut Spiegelangaben Professor für Psychologie an der Universität Tel Aviv. Er hat sich spezialisiert auf Deeskalation und die Behandlung von Aggression in der Familie und in der Gesellschaft. Er sagt: "Insgesamt zeigt Israel ein Maß an Vernunft und Selbstkontrolle, wie es dies in früheren Konflikten nicht hatte. Obwohl ich Regierungen im Allgemeinen kritisch gegenüber stehe - Ministerpräsident Ehud Olmert und Außenministerin Zipi Livni treten sehr besonnen und gemäßigt auf. Selbst Generalstabschef Dan Haluz ist relativ moderat." Vielleicht hätte er auch gut Propagandaforscher werden können. Auch wegen: "Vergeltungsgeschrei wie früher - 'wir werden es ihnen zeigen' - ist inzwischen sehr wenig zu vernehmen." Siehe zum Beispiel das Olmert-Interview in der Süddeutschen vom 04.08.06. Dann: "SPIEGEL ONLINE: Haben Sie als Konfliktforscher eine Begründung für die Aggression der Hisbollah gegen Israel? Omer: Ich will mich nicht in psychologische Spekulationen ergehen, etwa über einen Selbstdestruktionstrieb bei der Hisbollah. Es gibt einfach Fragen, die keine Antwort haben. Ich stelle nur fest: Der islamistische Fundamentalismus ist zurzeit sehr kriegerisch." Eine Realsatire. Hier: "SPIEGEL ONLINE: Was kann man tun, um ihn zu besänftigen? Geht dies nur militärisch? Omer: In dieser Situation leider ja." - Endet mit: "Das ist ein anderer, neuer Stil, den ich insgesamt für vielversprechend halte." - Rubrik: Wahninterview

03.08.06, Spiegel Online, "LIBANESEN IN BERLIN: Wo bitte geht's hier zur Hisbollah? Rund 900 Mitglieder hat die Hisbollah in Deutschland, etwa 150 in Berlin. In der Hauptstadt ist es nun verboten, Fahnen und Poster der Miliz zur Schau zu stellen. Doch verbieten kann man die Hisbollah nicht - weil es sie gar nicht gibt." von Yassin Musharbash
http://service.spiegel.de/digas/servlet/find/ON=spiegel-429843 Darin: "Die Journalistin und Islamismus-Expertin Claudia Dantschke berichtet zum Beispiel, dass die Gemeinde von Türkyilmaz die alljährliche Berliner Kuds-Demo dominiert. Dabei handelt es sich um eine von Iran inspirierte, israelfeindliche und zumindest latent Hisbollah-freundliche Veranstaltung." - Was bedeutet israelfeindlich? Und warum ist mir Yassin Musharbash so unsympathisch? Vielleicht, weil er Stimmungen bedient.

03.08.06, junge Welt, S.13, "'Das ist was anderes.' Der sechste Krieg und die jordanische Linke: Ein Kaffeehausbesuch in Amman" von Evamaria Haupt
www.jungewelt.de/2006/08-03/005.php Darin: "'Das Problem ist doch in erster Linie, daß die zionistische Bewegung den Antisemitismus, den sie in Europa erfahren hat, verinnerlicht hat', sagt der Politologe. 'Heute gehen die meisten Israelis davon aus, daß sie mit niemandem zusammenleben können, der kein Jude ist. Das ist eine totale Inkorporation dieser Ideologie! Ein Staat für zwei Nationen, in denen für alle die gleichen Rechte gelten und jeder gleichberechtigten Zugang zu Land, Bildung etc. hat, ist die einzige praktikable Lösung. Das wäre auch die einzige Chance, die Flüchtlingsfrage zu lösen.'" Analytisch tief und dabei leicht daherkommend. Sehr schöner Artikel, Frau Haupt, Glückwunsch.

03.08.06, Frankfurter Rundschau, Hintergrund, "Libanesen in Deutschland. Verbindung in den Krieg" von Christoph Albrecht-Heider
Darin: "Aus seiner Haltung in dem Nahost-Konflikt macht der 66 Jahre alte Mediziner keinen Hehl. Sie alle, sagt er und spricht für die ihm bekannten Libanesen in Deutschland, würden Beifall klatschen, wenn die Israelis die Hisbollah treffen würde. Aber 'sie terrorisieren die Zivilbevölkerung'. Wie viele Libanesen derzeit in Deutschland leben, lässt sich nicht genau sagen. Die Schätzungen reichen von 50 000 bis 70 000, Eingebürgerte zählen ebenso dazu wie die so genannten Geduldeten." - Ich glaube nicht, dass das stimmt. Israel Beifall klatschen? Wie viele Libanesen würden Israel Beifall klatschen? Die Hisbollah ist im Gegenteil aus Unmut gegenüber Israel erst entstanden. Auch: "Joseph Azzi, der jedes Jahr Verwandte in der alten Heimat besucht, plant, im September wieder in den Libanon zu fliegen. Er sagt: 'Das Leben besteht aus Kompromissen. Die Israelis müssen nachgeben.' Und: 'Mit Gewalt wird es keinen Frieden geben.'" Nein, die Israelis müssen nicht nachgeben, so als hätten sie eigentlich Recht, sondern sie haben sich an die Regeln zu halten so wie andere Staaten auch. Es geht nicht um irgendwelche Kompromisse, sondern um die Umsetzung des Rechts. Wenn entschieden wurde, dass die Hisbollah entwaffnet werden soll, soll sie entwaffnet werden und wenn Israel aufgefordert wurde, sich um die Flüchtlinge zu kümmern und die Besatzung aufzugeben, soll es das endlich tun.

03.08.06, Frankfurter Rundschau, Kommentar Nahost, "Jetzt alle" von Richard Meng
Darin: "Verständlich, dass man in dieser Lage in Berlin eine Idee propagiert, die sich umgangssprachlich mit: 'Alle sollen gemeinsam Druck machen', übersetzen lässt. UN, EU, USA, Russland, die gemäßigten arabischen Regime: In der Diplomatensprache heißt das 'Quartett plus'." - Wenn es nicht so traurig wäre, müsste man darüber lachen. Quartett plus, die spinnen sich was zurecht. Naja, man denke an den Erfolg des Quartetts. Schon vergessen? Stimmt, es gab keinerlei Erfolge.

03.08.06, Frankfurter Rundschau, Nahost, "Israel kämpft für 'Sicherheitszone' im Südlibanon" von dpa
Darin: "Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert sagte der italienischen Zeitung 'Corriere della Sera', Israel sei seinen Zielen im Libanon-Krieg schon sehr nah." - Im weiteren Verlauf des Artikels wird deutlich, was Herr Olmert meint: "Der libanesischen Regierungschef Fuad Siniora bezifferte die Zahl der bisher getöteten Libanesen auf 900. Ein Viertel der rund vier Millionen libanesischen Einwohner sei zu Flüchtlingen geworden, und ein Großteil der Infrastruktur des Landes sei zerstört. In dem Konflikt wurden nach offiziellen Angaben bisher 56 Israelis getötet, darunter 37 Soldaten." Anis: Wo bleibt da der Aufschrei?

03.08.06, FAZ, "Islamstaaten verurteilen Israel. Ahmadineschad droht Jerusalem." von FAZ.NET mit job.; Reuters
www.faz.net/s/Rub9854F8E42EB34E39AC7626E... Darin: "Die Teilnehmer, unter ihnen die Staatspräsidenten Irans und Indonesiens, Ahmadineschad und Yudhoyono, sowie die Premierminister Pakistans, der Türkei und Aserbaidschans, sprachen sich für eine sofortige Waffenruhe aus sowie für eine internationale Schutztruppe im Kriegsgebiet, an der auch muslimische Staaten beteiligt sein sollten. Ahmadineschad forderte neben Israel auch Großbritannien und die Vereinigten Staaten als engste Verbündete des Landes auf, für den angerichteten Schaden im Libanon aufzukommen. 'Obwohl die Hauptlösung die Zerstörung des zionistischen Regimes ist, sollte zu diesem Zeitpunkt eine sofortige Waffenruhe umgesetzt werden, sagte Irans Präsident. Er rief die arabischen und muslimischen Staaten dazu auf, all ihre politischen und wirtschaftliche Verbindungen zu Israel zu kappen." Es geht um das Treffen muslimischer Länder in Malaysia. Ahmadineschad hat nicht Israels Existenz in Frage gestellt, er formuliert stattdessen seinen Wunsch nach der Zerstörung des zionistischen Regimes. Dieses ist sehr gewalttätig, wie jeder sehen kann. Ahmadineschads Angst ist also berechtigt.

03.08.06, FAZ, "Krieg im Nahen Osten. Der libanesische Knoten" von Rainer Hermann
www.faz.net/s/RubB1888F47EE2C49C2906B43A1585B7C... Darin: "Eine Lösung, die Bestand haben könnte, ist im Libanon nicht in Sicht. Denn in dem Land verdichten sich vier große Konflikte zu einem unentwirrbaren Knoten..." - Der Fokus liegt auf der Hisbollah und den politischen Verhältnissen im Libanon. Über die beunruhigende Entwicklung der verknoteten politischen Verhältnisse in Israel geht der Artikel nicht ein. Im Gegenteil: Die bewusst gewählte Assoziation mit dem "Gordischen Knoten" legt subtil einen finalen Schlag mit dem Schwert nahe.

03.08.06, Bildzeitung, "Geheimdienst berichtet, dass er nach Syrien gebracht wurde: Iran lässt Bin-Laden-Sohn frei! Er soll den Terror in Nahost stärken. Beunruhigende Nachrichten aus Teheran: Irans Regierung hat nach Geheimdienstinformationen Saad bin Laden, den Sohn von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden, freigelassen und nach Syrien ausfliegen lassen. Als Reisender in Sachen Terror." von Bild.T-Online.de
www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/08/03/bin-laden-sohn-iran... Darin: "Mögliches Ziel der Mission: Streitigkeiten zwischen den Glaubensrichtungen beenden und eine gesamtislamischen Terror-Kampftruppe direkt vor der Haustüre Israels bilden!" - Spekulationen dieser Art lassen die kognitiven Zusammenhänge in den Köpfen der Journalisten erkennen. Für die Sammlung der Wahn-Artikel.

04.08.06, Die Welt, "'Die USA können dem Nahen Osten keine Lösung aufzwingen'. Der ehemalige US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski über Israels Krieg gegen Extremisten und die iranische Herausforderung." Interview Nathan Gardels, Üb. Wieland Freund
www.welt.de/data/2006/08/04/985356.html Darin Brzezinski: "Diese neokonservativen Rezepte, deren Äquivalente es auch in Israel gibt, sind für Amerika fatal und werden es auch für Israel sein. Sie werden dazu führen, dass sich die überwältigende Mehrheit der Menschen im Nahen Osten gegen die USA wendet. Die Lehren aus dem Irak sprechen für sich selbst. Wenn man weiterhin neokonservativen Strategien folgt, werden die USA schließlich aus der Region vertrieben werden, und das wäre auch der Anfang vom Ende Israels." Wichtiges Interview, Brzezinski war u.a. Sicherheitsberater von Jimmy Carter.

04.08.06, taz, S.12, "'Wir sitzen jetzt zwischen allen Fronten.' Im Irak finden ethnische Säuberungen zwischen Sunniten und Schiiten statt, sagt der Filmemacher Osama Rasheed. Viele Iraker sind deswegen nach Damaskus geflohen - und fürchten sich dort vor einer Ausweitung des Libanonkriegs" Interview Alia Rayyan
www.taz.de/pt/2006/08/04/a0147.1/text Darin Rasheed über die hiesige Medien-Berichterstattung: "Ehrlich gesagt war und bin ich doch etwas überrascht über die Diskrepanz zwischen dem, was vor Ort passiert, und dem, was hier als Nachricht ankommt. Wir wissen, dass sich Journalisten in Bagdad kaum noch auf die Straßen trauen, weil es zu gefährlich ist. Dennoch bin ich über das Ausmaß der Uninformiertheit oder auch Gleichgültigkeit irritiert." Auch: "Schätzungsweise eine Million Iraker halten sich derzeit in Damaskus auf." - Wichtiges, gutes Interview.

04.08.06, taz, S.2, "Sicherheitsrat streitet" von Andreas Zumach
www.taz.de/pt/2006/08/04/a0053.1/text Darin wird eine mögliche erste Resolution der UNO vorgestellt, die eine Waffenpause erreichen soll und dann: "Zudem legt der Rat in dieser zweiten Resolution die konkreten Bedingungen für einen dauerhaften Waffenstillstand fest, Dazu zählen die vollständige Entwaffnung der Hisbollah-Milizen sowie das Verbot weiterer Waffenlieferungen an die Hisbollah. Hinzu käme die definitive Festlegung der Grenzen Libanons sowie die Wiederherstellung der vollen Autorität der libanesischen Streitkräfte über das gesamte Staatsterritorium." - Das bedeutet, dass Israels Kriegsziele durch UNO-Resolutionen umgesetzt werden sollen. Dann machen die gleich in Syrien und im Iran weiter. Irak ist ja schon weg.

04.08.06, taz, S.2, "HRW rügt Israels Armee. Human Rights Watch wirft Israel 'systematisches Versagen' vor. Armee schließt Kana-Untersuchung ab" von taz
www.taz.de/pt/2006/08/04/a0049.1/text Darin: "Zwar habe die israelische Regierung stets erklärt, alle möglichen Vorkehrungen zu treffen, um das Risiko für Zivilisten gering zu halten. Aber das Muster der dokumentierten Fälle deute eher darauf hin, dass es sich um ein 'systematisches Versagen' der IDF handle. Ihre Häufigkeit und Schwere wiesen auf Kriegsverbrechen hin, so HRW." Nicht nur das: "In einigen Fällen legten Zeitpunkt und Intensität des Angriffs, das Fehlen eines militärischen Ziels sowie Attacken auf Flüchtlinge den Verdacht nahe, dass die IDF absichtlich auf Zivilisten zielten, berichtet HRW weiter." - Trigger Happy, das versuchen die Palästinenser schon seit Jahrzehnten dem Westen zu erklären. Es ist ja kein neues Verhalten, allerdings ein zugespitztes. Man sieht deutlicher, was Israel tut. Es war eigentlich nie so deutlich wie heute.

04.08.06, taz, S.1, "Hegemonie statt Demokratie" Kommentar von Daniel Bax
www.taz.de/pt/2006/08/04/a0034.1/text Endet mit: "Konnten die USA bei den Kriegen in Afghanistan und im Irak noch behaupten, es ginge ihnen um den Demokratieexport, so ist dieses Argument nun haltlos geworden. Im Gegenteil: Mit ihren jüngsten Entscheidungen, die aus demokratischen Wahlen hervorgegangene Hamas-Regierung nicht anzuerkennen und den Libanonkrieg zu stützen, haben sie gezeigt, dass ihnen die militärische Hegemonie wichtiger ist. Ausgerechnet der Libanon, der mit seiner Zedernrevolution doch Vorbild sein sollte für die arabische Welt, wird nun diesen Machtinteressen geopfert. Nicht nur im Libanon fühlen sich viele deshalb von Washington verraten." - Guter Kommentar

04.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Terrorverdacht: Bomben-Spur führt in den Nahen Osten. Nach den Sprengstoff-Funden an Bahnhöfen in Dortmund und Koblenz finden Ermittler in einem der beiden Koffer eine verdächtige Plastiktüte." von Annette Ramelsberger
www.sueddeutsche.de/,tt2m4/deutschland/artikel/57/81975/ Darin: "Unklar ist den Fahndern, wie der Fund der Plastiktüte einzuschätzen ist. Terroristen, die auf ihre Forderungen aufmerksam machen wollen, tun das normalerweise nicht nebenher, indem sie eine Plastiktüte liegen lassen, sondern setzen ein unmissverständliches Zeichen. Außerdem wäre die Tüte bei der Detonation der Bombe vermutlich bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, berichten Experten. Deshalb berücksichtigen die Ermittler auch die Möglichkeit, dass die Täter eine falsche Spur legen wollten, die in den Nahen Osten führt." - Cui bono? Ich hoffe sehr, dass die herausbekommen, wer das war. Die Überschrift ist etwas gewagt. Führt die Spur in den Nahen Osten wegen einer Plastiktüte mit einem arabischen Aufkleber, die vermutlich aus Beirut stammt? Gewagte Spekulation.

04.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Israels Premier: 'Niemand kann uns stoppen.' Ehud Olmert über den Krieg im Libanon, die Rolle Syriens - und den Einsatz deutscher Soldaten." Interview: Thorsten Schmitz
www.sueddeutsche.de/,tt1m2/ausland/artikel/60/81978/ Darin Olmert: "Wie Sie wissen, begann dieser Krieg mit einer Grenzverletzung der Hisbollah, der Entführung zweier israelischer Soldaten und dem Beschuss Israels mit Raketen." - Dinge, die Israel täglich macht, ohne es als Kriegsursache zu bezeichnen. Dann: "Ich habe nie versprochen, dass es in Zukunft nie wieder eine Bedrohung Israels durch Raketen der Hisbollah geben würde." Das klingt schon ziemlich armselig. Wofür sterben eigentlich all diese Menschen? Über Nasrallah sagt Olmert: "Er erzählt Lügen, um das Volk bei Laune zu halten." Klingt, als würde er sich selbst meinen. Dann: "Die Hisbollah stellt für Israel keine Bedrohung mehr dar." Es gehen derzeit mehr Raketen auf Israel nieder als je zuvor. Zu den Zielen des Krieges sagt er: "Wir werden eine Sicherheitszone einrichten mit einer Breite zwischen acht und zehn Kilometern. Das ist in ein paar Tagen erreicht. Die Zone wird frei sein von Hisbollah-Milizionären." Eine terroristenfreie Zone. Aber was soll das bringen? Dann: "Ich wünsche mir auch eine Beteiligung deutscher Soldaten. Ich habe Kanzlerin Angela Merkel mitgeteilt, dass wir absolut kein Problem haben mit deutschen Soldaten im Südlibanon. Weshalb sollten deutsche Soldaten auf Israel schießen? Sie wären Teil der Truppe, die Israel verteidigt. Es gibt zurzeit keine Nation, die sich Israel gegenüber freundschaftlicher verhält als Deutschland." Alles klar, so viel zur internationalen Präsenz. Die sollen alle Israel im "Krieg gegen Terrorkinder" helfen. Dann: "Wir betrachten den Tod jedes unbeteiligten Zivilisten im Libanon als Beleg echten Scheiterns. Dagegen feiert die Hisbollah jede auf uns abgeschossene Rakete als Erfolg. Das ist ein fundamentaler Unterschied. Die Hisbollah will nur Zivilisten töten. Wir nur die Hisbollah." Man kann das gut an den Fotos sehen, auf denen israelische Kinder Grüße auf Bomben schreiben, bevor damit libanesische Kinder getötet werden. Das einzige, mit dem Olmert Recht hat, ist das echte Scheitern. Über Merkel: "Ich bin in ständigem Kontakt mit Bundeskanzlerin Merkel. Sie ist eine außergewöhnliche Dame, eine sehr ernsthafte und hilfreiche Freundin Israels." Also Beteiligung an Kriegsverbrechen. Dann: "SZ: Was wollen Sie im Gaza-Streifen erreichen? Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit führt die israelische Armee dort eine Militäroperation durch, bei der bislang mehr als 150 Palästinenser, unter ihnen auch viele Zivilisten, getötet worden sind. Olmert: Wir wollen keine Raketen mehr, das ist ganz einfach. Wir sind ein sehr seltsames Volk: Wir verlangen nicht viel vom Leben. Wir wollen nur einfach keine Raketen. Falls die Palästinenser nach unserem Abzug geglaubt haben, Israel sei schwach, dann haben sie sich getäuscht. Wir kämpfen ohne zu zögern, unerbittlich und mit allen Mitteln. Niemand kann uns stoppen. Wir kämpfen hart und konsequent." Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit, das schreibt ein Journalist der SZ! Mehr als 150 Tote in Gaza! Kriegsverbrecher! Über Syrien sagt Olmert: "Syriens Regierung ist kindisch, rücksichtslos und unverantwortlich, und das Land tut mir leid." Und: "Die Scheeba-Gehöfte gehören nicht zum Libanon, sie sind Teil Syriens. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um Syrien die Scheeba-Farmen zu geben." Man muss sich immer vergegenwärtigen, dass dieser Olmert an der Spitze eines militärischen Staates steht und nicht einfach nur eine exotische und vom Wahn geprägte Meinung hat.

04.08.06, Freitag, "Historische Finsternis. PARADIGMENWECHSEL. Mit dem Angriff auf den Libanon wollte das israelische Militär eine offene Rechnung begleichen", von Moshe Zuckermann
www.freitag.de/2006/31/06311101.php Darin: "Wohl wahr, die Provokationen gingen von der Hisbollah aus, aber den ausufernden Krieg hat Israel bewusst entfacht. Die 'Befreiung der Soldaten' erwies sich denn schnell genug als kollektiv fetischisierter (von kaum jemandem freilich geglaubter) Vorwand für die rabiate Militäraktion. Dass man sich dabei larmoyanter Selbstviktimisierung befleißigte, gehört schon seit Jahrzehnten zur perfiden Taktik einer narzisstisch sich selbstberuhigenden politischen Kultur, die jede verantwortete Barbarei irgendeinem Anderen in die Schuhe zu schieben pflegt. Dass dabei der Feind diesmal 'allgemein' - das heißt in Israel, im 'Westen', ja selbst unter den vom islamischen Fundamentalismus bedrohten arabischen Regimes - verhasst ist, half. Dass man für diesen transpolitischen Hass die ideologische Absolution der USA, mithin freie Hand fürs militärisch zu Verrichtende erhielt, adelte nahezu die zum kollektiven Eigenverständnis geronnene Selbstgerechtigkeit." - Wichtiger Kommentar. Moshe Zuckermann, geboren 1949 in Tel Aviv, lehrt Geschichte und Philosophie an der Universität in Tel Aviv.

04.08.06, Frankfurter Rundschau, Kommentar Frankreich - Nahost, "Chiracs Weitsicht", von Hans-Helmut Kohl
Darin: "Wenn sich nun eine Annäherung zwischen Frankreich und den USA abzeichnet, könnte der UN-Sicherheitsrat in der nächsten Woche vorankommen. Dies würde allerdings auch bedeuten, dass Paris im Verhältnis zu Washington historisch Recht behält. Es waren Frankreichs Diplomaten, die, gegründet auf ihr Wissen um die Region, vor dem Irak-Feldzug von George W. Bush 2003 davor warnten, nach Bagdad zu marschieren und sich in einen endlosen Guerilla-Krieg zu verstricken. Wenn ihre Position heute verstanden würde, könnte dem Nahen Osten viel Leid erspart werden." - Guter Kommentar.

04.08.06, Frankfurter Rundschau, Hintergrund, "Lose Zunge", von Inge Günther (Jerusalem)
Darin: "Zunehmend kritische Fragen stellen längst auch einheimische Journalisten. Vor allem eine richtet sich an Olmert. Warum reichte ihm eine kleine Ministerrunde, um nach dem Grenzüberfall der Hisbollah am 12. Juli ohne weitere Überlegung zur Luftoffensive auf Libanon zu blasen?" - Und damit einen Krieg zu beginnen.

04.08.06, Deutschlandfunk, "'Wir können nicht die Menschenrechte teilen.' Deutscher Ex-Diplomat wirft Regierung falsche Loyalität gegenüber Israel vor." Moderation: Oliver Thoma
www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/527973/ Darin Helmut Schäfer (FDP), ehemaliger Staatsminister im Auswärtigen Amt: "Es ist leider so, dass mit dem Wechsel von Regierungen nicht immer neuer Sachverstand einzieht, sondern zum Teil auch Leute wieder zum Zug kommen, die die gesamte Nahost-Problematik - und das ist in Deutschland eine Tragödie, seit Jahren schon - ausschließlich sehen unter der Bewältigung unserer fürchterlichen geschichtlichen Syndrome und glauben, dadurch dass man sich also mit Staatsräson und sonstigen Formulierungen immer wieder und nahezu ausschließlich orientiert an israelischer Zielvorstellungen, könne man hier Frieden schaffen. Das ist natürlich ein vollkommener Unsinn." Und: "Wir können nicht die Menschenrechte teilen. Und wenn von Staatsräson geredet wird, dann muss ich wirklich sagen, müssen wir mal als oberste Staatsräson festhalten, dass wir für Menschen- und Völkerrecht eintreten." - Ich denke, dass die Mehrheit der Bürger dieses Landes so denkt. Zwar fordert Schäfer dann, sich auf die Totgeburt der Roadmap zu besinnen, aber er meint jedenfalls die Palästinafrage. Zum Schluss dann: "Es ist unerträglich, und man muss wirklich sagen, wer glaubt, mit Gewalt und den Bruch der Genfer Konventionen könne er Frieden erreichen, der wird scheitern. Aber auch das Ansehen des Westens leidet durch diese Verhaltensweise, durch das zögerliche Verhalten der Vereinigten Staaten. (...) Das muss wirklich jetzt auf den Tisch und da muss man auch den Mut haben, die Dinge einmal anzusprechen."

04.08.06, Bildzeitung, "Krieg mit Bildern. Wie die Terroristen der Hisbollah mit toten Kindern Propaganda machen" von Julian Reichelt und Sebastian von Bassewitz
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/08/05/hisbollah-krieg-bilder/hisbollah-krieg-bilder.html Darin: "Es ist ein Bild, das weltweit Hass gegen Israel schüren sollte: Wir sehen einen arabischen Mann mit Signalweste und Militärhelm, der ein totes Mädchen aus Staub und Trümmern trägt." - Das Bild hat also Schuld, nicht die Tat. Die Opfer werden für die Tat verantwortlich gemacht: "Auch den Ort ihrer schauderhaften Inszenierung wählte die Hisbollah geschickt: Die Ortschaft Kana erlangte bereits 1996 traurige Berühmtheit, als bei einem israelischen Angriff auf einen UN-Stützpunkt 100 Zivilisten starben. Seitdem gilt Kana bei den Terroristen als Symbol für israelische Militärgewalt." Die CDU verurteilt die Hisbollah für die Opfer der israelischen Luftangriffe: "Eckart von Klaeden, außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion: 'Kriegsziel der Hisbollah ist es, möglichst viele Tote unter der Zivilbevölkerung beider Seiten herbeizuführen. Dabei ist es besonders zynisch, diese Opfer auch noch propagandistisch auszuschlachten. Wir dürfen auf diese menschenverachtende Strategie nicht hereinfallen.'" - Außerdem werden zahlreiche Spekulationen und Verschwörungstheorien aufgestellt.

05.08.06, Die Welt, "Nahost-Konflikt: Schwerer Luftangriff." von DW
www.welt.de/data/2006/08/05/987104.html Darin: "Bei einem schweren israelischen Luftangriff im Ostlibanon sind am Freitag mindestens 27 Landarbeiter getötet worden. Der Tod der Zivilisten weckt Erinnerungen an den Angriff auf ein südlibanesisches Dorf vergangenes Wochenende, der weltweit Empörung ausgelöst hatte." - Das Töten geht munter weiter.

05.08.06, Die Welt, "Nahost-Konflikt: Die Hisbollah kämpft mit Bildern. Viele Indizien für inszenierte Bergung von Leichen" von Norbert Jessen
www.welt.de/data/2006/08/05/986935.html Darin: "Internet-Blogger werfen jetzt die Frage auf, ob nach der Bombardierung eines Hauses im südlibanesischen Ort Kana letzten Sonntag nicht Fotografen logen." - Langer Artikel, ähnlich der Bildzeitung am Vortag. Es wird nahe gelegt, dass es sich um "Hisbollah-Propaganda" handelt. Die Israelis haben im Grunde nichts damit zu tun, im Gegenteil, ihnen schaden diese Verleumdungen, ein Massaker angerichtet zu haben... Ein Propaganda-Artikel, der nicht im Verhältnis zur Tat steht.

05.08.06, taz, S. 12, "'Eine Kapitulation kann man nicht erreichen.' Erst wenn auch die Palästinenser ihren souveränen Nationalstaat bekommen haben, kann ein transstaatlicher Friedensprozess wirklich erfolgreich sein, meint der renommierte israelische Historiker Moshe Zimmermann" Interview Ralph Bollmann
www.taz.de/pt/2006/08/05/a0171.1/text Darin Zimmermann: "Die Juden, heißt es, haben 2.000 Jahre lang auf die Gründung eines Staates gewartet. Jede Verletzung dieses Staates gilt als Verletzung einer sakrosankten Idee, deswegen muss man heftig reagieren. Die Europäer haben nach 1945 gelernt, dass der Staat zu viel Macht in Anspruch genommen hat, und deshalb supranationale Formationen wie die Europäische Union geschaffen. Das ist für Israelis bestenfalls Zukunftsmusik." - Ich habe Herrn Zimmermann 2004 in Düsseldorf bei einem Symposion kennen gelernt, an dem wir beide teilgenommen haben. Es ist sehr nett und wir stimmen weitgehend überein. Mich wunderte nur dieses hier: "taz: Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul hat viel Prügel bezogen, weil sie Israel gleich zu Kriegsbeginn einen Bruch des Völkerrechts vorgeworfen hat. Darf eine deutsche Politikerin so etwas sagen? Zimmermann: Sie darf, aber sie muss es dann auch nachweisen können. Das hat man bei Wieczorek-Zeul bemängelt: Sie hat ignoriert, dass die Provokation von der anderen Seite gekommen ist." - Ich denke nicht, dass wir so weiter kommen. Provokationen von der anderen Seite. Es gab sicher auch genügend israelische Provokationen. Zimmermann sagt: "Man muss dafür sorgen, dass der souveräne Staat Libanon für seine Grenzen haftet." Das leuchtet mir nicht ein. Warum soll NUR der Libanon für seine Grenzen haften? Weil Israel seine Grenzen nicht kennt?

05.08.06, taz, S. 11, "Gesellschaft unter Druck. Der Krieg überlagert derzeit alle konfessionellen Gegensätze im Libanon. Doch wenn ein Waffenstillstand nicht bald für Ruhe sorgt, könnten sie auch wieder zur Explosion führen" Kommentar von Anne-Franηoise Weber
www.taz.de/pt/2006/08/05/a0163.1/text Beginnt mit: "Selten ist in diesen Tagen in Beirut offene Kritik an der Hisbollah zu hören. Dabei war die "Partei Gottes" vor der Geiselnahme zweier israelischer Soldaten, die die israelische Offensive ausgelöst hat, bei vielen Libanesen unbeliebt - sei es wegen ihres regelmäßigen Raketenbeschusses auf Israel, wegen ihres Militärmonopols im Südlibanon, wegen ihrer Treue zu Syrien und Iran oder wegen ihres konservativ-islamistischen Gesellschaftsmodells." - Es ist wichtig, eine Übersicht über die Provokationen sowohl der Hisbollah als auch Israels im Vergleich gegenüberzustellen. Plötzlich heißt es, die Hisbollah würde regelmäßig Raketen auf Israel schießen. Die Presse ist sich fast einig darüber, dass die Hisbollah angefangen hat. Auch in diesem Artikel heißt es, die Hisbollah sei "Auslöser dieser Offensive". Dies ist ungenau. Auslöser ist nicht Ursache. Ursche mag wohl die Gewaltbereitschaft Israels sein.

05.08.06, taz, S. 7, "Jüdische Lieder unerwünscht. Kulturhaus in Trier versucht mit Hinweis auf den Libanonkrieg Konzert von jüdischer Kantorin zu verhindern. 'Synagogale Gesänge passen nicht zur politischen Lage.'" von Philipp Gessler
www.taz.de/pt/2006/08/05/a0100.1/text Darin am Schluss: "Hier werde, unabhängig von ihrer eigenen Einstellung, das antisemitische Klischee bedient, dass Juden weltweit irgendwie für Israels Politik verantwortlich seien." - Wieso Klischee? Ich bin zwar auch der Ansicht, dass es ein Skandal ist, wenn jüdische Kultur nicht gepflegt werden darf, aber dennoch haben selbstverständlich ALLE Juden eine individuelle Verantwortung gegenüber einem Staat, der in ihrem Namen spricht. Im übrigen werden in der Presse Ausgrenzungen von Muslimen und Arabern nicht einmal mit einem Zehntel dieser Energie behandelt. Cui bono?

05.08.06, taz, S. 2, "UN: Gaza-Streifen nicht vergessen" von afp
www.taz.de/pt/2006/08/05/a0082.1/text Darin über die UN-Hilfsorganisationen: "Sie zeigten sich 'höchst alarmiert wegen der anhaltenden Gewalt gegen Zivilisten und Infrastruktur im Gazastreifen'. Dort wurden seit Beginn der israelischen Offensive am 28. Juni demnach 175 Palästinenser getötet, davon 40 Kinder." - Das sind Kriegsverbrechen. Der Holocaust brachte auch eine Verantwortung gegenüber den Palästinensern. Bis jetzt macht sich Deutschland jeden Tag mitschuldig am Mord.

05.08.06, SZ, "Brüchiger Schutzschild der Geschichte. Israels Premier bringt die Bundesregierung mit dem Wunsch nach deutschen Soldaten in Bedrängnis. " Kommentar von Christoph Schwennicke
www.sueddeutsche.de/,tt1l4/deutschland/artikel/148/82066/ Darin: "Doch wenn nun Israels Ministerpräsident selbst deutsche Soldaten wünscht, kehrt sich dieser Vorbehalt beinahe um: Es kann unmoralisch werden, keine Soldaten zu schicken, zumal da Deutschland auch auf arabischer Seite Ansehen und Respekt genießt." - Über Ziele eines solchen Einsatzes wird nichts ausgesagt. Die SZ will nur dabei sein.

05.08.06, Spiegel Online, "Al-Qaida plant für die Nachkriegszeit. Noch wird im Libanon geschossen, doch Ideologen der Qaida bereiten sich bereits auf die Nachkriegszeit vor. Ihr Ziel: das ausgeblutete Land mit Kämpfern infiltrieren. Entsprechende Pläne kursieren im Internet. Oder handelt es sich um gezielt lancierte Fälschungen?" von anonym
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,430203,00.html Darin: "In einem islamistischen Internet-Forum ist ein längeres Posting aufgetaucht, das von einer bekannten, al-Qaida nahe stehenden Website stammen soll." - Das ist die magere Quelle, aus der dieser Artikel geblasen wurde. Darüber hinaus seien "zumindest vorsichtige Zweifel an der Authentizität des Dokuments angebracht". Warum also darüber schreiben? Der Schluss macht deutlich, dass der anonyme Spiegelschreiber einfach gern ein wenig zündeln möchte: "Ob echt oder gefälscht - der Aufruf kursiert nun im Internet, und jeder, der sich angesprochen fühlt, kann nach den darin geforderten Maximen handeln. Für die Zukunft des Libanon verheißt das nichts Gutes."

05.08.06, junge Welt, Wochenendbeilage, "Der Schwarze Kanal. Elitevolk und Minderwertige" von Werner Pirker
www.jungewelt.de/2006/08-05/009.php Darin: "Vom Bewußtsein palästinensischer Minderwertigkeit beherrscht, haben die Zionisten Palästina kolonisiert und die Mehrheit seiner Bevölkerung vertrieben. Der Widerstand der von den 'Überlebenden des Holocausts' Vertriebenen stand von Beginn an unter Antisemitismusverdacht. Doch die Palästinenser brauchten 'den Juden' nicht, wie für den Antisemiten typisch, als Blitzableiter für ihre Nöte zu erfinden. Sie erleben israelische Juden als ihre realen Unterdrücker. Ihre Auflehnung dagegen ist nationaler Widerstand und nicht Antisemitismus. Wäre der Staat Israel tatsächlich von Massen arabischer Pogrombrüder umgeben, dann hätte der Zionismus sein vorgebliches Ziel, den Juden Zuflucht vor dem Antisemitismus zu bieten, grundsätzlich verfehlt. Denn dann hätten sie sich mitten hinein in die Höhle des Antisemiten begeben." - Wie der Pirker die Dinge auf den Punkt bringen kann, das ist schon bewundernswert.

05.08.06, junge Welt, S.8, "Israel verwirft Hisbollah-Angebot: Dominostrategie" von Werner Pirker
www.jungewelt.de/2006/08-05/066.php Darin: "Das von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah gemachte Angebot, die Raketenattacken auf israelische Städte einzustellen, sollte Israel seine Luftangriffe im Libanon beenden, ist von der israelischen Führung zurückgewiesen worden. Nach Ansicht der Aggressoren ist der Libanon noch nicht hinreichend zerstört, ist noch zu wenig Blut geflossen."

05.08.06, junge Welt, Titel, S.1, "Vorwurf des Völkermords" von Ulrich Schwemin
www.jungewelt.de/2006/08-05/048.php Darin: "Aus Protest gegen die Aggression im Libanon hat der venezolanische Präsident Hugo Chαvez den Botschafter aus Israel zurückgerufen. In einer Fernsehansprache bezeichnete Chαvez die israelischen Angriffe am Donnerstag als einen 'Völkermord'."

05.08.06, Frankfurter Rundschau, "Kommentar Nahost: Außer Kontrolle" von Richard Meng
Darin: "Dieser Konflikt ist längst außer Kontrolle, und die Frage nach der Anfangsschuld zu stellen, hilft nicht mehr weiter." - Warum nicht? Um davon abzulenken vielleicht? Sehr aussagekräftig. Der Kommentar endet mit: "Nur eine glasklare UN-Resolution, die auf Basis eines Lösungsvorschlags den sofortigen Waffenstillstand fordert, kann diesen Krieg beenden."

05.08.06, Deutschlandfunk, "Blogs in der Nahostkrise. Zahlreiche Berichte aus dem Libanon sind im Internet zu finden. Die Kämpfe im Libanon finden zunehmend auch in Internet-Tagebüchern, den so genannten Blogs, ihren Niederschlag. Die oft anonymen Berichte und Video-Filme taugen zwar nur bedingt als glaubwürdige Quellen, liefern aber mitunter ein authentischeres Bild als die offiziellen Mitteilungen der Konfliktparteien." von Gαbor Paαl
www.dradio.de/dlf/sendungen/marktundmedien/528354/ Darin am Schluss: "Wichtiger als der Wert der blogs als Informationsquelle ist, dass sie die Chance haben Verständnis für andere Sichtweisen zu fördern, zu Sichtweisen, auf die wir durch die oft politisch korrekt gefilterten Angebote der offiziellen Berichterstattung keinen Zugang hätten." - Wichtiger Hintergrundbericht. Interessant auch unter dem Gesichtspunkt: Verhältnis frontale vs. freie Medien.

05.08.06, Bildzeitung, "Nahost-Krise: Hisbollah-Raketen bedrohen Tel Aviv" von Jörg Diehl und Martin S. Lambeck
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/08/06/nahost-konflikt-hisbollah-raketen-tel-aviv/nahostkonflikt-hisbollah-raketen-tel-aviv.html Darin: "Erstmals haben von der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz aus dem Libanon abgefeuerte Raketen die israelische Stadt Hadera erreicht. Sie liegt nur 40 Kilometer nördlich von der Millionen-Stadt Tel Aviv und 70 Kilometer südlich der Grenze zum Libanon!" - Es wird über den Schock der Israelis berichtet. Man bekommt den Eindruck, dass sie sich bewusst in das Trauma zurückbegeben, denn: "Israel flog gestern die schwersten Luftangriffe auf den Süden des Libanon seit Kriegsbeginn vor dreieinhalb Wochen." - Es muss einen Grund geben, warum der offensichtliche Zusammenhang dieser Ereignisse nicht thematisiert wird.

05.08.06, Bildblog.de, "Propaganda mit toten Kindern" von Bildblog.de
www.bildblog.de/?p=1615 Darin: "'Bild' steht im gegenwärtigen Nahost-Krieg uneingeschränkt hinter der israelischen Armee. Ob das eine gute Voraussetzung für eine Zeitung ist, um ihre Leser unvoreingenommen und umfassend über die Vorgänge im Krieg zu informieren, darüber kann man streiten. Die 'Bild'-Zeitung aber geht in ihrer Parteinahme soweit, dass sie Tatsachen verdreht, übertreibt und verfälscht. Und darüber kann man eigentlich nicht streiten." - Hier also der Beleg, dass die Kollegen vom Bildblog auch die außenpolitischen Äußerungen der Bildzeitung berücksichtigen und nicht nur so Fisselkram. Ich bin erfreut, das ist ein gutes Zeichen.

05.08.06, Allgemeine Zeitung Mainz, S.2, "Botschaft aus Jerusalem" Kommentar von Reinhard Breidenbach
Darin: "Sechs Jahrzehnte nach dem Holocaust spricht der gewählte Repräsentant des Staates Israel Deutschland und den Deutschen tiefstes Vertrauen aus." Breidenbach sieht darin eine Botschaft, "in der auch ein Stück Vergebung liegt für die Untaten, die in deutschem Namen an den Juden begangen wurden." Deshalb sollen wir alle in den Krieg ziehen: "Dann kann und darf auch Deutschland im Grunde keine Berührungsängste mehr haben, zumindest aber müssten sie zurücktreten hinter die - historische - Chance, einen Friedensbeitrag zu leisten und damit letztlich auch dem Staat Israel zu helfen." - Also philosemitischer Frieden. Der Journalist denkt folgendermaßen: Wenn wir Israel im Krieg unterstützen, tragen wir unsere Schuld an den Juden ab. Vergebung durch Komplizenschaft. Rechtliche Erwägungen und zivile Opfer spielen für Herrn Breidenbach keine Rolle. Ich wohne in dieser Stadt Mainz, in der anscheinend ein Klima herrscht, in dem solche Kommentare gedeihen. Es ist beängstigend. Ich komme mir schon seit Wochen vor wie im antifaschistischen Widerstand.

06.08.06, Welt am Sonntag, "'Sie haben Israel sowieso gehasst'. Israels Regierungschef Ehud Olmert wertet den Krieg im Libanon als Erfolg. Einer Waffenruhe will er erst zustimmen, wenn eine internationale Truppe dort einrückt. Im Interview der 'Welt am Sonntag' erklärt Olmert, warum Israel dabei auch auf deutsche Soldaten hofft, Europas Ermahnungen aber nicht mehr hören mag." Interview Silke Mertins (Jerusalem)
www.wams.de/data/2006/08/06/987917.html Nichts Neues, ist wie das SZ-Interview, zum Teil mit denselben Formulierungen (Über Hisbollah: "Zur Hölle mit ihnen", über Kana: "echtes Versagen"). Hier sagt er noch: "Predigt uns nicht über den Umgang mit Zivilisten." Die Journalistin stellt eine bezeichnende Frage: "Ist bei der Kritik (an Israel, A.H.) auch Antisemitismus im Spiel?" - Als wolle sie ihm einen Ball zuspielen... Interessant vielleicht auch die Bemerkung über die mögliche Beteiligung deutscher Soldaten: "Sie würden kommen, um Israel vor den Schüssen anderer zu schützen."

06.08.06, SZ Online, "Israel inhaftiert palästinensischen Parlaments-Präsidenten. Israelische Soldaten haben in Ramallah im Westjordanland mit Aziz Dweik einen weiteren hochrangigen Hamas-Politiker festgenommen." von AFP/dpa
http://www.sueddeutsche.de/,tt1l4/ausland/artikel/193/82111/ Darin: "Der Armeesprecher erklärte, Dweik sei festgenommen worden, weil er ein Hamas-Mitglied sei und die Hamas eine 'terroristische Organisation' sei. Nach der Verschleppung des israelischen Soldaten Gilad Schalit durch militante Palästinenser am 25. Juni hat die israelische Armee bislang 64 Hamas-Vertreter, unter ihnen acht Minister und 26 Abgeordnete, festgenommen." - Alles weist darauf hin, dass Israel den großen finalen Kampf sucht. Mit einer solchen Politik ist es ausgeschlossen, dass positive Ergebnisse erzielt werden.

06.08.06, Spiegel Online, "ISRAEL IM KRIEG: Der gute Mensch von Rambam. Er ist täglich mit den Auswüchsen des Krieges konfrontiert. Die grausamen Folgen der Kämpfe im Libanon, die Schwerstverwundeten, landen bei ihm auf dem OP-Tisch. Doch Hany Bahouth versucht den Krieg um sich herum nicht allzu nahe an sich herankommen zu lassen." von Alexander Schwabe (Haifa)
http://service.spiegel.de/digas/servlet/find/ON=spiegel-429940 Endet mit: "Bahouth selbst aber versteht sich als Atheist. 'Ich meine, die negativen Auswirkungen der Religion überwiegen die positiven', sagt der Arzt zur Begründung - wohl die Erkenntnis einer jahrtausendealten kollektiven Erkenntnis im kriegerischen Nahen Osten." - Das zweite "Erkenntnis" soll vermutlich "Erfahrung" heißen. Ein interessanter Fall von Orientalismus im Saidschen Sinn. Der seit Jahrtausenden kriegerische Nahen Osten... Meint er die Kreuzzüge? Immerhin, der Westen hatte auch so seine Kriege, aber auf den kann man nicht so herablassend, ich meine: distanziert schauen. Atheismus als Fazit von Kriegen ... Hm, vielleicht ist das eine Art Selbstmitleid.

06.08.06, Spiegel Online, "Hisbollah verübt bisher schwersten Angriff auf Nordisrael. Bei dem bislang folgenschwersten Raketenangriff der libanesischen Hisbollah-Miliz auf Israel sind mindestens zehn Soldaten getötet worden. Die radikalislamische Organisation feuerte Dutzende Raketen auf den Norden des Landes - auch eine Synagoge soll getroffen worden sein." von ler/dpa/Reuters/AP/AFP
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,430334,00.html Darin: "'Alle erreichbaren Ziele dieser Operation wurden erreicht, deshalb ist es nun nicht mehr zu rechtfertigen, weiteres Leid zu verursachen und noch mehr Blut auf beiden Seiten zu vergießen', heißt es in dem Aufruf von David Grossman, A. B. Yehoshua und Amos Oz, den heute die Zeitung 'Haaretz' veröffentlichte. Die drei Autoren, die als Israels große literarische Stimmen der Gegenwart gelten, stellten zugleich klar, dass sie den Einsatz gegen die Hisbollah im Grundsatz für richtig hielten. 'In unseren Augen handelt es sich um einen moralisch gerechten und völkerrechtlich legitimen Akt der Selbstverteidigung gegen eine Aggression aus einem feindlichen Land.'" - Wenn sogar die den Krieg im Prinzip für richtig halten, ist es schlecht um Israel bestellt.

06.08.06, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, S.8, "Hat Israel Freunde?" von Thomas Schmid
www.faz.net/s/RubB1888F47EE2C49C2906B43A1585B7C24/Doc... Darin zum Verhältnis Deutschland/Israel: "Es ist wohl nicht Freundschaft, die die meisten treibt. Das ist etwa daran zu erkennen, daß im öffentlichen Diskurs und vor allem im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die Opfer, die Israel zu verantworten hat, meist Priorität haben." - Der Klassiker: Freundschaft ist Gefolgschaft. Das stimmt aber nicht. Die Opfer, die Israel zu verantworten hat, entstammen einer Politik. Dann: "Israel als Anomalie in der Region: Noch immer scheinen das etliche zu glauben. Wer so denkt, kommt oft fragend daher: mit der Frage, ob auf Dauer für den Staat der Juden an diesem geschichtsbeladenen Ort wirklich Platz sei, ob er hier wirklich eine Zukunft habe. Im Presseclub am vergangenen Sonntag warf sie der Moderator auf - gewappnet mit der Parole, man müsse doch, ganz im Sinne der Aufklärung, einmal fragen dürfen. Man spürte, daß hier ein Tabu zu fallen beginnt." - Schön wärs. Dieses Tabu ist lange fällig. Dann: "Da Demokratie und Frieden - wie fast ganz Europa aus jahrhundertelanger, im vergangenen Jahrhundert schrecklich beschleunigter Erfahrung weiß - stets bedroht, fragil und historisch höchst unwahrscheinlich sind, spräche doch viel dafür, die Ausdauer Israels und seiner Bürger als etwas Kostbares zu begreifen." - Ist hier die Ausdauer der Besatzung gemeint? Oder denkt Herr Schmid über so etwas gar nicht nach? Der Artikel endet mit: "Israel, dessen religiöse Eiferer immer mehr an Boden verlieren, hat sich auf den Weg in eine multiethnische Zukunft begeben." - Klingt wie ein Satz aus der PR-Agentur. Die rosarote Brille.

06.08.06, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, S. 25, "Medien im Nahost-Konflikt: In den Hügeln von Hezbollywood" von Harald Staun
www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A... Darin: "Während sich die sogenannten alten Medien mit ethischen Fragen auseinandersetzen müssen und sich dabei mehr oder weniger an etablierten journalistischen Grundsätzen orientieren, verzichten die meisten Blogger ganz bewußt auf Neutralität oder Selbstzensur." - Realsatire

06.08.06, Bild am Sonntag, "Wie ausgewogen berichten ARD und ZDF über den Konflikt in Nahost?" von Helmut Böger und Roman Eichinger
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/08/06/nahost-konflikt-hisbollah-raketen-tel-aviv/hg-ard-zdf.html Darin: "BILD am SONNTAG beauftragte das unabhängige Bonner Forschungsinstitut Media Tenor mit einer Untersuchung zum Thema 'Die Darstellung des Krieges im Nahen Osten - Medienanalyse der Berichterstattung von ARD und ZDF'." - Realsatire. Das Springer-Propagandablatt untersucht die Ausgewogenheit der Medien hinsichtlich Israels. Man kann sich vorstellen, was dabei herauskommt: "Media Tenor wertete die vier Hauptnachrichtensendungen ('Tagesschau', 'Tages- themen', 'heute', 'heute-journal') des öffentlich-rechtlichen Fernsehens aus. Die Forscher sichteten 334 Beiträge in der Zeit vom 21. Juli bis 3. August 2006. Ihr eindeutiges Fazit: 'In ihren Hauptnachrichtensendungen werden ARD und ZDF ihrem Auftrag der unparteilichen und unabhängigen Berichterstattung über die Vorgänge im Nahen Osten nicht gerecht.' So werde in allen vier Sende-Formaten Gewalt 'in erster Linie als Tat der Armee Israels vermittelt'." - Es spielt keine Rolle, was vor Ort passiert, es geht nur darum, wie Israel dargestellt wird: "Besonders kritisiert Media Tenor die für die Medienwirkung wichtige Fragestellung Täter/Opfer. Im Bericht heißt es: 'Täter ist in erster Linie Israel, Opfer in erster Linie die Zivilbevölkerung im Libanon.'" - Als ginge es darum, darüber abzustimmen, wer Täter/Opfer genannt wird in diesem israelischen Aggressions- und Vernichtungskrieg.

06.08.06, Bild am Sonntag, "Deutsche Soldaten in Nahost. Können wir überhaupt noch 'nein' sagen?" von Lord George Weidenfeld. Mitarbeit: H.-J. Vehlewald
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/08/07/nahost-israel-libanon-weidenfeld/nahostkonflikt-deutsche-soldaten.html Darin: "Eine BILD-Analyse des jüdischen Publizisten und weltweit anerkannten Nahost-Experten Lord George Weidenfeld." - Warum wird erwähnt, dass er jüdisch ist? Macht man doch sonst auch nicht. Lord Weidenfeld sagt: "Klar ist: Nur mit Sanitätszelten und ein paar Gewehren wird die Bundeswehr in diese Mission nicht ziehen können. Das geplante 'robuste Mandat' sieht ja gerade die aktive Entwaffnung der Hisbollah vor. Das kann nur im Kampf passieren und mit massiven Mitteln: Jagdbomber, Panzer, Granaten - so wie die Israelis seit Wochen gegen die Hisbollah-Stellungen vorgehen." - Die Deutschen sollen am Wahn teilnehmen. Die Bildzeitung propagiert es. Dabei geht es einzig um das Wohl Israels: "Wünschenswert wäre, wenn die deutschen Einheiten sich möglichst weit von der israelischen Grenze bewegen würden. Man stelle sich vor, bei einem Gefecht würden Israelis durch Zufall von deutschen Kugeln oder Granaten getroffen. Ein solcher Zwischenfall würde - bei aller Normalisierung - die Beziehung zwischen Deutschland und Israel sicher auf eine harte Probe stellen." - Eine verrückte Vorstellung, Kriegstreibern aus anderen Ländern bedingungslos dienen zu sollen.

07.08.06, Die Welt, "Arabische Liga stellt sich hinter Libanon. Der libanesische Plan sieht einen unverzüglichen Waffenstillstand und den Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon vor." von WELT.de/dpa
www.welt.de/data/2006/08/07/990128.html Darin: "Der Rückzug Israels wäre ein zu einfacher Weg. 'Es ist Zeit, dass wir die Wurzeln des Problems angehen', sagte Bush." - Ich nehme an, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger verstehen, dass das Wahnsinn ist. Bevor aber kein aktiver Protest entsteht, wird das nicht aufhören, sondern schlimmer werden. Man kann hier einwenden, dass wir ja nicht zu mündigen Bürgern ausgebildet wurden, sondern zu Kapitalisten, aber es nützt nichts.

07.08.06, Die Welt, "'Die UN muss die Hisbollah entwaffnen.' Der Konflikt im Nahe Osten offenbart die Schwäche der UN, sagt der ehemalige Direktor des israelischen Außenministeriums Shlomo Avineri. Doch gerade jetzt müssen die Vereinten Nationen Stärke beweisen." von Shlomo Avineri, üb. Wieland Freund
www.welt.de/data/2006/08/07/989521.html Shlomo Avineri, Professor der Politikwissenschaften an der Hebräischen Universität Jerusalem, schreibt zunächst über die "verkehrten Lösungen: zum Ruf nach einer Waffenruhe - ohne die politischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, das Problem an der Wurzel zu packen: die Existenz einer bewaffneten Miliz - der Hisbollah -, die ein Drittel des Libanon gekidnappt und in ein Piratennest verwandelt hat." - Für ihn ist Gewalt ganz eindeutig der ausschlaggebende Faktor: "Für fromme Sprüche über Frieden und das Ende der Gewalt kann man sich an einen Kirchenprediger wenden. Was es braucht, ist nachhaltige Macht, um durchzusetzen, was jedermann für die moralisch und politisch richtige Entscheidung hält: die Hisbollah zu entwaffnen, dem Libanon dabei zu helfen, seine Souveränität wiederherzustellen, und dem illegitimen Staat im Staate ein Ende zu machen." - Ein Wahnartikel.

07.08.06, Die Welt, "Essay: Israels letzte Offensive. Kampfkraft und Vernetzung der Hisbollah wurden unterschätzt. Abschreckung oder Diplomatie gibt es bei diesem Gegner nicht. Der Krieg ist eine Warnung für den Westen." von Herbert Kremp
www.welt.de/data/2006/08/07/988593.html Darin: "Israel führt den Krieg präventiv in defensiver Absicht, da es im Norden, Süden und - man sollte sich nicht irren - auch im Osten, im Westjordanland, auf die Grundlinie seiner Gründung am 14. Mai 1948 schrumpft. Diese Grenzen markieren die Existenzbasis eines 20 700 Quadratkilometer großen Staatsgrundstücks (mit Rheinland-Pfalz vergleichbar), seit sich das Land im Jahr 2000 aus dem Libanon und 2005 aus Gaza zurückgezogen hat und die sogenannte Westbank als Kernstück des Palästinenserstaates vorgesehen ist. Das verbliebene 'Grundstück' ist das kleinste und infolge seiner Schmalstreckung gefährdetste in der von aggressiven Elementen durchsetzten Staatsnachbarschaft." - Israel schrumpft, was für eine Nachricht. Dabei hat es durch den Mauerbau wieder Land gestohlen. Das Gazastreifen ist ebenso wie der Libanon wieder besetzt worden. Eine geografische Definition Israel steht nach wie vor aus. Und da sagt Herbert Kremp, dass Israel schrumpft! Im Folgenden wird die Kolonial- und Hegemonialpolitik Israels gerechtfertigt: "Sollte es nicht gelingen, in der 'letzten Offensive' die Hisbollah entscheidend zu treffen und die 'Felddienstordnung' kriegserfahrener iranischer Berater (mitsamt der Logistik der Syrer) außer Kraft zu setzen, erleiden die israelischen Streitkräfte Schaden am Ruf ihrer 'Unbesiegbarkeit', der in dem doppelten 30-jährigen Krieg seit 1948 zum Garanten für die Existenz des Landes geworden ist." - Vor allem zum Garanten für Kriege ...

07.08.06, Die Welt, "Nahost-Konflikt: Ehud Olmert - Der Kriegsherr. Mit einer diplomatischen Offensive wirbt Israels Premier Ehud Olmert für eine direkte deutsche Beteiligung an der möglichen Libanon-Schutztruppe. Doch die Bundesregierung will verhindern, dass Bundeswehr-Soldaten in die Schusslinie geraten." von Norbert Jessen
www.welt.de/data/2006/08/07/988762.html Darin: "Kurzum, Olmert sieht sich gegenwärtig der Kritik aus allen politischen Richtungen ausgesetzt. Vor allem schmerzt es sein Umfeld, dass ausgerechnet in diesem Krieg, dessen Legitimität so gut wie niemand in Israel bestreitet, Zweifel an der Richtigkeit der Olmertschen Entscheidungen aufkommen." - Über die deutsche Beteiligung steht nicht viel im Artikel, sondern über einen langsamen Wandel im politischen Mainstream Israels. Nicht so wichtig.

07.08.06, taz, S.15, "Zum Schlachtfeld berufen. Einst war der Libanon ein Hafen der Seligen in einer brutalen Region - mit schönen Frauen, reich gefüllten Geldbörsen und parlamentarischer Demokratie. Doch der Schein trog. Das Land ist ein Ort für Kriege, die größer sind als es selbst." von Selim Nassib, üb. aus dem Frz. von Barbara Oertel
www.taz.de/pt/2006/08/07/a0204.1/text Darin: "In diesem Kontext entspricht der Schlag der Hisbollah, der zu der gegenwärtigen Krise geführt hat, keinerlei innerer libanesischer Logik. Vielmehr fügt er sich ein in die Strategien des Iran, einen militärischen Konflikt mit Israel zu beginnen, und in die Strategien Syriens, seinen verlorenen Einfluss zurückzugewinnen." - Die Iraner haben also Schuld, und die Syrer. Interessant auch die Annahme, der Schlag der Hisbollah hätte zu der gegenwärtigen Krise geführt. So etwas wird in den deutschen Medien gern aufgenommen, weil die schiefe Realitäts-Wahrnehmung des Mainstreams dadurch bestätigt wird. Mal wieder eine innerlich zerrissene taz heute, schizophren wie sonst in diesem Ausmaß nur der Spiegel und die Zeit.

07.08.06, taz, S.11, "Kultur der Niederlage. Um die erneute Eskalation der Gewalt im Nahen Osten verstehen zu können, sollte man nach den irrationalen Spuren in der Ideologie des islamistischen Terrorismus suchen." Kommentar von Martin Altmeyer
www.taz.de/pt/2006/08/07/a0178.1/text Darin: "Israel vernichten zu wollen, ist zwar eine Vorstellung, die im kollektiven Bewusstsein seiner arabischen Nachbarländer tief verwurzelt sein mag und im islamistischen Apokalypseprojekt einen zentralen Raum einnimmt. Aber sie bleibt eine obsessive Fantasie, die an der Wirklichkeit der Region immer wieder abprallt." - Auch heute wieder ein Wahn-Artikel in der taz. Ein Klischee reiht sich an das nächste: "Und wie gehen Hisbollah und Hamas mit ihrer neuen, demokratisch legitimierten Verantwortung um? Statt die historische Chance zu ergreifen und in ihren Ländern den zivilen Aufbau zu betreiben, verharren sie in den Traditionen der Kriegsgesellschaft, um in der Pose von Widerstandsgruppen Israel weiter das Existenzrecht zu bestreiten." - In der Pose von Widerstandsgruppen, so ein Unsinn. Selbstverständlich wird in Palästina Widerstand geleistet, alles andere wäre gar nicht logisch. Aber Altmeyer sieht die Antisemiten am Werk: "Die Hauptsache sei der emotionale Gewinn: 'It's whether you kill jews.'" - Der Autor spricht von einer "wirklichkeitsfremden Vernichtungsidee" und meint immer Muslime und Araber. In seinem Halbdunkel fragt er noch: "Aber gibt es nicht doch reale Gründe, den Konflikt mit Israel zu suchen, etwa die anhaltende Realität des israelischen Besatzungsregimes?" Jedoch vermag er es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken und sieht stattdessen ein kollektives "Kalkül des fundamentalistischen Islamismus" mit seinem "projektiven Hass auf die Juden". Mit "Kultur der Niederlage" ist die arabisch-islamische gemeint. Ein primitiver, hetzerischer Artikel. Vielleicht will die taz damit beweisen, dass sie den philosemitischen Wahn respektiert.

07.08.06, taz, S.4, "Sozialarbeiter in Uniform. Die libanesische Armee wehrt sich weder gegen die israelischen Angriffe noch kann sie die Hisbollah entwaffnen. Aber kämpfen sollte sie auch noch nie." von Markus Bickel (Beirut)
www.taz.de/pt/2006/08/07/a0166.1/text Darin: "Spät, aber vielleicht nicht zu spät hat die US-amerikanische Regierung die Zeichen der Zeit erkannt: Angehörige der libanesischen Armee sollen von US-Militärs ausgebildet, die Einheit besser ausgestattet werden." - Zeichen der Zeit? Was für eine Ironie der Geschichte, wenn die Amerikaner die libanesische Armee ausbilden. Wer hat denn das gewünscht?

07.08.06, taz, S.3, "Ohne Bunker, ohne Zuflucht. Es sind vor allem arabische Israelis, die im Norden unter dem Krieg leiden. Sie fühlen sich von Jerusalem vergessen" von Susanne Knaul (Nazareth)
www.taz.de/pt/2006/08/07/a0160.1/text Darin: "Gestern ist eine Gruppe von tausend 10- bis 13-Jährigen für ein paar Tage zum Zelten nach Tel Aviv fahren. Finanziert wird die Reise durch die Jewish Agency. Mohammed Darawshe, Chef der auf jüdisch-arabische Koexistenz ausgerichteten Abraham-Stiftung und Initiator des Sommerlagers, war überrascht, dass er 'kaum Überzeugungsarbeit' leisten musste. Es sei eine 'Sache von Sekunden' gewesen, bis die Jewish Agency der Finanzierung zugestimmt habe. Seine Erfahrung war aber seit Kriegsbeginn eine andere." - Ich kenne Mohammed Darawshe - habe ihn 2004 beim Barenboim-Event in Berlin gesehen und wir schreiben uns manchmal - und auch ich habe eine Email von ihm bekommen wegen der Kinder, die Urlaub vom Krieg brauchen. Dass die Jewish Agency das Projekt nun finanziert, ist schon eine seltsame Sache. Es handelt sich um eine zionistische Vereinigung, die den Arabern nicht viel Glück gebracht hat. Wenn ich ein arabisches Kind wäre und wüsste, dass die Jewish Agency es bezahlt, würde ich lieber zu Hause bleiben. Trotz allem.

07.08.06, taz, S.2, "portrait. Westbank-Rantisi als Israels Faustpfand." von Susanne Knaul
www.taz.de/pt/2006/08/07/a0088.1/text Darin: "'Auge um Auge', argumentiert der Parlamentssprecher, der nun selbst als Faustpfand herhalten muss." - Man hat den Eindruck, Frau Knaul rechtfertigt die Festnahmen der palästinensischen Politiker. Naja, immerhin hat man Dweik nicht sofort erschossen.

07.08.06, taz, S.1, "Eine Resolution für Israel" Kommentar von Georg Baltissen
/www.taz.de/pt/2006/08/07/a0081.1/text Darin: "Wer die Quasikapitulation der Hisbollah wie bewerkstelligen soll, bleibt das Geheimnis dieser Resolution." Und: "Es hat den Anschein, als ob genau dies das implizite Ziel dieser Resolution ist. Besser Israel erledigt den Job, als dass am Ende doch noch UN- oder Nato-Truppen an die Front müssen. Nur funktionieren wird das nicht."

07.08.06, Tagesspiegel, Über die GRENZE. "Israels Stärke." Abbas Beydoun meldet sich aus Beirut. Abbas Beydoun schreibt abwechselnd mit Moshe Zimmermann aus Tel Aviv. Üb. aus dem Arabischen von Achmed Khammas.
www.tagesspiegel.de/kultur/archiv/07.08.2006/2699918.asp Darin: "Die meisten Araber haben Frieden mit Israel geschlossen. Israel aber kümmert die Chance einer friedlichen Lösung nicht. Lieber wird Syrien terrorisiert, als dass man die Golanhöhen aufgäbe. Lieber werden den Palästinensern Landstücke früherer Siedlungen zurückgegeben, wird eine Trennmauer gebaut und weiteres Land gestohlen, als dass man einen wirklichen Staat zuließe, der die Feindschaft endgültig beenden könnte. Israel glaubt an nichts als die eigene Stärke. Es verteidigt den Diebstahl von Land, das es letztlich doch nicht ewig halten kann. Man stelle sich einen Frieden mit Syrien vor - einem Land, das mit dieser Lösung jederzeit einverstanden wäre, einzig um den Preis der Rückgabe der Golanhöhen. Welch eine Zukunft könnte von diesem Punkt aus beginnen! Und welche Signalwirkung - auch für die israelisch-libanesische Grenzziehung! Wer würde danach noch an einen Krieg mit Israel denken? Der Friede ist längst bereit. Er wartet nur darauf, dass Israel kriegsmüde wird." - Schön, dass es auch solche Meinungen in der deutschen Presse gibt. Immerhin. Abbas Beydoun ist laut Tagesspiegel der bekannteste Schriftsteller des Libanon und Feuilletonchef der Zeitung "As-Safir".

07.08.06, Tagesspiegel, "Araber planen Großdemo in Berlin Route soll über Kurfürstendamm führen" von Ha
www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/07.08.2006/2700062.asp Darin: "Arabische Verbände und linke deutsche Organisationen planen in Berlin eine Großdemonstration gegen den Krieg im Libanon. Der Vorsitzende des Dachverbandes arabischer Vereine, Nabil Rachid, sagte gestern dem Tagesspiegel, dass sie am heutigen Montag bei der Polizei angemeldet werden soll. 'Die Zivilisten auf beiden Seiten leiden, und besonders im Libanon wird die Infrastruktur zerstört', sagte Rachid." - Es sind arabische Vereine, die gegen den Krieg im Libanon demonstrieren. Selten werden sie von der Presse wahrgenommen, höchstens als latente "Israelfeinde", hier ist ein Gegenbeispiel. Von Anti-Kriegs-Demonstrationen jüdischer Mitmenschen habe ich noch nichts gelesen, außer den "Juden für einen Gerechten Frieden". Die meisten jüdischen Mitmenschen befürworten bekanntlich den Krieg. - Gruß an Nabil!

07.08.06, Tagesspiegel, "Lage im Nahen Osten. Eigenartige Realitäten." von Christoph von Marschall
www.tagesspiegel.de/politik/archiv/07.08.2006/2700060.asp Beginnt mit: "In westeuropäischen Breiten ist das Sein in der Regel stärker als der Schein. Im Nahen Osten ist die Fiktion stärker als die Realität. Man sieht es an den Bildern, die sich die Konfliktparteien und Menschen vom Krieg im Libanon machen." - Schönes Beispiel für die Arroganz deutscher Journalisten. WIR blicken durch, die im Nahen Osten dagegen schnallen es nicht, was bei ihnen selbst passiert. Der ganze Kommentar ist besserwisserisch und belegt eher, dass der Autor selbst in eigenartigen Realitäten steckt. Der Artikel endet kryptisch: "Israels Sicherheit erkämpfen, das wollen die Europäer nicht. Doch eine eigene Fiktion von der Realität, die Wunden und Tote ausblendet, steht ihnen nicht offen. Für sie zählen Menschenleben."

07.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Raketenbeschuss durch die Hisbollah. Mangel an Informationen. Israels Armee kommt im Libanon auch deshalb nicht voran, weil sie zu wenig über die Stellungen der Miliz weiß." von Thorsten Schmitz
Darin: "Die Luftwaffe hätte bereits in der ersten Woche der Kampfhandlungen eine deutliche Reduzierung des Raketenbeschusses erzielen können, wenn sie massiver mutmaßliche Hisbollah-Stellungen bombardiert hätte. Dies hätte aber noch höhere Zahlen an getöteten libanesischen Zivilisten zur Folge gehabt." - Ein Verlegenheitsartikel, der erklären soll, warum Israel nicht weiter kommt. Nicht so wichtig.

07.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Diplomatischer Grabenkampf. Der Entwurf einer UN-Resolution ist ein Fortschritt - aber er stoppt die Gewalt im Libanon nicht und lässt vieles offen." Kommentar von Christiane Schlötzer
www.sueddeutsche.de/,tt1m3/ausland/artikel/219/82137/ Darin: "Ex-UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali hat den Grabenkrieg der Diplomaten als beschämend für die Weltgemeinschaft bezeichnet. Der Mann hat Recht."

07.08.06, Neues Deutschland, "Das Problem mit Olmert" von Detlef D. Pries
Darin: "Was Olmert sich tatsächlich vorstellt, ist eine 'Israel-Schutztruppe' (...). Also eine Truppe von Erfüllungsgehilfen israelischer Gewaltpolitik. Um Missverständnissen vorzubeugen: Israels Wunsch, in Frieden und sicheren Grenzen zu leben, ist absolut berechtigt. Leider aber glauben zu viele Israelis, diesen Frieden durch Krieg, Besatzung und Annexion sichern und die berechtigten Wünsche ihrer arabischen Nachbarn ignorieren zu können. Was sie damit schüren, sind Hass, Widerstand und Terror." - Genau! Es liegt auf der Hand und dies sollte deutsches Mainstream-Denken sein.

07.08.06, Neues Deutschland, "Offiziell führt Israel keinen Krieg gegen den Nachbarstaat, sondern 'nur' gegen die Hisbollah. In Libanon hat sich eine All-Parteien-Front gebildet. Religiöse, ethnische und ideologische Unterschiede treten zurück" von Alfred Hackensberger, Beirut
Darin: "Die mittlerweile 900 getöteten Zivilisten und die Zerstörung von Häusern, Brücken und Straßen durch die israelische Armee hat Libanon zu einer selten gekannten Einheit geführt." - Die meisten deutschen Zeitungen versuchen tendenziell, eine Uneinigkeit der Libanesen zu finden. Deshalb werden Leute wie Dschumblatt interviewt und zitiert. Aber selbst der: "Drusenführer Walid Jumblatt, der Vorsitzende der Progressiven Partei, hatte die Hisbollah mehrfach für die verantwortungslose Entführung der beiden israelischen Soldaten kritisiert und im Gespräch mit dem Autor erklärt hatte: 'Ein bedingungsloser Waffenstillstand führt zu gar nichts.' Jetzt sagte er, wie alle Libanesen würde er den Widerstand gegen die brutalen Angriffe der Israelis unterstützen: 'Sie kämpfen hervorragend wie eine Guerilla-Armee, haben keine Angst zu sterben und kopieren den Vietcong-Stil.' Der Drusenführer schränkte jedoch ein, Libanon sei unfreiwillig in diesen Krieg gezogen worden und kämpfe nun wider Willen auf der Seite Irans und Syriens."

07.08.06, junge Welt, S.8, "Untauglicher UN-Resolutionsentwurf. Freibrief für Krieg" von Jürgen Cain-Külbel
www.jungewelt.de/2006/08-07/030.php Darin am Schluss: "Tatsächlich ermöglicht diese Resolution Israel die ungestrafte Fortsetzung seiner Aggression. In einer Zeit, in der Bush, Blair, Rice, Bolton, Olmert die Welt in Kriege treiben, jene Art von Terrorismus erfanden, die ihnen das Einrücken ihrer Armeen in aller Herren Länder garantiert, um Ressourcen zu erobern, wirtschaftlich interessante Areale neu aufzuteilen und parallel einen Kreuzzug gegen den Islam zu führen, bleibt Staatsterrorismus internationale Politik. Die UNO scheint nur noch gebraucht zu werden, dafür die Legitimation zu liefern." - Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass diese Entwicklungen ohne die schweigenden Öffentlichkeiten nicht möglich wäre.

07.08.06, junge Welt, Titel, S.1, "Israel-Sieg per Dekret?" von Rainer Rupp
www.jungewelt.de/2006/08-07/045.php Darin: "Allerdings haben sich die US-Amerikaner bei den Verhandlungen mir Frankreich über einen Resolutionsentwurf des UNO-Sicherheitsrats am Samstag weitgehend durchgesetzt. Dieser enthielt jedoch keinen Passus zum Abzug der israelischen Truppen von libanesischem Territorium. Dafür wird die bedingungslose Freilassung der zwei gefangenen israelischen Soldaten gefordert, während über die von Israel verschleppten Libanesen und Hisbollah-Kämpfer kein Wort verloren wird." - Die UNO braucht eine Reform, das ist bekannt. Die Öffentlichkeiten - also Medien, Politiker und NGOs - müssen das durch Proteste vorbereiten, anders geht es nicht.

07.08.06, Frankfurter Rundschau, Feuilleton, "Die Tragik Beiruts. Auf dem Platz der Märtyrer" von Michael Lüders
Endet mit: "Beirut wird kein zweites Bagdad werden. Doch der Auftrieb der Hisbollah stärkt einmal mehr den längst überlebten politischen Islam, weil er allein die Emotionen in einer Welt zu bündeln versteht, die auch, wie sich jetzt wieder zeigt, wegen der Versäumnisse der internationalen Gemeinschaft nicht zur Ruhe kommt." - Guter Artikel.

07.08.06, Frankfurter Rundschau, "Hisbollah fühlt sich düpiert. Libanon lehnt UN-Entwurf ab. Genugtuung in Israel, Enttäuschung im Libanon: Die Reaktionen der Betroffenen auf den UN-Resolutionsentwurf" von I. Günther/A. Frefel
Darin: "Kurzum: In dem Entwurf ist eine Menge von dem realisiert, was Premier Olmert als Kriegsziele definiert hat." - Deshalb fühlt sich nicht nur die Hisbollah düpiert, sondern die unterschiedlichsten Leute.

07.08.06, Frankfurter Rundschau, Kommentar Nahost, "Noch kein Durchbruch" von Richard Meng
Endet mit: "Entschieden ist noch nichts. Klar nur schon, dass es bei diesem UN-Engagement nun nicht mehr alleine um Libanons Zukunft geht. Nichts wäre für ganz Nahost enttäuschender als ein Akt der Alibi-Diplomatie, nach dem die Gewalt neu triumphiert." - Mehrdeutige Worte. Ich schätze, Meng meint die anderen arabischen Staaten. Oder meint er Israel? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

07.08.06, FAZ, "Bush: Anfang eines Kampfes gegen 'islamischen Faschismus'" von mibo./gel./F.A.Z.
www.faz.net/s/Rub9854F8E42EB34E39... Darin wird George Bush zitiert: "Man stehe erst am Anfang eines Kampfes gegen einen 'islamischen Faschismus', den man 'an den Wurzeln' packen müsse." - Dieses Vokabular habe ich bislang nur von Journalisten, nicht von Politikern gelesen. Bush schreitet voran in seinem Endkampf zwischen Gut und Böse.

08.08.06, taz, S.5, "Vertreter des Zentralrats kritisiert Israel. Bisher kamen vom Zentralrat der Juden nur Solidaritätsbekundungen mit Israel. Doch nun missbilligt mit Rolf Verleger erstmals ein Mitglied des Direktoriums die Militäraktionen. Auch für die Haltung der Zentralratschefs hat Verleger keinerlei Verständnis" von Philipp Gessler (Berlin)
www.taz.de/pt/2006/08/08/a0055.1/text Darin: "Verleger, 54, ist von Beruf Professor für Neurophysiologie am Lübecker Universitätsklinikum. Er vertritt die orthodox geprägten jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins. Nach seiner Ansicht vervielfacht die Militäraktion Zorn, Wut und Gewalt in der Region. Die Präsidiumsmitglieder wüssten so gut wie er selbst, 'dass der Anlass für den Hisbollah-Terror gegen Israel der ungelöste Palästina-Konflikt ist'. Verleger erinnert an historische jüdische Autoritäten wie Rabbi Akiba. Der habe das wichtigste Gebot des Judentums in dem Spruch 'Liebe deinen Nächsten wie dich selbst' erkannt: 'Das glaubt mir doch heutzutage keiner mehr, dass dies das ,eigentliche' Judentum ist, in einer Zeit, in der der jüdische Staat andere Menschen diskriminiert, in Kollektivverantwortung bestraft, gezielte Tötungen ohne Gerichtsverfahren praktiziert, für jeden getöteten Landsmann zehn Libanesen umbringen lässt und ganze Stadtviertel in Schutt und Asche legt. Ich kann doch wohl vom Zentralrat der Juden in Deutschland erwarten, dass dies wenigstens als Problem gesehen wird.'" - Donnerwetter, ich bin beeindruckt.

08.08.06, taz, S.4, "Sehr ausgewogen zum Krieg im Nahen Osten. Ohne größere Diskussion beschließt die Attac-Basis in Karlsruhe eine Erklärung zu den Kämpfen im Libanon" von Felix Lee
www.taz.de/pt/2006/08/08/a0124.1/text Darin: "'Die jahrelange Debatte scheint nun gefruchtet zu haben', sagt Thomas Seibert von Medico International, der zu den Verfassern der Erklärung gehört. 'Auf beiden Seiten.' Innerhalb des Attac-Netzwerks scheint es nur eine Gruppe zu geben, denen die Erklärung der Attac-Spitze 'zu schwammig' bleibt: die 'AG Globalisierung und Krieg'. Aktivistin Barbara Fuchs kritisierte, in der Erklärung werde zu wenig auf die Ursachen des Konflikts eingegangen." - Kein Wunder, dass es keine größeren Diskussionen gab, die führt Attac nicht mehr. Besagter Thomas Seibert, über dessen Intelligenz es unterschiedliche Ansichten gibt, hat es mit Werner Rätz zusammen geschafft, die philosemitische Linie vorzugeben. Ich kenne beide persönlich und habe sie in vielen Gesprächen analysiert. Das Hauptproblem war wie immer die schweigende Mehrheit. Ich bin wegen Rätz und Seibert letztlich ausgetreten, weil ich gegen das Klima nicht ankam, in dem sie agierten. Attac Deutschland ist schon lange tot.

08.08.06, taz, S.3, "Syrien ist nur der Juniorpartner. Politische Beobachter in Damaskus sind der Ansicht, dass Präsident Assad nicht stark genug sei, um Druck auf Hamas und Hisbollah auszuüben" von Kristin Helberg (Damaskus)
www.taz.de/pt/2006/08/08/a0117.1/text Endet mit: "Die Entscheidung über Krieg und Frieden liege allein bei Israel, meint Marwan Kabalan. Sollte Israel Syrien angreifen, bliebe Damaskus nichts anderes übrig, als zurückzuschlagen. Wäre Israel dagegen bereit, zu verhandeln, würde Syrien lieber heute als morgen an einer Lösung des Konflikts mitarbeiten. Hamas, Hisbollah und das syrische Regime sollten als Gesprächspartner akzeptiert werden, fordert der Politologe. Sie alle wollten reden - nur Israel nicht." - Israel ist auf einem Trip, der mit der deutschen Vergangenheit zusammenhängt. Das übertriebene Sich-Wehren-Müssen und die Existenzangst stammen aus Deutschland. Deshalb hat Deutschland eine Verantwortung für den Libanon und Palästina.

08.08.06, taz, S.2, "Experte des vergleichenden Fanatismus" von Susanne Knaul
www.taz.de/pt/2006/08/08/a0041.1/text Über den israelischen Schriftsteller Amos Oz. Darin: "Oz war selbst nie Pazifist (...). Krieg als Mittel zur Selbstverteidigung ist für ihn durchaus legitim. (...) Als Mittel zur Konfliktlösung eignet sich die militärische Auseinandersetzung seiner Meinung jedoch nicht." - Ich sehe hier einen Widerspruch. Er wird nur durch das schwammige Wort "Selbstverteidigung" überdeckt. Denn wer wirklich versteht, dass gewalttätige Auseinandersetzungen keine Konflikte lösen, der ist bereits Pazifist. Oder was sonst soll ein Pazifist sein?

08.08.06, taz, S.2, "Hisbollah nicht tabu" von taz
www.taz.de/pt/2006/08/08/a0040.1/text Darin: "Sollten sich in Folge des Kriegs Hisbollah-Mitglieder radikalisieren, dürfe solch ein Verbot 'kein Tabu' sein, sagte er." - Genau so werden in unserer Gesellschaft Söhne und Töchter bestraft, die gegen ihre autoritären Eltern protestieren: Sollten sich die Kinder in Folge der Schläge ihrer Eltern radikalisieren, so werden wir über ein Verbot dieser Rebellen nachdenken müssen.

08.08.06, taz, S.2, "Die Lage wird kritisch" von taz
www.taz.de/pt/2006/08/08/a0040.1/text Darin: "Nach fast vier Wochen Krieg wird die Lage für die libanesische Zivilbevölkerung immer kritischer. (...) Generell werfen Hilfsorganisationen Israel vor, ihnen den Zugang zu den Krisengebieten zu erschweren. Fast eine Million Menschen sind auf der Flucht und benötigen dringend Hilfe."

08.08.06, SZ, "Kritik, die auf taube Ohren stößt. Israel gibt nicht viel auf Resolutionen, weil Jerusalem die Vereinten Nationen für voreingenommen und pro-arabisch hält." von Thorsten Schmitz
www.sueddeutsche.de/,tt1l3/ausland/artikel/303/82221/ Darin: "Israel empfindet die UN als voreingenommene Repräsentantin einer Generalversammlung, die von arabischen, islamischen und mit diesen verbündeten Dritt-Welt-Staaten dominiert ist. Als Beleg gelten den israelischen Regierungen die vielen Resolutionen, mit denen Israel seit Jahrzehnten gemaßregelt wird. Tatsächlich wird kein anderer Staat der Welt so oft mit Resolutionen konfrontiert wie Israel." - Der ganze Artikel erzählt davon, wie böse die UNO (aus Sicht Israels) ist, fast schon antisemitisch: "Im Prinzip gibt es aus Sicht Israels nur ein einziges erfreuliches Ereignis in den von Misstrauen und gegenseitigen Anschuldigungen geprägten Beziehungen zwischen Israel und UN: die Resolution mit der Nummer 181." - Ja, aber Israel hat nicht mal die 181 eingehalten, weil es einseitig und auf einem anderen als dem vorgegebenen Gebiet errichtet wurde, zudem mit Vertreibungen verbunden. Nachdem Schmitz nahegelegt hat, dass Israel ungerecht von der Welt behandelt wurde, beschließt er sein oeuvre mit der knappen Bemerkung: "Mit derselben Energie, mit der die UN Israel mit Resolutionen überziehen, ignoriert Israel diese allerdings - zum Beispiel die völkerrechtlich verbindlichen UN-Resolutionen 242 und 338. Sie fordern die Aufgabe sämtlicher von Israel seit 1967 besetzten Gebiete." - Ich frage mich, wie man gleichzeitig solch einen Artikel schreiben und sich selbst noch ernst nehmen kann. Gruß an Thorsten Schmitz!

08.08.06, SZ, "Krise der UN. Stellvertreterkrieg am East River. Spitzenbeamte der Vereinten Nationen äußern inzwischen ganz offen Kritik an Amerika und England. Der Sicherheitsrat kann sich angesichts der Eskalation in Nahost - wenn überhaupt - nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen." von Nicolas Richter
www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/304/82222/ Darin über den US-amerikanischen Botschafter bei der UNO: "Bolton äußerte die Befürchtung, eine israelkritische Resolution könne von Verfechtern einer frühen Waffenruhe instrumentalisiert werden." - Mit was für Argumenten der kommt, es ist erstaunlich. Der Artikel von Nicolas Richter ist sehr gut, er passt nicht zu dem von Thorsten Schmitz in derselben Ausgabe.

08.08.06, junge Welt, Thema , S.10, "Der Aufstieg der Hisbollah. Die Mitglieder der 'Partei Gottes' gelten als neue Helden in der arabischen Welt. Ein historischer Rückblick" von Rainer Matthias
www.jungewelt.de/2006/08-08/039.php Darin: "Seit Mai 2000 beschränkte sich die Hisbollah auf die Bekämpfung israelischer Militärstellungen im Gebiet der Schebaa-Farmen. Soweit dabei in wenigen Ausnahmefällen nordisraelisches Gebiet in Mitleidenschaft gezogen wurde, ergab es sich unmittelbar aus den Kampfhandlungen. Die Darstellung der israelischen Propaganda, die auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel übernommen wurde, die Hisbollah habe schon seit Monaten Raketen auf die israelische Zivilbevölkerung geschossen, ist völlig falsch. Das ist erst eine Reaktion auf die israelischen Luftangriffe gegen zivile Ziele und gegen die Infrastruktur Libanons. Neue Umfrageergebnisse zeigen, daß die Hisbollah mit ihrem Widerstand gegen Israels Angriffe den Respekt aller Teile der libanesischen Bevölkerung gewonnen hat." - Wichtiger, langer Hintergrundbericht über die Entstehung der Hisbollah.

08.08.06, junge Welt, Ansichten, S.8, "'Die USA wollen Syrien und den Iran schwächen'. Wie sich der Krieg beenden läßt. Ein Gespräch mit Rami George Khouri" von Andrea Bistrich
www.jungewelt.de/2006/08-08/032.php Darin der Chefredakteur des in Beirut erscheinenden Daily Star, Rami Khouri (www.ramikhouri.com) über den Begriff des Neuen Nahen Ostens: "Der Nahe Osten ist kein Pudding, den irgendwelche Leute in eine neue Form bringen können."

08.08.06, junge Welt, Schwerpunkt, S.3, "Was waren Israels Kriegsziele? Welches sind die Ergebnisse?" von Uri Avnery, Üb. Ellen Rohlfs und Christoph Glanz
www.jungewelt.de/2006/08-08/010.php Uri Avnery beschreibt die offiziellen Kriegsziele der Israelis und kommt zu folgendem Schluss: "Einige trösten sich mit dem Gedanken, 'die Araber haben gesehen, daß wir wahnsinnig werden können'. Wir reagieren auf eine kleine lokale Provokation mit einer Mord- und Zerstörungsorgie, zerstören ganze Länder und laufen eine Art nationalen Amok. Aber Amoklaufen ist keine Politik. Es löst kein einziges Problem." - Ganz ähnlich Uris heutiger Kommentar in der taz unter dem Titel "Sechs Pleiten und ein Irrtum".

08.08.06, junge Welt, Schwerpunkt, S.3, "Kriegsjunkies in Tel Aviv. Ehud Olmert und Amir Peretz sind die größte Gefahr für Israel" von Uri Avnery, Üb. Ellen Rohlfs und Christoph Glanz
www.jungewelt.de/2006/08-08/008.php Darin: "Ehud Olmert hat offensichtlich jeglichen Kontakt mit der Realität verloren. Er lebt in einer selbstgeschaffenen Seifenblase. Seine Reden zeigen, daß er ein echtes Problem hat. Von allen Gefahren, denen Israel jetzt ausgesetzt ist, sind es diese, die man am ernstesten nehmen sollte. Denn dieser Mann entscheidet ganz einfach über das Schicksal von Millionen: wer sterben, wer Flüchtling, wessen Welt zerschmettert werden wird." - Uri Avnery kennt Olmert, seit dieser 20 war. Uri weiß, wovon er spricht. Noch schlechter kommt Peretz weg: "Aber Olmerts Problem mit dem Größenwahnsinn ist nichts im Vergleich zu dem, was mit Amir Peretz geschehen ist." - Wichtiger Insiderbericht.

08.08.06, junge Welt, Inland , S.2, "'Wobei hätten wir der Motor sein können?' Kritik an mangelnden Aktivitäten gegen den Libanon-Krieg. Ein Gespräch mit Sevim Dagdelen" Interview: Wera Richter
www.jungewelt.de/2006/08-08/001.php Darin Richter: "Der Angriffskrieg wird ja nicht von der israelischen Bevölkerung geführt, sondern von der Regierung, und ich protestiere gegen diese Regierungspolitik. Das tue ich auch aufgrund der jüngsten Vergangenheit Deutschlands. Wegen dieser Verantwortung müssen wir alles Erdenkliche tun, um einer Politik, die den Antisemitismus fördert, und das tut die Politik der israelischen Regierung in meinen Augen momentan, entgegenzutreten." - Eine bewundernswerte Politikerin. Die Linkspartei hat hier eine gute Haltung: "Wir verurteilen die Handlungen der Hisbollah als einen Akt der Aggression und den Angriffskrieg der israelischen Regierung." Sevim Dagdelen ist Bundestagsabgeordnete der Fraktion Die Linke und Sprecherin für Migrations- und Integrationspolitik. Wichtiges Interview.

08.08.06, FR, "Eine 'neue goldene Gelegenheit' für Libanon. Der israelische Reservegeneral Kuperwasser gewährt im Außenministerium einige Innenansichten zum Stand des Krieges." von Inge Günther
Dass solchen Leuten so viel Raum gegeben wird... Goldene Gelegenheit für den Libanon. Dass die sich nicht schämen, solche zynischen Bemerkungen als besondere Innenansichten zu verkaufen ...

08.08.06, Bildblog.de, "Die Opfer, die 'Bild' bringt" von lupo
www.bildblog.de/?p=1621 Darin: "Am Montag kamen am Vormittag bei Angriffen der israelischen Armee auf den Sόden Libanons nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP 'mindestens 33 Libanesen' ums Leben. Weitere Tote wurden am Abend bei einem Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut gemeldet. In der 'Bild'-Zeitung ist am folgenden Tag von libanesischen Toten oder Verletzten wieder nicht die Rede. Sie berichtet stattdessen erneut ausschlieίlich όber israelische Opfer." - Mit weiteren Details. Besprechung mehrerer Nahost-Artikel der Bildzeitung der letzten Tage. Sehr brauchbar.

Gesehen 08.08.06, http://maarav.org.il/draftedart, a trilingual site + exhibition by artists against the war
Darin: "As Israeli citizens we are responsible for our government's actions. It is our duty to do all that we can to stop the war crimes committed by our country in our name."

09.08.06 - 09:22 Uhr, Zeit Online, "Flüchtlingslager bombardiert. Erstmals seit dem Beginn der Offensive hat Israel ein palästinensisches Flüchtlingslager im Südlibanon angegriffen und dabei mindestens zwei Menschen getötet. Mehrere Kinder wurden verletzt." von Zeit Online, dpa
www.zeit.de/online/2006/32/Israel-Resolution-Mi?page=all

09.08.06, Die Welt, "Der Stellvertreterkrieg. Ein Waffenstillstand wird keine Ruhe bringen." von Walter Laqueur
www.welt.de/data/2006/08/09/990665.html Es geht um die Bedrohung des Iran, dessen Stellvertreter die Hisbollah sei, gegenüber Israel. Darin: "Wie wird ein Mensch reagieren, dem ein Nachbar mit Ermordung droht? Er wird - wenn er kann - umziehen. Er wird sich überlegen, ob der Aggressor nur ein Großmaul ist. Doch wenn es mehr und mehr Beweise gibt, dass eine tödliche Gefahr naht und immer größer wird, so mag er sich schließlich entscheiden, der Gefahr zuvorzukommen. Er mag zu dem Schluss kommen, dass er seinen Angehörigen einen solchen Schritt schuldet, vor allem dann, wenn ein Großteil seiner Familie vor nicht allzu langer Zeit umgebracht worden ist. Seine Abwehr mag in Form von Verhandlungen geschehen mithilfe dritter Parteien oder durch Gegendrohungen und - wenn das nicht hilft - mit der Anwendung von Gewalt. Letzteres wäre natürlich ein gefährlicher Entschluss, denn das historische Weltgericht mag entscheiden, dass es nicht sicher war, dass die Gefährdung so groß und unmittelbar war, um Notwehr geltend zu machen. Aber das Überleben desjenigen, der bedroht war, wäre zunächst einmal gesichert." - Im Grunde die Zusammenfassung des israelischen Verhaltens seit der Staatsgründung. Auch wenn der Autor schreibt: "Diese Überlegungen sind nicht mehr als ein Schreckensszenario." Sie sind in der Tat eines, aber ein reales.

09.08.06, taz, S.11, "Israel hat keine Wahl. Israel verteidigt nicht nur seine territoriale Sicherheit, es kämpft gegen einen islamistischen Antisemitismus. Die europäische Politik will ihn nicht wahrhaben. Sie verleiht ihm mit ihren Forderungen nach Verhandlungen im Gegenteil Legitimität" von Tjark Kunstreich
www.taz.de/pt/2006/08/09/a0168.1/text Darin: "Israel, darüber ist man sich in den europäischen Medien weitgehend einig, ist der Aggressor." - Schön wärs. Die junge Welt, der Freitag und das neue Deutschland sind in Deutschland die einzigen nennenswerten Zeitungen, die Israel als Aggressor erkennen können. In den europäischen Medien sieht es kaum anders aus. Die taz schwankt, weil sie schizophren ist. Sie kann nur schwanken. Deshalb ist es völlig verfehlt zu behaupten: "Voraussetzung für diesen, in der taz prototypisch geführten Diskurs ist der Doppelstandard, dass für Israel nicht gelten darf, was jeder andere Staat auf der Welt selbstverständlich für sich in Anspruch nimmt." - Frau oder Herr Kunstreich scheint hier etwas durcheinander zu bekommen: Der Doppelstandard zeigt sich in der UNO-Resolution und den offiziellen Standards, sie geben Israel mehr Rechte als anderen Menschen. Ein reiner Wahnartikel: "So zerstritten die islamistischen Fraktionen im Nahen Osten auch sind, sie sind sich einig im Ziel der Vernichtung Israels." - Die Muslime und Araber seien die Nazis: "Stattdessen wird verleugnet, dass sich ein politisches Projekt formiert hat, dessen Verwandtschaft mit dem der Nazis sich in wahnhaftem Antisemitismus vermittelt." - Alle seien gegen Juden: "Auf Demonstrationen unter Beteiligung deutscher Friedensbewegter wird 'Tod den Juden' gerufen, ohne dass die Friedensfreunde es für nötig halten, das überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn, sich davon zu distanzieren." - Die reine Nabelschau. Endet mit: "Es ist, als bestätige sich die antisemitische Unterstellung vom Anderssein der Juden darin, dass es überall Antisemiten gibt. Eben darin aber zeigt sich, dass Israel sich nicht nur bedroht fühlt, sondern dass es in seiner Existenz bedroht ist. Und solange nicht die Frage gestellt wird, was die Gegner Israels eigentlich so maßlos aggressiv macht, wird sich daran nichts ändern. So lange aber bleibt auch Israels Vorgehen alternativlos." - Das kann man doch wohl kaum als Versuch nach Ausgeglichenheit deuten. Es ist auf die Dauer ermüdend, solchen Stuss zu lesen. Gibt es bei der taz kein Qualitätsmanagement?

09.08.06, taz, S.11, "Die internationale Gemeinschaft muss Israel aus diesem Krieg helfen. Es fehlt die Exit-Strategie." Kommentar von Susanne Knaul
www.taz.de/pt/2006/08/09/a0151.1/text Ein weiterer Helft-Israel-Artikel aus dem Hause Knaul. Es scheint, als müssen erst die sechs Millionen vollgemacht werden, bis die Sympathien gegenüber Israel bröckeln. Ich schätze, wenn es sechs Millionen werden, dann hat Israel seinen Kredit aufgebraucht. Schade nur, dass erst so viele Menschen sterben müssen. Im Grunde könnten wir schon weiter sein, nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs. Aber noch helfen wir Israel.

09.08.06, taz, S.11, "Das Maß der Vergeltung." Kommentar von Ilija Trojanow
www.taz.de/pt/2006/08/09/a0148.1/text Darin: "Hunderte von Zivilisten sind getötet, und eine Million Libanesen vertrieben worden, und nur die gebetsmühlenartig wiederholte Anklage 'ihr habt angefangen' steht zwischen dem Staat Israel und der Schuld an einem Angriffskrieg oder an Massenmord." - Eines der besten Sachen, die die taz in letzter Zeit gedruckt hat. Gute Rhetorik, gute Argumente. Trefflich dies hier: "Man möge sich nur einmal vorstellen, die Polizei würde alle Reisenden am Hauptbahnhof erschießen, weil Terroristen sich unter sie gemischt haben. Reichte uns als Begründung, dass manche der Reisenden die Terroristen wohl absichtlich schützen würden."

09.08.06, taz, S.4, "'Das ist reine Propaganda.' Der Berliner Islamwissenschaftler Stefan Rosiny hat sich mit der Geschichte und Ideologie der libanesischen Hisbollah beschäftigt. Er meint: Die Hisbollah rede zwar von der Vernichtung Israels. Doch sie sei vor allem eine Widerstandsbewegung mit einem nationalistischen Programm." Interview Daniel Bax
www.taz.de/pt/2006/08/09/a0141.1/text Sehr gutes Interview. Allein die Frage: "Ist auch der Antisemitismus der Hisbollah nur instrumentell?" stört, da sie einen Irrglauben voraussetzt. Der wird zum Glück in der Antwort aufgefangen: "Muhammed Hussein Fadlallah, hat es einmal so ausgedrückt: Selbst wenn die Israelis Muslime wären, würden wir gegen sie kämpfen: Weil sie den Palästinensern das Land genommen haben - und nicht, weil sie Juden sind." - Das Klischee, dass Araber "Juden töten" wollen, ist ein böses Klischee. Mit dem Begriff Antisemitismus als Scharnier wird es immer wieder in den Diskurs getragen und von ihm vorausgesetzt.

09.08.06, taz, S.3, "Das Papier ist durchlöchert. In der UN heißt es 'Zurück auf Start'. Paris und Washington beugen sich der Kritik am gemeinsamen Resolutionsentwurf für den Sicherheitsrat." von Andreas Zumach
www.taz.de/pt/2006/08/09/a0134.1/text Darin: "Unter dem Eindruck der massiven Kritik an dem Resolutionsentwurf signalisierten Frankreich und die USA am Montagabend schließlich Bereitschaft zu weiteren Verhandlungen." - Die Franzosen haben also mitgeholfen, dass die Israelis mehr Zeit für ihre Militäraktionen bekommen.

09.08.06, SZ Online, "Kritik an Israel. 'Zehn Libanesen für einen toten Israeli'. Erstmals übt ein Landesvorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland Kritik an den Angriffen Israels auf den Libanon. Dafür erntet er heftigen Widerstand." von Christopher Stolzenberg
www.sueddeutsche.de/,tt1l2/deutschland/artikel/343/82261/ Darin: "'Mir geht es auch um das Wohl Israels', erwidert Verleger. Das Vorgehen der Regierung Olmert gegen Libanon sehe er aber als Schaden für Israel. Nur der deutsch-jüdische Publizist Uri Avnery habe sich bislang solidarisch mit seiner Kritik gezeigt, sagt der alleinstehende Kritiker zu sueddeutsche.de. Avnery habe hervorgehoben, dass Verleger erfülle 'eine Mitzwa, eine jüdische Pflicht'." - Siehe auch taz gestern. Schön hier der Ausdruck "alleinstehender Kritiker" sowie die einfühlsam jiddisierende Stellung des Verbs im letzten Satz.

09.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Auf dem Weg in die Libanon-Falle. Europa sollte sich vor der Beteiligung an einer Friedenstruppe hüten, weil die Risiken zu groß sind." Kommentar von Rudolph Chimelli
www.sueddeutsche.de/,tt1l4/ausland/artikel/372/82290/ Darin: "Allein die Vorstellung ist absurd, dass ein internationales Mandat die Vollmacht enthalten könnte, auf israelische Soldaten zu schießen." - Zumindest gibt er es zu. Israelis sind eine Art heilige Wesen, auf alle anderen kann geschossen werden. Dann: "Wer eine haltbare Lösung sucht, darf nicht nur mit Freunden reden. Er muss Feinde und Rivalen mit an den Tisch nehmen, die Hisbollah, Syrien, Iran. Erst so wäre eine Lösung nach allen Seiten abgesichert. Sie würde freilich Konzessionen kosten, und bisher sieht es nicht so aus, als ob der Westen bereit wäre, einen hohen Preis zu zahlen. Den Blutzoll entrichten jeden Tag die Libanesen." - Also der Chimelli ist manchmal gar nicht so schlecht. Es fehlt die Vision, aber dennoch. Jedenfalls ein anderes Kaliber als der Schmitz.

09.08.06, Spiegel Online, "GROSSOFFENSIVE GEPLANT: Israel kalkuliert mit Hunderten toten Soldaten. Das israelische Sicherheitskabinett berät zur Stunde über die Ausweitung der Offensive im Libanon. Israelische Zeitungen berichten von Plänen, nach denen 30.000 Mann vorrücken sollen. Unterdessen tauschte Israel seinen Kommandeur für die Bodenoffensive im Libanon aus - weil er zu vorsichtig war." von ler/Reuters/AP/dpa
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,430858,00.html Darin: "Die Bundesregierung hat bislang eine direkte Kritik des israelischen Vorgehens vermieden und das Recht des jüdischen Staates auf Selbstverteidigung betont."

09.08.06, Netzeitung, Bücher-News "Entsetzen über Israel-Essay von Jostein Gaarder. Ein Artikel über Israel des Schriftstellers Jostein Gaarder ist in Norwegen mit Erschütterung aufgenommen worden. Der Autor des Bestsellers "Sofies Welt" hatte Israel das Existenzrecht abgesprochen." von nz
www.netzeitung.de/buecher/buechernews/431188.html Darin: "Der 54-jährige Autor hatte am Wochenende in der gleichen Zeitung (Aftenposten, A.H.) vor dem Hintergrund des seit vier Wochen tobenden Libanon-Konflikts einen extrem scharfen Angriff gegen Israel veröffentlicht, in dem er dem Staat das Existenzrecht ausdrücklich absprach: 'Wir erkennen den Staat Israel nicht länger an.'" - Den Staat Israel in dieser aggressiven Form. Gaarder schrieb auch, dass "Israel mit seiner skrupellosen Kriegskunst und seinen widerwärtigen Waffen die eigene Legitimität massakriert hat". Die Umwelt solle besonnen und barmherzig reagieren, wenn nun "die gesamte israelische Nation aus eigener Schuld zu Fall kommt und Teile der Bevölkerung aus von ihr besetzten Gebieten in eine neuerliche Diaspora flüchten müssen." - Der Artikel in der Netzeitung weist darauf hin, dass die meisten Leserreaktionen positiv ausfielen.

09.08.06, The Independent, "What do you say to a man whose family is buried under the rubble?" by Robert Fisk
http://news.independent.co.uk/world/fisk/article1217826.ece Endet mit: "Perhaps there are two moral lessons from this, one obvious, the other familiar. Don't shoot at drones. And don't believe for a moment the Israelis will care about firing missiles into your home when their little toy spots a man with a gun."

09.08.06, Frankfurter Rundschau, "Steinmeier macht Druck in Nahost. Außenminister wirbt für UN-Resolution / Libanon will Armee einsetzen. Mit einer Kurzreise nach Beirut, Jerusalem und Ramallah hat Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sich in die Nahost-Diplomatie eingeschaltet. Er hoffe, dass der Weg zu einer UN-Resolution kurzfristig frei werde, sagte er in Beirut." von Richard Meng
Schön ironischer Titel. Steinmeier macht natürlich alles andere als Druck in Nahost, das ist wirklich lächerlich.

09.08.06, Frankfurter Rundschau, "Initiative aus Beirut" Kommentar von Inge Günther
Darin: "Die Stationierung israelischer Soldaten in einer 'Sicherheitszone' in Libanon liefert den 'Gotteskriegern' eine willkommene Gelegenheit, sich als Befreiungskämpfer gegen feindliche Eindringlinge zu geben." - Ja nee, die wären dann tatsächlich Befreiungskämpfer, denn die israelische Verletzung libanesischen Territoriums ist real. Diese Nuance wird gern übersehen bei der Fixierung auf den Feind.

09.08.06, Frankfurter Rundschau, "Diskret und wohlgelitten. Die deutsche Rolle in Nahost" von Richard Meng
Darin über Fischer: "Der grüne Außenminister war zufällig während eines schweren Anschlags in Israel, in bewegenden Momenten der Gesprächspartner des damaligen Regierungschefs Ariel Scharon. Und konnte bei Scharon seitdem auf stabilem menschlichem Vertrauen aufbauen, bei allen Meinungsunterschieden." - Oh, Scharon hat dem Deutschen vertraut, wie schön. Was für ein Lob für Deutschland, das Vertrauen dieses Ehrenmannes zu genießen... Der gesamte Kommentar fließt über vor Lob auf Deutschland, wie es seit der WM Mode ist: "Dass deutsche Diplomaten als ehrliche Makler wahrgenommen wurden, hängt letztlich aber immer auch mit der starken zivilen Komponente der Bonner/Berliner Außenpolitik zusammen. Sie hat nicht zuletzt historische Wurzeln und hängt immer auch mit einem als glaubwürdig empfundenen Umgang mit der deutschen Vergangenheit zusammen." - Wer einen Hauch Ahnung von Geschichte hat, kann bei so etwas nur das Kotzen bekommen. Zum glaubwürden Umgang mit der deutschen Vergangenheit würde Respekt vor den Menschenrechten gehören, und zwar der Rechte ALLER Menschen, auch palästinensischer Menschen. Die Rache an Hitler, die die Palästinenser seit den Vertreibungen von 1947 am eigenen Leib spüren, liegt mit in deutscher Verantwortung. Ich frage mich sowieso, wofür es die FR noch gibt, wo es doch eine SZ gibt. Wofür brauchen wir eine FR überhaupt?

09.08.06, FAZ, "Libanons Friedensplan: Vernünftiger Vorschlag aus Beirut" von Wolfgang Günter Lerch
www.faz.net/s/RubB1888F47EE2C49C2906B43A1585B7C24/Doc~EFB... Endet mit: "Für Israel ist der Waffengang nicht eine Militäraktion wie frühere, etwa 1978 die Operation Litani; man nimmt vielmehr die Vernichtungsphantasien und Drohungen des iranischen Staatspräsidenten Ahmadineschad bitterernst. Da hat sich etwas verändert seit dem vorigen Jahr. Das wird auch Außenminister Steinmeier bei seiner neuen Reise in den Nahen Osten bemerken. Selbst die israelische Friedensbewegung demonstriert kaum gegen den Kurs der Regierung." - Die Kriegsziele scheinen sich täglich zu ändern. Nun ist der Iran das Ziel.

09.08.06, FAZ, "Nahost-Krieg. Panarabischer Aktionismus" von Hans-Christian Rößler
www.faz.net/s/RubB1888F47EE2C49C2906B43A1585B7C24/Doc~EFB... Darin: "Die Hizbullah habe mit ihren Aktionen die 'Würde des Widerstands wiederhergestellt, die wir schon lange verloren haben', zitieren Agenturen zum Beispiel ein Mitglied der ägyptischen Oppositionsbewegung 'Kifaja' (Genug). Die dramatische Berichterstattung in den internationalen Medien trug aber auch zu einer Solidarisierung über die arabische Welt hinaus bei." - Ist es die dramatische Berichterstattung, oder sind es die Taten selbst? Die Taten sind wohl dramatisch genug. Auch das Wort "Aktionismus" im Titel weist auf eine allgemeine Einfärbung des Artikels.

09.08.06, FAZ, S.34, "Israels Krieg im Krieg. Israels Intellektuelle haben Zeit gebraucht, um den Krieg, der immer mehr Opfer fordert, zu verurteilen. Und nachdem sie sich endlich dazu entschlossen, wurde daraus ein Streit der Generationen." von Joseph Croitoru
www.faz.net/s/RubB1888F47EE2C49C2906B43... Darin über Abraham B. Jehoschua: "Mit dem Krieg habe Israel, so der Romancier, schon jetzt zweierlei erreicht: Erstens habe man die Hizbullah aus dem unmittelbaren Grenzgebiet zurückdrängen können, und zweitens hätten die Libanesen verstanden, welch hoher Preis zu zahlen sei, wenn sie eine Kampforganisation wie die Hizbullah frei gewähren ließen. Ähnlich wie Amos Oz in dieser Zeitung schon bei Kriegsbeginn lehnt Jehoschua auch heute jegliche moralische Gleichsetzung von Israel und der Hizbullah strikt ab." - Gefährliche Gedanken. Jegliche moralische Gleichsetzung abzulehnen, strikt sogar, bedeutet, dass man die Menschenrechte und das Völkerrecht nicht mehr beachten muss. Oder was sonst? Es ist Teil der Rechtfertigungsstrategie.

09.08.06, bildblog.de, "Die Opfer, die 'Bild' bringt (2)" von lupo
www.bildblog.de/?p=1622 Darin: "Am vergangenen Sonntag hatte 'Bild am Sonntag' die Mahnung zitiert, dass in einem Krieg 'jede der handelnden Parteien ein eigenes Interesse bei der Zurverfόgungstellung von Informationen' habe, und Medien deshalb Distanz wahren und vermitteln mόssten. Fόr die 'Bild'-Zeitung scheint das nicht zu gelten. Sie macht ohne Not aus unόberprόften Informationen einer der handelnden Parteien objektive Tatsachen – und schreibt sie ganz ohne Quellenangabe auf..." - Die Begleitung der Nahostberichterstattung im Bildblog nimmt eine Form an.

Erhalten am 09.08.06: Solidaritätserklärung mit den Menschen in Libanon und Palästina
Wortlaut der Üb. aus dem Englischen: "Der von den USA unterstützte Angriff auf den Libanon hat das Land erstarrt, schwelend und zornig zurückgelassen. Das Massaker von Qana und der Verlust von Menschenleben ist nicht einfach nur "unangemessen". Es ist, nach den geltenden Regeln des internationalen Rechts, ein Kriegsverbrechen. Die absichtliche und systematische Zerstörung der libanesischen Infrastruktur durch die israelische Luftwaffe war ebenfalls ein Kriegsverbrechen, geplant, um das Land auf den Status eines US-Protektorates zu reduzieren. Der Anschlag ist nach hinten losgegangen. Im Libanon unterstützen nun 87 % der Bevölkerung den Widerstand der Hizbullah, einschließlich 80 % der Christen und Drusen sowie 89 % der Moslems, während 8 % glauben, die USA unterstützten den Libanon. Aber diese Aktionen werden von keinem Gericht der "internationale Gemeinschaft" untersucht, solange die USA und ihre Alliierten an diesen schrecklichen Verbrechen beteiligt oder mitschuldig sind und sie zulassen. Es ist nun klar geworden, dass der Angriff auf den Libanon, um die Hizbullah auszulöschen, von langer Hand vorbereitet worden ist. Die USA und seine loyalen britischen Alliierten haben grünes Licht für die israelischen Verbrechen gegeben, trotz der Opposition zu Blair in seinem eigenen Land. Kurz: Der Friede, den der Libanon genossen hat, wurde beendet und eine paralysierte Gesellschaft ist gezwungen, eine Vergangenheit zu wiederholen, die sie eigentlich vergessen wollte. Der dem Libanon auferlegte Staatsterror wird im Ghetto von Gaza wiederholt, während die "internationale Gemeinschaft" zusieht und schweigt. In der Zwischenzeit wird der Rest Palästinas mit der direkten Teilnahme der USA und der stillschweigenden Zustimmung seiner Alliierten annektiert und demontiert. Wir erklären unsere Solidarität und Unterstützung den Opfern dieser Brutalität und denen, die dagegen Widerstand leisten. Für unseren Teil werden wir alle uns möglichen Anstrengungen unternehmen, die Komplizenschaft unserer Regierungen mit diesen Verbrechen aufzudecken. Es wird keinen Frieden im Nahen Osten geben, solange die Besetzung Palästinas und des Irak und die "kurzzeitig unterbrochenen" Bombardements auf den Libanon andauern. Erstunterzeichner: Tariq Ali, Noam Chomsky, Eduardo Galeano, Howard Zinn, Ken Loach, John Berger, Arundhati Roy London (Aus dem Englischen von Wilfried Hanser-Mantl). Weitere Unterzeichner: Mona Abaza - Faleh Abdul-Jabbar - Matthew Abraham - Bashir Abu-Manneh - Gilbert Achcar - Radwa Achour - Etel Adnan - Fabio Alberti - Gadi Algazi (Tel Aviv) - Anthony Arnove - Naseer Aruri - Aziz el-Azmeh - Nadia Baghdadi - Chris Bambery - Mourid al-Barghouti - Tamim al-Barghouti - David Barsamian - Helga Baumgarten - Joel Beinin - Walden Bello - Tony Benn - Hamida Bensadia - Daniel Bensaοd - Marco Bersani - Olivier Besancenot - Azmi Bishara (Haifa) - Luciana Bohne - Saοd Bouamama - Timothy Andres Brennan - Michaelle Browers - Suzanne de Brunhoff - Mauro Bulgarelli - Franηois Burgat - Andrew Burgin - Judith Butler - Alex Callinicos - Paola Canarutto - Salvatore Cannavς - Vivek Chibber - Alberto Clarizia - Alexander Cockburn - Geraldina Colotti - Dan Connell - Jeremy Corbyn - Giorgio Cremaschi - Mahmoud Darwish - Liz Davies - Richard Falk - Mireille Fanon-Mendθs France - Stefano Galieni - Elisabeth Gauthier - Irene Gendzier - Lindsey German - Fausto Gianelli - Rachel Giora (Tel Aviv) - Charles Glass - Nacira Guιnif Souilamas - Serge Guichard - Habdellali Hajjat - Yassin al-Haj Saleh - Eric Hazan - Sherif Hetata - Ahmad Hissou - Franηois Houtard - Sonallah Ibrahim - Salam Ismael - Emilie Jacir - Marcel-Francis Kahn - Assaf Kfoury - Michel Khleifi - Elias Khouri - Alain Krivine - Yitzhak Laor (Tel Aviv) - Francesco Locantore - Jennifer Loewenstein - Orly Lubin (Tel Aviv) - Moshe Machover - Piero Maestri - Kamil Mahdi - Yamin Makri - Luigi Malabarba - Henri Maler - Harriet Malinowitz - Nur Masalha - Gus Massiah - Anat Matar (Tel Aviv) - Norbert Mattes - Luisa Morgantini - Antonio Moscato - Luciano Muhlbauer - Fatimah Muhsin - Craig Murray - Karma Nabulsi - Cinzia Nachira - Ahmed Okasha - Ilan Pappe (Haifa) - Luigia Pasi - Walter Peruzzi - Paola Piacenza - John Pilger - Harold Pinter - Omar al-Qattan - John Rees - Tanya Reinhart (Tel Aviv) - Hilary Rose - Steven Rose - Eric Rouleau - Werner Ruf - Nawal el Saadawi - Dalia Sachs (Haifa) - Hannah Safran (Haifa) - Mariam C. Said - Catherine Samary - Maria Antonietta Saracino - Patrick Seale - Ronen Shamir (Tel Aviv) - Sandra Shattuck - Ahmed Shawki - Eyal Sivan - Ahdaf Soueif - William Thelin - Enzo Traverso - Lea Tsemel (Jerusalem) - Franco Turigliatto - Dominique Vidal - Gore Vidal - Pasquale Vilardo - Michel Warschawski (Jerusalem) - Salma Yaqoob - Stephen Zunes

10.08.06, Die Zeit, "Da platzt der Krieg hinein. In Haifa wird niemand als Feind betrachtet, meint Sami Michael. Ein Gespräch mit einem der prominentesten Autoren Israels über Raketen und den Traum vom Frieden" Interview: Gisela Dachs
www.zeit.de/2006/33/Interview-Haifa?page=all Darin: "ZEIT: Welchen Traum haben Sie noch? Michael: Dass sich die arabische Welt verändert, dass sich hier etwas verändert. Ich komme ja selbst aus diesen beiden Kulturen - die eine hat Hisbollah hervorgebracht, die andere den Zionismus." - Er hat vergessen zu erwähnen, dass zu einem guten Teil der Zionismus die Hisbollah hervorgebracht hat. Dann die Frage: "ZEIT: Haben Sie eine Erklärung für den besonderen Hass von Iran und Hisbollah auf Israel?" - Das Dogma. Es sind die Anderen, die hassen. Die Frage, warum so viel Hass in Israel besteht, darf nicht gestellt werden, weil sie antisemitisch gedeutet werden kann. Sami Michael sagt darauf: "Die Iraner hassen Israel nicht." - Die Hauptursache für den Konflikt sieht Michael letztlich auf der arabisch-islamischen Seite: "Es ist ein Krieg gegen die Antikultur. Es handelt sich um Anhänger einer dumpfen und extremistischen Religion, die Mord und Zerstörung predigt. Dem gegenüber steht eine demokratische Welt, die sich vor dieser dunklen Welle zu schützen sucht." - Die Tragweite der israelischen Gewalt ist ihm anscheinend nicht bewusst, er sieht eine Verschwörung im Gang: "Ich habe das Gefühl, dass 90 Prozent des Drucks auf Israel lasten, und genau das weiß die andere Seite. Sie fängt mit dem ersten Schlag an, darauf setzend, dass Israel reagiert und es dann von der Welt aufgefordert wird, die Offensive zu stoppen." - Eine Fehlwahrnehmung, denn Grenzvorfälle dieser Art hat es schon oft gegeben, von beiden Seiten, den Krieg jedenfalls begann Israel.

10.08.06, Die Welt, "Steinmeier in Israel: Diplomatische Chancen nicht gefährden" von Norbert Jessen
www.welt.de/data/2006/08/10/991953.html Darin: "Verteidigungsminister Amir Peretz hatte am Morgen erklärt, Israel kämpfe gegen die Hisbollah, die als Vorhut des Irans gegen den Westen zu verstehen sei." - Wenn die offiziellen Israelis den Krieg derart hochschaukeln, ist es nicht abwegig anzunehmen, dass sie auch den Beginn dieses Krieges in dieser Form erreicht haben.

10.08.06, Die Welt, "Syrien wappnet sich. Scud-Raketen sind die größte Gefahr für Israel im Falle eines Krieges - Furcht vor chemischen Waffen." von Boris Kalnoky
www.welt.de/data/2006/08/10/991954.html Darin: "Das Problem ist, dass Damaskus nach Meinung von Sicherheitsexperten wahrscheinlich über chemische Munition verfügt, diese vielleicht auch selbst herstellt (Sarin und VX)." - Faktisch verwendet Israel derzeit ABC-Waffen. Mehrere Medien berichteten dies. Statt es zu erwähnen, wird hier über die Syrer spekuliert. Aufschlussreich.

10.08.06, Die Welt, "EU nimmt Hisbollah nicht auf ihre Terrorliste. Europa ist sich einig: Die Schiitenmiliz hat den Krieg begonnen - Doch Konsequenzen will der Europäische Rat bislang nicht ziehen." von Bruno Schirra
www.welt.de/data/2006/08/10/991951.html Darin: "Hassan Nasrallah, der Führer der islamistischen Hisbollah des Libanon, die durch die Entführung zweier israelischer Soldaten und den zeitgleichen Raketenbeschuss israelischen Territoriums den derzeitigen Nahostkrieg verursacht hat." - Zeitgleicher Raketenbeschuss? Wo kommt das auf einmal her? Das lese ich zum ersten Mal. Dann: "Die Hisbollah hat seit ihrer Gründung 1982 weltweit mehr als 1000 Zivilisten, UN-Friedenssoldaten durch Selbstmord- und Bombenattentate ermordet, unzählige Menschen schwer verletzt - und wird dennoch als Partner im politischen Gespräch von der Uno, aber auch der EU akzeptiert." - Deshalb soll die UNO-Resolution 1553 auch umgesetzt werden, ebenso wie die Resolutionen, die Israel betreffen. Die Ausgrenzung der Hisbollah ist Teil des "Kriegs gegen den Terror", von dem jeder weiß, dass so etwas nicht funktioniert.

10.08.06, Die Welt, "Terror-Alarm: Bush: 'Wir sind im Krieg mit den Islam-Faschisten'. Die britische Polizei hat einen Anschlag vereitelt, der Hunderte von Toten zur Folge gehabt hätte. Mehrere Flugzeuge sollten durch Explosionen zum Absturz gebracht werden. Die Drahtzieher sind gefasst. Die USA vermuten al-Qaida hinter den Terrorplänen." von WELT.de
www.welt.de/data/2006/08/10/992863.html Darin: "Die Aufdeckung der Terrorpläne ist laut US-Präsident George W. Bush 'eine starke Erinnerung, dass wir eine Nation sind, die sich im Krieg mit den Islam-Faschisten befindet'. Diese Feinde würden alles tun, um die Freiheit zu bekämpfen und 'unserer Nation Schaden zuzufügen.'" - Amen. Bushs neues Lieblingswort: Islam-Faschisten. Danach: "Die USA vermuten das radikal-islamische Netzwerk al-Qaida hinter den Anschlagsplänen." - Die USA vermuten also.

10.08.06, taz , S.9, "Dem Irak droht die Teilung. Die USA können das nicht verhindern. Regierung ohne Rückhalt" Kommentar von Inga Rogg
www.taz.de/pt/2006/08/10/a0144.1/text Darin: "Dreieinhalb Jahre nach dem Sturz des Saddam-Regimes scheint die Saat des Terroristenführers Abu Mussab al-Sarkawi aufgegangen zu sein." - Wessen Saat? Nicht vielleicht die der Invasoren?

10.08.06, taz , S.9, "Das Ende der Isolation. Die Libanonkrise hat die Grundfehler der internationalen Nahostpolitik offenbart. Ohne Einbindung Syriens, des Iran und der Hisbollah wird es keinen Frieden geben" Kommentar von Kirsten Maas
www.taz.de/pt/2006/08/10/a0149.1/text Darin: "Israel wird sich irgendwann aus den besetzten Gebieten in Palästina ebenso wie aus dem Golan und den Schebaa-Farmen im Südlibanon zurückziehen müssen. Im Gegenzug könnte den arabischen Staaten so aber auch eine unmissverständliche Anerkennung des israelischen Existenzrechts und eine Garantie für die Sicherheit des Staates in ihrer Mitte abgerungen werden, wie es schon der saudische Friedensplan aus dem Jahre 2002 vorsah." - Ganz guter Kommentar.

10.08.06, SZ, "Schriftsteller Menasse über den Krieg im Nahen Osten: Bitte noch mehr Bomben! Warum ich als Pazifist für den Krieg Israels gegen die Hisbollah bin." von Robert Menasse
www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/452/82370/ Darin: "Und was mir zum Kotzen ist: Moralisten. Die ihre Moral jetzt entdecken, da Israel seine schiere Existenz verteidigt." - Du meine Güte, der ledert aber ganz schön ab. Erstaunlicherweise sieht er den Staat Israel mit großem Pathos und durch die rosa Brilla: "Denn so komplex die Lage im Nahen Osten auch ist, eines ist bestürzend simpel: kein einziger israelischer Soldat wäre heute im Libanon, keine einzige israelische Bombe würde über einem Nachbarstaat Israels abgeworfen werden, wenn Israel in Ruhe leben könnte, ohne Raketeneinschläge auf seinem Territorium, ohne terroristische Attentate in seinen Städten. Das muss, denke ich, die Welt doch begreifen! Shalom Israel mit seiner bunten - nicht zu vergessen: auch arabischen - Bevölkerung, Shalom Israel mit der einzigen Demokratie in dieser Weltregion, Shalom Israel, Kind von sechs Millionen Toten." - Shalom Israel mit fünf Millionen Vertriebenen und Enteigneten, Shalom Besatzung, Shalom Mauer, Shalom gezielte Tötungen. Shalom Hass auf Araber und Muslime und Christen, Shalom Israel. Jetzt wieder Menasse: "Kein Israeli hat je das Existenzrecht eines anderen Staates in Frage gestellt. Wenn aber andere Staaten die Existenz Israels in Frage stellen, dann muss Israel diesen Krieg führen. Einen - verdammt, ich bringe das Wort kaum heraus: - gerechten Krieg. Dieser Krieg will kein Opfer in Israel und im Libanon. Deshalb muss er gewonnen werden. Kann er gewonnen werden? Wahrscheinlich nicht. Darf er aufgegeben werden? Nein, auf keinen Fall." - Jawohl Kameraden, rüstet euch zum Endkampf. Wir werden sterben, aber egal Kameraden. Kein Israeli hat je das Existenzrecht eines anderen Staates in Frage gestellt. Außer vielleicht der Palästinenser, aber die zählen nicht. Herr Menasse scheint ein wenig die Übersicht verloren zu haben. Zum Glück hat er nicht "Heil Israel" geschrieben in seinem Rausch. Endet mit: "Ich sitze vor dem Fernseher und weine und bin nicht ich: ein Pazifist, der Daumen drückt bei einem Krieg!" - Zumindest hier kann man Menasse beruhigen: Ein Pazifist ist er sicher nicht. Zwischen Pazifismus und Philosemitismus besteht schon noch ein Unterschied. Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse veröffentlichte zuletzt den Roman "Die Vertreibung aus der Hölle" und die Frankfurter Poetikvorlesungen "Die Zerstörung der Welt als Wille und Vorstellung" (beide bei Suhrkamp).

10.08.06, SZ Online, "Humanitäre Katastrophe. Hilfsorganisationen: Deutsche lässt das Leid im Libanon kalt. Der Nahost-Konflikt sei Europa so nahe wie kein anderer Krisenherd, trotzdem löse das Leid keine große Hilfswelle aus, klagen Caritas, Rotes Kreuz, Diakonie und UNICEF. Schuld sei auch die Angst politisch Stellung zu beziehen." von AP/AFP
www.sueddeutsche.de/,tt2l1/ausland/artikel/531/82449/ - Das heißt wohl die Angst, etwas gegen Israel zu sagen? Und zu wessen Kosten geht das? Und wird das nicht Unfrieden stiften? Und ist das in Ordnung? Wie viele Menschenleben hat das bereits gekostet? Und wie viele sollen es noch werden?

10.08.06, SZ, "Wie Berichte über Krisen und Kriege entstehen. Wahrheit in der Wüste. Wie aus Todes-Schwadronen 'Elite-Formationen' werden: Die Regierungen im Nahen Osten sind Meister der Desinformation - viele Medien sind nicht in der Lage, die Lügen aufzudecken." von Rudolph Chimelli
www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/464/82382/ Darin: "Das erste Opfer jedes Krieges ist bekanntlich die Wahrheit, dicht gefolgt an zweiter Stelle von der Sprache. Vielfach entrichten Medien dabei freiwillig ihre Quellensteuer. Der gegenwärtige Krieg im Libanon begann vor einem Monat, als die radikal-islamische Hisbollah zwei israelische Soldaten in ihre Gewalt brachte." - Begann mit der Entführung wirklich der Krieg? Wenn die Hisbollah den Krieg erklärt hätte okay, aber die sagte explizit, sie wolle Geiseln freipressen, die Israel seinerseits genommen hatte. Ist der Grenzzwischenfall der Kriegsbeginn gewesen? Das widerspricht der Realität insofern, als Israel oft die libanesische Grenze verletzt hat. Warum wird diese These also in der deutschen Presse geheiligt? Herr Chimelli sagt selbst, dass die Medien eine freiwillige Quellensteuer entrichten und dass die Wahrheit das erste Opfer ist. Wahrscheinlich meint er das damit. Darauf deutet auch der (selbstkritische?) Schluss: "Heute berichten 'eingebettete Journalisten' - ein neues Wort aus dem Irak-Feldzug - zwangsläufig mit militärischen Scheuklappen. Sie sehen das Geschehen durch das Visier des Schützen, nicht mit den Augen des Getroffenen."

10.08.06, SZ, "Israelis auf der Flucht: Zimmer im Süden, verzweifelt gesucht" von Thorsten Schmitz
www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/462/82380/5/ Darin: "Jeder Flüchtling hat einen Zettel im Auto, um Strafzettel zu vermeiden: 'Lieber Polizist, wir sind aus dem Norden nach Tel Aviv geflüchtet.' Die Stadtverwaltung zeigt sich kulant und verteilt keine Tickets." - Das ist wirklich kulant. Normalerweise, wenn jemand falsch parkt, bekommt er ein Ticket. Dann: "An vielen Autos wehen israelische Flaggen, mit denen man eigentlich im Frühjahr die Gründung des Staates Israel feiert. Jetzt sollen sie das Nationalgefühl stärken. Die Bank Leumi hat in den Städten einen Satz plakatiert, den auch die Regierung in Jerusalem jeden Tag wiederholt: 'Wir werden siegen'." - Woran erinnert mich das? Mir kommt das irgendwoher bekannt vor, mit den Flaggen und dem Siegen. Wo war das noch? Dann, Lis, die Zehnjährige aus Haifa: "'Wir kämpfen gegen Nasrallah, weil er uns umbringen will'", sagt sie und rückt ihre Brille zurecht. "'Wir müssen stark sein. (...) Weil wir Juden sind, hasst uns Nasrallah.'" - So lernen es also die Kleinen. Sehr traurig, das. Noch trauriger dies: "Und dann sagt sie noch einen irritierend vernünftigen Satz für eine Zehnjährige: 'Es ist okay, wenn jemand uns hasst. Aber warum muss man uns denn umbringen?'" - Für diesen Satz ist Herr Schmitz zu tadeln, denn was ist am Hass vernünftig? Lieber Herr Schmitz, was ist mit Ihnen eigentlich los in den letzten Tagen? Das scheint Sie alles ziemlich mitgenommen zu haben, ist es so?

10.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Im Tiefflug zwischen Krieg und Frieden. Wie Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in Beirut und Jerusalem zu vermitteln versucht - und dabei nicht viel Ermutigendes erlebt." von Christiane Schlötzer
www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/463/82381/ Darin über den libanesischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri: "Berri blafft Steinmeier erst einmal an. Er habe ja schon viele Kriege erlebt, sagt der fast 70-Jährige, und zählt die Daten aller nahöstlichen Konflikte der vergangenen 30Jahre auf. 'Das jetzt aber ist gar kein Krieg, sondern ein Massaker in jedem Dorf, und in manchem Dorf sind es zwei', poltert Berri." - Die Verben blaffen und poltern erzeugen eine Stimmung, so als hätte Herr Berri zwar vielleicht Recht mit dem, was er sagt, nur ist er halt unsympathisch. Er wird auch "sperrig" genannt. So fällt es leichter, die Opfer des Feindes zu verdrängen. Wobei der Artikel zum Schluss hin (relativ) besser wird.

10.08.06, Spiegel Online, "Interview mit Ralph Giordano. 'Wer Gaarder zustimmt, ist Antisemit'. Israel habe die Legitimität seiner Existenz verspielt, hat der norwegische Schriftsteller Jostein Gaarder in einem Essay erklärt. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE spricht der Publizist Ralph Giordano über zulässige Kritik an Israel und die eigentlich Verantwortlichen für die Toten im Libanon." Interview: Anna Reimann
Darin Giordano: "Natürlich ist nicht jeder, der Israels Politik in diesem oder jenen Fall kritisiert - akut oder historisch- ein Antisemit. Israel steht nicht unter kritischem Naturschutz. Aber wir leben in einem Land, in dem 18 Prozent aller Menschen keinen jüdischen Nachbarn haben wollen und 30 Prozent sagen, sie hätten ein ambivalentes Verhältnis zum Antisemitismus." - Ralph Giordano gehört seit Jahren zu den unbedingtesten Israel-Aposteln in Deutschland. Er projiziert den historischen jüdischen Schmerz in die Nahostsituation hinein, wie man oben sieht und schreckt nicht davor zurück, auch Gewalt zu rechtfertigen, wenn es israelische bzw. jüdische ist: "Ich habe alle Höllen des Luftkrieges in Hitlerdeutschland miterlebt - bin ausgebombt und verletzt worden, aber mir war immer eines klar: Die Erstverantwortlichen für diesen Luftkrieg der anglo-amerikanischen Luftwaffe, der Hunderttausende Deutsche das Leben gekostet hat, waren Hitler und das nationale Kollektiv seiner Anhänger. Ich weigere mich, für diese 500.000 Opfer die anglo-amerikanische Luftwaffe verantwortlich zu machen. Genau das Gleiche gilt jetzt für Israel. Es ist fürchterlich was im Libanon geschieht, aber ich bin unfähig, die Hisbollah und deren Geldgeber aus Syrien und Iran von dieser Erstverantwortung freizusprechen." - Hisbollah + Iran + Syrien sind demnach jetzt Hitler und die Israelis sind die Guten. Das ist typisch Giordano. Klar, dass der Spiegel das bringt.

10.08.06, junge Welt, Ausland, S.7, "Aus für Joseph Lieberman. Stimmungsmacher für USA-Weltkriegspolitik fiel bei Vorentscheidung der Demokraten für Kongreßwahlen in Connecticut durch" von Rainer Rupp
www.jungewelt.de/2006/08-10/067.php Endet mit: "Der linksliberale Flügel der Demokraten hatte Lamont gegen die Wünsche der Parteiführung und an deren etabliertem Propaganda-Apparat vorbei hauptsächlich mit Hilfe von Websites, Bloggern und Emails als Gegenkandidaten zu Lieberman aufgebaut." - Hier ist schön zu beobachten, wie sich die freie Öffentlichkeit gegenüber der frontalen Öffentlichkeit etabliert.

10.08.06, junge Welt, Inland, S.2, "'Wir haben in den letzten Tagen viel diskutiert'. Arabische und deutsche Gruppen werden in Berlin gemeinsam gegen den Libanon-Krieg demonstrieren. Ein Gespräch mit Hans-Peter Richter" von Wera Richter
www.jungewelt.de/2006/08-10/041.php Darin Hans-Peter Richter, Sprecher der Berliner Achse des Friedens: "Unsere Grundforderungen sind von Anfang an dieselben geblieben. Vor allem geht es um einen sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand. Der Linkspartei war nicht deutlich genug formuliert, daß wir das Existenzrecht Israels und Palästinas anerkennen. Im Aufruf stand, daß wir für einen gerechten, dauerhaften Frieden auf der Grundlage aller UN-Resolutionen sind. Damit fanden wir das abgedeckt. Sie wollten das aber noch besonders betonen, weil uns in der Öffentlichkeit vorgeworfen wird, wir seien einseitig und würden für die Hisbollah demonstrieren." - Sehr interessantes Interview im Vorfeld der morgigen Demo in Berlin. Weiter heißt es: "Das Thema Israel ist immer von besonderer Brisanz. Viele trauen sich nicht, Kritik an Israel zu üben. Beim Irak-Krieg war es leichter zu sagen, wir wollen diesen Krieg nicht. Aber sobald Israel dabei ist, wird es schwierig." - Die Leute werden nämlich mit dem Antisemitismusvorwurf eingeschüchtert. Das ist bekannt.

10.08.06, junge Welt, Inland, S.1, "Grüne: 'Zur Zeit"' keine Waffen an Tel Aviv. Wegen Kriegsführung im Libanon soll Bundesregierung Rüstungsexporte nach Israel aussetzen. Proteste in Berlin" von Rüdiger Göbel
www.jungewelt.de/2006/08-10/038.php Darin: "Erst im vergangenen Monat hatte die Bundesregierung die Lieferung von atomwaffenfähigen U-Booten vom Typ Delfin freigemacht und der israelischen Armee ein Exemplar des Panzerfahrzeugs Dingo zum Test in den palästinensischen Gebieten geliefert."

10.08.06, junge Welt, Titel, S.1, "Israel will mehr Krieg. Olmert-Kabinett beschließt Ausweitung der Bodenoffensive gegen Libanon. Tote bei Angriff auf palästinensisches Flüchtlingslager. Drohungen gegen UNO-Helfer" von Rainer Rupp
www.jungewelt.de/2006/08-10/037.php?sstr=

10.08.06, FAZ, Berlin, "Exillibanesen halten zusammen" von Mechthild Küpper
www.faz.net/s/RubB1888F47EE2C49C2906B43A158... Darin Nabil Rachid über die Demonstration am Samstag: "Die Demonstration versteht er als gemeinsame Friedenskundgebung von Deutschen, Arabern, Libanesen und Palästinensern. Die deutsche Friedensbewegung vertritt bei den Demonstrationsveranstaltern Hans Peter Richter, der in der 'Achse des Friedens' und dem 'Friedensrat' mitarbeitet."

10.08.06, FAZ.NET, "Libanon-Friedensplan. Verhandlungen über Resolution stocken." von FAZ.NET mit dpa
www.faz.net/s/Rub9854F8E42EB34E39AC7626E80C... Darin: "Seit Beginn der Kämpfe am 12. Juli haben mehr als 100 Israelis ihr Leben verloren. Nach israelischen Angaben sind etwa 480 Hizbullah-Milizionäre getötet worden. Auf libanesischer Seite kamen nach Schätzungen der Regierung etwa tausend Menschen um." - Was bedeutet eigentlich das Wort "Seite" in dem Ausdruck "auf libanesischer Seite"? Ist nun die Hisbollah die andere Seite oder der Libanon? Oder der ganze Nahe und Mittlere Osten?

10.08.06, Bildzeitung, "Vor Irren ist niemand sicher" Kommentar von Willi Schmitt
www.bild.t-online.de/BTO/news/standards/kommentar/2006/08/11/kommentar.html άber den vereitelten Terroranschlag in London. Darin: "Wir, die mόndigen Bόrger, mόssen aber nun akzeptieren, dass Geheimdienste, Polizei und andere Staatsorgane bis an die Grenze ihrer Mφglichkeiten gehen dόrfen. Datenschutz ist gut, Menschenleben retten und den Terror eindδmmen ist viel wichtiger. Die Terroristen werden uns kein neues Denken aufzwingen." - Widersprόchlich. Erst nennt er das neue Denken, in dem Menschenleben retten wichtiger ist als Datenschutz, dann streitet er das neue Denken wieder ab.

11.08.06, taz, S.11, "Die falschen Freunde. Nicht erst seit dem Libanonkrieg liegen Israel und die USA politisch ganz auf einer Linie. Doch auf beiden Seiten mehren sich die Stimmen, die diese Allianz für gefährlich halten" von Tsafrir Cohen
www.taz.de/pt/2006/08/11/a0219.1/text Endet mit: "Dafür müsste sich Europa von den USA emanzipieren und auf eine Politik verständigen, die auf kritische Distanz zu Israel geht. Leider sind gerade die deutschen Eliten dabei, ihre traditionell friedensorientierte Nahostpolitik zugunsten einer stärken Anlehnung an die USA aufzugeben - auch aus einer falsch verstandener Solidarität mit Israel heraus, deren Kehrseite eine wachsende Islamophobie ist." - Sehr guter, langer Kommentar, in dem auch Essay der Harvard-Professoren John Mearsheimer und Stephen Walt über den Einfluss der Israel-Lobby diskutiert wird. Der ist schon ein paar Monate alt und wird langsam in der allgemeinen Öffentlichkeit wahrgenommen.

11.08.06, taz, S.6, "Raus aus der Opferrolle. Jüdische und muslimische Intellektuelle fordern einen sofortigen Waffenstillstand - von Israel und der Hisbollah. Schuldzuweisungen an beide Seiten klammern sie bewusst aus. So wollen sie die Logik der Opferkonkurrenz durchbrechen" von Stefan Reinecke (Berlin)
www.taz.de/pt/2006/08/11/a0126.1/text Darin: "Wir haben, so der deutsch-iranische Publizist Navid Kermani gestern in Berlin, 'bewusst auf Schuldzuweisungen verzichtet und anstelle dessen auf Selbstkritik gesetzt'". Was für eine Selbstkritik? Siehe Link zum text oben, junge Welt 11.08.06, S.3. Dann: "Die jüdische US-Bürgerin Susan Neiman, die in Potsdam das renommierte Einstein Forum leitet, unterstützte diese Interpretation des Aufrufs. Schuldzuweisungen zementierten stets 'eine Opferkonkurrenz', deren Logik gerade durchbrochen werden müsse. Denn solange sich die Konfliktparteien als Opfer fühlen, werde der Krieg in Schwung gehalten. Deshalb, so Neiman, habe man bewusst das Positive der religiös-kulturellen Tradition betont." - Klingt nett, ist aber meiner Ansicht nach an diesem Ort Quatsch, weil es Schuld relativiert. Außerdem kommt man nur mit solchen Wischi-Waschi-Erklärungen überhaupt in die Medien. Die wollen so etwas hören. Keine Schuldzuweisungen an Israel etc. Letztlich geht es aber doch genau um Schuldzuweisungen: "Neiman gab jüdischen Befürwortern des Krieges zu bedenken, dass auch, wer die Aktionen Israels für eine legitime Antwort auf die Hisbollah halte, sich fragen müsse, 'ob dieser Krieg auch klug ist'." - Hier noch mehr als Schuldzuweisung: "Dass die militante Hisbollah am Ende von dem Krieg politisch profitierten wird, macht auch Kermani Sorgen. Denn, so der Publizist, 'für uns Muslime ist die Hisbollah der ideologische Gegner'." - Das ist also die Selbstkritik. Artig deutsch dann, an der Schwelle zum selbst-ironisch Humorvollen: "Laut Kermani ist der Aufruf kein Schnellschuss, sondern Resultat eines jahrelang gewachsenen kommunikativen Netzwerkes von jüdischen und muslimischen Intellektuellen." - Oh, sie haben jahrelang daran gearbeitet. Herzlichen Glückwunsch.

11.08.06, taz, S.2, "portrait. Christlicher Fundamentalist für Israel." von Bernd Pickert
www.taz.de/pt/2006/08/11/a0112.1/text Darin: "John Hagee, genauer: Pastor John Hagee, ist einer der einflussreichsten evangelikalen Christen in den Vereinigten Staaten. (...) John Hagee hat eine Mission: Israel. Das Heilige Land ist für ihn der Schauplatz des Endkampfes zwischen Gut und Böse. Israel ist im Kampf gegen den Islam demnach der Hauptkrieger gegen die Kräfte Satans." - So etwas ähnliches muss es wohl sein, denn diese Geisteshaltung spricht aus einigen Artikeln und Aussagen, auch in der deutschen Presse.

11.08.06, taz, S.1, "In Israel wachsen die Zweifel" Kommentar von Susanne Knaul
www.taz.de/pt/2006/08/11/a0103.1/text Darin: "Aus 18 Jahren Besetzung im Libanon hätte Israel eigentlich Lehren ziehen müssen. Die Armee zog im Jahr 2000 aus dem Südlibanon ab, weil klar war, dass man die Hisbollah nicht in den Griff bekommen würde. Wie kann das in so kurzer Zeit in Vergessenheit geraten sein?" - Na gut, Susanne Knaul hatte es selbst zunächst vergessen. Ich bin bei ihr auch skeptisch, weil sie schon sehr schlimme Sachen geschrieben hat im Lauf der Zeit. Das vergisst man auch nach Jahren nicht. Aber so weit muss man nicht zurückgehen. Dieser ihr Kommentar jedenfalls ist ganz gut.

11.08.06, SZ, "Der Libanon - Israels Vietnam. Untrainierte Reservisten als Kanonenfutter für die Hisbollah: Was als kurzer Vergeltungsschlag gegen die Terrorgruppe gedacht war, wird zum militärischen Desaster. Nun bleibt die Wahl zwischen zwei Übeln." Kommentar von Thorsten Schmitz
www.sueddeutsche.de/,tt2m3/ausland/artikel/547/82465/ Darin: "Was als kurzer Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah geplant war, entpuppt sich für Regierungschef Olmert und seinen Verteidigungsminister Peretz zunehmend als Israels Vietnam. Eine Falle." - Sehr poetisch. Daran anschließend: "Vieles deutet darauf hin, dass Peretz und Olmert, beide in militärischen Dingen unerfahren, überstürzt die Truppen in den Südlibanon entsandt haben." - Was denn nun? Eine Falle oder Überstürzung? Dann wieder literarisch: "Israel führt diesen Krieg aus Versehen." Begründung: "Für diese Annahme sprechen auch die sich widersprechenden Kriegsziele." - Dieser Kommentar von Herrn Schmitz ist besser als der letzte (über die UNO und Israel). Hier gibt es zumindest etwas zu lachen.

11.08.06, Spiegel Online, "Muslime in London. 'Die Leute haben Angst vor mir.' Die Blicke werden wieder skeptisch. Nach der Vereitelung der Terroranschläge auf Flugzeuge in die USA wird mancher Muslim in London scheel angeschaut. Die kennen das seit dem 7. Juli 2005 bereits." von Beth Gardiner, AP
http://service.spiegel.de/digas/servlet/find/ON=spiegel-431257 - Die Anschläge werden auf den Islam projiziert und treffen auf ein etabliertes Feindbild. So lange Muslime und Araber als "Andere" wahrgenommen werden, bleibt die Kluft. Auf der anderen Seite gehört Israel zur "Wir"-Gruppe und hat insofern fast einen Freifahrtschein.

11.08.06, junge Welt, Ansichten, S.8, "Lafontaine antwortet Kritikern. Linkes Kriegselend" von Werner Pirker
www.jungewelt.de/2006/08-11/038.php Pirker nennt Oskar Lafontaine feige: "Aufgabe der Linken, so Lafontaine, sei es, 'für die Existenz des Staates Israel ebenso einzutreten wie für einen unabhängigen funktionsfähigen Palästinenserstaat'. Das Exstenzrecht Israels steht immer an erster Stelle. Und weil dem so ist, gibt es immer noch keinen Palästinenserstaat. Niemand wäre je auf die Idee gekommen, die Solidarität mit der indigenen Bevölkerung Südafrikas an eine Anerkennung des Apartheidregimes durch den ANC zu knüpfen. Das weiße Südafrika gibt es nicht mehr. Und einen funktionsfähigen Palästinenserstaat wird es erst geben, wenn der Zionismus besiegt ist."

11.08.06, junge Welt, Ausland , S.6, "Vergessener Krieg in Gaza. Palästinenser diskutieren Möglichkeit der Selbstauflösung der Autonomiebehörde" von Rainer Rupp
www.jungewelt.de/2006/08-11/021.php Darin: "Das Töten von Zivilisten, einschließlich vieler Kinder in Gaza, durch die Israelis sei 'durch absolut nichts zu rechtfertigen', erklärte Annans Sprecher. Auch am Mittwoch gab es wieder drei Opfer, als zwei Erwachsene und ein kleines Mädchen bei einem israelischen Luftschlag gegen ein Wohngebiet im Gazastreifen getötet wurden. Seit Beginn der massiven Militärüberfälle am 28.Juni haben die israelischen Truppen bereits mehr als 170 Menschen umgebracht."

11.08.06, junge Welt, Schwerpunkt, S.3, "Aufruf: Waffenstillstand und Rückzug Israels" von jW
www.jungewelt.de/2006/08-11/016.php Darin: "Ebenfalls am Donnerstag und in Berlin präsentierten der deutsch-iranische Orientalist und Schriftsteller Navid Kermani und die Leiterin des Potsdamer Einstein-Instituts, die Philosophin Susan Neiman, einen internationalen Aufruf jüdischer und muslimischer Intellektueller gegen den Krieg im Libanon. In dem Aufruf heißt es unter anderem: 'Wir, Juden und Muslime, Künstler, Intellektuelle und Weltbürger, verabscheuen die Gewalt, Militarisierung und das Blutvergießen unschuldiger Menschen, das derzeit zwischen Israel und seinen arabischen und muslimischen Nachbarn stattfindet. Wir lassen es nicht zu, daß unsere jeweiligen kulturellen und religiösen Traditionen für einen großangelegten militärischen Konflikt vereinnahmt werden.' Die Unterzeichner rufen auf 'inmitten der sich abzeichnenden Katastrophe im Nahen Osten zur sofortigen Waffenruhe und zur Weiterführung eines fruchtbaren und von Respekt geprägten Austauschs'." Der ganze Text steht unter www.medico-international.de/projekte/nahost/20060809_keinkrieg.asp. Er ist von vielen Prominenten mitunterschrieben, was auch kein Wunder ist, denn es steht nichts drin außer: Wir wollen keinen Krieg. Immerhin, könnte man sagen, aber mir gefällt es nicht. Vom Rückzug Israels ist darin keine Rede.

11.08.06, Freitag, "Wächst mit dem Libanon-Krieg die Gefahr eines Militärschlages gegen den Iran? Der Politikwissenschaftler und Nahost-Experte Mohssen Massarrat über die erste, zweite und dritte Front im Nahen und Mittleren Osten." Interview: Lutz Herden
www.freitag.de/2006/32/06320301.php Darin: "Frage: Ist die Belebung des so genannten Nahost-Quartetts aus den USA, Russland, der EU und der UNO, wie das Ex-Außenminister Fischer gerade vorgeschlagen hat, ein Weg in diese Richtung? Massarrat: Die Frage ist: Was soll dieses Quartett tun? Wenn es nach wie vor an seiner unseligen Road Map festhält, kann man das vergessen. Die Road Map war ein israelischer Fahrplan, nicht mehr. Danach sollten die Palästinenser durch Gewaltverzicht und die Anerkennung Israels erhebliche Vorleistungen erbringen, während Israel die Gründung eines palästinensischen Rumpfstaates lediglich als Möglichkeit in Aussicht stellte. Fischer muss endlich einsehen: Israel wird zu noch mehr Gewalt ermutigt, wenn nur die bedingungslose Umsetzung seiner politischen Ziele befördert wird. Und das führt in die Katastrophe - wir stehen kurz vor dieser Katastrophe."

11.08.06, Frankfurter Rundschau, "'Wir akzeptieren nicht, was geschieht.' Interview mit Navid Kermani." von Harry Nutt
Darin Kermani: "Intellektuelle und Schriftsteller, die lauter bellen als das Rudel, machen mich immer sehr skeptisch" - Er sagt hier, dass er mit den Wölfen heult. So etwas wiederum macht MICH skeptisch. Es geht um den Aufruf zum Frieden, der gerade in der Presse herumgeistert, weil er von vielen Intellektuellen unterschrieben wurde. Kermani sagt hier im Interview: "Nun zu den Schuldzuweisungen: In dem Augenblick, wo der andere weiß, dass ich die Verheerungen und Missstände in der eigenen Gesellschaft, der eigenen Kultur benenne, aus der Binnenwahrnehmung deutlicher benenne, als ein Außenstehender es vielleicht je vermöchte, ist in der Regel auch augenblicklich die Bereitschaft da, Kritik anzunehmen." - Ich denke, er macht sich etwas vor. Was Kermani Selbstkritik nennt, ist Kritik an der HIsbollah: "Ich selbst denke (und das ist wirklich nur meine persönliche Meinung, nicht die der Unterzeichner), dass man jetzt kurzfristig unbedingt versuchen sollte, den libanesischen Vorschlag aufzugreifen und für einen Waffenstillstand und die Stationierung libanesischer Soldaten einen Konsens zu finden, womöglich unter Einbeziehung einer internationalen Friedenstruppe. Man muss weitere Opfer und Zerstörungen verhindern, aber auch, dass die Hisbollah und das Regime in Teheran als Sieger aus dem Konflikt hervorgehen." - Über die Zerstörung des Libanon und dessen Zerstörer wird nichts gesagt. Kermani nennt das: "Der Aufruf ist bewusst unpolitisch gehalten."

11.08.06, Bildzeitung, "Exklusiv-Interview mit Israels Vize-Premier Shimon Peres. 'Sie sind bereit, alles zu tφten'." von Hans-Jφrg Vehlewald
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/08/12/terror-london-interview-israel-premier/terror-london-interview-israel-premier.html Darin Peres: "Auch mich haben die Anschlagsplδne zutiefst schockiert! Diese Leute sind gottlose Kreaturen, die an nichts mehr glauben. Sie scheuen vor nichts zurόck, sind bereit, alles zu tφten, sogar ihre eigenen religiφsen Werte. Die Welt muss lernen, sich gegen diese globale Gefahr zu rόsten, die alles und jeden vernichten will. Alles andere wδre eine Katastrophe!" - Das Feindbild heiίt "fanatischer Islam", hauptverantwortlich laut Peres ist der Iran. Jegliche Kritik am israelischen Vorgehen im Libanonkrieg lehnt er ab: "Diese Kritik beeindruckt mich nicht. Der Vorwurf lautet, wir wόrden 'unangemessen' vorgehen. Aber sind tδglich όber 200 Raketen der Hisbollah gegen unser Volk angemessen? Attentate auf Schulen, Wohnhδuser, Restaurants. Wer legt solche Maίstδbe fest?" - Dieser Mann ist eine Gefahr.

12.08.06, Die Welt, "NAHOST-KONFLIKT: Beistand im Krieg. Ein syrischer Schmugglerkönig berichtet von den Waffenlieferungen an die Hisbollah - Gingen auch Al-Qaida-Kämpfer über die Grenze?" von Boris Kalnoky
www.welt.de/data/2006/08/12/994381.html Darin am Schluss: "Ob diese Männer etwas mit al-Qaida zu tun hatten, ist jedoch eher unwahrscheinlich - denn sie hatten keine Kontakte, um zum Ziel zu kommen, sondern mussten sich an einen Schmuggler wenden. Auch ihr Aussehen (langbärtig und langhaarig, mit Ausnahme zweier Schwarzer) ähnelt zwar dem Stil Bin Ladens, deutet aber eher auf Frömmler hin denn auf Terroristen. Diese rasieren sich oft, um nicht aufzufallen." - Also doch keine al-Qaida. Trotzdem steht es in der Überschrift. Man nennt halt alle Begriffe, die man mit der Problematik assoziiert.

12.08.06, taz , S.5, "Flucht zu Flüchtlingen" von Markus Bickel (Saida)
www.taz.de/pt/2006/08/12/a0118.1/text Darin: "Über zweitausend Flüchtlinge hat Ain al-Helweh, die von engen Gassen mit zerschlissenem Belag durchzogene Siedlung am Ostrand der historischen Hafenstadt Saida, seit Kriegsbeginn aufgenommen. Eine seltsame Wendung der Geschichte: 1948 flohen in die heute 70.000 Einwohner große Stadt viele aus Israel vertriebene Palästinenser. Trotz Jahrzehnten im Exil weigert sich der libanesische Staat bis heute, ihnen die vollen Bürgerrechte zuzugestehen." - Ingrid Rumpf kommentiert: Taz-Artikel zur Situation im palästinensischen Flüchtlingslager Ein Al-Helweh bei Saida, das am Mittwochmorgen von israelischen Flugzeugen beschossen worden ist. Kleine Korrektur von mir: Nicht 2000 Flüchtlinge sind aufgenommen worden, sondern 2000 Familien, was ungefähr 10.000 - 12.000 Menschen entspricht. Ca. 350 Familien sind in den UNRWA-Schulen untergebracht, der Rest bei Verwandten und Freunden in den engen Behausungen der palästinensischen Flüchtlinge.

12.08.06, taz, S.11, "Das Erbe des Revolutionsführers. Der Antisemitismus hat im Iran eine lange Tradition - nicht erst seit Ajatollah Chomeini. Eine genozidale Dimension, wie gegenwärtig oft behauptet wird, besitzt er aber nicht" Kommentar von Michael Kiefer
www.taz.de/pt/2006/08/12/a0129.1/text Darin: "Die antisemitischen Tiraden des iranischen Präsidenten, die in Form eines militanten Antizionismus daherkommen, sind im Iran kein skurriles Randphänomen, sondern ein fester und wichtiger Bestandteil der Revolutionsideologie, die seit mehr als 25 Jahren von den Propagandaabteilungen des islamistischen Regimes verbreitet wird. Es ist das Programm des iranischen Revolutionsführers Ajatollah Chomeini, der schon während der Islamischen Revolution in den Jahren 1978/79 die Parole ausgab: 'Heute befreien wir den Iran; morgen werden wir Palästina befreien.'" - Einer der schlechtesten Kommentare, die die taz in letzter Zeit zugelassen hat. Acht mal kommt das Wort "Antisemtismus/antisemitisch" darin vor, ein Wort, mit dem man die Nazigräuel an den Juden assoziiert. Es ist falsch, dieses Wort für heutige Situationen zu verwenden, speziell in Nahost. Bei Kiefer wird zudem fröhlich Antizionismus als getarnter Antisemitismus erwähnt und die Befreiung Palästinas als antisemitischer Akt. Der ganze Artikel ist widersprüchlich und ideologisch. Die Juden werden als historisch unveränderliches (leidendes) Kollektiv gesehen, das heute im Staat Israel repräsentiert wird. Zuerst heißt es, es habe im Iran Massenmord und Massenvertreibung von Juden gegeben, auch einen Massenexodus (Zahlen werden nirgends genannt), dann wird der "islamistisch gefärbte Antisemitismus" erwähnt. "In Palästina herrschten Juden über Muslime, was allen Geboten des Islam zuwiderlaufe" heißt es da, als gäbe es nur Gruppen und keine Sachverhalte. Sachverhalt ist die Unterdrückungssituation der Palästinenser, hier sieht man, wieso unsere Kultur so etwas zulassen kann. Zum Schluss hin gibt Kiefer dann entgegengesetzte Hinweise: dass der Iran "größte jüdische Gemeinde aller islamischen Staaten beherbergt." Auch: "um eine vollständige Vertreibung oder gar Vernichtung der iranischen Juden ging es den Machthabern in Teheran nie." Dann: "Solange die Juden Irans sich nicht für Israel aussprachen oder gar betätigten, ließ das Regime die jüdischen Gemeinden weitgehend unbehelligt. Die Verfassung der Islamischen Republik Iran zählt sie zu den anerkannten religiösen Minderheiten, die nach Artikel 14 'gut und gerecht' zu behandeln sind. Darüber hinaus billigt ihnen die Verfassung auch das Recht der Vertretung im Parlament zu." - Was beim Leser am Schluss übrig bleibt ist die Assoziation mit dem Antisemitismus, also mit Hitler.

12.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Olmert unter Druck. 'Wenn er wegläuft, kann er nicht einen Tag länger Premier bleiben.' Die Aussicht auf Waffenruhe im Nahost-Krieg birgt für den Ministerpräsident innenpolitisch ein hohes Risiko: Der Regierungschef initiierte den Krieg, nun will die Nation einen Sieg." von dpa/Carsten Hoffmann
www.sueddeutsche.de/,tt1l3/ausland/artikel/611/82529/ Darin: "Einen Sturm der Entrüstung unter jüdischen Siedlern löste er mit der Erklärung aus, der Libanon-Krieg befördere auch den geplanten israelischen Rückzug aus dem Westjordanland. Die Erklärung gilt inzwischen als eine von mehreren Ungeschicklichkeiten des Regierungschefs." - Die deutsche Presse transportiert häufiger diese Ebene als die Ebene der Besatzung. Sie kennt auch keine Besatzung, weiß nicht, was man sich darunter vorstellen soll. Sie hat wohl schon davon gelesen, auch einige Filme gesehen, aber sie versteht nicht wirklich, warum Besatzung eine schlechte Sache ist.

12.08.06, Süddeutsche Zeitung, "Günter Pleuger im Interview. 'Die Entwaffnung der Hisbollah ist Selbstmord'. Der frühere Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gunter Pleuger, über Blauhelme im Nahen Osten, das Scheitern der UN-Reform und den iranischen Atomkonflikt." Interview von Nicolas Richter
www.sueddeutsche.de/,tt1m3/ausland/artikel/631/82549/ Darin Pleuger: "Die Grenze zum Libanon war nie ruhig. Nun hat Israels Regierung die Entführung zweier Soldaten zum Anlass genommen, große Teile des Landes und seiner Infrastruktur zu zerstören." - Gunter Pleuger war bis vor wenigen Wochen deutscher Botschafter bei der UNO. Er sagt hier, dass Israel den Krieg begonnen hat. Über den US-Botschafter der UNO John Bolton sagt er auf Anfrage: "Er ist einer der schwierigsten Kollegen, mit denen ich je zu tun hatte. Er ist sehr ideologisch geprägt, er argumentiert nicht politisch, sondern in Kategorien von Richtig und Falsch oder Gut und Böse. Das sind moralische Begriffe, während in der Politik über Alternativen und Kompromisse entschieden wird." - Zum Iran sagt er: Wenn der Rat nun aber Sanktionen verhängen sollte, nur weil Iran das Atomprogramm fortsetzt, dann würde er Iran elementare Rechte aus dem Atomwaffensperrvertrag nehmen." - Wichtiges Interview mit einem Menschen, der niemandem mehr verpflichtet, der frei ist, seine Meinung zu sagen.

12.08.06, junge Welt, Wochenendbeilage, "Flugblätter, Bomben, aber keine Hilfe für die Libanesen. Vereinte Nationen warnen vor einer 'humanitären Katastrophe' im Süden des Landes" von Rüdiger Göbel
www.jungewelt.de/2006/08-12/004.php Darin: "Wer fühlt sich da nicht an das Kriegsverbrechen in Varvarin erinnert. NATO-Bomber hatten am Pfingstsonntag 1999 bei einem Doppelangriff in Zentralserbien das Leben der damals 16jährigen Sanja Milenkovic ausgelöscht. Neun weitere Varvariner, zum Teil als Helfer herbeigeeilt, wurden getötet, 17 verletzt. Bis heute ist das Mordwerk ungesühnt, warten die Hinterbliebenen und Überlebenden auf eine Entschuldigung - auch der Bundesregierung - und auf eine Entschädigung. Wie lange werden die Libanesen warten müssen, bis es keine Flugblätter und Bomben mehr regnet, ihnen Gerechtigkeit widerfährt?"

12.08.06, junge Welt, Ansichten, S.8, "'Hinweise auf Herkunft oder Hautfarbe stigmatisieren'. Zentralrat Deutscher Sinti und Roma fordert Diskriminierungsverbot. Ein Gespräch mit Fritz Greußing" Interview: Nick Brauns
www.jungewelt.de/2006/08-12/048.php Endet mit: "Es gab 1935 den Erlaß von Reichsinnenminister Frick an alle Behörden, 'bei allen Mitteilungen an die Presse über Straftaten von Juden die Rassezugehörigkeit hervorzuheben'. Dieser Erlaß wurde in der Praxis genauso auf Sinti und Roma - damals Zigeuner - angewendet und war ein wesentliches Element der nationalsozialistischen Rassenpropaganda." - Fritz Greußing ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zentralrat Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg und einer der Sprecher des Verbandes.

12.08.06, junge Welt, Schwerpunkt, S.3, "'Es ist die Hölle'. Einen Monat nach Kriegsbeginn: israelische Offensive gegen Libanon geht weiter." von Gerd Schumann
www.jungewelt.de/2006/08-12/035.php Darin: "Am 12. Juli um 9.49 Uhr hatte die Agentur AP mit 'Eil'-Vermerk gemeldet: 'Die libanesische Hisbollah-Miliz hat offenbar zwei israelische Soldaten entführt.' Wo genau dies geschah, ist bis heute ungeklärt. (...) Um 10.24 Uhr dann meldete AFP mit 'Dringend'-Vermerk: 'Die israelische Armee ist nach eigenen Angaben mit Luft- und Bodentruppen in den Libanon vorgerückt. Ein Militärsprecher sagte am Mittwoch, damit reagierten die Streitkräfte auf die von der libanesischen Schiitengruppe Hisbollah kurz zuvor bekanntgegebene Gefangennahme von zwei israelischen Soldaten.'" - Wichtiges Resümee.

12.08.2006 Berlin: 15 Uhr Demonstration, Treffpunkt vor dem Roten Rathaus, Neptunbrunnen (Nδhe Alexanderplatz). Die Demonstration wird von mehr als 50 Organisationen bzw. Bόndnissen unterstόtzt, u. a. von der Achse des Friedens, der Friedenskoordination, dem Dachverband Arabischer Vereine, der Linkspartei.PDS , der WASG, ver.di Bezirksvorstand Berlin, Jόdische Stimmen fόr einen gerechten Frieden. 12. August: Internationaler Tag des Protestes und der Solidaritδt "Fόr einen sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand - gegen den Krieg in Libanon und Palδstina" Demo in Berlin, 15 Uhr Rotes Rathaus. Wir fordern: 1. einen sofortigen, bedingungslose Waffenstillstand, der den vollstδndigen Rόckzug der israelischen Truppen aus Libanon und dem Gaza-Streifen sowie die sofortige Einstellung jeglicher Kampfhandlungen aller Seiten beinhalten muss - 2. umfassende humanitδre Hilfe einschlieίlich der Aufnahme von Verletzten und Kranken in Deutschland - 3. die unverzόgliche Einleitung eines politischen Verhandlungsprozesses zwischen allen Beteiligten fόr einen gerechten, dauerhaften und umfassenden Frieden auf der Grundlage aller diesbezόglichen UNO-Resolutionen - 4. den unverzόglicher Stopp aller Waffenlieferungen in die Region des Nahen Osten einschlieίlich der deutschen Waffenlieferungen an Israel - 5. die Gewδhrleistung der friedlichen Koexistenz eines unabhδngigen und lebensfδhigen Staates Palδstina an der Seite des Staates Israel in sicheren Grenzen und ohne Bedrohung durch andere - 6. die Rόckkehr aller Flόchtlinge in ihre angestammten Orte im Sόdlibanon und ihre Entschδdigung. - 7. keine NATO-Truppen in den Libanon. - Auftaktkundgebung 15 Uhr vor dem Roten Rathaus (Neptunbrunnen), die Route fόhrt όber die Straίe Unter den Linden, Friedrichstr., Leipziger Str. zur Abschlusskundgebung am Potsdamer Platz. Internet: www.Achse-des-Friedens.de

13.08.06, Welt am Sonntag, "Popstar Nasrallah . Israels Ministerprδsident Ehud Olmert sδhe Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah wohl lieber tot als lebendig. Doch in den Palδstinenser-Gebieten von Gaza bis Ramallah ist Nasrallah ein Idol geworden." von Silke Mertins (Ramallah)
www.wams.de/data/2006/08/13/995727.html Darin: ""Einer Umfrage der Near East Consulting zufolge stimmen 97 Prozent der Palδstinenser der Position der Hisbollah gegenόber Israel zu - und die ist eindeutig feindlich. (...) Die Palδstinenser sympathisieren nicht zum ersten Mal offen mit den Schurken dieser Welt, sofern sie nur gegen Israel sind." - Ein bφser Artikel. Die israelischen Konflikte werden mit Antisemitismus erklδrt, auch hier: "Doch um Gefόhl allein geht es nicht. Die Hisbollah ist fόr die Palδstinenser weitaus mehr. Sie ist seit Jahren Vorbild im Kampf gegen den jόdischen Staat." - Israels Handlungen werden nicht als aggressiv erkannt, was durch Anfόhrungszeichen angezeigt wird. Es bleibt bei Stereotypen. Dann: "Ist aber der Angriff auf den israelischen Armeeposten mit acht Toten und die Entfόhrung zweier Soldaten durch die Hisbollah, immerhin Auslφser des Krieges, nicht auch eine Aggression gewesen?" - Acht Tote?? Wo kommen die auf einmal her? Selbstverstδndlich war die Entfόhrung eine Aggression, aber kein Kriegsgrund. Ein abwegiger, wahnhafter, gefδhrlicher Artikel.

13.08.06, Welt am Sonntag, "'Eine Entwaffnung der Hisbollah erscheint mir im Augenblick nicht mφglich'. Uri Sagie, Ex-Chef des israelischen Militδr-Geheimdienstes, όber Friedenschancen im Nahen Osten und die Rolle Syriens." Interview: Silke Mertins
www.wams.de/data/2006/08/13/995719.html Darin im Vorspann όber Syrien: "Der libanesische Nachbarstaat ist einer der gefδhrlichsten Feinde Israels." - Das ist eine Frage des Blickwinkels. Man kφnnte mit ebenso viel Recht όber Israel schreiben: "Der libanesische Nachbarstaat ist einer der gefδhrlichsten Feinde Syriens." - Aber hier wird ja kein Syrer interviewt, sondern ein Israeli. Man wundert sich ein bisschen darόber, wie viele Ex-Geheimdienstchefs die deutsche Presse in den letzten Wochen ausgraben konnte. Speziell die Springerpresse.

13.08.06, Welt am Sonntag, "Angriff auf die Integration. Die islamistischen Terroristen sδen Unfrieden in der britischen Gesellschaft. In einem offenen Brief haben nun muslimische Abgeordnete Premierminister Tony Blair aufgefordert, seine Politik zu δndern." von Thomas Kielinger (London)
www.wams.de/data/2006/08/13/995897.html Darin όber den offenen Brief der muslimischen britischen Gemeinde an Tony Blair: "Der Brief belegt, dass diese Versuche so gut wie fruchtlos geblieben sind. Er belegt, dass die fόhrenden Muslime sich nicht mehr anders zu helfen wissen gegenόber der steigenden Flut der Radikalisierung unter der islamischen Jugend als sich an den Premierminister zu wenden mit der Bitte, er mφge seine Auίenpolitik δndern. Dabei mόssen sie wissen, dass keine Regierung der Welt solchem Druck nachgeben kφnnte, was auf eine neue Art von 'Beschwichtigungspolitik' hinausliefe." - Ein hδufiger Topos in der Presse: Ihr mφgt vielleicht Recht haben, aber eine politische Verδnderung lieίe die Regierungen das Gesicht verlieren. Der Journalist lδsst es so stehen, versucht nicht, es irgendwohin aufzulφsen, so als wollte er sagen: Ja, wir sind Verdammte unseres Schicksals und werden untergehen. Im Grunde passt das όberhaupt nicht in eine konservative Zeitung, aber gerade da findet man es hδufiger.

13.08.06, Spiegel Online, "Entführte Soldaten: Israel jetzt zu Verhandlungen bereit. Israel hat sich erstmals zu Verhandlungen über die Freilassung der beiden von der Hisbollah-Miliz entführten Soldaten bereiterklärt. Die Mutter einer der Geiseln sagte, Ministerpräsident Olmert plane einen Gefangenenaustausch." von cis/AFP
http://service.spiegel.de/digas/servlet/find/ON=spiegel-431486 Darin: "Mit ihrem Überfall auf einen israelischen Posten und die Entführung von zwei Soldaten hatte die Hisbollah vor einem Monat den Beginn der israelischen Großoffensive auf den Libanon provoziert." - Sätze wie dieser sind wichtig, weil sie den Kern des Krieges betreffen. Die Hisbollah hat also eine Großoffensive provoziert. Noch immer ist unklar, ob sich der Überfall auf israelischem oder libanesischem Gebiet ereignet hat. Der genaue Ort wird nirgends genannt. Ferner wird selten erwähnt, dass es viele Grenzzwischenfälle gegeben hat, auch von israelischer Seite ausgehende. Es ergibt sich der Eindruck, dass eher Israel einen Krieg wollte als dass die Hisbollah ihn auslöste.

13.08.06, ARD Tagesschau.de, 17:54 Uhr "Der blutige Weg zur Waffenruhe" Kommentar von Carsten Kühntopp, WDR, ARD-Hörfunkstudio Amman
www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5809704_REF_NAV_BAB,00.html Endet mit: "Israel behauptet gerne, die 'moralischste Armee der Welt' zu haben. Doch was ist das für eine Moral, jetzt noch einmal so viele Soldaten in Gefechte in den Südlibanon zu jagen? Was die Generalität zu leiten scheint, sind gekränkter Stolz, Wut und Rachsucht für einen Krieg, den man nicht gewinnen konnte." - Carsten Kühntopp hielt ich früher für nicht glaubwürdig. Das ändert sich. Ich habe inzwischen mehrfach Berichte von ihm gehört, die nicht schlecht waren.

13.08.06, Bild am Sonntag, "Alle Seiten stimmen Friedensresolution zu. Deutsche Soldaten sollen Israel schόtzen. Berlin stellt sich auf Truppen-Entsendung ein" von B. Kellner, M. S. Lambeck und A. Link
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/08/13/bundeswehr-einsatz-israel/bundeswehr-einsatz-israel.html Darin: "Altbundesprδsident Richard von Weizsδcker sagte BamS: 'Im Prinzip mόssen wir bereit sein, zu einer Friedensregelung aktiv beizutragen. Zuerst und dringend brauchen wir ein klares Mandat des UN-Sicherheitsrates. Ein Anfang, an dem wir uns gegebenenfalls beteiligen mόssen, ist, zu verhindern, dass iranische Bewaffnung fόr die Hisbollah όber die syrische Grenze nach Libanon gelangt.'" - Ein kollektiver Wahn. Die άberschrift spricht davon, Israel zu schόtzen, nicht davon, Frieden herzustellen. Die Ziele der Truppenentsendung sind alles andere als klar. Es ist gefδhrlich, dass die deutsche Φffentlichkeit so einseitig proisraelisch ist, weil dies die Gewalt verstδrkt. Der Artikel endet mit: "Israel weitete unterdessen seine Bodenoffensive im Libanon weiter aus. Soldaten rόckten am Samstag bereits bis zu einem Dorf elf Kilometer hinter der libanesischen Grenze vor. Bei israelischen Luftangriffen auf den Libanon wurden am Samstag erneut mehrere Menschen getφtet.

14.08.06, Wiesbadener Kurier, "Tabuzone" Kommentar von Matthias Friedrich
Darin: "Dass die Jerusalemer Regierung einer deutschen Beteiligung offen gegenüber steht, ist in diesem Zusammenhang kein Argument. Ehud Olmert weiß sehr wohl um die moralische Schießhemmung einer deutschen Truppe gegenüber Israelis, und solche UN-Soldaten wären ihm naturgemäß am liebsten. Für die Deutschen bedeutete dies indes, dass sie in den Ruch einer nicht neutralen Hilfstruppe des Judenstaats im Libanon geraten könnten. Das ist nicht im Sinne der Vereinten Nationen ..." - Sabine Yacoub: Endlich mal ein Kommentar, der klar sagt, warum Israel deutsche Truppen haben will ...

14.08.06, Die Welt, "Essay: Araber können nicht verlieren. Wie auch immer der Libanon-Krieg endet - die Hisbollah wird sich als absoluter Sieger darstellen. Niederlagen gibt es nicht. Der Kampf geht weiter." von ?? (Direktor des Global Research in International Affairs Center der Interdisciplinary University in Israel), Üb. Jan Neumann
www.welt.de/data/2006/08/14/996598.html Darin: "Die Araber 'verlieren' nie, weil sie nie kapitulieren. Daher geben Sie formal nie etwas auf. (...) Ein solches Denkmuster ist ein Rezept für endlose Konflikte und Niederlagen." - Ach so, sie sollen also kapitulieren. Ist das israelische Logik? Dann: "Die Grundursache des Konfliktes besteht weniger darin, dass die Hisbollah und die Hamas sich über Israel zu beklagen hätten, als darin, dass sie die Juden als prophetenmordende, dem Teufel dienende, imperialistische Untermenschen betrachten, deren Staat von der Landkarte verschwinden muss." - Interessante Deutung, Untermenschen, aha. Also Nazidenken. Der Autor sagt also, dass es nicht um Israels Besatzungen und Gewaltpolitik geht, sondern um Antisemitismus. Der übliche Antisemitismusvorwurf in Richtung Araber und Muslime. Dann noch: "Natürlich sind die meisten anderen Libanesen unglücklich, dass die Hisbollah ihr Land in einen Krieg gezogen hat, und wünschen heimlich, dass Israel die Hisbollah vernichten möge." - Der Autor weiß sogar, was die Libanesen heimlich wünschen, vielleicht ist eine Art Hellseher oder Magier. Ein Seher vielleicht.

14.08.06, Die Welt, "'Der heilige Zorn wird über euch kommen.' Wie ein pakistanischer Prediger in einer Londoner Moschee agitiert." von Bruno Schirra
www.welt.de/data/2006/08/14/996724.html Darin: "Unsere Moscheen werden als Brutstätte des Terrors von euch verteufelt, nur weil zwei der Verhafteten angeblich hier in unserer Moschee gebetet haben sollen. Ihr dürft euch nicht wundern, wenn wir irgendwann tatsächlich aufstehen und uns dagegen wehren. Im Kampf gegen den Glauben ist uns unser Widerstand religiöse Pflicht." - Meist wird es ja so dargestellt, als würde der Westen durch die Muslime provoziert, umgekehrt wird sicher auch ein Schuh daraus. Ich merke es an mir selbst: Ich gehöre zum Westen, aber ich wende mich in Ekel vor den Kriegen ab und sehe, wie sich der Westen ein Feindbild nach dem anderen bastelt, um nur nicht sich selbst in Frage stellen zu müssen. Nein, wir sind nicht schlecht, nur die Bösen behaupten das...

14.08.06, Die Welt, "Im Libanon-Krieg haben alle Seiten Schaden genommen. Die Entwaffnung der Hisbollah ist ungewiss" von Boris Kalnoky
www.welt.de/data/2006/08/14/996709.html Darin: "Hisbollah rechnete nicht mit einem Krieg als Reaktion auf die Entführung zweier israelischer Soldaten, und Israel rechnete nicht damit, dass Hisbollah ein ernst zu nehmender militärischer Gegner sein würde." - Kalnoky sagt hier nebenbei aus, dass Israel den Krieg begonnen hat.

14.08.06, Die Welt, "Deutschlands Pflicht. Spät, sehr spät rangen sich die Mächte im Weltsicherheitsrat zu einer Resolution durch, die die Waffen im Südlibanon und Nordisrael schweigen lassen soll." Kommentar von Dietrich Alexander
www.welt.de/data/2006/08/14/996668.html Darin: "Ja, auch Deutschland sollte sich mit Truppen an diesem friedenssichernden Einsatz beteiligen, denn was wäre moralisch mehr geboten, als die Sicherheit Israels garantieren zu helfen?" - Es geht nicht um Frieden, sondern um Israel. Israel soll geholfen werden gegen den "Amoklauf der Hisbollah". Von Moral redet Dietrich Alexander, aber er meint Folgsamkeit, er meint nicht Moral.

14.08.06, taz, S.16, "Unsichtbare Hisbollah. Während Israel von eigenen Verlusten berichtet, gibt es von der Hisbollah nur Siegesmeldungen. Keine toten Hisbollah-Kämpfer - nur tote Zivilisten: So bringt sie Israel politisch in die Defensive" von Frank Lübberding
www.taz.de/pt/2006/08/14/a0152.1/text Darin: "Die Hisbollah als Terroristen zu deklarieren, reduziert sie aber zu bloßen Kriminellen, die sie nicht sind. In Wirklichkeit führen sie mit den Mitteln der Guerilla Krieg. Dafür heben sie bewusst die kriegsrechtliche Unterscheidung zwischen Zivilisten und Militär auf. Es ist auch die einzige Strategie, die aus ihrer Sicht Erfolg verspricht. Daher ist es zwar verständlich, aber zugleich absurd, wenn jetzt ausgerechnet von Israel die Schonung der Zivilbevölkerung verlangt wird. Die Strategie der Hisbollah - und sie bestimmt das Wesen dieses Krieges - besteht gerade in der Aufhebung dieser Trennung." - Mir ist nicht klar, inwiefern die Hisbollah das Wesen dieses Krieges bestimmt. Nach allem, was man sehen kann, auch nach dem, was Minister Ischai heute in der taz gesagt hat (siehe oben), ist es Israel, das die Unterscheidung zwischen Zivilisten und Kämpfern aufgehoben hat. Der Hisbollah zuzuschreiben, sie führe einen "totalen Krieg", wie in dem Artikel geschehen, ist absurd und entspringt einem Feindbild. Jeder weiß, dass die Hisbollah entstanden ist, nachdem Israel 1982 in den Libanon einmarschiert ist. Es ist einfach unlauter, Artikel wie diesen hier zu schreiben.

14.08.06, taz, S.4, "Der Provokateur. Der Jude Rolf Verleger hat mit seiner Kritik an den israelischen Angriffen auf den Libanon die jüdische Gemeinde in Deutschland polarisiert. Und dies könnte Folgen für ihn haben" von Philipp Gessler
www.taz.de/pt/2006/08/14/a0129.1/text Darin: "Auch der Vorsitzende der sächsischen Gemeinden, Heinz Joachim Aris, greift Rolf Verleger scharf an und erklärt, dass 'die Solidarität mit Israel zu unserer heiligen Pflicht gehört, die in keiner Situation von Juden zur Disposition gestellt werden darf'. Nach der taz-Veröffentlichung der Briefe von und an Verleger legte Zentralrats-Generalsekretär Stephan Kramer noch einmal nach. Er nannte die Position von Verleger öffentlich 'abstrus', es sei eine 'absolute Einzelmeinung'. Der Vorwurf, Israel betreibe eine Gewaltpolitik, sei 'absurd'." - Die Äußerungen aus dem Zentralrat sind sehr aufschlussreich. Man gibt zu, dass es sich um eine heilige, nicht um eine demokratische Solidarität mit Israel handelt. Deshalb ist es absurd zu behaupten, Israel betreibe eine Gewaltpolitik, auch wenn man es mit den eigenen Augen sehen kann. Verlerger hat völlig Recht damit, dass das Judentum durch solche dumpfen Ideologen in Verruf gerät. Ohne Leute wie Verleger gäbe es keine Hoffnung für die Juden.

14.08.06, taz, S.3, "Nun kämpft die Politik. Israels Premier Ehud Olmert durfte sich während der Kämpfe im Südlibanon über wenig Kritik freuen - das wird sich ändern" von Susanne Knaul (Jerusalem)
www.taz.de/pt/2006/08/14/a0116.1/text Darin: "Die Feuerpause ist allerdings mehr als wacklig. 'Ich vertraue der Hisbollah nicht', kommentierte Industrieminister Eli Ischai (Schass). 'Es muss klar sein, dass bei der ersten Rakete, die auf Israel abgeschossen wird, unsere Truppen das Dorf auf den Kopf stellen, von wo aus der Angriff gestartet wurde.'" - Warum nur das Dorf? Warum nicht gleich die Region? Neighborhood Bully...

14.08.06, SZ, "Nach der UN-Resolution: Waffenruhe unter Vorbehalt. Die Hisbollah bezeichnet die UN-Resolution als 'ungerecht', will sie jedoch befolgen - solange Israels Truppen dies ebenfalls tun." von Tomas Avenarius
www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/684/82602/ Darin: "Anlass des Krieges war die Entführung zweier israelischer Soldaten durch Hisbollah und die Forderung, sie gegen langjährig in Israel einsitzende Libanesen auszutauschen." - Die Hisbollah hat also eigene Gefangene austauschen wollen. Anlass des Krieges... War es ein gerechtfertigter Anlass für einen Flächenkrieg? Ich kann das nicht sehen.

14.08.06, Spiegel Online, "Waffenruhe im Libanon-Krieg: Plötzlich trat Stille ein. Von einer Minute zur anderen wurde es plötzlich ganz leise im Kriegsgebiet. Um 7 Uhr deutscher Zeit ließen die Kontrahenten entsprechend der vereinbarten Uno-Resolution die Waffen schweigen. In den Stunden zuvor hatten sich Israel und die Hisbollah noch mit größter Härte bekämpft." von ler/AP/dpa/Reuters/ddp
www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,431503,00.html Darin: "Über Beirut warfen israelische Kampfflugzeuge heute Flugblätter ab, in denen vor weiteren Angriffen gegen Israel gewarnt wurde. Die Streitkräfte würden 'mit der notwendigen Gewalt gegen jeden terroristischen Akt' vorgehen, hieß es. Die Hisbollah habe der Bevölkerung Zerstörung, Vertreibung und Tod gebracht. 'Werdet ihr diesen Preis noch einmal zahlen können?' war auf einem Flugblatt zu lesen." - Damit haben wir von Israel schriftlich, dass es sich um einen Krieg gegen die gesamte Bevölkerung des Libanon handelt. Wodurch wieder die Frage nach den Kriegszielen gestellt ist.

14.08.2006, junge Welt, Schwerpunkt, S.3, "Dokumentiert: 'Die USA und die EU decken Kriegsverbrechen'. Fanny-Michaela Reisin, Sprecherin der Gruppe 'Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost', auf der Abschlußkundgebung am Samstag in Berlin"
www.jungewelt.de/2006/08-14/023.php Darin: "Die Regierenden in Israel mißbrauchen nicht nur meinen Namen. Sie haben die Stirn, sich auf meine ermordeten Vorfahren zu berufen. Sie schämen sich nicht, meine in den KZ und Massengräben des Naziregimes um ihr Leben gebrachten Großeltern zur Rechtfertigung ihrer Untaten in Libanon und Palästina heranzuziehen. Die Toten können sich nicht wehren. Aber ich, die ich im Schatten ihrer Ermordung geboren wurde und aufwuchs, spreche Ihnen das Recht ab, Ministerpräsident Olmert, Verteidigungsminister Peretz und allen voran Ihrem Chefkommandierenden Haluz, ich spreche Ihnen das Recht ab, sich auf mein Gedenken an die schuldlos Ermordeten zu berufen, wenn rohe Gewalt Ihr Programm und Mord und Zerstörung Ihr Tun ist. Es schändet die Toten, wer im Gedenken an sie Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht." - Wichtiges Dokument

14.08.2006, junge Welt, Schwerpunkt, S.3, "'Stoppt Israels Krieg!' Internationaler Aktionstag: Zehntausende protestierten weltweit gegen den Krieg." von Markus Bernhardt und Andrea Bistrich
www.jungewelt.de/2006/08-14/021.php Darin: "Zehntausende Menschen weltweit haben am Wochenende gegen Krieg und Besatzung im Nahen Osten protestiert. Im Zentrum der Kritik des internationalen Aktionstages: Israels Krieg im Libanon. In Berlin folgten nach Veranstalterangaben am Samstag nachmittag mehr als 15000 Menschen einem Aufruf arabischer und jüdischer Vereine sowie linker Gruppierungen."

14.08.2006, junge Welt,Ansichten, S.8, "'Tel Avivs Kriegsziele sind unerreichbar.' Bei der Besetzung des Libanon geht es nicht um die Verteidigung der Existenz Israels. Der israelische Friedensaktivist Reuven Moskovitz." Interview: Nick Brauns
www.jungewelt.de/2006/08-14/026.php Darin auf die Frage, warum 80% der Israelis hinter den Angriffen auf den Libanon stehen: "Das ist eine Folge des Traumas durch den Nationalsozialismus. Hitler hat uns hier ein Schlangengift hinterlassen."

14.08.06, FR, "Flüchtlinge kehren zurück. Waffenruhe zwischen Israel und Hisbollah weitgehend stabil / Diskussion um Einsatz deutscher Soldaten" von ap
Darin: "Bundespräsident Horst Köhler forderte, dass die Deutschen im Nahen Osten 'Verantwortung übernehmen'. Im Nachrichtensender N24 sagte er, Deutschland müsse 'einen Beitrag zur Sicherung des Existenzrechts Israels' leisten." - Nach Köhlers Meinung geht es also bei dem UNO-Einsatz um das vielbeschworene Existenzrecht Israels, nicht etwa das Existenzrecht aller Beteilten. Wann werden intelligente Leute wie unser Bundespräsident verstehen, dass sie genau das Gegenteil von dem tun, was sie eigentlich wollen, nämlich Sicherheit für Juden herstellen. Es ist erbärmlich, dass Juden gefährdet werden, indem der destruktive Kriegskurs der israelischen Regierung von den Freunden akzeptiert wird.

14.08.06, FR, "Israelische Touristen werden angefeindet. In der Türkei, einst Zufluchtsland für verfolgte Juden, nehmen die antisemitischen Ausfälle zu / Scharfe Kritik am Krieg im Libanon" von Gerd Höhler
Darin: "Zwar gehören die Sympathien der Türken ohnehin überwiegend den Palästinensern, jetzt aber protestieren nicht nur fast täglich Tausende gegen Israels Krieg im Libanon, es tauchen auch antisemitische Parolen auf. 'Jetzt verstehen wir Hitler besser' hieß es auf einem Plakat bei einer Demonstration. So etwas klingt alarmierend in einem Land, das keine antisemitische Tradition hat, sondern verfolgten Juden immer wieder Zuflucht bot." - Es ist auch alarmierend. Angesichts der israelischen Politik aber kaum verwunderlich. Letztlich wiegt dennoch bei uns nach wie vor der Antisemitismusvorwurf mehr als so ein Libanonkrieg. "Der Antisemitismus treibt Blüten", heißt es in dem Bericht.

14.08.06, FR, "Israelische Friedensbewegung: 'Uns reicht ein Unentschieden'" von Inge Günther (Jerusalem)
Darin über eine Israelin: "Ihr macht Sorge, dass Israel Riesensummen in die Streitkräfte investiert und so wenig in Friedens- und Konfliktforschung. 'Nach der Erfahrung des Holocaust sind wir gerade zu süchtig nach Militärmacht', sagt die 49-Jährige, 'das ist eine Art Religionsersatz geworden.' Damit erklärt sie sich jedenfalls, warum eine Mehrheit in Israel darauf setzt, es der Hisbollah in aller Härte zurück zu zahlen. Obwohl 'die meisten nicht mal glauben, dass die Libanon-Offensive dem Land Ruhe und Frieden bringt'." - Ich denke, dass es viel mehr solcher Stimmen gibt, dass sie aber aus "patriotischen" Gründen nicht durchgelassen werden. Man sieht das ja an der Debatte in Deutschland um Herrn Verleger. In Israel ist es dann mit Sicherheit noch schlimmer. Die Stimmen der Vernunft sind bestimmt da.

14.08.06, Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 34, "Legenden im Libanon-Krieg. Jenseits aller Grenzen" von Paul Cochrane (Beirut), üb. Michael Bischoff
www.faz.net/s/RubB1888F47EE2C49C2906B43A1585... Darin: "Amin Hoteit, ehemals Brigadegeneral der libanesischen Armee (...), behauptet jedoch, die Soldaten seien auf libanesischem Staatsgebiet angegriffen und gefangengenommen worden. 'Sie wurden auf einer Straße bei Aitaa el Chaab, 120 Meter innerhalb des Libanon, festgenommen', erklärte Hoteit am Freitag gegenüber der englischen Tageszeitung 'The Guardian'. (...) Hoteits Gegenbehauptung deckt sich mit Aussagen der Hizbullah und der libanesischen Polizei, die von den großen westlichen Medien bislang übergangen wurden. (...) Israel war in der Vergangenheit mehrfach gewarnt worden, daß die Hizbullah Soldaten, die in den Libanon eindringen sollten, ergreifen, festhalten und nur im Austausch gegen Gefangene wieder freilassen werde." - Dies ist der erste Artikel, in dem ich solche Details lese. Warum hat man nicht früher danach gefragt? Auch die Zivilistenpropaganda wird demaskiert: "Eine weitere fragwürdige Behauptung betrifft die Angriffe auf die libanesische Zivilbevölkerung, die von den Israelis damit gerechtfertigt werden, daß Hizbullah-Kämpfer sich unter Zivilisten versteckten und Wohngebiete für die Lagerung von Waffen nutzten." - Dies wird im folgenden hinterfragt und widerlegt. Wichtiger Artikel!

15.08.06, Die Welt, Nahost-Konflikt, "Sieger ohne Gewinn. Israel zieht Bilanz und diskutiert die eigenen Schwächen. Auf den Waffenstillstand vertraut kaum einer." von Norbert Jessen
www.welt.de/data/2006/08/15/997882.html Darin: "Doch schon jetzt kann und muss Israel sich ganz andere Fragen stellen: Seine Armee spezialisierte sich in den letzten Jahren auf Besatzungsprobleme. 'Ein Abnutzungskampf', meint die Zeitung 'Yedioth Aharonoth', 'der zur Vernachlässigung anderer Aufgaben führte'. Jetzt zeigte sich ein gefährlicher Feind aus ganz anderer Richtung." - Besatzungsprobleme ist ein interessantes Wort. Gemeint ist die Besatzung. In ihr kämpft die viertgrößte Armee der Welt gegen ghettoisierte Einheimische.

15.08.06, Die Welt, Leitartikel, "Fremdwort Demokratie. Die Moslems in Großbritannien, der Terror und die Freiheit der Rede." von Thomas Kielinger
www.welt.de/data/2006/08/15/997834.html Darin über ein BBC-Interview mit Sir Iqbal Sacranie, dem damaligen Direktor des Rats der Britischen Muslime (MCB): "Das Wort 'Demokratie' fehlte in seinen Auslassungen, er vermied es, wenigstens anzuerkennen, dass es zu der überragenden Motivation für die Intervention im Irak gehört, in einer islamischen Gesellschaft den demokratischen way of life einzupflanzen." - Wers glaubt, wird selig. In diesem Artikel wird Stimmung gegen Muslime gemacht, weil sie die neuen Nahostkriege des Westens nicht billigen wollen. Ein törichter Leitartikel.

15.08.06, junge Welt, Schwerpunkt , S.3, "Zentralrat der Muslime. Protest gegen Terrorhysterie." von AP/ddp/jW
www.jungewelt.de/2006/08-15/016.php Darin Aiman Mazyek, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime: "Terror sei abzulehnen, aber 'jede Bombe auf unschuldige Zivilisten im Nahen Osten' treibe die Menschen 'in die Fänge von Scharlatanen, die das durchaus ausnutzen und mißbrauchen', sagte der Generalsekretär. Niemand schreibe darüber, daß die Demonstrationen gegen den Krieg in Nahost in Deutschland demokratisch und 'friedliebend' seien, obwohl die Muslime 'unglaublich leiden unter dem, was tagtäglich dort eintritt'." - Wichtiger Kommentar, der nicht vergessen werden sollte.

15.08.06, junge Welt, Ansichten, S.2, "'Im Krieg muß sich die Linke positionieren.' Die Dämonisierung der Hisbollah ist Teil der Kriegsführung. Gespräch mit Christine Buchholz." Interview: Rüdiger Göbel
www.jungewelt.de/2006/08-15/039.php Darin Buchholz, Mitglied des Bundesvorstands der WASG: "Die Parteivorstände von Linkspartei und WASG haben die Antikriegsdemonstration am Samstag in Berlin unterstützt und damit Position bezogen. Das ist sehr wichtig. Die WASG hat schon Ende Juli jede deutsche Beteiligung am Krieg abgelehnt. Wer meint, neutral zu sein, bezieht meistens doch Position - auf der Seite des Stärkeren."

18.08.06, taz, S. 11, "Rückkehr zum nationalen Dialog. Die Entwaffnung der Hisbollah stand schon vor dem Krieg auf der Tagesordnung. Doch wer sie erreichen will, muss sich erst mit der Logik im Libanon vertraut machen" von Thomas Hildebrandt
www.taz.de/pt/2006/08/18/a0149.1/text - Wichtiger Hintergundartikel zur Hisbollah

22.08.06, taz, S. 9, "Donquichotterie im Libanon. Deutschland sollte sich nicht an einer UN-Mission im Südlibanon beteiligen. Dem Einsatz fehlt die politische Perspektive und Deutschland würde zur Kriegspartei" Kommentar von Anis Hamadeh
www.taz.de/pt/2006/08/22/a0134.1/text

22.08.06, taz, S. 9, "Eine sinnvolle Aufgabe. Eine von allen Seiten akzeptierte UN-Truppe trägt zur Entspannung im Libanon bei. Deutschland kann und sollte sich um diese Herausforderung nicht herumdrücken" Kommentar von Stefan Reinecke
www.taz.de/pt/2006/08/22/a0136.1/text Darin: "Jede Katjuscha-Rakete, die nicht in Israel detoniert, weil die UN im Südlibanon präsent ist, ist ein Beitrag zur Deeskalation."

22.08.06, Neue Rheinische Zeitung, Online-Flyer Nr. 58, "άber den 'Ausbruch' von Israels Krieg gegen den Libanon am 12. Juli 2006 . Kriegsanlaί durch Israel provoziert?" von Andreas Vogel
www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10071 Beschreibung: "Israels Krieg gegen den Libanon scheint beendet. Ausgelφst wurde er - wie auch die NRhZ im Flyer 56 berichtete - durch die Entfόhrung israelischer Soldaten durch die Hisbollah-Miliz. Die Israelis seien auf israelischem Gebiet gekidnappt und dann in den Libanon verschleppt worden, wurde in den Medien behauptet, eine Darstellung, der der Autor der Arbeiterfotografie nachgegangen ist. Es ist sehr wohl mφglich, daί es sich bei der Aktion um eine Gefangennahme der israelischen Soldaten auf libanesischem Gebiet gehandelt hat. Dieser Frage nachzugehen, heiίt zu untersuchen, ob Israel den Kriegsanlaί selber provoziert hat." - Sehr wichtiges Dokument. Andreas Vogel gehφrt zur Gruppe arbeiterfotografie.com

29.09.06, Neues Deutschland, "Honesty heißt Ehrlichkeit. Gibt es einen neuen Judenhass - in Deutschland, Europa, der Welt?" von Horst Helas
Dazu Günter Schenk: Schon bei der unkritischen Übernahme des Antisemitismus-Begriffes durch Ihren Rezensenten gerät er in eine sprachliche Falle, aus der zu entrinnen von den Protagonisten des Sammelbandes, bei H.C. und anderen, nicht vorgesehen ist. Wäre es nicht besser, von Judeophobie zu sprechen? Schließlich ist die Gleichsetzung von europäischem Antisemitismus mit einer, wie ärgerlich und verurteilungswürdig auch immer, summarischen Ablehnung von "Jüdischem" im Nahen Osten weder durch die Geschichte, noch von der Motivation her zielführend. Das war ja nicht immer so.
Im Orient gab es zu keiner Zeit aus der dortigen Kultur gespeisten Judenhass. Die erste sicher dokumentierte Erscheinung dieser Art gab es mit der Affaireder von französischen Christen erfundenen "Ritualmorde von Damaskus" (beschrieben von Heinrich Heine) Im Gegenteil, irakische Juden lebten, oft wohlhabend und gebildet unter ihren Nachbarn, in Syrien, (dazu gehörte kulturell auch das jetzige Palästina) Ägypten und im gesamten Maghreb gab es zu allen Zeiten zahlreiche schöne Synagogen und von einer Behinderung des Glaubens, oder der Zugehörigkeit konnte, abgesehen von einer Sondersteuer von Christen wie auch Muslimen bei den Osmanen, keine Rede sein. Wie anders im christlichen Ost-, später in Mittel- und Westeuropa!
Das änderte sich mit der Einwanderungswelle durch aschkenasische (europäische) Juden, beginnend im ausgehenden 19. Jahrhundert aus dem zaristischen Russland! Spannungen im britischen Mandatsgebiet kamen auf, nachdem für die alt-eingesessene Bevölkerung immer deutlicher wurde, dass es vielen der zugewanderten Juden nicht um ein Miteinander ging sondern um Verdrängung. Selbst der Aufstand der Palästinenser vor der Staatsgründung war nicht allein gegen die kolonialistischen Einwanderer gerichtet, sondern ebenso gegen die kolonisierenden Briten. All dies könnten die Autoren des Sammelbandes wissen (siehe Bericht der königlich-britischen Kommission des Earl Peel), wenn sie es denn wollten. Der Augenblick unversöhnlicher Feindschaft, dieses Mal gegen die zionistischen Zuwanderer, war dann mit den Massakern und Vertreibungsaktionen durch jüdische Terrorgruppen (Höhepunkt: Deir Yasssin ) erreicht. Nun wurden von Palästinensern, muslimischen wie christlichen, "Jehudin" (Juden) nur noch als feindliche Eindringlinge, Landnehmer, Terroristen wahrgenommen, was zu einer zunächst unversöhnlichen Ablehnung des britischen, später UNO-Teilungsplanes führte.
Seitdem ist es in Palästina, aber auch im gesamten Orient, schwierig geworden, den betroffenen Menschen klar zu machen, dass es sich bei Juden nicht automatisch um diejenige handelt, die ihnen ihre Existenz nehmen, die sie ihrer Häuser, ihrer Felder und ihrer Heimat berauben. Dass in der so entstandenen Atmosphäre Zeichen pauschaler, kollektiver Ablehnung entstehen, besonders bei den täglich zionistisch begründeter Gewalt ausgesetzten Kindern und Jugendlichen, ist ärgerlich, wiewohl verständlich. Es ist richtig, sich diesen Tendenzen ohne Einschränkung zu widersetzen. Sie jedoch miteuropäischem Antisemitismus gleichzusetzen erscheint mir unredlich.
Wenn Ihr Rezensent darüber hinaus "per Ordre du Mufti" dekrediert, Vergleiche zwischen aktueller Politik (richtig müsste er sagen: militärischer und polizeistaatlicher Machtpolitik!) mit der NS-Zeit verbiete sich ΰ priori, so verfällt er in eine unsachgemäße Verwechslung. Vergleichen heißt ja nicht Gleichsetzen! Vergleiche, anders als Gleichsetzung, die sicher eher einer bequemen "Entschuldigung" eigener Verbrechen dient, sind sogar notwendig. Nur indem an vergangene schwere Verbrechen erinnert wird, neue Verbrechen möglicherweise damit verglichen werden, ist eine heilsame Wirkung der Erkenntnis aus der Vergangenheit möglich. Wozu sonst sollte z.B. staatsbürgerliche Erziehung, Aufklärung über vergangene Verbrechen, dienen, wenn nicht als Maßstab dafür, was, auch in Ansätzen nie mehr geschehen darf?
Wenn der Rezensent schließlich Wert darauf legt, auf eine "in den Medien weit verbreitete selektive Wahrnehmung...." hinzuweisen, und damit einzelnen Beiträgen zuzustimmen, so ist dies nur zu unterstützen. Tatsächlich wird allzu oft, bei Verbrechen der Einen und der Anderen, in unseren Mainstream-Medien mit zweierlei Maß gemessen. Ein Aspekt fehlt mir in jedem Falle im vorgelegten Sammelband: die Bedeutung, hier, im aufgeklärten Westen, wie dort, in der östlichen Welt, der jüdischen Kritik an unerträglicher staatlicher Gewaltpolitik durch Israel. Jene Juden, die aufstehen und der Gerechtigkeit anstelle kollektiver Zugehörigkeit eine Stimme geben, sind sicher bessere Garanten gegen jede Form von aufkeimendem Antisemitismus hier, Judenhass dort, als jene, die in alten Schuldzuweisungen verharren. Gerade in dieser Falle aber scheinen sich einige der Autoren des Sammelbandes zu befinden.

07.10.06, taz, "Gesundes Volksempfinden 2006. Wer knickt ein vor dem Islam? Diese Frage eint Feuilleton, Bürger und Rechtsextreme. Die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Islamismus bleibt dabei auf der Strecke" von Eberhard Seidel
www.taz.de/pt/2006/10/07/a0142.1/text Beginnt mit: "'Warum knicken wir vor dem Islam ein?' Das fragen die Bild-Zeitung, Sabine Christiansen und Poltergeist Henryk M. Broder. Und mit ihnen gemeinsam Hunderttausende im Land, die sich prinzipiell immer das fragen, was Bild, Sabine Christiansen und Henryk M. Broder vorfragen." - Ich denke, es ist Zeit, diesem "Poltergeist" Broder endlich das Handwerk zu legen. Er tingelt durch die Medienlandschaft mit seinem antidemokratischen, zur Gewalt aufrufenden Geschwätz und verunsichert die Bevölkerung. Darüber hinaus verklagt er alle möglichen Leute, die ihn kritisieren. Mich wollte er ja auch sofort verklagen. Ein unverbesserlicher, hetzerischer und unsympathischer Journalist, der in unserer Öffentlichkeit keinen Platz haben sollte. Das einzige, was er zu bieten hat, ist die Tatsache, dass er Jude ist. Andernfalls würde niemand bei uns so eine extreme gewaltorientierte Meinung tolerieren. Schön, dass ihn mal jemand wie Herr Seidel angreift. Seidel - wiewohl nicht gerade mein politischer Freund - hat meine volle Anerkennung für diesen Artikel. PS am 13.10.2006: Herr Seidel schrieb in einer Email an Erhard Arendt vom Palästinaportal unter anderem: "Im Gegensatz zu Ihnen hoffe ich, dass Henryk M. Broder sein Handwerk noch lange ausübt". - Anis: Gut, dass Herr Seidel klarmacht, dass seine Kritik an Broder nicht substanziell ist. Dass Broder antidemokratisches und gewaltorientiertes Zeug schreibt, scheint ihn dann letztlich doch nicht so zu stören. Tja, wenn man für Israel ist, kann man halt auch für Gewalt sein. Ist man hingegen für Palästina, dann ist jede Art von Gewalt oder Rechtfertigung von Gewalt Terrorismus. Zwei Maßstäbe. Gell, Herr Seidel? Verstehen Sie mich mal nicht falsch: Soll der Broder schreiben, bis ihm die Finger abfallen, meinetwegen: SEIN HANDWERK, GEWALT ZU RECHTFERTIGEN UND MENSCHENRECHTLER ZU DIFFAMIEREN, SOLLTE IHM ABER GELEGT WERDEN, WEIL ES ANTIDEMOKRATISCH IST. Ferner schreibt Herr Seidel an Erhard: "mit Verwunderung musste ich zur Kenntnis nehmen, dass Sie meinen Artikel 'Deutsches Volksempfinden 2006' (taz, 7/10/2006) auf Ihrer Seite verlinkt haben. Ich fordere Sie auf, ihn umgehend, d.h. sofort, von Ihren Schmuddelseiten zu nehmen. Sollte dies nicht geschehen, behalte ich mir rechtliche Schritte vor." - Anis: Erhard und Schmuddelseiten? Und seit wann kann man jemandem verbieten, einen Text zu verlinken? "Lassen Sie Ihre Pfoten von meinen Texten" schreibt er Erhard, also so ein Ton! Wie unsympathisch! Komisch, mir hat der Seidel nicht so geschrieben. Ich habe ihn ja auch verlinkt. An anderer Stelle habe ich Seidel auch mal in Schutz genommen, das hat die taz sogar als Leserbrief gedruckt. Seidel schreibt Feindbild-Sachen wie: "Der totalitäre Gehalt des Islamismus ist offenbar." (Im Untertitel des Artikels: "Die Blindheit der Europäer", taz 2.12.2003, wird von ihm heute noch gern zitiert) Was immer er auch mit "Islamismus" meint. Klar gibt es innerhalb islamistischer Strömungen totalitäre Tendenzen und klar sind die zu bekämpfen. Den totalitären Gehalt des weitaus besser zu fassenden Zionismus allerdings würde er nicht untersuchen. Auf diese Idee würde Herr Seidel gar nicht kommen.

12.10.06, Tages-Anzeiger (Schweiz), Ausland S.9, "Im Land der freien Rede darf nicht jeder frei reden. Der bekannte Historiker Tony Judt wurde in New York daran gehindert, einen Vortrag über die pro-israelische Lobby zu halten. Von der pro-israelischen Lobby." von Claudia Kühner
Dazu schreibt Günter Schenk: "Wie sehr sich die Verhältnisse jenseits und dieseits des Atlantik inzwischen ähneln! Frau Kühner vom Tagesanzeiger verdient Dank für ihre Berichterstattung über einen ebenso bedauerlichen wie symptomatischen Fall des Verfalls angestammter und für westliche Kulturen vitaler Freiheitsrechte, des Rechts auf das Freie Wort. Mit den gleichen Worten wie Frau Kühner im Fall des Professor Judt brandmarkte erst kürzlich die - auch dies ist, wie im Fall Toni Judts in diesem Falle zu vermerken - deutsche Jüdin, Frau Evelyn Hecht-Galinski von den "Europäischen Juden für einen Gerechten Frieden" (EJJP) in einer großen deutschen Tageszeitung das Verhalten etablierter jüdischer Kreise in Deutschland. Was war der Grund für Frau Galinskis Vorwürfe? Die Jüdische Gemeinde Frankfurts hatte auf ganz ähnliche Weise, wie dies nun in New York geschah, eine Diskussion mit Lesung des Autors eines die Politik Israels kritisierenden Buches, "Ich will nicht mehr schweigen" des bekannten Gründers von Cap Anamour und jetzigen Vorsitzenden der "Grünhelme e.V.", Rupert Neudeck in Frankfurt am Main verhindert. Es scheint nun so zu sein, dass es sich keineswegs um lokale Einzelfälle der Behinderung des freien Wortes handelt, sondern um eine auf zahlreiche westliche Länder übergreifende Einflussnahme durch jüdische Lobby-Gruppen. Kritiker für dieses Verhalten aus den eigenen Reihen haben da gar nicht erst eine Chance - sie werden, weil unbequem - mit dem Bann des Ausschlusses (siehe den Fall des deutschen Professors Verleger) oder des Tot-Schweigens belegt, wie dies auch der Pariser Politologe Professor Grosser in einem Zeitschriftenbeitrag im französischen "LA CROIX" (vom 15.03.2006) bedauernd feststellte. Dies ist eine besonders bedauerliche Entwicklung, allzuleicht könnte die Mär vom "überhandnehmenden neuen Antisemitismus" als Folge sich "allmächtig gerierenden Lobbygruppen" zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung geraten. Achtsamkeit ist darum vonnöten - immer, wenn die Freiheit des Wortes in Gefahr gerät.

23.10.06, DLF, "'Viele Juden schämen sich Israels'. Britischer Politologe wirft Israel Verbrechen vor" Moderation: Christoph Heinemann
Untertext: "Der anglikanische Friedensaktivist Paul Oesterreicher ist der Ansicht, dass es den Deutschen aus 'sehr verständlichen Gründen' schwer fällt, Israels Politik zu kritisieren. Man habe Angst vor dem Vorwurf des Antisemitismus. Der Antisemitismus heute werde jedoch 'gezeugt durch die Politik Israels'."

11.11.06, FAZ, S.1, "Kleine jüdische Wunder" Kommentar von Hans Riebsamen
Darin: "Juden besitzen aus leidvoller Erfahrung häufig einen feinen Sinn für Risse im Zivilisationsfirnis einer Gesellschaft. Ihr Frühwarnsystem setzt oft ein, bevor andere eine Gefahr erkennen können." - Der Topos vom seismografischen Juden, ein typisches Klischee unserer Zeit. Wenn "wir" noch keine Gefahr erkennen, erkennt der Jude sie bereits. Über die jüdische Gemeinschaft in Deutschland heißt es: "Sie müssen die Neuen integrieren, ihnen den Weg in die deutsche Gesellschaft ebnen - und sie müssen sie vor allem zu echten Juden machen." - Was ist ein echter Jude? Auf jeden Fall ein Klischee. Der Kommentar endet mit: "Längst stellt diese Unterstützung nicht nur ein Abgelten historischer Schuld dar. Vorausschauende Politiker und Bürger wissen, daß diese Investition sich spätenstens dann auszahlen werden, wenn die jüdische Minderheit in Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst wieder Großes leistet - wie früher." - Ein wesentliches Problem in Deutschland ist Rassismus gegenüber Juden und anderen Menschen. Für die FAZ kann es nur entweder den bösen oder den guten Anderen geben. Die Juden spielen dabei die Rolle des Guten. Ein objektiver Blick auf die Situation wird dadurch unmöglich gemacht.

15.11.06, Frankfurter Rundschau, "Freundschaft und Kritik. Warum die 'besonderen Beziehungen' zwischen Deutschland und Israel überdacht werden müssen / Das 'Manifest der 25'" von Dieter Arendt, Detlev Bald, Johannes Becker, Jörg Becker, Tilman Evers, Marianne Gronemeyer, Reimer Gronemeyer, Karl Holl, Karlheinz Koppe, Gert Krell, Georg Meggle, Werner Ruf, Hajo Schmidt, Udo Steinbach, Reiner Steinweg, Helmut Thielen, Wolfram Wette, Hanne-Margret Birckenbach, Ernst-Otto Czempiel, Egbert Jahn, Gert Krell, Irene Krell, Gerald Mader, Hannah Reich, Erich Schmidt-Eenboom, Christian Wellmann
www.fr-online.de/in_und_ausland/dokumentation/?sid=524505... Darin: "Es ist der Holocaust, der das seit sechs Jahrzehnten anhaltende und gegenwärtig bis zur Unerträglichkeit gesteigerte Leid über die (muslimischen wie christlichen und drusischen) Palästinenser gebracht hat. Das ist nicht dasselbe, als hätte das Dritte Reich einen Völkermord an den Palästinensern verübt. Aber zahllose Tote waren auch hier die Folge, das Auseinanderreißen der Familien, die Vertreibung oder das Hausen in Notquartieren bis auf den heutigen Tag. Ohne den Holocaust an den Juden würde die israelische Politik sich nicht berechtigt oder/und gezwungen sehen, sich so hartnäckig über die Menschenrechte der Palästinenser und der Bewohner Libanons hinwegzusetzen, um seine Existenz zu sichern. Und ohne den Holocaust erhielte Israel dafür nicht die materielle und politische Rückendeckung der USA, wie sie sich v.a. seit den neunziger Jahren entwickelt hat. (...) Als Deutsche, Österreicher und Europäer haben wir nicht nur Mitverantwortung für die Existenz Israels, die, nachdem die Geschichte nun einmal diesen Gang genommen hat, ohne Abstriche für alle Zukunft zu sichern ist, sondern auch eine Mitverantwortung für die Lebensbedingungen und eine selbstbestimmte Zukunft des palästinensischen Volkes." Und: "Zusammen mit dem eingangs erwähnten unausgesprochenen Verbot offener Kritik an israelischen Entscheidungen stärkt der Philosemitismus in Deutschland den Antisemitismus eher als dass er ihn schwächt." - Wichtige Dokumentation, seltener Artikel. Die Fakten sind lange bekannt, nur dass etablierte deutsche Zeitungen darüber sprechen, ist neu. Der Beginn einer neuen Entwicklung? Höchste Zeit ist es allemal.

Seen Nov. 18, 2006, "Palestinians are the Priority: an open statement of commitment to the Palestinian Solidarity Cause
www.PetitionOnline.com/grosveno/ Quote: "The indigenous people of Palestine are facing extermination by the hands of the Jewish State, and the world keeps silent. The sooner we draw public attention to Israel's needless wanton destruction, the sooner we can do away with this horrifying, insufferable situation." - The sentence: "Our primary and single concern is solidarity with the Palestinian people" is to be discussed, because the overall concern certainly is the healing of the world, yet the petition is necessary in view of continuing war crimes that are tolerated globally by our societies and in view also of a Palestinian current that seeks to acknowledge the occupying force without any legal basis and without consulting the concerned society, especially the refugees, as if they had forgotten about the fact that there cannot be peace without justice. The petition does consider that: "We accept and believe in equality of all persons, regardless of their race, religion, political or other orientation. We believe that full and unconditional support of the Palestinian people is a condition sine qua non for activists to adopt, and we recognise that their attachment to their homeland is a fundamental and unalterable condition. To that end we advocate for one unified State with equal rights for all its citizens." Thus the term "unconditional" in this context denotes a principle derived from the Human Rights and not another camp egoism.

junge Welt, 27.11.06, "'Israel muß boykottiert werden.' Bedingungslose Unterstützung der Besatzungspolitik soll ihren Preis haben. Ein Gespräch mit Ilan Pappe" von Andrea Bistrich
http://www.jungewelt.de/2006/11-27/011.php Darin Pappe: "Die Nakba wird geleugnet, in erster Linie, weil Europa ein Problem damit hat, die Verantwortung für die Katastrophe zuzugestehen. Europa war froh, den Juden für den Holocaust eine Kompensation geben zu können - auf Kosten der Palästinenser. Und es war nur allzu bequem, nicht über die Verbrechen, die 1948 begangen wurden, sprechen zu müssen. Ein ähnlicher Schuldkomplex leitete die amerikanische Politik und führte dazu, daß - zusammen mit weiteren Überlegungen - Israel der Frontstützpunkt des amerikanischen Imperialismus im Nahen Osten wurde. Was Israel als Gegengabe von den Amerikanern dafür verlangte, war, die Nakba nicht mit dem Friedensprozeß oder mit der Palästinafrage in Verbindung zu bringen." - Ilan Pappe lehrt Geschichte an der Universität Haifa in Israel. Er gehört zur Gruppe der "Neuen Historiker".

Haaretz, 11.12.06, "Jimmy Carter: Israel's 'apartheid' policies worse than South Africa's", by Haaretz Service
www.haaretz.com/hasen/spages/799476.html
Quote: "Carter said his new book, 'Palestine: Peace Not Apartheid' was meant to spark U.S. discussion of Israeli policies. 'The hope is that my book will at least stimulate a debate, which has not existed in this country. There's never been any debate on this issue, of any significance.'"

Berliner Zeitung, 11.12.06, "Bleib, Biller, bitte bleib! Der Schriftsteller Maxim Biller kündigte in 'Tempo' an, Deutschland zu verlassen. Rafael Seligmann schreibt einen offenen Brief an ihn, in dem er ihm erklärt, warum er in Deutschland gebraucht wird"
www.bz-berlin.de/aktuell/kultur/061211/biller.html
Darin Seligmann: "Theodor Herzls (1860-1904) Traum war, alle Juden in ihrer biblischen Heimat zu versammeln. Allerdings seine Vision, 'Der Judenstaat', wurde nicht am Schreibtisch verwirklicht, sondern, wie jeder andere Staat auch - auf dem Schlachtfeld." - Krieg ist für Herrn Seligmann demnach nicht nur eine Selbstverständlichkeit, sondern scheint auch noch eine staatliche Notwendigkeit zu sein! Deutlicher kann man sich kaum für Kriege und Gewalt aussprechen. Ist das Demokratie? Dann: "Zweitausend Jahre lang hatte sich die Welt an jüdische Opfer gewöhnt. Die Hebräer hatten gefälligst wie ihr jüdischer Glaubensbruder Jesus die andere Wange hinzuhalten, wenn man sie schlug. Nach dem Völkermord der Nazis wurde es selbst den langmütigen Juden zu viel. Sie begannen sich zu wehren." Das ist simplifizierter ideologischer Unsinn. Sich wehren gegen wen? Was nach dem Zweiten Weltkrieg in Palästina geschah, hat mit "sich wehren" wenig zu tun, mehr mit Kolonialismus und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung. Daher werden von Seligmann die Araber auch nicht erwähnt. Es würde zu offensichtlich, dass die Rache an den Nazis und an der 2000-jährigen Geschichte auf ganz neue Gruppen übertragen wurde und wird. Seligmann fährt fort: "Als mein Professor, dessen Vater ein famoser Nazi war, die Israelis als SS-ler verunglimpfte, kündigte ich, statt ihn ordentlich zu verdreschen. Das ärgert mich bis heute." - Ein anscheinend von Gewalt durchdrungener Mensch. Erneut lässt sich der Journalist von Rachegedanken leiten und führt diese einem großen Publikum vor. Dass die BZ dies druckt, deutet an, dass unsere Öffentlichkeit Gewaltmenschen dieser Art ein Forum bieten möchte und dass der schleichende Völkermord an den Palästinensern von unserer Öffentlichkeit weiterhin mitgetragen wird. Die Palästinenser werden nirgends in dem Artikel genannt, aber sie werden täglich getötet und schikaniert, was relativ zum Ausmaß selten in der Zeitung steht, weil es Leuten wie Seligmann nicht gefallen würde zu lesen, was die Zionisten treiben. Intelligente Menschen verstehen diese Zusammenhänge, besonders wenn sie so deutlich zu Tage treten wie in diesem Artikel, den die Berliner Zeitung gedruckt hat. Lasst die Palästinenser, die Araber, die Muslime bluten für die jüdische Geschichte, so scheint das Motto zu lauten. Und Deutschland ist damit zufrieden, jedenfalls unsere Öffentlichkeiten. Als würde auf die Opfer des Genozids - übrigens überwiegend Nicht-Zionisten - noch gespuckt, so sehr gehen wir den Weg der Gewalt weiter und wiederholen ihn mit neuen Mitspielern. Nach Angaben von Wikipedia schreibt Rafael Seligmann seit 1978 für den Spiegel, BILD, Die Welt, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und die taz. 1981/82 war er außenpolitischer Berater in der CDU-Bundesgeschäftsstelle in Bonn, 1985 bis 1991 Dozent für Internationale Beziehungen an der Universität zu München. 1985 gründete Seligmann die Jüdische Zeitung. Er lebt heute als freier Journalist, Talkshow-Moderator, Ghostwriter und Autor in Berlin. Mit einem Zitat hat Seligmann jedenfalls Recht: "Deutschland (...) braucht kritische Geister und zornige Schreiber." - Eine Medienkritik von Anis Hamadeh



Deutschlandradio Kultur, 12.12.06, Weisskirchen: Israel kämpft um sein Existenzrecht. SPD-Politiker zeigt Verständnis für möglichen Atomwaffenbesitz Israels
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/interview/572757/
Darin: "Degenhardt: Heute kommt der israelische Ministerpräsident Olmert in die deutsche Hauptstadt. Der Konflikt im Nahen Osten strahlt natürlich auch in die deutsche Gesellschaft hinein. Es gibt Stimmen, die behaupten, Israel sei mit seiner Politik selbst Schuld daran, dass es insbesondere in türkischen und arabischen Kreisen eine derartige feindliche, antijüdische Stimmung gäbe. Was sagen Sie dazu? - Weisskirchen: Nein, das ist vollständig falsch, und wenn man sich anschaut - das macht man am besten, indem man Israel selbst besucht oder mit Menschen spricht, die aus Israel kommen -, wenn man sich anschaut, wie Israel gegenwärtig um sein Existenzrecht kämpfen muss, es wird ja bedroht, Hisbollah und Hamas haben sich ja ausdrücklich erklärt, oder wenn Sie den Iran nehmen oder auch in Syrien die Stimmung beobachten, die haben sich vorgenommen, Israel von der Landkarte auszuradieren. Also das Existenzrecht Israels steht auf dem Spiel, und dabei kann es für uns Deutsche nichts anderes geben, als dieses Existenzrecht zu verteidigen, an der Seite Israels zu stehen." - Typisch Politiker. Die müssen das sagen. Das Bekenntnis zum stets "in der Existenz bedrohten" Israel. Da gibt es immer die bösen Feinde, die die israelische Terrorpolitik rechtfertigen, ja die die Atombombe rechtfertigen. Gert Weisskirchen ist außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und OSZE-Beauftragter zur "Bekämpfung des Antisemitismus". Er verurteilt die Besatzung Palästinas und die Vertreibungen nicht, weil er an der Seite Israels steht. Rechtliche Erwägungen der politischen Lage interessieren den nicht. Meiner Ansicht nach stellt Herr Weisskirchen eine Gefahr für unser Land dar, weil er zweifelhafte Loyalitäten über das Recht stellt.

taz, 12.12.06, S. 12, "Jenseits der Konfrontationslogik. Die Linke muss sich im Nahostkonflikt uneingeschränkt zum Existenzrecht Israels bekennen. Es kann keine Solidarität mit reaktionär-islamischen Bewegungen geben" von Katja Kipping
http://www.taz.de/pt/2006/12/12/a0166.1/textdruck
Darin: "Die historische Verantwortung angesichts der Schoah ist und bleibt ein Grund, innerhalb globaler linker Diskurse für das bedingungslose Existenzrecht Israels einzutreten." - Der Begriff des bedingungslosen Existenzrechts Israels wird mehrfach in dem Artikel genannt, ohne dass auch nur ungefähr erklärt wird, was damit gemeint ist. Es handelt sich um ein Bekenntnis, auch wenn es wie eine Analyse daherkommt. Etwa in diesem Zitat über die israelische Geschichte: "Dass dabei Menschenrechtsverletzungen stattfanden und stattfinden, steht außer Zweifel und gehört kritisiert. Das ist aber kein Grund, sich auf die Seite derer zu stellen, die Israel und seine Bevölkerung vernichten wollen. Er rechtfertigt nicht, dass Existenzrecht Israels mit dem Verweis auf das Existenzrecht eines palästinensischen Staates zu relativieren." - Kurz gesagt: Israel hat ein Existenzrecht, Palästina nicht, wegen Auschwitz. Wenn man dem Argument des Existenzrechts auf den Grund geht, merkt man, dass reiner Egoismus dahintersteht. Oder hier: "Schon im Sinne der Bekämpfung rechtsradikaler Unterwanderungsversuche von sozialen Bewegungen hierzulande müssen sich bestimmte Grundsätze durchsetzen. Schließlich dürfte niemandem die verlogene Palästina-Solidarität, der plumpe Antiamerikanismus und die geheuchelte Friedensrhetorik der radikalen Rechten entgangen sein. Zu einem solchen Essential gehört die bedingungslose Anerkennung des Existenzrechts Israels. Selbst wenn man keine strikt pazifistische Grundhaltung einnimmt: Es gibt triftige Gründe dafür, dass Linke in der Frage, welche Mittel bei der Durchsetzung von linken Zielen angewendet werden sollten und welche nicht, klar Partei für die Gewaltfreiheit ergreifen." - Die israelische Politik ist nicht gewaltfrei. Hier liegt der große Widerspruch. Kipping schreibt: "Und es gibt auch keinen erkennbaren Grund, mit jenen zu sympathisieren, die ihren Widerstand auf menschenverachtende Weise gegen Zivilisten richten." - Die israelische Regierung hingegen darf sich offenbar in menschenverachtender Weise gegen Zivilisten richten... Die Argumentation ist nicht kohärent, es gelten zwei Maßstäbe. Zwar hat sich die Journalistin bemüht, diesen inneren Konflikt hinter hochgestochener und kaltherziger Rhetorik zu verbergen, aber unterm Strich bleibt nichts als Konfrontationslogik und ein Theoretisieren, das von der täglichen israelischen Gewalt ablenkt, die in keinem Verhältnis zu den Handlungen von Palästinensern, Arabern und Muslimen steht. Es ist eine Ideologie der Willkür, die von Katja Kipping geschützt wird.

21.12.06, Email von Henryk M. Broder Text: "anis, altes krokodil aus kiel, wo bleibt denn die 'satire', die sie schon im november bringen wollten? das jahr ist bald um, und versprechen soll man halten. und wieso sind sie noch nicht vom muslim-markt interviewt worden? die nehmen doch jeden. schana towa & hag sameach! b." - Anis: "Hallo B., die Satire ist doch schon lange geschrieben, schon wieder vergessen? www.anis-online.de/journalismus/review/pressezeit/04.htm Sie vermissen mich, was? Machen Sie doch zur Abwechslung mal etwas Nettes, so, dass man es mitbekommt. Das kann ganz neue Horizonte öffnen. Laila sa'iida, Anis." - 23.12.2006 Broder: "dassolleinesatiresein? sie hatten doch wsas zum arendt-prozess versprochen, das haben sie schon vergessen. und sie wollten mir das handwerk legen. was ist denn daraus geworden? mal wieder das kroko-maul zu voll genommen?" - Anis: "Mehr ist derzeit eben nicht über Sie zu sagen, Sie machen halt immer dasselbe und es ist nicht mal gut. Es tut mir ja auch leid. Außerdem ziehen Sie mich dann wieder öffentlich in Ihr Die-Welt-ist-schlecht-zu-den-Juden-Drama. Mann, Sie können vielleicht Stuss schreiben manchmal, das ist schon unglaublich. Aber dann ankommen und sagen: Ja, schreib eine Satire über mich, wie du mir das Handwerk legst etc., Mann, Sie haben vielleicht Nerven. Gruß, Anis" - Broder: "junge, hab sie doch nur an ein versprechen von ihnen erinnert. sie nehmen eben das maul etwas voll, wie die meisten bekloppten mainzer zur fastnacht. auf dem blog der (wegen Verunglimpfung Dritter gestrichen, der Red.) klangen sie noch anders." - Anis: Gähn...

Briefe 2006

NISCVT: Libanonkrieg 15.08.2006
NISCVT: Libanonkrieg Tag 25-30 12.08.06
NISCVT: Libanonkrieg Tag 22 04.08.06
NISCVT: Libanonkrieg Tag 21 04.08.06
NISCVT: Libanonkrieg Tag 20 03.08.06
NISCVT: Libanonkrieg Tag 18 + 19 01.08.06
The National Institution of Social Care and Vocational Training: Libanonkrieg Tag 17... 30.07.06
The National Institution of Social Care and Vocational Training: Libanonkrieg Tag 16... 29.07.06
The National Institution of Social Care and Vocational Training: Libanonkrieg 26.07.06



Libanonkrieg 15.08.2006
The National Institution of Social Care and Vocational Training, Lebanon

Liebe Freunde,

Gestern um 8:00 Uhr war der Beginn der Waffenruhe. Während der Autofahrt von unserem Bergdorf hinunter zur Küstenstraße fragten wir uns, ob sie sich bewahrheiten würde. Unterwegs fragten wir die wenigen Autofahrer, die wir trafen, ob diese Straße, auf der sich sonst immer die Fahrzeuge mit Ziel Beirut stauten, auch der richtige Weg zur Hauptstadt sei Als wir die Küstenstraße erreichten, trauten wir unseren Augen nicht. Wir sahen eine nicht enden wollende Autoschlange, Die Autos waren voll gepackt mit Frauen, Kindern alten und jungen Leuten. In den Autos waren mehr Menschen als man sich vorstellen kann und auf den Dächern ihre Habseligkeiten, die sie von Hilfsorganisationen bekommen hatten... und sie waren auf dem Weg zurück in die Heimat im Süden. Hunderte oder vielleicht Tausende Autos, die verschiedensten Marken und die verschiedensten Größen mit ihrer menschlichen Fracht: Menschen, die unter allen Umständen nach Hause zurück wollten, egal ob ihr Haus noch steht oder zerstört ist, denn die wahre Heimat ist das Land, das niemals zerstört werden kann und das immer bereit ist sie mit offenen Armen in Empfang zu nehmen, im Leben wie im Tod.
Als wir die Stadt Damour erreichten, wurden wir Zeuge der barbarischen Zerstörungswut, denn die Brücke lag in Trümmern. Wir mussten daher einen Umweg machen durch enge Wege und Straßen im Stadtinnern, wo sich hunderte von Autos stauten, die entweder in den Süden oder nach Beirut wollten. Für einen Weg, den man im Normalfall in fünf Minuten, brauchten wir 1 ½ Stunden bis zur Autobahn. Bei dieser unglaublichen Menge Autos gab es auch viele Pannen: überhitzte Motoren, kein Benzin mehr. Doch das war kein Problem, jeder half jedem. Autos wurden zu Seite geschoben, Kühlwasser nachgefüllt, mit Benzin ausgeholfen. Jeder feierte diese aufregenden Augenblicke wie er gerade konnte. Geduldig warteten wir bis die Reihe an uns war und wir auf die Autobahn fahren konnten. Ein unglaublicher Anblick bot sich uns: Auf 3 km Länge und auf sechs Spuren standen die Autos bis es wieder weiter ging und es war unglaublich still, bis auf ein gelegentliches "wohin geht ihr?" oder "Ist die und die Straße noch zugänglich?" Bis auf den Austausch derartiger Informationen herrschte völlige Stille, vielleicht aus Respekt und Ehrfurcht vor solch einem historischen Augenblick. Wieder sah ich vor meinem inneren Auge den Trail of Tears (=Pfad der Tränen - Zwangsumsiedlung der Cherokee), von dem ich Euch schon erzählt habe, aber dieses Mal waren es Tränen der Freude über die Rückkehr nach hause. Lieber Gott, müssen wir immer weinen, in traurigen wie in glücklichen Momenten. Werden die Palästinenser eines Tages den Pfad der Tränen zurück in ihre Heimat antreten können? Ist der Weg hin zu diesem Pfad noch sehr lang? Ich sage Euch, von diesem Punkt hier ist es nicht weit, in weniger als einer Stunde werden die Leute in ihren Dörfern oder Städten sein - in weniger als einer Stunde werden sie zu hause sein. Aber - trotz dieser Freude über die Heimkehr - wird die Waffenruhe von Dauer sein? Wir müssen abwarten und sehen.
The National Institution of Social Care and Vocational Training

Libanonkrieg Tag 25-30
The National Institution of Social Care and Vocational Training, Lebanon

11.8.2006
Tag 30
· Hitting Beirut's historical light house in the densely populated western section of the capital Thursday and warned residents in three western suburbs to get out immediately, frightened the residents living in that areas.
· Israeli flyers time today the Israeli flyers thrown over Beirut noted that the expansion of Hezbollah operations will be answered to in a very harsh and hurting way, and its affects which will not be limited to Hezbollah". The flyer mentioned that the Israeli forces will expand its operations in Beirut and asked residents of three neighborhoods (Bourj Barajneh, Hay Seloum, Al Shayah) to leave their homes.
· Bourj El Barajneh camp residents third of them fleeted towards Mar Ellias camp, spend the night at UNRWA school in Mar Ellias Camp.
· early morning at 4:45 Israeli war planes fired 17 missiles, hitting suburb Beirut
· Our aid operation is like a patient starved of oxygen facing paralysis, verging on death" said Zlatan Milisic, World Food Program emergency co-coordinator in Lebanon.
· Medecins Sans Frontieres (MSF) has meanwhile warned that hospitals in south Lebanon are running out of food, fuel and medical supplies.
· UN's top humanitarian official Jan Egeland noted: "It is a disgrace really. We have not had any access for many days to the besieged population of southern Lebanon

10.8.2006
Tag 29
1,087 Dead - 3,568 Injured - 915,762 Displaced
Bei einem israelischen Luftangriff auf das Lager Ein el Helwe in der Hafenstadt Sidon am frühen Mittwochmorgen sind zwei Menschen getötet und mindestens 15, darunter 5 Kinder, verwundet worden, wie Ärzte sagten.

Es war der erste Angriff auf das Lager seit dem Beginn der Feindseligkeiten. Ein el Helwe ist das größte Lager im Libanon, rund 50 000 Menschen leben dort.

Nach palästinensischen Quellen fielen zwei Bomben in der Nähe des Hauses von Colonel Munir Maqdah, des Militärchefs der Fatah im Libanon. Das israelische Militär behauptet, Ziel der Bomben sei das Haus eines Hisbollahkämpfers gewesen.

Ölalarm: Der libanesische Gesundheitsminister sagte, die Krankenhäuser könnten ihre Funktion nicht mehr erfüllen, wenn sie in wie bis drei Tagen ihre Ölvorräte aufgebraucht haben. Zwei Tanker mit 87 000 Tonnen öl liegen vor der libanesischen Küste hinter der israelischen Schiffsblockade. Sie weigern sich einen libanesischen Entladehafen anzulaufen ohne eine schriftliche Sicherheitsgarantie der Israelis. (Reuters)

In den völlig von der Versorgung abgeschnittenen Süden des Landes kommt jetzt auch keine Hilfe mehr von humanitären Organisationen, nachdem die Israels gewarnt haben, jedes rollende Fahrzeug sei ein Ziel.

World Health Organization warned: 60 percent of the hospitals in Lebanon would have to close unless fuel was delivered this week.

Text zum Foto eines ermordeten Kindes:
From under the rubble, safe and sound, there, Waad sleeps forever...No cry anymore... No fear anymore...Do not ask why this happened, no one is there to hear,,.the world is deaf...Here is your mama's hand, hold her forever and leave this ugly world..it doesn't deserve your innocence..

9.8.2006
Tag 28
Everyday an Israeli massacre:
Nineteen were killed and over twenty three injured in southern town of Ghazieyh, when Israeli forces bombed a funeral where families were burying their dead whom they lost in bombing the previous day.

Under the rubble of the two buildings (a 6-storey and a 3-storey building) that were bombed in the crowded area of Shayah next to Southern Suburb of Beirut yesterday, seventeen bodies were removed thirty one people are still not found after a whole day of search

Lebanese health minister said 925 people were confirmed dead and 75 were missing presumed killed.

Aid is hampered; Israeli even does not listen to the United Nations appeals
The UN has abandoned on Tuesday any attempt to get an aid convoy through to south Lebanon, citing security fears. The decision comes a day after Israel imposed an open-ended curfew on all residents south of the Litani River, threatening that any moving vehicles in the zone - up to 30km (18 miles) inside Lebanon's border - would be destroyed. The BBC's Jeremy Bowen said Israel may be using threats to step up military action as a means of putting more pressure on the Lebanese government. Roads and bridges linking Tyre and the outside world have been bombed, making it almost impossible to get aid in or civilians out. UN officials in Beirut decided not to even attempt sending a convoy on Tuesday. "We decided not to go today because of securityconcerns," Christiane Berthiaume of the UN's World Food Programme told the BBC News website. "There has been so much bombing. There is no guarantee of safety. It is really very bad. It is getting worse. "We have not been able to maintain a rhythm of two convoys per day, but even two would not be enough. A good number would be six." (BBC)

Tag 27
More Massacres: More than 35 Lebanese were killed due to continuous Israeli raids on various Lebanese towns. A family of seven dies in the Southern village of Ghassaneyeh, 14 were died in an Israeli raid on Gahziyeh town, and 10 were repoted dead in the early search under the rubble of two building that were bombed in a crowded area next to Southern Beirut Suburb. This area was not targeted before. There was a horrific attack on the village of Houla in which more than 60 people, 30 of which were children, were isolated under the rubble of the building they were taking refuge in.

Lebanon Public Health Ministry reported: Over 945 Lebanese civilians were murdered and 3137 wounded by Israeli crimes and aggression on Lebanon.

The Lebanese higher relief committee reported: 915,762 persons are internally displaced, 130,762 are accommodated in schools, and 565,000 are sheltered with host families and friends, 220,000 in neighboring countries (Syria, Jordan, Cyprus and gulf area …)

At night all, Israel's military launched two strikes on crowded area in Beirut's southern suburbs, A neighborhood building was also sliced into two, while a fire was raging at a near by mosque, killing at least 16 and wounding 30. TV showed workers digging through the rubble and twisted metal struts to find survivals or recover corpse. Most of them are women and children.

Tag 25
Über die Arbeit freiwilliger libanesischer Helfer
Neue Helden: Euch, die ihr wahrscheinlich keine Ahnung habt, wie ganz gewöhnliche Menschen den Flüchtlingen helfen, will ich es beschreiben. Es begann alles damit, dass ich eine Nachricht von einem Freund meiner Schwester bekam. Er schrieb, er brauche Hilfe, weil er zwei Schulen mit Lebensmitteln zu versorgen habe und daher Helfer brauche, die die Tüten abpackten und in die Schulen auslieferten. Also ging ich hin in dieses Zentrum, das aus ein paar Räumen besteht. Überall lagen Tüten herum und jemand sagte zu mir: "Leg in jede Tüte zwei Dosen Thunfisch." Das habe ich dann getan, und so fing alles an. Das Zentrum ist eine Tagesstätte für Kinder, in der außerschulische Aktivitäten angeboten wurden. An guten Tagen erhielten die Kinder Chips und Süßigkeiten. Wir füllen kleinere Tüten mit Tee, Milch und Zucker. Wir sortieren Windeln nach Größe, Milch und Babynahrung. Immer wieder ver-bringen wir Stunden mit nichts anderem als dem Abfüllen dieser Tüten. Die Stimmung ist richtig gut. Wir führen keine langen Gespräche, wir sitzen einfach da, füllen unsere Tüten ab, lachen viel über nichts im besonderen. Wir arbeiten systematisch, und wenigstens wissen wir, dass wir etwas tun, um all diesen Flüchtlingen zu helfen. Eigent-lich spricht niemand über den Krieg - wir alle kennen die Nachrichten, so warum sollten wir sie wiederholen. Das Schöne an unserer Arbeit ist die bunte Mischung der Helfer: die Frau, die die Tagesstätte leitete, Hausfrauen, , die ihre Freundinnen bitten, mitzukommen und zu helfen, die Studenten, die plötzlich keine Vorlesung mehr haben, Angestellte, die nach der Arbeit kommen, Mütter, die mit ihren Kindern kommen, junge Flüchtlinge, die etwas ge-funden, was sie in der vielen Freizeit tun können.
In den vergangenen drei Wochen habe ich Menschen getroffen, die ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, um anderen zu helfen und Menschen, die beschlossen haben so weiterzuleben, als hätte sich nichts geändert.
(Der ganze Artikel unter http://frombeirutwithlove.bloqspot.com/)

Convoy in den besetzten Südlibanon
Ein Menschenkonvoi in den Südlibanon wird organisiert werden, um durch unsere Gegenwart unsere Solidarität mit den Dorfbewohnern zu demonstrieren. Die Organisatoren schreiben: "Angesichts der Drohung und öffentlichen Ankündigung Israels, noch mehr Städte und Dörfer im Südlibanon zu zerstören, rufen wir auf zur Solidarität mit den Bewohners des Südens, die sich entschlossen haben zu bleiben und Widerstand zu leisten. Mit diesem Aufruf bekräftigen wir unsere Bereitschaft, an ihrer Seite zu stehen, indem wir in einem Konvoi zu den Dörfern und Städten im Süden reisen und damit unsere Solidarität mit ihnen und unsere Ablehnung von Israels derzeitiger Politik der Zerstörung zum Ausdruck bringen. Mit diesem Aufruf bitten wir Euch, (1) die Zwangsvertreibung zu verurteilen, (2) das Recht der Einwohner zu verteidigen, auf ihrem Land und in ihren Häusern im Süden zu leben und (3) Euch unserem Konvoi anzuschließen.



Erhalten von Flüchtlingskinder im Libanon e.V.
www.lib-hilfe.de

Mit der Anmerkung: "Wir kommen mit der Übersetzung leider nicht nach, da auch viele Informationen über die Aktivitäten unserer Partnerorganisation im Libanon dabei sind, die vielleicht nicht alle Empfänger im Detail interessieren. Diese Infos findet Ihr auf unserer Internet-Seite in Deutsch. Die Informationen zur allgemeinen Lage hier deshalb teilweise nur in Englisch."

Libanonkrieg Tag 22
The National Institution of Social Care and Vocational Training, Lebanon

Der Teufelskreis der Gewalt geht weiter. Heute, jedoch, möchte ich eine kleine Geschichte mit Schauplatz Qana 1 und Qana 2 erzählen, die in Annahar (liban. Tageszeitung) veröffent-licht wurde.

Fida'a, ein Mädchen aus Qana war gerade acht Jahre, als die erste Katastrophe über Qana hereinbrach. Sie überlebte das Massaker, verlor aber ihre Mutter und vier Geschwister. Jetzt nach Qana 2 ist Fida'a verschwunden. Niemand weiß, ob sie aus Qana weggegangen oder immer noch dort ist. Nach dem ersten Massaker konnte Fida'a nicht über ihre Leiden sprechen. Nach zweijähriger psychologischer Behandlung fing sie an, sich in Zeichnungen auszudrücken. Ihre beiden ersten Zeichnungen waren unglaublich ausdrucksstark aber entsetzlich. Sie hatte ein Haus inmitten von Bäumen und bunten Blumen gemalt. In der zweiten Zeichnung kommen israelische Flieger, die Qana beschießen. Im Haus sieht man zwei Mädchen, das eine ohne Kopf, das andere mit nur noch einem Arm. Vor dem Haus sitzt eine Frau, die ihr Baby stillt, doch sie hat keinen Kopf mehr. Neben dem Haus steht ein verbrannter Baum. Nachdem sich durch die Zeichnungen etwas gelöst hatte, fing Fida'a wieder an zu sprechen. Die meisten überlebenden Kinder von Qana 1 tragen am Hals kleine Photomontagen mit Bildern ihrer Angehörigen. Im Verlauf der psychotherapeutischen Behandlung der Kinder stellte sich heraus, dass sie unter großen Schuldgefühlen leiden, weil sie am Leben sind, während die anderen starben. Wie werden sie sich fühlen nach diesem zweiten Massaker in Qana. Werden auch die alten Wunden wieder bluten?

Hier kann man nicht mehr von Kampfhandlungen sprechen, es ist nur noch Zerstörungswille, der sich gegen die Zivilbevölkerung richtet, gegen ihre Lebensgrundlage, ihre Behausungen, gegen alles, was ihnen Sicherheit gewähren könnte. Die Israels entschuldigen sich damit, sie würden Flugblätter abwerfen, in denen die Zivilisten aufgefordert werden, ihre Dörfer zu verlassen, aber wir fragen, auf was für einer Rechtsgrundlage so etwas erlaubt sein soll. Vielleicht hat Hussien, das in Qana 2 getötete Baby, jenes Flugblatt nicht gelesen und seine Mutter auch nicht. Und wie hätten sie fliehen sollen auf zerstörten Straßen und Brücken und von Jagdfliegern verfolgt. Vielleicht sind die Aggressoren auch zu dem Schluss gekommen, Hussien und seine Mutter könnten Raketen zu den Kämpfern bringen.

NISCVT

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Libanonkrieg Tag 21
The National Institution of Social Care and Vocational Training, Lebanon

Libanon verliert immer mehr Kinder, während die, die am Leben sind, auf ein Wunder warten, vielleicht ähnlich dem, das Jesus in dem unglücklichen Kana vollbrachte. Die angebliche 48-stündige Aussetzung der Luftangriffe ging letzte Nacht zu Ende und jetzt erwarten wir weiteres Töten.

Wir bedauern, dass wir euch mit so schrecklichen Nachrichten strapazieren, aber wir wissen auch, dass ihr uns begleitet auf diesem "Trail of Tears" (Zug der Tränen / Marsch der 1000 Meilen). Diejenigen, die diese Geschichte nicht kennen, können sie auf der gleichnamigen Webseite nachlesen. Sie ereignete sich vor vielen Jahren in Amerika, dem Land der Freiheit, als man einem Indianerstamm befahl, sein angestammtes Land zu verlassen, um Platz für neue Siedler zu schaffen. Der Zug war nicht schön anzusehen, und so musste man vermeiden, dass er durch die Städte der Weißen zog, was für die Indianer wiederum einen endlos langen Marsch bedeutete auf einem Weg, der getränkt ist mit den Tränen der Mütter, deren Kinder an Hunger und Kälte starben.

Vielleicht wiederholt sich die Geschichte, und unser Volk muss alle paar Jahre auf einen neuen "Trail of Tears" in Palästina und jetzt im Libanon. Im Südlibanon hat man ihnen befohlen ihre Dörfer zu verlassen, anderenfalls würden sie strengsten bestraft. Und in der Tat haben sie sich auf einen langen Marsch begeben auf der Suche nach Sicherheit über zerstörte Straßen und gejagt von Kriegsfliegern.

Zurück zur Statistik:
Tote: 828
Verletzte 3.500

Es ist anzunehmen, dass noch weitere Todesopfer unter den Trümmern begraben liegen. Auf dem Beiruter Flugplatz landen Flugzeuge, die Hilfsgüter aus verschiedenen arabischen Ländern bringen. Es sind nur Militärmaschinen, da der zivile Luftverkehr nicht erlaubt ist. Aus Saudi Arabien und Ägypten trafen zwei Feldlazarette mit medizinischem Personal ein. Weiter Schiffe aus Europa werden demnächst ankommen.

Verteilung der Hilfsgüter in den Lagern, durchgeführt von den zusammengeschlossenen NROs:
Rashidiyeh: Wasch- und Reinigungsmittel
Shatila: Lebensmittelrationen für weitere 260 Familien
Baalbeck: Lebensmittel für Flüchtlinge und Lagerbewohner
Burj el-Barajneh: Lebensmittel für Flüchtlinge und Lagerbewohner

Wir müssen daran erinnern, dass viele Lagerbewohner Freunde und Verwandte aufgenommen haben und dass deren Mittel äußerst begrenzt sind. Die UNRWA verteilt Hilfsgüter in El-Buss und in Burj el-Shemali, die beide sehr arm sind und wo jetzt viele Flüchtlinge untergekommen sind. Die UNRWA wird ihre Arbeit dort fortsetzen.

Die Tatsache, dass eine Unmenge von Menschen keiner Arbeit mehr nachgehen können, führt zu immensem Druck auf allen Ebenen: Bauern, die ihre Dörfer verlassen mussten, Tagelöhner, Fischer, die nicht mehr aufs Meer dürfen, Arbeiter, deren Arbeitsplätze zerstört wurden, Beschäftigte der Tourismusbranche (ca. 100 000) und viele andere. Eine äußerst beunruhigende Nachricht ist die von der Umweltkatastrophe im Mittelmeer. Nachdem Israel ein Kraftwerk an der Küste von Jiyeh zwischen Saida und Beirut bombardiert hat, sind dort 15000 Tonnen schweres Heizöl ins Meer gelaufen. 25 000 Tonnen stehen in Brand, wobei bisher eine 30 km lange Giftwolke entstanden ist. Es handelt sich hierbei um die größte Umweltkatastrophe, die es je im Mittelmeer gegeben hat, und sie wird schlimmste Auswirkungen haben nicht nur auf den Libanon sondern auf alle östlichen Anrainerstaaten einschließlich Israels. Der Ölteppich ist jetzt 70 km von Libanons 220 km langer Küste und erreicht Haifa und Latakia in Syrien. Die Strände und Felsen sind überzogen mit Ölschlamm, doch wegen der gefährlichen Lage kann nicht mit der Reinigung begonnen werden.

Wie immer zählen wir auf eure Solidarität
NISCVT

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Libanonkrieg Tag 20
The National Institution of Social Care and Vocational Training, Lebanon

Obwohl Israel einer 48-stündigen Aussetzung der Luftangriffe zugestimmt hatte, sind viele Dörfer im Süden bombardiert worden.

Die Bilder von der Stadt Bint Jbeil zeigen das unvorstellbare Ausmaß der Zerstörung... es ist als hätte es diese Stadt nie gegeben. Wir haben herzzerreißende Bilder gesehen, so schlimm, wie die von Qana, von alten Menschen, die aus dem Gebiet evakuiert wurden, manche von ihnen behindert, manche blind, verwirrt, manche wussten nicht einmal mehr ihren Namen und erkannten niemanden. Sie waren nicht in der Lage, die Ambulanzen auf eigenen Füßen zu verlassen und wurden von den tapferen Helfern des Roten Kreuzes und des zivilen Sicherheitsdienstes heraus getragen. Reporter erklärten, dass viele Dörfer in der Umgebung von Bint Jbeil dem Erdboden gleich gemacht worden sind, dass von streunenden Hunden angefressene Leichen herumliegen und über allem ein unerträglicher Verwesungsgeruch liegt.

Ein Konvoi von 160 Autos erreichte gestern Sidon mit Zivilisten aus christlichen Dörfern, die auch bombardiert wurden und in denen nicht einmal die Kirchen verschont wurden. Sidon (Saida) quillt über von Menschen auf der Flucht. Dies ist ihre erste Station, hier müssen sie bleiben, bis sie wissen, wie und wohin es weitergehen soll. Und die Todesmaschinerie arbeitet weiter mit nicht enden wollendem Appetit nach mehr Toten, mehr Zerstörung mehr Leiden.

Man findet keine angemessenen Worte mehr, Worte sind leer geworden, sie haben keine Bedeutung mehr, sie sind außer Kontrolle, wie von einem anderen Planeten. Denkt man an die 800 Tausend Flüchtlinge und ihre täglich steigende Zahl, dann erkennt man, dass dies eine zweite Nakba ist ( Katastrophe der Vertreibung und Flucht der Palästinenser 1948). Obwohl Hilfsorganisationen alles mögliche versuchen, die Situation zu bewältigen, so ist es doch äußerst schwierig entfernte Regionen zu erreichen, auch wegen der zunehmenden Treibstoffverknappung.

In Zusammenarbeit mit anderen NROs haben wir heute an folgende Familien Lebensmittelrationen verteilt: Rashidiyeh 200, Shatila 1300, Burj el-Barajneh 2000. Die UNRWA wird heute mit der Zuteilung in Burj el-Shemali und El-Buss beginnen. Die Reis- und Zuckervorräte unserer Zentren wurden ausgeteilt, ebenso alle Matratzen, die wir dort hatten.

Bei den oben genannten Familien handelt es sich um die aktuellen Flüchtlinge. Zusätzlich zu ihnen erhalten die von uns gesponserten (palästinensischen) Familien und die Familien unserer ca. 100 Mitarbeiter Lebensmittelrationen. Wir möchten unseren Freunden außerdem noch mitteilen, dass die meisten der Lagerbewohner jetzt arbeitslos sind und ihre Geldreserven zu Ende gehen. Sie können sich daher nicht in sicherere Gebiete zurückziehen, da sie die Transportkosten, die wegen der hohen Nachfrage und der Bezinknappheit ins Unermessliche gestiegen sind, nicht bezahlen können. Es hat sich gezeigt, dass die meisten NROs, genau so wie die UNRWA, den Schwerpunkt ihrer Arbeit in der Lebensmittelzuteilung sieht. Wir haben daher beschlossen, jeder von uns betreuten Familie zwischen 75 und 100$ auszuhändigen. Mit der Verteilung wollen wir morgen beginnen.

The National Institution of Social Care and Vocational Training

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Libanonkrieg Tag 18 + 19
The National Institution of Social Care and Vocational Training, Lebanon

Der letzte Samstag endete mit der Beisetzung von 31 Todesopfern in einem Massengrab in Tyrus.... und der Sonntag begann mit den grauenvollen Bildern der Kinder von Qana. Wieder einmal waren es die schwachen Kinder von Kana, Herr Präsident, denen die Kinder Israels ihre Geschenke schickten. Ihre intelligenten Systeme haben die Kinder von Qana entdeckt, wie sie Raketen auf Ihr geliebtes Israel abfeuerten, und also mordete ein tapferer Kriegspilot mit der Lizenz zum Töten in wenigen Sekunden 63 Menschen dahin! 37 Kinder. 15 von ihnen behindert.... und wir haben den Auftrag, unsere Kinder über die so genannten Rechte des Kindes aufzuklären... oder besser gesagt, sie zu belügen, was diese Rechte betrifft. Aber historische Belege zeigen unseren Kindern etwas anderes. Sie zeigen ihnen eine Folge von Massakern von Dair Yassin, Quibia, Sabra und Shatila, Baher el-Bakar, Qana 1, Qana 2, und Gott weiß, wo sonst noch, so als ob diese einzige Demokratie des Nahen Ostens nur durch Massaker und das Töten unschuldiger Kinder überleben kann. Ja, sie haben die Lizenz zum Töten, und sie sorgen dafür, dass unsere Kinder sterben, bevor sie erwachsen werden. Man fragt sich nur, ob jener Pilot auch die Halde voller Kinderleichen in Plastik- säcken gesehen hat, oder ob der Herr Präsiden sah, wie seine intelligenten Geschosse Autos jagen, die voll gepackt sind mit Frauen und Kinder auf der Flucht in die Sicherheit, oder Kurs nehmen auf Ambulanzen und LKWs, die Lebensmittel und medizinische Hilfsgüter geladen haben... und er die Frechheit besitzt, immer noch von Menschenrechten zu sprechen und davon, der Region die Demokratie zu bringen. Wie viele Kinder müssen noch sterben, damit wir in den Genuss dieses Geschenkes kommen. Wie viele Mütter müssen ihre Kinder sterben sehen und in Dankbarkeit dem versprochenen Paradies auf Erden entgegensehen. Haben Sie, frommer Herr Präsident, die Bilder von unseren toten Kindern vor oder nach Ihrem sonntäglichen Gottesdienstbesuch gesehen? Als Sie Ihr "Hail Mary" (Gegrüßest seist du Maria) sprachen, haben Sie da daran gedacht, dass jede einzelne Mutter in Libanon und Palästina zu einer neuen Maria geworden ist, auf deren Kinder der Hagel (hail) Ihrer Bomben und tödlichen Raketen fällt. Verstehen Sie endlich, dass jedes Kind in Libanon und Palästina, egal ob tot oder lebendig, ein kleiner gekreuzigter Jesus geworden ist. Wir senken unsere Augen voll Scham über das, was wir sehen, aber wir können die Wut, die unsere Herzen zerreißt, nicht mehr länger hinunterschlucken. Sind Scham und Wut die wundertätigen Grundlagen für den kommenden FRIEDEN im NEUEN NAHEN OSTEN? Es reicht, doch unglücklicherweise hört uns niemand, und Mrs Rice wartet weiter auf den geeigneten Zeitpunkt für den Waffenstillstand.

Hier die Liste der Verluste einer Volkswirtschaft, die versuchte sich von einem langen Krieg zu erholen:
Tote: 750, ein Drittel davon Kinder
Verletzte: 3222, auch hier sehr viele Kinder
Infrastruktur: Schadenssumme 721 Millionen Dollar
Wohnhäuser, Läden, Werkstätten, Fahrzeuge: 1.144 Millionen
Industrieanlagen: 180 Millionen
Tankstellen: 26 Millionen
Wird gegen dieses winzige Land ein Weltkrieg geführt?

NISCVT

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Libanonkrieg Tag 17 ...
The National Institution of Social Care and Vocational Training, Lebanon

Die heftigen Kämpfe gehen weiter, insbesondere im Süden, wo jedes Dorf zum Bombenziel geworden ist, und in der Bekaa Ebene. Das Gesundheitsministerium beziffert die Zahl der Toten mit 600, von denen ein Drittel Kinder sind. Zwischen 88 und 100 Tote sind unter Häusertrümmern begraben und können nicht geborgen werden. Der Zustrom von Menschen, die versuchen, sichere Gebiete zu erreichen, reißt nicht ab. Gestern konnte die UNIFIL 250 Personen, überwiegend Frauen und Kinder evakuieren. Die christlichen Dörfer im Süden nehmen viele Flüchtlinge bei sich auf, so dass sich deren Einwohnerzahl verdreifacht hat, während die zur Verfügung stehenden Lebensmittel drastisch abnehmen. Ein Hauptproblem ist die Versorgung mit Trinkwasser. So haben z. B. Leute angefangen, Wasser aus einem Bassin zu trinken, in dem Farmer normalerweise ihre Tabakernte waschen. Obwohl die Israelis behaupten, sie würden den Menschen genau definierte Fristen einräumen, während der sie ihre Dörfer räumen könnten, attackieren sie weiterhin die Straßen, die in die Sicherheit führen sollen. In 600 Schulen sind Flüchtlinge untergebracht worden, viele sind bei Freunden und Verwandten untergekommen. Obwohl gestern zwei Flugzeuge mit medizinischen Hilfsgütern aus Ägypten und Jordanien auf dem Beiruter Flugplatz gelandet sind, ist er immer noch geschlossen. Die Sicherheits-korridore für den Transport humanitärer Hilfe sind eine Illusion, wie es der Direktor der belgischen Sektion von Mιdecins sans Frontiθres ausdrückte. Der WHO Sprecher in Genf sagte: "Viele Menschen sind von der Versorgung abgeschnitten und mit dem Ausbruch von Seuchen muss gerechnet werden."

Die palästinensischen Lager haben 2000 Familien aufgenommen, allein in den Lagern im Süden sind es zwischen 8 und 10 Tausend Personen. Die meisten sind im Lager Ein el-Helwe in Sidon untergekommen. Im Norden haben die beiden Lager Naher el-Bared und Beddawi 520 Familien aufgenommen, und während ich dies hier schreibe sind weitere dreißig Familien in Beddawi angekommen. Die palästinensischen Flüchtlinge teilen ihre Zimmer, ihre Schulen, ihre Moscheen und ihr Essen mit den libanesischen Familien. Dies führt zu einer Verknappung von Matratzen, Trinkwasser und Medikamenten. "Bisher haben wir untereinander eine halbe Kartoffel geteilt. Als die Flüchtlinge kamen, mussten wir sie noch einmal teilen. Wir haben fast keine Kartoffeln mehr. Menschen, die nichts besitzen, helfen Menschen, die nichts besitzen. Das ist die Ironie des Krieges," sagte ein Mann aus dem Lager al-Buss. Ein anderer sagte: "Wir sind jetzt eine Nation, die der Schmerz und die Not geeinigt haben."

Einige Familien aus den Lagern in Beirut sind auch Richtung Norden gezogen, obwohl keines der Lager dort beschossen worden ist, aber die Erinnerung an frühre furchtbare Erlebnisse versetzen die Menschen in Panik.

Unsere Mitarbeiter kooperieren mit anderen NROs. Auf speziellen Formularen werden Informationen über jede Familie festgehalten, um die Zuteilung der benötigten Hilfe zu erleichtern. Eine Jugendgruppe hat damit begonnen, den Müll, der sich im Lager angesammelt hat, zu entsorgen. Andere Gruppen sind dabei, die Schutzräume im Lager für den Notfall vorzubereiten. Sie müssen gesäubert werden, Belüftungsvorrichtungen und Licht müssen installiert, Wasser und Feuerlöscher bereitgestellt werden. Einige Jugendliche wurden in erster Hilfe ausgebildet, damit sie im Falle eines Angriffs auf die Lager einspringen können.

Wir nehmen an, dass es noch längere Zeit dauern wird, bevor die Kämpfe aufhören. Neue Wunden werden in diesem müden Land aufgerissen, bevor die alten verheilt sind. Wer sagte, in Krieg stecke Logik?

Eure Solidarität ist die einzige Logik, die in diesem Wahnsinn übrig geblieben ist.

NISCVT

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Libanonkrieg Tag 16...
The National Institution of Social Care and Vocational Training, Lebanon

Jedes einzelne Dorf im Südlibanon und die Stadt Tyros sind Ziel heftiger Bombardierung aus der Luft und von der See.

Um das Land zu lähmen und noch mehr Chaos und Leiden zu schaffen, werden vermehrt Lastwagen in den angeblich sicheren Korridoren angegriffen... Drei mit Gemüse beladene Lastwagen wurden gestern in der Bergstadt Dhour Chouir bombardiert, auf der einzigen offenen Straße, die von dieser Region nach Beirut führt. In der Bekaa Ebene wurden drei weitere LKWs, die medizinische Hilfe nach Beirut bringen sollten, beschossen. Einer der Fahrer wurde getötet. " Israel hat bis jetzt mehr als 450 LKWs beschossen, egal ob sie fuhren oder geparkt waren", sagte der Chef der LKW Fahrer-gewerkschaft. "Gezielt wird auf alles, vom Pick up mit einer Ladeka-pazität von 300 kg bis zu großen mit 40 Tonnen".

Die Regierung ist in Verhandlungen, damit UNRWA- und CARITAS- Fahrzeuge Hilfsgüter in die verwüsteten Gebiete bringen können, hauptsächlich zu den Menschen, die in den südlichen Lagern in der Falle sitzen und in die christlichen Dörfer im Süden, wohin viel Familien geflüchtet sind und die jetzt unter dem Mangel an Lebensmitteln, Trinkwasser und medizinischer Versorgung leiden. Obwohl einige Flugzeuge mit Hilfsgütern auf dem Beiruter Flughafen gelandet sind, ist bis jetzt nicht sichergestellt, dass in den Sicherheitskorridoren die Sicherheit auch garantiert ist.

Tausende Opfer und tausende grauenerregender Geschichten, die jeden mit Wut und Verzweiflung erfüllen.

Zahra war auf dem Weg ins Krankenhaus, aber ihr Baby kam vor-zeitig auf dem Rücksitz des Taxis zur Welt. Das Taxi geriet in einen Luftangriff, in dem Zahras zwei Söhne und das Neugeborene, das kaum einen Blick auf diese irrsinnigen Welt erhascht hatte, im Bombenhagel starben. Die Mutter liegt schwer verletzt im Krankenhau sin Tyrus, das Baby in einem winzigen Plastiksack zusammen mit anderen Toten in einem Kühl-LKW.

Im Beiruter Regierungskrankenhaus liegt die neunjährige Samah. Eine Splitterbombe hat ihrem kleinen Körper unzählige schmerzhafte Wunden zugefügt, die sie keine Ruhe finden lassen. Ihre schwarzen Augen mit den langen Wimpern sind geschlossen, sie will nicht essen und nicht sprechen. Samah hat eine lange Reise unter großen Schmerzen hinter sich. Von ihrem Dorf im Süden wurde sie nach Tyrus ins Krankenhaus gebracht und von dort nach Beirut, wo schwere Fälle behandelt werden. Samah war im Hof ihres Hauses, als ein Flieger Bomben abwarf. Die in den Hof stürzende Mutter fand ihren Onkel an Kopf und Brust getroffen, der Vater hielt Samah in seinen Armen, ihre älteste Tochter lag blutend auf dem Boden. Der Vater ist mit Samahs drei Geschwistern im Dorf geblieben, die Mutter ist mit Samah nach Beirut gegangen.

In einer überfüllten Schule saß die 80jährige Khadija und sah den Kindern beim Spielen zu, als eine Nachbarin ihr ein Stück Brot brachte und darauf bestand, dass sie es esse. Aber Khadija weigerte sich. Sie zeigte auf die Kinder und sagte: "Sie kommen zuerst dran, sie haben die Priorität." Khadija ist Diabetikerin und am rechten Auge hat sie eine bakterielle Infektion. Jetzt hat sie keine Medizin mehr. Vielleicht wünscht sie nur noch in Würde zu sterben und anständig begraben zu werden.

Ein ganzes Land mit allen seinen Bewohnern und allem, was darauf existiert, ist in Geiselhaft und wird Tag und Nacht von Bomben werfenden Fliegern heimgesucht. Während die unschuldigen Menschen des Libanon ihr Kreuz zu ihrer Kreuzigung schleppen, bestehen die USA auf ihrem NEIN zum Waffenstillstand und verschiffen weiter Waffen nach Israel.

Begreife es, wer will. Es gibt nichts mehr zu sagen. Vielleicht gibt es morgen einen neuen Tag.

NISCVT

Erhalten von Flüchtlingskinder im Libanon e.V.
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Libanonkrieg Tag 15.
The National Institution of Social Care and Vocational Training, Lebanon

Es hat sich nichts grundsätzliches geändert...Sichere Passagen, worauf die Menschen warten, sind bis jetzt nicht bestätigt, obwohl einige Schiffe durchkommen, vor allem um Ausländer zu evakuieren. Gestern sind 3 jordanische Militärmaschinen mit medizinischem Material in Beirut gelandet. Andererseits wurde ein Lastwagen aus den Emiraten mit medizinischem Material in der Nähe der syrischen Grenze getroffen, wobei der Fahrer getötet wurde und die ganze Ladung verbrannt ist. Die sicheren Korridore sind extrem wichtig, wenn ausreichend Hilfe die eingeschlossenen Menschen erreichen soll. Die vorgeschlagenen Korridore sollen über die nördliche Grenze zu Syrien, die Häfen von Beirut, Tripoli und Tyros und über den Beiruter Flughafen führen. Wir hören, dass diesen Korridoren zugestimmt worden ist, aber aber es ist noch immer ungeklärt, wie sie tatsächlich funktionieren sollen. (Ergänzung: Ein Schiff mit Hilfsgütern liegt noch immer vor Saida und Israel gibt keine Zustimmung zur Entladung).

Die Opfer unter der Zivilbevölkerung wachsen täglich und letzte Nacht haben die Flugzeuge die Stadt Tyrus mit schwerem Beschuss überzogen.

In den südlichen Lagern hält der Zustrom libanesischer Familien nach Bourj Al-Shemali und Rashidiye an, während andereseits 30% der dortigen Bewohner in die Camps bei Saida und Beirut und nach außerhalb des Libanon fliehen. In Rashidiye haben viele Familien die Frauen und Kinder evakuiert, Lebensmittel sind noch vorhanden, aber sie nehmen ab und die Vorräte können nicht erneuert werden. Manchmal riskieren sie es, Lebensmittel nach Bourj Al-Shemali zu bringen, das unter Lebensmittelmangel leidet, weil es ein sehr armes Camp ist und es zudem keine Bäckerei im Lager gibt. In Bourj Al-Shemali sind 118 libanesische Familien untergekommen. Sie wurden von den palästinensischen Familien aufgenommen, die mit ihnen ihre ohnehin kärgliche Nahrung teilen. Es gibt kein Strom mehr im Lager und die Dieselvorräte für die Generatoren sind aufgebraucht, deshalb kann auch kein Wasser mehr in die Häuser gepumpt werden. Mit Seilen und Eimern versucht man, sich zu behelfen. Natürlich sind die Luftangriffe rund um die Lager ununterbrochen und das Bombardement von Tyros gestern Abend hat die Einwohner total schockiert. Es ist offensichtlich, dass diejenigen Palästinenser und Libanesen, die zurück bleiben müssen, die Allerärmsten sind, die über keine Transportmittel verfügen und die hohen Preise von bis zu 200$ nicht bezahlen können, die manche Fahrer verlangen.

Flugzeuge fliegen die ganze Nacht über Beirut und die christlichen Gebiete in den Bergen, was Angst und Frustration unter den Menschen verbreitet, Krieg ist auch psychologisch...

Das einzig Positive, was wir feststellen können, ist die Einheit aller Gruppierungen des libanesischen Volkes angesichts dieses Elends. Menschen aus allen Regionen nehmen die Flüchtlingsfamilien auf und helfen, soweit sie können.

Eure Solidarität gibt uns Hoffnung; großer Druck ist nötig, um einen Waffenstillstand zu erreichen und sichere Korridore zu öffnen.

NISCVT

Geschichten von menschlichem Leid machen in diesen Tagen die Runde. Es ist nicht ungewöhnlich, Kinder, alte Frauen und Kranke entlang allen verfügbaren Straßen von Süden nach Norden unter den Bäumen schlafen zu sehen, die Glücklichen unter ihnen sind in Schulen untergebracht. Jede Familie hat schreckliche Geschichten zu erzählen und die meisten Kinder haben furchtbare Szenen gesehen, die sich nicht aus ihrem Gedächtnis tilgen lassen. Überall findet man verschreckte Menschen, die nach Familienmitgliedern fragen, die zurück geblieben sind, unter Feure gekommen sind, getötet oder verletzt worden sind während der Flucht. Wir möchten ein bisschen Licht auf diese Geschichten werfen, vielleicht erzeugen sie den nötigen Druck für irgendeine Art von Lösung.

Eine unglaubliche Geschichte kam aus Tyros...einhundert Leichen von Menschen, deren Namen und Herkunftsorte bekannt waren, lagerten in den Kühlräumen des Krankenhauses und die Familien konnten nicht hinkommen, um sie zu beerdigen. So musste das Krankenhaus, das den Platz dringend benötigte, die Toten im Krankenhausgarten vergraben. Yousef Zien, der sich nach dem Schicksal seines Bruders Mounir und dessen Familie erkundigte, musste erfahren, dass die ganze Familie mit 4 Kindern, Vater und Mutter getötet und an der Stelle begraben worden ist.

"Für 10 Tage haben wir im Auge des Todes gelebt", sagt Fatima. Sie floh mit ihrem Mann und 6 Kindern im Alter von 3-17 Jahren aus ihrem Dorf Qana, wo 1996 200 Menschen bei einem israelischen Luftangriff getötet wurden, nachdem sie dort bei den UNIFiL-Truppen Schutz gesucht hatten. Fatima erzählt ihre Geschichte: "Wir haben versucht, das Haus nicht zu verlassen...10 Tage lang hörte das Bombardement nicht auf, so wurden viele Häuser rund um uns zerstört. Ich stellte jedes Kind in eine Ecke des Zimmers, gab ihm, was immer noch zu essen übrig geblieben war, wobei mir das Herz wie Feuer brannte. Ich ging ständig von einem zum anderen, drückte es an meine Brust und fragte mich in großem Schmerz, welches ich als erstes verlieren würde, welches als erstes vor meinen Augen in Stücke gerissen werden würde, oh Gott, ich konnte es nicht ertragen, mir das vorzustellen. Schließlich entschieden wir uns, zu gehen. Draußen trafen wir auf den Milchmann, der uns anbot, uns in seinem Auto mitzunehmen...Es war die schrecklichste Reise, die man sich vorstellen kann... auf der Straßen standen brennende Autos mit Menschen darin...Granaten fielen wie Regen zwischen den fliehenden Autos und den zu Fuß rennenden Menschen. Es war das reine Glück, am Leben zu bleiben. Ich kann die Szenen nicht glauben, die ich gesehen habe. Die schlimmste war ein alter Mann, der auf einem Motorrad floh und getroffen wurde. Seine Beine wurden abgerissen und er schlug auf die Straße wie ein geschlachtetes Küken, um Hilfe flehend und kein Auto traute sich, anzuhalten und ihm zu helfen... sogar das Rote Kreuz konnte wegen der starken Angriffe nicht halten." Fatima umarmte ihre kleine Tochter, die noch unter Schock stand. "Jetzt sind wir sicher in Beirut. Ich bitte Gott nur, meine Kinder zu schützen. Bitte nimm alle meine Habe, aber verschon meine Kinder...."

Man kann nicht aufhören, sich zu wundern, was die Israelis tun!!! Wenn sie wirklich Frieden wollen, was für einen Frieden wollen sie dann, wenn sie sich gleichzeitig mit extremem Schmerz, Wut und Hass umgeben. Kann irgendjemand ein sicheres Leben erwarten, wenn er von verbrannten Land umgeben ist? Was für eine Logik ist das?

NISCVT

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Libanonkrieg

The National Institution of Social Care and Vocational Training, Lebanon
Liebe Freunde,
hiermit möchten wir Euch darüber informieren, dass in der letzten Nacht (24.7.06) das Flüchtlingslager Rashidiye aus der Luft bombardiert worden ist und fünf Menschen verletzt wurden. Das Ziel war eine Bäckerei! Vielleicht wurde dieses Ziel ausgesucht um sicher zu stellen, dass die Menschen hungern oder weil Brot vielleicht eine neue Waffe geworden ist in diesem babarischen Krieg gegen alle menschlichen Werte. Nebenbei bemerkt für all diejenigen, die sich sorgen machen um jene, die sie aus Rashidiye kennen: Alle sind unverletzt. Jedoch musste Mariam ihr Leben riskieren, um ihre Mutter nach Saida zur Dialyse zu bringen (solche Geschichten sind überall alltäglich).

Alles was wir sagen ist bedeutungslos angesichts der Wirklichkeit, die jenseits aller Vorstellungskraft liegt, die Dinge, die hier passieren entbehren jeder Logik. Nirgends kann man eine Beschreibung in irgendeiner Sprache oder in irgendeinem Wörterbuch finden, die die Ummenschlichkeit dieser Situation beschreibt. Das Wort Terrorismus kann die volle Bedeutung der laufenden Attacken nicht beschreiben, die auf alle zielen, die Menschen zu helfen versuchen, ein Vernichtungsfeldzug gegen Menschen und Schutzräume.

Der Libanon ist in kleine voneinander gertrennte Stücke zerschnitten, was es extrem schwierig macht, Menschen und Material zu bewegen.

Die Solidarität unserer Freunde ist in diesen Tagen überlebenswichtig, vielleicht so wichtig wie Essen und Medizin. Es ist mehr als dringlich, weiter auf jedmögliche Art und Weise Druck auf Eure Regierungen zu machen, auf die USA, auf Israel, auf die Vereinten Nationen, um den Wahnsinn sofort zu stoppen. Es ist höchste Zeit, dass die Freie Welt es den schwachen Länder ermöglicht, einige der Menschenrechte zu praktizieren, deren Theorie sie mit viel Geld gelehrt worden sind.

Wie Ihr wisst, haben viele Familien in den Flüchtlingslagern Schutz gesucht und es ist dringend nötig, die UNRWA in die Lage zu versetzen, diese Camps, vor allen Dingen im Süden, zu erreichen, um Essen und Medikamente zu liefern.

Kassem kommt gerade von einem Treffen, wo er erfahren hat, dass sämtliche Straßen in den Süden zerstört sind und kein UNRWA-Lastwagen mehr durchkommen kann. Die einzige Möglichkeit ist von Beirut übers Meer zum Hafen von Tyrus. Aber dies muss mit den Israelis abgesprochen werden, damit sie eine sichere Route für die Transporte gewährleisten. Bitte, lasst es alle Welt wissen, dass die Hospitäler im Süden nicht mehr in der Lage sind, mit der Situation fertig zu werden, ihnen fehlt es an Allem, was sie an medizinischer Ausrüstung benötigen, sogar an Plastiksäcken für die Leichen.

In Zusammenarbeit mit den Nichtregierungsorganisationen werden täglich Treffen mit den Vertretern der Volkskommittees der Flüchtlingslager abgehalten, um die gangbarsten Möglichkeiten für Hilfsaktionen für die Vertriebenen und die in Not geratenen zu beschließen. Denn es gibt jetzt keine Arbeit mehr, die Menschen haben kaum Geld, besonders die Tagelöhner. Andererseits müssen wir uns vergegenwärtigen, dass wir bereit sein müssen, um die die Palästinenser aus den Lagern im Süden in Empfang zu nehmen, wenn Israel die Evakuierung der Flüchtlingslager anordnet. Dann wird es ein Disaster geben.

Jedoch, wir überlegen, dass die Familien auf die NGOs entsprechend deren Fähigkeiten verteilt werden. Wir von BAS sind bereit, mit Eurer Hilfe die verantwortung für 3000 Familien zu übernehmen, 1000 unserer eigenen Familien und 2000 Familien, die von verschiedenen Lagern kommen werden. Wenn wir jeder Familie 100$ zuteilen könnten, wäre das eine große Hilfe. Natürlich können wir keine genauen Zahlen angeben, da sie sich täglich ändern. 3000x100$ = 300.000$ hoffen wir, zur Verfügung stellen zu können.
Vielen Dank und herzliche Grüße
National Institution of Social Care and Vocational Training
Spenden bitte unter dem Stichwort "Libanonkrieg" auf das Konto "Flüchtlingskinder im Libanon e.V." Kto.-Nr.: 6337007 bei Volksbank Reutlingen, BLZ: 640 901 00
Erhalten von Flüchtlingskinder im Libanon e.V.
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Palästina-Reisebericht
von Annette, 25.11.06

Bin jetzt schon seit dem 29.10.06 von der Palästina-Reise vom 17.-28.10.2006 zurück - und bin immer noch wie gelähmt von dem, was ich in Palästina persönlich gesehen und erlebt habe. Es ist für mich unfassbar, was sich diese (…) Besatzungsmacht alles ungestraft erlauben kann und wie sie in diesem Tun direkt oder indirekt fast weltweit unterstützt wird!

In meiner Betroffenheit möchte ich hauptsächlich von den Dingen berichten, die mich am meisten schockiert haben. Ein kompletter Bericht würde zu lang werden. Dabei waren wir "nur" in der West Bank - nicht in Gaza, wo alles noch viel, viel schlimmer ist.

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1.) Bethlehem: Eingemauert, schlimmer wie die Berliner Mauer. Eine mindesten 8 m hohe Betonwand mit vielen noch höheren Wach - Schießtürmen.

Z.B.: Freitag, den 20. 10.2006, Ramadan, Bethlehem Checkpoint: Viele fromme Moslems wollen zum Beten nach Jerusalem und warten geduldig vor dem Checkpoint, ob ein Durchkommen ist. Väter tragen ihre kleinen Kinder auf den Schultern. Alle stehen abgeriegelt und dicht an dicht. Einige ältere Männer wollen den Soldaten ihre Ausweise zeigen. Sie sind schon über 48 Jahre alt und dürfen laut Israels "offizieller Regelung" in diesem Alter durch den Checkpoint zum Beten in der Moschee passieren. Aber die israelische Besatzungsmacht interessiert diese Ausweise nicht. Sie wollen sie gar nicht sehen, sie wollen ja niemanden passieren lassen ! Es kommen immer mehr Menschen, die durch den Checkpoint wollen, aber alles ist völlig ruhig, obwohl der Checkpoint dicht ist.

Auf einmal fängt die israelische Besatzungsmacht ohne Grund an mit Tränengas und Krachbomben mitten in die Menge zu schießen, ohne Rücksicht auf die kleinen Kinder. Die Menschen fliehen vor den Geschossen zurück, einige sind verletzt, Krankenwagen warten schon…
Nach einiger Zeit kehren sie zögerlich wieder zurück, sie wollen an diesem hohen Festtag doch noch in der Moschee in Jerusalem beten…
Und wieder kommen die israelischen Geschosse, rücksichtslos Schlag auf Schlag. Es sind ja nur Palästinenser…
So geht es immer weiter… und der Checkpoint bleibt dicht, wie so häufig.

Und ich frage mich, was ich tun würde, wenn ich als Palästinenser tagtäglich das alles ertragen müsste ! Meine Wut und mein Zorn wächst tagtäglich.

Von den Checkpoints - oder besser Käfigen aus massivem Eisen - durch deren Gitter kann man in Englisch, Hebräisch und Arabisch auf der 8m hohen Mauer nebst dem noch höherem Wachturm dick und fett geschrieben lesen kann:

PEACE BE WITH YOU. The Israeli Minister of Tourism.

Dieser Zynismus ist wirklich nicht zu übertreffen. (Alles fotografiert)

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2.) Bil'in: Bekannt durch seine wöchentlichen friedlichen Demonstrationen gegen die fortgesetzten völkerrechtswidrigen Landenteignungen und vor allem gegen diesen so genannten "Sicherheitszaun" bezw. Mauer:

I.) SPERRANLAGE: 80 - 100m breit. Bestehend aus:
a) Kameras und Alarmanlagen, b) Stacheldraht, c) Militärstraße 12m breit, d) Sandweg 4m breit (für Spuren)
II.) "Zaun" bestehend aus: a) Grundmauer 1m hoch, b) Metallzaun oder Betonwand, c) Beleuchtung, d) Militärstraße 12m breit, e) Graben 4m breit, 5m tief, f) Stacheldraht.

Es darf nicht vergessen werden, dass dieser Apartheid-Schutzwall immer auf palästinensischem Gebiet ohne jegliche Rücksichtnahme errichtet wird. Palästinensische Familien werden untereinander - und von ihren Olivenbaumhainen getrennt. Massenhaft wurden dafür Olivenbäume (oft die Lebensgrundlage!) entwurzelt. Häuser von allen Seiten regelrecht ummauert (Fotos kann ich auf Wunsch senden)

Bil'in: Freitags nach dem Gebet in der Moschee treffen sich die Teilnehmer der Demo.

Z.B.: Freitag, den 27.10.2006 Aus allen Richtungen sind viele Hundert Menschen gekommen. Auch sehr viele israelische Juden (vor allem junge Menschen!) aus Israel - und den USA (Jewish Voice for Peace) sind da. Auch Uri Avnery und seine Frau (Gush Shalom ) und Arik Ashermann (Rabbis for Human Rights) sind gekommen.

Die Demo beginnt wie vorgesehen völlig friedlich. Israelische Peace Aktivisten tragen eine lange Leiter mit vielen palästinensischen Fahnen. Wir gehen durch die bergigen Olivenhaine, wo uns seitlich und vor allem an dieser hohen Sperranlage schon die israelische Besatzungsmacht erwartet.

Nach einiger Zeit gegenseitigen Abschätzens versuchen einige Peace Aktivisten die lange Leiter an den Zaun zu legen, um drüber zu klettern. Sofort schießen die Soldaten immer wieder mit Krachbomben und Tränengas. Die jungen Leute fliehen zurück, warten - und versuchen es wieder. Gnadenlos schießt das israelische Militär. Das "Spiel" wiederholt sich.

Wir bekamen von "alten Hasen" den Tipp Ohropax in die Ohren zu stopfen und Zwiebeln bei solchen Attacken, einzuatmen, an die Augen zu halten - und zu essen .

Wie es mit der Leiter weiter ging konnte ich nicht mehr beobachten. Bis dahin hatte ich viel fotografiert. Plötzlich ging es bei uns los - ohne ersichtlichen Grund: Tränengas, Krachbomben - und auch scharfe Munition - von allen Seiten ! Wir rannten wie die Hasen durch die bergigen Olivenhaine, voller großer Steine und Disteln, dann die vielen Menschen dazwischen ! Ich hatte zwar Ohropax dabei, wollte aber noch abwarten, bis es richtig los geht. Zu spät ! Eine Krachbombe ging unmittelbar neben mir zu Boden. Ich dachte mein Trommelfell ist geplatzt. Ich hörte erst mal überhaupt nichts mehr. Dazu kam das Tränengas, ich (WIR!) sahen kaum noch was und husteten wie verrückt, dabei immer weiter rennen! Es ging erbarmungslos Schlag auf Schlag - wie gesagt ohne irgendeine Aggression von unserer Seite !

Das ist am Freitag passiert. Sonntag war ich wieder zu Hause. Montag bin ich zum HNO - und bis heute (25. 11.06) und voraussichtlich noch länger - bin ich in Behandlung auf "Ohrsturz". (Cortison, tägliche Infusionen, durchblutungsfördernde Medikamente) Mein rechtes Ohr hat 50 Dezibel verloren… Dabei hatte ich noch Glück, einige hatten sich bei dieser Rennerei ein Fußgelenk, einen Arm gebrochen und in der folgenden Woche gab es sogar einen jungen erschossenen Menschen ! Außerdem verursachen sämtliche israelische Geschosse, wenn man direkt davon getroffen wird, erhebliche Verletzungen!

Siehe auch: http://www.palsolidarity.org/main/2006/10/27/bilin-27-10-06 und: http://zope.gush-shalom.org/home/en/events/1161988506

Trotz alledem bin ich froh, dass ich dabei war - und ich werde es wieder tun ! Diese Reise hat mir die Gewissheit gegeben, dass ich das Richtige tue, wenn ich mich für die Palästinenser einsetze. Wir erleben die israelischen Aggressionen nur kurzfristig, wir können nicht wie selbstverständlich enteignet werden, usw….

Meinen Pfarrer, der sich früher was Israel betrifft, sehr reserviert verhalten hatte, ist plötzlich aufgeschlossen und hört zu was ich ihm sage. Außerdem will er in allen 3 Gemeinden meine mitgebrachten Friedenslichter aus Taybeh-Ephraim zum Heiligen Abend aufstellen und die "passenden" Worte dazu in den Gemeinden sagen. Auch meine Fotos von dem eingemauerten Bethlehem usw. haben ihn wohl dazu bewogen.

Auch in der Ohrenarztpraxis konnte ich alle, inklusive den Arzt, von den tagtäglichen israelischen Aggressionen gegen die Palästinenser überzeugen. Mein aktueller mitgebrachte Bericht von B'Tselem wurde mit Interesse gelesen.

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Eine weitere wichtige Adresse war die Begegnung mit Dr. Jad Ishak, Institut für angewandte Forschung
http://www.arij.org
Auf beigefügter Webseite kann man die geopolitischen Bedingungen in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten nach den palästinensischen und israelischen Wahlen finden. Es gibt auch eine aktuelle CD vom Juni 2006

Dr. Jad Ishak sagt mit gutem Grund:

>> Der Palästina Staat wird die "Vereinigten palästinensischen Ghettos" werden. <<

Auch bittet er uns die neu gegründete pro israelische NGO im Auge zu behalten: 170 EU-Parlamentsabgeordnete haben die NGO "Europäische Freunde Israels" gegründet. Homepage ist http://www.arij.org

Wir hatten noch viele interessante Gesprächspartner: Unter anderem:

Reverend Dr. Mitri Raheb, der im Vergleich zu den letzten Malen, als ich ihn gehört hatte, fast ein wenig depressiv wirkte, was unter diesen Umständen kein Wunder ist !

Father Raed Abu Sahlieh in Taybeh (das katholische Pendant) Vom ihm kommen die Friedenslampen. http://www.taybeh.info
Begegnungen mit Leuten vom EAPPI
Reuven Moskovitz
Die Schwester von Faten Mukarker
Direktorin Jessica Montell von B'tselem
Das Stadtratsmitglied der Hamas von Bethlehem, Nachbar von Fuad Giacaman, Leiter des AEI. Allgemein wird in Palästina gesagt (auch von den Christen !) Der Hamas hätte eine Chance gegeben werden müssen. Es waren demokratische Wahlen und wenn Hams nicht gut regiert hätte, hätte man sie ja wieder abwählen können. Die Hamas Mitglieder, die zu uns gesprochen hatten überzeugten alle durch Ehrlichkeit und guten Willen. Es gab nie Hasstiraden o. ä.!

AEI: Arab Educational Institute, die Mitglieder waren unsere Gastgeber. Jeder übernachtete bei einer anderen palästinensischen Familie, was für uns alle sehr lehrreich war !Fuad Giacaman und Elias Abu Akleh sind die Leiter. http://www.aeicenter.org

Und zum Schluss noch eine ganz wichtige Webseite um aller Welt zu zeigen, dass Palästina eben nicht aus den Geschichtsbüchern und Landkarten gestrichen werden kann. Dafür gibt zu viele gut gesicherte Beweise

www.palestine-family.net

Über die 3-stündigen Schikanen am Flughafen einschließlich einer Körpervisitation in Einzelkabinen, in deren "Genuss" jeder einzelne von uns kam, will ich lieber nicht reden. Viele können sicher schon ein Lied davon singen !
Annette

2007

Arbeiterfotografie.com: „Drohender Kriegsschauplatz Iran. Herr der Bombe. Wie wir vom Kölner Stadt-Anzeiger mit dem Gedanken eines Krieges gegen den Iran vertraut gemacht werden sollen - über eine Veröffentlichung vom 8.2.2007“
www.arbeiterfotografie.com/galerie/kein-krieg/hintergrund/index-iran-0030.html

Newsclick.de, 25.03.2007: „Gedanken zur Zeit Israel. Ein Abend mit Shimon Stein (58), Israels Botschafter in Berlin. Seine Eltern haben den Völkermord an den Juden überlebt, für den er das hebräische Wort für Zerstörung wählt: Shoah.“ von Paul-Josef Raue
www.newsclick.de/index.jsp/menuid/472071/artid/6558027 Endet mit: „Ob ein Abend mit Shimon Stein die Menschen überzeugen kann? Nachdenklich müsste man sich schon von dem Mann mit dem grauen Bart verabschieden. Und man müsste sich fragen: Ob Deutschland so ruhig bliebe, wenn in Braunschweig die Bomben hochgingen statt in Jerusalem? Ob wir unsere Demokratie so bewahren würden wie der Vielvölkerstaat Israel, wenn der Terror zum Alltag gehörte?“ - Woher kommt denn der Terror? Stein schlägt vor, dass es der Islam ist und die arabische Geisteshaltung. Das ist Unsinn. Jedes Kind versteht, dass massive Unterdrückung zu Widerstand führt. Es handelt sich hier um einen unwürdigen Propagandaartikel, in dem die deutsche Öffentlichkeit (Braunschweiger Zeitung, Wolfsburger Nachrichten, Salzgitter Zeitung) Solidarität mit Tätern übt. So dumm sind aber die meisten Leserinnen nicht, dass sie diesen Versuch der Indoktrination nicht als solchen erkennen könnten. Ob Deutschland so ruhig bliebe, wenn in Braunschweig eine Besatzung stattfinden würde statt in Jerusalem?

21.04.07, Uri Avnery, "The Bed of Sodom"
http://zope.gush-shalom.org/home/en/channels/avnery/1177227796/
On the subject of a boycott against Israel Avnery writes: "In any case, such a boycott is quite impossible. Here and there, an organization can declare a boycott, small circles of justice-lovers can keep it, but there is no chance that in the coming decades a world-wide boycott movement, like the one that broke the racist regime in South Africa, will come about. That regime was headed by declared admirers of the Nazis. A boycott of the 'Jewish State', which is identified with the victims of the Nazis, just will not happen. It will be enough to remind people that the long road to the gas chambers started with the 1933 Nazi slogan 'Kauft nicht bei Juden' ('Don't buy from Jews')." - What Avnery is actually saying is that Israel stands beyond the law and there is nothing we can do about it because of philo-Semitism. He could just as well have said: don't fight injustice, you will only make it worse. You can fight it where is does no harm ... All the arguments in Avnery's article indicate that Israel - not only the settlements - deserves a boycott more than anything else. A huge part of the world is disgusted by the trigger happy state terror and supremacist mindset that prevails in the thoroughly racist state of Israel, inevitably producing resistance and also terrorism. The fear that the idea of a boycott will bring Israelis closer to the right is rather amusing, as the tendencies with targeted killings, the wall, new settlers, war on Lebanon and and and didn't even need a boycott to be established. So what use will a policy of appeasement and laisser-faire be? The two states solution Uri talks about would not change much. Apart from the fact that Israel will not implement the two states solution just as it won't support a one state solution and also apart from the fact that there cannot even be a state in Bantustine/Palestine able to survive, we will find that things will just go on inside Israel with its 20% of non-Jewish population as long as people accept this kind of severe racism to be a part of Jewish culture. Well, it isn't. It is against the law, it is inhumane, and it is ugly. So, instead of focussing on Jews all the time, let's focus on legal issues. (French translation see www.ism-suisse.org/news/article.php?id=6672&type=analyse&lesujet=Sionisme

The Free Gaza Movement: Setting sail to break the siege of Gaza www.freegaza.org Greta Berlin, Los Angeles, CA 310... Paul Larudee, El Cerrito, CA 510...
(June 25, 2007) While most of the world is shutting off the Hamas-dominated Gaza strip from all but the most essential humanitarian aid, a group of human rights advocates, clerics, and celebrities will sail into Gaza in defiance of the Israeli blockade.
"It's about being allowed to live like everyone else," says 66-year-old Greta Berlin, one of the project organizers." Israel says it has no interest in Gaza, so why are they interfering with Gaza's access to other countries?"
California piano tuner Paul Larudee, 61, is also planning to be on board. His previous attempt to set up a piano tuning business in the Palestinian West Bank was thwarted last summer when Israel denied him entry and kept him in detention for two weeks during his appeal. "I only want to bring harmony," he says wryly about his stated goal of tuning pianos in Gaza.
Berlin and Larudee are part of a committee of more than forty-five to fifty people in thirteen countries that is organizing a small flotilla of seagoing vessels to sail to Gaza in September, 2007. They say they will not seek permission from Israeli authorities. because they will go directly from international waters into Gaza waters without passing through Israeli territory.
The group does not consider the Hamas takeover in Gaza to be an obstacle. "We planned our voyage long before this development," says Berlin, "but our solidarity is with the Palestinian people of Gaza, not with any particular party."
They admit that they may never make it to Gaza, but are prepared for a standoff with Israeli authorities at sea using nonviolent resistance methods. They also hope to encourage an entourage of other boaters to join them in an irresistable popular surge of support for the beleagured population.
For more information, contact Greta Berlin or Paul larudee directly, or go to www.freegaza.org.
Also read: Israel: "I was not prepared for all the horrors that I saw". An Interview with Hedy Epstein by Silvia Cattori (Global Research, June 13, 2007)

Die Free-Gaza-Bewegung: Segel setzen, um die Besatzung von Gaza zu durchbrechen
www.freegaza.org
Greta Berlin, Los Angeles, CA 310...
Paul Larudee, El Cerrito, CA 510...
(25.06.2007) Während fast dieganze Welt den von der Hamas dominierten Gazastreifen isoliert, aber besonders die wesentlichste humanitäre Hilfe verweigert, wird eine Gruppe von Menschenrechtsverteidigern, Klerikern und Prominenten als Widerstand gegen die israelische Blockade nach Gaza segeln.
"Es geht um das Recht, ein normales Leben führen zu können", sagt die 66-jährige Greta Berlin, eine der Organisatoren des Projektes. "Israel sagt uns, dass es kein Interesse an Gaza hat, warum also behindern sie den Zugang zur Außenwelt?"
Der kalifornische Klavierstimmer Paul Larudee, 61, plant auch an Bord zu gehen. Sein vorheriger Versuch, sich als Klavierstimmer im palästinensischen Westjordanland niederzulassen, wurde letzten Sommer vereitelt, als Israel ihm die Einreise verweigerte und ihn für zwei Wochen, während er Einspruch erhob, inhaftierte. "Ich möchte nur Harmonie bringen", sagt er ironisch über sein festgesetztes Ziel, in Gaza Klaviere zu stimmen.
Berlin und Larudee gehören zum Komitee von mehr als 45 bis 50 Leuten aus 13 Ländern, das eine kleine Flotte von Seefahrzeugen organisiert, um im September 2007 nach Gaza zu segeln. Sie erklären, dass sie nicht nach der Erlaubnis der israelischen Behörden fragen werden, da sie direkt von den internationalen Gewässern in die Gewässer von Gaza eindringen, ohne das israelische Territorium zu durchqueren.
Die Gruppe betrachtet die Machtergreifung der Hamas in Gaza nicht als Behinderung. "Wir planten unsere Reise lange vor diesen jüngsten Entwicklungen", sagt Berlin, "denn unsere Solidarität gehört den Palästinensern in Gaza, nicht einer bestimmten Partei."
Sie räumen ein, dass sie vielleicht nie Gaza erreichen werden, aber sie bereiten sich unter Anwendung von gewaltfreien Widerstandsmethoden auf eine Pattsituation mit den israelischen Behörden auf hoher See vor. Sie hoffen, auch andere Segler zu ermutigen, ihnen in einer unaufhaltsamen, populären Unterstützungswoge für die belagerte Bevölkerung zu folgen.

Für weitere Information nehmen Sie bitte direkt Kontakt mit Greta Berlin oder Paul Larudee auf oder besuchen Sie unsere Homepage: www.freegaza.org
Lesen Sie auch: Israel: "Ich war auf all die Schrecken, die ich sah, nicht vorbereitet." Interview mit Hedy Epstein von Silvia Cattori, 14. Juni 2007. Saint Louis - Missouri.


18.06.07, Generaldelegation Palästinas, „Zu den aktuellen Entwicklungen: Erklärung des Generaldelegierten Palästinas“ von Hael Al-Fahoum
www.palaestina.org:80/news/beitraege/zeigeBeitrag.php?ID=557 Beginnt mit: „Keiner zweifelt an den Ergebnissen der Parlamentswahlen im Januar des vergangenen Jahres, die - wie international gefordert wurde - frei, fair und transparent verliefen“ und endet mit: „Nochmals sei unterstrichen, dass die einzige rechtmäßige Vertreterin des palästinensischen Volkes - sowohl innerhalb der besetzten Gebiete als auch außerhalb - die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) ist.“ - Anis' Kommentar: PLO-Logik.

Heidenheimer Neue Presse, 16.06.07 (02.07.07): „Kleines, zerrissenes, unglückliches Land“ von ?
www.palaestina.org/generaldelegation/medienpraesenz/zeigeMedienpraesenz.php?ID=119 Darin: „Seit langem positiv und wirklich in trockenen Tüchern: die deutsch-palästinensischen Beziehungen. Hier sind regelmäßige Begegnungen zwischen deutschen Regierungs- oder Oppositionsvertretern und der Generaldelegation auf der Tagesordnung. 'Kontinuierlich unterstützt die Bundesrepublik finanziell unser Land und pflegt auch vor Ort, mit ihrer Vertretung in Ramallah, die sehr guten gegenseitigen Beziehungen'.“ Kommentar: Der Generaldelegierte Palästinas Herr Hael Al-Fahoum, von dem dieses Zitat stammt, weiß genau, dass die Bundesrepublik Deutschland zu den größten politischen Unterstützern der Besatzungsmacht Israel gehört. Er weiß, dass die führenden deutschen Politiker immer zuerst „Israel“ sagen, und dann erst „Frieden“. Dass sie Israel mit Waffen unterstützen. Dass Deutschland alle Menschenrechtsverletzungen Israels duldet, nicht gegen die Mauer protestiert und den damit verbundenen Landraub. Nicht gegen die Ermordungen und nicht gegen die illegalen Siedlungen. Er weiß, dass Deutschland den Ausgang der demokratischen Wahlen in Palästina nicht anerkennt. All dies sind eindeutige Rechtsbrüche und sie werden vom offiziellen Deutschland mitgetragen und mitverantwortet.

Der einzige Grund, warum Herr Fahoum und seine Entourage all das nicht ansprechen ist, dass sie persönlich von dieser Komplizenschaft profitieren. Für viele Palästinenser handelt es sich schlicht um korrupte Verräter. Deshalb sind sie abgewählt worden. Hier noch ein Zitat: „Botschafter Al-Fahoum vermißt in Berlin einzig das 'schöne warme Wetter' seiner Heimat. 'Das dynamische, aktive und freie Leben hier, insbesondere die vielfältigen Kulturangebote wie zahlreiche Museen oder auch Konzerte in Berlin, sind natürlich einmalig. Diese Attraktivität ist ein willkommener Ausgleich und erleichtert einem das Einleben'. Und dann lobt der Botschafter unser Land: 'Die Dynamik von Wirtschaft und Wissenschaft sowie die institutionelle Ordnung und Produktivität in Deutschland sind beeindruckend'.“ - Man sieht hier deutlich, wie der „Botschafter“ (der nicht mal Deutsch kann!) sich bis zum Hals einschleimt, um seine Position zu behalten. Da kann man den Abscheu vieler Palästinenser verstehen. (Kommentar von Anis)

Berliner Zeitung 09.07.07, Politik, S.8: „Wider die Klischees und Vorurteile. Neuer deutsch-arabischer Verein gegründet“ von Martina Doering
Darin: „Die Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft tritt jetzt selbstbewusst an. Sie will künftig der wichtigste Ansprechpartner werden, wenn es um die deutsch-arabischen Beziehungen geht, ob im politischen, kulturellen, wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Bereich. (...) 'Antisemitische Tendenzen oder Äußerungen, die das Existenzrecht Israels in Frage stellen,' bekräftigt SPD-Politiker und Vorstandsmitglied des Vereins, Rolf Mützenich, 'dürfen von der DAFG nicht toleriert werden.'“ Anis' Kommentar: Scheint eher eine israelische Besatzungs-Freundschaftsgesellschaft zu sein. „Antisemitische Tendenzen“ ist die Chiffre des zionistischen Bekenntnisses und „Existenzrecht“ ist die bekannte Chiffre für Willkür und totale Solidarität, diesseits und jenseits des Rechts. Die Deutungshoheit dieser schwammigen Begriffe obliegt den philosemitischen Wahrern der Staatsräson. Sie interessieren sich nicht für internationales Recht, sondern für die Durchsetzung gruppenspezifischer Interessen auf Kosten anderer. Eine zwielichtige Gruppe also. Zu den Mitgliedern gehört der Generaldelegierte Palästinas Hael Al-Fahoum.

ARD (BR), 18.07.07, 22.45 Uhr: „Grandioser Sieg, bittere Niederlage. Das Heilige Land 40 Jahre nach dem Sechs-Tage-Krieg“ von Richard Chaim Schneider
Anis' Kommentar: Dieser Dokumentarfilm zeigt den Alltag vor und hinter der israelischen Mauer vor dem Hintergrund der israelischen Besatzung der Westbank. Die Härte der Besatzung wird dabei nicht thematisiert. Vielmehr werden in Rückblenden israelische Opfer von Selbstmordanschlägen gezeigt, um Israels Argument zu erklären, warum es die Mauer errichtet hat. Palästinensische Opfer von israelischem Staatsterror und dem Terror von Siedlern und von US-amerikanischen High-Tech-Waffen werden nicht gezeigt. Als Zuschauer bekommt man den Eindruck, dass sich die Palästinenser wegen der Besatzung und der Mauer ein bisschen weniger bewegen können, das ist alles. Israelische Interview-Partner sprechen über die Angst, von den Arabern vertrieben zu werden, so als sei dies ein realistischer Gedanke. Über die rechtliche Situation erfährt der Zuschauer gar nichts, das ist eine der zentralen Botschaften der Dokumentation. Was Recht und was Unrecht ist, das spielt keine Rolle. Stattdessen Geplänkel von Mauerbewohnern. Die Zuschauer der Sendung erhalten ganz bewusst den Teil der Informationen, mit dem sie Israel verstehen können. Die ganze Wahrheit? Sie könnte antisemitisch interpretiert werden, also lassen wir die am besten weg! Es muss auch ohne gehen. Dann schon lieber Pisa-Studien.

Spiegel Online, 09.10.07: "DFB hält an Dejagah fest" von Jörg Schallenberg
www.spiegel.de/sport/fussball/israel-spiel-dfb-haelt-an-dejagah-fest-a-510333.html Darin über den Deutsch-Iraner Ashkan Dejagah, der zum Länderspiel gegen Israel nicht antreten möchte: „Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, forderte heute den Ausschluss des Spielers aus dem Nationalteam. Bereits gestern hatte sich ihr Stellvertreter Dieter Graumann gegenüber SPIEGEL ONLINE empört über das Verhalten des Spielers geäußert. 'Es ist undenkbar und unmöglich, dass ein Nationalspieler einen privaten Judenboykott initiiert', sagte er.“ - Anis' Kommentar: Die Gleichsetzung Israels mit „den Juden“ ist nicht legitim. Dies hieße nämlich auf der anderen Seite, dass die allgegenwärtigen schweren Menschenrechtsverletzungen Israels den Juden anzulasten sind.

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