Weiter 2007
BBC News, 29.02.08: "Israel warns of Gaza 'holocaust'" http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/7270650.stm Israeli leaders are warning of an imminent conflagration in Gaza after Palestinian militants aimed rockets at the southern city of Ashkelon. The deputy defence minister said the stepped-up rocket fire would trigger what he called a 'bigger holocaust' in the Hamas-controlled coastal strip. Israeli air strikes have killed about 30 Palestinians, including six children in the past two days. (...) 'The more [rocket] fire intensifies and the rockets reach a longer range, they (the Palestinians) will bring upon themselves a bigger holocaust because we will use all our might to defend ourselves,' Matan Vilnai told Israeli army radio. Correspondents say the 'holocaust' is a term rarely used in Israel outside discussions of the Nazi genocide during World War II."
06.03.08: „Der Palästina - Israel Konflikt. Bericht des Sonderberichterstatters John Dugard über die Menschenrechtssituation in den seit 1967 besetzten palästinensischen Gebieten“ www.mapc-web.de/archive/pal/0801DugardD.html
Spiegel Online, 14.03.08: „Merkel plant Palästina-Konferenz in Berlin“ von hen/dpa
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,541638,00.html Darin: „Eine Vorbedingung für einen Dialog mit Partnern in der Region sei die Anerkennung des Existenzrechts Israels und die Beendigung von Gewalt, sagte Merkel vor Beginn ihrer Israel-Reise der israelischen Tageszeitung 'Jediot Achronot'.“ - Anis: Die Palästinenser sollen demnach die Besatzung und die Menschenrechtsverletzungen anerkennen und auf Widerstand verzichten. Dies wird logischerweise nicht geschehen. Frau Merkel sagt mit ihrem Satz auch aus, dass sie die schwer wiegenden und dauerhaften Rechtsbrüche Israels mitträgt. Das bringt Deutschland in Gefahr. Es ist nicht gut für Deutschland, sich außerhalb des Rechts zu bewegen, und es begünstigt Terrorismus in Deutschland.
Spiegelkritik.de, 31.03.08: „Einseitige Israel-Berichterstattung.“ Ein Kommentar von Anis Hamadeh zu Christoph Schult, Nahost: Das Leiden der Anderen. DER SPIEGEL 11/2008 vom 10.03.2008, Seite 122 http://spiegelkritik.de/2008/03/ Eine Palästinenserin aus Gaza wird in einem israelischen Krankenhaus gerettet, das ist die Story dieses Spiegel-Artikels und es ist einer dieser Moralartikel. Seht, wie nett Israel in Wirklichkeit ist und ihr Araber bedroht die Zivilisten! Seht, selbst die Palästinenser, die es am eigenen Leib spüren, sie verstehen Israel. Die Sympathie des Lesers wird so auf den Judenstaat gelenkt, aus historischen Gründen. Wegen Dingen, die mit der deutschen, mit unserer Geschichte zu tun haben. Wir! Die Palästinenser hingegen benötigen keine Spazierfahrten über die Grenze, um Gewalt am eigenen Leib zu spüren, sie leben unter Besatzung. (Oh, gibt es da Besatzung?) Bei sich zu Hause leben sie viel unsicherer. Solche Tatsachen allerdings stören die Dramaturgie der Nahostartikel, für die der Spiegel leider berüchtigt ist. Kaum ein Gebiet, wo das Blatt sich in der Meinung einer beträchtlichen Anzahl potenzieller Leser stärker diskreditiert als dieses. Platt wie Flundern kommen die Spiegler plötzlich daher, wo sie sonst alles ganz genau wissen wollen. Und am Tiefpunkt der Skala lauert Herr Broder mit seinen Berichten von Jenseits der Rechtstaatlichkeit (siehe www.anis-online.de/journalismus/essay/21.htm). Tatsächlich gibt es eine Menge Zeitungsleser, die Seine Majestät den Spiegel wegen seiner manipulativen Nahost- und Islam-Artikel nicht als seriös einschätzen und ihn möglichst nicht zitieren, es sei denn in einer Medienkritik, weil oft genug unfair berichtet wird und ideologisch.
Tagesspiegel, 04.04.08: Antisemitismus: Schäuble soll gegen Nahostexperten vorgehen. Jüdische Institutionen aus Deutschland und Österreich fordern die Entlassung eines Redakteurs der Bundeszentrale für politische Bildung. Der Vorwurf: antisemitische Stimmungsmache. In ihrem Bemühen wenden sich die jüdischen Einrichtungen direkt an Innenminister Schäuble. von Frank Jansen www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Antisemitismus;art122,2506906 Darin: „Der Vorwurf lautet, knapp zusammengefasst: antisemitisch eingefärbte Agitation gegen Israel. Es geht um Ludwig Watzal, der sich seit Jahren mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt befasst, seit 1986 als Redakteur für die BPB-Zeitschrift 'Aus Politik und Zeitgeschichte' schreibt und zudem privat fleißig publiziert. (...) Watzal bediene 'allseits bekannte antisemitische Klischees', ärgert sich der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan J. Kramer, in seinem Brief an Schäuble, dessen Ministerium die BPB zugeordnet ist.“ - Anis' Kommentar: Wieder einmal gehen Zionisten und Philosemiten gegen Menschenrechtler vor. Der Antisemitismusvorwurf machts möglich. Er dämonisiert Kritiker und ist in den Händen von parteiischen Gruppen und Einzelnen. Während die taz sich am 25.03. („Jagt den Watzal“) einer neutraleren Sichtweise verschrieb, gibt der Tagesspiegel den „jüdischen Institutionen“ viel Gewicht, die mit ihrem Totschlagargument die deutsche Öffentlichkeit manipulieren und den Militärstaat Israel unterstützen. Ludwig Watzal ist ein gewissenhafter Journalist, den ich seit Jahren persönlich kenne. „Antisemitisch eingefärbte Agitation gegen Israel“ ... Man sieht schon an der Sprache, welcher Geist hinter solchen Beschuldigungen steckt. Solange sich Israel prinzipiell dem Recht verweigert und es Menschenrechtsverletzungen im Namen der Juden ausführt, ist jeder Antisemitismusvorwurf hartnäckig zu prüfen ... und zwar nicht von befangenen Instanzen. Man bedenke auch, dass JEDER, der sich öffentlich für die Rechte der Palästinenser einsetzt, von jemand anderem „Antisemit“ genannt wird. Es liegt weitgehend im Ermessen von Medien und Politikern, diese Vorwürfe aufzugreifen und so lange zu verbreiten, bis sie zum Diskursausschluss reichen. (Siehe dazu die Studie zum Antisemitismusvorwurf unter www.anis-online.de/1/essays/_p/14.pdf) Wann erscheinen in der deutschen Presse die ersten Artikel über philosemitische Stimmungmache?
Tagesspiegel, 05.04.08: Antisemitismus: Juden protestieren bei Schäuble. von Frank Jansen
Siehe den Kommentar und den Link unten. Die Überschrift ist vom Tagesspiegel seit gestern geändert worden in: „Antisemitismus: Juden protestieren bei Schäuble.“ Das ist plakativer und eignet sich zur Stimmungsmache noch besser als „Jüdische Institutionen“. Glückwunsch, Tagesspiegel! Auf der entsprechenden Website wurde der Kommentar unten offensichtlich abgelehnt, ich habe ihn dort gepostet. Ich dachte, dafür sei die Kommentarseite da.
„die jüdische“ 21.04.2008, „'Hitler good - killed Jews'. Kai Wiedenhöfers palästinensische Freunde und die Diffamierung der Juden als die Nazis von heute“ von Dr. Clemens Heni www.juedische.at Dieser Artikel ist eine Fundgrube für die Erforschung des Antisemitismusvorwurfs. Herr Heni wirft mit derartigen Vorwürfen nur so um sich und gibt ideologische Definitionen wie: „Anti-Israelismus ist ein Teilbereich des Antisemitismus.“ oder: „Die Hetze gegen Israel als Apartheid-Staat ist typischer Ausdruck des neuen Antisemitismus.“ oder: „Israel so eindeutig mit Südafrika gleich zu setzen ist antisemitisch.“ Oder: „Es geht um Hass auf Israel.“ Am besten ist dies hier: „Der Antiisraelismus ist der Antisemitismus nach Auschwitz.“ Der große Erich Fried wird zum „antijüdischen Juden“, weil er die Nazigräuel mit Palästina verglichen hat: „Das ist ein bekanntes antisemitisches Muster nach Auschwitz: Juden als Nazis, ein Kernbestandteil von sekundärem Antisemitismus und neuem Antisemitismus gleichermaßen.“ Für Herrn Heni ist das Wissenschaft, wie er betont, und er beruft sich auf „weltweit bekannte und renommierte Anisemitismusforscher“ wie Wistrich, Taguieff, Dershowitz, Adorno, auch Frau Wetzel vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Grund für diesen verbissenen Wutausbruch sind im Wesentlichen zwei Zitate des Fotografen Kai Wiedenhöfer: „Die Arbeit ist ermüdend. Manchmal stehe ich zweifelnd morgens in meiner Wohnung, vier Stockwerke über der Omar Muchtar, der Hauptstraße im Zentrum Gazas. Mein Blick wandert über das betongraue Häusermeer: Kenne ich das alles nicht in- und auswendig? Muß ich mir jeden Tag den gleichen Unsinn antun? Zum x-tenmal höre ich 'Hitler good, killed Jews' , weil die eingepferchten Palästinenser nicht über den Zaun ihres Homelands Gaza schauen können.“ Und: „Fast alle Juden des Dorfes wurden im Holocaust ermordet, nur der Friedhof und eine Gedenktafel am Platz der Synagoge erinnern noch an sie. Hätte es den Massenmord nicht gegeben, würde Ofer vielleicht in diesen Morgenstunden im Hörsaal einer deutschen Universität sitzen, statt palästinensische Ausweise zu kontrollieren.“ Dazu - vor allem zum ersten Zitat - meint Herr Heni allen Ernstes und völlig überdreht: „Für Wiedenhöfer sind also die Juden selbst schuld, dass sie heute mit Nazis verglichen werden und Hitler gelobt wird für den Holocaust. Er analysiert überhaupt nicht islamischen und arabischen, zumal palästinensischen Antisemitismus, wie es ein Forscher tun würde. Er nimmt ihn einfach so auf in seinen Alltag und projiziert die Schuld einzig und allein auf die Juden und Israeli.“ - Was Clemens Heni da alles hineininterpretiert! Und bekämpfen will. „Politischer Extremismus“ sei das: „In schuldprojektiver, geradezu paradigmatischer Art und Weise werden bei Wiedenhöfer die Juden zu Tätern.“ Ich habe selten so etwas Verbissenes und Absurdes gelesen. „Der Fotograf und Texter generiert antiisraelische und antisemitische Ideologeme.“ Alles klar! Auch Ludwig Watzal wird in diesem Zusammenhang bezichtigt. Heni: „Wer so argumentiert und solche palästinensischen Judenhasser, seien es Erwachsene, Alte, Kinder oder Teenager, nicht kommentiert und bekämpft, hat aus Treblinka und Babi Yar, Chelmo und Auschwitz nichts gelernt.“ Bekämpfen soll man die „palästinensischen Judenhasser“, als seien sie Nazis. Sie sind aber nicht die Nazis. Hier werden zwei Geschichten zusammengeschoben, die miteinander nichts zu tun haben. Es sind Nazi-Ersatzkämpfe auf Kosten der Palästinenser und Menschenrechtler, und sie werden von den Medien wie „Die Jüdische“ aus Österreich und in der Politik manchmal unterstützt. Das ist ein ebenso gefährliches wie nutzloses Unterfangen. Heni über Wiedenhöfer: „Das wird auch dadurch deutlich, dass er eine Internetseite bei Anis online, Anis Hamadeh, einem bekannten deutsch-palästinensischen Antizionisten, eingerichtet hat http://www.anis-online.de/journalismus/review/kai_wiedenhoefer_wall.htm“. - Nun, ich habe diese Seite eingestellt, nicht Kai. Über mich schreibt Heni: „Anis online dagegen möchte demnach lieber ein Antisemit sein, wenn er 'Philosemit' so aggressiv negativ konnotiert.“ Ein schönes Outing dualistischen Denkens: Wenn du nicht Philosemit, dann du Antisemit. Ist Rassismus jetzt Pflicht, oder wie? Herr Dr. Clemens Heni soll ja auch für „Die Welt“ schreiben. Eine genauere Analyse seines Konglomerats scheint angebracht. In den nächsten Wochen werde ich dazu die Zeit nicht finden, aber ich komme darauf zurück. Auch „Die Jüdische“ sollte ich mir mal genauer ansehen. Auf den ersten Blick scheint es ein reines Kampfblatt zu sein mit einem Anteil von etwa 79 % Antisemitismus-Artikeln der plumpesten Art. In der Selbstbeschreibung aber steht: „'die jüdische' ist der Versuch, jüdisches Leben und alles zu Israel im pluralistischen Kontext darzustellen.“ Vielleicht eine Art von Entführung. Herausgeber ist ein Herr Samuel Laster. Derweil möchte ich auf die aktuellen Texte „Frieden mit den arabischen Nachbarn machen. Rezension von 'Israels Irrweg. Eine jüdische Sicht.' von Rolf Verleger“ sowie Pressezeit (6): Jüdische Zeitung hinweisen. Eines noch: Liebe Redakteure und Journalisten, wenn Sie Anis Online zitieren, schreiben Sie bitte „Anis Online“ und nicht „Anis online“ oder „Anis-online“ oder dergleichen. Vielen Dank. PS: Die Jüdische veröffentlichte diesen Leserbrief dankenswerterweise unter http://www.juedische.at/TCgi/_v2/TCgi.cgi?target=home&Param_Kat=49&Param_RB=54&Param_Red=9754
„die jüdische“ 24.04.2008, Anis Hamadeh und der „große Erich Fried“ von Karl Pfeifer
www.juedische.at Rubrik: Karl Pfeifer
Darin: „Es war richtig den Leserbrief von Anis Hamadeh zu veröffentlichen, trotzdem er, was sonst unüblich ist, für seine eigenen Texte wirbt. Anscheinend hat er es nötig. Ich möchte hier nicht zu seinem Angriff auf Dr. Clemens Heni Stellung nehmen, doch über Erich Fried, der von Anis Hamadeh als Kronzeuge genannt wird, habe ich in der Wiener Wochenpresse, bereits am 12. Dezember 1983 folgenden Artikel veröffentlicht, der bezüglich jüdischer Antizionisten leider noch immer aktuell ist:
Solche und solche. Thomas Bernhard hat „grund- und bodenlos dahergeschimpft wie der letzte Maulaufreißer“, seine Aussage, Kreisky sei „kein großer Jude.....kein guter Jude“, qualifiziert Erich Fried als „Gequatsche“ und „Gewäsch“ (WOCHENPRESSE Nr. 50/83). Der in London lebende Fried möchte Bernhard verbieten, „Über Kreisky als Juden“ zu urteilen, denn „in Österreich (gibt es) leider noch viel Antisemitismus“. Dieser Antisemitismus muß aber während dem letzten Jahrzehnt unter Kreiskys Regierung entstanden sein, erklärte dieser doch 1973, nachdem ihn eine aufgebrachte Masse als „Saujud“ beschimpft und bespuckt hatte: „Es gibt heute keinen Antisemitismus mehr in Österreich. Das wird den Leuten höchstens eingeredet. Ich habe nie irgendeinen Antisemitismus verspürt“. Fazit: Wenn ein Jude sich bespucken läßt und keinen Antisemitismus spürt, so ist das für Fried ein guter Jude; wer sich zur Wehr setzt, der ist ein Zionist. Den Skandal um den Ex-SS-Obersturmführer [Friedrich Peter] und seinen Beschützer Kreisky hat Fried erfolgreich verdrängt... Was motiviert einen bekannten Dichter wie Erich Fried? Klein Moritz fragte: „Warum spielst du nicht mehr mit mir?“ Ilse: „Weil ihr Jesus gekreuzigt habt“. Klein Moritz empört: „Das waren doch nicht wir, sondern die Kohns von nebenan“. Israel und „der Zionismus“ sind Frieds „Kohns“. Fried schämt sich nicht, die sowjetische Propaganda vom „Alleinvertretungsanspruch der Zionisten für alle Juden“ zu wiederholen und den Zionisten Martin Buber, der sich nicht mehr wehren kann, als Zeugen dafür aufzurufen, daß „die Zionisten.... nur die Lehren Hitlers beherzigt haben....“ Der Libanonkrieg (1982 , Anm. der Red) hat etwas Wesentliches deutlich gemacht. In Österreich und nicht nur hier, werden die jüdischen Israelis mit jenen NS-Tätern gleichgesetzt, denen hier einst zugejubelt wurde. Aber was bedeutet das, wenn vier Jahrzehnte nach diesen schrecklichen Ereignissen in Österreich ein Bedürfnis nach einer solchen geschichtlichen Entlastung besteht, wenn dieses Bedürfnis gerade gewissen Linken in der SPÖ und in der Alternativen Liste (ALW) nicht fremd ist? Die Wörter Genozid, Völkermord, Schoa haben ihre präzise Bedeutung. Wenn österreichische Linke (und seien sie auch „jüdischer Abstammung“) diese Wörter in Verbindung mit Israel und den Zionismus bringen, muß man sich darüber Gedanken machen. Ich habe schon bei Diskussionen mit Linken zu hören bekommen, daß die zionistische Politik der nationalsozialistischen recht gab. Die National-Sozialisten, die in der UdSSR hinter der Maske von „sozialistischen Humanisten“ Juden diskriminieren und eine rege „Stürmer“-Propaganda entfalten, freuen sich über Persönlichkeiten wie Erich Fried, die ihre Thesen unterstützen; schließlich haben sie ja auch den Hitlerschen Antisemitismus modernisiert: Juden, die bereit sind, als Kronzeugen mitzumachen, können auf materielle Privilegien hoffen. Thomas Bernhard wagte es, Kreisky zu kritisieren, und bekam von Fried Schelte. Der Jude Fried aber veröffentlicht seine antizionistischen Ergüsse in einem „volkseigenen“ Verlag in der DDR. Ob Anis Hamadeh im Sinne der Fairness diesen Text seinen Lesern zugänglich macht?“ - Kommentar Anis: Sehr geehrter Herr Pfeifer, „Fairness“, tjaja. Übrigens: Wenn ich auf etwas reagieren soll, dann darf ich Sie bitten, mir zumindest eine Mail zu senden. In diesem Fall hat es zufällig mein Geheimdienst entdeckt.
Bundeszentrale für Politische Bildung, gesehen 04.05.08, Dossier Antisemitismus
http://www.bpb.de/themen/GX51KQ,0,0,Antisemitismus.html
Das aus acht Antisemitismusartikeln zusammengestellte Dossier der Bundeszentrale für Politische Bildung trägt erheblich zur Unglaubwürdigkeit der Bundeszentrale bei, da der stark suggestive Begriff „Antisemitismus“ auf Araber, Muslime, Menschenrechtler und andere angewendet wird. Diese werden damit in einen völlig unangemessenen Nazizusammenhang gebracht. Vor allem wird in den Artikeln ständig Judenhass mit Kritik an Israel verwechselt. Zwar scheinen radikale Autoren wie Henryk Broder inzwischen wieder aus dem Dossier entfernt worden zu sein (er wird allerdings im Vorwort zitiert), die dogmatisch-propagandistische Tendenz bleibt aber unübersehbar. Es handelt sich im Kern um ein pseudo-intellektuelles Verbreiten von unwissenschaftlichen Theorien eines angeblichen „Neuen“ und eines „Sekundären“ und eines „Islamischen“ Antisemitismus, die so gut wie ausschließlich auf das Israel-Dogma gemünzt sind, nach dem der Judenstaat in seinem „Existenzrecht“ zu töten berechtigt ist, wie er will. Diese falsch verstandene Art der Vergangenheitsbewältigung ist gefährlich antidemokratisch. Es ist nicht hinzunehmen, dass die Bundeszentrale für Politische Bildung ihre Aufgabe als neutrale Informations- und Bildungsquelle - gerade für Jugendliche ! - zugunsten von philosemitisch-zionistischen Ideologien neu definiert.
FAZ 09.05.2008, S. 1: „Israel läuft die Zeit davon“ von Jörg Bremer
Darin Bremer über Israel: „Die Bürger- und Menschenrechte eines jeden sind garantiert. Das sieht man gerade daran, dass deren Verletzung in den besetzten Gebieten stets aufs Neue die Öffentlichkeit und die Gerichte beschäftigt.“ Die Menschenrechte sind also garantiert, weil sie gebrochen werden. Das ist eine interessante Logik. Tatsächlich beschäftigen die zahlreichen und zum Teil schweren Rechtsbrüche Öffentlichkeit und Gerichte, allerdings nicht mit dem Effekt, dass danach Gerechtigkeit eintreten würde. „Israel steht im Krieg mit Islamisten und ihrem Terror“ heißt es weiter, ohne dass der legitime Widerstand gegen die Besatzung und das Unrecht erwähnt werden, was die FAZ zu einer parteiischen Zeitung macht. Israel habe „keine international anerkannte Hauptstadt, keine sicheren und international verbürgten Grenzen.“ Das klingt so, als ob man Israel diese Dinge nicht gewähren würde. In Wirklichkeit hat Israel natürlich eine anerkannte Hauptstadt, Tel Aviv, und ist von sich aus seit Staatsgründung nicht bereit, international anerkannte Grenzen zu nennen. Angesichts der fortschreitenden Einverleibung palästinensischen Lands lässt sich daraus nur schließen, dass das israelische Staatsgebiet willentlich undefiniert bleibt, weil die Expansionswünsche noch nicht befriedigt sind. All dies verstößt gegen gültiges Recht und wird von Herrn Bremer so gedreht, als sei Israel das Opfer dieser Umstände, statt der Verursacher, wie es offensichtlich der Fall ist. Was gibt es leichtetes als zu sagen: Dies sind unsere Staatsgrenzen? Scheinbar kritisch heißt es dann: „Auch wenn 'Juden und die Anderen' vor dem Recht gleich sind, stoßen diese arabischen Anderen überall auf Benachteiligungen, die meist nur ein Gericht aufheben kann.“ Mitnichten heben die Gerichte die Benachteiligungen auf. Das ist Wunschdenken von Herrn Bremer bzw. der FAZ. Arabische Israelis sind auch nicht vor dem Gesetz gleich, weil das israelische Gesetz an vielen Punkten zwischen Juden und Nichtjuden unterscheidet. Am deutlichsten wird das im Anspruch des „jüdischen Charakters“ des Staates.
„Eine große Sehnsucht nach Sicherheit lähmt den Mut zum Frieden“, diese Zwischenüberschrift bringt das deutsche Verständnis für Israels Gewaltpolitik auf den Punkt. „Sehnsucht nach Sicherheit“, das klingt positiv, dahinter verbergen sich aber Gewalt und Rechtsbrüche, die ihrerseits oppositionelle Reaktionen auslösen. Obwohl Bremers Kommentar an der Oberfläche Israel aufruft, mehr für den Frieden zu tun, rechtfertigen die genannten Zitate Israels Verhalten zu hundert Prozent. Man erkennt in Bremers Leitkommentar vor allem eine konsequente Weigerung, die Realität anzuerkennen, dass israelische Gewalt und israelischer Unilateralismus wesentliche Ursachen des dauernden Kriegszustands sind. - Eine Medienkritik von Anis Hamadeh
23.12.2008, Kölner Stadtanzeiger: „Vom Frieden weit entfernt. Israel und Hamas und die Waffenruhe“ von Tobias Kaufmann.
Dazu ein Kommentar von Dr. Edith Lutz, Kall: Für Tobias Kaufmann ist die Sache klar: Hamas hat die Waffenruhe gebrochen. „Seit Anfang November sind rund 130 Raketen und etwa 100 Mörsergranaten auf Israel abgefeuert worden. (...) Der Raketensegen hörte nie wirklich auf: die Blockade wurde infolgedessen nicht etwa gelockert, sondern verschärft.“
Den Menschen in Sederot und Umgebung, die täglich dem Nerventerror ausgesetzt sind, mag man verzeihen, wenn sie Ursachen und Folgen vertauschen. Aber selbst in Sederot gibt es Menschen und Gruppen wie „Kol Acher“(‚andere Stimme'), die erkannt haben, dass Mauern nicht dazu geeignet sind, die feindselige Haltung von Eingeschlossenen abzubauen. Sie fordern Gespräche. Und diese Forderung konnten auch die Leser der israelischen Tageszeitung „Haaretz“ (21.12.) in einem letzten „verzweifelten Appell“ von Gideon Levy an Israels Premier Olmert wahrnehmen. Die israelischen Politiker kennen die Wahrheit, schreibt Levy am Vorabend der israelischen Bombardierung mit über 200 Todesopfern, „es gibt keine militärische Lösung“. Absurd erscheinen ihm daher politische Debatten über Art, Dauer und Ausmaß der militärischen Operation, „warum, um Himmels willen, nicht direkt Gespräche mit der Hamas?“
Aber Israel und die westliche Welt mögen die Hamas nicht. Es mag gute Gründe geben, sie nicht zu mögen, aber man sollte keine Falschmeldungen über sie verbreiten und eine einseitige Berichterstattung vermeiden. Die Waffenruhe wurde, anders als es Tobias Kaufmann darstellt, zuerst von Israel mit der militärischen Zerstörung eines unterirdischen Tunnels gebrochen. Menschen wurden getötet. Und dass die Tunnel (auch) der Einfuhr alltäglicher benötigter Güter in das belagerte, boykottierte Gaza dienen, wissen nur wenige Leser.
Den Raketenbeschuss auf Sederot stellt Kaufmann als die Ursache der verschärften Blockade dar. Er ist aber (auch) die Folge einer völkerrechtswidrigen Blockade, einer ungerechten menschenverachtenden Inhaftierung. Entgegen der Vereinbarung wurde die Blockade nur minimal gelockert, die lebenswichtige Strom- und Wasserversorgung der seit 40 Jahren von Israel zunehmend strangulierten Bevölkerung ständig unterbrochen.
Die Hamas „hat die Atempause nutzen wollen, um Waffen in den Küstenstreifen zu schmuggeln“. Ein neutraler Berichterstatter würde fragen, wie sah es denn in der Zeit in Israel aus? Nicht nur Gideon Levy hätte diese Frage beantworten können. Hier lagen Pläne und Waffen bereit, die nur auf den richtigen Einsatztag warteten.
„Die Hasspropaganda“ geht weiter. Herr Kaufmann meint die der Hamas. Die Israelhasser gibt es (und die Zahl dürfte nach dem jüngsten israelischen Schlag sprunghaft zunehmen). Es gibt (oder es gab) aber auch vernünftige, gemäßigte Kräfte. Israelis, die mit einem der „Freegaza“- Boote nach Gaza kamen, hatten, wie ich auch, die Gelegenheit mit Premier Hanije zu sprechen. Wir wissen aus seinem Mund, dass nicht Israel das Hauptproblem darstellt und schon gar nicht „die Juden“, sondern die israelische Besatzung.
Darum sollten Freunde Israels auf ein Ende der Besatzung drängen, auf die Einhaltung der Menschenrechte und des Völkerrechts. Damit ist die zweite Frage Kaufmanns beantwortet. Kann man mit der Hamas in Frieden leben? Und wenn ja, zu welchem Preis? Der Preis wird das Ende der Besatzung sein. Die erste Frage könnte Ehud Olmert mit einer Gegenfrage beantworten (auf seine Friedensausrichtung mit Syrien angesprochen), „Wie können wir es wissen, wenn wir es nicht versuchen?“
Nach zwei Tagen Bombardement (28.12.)wissen wir nicht, ob es für den Versuch zu spät ist. Dennoch sollten wir alle Kräfte aufbringen, ihn zu diesem Versuch zu bewegen und ihn bei diesem Versuch zu unterstützen. Auch das Kölner Verlagshaus könnte dazu beitragen.
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