home   ao english   musik   literatur   journalismus   bilder   sprachen   mehr   shop   sitemap
Datenbank zum Diskurs Palästina/Israel/Deutschland/Arabische Welt/Islam. - Database on the discourse Palestine/Israel/Germany/Arab World/Islam.
2008
Weiter 2007

BBC News, 29.02.08: "Israel warns of Gaza 'holocaust'"
http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/7270650.stm Israeli leaders are warning of an imminent conflagration in Gaza after Palestinian militants aimed rockets at the southern city of Ashkelon. The deputy defence minister said the stepped-up rocket fire would trigger what he called a 'bigger holocaust' in the Hamas-controlled coastal strip. Israeli air strikes have killed about 30 Palestinians, including six children in the past two days. (...) 'The more [rocket] fire intensifies and the rockets reach a longer range, they (the Palestinians) will bring upon themselves a bigger holocaust because we will use all our might to defend ourselves,' Matan Vilnai told Israeli army radio. Correspondents say the 'holocaust' is a term rarely used in Israel outside discussions of the Nazi genocide during World War II."

06.03.08: „Der Palästina - Israel Konflikt. Bericht des Sonderberichterstatters John Dugard über die Menschenrechtssituation in den seit 1967 besetzten palästinensischen Gebieten“
www.mapc-web.de/archive/pal/0801DugardD.html

Spiegel Online, 14.03.08: „Merkel plant Palästina-Konferenz in Berlin“ von hen/dpa
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,541638,00.html Darin: „Eine Vorbedingung für einen Dialog mit Partnern in der Region sei die Anerkennung des Existenzrechts Israels und die Beendigung von Gewalt, sagte Merkel vor Beginn ihrer Israel-Reise der israelischen Tageszeitung 'Jediot Achronot'.“ - Anis: Die Palästinenser sollen demnach die Besatzung und die Menschenrechtsverletzungen anerkennen und auf Widerstand verzichten. Dies wird logischerweise nicht geschehen. Frau Merkel sagt mit ihrem Satz auch aus, dass sie die schwer wiegenden und dauerhaften Rechtsbrüche Israels mitträgt. Das bringt Deutschland in Gefahr. Es ist nicht gut für Deutschland, sich außerhalb des Rechts zu bewegen, und es begünstigt Terrorismus in Deutschland.

Spiegelkritik.de, 31.03.08: „Einseitige Israel-Berichterstattung.“ Ein Kommentar von Anis Hamadeh zu Christoph Schult, Nahost: Das Leiden der Anderen. DER SPIEGEL 11/2008 vom 10.03.2008, Seite 122
http://spiegelkritik.de/2008/03/ Eine Palästinenserin aus Gaza wird in einem israelischen Krankenhaus gerettet, das ist die Story dieses Spiegel-Artikels und es ist einer dieser Moralartikel. Seht, wie nett Israel in Wirklichkeit ist und ihr Araber bedroht die Zivilisten! Seht, selbst die Palästinenser, die es am eigenen Leib spüren, sie verstehen Israel. Die Sympathie des Lesers wird so auf den Judenstaat gelenkt, aus historischen Gründen. Wegen Dingen, die mit der deutschen, mit unserer Geschichte zu tun haben. Wir! Die Palästinenser hingegen benötigen keine Spazierfahrten über die Grenze, um Gewalt am eigenen Leib zu spüren, sie leben unter Besatzung. (Oh, gibt es da Besatzung?) Bei sich zu Hause leben sie viel unsicherer. Solche Tatsachen allerdings stören die Dramaturgie der Nahostartikel, für die der Spiegel leider berüchtigt ist. Kaum ein Gebiet, wo das Blatt sich in der Meinung einer beträchtlichen Anzahl potenzieller Leser stärker diskreditiert als dieses. Platt wie Flundern kommen die Spiegler plötzlich daher, wo sie sonst alles ganz genau wissen wollen. Und am Tiefpunkt der Skala lauert Herr Broder mit seinen Berichten von Jenseits der Rechtstaatlichkeit (siehe www.anis-online.de/journalismus/essay/21.htm). Tatsächlich gibt es eine Menge Zeitungsleser, die Seine Majestät den Spiegel wegen seiner manipulativen Nahost- und Islam-Artikel nicht als seriös einschätzen und ihn möglichst nicht zitieren, es sei denn in einer Medienkritik, weil oft genug unfair berichtet wird und ideologisch.

Tagesspiegel, 04.04.08: Antisemitismus: Schäuble soll gegen Nahostexperten vorgehen. Jüdische Institutionen aus Deutschland und Österreich fordern die Entlassung eines Redakteurs der Bundeszentrale für politische Bildung. Der Vorwurf: antisemitische Stimmungsmache. In ihrem Bemühen wenden sich die jüdischen Einrichtungen direkt an Innenminister Schäuble. von Frank Jansen
www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Antisemitismus;art122,2506906 Darin: „Der Vorwurf lautet, knapp zusammengefasst: antisemitisch eingefärbte Agitation gegen Israel. Es geht um Ludwig Watzal, der sich seit Jahren mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt befasst, seit 1986 als Redakteur für die BPB-Zeitschrift 'Aus Politik und Zeitgeschichte' schreibt und zudem privat fleißig publiziert. (...) Watzal bediene 'allseits bekannte antisemitische Klischees', ärgert sich der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan J. Kramer, in seinem Brief an Schäuble, dessen Ministerium die BPB zugeordnet ist.“ - Anis' Kommentar: Wieder einmal gehen Zionisten und Philosemiten gegen Menschenrechtler vor. Der Antisemitismusvorwurf machts möglich. Er dämonisiert Kritiker und ist in den Händen von parteiischen Gruppen und Einzelnen. Während die taz sich am 25.03. („Jagt den Watzal“) einer neutraleren Sichtweise verschrieb, gibt der Tagesspiegel den „jüdischen Institutionen“ viel Gewicht, die mit ihrem Totschlagargument die deutsche Öffentlichkeit manipulieren und den Militärstaat Israel unterstützen. Ludwig Watzal ist ein gewissenhafter Journalist, den ich seit Jahren persönlich kenne. „Antisemitisch eingefärbte Agitation gegen Israel“ ... Man sieht schon an der Sprache, welcher Geist hinter solchen Beschuldigungen steckt. Solange sich Israel prinzipiell dem Recht verweigert und es Menschenrechtsverletzungen im Namen der Juden ausführt, ist jeder Antisemitismusvorwurf hartnäckig zu prüfen ... und zwar nicht von befangenen Instanzen. Man bedenke auch, dass JEDER, der sich öffentlich für die Rechte der Palästinenser einsetzt, von jemand anderem „Antisemit“ genannt wird. Es liegt weitgehend im Ermessen von Medien und Politikern, diese Vorwürfe aufzugreifen und so lange zu verbreiten, bis sie zum Diskursausschluss reichen. (Siehe dazu die Studie zum Antisemitismusvorwurf unter www.anis-online.de/1/essays/_p/14.pdf) Wann erscheinen in der deutschen Presse die ersten Artikel über philosemitische Stimmungmache?

Tagesspiegel, 05.04.08: Antisemitismus: Juden protestieren bei Schäuble. von Frank Jansen
Siehe den Kommentar und den Link unten. Die Überschrift ist vom Tagesspiegel seit gestern geändert worden in: „Antisemitismus: Juden protestieren bei Schäuble.“ Das ist plakativer und eignet sich zur Stimmungsmache noch besser als „Jüdische Institutionen“. Glückwunsch, Tagesspiegel! Auf der entsprechenden Website wurde der Kommentar unten offensichtlich abgelehnt, ich habe ihn dort gepostet. Ich dachte, dafür sei die Kommentarseite da.

„die jüdische“ 21.04.2008, „'Hitler good - killed Jews'. Kai Wiedenhöfers palästinensische Freunde und die Diffamierung der Juden als die Nazis von heute“ von Dr. Clemens Heni
www.juedische.at Dieser Artikel ist eine Fundgrube für die Erforschung des Antisemitismusvorwurfs. Herr Heni wirft mit derartigen Vorwürfen nur so um sich und gibt ideologische Definitionen wie: „Anti-Israelismus ist ein Teilbereich des Antisemitismus.“ oder: „Die Hetze gegen Israel als Apartheid-Staat ist typischer Ausdruck des neuen Antisemitismus.“ oder: „Israel so eindeutig mit Südafrika gleich zu setzen ist antisemitisch.“ Oder: „Es geht um Hass auf Israel.“ Am besten ist dies hier: „Der Antiisraelismus ist der Antisemitismus nach Auschwitz.“ Der große Erich Fried wird zum „antijüdischen Juden“, weil er die Nazigräuel mit Palästina verglichen hat: „Das ist ein bekanntes antisemitisches Muster nach Auschwitz: Juden als Nazis, ein Kernbestandteil von sekundärem Antisemitismus und neuem Antisemitismus gleichermaßen.“
Für Herrn Heni ist das Wissenschaft, wie er betont, und er beruft sich auf „weltweit bekannte und renommierte Anisemitismusforscher“ wie Wistrich, Taguieff, Dershowitz, Adorno, auch Frau Wetzel vom Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Grund für diesen verbissenen Wutausbruch sind im Wesentlichen zwei Zitate des Fotografen Kai Wiedenhöfer: „Die Arbeit ist ermüdend. Manchmal stehe ich zweifelnd morgens in meiner Wohnung, vier Stockwerke über der Omar Muchtar, der Hauptstraße im Zentrum Gazas. Mein Blick wandert über das betongraue Häusermeer: Kenne ich das alles nicht in- und auswendig? Muß ich mir jeden Tag den gleichen Unsinn antun? Zum x-tenmal höre ich 'Hitler good, killed Jews' , weil die eingepferchten Palästinenser nicht über den Zaun ihres Homelands Gaza schauen können.“ Und: „Fast alle Juden des Dorfes wurden im Holocaust ermordet, nur der Friedhof und eine Gedenktafel am Platz der Synagoge erinnern noch an sie. Hätte es den Massenmord nicht gegeben, würde Ofer vielleicht in diesen Morgenstunden im Hörsaal einer deutschen Universität sitzen, statt palästinensische Ausweise zu kontrollieren.“
Dazu - vor allem zum ersten Zitat - meint Herr Heni allen Ernstes und völlig überdreht: „Für Wiedenhöfer sind also die Juden selbst schuld, dass sie heute mit Nazis verglichen werden und Hitler gelobt wird für den Holocaust. Er analysiert überhaupt nicht islamischen und arabischen, zumal palästinensischen Antisemitismus, wie es ein Forscher tun würde. Er nimmt ihn einfach so auf in seinen Alltag und projiziert die Schuld einzig und allein auf die Juden und Israeli.“ - Was Clemens Heni da alles hineininterpretiert! Und bekämpfen will. „Politischer Extremismus“ sei das: „In schuldprojektiver, geradezu paradigmatischer Art und Weise werden bei Wiedenhöfer die Juden zu Tätern.“ Ich habe selten so etwas Verbissenes und Absurdes gelesen. „Der Fotograf und Texter generiert antiisraelische und antisemitische Ideologeme.“ Alles klar! Auch Ludwig Watzal wird in diesem Zusammenhang bezichtigt.
Heni: „Wer so argumentiert und solche palästinensischen Judenhasser, seien es Erwachsene, Alte, Kinder oder Teenager, nicht kommentiert und bekämpft, hat aus Treblinka und Babi Yar, Chelmo und Auschwitz nichts gelernt.“ Bekämpfen soll man die „palästinensischen Judenhasser“, als seien sie Nazis. Sie sind aber nicht die Nazis. Hier werden zwei Geschichten zusammengeschoben, die miteinander nichts zu tun haben. Es sind Nazi-Ersatzkämpfe auf Kosten der Palästinenser und Menschenrechtler, und sie werden von den Medien wie „Die Jüdische“ aus Österreich und in der Politik manchmal unterstützt. Das ist ein ebenso gefährliches wie nutzloses Unterfangen.
Heni über Wiedenhöfer: „Das wird auch dadurch deutlich, dass er eine Internetseite bei Anis online, Anis Hamadeh, einem bekannten deutsch-palästinensischen Antizionisten, eingerichtet hat http://www.anis-online.de/journalismus/review/kai_wiedenhoefer_wall.htm“. - Nun, ich habe diese Seite eingestellt, nicht Kai. Über mich schreibt Heni: „Anis online dagegen möchte demnach lieber ein Antisemit sein, wenn er 'Philosemit' so aggressiv negativ konnotiert.“ Ein schönes Outing dualistischen Denkens: Wenn du nicht Philosemit, dann du Antisemit. Ist Rassismus jetzt Pflicht, oder wie?
Herr Dr. Clemens Heni soll ja auch für „Die Welt“ schreiben. Eine genauere Analyse seines Konglomerats scheint angebracht. In den nächsten Wochen werde ich dazu die Zeit nicht finden, aber ich komme darauf zurück. Auch „Die Jüdische“ sollte ich mir mal genauer ansehen. Auf den ersten Blick scheint es ein reines Kampfblatt zu sein mit einem Anteil von etwa 79 % Antisemitismus-Artikeln der plumpesten Art. In der Selbstbeschreibung aber steht: „'die jüdische' ist der Versuch, jüdisches Leben und alles zu Israel im pluralistischen Kontext darzustellen.“ Vielleicht eine Art von Entführung. Herausgeber ist ein Herr Samuel Laster. Derweil möchte ich auf die aktuellen Texte „Frieden mit den arabischen Nachbarn machen. Rezension von 'Israels Irrweg. Eine jüdische Sicht.' von Rolf Verleger“ sowie Pressezeit (6): Jüdische Zeitung hinweisen. Eines noch: Liebe Redakteure und Journalisten, wenn Sie Anis Online zitieren, schreiben Sie bitte „Anis Online“ und nicht „Anis online“ oder „Anis-online“ oder dergleichen. Vielen Dank.
PS: Die Jüdische veröffentlichte diesen Leserbrief dankenswerterweise unter http://www.juedische.at/TCgi/_v2/TCgi.cgi?target=home&Param_Kat=49&Param_RB=54&Param_Red=9754

„die jüdische“ 24.04.2008, Anis Hamadeh und der „große Erich Fried“ von Karl Pfeifer
www.juedische.at Rubrik: Karl Pfeifer Darin: „Es war richtig den Leserbrief von Anis Hamadeh zu veröffentlichen, trotzdem er, was sonst unüblich ist, für seine eigenen Texte wirbt. Anscheinend hat er es nötig. Ich möchte hier nicht zu seinem Angriff auf Dr. Clemens Heni Stellung nehmen, doch über Erich Fried, der von Anis Hamadeh als Kronzeuge genannt wird, habe ich in der Wiener Wochenpresse, bereits am 12. Dezember 1983 folgenden Artikel veröffentlicht, der bezüglich jüdischer Antizionisten leider noch immer aktuell ist:

Solche und solche. Thomas Bernhard hat „grund- und bodenlos dahergeschimpft wie der letzte Maulaufreißer“, seine Aussage, Kreisky sei „kein großer Jude.....kein guter Jude“, qualifiziert Erich Fried als „Gequatsche“ und „Gewäsch“ (WOCHENPRESSE Nr. 50/83). Der in London lebende Fried möchte Bernhard verbieten, „Über Kreisky als Juden“ zu urteilen, denn „in Österreich (gibt es) leider noch viel Antisemitismus“. Dieser Antisemitismus muß aber während dem letzten Jahrzehnt unter Kreiskys Regierung entstanden sein, erklärte dieser doch 1973, nachdem ihn eine aufgebrachte Masse als „Saujud“ beschimpft und bespuckt hatte: „Es gibt heute keinen Antisemitismus mehr in Österreich. Das wird den Leuten höchstens eingeredet. Ich habe nie irgendeinen Antisemitismus verspürt“. Fazit: Wenn ein Jude sich bespucken läßt und keinen Antisemitismus spürt, so ist das für Fried ein guter Jude; wer sich zur Wehr setzt, der ist ein Zionist. Den Skandal um den Ex-SS-Obersturmführer [Friedrich Peter] und seinen Beschützer Kreisky hat Fried erfolgreich verdrängt... Was motiviert einen bekannten Dichter wie Erich Fried? Klein Moritz fragte: „Warum spielst du nicht mehr mit mir?“ Ilse: „Weil ihr Jesus gekreuzigt habt“. Klein Moritz empört: „Das waren doch nicht wir, sondern die Kohns von nebenan“. Israel und „der Zionismus“ sind Frieds „Kohns“. Fried schämt sich nicht, die sowjetische Propaganda vom „Alleinvertretungsanspruch der Zionisten für alle Juden“ zu wiederholen und den Zionisten Martin Buber, der sich nicht mehr wehren kann, als Zeugen dafür aufzurufen, daß „die Zionisten.... nur die Lehren Hitlers beherzigt haben....“ Der Libanonkrieg (1982 , Anm. der Red) hat etwas Wesentliches deutlich gemacht. In Österreich und nicht nur hier, werden die jüdischen Israelis mit jenen NS-Tätern gleichgesetzt, denen hier einst zugejubelt wurde. Aber was bedeutet das, wenn vier Jahrzehnte nach diesen schrecklichen Ereignissen in Österreich ein Bedürfnis nach einer solchen geschichtlichen Entlastung besteht, wenn dieses Bedürfnis gerade gewissen Linken in der SPÖ und in der Alternativen Liste (ALW) nicht fremd ist? Die Wörter Genozid, Völkermord, Schoa haben ihre präzise Bedeutung. Wenn österreichische Linke (und seien sie auch „jüdischer Abstammung“) diese Wörter in Verbindung mit Israel und den Zionismus bringen, muß man sich darüber Gedanken machen. Ich habe schon bei Diskussionen mit Linken zu hören bekommen, daß die zionistische Politik der nationalsozialistischen recht gab. Die National-Sozialisten, die in der UdSSR hinter der Maske von „sozialistischen Humanisten“ Juden diskriminieren und eine rege „Stürmer“-Propaganda entfalten, freuen sich über Persönlichkeiten wie Erich Fried, die ihre Thesen unterstützen; schließlich haben sie ja auch den Hitlerschen Antisemitismus modernisiert: Juden, die bereit sind, als Kronzeugen mitzumachen, können auf materielle Privilegien hoffen. Thomas Bernhard wagte es, Kreisky zu kritisieren, und bekam von Fried Schelte. Der Jude Fried aber veröffentlicht seine antizionistischen Ergüsse in einem „volkseigenen“ Verlag in der DDR.

Ob Anis Hamadeh im Sinne der Fairness diesen Text seinen Lesern zugänglich macht?“ - Kommentar Anis: Sehr geehrter Herr Pfeifer, „Fairness“, tjaja. Übrigens: Wenn ich auf etwas reagieren soll, dann darf ich Sie bitten, mir zumindest eine Mail zu senden. In diesem Fall hat es zufällig mein Geheimdienst entdeckt.

Bundeszentrale für Politische Bildung, gesehen 04.05.08, Dossier Antisemitismus
http://www.bpb.de/themen/GX51KQ,0,0,Antisemitismus.html Das aus acht Antisemitismusartikeln zusammengestellte Dossier der Bundeszentrale für Politische Bildung trägt erheblich zur Unglaubwürdigkeit der Bundeszentrale bei, da der stark suggestive Begriff „Antisemitismus“ auf Araber, Muslime, Menschenrechtler und andere angewendet wird. Diese werden damit in einen völlig unangemessenen Nazizusammenhang gebracht. Vor allem wird in den Artikeln ständig Judenhass mit Kritik an Israel verwechselt. Zwar scheinen radikale Autoren wie Henryk Broder inzwischen wieder aus dem Dossier entfernt worden zu sein (er wird allerdings im Vorwort zitiert), die dogmatisch-propagandistische Tendenz bleibt aber unübersehbar. Es handelt sich im Kern um ein pseudo-intellektuelles Verbreiten von unwissenschaftlichen Theorien eines angeblichen „Neuen“ und eines „Sekundären“ und eines „Islamischen“ Antisemitismus, die so gut wie ausschließlich auf das Israel-Dogma gemünzt sind, nach dem der Judenstaat in seinem „Existenzrecht“ zu töten berechtigt ist, wie er will. Diese falsch verstandene Art der Vergangenheitsbewältigung ist gefährlich antidemokratisch. Es ist nicht hinzunehmen, dass die Bundeszentrale für Politische Bildung ihre Aufgabe als neutrale Informations- und Bildungsquelle - gerade für Jugendliche ! - zugunsten von philosemitisch-zionistischen Ideologien neu definiert.

FAZ 09.05.2008, S. 1: „Israel läuft die Zeit davon“ von Jörg Bremer
Darin Bremer über Israel: „Die Bürger- und Menschenrechte eines jeden sind garantiert. Das sieht man gerade daran, dass deren Verletzung in den besetzten Gebieten stets aufs Neue die Öffentlichkeit und die Gerichte beschäftigt.“ Die Menschenrechte sind also garantiert, weil sie gebrochen werden. Das ist eine interessante Logik. Tatsächlich beschäftigen die zahlreichen und zum Teil schweren Rechtsbrüche Öffentlichkeit und Gerichte, allerdings nicht mit dem Effekt, dass danach Gerechtigkeit eintreten würde.
„Israel steht im Krieg mit Islamisten und ihrem Terror“ heißt es weiter, ohne dass der legitime Widerstand gegen die Besatzung und das Unrecht erwähnt werden, was die FAZ zu einer parteiischen Zeitung macht. Israel habe „keine international anerkannte Hauptstadt, keine sicheren und international verbürgten Grenzen.“ Das klingt so, als ob man Israel diese Dinge nicht gewähren würde. In Wirklichkeit hat Israel natürlich eine anerkannte Hauptstadt, Tel Aviv, und ist von sich aus seit Staatsgründung nicht bereit, international anerkannte Grenzen zu nennen. Angesichts der fortschreitenden Einverleibung palästinensischen Lands lässt sich daraus nur schließen, dass das israelische Staatsgebiet willentlich undefiniert bleibt, weil die Expansionswünsche noch nicht befriedigt sind. All dies verstößt gegen gültiges Recht und wird von Herrn Bremer so gedreht, als sei Israel das Opfer dieser Umstände, statt der Verursacher, wie es offensichtlich der Fall ist. Was gibt es leichtetes als zu sagen: Dies sind unsere Staatsgrenzen?
Scheinbar kritisch heißt es dann: „Auch wenn 'Juden und die Anderen' vor dem Recht gleich sind, stoßen diese arabischen Anderen überall auf Benachteiligungen, die meist nur ein Gericht aufheben kann.“ Mitnichten heben die Gerichte die Benachteiligungen auf. Das ist Wunschdenken von Herrn Bremer bzw. der FAZ. Arabische Israelis sind auch nicht vor dem Gesetz gleich, weil das israelische Gesetz an vielen Punkten zwischen Juden und Nichtjuden unterscheidet. Am deutlichsten wird das im Anspruch des „jüdischen Charakters“ des Staates.
„Eine große Sehnsucht nach Sicherheit lähmt den Mut zum Frieden“, diese Zwischenüberschrift bringt das deutsche Verständnis für Israels Gewaltpolitik auf den Punkt. „Sehnsucht nach Sicherheit“, das klingt positiv, dahinter verbergen sich aber Gewalt und Rechtsbrüche, die ihrerseits oppositionelle Reaktionen auslösen.
Obwohl Bremers Kommentar an der Oberfläche Israel aufruft, mehr für den Frieden zu tun, rechtfertigen die genannten Zitate Israels Verhalten zu hundert Prozent. Man erkennt in Bremers Leitkommentar vor allem eine konsequente Weigerung, die Realität anzuerkennen, dass israelische Gewalt und israelischer Unilateralismus wesentliche Ursachen des dauernden Kriegszustands sind. - Eine Medienkritik von Anis Hamadeh

23.12.2008, Kölner Stadtanzeiger: „Vom Frieden weit entfernt. Israel und Hamas und die Waffenruhe“ von Tobias Kaufmann.
Dazu ein Kommentar von Dr. Edith Lutz, Kall: Für Tobias Kaufmann ist die Sache klar: Hamas hat die Waffenruhe gebrochen. „Seit Anfang November sind rund 130 Raketen und etwa 100 Mörsergranaten auf Israel abgefeuert worden. (...) Der Raketensegen hörte nie wirklich auf: die Blockade wurde infolgedessen nicht etwa gelockert, sondern verschärft.“
Den Menschen in Sederot und Umgebung, die täglich dem Nerventerror ausgesetzt sind, mag man verzeihen, wenn sie Ursachen und Folgen vertauschen. Aber selbst in Sederot gibt es Menschen und Gruppen wie „Kol Acher“(‚andere Stimme'), die erkannt haben, dass Mauern nicht dazu geeignet sind, die feindselige Haltung von Eingeschlossenen abzubauen. Sie fordern Gespräche. Und diese Forderung konnten auch die Leser der israelischen Tageszeitung „Haaretz“ (21.12.) in einem letzten „verzweifelten Appell“ von Gideon Levy an Israels Premier Olmert wahrnehmen. Die israelischen Politiker kennen die Wahrheit, schreibt Levy am Vorabend der israelischen Bombardierung mit über 200 Todesopfern, „es gibt keine militärische Lösung“. Absurd erscheinen ihm daher politische Debatten über Art, Dauer und Ausmaß der militärischen Operation, „warum, um Himmels willen, nicht direkt Gespräche mit der Hamas?“
Aber Israel und die westliche Welt mögen die Hamas nicht. Es mag gute Gründe geben, sie nicht zu mögen, aber man sollte keine Falschmeldungen über sie verbreiten und eine einseitige Berichterstattung vermeiden. Die Waffenruhe wurde, anders als es Tobias Kaufmann darstellt, zuerst von Israel mit der militärischen Zerstörung eines unterirdischen Tunnels gebrochen. Menschen wurden getötet. Und dass die Tunnel (auch) der Einfuhr alltäglicher benötigter Güter in das belagerte, boykottierte Gaza dienen, wissen nur wenige Leser.
Den Raketenbeschuss auf Sederot stellt Kaufmann als die Ursache der verschärften Blockade dar. Er ist aber (auch) die Folge einer völkerrechtswidrigen Blockade, einer ungerechten menschenverachtenden Inhaftierung. Entgegen der Vereinbarung wurde die Blockade nur minimal gelockert, die lebenswichtige Strom- und Wasserversorgung der seit 40 Jahren von Israel zunehmend strangulierten Bevölkerung ständig unterbrochen.
Die Hamas „hat die Atempause nutzen wollen, um Waffen in den Küstenstreifen zu schmuggeln“. Ein neutraler Berichterstatter würde fragen, wie sah es denn in der Zeit in Israel aus? Nicht nur Gideon Levy hätte diese Frage beantworten können. Hier lagen Pläne und Waffen bereit, die nur auf den richtigen Einsatztag warteten.
„Die Hasspropaganda“ geht weiter. Herr Kaufmann meint die der Hamas. Die Israelhasser gibt es (und die Zahl dürfte nach dem jüngsten israelischen Schlag sprunghaft zunehmen). Es gibt (oder es gab) aber auch vernünftige, gemäßigte Kräfte. Israelis, die mit einem der „Freegaza“- Boote nach Gaza kamen, hatten, wie ich auch, die Gelegenheit mit Premier Hanije zu sprechen. Wir wissen aus seinem Mund, dass nicht Israel das Hauptproblem darstellt und schon gar nicht „die Juden“, sondern die israelische Besatzung.
Darum sollten Freunde Israels auf ein Ende der Besatzung drängen, auf die Einhaltung der Menschenrechte und des Völkerrechts. Damit ist die zweite Frage Kaufmanns beantwortet. Kann man mit der Hamas in Frieden leben? Und wenn ja, zu welchem Preis? Der Preis wird das Ende der Besatzung sein. Die erste Frage könnte Ehud Olmert mit einer Gegenfrage beantworten (auf seine Friedensausrichtung mit Syrien angesprochen), „Wie können wir es wissen, wenn wir es nicht versuchen?“
Nach zwei Tagen Bombardement (28.12.)wissen wir nicht, ob es für den Versuch zu spät ist. Dennoch sollten wir alle Kräfte aufbringen, ihn zu diesem Versuch zu bewegen und ihn bei diesem Versuch zu unterstützen. Auch das Kölner Verlagshaus könnte dazu beitragen.

Briefe 2008

Offener Brief an alle Fraktionen des baden-württembergischen Landtags und den Landtagspräsidenten Peter Straub

Sehr geehrte Damen und Herren, über die Ankündigung eines Konzerts im März dieses Jahres sind wir darauf gestoßen, daß offensichtlich sämtliche Abgeordneten des baden-württembergischen Landtages das Projekt des Baden-Württemberg-Waldes im israelischen Negev unterstützen.
Dies hat uns erschreckt, denn dieses angebliche Umwelt-Projekt gehört zu einer Reihe von Maßnahmen, mit denen die Enteignung und Verdrängung der dort seit Jahrhunderten lebenden palästinensischen Bevölkerung vom israelischen Staat durchgesetzt werden soll. Die Angelegenheit ist besonders brisant, da die dortige palästinensische Bevölkerung nochmals verstärkt Schikanen ausgesetzt wurde, nachdem Ariel Scharon Ministerpräsident wurde und dort schwerpunktmäßig Siedlungspolitik betrieb. Sein Nachfolger Ehud Olmert setzt Scharons Siedlungspolitik im Negev mit unverminderter Härte fort.
Wir gehen davon aus, dass die baden-württembergischen Abgeordneten von den Menschenrechtsverstößen der israelischen Regierung nichts wissen und meinen, daß es sich tatsächlich um eine ökologische Maßnahme handelt.
Daher haben wir in dem beiliegenden offenen Brief ausführlich den Zusammenhang zwischen dem Projekt des Baden-Württemberg-Waldes und der Verdrängung und Enteignung der Palästinenser im Negev geschildert. Wir hoffen, daß die baden-württembergischen Abgeordneten sich genauer über die wirklichen Verhältnisse im Negev informieren und ihre Unterstützung aufgeben.
Diesen Brief haben wir an alle Fraktionen des baden-württembergischen Landtags und den Landtags-Präsidenten Peter Straub geschickt.
Wir möchten Sie bitten, unser Anliegen zu unterstützen und Anfragen an die Landtags-Fraktionen zum Projekt und den damit verbundenen Menschenrechtsproblemen zu stellen.
Mit freundlichen Grüßen,
Manuela Kunkel, Rosengartenstr. 80, 70184 Stgt. Palästinakomittee Stuttgart, Flüchtlingskinder im Libanon e. V. (Sieger bei „Echt gut!“ - Ehrenamt in Baden-Württemberg, Kategorie „Soziales Leben“ im Jahr 2007), Arbeitskreis Palästina Tübingen, Verein arabischer Studenten und Akademiker Tübingen, Arabischer Kulturclub e. V., Palästinensische Gemeinde Deutschland e. V., Palästinensische Gemeinde in Stuttgart e. V., AK Nahost Pax Christi Diöezese Rottenburg-Stuttgart

Offener Brief an alle Fraktionen des baden-württembergischen Landtags und den Landtagspräsidenten Peter Straub, April 2008

Sehr geehrte Damen und Herren, mit Erstaunen haben wir festgestellt, dass Sie den „Baden-Württemberg-Wald“ des Jüdischen Nationalfonds (Keren Kayemeth Leisrael) unterstützen. Der Jüdische Nationalfonds beansprucht mit Projekten, wie dem Baden-Württemberg-Wald, die Negev zu begrünen. Doch bei einem genaueren Blick auf die Aktivitäten des Jüdischen Nationalsfonds im Negev und auch auf dem Gebiet des Baden-Württemberg Walds, stellt man fest, dass die „ökologischen Ziele“ die Verdrängung der palästinensischen Bewohner und völkerrechtswidrige Politik bemänteln.
Das Projekt des Baden-Württemberg-Waldes gehört zu den umfangreichen Aufforstungsaktivitäten im Lahav-Gebiet (Wald deutscher Länder) nahe der Stadt Levahim. Die ursprünglichen Besitzer dieses Landes sind der Beduinen Stamm der Tiyaha oder genauer der Abu Sukut Klan. Wie schon aus der klaren Bestimmbarkeit der Zugehörigkeit von einem Landstück zu einem bestimmten Klan ersichtlich ist, ist die Gesellschaft früherer Jahrhunderte in Palästina davon ausgegangen, dass bestimmten Beduinenfamilien bestimmte Ländereien gehören, die sie traditionell bewirtschafteten.
Von den weit mehr als 100 000 Beduinen, die vor1948, in Dörfern in der Negev ansässig waren, floh die Mehrheit zum Zeitpunkt der Staatsgründung Israels oder wurde von zionistischen militärischen Einheiten vertrieben. Nur 10 000 blieben in der Negev. Diese wurden von Premierminister Ben Gurion auf einem relativ kleinen Gebiet im Nordwesten der Negev konzentriert und wie alle Palästinenser auf israelischem Staatsgebiet unter Militärgesetz gestellt. Das Land wurde, wie der größte Teil des palästinensischen Bodens überhaupt, mittels verschiedener israelischer Gesetze in den 50er Jahren enteignet. Dazu gehört das „Gesetz über die Besitztümer der Abwesenden“ aus dem Jahr 1950, nachdem alle Palästinenser, die sich in der Zeit von 20. November 1947 und dem Erlass des Gesetzes im Jahr 1950 im Ausland oder nur in einem benachbarten Dorf aufgehalten hatten, als Abwesende klassifiziert und enteignet werden konnten.
Heute leben in der Negev wieder 160 000 Beduinen, jedoch haben sie nur noch zu 10 Prozent des ursprünglichen Landes Zugang. Beduinen hatten anders als palästinensische Städter oder Bauern aufgrund ihrer Tradition ihr Land, auf dem sie seit Hunderten von Jahren gelebt hatten, meist nicht eingetragen. Doch aus den Vorgängen nach der Staatsgründung im Jahr 1948 hatten sie gelernt. Nach der Beendigung der Militärverwaltung im Jahr 1966 versuchten sie quasi im Wettlauf mit dem israelischen Staat ihr Land registrieren zu lassen. Es gab viele Gerichtsprozesse in diesen Jahren. Einen üblen Schlusspunkt für die vielfach gescheiterten Versuche setzte ein Richter im Jahr 1984. Er erklärte schlichtweg, dass ein Beduine keine Verbindung zu seinem Land haben könne. Danach gaben die Beduinen nach vielfach gescheiterten Bemühungen um den Rechtsweg den juristischen Weg weitgehend auf.
Auf dem Land des Stammes der Tiyaha wurde die jüdische Siedlung Levahim gegründet, in deren unmittelbarer Nähe sich der Baden-Württemberg-Wald befindet. Die Stadt Levahim ist nur für jüdische Israelis reserviert. Die Mitglieder des Abu Sukut Klans, denen das Land gehörte und die vertrieben wurden, sind zwangsweise in Rahat angesiedelt worden. Einer der Planstädte, mit denen der israelische Staat ausgerechnet Beduinen zu Stadtbewohnern und Arbeitern machen wollte, wie Moshe Dayan es 1973 erklärt hatte. Doch die Verantwortlichen hatten nie daran gedacht, auch nur die minimalen Startvoraussetzungen für die neue Existenz bereit zu stellen. Alle Planstädte in der Negev vegetieren heute am unteren Rand des israelischen sozio-ökonomischen Indexes. Rahat mit seinen 40 000 Einwohnern hat bisher beispielsweise nur eine Bank und nur ein Postamt. Während die 40 000 Bewohner von Rahat mit 885 Hektar Land auskommen müssen, verfügen die 5 100 Einwohner der exklusiv für jüdische Israelis bestimmten Stadt Levahim über 570 Hektar Land.
Alle Beduinen, die das staatliche Angebot der Umsiedlung ausschlugen, leben in so genannten „nicht anerkannten“ Siedlungen, denen die Versorgung mit Dienstleistungen wie Wasser, Elektrizität, Sanitäreinrichtungen, Kliniken und Schulen, nicht zugestanden wird. Alle Gebäude in den „nicht anerkannten“ Gebieten wurden ohne Lizenz errichtet (es existiert keine Stadtverwaltung, welche die Lizenzen erteilen könnte) und unterliegen somit staatlich verhängten Abrissaufträgen. Etwa 30 000 Unterkünfte der Beduinen sind ständig von Zerstörung bedroht. Infolgedessen leben die meisten Dorfbewohner in Zelten oder Blechhütten. (Gleiches trifft auf viele nicht anerkannte palästinensische Dörfer im übrigen Israel zu).
Doch die Verdrängung der palästinensischen Bevölkerung im Negev hat seit der Regierungsübernahme von Premierminister Ariel Sharon, dem Vorgänger von Ehud Olmert, nochmals einen neuen Schub bekommen Der Jüdische Nationalfonds und der israelische Staat wollen im Negev weitere 350.000 jüdischer Immigranten ansiedeln, die mit dem Land überhaupt in keinerlei Verbindung stehen. ( Jewish Agency 10/2002 in Ha'aretz/ Jerusalem Post) bis zum Jahr 2010 (The Guardian, 27.02.2003 spricht von1 Million). Im Rahmen eines 1,75 Milliarden US-Dollar umfassenden Fünf-Jahresplanes sollen auch die Beduinen in den nicht legalisierten Dörfern in die Planstädte umgesiedelt werden. Doch statt die Betroffenen und ihre gewählten Vertreter in die Vorgehensweise bei der Umsiedlung mit einzubeziehen, sollen die Enteignungen und die Zerstörung der nicht anerkannten Dörfer legitimiert und von einer neu aufgebauten bewaffneten Polizeitruppe durchgesetzt und überwacht werden. Geplant sind14 weitere jüdischen Siedlungen auf dem „neu gewonnenen“ Land.
Der Baden-Württemberg-Wald ist nur eines der Projekte von vielen, die mit der Verschleierung der Existenz palästinensischer Dörfer auf angeeignetem Land zu tun haben. Der Jüdische Nationalfonds versucht so, der Umsetzung des von den Vereinten Nationen anerkannten Rückkehrrechts palästinensischer Flüchtlinge entgegen zu wirken. Ähnlich wie die Geschichte des Baden-Württemberg-Waldes klingt beispielsweise die des Willy-Brandt-Walds. Dieser Wald in Galiläa, der vom jüdischen Nationalfonds zu Ehren des berühmten sozialdemokratischen Politikers zu dessen 70sten Geburtstags so benannt wurde, steht auf den Ruinen der palästinensischen Dörfer von Shajara und Lubya.
Ganz offensichtliches Ziel dieser Aufforstung ist es, die Ruinen dieser palästinensischen Dörfer zu bedecken. Die Bewohner dieser palästinensischen Dörfer wurden mit dem Gesetz über die Besitztümer der Abwesenden aus dem Jahr 1950 enteignet. Selbst die Gräber ihrer Angehörigen, die im Willy-Brandt-Wald erhalten sind, dürfen die ursprünglichen Bewohner und deren Nachkommen, die in der Nähe wohnen, nicht sichern oder gar pflegen, geschweige denn, dass sie sich in der israelischen Siedlung in unmittelbarer Nähe nämlich Ilaniyyah/Sejerah, niederlassen können. Die Bewohner dieser Siedlung waren schon vor1948 in das Gebiet gezogen. Während jedoch unmittelbar vor 1948 Juden im Gebiet von Sejarah nur 6,1 Hektar Land besaßen, bebauten im Jahr 1959 die Siedler 1709,3 Hektar in diesem Gebiet. Es ist sehr nahe liegend, dass der offensichtliche Wohlstand der Bewohner von Ilaniyyah/Sejerah auf dem Land beruht, das vor 1948 den vertriebenen palästinensischen Bewohnern gehörte. (Näheres siehe www.uridavis.info).
Da die geschilderten Verhältnisse in ganz offensichtlicher Weise den Menschenrechten und internationalem Recht widersprechen, fordern wir Sie auf, die so genannten „Naturschutzprojekte“ des Jüdischen Nationalfonds nicht mehr zu unterstützen. Wir fordern Sie ebenfalls dazu auf, sich für die Rechte der diskriminierten palästinensischen Bürger des Staates Israels stark zu machen. Israel muss den Weg Südafrikas gehen und die Apartheid abschaffen. Bitte unterrichten Sie uns darüber, wie Sie mit den von uns geschilderten Problemen der Beduinen und Palästinenser in Israel umgehen wollen.
Mit freundlichen Grüßen, Manuela Kunkel, Rosengartenstr. 80, 70184 Stgt. Palästinakomittee Stuttgart, Flüchtlingskinder im Libanon e. V. (Sieger bei „Echt gut!“ - Ehrenamt in Baden-Württemberg, Kategorie „Soziales Leben“ im Jahr 2007), Arbeitskreis Palästina Tübingen, Verein arabischer Studenten und Akademiker Tübingen, Arabischer Kulturclub e. V., Palästinensische Gemeinde Deutschland e. V., Palästinensische Gemeinde in Stuttgart e. V., AK Nahost Pax Christi Diöezese Rottenburg-Stuttgart

بين الواقع والطموح ...!! المؤتمرالدولي الأول للمهندسين العرب المغتربين

بقلم: م. جمال قارصلي/برلماني ألماني سابق

بدعوة من إتحاد المهندسين العرب وبالتعاون مع عمادة المهندسين التونسيين وتحت رعاية رئاسة الجمهورية إ نعقد المؤتمر الدولي الأول للمهندسين العرب المغتربين في مدينة تونس بين الثامن والعشرين من ابريل (نيسان) والثاني من مايو (أيار) 2008 في مدينة تونس بحضور مندوبين عن جامعة الدول العربية وبمشاركة شخصيات علمية وسياسية وإقتصادية من كافة أنحاء العالم حيث اتيح لي شرف المشاركة فيه كعضومؤسس لإتحاد المهندسين الأوروبي - العربي والتعرف على هموم وطموحات هذه الشريحة المهمة من الخبراء العرب.

لا يستطيع المرء الا تلمس الأهمية القصوى لهذه الخطوة والمقدار الهائل من الطموحات والرؤى التي تعتمل وتختمر في أذهان وعقول هؤلاء الخبراء الذين لبوا النداء من مختلف أرجاء المعمورة مفعمين بالأمل ان يكون هناك يوم آخر وواقع آخر. مستندين في دوافعهم الى معين بشري هائل من الخبرات العربية الموزعة عبر العالم والتي يبلغ تعدادها ما يقارب ال 500 ألف أكاديمي، يضاف اليهم مليون مهندس عربي في اوطانهم، مع الاشارة الى ان تعداد العرب المغتربين في العالم يتجاوز ال 30 مليون حيث يبلغ حجم ثرواتهم 2400 مليار دولار على وجه التقدير.

الواقع العربي الحالي بائس ويبعث على اليأس لمن لا يؤمن بطاقة الانسان العربي، ونحن هنا لا نحلم بل نطرح أمثلة حية يمكن الاقتداء بها ودراستها.

بعد الحرب العالمية الثانية وانتصار الحلفاء على ألمانيا النازية دمرت ألمانيا بالكامل ولم يبق فيها من البنية التحتية شيئ يذكر وتناولمواطنوها الأعشاب ولحوم الجيّف وعاشوا على المساعدات الغذائية الأجنبية. لكن هذه المرحلة لم تطل حيث بدأت ألمانيا بالنهوض من جديد وهي الدولة التي لا تملك مصادر طبيعية تذكر، لكنها تعتد

لعنصر البشري المتعلم والمسلحبالتكنولوجيا المتوطنة في عقول ابنائها واعتدادهم بأنفسهم وايمانهم بقدراتهم الذاتية، وهي الآن قوة عظمى يعتد بها. وينطبق الحال ايضا على اليابان وغيرها من الدول.

وقد يقول قائل هؤلاء الغرب متقدمون ويملكون مفاتيح المعرفة وأسرار التكنولوجيا منذ زمن طويل!!

، ونرد عليهم بالنموذج الايراني المجاور للوطن العربي وحالة النهوض القومي والتكنولوجي فيها وهي ليست دولة غربية ولا تختلف عن العالم العربي من حيث البنية الذهنية والطبيعة الجغرافية وتوفر المصادر الطبيعية.

واذا انطلقنا من النماذج الصغيرة والفردية لابداعات العرب المغتربين فانه من دواعي الفخر ان نعلم ان من صمم شعار الدولة الألمانية "النسر الألماني" في مبنى "البوندستاغ" البرلمان الألماني المجدد هو سوري من أصول عربية.

وتكثر النماذج التي يصعب حصرها لكثرتها حيث يندر ان تجد مؤسسة بحثية غربية او جامعة مرموقة تخلو من العرب. وحتى لا يهضم حق أحد نشير الى النماذج القطرية الجزئية في محاولة امتلاك ناصية التكنولوجيا وفي هذا السياق تذكر محاولات العراق وليبيا وجمهورية مصر العربية قبل انتصار أكتوبر وحديثا دولة قطر وتونس، وان بقيت النتائج محدودة لغياب الرؤويا التكاملية على مستوى الوطن العربي.

كما انه بات معروفا ان العالم العربي بطبيعته وتركيبته السكانية والطبيعية الجغرافية والجيولوجية يشكل نموذجا فريدا للتكامل. فمن وادي النيل سلة للغذاء والطاقة البشرية الماهرة وغير الماهرة والكثافة البشرية الى بلاد الهلال الخصيب مركزا واعدا للتكنولوجيا والصناعة وصولا الى المغرب العربي حلقة الوصل مع اوروبا وقارة افريقيا حيث الخبرات والأيادي العاملة الماهرة. كلها معا يمكن ان توفر وحدة تكاملية اذا تدفقت استثمارات الخليج العربي مصدر الطاقة ورأس المال وحلقة الوصل مع ايران وشبه القارة الهندية.

وبهذا يمكن ان تكتمل الصورة والرؤويا التي ينتظرها المواطن العربي على شكل قرار سياسي طال انتظاره من النظام العربي المتهالك والمرتهن لقوى السيطرة العالمية وقواه الامبريالية التي تستفرد بأقطاره وتحرض حكام بعضها ضد البعض الآخر فيما الجوع والبطالة تطحنان المواطنين من المحيط الى الخليج بالرغم من الامكانيات الهائلة.

للأسباب الوارده أعلاه يعتبر المؤتمر الدولي للمهندسين العرب المغتربين وبمشاركة إتحاد المهندسين الأوربي العربي في مدينة تونس خطوة ريادية على طريق الألف ميل حيث تمهد هذه الخطوة الطريق الطويل ليصبح الخبراء العرب حلقة وصل بين اوطانهم الأصلية وأوطانهم الجديدة على كافة المستويات، وهم يشكلون معينا لا ينضب من الخبرات والكنوز المعرفية الرفيعة والثروات الإقتصادية الهائلة التي لن يتوانوا عن وضعها تحت تصرف اوطناهم اذا توفر الحد الأدنى من العيش الكريم والحرية والديموقراطية وغاب التمييز الذي نشهده في بعض الدول التي تعامل المهندسين والخبراء الأجانب بأفضلية، حيث يعبر هذا السلوك الشائن عن عقدة نقص وعدم ثقة وشعور بالدونية امام كل ما هو أجنبي. وللأسف تعتبر مثل هذه الأعمال طاردة للعقول.

وفي هذا السياق لا بد من طرح السؤال المؤلم، لماذا قتل الإحتلال في العراق أكثر من 5000 عالم عراقي؟ ولماذا لم تستوعبهم الدول العربية التي بدات تفقد خصائصها الثقافية والقومية كدول عربية نتيجة تزايد العمالة الأجنبية الرخيصة التي يحتاجها رأس المال الجشع؟ وأين سياسات التخطيط الديموغرافي التي تعتمد على القدرات والعمالة العربية؟

وتتعقد المشكلة اذا اكتشفنا ان النزيف البشري على مستوى العقول ومنها قطاع المهندسين بإتجاه الدول الغربية يشكل خسارة فادحة لأقطارهم اولا وللعالم العربي بمجموعه. ولو توفرت الرؤويا والقرارات السياسية لعاد المغتربون بخبراتهم وثرواتهم ولو بشروط حياة أقل مما يحصلون يتوفر لهم في بلاد الاغتراب شريطة توفر الحد الأدنى من الحياة الكريمة كما ذكر.

ولكن ما هي مقومات عودة هؤلاء اذا تبيّن للأسف ان اسرائيل لوحدها تنفق على البحث العلمي ما يوازي ما تنفقه الدول العربية بمجموعها. ليس ذلك وحسب بل ان ما هو متوفر من الخبرات وصروح البحث العلمي ينعدم ارتباطها بعجلة الاقتصاد والصناعة لنقف امام الآف الخريجين الذين تم تلقينهم العلوم النظرية التي لا تجد لها تطبيقا او انعكاسا في الحياة اليومية.

كيف يعود هؤلاء وحركة الترجمة والتعريب لنقل العلوم والتكنولوجيا تتضائل يوما بعد يوم وهي لا تساوي على مستوى العالم العربي أعشار ما تقوم به دول أخرى مجاورة. وفي المحصلة لا يمكن الحديث عن نهضة حقيقية شاملة الا اذا بدأنا بتوفير مقومات البدء بها والتي تبدأ بخلق شبكة تواصل وقاعدة معلومات توثق وتحصي القدرات العربية في الغرب ليس فقط على مستوى المهندسين بل في كافة الميادين الأكاديمية، حيث يعتبر المؤتمر الدولي الأول للمهندسين العرب لبنة مهمة ومحطة على هذا الطريق الطويل حيث تشكل طاقات المغتربين العرب كنزا كبيرا وثروة لا تنضب وبعد إستراتيجي لا يستهان به لمستقبل عربي واعد.

وحتى يتحقق كل ذلك ويتم ادراك مغزاه يصلح في حال العالم العربي القول المأثور "لا خير في أمة لا تأكل مما تزرع ولا تلبس مما تصنع"

2009

13.1.2009 Süddeutsche Zeitung, „Parlamentswahl -Israel schließt arabische Parteien aus“
Dazu ein Kommentar von Fritz Edlinger (www.saar.at): Die „einzige Demokratie“ im Nahen Osten eliminiert Opposition - Manche Beobachter haben bereits zu Beginn des Überfalles Israels auf den Gazastreifen als eines der Motive den derzeit in Israel laufenden Wahlkampf zum Parlament angenommen. Es haben bereits des Öfteren israelische Politiker (man erinnere z.B. an das von dem kurz darauf mit „Bomben und Granaten“ abgewählten Shimon Peres befohlene Bombardement des UN-Stützpunktes im südlibanesischen Qana im April 1996, dem mehr als 100 Flüchtlinge zum Opfer fielen) versucht, durch eine „Demonstration militärischer Stärke“ ihre eigenen Wahlchancen zu verbessern. Es ist daher nicht auszuschließen, dass vor allem der noch vor wenigen Wochen chancenlos abgeschlagene Spitzenkandidat der Arbeitspartei Verteidigungsminister Ehud Barak durch einen Militärschlag gegen Gaza seine Wahlchancen verbessern wollte. Und die Umfragen scheinen ihm Recht zu geben.
Israel stellt sich in seiner Propaganda sehr gerne als die „einzige wahre Demokratie“ im Nahen Osten dar. Dies wird auch in den westlichen Medien sehr oft aufgenommen und den autoritären Strukturen in den arabischen Staaten entgegen gestellt. Abgesehen davon, dass gerade aus diesem Grunde der Vernichtungsfeldzug gegen die Hamas, welche vom palästinensischen Volk in den zweifellos freiesten Wahlen im gesamten Nahen Osten mit überwiegender Mehrheit gewählt worden ist, merkwürdig und widersprüchlich erscheint, unterlässt man zumeist die Frage, wer denn die meisten dieser arabischen Regime unterstützt, mitunter sogar am Leben erhält: Die USA, jene Macht, ohne deren bedingungslose Unterstützung Israel längst ein absoluter outcast der internationalen Staatenwelt wäre und höchstwahrscheinlich sogar bereits veranlasst worden wäre, die legitimen völkerrechtlichen Interessen des Palästinensischen Volkes zu berücksichtigen.
Israel hat bereits des Öfteren Krisensituationen für die rücksichtlose Durchsetzung seiner eigenen Interessen genutzt. Dass man es dabei mit Menschenrechten, Freiheit und Demokratie nicht besonders ernst genommen hat, ist eine Binsenweisheit. Diesmal scheint es wieder einmal so zu sein: Wie man dem folgenden Bericht der „Süddeutschen“ entnehmen kann, sollen die arabischen Listen von der Knessetwahl ausgeschlossen werden und damit den arabischen Staatsbürgern Israels, immerhin mehr als 20% der Gesamtbevölkerung, ihre politische Vertretung nehmen. Wie gesagt, die „einzige wahre Demokratie im Nahen Osten!“ ...

2012

22.05.2012 br-online.de, „Humor ist, wenn man trotzdem lacht ...“ von Richard C. Schneider
http://blog-admin.br-online.de/studio-tel-aviv/2012/05/22/humor-ist-wenn-man-trotzdem-lacht-2.html (Link 2014 nicht mehr aktiv) Darin: „Klar, diese Form des Witzes findet man nur auf der israelischen Seite. Werbung, Videos, Artikel, die sich lustig machen - über die Lage, über sich selbst, über die Araber… Kleine Momente, die es ermöglichen, kurz innezuhalten und sich klarzumachen, daß dieser toternste, blutige, entsetzliche Konflikt aus der Distanz gesehen völlig absurd ist. So auch ein Witz, den ich erst vor wenigen Tagen von einem israelischen Freund erzählt bekommen habe: 'Stell Dir vor, wir haben Krieg mit dem Iran. Iranische Bodentruppen sind schon bis ins Westjordanland vorgedrungen und wir kämpfen mit unserer Armee gegen sie - erfolgreich, natürlich! Und so kommt es, daß ein israelischer Soldat zwei Gefangene macht: einen iranischen Soldaten und einen palästinensischen Kämpfer, der natürlich an der Seite der Iraner gegen uns gekämpft hat. Nun, der Soldat bekommt den Befehl, beide zu töten. Welchen tötet er zuerst: Den Iraner oder den Palästinenser? Antwort: Den Iraner. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!' Witze machen mit dem Irrsinn. Makaber? Möglicherweise. Aber immer schon ein (nicht nur jüdischer) Weg gewesen, mit der Brutalität des Lebens umzugehen. Da gibt es eine israelische Komikertruppe, Latma-TV, die ganz herrliche Persiflagen macht. Hier ein paar Beispiele: The three Terrors (in Anlehnung an die drei Tenöre, singen da 'Ahmadinejad, Erdogan und Assad' http://www.youtub... (...) Löst Humor die Probleme dieser Welt? Sicher nicht, weiß ja auch jeder…. aber manchmal hilft Lachen. Selbst wenn es ein verzweifeltes Lachen ist…“. Email am 03.09.2012, Betreff: ARD im Keller angekommen: Liebe ARD, danke für Ihren Beitrag vom 22.05.2012 von Richard C. Schneider unten. So deutlich kann man selten unter den Logos von BR, ARD und Tagesschau sehen, zu was die deutschen Medien fähig sind. Einen solchen Grad an Verständnis für gravierende rassistische Äußerungen und Haltungen muss man erst einmal aufbringen können, Respekt! Immerhin verbreiten Sie diese Äußerungen ungefiltert weiter. Und das ist also Ihr ARD Hauptstadtstudio Tel Aviv, ja? Da kann man nur gratulieren. „... aber manchmal hilft Lachen. Selbst wenn es ein verzweifeltes Lachen ist ...“ - das ist echt der Hammer!

2013

18.03.2013 n-tv.de, „Opposition wählt Regierungschef. Deutscher könnte Syrien führen“, von n-tv.de, ppo/dpa
http://www.n-tv.de/politik/Deutscher-koennte-Syrien-fuehren-article10320586.html In diesem Artikel geht es oberflächlich um Syrien, hauptsächlich aber darum, wie Israelkritiker aus dem Diskurs herausgehalten werden und wie ihnen ein neuerlicher Zutritt verweigert wird. Unter dem Foto des Politikers steht: „Karsli hatte im April 2002 der israelischen Regierung vorgeworfen, mit 'Nazimethoden' gegen die Palästinenser vorzugehen.“ Eine „unrühmliche Vergangenheit“ nennt n-tv.de das. Es ist bemerkenswert, dass deutsche Leitmedien Jamal Karsli auf ein Zitat über den Militärangriff auf das Flüchtlingslager in Jenin vor elf Jahren reduzieren, als hätte er das Wort „Nazimethoden“ auf T-Shirts drucken und bis heute neu auflegen lassen.
Unten im Artikel wird der Vorwurf wiederholt und vertieft: „Nach scharfer Kritik an Israel war der gebürtige Syrer bei der Partei wegen antisemitischer Äußerungen in Ungnade gefallen.“ Hier zeigt das Medium, wie Israelkritik zum Antisemitismusvorwurf führt, was potenzielle Israelkritiker abschrecken kann oder soll. Es geht weiter: „Karsli hatte der israelischen Regierung vorgeworfen, mit 'Nazimethoden' gegen die Palästinenser vorzugehen. Daraufhin warf ihm der Zentralrat der Juden in Deutschland vor, 'antisemitische Verschwörungstheorien' zu verbreiten.“
Was lernen wir daraus? Lieber nicht Israel kritisieren! Denn dann werden wir bestraft. Von denen da oben. Von denen, die gern von ihrer eigenen unrühmlichen Vergangenheit ablenken. Damit ist nicht die Nazizeit gemeint, sondern die mediale und politische Unterstützung des fortwährenden Unrechts in Israel und Palästina, wo nur eine Seite eine Armee hat und wo nur eine Seite der anderen Land und Bürgerrechte wegnimmt. Israel hat so viele und schwer wiegende Brüche des internationalen Rechts und der Menschenrechte begangen, dass es nicht möglich ist, diesen Armee-Staat argumentativ zu rechtfertigen. Also werden Kritiker mit unfairen Mitteln aus dem Diskurs ausgeschlossen, so wie n-tv.de es hier beispielhaft zeigt.
Übrigens: Vergleiche mit der Nazizeit sind im Wesentlichen deshalb tabu, weil diese Epoche aus der Weltgeschichte herausgehoben wurde, wohl um einen Schlussstrich zu ziehen. Wenn nämlich etwas unvergleichlich und isoliert ist, dann kann man weder sinnvoll darüber sprechen, noch sich damit auseinandersetzen. Stattdessen werden wir mit Antisemitismusartikeln und hohlen Bekenntnissen gefüttert, die unschwer als verlogen zu identifizieren sind. Leider machen die meisten Konsumenten da mit, sei es aus Gleichgültigkeit oder aus Angst. Andere haben genug davon und arbeiten am Paradigmenwechsel. Wenn Unrecht Recht wird, wird Widerstand Pflicht. Ist nun mal so. Eine Medienkritik von Anis Hamadeh (29.03.2013)

Oded Netivi über Facebook: Zwar hast du natürlich recht Anis, aber du hast versäumt einzuflechten, dass inzwischen sogar israelische Persönlichkeiten aus dem engsten Zirkel der Macht, Leute, die es sicherlich genau wissen müssen und denen man definitiv kein antiisraelisches Agieren vorwerfen kann, dasselbe sagen: dass sich die israelische Armee in den besetzten Gebieten heute genau so verbrecherisch verhält, wie die Wehrmacht damals in Polen, Holland oder Frankreich. Es sind nämlich die ehemaligen Direktoren des Mossads, die sich nicht schämen vor laufender Kamera genau Dieses festzustellen. Siehe Film „Töte zuerst - der israelische Geheimdienst“. In „Töte zuerst“ kommen zum ersten Mal sechs ehemalige Chefs des israelischen Geheimdiensts Schin Bet zu Wort zu erzählen von ihrer Arbeit.
Anis Hamadeh: Vielen Dank für die wichtige Ergänzung. Ich habe das im Text nicht hervorgehoben, weil es mir nicht darum ging, Vergleiche zu rechtfertigen. Als Hintergrundinfo gehört dieser Aspekt allerdings ganz sicher dazu.
Oded Netivi Noch eine Ergänzung: „Um uns gut auf die folgende Schlacht vorzubereiten“, sagte letzthin einer der Kommandanten der Armee in den besetzten Gebieten, „ist es gerechtfertigt und sogar nötig, von jeder Quelle zu lernen. Wenn das Ziel die Eroberung eines dicht bevölkerten Flüchtlingslager ist, oder der Kassba von Nablus, und die Pflicht des Kommandanten die Erfüllung dieses Ziels ohne Opfer, dann muss er zuerst Konsequenzen früherer Schlachten analysieren und sich einverleiben; auch - so grausam sich dies auch anhören mag - wie die deutsche Wehrmacht im Warschauer Ghetto agierte.“ Quelle: http://abumidian.wordpress.com/deutsch/haimhanegbi/

2014

09.06.2014. Israelische Bürger schreiben an Dr. Gregor Gysi und Die Linke - Beenden Sie Ihre Unterstützung israelischer Apartheid! Quelle: http://bit.ly/DieLinke, Übersetzung: Anis Hamadeh 10.06.14
Lieber Dr. Gysi, liebe Mitglieder und Unterstützer der Partei Die Linke,
wir sind israelische Bürger, die aktiv gegen die Besatzungs-, Kolonial- und Apartheidpolitik unserer Regierung sind. Innerhalb unserer Gesellschaft setzen wir uns seit vielen Jahren für die Menschenrechte und den Frieden ein. Im Vorfeld von Dr. Gregor Gysis Israelbesuch möchten wir klarstellen, dass seine Positionen sowie die der Partei Die Linke hinsichtlich der genannten Punkte völlig inakzeptabel und unvereinbar mit den Grundprinzipien von Gleichheit und Gerechtigkeit sind.
Die Regierung Israels vertreibt Palästinenser systematisch von ihrem Land, nicht nur in der besetzten Westbank, sondern überall im historischen Palästina. Dazu gehört der kürzlich genehmigte Prawer-Plan zur Vertreibung der einheimischen Beduinen-Population im Negev (Naqab) von ihrem Land1. Die israelische Wirtschaft beutet palästinensische Arbeiter aus, darunter Kinder, die manchmal zu Sklaven-ähnlichen Löhnen gefährlichen Bedingungen ausgesetzt werden, statt in die Schule zu gehen 2. Israel inhaftiert regelmäßig eine große Anzahl von Palästinensern ohne Gerichtsverhandlung als Form politischer Repression. Viele Kinder werden mitten in der Nacht festgenommen und Verhören unterzogen, in denen sie sogar gefoltert werden können 3.
Die Linke ist eine bedeutende politische Partei im wohlhabenden und einflussreichen Deutschland. Aufeinander folgende deutsche Regierungen haben sich konsequent an den Verbrechen der israelischen Regierungen am palästinensischen Volk mitschuldig gemacht, durch finanzielle, diplomatische und militärische Unterstützung unserer Regierung sowie durch Maßnahmen zur Abschirmung Israels vor berechtigter Kritik. Wir begrüßen den sichtbaren Wandel in der deutschen öffentlichen Meinung und die wachsende Bereitschaft, über die anhaltenden Verbrechen zu sprechen, die die israelische Regierung begeht. Auch halten wir die Entscheidungen einiger deutscher Firmen wie der Deutschen Bahn für lobenswert, sich nicht an diesen Verbrechen zu beteiligen 4.
Leider unterstützen Die Linke und ihre Führung eine solche israelische Politik. Die Fraktion Die Linke hat Folgendes erklärt: dass es antisemitisch sei, sich für einen einzigen demokratischen Staat in Palästina/Israel einzusetzen; dass die BDS-Kampagne antisemitisch sei; und dass die Flotilla zum Durchbrechen der Belagerung von Gaza antisemitisch sei. Diese Behauptungen sind offenkundig falsch und leicht zu widerlegen:
- Im Diskurs über einen einzigen demokratischen Staat geht es um Gleichheit für alle, um Achtung der Multikulturalität und um die Rechte von Minderheiten. Er ist ein Signal-Licht in einem ansonsten dunklen und rassistischen Diskurs, der von Israel als eine Form der "Lösung" des Konflikts ausgegeben wird. Dieser Diskurs basiert auf dem Gedanken ethnischer Überlegenheit (Suprematie) und der Vorstellung, dass es sich um nicht weniger als eine Sicherheitsbedrohung für den Staat Israel handelt, wenn es mehr Menschen einer bestimmten ethnischen Gruppe (also Palästinenser) gibt, und dass dies eine Aufgabe für den Sicherheitsapparat des Staates ist. - Die BDS-Kampagne fordert, dass sich Israel an seine Verpflichtungen unter internationalem Recht hält und universell anerkannte Menschenrechte achtet. Sie wendet sich gegen alle Formen des Rassismus, einschließlich Zionismus und Antisemitismus, und es ist sinnvoll, darauf hinzuweisen, dass eine große Anzahl von Juden in der ganzen Welt Schlüsselrollen in der BDS-Kampagne spielen.
- Schließlich entschieden Sie sich dafür, einen klaren Standpunkt gegen das Anfechten der barbarischen und unmenschlichen Belagerung Gazas einzunehmen. Es war eine politische israelische Entscheidung, die dazu führte, dass 95% des Wassers in Gaza toxisch ist und für den menschlichen Konsum ungeeignet. Das israelische Verteidigungsministerium ging so weit, Formulare abzufassen, in denen die erlaubte Kalorienmenge für die 1,6 Millionen Menschen berechnet wurde, die dort leben. Sie haben die Formulare sogar nachgebessert, um den kulturellen Unterschieden gerecht zu werden, und behauptet, dass Palästinenser nicht viel frisches Obst und Gemüse benötigen würden, stattdessen aber mehr Zucker, Weißmehl und Öl5. Die Blockade wurde von einigen mutigen Menschenrechts-Aktivisten angefochten, die brutal geschlagen und in einigen Fällen auf hoher See ermordet wurden, von bewaffneten und gefährlichen Militanten. Ihre Kommandeure haben im Winter 2008/2009 ein Massaker an 1400 Menschen in Gaza orchestriert, darunter 400 Kinder. Und doch behaupten Sie, dass es eine Form des Rassismus sei, wenn man diese mörderische und unmenschliche Blockade herausfordert?
Dr. Gysi ging noch einen Schritt weiter, als er behauptete, dass Anti-Zionismus an sich ein illegitimer Standpunkt für die deutsche Linke und insbesondere die Partei Die Linke sei6. Er behauptet, dass Anti-Zionismus entweder von Antisemitismus herrühre oder dass er bewiesenermaßen nicht im Einklang mit der Realität stehe, wie im Fall anti-zionistischer Juden.Das zionistische Projekt in Palästina basiert auf der ethnischen Säuberung des Landes von seiner einheimischen Bevölkerung und auf ethnisch-suprematistischen Idealen. Beides bildet das Fundament der vielen rassistischen Gesetze und Methoden, die der Staat Israel gegen die einsetzt, die vertrieben wurden, und die, die auf ihrem Land geblieben sind7. Die Behauptung, dass unsere Rolle als Antizionisten entweder auf Rassismus gegründet sei oder aber abseits der Realität, ist ein gemeiner Versuch, die Opposition der brutalen israelischen Militärbesatzung und Apartheid zu diskreditieren.
Außerdem ist eine solche Eingenommenheit gegen den Anti-Zionismus der Versuch, die Geschichte neu zu erfinden. Vorigen März hat die israelische Knesset ein Gesetz verabschiedet, das orthodoxe Juden kriminalisiert, die sich für Bibelstudien statt einer Einberufung in die israelische Armee entscheiden. Gleichzeitig sanktionierte es die Yeshiva-Schulen, die die Bibel unterrichten. Die Antwort kam in Form von mehr als einer halben Million ultra-orthodoxer Juden, Bürger Israels, die auf den Straßen Jerusalems demonstrierten und meinten, dass "der Staat Israel gegen das Königreich des Himmels kämpft". Dieser Akt der Repression ist nur der zuletzt ausgeführte Schritt im zionistischen Kampf gegen das Judentum. Schon bevor der zionistische Staat gegründet wurde, standen seine Anführer in unmittelbarer Opposition zum orthodoxen Judentum. Im Jerusalem von 1924 beschloss die zionistische Führung, ein Attentat auf Jacob Israel de Haan zu verüben, den Sprecher einer Gemeinschaft von 60.000 überzeugten Antizionisten und ultra-orthodoxen Juden. De Haans politische Aktivität bei der Sicherung unbegrenzter jüdischer Migration nach Palästina, die frei von zionistischen Bestrebungen war, stellte offenbar einen hinreichend guten Grund dafür dar, ihn zu töten, als er gerade sein Nachmittagsgebet beendete. Dies tötete auch die Hoffnung auf eine friedliche Koexistenz zwischen Juden und Nicht-Juden in Palästina 8.
Daher ist die Zweckentfremdung des Begriffs "Antisemitismus" zum Schutz des kriminellen und rassistischen Regimes in Israel faktisch, historisch und moralisch falsch. Wir bestreiten die Vorstellung, dass jegliche Kritik an der kriminellen Staatspolitik notwendig von anti-jüdischen Tendenzen herrührt. Diese Behauptung, die jeden Juden auf der Welt als unbedingten Unterstützer derartiger schwerer Verbrechen ansieht, ist ein höchst rassistisches und gefährliches Statement, ein Statement, das im 21. Jahrhundert nicht akzeptabel sein darf.
Angesichts dieser Wirklichkeit appellieren wir an die deutsche Linke und im Speziellen die Partei Die Linke und Dr. Gysi, die globale Kampagne für BDS zu unterstützen, die von Organisationen der palästinensischen Zivilgesellschaft getragen wird 9. Dieses gewaltlose, demokratische und moralische Instrument stellt eine Möglichkeit für die internationale Gemeinschaft dar, Israels antidemokratischen und gewaltsamen Handlungen zu begegnen. Es hat sich immer wieder bewahrheitet, dass unsere Regierung ohne internationalen Druck mit den systematischen und brutalen Übertretungen der Menschenrechte und des internationalen Rechts fortfahren wird. Jede linke Partei auf der Welt, insbesondere in Deutschland, sollte die Notwendigkeit einer internationalen Anstrengung anerkennen, die Israels Unantastbarkeit beendet und Israel verpflichtet, sich an die fundamentalen Prinzipien zu halten, die allen Nationen auf der Welt abverlangt werden.
Als erstem Schritt könnte sich die deutsche Linke dafür entscheiden, neutral zu sein, anstatt an der Seite der Unterdrückten zu stehen. Die Linke und ihre Führung könnten ihre finanzielle und diplomatische Unterstützung der Apartheid einstellen und Israel also so behandeln, wie man jedes andere Land auch behandelt, und auf diese Weise auf der richtigen Seite der Geschichte stehen. Naturgemäß würden wir Ihre Hilfe zur Beendigung der Apartheid begrüßen, die ein Verbrechen gegen die Menschheit darstellt; wir verlangen jedoch nur, dass Sie Ihre Komplizenschaft am Verbrechen einstellen.
Als israelische Dissidenten, die vom System der Suprematie und der Unterdrückung profitieren, sind wir moralisch verpflichtet, dieses System anzufechten, bis Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit herrschen. Wir bitten Sie dringend, dasselbe zu tun.
Hochachtungsvoll,
Nitza Aminov, Tamar Aviyah, Ronnie Barkan, Eyal Brami, Dr. Uri Davis, Tsilli Goldenberg, Boris Hammerschlag, Iris Hefets, Berlin, Shir Hever, Noa Lerner, Ofer Neiman, Dr. David Nir, Adv. Yaar Peretz, Renen Raz, Noa Shaindlinger, Yonatan Shapira, Joshua Tartakovsky
Im Namen von "Boycott! Supporting the Palestinian BDS Call from Within (aka Boycott from Within)"
[1] http://972mag.com/special/prawer-plan-to-displace-bedouin/
[2] https://www.middleeastmonitor.com/blogs/politics/6518-palestinian-children-are-among-workers-exploited-in-jordan-valley-settlements
[3] http://www.abc.net.au/4corners/stories/2014/02/10/3939266.htm
[4] http://www.bdsmovement.net/2011/db-exits-a1-6985
[5] http://www.haaretz.com/news/diplomacy-defense/2-279-calories-per-person-how-israel-made-sure-gaza-didn-t-starve.premium-1.470419
[6] http://www.rosalux.de/publication/26092/die-haltung-der-deutschen-linken-zum-staat-israel.html
[7] http://adalah.org/eng/Israeli-Discriminatory-Law-Database (link dead, 2023)
[8] http://www.tikkun.org/tikkundaily/2014/04/04/ultra-orthodox-jews-draw-the-line/
[9] http://www.bdsmovement.net/call

Weiter 2023

 
                                  hoch
Datenschutzerklärung und Impressum (data privacy statement and imprint)