Faked Reporter: |
Wie geht's weiter, Frau Shalev? |
Faked Frau Shalev: |
Es ist zum Verzweifeln. |
FR: |
Sie sind israelische Schriftstellerin. Werden Sie wählen gehen? |
Faked Frau Shalev: |
Ich werde der Arbeiterpartei eine Chance geben. Aber es nützt nichts. |
FR: |
Aha. |
Faked Frau Shalev: |
Ich bin ein Nervenbündel. Hier in Jerusalem ist immer Intifada Intifada. |
FR: |
Wirklich? |
Faked Frau Shalev: |
Ja, ich schütze mich bereits vor den Nachrichten, sie machen mir nur Angst. |
FR: |
Warum ziehen Sie nicht nach Tel Aviv, da ist es ruhiger. |
Faked Frau Shalev: |
Ach, wissen Sie, ich mag Jerusalem. Obwohl es eine Terrorstadt ist. |
FR: |
Eine Terrorstadt? |
Faked Frau Shalev: |
Ja, man kann von einer auf die andere Minute tot sein. |
FR: |
Oder ins Ausland? |
Faked Frau Shalev: |
Nein, es ist meine Pflicht, in Israel zu bleiben. Dafür haben wir das Land ja gemacht. |
FR: |
Um in Sicherheit leben zu können. |
Faked Frau Shalev: |
Ja, um in Sicherheit leben zu können. Und nun das! |
FR: |
Träumen Sie vom Frieden? |
Faked Frau Shalev: |
Nein, ich träume fast immer von Terrorattacken und denke an die schlimmsten Sachen. |
FR: |
Fühlen Sie sich sicher in West-Jerusalem? |
Faked Frau Shalev: |
Eigentlich nicht. Aber diese Angst grenzt auch manchmal ans Lächerliche. |
FR: |
Und Ihre Kinder? |
Faked Frau Shalev: |
Sie leiden natürlich sehr. |
FR: |
Wie gehen die Kinder mit dem palästinensischen Problem um? |
Faked Frau Shalev: |
Die Palästinenser haben sie komplett verkorkst. |
FR: |
Freunde im Ausland haben vorgeschlagen, sie in Sicherheit zu bringen. |
Faked Frau Shalev: |
Natürlich ist es traurig, dass wir so ein Leben führen müssen, aber wir sind ja unschuldig. |
FR: |
Was denken Sie über Deutschland? |
Faked Frau Shalev: |
Nun ja, ein bisschen erinnert es mich schon noch an die Nazizeit. Achtung Achtung! etc. |
FR: |
Das reicht schon aus, um Ihnen Angst zu machen? |
Faked Frau Shalev: |
Ich sag ja, ich bin ein Nervenbündel. |
FR: |
Es tut uns leid. |
Faked Frau Shalev: |
Aber irgendwann werde ich Euch verzeihen können. Das kriegen wir schon. |
FR: |
Kritiker sagen, die deutsche Presse sei pro-palästinensisch ... |
Faked Frau Shalev: |
Natürlich ist sie das. Die Journalisten sind zu dumm, um die Zusammenhänge zu verstehen. |
FR: |
Ach so. |
Faked Frau Shalev: |
Die Europäer wissen nicht, wie viel für uns auf dem Spiel steht. |
FR: |
Ach so. |
Faked Frau Shalev: |
Die Europäer kennen die Fakten nicht und urteilen schnell über uns. |
FR: |
Zum Beispiel? |
Faked Frau Shalev: |
1. D-e-n-T-e-r-r-o-r-g-a-b-e-s-s-c-h-o-n-v-o-r-d-e-r-B-e-s-e-t-z-u-n-g-! |
FR: |
Frau Shalev, alles in Ordnung? |
Faked Frau Shalev: |
2. D-i-e-I-s-r-a-e-l-i-s-w-a-r-e-n-z-u-e-r-s-t-d-a-! |
FR: |
Au weia. |
Faked Frau Shalev: |
3. D-i-e-P-L-O-w-a-r-k-e-i-n-e-R-e-a-k-t-i-o-n-a-u-f-d-i-e-B-e-s-e-t-z-u-ng-! |
FR: |
Sind Sie für einen palästinensischen Staat? |
Faked Frau Shalev: |
Nein. Das wäre leider ein Terrorstaat. Terror! Terror! Verstehen Sie? |
FR: |
al-Qaida und so? |
Faked Frau Shalev: |
Ja! Hören Sie, ich bin sehr selbstkritisch und will eigene Fehler nicht entschuldigen. |
FR: |
Ja. |
Faked Frau Shalev: |
Wir, ich, mein, unser ... |
FR: |
Andere Leute sympathisieren mit den Palästinensern, weil Israel übermächtig ist. |
Faked Frau Shalev: |
Quatsch! Natürlich sind wir militärisch stark, aber wir haben ja auch solche Angst. |
FR: |
War nur so ein Gedanke. |
Faked Frau Shalev: |
Auf die Davidgegengoliathromantik war ich vorbereitet. |
FR: |
Diese Angst führt natürlich auch zu israelischer Gewalt. |
Faked Frau Shalev: |
Quatsch! |
FR: |
Manche Juden sagen, es gäbe gar keine Palästinenser. |
Faked Frau Shalev: |
Das ist alles Quatsch. Das hat Golda Meir schon vor 30 Jahren gesagt. |
FR: |
Äh, ich verstehe das Argument nicht. |
Faked Frau Shalev: |
Das Argument ist, dass sie Premierministerin war. |
FR: |
Hm. |
Faked Frau Shalev: |
Sie verstehen das vielleicht nicht alles, weil Sie nicht so viel leiden wie ich. |
FR: |
Dann erklären Sie es mir bitte. |
Faked Frau Shalev: |
Also: Die meisten Israelis wollen wirklich Frieden mit den Palästinensern. |
FR: |
Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann. |
Faked Frau Shalev: |
Das Problem ist, es sind Terroristen. |
FR: |
Ach so! |
Faked Frau Shalev: |
Sie haben eine k-o-r-r-u-p-t-e-F-ü-h-r-u-n-g. |
FR: |
Ja, Frau ... äh |
Faked Frau Shalev: |
E-s-i-s-t-i-h-r-e-T-r-a-g-ö-d-i-e-w-i-e-u-n-s-e-r-e. |
FR: |
Erzählen Sie bitte, wie es früher für Sie war. |
Faked Frau Shalev: |
Ganz fürchterlich! Traumatisch und voller Angst. |
FR: |
Sie kennen also kein Leben ohne Terror. |
Faked Frau Shalev: |
Nein, ich bin total arm dran, das sage ich ja die ganze Zeit. |
FR: |
Jetzt verstehe ich Sie schon besser. |
Faked Frau Shalev: |
Sehen Sie? |
FR: |
Puh, jetzt haben wir aber gute Bewältigungsarbeit gemacht. |
Faked Frau Shalev: |
Und diese Albträume. Väter bringen ihre Töchter um. |
FR: |
Der Sechs-Tage-Krieg, Sie waren noch ein Kind. |
Faked Frau Shalev: |
Es war eine Katastrophe. |
FR: |
Lassen Sie uns jetzt lieber über die Literatur sprechen. |
Faked Frau Shalev: |
Die Literatur ja, die Literatur. |
FR: |
In Ihrem ersten Buch überwiegen Trauer und Melancholie. |
Faked Frau Shalev: |
Logischerweise, ja. |
FR: |
Die leidgeprüfte Heldin geht am Schluss in eine ... |
Faked Frau Shalev: |
Sie geht in eine Bibliothek und liest ein Buch. |
FR: |
Ja. |
Faked Frau Shalev: |
Ja. Immer nur Terror, Terror, Terror, verstehen Sie? |
FR: |
Ist es ein optimistisches Buch? |
Faked Frau Shalev: |
Nein, für Optimismus habe ich einfach zu viel Angst. |
FR: |
Aber das Buch heißt „Liebesleben“. |
Faked Frau Shalev: |
Ja. |
FR: |
Frau Shalev, wird Ihr dritter Roman politischer sein? |
Faked Frau Shalev: |
Nein. Das wird mir alles zu viel. Es ist wegen ... |
FR: |
... der Palästinenser, seufz. Ich weiß. |