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Anis' Fastentagebuch Anis' Fasting Diary

Tag/Day 10 – 11 – 13 – 14 – 15 – 16 – 17 – 19 – 20 – 22 – 23 – 24 – 25 – 26 – 27 – 28 – 29 – 30 – 31 – 32 – 33 – 34 – 35 – 36 – 37 – 39 – 40 – 41 – 42 – 43 – 44 – 45 – 46 – 47 – 48 – 49 – 50
Aufbautag 1 - 2 – 6 – Nachwort

Buchinger Forever

(Mainz, Sonntag 18.03.2012 – Tag 10) Hallo, ich bin Anis und dies ist mein Fastentagebuch. Nach der Buchinger-Heilfasten-Methode haben schon Millionen Menschen gefastet und es gibt Tausende von Fastentagebüchern im Internet, die das belegen. Auf dieser Seite zeige ich, wie es geht, liefere einige Hintergrundinformationen und beschreibe Episoden aus meinen Fastentagen. Wahrscheinlich wird es etwas literarisch, vielleicht sogar satirisch. Wie man es von mir halt kennt. Heute ist mein zehnter Fastentag.

Buchinger Forever

(Mainz/Germany, Sunday, March 18, 2012 – Day 10) Hello, I am Anis, and this is my fasting diary. Millions of people have fasted according to the Buchinger therapeutic fasting method, and there are thousands of fasting diaries on the internet to prove it. On this page I will show how it works, add some background information and describe episodes from my fasting days. It will probably get somewhat literary, maybe even satirical. People know me like that. Today is my tenth day of fasting.

Zu Beginn zwei externe Links: Auf www.heilfastenkur.de steht alles, was man wissen muss, eine praktische Seite. Die Klinik von Dr. Otto Buchinger in Bad Pyrmont gibt es nach 90 Jahren immer noch und sie wird von seinem Enkel Andreas weitergeführt: www.buchinger.de. Wer weiter stöbern möchte, braucht nur „buchinger heilfasten“ oder einfach „heilfasten“ in die Suchmaschine einzugeben.

Let's first see if I can find some suitable links in English ... Alright, www.fasting.com seems to be a good info site. Dr. Otto Buchinger's clinic in Bad Pyrmont (Southern Germany, Bodensee area) still exists after 90 years and his grandson Andreas keeps up the good work: www.buchinger.de/en. If you want to rummage a bit more you just have to type "buchinger fasting" or "therapeutic fasting" into your search engine.

Zutaten

Natürlich hat Buchinger das Fasten nicht erfunden, es gehört zum Menschsein dazu und auch Tiere fasten. Von Pflanzen und Pilzen weiß ich es nicht. Fast alle Religionen haben es integriert, wobei Arten und Methoden stark variieren können. Das deutlichste Beispiel für das Fasten ist: Wenn wir schlafen, fasten wir. Der Körper schaltet einfach um auf Fasten. Deshalb heißt das Frühstück auf Englisch auch „breakfast“ – Fastenbrechen. Wenn wir krank sind, fasten wir Menschen (und Tiere) manchmal, damit sich der Körper auf die Heilung konzentrieren kann. Buchingers Methode ist deshalb so erfolgreich, weil sie konsequent und minimalistisch ist: Man nimmt nur zu sich, was man wirklich braucht, und nicht mehr. Ich habe mit meinen 45 Jahren bereits etwa 15 Mal gefastet und bin ein alter Hase. Deshalb kann ich solch eine Kur ohne weiteres allein machen.

Ingrediences

Of course, Buchinger did not invent fasting, it is common for humanity, and animals also fast. I do not know about plants and fungi. Almost all religions integrated fasting with varying kinds and methods. The most striking evidence for fasting is the fact that we fast while we sleep. Our bodies simply switch to fasting mode. Therefore we call it "breakfast" when we eat in the morning. We humans – and animals, too – sometimes fast when we are ill so that the body can focus on the healing process. Buchinger's method is so successful because it is consequent and minimalistic: you only ingest what you really need, and not more. I have fasted about 15 times in my 45 years on this planet and thus am an old stager. For this reason I can do such a cure alone without further ado.

Auf dem Bild sieht man so gut wie alles, was man zum Buchinger-Fasten braucht. Die Faustregel ist: 1/2 Liter Saft täglich, sonst nur Wasser. Hier ist mein Tagesablauf: Morgens mache ich mir eineinhalb Liter Pfefferminztee mit zwei Teebeuteln und gebe einen Esslöffel Honig dazu. Das reicht für einige Stunden. Gegen 15 Uhr beginne ich mit dem Fruchtsaft. Es gibt einen Viertel Liter davon, den ich mit reichlich Wasser mische. Mal als Kaltgetränk, mal als Heißgetränk. Natürlich 100%-er Saft, das ist klar. Am besten aus dem Reformhaus oder Feinkostladen, aber Aldi und Lidl und Co. haben auch, was man braucht. Gegen 19 Uhr koche ich mir mein Süppchen: 0,25 Liter Tomatensaft auf einen guten Liter mit Wasser gestreckt und ein Teelöffel Hefe-Gemüsebrühe dazu. Ich schwöre auf Vitam, gibt es im Reformhaus. Zwischendurch mal ein Kaugummi ohne Zucker und bei Bedarf Wasser. Das ist alles! Auf dem Bild sieht man noch Basica und Vitamintabletten, aber die sind erst von der dritten Woche an interessant. Für mich also nächsten Freitag. Dann erkläre ich es.

On the picture you can see about everything you need for Buchinger fasting. The rule of thumb is: 1/2 liter of juice daily and apart from that only water. And this is my daily routine: a liter and a half of peppermint tea with two tea bags in the morning to which I add a tablespoon of honey. This does it for a couple of hours. At about 3 p.m. I start with the fruit juice, 0.25 liter of it, mixed with plenty of water. Sometimes as a cold drink, sometimes as a hot drink. Of course we are talking about 100% juice. It is best when you take it from the health food shop or a delicatessen shop, but discount markets usually also have got what it takes. About 7 p.m. I cook my little soup: 0.25 liter of tomatoe juice, stretched with water to an amount of one liter or a bit more plus one teaspoon of yeast vegetable stock (broth). My brand here is Vitam, I don't know where you can find it outside Germany. In Germany you can get it in every reformhaus. In between a chewing gum without sugar and water as needed. That's it! On the picture you can also see basica and vitamin pills, but those become interesting only from the third week on. Next Friday for me, that is. Then I will explain what it is about.

Der Start

Der verdächtig aussehende Apparat auf dem Bild stellt eine natürliche Art des Abführens dar – beziehungsweise das Werkzeug dafür. Bevor man loslegt, ist eine Entleerung nötig. Man kann auch übel schmeckendes Glauber-Salz nehmen oder andere natürliche Abführmittel, doch dies hier ist wahrscheinlich das beste. Es gibt Leute, die sich davor ekeln, aber das ist Quatsch. Ich verwende das Gerät beim Fasten alle 2-3 Tage, es tut gut und gehört einfach dazu.

Getting Started

The suspicious looking apparatus on the picture shows a natural aperient. Before you kick off you need an emptying. You can also take bad-tasting Glauber salt or other natural aperients, but this one here is probably the best. There are people who find it disgusting, but this is nonsense. I use the device every 2-3 days when fasting, it does good and it is just part of the whole thing.

Energie und Freiheit

Alles klar so weit? Nur bitte: Wer noch nie gefastet hat und es versuchen möchte, soll es nicht auf eigene Faust machen, sondern immer zuerst mit jemandem zusammen fasten, der Erfahrung hat. Meine Mutter machte einst einen VHS-Kurs, sie steckte meinen Vater an und ich habe es irgendwann (vor mehr als zwanzig Jahren) für mich entdeckt. Als Entgiftung und Selbsterfahrung. Es tat mir so gut, dass es inzwischen zu meinem Leben gehört wie das Singen und das Malen. Das Gefühl der Unabhängigkeit und Freiheit wird sehr stark und der Energie-Level steigt. Ich bewege mich viel und bekomme neue Ideen. Deshalb mache ich dieses Feature hier, damit Außenstehende es ein wenig nachvollziehen können. Ich finde, dass jeder, der gesundheitlich dazu in der Lage ist, mindestens einmal eine solche Fastenerfahrung machen sollte. Man erfährt dabei so viel über sich und über das Leben. In den letzten zehn Tagen habe ich bereits viel erlebt, es waren volle Tage und ich fühle mich super. Morgen schreibe ich mehr darüber.

Energy and Liberty

Has this been straightforward so far? But please: if you never fasted before and want to try, do not do it on your own, but always fast with experienced people first. My mother attended an adult education course, she infected my father, and then at one point I discovered it for myself – more than twenty years ago. It is a means of detoxication and self-awareness. It did me so good that meanwhile it belongs to my life like singing and drawing. A feeling of independence and freedom comes up very strongly, and the energy level rises. I move a lot and get new ideas. This is why I produce this feature at hand, so that outsiders can comprehend a bit better what is going on in fasting. I think that everybody, whose health condition allows it, should make such a fasting experience at least once. You learn so much about yourself and about life. I have already experienced many things in the past ten days. They were full days, and I feel super. Tomorrow I will write more about it.

Frühjahrsputz

(19.03.12 – Tag 11) Innen ist außen. Dieser schamanische Satz bedeutet für mich im Zusammenhang mit dem Fasten, dass ich gern putze und aufräume, wenn ich faste. Und zwar richtig gründlich. So wie Körper und Geist aufgeräumt und gereinigt werden, so forme ich auch meine Umwelt. Jedenfalls Sabines und meine Wohnung. Obwohl sie nicht besonders groß ist, wird mich der Frühjahrsputz eine Weile lang beschäftigen. Ich gehe durch jede einzelne Schublade und lasse keinen Winkel aus. Hunger habe ich dabei nicht.

Kann es denn wirklich alles so einfach sein? Naja, ich gebe zu, dass ich eigentlich schon im Januar fasten wollte, aber die Kurve nicht gekriegt habe. Und als ich dann so weit war, fiel mir das Nichtrauchen schwer. Erst am vierten Tag habe ich ganz zu rauchen aufgehört, das soll man eigentlich nicht. Tja. Jetzt aber geht es gut. Ich habe so gut wie keine Tiefs und arbeite den Tag durch. Inzwischen wache ich morgens gegen 7 auf und schlafe weniger als normal. Heute und gestern Nacht waren zum ersten Mal die Träume sehr tief. Von Träumen und Fasten erzähle ich später noch.

Spring Cleaning

(March 19, 2012 – Day 11) Inside is outside. This shamanic sentence in the context of fasting means to me that I like to clean things and tidy up when I fast. And I mean thoroughly. In the same way body and mind are getting tidied up and cleaned I also form my environment. At least Sabine's and my apartment. It is not very big, but it will keep me busy for a while. I go through each and every drawer and do not leave out a single nook. I feel no hunger when doing this.

But can it really be so easy? Well, I admit that the original plan was to fast in January, but I did not get around to it. And when I finally made it, it was difficult to stop smoking. Only on day 4 I completely abandoned smoking, something one should not do. Well. But now it is working well. I have almost no downs at all and work all day through. By now, I wake up at about 7 a.m. and sleep less than usual. Today and yesterday the dreams at night were deep for the first time. I will talk more about dreams and fasting later on.

Alt und Neu

Besitz ist auch so eine Sache. Ich besitze nicht viel Zeug, weil ich nicht viel brauche. Nach dem Studium etwa habe ich 333 Bücher verkauft und verschenkt. Danach fühlte ich mich freier und fing an, sehr kreativ zu werden. Beim Fasten gehe ich durch all meine Kleidungsstücke und sortiere Altes aus, ebenso wie alles, was ich zwei Jahre lang nicht getragen habe. Da ich beim Fasten viel Geld spare (Essen, Rauchen, Snacks, Süßes etc.), kann ich mir neue T-Shirts und so kaufen. Außerdem habe ich mir diesen herrlichen Leopardenkoffer geleistet, der alte war schon ziemlich schäbig. Und ich brauche doch einen großen Koffer für meinen Büchertisch bei Auftritten und wenn ich einen Verkaufsstand habe. Er war auch heruntergesetzt. Sabine und mein Nachbar Boujemaa haben zwar gesagt, dass eher ältere Damen einen solchen Koffer benutzen würden, aber das sehe ich ganz anders. Jeder afrikanische Held wäre froh, einen solchen Koffer zu haben. Da ist so ein kleiner Aufsatz dran mit einem Zahlenschloss und einem Extra-Schlüsselloch, was mich irritiert hat. An der Kasse habe ich danach gefragt und die Verkäuferin meinte wie in einer Satire-Sendung, dass das „für die Amerikaner“ sei. Wenn man in die USA reise, könne die Security damit irgendetwas sehen ... Ich habe mich umgeschaut, ob irgendwo eine versteckte Kamera die Szene filmt, aber da war nix. Dann habe ich sie gefragt, was denn mit den Griechen oder den Kenianern sei, aber sie meinte, das wäre nur für die Amerikaner. Heftig, oder? Ich habe es gerade gegoogelt, es heißt „Transportation Security Administration“ (TSA). Auf der Website eminent.com steht, dass jeder US-Sicherheitsbeamte ein besonderes Werkzeug hat, um TSA-Koffer zu öffnen. Vorauseilender Gehorsam made in Taiwan.

Old and New

Property, that is another one of those issues. I do not own a lot of stuff because I do not need much. After my university studies, for example, I sold and gave away 333 books. Afterwards I felt liberated and started becoming very creative. When fasting, I go through all of my clothes and sort out the old things and everything I did not wear in the past two years. As I save quite some money while fasting (food, cigarettes, snacks, sweets etc.) I can buy me some new T-shirts and things like that. Besides, I could afford this terrific leopard suitcase; the old one got rather shabby over the years. And I do need a big suitcase for my book table during shows and when I have a sales stall. The price was reduced, too. Sabine and my neighbor Boujemaa said that it would rather be elderly ladies who use such a suitcase, but I have a completely different opinion about that. Every African hero would be proud to own such a suitcase. There is a little application attached to it, with a combination lock and an extra keyhole, which confused me. I asked about it over the counter and the salesperson said (like in a satire) that this would be "for the Americans". When you travel stateside, the security can detect things with this device ... I looked around to see if there was some candid camera to film this scene, but there was nothing. Then I asked her about the Greeks and the Kenians, what about them? But she held it would be only for the Americans. Heavy, isn't it? I just googled it, it is called "Transportation Security Administration" (TSA). On the website eminent.com you find that every US security officer has a certain tool for opening TSA suitcases. Anticipatory obedience made in Taiwan ...

Leben!

(21.03.12 – Tag 13) In den Frühling hineinzufasten ist großartig. Man spürt genau, wie ringsherum das Leben erwacht. Die ersten Blumen und Pflanzen blühen, die Sonne kommt heraus. Heute war es fast schon sommerlich warm. Warum mir die Kur so leicht fällt? Naja, es ist schon ein Trick dabei. Der Trick ist, dass ich schon so oft zuvor gefastet habe. Die ersten Male war es wesentlich schwieriger. Ich habe dauernd ans Essen gedacht und daran, was ich danach alles kochen werde ... Heute ist es ganz anders. Mein Körper kennt die Geschichte. Eigentlich denke ich an nichts Bestimmtes. Vielleicht ans Aufräumen und Putzen. Morgen zum Beispiel ist der Keller dran und ich freue mich schon darauf. Heute bin ich schon um halb fünf aufgewacht und habe einige Textarbeiten und Recherchen bis acht gemacht, bei einem grünen Tee. Ich war durchgehend aktiv bis jetzt, 22.50 Uhr. Es ist auch kein Problem, dass ich für Sabine koche wie üblich.

Life!

(March 21, 2012 – Day 13) It is a great feeling to fast into spring. You really sense how life all around you is awaking. The first flowers and plants bloom, the sun is coming out. Today it was almost summerly warm. Why this cure comes so easy to me? Well, there is a trick. The trick is that I did this many times before. It was much more difficult the first times. I had thought about food and about all them things I wanted to cook afterwards ... Today it is much different. My body knows the story. Actually, I do not think about anything specific. Maybe about tidying up and cleaning. Tomorrow, for instance, I will have a go at the cellar, and I am looking forward to it. Today I woke up at half four already and finished some text work and research while sipping on some green tea. I have been active all the way through up to now, 10.50 p.m. I also cook for Sabine, like usually, it is not a problem.

Ideen

Beim Fasten bekomme ich eigentlich immer neue Ideen. Man muss gar nichts machen, die kommen von allein. Am Samstag etwa war ich auf dem Flohmarkt und habe viele kleine Rahmen gekauft (und ein paar große). Hier rechts ist die Theodor-Heuss-Brücke, wie ich sie gezeichnet habe.

Ideas

Usually, I get new ideas when I fast. You don't really have to do anything, they just come. On Saturday, for example, I went to the flea market to buy a lot of small frames (and some bigger ones). Here on the left you can see the Theodor Heuss Bridge I drew. The flea market happened there, along the Rhine.

Dort war der Flohmarkt, am Rhein entlang. Und zwar habe ich vor, Zeichnungen nach Rahmengrößen herzustellen. Also nicht erst das Bild und dann der Rahmen, sondern umgekehrt. Mir haben nämlich ein paar Leute gesagt, dass sie ganz gern ein Originalbild von mir kaufen würden, aber unter 100 Euro. Ich habe schon mit ein paar Zeichnungen begonnen, siehe hier, aber von jetzt an zeichne ich die kleinen Bilder nach Rahmenvorgabe, dann habe ich alles gleich zusammen.

My plan is to create drawings according to frame sizes, i.e. I will not first produce the picture and then look for a frame, but the other way around. There were some people who told me they would actually like to buy an original picture, if it is under 100 euros. I already started with some drawings, see this page, but from now on I will draw the little pictures for the existing frames. This way, everything that is needed is provided.

Keller aufräumen

(22.03.12 – Tag 14) Heute war der bislang energetischste Tag. Es ist 21 Uhr, ich bin seit 14 Stunden auf den Beinen und tobe mich aus. Den Keller aufzuräumen hat mich glücklich gemacht. Wahrscheinlich bin ich doch pervers. Siebeneinhalb Stunden hat es gedauert, obwohl es nur etwa drei Quadratmeter Fläche sind. Was man auf den Vorher/Nachher-Bildern nicht sieht ist, dass ich ungefähr eineinhalb Kubikmeter aus der Wohnung mit reingekriegt habe.

Tidying the Cellar

(March 22, 2012 – Day 14) Today was the most energetic day so far. It is 9 p.m., I have been up and kicking for 14 hours. Cleaning up the cellar made me happy. I think I am a pervert, after all. It took seven and a half hours, although the room only has about three square meters. What you cannot see on the before/after pictures is that I managed to stuff about 1.5 cubic meters in, things from the apartment.

Keller aufräumen ... das macht wirklich Spaß. Als ich 2005 kurz bei meinem Vater in seiner kleinen Parfüm-Manufaktur gearbeitet habe, habe ich das gesamte Lager so aufgeräumt, dass es nicht nur geblitzt und geblinkt hat, sondern ich hatte etwa 30 % Lagerkapazität neu geschaffen. Das war sehr befriedigend.

Der Keller, das ist auch da, wo die Leichen sind. Manchmal. Das Leben wird anders, wenn man sich von der Vergangenheit befreit. Wenn man seinen Keller aufräumt und mit sich ins Reine kommt.

Tidying the cellar ... that's a lot of fun. When in 2005 I worked in my father's little perfume manufactory for a short spell, I tidied the complete storehouse in a way that it not only sparkled like a whistle, but I also created about 30% of new storage capacity. That was very satisfying.

In German idiomatic language, it is the cellar where the corpses are kept, not the closet. It makes sense. Life gets different when you liberate yourself from the past. When you clean up your cellar and come to terms with yourself.

Eine Art Weihezustand

(23.03.12 – Tag 15) Die dritte Woche hat begonnen und das bedeutet: 16 Gramm Basica und eine Vitamintablette täglich kommen dazu. Eigentlich geht es jetzt erst los: Körper und Geist haben sich im Fastenmodus etabliert. Es ist wie eine Art Weihezustand. Bei mir beginnt die Phase, in der alle Schuldgefühle schwinden. In vierzehn Fastennächten bin ich durch die unterschiedlichsten Gemüts- und Bewusstseinszustände gegangen und habe alles durch mich hindurchziehen lassen: Euphorie, Aggressionen, Freude, Trauer, Wut, Stolz und so weiter. Die Träume werden tiefer und klarer, die Schlafenszeit kürzer. Von außen sieht man es mir nicht an. Man sieht schon, dass etwas mit mir ist, aber man erkennt nicht, was es ist. Es wirkt jedenfalls nicht bedrohlich, eher im Gegenteil.

A Kind of Consecration

(March 23, 2012 – Day 15) The third week has begun, and that means: 16 grams of Basica and a vitamin pill extra every day. Actually, only now things really start. Body and mind have established the fasting mode. It is like a state of consecration, a phase in which I sense all feelings of guilt vanish. I have gone through the most different emotional states and states of consciousness in the past forteen fasting nights and let everything pass through me: euphoria, aggression, joy, sadness, anger, pride and so on. The dreams become deeper and more clear-cut, the sleeping periods shorter. You do not see that from the outside. You do see that there is something going on, but you cannot tell what it is. It does not appear threatening, at any rate, rather on the contrary.

Ich bin ständig in Bewegung und räume nach wie vor auf, zusätzlich kümmere ich mich um Auftritte und Verkäufe. In den letzten Tagen habe ich zwei größere Auftritte akquiriert. Zwischendurch gehe ich immer mal wieder auf einen kurzen Spaziergang, am Rhein entlang oder in ein nahes Wäldchen oder einfach einmal um den Block. Da ich keinerlei Beschwerden habe, brauche ich nicht ans Aufhören zu denken. Ich bin gespannt, was nun passieren wird. Zwar stand ich bereits etwa zehn Mal in meinem Leben an diesem Punkt, aber es ist immer anders. Wie ein Berg, von dem man schaut und nicht weiß, wie das Wetter sein wird.

I am steadily in motion and still tidy up and clean the apartment. Apart from that I care for business and try to get shows and sales. In the past days I have acquired two bigger stage shows. In between I go for a walk, along the Rhine or in a nearby little forest or just around the block. As I have no afflictions whatsoever I do not need to think about stopping. I am curious about how things will go on now. It's true that I stood at this point about ten times before, but it is different every time. Like looking down a mountain and not knowing what the wheather will be like.

Zurück zu den Wurzeln

(24.03.12 – Tag 16) Am Anfang war der Mensch Schamane. Kunst und Wissenschaft waren eins, wir hatten nicht so stark getrennt wie heute. Noch im Mittelalter gehörten Astronomie und Astrologie zusammen und wir kannten keinen Unterschied zwischen Chemie und Alchemie. Künstler war der Mensch und Forscher. Der Nihilismus war noch lange nicht erfunden. Wir waren noch nicht so wichtig und konnten uns daher auf das Wesentliche konzentrieren. Als Kinder durchleben wir diesen Zustand (rechts ein Foto von mir von 1969) und beim Fasten erinnern wir uns leichter daran, weil weniger Ablenkung da ist. Wer sind wir wirklich? Durch welche Bewusstseinszustände gehen wir? Die größte Ablenkung sind die anderen Menschen. Sie erwarten, dass man sich an ihnen orientiert, dass man sich zur Gruppe bekennt. Sie glauben, dann keine Angst vor einem haben zu müssen. Wir beschneiden uns gegenseitig und schleifen uns aneinander ab, bis kaum noch etwas übrig bleibt. Wir zwingen uns und einander zum Leiden und nennen es Pflicht. Früh aufstehen, den Tag mit Geldverdienen verbringen, sich sorgen. Das Streben nach Glück ist sekundär. Menschsein ist sekundär. Wir verlernen unsere natürlichen Kräfte. Was ist das für ein seltsames Spiel? Ich habe da nie richtig mitgemacht, wollte immer zurück zu den Wurzeln.

Back to the Roots

(March 24, 2012 – Day 16) In the beginning man was a shaman. Art and science were one, we did not separate things as much as today. Even in the Middle Ages astronomy and astrology belonged together, and we did not know a difference between chemistry and alchemy. Man (and woman) was an artist and a researcher. Nihilism was not yet invented. We were not so important yet and thus were able to focus on essential things. As children we live this (on the right my photo from 1969), and while fasting we remember it readily, as there is less distraction around. Who are we really? Which are the states of consciousness we go through? The biggest distraction are other people. They expect us to be geared towards them, to avow ourselves to the group. They think they don't have to fear us when submit to the group. Thus we are clipping and grinding one another until there is hardly anything left of us. We force ourselves and each other to suffer and call it duty. Get up early for the sake of it, spend the day with making money, worry about the world. The pursuit of happiness is secondary. Being human is secondary. We unlearn our natural powers. What strange kind of game is that? I have never really played it, always wanted to get back to the roots.

Sport

(25.03.12 – Tag 17) Sport ist wichtig beim Fasten, damit die Muskeln etwas zu tun haben. Putzen und Spazierengehen zählen bereits als Sport. Heute haben Sabine und ich eine 8-km-Radtour zur Rheinland-Pfalz-Messe unternommen, bei strahlendem Sonnenschein. Ausdauerndes Radeln ist kein Problem, nur Sprints sind nicht drin. Auf der Messe haben wir unseren Nachbarn Boujemaa Mouatassim besucht, der einen Stand mit seinem Argan-Öl hatte. Das passte sehr gut, denn man kann das Öl neben dem Kochen auch zum Einreiben verwenden und meine Haut wird jetzt schneller trocken, besonders die Hände und die Partie um die Augen. Hier auf dem Foto sieht man uns alle drei.

Sports

(March 25, 2012 – Day 17) Sports is important during a fasting period, for the muscles need action. Cleaning and long walks alraedy count as sports here. Today, Sabine and I went on an eight-kilometer bicycle tour to the Rhineland-Palatinate fair, in bright sunlight. Enduring bicycle rides are no problem, only quick sprints are not possible. On the fair, we visited our neighbor Boujemaa Mouatassim who had a booth there for his argan oil. That was handy, for you can use the oil – apart from cooking – for rubbing it on the skin, and my skin is drying out quicker these days, especially the hands and the areas around the eyes. Here on the photo you can see the three of us.

Außerdem habe ich Frau Schneider von www.olympischesportbibliothek.de kennen gelernt. Diese Firma macht ziemlich coole Sportfotos/Kunstdrucke und bietet sie Unternehmen an, die die Bilder personalisiert bekommen und z.B. an Geschäftskunden als Präsente weitergeben können. Frau Schneider hat mir ein paar gute Tipps gegeben, da ich mit meinen Postkartenserien ganz ähnliche Angebote habe.

Moreover, I met Frau Schneider from www.olympischesportbibliothek.de. This company creates rather cool photos and art prints with sports motifs, offering them to firms and corporations. They can get the pictures in a personalized form and, for example, pass them on as presents to business clients. Frau Schneider had some good advise for me, as I have quite similar offers with my series of art postcards.

Tagwerk und Nachtwerk

(27.03.12 – Tag 19) In den vorigen Einträgen fehlt mir ein wenig der Humor, sie sind zu ernst. Andererseits spiegelt das eine authentische Phase wider, denn nach den Raketentagen mit Rekord-Serotonin-Ausschüttungen (oder was auch immer das ist) folgt eine ruhigere Zeit. Etwas beschaulicher, gesetzter. Zwar bin ich nach wie vor ständig in Bewegung und auch der Frühjahrsputz geht immer noch weiter, aber da sind mehr meditative Stunden und auch der Schreibdrang hat abgenommen. In den Nächten geht die Arbeit weiter. Heute träumte ich von dem Misereor-Plakat, das ich beim Spazierengehen gesehen hatte. „Mut ist, zu kämpfen. Auch wenn der Gegner übermächtig ist“. Es geht um drangsalierte Fischer, aber nicht die in Gaza. Auch die übrigen Plakate der Misereor-Kampagne passen genau auf Palästina/Israel, auch wenn andere Länder gemeint sind. Im Traum habe ich „Free Palestine“ auf das Plakat gesprüht (siehe das bearbeitete Foto rechts).

Day Work and Night Work

(March 27, 2012 – Day 19) The previous entries lacked the adequate amount of humor, I find, they are a bit too earnest. Yet this reflects an authentic phase, for after the rocketing days with record-breaking release of serotonin (or whatever it is) followed a calmer time. Somewhat contemplative, more settled. Like before, I am continuously in motion, and spring cleaning goes on, as well, but there are more meditative hours, and the urge to write things down has decreased. In the nights the work continues. Tonight I dreamed of the Misereor poster I had spotted during one of my walks. It says: "Courage means fighting, even if the opponent is overpowering." It is about fishermen who are harrassed and bullied, but not those in Gaza. The other posters from the same Misereor campaign also fit Palestine/Israel like a hand in a glove, but only other countries are referred to. In my dream I had sprayed "Free Palestine" onto the poster (see the manipulated photo on the right).

Tag 20

(28.03.12) Sabine hat gerade dieses Foto gemacht, bevor sie ins Büro gegangen ist. Es dokumentiert, wie sich meine Ausstrahlung verändert. Ich fasse noch einmal zusammen, dass dieses Fastentagebuch ein Erfahrungsbericht meiner diesjährigen Kur ist. Das ist eine Chance, denn der Körper kann sozusagen neu programmiert werden. Abgenommen habe ich natürlich auch, bislang vielleicht etwa fünf Kilo. Früher trug ich meinen Gürtel im dritten Loch, vor dem Fasten war ich im nullten Loch (ich musste ein neues machen, seufz) und jetzt bin ich wieder im zweiten. Vielleicht kann ich bald schon wieder meine enge Lederhose tragen, das wäre traumhaft.

Day 20

(March 28, 2012) Sabine just took this picture before she went to the office. It documents how my vibrancy is changing. I summarize: this fasting diary is an experience report of my annual cure. It is an opportunity, for the body can be reprogrammed, so to speak. I certainly have lost weight, too, so far about five kilos. Originally, I used to wear my belt in hole three. Before fasting, I was in hole zero (I had to drill an extra hole, sigh), and now I am back to hole number two. Maybe I will be able to wear my tight leather pants again soon, that would be gorgeous.

Zur Diät

(30.03.12 – Tag 22) Es gibt ein paar Nachträge, was die Ernährung angeht. Eingangs erwähnte ich bereits die Fasten-„Zutaten“. Der morgendliche Esslöffel Honig ist beim Buchinger-Fasten eigentlich nicht vorgesehen, allerdings habe ich damit gute Erfahrungen gemacht. Auch wenn ich am Abend Gemüsebrühe mache, nehme ich einen guten Teelöffel Gemüsebrühe-Konzentrat, auch das könnte ein klein wenig mehr sein als vorgeschrieben. Es ist aber in Ordnung, weil ich danach keinen Hunger bekomme. Das ist getestet. Auch wenn ich ab und zu eine kleine Knoblauchzehe in die Suppe schneide, mmmmhh, lecker. Anders wäre es, wenn ich zwischendurch schummeln und etwa ein Stück Apfel essen würde. Dann käme sofort der Hunger und es würde richtig schwierig werden. Schon die Kaugummis sind ein Grenzfall, da sie die Magensäfte anregen. Ich kaue zwei bis drei kleine Kaugummis am Tag und komme damit gut zurecht. Als ich für Sabine Blumenkohl gekocht und eine Zwiebelsuppe gemacht habe, habe ich jeweils Sud für mein Abendgetränk abgegossen. Das war besonders köstlich. Mit diesen Nährstoffen auf 4-5 Liter Flüssigkeit verteilt kommt man schon eine Weile über die Runden, ohne zu darben.

The Diet

(March 30, 2012 – Day 22) There are some addenda concerning the diet. In the beginning I already mentioned the fasting "ingrediences". The table spoon of honey in the morning basically is not canonical in Buchinger fasting, and yet I have made positive experience with it. And when in the evenings I prepare vegetable soup, I take a good teaspoon of vegetable broth concentrate – this, too, might be a bit more than prescribed. But it is OK, as I do not get hungry from it. It's tested. The same is true for the small garlic clove I sometimes cut into the soup. It would be different if I cheated in between and eat, say, a piece of apple. Then hunger would come up immediately, and things would become really difficult. Even the chewing gum is a fringe case, as it animates the gastric juices. I chew two up to three small chewing gums a day and get along with it well. When I cooked cauliflower and onion soup for Sabine I have decanted the respective brew for my evening meal. That was especially delicious. With these nutrients on 4-5 liters of liquid one can make it for quite a while without living in want.

Was den Alltag angeht, so ist der Frühjahrsputz jetzt offiziell beendet und ich fühle mich sehr wohl in unserer Wohnung. Sabine hatte viele Bücher übrig und auch sonst war da allerhand Kram, den wir nicht mehr brauchen, auch wenn er noch funktionstüchtig ist. Ich habe all das zu Tuomo gebracht, in seinen Laden-Flohmarkt, wo man Regale mieten kann, siehe das Foto rechts. Nun brauche ich eine neue Beschäftigung. Da passt es ganz gut, dass gerade Textaufträge und Anfragen für Auftritte hereinkommen. Sobald es nämlich langweilig wird, fällt das Fasten wieder schwer und man fragt sich: warum noch fasten? Aber ich weiß warum und meine Willenskraft und Disziplin lassen nichts zu wünschen übrig.

Concerning everyday life I can declare spring cleaning to be officially finished, and I feel really well in our apartment now. Sabine had a lot of spare books and there was a whole lot of bric-a-brac we had no use for, even though the things are still functioning. I brought all this to Tuomo, into his flea market shop, where one can rent shelves, see the photo on the right. Now I need some new activity. It comes in handy that right now some text jobs and requests for shows are coming up. For as soon as boredom is allowed to enter, fasting will become difficult, and you ask yourself: why fast on? But I know why, and my willpower and discipline leave nothing to be desired.

arte

(31.03.12 – Tag 23) Wie ich gestern Abend sah, hat arte vorgestern eine längere Doku über das Heilfasten gesendet. „Fasten und Heilen: Altes Wissen und neueste Forschung“ von Sylvie Gilman und Thierry Vincent de Lestrade. Es geht um einen russischen Ansatz und um Buchinger. Der Film ist noch für ein paar Tage auf arte im Internet zu sehen. Er ist fortschrittlich, wenn auch etwas apologetisch. Als müsse man das Fasten gegenüber Skeptikern verteidigen. Außerdem waren da überall Ärzte und Überwachungen. Dadurch bekommt die Sache so einen unnötigen Krankenhausgeruch. Super Film jedenfalls und eine schöne Bestätigung.

arte

(March 31, 2012 – Day 23) Yesterday evening I discovered that the German French TV program arte showed a longer documentary on therapeutic fasting before yesterday. "Fasting and Healing: Old Knowledge and Newest Research" by Sylvie Gilman and Thierry Vincent de Lestrade. It is about a Russian approach and about Buchinger. The documentary will be online at the arte website for some more days. It is a progressive feature, even if it is a little apologetic. As if fasting had to be defended against sceptics. Moreover, you would see doctors and surveillance everywhere. This gives the whole thing a kind of unnecessary hospital smell. Anyway, it is a super film and an affirmation.

Tanzende Buchstaben

(01.04.12 – Tag 24) Hier rechts sieht man ein neues Bild, das ich gestern gemacht habe (14,5 x 11 cm). Ein ähnliches in A4 habe ich einst in Liverpool gezeichnet und dort gleich verkaufen können. Dies hier ist aus der erwähnten Miniaturensammlung. Ansonsten ging es mir gestern nicht besonders.

Dancing Letters

(April 1, 2012 – Day 24) On the right you can see a new picture I made yesterday (14,5 x 11 cm). Once I created a similar one in Liverpool in DIN A4 and was able to sell it on the spot. This one here is from the mentioned collection of miniatures. Apart from that, I was not very well yesterday.

Tagesration

(02.04.12, 10 Uhr – Tag 25) Hier links sieht man die Tagesration auf einen Blick. Die rechte Wasserflasche ist nur halb voll. Das kleine Ding rechts ist eine halbe Knoblauchzehe. Leichte Variationen sind möglich, ich habe auch noch Hagebutten/Hibiskustee als Alternative und variiere auch die Säfte ein wenig. Schwarzer Tee und Kaffee hingegen sind tabu. Heute ist Tag 25. Meine Kräfte kommen wieder.

Nach dem ausgiebigen Hausputz, bei dem ich ganz schön ins Schwitzen gekommen bin, brauchte mein Körper anscheinend etwas Erholung. Das Wetter war ebenfalls kühler geworden. Bei Sonne, Wärme und Hitze fällt das Fasten leichter.

Daily Ration

(April 2, 2012, 10 a.m. – Day 25) Here on the left you can see the daily ration altogether. The right water bottle is only half-full. The little thing on the right is half a clove of garlic. Slight variations are possible, I have some rose hip/hibiscus tea as an alternative and vary the juices a little as well. Black tea and coffee are taboo. Today is day 25. My strength is coming back.

Apparently, my body needed some recreation after the intense house cleaning which really made me sweat. The weather had become cooler, too. It is easier to fast with sun, warmth and heat.

Derzeit stehe ich morgens gegen 7.30 Uhr auf und mache nach dem ersten Pfefferminztee einen halbstündigen Morgenspaziergang. Das Tütchen mit der Vitamintablette und den Kaugummis habe ich immer in der Hosentasche, auch wenn ich vor 13 Uhr meistens nicht drangehe. Es gibt mir komischerweise Sicherheit. Mit dem Fruchtsaft beginne ich erst gegen 17 Uhr, mit dem Gemüsesaft gegen 20 Uhr, Schlafenszeit ist etwa 23.30 Uhr. Ich ziehe möglichst viel nach hinten, was den Nachteil hat, dass ich nachts öfter mal raus muss. Daran arbeite ich noch. Manchmal wache ich morgens um 4 oder 5 auf und arbeite eine Stunde am Rechner, dann schlafe ich wieder ein. Beschwerden habe ich überhaupt keine, ganz im Gegenteil: Ich fühle mich ausgezeichnet. Ein bisschen zerstreut manchmal, ein bisschen langsam manchmal, aber dafür insgesamt stärker, fröhlicher, lebendiger. Na, auf den Geschmack gekommen?

At the moment, I get up at 7.30 a.m. and go for a half-hour walk right after the first peppermint tea. I carry the little packet with the vitamin pill and the chewing gums always with me in the pocket of my trousers, even though I do not touch it before 1 p.m. most of the time. It is funny, but it makes me feel secure. Only around 5 p.m. I start with the fruit juice and around 8 p.m. with the vegetable juice. I go to sleep around 11.30 p.m. The tendency is that I take most of the drinks late which has the disadvantage that I have to go out several times at night. I am working on that. Sometimes I wake up at 4 or 5 in the morning; then I work at the computer for an hour and go to sleep again. I have no complaints or symptoms whatsoever, on the contrary: I feel splendid. A bit abstracted at times, a bit slow at times, but all in all I am stronger, more cheerful and more alive. Doesn't sound bad, eh, wanna try?

Sinnlich

(03.04.12 – Tag 26) Was man nicht essen kann, kann man zumindest malen. Allerdings wäre mir eher nach Suppengrün als nach Oliven. Suppengrün nach dem Fasten ist mindestens so gut wie Sex. Beim Fasten werden die Sinne geschärft. Wenn ich morgens den Spaziergang mache, rieche ich zum Beispiel viel bewusster, wie es in der Mainzer Neustadt stinkt. Nach Malz oder auch nach Kloake. Nicht jeden Tag, aber oft genug. Ich höre auch besser die Bohrmaschinen, die heute Morgen hier im Haus Party gemacht haben. Ich bin irgendwann an den Rhein geflüchtet und habe in der Sonne gemalt. Im Moment mache ich jeden Tag ein Bild. Malst du nämlich gern, hält das den Doktor fern. Glaube ich.

Sensual

(April 3, 2012 – Day 26) When you cannot eat it you can still paint it ... However, I'd rather have mixed soup greens (mirepoix) than olives. Greens after fasting is at least as good as sex. While fasting, the senses are sharpened. For example, when I go for my morning walk I can smell the stench of the quarter here in Mainz with much more awareness. It smells of malt and sometimes of sewers. Not every day, but often enough. I can also hear the power drills much better that partied in my house this morning. At one point I escaped and went to the Rhine. Then I painted in the sun. At the moment, I create a drawing every day. A picture a day keeps the doctor away. I think.

Enttäuschungen und Angriffe

(04.04.12 – Tag 27) Wie reagiert ein Fastender auf Enttäuschungen und Angriffe? Ist man sensibler als sonst, verletzlicher gar? Teilweise kann man das so sagen. Andererseits sieht man klarer. Man sollte auf jeden Fall darauf vorbereitet sein und bereit, sich zurückzuziehen, denn negative Aufregungen können dazu führen, dass man das Fasten als Belastung wahrnimmt. Ein geschützter Raum ist daher gut. Außerdem bringt das Fasten manches zutage, was an Enttäuschungen in uns schlummert. Dies sind zwar nicht immer angenehme Erfahrungen, aber wichtige.

Disappointments and Attacks

(April 4, 2012 – Day 27) How does a fasting person deal with disappointments and attacks? Will he or she be more sensitive than usually, maybe even more vulnerable? In a way it is quite so. On the other hand one can see more clearly. One should in any case be prepared and ready to step back a little, because negative excitement can make fasting a burden. Thus a protected space is good. Moreover, fasting brings to light some dormant disappointments. This is not always a pleasure, but it is imporrtant.

Pfirsich

(05.04.12 – Tag 28) Dieses schöne Foto habe ich heute im Botanischen Garten der Uni Mainz gemacht. Das leuchtend Rote ist ein Pfirsichbaum, wer hätte das gedacht. Ein anregender Spaziergang mit sehr netter Begleitung war das. Energetisch bin ich wieder so weit oben wie am Tag 14, also vor zwei Wochen. Gesundheitlich ist alles gut. Vor drei Tagen war mir abends etwas flau und gestern Abend tat mir der rechte Ellenbogen auf der Innenseite etwas weh, aber ohne Fasten habe ich normalerweise mehr Wehwehchen. Nach Ostern werde ich mich mal ärztlich checken lassen, das steht sowieso an. Fasten hilft vorbeugend gegen viele Krankheiten.

Peach

(April 5, 2012 – Day 28) This beautiful photo I took today in the botanic garden of the University of Mainz. The shining red blossoms are from a peach tree, who would have thought that. It was a stimulating walk with very nice company. Energetically, I am back on top like on day 14, i.e. a fortnight ago. My health is good. Three days ago, I felt a bit weak in the evening, and yesterday evening my right elbow hurt a little on the inside. But without fasting I usually have more little aches and pains. After Easter I will get me a medical checkup, this is on the list, anyway. Fasting is a prophylactic against many ailments.

Triptychon

(06.04.12 – Tag 29) Hier sieht man mich einen österlichen Triptychon zeichnen. Dieses Mal ist es keine Miniatur. Ich nehme in letzter Zeit Themen und Motive auf, die ich bereits vor Jahren einmal gezeichnet habe, zu einer Zeit, als ich noch keine professionellen Stifte verwendet habe. Ich habe zwar noch allerhand Schreib- und Recherchearbeiten zu machen, aber dazu habe ich heute wenig Lust. Immerhin: Auch konzentriertes Arbeiten am Rechner ist während des Fastens im Prinzip kein Problem. – Man beachte, dass ich den Ring am Zeigefinger trage. Das ist seit gestern Abend wieder möglich. Auch der Gürtel ist heute zum ersten Mal wieder im dritten Loch.

Triptych

(April 6, 2012 – Day 29) Here you can see me drawing an Easterly Triptych. This time it is not a miniature. Lately, I have been revisiting themes and motifs I developed years ago, at a time when I did not yet use professional pens. I should be doing some research and writing work, but today I don't have enough motivation for that. However, focussed computer work principally is no problem while fasting. – Note the ring I wear on my index finger. This is possible since yesterday evening (I used to wear it this way long ago). And my belt is in the third hole again, for the first time today.

Tag 30

(07.04.12) Hier das Vergleichsbild zu Tag 20. Mein Gesicht ist ein bisschen schmaler geworden. Das Wetter ist heute etwa zehn Grad kühler als an Tag 20, das muss man berücksichtigen, ebenso, dass Sabine hier einen Blitz verwendet hat. Ansonsten bin ich nach wie vor fit wie ein Turnschuh und habe nichts an Kraft eingebüßt.

Day 30

(April 7, 2012) Here is a picture for a comparison with day 20. My face became a little slimmer. To be considered is that the weather today is about ten degrees lower than on day 20, and Sabine used a flash this time, too. Apart from that, I am still as fit as a butcher's dog and have not lost a bit of strength.

Freunde

(08.04.12 – Tag 31) „Friends“ heißt mein gestriges Bild. Es sollte das Remake einer früheren Zeichnung sein, ist dann aber ganz anders geworden, vor allem farblich. Wenn man sich beim Fasten auf sich selbst besinnt, denkt man automatisch über seine Beziehungen nach.

Friends

(April 8, 2012 – Day 31) "Friends" is the name of yesterday's picture. It was meant to be the remake of a previous drawing, but then it got completely different, especially the colors. When you meditate about yourself while fasting, you automatically think about your relationships.

Rollschuh Fahren

(09.04.12 – Tag 32) Hier sieht man Sabine und mich beim Rollschuh Fahren auf dem Supermarkt-Parkplatz bei uns um die Ecke. Das war gestern und hat sehr gut getan. Die Rollschuhe habe ich für 30 Euro gesehen, die für Sabine sogar für 20, neu, da konnte ich nicht widerstehen. In den ersten zwei Wochen habe ich eine Menge Zeug gekauft. Jetzt kaufe ich eigentlich nur noch Säfte und Essen für Sabine.

Etwa eine Stunde lang sind wir gelaufen. Wir haben beide Schlittschuh-Erfahrung, das ist vorteilhaft. Danach fühlte ich mich so, als wären wir Schwimmen gewesen. Ich war ziemlich fertig, was ja Sinn der Sache war. Habe mich sogar für eine Stunde am Nachmittag hingelegt, zum ersten Mal während der ganzen Fastenkur.

Skating

(April 9, 2012 – Day 32) Here you can see Sabine and me skating on the parking lot of the nearby supermarket. That was yesterday and did us really good. The roller skates I bought for 30 euros, the ones for Sabine even for 20, new, so I could not resist. In the first two weeks I bought a lot of stuff. Right now I only buy juices and food for Sabine.

We roller skated for about an hour. As both of us have some experience with ice skating we could manage. Afterwards I felt as if we had gone swimming. I was quite exhausted, which, in fact, was what this adventure was all about. I even had a lie-down for an hour in the afternoon, for the first time in the whole fasting cure.

Reisen

(10.04.12 – Tag 33) Es ist schon ziemlich praktisch, dass ich gerade so viele kleine Bilder fertigstelle, sie passen gut auf diese Seite. Die Fastenperiode ist wie eine lange Reise. Ein Marathon, wenn man so will. Man reist weit ins Innere auf einer spirituellen Suche. Wenn du nicht lachst, verrate ich dir, dass ich derzeit einige seltsame Zufälle erlebe, was ich als gutes Zeichen deute, eines von hohem Bewusstsein. Mein Glaube kehrt zurück, zumindest ein klein wenig. Und die Träume sind so lebendig und tief. Wenn ich aufwache, ist es so wie von einer weiteren langen Reise zurückzukommen. Nun fahre ich täglich eine Stunde lang Rollschuh, es ist genau, was ich brauche. Da ist so viel Zeit für alles, weil ich nicht zu kochen brauche, nicht einkaufen muss oder verdauen oder essen. Ich muss mich nur beschäftigt halten, damit mir nicht langweilig wird.

Journeys

(April 10, 2012 – Day 33) Actually, it is quite handy that I finish so many li'l pictures these days, I can use them well for this page. The whole fasting period is like a long journey. A marathon, if you will. You travel far into the self on a spiritual quest. If you don't laugh I will admit to you that I started experiencing strange coincidences which I take to be a good sign, one of awareness. My belief is coming back, at least a li'l bit. And the dreams are so vivid and deep. When I wake up it is like coming back from another long journey. I go skating for one hour per day now, it is just what I need. There is so much time for everything because I don't need to cook or go shopping or digest or spend time with eating. I just have to keep myself busy in order not to get bored.

Hoffnung

(11.04.12 – Tag 34) Ich bin mit der Absicht in diese Kur gegangen, mein Leben in eine neue Richtung zu bringen. Ich möchte meinen Körper wieder in Form bringen für diverse Auftritte, die ich in diesem Jahr habe, und das ist mir bereits gut gelungen. Einige Angebote für Shows und Textjobs sind ebenfalls eingetrudelt und die Wohnung ist grundgereinigt. Ich habe sogar neue Hoffnung geschöpft. Aber hat mein Leben eine neue Richtung gefunden? Nein, noch nicht. Ich nehme allerdings auch nicht an, dass ich aus mir heraus innerhalb von ein paar Wochen alles umkrempeln kann. Die goldene Regel besagt: Du kannst 50 % planen, die andere Hälfte kommt von außen an dich heran. Auf dem Goetheplatz bei mir um die Ecke habe ich diese Inschrift (links) gesehen, die mich zum Lachen gebracht hat. Wahrscheinlich, weil ich mich darin wiedererkannt habe.

Hope

(April 11, 2012 – Day 34) I started this cure with the intention of bringing my life into a new direction. I want to train my body and get slimmer for diverse appearances I have this year, and this has actually been successful already. Some offers and text jobs have also arrived in the meantime, and the apartment is really clean and in order. I even got a spark of hope. But has my life found a new direction? No, not yet. Well, I cannot expect to be able to put everything right only within a couple of weeks all on my own. The golden rule says: you can plan 50 %, and the other half is something coming to you from the outside. On the Goethe Square in my neighborhood I saw this inscription (on the left). It says: "So when is love supposed to come?!" and made me laugh. Probably because I recognized myself in it.

Kochen

(12.04.12 – Tag 35) Gestern habe ich dieses leckere Essen für Sabine gekocht. Sie arbeitet sehr hart und lange, außerdem unterstützt sie mich immer so sehr, also bin ich froh, wenn ich ihr etwas Gutes tun kann. OK, was haben wir denn hier: Hirse mit gedünsteten Zucchini und Kohlrabi in Schmandsoße mit Tomaten und ein paar gerösteten Mandeln & Sonnenblumenkernen. Eine Zwiebel und ein bisschen Knoblauch ist auch drin. Köstlich ... Äh, dazu einen Feldsalat und ein Spezialgetränk: eine Apfelsine und eine Pampelmuse, die langsam weg müssen, mit Sahne und Honig mit dem Zauberstab verrührt. Dazu die brennende Frauenkirche (ein Geschenk aus Dresden). Oh Mann, das Kochen war problemlos, aber wenn ich jetzt so darüber schreibe, läuft mir doch das Wasser im Mund zusammen ...

What's Cooking?

(April 12, 2012 – Day 35) Yesterday I made this yummy meal for Sabine. She is always working so hard and long, and she always supports me so much. Therefore I am glad whenever I can do her something good. OK, so what have we got here: millet with stewed zucchini and kohlrabi in sour cream sauce and some roasted almonds & sunflower seeds. An onion and some garlic is in there, too. Delicious ... erm, served with a corn salad and a special drink: an orange and a grapefruit that finally had to be used, with cream and honey, mixed with a hand blender (we Germans call it a magic wand). And the burning Frauenkirche (a present from Dresden). Oh man, cooking wasn't a problem, but now, as I write about it like that, my mouth kinda waters ...

Ich koche gern. Wenn ich male, schreibe, musiziere und koche, habe ich fast alles, was ich brauche. In einer netten Gruppe der Koch und Künstler sein, das wäre was. Kochkünstler. Dies hier habe ich noch nie zuvor gemacht. Ich habe die Hirse im Schrank gesehen und mir etwas Vegetarisches dazu ausgedacht, weil Sabine kein Fleisch isst. Natürlich ist es zu viel, aber sie nimmt den Rest heute mit ins Büro. Sabine ist Biologin und arbeitet beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Ich muss für sie immer Bio kaufen. Das Abschmecken? Nun ja, ich habe die Soße minimal abgeschmeckt, das geht schon. Gewürzt habe ich mit Vitam-Gemüsebrühe, Pfeffer, Salz, Muskat und etwas Oregano. Letztens habe ich Semmelbrösel gemacht und Pilze und anderes Gemüse in Ei gewendet, paniert und gebraten. Das werde ich noch einmal machen, wenn ich wieder esse, sah ziemlich gut aus :-)

I enjoy cooking. When I paint, write, make music and cook I almost have everything I need. To be the cook and artist in a nice group, that would be something. Culinary artist. This dish here I have never done before. I just saw the millet in the cupboard and made up something vegetarian with it because Sabine does not eat meat. It is too much for one person, but she will take the rest with her into the office today. Sabine is a biologist and works with Friends of the Earth. I always have to buy organic for her. Tasting? Well, I tasted the sauce just a teeny-weeny bit, that worked alright. It is spiced with Vitam vegetable broth, pepper, salt, nutmeg and some oregano. The other day I made breadcrumb and turned mushrooms and other vegetables in egg, coated them with the crumbs and fried them. I will repeat that when I eat again, it looked rather good :-)

Inspiration

(13.04.12 – Tag 36) Es ist 10 Uhr an einem herrlich sonnigen Morgen und ich habe seit 36 Tagen nichts gegessen. Meine physische Verfassung ist sehr gut, abgesehen von ein paar blauen Flecken, die ich mir beim Rollschuh Fahren zugezogen habe. Meine psychische Verfassung ist ein Zustand von Inspiration und Wohlsein. Die Dinge um mich herum machen einen geheimnisvollen Eindruck, als sähe ich die Welt mit neuen Augen. So wie auf dem Foto. Es zeigt die Goethe-Schule in meiner Nachbarschaft. Ich bin voller Ideen und sehe klar.

Inspiration

(April 13, 2012 – Day 36) It is 10 o'clock on a bright sunny morning and I did not eat for 36 days. My physical condition is very good except for some bruises I acquired while skating. My mental condition is a state of inspiration and well-being. Things around me look more mystical, as if I saw things with new eyes. Like the sight on the photo. It is the Goethe school near the place where I live. My mind is full of ideas, and I see clearly.

Mensch und Biest

(14.04.12 – Tag 37) Diese Janus-Kopf-artige Skulptur habe ich gerade auf dem Spielplatz im Park entdeckt. Es erinnert daran, dass wir alle zwei Gesichter haben. Die Skulptur hat sogar drei, das kann man nur aus dieser Perspektive nicht erkennen.

In den letzten beiden Tagen bin ich gegen 17 Uhr müde geworden und habe mich jeweils für eine Stunde hingelegt. Vielleicht habe ich mich beim Rollschuh Fahren zu sehr verausgabt. Ich lasse es in den nächsten Tagen etwas ruhiger angehen, ohne Rollschuhe und dafür mit langen Spaziergängen. Das Wetter ist auch wieder herrlich. Einmal war ich zuvor bereits an dieser Stelle – ich meine Tag 37. Es ist kein Neuland. Allerdings ist das Fasten jedes Mal anders und man weiß nie so recht, was auf einen zukommt. Sollte ich jetzt Beschwerden bekommen, die zwei Tage anhalten, dann höre ich sofort auf. Es sieht aber nicht danach aus. Einen Arzttermin habe ich so schnell nicht bekommen, doch habe ich auch nicht den Eindruck, dass es eilig ist.

Der gestrige Abend war sehr energetisch. Ich hatte die Woche über einen vier Seiten langen Essay auf Englisch geschrieben und habe ihn gestern zwischen 19.30 Uhr und 0.30 Uhr ins Deutsche übersetzt. Heute Morgen um halb neun habe ich ihn noch einmal durchgelesen und ihn dann versendet. Das ging alles viel schneller als gedacht. So lange ich zu solchen Höchstleistungen fähig bin, muss ich mir wohl keine Sorgen machen. Überhaupt habe ich noch nie so viel geschrieben während des Fastens. Dieses Tagebuch hier, das ja ebenfalls zweisprachig ist, dann den Brief an Sigmar Gabriel, eine Menge Emails und einen Artikel für die Neue Rheinische Zeitung schreibe ich auch noch, den gebe ich morgen ab.

(Zehn Stunden später): Es ist spät am Abend und ich nippe an meiner Suppe, dem täglichen Highlight. Heute hat sich Sabine Kartoffeln gekocht und ich habe das Kartoffelwasser in meine Suppe geschüttet. Ich würde jetzt gern eine Zigarette rauchen ... Die Tage vergehen noch immer recht schnell und ohne Schmerz, es gibt allerdings kurze Phasen von Langeweile zwischendurch. Ich nehme meistens meine Jacke und gehe spazieren, wenn das passiert. Nicht mehr lange und ich werde wieder essen.

Im Internet habe ich einige sehr negative Artikel über das Fasten gelesen. Da heißt es, Fasten sei überhaupt nicht gut, es schade nur und mache krank. Und dass es im Grunde nur etwas Deutsches sei. Sehr aggressive Artikel. Interessant, ich wusste nicht, dass manche so denken können. Es gibt wohl Typen von Leuten, die besser für das Fasten geeignet sind als andere. Aber solche scharfen Ablehnungen wie die, die ich gelesen habe, sind schon recht abgedreht. Ich habe das mindestens ein Dutzend Mal gemacht, für eine Woche, für zwei, manchmal für vier Wochen und einmal sogar sechs Wochen lang und habe mich immer super dabei gefühlt, auch hinterher.

Genau genommen ist das Fasten eine Fluchttür für mich. Immer, wenn ich mich für eine längere Zeit schlecht fühle, wenn ich die Hoffnung verliere und all das, dann weiß ich, dass ich immer auf das Fasten zurückgreifen und mich so verändern kann. Manchmal rauche ich zu viel oder trinke zu viel, dann kann ich die Bremse ziehen und wieder ins Gleichgewicht finden. Lange Reisen wie diese hier sind dabei eher selten. Aber wie ich schon gesagt habe, dieses Mal möchte ich eine größere Veränderung.

Jedes Mal, wenn ich faste, lerne ich ein bisschen mehr über den Mann in mir und über das Biest. Den guten Jungen und den bösen Jungen. Wenn es keine Ablenkungen gibt und man zuhört, dann lernt man. Ich möchte mich reinigen und einen Neuanfang, mir meine Fehler verzeihen und all das. Das Fasten ist eine sehr gute Methode dafür, das sagt mir meine Erfahrung.

Man and Beast

(April 14, 2012 – Day 37) This Janus head-like sculpture I just discovered on the playground in the park. It is like a reminder that we all have two faces. The sculpture even has three, only that one cannot see that from this perspctive.

Yesterday and before yesterday I became tired around 5 p.m. and went to sleep for an hour. Perhaps skating exhausted me a bit too much. In the coming days I will take it a little slower, without skating and with long walks instead. The weather today is again wonderful. I have been here once before – I mean at day 37. It is not virgin soil. But fasting is different from time to time, and you never know exactly what it will be like. If I get complaints now that stay for two days I will immediately stop. It does not look like it, though. I did not get a doctor's appointment that quickly, but I don't have the impression that it is urgent, anyway.

Yesterday evening I felt very energetic. Over the week I wrote a four-page essay in English and translated it into German yesterday between 7.30 p.m. and 0.30. This morning at half eight I read it again, and then I sent it out. It all went much quicker than I expected. As long as I am capable of a maximum performance like this I don't think I have to worry. I never wrote as much as this time while fasting, at all. This diary here, which is bilingual, too, then the letter to Sigmar Gabriel, many emails ... and then I will write another article for the Neue Rheinische Zeitung and deliver it tomorrow.

(Ten hours later): It is late in the evening and I am sipping on my soup, the daily highlight. Today, Sabine cooked herself potatoes, and I poured the potatoe water into my soup. I would like to smoke a cigarette now ... The days still pass relatively quickly and without pain, but there are boring bits in between. I usually grab my coat and go for a walk when that happens. Not too long and I will eat again.

On the internet I read some very nasty articles about fasting. They said that fasting is no good at all, it damages and makes you sick. And that it is basically a German thing. Very aggressive articles. Interesting, I did not know that people can think that. Well, I guess there are types of people that are more suited for fasting than others. But sharp rejections like what I read really seem to be over the top. I did this at least a dozen times, for one week, for two, sometimes for four weeks and once even for six weeks, and I always felt super with it and afterwards as well.

Actually, fasting is an escape door for me. Whenever I feel down for a longer spell of time and when I lose hope and all this, I know that I can always resort to fasting and thus change. Sometimes I smoke too much or drink too much, then I can pull the brakes and find the balance again. Long journeys like this one are rather rare. But as I said before, I want bigger change this time.

Everytime I fast I learn more about the man in me and about the beast. The good boy and the bad boy. When the distractions are gone and when you listen, then you can learn. I want to purify myself and get a new start, pardon myself for my mistakes and all that. Fasting is a very good method for that, this is what my experience tells me.

Vergänglichkeit

(16.04.12 – Tag 39) So lässt es sich aushalten. Das ist der Mainzer Strand am Rhein. War allerdings bereits vorgestern. Sabine und ich haben einen Spaziergang gemacht und eine kleine Pause eingelegt. Doch genau genommen halte ich es gar nicht lange aus, nichts zu tun. Ist eher selten. Gestern habe ich nicht geschrieben, weil ich getrauert habe. Ich kann nicht einmal ganz genau sagen warum, aber ich konnte einfach nichts Vernünftiges schreiben. Wenn man das Leben so klar sieht, sieht man auch den Tod, der notwendig zum Leben dazugehört. Die Vergänglichkeit des Seins, im alltäglichen Leben oft nicht mehr eine Plattitüde, bekommt beim Fasten eine tatsächliche Bedeutung. Man wird sich bewusst über den Tod. Vielleicht war ich deshalb traurig. Immerhin höre ich wieder Musik, das hilft.

Mortality

(April 16, 2012 – Day 39) Sitting at the river like that is tolerable. This is the beach of Mainz and the Rhine. This was before yesterday already. Sabine and I made a long walk and paused for a little while. But is it really tolerable? I actually hardly manage to do nothing, except for some minutes. It is rather rare that I just sit around. Yesterday I did not write anything into the diary, because I was mourning. I cannot even say why exactly it was so, but I just could not write down anything reasonable. When you see life so clearly you also see death, as it necessarily is part of life, even part of its definition. Mortality and the way of all flesh ... in everyday life it often is not more than a platitude, but while fasting it gets a real meaning. One becomes aware of death. Maybe this is why I was sad. At least I started listening to music again, that is helpful.

Tag 40

(17.04.12) Hier wieder ein Foto zum Vergleich. Diese Fastenkur tut richtig gut. Heute werde ich die Rollschuhe wieder hervorholen, es ist ein sonniger Tag. Ein paar Tage mache ich noch, dann kommt der schwierige Teil: Die Aufbau-Phase. Das Tagebuch werde ich bis zum Ende der Aufbauphase weiterführen, denn das richtige Essen nach dem Fasten gehört auf jeden Fall zur Gesamtdarstellung. Aber dazu später mehr. Heute möchte ich drei Leute erwähnen, die meinen Weg unterstützend begleiten. Da ist als erstes Sabine, die ich nun seit fast vierzehn Jahren kenne, und die mir eine Schwester ist, wie ich sie mir nur wünschen kann. Wir lernten uns an der Uni kennen, wo ich Arabisch unterrichtete. Dann ist da Gulamhusein in Connecticut/USA, den ich seit 2008 kenne. Wir sind seither in Kontakt und er ist ein besonderer Mensch. Er liest dieses Tagebuch sehr aufmerksam, spricht darüber mit anderen und schickt mir ermutigende Kommentare wie diesen, ich übersetze: „Auch, wenn du es nicht weißt: Deine Schriften, deine Kunst, deine Website – all das wird wahrgenommen und geschätzt und hat eine nützliche Wirkung auf die, die damit in Berührung kommen.“ Gulamhusein stammt aus Indien und ist Gandhi persönlich begegnet. Er schreibt Analysen über Nahostpolitik und islamische Angelegenheiten und hat einen Room auf Anis Online. Seine Website ist http://defyingsilence.blogspot.com. Schließlich mein Nachbar Boujemaa, von dem ich oben bereits geschrieben habe. Auch er liest diesen Blog von Beginn an und er lässt sich inspirieren. Gestern hat auch er zu fasten begonnen, allerdings auf die islamische Weise. Auch er sucht nach einem Ausgleich und einer Reinigung. Er sieht, wie gut mir die Sache tut, da wir uns alle paar Tage sehen, und er hat sich anstecken lassen. Es gibt auch Leute, die sich Sorgen um meine Gesundheit machen, weil sie das Fasten nicht kennen. Was, du hast seit 40 Tagen nichts gegessen? Das kann doch nicht gut sein. Doch, kann es.

Day 40

(April 17, 2012) Here is another photo for comparison. This fasting cure really does me well. Today I will take out the skaters again, it is a sunny day. I will do another couple of days, then it gets to the difficult part: the build-up phase. I will continue the diary until the build-up phase is over, because the right way of eating after fasting is by all means part of the overall picture. We will hear more about that soon. Today I would like to mention three people who accompany my action in a supporting way. Firstly, there is Sabine. By now I have known her for about fourteen years, and she is like a sister to me. I could not wish for a better one. We met at the University where I used to teach Arabic. – Then there is Gulamhusein in Connecticut/USA, and I know him since 2008. Ever since we have been in contact, and he is a special human being. He is reading this diary carefully, speaks about it to friends and sends me encouraging comments like this: "Though you may not know it, your writings, your art work, your website – all of them are being noticed and all of them are being appreciated and having a beneficial effect on all those who come in contact with them." Gulamhusein originally is from India and he even met Gandhi personally. He writes analyses about Middle East and Islamic affairs and has a room on Anis Online. His website is http://defyingsilence.blogspot.com. Finally, there is my neighbor Boujemaa about whom I already wrote in this diary. He, too, has been following this blog right from the start, and he gets inspired by it. Yesterday he began to fast as well, but in the Islamic way. He is looking for balance and purification, too. He sees how good fasting is for me, as we meet every couple of days, and now he joined in. There also are people who worry about my health condition, because they do not know fasting. What, you did not eat for 40 days? This cannot be good. Yes, it can.

Alex

(18.04.12 – Tag 41) Gestern Abend sah ich Alex Elsohn und einige Freunde im Büro des Datenschutzbeauftragten von Rheinland-Pfalz hier in Mainz. Alex war der Europa-Koordinator von Givat Haviva, einer israelischen Aufklärungs- und Friedensgruppe, mit der ich mehrere Male zusammengearbeitet habe. Sie sind die älteste ihrer Art in Israel und ich glaube, der Hauptgrund, warum diese Kooperation keine Eintagsfliege war, ist Alex. Wir hatten wohl so unsere politischen Kämpfe, oh ja, aber sein Verhalten ist bemerkenswert und ich habe inzwischen großen Respekt vor ihm. Letztes Jahr lud er mich ein, den Palästina-Express auf der Bundesgartenschau in Koblenz zu bringen. Das war ein Zeichen wirklichen Engagements und selten hat jemand die Gelegenheit, klare Worte über Palästina zu einer großen deutschen Öffentlichkeit zu sagen. Und es hat funktioniert. Es war eine wirklich erstaunliche Erfahrung. Zuvor hatten wir die Shalom-Salam-Tournee zusammen gemacht, 2004. Oh ja, und die Barenboim-Preisverleihung. Und 2004 machten wir noch eine Zwei-Personen-Podiumsdiskussion zusammen, wie ich mich dunkel erinnere. Jetzt hört Alex mit diesem Job auf und beginnt etwas Neues und wir saßen in kleiner Runde zusammen. Zuvor waren er und Friedel Grützmacher von Givat Haviva Deutschland bei Kurt Beck, dem Ministerpräsidenten von RLP. Beck ist ein großer Fan von Givat Haviva. Alles Gute, Alex, wir bleiben in Kontakt!

Alex

(April 18, 2012 – Day 41) Yesterday evening I saw Alex Elsohn and some friends in the office of the data protection representative of Rhineland-Palatinate here in Mainz. Alex used to be the representative of Givat Haviva Europe, an Israeli educational and peace group with whom I cooperated several times. They are the oldest of their kind in Israel, and I think the main reason why this cooperation worked for more than one time is Alex. We had our political fights, oh yes, but his behavior is remarkable, and by now I have a lot of respect for this man. Last year he invited me to do the Palestine Express in the Federal Garden Show in Koblenz. That was a sign of real commitment, and one rarely has the chance to say clear words about Palestine in a big German public. And it worked. It was a truly amazing experience. Before, we were in the Shalom Salam Tour together in 2004. Oh yes, and the Barenboim event. And in 2004 we also had a two-person panel together, I vaguely remember. Now Alex quits his job for another one, and we sat together in a small group. Before, he and Friedel Grützmacher from Givat Haviva Germany went to see Kurt Beck, the Prime Minister of RLP. Beck is a big fan of Givat Haviva. Cheers, Alex, we'll keep in touch!

Kein Hunger

(19.04.12 – Tag 42) Viele verwechseln Fasten mit Hungern, weil sie nicht wissen, dass der menschliche Körper auf den Fastenmodus umschalten kann. Fasten hat so viel mit Hungern zu tun wie Edelweiß mit Gemüse. Eine Fastenkur ist daher auch keine Hungerkur. 42 Tage hungern, das wäre schlimm. Wer diesen Unterschied nicht versteht, muss denken, dass langes Fasten großer Unfug ist. Man sieht jedoch an diesem Tagebuch, dass es hier um etwas anderes geht.

Meine Hosen passen mir wieder. Die enge Lederhose und ein paar andere, die ich seit Jahren im Schrank hatte, weil ich mich mit diesem Bauch nicht abfinden wollte. Ich war nie dick und will auch nicht so enden. Wenn es mir gelingt, die Ernährung ein wenig umzustellen und den Sport beizubehalten, ist da eine gute Chance, dass ich die jetzige Figur halten kann. Vorgestern habe ich eine lange Rollschuhfahrt gemacht, das bringt's.

No Hunger

(April 19, 2012 – Day 42) Many people confuse fasting with hungering, because they do not realize that the human body can switch to fasting mode. Fasting has as much to do with hungering as edelweiss has with vegetables. Thus a fasting cure is not a starvation diet. To hunger for 42 days would be terrible. Those, who do not understand the difference, must think that a long fast is big nonsense. Yet people can see from this diary that it is about something else.

I manage to get into my pants again. Into the tight leather trousers and some other pants I had kept in the cupboard for years as I did not accept the belly and waited for better times. I never used to be fat and have no intention of ending up fat. If I manage to change my diet just a little and to maintain sports, then there is a good chance for me to keep the current figure. Before yesterday I had a long skating tour, that was a move in the right direction.

Sünde

(20.04.12 – Tag 43) Wie das Bild zeigt, habe ich gesündigt. Natürlich darf man nach sechs Wochen des Fastens nicht auf nüchternen Magen eine Zigarette rauchen. Ich habe es getan. Außerdem habe ich eine Vitamintablette extra gegessen. Ich habe also so richtig über die Stränge geschlagen :-) Es gibt verschiedene Arten der Sünde, diese hier gehört nicht zu den schlimmen. Sie blieb auch folgenlos. Wenn ich so lange faste, kommt es schon mal vor, dass ich auf diese Weise Dampf ablasse. Eine Art Party. Jetzt kann ich mich auf die letzte Fastenwoche konzentrieren, die morgen beginnt. – Meine abendliche Suppe gestern schmeckte seltsam und ich habe mich gewundert. Es lag am Blumenkohlwasser, das ich von Boujemaa hatte, es war nach drei Tagen sauer geworden.

Heute ist Tag 43 und das ist Neuland. So tief in den Wald gelaufen bin ich noch nie. Neulich habe ich geträumt, in einer Günter-Grass-Lesung zu sitzen, aber ich habe nur mit einem DIN-A4-großen Tablet-Computer gespielt und gar nicht zugehört. Am Kiosk habe ich mir Brötchen, Snacks und Getränke gekauft, doch als der Kassierer 14 Euro von mir haben wollte, fiel mir ein, dass ich ja faste und gar nichts essen darf. Also habe ich die Bestellung storniert und weitergeschlafen. Das Bild ist übrigens in meiner Schnipsel-Technik gezeichnet, die ich manchmal verwende, um zu kaschieren, dass ich eigentlich nicht zeichnen kann.

Sin

(April 20, 2012 – Day 43) The picture shows how I sinned. Of course one is not allowed to smoke a cigarette on an empty stomach after six weeks of fasting. I did it. What is more, I took an extra vitamin pill. So I really kicked over the traces :-) There are different kinds of sin, this one at hand does not belong to the mean ones. It remained without effects, too. When I fast for so long it can happen that I let off some steam in this way. A kind of party. Now I can concentrate on the last fasting week which will start tomorrow. – My evening soup yesterday tasted strange and I wondered why. It was due to the cauliflower water I got from Boujemaa, it had gone sour after three days.

Today is day 43, and this is virgin land. I have never before walked so deep into the forest. The other day I dreamed that I was in a Günter Grass reading but I only sat there playing on a tablet computer and was not listening. From the kiosk I bought myself sandwiches, snacks and beverages, but when the salesman wanted 14 euros from me I realized that I was fasting and that I was not supposed to eat. So I canceled the order und slept on. The picture, by the way, is drawn in my snippet technique. I sometimes use it to hush up that I basically cannot draw.

Perspektive

(21.04.12 – Tag 44) Das Fasten ist jetzt so sehr zu einer Routine geworden, dass ich kaum noch darüber nachdenke. Ich habe sogar ein wenig Angst davor, wieder mit dem Essen zu beginnen, weil mein Rhythmus sich dadurch wieder stark ändern wird. Es geht mir gut, mir fehlt eigentlich nichts. Bevor ich mit der Kur angefangen habe, fühlte ich mich ungefähr so wie auf dem Bild zu sehen. Wie ein zugemauerter Notausgang. Heute fühle ich mich frei und rein und stark.

Viele Leute können das nicht glauben, weil wir in einer Konsumgesellschaft leben. Konsumieren und Wegschmeißen gehört zu unserer Form des Kapitalismus einfach dazu und wir werden so erzogen, dass wir Zeug in uns hineinfressen und uns Mist im Fernsehen ankucken. Das heißt allerdings nicht, dass das die beste Wahl ist. Es heißt nur, dass es den Konzernen etc. am besten gefällt. Manchmal sollte man schon über den Tellerrand schauen und sich auch überzeugen lassen, wenn man etwas überzeugend findet. Ansonsten sind wir wieder bei dem Foto rechts.

44 Tage ohne Essen und ohne Beschwerden. In meinem Alltag habe ich mit einigen darüber gesprochen. Einige sagen, dass sie es auch schon probiert haben oder noch wollen, wenn auch nicht so lange. Andere sagen, dass sie die Willensstärke nicht haben, es aber bewundern. Wieder andere können mit der ganzen Sache einfach nichts anfangen. Sie verstehen die Bedeutung des Fastens nicht, sehen keinen möglichen Sinn. (Diese Leute tun mir leid.) Schließlich gibt es solche, die Fasten ablehnen und Praktizierende ebenso. Es sind zumeist Leute aus Gruppe drei (die nicht verstehen), die sich gleichzeitig gern über andere stellen und für jeden gute Ratschläge haben.

Perspective

(April 21, 2012 – Day 44) Fasting has now become such a routine that I hardly think about it anymore. I even feel a little afraid when I think about resuming to eat because my rythm will alter again, in a significant way. I am feeling well now, and I don't miss anything really. Before I started with the cure I felt somewhat like on the photo here. Like a bricked up emergency exit. Today I feel free and pure and strong.

There are many people who cannot believe that because we are living in a consumer society. Consuming things and throwing them away is part of our form of capitalism, and we are brought up in a way that suggests gorging stuff and watching crap on TV. However, this does not mean that it is the best choice. It only means that corporations etc. like to see us behave this way. Sometimes it is useful to look beyond one's own nose and to get convinced when there is something convincing around. Otherwise we are back with the photo on the right.

44 days without food and without problems. In my everyday life I have talked about this with several people. Some say they tried it themselves or would like to, even if not for such a long spell of time. Others say they lack the willpower, but basically admire it. Again others cannot relate to the issue, at all. They do not understand the significance of fasting and cannot detect any possibly sense in it. (Those people I feel sorry for.) Finally there are such who reject the idea of fasting as well as those who practise it. They usually are people from group three (those who do not understand) who additionally enjoy putting themselves above others and who run around giving sound advice to everybody.



(22.04.12 – Tag 45)



(April 22, 2012 – Day 45)

Leichtgewicht

(23.04.12 – Tag 46) Nur noch fünf Tage. Am Samstag werde ich wieder essen. Was für eine lange Reise! Gestern waren Sabine und ich im Naturschutzgebiet. Erst eine kleine Radtour, um hinzukommen, dann ein Spaziergang. In meine Lederhose passe ich schon seit Tagen wieder, ist ein tolles Gefühl. Da sind auch andere Hosen, in die ich wieder passe, während die, die ich in den letzten Monaten getragen habe, jetzt die „Elefantenhosen“ heißen und aussortiert sind. Ich möchte diese Figur auf jeden Fall halten, daher wird Zucker eingeschränkt werden, Alkohol und einige Snacks. Außerdem soll der Sport bleiben. Die abendliche Suppe war gestern besonders köstlich, weil ich Spargel- und Kartoffelwasser darin hatte sowie eine große Knoblauchzehe. Oh Mann, war das gut. Zum Glück werde ich die Spargel- und Schollen-Saison nicht verpassen. Im Gegenteil, ich werde es genießen wie nie zuvor. Hier in Mainz bekommt man ein Kilo guten Spargel für 3, manchmal sogar für 2 Euro. Was für ein Festschmaus, mit Kartoffeln und Sauce Hollandaise!

Lightweight

(April 23, 2012 – Day 46) Five days to go. On Saturday I will resume eating. What a long journey! Yesterday, Sabine and I went to the local nature reserve. First we made a little bicycle trip to get there, then a walk. My leather pants have been fitting again for days now, it is a great feeling. There are other pants, too, that fit again, while those I wore in the past months are now called "elephant trousers", and I discarded them. I want to keep this shape by all means, therefore sugar will get strictly limited, alcohol and some snacks. And sports shall remain an issue. The evening soup yesterday was especially delicious, because I added asparagus and potatoe water as well as a big garlic clove. Man, that was good. Luckily, I will not miss the asparagus and plaice season. On the contrary, I will enjoy it like never before. Here in Mainz you can get a kilo of good asparagus for 3, sometimes for 2 euros. What a feast, with potatoes and hollandaise sauce!

Angst

(24.04.12 – Tag 47) Ich weiß nicht, was das ist, aber mir ist seit einigen Tagen so schwindelig. Ich werde ohnmächtig und habe schwere Kopfschmerzen und manchmal sogar Nasenbluten. Eigentlich wollte ich zum Arzt gehen, aber ich schaffe es nicht mehr aus dem Haus, kann kaum noch stehen. Dann rast mein Herz wieder wie wild. Vielleicht habe ich mich doch etwas übernommen. Ich dachte, alles wäre unter Kontrolle. Was soll ich jetzt nur machen? Hoffentlich komme ich da überhaupt wieder raus. Das war irgendwie doch eine dumme Idee mit dem Fasten. Ich hätte nie gedacht, dass es solche heftigen Komplikationen geben könnte. Oh, hätte ich bloß auf die Leute gehört!

Ja, das hättet ihr wohl gerne! Vergesst es. Mir geht es super. Ich arbeite ganz normal und habe keine Beschwerden. Kürzlich ist dieses Bild hier fertig geworden, es basiert auf einem Druck, den Sabine gemacht hat (der waben-artige orangene Teil).

Fear

(April 24, 2012 – Day 47) I don't know what this is, but I have been feeling kind of dizzy for some days now. I pass out and have strong headaches, sometimes my nose starts bleeding. My first thought was that I should see the doctor, but I don't make it to leave the house anymore and can hardly stand on my own two feet. Then my heart starts beating like mad. Maybe it was a bit too much for me, after all. I thought everything was under control. What can I do now? I only hope that I can get out of all this, at all. What a silly idea all this fasting was! Who could have guessed that there can be such heavy complications? Oh, if I just listened to what people had told me!

Oh yes, of course, that's what you would like to see! Forget it! I am just fine. I work all normal and have no pain whatsoever. Recently, this picture was finished, its basis is a print Sabine made. (The comb-like orange pattern.)

Schach

(25.04.12 – Tag 48) In den letzten Tagen habe ich viel gezeichnet. Meistens wieder Remake-Miniaturen. Hier sieht man eines, das mir besonders gefällt. Es heißt „Chess“, also „Schach“. Habe ich früher viel gespielt, im Verein. Diese letzten Tage sind schwieriger als die zuvor, weil ich das Fastenende jetzt klar vor Augen habe und mein Körper sich langsam nach Essen sehnt. Wahrscheinlich der Geist noch mehr. Meine Selbstdisziplin funktioniert aber noch, obwohl ich nicht einmal eine Kontrolle habe. Niemand schaut darauf, was ich mache. Außer diesem Tagebuch. In der Gruppe ist es im Prinzip leichter und auch, wenn man außerhalb des Alltags fastet. Dies war hier nicht der Fall (oh, ich spreche schon in der Vergangenheitsform). Ich habe viel gearbeitet, auch am Rechner.

Chess

(April 25, 2012 – Day 48) In the past days I have painted a lot. Mostly remake miniatures again. Here you can see one I am especially fond of. It is called "Chess". I used to play a lot of chess when I was still in school, I even played in a club. These last days are more difficult than the others because the end of the fast is so close now, and my body starts craving for food. Or probably my mind, rather. Yet, self-discipline is working well, although I do not even have anyone to control the fast. Nobody is watching what I am doing. Except for this diary. In principle, fasting is easier in a group, and it is also easier when you fast outside your usual routine. This was not the case here (oh, I already speak in the past tense). I worked a lot, also at the computer.

Galerie

(26.04.12 – Tag 49) Zwanzig Bilder sind während der Fastenkur fertig geworden. Hier sieht man sie auf einen Blick. Die Details findet man nach dem Klicken auf das Bild in der Gesamtliste (ab Nr. 160). Für heute habe ich mir eine Rezension vorgenommen, über Werner Rufs neues Buch: „Der Islam – Schrecken des Abendlands. Wie sich der Westen sein Feindbild konstruiert“ (der PapyRossa-Verlag hat mir gestern ein Rezensionsexemplar geschickt). Außerdem werde ich neue Saiten auf meine Gitarre spannen. In Gedanken bin ich aber schon beim Samstag, das gebe ich zu.


Gestern Mittag hatte ich ein gutes Gespräch mit Herrn Vicente, dem Beauftragten der Landesregierung für Migration und Integration. Wir sprachen über meine Bücher Islam für Kids und Die Dichter und darüber, wie man damit Aufklärungarbeit machen kann.

Gallery

(April 26, 2012 – Day 49) Twenty pictures were finished during the fasting cure. Here you can see them altogether. When you click on the picture you can see the details in the list of all pictures (beginning with # 160). For today I have a (German) review on my list, Werner Ruf's new book: "Islam – Horror of the Occident. How the West is designing its enemy" (the PapyRossa Publishing House sent me a reviewer's copy yesterday). Also, I will put new strings on my guitar. In my mind I am already with Saturday, I admit that.


Yesterday at noon I had a good talk with Herr Vicente, Deputy of the Federal State Government for Migration and Integration. We talked about my books Islam für Kids and Die Dichter and about ways to use them for educational work.

Tag 50

(27.04.12) Heute ist der letzte Fastentag. Oben wieder ein Bild zum Vergleich mit den Tagen 20, 30 und 40. 50 Tage lang habe ich mit der Buchinger-Methode gefastet, mit einem halben Liter Saft am Tag, einem Löffel Honig, einem Löffel Gemüsebrühe, einer Vitamintablette, etwas Basica und einer Knoblauchzehe. Ansonsten gab es nur Wasser, Pfefferminztee und ab und zu ein Kaugummi. Ich hatte keinerlei Beschwerden und fühle mich auch jetzt nicht schwach.

Day 50

(April 26, 2012) Today is the last day of fasting. Above, there is another pic for comparison with days 20, 30 and 40. For 50 days I have been fasting the Buchinger way, with half a liter of juices per day, a spoonful of honey, a spoonful of vegetable yeast broth, a vitamin pill, some basica and a clove of garlic. Apart from that there was only water, peppermint tea and a chewing gum here and there. I had no complaints whatsoever and do not feel weak now, either.

(28.04.12 – Aufbautag 1) Heute ist der erste richtig heiße Tag des Jahres. Ich bin schon seit sieben Uhr auf und habe nicht viel geschlafen. Zum einen wegen der Zucchini, aber auch, weil ich wieder an einem neuen Stück arbeite. Das hält mich beschäftigt. Ich habe das Fasten heute Morgen mit einer in Scheiben geschnittenen Zucchini gebrochen, mit Knoblauch in einer Tomatensuppe (nicht mit dem Klassiker, dem Apfel) und habe Suppengrün gekauft für die Abendsuppe. Ich habe auch etwas Hüttenkäse besorgt und Birnen. Kein Brot oder Fett oder Fleisch oder Fisch in den nächsten Tagen! Kein Zucker. Ein neues Abenteuer beginnt, denn ich entdecke all meine Lieblings-Geschmacksrichtungen wieder und fühle mich befreit – erneut. Ich muss jetzt super-vorsichtig sein. Es ist verlockend zu essen und zu essen, daher halte ich mich an geplante Rationen. Ich habe ein sehr nettes Feedback von meinem Nachbarn Boujemaa Mouatassim bekommen, das ich hier als PDF verlinkt habe.

(April 28, 2012 – Build-up Day 1) Today is the first real hot day of the year. I've been up since 7 a.m. and did not sleep much. Because of the zucchini, for one thing, but also because I am working on another piece. That keeps me busy. I broke my fast with zucchini slices in garlic tomato soup this morning (not with the classic, the apple) and bought greens for the evening soup. I also got some cottage cheese and pears. No bread or fat or meat or fish in the next couple of days! No sugar. A new adventure starts now because I rediscover all my favorite tastes and feel liberated – again. I have to be completely careful now. It is tempting to eat and eat, so I stick to planned rations. I received a very sweet feedback from my neighbor Boujemaa Mouatassim which I attach here in PDF form (for English see below in the PDF).

(29.04.12 – Aufbautag 2) Der Trick ist, in den ersten Aufbautagen die Ernährungsabläufe im Prinzip beizubehalten, nur zu erweitern. Ich mache mir also immer noch mein Süppchen, nur schneide ich Gemüse hinein. Es ist so ähnlich, als wollte man ein Flugzeug landen. Das Gefühl des Piloten stelle ich mir so vor. Bloß keine Bruchlandung riskieren! Zwar bin ich nach wenigen Bissen satt, doch kommt der Hunger gleich wieder. Wenn ich dem einfach nachgeben würde, kann es ziemlichen Ärger mit dem Magen und der Verdauung geben. Auf das Spazierengehen habe ich vorläufig verzichtet, weil ich intensiv an einem Text arbeite und auch, weil mein Körper für zwei bis drei Tage keine Anstrengungen wünscht. Der Geist indes ist rege. Andauerndes Hochgefühl.

(April 29, 2012 – Build-up Day 2) The trick is to retain the nutrition routines during the first build-up days in princple and only to expand them. So I still prepare my soup, I just cut some vegetables into it. It is a bit like landing an airplane. This is how I imagine a pilot feels. Don't risk a crash landing! After eating but a few chunks I am full, but hunger is returning quickly every time. If I just let myself go, this could have very bad effects on the stomach and digestive system. I skipped the long walks for the time being because I am intensely working on an edition, and also because my body wishes no efforts for the next two or three days. The mind, however, is brisk. Continuous elation.

(03.05.12 – Aufbautag 6) Ich habe mich automatisch auf das Essen konzentriert, also die Kehrseite des Fastens. Aber ist es das wirklich? Denn jetzt hat die Erfahrung mir eine alternative Antithese gezeigt: die Erfüllung meiner Suche nach einer neuen Richtung. Bill Bhaneja in Kanada hat mir heute erzählt, dass er von dem Philosophen Sri Sathya Sai Baba gelernt hat, dass „die echte Bedeutung von 'Fasten' das 'Fest-Halten' während des Fastens ist, und zwar das Festhalten an dem spirituellen Wunsch, wegen dem man sich für das Fasten entschieden hat.“ Vielen Dank dafür, Bill!

Damit ist das Fasten vollständig, bis auf die Sache mit dem Essen, und hier komme ich zurück auf die eingangs erwähnte Dichotomie. Die Aufbautage dauern an und ich habe zum Beispiel noch kein Fleisch oder Fett zu mir genommen. Ich halte mich an Gemüse und leichten Käse, hatte auch schon mein erstes Brot. Vor zwei Tagen gab es ein leichtes Magenproblem, weil ich zu viel gegessen hatte, aber das hielt nur eine halbe Stunde an. Ich erwähne das nur, damit ich auch etwas zugeben kann. Aber es war eigentlich nichts. In etwa zehn Tagen esse ich wieder normal.

(May 3, 2012 – Build-up Day 6) My focus automatically was: eat, i.e. the complementary bit of the fast. Or is it? Because now experience showed me an alternative anti-thesis: the fulfilment of my quest to find a new direction. Bill Bhaneja in Canada today told me that he learned from the philosopher Sri Sathya Sai Baba that "the real meaning of 'fast' is to 'hold fast' during the fasting days to the spiritual wish that one has chosen to fast for." Thanks for that, Bill!

The fast is thus complete, only the eating bit is not, and now I come back to the dichotomies mentioned in the beginning. I am not through with building up physically and have not eaten meat or fat stuff, for example. I stick to vegetables and light cheese, had my first bread also. Two days ago, I had slight problems with my stomach, because I ate too much, but it was only for half an hour. I only mention it to have something to admit. But it's nothing, really. I will eat fully in about ten days.

(22.11.12) Anfang Juni bis Anfang Oktober schrieb ich THE FLOOD, eine Rock-Oper in 30 Songs (80 Minuten), die am 1. Februar mit Band im Studio aufgenommen wird. Rückblickend betrachtet bringe ich auch THE FLOOD in direkten Zusammenhang mit dem Fasten. Der erste Song heißt „Hold on Fast“ ...

Was mir allerdings nicht gelungen ist, ist das Gewicht zu halten. So gehöre ich nun doch zu den Menschen, die Gewichtsprobleme haben, das ist bitter. Das Fasten hat es nur verzögern können. Tja, man kann nicht alles haben ... (Ende)

PS: Von August bis Oktober 2014 habe ich ein weiteres Mal lange gefastet, sechs Wochen. Es wird jedes Mal besser.

31.03.2015: Am 11. März habe ich eine dreiwöchige Fastenkur beendet. Schließlich habe ich die Gewichtsprobleme in den Griff gekriegt, da ich jetzt regelmäßiger faste, manchmal nur für ein paar Tage. Wie sich später herausgestellt hat, war das Komponieren und Aufnehmen von THE FLOOD die eigentliche Erfüllung dess 50-Tage-Fastens 2012.

(Nov. 22, 2012) From early June until early October I wrote THE FLOOD, a rock opera in 30 songs (80 minutes) and will record it with a band in the studio Feb. 1st. In retrospective, I detect a direct context of THE FLOOD and the fasting. The first song is called "Hold on Fast" ...

But there is one thing that I really didn't manage to do: keeping the weight. So now I do belong to the people, who have weight problems, that's bitter. Fasting only delayed it. Well, you can't have everything ... (The End)

PS: From August to October 2014 I had another long fast, six weeks. It gets better every time.

March 31, 2015: On March 11 I ended another three-week fasting cure. I finally overcame the weight problems as I fast more regularly now, sometimes for only a couple of days. It turned out that composing and recording THE FLOOD was the real fulfilment of my 50-day fast in 2012.

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